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Nr. io.
(Dienstag«)
Berlinische
m oder -i
Zeitung für gebildete, un
(den rgten Januar.)
befangene Leser.
Das anatomische Cabinet ,dcS Hrn. Geh. Raths Walter.
Ob wir gleich die Nachricht, daß der König das berühm
te Walrersche Cabrnel gesaust, schon in unserm vorletzten
Blatte bekannt gemacht habe»; so ift doch die Art und
Weise, wie er um diesen Ankauf ersucht worden ist, und
wie er ihn bewilligt hat, ohne Zweifel interessant für je
den Preußen, der sein Vaterland, und für jeden Men,
schen, der die Wissenschaften liebt.
Schreiben des Herrn General-Chirurgus
Goercke an den König.
Allcrdurchlauchkigster >c.
Der erste Professor der Anatomie und Physik keim Collegia
medico-chliurgico, Johann Kottlieb Walter/ hat eine nedkrhcht
seines großen anatoimschiti CabinetS drucken lassen, und es sämmr-
lichen Machten und Akademie;» zum Verkauf angeboten. Wie ich
non ihm selbst erfahren, so hak er a»ch Ewr. Königlichen Malest it
ein- gedruckte Uebersicht seines CabinetS allerunterthänigst zu Fuße»
gelegt, und Allerhöchstdenensclben, als seinem gnadigcn Souverain,
de» Ankauf des CabinetS anheimgestellt.
Auf meiner »i.dicinisch- chirurgischen Reise habe ich die sämmt
lichen anatomischen CabinetS in Deutschland, Italien» Frankreich,
Holland, England und Schottland genau gesehen; sie stehen aber
dem Walterschen, sowohl in Ansehung der Vielheit, als der Güte
»er Stücke, bei weitem nach, und ich muh aufrichtig gestehen, dag
das Walterfche jetzt dar einzige in feiner Art ist, und daß die Me
dicin und Chirurgie in Ewr. König!. Majestät Landen einen uner
setzlichen Verlust erleiden würden, wenn er dasselbe ins Ausland »er
kaufen' sollte.
Acckter Patriotismus hat mich angetrieben, dies E>»r. König
liche» Majestät allerunterthänigst vorzustellen; und eben dieser, ver
bunden mit der mir alS General-StabS - ChirurguS obliegende»
Psticht, zur Vervollkommnung der Militair-Chirurgie beizutragen,
liegt bei mir zum Grunde, wenn ich Ew. König!. Majestät jetzt
allerunterthänigst bitte-
den Ankauf des Walterschen CabinetS zum Besten Allerhöchst,
dero Lande wo möglich veranstalten zu lassen.
Der >c. Walter hat die Gründe, warum er sei» Cabinet vrräu»
ß.rn will, in der Annonce seiner gegebenen Uebersicht angeführt.
Den Nutzen, der er ln seinem Posten gestiftet, wird Niemand ver-
kennen, und ich bi», dieS zu sagen, ihm um so mehr schuldig, alS
er bei dem Honorare, welches ihm für die Admittirung der Eleve»
der chirurgischen Pepiniere zu seinen Vorlesungen ausgeworfen Wör
den, nur karg gestellt, und ihm, als Ew. Königliche Majestät auf
des General-Lieutenants von Gensau und meine Vorstellung de«
übrige» Professoren eine Zulage l» dem Honorare mittelst gnädig
ste» CabinetS-Schreibens vom Ihken Novemler 1798 gestattete»,
die vorgeschlagene Erhöhung seines Honorars von Aüerhöchstdenea-
selbcn nicht bewilligt worden ist.
Dessen ungeachtet hat der ic. Walter reitber allen mögliche«
Steiß angewendet, die ihm zugeschickten Eleven der Pepiniere ln de»
von ihm gelesenen Wissenschaften zu unterrichten; und diese für
Ewr. Königl. Majestät Armee und sämmtliche Lande nützliche An
stalt würde durch den Verlust des unvergleichlichen instruktiven Ca
binetS sehr verlieren. In tiefster Ehrfurcht ersterbe ich
Ewr. Königl. Majestät -c.
Berlin, Goercke.
den 16. Dec. itzor.