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Gesicht verziehen, wenn sie etwa einmal eine Neben
rolle spielen sollen, und bei der Zumuthung, gar eine
stumme Rolle zu übernehmen, dem Dirckteur wohl so
gleich das Engagement aufsagen würden!
Jfflands edler Kunstgcist beseelt aber auch alle die
vorzüglichen Mitglieder der Berliner Bühne. Es ist kein
geringes Vergnügen, z. B. in den Hussiten, zu sehen,
wie Madame Unzelmann, Madam« Schick, Madame
Fleck, Mlle. Döbbelin, kurz, alle die Sterne an dem Ber
liner dramatische» Horizont, sich beeifern, die Dolkssce-
»en zu beleben; wie sie — nicht etwa da stechen und ei
nen Platz ausfüllen, sondern — immer und j?den Augen
blick mitspielen, und da« Gemählde der leidenden
Mütter zu dem höchsten Grade der Täuschung erheben.
Wir würden sagen: das Publikum und der Dichter seyen
ihnen großen Dank schuldig; wenn wir nicht überzeugt
waren, daß sie in dem Bewußtseyn, zur Vervollkomm
nung der Kunst beizutragen, ihren schönsten Lohn finden,
Notizen.
Wohl nicht ganz mit Unrecht ist man in Paris ge
gen die Englischen Zeitungsschreiber erbittert. Anekdoten,
wie folgende, die das Blatt: The times, erzählt, sollten
strengerer Prüfung unterworfen werden, ehe man sie
für zuverlässig ausgäbe.
Ein Mitglied des Tribunats, welches zugleich Lehrer
des Rechts ist, und ein Buch über die Moralphilosophie
geschrieben hat, sprach neulich in: Gesellschaft billigend
davon, daß jetzt äoosoo« im Gebrauch wären, in wel
che» der Eingekerkerte weder sitzen, noch liegen, noch
aufrecht stehen könne, und welche daher jeden Widerspan-
sngen in 24 Stunden auf andere Gedanken brächten. Cr
wunderte sich, als er bemerkte, daß man ihn mit Unwil
len anhörte. Einer aus der Gesellschaft, der, zur Ehre
der Menschheit, seinen Worten keinen Glauben beimaß,
erkundigte sich näher bei einem Beamten, und erfuhr —
der Herr Tribun habe allerdings die Wahrheit gesagt.
In den Englischen Theatern ist, nach Aussage eiues
Augenzeugen, die Sittlichkeit nicht zu Hause. „Das Er
ste, was ein Fremder bemerkt, ist die Stille in allen
Theilen des Hause«, die man sieht, und der Lärm in
allen denen, die man nicht sieht. Ohne den Anstand
zu beleidigen, kann man dem Leser keinen Begriff davon
machen. Trunkenheit auf einer, Liederlichkeit auf der an
dern Seite. Selten geht ein Abend hin ohne Zank und
Schlägerei. Ich habe dergleichen zwischen wohlgekleidc-
ten Herren und vor Frauenzimmern, die achkungswerth
schienen, mit angesehen; und Niemand nahmAnstoß daran."
Ein Officier, Nahmens Elifford, hat, während der
letzten Campagne, ein beschreibendes Gedicht über Aegyp
ten geliefert. Es ist unter dem Geräusche der Waffen,
im engen Zelt, auf heißem Sande, geschrieben, und be
darf also Nachsicht. Doch hat cs vielleicht muh gerade
diesem Umstande, seine gute Aufnahme zu verdanken. E»
ist in drei Gesängen, in gereimten Jamben, die zuweilen
ein wenig prosaisch klingen und ei» wenig fehlerhaft ge
reimt sind. Doch Eleganz und Harmonie kann man dem
Ganzen nicht absprechen.
Don den Versuche» über die Gothische Architektur,
von Warton, Ventham, Grose und Milncr, mit zwölf
Kupferstichen von alten Monumenten, ist bereits die
zweite Ausgabe erschienen. Kein Wunder; denn dar
Werk ist in seiner Art vortrefflich. Jetzt ist noch hin
zugekommen: eine Ansicht vom Innern der Kathedral,
kirche, von Durham, und eine vom Innern der Westmin-
ster - Abtei. ______
„ Weibliche Heldinnen, oder interessante Anekdoten
von dem heldenmükhigen Benehmen der Weiber während
der Französischen Revolution," sind in Englischer Spra
che erschienen. Die Idee einer solchen Sammlung ist
allerdings anziehend. Die Gegenstände sind z. B. Mut
terliebe, Gattinliebe, kindliche Liebe, Geschwisterliche,
Opfer der Liebe u. s. w. An der Spitze dieser Heldinnen
stehen: die Königin, die Prinzessinnen Elisabeth, Lam-
balle, Monaco, und die Herzogin von Orleans.
In England ist eine sehr gute metrische Uebersetzung
vom Kleists Frühling erschienen. Dem angehängt ist
Gcßners erster Schiffer, und Gray's Elegie auf einem
Dorfkirchhof. Oer Verfasser unterzeichnet sich ->ll —
Coriolan, ein Trauerspiel vom Verfasser des Re
gulus, ist mit großem Pomp auf das Wiener Hofthcater
gebracht worden, und hat an Dekorationen und Kleidun
gen gegen 4000 Fl. gekostet. Dennoch erhielt das Stück
nicht den allgemeinen Beifall, dessen sich Regulus zu er,
freuen hatte. — Jetzt werden die Hu ssiten vor
Naumburg einstudiert, zu welchen Salieri sämmlli-
liche Chöre komponirt hat. Die Censur ist sehr säuberlich
damit umgegangen, und nur in der Rede des Herol
des ist einiges gestrichen worden.
An der Spitze des Polnischen Nationalthcaters in
Warschau steht ein Mann von großen Talenten, Herr
von Dogoslawski, der seit zwanzig Jahren mit unge-
thcilrcm Beifall die ersten Rollen spielt, auch selbst Thea
terdichter ist, und aus den meisten lebenden Sprachen
mir Glück übersetzt.