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Sserjle und Rechtsgelehrte bejahen die«, und so wird, zur
großen Freude de« Mannes, die Frau ebenfalls freige
sprochen, u. s. w.
Auch Friedrich ben Großen hat man gewagt, zum
Gegenstand eine« schlechten Drama zu machen, das mehre
re bekannte Anekdoten au« dem Leben desselben enthält. Pi-
notti, der den unsterblichen König vorstellte, hatte das Co,
stüme erträglich nachgeahmt. Daß aber bei derTafcl, wo
der König mitOuintu» und einigen Andern spcisete, Offieie-
re mit Orden Lakaiendienste thaten, war unverzeihlich.
Die sehr gut gegebene Vorstellung der Oper von
Metastafio: DaOIewenaa di Tito hat in mir den Wunsch
erregt, daß man mehrere Stücke dieses ersten der Opern-
dichler mit den nöthigen Veränderungen recitiren möchte.
Sie würden weit bessern Genuß gewähren, als so man
ches schale Drama.
Ein neues Schauspiel, la Gerusalcmme liberata osia
Armida e RinalJo tyat große Wirkung. Dieser, schon
mehrere Male al» Oper behandelte, Gegenstand wäre ei
ner bessern Bearbeitung werth, als die ist, von der ich
hier rede. Der Dichter halte aber den glücklichen Ein
fall gehabt, die Worte de« Taffo so viel al» möglich bei,
zubehalten, und dadurch seinem Stücke einen guten Er
folg vergewissert. Ein Italiänisches Publikum hört im,
mer mit Vergnügen die Stanzen diese« divino poeta
hersagen, wäre es auch von einem Bänkelsänger. Vor
züglich machte die Erzählung von der Taufe und dem
Tode der Clorinde (wörtlich nach der-66 bis 69 Stanze
des zwölften Gesang«) einen unbeschreiblichen Eindruck.
Diese herrlich« Stelle ward von Zanoni, al« Rinaldv,
ungemein schön deklamirt.
Ein während de« Carnevals gegebenes neues Lust
spiel, von welchem ie Unternehmer sich viel versprochen
hatten, nahm man sehr ungünstig ans. Es heißt I'Impr-.
«ario dolle Lmirne '). Ein Türkischer Kaufmann von
Smirna sicht in Dnedig die Opern, und beschließt, ein«
Gesellschaft Operisten nach seinem Wohnort zu führen.
Ein Graf ist ihm zur Ausführung seines Vorhaben« be-
hülflich, und ein Mäckler erhält den Auftrag, alles zu
besorge». E« werden viele Sänger und Sängerinnen,
die sich zu Mitgliedern dieser für den Orient bestimmten
Truppe anbieten, dem Türken vorgestellt, und die Unter
handlungen gepsiogcn. Dies giebt «ine schickliche Gele
genheit, die Eitelkeit, den Neid, die Süffisance, die Zu
dringlichkeit der Operisten, und so manche andre Fehler,
die man ihnen vorzuwerfen pflegt, bitter zu rügen. Mit
vieler Mühe, von Seiten de« Unternehmers, werden die
“) Volten! l>»t eben bltfeS Sujet bearbeitet. M. (. feine Me
in»'«». tinmci't, f. Herau-g,
Engagements gemacht, und der folgende Morgen wird
zur Anreise bestimmt. Ehe aber dieser erscheint, hat »er
arme Impresario so viel Ueberlauf und so mancherlei
Verdruß von den Mitgliedern der Gesellschaft, daß er
seinen Einfall verwünscht. Er weiß sich nicht ander« zu
retten, als durch eine schleunige Flucht, welche der günstige
Wind möglich macht. Am folgenden Morgen stellt sich da«
Personale der Oper im Gasthvf ein, die mehresten in Be,
gleitung ihrer Verwandten und ihrer Hausthiere. Aber
hilf Himmel! welch ein Donnerschlag, al« man erfährt,
daß der Türke schon die Nacht vorher von Venedig abge
segelt ist! Allgemeine Verwirrung. — Neue Scenen berei
ten sich. — Don dem Ausgang kann ich Ihnen nicht« sa
gen; denn hier nahm das Zischen, Pfeifen, Lärmen so über,
Hand, daß der Vorhang heruntergelassen werden'mußke.
Viele Zuschauer, denen da« Stück Vergnügen gemacht
hatte, waren mit dem Betragen ihrer Nachbaren sehr un
zufrieden, und man glaubte, daß nur Kabale von Seiten
der Opernsänger so unziemeude Aeußerungen der Mißbil,
ligung veranlaßt haben könnte. Ich will hierüber nicht
entscheiden, glaube aber, daß dies Lustspiel wohl ein beffe-
res Schicksal verdient hätte. Wenn gleich manche» mit zu
grellen Farben gemahlt seyn mochte, so dürfte doch die
Schilderung im Ganzen sehr treffend seyn- Einige Schau
spieler übertrieben freilich, besonders Santi, der aus dem
Poeten eine unleidliche Karrikatur machte.
Die Vorstellungen in den Fasten, welche mit der Zaire
von Voltaire ansingen, endigten mit einem ringedruckten
Schauspiel: il Premio della rosa»). Da« Stück spielt in
Deutschland, und hat manche recht komische Situationen;
besonder« viel Vergnügen machte Pinotti, al« ein launi
ger Alter, der Lieferant bei einer Armee gewesen, und so
reich geworden war, daß er, wie er sagte, gut essen konn
te, weil er andern schlecht zu essen gegeben hatte. Ma
dame la Bruna hatte die« Stück gewählt, um ihre thea
tralische Laufbahn glänzend zu beschließen; denn sie verläßt
zum Bedauern de» Publikum« die Bühne für immer. Ihre
Wahl war nicht ganz glücklich gewesen. Naive Rollen —
eine solche machte sie hier als Rosenmädchen — gelangen
ihr am wenigsten. Ueberdie« halte der Dichter den Cha
rakter sehr verfehlt. — Indem ich die« schließe, erfahreich,
daß wir auch Pinotti, der nach Rom gehl, nicht mehr
hier sehen sollen. E« wird schwer sey», ihn ,u ersetzen.
Herr und Madame Santi sind bereits nach Palermo ab
gereist, und so hat die Gesellschaft ihre besten Mitglieder,
Zanvni ausgenommen, verloren. In die Stelle der Abge
gangenen erwartet man au» Palermo andre Schauspieler.
Gleich nach Ostern wird die Bühne wieder eröffnet.
•) Die alle Oper: Da« «»lensest. d. Herau-g.