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Volume Nr. 106, (Dienstags, den 5ten Julius.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

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ren bisher nur geschrieben, und oft der Willkür unter« 
werfen; jetzt sollen sie gedruckt und unveränderlich 
seyn. Bi« nun aber alle« diese« geschehen, sollen die 
Dauern unweigerlich ihre Pflichten wie. bisher leisten. 
Wenn derCommitte (wieich nicht zweifle) von der außer, 
ordentlichen Wichtigkeit de« ihm ertheilten Auftrags durch 
drungen ist; wenn er fühlt (wie ich nicht zweifle) daß er 
sich über die mancherlei engen Verhältnisse der Gegen 
wart hinwegsetzen, und für eine Nachwelt arbeiten 
muß, die ihn einst segnen oder ihm fluchen wird; so haben 
wir gewiß recht bald einen Lichtstrahl zu erwarten, der 
herrlich von unsers geliebten Alexander« Throne ausgehe», 
und mehr noch wärmen als leuchten wird. 
Patriotisches Geschenk an das evangelisch-lutherische 
Gymnasium zu Leutschau in der Grafschaft Zips. 
Ein unbekannter Wohlthäter erkaufte kürzlich den 
ganzen schönen Apparat physikalischer und mathematischer 
Instrumente de« seligen Barons Cord ons, und schenkte 
ihn dem gedachten Gymnasium, bloß unter der Be 
dingung, daß man einen schicklichen Ort für die Aufbe 
wahrung desselben anweise, und daß er immer unter sorg 
fältiger Aufsicht des Professor« der Physik stehen, auch 
jährlich von einer Konvent«-Deputation rcvidirt werden 
solle. E« befindet sich unter diesen Instrumenten eine 
Brande rische Luftpumpe, mit allem dazu gehörigen 
Apparat, die größte Camera obscura von Brander, wel 
che neunerlei verschiedene optische Werkzeuge in sich vcr- 
einigt, dann ein Planisphaerium anrognosticnin ae- 
quaioriale von eben demselben Künstler, verschiedene 
astronomische Tubi, ei» vollständiger elektrischer Apparat 
und eine Menge anderer Instrumente au» allen Theilen 
der Erperimental-Physik. Scho» vorher besaß da« Leut- 
schauer Gymnasium eine nicht unbeträchtliche Samm, 
lung der nothwendigsten und instruktivsten physikalischen 
Instrumente. Durch diesen neuen Juivach« erhält Dessen 
physikalische« Museum, wo nicht den ersten, doch einen 
der vorzüglichsten Plätze unter ähnlichen Sammlungen 
protestantischer Lehranstalten in Ungarn, zugleich aber 
auch einen Fond» zu Bewirkung einer noch größeren Voll 
ständigkeit; den» der würdige Wohlthäter gestaltete c«, 
Doubletten zu verkaufen, und von dem daraus gelösten 
Gelde das noch Fehlende anzuschaffen. 
Wie edel muß der Mann denken, dem einzig fein Be 
wußtseyn genügt, indem er ei» so kostbare» Geschenk für 
die jetzige und für künftige Generationen niederlegt, und 
nicht einmal feinen Nahmen nennt, um ihn laut segnen 
zu lassen! 
Zweites Schreiben einer Dame an Herrn v. Cegür. 
Wissen Sie wohl, mein Herr, was man am seltsam 
sten in Ihren drei Banden findet? — Daß da« Kapitel 
von der Liebe so kurz ist. E« ist zwar ein recht hübsches 
Kapitel, gut gedacht und gut geschrieben; aber in drei 
dicken Banden nur sechs Seiten von der Liebe!? 
Ich weiß nicht, ob da« für Sie genug ist; aber, wahr 
haftig, für uns und für die Liebe ist e» bei weitem 
nicht genug. Sie haben doch nicht vergessen, daß di« 
Liebe eigentlich die Geschichte de« weiblichen Ge 
schlecht« ist? Da« hat wenigsten« ein gescheuter Mann ge, 
sagt, und wir haben ce ihm alle nachgesagt; denn die« 
Bekenntniß verbindet zu nicht«, und wenn eine Frau ge 
fallen will, so ist e« ihr gar nicht unangenehm, auf diese 
Weise eine Art von Hoffnung geben zu können, ohne sich 
im geringsten zu kompromittiren: für die Liebende 
wird die Liebe selbst dadurch wichtiger, die Gleichgül 
tige macht sich dann ein Verdienst mehr au« ihrer Käl 
te, und die Schuldige findet ihre Rechtfertigung darin. 
— Aber ich bitte die Damen tausendmal um Verzeihung! 
Ich werde jenen Grundsatz doch wahrlich nicht anneh 
men; denn so wäre ja unsere Geschichte gar zu schien, 
nig am Ende. Sind wir denn mit vierzig Jahren zu 
gar nicht« mehr nutz in der Welt? Mein Gott! Das ist 
ja eben das Alter, wo wir erst recht-anfangcn, zu allem 
geschickt zu werden. Wir gelangen ein wenig spät zum 
Alter der Vernunft; e« giebt so mancherlei Dinge, die 
un» unterwcge« aufhalten: aber sind wir endlich da, so 
sind wir zwar über die Täuschungen de« Leben« im Kla 
ren ; doch wir haben uns deshalb nicht von ihnen losge 
macht, wir behalten vielmehr da«, was wirklich an ih 
nen ist, zurück: nehmlich das Gefühl, durch welches sie 
uns so theuer wurden. Nur durch Gleichgültigkeit oder 
Egoismus heilt der Mann feine Leidenschaften; aber da« 
Weib muß immer etwa« lieben, ihren Mann, ihren Lieb 
haber, ihren Hund, oder ihre Kammerjungser. Ein alter 
Mann wird von seinen Domestiken beherrscht; eine 
alte Frau liebt sie. Die« Bedürfniß zu lieben, -da« in 
dem weiblichen Lebenslauf unter taufend verschiedenen 
Formen zum Vorschein kommt, schafft ihren Charakter, 
ihr Glück oder Unglück: e« ist die Basis der Mutter 
liebe, der vollkommensten aller Empfindungen, weil sie 
der Natur de« Weibes und dessen Charakter am entspre 
chendsten ist. Leidenschaftliche Frömmigkeit und eraltirte 
Menschenliebe, von welchen die Weiber so viele Beispiele 
gegeben haben, sind bloße Modifikationen derselben Empfin 
dung, die sie belebt. Liebe, hieß diese Empfindung, al« sie 
noch jung war; sie har gealtert, und ist nur um so besser 
geworden: denn sie schränkt sich nicht mehr auf einen 
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