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ren bisher nur geschrieben, und oft der Willkür unter«
werfen; jetzt sollen sie gedruckt und unveränderlich
seyn. Bi« nun aber alle« diese« geschehen, sollen die
Dauern unweigerlich ihre Pflichten wie. bisher leisten.
Wenn derCommitte (wieich nicht zweifle) von der außer,
ordentlichen Wichtigkeit de« ihm ertheilten Auftrags durch
drungen ist; wenn er fühlt (wie ich nicht zweifle) daß er
sich über die mancherlei engen Verhältnisse der Gegen
wart hinwegsetzen, und für eine Nachwelt arbeiten
muß, die ihn einst segnen oder ihm fluchen wird; so haben
wir gewiß recht bald einen Lichtstrahl zu erwarten, der
herrlich von unsers geliebten Alexander« Throne ausgehe»,
und mehr noch wärmen als leuchten wird.
Patriotisches Geschenk an das evangelisch-lutherische
Gymnasium zu Leutschau in der Grafschaft Zips.
Ein unbekannter Wohlthäter erkaufte kürzlich den
ganzen schönen Apparat physikalischer und mathematischer
Instrumente de« seligen Barons Cord ons, und schenkte
ihn dem gedachten Gymnasium, bloß unter der Be
dingung, daß man einen schicklichen Ort für die Aufbe
wahrung desselben anweise, und daß er immer unter sorg
fältiger Aufsicht des Professor« der Physik stehen, auch
jährlich von einer Konvent«-Deputation rcvidirt werden
solle. E« befindet sich unter diesen Instrumenten eine
Brande rische Luftpumpe, mit allem dazu gehörigen
Apparat, die größte Camera obscura von Brander, wel
che neunerlei verschiedene optische Werkzeuge in sich vcr-
einigt, dann ein Planisphaerium anrognosticnin ae-
quaioriale von eben demselben Künstler, verschiedene
astronomische Tubi, ei» vollständiger elektrischer Apparat
und eine Menge anderer Instrumente au» allen Theilen
der Erperimental-Physik. Scho» vorher besaß da« Leut-
schauer Gymnasium eine nicht unbeträchtliche Samm,
lung der nothwendigsten und instruktivsten physikalischen
Instrumente. Durch diesen neuen Juivach« erhält Dessen
physikalische« Museum, wo nicht den ersten, doch einen
der vorzüglichsten Plätze unter ähnlichen Sammlungen
protestantischer Lehranstalten in Ungarn, zugleich aber
auch einen Fond» zu Bewirkung einer noch größeren Voll
ständigkeit; den» der würdige Wohlthäter gestaltete c«,
Doubletten zu verkaufen, und von dem daraus gelösten
Gelde das noch Fehlende anzuschaffen.
Wie edel muß der Mann denken, dem einzig fein Be
wußtseyn genügt, indem er ei» so kostbare» Geschenk für
die jetzige und für künftige Generationen niederlegt, und
nicht einmal feinen Nahmen nennt, um ihn laut segnen
zu lassen!
Zweites Schreiben einer Dame an Herrn v. Cegür.
Wissen Sie wohl, mein Herr, was man am seltsam
sten in Ihren drei Banden findet? — Daß da« Kapitel
von der Liebe so kurz ist. E« ist zwar ein recht hübsches
Kapitel, gut gedacht und gut geschrieben; aber in drei
dicken Banden nur sechs Seiten von der Liebe!?
Ich weiß nicht, ob da« für Sie genug ist; aber, wahr
haftig, für uns und für die Liebe ist e» bei weitem
nicht genug. Sie haben doch nicht vergessen, daß di«
Liebe eigentlich die Geschichte de« weiblichen Ge
schlecht« ist? Da« hat wenigsten« ein gescheuter Mann ge,
sagt, und wir haben ce ihm alle nachgesagt; denn die«
Bekenntniß verbindet zu nicht«, und wenn eine Frau ge
fallen will, so ist e« ihr gar nicht unangenehm, auf diese
Weise eine Art von Hoffnung geben zu können, ohne sich
im geringsten zu kompromittiren: für die Liebende
wird die Liebe selbst dadurch wichtiger, die Gleichgül
tige macht sich dann ein Verdienst mehr au« ihrer Käl
te, und die Schuldige findet ihre Rechtfertigung darin.
— Aber ich bitte die Damen tausendmal um Verzeihung!
Ich werde jenen Grundsatz doch wahrlich nicht anneh
men; denn so wäre ja unsere Geschichte gar zu schien,
nig am Ende. Sind wir denn mit vierzig Jahren zu
gar nicht« mehr nutz in der Welt? Mein Gott! Das ist
ja eben das Alter, wo wir erst recht-anfangcn, zu allem
geschickt zu werden. Wir gelangen ein wenig spät zum
Alter der Vernunft; e« giebt so mancherlei Dinge, die
un» unterwcge« aufhalten: aber sind wir endlich da, so
sind wir zwar über die Täuschungen de« Leben« im Kla
ren ; doch wir haben uns deshalb nicht von ihnen losge
macht, wir behalten vielmehr da«, was wirklich an ih
nen ist, zurück: nehmlich das Gefühl, durch welches sie
uns so theuer wurden. Nur durch Gleichgültigkeit oder
Egoismus heilt der Mann feine Leidenschaften; aber da«
Weib muß immer etwa« lieben, ihren Mann, ihren Lieb
haber, ihren Hund, oder ihre Kammerjungser. Ein alter
Mann wird von seinen Domestiken beherrscht; eine
alte Frau liebt sie. Die« Bedürfniß zu lieben, -da« in
dem weiblichen Lebenslauf unter taufend verschiedenen
Formen zum Vorschein kommt, schafft ihren Charakter,
ihr Glück oder Unglück: e« ist die Basis der Mutter
liebe, der vollkommensten aller Empfindungen, weil sie
der Natur de« Weibes und dessen Charakter am entspre
chendsten ist. Leidenschaftliche Frömmigkeit und eraltirte
Menschenliebe, von welchen die Weiber so viele Beispiele
gegeben haben, sind bloße Modifikationen derselben Empfin
dung, die sie belebt. Liebe, hieß diese Empfindung, al« sie
noch jung war; sie har gealtert, und ist nur um so besser
geworden: denn sie schränkt sich nicht mehr auf einen
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