einer vollkommenen Vertheidigung hätte abgeben können.
„Die Angeklagte," sagte ich, „bekennt ihre fürchterliche
That mit kaltem Blute; sie bekennt mit kaltem Blute,
daß ihr Vorsatz langst gefaßt und überlegt war; sie bei
kennt mit kaltem Blute alle die abscheulichen Umstande;
kurz, sie bekennt alles, findet ihren Ruhm in allem, und
sucht sich über nicht» zu entschuldige». Hierin liegt
ihre ganze Rechtfertigung. Diese unerschütterliche
Ruhe bei einem so jungen Mädchen, diese erhabene Ent
sagung ihrer selbst, gleichsam im Angesicht de» Todes, sind
nicht natürlich, sondern entspringen aus dem politischen
Fanatismus, der ihr den Dolch in die Hand gab. An
euch ist e», diese Bemerkung auf der Wage der Gerech
tigkeit zu wagen." — Al« ich so redete, glanzte Zufrie,
dcnheit auf Charlotten« Gesichte. — Die Geschwornen
sammelten die Summen; natürlich war Tod ihr einstim
mige« Urtheil. Der Präsident sprach das Todesurthcil
aus sammt der Konfiskation ihre« Vermögen«. Darauf
fragte er sie: ob sie etwa« gegen die Anwendung des Ge-
setze« einzuwenden hab«? — Statt aller Antwort ließ
sse durch die Wache sich zu mir führen, und sagte
mit außerordentlich vieler Sanftheit und Grazie: „mein
Herr, ich danke Ihnen für den Muth, mit welchem Sie
mich auf eine Art vertheidigt haben, die Ihrer und mei
ner würdig war. Diese Herren (indem sie sich gegen
die Richter wendete) haben nicin Vermögen konfi«cirt —
aber ich will Ihnen ein größere« Merkmahl meiner Dank
barkeit geben: ich bitte Sie, für mich zu bezah
len, wa« ich im Gefängniß schuldig geworden
bin, und ich zahle auf Ihre Großmuth." — (Nicht
mehr al« Livre« in Assignaten war sie schuldig, die
ich am folgenden Morgen sogleich bezahlt habe.) — Sie
wurde hierauf in die Coneiergerie zurückgeführt, und ver,
ließ sie bloß, um das Schaffst zu besteigen. Da ich^sie
seitdem nicht wiedersah, so weiß ich nur vom Hörensa
gen, daß die nehmliche sanfte Ruhe, welche sie beim Ver,
höre zeigte, sie auch in den Tod begleitete.
Notizen.
In der alten Stadt Frejus (Torum Julii) wird jetzt
»ach Alterthümern gegraben. Man hat mehrere Brun
nen entdeckt, in einem derselben eine ltrne von gebrann
tem Thon, und drei andere Vasen oder Flaschen wie Bom
ben gestaltet. Die Urne und eine der Vasen find noch
ganz. Uebrigens findet man Gewölbe, Kanüle und der
gleichen; auch einen kleinen spiralförmigen Cylinder von
Bernstein, oder gelbem Ambra, hat man ausgegrabc».
Das Wichtigste von alle;; ist ein fchö- er B ikrelief, einen
mit Guirlanden bekränzten Ochsenkopf vorstellend. Leider
konnte die» schön erhaltene Stück nicht an demselben Ta
ge fortgeschafft werden, an dem man e« fand; und in die
ser Zwischenzeit haben muthwillige Buben den Kopf ver
stümmelt.
Auch zu Dijon, auf dem Platze der alten Saime Cha-
pelle, fahrt man eifrig fort zu graben, und hat kürzlich
zwei Kapitaler von Korinthischer Säulenordnung entdeckt,
die aus den blühendsten Zeiten der Bildhauerkunst zu seyn
scheinen; ferner, einige Steinblöcke, aufweichen man noch
die Spuren von Basreliefs fleht; auch zerbrochene Grab,
steine mit Hebräischen Charakteren, die man noch
nicht hat entziffern können. Noch weiß man nicht, za
welcher Gattung von Denkmählern die verschiedenen
Marmore gehört haben mögen; aber sie beweisen doch
immer, daß Dijon bereit« in der grauen Vorzeit eine
glanzende Stadt seyn mußte.
Der Hofschauspieler Gley in Stuttgart ist mit seiner
Frau bei Nacht und Nebel davon gegangen, nachdem er
erst im vorigen Jahre, gegen ein ansehnliche« Gehalt und
eine Pension, iin Fall er zum Dienst unfähig würde, sich
auf Lebenszeit engagirt hatte. Die Hof-Theater, Inten
danz läßt diese Wortbrüchigen in allen Zeitungen ankö
dern, zu ihrer Pflicht zurückzukehren, und warnt alle Thea-
rerdircklionen, sich in Verbindungen mit ihnen einzu-
laffcn.
Die Englischen Blatter machen viel Rühmens von
der Schönheit einer Lady Turner, welche neulich bei Ho
fe präfcntirt wurde. Sie war bei dieser Gelegenheit au
ßerordentlich elegant und geschmackvoll gekleidet ; ihre
Kleidung bestand nehmlich bloß au« Points mit geschla
genem Silber garnirt, auf dem Kopfe trug sie ein silber
nes Diadem mit einer Straußenfeder. Sie soll unaus
sprechlichen Liebrcitz haben, und allgemein bewundert
worden seyn.
Englische Reisende, welche den Luxus in Paris be
schreiben, halten sich besonders bei den Bellen gewisser
Damen von großem Ton auf, von deren Pracht und Be
quemlichkeit nur derjenige träumen könne, der das Glück
gehabt habe, darin zu schlafen.
In Paris ist ein lateinische» Kriegslied, ad Gallos,
erschienen, wodurch ein zweiter Tyrtäu« seine Mitbürger
zu begeistern sucht. E« schließt also:
Nil freta, nil uaves obst«nt mille; omiiia rincit
Virtus. Da* robi« Caesare inajoi adest.