Warnungstafel.
Ein eben so schaalwitziger als niedrig spekulirender Der,
leger, der vcrmuihlich Türkisch -Kaiser!, über Confistoriak-
Ralh ist, hat unter dem Druckort Constantinvpel,
und, der Angabe nach, auf Kosten des Türkischen Obcr-
Consistoriums, dem Publikum zwei Bände Predigten
zum todt lachen geliefert, die zum Theil wirklich ge
halten worden sind, und die, neben einigen echlkomischcn
Albernheiten, aus nicht» als niedrig gemeinen Witzeleien,
und — was das Schlimmste ist — aus de» gröbsten
Zote» bestehn. Man will nicht einmal rügen, daß der
allbekannte Pater Abraham von St. Clara geplündert
worden, und daß die Rosenk ra nz < Predig t des so
genannten Wiesenpaters auch ein bloßer Nachdruck ist.
Da« möchte Alles hingehen, wäre nur nicht da« Uebrige
so äußerst schmutzig, daß kein Mensch von irgend einigem
Zartgefühl die Lektüre auszuhalten i>» Stande ist. Halte
doch der Verleger sich todt gelacht, als er das Manu
skript las, so wären wir mit dem Druck verschont geblie
ben. E« ist übrigen« wohl Schade, daß die Idee, eine
solche Sammlung zu veranstalten, in dem Kopfe eine« so
gemeinen Menschen entspringen mußte; denn mit Geschmack
und Sittlichkeit gewählt, könnte sie allerdings eine sehr
ausheilcrnde Lektüre gewähren. Wir erinnern un» bei die
ser Gelegenheit einer Leichenrede, deren kein Deutsches
Vademekum erwähnt, und da wir au» dem oben genau»,
ten schmutzigen Produkte dem Leser keinen Auszug liefern
können, so geben wirihm statt dessen zur Gemüthsergötzung r
Fragmente aus einer komischen Leichenrede auf
d c n H c r z o g v o n C r i 1 s o n, welche in der Cache,
dral-Kirche zu Avignon von einem Jesuiten, Nah
mens Belting, wirklich gehalten worden.
Sein Text war: rbjeclus est clypeus Ibriium; der
Schild der Starken liegt zertrümmert. Im Eingänge kann
er sich kaum überreden, daß Crillon wirklich todt sey;
„aber dieser Lcichenpomp, dies blaue Ordensband, an wel
chem ein verwittwetes Kreutz hangt, dieser verwai
ste Degen find leider redende Zeugen. — Doch wir wol,
len lieber von dem Crillon an der Spitze einer Armee
reden, als von dem Crillon am Schweife eines Leicheu-
kondukts; lieber von dem kochenden, blasenden, schlagen
den, triumphirenden Crillon, als von Dem leblosen, ohn
mächtigen, puls- und seelenlosen. — Er besaß Seclengrö-
ße! und was heißt Secleugröße besitzen? es heißt, eine
große Seele haben, find was ist eine große Seele? —
Groß nennen wir ein Ding, dar vier Dimensionen hat,
Länge, Breite, Höhe und Tiefe." Nach dieser Definition
mißt nun der beredte Pater Bening die Seele de« tapfern
Crillon, und beweist, daß es nie einen Muth gegeben,
der so lang und so breit gewesen. „Wenn cs mit den
Angelegenheiten de»Hofes bergunter ging, so stieg sein
Much bergauf, Felsen von Hindernissen gebrauchte er
nur als einen Schleifstein seines Degen«. — Sein Muth
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