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Volume Nr. 83, (Donnerstags, den 26sten Mai.)

Full text: Der Freimüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (Public Domain) Ausgabe 1.1803 (Public Domain)

Warnungstafel. 
Ein eben so schaalwitziger als niedrig spekulirender Der, 
leger, der vcrmuihlich Türkisch -Kaiser!, über Confistoriak- 
Ralh ist, hat unter dem Druckort Constantinvpel, 
und, der Angabe nach, auf Kosten des Türkischen Obcr- 
Consistoriums, dem Publikum zwei Bände Predigten 
zum todt lachen geliefert, die zum Theil wirklich ge 
halten worden sind, und die, neben einigen echlkomischcn 
Albernheiten, aus nicht» als niedrig gemeinen Witzeleien, 
und — was das Schlimmste ist — aus de» gröbsten 
Zote» bestehn. Man will nicht einmal rügen, daß der 
allbekannte Pater Abraham von St. Clara geplündert 
worden, und daß die Rosenk ra nz < Predig t des so 
genannten Wiesenpaters auch ein bloßer Nachdruck ist. 
Da« möchte Alles hingehen, wäre nur nicht da« Uebrige 
so äußerst schmutzig, daß kein Mensch von irgend einigem 
Zartgefühl die Lektüre auszuhalten i>» Stande ist. Halte 
doch der Verleger sich todt gelacht, als er das Manu 
skript las, so wären wir mit dem Druck verschont geblie 
ben. E« ist übrigen« wohl Schade, daß die Idee, eine 
solche Sammlung zu veranstalten, in dem Kopfe eine« so 
gemeinen Menschen entspringen mußte; denn mit Geschmack 
und Sittlichkeit gewählt, könnte sie allerdings eine sehr 
ausheilcrnde Lektüre gewähren. Wir erinnern un» bei die 
ser Gelegenheit einer Leichenrede, deren kein Deutsches 
Vademekum erwähnt, und da wir au» dem oben genau», 
ten schmutzigen Produkte dem Leser keinen Auszug liefern 
können, so geben wirihm statt dessen zur Gemüthsergötzung r 
Fragmente aus einer komischen Leichenrede auf 
d c n H c r z o g v o n C r i 1 s o n, welche in der Cache, 
dral-Kirche zu Avignon von einem Jesuiten, Nah 
mens Belting, wirklich gehalten worden. 
Sein Text war: rbjeclus est clypeus Ibriium; der 
Schild der Starken liegt zertrümmert. Im Eingänge kann 
er sich kaum überreden, daß Crillon wirklich todt sey; 
„aber dieser Lcichenpomp, dies blaue Ordensband, an wel 
chem ein verwittwetes Kreutz hangt, dieser verwai 
ste Degen find leider redende Zeugen. — Doch wir wol, 
len lieber von dem Crillon an der Spitze einer Armee 
reden, als von dem Crillon am Schweife eines Leicheu- 
kondukts; lieber von dem kochenden, blasenden, schlagen 
den, triumphirenden Crillon, als von Dem leblosen, ohn 
mächtigen, puls- und seelenlosen. — Er besaß Seclengrö- 
ße! und was heißt Secleugröße besitzen? es heißt, eine 
große Seele haben, find was ist eine große Seele? — 
Groß nennen wir ein Ding, dar vier Dimensionen hat, 
Länge, Breite, Höhe und Tiefe." Nach dieser Definition 
mißt nun der beredte Pater Bening die Seele de« tapfern 
Crillon, und beweist, daß es nie einen Muth gegeben, 
der so lang und so breit gewesen. „Wenn cs mit den 
Angelegenheiten de»Hofes bergunter ging, so stieg sein 
Much bergauf, Felsen von Hindernissen gebrauchte er 
nur als einen Schleifstein seines Degen«. — Sein Muth 
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