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fijge Bildung die gehörige Rücksicht zu nehme». Außer
einem Privathandels - Institute zu Hagen in der Graf
schaft Mark, und außer den vortresslichen Schuleinrich-
tungen, welche der einsichtsvolle und echtpatriotifche Frei,
Herr von der Reck auf seinen Gütern eingeführt hat, exi,
flirt weder eine große noch eine kleine König!. Erzie-
hungsanstalt (wie etwa das Klostcrbcrgische, oder das
Hallische Pädagogium); ja, es ist, meine« Wissens, noch
keine einzige Industrieschule im Preuß. Westphalen. Dies
letztere ist um so auffallender, da sich hier so viele Zwei
ge des Kunflfieisses befinden, und da gemeinnützige, be
sonders mathematische und mechanische Kenntnisse und
Fertigkeiten, durch Unterricht mitgetheilt, offenbar für
die Verbesserung und Vervollkommnung der Fabriken und
Manufakturen hier gewiß eben so nothwendig und un
streitig nach Verhältniß auch so folgenreich seyn würden,
als sie es bekanntlich schon lange in England sind. Die
ser Mangel ist ein Grundübel, dem man, wie c« schon
jetzt in Fiankreich geschieht, auch bei un« baldmöglichst«
Abhülfe wünschen muß.
Doch es scheint der Regierung unsers jetzigen Monarchen
vorbehalten zu seyn, auch auf die bessere geistige Bildung der
Westphalen zweckmäßige Rücksicht zu »ehnien, und dem
ganzen Schulwesen die so nöthigen Verbesserungen wi
derfahren zu lassen, zumal, da sich jetzt Fond« eröffiicn,
deren Mangel allen noch so gutgemeinten Vorschlagen
im Wege stand. Unsre Hoffnung ist auch um so größer
und gegründeter, da unser gütige Monarch schon so man
che Beweise seiner Neigung, da« Schulwesen zu verbes
sern, an den Tag gelegt hat, und da die oberste Aufsicht
über daffelbe einem Massow anvertrauet ist.
Ein ganz neues Beispiel dazu liefert uns der edelge
sinnte Chef des Infanterie- Regiments zu Bielefeld, der
Herr Generalmajor von Besser, welcher dort, in Ver
bindung mit den würdigen Compagnicchef« seine« Regi
ment« , ein geschmackvolle« Garnisonschulhaus erbauen
lassen, und es am roten März d. I-, «m Geburtstage un,
screr allgemein geliebten Königin, feierlich eingeweiht hat.
Recht viele, ja allgemeine Nachfolge, wird jeder
Menschenfreund einem solchen Muster wünschen, dem da
durch vollends die Krone aufgesetzt werde» wird, daß in
diesem Hause künftig, statt des einen, der jetzt schon da
rin wohnt, zwei guibesoldeie Lehrer und eine Lehrerin in
weiblichen Arbeiten wohnen und lehren sollen.
R - Pf.
Portefeuille-Bemerkungen eines Fremden über Mita«
in Kurland.
So wenig bekannt der unbedeutende Punkt auf der
Landkarte im Auslande ist; so sehr müßte er e«, nach
den hohen Begriffen seiner Einwohner zu schließen, seyn.
Es gehört zum Nationalcharakcer mancher Nationen, außer
und neben sich nichts größeres zu dulden; und so erklärt
fich denn der Glaube derjenigen, die sich nur da gefallen
wo sie zu Hause sind, daß e« keinen vorzüglicheren Ort
in der Welt gebe und keiner so berühmt sey als — Mi tau.
Bekanntlich hat Kurland überhaupt keine Städte. Al
les, was sich hier mit einem solchen Titel brüstet, würde
in Deutschland, zu den Dörfern gezählt zu werden, sich
glücklich schätzen müssen *). Ob nuu gleich Mitau in keiner
Rücksicht hiervon auszunehmen wäre, so macht e« doch, als
ehemalige Residenz der Herzoge von Kurland und jetzige
Gouvernementsstadt, alle nur erflnnliche Ansprüche auf
städtische Vorzüge und ist auch seil der Russischen Herr
schaft durch die größere Konkurrenz und dergleichen Po,
lizeianordnungen, welchen es seine gepflasterten Straßen
rc. verdankt, dem Aeußeren nach einer Sradt so ziemlich
ähnlich geworden. Aber, kein ungeselligeres Leben auf der
Welt, als in einem solchen Mitteldinge von Stadt und
Dorf, dessen ohnehin weilläuflig gesäelen Einwohner durch
politische Spaltungen und ständische Absonderungen noch
mehr getrennt werden! Stadt- und Landadel, geadelte
Bürger, Juden, Litteraten, Officianten, Kaufleute, Hand
werker und Tagelöhner, al» so viele einzelne Kasten, zer
theilen da» Band, welches die geringe Zahl von achttau
send Einwohnern zu einem geselligen Leben verknüpfen
sollte. UebrigenS ist hier die Armuth zu Hause "), wel,
ches die reisenden Virtuosen und Künstler am meisten zu
erfahren Gelegenheit haben. Der Landhandel nährt den
Bürger nur spärlich, jeder Bierbrauer heißt ein Kaufmann,
und wer einige tausend Thaler im Vermögen hat, ein
reicher Mann. Hauptsächlich wird aber noch jeder Er
werb durch die Juden geschmälert, die hier in alle Fä
cher pfuschen, und deren Manche im Betriegen Meister
sind, wovon ich selbst wahrend meine» Aufenthalte» in
Kurland einige Beispiele erlebt habe, die einem Cartouche
und Käsebicr Ehre machen würden. — Der herrschende
kleinstädtische Ton muß diesen Ort vollends jedem Gebil
deten zu einem Eril machen. Hat jemand ein Huhn ge
schlachtet, so bittet er die halbe Stadt darauf zu Gaste,
und die ganze Stadt spricht -4 Stunden zuvor, und acht
Tage nachher davon.
Alles lebt hier, nur um sich zu erhalten. Für den
*) Dicke Behauptung ist lehr gewagt. Ich kenne nur Mitau „nd
Liebau in Kurland; oder ich weiß wahrhaftig kein Dorf in
Deutschland, weiches ich mit einer von diesen Städten verglei
chen konnte. Anmerkung des Herausgebers.
**; Bei dem Adel doch gewiß nicht. ?inm. des Herausg.