lution klagte man laut und vergeben« über diese Ko,
bolde, Ein Ritter de« heil. Ludwig wurde einst in der
Straße St. Honore von einem jungen Herrn im Cabrio,
let gegen die Mauer gepreßt, weil dieser, e« koste was er
wolle, ein paar anderen Wagen vorbeifahren wollte; der
Ritter zog seinen Degen, und spießte den übermüthigen
Jüngling, wie ein Knabe einen Schmetterling. Oft war
ich seitdem Zeuge von solchen Handeln, die meisten« blu,
tig abliefen.
Umsonst hat schon Ludwig XV. gesagt: „war' ich
Polizcilieutenant, ich würde die Cabriolet« nicht leiden
— umsonst hat einst da« Parlement von Metz sic verbo,
ten; vergeben« hat man sich geschmeichelt, daß die Re
volution auch diesen schreienden Mißbrauch bändigen wür
de. „Der Egoismus der Großen und Reichen, rief man,
ist allein Schuld daran; jetzt aber wird die Menschlichkeit
siegen, und man wird das Volk respeciiren." — Lieber
Gott! wenn nun etwa die Revolution uns nur andere
Reiche und andere Große wieder gegeben hätte, die
weit übermüthiger sind, als die vorigen? — Das würde
denn wohl beweisen, baß jene doch nicht eigentlich Schuld
an der Revolution waren; denn — warum ertragen wir
«« jetzt? —
Ich kenne sanfte liebenswürdige Männer, die mich
mit in ihr Cabriolet nahmen, und im gestreckten Gallopp
mitten durch da« Volk ras'ten. Ich mochte bitten und
flehen, sie antworteten mir stet«: es hat nicht« zu
bedeuten; ich verstehe zu fahren. Ob e« nun aber
gleich nichts zu bedeuten hatte, so warfen wir doch
einmal einen Greis, und ein ander Mal eine kleine wan
delnde Bude um. Auch soll man mich gewiß nie wieder
in ein Cabriolet locken.
Ich habe Andere gesehen, die ihren Scherz mit dem
Schrecken trieben, den sie schwangeren Weibern verur
sachten. Ja, ihr Ungeheuer, ich hab' c« gehört, wie ihr
— nachdem ihr ein arme« Weib zu Boden geworfen —
euch hinterdrein lachend der Geschicklichkeit gerühmt habt,
mit der ihr dem erbitterten Volke entwischt seyd. Ja!
hätte ein edler Mann neben euch gestanden und euch den
Dolch in die Brust gestoßen: wie herzlich würde ich ihn
bewundert haben!
E« giebt freilich clendx Menschen, die sich mitten in
die Straßen stellen, mit Fleiß kein Zurufen hören, und
sich streifen oder umwerfen lassen, um Geld zu erschnap
pen; wahr ist es auch, daß die Straßen noch immer,
trotz allen Polizei-Verordnungen, mit kleinen Buden
vollgepfropft sind, die ein Drittheil des Weges verspcr-
»en: — aber e« ist auch eben so gewiß, daß die Wuth,
einander vorbei zu fahren, in wirklichen Partheigcist aus
artet; ein jeder will die Aftcrehre (gloric-ls) erringen,
am schnellsten zu fahre». „Man hat Geschäfte." — Ihr
Henker! haben die Fußgänger denn keine? sollen sie, in
dem sie mühsam das Nothdürfrige suchen, den Tod fin
den, weil ihr, die ihr mehr als das Nvthdürftige besitzt,
bequem nach Ueberfluß jagt? — Giebt es denn keine
Mittel gegen diesen Unfug? — Würde cs nur de» Ca
briolets unmöglich gemacht, der Mauer zu nahe zu kom
men! — „Aber dann würden wir fünf Minuten langer
zubringen." — Ei das große Unglück! Fahrt fünf Minu,
ten früher aus; schlaft nicht so lange; frühstückt schneller;
opfert etwas von eurem Vergnügen; bedenkt, daß man
ohne Aufopferung weder Mensch noch Bürger ist; laßt
das Volk auch für etwas gelten, so wird c« die Reichen
lieb gewinnen. Zu allen Zeiten waren die Fußgänger
ein sehr respektabler Theil der Einwohner, und oft findet
man unter ihnen Tugend, Verstand, auch wohl Geburt.
Im sechsten Jahr der Republik wurde befohlen, daß
kein Cabriolet ohne Laternen, und kein Pferd davor
ohne Glocke sich betreffen lassen solle. Aber was kann
das helfen? sind meine Rippen weniger zerbrochen, wenn
ich sie bei Licht und Glockenklang gebrochen habe?
— Unter allen Verordnungen gegen die Cabriolets ist
der Befehl, sie zu numerire», bis jetzt das einzige
vernünftige Mittel, aber bei weitem noch nicht zureichend.
Cattau (Geschenk.) Das Geschenk, welches uns die
Herren Revolulionsmänner mit der sogenannten Sou-
veränerät des Volkes, der sogenannten allgemei-
nen Wohlfahrt und dergleichen gemacht haben, erin
nert mich stets an jenen Charlatan, der in einer armse
ligen kleinen Stadt bei Trompetenschall bekannt machen
ließ, er sey ausdrücklich gekommen, um jedem
Einwohner einen Thaler zu schenken. Alles
strömte herbei. „Meine Herren", sagte der Wundermai,n,
indem er auf eine Menge gefüllter Arzenei - Gläser deu
tele, „jedes Glas von dieser köstlichen Wundereffenz
kostet mir auf Ehre selbst einen Thaler und zwei gute
Groschen. Ich überlasse es Ihnen für zwei Groschen,
und schenke also jedem einen Thaler."
Caffee, ein Lcbensbedürfniß. Was man in Paris
da« Volk nennt, trinkt des MorgensCaffee mit Milch.
Ein Hallenwcib, eine Lumpentrödlcrin muß ihren Caffee
haben. Unsere vormaligen Patrioten, welche Spartanische
Mäßigkeit predigten, hallen oft in demselben Augenblicke,
wo sic gegen den Caffee deklamirten, gestohlenen Caffee in
der Tasche, den sie in der Wohnung eines Proscribirten