(Don nerstags)
oder 3a
(den nsten März.)
Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser»
Die Kunst, die Weiber treu zu machen.
Sinter diesem Titel erschien im Jahre 1717 zu Paris
ein Buch, Vas man beim ersten Aufschlagen für eine
scherzhafte Neckerei halten möchte; über der Verfasser
har die Sache in der Thar mit der größten Ernsthaftig«
keit behandelr. Freilich sind seitdem beinahe hundert
Jahre verflossen, und seine Recepte haben, so viel man
weiß, noch nichts geholfen; aber cs ist die Frage: ob die
vorgeschlagenen Mittel bei den Weibern nichts gcwir-
ket haben; oder ob sie von den Männern nicht gehö
rig admimftrirk worden sind.
Was müssen denn also die Männer thun, um, wie der
Verfasser sich ausdrückt, die Vergifter der Quelle
ihrer Zufriedenheit (nehmlich die Liebhaber) zu
entfernen?
Erstens sollen sie nur Gattinnen von wahrhaft
christlichen Ellern wählen, weder schön noch häßlich, we,
der prüde noch kokett; keine Ge lehrte, keine Spiele rin.
Die Frau soll von geringerem, oder doch nur glei
chem Stande seyn. Wahle dir, sagt der Verfasser, einen
Freund von höherer Geburt, eine Gattin von nie
drigerer als die deinige; sonst vermählst du dich einem
Herrn. - Gieb deinem Weibe stets das Beispiel guter
Sitten; foderst du Treue von ihr, so sey selbst treu.
— Sage nie Zweideutigkeiten in ihrer Gegenwart, sey
nie wollüstig im Gespräch. — Deine Laune bleibe sich
gleich, wie vor so nach der Hochzeit. — Sey immer
reinlich; übertreibe diese Tugend allenfalls ein wenig.
— Gewöhne sie nicht an allzu feine Aufmerksamkeiten;
sic foderl sonst bald deine Güte als Pflicht. Ueber-
rede sie, daß alle Liebhaber flatterhaft und indiskret sind.
(Ja, wenn sich so etwas nur überreden ließe!) — Ma
che ihr weis, die galanten Frauen, deren Intriguen die
ganze Welt kennt, würden unschuldig verleumdet; dann
verliert sie die Lust, es solchen nachzulhun. — Rühnw
ihr oft die Weisheit der Gesetzgeber, welche treulose Wei
ber hart bestrafen. — Habe unbestechliche Bedienten, die
nur deinem Interesse ergeben sind. (Wie bekommt man
die?) - Kaffccschwestern und Witwen laß nicht in
dein Haus kommen. Die Witwen sind zu unterrichtet,
dringen sich gern zu Vertrauten auf, und lösen zuweilen
der Gattin Räthsel, die besser ungelöst bleiben.
Man muß bekennen, daß diese Lehren manches sehr
Gute und Brauchbare .enthalten; das meiste gilt aber
eben sowohl von der Frau gegen den Mann, als von
dem Manne gegen die Frau. Eine Gattin, die immer
gleicher Laune, immer reinlich ist, und eine gewisse
zarrc Anständigkeit, trotz dem genauesten Umgänge,
nie verletzt, kann wohl ziemlich sicher auf die Treue ih
res Mannes rechnen.
Was soll denn aber nun geschehen, wenn jene Re,
geln alle befolgt wurden, und die Frau dennoch strau
chelt? — Antwort: Anfangs mache man ihr sanfte Vor-
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