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Volume No. 39, 24. November 1819

Full text: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Berlin (Public Domain) Ausgabe 4.1819 (Public Domain)

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Wiederholte Beobachtungen, und okgends in dieser Absicht angestellte Versuche 
haben es nämlich allster Zweifel gesetzt, Vast wenn die Impfpusteln, es sey durch 
Abkratzen, Abreiben von groben Hemden oder Oeffnen derselben zur Encnehmung 
desZmpfstoffs sämmtlich verletzt aind in ihrem normalen Verlaufe gestört werden, 
die Daccinarion ihre zuverlässige E^enschaft, die Geimpften gegen die Ansteckung 
der Menschenblaccern zu sichern verlie«. 
Zn Großbrittannien giebt es aber Aerzte, welche stets nur einen Jmpfstich 
machen-, und nur eine-einzige Impfpustel bewirken. — Wird diese zur Fort 
pflanzung dieser Krankheit geöffnet, so bleibt der Impfling der Ansteckung der 
Menschenblaccern ausgesetzt, andere Aerzte daselbst beurkunden in ihren gedruckten 
Bekanntmachungen, daß sie jede Schutzeocke öffnen, erschöpfen, und 
dabei in Stücken schneiden. Bedarf es wohl mehr zur Erklärung der vielen 
Vorfälle, wo mit ächtem Schutzpockenstoff geimpfte Personen in England späterhin 
dennoch von Menschenpocken angesteckt worden sind? Sind nicht die auf dem Com 
tinenre gemachten gleichen Erfahrungen wahrscheinlich auf eine ähnliche Weise 
entstanden? 
Was aber einer vorzüglichen und wie cs scheint nicht genug gewürdigten 
Beachtung bedarf, ist die Vorsicht, welche die Jmpfärzte bei der Auswahl des 
Stoffes zur Verbreitung der Schutzblatrern anzuwenden haben. 
Daß mit diesem andere Krankhektskekme mitgetheilt werden sönnen, leidet 
keinen Zweifel. - 
Neuerdings sind mehrere Dorfschaften kn den Rhekngegenden von venerischen 
Uebeln befallen gewesen, welche lediglich von der Mittheilung der, von einem insi- 
cirten Kinde, durch einen unvorsichtigen Landwundarzr entnommenen unreinen 
Lymphe entstanden wa"en. Die Seuche wurde von den geimpften Säuglingen auf 
die stillenden Mütter, von diesen auf ihre Ehemänner u. s. w. verbreitet. 
Solche Erfahrungen müssen die Regierungen überall veranlassen, das Impft 
geschäft der Schutzblactern, welches anfänglich zur Beförderung der guten Sache 
und als eine leichte und gefahrlose Operarion, jedem, der sich damit beschäftigen 
wollte, überlassen wurde, ausschließend wissenschaftlich gebildeten vorsichtigen 
und gewissenhaften Aerzten und Wundärzten anzuvertrauen. Von der Preußischen 
Regierung wird diesem Gegenstände die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Das 
Jmpfgefchäst wird durch die Behörden genau konrrollirt, -und die Maaßregeln 
werden, so viel es die Lokalitäten nur gestatten, immer mehr und mehr verbessert, 
wodurch diese, dem Menschengeschlechte so ersprießliche Angelegenheit, eben so sehr 
an Vertrauen als an Ruhm gewinnen «muß. 
Berlin-, den Mästen September 1819. 
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(Met diesem Matte wird der Titel nebst dem Chronologischen Summarien-Register 
deö Jahrgangs 1818 ausgegeben.)
	        
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