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Aufforderung an die Bewohner von Berlin, zur Unterstützung
der verunglückten Bewohner der Bürgermeisterei)-Münster-
eiffel, im Bezirk der Königs Preuß. Regierung zu Cöln.
Ein mit Wolkenbruch verbunden gewesenes Gewitter, und das dadurch verur
sachte plötzliche Anschwellen der Erf zu einer außerordentlichen Höhe, Hat am 2ces
d. M., Nachmittags, die Sradr Münsterciffel und einige benachbarte Ortschaften
ganz zu Grunde gerichtet. Die Größe des Unglücks ist nicht zu schildern. Aach
den Berichten des aus unserer Mitte an Ort uud Stelle gewesenen Kommissarius
und des landräthlichen Kommissarius, sind zu Münstekeiffel, Iversheim, Arlos,
mehrere Hauser ganz weggerissen, die übrigen größtcnrheils stark beschädigt, und
die Keller und untersten Stockwerke dergestalt mit Wasser angefüllt worden, daß
sämmtliche Verrathe an Dictualien und Getränken zu Grunde gegangen sind.
Außerdem haben viele Familien ihr ganzes Mobiliarvcrinögen eingebüßt, und im
eigentlichen Sinne des Worts nichts als ihr Leben, und auch dieses noch zum Theil
mit großer Mühe gerettet. Sieben Personen sind umgekommen-
Eine große Anzahl von Vieh ist ertrunken.
Die ganze diesjährige Aerndte ist verloren, — mit ihr zugleich die Hoffnung
auf künftige Aerndten, da die Felder und Wiesen an den Bergen und im Thäte
durch das Wasser verdorben, und auf eine lange Reihe von Jahren untragbar ge«
macht sind, dort durch Abspülung der besseren und aller guten Erde, hier durch
Anhäufung mit den von den Bergen abgerissenen Steinen, Kies und Schlamm,
.und durch das Wühlen tiefer Löcher.
Die Brücken über die Erf, Scraßen, Mühlen und Mauern, sind zerstört oder
so stark beschädigt, daß ihre Wiederherstellung fast einem Neubau gleich zu sichren.—
Kurz, die Bewohner der genannten Ortschaften befinden sich in einem solchen
Zustande, in welchem nur schnelle und durchgreifende Hülfe sie von dem gänzlichen
Verderben retten kann. , ,:u;:
Das Mitgefühl ihrer Nachbarn hat sich bereits dadurch bewahrt, daß ihnen
von alle» Seiten Lebensmittel zugeführt worden.
Auch ist zu erwarten, daß die an die Bewohner der Rhein Provinzen von ihren
resp. Königlichen Regierungen erlassenen Aufforderungen zur Unterstützung ihrer
unglücklichen Mitbürger Die erfrsülkchsten Resultate zur Folge haben werden.
Aber das Bedürfniß ist bei dem gegenwärtig zwar noch nicht feststehenden, aber
schon ans eine Summe von mehr als 200,000 Rthlr. angeschlagenen Schaden, zu
groß, als daß n cb t die möglichste Hülfe zu dessen D ckung aufgeboten werden müsse.
An
Namen
i die Bewohner von Berlin ergeht daher in unserem und der Verunglückten
die Aufforderung, an der Unterstützung der Letzteren möglichst Theil zu neh
men und ihre milden Beitrage an den zur Zeit dort anwesenden Herrn Geheimen
Staats-Raih Daniels abzuliefern, welcher sich dem Empfang und derUeberscn-
dung derselben an uns gütigst unterziehen wird.
Cöln, den 8ten Mai 18180 " '
No. 4g.
Allffvrdcnrny
an die Be
wohner Brr-
-
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Konigliche Regierung.
)(2 Indem