Foto: HZB
21
Das Magazin der TSB Technologiestiftung Berlin
Ausgabe 01 | April 2012
Groß und stark:
Deutschlands Experten
treffen sich in Berlin zum
Tag der Turbomaschinen.
»Ein neuer Leuchtturm« –
Projektleiter Hardy Schmitz
über die Zukunft von Tegel
als Technologiestandort.
Innovativ für den Alltag.
Oberflächentechnologie
in der Region
Berlin-Brandenburg.
Vernetztes Leben:
Wie das digitale Zeitalter
unseren Lebensalltag
verändern wird.
Körperpflege, glatte Haut
und Laserrasierer.
Ein Interview über die Welt
in 20 Jahren.
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50.000 Euro für Präzision
und Effektivität
Transferpreis WissensWerte 2012 an Laserspezialisten vergeben
Wie verhindert man, dass bei Lasern ein
Großteil der eingespeisten Energie als Wärme verpufft? Einer Berliner Forschergruppe
ist es jetzt gelungen, einen produktionsreifen Diodenlaser zu entwickeln, der besonders effektiv und präzise arbeitet. Dafür
wurde das Team um Dr. Götz Erbert vom Ferdinand-Braun-Institut in Berlin-Adlershof
am 19. März im Rahmen der Messe »Laser
Optics« mit dem »Transferpreis WissensWerte« des TSB Fördervereins ausgezeichnet. Neben den technischen Eigenschaften
war es die enge Zusammenarbeit der Forscher mit den Anwendern aus der Industrie,
die die Jury überzeugte.
Foto: Ulrich Dahl, TU Berlin
www.tsb-berlin.de/transferpreis2012
Konnten die Jury überzeugen:
Andre Maaßdorf, Jörg Fricke,
Hans Wenzel, Götz Erbert,
Steffen Knigge, Paul Crump,
Fördervereinsvorsitzender
Norbert Geyer und Institutsleiter
Günther Tränkle (v.l.n.r.)
Foto: FBH / P. Immerz
Von A nach B
Eigentlich ist es ganz einfach: Menschen
und Güter sollen von einem Ort zum anderen bewegt werden. Aber dennoch gibt
es zahlreiche Herausforderungen: Elektromobilität, Kleinstsatelliten, europäischer
Schienenverkehr, Leitsysteme, fahrerlose
Autos, multimodale Verkehrskonzepte,
Leichtbaumaterialien und vieles mehr beschäftigen Forscher wie Unternehmen des
Clusters Verkehr, Mobilität & Logistik Berlin-Brandenburg. Das Clustermanagement
unter Leitung von Thomas Meißner von
der TSB Innovationsagentur nahm im Mai
2011 seine Arbeit auf. Am 21. März 2012 gab
es dann auf der ersten Clusterkonferenz
eine durchweg positive Zwischenbilanz.
Im Herbst wird ein Masterplan vorgelegt.
Schwerpunkte der weiteren Arbeit sind
Querschnittstechnologien, Fachkräftesicherung und Internationalisierung.
Editorial
Was gibt es
Neues?
D
er März war ein ganz normaler Arbeitsmonat für die TSB Technologiestiftung Berlin: Zunächst veranstaltete
sie gemeinsam mit der Humboldt Universität
einen Workshop zu naturwissenschaftlichtechnischem Experimentieren. Am 13. März
lud sie die Akteure der Biotech-Szene zur
BIONNALE ein, vom 19. bis 21. März gehörte
sie zu den Mitveranstaltern der Laser Optics
Berlin, und am 21. März
führte sie gemeinsam
mit der Zukunftsagentur
Brandenburg und Berlin
Partner eine Konferenz
zu Entwicklungstrends im
Cluster Verkehr, Mobilität
und Logistik durch. Außerdem legte sie Zahlen zur aktuellen Entwicklung der Optischen
Technologien in der Hauptstadtregion sowie
zur naturwissenschaftlich-technischen Bildung vor. Und der TSB Förderverein vergab
den mit 50.000 Euro dotierten Transferpreis
WissensWerte.
In Fachkreisen sind die Diskussionsbeiträge und –foren der TSB geschätzt. Dabei
bleiben die Fachleute für meinen Geschmack
zu häufig unter sich. Mittlerweile sind die
Grenzen im Hightech-Bereich so fließend,
dass es wichtig ist, über viele Entwicklungen
informiert zu sein. Auch Politik und Verwal-
tung müssen sich im Innovationsgeschehen
auskennen, weil Neuerungen für unser Leben
und das wirtschaftliche Geschehen eine immer größere Rolle spielen.
Das neue TSB-Magazin »21« soll hier Abhilfe schaffen. Es wird einmal im Quartal
über wichtige Ereignisse und technologische
Entwicklungen in den sogenannten Clustern
informieren, Denkanstöße geben und das
Die Fachleute bleiben
für meinen Geschmack zu häufig
unter sich
Bewusstsein stärken, wie wichtig Technologie und Innovation für unsere Region sind.
Gleichzeitig – so hoffe ich – wird die Arbeit
der TSB sichtbar, die Impulse aufnimmt, die
die reiche Forschungslandschaft in der Hauptstadtregion für die wirtschaftliche Entwicklung bietet.
Gelingt uns das mit dem neuen Magazin?
Sagen Sie uns Ihre Meinung! Per Mail an
21@tsb-berlin.de
Ihr Norbert Quinkert
Zur Person: Norbert Quinkert ist seit 2010 Vorstands
vorsitzender der TSB Technologiestiftung Berlin.
Einfach smart: Der Speed Lecture Award 2012
Drei Minuten – mehr Zeit stand Annemarie Lange nicht zur Verfügung. Dennoch
schaffte sie es, vor 400 Gästen ihr wissenschaftliches Projekt »Smarte Transplantate« klar und verständlich zu präsentieren.
Ihr Lohn für die »kurze« Mühe: der erste
Platz beim fünften Speed Lecture Award,
1000 Euro Preisgeld und ein goldener Bär.
Die Tiermedizinerin und Doktorandin am
Institut für Immunologie und Molekularbiologie an der FU Berlin lag damit vor Ilka
Wagner vom Institut der medizinischen
Biotechnologie an der TU Berlin (zweiter
Platz, 500 Euro Preisgeld) und Yuliya Geo-
2
Groß, stark,
leistungsfähig
Deutschlands Experten beim
Tag der Turbomaschinen
M
it Schwung und Energie: Am
7. März trafen sich in Berlin Experten der AG Turbo aus Hochschulen,
Forschungszentren und der Industrie anlässlich des 25-jährigen Jubiläums zum Sympo
sium »Verbundforschung – Spitzentechnologie für Turbomaschinen«.
Die AG Turbo ist eine erstklassige nationale Plattform für die Abstimmung und Koordination vorwettbewerblicher und anwendungsorientierter Turbomaschinenforschung.
Sie ist eng in die COORETEC-Strategie des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) eingebunden und unterstützt
somit die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für das emissionsarme Kraftwerk der
Zukunft.
Der Ort für diese Jubiläumsveranstaltung,
die Berlin-Brandenburgische Akademie der
Wissenschaften, hätte nicht besser gewählt
sein können. Denn wenn es um Turbomaschinen geht, darf sich die Hauptstadtregion mit
Superlativen schmücken. Aus Berlin kommt
zum Beispiel die derzeit größte und leistungsstärkste Gasturbine der Welt (Siemens). Dort
steht auch die Nummer eins unter den Turbokompressoren (MAN) und die größte mobile
Drehbank zur Reparatur von Turbomaschinen
(Alstom). Und noch einen Titel darf BerlinBrandenburg beanspruchen: Die Region verfügt mit den fünf Unternehmen Alstom, MAN,
MTU, Rolls-Royce und Siemens über die größte Dichte an Turbomaschinenherstellern in
ganz Europa. In beiden Bundesländern wird
produziert, gewartet und produktionsnah entwickelt. Die Turbomaschinen sind hier also im
wahrsten Sinne des Wortes ein Innovationsantrieb, weil sie für wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung sorgen.
Mehr als 8000 Arbeitsplätze (einschließlich der Zulieferbetriebe) sind geschaffen
worden, der jährliche Umsatz beträgt etwa 1,8
Milliarden Euro. Und der Markt wächst weiter. Hinzu kommen viele Zulieferbetriebe für
Foto: MAN Diesel&Turbo
Management mit Qualität
Die TSB Innovationsagentur Berlin erfüllt
die hohen Ansprüche eines kundenorientierten Qualitätsmanagementsystems.
Das hat jetzt die Deutsche Gesellschaft zur
Zertifizierung von Managementsystemen
(DQS) bestätigt. Im Rahmen eines AuditVerfahrens prüfte die DQS unter anderem
das Projektmanagement der TSB-Innova
tionsagentur, ihren Innovations- und Technologieservice sowie Kommunikation und
Vernetzung. Dabei wurden auch die Organisation des Unternehmens, Prozessabläufe und interne Verfahren analysiert, systematisiert und optimiert. Das Ergebnis: Die
Innovationsagentur erhielt ein Zertifikat,
nach dem sie den internationalen Normen
des Regelwerks ISO 9001 gerecht wird.
Vorrichtungs-, Mess- und Regelgerätebau und
andere hochspezialisierte Dienstleistungen.
Ganz zu schweigen von den 12 wissenschaftlichen Einrichtungen, die an entsprechenden
Themen arbeiten.
Gerade diese Verbindung von Forschung
und Entwicklung gehört zu den großen Stärken der Region. Ein gutes Beispiel ist das
Rolls-Royce Mechanical Test Operation Centre
(MTOC) mit einer innovativen Testanlage für
horizontale Schleudertests in Berlin-Dahlewitz.
Die TSB koordiniert im Rahmen des Clustermanagements Energietechnik Berlin-Brandenburg das Handlungsfeld Turbomaschinen
und Kraftwerkstechnik.
Ausführliche Informationen gibt es in der
Studie »Turbomaschinen in Berlin-Brandenburg« aus der TSB-Schriftenreihe »Studien
zu Technologie und Innovation«. Sie kostet
20 Euro und kann beim Regioverlag (info@
regioverlag.de) bestellt werden.
Mit Energie!
gieva vom Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik (dritter Platz, 300 Euro). Der
Speed Lecture Award wurde im Rahmen
der 10. BIONNALE von der TSB-Initiative
BioTOP Berlin-Brandenburg und vfa bio
(Biotechnologie im Verband der forschenden Pharma-Unternehmen) vergeben.
Solarfirmen kooperieren bei Technologieentwicklung
Die Herausforderungen sind groß: Der weitere Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien wird davon abhängen, inwieweit sich
moderne, großflächige oder dezentrale Solaranlagen sowie konventionelle Kraftwerke
in gemeinsame Versorgungsstrukturen integrieren lassen, um dadurch die Verbraucher
mit umweltfreundlicher und kostengünstiger
Energie zu versorgen. Die beiden regionalen
Solarnetzwerke Berlin Solar Network (BSN)
Staatssekretär Nicolas Zimmer,
Ministerin Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine
Kunst, Annemarie Lang,
Gewinnerin des Speed Lecture
Award 2012, Ilka Wagner
(Zweitplatzierte), Yuliya Georgieva
(Drittplatzierte)
Foto: Holger Petsch
TSB-Magazin | Ausgabe 01 | April 2012
TSB-Magazin | Ausgabe 01 | April 2012
und Solarregion Berlin-Brandenburg haben
deshalb eine gemeinsame, bundesländer
übergreifende Arbeitsgruppe »AG Solarsysteme« gebildet. So sollen die bestehenden
Aktivitäten der beiden Netzwerke – koordiniert durch die TSB Innovationsagentur Berlin
– verbunden sowie F&E- und Demonstrations
projekte auf den Weg gebracht werden. Der
Fokus liegt darauf, innovative Lösungen zu
finden, um zukünftig Photovoltaik-Anlagen
mithilfe von elektrischen Speichern intelligent in unterschiedliche Netzebenen und
bei verschiedenen Verbrauchern zu integrieren. Dabei spielen die kurz- und mittelfristige Speicherung eine wichtige Rolle. Martin
Schipper, Bereichsleiter Energietechnik bei
der TSB Innovationsagentur Berlin, sieht große Chancen: »Die regionale Industrie muss
ihren Technologievorsprung ausbauen. Dafür
sind Kooperationen unverzichtbar.«
3
Innovativ
und international
Eine Branche
auf Wachstumskurs
Die Messe
»Laser Optics Berlin«
Mehr Umsatz, mehr Mitarbeiter: Die Optischen Technologien
in der Hauptstadtregion boomen
Themen der Grafiken:
Oben links: Einschätzung der
aktuellen Geschäftssituation
Oben rechts: Verteilung nach
Unternehmensgröße (Beschäf
tigtenzahl)
Unten links: Umsatzentwicklung
Optische Technologien und
Mikrosystemtechnik in BerlinBrandenburg
Foto: dapd
Unten rechts: Beschäftigungsent
wicklung Optische Technologien
und Mikrosystemtechnik in
Berlin-Brandenburg
»Leuchtturm urbaner
Technologien«
Mehr Teilnehmer, eine größere Ausstellungsfläche und neue Partner – die Laser Optics Berlin hat auch in diesem Jahr
quantitativ und qualitativ einen deutlichen
Schritt nach vorn gemacht. Dazu beigetragen hat, dass die internationale Fachmesse erstmals gemeinsam mit der »microsys
berlin – Mikrooptik und Mikrooptische
Systeme« stattfand. Eine weitere Premiere:
Der Kongress dieses Branchentreffs wurde
gemeinsam mit der renommierten Optical
Society of America veranstaltet. Außerdem
kooperierte man mit dem Laserverband
des Optics Valley Wuhan in China. Partnerregion war Warschau.
Vom 19. bis 21. März präsentierten in
den Messehallen unter dem Funkturm insgesamt 142 Aussteller aus 12 Ländern ihre
innovativen Produkte. Zum Drei-SäulenModell der Laser Optics Berlin gehören
neben dem Kongress und der Fachmesse
zahlreiche Foren. So gab es einen speziellen Schülertag und ein Jobboard, an
D
ie Branche der Optischen Technologien boomt in der Region BerlinBrandenburg und hat ein hohes
wissenschaftliches sowie wirtschaftliches
Entwicklungspotenzial. Das macht der neue
Clusterreport Optik deutlich.
Die 390 Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, konnten im Jahr 2011 ihren
Umsatz um 12 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro
steigern. Damit wurde das ohnehin sehr hohe
durchschnittliche Wachstum der vorausgegangenen Jahre von acht Prozent nochmals
deutlich übertroffen. Gestiegen ist auch die
Zahl der Mitarbeiter, und zwar um 5,5 Prozent. Insgesamt beschäftigt die Branche
14.400 Menschen. Dazu kommen 36 Hochschulen und außeruniversitäre Forschungs-
4
einrichtungen mit 2.200 Beschäftigten. Der
Umsatz pro Mitarbeiter betrug 2011 etwa
161.000 Euro.
Zu den größten Arbeitgebern in der
Hauptstadtregion gehören Osram, Rathenower Optik, Berliner Glas, Hach Lange und
Nokia Siemens Network. Dennoch wird der
Der Clusterreport Optik mit zahlreichen
Informationen zur Entwicklung der Branche
steht zum Download zur Verfügung:
www.tsb-berlin.de/clusterreport-optik
Industriesektor Optische Technologien und
Mikrosystemtechnik vor allem durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt. Ein
Mangel an qualifizierten Fachkräften herrscht
offenbar nicht. Die Branche scheint bei der
Rekrutierung ihres Personals von der Fülle an
Ausbildungsangeboten und den attraktiven
Lebensbedingungen in der Hauptstadtre
gion zu profitieren. Allen Akteuren ist zudem
gemeinsam, dass ihr Exportanteil am Gesamtumsatz bei fast 70 Prozent liegt. Wichtigste Absatzmärkte sind das Bundesgebiet,
Westeuropa und Asien. Kein Wunder, dass
die positiven Entwicklungszahlen auch die
Stimmung der Betriebe hebt. 71 Prozent von
ihnen beurteilen die Lage grundsätzlich als
gut bis sehr gut. »Die Zusammenarbeit von
Unternehmen, Forschungszentren und Hochschulen zahlt sich aus«, sagt Staatssekretär
Nicolas Zimmer von der Senatsverwaltung für
Wirtschaft, Technologie und Forschung.
TSB-Magazin | Ausgabe 01 | April 2012
Herr Schmitz, Sie planen mit Ihren Mitarbeitern
die Zukunft des Flughafens Tegel. Auf dem Gelände soll nach der Schließung des Airports ein
Forschungs- und Industriepark für Zukunftstechnologien entstehen. Wie sieht Ihr Konzept
aus?
Schmitz: Wir wollen einen echten Leuchtturm
der »Urbanen Technologien« schaffen. Dort
sollen Lösungen für die Fragen des rasanten
Wachstums großer Ballungsräume gefunden
werden: Mobilität, Energieversorgung, Information, Wasserwirtschaft und Ähnliches stehen im Fokus. Um Wirtschaftsunternehmen
dafür zu gewinnen, ist die Gründung eines
Campus mit einer Hochschule und außeruniversitären Instituten geplant. Außerdem sollen geeignete Ansiedlungsbedingungen für
Existenzgründer und junge Firmen, aber auch
Flächen für große Firmen zur Verfügung gestellt werden.
Noch hält sich das Interesse für Tegel in Grenzen. Warum?
Schmitz: Es gibt derzeit noch kein Baurecht,
und der Masterplan entsteht gerade erst.
Auch das konzentrierte Marketing beginnt
erst ab Sommer 2012. Das Produkt »TXL« entsteht ja erst. Aber es soll auch eine Zwischennutzung geben. Denn es ist klar, dass Projekte
TSB-Magazin | Ausgabe 01 | April 2012
wie die geplante Ansiedlung etwa eines Teils
der Beuth-Hochschule viele Jahre brauchen.
Bis dahin wird unser Vermietungs- und Servicekonzept in den Bestandsgebäuden einen
Magneteffekt für neue Unternehmer erzeugen, zum Beispiel durch sehr günstige Mieten
und die Schaffung einer produktiven Nachbarschaft.
Inwiefern soll sich Tegel vom Technologiepark
in Adlershof unterscheiden?
Schmitz: Adlershof ist mit seinen 902 Firmen und gut 15.000 Mitarbeitern bereits ein
»reifer« Standort. Er bekommt viel Schwung
durch den Flughafen in Schönefeld. In Adlershof stehen Optik, Photonik, Mikrosystem
technik, Photovoltaik und Analytik im Vordergrund. In Tegel zielen wir auf Lösungen im
Anwendungsmarkt der Städte der Zukunft.
Die Überschneidungen sind also gering.
Zur Person: Hardy Schmitz ist
Geschäftsführer der Tegel Projekt
GmbH.
Foto: Tina Merkau /
WISTA-MANAGEMENT GmbH
Foto: Laser Optics
Hardy Schmitz über die künftige Nutzung
des Flughafens Tegel
Treffpunkt der Branche: In den Messehallen unter dem
Funkturm präsentierten 142 Aussteller ihre Produkte.
dem die Aussteller ihre Stellenangebote
präsentierten. Die Laser Optics findet alle
zwei Jahre statt. Sie wird veranstaltet von
der TSB und der Messe Berlin – für Dr.
Adolf Kopp, Geschäftsführer der TSB Innovationsagentur, eine ideale Partnerschaft:
»Wir haben die Laser Optics 1996 ins Leben gerufen. Seit 2008 wird sie durch die
Messe Berlin organisiert, die wir beratend
unterstützen. Nach dem gleichen Modell
kann ich mir noch weitere gemeinsame
Aktivitäten vorstellen.«
Informationen unter www.laser-opticsberlin.de
5
Von intelligenten
Fenstern und langlebigen
Implantaten
Der Alltag? Digital!
Vernetztes Leben: Wie Arbeit, Wohnen und Freizeit
künftig miteinander verbunden sein werden
Innovativ für den Alltag: Oberflächentechnologie
in Berlin und Brandenburg
E
s gibt künstliche Hüftgelenke, die sind
etwas ganz Besonderes. Auch die Merete Medical GmbH, ein 1996 gegründetes Berliner Unternehmen für Medizintechnik, hat eine neuartige Prothese entwickelt.
Die zementfreien Implantate werden mit
einer besonderen Titanoberfläche versehen.
Diese wird durch Eintauchen des Implantats
in ein Salzbad hergestellt, wodurch eine bioaktive Calcium-Titanat-Oberfläche entsteht.
Diese etwa 50 Nanometer tiefe, calciumreiche Reaktionszone ermöglicht eine schnellere
Verbindung des Implantats mit dem Knochen.
Ein weiterer Vorteil: Da nicht beschichtet
wird, entfällt das Risiko der Schichtablösung.
Diese wichtige Innovation gelang in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und wurde
im Rahmen der Kampagne »Deutschland.
Land der Ideen« 2009 als Produkt des Jahres
ausgezeichnet.
Die innovativen Hüftgelenke der Firma Merete sind nur ein Beispiel dafür, welch große
Bedeutung der Oberflächentechnologie zukommt und wie ausgeprägt die Innovationsfähigkeit auf diesem Forschungsgebiet ist. Kein
Ines Junge: Intelligente Oberflächen.
Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft
in Berlin-Brandenburg (Studien zu Technologie und Innovation, Schriftenreihe der TSB
Technologiestiftung Berlin, herausgegeben
von Christian Hammel). 342 Seiten. Regio
verlag Berlin 2012
Wunder, denn die Anwendungsmöglichkeiten
sind vielfältig und durchaus alltagstauglich.
Sie reichen zum Beispiel von besonders effektiven Dünnschichtsolarzellen, die auch
noch diffuses Licht verarbeiten können, bis
zu besonders beschichteten Fenstern, die
Effektiv und funktional: Dünnschichtsolarzellen können sogar diffuses Licht verarbeiten.
6
Foto: HZB
mithilfe von Strom heller oder dunkler werden. Derartigen technischen Neuerungen ist
gemeinsam, dass sie auf intelligenten, also
funktionalen Oberflächen basieren. Diese
kommen – um nur einige Beispiele zu nennen
– sowohl beim Korrosionsschutz (chemisch),
der Informationsspeicherung (elektrisch), der
Wärmedämmung (thermisch) und Gefrierbeständigkeit (stofflich-mechanisch) als auch bei
der Schalldämpfung (akustisch) und Farbgebung (optisch) zum Einsatz. Die Oberflächentechnologie zählt somit zu den wichtigsten
Zukunftstechnologien.
Das gilt auch für die Hauptstadtregion.
Forschung und Wirtschaft setzen gleichermaßen auf diesen Teil der Werkstoffwissenschaft.
Wer sich einen Überblick über Kompetenzen
und Kooperationen verschaffen will, kann
jetzt auf eine soeben erschienene, umfassende Studie zurückgreifen: »Intelligente Oberflächen. Innovationen aus Wissenschaft und
Wirtschaft in Berlin-Brandenburg« von Ines
Junge.
Auf 340 Seiten sind alle wichtigen Informationen zusammengefasst. In der Oberflächentechnologie arbeiten 2.500 Menschen
der Region. Hinzu kommen ca. 1.000 Arbeitsplätze in der Wissenschaft. Weitere 25.000
Arbeitsplätze haben einen Bezug zum Thema
Oberflächentechnologie.
350 Akteure – wissenschaftliche Arbeitsgruppen, Unternehmen und Netzwerke –
werden in kurzen Porträts vorgestellt, deren
Entwicklung detailliert analysiert. So ergibt
sich ein differenziertes Bild über Stärken,
Chancen und Herausforderungen der Oberflächentechnologie.
Die Studie macht deutlich, dass die Hauptstadtregion insbesondere auf dem Gebiet der
Dünnschichttechnik Spitzenreiter ist. Wichtige Anwendungsgebiete sind unter anderem
die Photonik, Photovoltaik und Sensorik.
Um weitere Fertig- und Fähigkeiten schneller in die Anwendung zu bringen, empfiehlt
Ines Junge von der TSB, dass das vorhandene Vernetzungspotenzial intensiver als bisher
genutzt werden sollte. Dazu gehört auch, verstärkt mit der hier ansässigen Kreativbranche
zu kooperieren. Die Studie hilft dabei, eine Art
Wissenslandkarte zu erstellen.
TSB-Magazin | Ausgabe 01 | April 2012
Von der Küche aus die
Heizung regeln. In einem
vernetzten Haus ist das
ohne Weiteres möglich.
Foto: next generation media
I
st Ihnen daran gelegen, jederzeit über den
Stromverbrauch in den heimischen vier
Wänden detailliert informiert zu sein und
zu erfahren, wie Sie Energie sparen können?
Ganz einfach! Nutzen Sie einen intelligenten
Stromzähler und lassen sich wichtige Daten in
Echtzeit auf dem Tablet-Computer anzeigen.
Oder wie wäre es mit ärztlicher Betreuung
rund um die Uhr, ohne dass Sie Ihre gewohnte
Umgebung verlassen müssen? Telemedizin,
basierend auf Mobilfunknetz und Internet,
verschafft die notwendige Unabhängigkeit.
Diese Beispiele zeigen, was alles im Rahmen eines »vernetzten Lebens« schon heutzutage technisch machbar
ist. »Vernetztes Leben«
steht für die Art und Weise, wie unser Alltag künftig gestaltet werden kann.
Arbeiten, Freizeit, Gesundheit, Information, Energie, Wohnen, Verkehr und Mobilität – all diese »Welten« spielen
für den Einzelnen und das Zusammenleben
der Menschen eine zentrale Rolle. Der von der
TSB erstellte Handlungsfeldreport »Vernetztes
Leben in Berlin-Brandenburg 2011« gibt einen
Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten, die
sich aus der intelligenten Verknüpfung dieser
Lebensbereiche ergeben könnten. Der Bericht
berücksichtigt dabei kommende Entwicklungen und Tendenzen, etwa bei der Demografie,
oder die Notwendigkeit, mit knappen Ressourcen pfleglich umzugehen. Es werden Akteure und Projekte vorgestellt, Netzwerke und
Organisationen in der Hauptstadtregion ge-
nannt sowie Zukunftsaussichten beschrieben.
Diese Aussichten sind zwar prinzipiell gut,
auch und gerade in Berlin und Brandenburg.
Doch es mangelt bislang noch daran, dass der
Markt auf die vielen vorhandenen Ideen nur
sehr zögerlich anspricht, sagt Michael Stamm,
bei der TSB Innovationsagentur Bereichsleiter
für Informations- und Kommunikationstechnologien. Zuweilen fehlten auch die Erprobungsfelder, um den Nutzen des »vernetzten
Lebens« einer möglichst breiten Öffentlichkeit deutlich zu machen.
Weitere Hindernisse kommen hinzu. Da
sind zum Beispiel die Vorgaben des Datenschutzes. Aber auch noch
zu hohe Kosten stellen
hier und da ein Hindernis für den massenhaften Einsatz moderner
IT im Wohnumfeld dar.
Denn ein schon bestehendes Haus technisch
auf- und damit umzurüsten, erfordert einige
finanzielle Mittel. Nicht zuletzt gibt es kulturelle Vorbehalte. Viele Unternehmen haben
immer noch wenig Vertrauen in die Produktivität ihrer Angestellten, wenn diese von zu
Hause aus arbeiten. Da große Partner fehlen,
kommen vielversprechende Ansätze kleiner
Unternehmen bislang zu selten über das Stadium eines Pilotprojekts hinaus.
Dennoch ist sich Experte Michael Stamm
sicher, dass vernetztes Leben eine große Zukunft hat. Unser Alltag wird digital sein – beim
Arbeiten und Wohnen, in der Freizeit, im Verkehr oder wenn es um die Gesundheit geht.
Noch reagiert
der Markt auf die
Ideen zögerlich
TSB-Magazin | Ausgabe 01 | April 2012
Make IT real
Berlin ist besonders stark vom Fachkräftemangel in der IT-Branche betroffen. Dieser
wird in den kommenden Jahren vor allem für kleine und mittlere Unternehmen
spürbar werden. Um Kinder und Jugendliche schon frühzeitig für die Informatik zu
begeistern, eignen sich außerschulische
Lernorte besonders gut. Deshalb hat die
TSB Technologiestiftung Berlin das Projekt
»Make IT real« ins Leben gerufen. Ziel ist
es, die Grundlagen für ein IT-Schülerlabor
zu schaffen. Zusätzlich zu Angeboten für
Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I werden Fortbildungsangebote für
Lehrkräfte integriert. Im Rahmen eines
ersten Workshops konnten wichtige Partner aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung gewonnen werden.
SchülerBIONNALE
»Biowissenschaften erleben und entdecken« – unter diesem Motto kamen am
28. März 2012 insgesamt mehr als 800
Schülerinnen und Schüler der Mittel- und
Oberstufe ins Langenbeck-Virchow-Haus,
um zu erfahren, wie es in der Welt der Biotechnologie zugeht. Das Programm umfasste Kurzvorträge zu Wissenschaftsthemen und Berufsbildern, einen Crash-Kurs
zur erfolgreichen Bewerbung (barfuß oder
mit Lackschuh?), gentechnische Experimente und Gespräche mit Vertretern aus
Unternehmen und Fachschulen. Da man
in zwei Stunden nicht alles erfahren und
verarbeiten kann, bekam jeder Teilnehmer
noch umfangreiches Material auf einem
grünen USB-Stick. Auch die Lehrer wurden
mit Unterlagen versorgt, um das Thema im
Unterricht weiterverfolgen zu können.
Mädchen ins Labor!
Nach wie vor sind Frauen in den naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen
unterrepräsentiert. In Berlin kommt auf
zwei männliche Absolventen eine weibliche, wobei stark zwischen den einzelnen
Fächern unterschieden werden muss.
Während in Mathematik und Naturwissenschaften Frauen mit rund 40 Prozent
vertreten sind, zeigen sie sich bei den
Ingenieurwissenschaften mit 26 Prozent
nach wie vor sehr zurückhaltend. Zahlen
wie diese sind in der jetzt erschienenen
TSB-Studie »MINT-Bildung in Berlin-Brandenburg« zu finden. Die Untersuchung
analysiert die Situation in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern in der
Hauptstadtregion – von der Schule bis zum
Berufseinstieg. Download unter www.tsbberlin.de/mint-studie
7
Günther Tränkle über Körperpflege, Laserrasierer
und dauerhaft glatte Haut
Herr Professor Tränkle, Sie legen als Direktor des Ferdinand-Braun Instituts (Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik) und Sprecher des Optik-Clusters BerlinBrandenburg viel Wert auf anwendungsorientierte
Forschung. Was kann sich der normale Bürger darunter
vorstellen?
Tränkle: Nehmen wir zum Beispiel die Optik. Wir erzeugen und beeinflussen Licht, steuern also dessen räumliche und zeitliche Verteilung. Denn das Schöne an Licht
ist: Man kann viel damit machen, es vielfach einsetzen.
Auch der menschliche Körper profitiert davon.
Inwiefern?
Tränkle: Im Bereich Gesundheit etwa kann Licht heute
schon dabei helfen, Diagnosen zu stellen. Es ist auch
möglich, Licht therapeutisch einzusetzen, um bestimmte Prozesse im Körper zu verstärken oder abzumildern.
Heute achten viele Menschen nicht nur auf ihre Gesundheit, sondern auch auf ihr Erscheinungsbild. Kommt der
Laser in Zukunft womöglich bei der Körperpflege zum
Einsatz?
Tränkle: Das ist bereits heute der Fall. Denken Sie nur an
die großen Lasersysteme in Kosmetikstudios oder beim
Hautarzt. Dort werden Haarpapillen, also das gefäßreiche Bindegewebe, in das die Haarwurzel eingebettet ist,
im Prinzip »verkocht«. Das heißt, an der behandelten
Stelle wächst nichts mehr oder zumindest sehr viel langsamer. Bei der Körperbehaarung kommt diese Methode bereits zum Einsatz. Aber richtig praktisch wäre ein
handlicher Laserrasierer. Ein Gerät, mit dem man sich
im heimischen Bad das Gesicht glättet. Und die nächste
Rasur wäre erst ein halbes Jahr später fällig.
Klingt ein wenig nach Science-Fiction.
Tränkle: Technisch ist das bereits heute eigentlich kein
Problem. Man braucht nur noch die entsprechende kostengünstige Fertigungstechnik. Und bestimmte Sicherheitsrisiken müssen ausgeschlossen werden. Doch die
entscheidende Frage lautet: Würden die Menschen einen Laserrasierer akzeptieren? Noch gibt es ja keinerlei
Langzeitstudien dazu. Wir wissen also nichts über mögliche gesundheitliche Risiken.
Zur Person: Prof. Dr. Günther Tränkle ist Direktor
des Ferdinand-Braun-Instituts, Leibniz-Institut für
Höchstfrequenztechnik sowie Sprecher des OptikClusters in Berlin und Brandenburg. Der Physiker
lehrt zudem an der Technischen Universität Berlin.
8
Foto: Stumpe
Die Welt
in 20 Jahren
Veranstaltungen
www.tsb-berlin.de/termine
17. April 2012
Erfolgreicher im
elektronischen Handel
E-Commerce-Tag Berlin
Gebündeltes Expertenwissen zu allen relevanten
Themen für Online-Händler und Erfolgsgeschichten
aus der Praxis.
23. April 2012
Salto Mortale
Energiewende
Podiumsdiskussion
Berlin
Befinden wir uns mit der Energiewende auf dem
richtigen Weg? Ist die Technik der Herausforderung
gewachsen oder sind die gesetzten Ziele so nicht
einzuhalten? Darüber diskutieren Experten beim
60. Treffpunkt WissensWerte im Rahmen der Berliner Stiftungswoche und des Wissenschaftsjahres
»Zukunftsprojekt Erde«.
15. Mai 2012
Impulse aus der Zukunft:
Wie lösen wir das
Energiespeicherproblem?
Vortrag & Diskussion
Berlin
Licht und Schatten, Sturm und Flaute wird es immer
geben. Ob Wind- und Solarstrom weiter ausgebaut
werden können, hängt davon ab, ob wir effiziente
Speichertechnologien entwickeln, die Schwankungen ausgleichen. Eine gemeinsame Veranstaltung
von TSB und Max Planck Gesellschaft .
30. Mai 2012 – 01. Juni 2012
ASTP Annual Conference
Konferenz
Berlin
Die TSB Innovationsagentur Berlin ist in diesem Jahr
Gastgeber des Jahrestreffens der Association of European Science & Technology Transfer Professionals.
2. Juni 2012
Lange Nacht der
Wissenschaften
Besuchsprogramm
Berlin und Potsdam
Eine von der TSB geförderte Gemeinschaftsveranstaltung von Berliner und Potsdamer wissenschaftlichen
Einrichtungen. Blicken Sie hinter die Kulissen der
Denkstuben, Labore und Operationssäle und erfahren Sie vor Ort, was in unserer Region geforscht wird.
7. Juni 2012
26. Treffpunkt
Medizintechnik
Konferenz und Ausstellung
Berlin
Interdisziplinäre Dialogplattform für Klinik, Wissenschaft und Wirtschaft. Schwerpunkt in diesem Jahr:
Diagnostik und Therapie kardiovaskulärer Erkran
kungen.
Impressum
Herausgeber: TSB Technologiestiftung Berlin,
Fasanenstr. 85, 10623 Berlin
Redaktion: Christian Böhme, Frauke Nippel, Thilo Spahl
Layout: Carmen Klaucke
Produktion: Verlag Der Tagesspiegel,
Askanischer Platz 3, 10963 Berlin
Kontakt: 21@tsb-berlin.de, www.tsb-berlin.de
Gefördert aus Mitteln der Investitionsbank Berlin,
kofinanziert von der Europäischen Union – Europäischer
Fonds für Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft.
TSB-Magazin | Ausgabe 01 | April 2012