BUND
Dzeit
Umweltzeitung für Berlin und Brandenburg
aktuell
03.16
stoppen
IP
T
T
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A
T
E
C
ber, 12 Uhr
Septem
Demo am 17.
derplatz
Berlin-Alexan
Inhalt
THEMA
Grüne Infrastruktur
Danke für die Mond
landschaft: Folgen der
Tagebaue
Seite 2
Stadt, Land, Park:
Auf welche Flächen
es ankommt
Seite 3
AKTUELL
Foto: Sebastian Petrich
Vattenfalls staatliche
Handlanger
Seite 4
Wie Venedig ohne Wasser …
… wäre Berlin ohne Stadtnatur. Mit der Kampagne IMMER.GRÜN möchte der BUND viele wichtige unbebaute
Areale unter dauerhaften Schutz stellen.
D
ie Baubranche kann sich nicht über leere
Auftragsbücher beschweren: Allein im
ersten Quartal 2016 genehmigten die Auf
sichtsbehörden den Bau von 5.129 Woh
nungen in Berlin und 2.598 Wohnungen in
Brandenburg. Während im Speckgürtel die
Zersiedelung fortschreitet, werden die Berli
ner Bezirke eher verdichtet. Aus ökologischer
Sicht ist Letzteres zumindest im Prinzip rich
tig, schließlich ist kompaktes Bauen in der
Stadt eine wichtige Voraussetzung dafür,
Flächenversiegelung zu vermeiden und Ver
kehrsbelastung zu reduzieren. Aber nicht jede
Verdichtung ist ökologisch sinnvoll, wie ein
aktuelles Beispiel aus Schöneberg zeigt.
Auf der Bautzener Brache, einem herrlich
verwilderten ehemaligen Bahngelände zwi
schen Yorckstraße und Monumentenbrücke,
plant ein Baumarkt-Mogul Wohnungsbau,
der schon vor Baubeginn ein Zertifikat für
nachhaltiges Bauen eingeheimst hat. Zu
Recht? Die geplanten Häuser mögen höch
sten energetischen Standards entsprechen.
Aber wie können 250 Autostellplätze für 300
Wohnungen in unmittelbarer Nähe eines SBahnhofs nachhaltig sein? Der Kiez leidet
heute schon unter Lärm und Abgasen. Und
nicht weniger schlimm: Das Viertel entsteht
auf einem Gelände, das Teil des Nord-SüdGrünzugs ist. Dieser grüne Korridor, der vom
Schöneberger Insulaner über den Gleisdrei
eckpark bis zum Tiergarten reicht, dient als
Frischluftschneise und könnte auch in die
sem Abschnitt Naherholungsgebiet für die
dichtbesiedelten Innenstadtbezirke werden.
Außerdem stärkt er den Biotopverbund, da er
mit Südgelände, Flaschenhalspark und eben
Bautzener Brache mehrere Biotope miteinan
der verbindet. Nebenbei erwähnt: Berlin hat
sich zum Ziel gesetzt, 15 Prozent der Landes
fläche als miteinander verbundene Biotope zu
sichern. Daraus wird nichts, wenn Bauvor
haben in den Biotopkorridoren umstandslos
genehmigt werden.
Salamitaktik beim Angriff auf die Stadtnatur
Dass Frei- und Grünflächen Lebensqualität in
der Stadt sichern, bestreitet niemand. Im Ge
genteil, die besten Geschäfte machen Inves
toren mit Neubauwohnungen mit Parkblick.
Immer wenn Bebauungspläne für grüne Flä
chen bekannt und Proteste der Menschen in
der Nachbarschaft laut werden, verweisen die
Vorhabenbefürworter auf die vielen anderen
grünen Orte Berlins, als käme es auf das jewei
lige Streitobjekt nicht mehr an. Und so sinkt
der Grünanteil langsam, aber stetig. Bauboom
und wachsende Einwohnerzahlen setzen die
Stadtnatur unter doppelten Druck. Freiflächen
werden weniger, und die verbliebenen wollen
immer mehr Menschen nutzen.
Es geht nicht nur um die Parks und Grünan
lagen im engeren Sinn. Ähnlich wichtig in
ihren sozialen, ästhetischen und ökologischen
Funktionen sind beispielsweise die Friedhöfe,
die sich wie ein grünes Mosaik in der Stadt
verteilen. Noch. Denn sie werden weniger.
Bedingt durch den Trend zur Feuerbestattung
beanspruchen die Toten heute viel weniger
Platz als früher. Der Berliner Friedhofsent
wicklungsplan von 2006 schreibt fest, von
1.037 Hektar Friedhofsfläche ein knappes
Drittel anderen Nutzungen zuzuführen. In der
Regel soll die neue Nutzung zwar die Um
widmung als Grünfläche bedeuten, Bebauung
ist aber ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Vor allem auf Kirchengemeinden lastet der
Druck, Teilflächen zu Geld zu machen, um
den Betrieb der schrumpfenden Friedhöfe zu
finanzieren.
Bisher gibt es keine wirksamen Instrumente
zum Schutz der Grünen Infrastruktur, zu der
neben den Parks und Friedhöfen vor allem
ehemalige Bahngelände, Kleingärten, Gewässerränder, Landwirtschaftsflächen am Stadtrand und etliche bewachsene Baulücken zählen. Das möchte der BUND in einem breiten
Bündnis mit anderen gesellschaftlichen Gruppen ändern. Nach dem Vorbild des Dauerwaldvertrags, der vor 101 Jahren die Berliner
Wälder vor der drohenden Abholzung und Bebauung sicherte, brauchen wir einen IMMER.
GRÜN-Vertrag. Berlin soll sich gesetzlich dazu
verpflichten, ein definiertes Netz von Grünund Freiflächen niemals zu verbauen. Welche
Flächen unter den IMMER.GRÜN-Vertrag fallen sollen, soll in einem öffentlichen stadtweiten Prozess entschieden werden. Nicht alle
Grün- und Freiflächen Berlins können Teil
dieses Gesetzes werden. Das heißt aber nicht,
dass alle dort nicht genannten Flächen zur
Versiegelung freigegeben sind.
Wenn bewachsene Flächen nicht verbaut werden sollen, wo können dann Wohnungen entstehen? Berlin hat sehr viele Möglichkeiten,
bereits versiegelte Flächen besser zu nutzen:
Dachgeschosse ausbauen, Flachbauten (Discounter, Baumärkte) aufstocken, Parkplätze
und Straßen rück- und überbauen. Bauflächen
müssen recycelt statt auf Kosten von Natur
und Lebensqualität neu ausgewiesen werden.
www.berlin-immergruen.de sp
250 glückliche Gäste:
Repair Café Schöneberg
Seite 4
Markt total: Was CETA
und TTIP für Berlin und
Brandenburg bedeuten
Seite 5
„Die Landesregierung muss
liefern": Axel Kruschat
über den Kompromiss in
der Massentierhaltung
Seite 5
BUNDjugend
Musik, Tanz und Kom
postklo: Ist grünes Feiern
möglich?
Seite 6
NATUR ERLEBEN
Nationalpark Unteres
Odertal: Wo Auen
entstehen
Seite 7
ÖKOTIPP
Wandbegrünung
Seite 7
KURZ & BUND
Stop CETA und TTIP
Seite 8
Grüne Infrastruktur
in Zahlen
Seite 8
www.BUNDzeit.de
Eine Übersicht der Flächen, auf die es ankommt, wenn Berlin
seine Lebensqualität bewahren will
Felder und Wiesen: Billige Baureserven?
Foto: Sane (CC BY-SA 3.0)
THEMA
Stadt, Land, Park
IMMER.GRÜN
Um die Grüne Infrastruktur
Berlins unter dauerhaften
und wirksamen Schutz zu
stellen, hat sich der BUND
mit den anderen Natur
schutzorganisationen und
dem Kleingärtnerverband
zusammengetan. Was dieses
Bündnis im Einzelnen er
reichen will, lesen Sie unter
www.berlin-immergruen.de
Macht das neue
Landschaftsprogramm
Berlin grüner?
Zusammen mit dem Flä
chennutzungsplan ist das
Landschaftsprogramm das
wichtigste Instrument des
Landes Berlin, um die Ent
wicklung des städtischen
Grüns zu steuern. Das bishe
rige Landschaftsprogramm
stammt aus dem Jahr 1994.
Im Juni hat das Abgeordne
tenhaus ein neues Land
schaftsprogramm für die
nächsten 20 Jahre beschlos
sen. Was davon zu halten
ist, erfahren Sie im BUNDBlog unter www.umweltzo
neberlin.de/landschaftspro
gramm
Standpunkt Stadtnatur
Was bedeuten urbane Frei
flächen für Artenschutz,
Erholung und Naturerlebnis
und wie passt ihr Erhalt zum
Leitbild der kompakten Stadt
mit kurzen Wegen? Wie
kann die Stadtgesellschaft
die notwendigen Diskussi
onsprozesse organisieren?
Damit beschäftigt sich der
BUND-Standpunkt Stadt
natur. www.kurzlink.de/
stadtnaturschutz
Danke für die Mondlandschaft!
Abseits des Speckgürtels sorgt in Brandenburg weniger der Bauboom als vielmehr der
Braunkohletagebau für den fortschreitenden Verlust von Wiesen, Feldern und Wäldern.
G
utes Ackerland wird knapp. Bundesweit sorgt die Nach
frage nach Mais für Biogasanlagen für steigende Bo
denpreise und höhere Pachten. Vor allem in Osten, wo einige
Großbetriebe immer mehr Felder unter ihre Kontrolle bringen,
stößt die bäuerliche Landwirtschaft an ihre Grenzen, weil ihr
die (bezahlbaren) Flächen ausgehen. In manchen Regionen
kommt die Braunkohleförderung als zusätzlicher Faktor der
Flächenverknappung hinzu, so auch in der Lausitz. Hier neh
men die aktiven Tagebaue Jänschwalde und Welzow-Süd I
rund 17.000 Hektar in Anspruch, das entspricht etwa einem
Fünftel Berlins. Auf weiteren 5.000 Hektar Feldern, Wäl
dern und Dörfern will die tschechische EPH-Gruppe, die die
deutsche Braunkohlesparte des schwedischen Staatskonzerns
Vattenfall übernimmt, die neuen Tagebaue Welzow-Süd II und
Jänschwalde-Nord anlegen. Dem ersten dieser beiden Vorha
ben hat die Landesregierung in Potsdam bereits zugestimmt
und damit eine sehr weitreichende Entscheidung getroffen.
Denn wenn Deutschland die auf der Weltklimakonferenz in
Paris vereinbarten Ziele einhalten will, muss die Braunkohle
dieser neuen Tagebaue in der Erde bleiben.
Für die Natur- und Kulturlandschaften der Lausitz sieht es
auch ohne zusätzliche Tagebaue schlecht aus. Die stillge
legten Tagebaue haben auf mehr als 33.000 Hektar Fläche
Spuren hinterlassen. Mit dieser Mondlandschaft, in die die
Stadt Potsdam zweimal hineinpasst, ist wenig anzufangen.
Die kaum bewachsenen Kippenböden sind Sonne und Wind
stark ausgesetzt, es herrscht eine geringe Luftfeuchtigkeit.
Während das Grundwasser aufgrund des jahrelangen Ab
pumpens noch fern ist, können Niederschläge in dem wenig
gefestigten Boden kaum gehalten werden und verdunsten
infolgedessen. Dem Erdreich fehlt es an Nährstoffen und
Humus, der Boden versauert.
Doch das ist nicht alles. Der Boden ist nicht nur von schlech
ter Qualität, sondern auch einsturzgefährdet. Anders als ge
wachsener Boden ist das, was der Tagebau hinterlassen hat,
wesentlich weniger verdichtet. Wenn sich unterirdische Hohl
räume mit Wasser füllen, kann die Bodenmasse ins Rutschen
kommen. Wie gefährlich das sein kann, zeigte sich im Oktober
2010, als auf der sächsischen Seite der Lausitz rund 100 Hek
tar Land im Bergener See verschwanden, einem mit Wasser
aufgefüllten Tagebauloch. Menschen kamen wie durch ein
Wunder nicht zu Schaden, eine Schafherde ertrank. Seit die
sem Unglück dürfen 20.690 Hektar Bergbaufolgelandschaft in
Brandenburg nicht mehr betreten und bewirtschaftet werden.
Einige Landwirte, die dort in den vergangenen Jahren die Bo
denqualität verbesserten, etwa indem sie mit dem Anbau von
Luzerngras den Stickstoffgehalt erhöhten, stehen nun schlecht
da, da sie mühsam um Entschädigungen feilschen müssen.
Also besser diese Mondlandschaft fluten? Auch die Seen, die
durch Flutung der ausgekohlten Tagebaue entstehen, sind von
minderer Qualität. Geraten die schwefelhaltigen Gesteine auf
den Abraumhalten in Kontakt mit Wasser und Sauerstoff, so
entstehen Schwefelsäure und Eisenhydroxid. Die künstlichen
Gewässer drohen somit zu versauern, wenn das Grundwasser
allmählich aufsteigt. Um dies zu verhindern, will Vattenfall
dem geplanten „Ostsee“, der anstelle des Ende 2015 geschlos
senen Tagebaus Cottbus-Nord entsteht, Spreewasser zuführen,
um das saure Seewasser zu verdünnen. Allerdings führt die
Spree heute schon zu wenig Wasser, jeder künstliche See ist
einer zu viel für sie. sp
sie bis Redaktionsschluss nicht), Sachmittel
und Personal in den Grünflächenämtern
nicht länger zu kürzen.
Seite 2
EDITORIAL
von Christine Kühnel und Burkhard Voß
Bauen ohne
Versiegelung
Überdimensionierte Stra
ßen, Parkplätze, einstöckige
Discounterbauten, absehbar
leerstehende oder ineffizient
genutzte Gebäude (zum Bei
spiel Parkhäuser): Der BUND
hat exemplarisch 38 Orte in
Berlin identifiziert, an de
nen 11.800 neue Wohnungen
entstehen könnten, ohne da
für wertvolle Freiflächen zu
opfern. Die Studie stammt
aus dem Jahr 2014, ist aber
immer noch aktuell.
Download unter
www.BUND-Berlin.de/
baupotenzial
THEMA
Info
Dieser Boden ist zu nichts mehr
zu gebrauchen und wird daher
geflutet: ehemaliger Braunkoh
letagebau Cottbus-Nord.
Liebe Leserinnen und Leser!
Vor genau fünf Jahren fassten wir unter
der Überschrift „Eine grüne Stadt wollen
sie alle“ die umweltpolitischen Wahlver
sprechen der Parteien zusammen. Wenn Sie
diese BUNDzeit durchblättern, finden Sie
keine Wahlprüfsteine oder KandidierendenChecks. Nicht, dass wir die Abgeordneten
hauswahl am 18. September vergessen hät
ten. Nur bieten die Aussagen der Parteien
ziemlich wenig Stoff. Kleine Kostprobe am
Beispiel Grünflächen gefällig?
Die SPD verspricht, die wachsende Stadt
„nicht zu einer Betonwüste werden zu las
sen“. Die Grünen wollen „grüne Oasen“ in
den Bauplänen berücksichtigen. Die Linke
möchte einen „Grünen Masterplan“ aufstel
len. Die CDU fordert in ihrem Programm
von 2011 (jüngere Papiere veröffentlichte
Alles schön und gut. Aber wie sieht es dort,
wo diese Parteien Verantwortung auf Lan
des- oder Bezirksebene tragen, tatsächlich für
die Stadtnatur aus? Hier eine Kleingartenko
lonie verbaut, dort eine Wiese versiegelt und
ein paar Bäume gefällt – das summiert sich.
Dem Verwertungsdruck auf unbebaute Flä
chen setzt die Politik gleich welcher Couleur
wenig entgegen. Wie auch immer die nächste
Regierungskonstellation im Roten Rathaus
aussieht: Sie muss zum Jagen getragen
werden. Das übernehmen wir gern; und zwar
mit der Kampagne IMMER.GRÜN. Wie und
warum wir die grünen Lebensadern der Stadt
dauerhaft vor Verbauung schützen wollen,
lesen Sie in dieser BUNDzeit.
Wir wünschen eine anregende Lektüre!
PS: Trotzdem ist die Abgeordnetenhauswahl
wichtig – vor allem zu Zeiten der neuen
„Protestparteien“. Und der Klimawandel geht
alle an!
Etwas mehr als vier Prozent der Berliner Landesfläche dienen Ackerbau, Viehzucht und Gar
tenbau. Auf zwei bisherigen Landwirtschaftsflächen soll nach dem Willen des Senats bald
gebaut werden: auf den Buckower Feldern im Neuköllner Süden und auf der Elisabethaue
im Norden Pankows. Beide Areale gehören Berlin, so dass die landeseigenen Wohnungsbau
gesellschaften zum Zuge kommen könnten; dieser relative Vorteil ist aber keine stadtplane
rische Überlegung, sondern Ergebnis einer völlig verfehlten Grundstückspolitik des Senats,
der die guten Wohnlagen privatisiert hat. Nun verspricht sich der Stadtentwicklungssenator
hier schnell lieferbaren günstigen Wohnraum. Auf der Elisabethaue soll allerdings nur die
Hälfte der 74 Hektar von kommunalen Gesellschaften bebaut werden, der Rest soll an Private
gehen (insgesamt 5.000 Wohnungen). Der BUND kritisiert beide Vorhaben. Die Elisabethaue
hat eine wichtige Funktion für das Stadtklima, der Pächter sollte besser einen langfristigen
Pachtvertrag bekommen, so dass er die Fläche ökologisch aufwerten kann. Bauen auf den
Buckower Feldern (zehn Hektar, 500 Wohneinheiten, auch Einfamilienhäuschen) widerspricht
dem Prinzip, neue Siedlungen nur noch in Gegenden zu errichten, die an das Schienennetz
angeschlossen sind.
Biodiversität und
Gesundheit
Landschaftspark Rudow/Alt-Glienicke
Foto: Andrea Gerbode
Bahnflächen: Vernetzte Wildnis
Auf außer Betrieb genommenen Bahngeländen haben sich in den letzten Jahrzehnten hoch
wertige Biotope entwickelt. Über grüne Randflächen verbinden die Schienenstränge etliche
von ihnen. Als von außen in das Zentrum verlaufende Korridore haben begrünte Bahntrassen
eine wichtige Funktion als Frischluftschneisen. Vorbildlich gesicherte und den Menschen
zugänglich gemachte Bahnwildnis findet sich am Schöneberger Südgelände. Andere Biotope
sind in Gefahr. Den ehemaligen Rangierbahnhof Schöneweide wollen Bahn, Land und Bezirk
in ein 33 Hektar großes Gewerbegebiet umwandeln. Auf dem von Magerrasen und alten
Eichen bewachsenen Gelände haben sich seltene Vögel wie Brachpieper und Steinschmätzer
angesiedelt – und streng geschützte Zauneidechsen. Deren bereits begonnene Umsiedelung
stoppte vor einem Jahr ein Gericht. Ebenfalls gefährdet ist der Biesenhorster Sand auf dem
ehemaligen Rangierbahnhof Wuhlheide. Der Senat will diese Trockenrasenlandschaft, auf der
viele Rote-Liste-Arten leben, zwar als Naturschutzgebiet ausweisen, gleichzeitig verläuft hier
aber eine seiner Planungsvarianten der Schnellstraße „Tangentiale Verbindung Ost“ (TVO).
Praktisch schon gelaufen ist die Bebauung des Güterbahnhofs Pankow.
Foto: Andreas Faensen-Thiebes
BUNDjugendliche gärtnern mit geflüchteten
Kindern in Zehlendorf
Foto: Björn Obmann
Konversionsflächen: Wenn alte Nutzungen wegfallen
Was soll mit dem Flugfeld Tegel geschehen, wenn irgendwann der Skandalflughafen BER
in Betrieb geht? Der BUND unterstützt die Idee, ein neues Stadtviertel auf dem an den KurtSchumacher-Platz angrenzenden östlichen Teil des Flughafens zu errichten. Die jetzt geplante
Ausdehnung der Bebauung gefährdet aber seine Funktion als Kaltluftlieferant. Nicht nur für
das Klima, sondern vor allem für die Artenvielfalt ist die 70 Hektar große Weidelandschaft
Lichterfelde Süd bedeutsam. Auf einem Drittel des unter dem Namen Parks Range bekannten
ehemaligen amerikanischen Truppenübungsplatzes will der Investor Groth bauen. Der BUND
fordert, hier auf Doppel- und Reihenhäuser zugunsten von platzsparenden Etagenwohnungen
zu verzichten, um mehr von der wertvollen Fläche zu erhalten und diese als Naturschutzgebiet
auszuweisen.
Radschnellwege
nicht durchs Grüne
Anders als etwa das Ruhr
gebiet hat Berlin keine ehe
maligen Bahntrassen, auf
denen sich kreuzungsfreie
Radschnellverbindungen
realisieren lassen. Natürlich
kann die Antwort darauf
nicht sein, Grünflächen für
Radschnellwege zu opfern.
Der Stadtplaner und BUNDFahrradexperte Tilo Schütz
zeigt anhand von zwei
Strecken (vom Kurt-Schu
macher-Platz via Wedding
und Neukölln nach Adlers
hof und vom Schloßplatz
über Ostkreuz und Karls
horst nach Biesdorf), wie
schnelle Radverbindungen
„mittenmang“ durch die
Stadt führen. www.kurz
link.de/mittenmang
Aktiv für Stadtnatur
Weidelandschaft Lichterfelde Süd
Foto: Anne Loba
Gewässer: Mehr als Wasserstraßen
Gewässer sind wichtige Biotopverbindungen, Luftschneisen und ideale Erholungsflächen in
der Stadt. Deswegen dürfen Gebäude nicht direkt ans Ufer gebaut werden, sondern es muss
immer ein öffentlich zugänglicher „grüner“ Streifen erhalten bleiben oder geschaffen werden.
Naturnahe Ufergestaltung erhöht die Wasserqualität und verbindet verschiedene Biotope.
Funktionierende Öko
systeme leisten einen
wichtigen Beitrag für die
menschliche Gesundheit.
Zu diesem Ergebnis kommt
eine Hintergrundstudie des
österreichischen Umwelt
dachverbands. Die (erleb
bare) biologische Vielfalt
wirkt demzufolge vor allem
auf die geistige Entwick
lung von Kindern und die
körperliche und mentale
Erholung von Menschen je
der Altersstufe positiv. Um
gekehrt stellen verminderte
Leistungen der Ökosysteme
Gesundheitsrisiken dar.
www.kurzlink.de/umwelt
dachverband
Bahnwildnis Nähe Gesundbrunnen
Kleingärten: Nicht nur vom Wohnungsbau bedroht
Mehr als 10.000 Menschen stehen auf Wartelisten für eine der rund 73.000 Kleingartenpar
zellen. Auch bei Tieren sind die Kolonien beliebt, vor allem Vögel und Insekten wie Bienen
profitieren von der Pflanzenvielfalt in vielen Gärten. Von den mehr als 3.018 Hektar Kleingar
tenfläche befinden sich 2.324 Hektar im Landesbesitz. Für etwa zehn Prozent dieser Flächen
läuft 2020 die Schutzfrist aus. Der Stadtentwicklungsplan Wohnen sieht vor, auf insgesamt
40 Kleingartenanlagen rund 8.500 Wohnungen zu bauen, sowohl auf städtischem als auch
auf privatem Grund. Und es geht nicht nur um Wohnungen: Der Senat hat Kleingärten in
Neukölln und Treptow gekündigt, um dort die Stadtautobahn A 100 weiterzubauen und an
grenzende Flächen für Gewerbeansiedelung vorzubereiten. Vermutlich noch in diesem Jahr
beginnen Bauarbeiten in der Gartenkolonie Oeynhausen, wo der bei den Regierungsparteien
als Großspender beliebte Baulöwe Klaus Groth auf der Hälfte der Koloniefläche 900 Woh
nungen errichtet. Das im Flächennutzungsplan als Grünfläche eingetragene Areal hatte die
Post 2008 für 600.000 Euro an die Investmentgesellschaft LoneStar verscherbelt, die es an
Groth weiterverkaufte. Versuche des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, die Existenz aller
Parzellen zu sichern, scheiterten, weil LoneStar und später Groth mit Schadensersatzklagen
in zweistelliger Millionenhöhe drohten. Auch hinter der Landesgrenze wecken Kleingarten
anlagen Begehrlichkeiten. Akut gefährdet ist eine Gartenkolonie in Teltow-Seehof.
Info
Landwehrkanal Höhe Kottbusser Brücke
Foto: Sebastian Petrich
Grünanlagen: Pflege ist ihren Preis wert
Natürlich gehören auch die zur Stadtverschönerung und Freizeitgestaltung angelegten Orte
zu den Flächen, die mit IMMER.GRÜN unter dauerhaften Schutz gestellt werden sollen: Parks,
Schmuckplätze, Straßenbäume, Liegewiesen der Freibäder, Friedhöfe. Dauerhafter Schutz
bedeutet in diesem Zusammenhang auch, die Grünflächenämter so auszustatten, dass sie eine
qualifizierte, naturnahe Pflege des Stadtgrüns übernehmen können.
sp
Comeniusgarten in Neukölln
Foto: Andreas Faensen-Thiebes
Der Arbeitskreis Stadt
naturschutz des Berliner
BUND-Landesverbands
setzt sich nicht nur für den
Erhalt des Naturhaushalts
und die Sicherung von Le
bensräumen von Pflanzen
und Tieren ein, sondern
möchte auch dafür sorgen,
dass die Menschen Natur
erlebnisse in der Stadt
genießen können. Die Ak
tiven des Arbeitskreises
beobachten mit kritischem
Blick, wie Parkanlagen
geplant und gepflegt, Nach
nutzungskonzepte für den
Flughafen Tegel entwickelt
und wie die Wasser- und
Schifffahrtsbehörden mit
Spree und Havel umgehen.
Möchten Sie mitmachen?
Schreiben Sie bitte an
stadt-naturschutz@BUNDBerlin.de
Seite 3
Kohle abwählen
Das Bündnis Kohleausstieg
Berlin, zu dem auch der
BUND gehört, hat unter
sucht, wie sich die Parteien
vor der Abgeordnetenhaus
wahl zum Kohleausstieg
und den damit verbun
denen T
hemen positionie
ren: Tagebaue, Sulfat und
Eisenschlamm im Wasser,
Quecksilber in der Luft,
Divestment, Kohleimport,
erneuerbare Energien und
Stadtwerk.
www.kurzlink.de/kohlecheck
Landesdelegiertenversammlung des BUND
Brandenburg
Alle Mitglieder sind herzlich
zur diesjährigen Landes
delegiertenversammlung
des BUND-Landesverbands
Brandenburg eingeladen.
Nach einem Rückblick auf
die Arbeit des vergangenen
Jahres sollen die Ziele für
die Tätigkeit des Landesver
bands im Jahr 2017 abge
steckt werden und ein neuer
Landesvorstand gewählt
werden.
8.10.2016, 10 Uhr,
Haus der Natur,
Lindenstraße 34, Potsdam
Bäume schützen
Der BUND hat eine neue
Broschüre zum Baumschutz
in Brandenburg herausge
geben.
www.kurzlink.de/baumschutz
Seite 4
AKTUELL
Foto: Christian-Linus Pauling
Das brandenburgische Bergamt hat bei der
Einleitung schmutziger Grubenabwässer in
Spree-Zuflüsse jahrelang beide Augen zugedrückt und den Landtag darüber getäuscht.
Bei der letzten CETA-und-TTIPstoppen-Demo kamen 250.000
Menschen. Wie viele werden es
wohl am 17. September?
W
er Abwässer in Flüsse oder Seen leiten will, braucht
dafür eine wasserrechtliche Genehmigung. Wenn da
mit eine Verschlechterung der Wasserqualität einhergeht,
verbietet das Wasserhaushaltsgesetz eine Genehmigung. Für
seinen Tagebau Welzow-Süd erhielt der Kohle- und Atom
konzern Vattenfall 2009 dennoch eine bis 2022 gültige Ge
nehmigung. Dabei war von Anfang an klar, dass mit dem
aus der Grube abgepumpten Grundwasser Eisenhydroxid in
die Gewässer gelangt. Dieser Eisenschlamm ist für Menschen
zwar nicht gefährlich, verstopft bei Fischen aber die Kiemen,
bis sie verenden. Die Fließe rund um Welzow-Süd sind seit
Jahren sichtlich verockert gewesen. Vom BUND beauftragte
Messungen bestätigten 2014 den Verdacht: An 11 von 15
Messstellen wurden die vorgeschrieben Einleitbedingungen
für die Eisengehalte nicht eingehalten.
Vattenfall und der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Berg
amt, war die unerlaubte Verockerung längst bekannt. Schon
die ersten Messungen nach Erteilung der wasserrechtlichen
Genehmigung 2009 zeigten deutliche Grenzwertüberschrei
tungen beim Eisen. Jetzt hätte das Bergamt handeln müssen.
Statt den Missstand zu beenden, half es aber Vattenfall dabei,
die Wasserverschmutzung zu verschleiern. Das ist das Ergeb
nis einer Akteneinsicht, die der BUND kürzlich im Bergamt
vorgenommen hat. Die Akten belegen dreierlei. Erstens war
das Bergamt seit 2009 über die Grenzwertüberschreitungen
informiert. Zweitens verlangte es zu keinem Zeitpunkt vom
Verursacher, die Verunreinigung zu reduzieren und gar zu
stoppen. Die Behörde begnügte sich damit, die Fließe vom
zuständigen Wasser- und Bodenverband entschlammen und
ihre Struktur so ändern zu lassen, dass sich der Eisenschlamm
besser am Boden absetzen kann. Der BUND fand in den Bach
betten eine bis zu 30 Zentimeter dicke Schicht Eisenschlamm
– Sondermüllablagerung mit freundlicher Genehmigung des
Bergamts. Drittens unterstützte das Bergamt Vattenfall bei der
Verschleierung der Grenzwertüberschreitung. Anfang 2010
beantragte Vattenfall, mehrere direkt an den Einleitstellen
platzierte Messstellen fließabwärts zu verlegen – mit der un
verhohlenen Begründung, die Grenzwerte seien sonst nicht
einzuhalten. Das Amt stimmte zu.
Markt total
Was CETA und TTIP für Berlin und Brandenburg bedeuten
U
m einen kleinen Vorgeschmack darauf zu bekommen,
was uns blüht, wenn die EU das fertig ausgehandelte
Freihandelsabkommen CETA mit Kanada und sein europäischamerikanisches Pendant TTIP abschließt, ist ein Blick nach
Hamburg aufschlussreich. 2008 hatte der dortige Senat das
neue Kohlekraftwerk Moorburg nur unter Auflagen geneh
migt. Bauherr und Betreiber Vattenfall verklagte die Hanse
stadt darauf vor einem internationalen Schiedsgericht auf
1,4 Milliarden Euro. Das nichtöffentliche Verfahren endete
mit einem Vergleich: Hamburg zog die Auflagen im Wesent
lichen zurück.
Weil die Grenzwerte nicht ein
gehalten werden, manipuliert
Vattenfall das Messverfahren.
Das Bergamt ist einverstanden.
In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der grünen Landtags
fraktion behauptete das Bergamt, die in das Steinitzer Wasser
eingeleiteten Abwässer seien enteisent und belüftet worden.
Aus Schreiben der Firma Vattenfall, die sich in den Akten fin
den, geht das Gegenteil hervor. Außerdem fasste das Amt die
Messwerte in Quartalsdurchschnittswerte zusammen, obwohl
wöchentlich gemessen wurde. Einige dieser Durchschnitte la
gen knapp unter dem Grenzwert – sehr wahrscheinlich wurden
auf diese Weise Überschreitungen verschleiert. Messprotokolle
der Einzelmessungen liegen dem Bergamt jedenfalls für die
Jahre 2008 bis 2013 nicht vor.
Das muss allen, die aus der Kohle aussteigen wollen, eine
Warnung sein, auch wenn der Besitzer der Dreckschleudern
in der Lausitz künftig nicht mehr Vattenfall, sondern EPH
heißt. Wenn CETA und TTIP in Kraft treten, werden es große
Konzerne mit Tochtergesellschaften in Übersee noch nicht
einmal nötig haben, Regierungen vor ein Schiedsgericht zu
zerren – allein die Möglichkeit eines solchen Verfahrens sorgt
dafür, dass die Politik auf ihre Gestaltungsmöglichkeiten
verzichtet. Wie will man unter diesen Bedingungen dafür
sorgen, dass aus den Tagebauen kein Sulfat über die Spree
ins Berliner Trinkwasser gelangt? Das letzte Jahrzehnt hat
gezeigt, was es bedeutet, wenn die Daseinsvorsorge privatisiert
wird. In Berlin gelang es nur mit einem Kraftakt, die Verträge
Nachdem die selbst beauftragten Messungen Grenzwertüber
schreitungen belegt hatten, erstattete der BUND 2014 Straf
anzeige wegen vorsätzlicher Gewässerverunreinigung gegen
Vattenfall. Im Sommer 2015 stellte die Staatsanwaltschaft
Cottbus die Ermittlungen ein, weil sie keinen Straftatbestand
vorliegen sah. Allerdings stützte sie sich dabei allein auf
Bewertungen des Bergamts. Hätte sie sich doch einmal selbst
die Akten angesehen! Weil die Akteneinsicht klar ergab, dass
das Bergamt seinen Aufsichtspflichten nicht nachkam, hat der
BUND nun eine Beschwerde gegen den Einstellungsbeschluss
der Staatsanwaltschaft eingelegt. sp
zur Wasserversorgung mit ihren geheim gehaltenen Gewinn
garantien für die Investoren veröffentlichen zu lassen. Die
Freihandelsabkommen setzen darauf, so gut wie alle öffentli
chen Dienstleistungen für den Markt zu öffnen und Gewinne
zu garantieren. Beispiel Wohnungsmarkt: Mietbremsen und
Vorschriften zur Energieeffizienz gefährden Gewinnerwar
tungen von Investoren. Beispiel Nahverkehr: Wenn die BVG
Dienstleistungen zu politisch festgelegten Preisen erbringt,
gilt das als unerlaubte Subvention und damit als entgangener
Gewinn für Wettbewerber. Nur einige wenige Bereiche, die in
CETA und TTIP ausdrücklich genannt werden, sind von deren
Regeln nicht betroffen. Alles, was nicht auf einer solchen
Negativliste steht, fällt unter den Geltungsbereich der Frei
handelsabkommen. Das gilt natürlich auch für alles, was heute
nicht relevant erscheint oder noch nicht erfunden wurde.
Wie Sie bei der Mobilisierung für diese Demo helfen
können, lesen Sie auf Seite 8.
Axel Kruschat, Geschäftsführer des BUND Brandenburg und Mitinitiator
des Volksbegehrens gegen Massentierhaltung, über den Kompromiss mit
der rot-roten Koalition in Potsdam
Die Initiatoren des Volksbegehrens haben sich mit den Ko
alitionsparteien auf einen Kompromiss geeinigt. Zu einem
Volksentscheid wird es nun nicht mehr kommen. Warum?
Das Repair Café Schöneberg sieht auf zwei erfolgreiche Jahre zurück.
Seit Sommer 2014 betreibt der BUND in seiner Berliner
Landesgeschäftsstelle das Repair Café Schöneberg. Elf Mal
im Jahr, immer am dritten Montag im Monat (außer De
zember), treffen sich Technikfreaks mit Leuten, die kaputte
Dinge zum Reparieren mitbringen. In lockerer Atmosphäre
retten die Expertinnen und Bastler nicht nur so manchen
Gebrauchsgegenstand vor der Verschrottung, sondern ge
ben vor allem auch ihr Wissen weiter. Die Party zum zwei
ten Geburtstag des Repair Cafés war Anlass für eine kleine
Zwischenbilanz: Bisher gelangen 202 Reparaturen, das ent
spricht einer Erfolgsquote von 60 Prozent. Am häufigsten
wurden Laptops repariert, gefolgt von Radios, Lampen und
Küchengeräten.
In harten Verhandlungen mit der Landesregierung konnten
wir drei von vier zentralen Forderungen durchsetzen und noch
weitere Punkte heraushandeln. Auf das Verbandsklagerecht
haben wir vorerst verzichtet, weil es uns besser erschien, die
ausgehandelten Punkte umzusetzen.
Hätte der Volksentscheid dann nicht doch mehr gebracht?
Zu den Helfern gehören drei
junge iranische Geflüchtete, die
im Tempelhofer Hangar leben.
Die nächsten Termine:
15.8.2016, 19.9.2016, 17.10.2016, jeweils 18 – 21 Uhr.
Bitte anmelden unter www.repaircafe-schoeneberg.de
Ist Schöneberg zu weit? Es gibt weitere 22 Repair Cafés
in Berlin und Brandenburg: www.repaircafe.org
Wir hatten unsere Forderungen des Volksbegehrens nicht
genau genug ausformuliert. Das tat der Verständlichkeit bei
Aktionen auf der Straße gut, im Falle eines erfolgreichen
Volksentscheids wäre die Landesregierung jedoch bei der
Auslegung vollkommen frei gewesen und hätte alle Punkte
verwässern können. Durch den Kompromiss haben wir viele
Punkte sehr genau ausdifferenziert und die Koalition fest
genagelt. Außerdem ist die Hürde bei einem Volksentscheid
sehr hoch. 25 Prozent Mindestbeteiligung und Zustimmung,
das bedeutet etwas über 500.000 Stimmen. Hätten wir diese
auch nur knapp verfehlt, würde uns die Gegenseite jahrelang
vorhalten, es gebe keine gesellschaftliche Mehrheit für artge
rechte Tierhaltung in Brandenburg. Es wäre mir persönlich
sehr schwer gefallen, dieses Risiko einzugehen.
40 Millionen für
den Radverkehr!
Protestieren Sie mit dem BUND gegen CETA und TTIP!
Am 17. September finden Demonstrationen in Berlin
und sechs weiteren Städten statt.
Berlin, Alexanderplatz, 17.9.2016, 12 Uhr
www.ttip-demo.de
„Die Landesregierung
muss liefern“
250 glückliche Gäste
Der Andrang ist mittlerweile so groß, dass man sich vor dem
Besuch anmelden muss. Das hat auch Axel Schröder getan,
der als 250. Besucher eine BUND-Jahresmitgliedschaft sowie
ein Glas Honig und einen Apfelsaftkarton (beides von der
BUND-Streuobstwiese in Stahnsdorf) als Überraschungsge
schenk erhielt. Er kam, weil seine Familie beschlossen hatte,
die kaputte Stehlampe nicht zu verschrotten, sondern etwas
Zeit in die Reparatur zu investieren. Sein Einrduck: „Nette
Atmosphäre und sehr hilfsbereite und kompetente Men
schen, die das Thema „Reparieren“ ernstnehmen und neben
bei liebgewonnene Gegenstände am Leben erhalten. Komme
gerne wieder!“
Kinder müssen lernen, sich
sicher und selbstständig
in der Stadt zu bewegen.
Vor vielen Berliner Schu
len herrscht Verkehrschaos,
weil die Eltern ihre Kinder
mit dem Auto zum Unter
richt bringen. Der BUND
ruft Schülerinnen und
Schüler, Eltern und Lehr
kräfte auf, sich an den
Aktionstagen „Zu Fuß zur
Schule – selbst sicher mo
bil“ am 19.9. – 30.9.2016
zu beteiligen. 2015 hat
ten 60 Schulen mit 16.000
Schülerinnen und Schülern
teilgenommen. Der BUND
hat viele Ideen für Aktionen
und kommt bei Bedarf gern
in die Schulen. Interesse?
Bitte melden Sie sich bei
Gabi.Jung@BUND-Berlin.de,
Tel.: 030 78790031.
Was genau wird sich jetzt verändern?
Fotos: BUND Brandenburg
Anfang Juni beschloss der
von SPD und CDU gestellte
Senat das Berliner Ener
gie- und Klimaschutzpro
gramm (BEK). Keine vier
Wochen später verhinderte
die CDU, dass sich der Um
weltausschuss des Abgeord
netenhauses mit dem BEK
beschäftigt. Eine Verab
schiedung noch vor der
Wahl ist damit sehr unwahr
scheinlich geworden. Die
Hauptstadtpresse spekuliert,
Angehörigen der kleineren
Regierungsfraktion könnte
aufgefallen sein, dass das
BEK dem Autoverkehr Ein
schränkungen abverlangt.
Möglicherweise handelt es
sich um eine Retourkutsche
dafür, dass sich die SPD
gegen Pläne zur Videoüber
wachung gestellt hatte.
Mehr zu dieser Wahlkampf
posse im BUND-Blog unter
www.umweltzoneberlin.de
Info
Zu Fuß zur Schule
Foto: BUND Berlin
CDU blockiert
Klimaschutz
AKTUELL
Info
Vattenfalls
staatliche
Handlanger
Hat sich die Mühe für das
Volksbegehren gelohnt?
Mitinitiator Axel Kruschat
sagt ja.
Es wird einen hauptamtlichen Tierschutzbeauftragten geben,
Großbetriebe bekommen weniger Mittel aus dem Landeshaus
halt und die Förderung ist zukünftig stärker an vorhandene
landwirtschaftliche Fläche gebunden. Bestehende Schweine
mastbetriebe ab 10.000 Tieren müssen Filter für die Abluft
einbauen. Diese Vereinbarung wirkt direkt auf bestehende An
lagen und führt zu Verbesserung für die Anwohner in der Nähe
von Mastanlagen. Ein Punkt, der in unserem ursprünglichen
Forderungskatalog zum Volksbegehren gar nicht vorgesehen
war. Vor allem kommt bis Ende 2017 ein Landestierschutzplan
nach niedersächsischem Vorbild, der bis 2019 das Kupier
verbot umsetzt und den Antibiotikaeinsatz in der Tiermast
reduziert und transparenter macht. Der Landesregierung sagen
wir aber auch sehr deutlich, dass sie liefern muss. Wenn sie
versagt, werden wir die Kampagne wieder aufnehmen und ein
Tierschutzverbandsklagerecht durchsetzen. Die Landesregie
rung hat also noch bis Ende 2017 Bewährung.
Wie geht es jetzt weiter?
Das Aktionsbündnis Agrarwende aus über 50 Teilorganisa
tionen und Bürgerinitiativen wird die Umsetzung des Kom
promisses genau begleiten. Und wir gehen mit der Aktion
„Stoppt den Megastall!“ ganz praktisch vor: Wir tauschen mit
Bürgerinitiativen vor Ort Informationen aus und unterstützen
Klageverfahren. Dem Klageverfahren gegen Hassleben, wo es
um 37.000 Schweine geht, ist dadurch schon auf die Sprünge
geholfen worden.
Der Berliner Senat sollte
den Schwung nutzen, den
die Initiative „Volksent
scheid Fahrrad“ in die Ver
kehrspolitik gebracht hat,
und ab 2017 den Radver
kehrsetat von 25 Millionen
Euro auf mindestens 40
Millionen Euro aufstocken.
Damit d
ieses Geld sinnvoll
ausgegeben werden kann,
braucht es zusätzliches
Personal: Zehn Stellen auf
Landesebene und jeweils
zwei je Bezirk sollten sich
ausschließlich um Radver
kehr kümmern, fordert der
BUND.
Stoppt den
Massenstall!
An vielen Orten Branden
burgs wehren sich Bürger
initiativen juristisch ge
gen Investoren, die neue
Massentierhaltungsanla
gen errichten wollen. Die
se Auseinandersetzungen
kosten viel Geld. Auf der
neuen Plattform „Stoppt
den Massenstall“ können
sich alle, die den Ausstieg
aus der Massentierhaltung
unterstützen wollen, über
die aktuellen Vorhaben der
Fleischindustrie in der Re
gion informieren und mit
einer gezielten Spende hel
fen, diese zu verhindern.
Die Abwicklung erfolgt über
betterplace, die Spenden
lassen sich steuerlich gel
tend machen.
www.kurzlink.de/megastall
Seite 5
Was die anderen
machen
Auch Green Music Initia
tive und Sounds for Nature
beschäftigen sich mit dem
Thema ökologische Festi
vals. Sie haben Bedingungen
formuliert und Festivals un
ter die Lupe genommen.
www.greenmusicinitiative.de
www.soundsfornature.eu
Juleica-Schulung
Gemeinsam mit a nderen
jungen Menschen erfährst
du an drei Wochenenden
alles, was du zum Leiten
einer Jugendgruppe
brauchst: Erwerbe die
Jugendleiter*innenCard
( juleica).
28. – 30.10.2016,
25. – 27.11.2016,
3. – 4.12.2016
www.berlin.BUNDjugend.de/
bildungsangebot/juleica
Aktion auf der
TTIP-Demo
„TTIP schmeckt uns nicht“
hat die BUNDjugend die
letzten Male auf den Demos
gegen das Freihandelsab
kommen zwischen den USA
und Europa gerufen. Hast
du Lust, die Aktionen der
BUNDjugend auf der nächs
ten TTIP-Demo mitzu
planen? Stay tuned auf
www.berlin.BUNDjugend.de
Die Demo ist am
17.09.2016, 12 Uhr,
Berlin, Alexanderplatz
Schreib mit
Wir vom Redaktionsteam
der jungen Seite der BUND
zeit – also der Seite, die du
gerade liest – freuen uns
immer über neue Leute an
Board. Wer Lust am Schrei
ben, Recherchieren, Redi
gieren hat, meldet sich bei
Victoria Student: Victoria@
BUNDjugend-berlin.de
A
uf den ersten Blick wirken die Betonplatten auf dem
Weg etwas unpraktisch. Wenn das Fahrrad die zentime
terbreiten Spalten zwischen den Platten passiert, ruckelt es
ordentlich. Spätestens jede Viertelstunde möchte man vom
Sattel absteigen, um ein paar rüttelfreie Momente zu genießen.
Anders als der Oder-Neiße-Radweg, der auf der Deichkrone
verlaufend die schnellste Nord-Süd-Querung des National
parks Unteres Odertal darstellt, sind die Wirtschaftswege durch
die Polderflächen wahrlich keine Rennstrecken. Und genau das
macht ihren Reiz aus. Nur unwesentlich schneller unterwegs
als zu Fuß, aber mit einem größeren Radius ausgestattet, er
hält man einen sehr unmittelbaren Eindruck der Auen- und
Wiesenlandschaft im unteren Odertal. Der Blick schweift gen
Osten, wo sich hinter dem Grenzfluss steile bewaldete Berg
hänge erheben. In den drei anderen Richtungen dominiert das
Mosaik der Polderfläche: Kleine Baumgruppen wechseln sich
mit Wiesen und Schilf ab, immer wieder schimmert es bläu
lich. Zeichneten sich nicht gelegentlich die Schornsteine der
Raffinerie und Papierfabriken in Schwedt ab, könnte man sich
fernab jeglicher Zivilisation wähnen. Und tatsächlich: Noch
dichter kann man sich kaum der Wildniszone des National
parks nähern. Zumindest nicht auf eigene Faust und an Land.
Kanutouren unter der Leitung von fach- und ortskundigem
Personal führen durch das Labyrinth der kleinen Gewässer in
der Niederung. Diese Wassertouren, auf denen sich mit etwas
Glück Biber, Graureiher und Haubentaucher beobachten las
sen, starten im Wassersportzentrum Schwedt.
Zisch! Das Bier ist offen, die Musik nicht weit und uns beschleicht das Gefühl
der Zeitlosigkeit: Wir sind wieder auf einem Festival! Wie schön, dass der
Mülleimer nicht weit ist, um den Rest des süffigen Kaltgetränks loszuwerden. Und der See um die Ecke, um
darin zu baden. 1000 Leute springen ins kühle Nass und hinterlassen eine Spur aus Plastikpartikeln im
Wasser. Denn an partikelfreie Sonnencreme oder Shampoo mag niemand denken. Wir haben uns Festivals
in Berlin und Umgebung genauer angeschaut: Was können wir selbst für ein nachhaltiges Festival tun, was
müssen die Organisator*innen machen? Das Feiern im Grünen soll grüner werden! Egal, ob wir an die Umwelt
oder uns selbst denken: Sorglos können wir ausgelassener tanzen.
W
orauf sollte man achten, wenn man ein möglichst grünes Festival
besuchen will? Ein guter Anfang ist es, sich Infos zu den Bereichen
Mobilität, Müll und Umwelt zu holen. Natürlich liegt das Lieblingsfestival nicht
immer vor der Haustür, trotzdem lohnt es, sich in nächster Nähe umzuschauen.
Je näher das Festival, um so einfacher die ökologische Anreise via Bus oder
Bahn. Viele Veranstalter*innen organisieren Busse, die dich von der Stadt oder
vom nächsten Bahnhof direkt auf das Gelände fahren. Wer mit wenig Gepäck
reist, kann sich auf das Rad schwingen, um sowohl zeitlich flexibel als auch
umweltfreundlich ans Ziel zu kommen. Am besten tut ihr euch zusammen
oder nutzt Angebote wie die mitRADgelegenheit der BUNDjugend Berlin. Die
ist auch in diesem Jahr mit 50 Leuten zum Feel-Festival geradelt.
Müllpfand ist inzwischen schon in vielen Tickets inbegriffen. Beim PangeaFestival bei Rostock erhaltet ihr zu Beginn einen Müllsack. Es erwarten euch
10 Euro zurück, wenn ihr ihn am Ende mindestens halb gefüllt abgebt. So
handhaben es viele Festivals, doch schaut man sich die verlassenen Cam
pingplätze, die Zeltwracks und Müllhaufen an, stellt sich die Frage, ob dieses
Müllpfandsystem ein ausreichender Anreiz ist, um das Problem zu meistern.
Die Wilde Möhre bei Cottbus setzt bei ihrem Müllmanagement zusätzlich
auf Ökotoiletten. Klingt erst mal unsexy, doch die verwendeten Sägespäne
neutralisieren den Geruch besser als der blaue Chemiecocktail der Dixi-Klos.
Zusammen mit einem normalen Toilettensitz aus Holz ist die Nutzung des
Ökoklos sogar angenehmer als der herkömmliche Plastikcontainer.
Es ist nicht unbedingt leicht für uns Besucher*innen abzusehen, wie hoch die
Schädigung der Natur durch die Menschenmassen sein wird. Klar ist aber,
dass größere Festivals meist auch eine größere Auswirkung haben. Ebenso ist
die Nutzung versiegelter Flächen der von naturnahen Gebieten vorzuziehen.
Offensichtlicher ist meist, wie die Veranstalter*innen selbst für dieses Thema
sensibilisieren. Das Artlake-Festival weist seine 7000 Gäste etwa darauf hin,
dass Baden im angrenzenden See nur mit ökologisch abbaubaren Seifen
erlaubt ist. Das Lollapalooza in Berlin hatte letztes Jahr großes Potenzial, als
grün durchzugehen. Es war leicht mit den Öffis und dem Rad zu erreichen und
versprach weniger Müll, weil nicht gecampt wurde. Und auf der versiegelten
Fläche vor den Hangars am Tempelhofer Feld sollte keine Natur zu Schaden
kommen. Dazu noch eine Area, in der NGOs Workshops anboten. Doch dieses
Jahr findet das Festival im Treptower Park statt. Die gute Verkehrsanbindung
bleibt, aber eine starke Schädigung des vor kurzem sanierten Stadtparks ist zu
befürchten. Dieses Beispiel zeigt: Die Erfüllung einiger Kriterien reicht nicht,
um ein Festival nachhaltig zu machen.
Je mehr wir uns mit Nachhaltigkeit und Festivals beschäftigen, um so mehr
fällt uns auf: Viele Festivals schmücken sich mit „Umweltmanagement“.
Frage ist nur, was ist ernst gemeinter Umweltschutz, was greenwashing? Das
bloße Anbieten von Green-Camping (siehe Tipps unten) oder Workshops mit
Umweltbezug kann auch der Versuch sein, aus Vermarktungsgründen auf den
Grün-Feiern-Trend aufzuspringen. Andererseits wird sich kein Festival finden
lassen, das vorbehaltlos als 100%ig grün bezeichnet werden kann. Dazu ist das
Thema zu komplex, und wenn viele Menschen zusammen feiern, lassen sich
Abfall und Lärm kaum vermeiden. Aber es gibt erhebliche Unterschiede zwi
schen den zahlreichen Veranstaltungen. Es liegt an uns, genauer hinzuschauen
und nachzufragen. Jasmin Zamani, Lisbeth Schröder, Lucia Bilgenroth
Auf Festivals macht sich die BUNDjugend die Hände schmutzig, …
Dutzende Kanäle, Seen und Oder-Altarme durchziehen die bis
zu drei Kilometer breite Niederung zwischen der Oder und der
Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße (HoFriWa). Nach
der Schneeschmelze und zum Sommerhochwasser werden
die Wehre der kleinen Kanäle geöffnet und die Niederung
kontrolliert geflutet. Es handelt sich zwar nicht um eine na
türliche Überflutungsdynamik, aber immerhin um eine, die das
Entstehen von Auwäldern ermöglicht. Gleichzeitig findet eine
extensive Grünlandwirtschaft in Teilen des Nationalparks statt.
… um Samenbomben zu bauen …
Also alles in bester Ordnung an der Oder? Mitnichten. Un
gemach droht dem naturnahen Charakter des Flusses von
polnischer Seite. Um Winterhochwasser zu vermeiden, soll
die Oder für Eisbrecher ertüchtigt und auf eine Zieltiefe von
1,80 Meter ausgebaggert werden. So steht es in einem Ab
kommen, das Polen und Deutschland letztes Jahr von der
Öffentlichkeit fast unbemerkt abgeschlossen haben. Merk
würdig: Moderne Eisbrecher haben allerdings einen Tiefgang
von nur 1,55 Meter, und die Zahl der Tage, an denen die Oder
vereist war, ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen.
Viehzucht ja, aber mit Augenmaß:
Im Nationalpark herrscht nicht nur
Wildnis.
Blick auf den Rohrseegraben
Forciert die nationalkonservative Regierung in Warschau in
Wirklichkeit den Ausbau der Oder für die Binnenschifffahrt?
Dafür spricht die Zielvorgabe im Abkommen, an neun von
zehn Tagen einen Wasserstand von 1,80 Meter zu erreichen.
Wo die HoFriWa in die Oder mündet, teilt sich der Strom in
West- und Ostoder und umschließt eine schwer zugängliche
Wildnis: das Zwischenoderland. Ursprünglich das Pendant
zum Polderland bei Schwedt, wurden in diesem zu Polen ge
hörenden Gebiet seit 1945 Schleusen und Dämme nicht mehr
gepflegt, die Aulandschaft blieb sich selbst überlassen. Der
geplante Ausbau der Oder sieht vor, in diesem Naturparadies
zahlreiche Anlagen zur Wasserregulierung zu bauen. Natur
schützer sind entsetzt, denn sie halten das lediglich als Land
schaftspark geschützte Zwischenoderland als eigentlich viel
wertvoller als den Nationalpark auf der deutschen Seite. Die
Pläne, einen grenzüberschreitenden Nationalpark einzurich
ten, wären damit hinfällig. Polen argumentiert, Bauarbeiten im
Zwischenoderland dienten auch dem Tourismus. Dabei könnte
die Wildnis der polnischen Seite die maßvoll bewirtschaftete
Kulturlandschaft der deutschen Seite perfekt ergänzen.
Wandbegrünung
„Fetter grüne, du Laub, am Rebengeländer hier mein
Fenster herauf“, forderte Goethe 1775 und hat damit
bis heute nicht an Aktualität verloren: Wandbegrü
nung ist populär. Kein Wunder, schließlich sieht sie
nicht nur hübsch aus, sondern übernimmt wichtige
ökologische Funktionen. Der Fotosyntheseprozess der
Blätter reguliert das Mikroklima. Im Sommer sorgt die
Verdunstungskälte dafür, dass sich Häuser nicht allzu
sehr aufheizen. Nachts wird dagegen Energie freigesetzt,
so dass begrünte Wände weniger stark abkühlen, was
den Fassaden ein längeres Leben beschert. Im Winter
bremsen Pflanzen den Wind, daher haben Häuser mit
begrünten Wänden einen niedrigeren Energieverbrauch.
Zudem fungieren Blätter als Staubfilter, sie nehmen
gasförmige Schadstoffe auf und geben sie erst wieder
ab, wenn das Laub fällt.
4. Investiere in eine gute Regenjacke, Gummistiefel und ein ordentliches Zelt. Diese Sachen kannst du auch im nächsten
Jahr wieder gebrauchen. Ganz im Gegensatz zu den Einwegregenponchos, die umsonst verteilt werden.
5. Da die Inhaltsstoffe direkt vom Duschen oder Baden in die Natur gelangen: Ökologisch abbaubare Seife und
Sonnencreme verwenden.
Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre
„Grün auf Wand und Dach“, www.BUNDladen.de
1. Fahr mit dem Zug oder Bus, such dir nette Mitfahrer*innen oder komm am besten gleich mit dem Fahrrad.
2. Green-Camping-Bereiche sind nicht mit dem Auto befahrbar und bieten die Möglichkeit zur Mülltrennung.
Oft kann man sich auch aufgebaute Zelte mieten.
3. Um den eigenen Müllberg möglichst klein zu halten, empfiehlt es sich wiederverwendbares Geschirr und haltbare
Lebensmittel mitzubringen. Letztere können auch am Ende des Festivals an Food Sharing gespendet oder mit anderen
getauscht werden.
Seite 6
Machen Pflanzen Wände feucht? Eher im Gegenteil:
Sie nehmen vorhandene Feuchtigkeit auf und schützen
Gemäuer vor Regen. Ein anderer häufiger Einwand trifft
jedoch zu: Grünwuchs führt zu mehr Leben an den
Wänden. Gut so! Eine Insektenplage ist allerdings nicht
zu befürchten, da die grünen Wände auch Insekten
fresser anziehen. Wer die Wohnung partout nicht mit
ein paar Spinnen teilen möchte, muss aber nicht auf
das Öffnen der Fenster verzichten. Es reicht völlig, dün
ne Moskitonetze aufzuhängen, die am Fensterrahmen
haften.
Für Wände über zehn Meter kommen Efeu, Knöterich
und Wilder Wein in Betracht. Bei geringeren Höhen
ist die Auswahl größer: Waldreben, K
letterhortensie,
Geißblatt, Hopfen, Kletterrosen, Spalierobst und Brom
beeren, um nur ein paar zu nennen. Dabei ist zwischen
Selbstklimmern und Schlingpflanzen zu u
nterscheiden.
Letztere benötigen eine Kletterhilfe. Diese sollte wet
terfest sein, um nicht alle paar Jahr erneuert werden
zu müssen. Die Wurzeln der Kletterpflanzen brauchen
ausreichend Erde: mindestens 40 mal 60 Zentimeter
Breite und 60 Zentimeter Tiefe.
Fünf Wege, wie du umweltfreundlicher auf Festivals feiern kannst:
Mit dem BUND
in die Pilze
17.9.2016, 9:40 – 13:40 Uhr,
Schönwalde (Barnim),
Parkplatz am Bahnhof
18.9.2016, 10 – 13 Uhr,
S-Bhf. Nikolassee,
Autobahnbrücke
(Rosemeyerweg)
25.9.2016, 10 – 13 Uhr,
S-Bhf Wilhelmshagen,
Bahnsteig
… oder Kräuterspiralen anzulegen.
Leider keine Seltenheit: Müll ohne Ende
Mitmachen
24.9.2016, 10 – 13 Uhr,
S-Bhf Heerstraße,
Ausgang Teufelsseestraße
Fotos: Sebastian Petrich
Der AK Festivals der BUND
jugend Berlin erarbeitet
K riterien für ein grünes
Feiern und plant Aktionen
auf Festivals. Interesse?
Dann schreib an:
Paul@BUNDjugend-berlin.de
ÖKOTIPP
Grün feiern
Musik, Tanz … und Kompostklo:
Ist grünes Feiern überhaupt
möglich?
Alle Fotos: Björn Obmann
BUNDjugend
Der Nationalpark Unteres Odertal setzt
seit zweienhalb Jahrzehnten auf maßvollen
Tourismus und extensive Landwirtschaft.
Die polnischen Pläne, die Oder auszubaggern,
ignorieren ein Erfolgsmodell.
NATUR ERLEBEN
Wo Auen
entstehen
Foto: Vanessa Kulpa/pixelio.de
1.10.2016, 10 – 13 Uhr,
Rehberge, Haltestelle Bus
221 Otawistraße, Parkseite
2.10.2016, 10 – 13 Uhr,
S-Bhf. Rahnsdorf, Bahnsteig
8.10.2016, 9:40 – 13:40 Uhr,
Schönwalde (Barnim),
Parkplatz am Bahnhof
9.10.2016, 10 – 13 Uhr,
S-Bhf. Grunewald,
Schmetterlingsplatz
(Eichkampstraße)
15.10.2016, 10 – 13 Uhr,
S-Bhf. Schulzendorf,
Ruppiner Chaussee,
Parkplatz vor Discounter
16.10.2016, 10 – 13 Uhr,
S-Bhf. Nikolassee,
(Rosemeyerweg)
22.10.2016, 9:40 – 13:40 Uhr,
Schönwalde (Barnim),
Parkplatz am Bahnhof
23.10.2016, 10 – 13 Uhr,
Rehberge, Haltestelle Bus
221 Otawistraße,
Parkseite
29.10.2016, 10 – 15 Uhr,
S-Bhf. Frohnau
Teilnahmebeitrag:
12 E für 3 Stunden
(ermäßigt 9 E),
16 E für 4 Stunden
(ermäßigt 12 E),
20 E für 5 Stunden
(ermäßigt 15 E).
BUND-Mitglieder zahlen
den ermäßigten Preis.
Bitte anmelden: Formular
auf pilz-seminare.de
oder telefonisch unter
030 7879000
Pilzberatung
beim BUND
Wüssten Sie gern, welche
Pilze Sie gesammelt haben?
Bringen Sie Ihre Fundstücke
in die BUND-Landesge
schäftsstelle zu unseren
Experten.
Immer sonntags,
18.9.2016 – 23.10.2016,
15 – 15:30 Uhr,
Crellestraße 35,
Berlin-Schöneberg
Seite 7
Herausgeber
Bund für Umwelt und Natur
schutz Deutschland (BUND)
Landesverband Berlin e.V.
Crellestr. 35
10827 Berlin
www.BUND-Berlin.de
und
Landesverband Brandenburg e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 114a
14467 Potsdam
www.BUND-Brandenburg.de
Kontakt
Tel. 030 787900-0
redaktion@BUNDzeit.de
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Redaktion
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Carmen Schultze (cs) V.i.S.d.P.
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apm alpha print medien AG
Kleyerstraße 3
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www.sujet.de/sign
Erscheinungsweise: vierteljährlich, der Bezugspreis ist
im Mitgliedsbeitrag enthalten
Auflage
30.000
Gedruckt auf Ultra Lux
semiglos, 100% Recycling
Die nächste BUNDzeit
erscheint Anfang November
2016. Anzeigenschluss ist
der 19. September 2016.
Spendenkonto
w
BUND Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE51 1002 0500 0003 2888 00
BIC: BFSWDE33BER
BUND Brandenburg
GLS Bank
IBAN:
DE24 4306 0967 1153 2782 00
BIC: GENODEM1GLS
Erbschaften an den BUND
sind nach §13 ErbStG von
der Erbschaftssteuer befreit.
Fordern Sie unsere Informationsmaterialien an:
erbschaftsratgeber@BUNDBerlin.de
KURZ & BUND
Impressum
Stop CETA und TTIP!
Stadtgrün und Bauboom
in Zahlen
Letzten Herbst kamen mehr als 250.000 Menschen aus
dem ganzen Bundesgebiet nach Berlin, um gegen CETA
und TTIP zu protestieren. Ein knappes Jahr später fin
den an einem Samstag im September in sieben Städten
gleichzeitig Demos gegen die beiden irrwitzigen Freihan
delsabkommen statt, nämlich in Frankfurt (Main), Ham
burg, Köln, Leipzig, Stuttgart, München und natürlich
Berlin.
Die Gesamtfläche des Landes Berlin
beträgt 89.169 Hektar. Davon sind …
… Gebäude- und Freifläche,
in Prozent: 41,5
… Betriebsfläche, in Prozent: 0,6
… Erholungsfläche, in Prozent: 12,0
… Verkehrsfläche, in Prozent: 14,9
… Landwirtschaftsfläche, in Prozent: 4,3
… Waldfläche, in Prozent: 18,4
… Wasserfläche, in Prozent: 6,7
… andere Flächen, in Prozent: 1,6
Samstag, 17. September 2016, 12 Uhr,
Berlin, Alexanderplatz
Die Aufteilung auf mehrere Orte bietet viel mehr Men
schen die Gelegenheit, ihrem Protest gegen CETA und
TTIP Ausdruck zu verleihen. Wenn wir in Berlin aber
wieder eine Viertelmillion auf der Straße sehen wollen,
müssen wir noch stärker in der Region dafür mobilisie
ren. Deshalb gibt es Ende August einen Aktionstag, an
dem der BUND mit vielen anderen Organisationen für
die Teilnahme an der Berliner Demo am 17. September
wirbt.
Samstag, 27. September = Mobilisierungstag
Wir wollen an möglichst vielen Orten in Berlin, Bran
denburg und Mecklenburg-Vorpommern Infomaterial
verteilen, mit Ständen präsent sein und mit überraschen
den Aktionen auf die große Demonstration aufmerksam
machen. Dazu brauchen wir Ihre Hilfe! Möchten Sie
Aufkleber, Flyer oder Plakate verteilen? Diese können
Sie unter www.ttip-demo.de bestellen oder beim BUND
abholen.
… in Berlin: 6.375
… in Potsdam: 253
2014 fertiggestellte Wohneinheiten (Wohnungen und Einfamilienhäuser) in …
… Berlin: 8.744
… Brandenburg: 8.842
2015 fertiggestellte Wohneinheiten (Wohnungen und Einfamilienhäuser) in …
… Berlin: 10.722
… Brandenburg: 9.234
… 33
Kleingärten in Berlin …
… in Hektar: 2.324
… davon planungsrechtlich dauerhaft
gesichert, in Prozent: 14
Weitere Infos zum Mitmachen
finden Sie unter:
www.BUND-Berlin.de/
stop-ceta-ttip
… Berliner SPD, in Euro: 49.750
… Berliner CDU, in Euro: 39.800
… Gebäude- und Freifläche,
in Prozent: 4,4
… Betriebsfläche, in Prozent: 1,5
… Erholungsfläche, in Prozent: 0,9
… Verkehrsfläche, in Prozent: 3,7
… Landwirtschaftsfläche,
in Prozent: 49,3
… Waldfläche, in Prozent: 35,5
… Wasserfläche, in Prozent: 3,4
… andere Flächen, in Prozent: 1,3
Kleingartenanlagen in Potsdam, die
ganz oder teilweise von einer Umwandlung in Bau- oder Erholungsland
bedroht sind (Stand Januar 2016) …
BUND Brandenburg
Friedrich-Ebert-Straße 114a, Potsdam
Montag bis Freitag 9 – 17 Uhr
Gestückelte Parteispenden des
Bauunternehmers Klaus Groth
(Groth-Gruppe) im Jahr 2016
an die …
Wohneinheiten, die derzeit von
der Groth-Gruppe errichtet oder
geplant werden …
… in Hektar: 242 (Stand: 2006)
… davon nicht planungsrechtlich
gesichert, in Prozent: 77
BUNDjugend Berlin
Erich-Weinert-Straße 82,
Berlin-Prenzlauer Berg
Montag bis Freitag 9:30 – 17 Uhr
… 8.510
Die Gesamtfläche des Landes
Brandenburg beträgt 2.965.434
Hektar. Davon sind …
Kleingärten in Potsdam …
BUND Berlin, Crellestraße 35, Berlin-Schöneberg
Montag, Dienstag, Donnerstag 10 – 13 Uhr, 14 – 17 Uhr,
Mittwoch und Freitag 10 – 13 Uhr
Neue Wohneinheiten, die der
Berliner Stadtentwicklungsplan
Wohnen bis 2025 auf Kleingartenparzellen vorsieht …
In Berlin stehen 439.195 Straßenbäume (Stand: Dezember 2014).
Davon sind …
… Linden, in Prozent: 35
… Ahorn, in Prozent: 20
… Eichen, in Prozent: 9
… Platanen, in Prozent: 6
… Kastanien, in Prozent: 5
… Birken, in Prozent: 3
… Robinien, in Prozent: 3
Quellen: Statistisches Landesamt Berlin-Brandenburg, Potsdamer Kleingarten-Entwicklungskonzept 2007,
Märkische Allgemeine Zeitung, Berliner Kleingartenentwicklungsplan 2014, Berliner Stadtentwicklungsplan
Wohnen, BZ, Groth-Gruppe, Statistisches Landesamt Berlin-Brandenburg, Berliner Grünflächeninformations
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BUNDzeit 03/2016
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