BUND
Dzeit
Umweltzeitung für Berlin und Brandenburg
aktuell
01.15
Inhalt
THEMA
Regionale
Klimapolitik
Was macht Berlin?
Seite 2
„Wir leben in einer
privilegierten Region“:
Interview mit Verena
Toussaint
Seite 3
AKTUELL
© Axel Heinzel-Berndt
Baupolitik: Immer Ärger
mit den Feldern
Seite 4
Tram: Besser spät als nie
Seite 4
A 100: Planen wie im
20. Jahrhundert
Seite 5
Nichts ist prima beim Klima
Vögel: Der gläserne Tod
Seite 5
Die Politik in Berlin und Brandenburg tut nichts, um die Ursachen der globalen Erwärmung zu bekämpfen.
Dabei wäre das kein Ding der Unmöglichkeit
Dicke Luft: Berlin hält
Stickstoffdioxid-Grenzwerte
nicht ein
Seite 6
2
014 war kein gutes Jahr für das Klima.
Die Weltklimakonferenz in Lima ging im
Dezember zu Ende, ohne dass sich die 190
in der peruanischen Hauptstadt vertretenen
Staaten auf eine Vorlage einigten, aus der
beim für Mai geplanten Folgegipfel in Paris
ein verbindliches Abkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen werden kann. Der
kleinste gemeinsame Nenner war ein Appell
an alle handlungswilligen und -fähigen Staaten, freiwillige Klimaschutzmaßnahmen für
die Zeit nach 2020 zu formulieren. Ein kleiner
Lichtblick: Die Bundesregierung bekräftigte
im Dezember, an ihrem Ziel festzuhalten,
den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) in
Deutschland bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Bislang wurden 25
Prozent weniger CO2 produziert, den Rest gilt
es also in den verbleibenden sechs Jahren
einzusparen. Ob der nationale Klimaschutzplan aufgeht, entscheidet sich maßgeblich
in unserer Region. Denn der Wille der Brandenburger Landesregierung, noch viele Jahrzehnte lang Braunkohle aus dem Lausitzer
Boden zu holen und zu verfeuern, macht alle
CO2-Reduktionen in den Bereichen Energieeffizienz, Wärmedämmung, Mobilität, Gewerbe
und Landwirtschaft zunichte.
Im vergangenen Sommer genehmigte die rotrote Regierung in Potsdam mit Welzow-Süd
II einen neuen Tagebau, mit Spremberg-Ost,
Bagenz-Ost und Jänschwalde-Nord stehen
weitere auf der Wunschliste von Regierung,
Gewerkschaften und Vattenfall. Dabei liefern
die drei aktiven Tagebaue Welzow I, CottbusNord und Jänschwalde genügend Braunkohle, um schrittweise und sozial verträglich bis
2040 aus dieser besonders klimaschädlichen
Form der Energiegewinnung auszusteigen.
Wer dennoch weitere Dörfer abbaggern und
Menschen aus ihrer Heimat vertreiben will,
sieht die Braunkohleverstromung offensichtlich nicht als „Brückentechnologie“, sondern
als Dauerlösung – die es nach dem Willen des
brandenburgischen Landtags eigentlich gar
nicht geben dürfte. Denn der hatte 2009 die
Landesregierung dazu verpflichtet, neue Tagebaue nur noch dann zu genehmigen, wenn
die dazugehörigen Kraftwerke mit Filtertechnik
zur Abscheidung und unterirdischen Verpressung von CO2 (Carbon Dioxide Capture and
Storage – CCS) ausgerüstet werden. Inzwischen
ist aber klar, dass es aufgrund ungeklärter Risiken und mangelnder Akzeptanz nirgendwo
in Deutschland CCS geben wird.
Dreckschleudern müssen vom Netz
Etwa drei Viertel der Brandenburger CO2-Emissionen entstehen bei der Herstellung von Endenergieträgern wie Strom, Fernwärme und Kohlebriketts. Mit 24,4 Tonnen pro Kopf beträgt
der CO2-Ausstoß mehr als das Doppelte des
Bundesdurchschnitts. Sind die Brandenburger
ausgesprochene Energieverschwender oder
gar Gegner erneuerbarer Energien? Natürlich
nicht. Abgesehen von Niedersachsen drehen
sich in keinem Bundesland so viele Windräder
wie hier. Allerdings bringt saubere Energie
dem Klima überhaupt nichts, solange daneben unvermindert die alten Dreckschleudern in
Betrieb sind. Zum Beispiel das Kraftwerk Jänschwalde, das bundesweit zu den Kraftwerken
mit dem geringsten Wirkungsgrad zählt. Für
die regionale Energieversorgung wäre Jänschwalde schon längst verzichtbar. Das Problem
ist aber, dass zwei Drittel der in Brandenburg
produzierten Energie in andere Bundesländer exportiert wird. Ob als Windstrom oder
Braunkohle für das uralte Heizkraftwerk
Klingenberg: Auch Berlin bezieht Energie aus
Brandenburg. Der Stadtstaat, der bundesweit
übrigens den letzten Platz bei der Förderung
erneuerbarer Energien einnimmt, darf nicht
die Augen vor den Klimasünden des Nachbarlandes verschließen. Bislang gibt es kein Indiz
dafür, dass der Berliner Senat die ihm rechtlich
zustehenden Möglichkeiten nutzt, Einfluss auf
die Brandenburger Braunkohleplanungen zu
nehmen. Der Tagebau betrifft Berlin in mehrfacher Hinsicht, es geht um sauberes Trinkwasser, eine klare Spree, Feinstaub – und natürlich
um die eigene Klimabilanz.
Dass unsere Region – anders als etliche afrikanische Staaten oder die Inseln im Indischen
und Pazifischen Ozean, die selbst kaum zum
Klimawandel beitragen – nicht auf katastrophale Weise von Wüstenbildung und ansteigendem Meeresspiegel betroffen ist, bedeutet
nicht, dass sie keine Folgen der globalen Erwärmung treffen. Im Agrarland Brandenburg
wird sich vor allem die Landwirtschaft auf wärmere und feuchtere Winter, trocknere Sommer
und Wasserknappheit einstellen müssen. Für
Berlin stellt sich die Frage, wie die Stadt bei
künftig vermehrt auftretender extremer Hitze
im Sommer für Frischluftzirkulation sorgen
kann und wie die Kanalisation mit extremen
Regenereignissen zurechtkommt. 2014 war mit
einer weltweiten Durchschnittstemperatur von
14,6°C das bislang wärmste Jahr seit Beginn
der Wetteraufzeichnungen, 0,7 Grad wärmer
als der Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Der
Klimawandel hat längst begonnen. sp
Der Natur auf der Spur
Seite 6
NATUR ERLEBEN
Die märkischen Moore
Seite 7
ÖKOTIPP
Moore schützen
Seite 7
KURZ & BUND
Kohlekraft abschalten!
Seite 8
Klimapolitik in Zahlen
Seite 8
www.BUNDzeit.de
THEMA
Agrarwissenschaftlerin Verena Toussaint über Aprikosen, Mücken und
andere Folgen des Klimawandels in Brandenburg
BUNDzeit: Wie wird sich das Klima in den
nächsten Jahrzehnten verändern?
Energieverbrauch
checken
Wie kann ich mit einfachen
Mitteln Geld und Energie
sparen? Das erklären die Expertinnen und Experten des
BUND-Energiechecks. Für
Arbeitslose und Geringverdienende kostenlos.
www.Berliner-Energiecheck.de
Seite 2
Deutschland kann seine nationalen Klimaschutzziele nur erreichen, wenn auch die größte Stadt einen nennenswerten Beitrag dazu leistet. Das sieht auch die Berliner Landesregierung
so und hat beschlossen, den lokalen CO2-Ausstoß gegenüber
1990 bis 2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 60 Prozent und
bis 2040 um 85 Prozent zu reduzieren. In den nächsten Jahren
soll ein Energie- und Klimaschutzkonzept erstellt werden, das
geeignete Strategien und Maßnahmen benennt. Warum so
lange warten? Die im Frühjahr 2014 erschienene „Machbarkeitsstudie Klimaneutrales Berlin 2050“, die der Senat beim
renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
(PIK) in Auftrag gegeben hatte, zeigt deutlich, was zu tun
ist. Der heutige CO2-Ausstoß von jährlich 21,3 Millionen
Tonnen soll auf 4,5 Millionen Tonnen sinken, der Pro-KopfAusstoß dürfte demnach statt aktuell 6,2 Tonnen nur noch
1,7 Tonnen betragen. Klimaneutral bedeutet in der Studie
übrigens nicht, dass Berlin nur so viele Klimagase emittiert,
wie es selbst bindet, sondern dass seine Emissionen die globale
Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 2°C steigen lassen.
machbar ist. Allerdings nicht ohne Anstrengungen. Jährlich
werden 0,8 Prozent des Berliner Gebäudebestands energetisch
saniert. Diese Rate müsste sich mindestens verdoppeln. Was
tut die rot-schwarze Koalition? Im Bundesrat gehörte Berlin
zu den Ländern, die steuerliche Förderungen für Gebäudesanierungen ablehnten. Und die Energieeinsparverordnung auf
Landesebene schreibt für Sanierungen kaum Energieeffizienz
vor und verzichtet bei Neubauten darauf, die Einhaltung der
Vorschriften zu kontrollieren.
Da die Gebäude derzeit für 47 Prozent der CO2-Emissionen
verantwortlich sind, sieht die Machbarkeitsstudie große Reduktionspotenziale in der thermischen Sanierung der Gebäudehülle und verbesserter Lüftung und Wärmerückgewinnung.
Kraft-Wärme-Kopplung und Fotovoltaik sollen Berlin sogar
vom Stromimporteur zum -exporteur mutieren lassen. In den
durchgerechneten Szenarien ist Erdgas der einzige fossile
Energieträger. Im Mobilitätssektor, der der zweitgrößte Klimasünder ist, verlangt die Studie einen deutlichen Umstieg vom
motorisierten Individualverkehr auf öffentliche und nichtmotorisierte Verkehrsmittel, während die verbliebenen Autos
von Elektromotoren angetrieben werden sollen, deren Batterien mit Strom aus regenerativen Quellen gespeist werden.
Eine besonders schwache Leistung zeigt der Senat bei den erneuerbaren Energien. Nachdem er trickreich verhindert hatte,
dass parallel zur Bundestagswahl 2013 über die Rekommunalisierung der Energienetze abgestimmt wurde – und der Volksentscheid daraufhin knapp scheiterte – sieht er nun seelenruhig zu, wie die Potsdamer Regierung die Braunkohleförderung
im Nachbarland für das nächste Jahrhundert festschreibt. Die
Bewerbung der landeseigenen BerlinEnergie um den Betrieb
des Gasnetzes, die als Blaupause für die wesentlich wichtigere
Übernahme des Stromnetzes in öffentlichen Besitz dienen
sollte, scheiterte grandios vor Gericht. Zu schlampig war die
Vorbereitung, nun fehlt Plan B. Das ökologisch orientierte
Stadtwerk, dessen Gründung dem Energie-Volksentscheid den
Wind aus den Segeln nehmen sollte, bleibt ein kümmerliches
Schattengewächs, weil sich Rot-Schwarz nicht dazu durchringen konnte, ihm den Stromhandel zu erlauben. Wie aber
soll ein gerade entstehendes Stadtwerk mit noch minimalen
Produktionskapazitäten Kunden in nennenswerter Zahl finden, wenn es keinen fremden Ökostrom dazukaufen darf?
Das Beispiel Hamburg zeigt, wie es richtig geht: Drei Jahre
nach seiner Gründung 2009 hatte das dortige Stadtwerk, das
mit sauberem Strom handeln darf, bereits mehr als 100.000
Kunden gewonnen. sp
Die vom Senat bestellte Studie belegt, dass alles, was die
Umweltverbände seit Jahren fordern, tatsächlich sinnvoll und
Machbarkeitsstudie Klimaneutrales Berlin 2050 unter
www.kurzlink.de/machbar
Verena Toussaint: Die aktuellen globalen Szenarien sind
wesentlich pessimistischer als früher. Die Wissenschaft
geht inzwischen davon aus, dass sich das Ziel, die globale
Erwärmung auf zwei Grad zu beschränken, kaum mehr
halten lässt. Was das für Brandenburg und Berlin bedeutet,
lässt sich jedoch noch nicht mit Gewissheit sagen. So ist
keineswegs sicher, dass Brandenburg in Folge des Klimawandels zur Steppe wird, wie es vor einigen Jahren durch
die Presse ging.
Hat der Klimawandel in unserer Region schon
begonnen?
Ja, bezogen auf den Referenzzeitraum 1960 bis 1990 ist
die Jahresdurchschnittstemperatur bereits um etwa 1°C
gestiegen. Hitzeperioden wie der Sommer 2003 können
Mitte des Jahrhunderts Normalität sein. Die Vegetations
periode ist inzwischen drei Wochen länger, etwa zwei
Wochen im Frühjahr und eine Woche im Herbst. Und
sie wird noch länger werden. Es scheint einen Trend zu
mehr Regen im Winter und zunehmender Trockenheit im
Sommer zu geben. Ebenfalls wahrscheinlich, aber nicht
belegbar, ist die Zunahme von Starkregen.
Steigt die Durchschnittstemperatur gleichmäßig über das Jahr verteilt?
Nein. Es wird vermutlich vor allem im Winter wärmer.
Das merkt man im Alltag jedoch kaum. Ob 4°C oder 7°C bei
Nieselregen – es ist in jedem Fall grau und unangenehm,
so dass die Erwärmung kaum ins öffentliche Bewusstsein
dringt.
Was ist die entscheidende Auswirkung des
Klimawandels auf unsere Region?
Wahrscheinlich Wasserknappheit, wobei man nicht weiß,
wie sich die Verteilung der Niederschläge im Jahresverlauf
genau entwickeln wird. Auf jeden Fall bedeuten höhere
Temperaturen mehr Verdunstung; die Frage ist aber, wo
sich das Wasser wieder niederschlägt. Problematisch wird
es, wenn eine negative Wasserbilanz entsteht. Dann sinkt
der Wasserspiegel der Seen, Fließe fallen trocken. Zudem
benötigt die Sanierung der aufgegebenen Tagebaue viel
Wasser, das in der Spree fehlt, was wiederum die Wasserqualität verschlechtert. Konflikte um Wasser sind wahrscheinlich, allerdings nicht in der Form, dass das Trinkwasser knapp wird. Man muss schon ganz klar sagen: Wir
leben hier in einer privilegierten Gegend, uns bedroht kein
steigender Meeresspiegel und keine katastrophale
Dürre – für andere Länder geht es um das Überleben.
zufügen wird: verwüstete Landschaften,
brüchiger Boden, versauerte Gewässer, von
der Klimabilanz ganz zu schweigen …
Liebe Leserinnen und Leser,
ob zu Silvester Sektkorken oder Böller
knallen – in jedem Fall gibt es an Neujahr
etwas aufzuräumen. Je größer die Party,
desto mehr. Und für Gäste ist es Ehren
sache, die Gastgeber nicht mit dem kaputt
gegangenen Mobiliar alleine zu lassen.
Wirklich? Erzählen Sie das einmal der
schwedischen Regierung. Die möchte gern
die deutsche Braunkohlesparte des staat
lichen Energiekonzerns Vattenfall ve
rkaufen, ohne alle Schäden zu beseitigen,
die der bisherige Braunkohletagebau
unserer Region schon zugefügt hat und
in den nächsten Jahrzehnten weiter
Natürlich freut sich der BUND, wenn
Vattenfall aus dem Geschäft mit der klima
schädlichen Braunkohle aussteigt. Aber
dieser Verkauf bedeutet hier bei uns keinen
Ausstieg; erst recht nicht, wenn der Käufer
als Sahnehäubchen die Genehmigung für
weitere Tagebaue erhält, für die Vattenfall
sich weiterhin einsetzt. Nein, Vattenfall soll
schön hierbleiben und als ersten Schritt das
besonders ineffiziente Kraftwerk Jänschwalde
schrittweise vom Netz nehmen. Und wenn
der Energieriese dann noch klimafreundlich
investiert, zum Beispiel in neue Windräder –
die nicht im Naturschutzgebiet oder im Wald
stehen –, dann könnte das neue Jahr ein gar
nicht so schlechtes werden.
Ihnen alles Gute für 2015!
Was sind die größten Herausforderungen für
die Landwirtschaft?
Insgesamt bringt der Klimawandel der Landwirtschaft eher
Nachteile als Vorteile, das gilt vor allem für die ostdeutschen Trockengebiete. Aber es gibt nicht nur Nachteile. So
könnten künftig Kulturen wie Wein, Kiwis oder Aprikosen
ein Thema werden. Und die längere Vegetationsperiode
erlaubt mehrere Ernten.
Wie sieht es im Wald aus?
Für den Wald ist die verlängerte Vegetationsperiode ein
Problem, weil die Bäume bei höheren Temperaturen mehr
Wasser verdunsten. Darunter leiden insbesondere immergrüne Nadelbäume wie die Kiefer, die wichtigste Baumart
auf den hiesigen sandigen Böden. Hier kann der verstärkte
Umbau zu Mischwäldern für mehr Stabilität sorgen.
Was bedeuten höhere Temperaturen für die
Biodiversität?
Es wandern mehr oder weniger unbemerkt Tiere und Pflanzen von Süden nach Norden. Beispielsweise breiten sich
Stechmückenarten aus, die auch Krankheitserreger übertragen können. Die Beifuß-Ambrosie, die Allergikern im
November Probleme bereitet, ist schon da. Die Ökosysteme
verändern sich, wenn eine Art wandert, ihre Feinde aber
nicht folgen. Im Vergleich zu den übrigen Prozessen in der
Ökologie oder gar in der Geologie verläuft der Klimawandel
rasant. Hundert Jahre sind in diesem Zusammenhang eine
sehr kurze Zeitspanne. Im Naturschutz kann die Erwärmung
dazu führen, dass bestimmte Arten in definierten Gebieten
Schutz genießen, sich dort aber aus klimatischen Gründen
nicht halten können. Ein Beispiel: Die Standvögel fangen
früher an zu brüten und haben schon die besten Plätze besetzt, wenn die Zugvögel hier ankommen. Die werden dann
ausweichen müssen.
Apropos Wanderungsbewegungen: Wie wirkt
der Klimawandel auf den Tourismus in Brandenburg?
Eine künftige Entwicklung könnte sein, dass der Mittelmeerraum aufgrund gestiegener Temperaturen an Attraktivität verliert und die Leute lieber im vergleichsweise
gemäßigten Klima hier Urlaub machen. Aber es gibt auch
Probleme. Da es in Brandenburg meist um Naturtourismus
geht, spielt es eine Rolle, ob die Gewässer genügend Wasser
führen. Der Küstrinchenbach im Naturpark Uckermark
beispielsweise, der ein beliebtes Paddelziel ist, war in den
letzten Jahren immer wieder aufgrund des zu niedrigen
Wasserstands nicht befahrbar. Mit dem Klimawandel hat
sich die Tourismusbranche bislang aber noch nicht beschäftigt, schon eher ist derzeit ein Thema, ob Monokulturen die
Gäste abschrecken. Schließlich möchte niemand stundenlang durch Maisfelder radeln.
Das Gespräch führte Sebastian Petrich
Sie wird sich an Trockenheit anpassen müssen. Das bedeutet andere Bewirtschaftungsverfahren und andere Sorten.
Die Landwirte werden sich nicht mehr auf die Regeln
der Vorväter verlassen können, wann man was sät. Ob
vermehrt bewässert wird, ist vor allem eine ökonomische
Frage. Es wird sich zeigen, zu welchem Preis knapper
werdendes Wasser verfügbar ist und welche Preise man mit
den Agrarprodukten erzielen kann. Ein weiteres Problem
sind die überwiegend sandigen Böden in Brandenburg, die
in Kombination mit geringen Humusgehalten die Speicherung von Wasser schwierig machen. Das muss man
dringend verbessern, indem man mehr organische Substanz
auf dem Acker lässt und Zwischenfrüchte anbaut.
Wird man weiterhin alles anbauen können?
Im Wesentlichen ja. Für die Hauptkulturen, Getreide,
Mais, Raps, Kartoffeln und Zuckerrüben, trifft das zu.
Die gedeihen ja auch im Mittelmeerraum. Bei ihnen
wird sich das Sortenspektrum ändern müssen, hin zu
an Trockenheit und Hitze angepasste Sorten.
Zur Person
Der laufende Braunkohletagebau in der Lausitz lässt
die Sulfatkonzentration in
der Spree steigen. Zu viel
Sulfat im Trinkwasser führt
zu Durchfall und Erbrechen.
2014 maßen die Berliner
Wasserwerke am Müggelsee einen Spitzenwert von
244 Milligramm pro Liter,
das liegt knapp unter dem
Grenzwert von 250 Milligramm für Trinkwasser.
Berlin gewinnt sein Trinkwasser zu rund 70 Prozent
aus Spree und Havel. Das
wasserlösliche Sulfat lässt
sich bei der Trinkwasseraufbereitung nicht herausfiltern, es kann nur mit
sauberem Wasser verdünnt
werden. Sollte das zuallererst betroffene Wasserwerk
Friedrichshagen den Betrieb
einstellen müssen, würden
andere Werke mehr Wasser
fördern, was den Grundwasserpegel sinken ließe – zum
Schaden von Feuchtgebieten
und Mooren. Um den Schaden für das Berliner Trinkwasser zu begrenzen, fordert
der BUND vom Senat, sich
für einen Ausstieg aus der
Braunkohleförderung in
Brandenburg einzusetzen
und dafür zu sorgen, dass
Mehrkosten bei der Trinkwasserversorgung nicht von
den Steuerzahlern, sondern
vom Verursacher (Vattenfall) getragen wird.
Wenn es darum geht, Ziele zu formulieren und Studien in Auftrag zu geben, leistet der Senat
Großes im Klimaschutz. Wenn da nur nicht die leidige Umsetzung wäre
von Burkhard Voß und Heide Schinowsky
Tagebau belastet
Berliner Trinkwasser
Zumindest was sein ökologisch
orientiertes Stadtwerk angeht, hat
Hamburg für Berlin Modellcharakter
Was macht Berlin?
EDITORIAL
Das Jahr 2014 verzeichnete
eine Reihe von Wetterrekorden. So wurden noch niemals im Januar in Spanien,
im März in der Slowakei, im
Mai in Südkorea, im Juni in
Neuseeland und auf Grönland, im Juli in Norwegen
sowie im November in Australien, Österreich und der
Schweiz wärmere Monatswerte gemessen. Das zeigt
die Datensammlung des
amerikanischen National
Climatic Data Center.
www.ncdc.noaa.gov
© Sebastian Petrich
Weltweite
Temperaturrekorde
Verena Toussaint studierte in
Bonn Agrarwissenschaften mit
dem Schwerpunkt Pflanzenproduktion und promovierte
anschließend zum Thema
Waldsterben. Seit 1992 arbeitet
sie am Leibniz-Zentrum für
Agrarlandschaftsforschung
(ZALF) in Müncheberg. Zuletzt
koordinierte sie das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung
Brandenburg-Berlin. Ziel des kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekts war, Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel für
Land- und Forstwirtschaft, Wassermanagement und Gesundheitswesen zu entwickeln.
Mehr unter www.inka-bb.de
THEMA
Info
„Wir leben in einer
privilegierten Region“
Info
Berliner Klimatag
Wie wirkt der Klimawandel auf Berlin und Brandenburg? Welche Folgen
hat unser Handeln? Wie
lässt sich der Alltag klima
freundlich gestalten? Der
erste Berliner Klimatag
präsentiert bunte Informations- und Mitmachangebote für alle Altersstufen
rund um die Themen Mobilität, Energie, Ernährung
und Konsum.
26.4.2015, 11–18 Uhr,
Markthalle Neun, Eisenbahnstraße 42, BerlinKreuzberg, Eintritt frei
www.berliner-klimatag.de
Bei KLEE aktiv werden
Im BUND-Arbeitskreis Klima und Energie, kurz AK
KLEE, treffen sich Menschen aus verschiedenen
Zusammenhängen, um
ehrenamtlich den Klimaschutz und die Energiewende voranzutreiben.
Interessierte sind jederzeit willkommen! Treffen
finden in der Regel mittwochs um 19:30 Uhr in der
BUND-Landesgeschäftsstelle statt:
Crellestraße 35, BerlinSchöneberg
Kontakt: 030 7879000 oder
akklee@BUND-Berlin.de
www.kohle-nur-nochzum-grillen.de
Ausgezeichneter
Klimaschutz
Rund 1,7 Milliarden Euro
geben die mehr als 3.200
Krankhäuser und Reha
kliniken in Deutschland
jedes Jahr für Energie aus.
Würden alle dem Beispiel
der 43 Kliniken folgen, die
bislang mit dem BUNDGütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ ausgezeichnet wurden, würde
der Gesundheitssektor 600
Millionen Euro und – aus
Umweltsicht natürlich bedeutender – sechs Millionen Tonnen CO2 einsparen.
In Berlin und Brandenburg wurden bislang elf
Kliniken mit dem Gütesiegel ausgezeichnet, zuletzt
verlieh der BUND dem
St. Joseph-Krankenhaus
Weißensee und dem Vivantes Klinikum Neukölln
aufgrund kontinuierlicher
Energiesparmaßnahmen
das Siegel jeweils für weitere fünf Jahre. Für das St.
Joseph war es bereits die
dritte Auszeichnung.
www.EnergiesparendesKrankenhaus.de
Seite 3
AKTUELL
H
at die Berliner Landesregierung ihre Lektion aus dem
erfolgreichen Volksentscheid für den Erhalt des Tempelhofer Felds gelernt? Setzt sie nun auf echte Bürgerbeteiligung
bei umstrittenen Großprojekten? Wenn es um Wohnungsbau
geht, hat es nicht diesen Anschein. Ein aktuelles Beispiel dafür
sind die „Buckower Felder“: Nachdem eine Bürgerinitiative
Unterschriften für ein bezirkliches Bürgerbegehren gegen die
Bebauung dieser 15 Hektar großen Freifläche am südlichen
Stadtrand gesammelt hatte, entzog Michael Müller in einer
seiner letzten Amtshandlungen als Stadtentwicklungssenator
dem Bezirk Neukölln die Zuständigkeit für das Gelände. Er
tat dies mit Verweis auf die „besondere stadtpolitische Bedeutung“ des Vorhabens.
Wohnungsmarkt eigentlich das, was dort entstehen soll? Das
Konzept sieht eine gemischte Bebauung mit Geschosswohnungen, Reihen- und Doppelhäusern sowie freistehenden
Einfamilienhäusern vor, kurz gesagt: überwiegend einen
Beitrag zur weiteren Zersiedelung der Peripherie. Die größte
Nachfrage gilt aber nicht Eigenheimen mit Platz für Carport
und Planschbecken, sondern bezahlbaren Mietwohnungen in
den innerstädtischen Bezirken. Schon heute fehlen vor allem
Wohnungen für Einpersonenhaushalte, was sich aufgrund der
demografischen Entwicklung verstärken wird. Und was ist mit
dem Planungsgrundsatz, neue Siedlungen nur entlang von
Schienenstrecken zu entwickeln? Buckow liegt fernab eines
leistungsfähigen Nahverkehrssystems.
Sind die „Buckower Felder“ wirklich so bedeutend? Die Lage
ist alles andere als zentral, die in Behördenkreisen kursierende
Zahl von 500 möglicherweise entstehenden Wohnungen ist
angesichts von 137.000 Wohnungen, die nach Senatsvorstellungen bis 2025 geschaffen werden sollen, doch eher
bescheiden. Die gesellschaftliche und ökologische Bedeutung
des bislang landwirtschaftlich genutzten Gebiets, das sollte
fairerweise dazu gesagt werden, hält sich allerdings auch in
Grenzen. Warum geht es dann, wenn mitten im Verfahren die
Spielregeln geändert werden? Meint man es im Senat vielleicht
nur dann mit der Bürgerbeteiligung ernst, wenn sich Dinge
dadurch nicht komplizieren, weil man es gern bequem hat?
Statt die erstbeste größere Fläche zu bebauen, die sich in Landesbesitz befindet, sollte der Senat sich darauf konzentrieren,
eine intelligente Verdichtung der Innenstadtbezirke zu gestalten; also jener Gegenden, die über die nötige Infrastruktur
verfügen und in denen dringender Bedarf nach Wohnraum
besteht – freilich ohne dabei das innerstädtische Grün zu opfern. Es gilt also, Anreize für Dachausbau zu schaffen, niedrige
Gebäude aufzustocken, einstöckigen Gewerbeneubauten mit
großzügigen Parkplätzen die Baugenehmigung zu versagen,
mit Fläche sorgsamer umzugehen. Der BUND hat in einer
aktuellen Studie 97 Hektar bereits versiegelte Fläche ermittelt,
auf der rund 11.800 Wohnungen gebaut werden könnten. sp
Nach einer bequemen Lösung sieht eine mögliche Bebauung
der „Buckower Felder“ tatsächlich aus: Die Fläche gehört dem
Land, also könnte alles schön einfach sein. Doch braucht der
Download der BUND-Studie unter
www.BUND-Berlin.de/baupotenzial
© Rolf Handke/PIXELIO
Nach BUND-Recherchen
ging der Fleischkonsum
in Deutschland 2014 um
1,3 Prozent zurück.
Gleichzeitig vergrößerte
die Massentierhaltung ihre
Kapazitäten: Im vergangenen Jahr wurden bundes
weit 980.000 Tonnen
Hähnchenfleisch hergestellt, so viel wie noch
nie zuvor. Die Zahl der
geschlachteten Hühner
nahm gegenüber 2013
um sieben Prozent zu. In
Brandenburg muss sich
der Landtag derzeit mit
der vom BUND unterstützten Volksinitiative für den
Ausstieg aus der Massentierhaltung beschäftigen.
www.agrarwen.de
Der Wunsch nach schnellen wohnungspolitischen Erfolgen führt zu Schnellschüssen in der
Stadtentwicklung
Planen wie im
20. Jahrhundert
Rot-Schwarz treibt die nächste Verlängerung der A 100 voran
K
urz vor seinem Amtsantritt ließ der neue Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) aufhorchen. Nicht
etwa mit interessanten Ideen für bezahlbare Mieten oder
saubere Luft, sondern mit der Vision, den „Stadtring“ A 100
zu schließen. Dabei ist die im letzten Jahrhundert entstandene
Idee eines kompletten Autobahnrings rund um die Innenstadt
gar nicht mehr im aktuellen Flächennutzungsplan vorhanden.
Bis an einen Lückenschluss ernsthaft zu denken ist, wird zwar
noch lange Zeit vergehen, doch die Koalitionsfraktionen von
SPD und CDU ebnen bereits den Weg, indem sie den Senat
auffordern wollen, sich beim Bundesverkehrsministerium für
einen schnellen Bau des 17. Bauabschnitts zwischen Treptower
Park und Frankfurter Allee einzusetzen. Momentan rollen
die Bagger erst zwischen Neukölln und Treptow, um den
Bau des 16. Abschnitts vorzubereiten. Dazu müssen Bäume
gefällt und Wohnhäuser abgerissen werden; die Mieter der
Häuser in der Beermannstraße tituliert die Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung bereits als „Illegale“.
Das Feld des Anstoßes in
Buckow
Nach mehr als zehn Jahren als Geschäftsführer
verlässt Andreas Jarfe den
Berliner BUND-Landesverband, um zur Gasag zu
wechseln. Der BUND bedankt sich für seine A rbeit
und wünscht ihm alles
Gute für die Zukunft.
Seite 4
Besser spät als nie
S
eit Dezember fährt endlich die Straßenbahnlinie M5 vom
Hackeschen Markt über die Chausseestraße und Invalidenstraße zum Berliner Hauptbahnhof. Wenn im kommenden
Sommer die Lücke am Nordbahnhof geschlossen wird, so
dass auch die Linien M8 und M10 am Hauptbahnhof enden,
verbessert sich die Anbindung des verkehrstechnisch betrachtet im Niemandsland errichteten Bahnhofs deutlich. Ein
voller Erfolg? Der BUND hatte mit seiner Klage gegen den
vierspurigen Ausbau der Invalidenstraße – der dazu geführt
hat, dass die neue Tram keine durchgehend eigene Trasse hat
und somit vom Autoverkehr ausgebremst wird – zwar keinen
Erfolg, konnte aber immerhin einige Bäume retten und die Behörden dazu verpflichten, auf der Invalidenstraße regelmäßig
die Schadstoffwerte in der Luft zu messen, schließlich wird
die ausgebaute Straße künftig mehr Autoverkehr anziehen.
Abgase aus – was angesichts der hohen Stickstoffdioxidbelastungen an den Westberliner Hauptverkehrsstraßen ein
starkes Argument ist. Der BUND fordert deshalb, schnell Planungen für eine Straßenbahnstrecke zwischen Alexanderplatz
und Rathaus Steglitz aufzunehmen (siehe dazu auch Seite 6).
O
bwohl noch nicht einmal ein Eröffnungstermin feststeht,
sind am im Bau befindlichen Großflughafen BER die
ersten Opfer von Luftverkehrsunfällen zu beklagen: Im Herbst
2012 prallten innerhalb von nur zwei Wochen mehr als 250
Vögel gegen die neue Glasfassade des Empfangsterminals
und verendeten daraufhin. Nach Angaben des ornithologischen Magazins „Der Falke“ sterben in Europa jährlich etwa
80 Millionen Vögel an den Folgen einer Kollision mit einer
Fensterfront.
Noch hält die Tram an einer
provisorischen Haltestelle
am Hauptbahnhof
Was tun gegen Vogelschlag? Entgegen der allgemeinen Annahme halten am Fenster angebrachte Silhouetten von Greifvögeln andere Vögel nicht auf Abstand. Auch eine auf dem
Fensterbrett sitzende Katze hilft nur sehr bedingt. Es kommt
vielmehr darauf an, den Vögeln zu vermitteln, dass es sich bei
der Glasscheibe um ein zu umfliegendes Hindernis handelt.
Zu den einfachen, aber wirkungsvollen Signalen gehören
Vorhänge, Jalousien, Windspiele oder Klebestreifen im Abstand von nicht mehr als zehn Zentimetern. Ihre optimale
Wirkung entfalten solche Gegenstände oder Markierungen,
wenn sie auf der Außenseite angebracht sind. Wem derartige
Verzierungen nicht in das ästhetische Konzept passen, kann
auf den sogenannten birdpen ausweichen: Mit diesem Filzstift
trägt man eine für Menschen kaum sichtbare Markierung an
der Fensterfront auf. Eine weitere sehr einfache Möglichkeit,
Mitmachen
Reparieren statt
wegwerfen
Jeden dritten Montag im
Monat trifft man sich zum
Repair Café in der BUNDLandesgeschäftsstelle: Wer
defekte Geräte oder Gegenstände mitbringt, lernt mit
Expertenhilfe sie wieder zu
reparieren. Kosten: k
eine,
gegen Spenden ist aber
nichts einzuwenden.
16.2.2015, 16.3.2015,
20.4.2015, jeweils 18–21
Uhr, Crellestraße 35, BerlinSchöneberg, www.repair
cafe-schoeneberg.de
Winterwanderung
Von den Höhenzügen des
Oberbarnim geht es unter
fachkundiger Führung über
den sagenumwobenen
Baasee bis zum Rand des
Oderbruchs bei Bad Freienwalde. 28.2.2015, 9:27 Uhr,
Bahnhof Berlin-Lichtenberg, Preis: 35 € inkl.
Zug- und Busticket (32 €
für BUND-Mitglieder)
www.maerkische-touren.de
Eigentlich befiehlt die Vernunft, den Autobahnbau und alle
damit zusammenhängende Planungen sofort einzustellen.
Allerdings kommt das Geld für die A 100 größtenteils aus
dem Bundeshaushalt, was es der Landesregierung leichter
macht, dieses Stück Stadtzerstörung im Stil des 20. Jahrhunderts zu inszenieren – Hauptsache Steuergeld wird in Berlin
verbaut. Interessanterweise argumentieren die Autobahnbefürworter stets mit einer angeblich entlastenden Wirkung
in Sachen Abgasen und Lärm. Zwei Beispiele können das
schnell widerlegen: Die parallel zur „Westtangente“ A 103
verlaufende Schloßstraße in Steglitz gehört zu den Straßen mit
der höchsten Stickstoffdioxidbelastung. Und die Neuköllner
Silbersteinstraße ist regelmäßig Spitzenreiter beim Feinstaub,
dort sucht der Lkw-Verkehr trotz Fahrverbot eine mautfreie
Alternative zur A 100. sp
Lebensmittel teilen
Beim großen FoodsharingTreffen gibt es Workshops
unter anderem zu Selbstversorgung, Lebensmittelrettung, Aufstrichproduktion, Lastenradkonstruktion,
Kräuter in der Stadt, Upcycling und Samenbombenbau. Gesucht werden noch
engagierte Leute, die mitorganisieren. 30.4.–3.5.2015,
Straße zum FEZ 2, BerlinWuhlheide
www.foodsharing.de
Staudenmarkt
Vögel erkennen spiegelnde Glasfassaden nur schwer als
Hindernis. Einige Maßnahmen können Abhilfe schaffen
Nun gilt es den Schwung der Streckeneröffnung zu nutzen, um
die geplante Verlängerung der Straßenbahn vom Hauptbahnhof nach Moabit voranzutreiben. Gegenwärtig wird geprüft,
welchen genauen Verlauf die Trasse in Richtung U-Bahnhof
Turmstraße nehmen soll. Der BUND spricht sich dafür aus, die
Tram über die Turmstraße hinaus nach Charlottenburg weiterzuführen, beispielsweise zum U-Bahnhof Mierendorffplatz.
Die Moabiter Strecke soll aber nicht die einzige Neubaustrecke
bleiben, schließlich hat die Straßenbahn einige enorme Vorteile gegenüber Bussen: Sie kann wesentlich mehr Menschen
transportieren, fährt bei ordentlicher Planung auf einem vom
Autoverkehr getrennten Gleiskörper und bleibt daher nicht im
Stau stecken. Vor allem aber stößt sie dort, wo sie fährt, keine
Kosten soll der 3,2 Kilometer lange Abschnitt 473 Millionen
Euro, nur ausgesprochene Optimisten gehen davon aus, dass
es bei dieser Summe bleibt. Schließlich sieht der Bauplan
unter anderem vor, für die Autobahn einen 24 Meter tiefen
Tunnel unter der Grenzallee zu graben. Und wer weiß, ob
dort am Ende die Brandschutzanlage funktioniert? Es ist also
unklar bis unwahrscheinlich, dass der Fertigstellungstermin
Mai 2022 Wirklichkeit werden wird. Dennoch richtet sich
das Augenmerk bereits auf den nächsten Bauabschnitt, denn
die Planer werden sich allmählich eines selbst geschaffenen
Problems bewusst: Am Treptower Park endet die A 100 auf
der Elsenstraße, der abfließende Verkehr muss sich über drei
ampelgeregelte Kreuzungen quälen. Da muss es nicht zu besonderen Geschehnissen kommen, damit sich eine Blechlawine auf der Autobahn staut – es sei denn, die Autobahn führt
weiter. Die Autobahn schafft sich also selbst die Begründung
für ihre Verlängerung. Und der nächste Abschnitt hat beste
Chancen, noch teurer als der aktuelle zu werden: Die Spree
muss über- und das Ostkreuz unterquert werden, der Tunnel
unter der Ringbahn muss wegen Platzknappheit doppelstöckig
gebaut. Und am Ende des Abschnitts stellt sich wieder die
Frage, wohin der Verkehr von der Autobahn abfließen soll,
damit es nicht zum Stillstand auf dem teuren Bauwerk kommt.
Der gläserne Tod
Achteinhalb Jahre nach seiner Eröffnung ist der Hauptbahnhof nun per Tram zu erreichen
© wikipedia | sebaso
Danksagung
© Sebastian Petrich
Baumärkte schlampen
beim Giftverkauf
Garten- und Baumärkte
beraten Kunden mangelhaft beim Kauf von Pestiziden. Das ergaben Testkäufe
des BUND in 16 Geschäften
in Berlin und Potsdam.
Nur in einem Fall erhielt
die Beratung die Note
„gut“, achtmal „mittelmäßig“ und fünfmal sogar „schlecht“. Die Tester
hatten zum Schein nach
„Calypso Schädlingsfrei“
und „Lizetan Zierpflanzen
spray“ von Bayer sowie
nach Präparaten mit dem
Wirkstoff Glyphosat (zum
Beispiel „Roundup“ von
Monsanto) gefragt. Außerdem wurde die Beratungsleistung der Märkte in Bezug auf Gesundheitsschutz
und „Bienenverträglichkeit“ bewertet. Ergebnis:
Nur wenige Märkte wiesen
auf die mit dem Gifteinsatz verbundenen Gesundheitsrisiken und die nötige
Schutzkleidung hin, was
ein klarer Verstoß gegen
das Pflanzenschutzgesetz
ist.
www.bund.net/pestizide
Wenn die A 100 den
Treptower Park erreicht,
wird es noch mehr Stau auf
der Elsenbrücke geben
© pixabay
Fleisch: weniger
gegessen, mehr
produziert
AKTUELL
Info
Immer Ärger mit den Feldern
Aufgeklebte Greifvogelsilhouetten machen wenig
Eindruck auf andere Vögel
das Glas als Hindernis zu markieren, ist natürlich konsequent
darauf zu verzichten, das Fenster zu putzen – je undurchsichtiger, desto besser. Wenn Glasfassaden nur einmal im Jahr
gereinigt werden, sollte das in den Wintermonaten passieren.
Wer beim Neubau Einfluss auf die Planung nehmen kann,
hat weitere Möglichkeiten, Vogelschlag zu vermeiden. Dort,
wo es nicht auf Durchsicht, sondern nur auf Lichtzufuhr ankommt, bieten sich Milchglas, Glasbausteine, mattiertes oder
geriffeltes Glas an. Wenn die Glasfront durch Sprossen in
kleinere Einheiten unterteilt wird, erkennen die Vögel eher das
Hindernis. Oberlichter oder Glasfronten mit einer Neigung von
mindestens 20 Prozent können ebenfalls Vogelleben retten.
Der BUND nimmt sich in Berlin dieses Themas an und braucht
dazu Unterstützung. Haben Sie schon häufiger Vogelschlag
an einer bestimmten Fassade beobachtet? Fallen Ihnen immer wieder tote Vögel an einem bestimmten Ort auf? Dann
bitten wir um Ihren Hinweis! Natürlich freuen wir uns auch
über Menschen, die uns ehrenamtlich beim Vogelschutz unterstützen.
Kontakt: vogelschlag@BUND-Berlin.de
Pflanzen in Hülle und
Fülle, daneben unter anderem Umwelt- und Naturschutztipps beim BUNDStand. 11./12.4.2015, jeweils
9–18 Uhr, Botanischer
Garten Berlin-Dahlem
www.berliner-staudenmarkt.de
Ein guter Schluck
Natur
Mit dem Kauf des Apfelsafts von der BUND-eigenen
Streuobstwiese in Stahnsdorf unterstützen Sie unsere
praktische Naturschutzarbeit. Ein Drei-Liter-Karton
kostet 6 €, zwei Stück erhalten Sie für 10 €.
Erhältlich nur bei der
BUND-Geschäftsstelle in
Berlin-Schöneberg.
www.BUND-Berlin.de/
apfelsaft
Seite 5
Ein Wochenende im Oderbruch widmet sich dem
Zeltbau aus nachwachsenden Rohstoffen.
27.2.–1.3.2015, Naturerlebnishof Uferloos, Deichweg
9, Letschin (OT Kienitz)
www.brandenburg.
BUNDjugend.de
Konflikttraining
Was tun, wenn’s brennt?
Praxis-Konflikttraining
für Umweltaktive
11.4.2015, Ort siehe
www.brandenburg.
BUNDjugend.de
Frühlingskräuterzeit
Pflanzen erkennen und
sammeln, Tees und Vitamine genießen
17.–19.4.2015, Torhaus
Trebitz, Hauptstraße 15,
Trebitz (bei Brück/Mark)
www.brandenburg.
BUNDjugend.de
Austausch mit
Weißrussland
Unter dem Titel „Dealing
with The Aftermath“
finden zwei internationale
Begegnungen mit jungen
Leuten aus Weißrussland
(Belarus) zu den Themen
Landwirtschaft und Energie statt. Im ersten Teil
geht es per Zug nach
Minsk, wo wir Umweltaktive treffen, zu einer
Exkursion zu geplanten
AKWs und zu einem Permakultur-Workshop aufbrechen. English spoken!
6.–17.4.2015 Weißrussland,
22.–31.7.2015 Berlin und
Umgebung, Kosten:
250 €, Teilnahme ab
18 Jahren
www.berlin.BUNDjugend.de
Sommerwildniscamp
Seite 6
Als die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Ende 2014 die
Jahresmittelwerte des Vorjahres veröffentlichte, zeigte sich,
dass an fast allen Messstationen an Hauptverkehrsstraßen die
Grenzwerte weit überschritten wurden. In der Leipziger Straße
in Mitte überschritt der Jahresmittelwert mit 79 µg/m³ den
gültigen Grenzwert um fast 100 Prozent. Auch an Potsdamer
Straße (Tiergarten), Hauptstraße (Schöneberg), Hermannplatz
(Neukölln), Hardenbergplatz (Charlottenburg), Schloßstraße
(Steglitz) und Buschkrugallee (Neukölln) lagen die Jahresmittelwerte bei mehr als 60 µg/m3 und damit mehr als 50
Prozent über dem Grenzwert. Die bislang veröffentlichten
monatlichen Messergebnisse lassen erwarten, dass auch 2014
der Jahresmittelwert weit über dem Erlaubten liegt.
Sowohl 2013 als auch 2014 fällt ein deutlicher Ost-WestUnterschied bei den gemessenen NO2-Werten ins Auge. Die
Grenzwerte wurden vor allem dort massiv überschritten, wo
viele BVG-Busse unterwegs sind, also an den großen Straßen Westberlins. An den Ostberliner Magistralen, wo Straßenbahnen statt Bussen verkehren, ist die Luft wesentlich
sauberer. Um die Bevölkerung vor Gesundheitsbeeinträchtigungen zu schützen – dass dies die vornehmste Regierungsaufgabe ist, geht im bürokratischen Alltagstrott und im Bemühen um Haushaltsdisziplin gelegentlich unter –, muss der
Senat für die BVG umgehend neue Busse mit Partikelfilter
und SCR-Katalysator anschaffen. SCR steht für selective catalytic reduction, eine Technik, die NOx in Stickstoff und
Wasser umwandelt. Diese Busse sollten zu allererst auf den
1
Die märkischen Moore
Feuchtgebiete sind nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ästhetische
Bereicherung unserer Region. Das zeigt ein BUND-Fotowettbewerb
Zu viel Stickstoffdioxid in der
Umweltzone: An Radfahrern und
Fußgängern liegt es nicht.
Linien M48 und M85 zum Einsatz kommen, um die Luft an
der am meisten belasteten Achse Leipziger Straße–Potsdamer
Straße–Schloßstraße zu verbessern.
Auch flächendeckendes Tempo 30 würde helfen, die Abgasbelastung auf den Hauptstraßen schnell in den Griff zu
bekommen. Zudem fordern die Umweltverbände von der
Bundesregierung, die Regelung für die Umweltzonen mit einer
blauen Plakette für die Euro-VI-Abgasnorm zu ergänzen. Damit könnte man Fahrzeuge, die zu viel NO2 ausstoßen, aus dem
als Umweltzone definierten Innenstadtbereich verbannen.
Dass die Umweltzone in Sachen Feinstaub wirkt, zeigt sich
daran, dass der im Inneren gemessene Feinstaub mittlerweile
zum größten Teil aus Quellen außerhalb der Zone stammt –
vorwiegend Sulfat aus Kohlekraftwerken in der Lausitz und
Polen sowie Nitrat aus der Landwirtschaft. Vor zehn Jahren
überwogen noch die vor Ort ausgestoßenen Rußpartikel. Bei
den Stickstoffoxiden wäre die Wirkung von Fahrverboten
noch größer, schließlich gibt es – anders als beim Feinstaub –
in der Stadt kaum andere Verursacher als den Straßenverkehr.
U
nzählige Schauergeschichten gruseln mit Szenen, in
denen Menschen in sumpfigem Untergrund einbrechen,
mit jeder Bewegung tiefer einsinken und schließlich qualvoll im Morast untergehen. Ein Übriges zum schlechten Ruf
tun die mehr als tausend teilweise noch aus der Steinzeit
stammenden Moorleichen, die in den letzten hundert Jahren
europaweit gefunden wurden. Es ist aber ein Mythos, dass
in den Mooren besonders viele Menschen ums Leben kamen. Vielmehr verhindern Sauerstoffabschluss und niedriger
pH-Wert die vollständige Verwesung von Toten, die abseits
der üblichen Stätten begraben wurden. Nicht die Moore lassen Menschen verschwinden, vielmehr lassen die Menschen
Moore verschwinden. Um 1700 betrug die Moorfläche in Brandenburg etwa 300.000 Hektar, heute sind es gerade einmal
21.400 Hektar. Um Weidefläche und Ackerland zu gewinnen
und die Wälder besser bewirtschaften zu können, wurden
zahlreiche Entwässerungsgräben angelegt.
Viel zu spät erkannte man den ökologischen Wert der Moore:
13 Prozent der heimischen Pflanzenarten und viele Tiere
(darunter 27 Prozent der Laufkäferarten und 34 Prozent der
Libellen) sind auf Feuchtlebensgebiete angewiesen. Zusammen mit den ebenfalls nahezu verschwundenen Auen nehmen
Moore Regenfälle auf und speichern das Wasser; damit beugen
Moore sowohl Überschwemmungen als auch dem Absinken
des Grundwasserspiegels vor – eine wichtige Doppelfunktion
in Zeiten des Klimawandels, der starken Regen ebenso wie
längere Trockenphasen mit sich bringt. Zudem binden Moore
Klimagase – aber nur solange sie unter Wasser stehen. Fallen
sie trocken, so entweichen CO2 und Lachgas.
Der Natur
auf der Spur
Nicht ganz so einfach ist die Anreise zum Kleinen Barschsee, wo Sylvia Voß fotografisch festhielt, wie eine Kleine
Zangenlibelle einen Kleinen Schmalbock verspeist. Mit dem
Regionalexpress geht es nach Gransee, von dort weiter mit
der Buslinie 836 nach Menz. Am dortigen Naturparkhaus
Stechlin beginnt der 12 Kilometer lange Naturlehrpfad „Von
Moor zu Moor“, der an fünf Stationen über verschiedene
Moortypen und Möglichkeiten zur Renaturierung von entwässerten Mooren informiert.
In der Kernzone des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin
liegt das Totalreservat Buchenwald Grumsin, das seit 2011
als UNESCO-Weltkulturerbe fungiert. Es hat damit denselben
Status wie der Dom zu Speyer, das Schloss von Versailles
und die Pyramiden von Gizeh. Der naturbelassene Wald mit
den bis zu 180 Jahre alten Buchen, in dem zuletzt 1979 und
1983 einige wenige Bäume gefällt wurden (mehr zu ihm
in der BUNDzeit 2010-1), ist von Höhenzügen und Senken
durchzogen, in denen Jahrhunderte lang kein Wasser ablief.
Eines dieser vielen kleinen Moore fotografierte Wolfgang
Obermayer. Anreise: Mit dem Regionalexpress nach Angermünde, von dort aus per Fahrrad oder mit der Buslinie 452
nach Altkünkendorf.
ls Forschungsort kommt so ziemlich alles in Frage: Balkon und Garten, der nächste Park, Wald, Felder, Flüsse
und Seen oder der Zoologische Garten. Forschungsobjekte
können wachsen, blühen und sich bewegen. Sie können beobachtet, belauscht, erfühlt, gerochen oder geschmeckt werden. Wie die Forschungsergebnisse präsentiert werden, ist
ebenfalls der Nachwuchsforschungscommunity überlassen.
Ob in Tagebuchform auf Papier, handschriftlich oder getippt,
gemalt oder fotografiert, als Video – beim Kinderwettbewerb
„Naturtagebuch“ sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es
kommt nur darauf an, Naturgeschehen zu dokumentieren und
im Herbst die Ergebnisse zu präsentieren.
B
Los geht es, sobald man sich für ein Thema entschieden hat.
Eine Anmeldung ist nicht nötig. Der Wettbewerb richtet sich
an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, wobei die Kinder
einzeln oder in Gruppen teilnehmen können.
BUND-Fotowettbewerb
Lebensraum Moor
Platz 1:
„Moorfrosch“
von Tilo Geisel
Platz 2:
„Erlenbruch im Frühjahr“
von Christina Hanck
Platz 3:
„Kleine Zangenlibelle frisst
Kleinen Schmalbock“
von Sylvia Voß
Sonderpreise Jugend:
„Entdeckt“
von Jessica Wenicker (A)
„Ruhe“
von Hanna Elina Hennig (B)
„Blick ins Moor“
von Wolfgang Obermayer (C)
Moore
schützen
Startpunkt der ersten kurzen und familienfreundlichen Tour
ist der von Berlin aus bequem mit der S-Bahn zu erreichende
Bahnhof Königs Wusterhausen. Dem Kirchsteig ostwärts folgend überquert man die Dahme an der Schleuse Neue Mühle,
um nordwärts in die Karl-Marx-Straße einzubiegen, die unter
dem Berliner Autobahnring hindurchführt. Kurz hinter der
Unterführung geht es rechts in das Sträßchen Am Luch, wo
ein Lehrpfad rund um das Niederlehmer Luch startet. Unter
den märkischen Mooren ist dieser Weiher eine Besonderheit,
da hier das Baden möglich und erlaubt ist. Das prämierte Foto
stammt von Jessica Wenicker.
A
3
Kurzbeschreibungen und Anreiseinformationen zu weiteren
Mooren finden Sie unter
www.BUND-Brandenburg.de/moorschutz
Vor allem sind die Moore aber schön anzusehen, wie die vielen
qualitativ hochwertigen Bilder des jüngsten von der Naturstiftung David geförderten BUND-Fotowettbewerbs „Lebensraum
Moor“ zeigen. Drei der sechs prämierten Bilder zeigen Moore,
die im Folgenden als Ausflugstipps beschrieben werden.
Die BUNDjugend startet den
Kinderwettbewerb „Naturtagebuch“
Einsendeschluss für das geschriebene, gemalte,
gebastelte oder gefilmte Naturtagebuch ist der
31. Oktober 2015. Für alle Teilnehmenden gibt
es eine Urkunde und, falls sie nicht einen der
Hauptpreise gewinnen, einen Trostpreis.
Anregungen für Naturbeobachtungsthemen
und Tipps zur Tagebuchgestaltung finden sich
im Manfred-Mistkäfer-Mitmach-Magazin und
unter www.naturtagebuch.de.
2
A
Manfred Mistkäfer ist der Namensgeber des Mitmach-Magazins zum
Naturtagebuch. Sein Lieblingsthema
2015 sind Wildblumen
C
In früheren Zeiten stach man Torf aus Mooren, verheizte
ihn und streute die Asche als Dünger auf die Felder.
Heute wird Torf kaum mehr verbrannt, sondern kommt
als Blumenerde zu den Verbrauchern. Im Ergebnis ist das
auch nicht besser: Die Moore werden dadurch zerstört
und jede Menge CO2 freigesetzt. Noch haben erstaunlich
viele Hobbygärtner keine Ahnung davon, dass sie mit
dem Kauf von konventioneller Blumenerde die Zerstörung der Moore unterstützen, kaum jemand weiß um
die Herkunft und Funktion von Torf in der Natur. Dabei
bringt torfhaltige Erde beim Gärtnern gar nicht einmal
besondere Vorteile, da sie keinerlei Nährstoffe enthält,
dafür aber den Boden versauert. Sie ist einfach nur billig.
Die Alternativen zu torfhaltiger Erde sind neben Kompost
Holzfasern und Rindenmulch. Da viele kleinere Blumenläden keine torffreie Erde führen, empfiehlt es sich – falls
Sie den Laden Ihres Vertrauens nicht zu einer Sortiment
erweiterung überreden können –, im Onlinehandel zu
bestellen. Eine Übersicht torffreier Erden finden Sie unter
www.BUND.net/torffrei
Sie wollen noch mehr für den Schutz der Moore tun?
Dann können Sie uns bei der Wiedervernässung der
Brandenburger Moore unterstützen. Der BUND sucht
Menschen, die die Entwicklung bestimmter Moore im
Auge behalten: Zu- und Abflussmengen messen,
Wasserstände dokumentieren, Pflanzen- und Tierbestände erfassen. Interesse? Bitte melden Sie sich unter
0331 23700141 oder
BUND.brandenburg@BUND.net
ÖKOTIPP
Feuer machen, Werkzeuge
schnitzen, in der Wildnisküche kochen … viele
spannende Erlebnisse
warten auf Kinder zwischen 10 und 14 Jahren.
19.–25.7.2015, Naturerlebnishof Uferloos, Deichweg
9, Letschin (OT Kienitz)
www.brandenburg.
BUNDjugend.de
ie gute Nachricht ist: Die Umweltzone wirkt. Die schlechte: Das gilt nur für Feinstaub, nicht aber für Stickoxide
(NOx). Vor allem Stickstoffdioxid (NO2) ist stärker in der Luft
vertreten, als es die Luftreinhaltevorschriften erlauben. NOx
entstehen bei Verbrennungsprozessen, in Städten entweichen
sie größtenteils aus Dieselmotoren. NO2 verursacht und verstärkt Atemwegskrankheiten wie Bronchitis oder chronischen
Husten, auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen zu, wenn
der NO2-Anteil in der Luft zunimmt. Besonders Menschen mit
Vorerkrankungen sind betroffen, so verstärkt NO2 die Wirkungen von Allergenen. Auch das Ökosystem leidet unter den
Abgasen: Pflanzen verfärben sich gelblich, verlieren Blätter
und altern vorzeitig. Um Menschen und Pflanzen zu schützen,
gilt europaweit ein im Jahresdurchschnitt gemittelter Grenzwert von 40 Mikrogramm (µg) pro Kubikmeter Luft.
© Sebastian Petrich
Weidentipi bauen
D
NATUR ERLEBEN
Gruppen leiten will gelernt
sein. Zweiteiliger Workshop zum Erwerb der
JugendLeiterInnenCard
(JuLeiCa). Ab 16 Jahren
13.–15.2.2015, Baitz (Fläming), 24.–26.4.2015
Schlaubemühle, Schlaubetal, www.brandenburg.
BUNDjugend.de
Berlin hält die Grenzwerte für Stickstoffoxide
nicht ein. Schuld sind die Abgase aus dem
Straßenverkehr
© Jürgen Acker / PIXELIO
JuLeiCa
AKTUELL
BUNDjugend
Dicke Luft
Seite 7
Herausgeber
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Berlin e.V.
Crellestr. 35
10827 Berlin
www.BUND-Berlin.de
und
Landesverband Brandenburg e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 114a
14467 Potsdam
www.BUND-Brandenburg.de
Kontakt
Tel. 030 787900-0
E-Mail: redaktion@BUNDzeit.de
www.BUNDzeit.de
Redaktion
Sebastian Petrich (sp)
Carmen Schultze (cs) V.i.S.d.P.
Marketing
Thorsten Edler
Vertriebsunterstützung:
primeline.berlin gmbh
Marienburger Straße 16
10405 Berlin
Anzeigen
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E-Mail: anzeigen@BUNDzeit.de
Druck
NEEF + STUMME premium
printing GmbH & Co. KG
Schillerstraße 2
29378 Wittingen
Gestaltung
KURZ & BUND
Impressum
Kohlekraft abschalten!
Klimapolitik in Zahlen
Alle reden von Energiewende, trotzdem kommt fast die
Hälfte unseres Stroms immer noch aus Kohlekraftwerken.
Wenn wir nicht schnellstens aus der Kohleverstromung
aussteigen, rücken die Klimaschutzziele Deutschlands
in weite Ferne. Was können Sie tun, außer zu einem
Ökostromanbieter zu wechseln (falls Sie das nicht schon
längst getan haben)? Schreiben Sie der Bundesregierung!
Der BUND hat dafür ein Musterschreiben entworfen.
Anteil der Fotovoltaik an der
Bruttostromeinspeisung (2012) …
Auf den Energieexport entfallender Teil des CO2-Ausstoßes …
… in Bayern (Platz 1 im Bundesländer-
ranking), in Prozent: 9,3
… in Brandenburg, in Prozent: 44
… in Berlin: 0
… in Brandenburg (Platz 10),
in Prozent: 3,0
… in Berlin (Platz 15), in Prozent: 0,6
An:
Frau Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin
Herrn Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Frau Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt
Installierte Windenergieleistung
(2014) …
… in Niedersachen (Platz 1 im Bundes-
länderranking), in Megawatt: 7.819
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Gabriel,
sehr geehrte Frau Hendricks,
… in Brandenburg (Platz 2),
in Megawatt: 5.233
Kohletagebaue berauben Menschen ihrer Heimat und zerstören die Natur.
Kohlekraftwerke heizen den Klimawandel an und gefährden unsere Gesundheit mit Feinstaub und Quecksilber. Trotzdem verfeuert Deutschland
immer mehr Kohle und exportiert Kohlestrom ins Ausland. Damit muss
endlich Schluss sein!
… in Berlin (Platz 16), in Megawatt: 2
… bundesweit, in Megawatt: 35.389
Mit Solarenergie erzeugte Wärme
(2013) …
Nutzen Sie die anstehenden Entscheidungen zum Klimaschutz: Schalten
Sie die dreckigsten und ineffizientesten Kohlemeiler ab. Nur so kann
Deutschland sein Klimaschutzziel 2020 noch erreichen. Gewähren Sie
keine neuen Subventionen für Kohlekraftwerke. Und beschließen Sie
einen verbindlichen Kohleausstieg – damit spätestens 2030 mit der
dreckigen Braunkohle Schluss ist und der letzte Steinkohlemeiler nicht
länger als bis 2040 läuft. Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft!
… in Bayern (Platz 1 im Bundesländer-
ranking), in Millionen Kilowatt-
stunden pro Jahr: 2.230
… in Brandenburg (Platz 9) ,
in Millionen Kilowattstunden (kWh)
pro Jahr: 125
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Vorname und Nachname, Ort
… in Berlin (Platz 15), in Millionen
Kilowattstunden pro Jahr: 30
Gehen Sie einfach auf www.BUND.net/kohle-abschalten,
klicken Sie auf „unterschreiben“, tragen Name und
Adresse in dem vorbereiteten Formular ein – und ab geht
die Post an die Kanzlerin und ihr Gefolge.
… bundesweit, in Millionen Kilowatt-
stunden pro Jahr: 6.780
Jährlicher CO2-Ausstoß
pro Kopf (2011) …
sujet.design
www.sujet.de/sign
… in Brandenburg, in Tonnen: 22,3
Erscheinungsweise: vierteljährlich, der Bezugspreis ist
im Mitgliedsbeitrag enthalten
… im Bundesdurchschnitt,
in Tonnen: 9,5
… in Berlin, in Tonnen: 5,3
Quellen: Agentur für Erneuerbare Energien, Brandenburger Landesamt für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz, Berliner Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung, Statistische Division der UN
Auflage
30.000
Gedruckt auf Ultra Lux
semiglos, 100% Recycling
Die nächste BUNDzeit
erscheint Ende April 2015. w
Anzeigenschluss ist der
19. März 2015.
� Einzelmitglied (mind. 50 E
BUND Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE51 1002 0500 0003 2888 00
BIC: BFSWDE33BER
Ermäßigt (mind. 16 E
Seite 8
… davon für den Stromexport verbraucht, in Millionen Tonnen: 25,7
Bei der Verstromung anfallender
CO2-Ausstoß bei …
… Braunkohle,
in Gramm je Kilowattstunde: 400
… Steinkohle,
in Gramm je Kilowattstunde: 330
… Heizöl,
in Gramm je Kilowattstunde: 260
… Erdgas,
in Gramm je Kilowattstunde: 200
Anteil an den Berliner CO2Emissionen (2010) von …
… Gebäuden (Heizung, Kühlung),
in Prozent: 47
… Verkehr, in Prozent: 23
… Wirtschaft, in Prozent: 21
… Privathaushalten und Konsum,
in Prozent: 9
Jährlicher CO2-Ausstoß
pro Kopf (2010) in …
… Katar, in Tonnen: 40,1
… Kanada, in Tonnen: 14,7
… Deutschland, in Tonnen: 9,0
… China, in Tonnen: 6,2
... Libanon, in Tonnen: 4,8
… Indien, in Tonnen: 1,6
… Lesotho, in Tonnen: 0,008
Ja, ich möchte Mitglied werden und wähle folgenden Jahresbeitrag:
� Familie (mind. 65 E
Erbschaften an den BUND
sind nach §13 ErbStG von
der Erbschaftssteuer befreit.
Fordern Sie unsere Informationsmaterialien an:
erbschaftsratgeber@BUNDBerlin.de
… in Millionen Tonnen: 35,7
Ich will die Arbeit des BUND unterstützen.
Spendenkonto
BUND Brandenburg
GLS Bank
IBAN:
DE24 4306 0967 1153 2782 00
BIC: GENODEM1GLS
In Brandenburg geförderte
Braunkohle (2011) …
)
)
)
Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1.500 E
)
Name/Vorname
Straße
PLZ/Ort
Telefon (wenn Sie möchten)
IBAN (oder Konto-Nr.)
BIC (oder Bankleitzahl)
Geldinstitut/Ort
x
Datum/Unterschrift (Bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten)
E-Mail (wenn Sie möchten)
BUND Gläubiger-ID: DE34ZZZ00000103826
Ich will den E-Mail-Newsletter des BUND Berlin erhalten.
Bitte ziehen Sie den Beitrag ab dem
�vierteljährlich �
Geburtsdatum (TT.MM.JJJJ)
�monatlich �
KontoinhaberIn
�halbjährlich �
bis auf Widerruf von meinem Konto ein.
�jährlich
Mit Ihrer Unterschrift erteilen Sie dem BUND ein SEPA-Lastschriftmandat mit dem Sie gleich
zeitig Ihre Bank anweisen, die vom BUND auf Ihr Konto gezogene Lastschrift einzulösen.
Die Bestätigung und alle notwendigen Informationen (insbesondere Kontaktdaten sowie die
Zusammenfassung der Zahlungsinformationen) erhalten Sie mit Ihrem Begrüßungspaket.
Der Widerruf ist jederzeit und ohne Angabe von Gründen möglich. Ihre persönlichen Daten
werden elektronisch erfasst und können – gegebenenfalls durch Beauftragte des BUND e. V. –
auch zu Informations- und Werbezwecken für die Umwelt- und Naturschutzarbeit des BUND
genutzt werden. Ihre Daten werden selbstverständlich nicht an Dritte weitergegeben.
BUNDzeit 01/2015
Bitte schicken Sie die ausgefüllte und unterschriebene Beitrittserklärung an:
BUND Berlin • Crellestr. 35 • 10827 Berlin • Fax 030 78790018 • kontakt@BUND-Berlin.de
BUND Brandenburg • Friedrich-Ebert-Str. 114a • 14467 Potsdam • Fax 0331 23700145 • BUND.brandenburg@BUND.net