BUND
Dzeit
Umweltzeitung für Berlin und Brandenburg
aktuell
04.14
Inhalt
THEMA
Onlinehandel
© Raimond Spekking / CC BY-SA-3.0 (via Wikimedia Commons)
Zurück in die Stadt:
Kunden- und Warenströme
besser organisieren
Seite 2
Macht uns das Einkaufen im Internet zu mündigen Verbrauchern oder zu besinnungslosen Konsumopfern?
aren das schöne Zeiten zur Jahrtausendwende, als eBay noch wie ein
Flohmarkt funktionierte. Wer einen hübschen
Gartentisch oder einen Christbaumständer
suchte und sich an ein paar Kratzern nicht
störte, fand mit ziemlicher Sicherheit ein passendes Angebot. Und wer Keller oder Dachboden ausmistete, konnte sich darauf verlassen,
zumindest einen Teil des Gerümpels zu einem
vielleicht sogar mehr als symbolischen Preis
loszuwerden. Aus Umweltsicht war die Erfindung des Online-Auktionshauses eine großartige Sache, bot es doch die Möglichkeit, Dinge
wesentlich länger zu nutzen. Natürlich gibt es
heute noch bei eBay die privaten Angebote,
doch man muss sie fast mit der Lupe suchen.
Mittlerweile dominieren die kommerziellen
Anbieter von Neuwaren zum Festpreis.
Im Prinzip hat der online abgewickelte Waren
versand das Potenzial, weniger klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) als der stationäre Handel auszustoßen. Glaubt man der Post,
so schlagen bei einem innerhalb Deutschlands
versandten Paket durchschnittlich 500 Gramm
CO2 zu Buche. Zum Vergleich: Die 2013 hierzulande neuzugelassenen Pkw stoßen im Durchschnitt 136 Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Kunden, die ihr eigenes Automobil weiter als
drei Kilometer bewegen, um nur einen einzigen Artikel im nicht-virtuellen Handel zu
kaufen, haben demnach schnell eine schlechtere Klimabilanz.
Wer in einem dichtbesiedelten Ballungsraum
lebt und konsequent darauf achtet, möglichst
viele Artikel in einer Bestellung zu bündeln,
kann online durchaus umweltschonend einkaufen. Diese Rechnung geht natürlich nur
dann auf, wenn die Onlinebestellung wirklich
eine Autofahrt ersetzt. Wenn Fußgänger oder
Radfahrer anfangen, sich die Waren nach Hause liefern zu lassen, sind alle Effizienzvorteile,
die Logistikprofis gegenüber Privatleuten haben, wieder verloren.
Ob die 500-Gramm-Rechnung der Post nun
stimmt oder nicht: Leider gibt es zu viele
Faktoren, die die Vorteile des Onlinehandels
relativieren oder sogar verschwinden lassen.
Angefangen bei der missglückten Zustellung:
Pakete werden ins Verteilzentrum zurückgebracht, um erneut zugestellt zu werden, warten
auf dem Postamt darauf, dass der Empfänger
sie mit dem eigenen Kraftfahrzeug abholt, oder
gehen an den Absender zurück. Und dann der
exzessive Verpackungseinsatz. Wie bei einer
russischen Matroschka-Puppe ist Karton in
Karton gestapelt, dazu reichlich Folie und
Styropor. Selbst kleinste Produkte wie ein
USB-Stick kommen in schuhschachtelgroßen
Gefäßen daher.
Wer braucht den Müll von morgen?
Das wohl größte Problem sind die zurückgesandten Pakete. Um die Kunden, die die online
angebotenen Waren nicht selbst anfassen und
probieren können, vor Fehlkäufen zu schützen,
gilt ein 14-tägiges Rückgaberecht. Das ist in
Ordnung. Aber müssen die Retouren wirklich
kostenlos sein? Eine aktuelle Studie geht davon
aus, dass bundesweit jährlich 286 Millionen
Warensendungen an die Händler zurückgehen. (Wie lange die Schlange ist, die entsteht,
wenn man all diese Pakete hintereinander
aufreiht, lesen Sie auf S. 2, Randspalte) Diese
wahnwitzige Zahl kommt maßgeblich durch
Textilkäufe zustande – Kunden kaufen von
einem Kleidungsstück gleich mehrere Größen,
AKTUELL
Von wegen Altlasten:
BUND stellt Strafanzeige
gegen Vattenfall
Seite 4
Wenn es dank KLIK Klick
macht: Energieeffizienz in
Krankenhäusern
Seite 4
Sparen bei der Sicherheit:
Mitte schließt Jugend
verkehrsschule
Seite 5
Der Wandel im Handel
W
„Die Luft für Amazon
wird dünner“: Interview
mit Stefan Najda
Seite 3
um sicherzugehen, dass eine davon passt. Das
Wohnzimmer wird zur Umkleidekabine. Dass
die Retouren sehr wohl einen Preis haben –
Forscher gehen von durchschnittlich 19 Euro
pro Rücksendung aus –, ist den wenigsten
Konsumfreudigen bewusst. Kein Wunder,
schließlich geht auch der Trend beim Bestellen
zum kostenlosen Versand. Für die großen und
kapitalstarken Firmen, die die Standards in der
Branche setzen, ist das eine Möglichkeit, den
lukrativen Markt untereinander aufzuteilen.
Die Zeche zahlen die kleineren Händler und
die Umwelt.
Damit nicht genug. Der Quasi-Monopolist
Amazon, der sich mit seinem Angriff auf die
Buchverlage nebenbei anschickt, auch die Inhalte zu kontrollieren, drückt bei der Auslieferung aufs Tempo: Wer bis mittags bestellt,
soll die Ware noch am gleichen Tag erhalten.
Ohne Aufpreis. Das setzt nicht nur Packer und
Zusteller gewaltig unter Druck (siehe Interview
S. 3), sondern sorgt dafür, dass noch mehr
halb beladene Kurierfahrzeuge hektisch durch
die Städte rasen. Durch Städte, deren Zentren
auszusterben drohen, weil der stationäre Handel nicht gegen diese aggressive Konkurrenz
ankommt (S. 2).
Rund um die Uhr bestellen, bargeldlos zahlen,
umgehende Lieferung nach Hause: Einkaufen
ist einfach geworden, zu einfach. Was jetzt
nottut, ist Entschleunigung und Zeit zum
Nachdenken. Denn seien wir doch einmal ehrlich – brauchen wir den ganzen Plunder überhaupt, diesen Müll von morgen? Und brauchen
wir ihn sofort und in diesen Massen? Muss
es immer Neuware sein? Einkaufen mit Augenmaß muss die Devise sein; ob online oder
offline, das ist nicht die entscheidende Frage.
Brandenburger Volks
initiative gegen Massentierhaltung erfolgreich
Seite 5
Leistung, die sich lohnt:
BUND verleiht Berliner
Umweltpreis
Seite 6
Neues Netzwerk für
nachhaltigen Lebensstil
Seite 6
NATUR ERLEBEN
Hutelandschaft und
Baasee-Zauber
Seite 7
ÖKOTIPP
Einkaufen mit dem Rad
Seite 7
KURZ & BUND
Schenken Sie Liebe!
Seite 8
Onlinehandel in Zahlen
Seite 8
www.BUNDzeit.de
Die Radspur-Blockierer
Die Bestandsaufnahme von
zugeparkten Radspuren,
die der BUND im ersten
Halbjahr 2014 durchgeführt
hatte, zeugt von der starken
Präsenz der Zustellfahrzeuge
in Berlin. Auf einigen
Straßen (zum Beispiel
Uhlandstraße und Franklinstraße) war fast jedes dritte
rücksichtslos geparkte Auto
ein Lieferwagen von Postund Kurierdiensten. Der
Anteil des Lieferverkehrs
am gesamten Verkehr
beträgt in Berlin rund
zehn Prozent.
www.radspuren-frei.de
Das Primark-Prinzip
Passt nicht? Egal, kostet
ja fast nichts: Der Textil
discount Primark ist so
billig, dass sich Teenager
tütenweise Klamotten
leisten können, ohne sie
vorher anzuprobieren.
Viel davon landet wenig
später im Müll, wie zahlreiche selbstgedrehte und
bei Youtube veröffentlichte
Videos zeigen.
In manchen Segmenten spürt der stationäre Handel die Konkurrenz aus dem Internet direkt. Im Buchhandel ging der Umsatz jahrelang drastisch zurück, während vor allem Amazon
glänzend verdiente (und hierzulande fast nichts versteuerte,
aber das ist ein anderes Thema). Doch 2013 machte der stationäre Buchhandel wieder mehr Umsatz, während der Versandund Onlinehandel leicht schrumpfte. Möglicherweise hat bei
den Kunden ein gewisses Unbehagen über die monopolartige
Stellung des Platzhirschs das Einkaufsverhalten geändert. In
den Jahren zuvor hatten auch in Berlin zahlreiche Buchhandlungen unterschiedlicher Größe und Ausrichtung aufgegeben.
Die traditionsreiche Kollwitz-Buchhandlung schloss ebenso
wie die Universitätsbuchhandlung Kiepert, am Tauentziehen
räumte die Kette Hugendubel ihre größte Filiale in der Stadt.
Der Buchhandel als Trendsetter?
2013 eröffneten mehr neue Buchläden, als alte schlossen.
Bei den neuen handelt es sich um kleinere inhabergeführte
Geschäfte, die oftmals einen bestimmten Schwerpunkt haben
und intensive Kundenberatung betreiben. Von den Filialisten
mit der großen Ladenfläche erwartet man dagegen, dass sie
ein breites Sortiment bieten. Doch wie sollen sie mit der
unendlichen Auswahl im Internet mithalten? Vor diesem
Problem stehen auch Fachgeschäfte anderer Branchen, etwa
Textilien und Elektronik.
Multichannelvertrieb, also der Verkauf über alle Kanäle, heißt
das Zauberwort, mit dem der stationäre Handel Marketingexperten zufolge dem Onlinehandel Paroli bieten kann. Zweifellos werden bisherig Ladenflächen stärker als bisher als
BUNDzeit: Welche Unternehmen im Versandund Onlinehandel hat ver.di wegen schlechter
Bezahlung und miesen Arbeitsbedingungen
im Visier?
Stefan Najda: Es gibt eine Reihe von schwarzen Schafen.
Berlin ist ja die Stadt mit den meisten Start-ups im Bereich
E-Commerce, von denen die allerwenigsten tarifgebunden
sind. Keiner von ihnen hat aber die Größe und Marktmacht
von Amazon oder Zalando.
Eröffnung des Textildiscounts
Primark im Juli 2014 am Alex:
Kaum Kunden, dafür großer
Andrang bei der Aktion
„Tauschrausch statt Kaufrausch“
der BUNDjugend
„show room“, als Erlebniswelt fungieren. Und die Händler
müssen raffinierter dafür sorgen – etwa mit Hilfe spezieller
Apps –, dass die Kunden nicht nur ausprobieren, sondern auch
bei ihnen kaufen. Ob die Waren sofort eingepackt oder später
geliefert werden, ist sekundär. Das Beispiel Apple zeigt, dass
auch Firmen mit einer internetaffinen Kundschaft die Leute
durchaus in nicht-virtuelle Konsumtempel locken können.
Für die Stadtentwicklung würde das bedeuten, dass Geschäftsstraßen erhalten und Mischgebiete gemischt bleiben, manche
Orte könnten vielleicht sogar neues Leben eingehaucht bekommen. Das ist grundsätzlich gut. Schlecht wäre dagegen,
wenn die Kunden am Ende mit dem Auto zur Warenbegutachtung ins Geschäft fahren und sich anschließend beliefern
lassen. Dies lässt sich vermeiden, indem die Bedingungen für
Bus, Bahn, Rad- und Fußverkehr verbessert werden. Bleibt die
Herausforderung, den Lieferverkehr zu ökologisieren: Sendungen besser bündeln, auf Expresszustellung verzichten und
nicht zuletzt Fahrzeuge mit sauberer und leiser Antriebstechnik einsetzen. Dabei muss das Rad nicht neu erfunden werden:
Lastenfahrräder können bis zu 300 Kilogramm transportieren.
Seite 2
EDITORIAL
Online kaufen mag nicht
immer die beste Wahl aus
ökologischer Sicht sein. Aber
das Internet ist unschlagbar,
wenn es um den Überblick
geht, wie und wo man mehr
oder weniger ökologisch
und fair konsumieren kann.
Eine Informationsplattform
der Verbraucher-Initiative
beantwortet die häufigsten
Fragen von Bekleidung,
Haushaltsgeräten und
Blumen über Reisen bis zu
Kinderspielzeug oder Essen
und Trinken und lässt eine
Reihe von Experten in Interviews zu Wort kommen.
www.oeko-fair.de
von Burkhard Voß und Heide Schinowsky
Clever konsumieren
Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie schon alle Weihnachtsgeschenke
besorgt? Nicht, dass wir drängeln wollen
– aber es gibt einiges zu bedenken bei der
Schenkerei: Sind die Geschenke umweltschonend produziert und fair gehandelt?
Sollen sie in neues Geschenkpapier ein
gewickelt werden? Wenn es eine etwas ungewöhnliche Verpackung sein darf, können
wir übrigens die BUNDzeit empfehlen, die
Sie gerade in den Händen halten und die
zu hundert Prozent aus recyceltem Papier
besteht.
Und vor allem: Haben Sie die Sachen selbst
nach Hause getragen? Sehr löblich. Falls die
Geschenke online geordert wurden, wird’s
schon schwieriger mit dem guten Gewissen:
Gerade lange Transportwege – per Flugzeug
und/oder Lieferwagen – können die klima
schädliche CO2-Last unserer Geschenke
leider arg nach oben treiben. Nicht unwahrscheinlich ist es zudem, dass die Pakete von
einer schlecht bezahlten und mit befristetem
Vertrag ausgestatteten Amazon-Aushilfe
verpackt wurden.
Der über das Internet organisierte Versandhandel hat in den letzten Jahren so stark
zugelegt, dass wir dringend einmal genauer
hinschauen sollten, was ein paar Klicks für
die Umwelt bedeuten. Und das tun wir in
dieser BUNDzeit – solange noch Zeit für
Entscheidungen in Sachen Geschenkauswahl
und -auslieferung ist.
Wir wünschen Ihnen einen stressarmen und
besinnlichen Jahresausklang!
Reden wir also über Amazon!
In den neun Verteilzentren herrscht überall enormer
Leistungsdruck. Die Beschäftigten werden bei jedem
Handgriff über die Handscanner überwacht. Es ist eine
bestimmte Zahl von „Picks“ vorgegeben; so heißt der
Vorgang, eine Ware vom Lager zum Versand zu bringen.
Wer als „Picker“ arbeitet, läuft zwischen 20 und 25,
manchmal auch 30 Kilometer am Tag, wir haben das
mit Schrittzählern nachgewiesen. Das ist täglich ein
Halbmarathon! Die Kolleginnen und Kollegen sind zwischen 18 und 63 Jahre alt. Amazon nimmt aber keine
Rücksicht darauf, ob jemand mal kurz verschnaufen
muss. Wer seine „Picks“ nicht schafft, wird regelmäßig
zu sogenannten Feedbackgesprächen geholt. Dort heißt
es: „Wenn du entfristet werden willst, musst du pro
Stunde 15 Picks mehr schaffen.“
Wie zahlt Amazon?
Nicht nach Tarif, sondern wesentlich niedriger. Das
Unternehmen behauptet, sich an der Logistikbranche zu
orientieren. Das ist in doppelter Hinsicht eine Nebelkerze.
Erstens ist Amazon nach den Arbeiten, die anfallen,
eindeutig ein Handelsunternehmen. Zweitens ignoriert
der Konzern auch den Logistiktarif. Das sieht man am
Weihnachtsgeld: Amazon zahlt gerade mal 400 bis
600 Euro, üblich sind aber 50 bis 85 Prozent des Brutto
einkommens. Amazon zahlt auch kein Urlaubsgeld, für
eine Vollzeitkraft im Handel sind das bis zu 1.050 Euro.
Wir können sicher sein: Hätte der Handel niedrigere
Tariflöhne als die Logistik, würde Amazon davon reden,
man orientiere sich am Handel – und trotzdem einen
Tarifvertrag verweigern. Amazon nutzt zudem jede
denkbare Form, um Leute befristet zu beschäftigen, nicht
nur vor Weihnachten, sondern ständig. In den Versand
zentren gibt es das Modell der Probetage, also zwei bis
drei Tage, die man testweise arbeiten muss, wobei die
Arbeitsagentur die Kosten übernimmt. An seinen Stand
orten bekommt Amazon immer mehr Probleme, Menschen
zu finden, die noch nicht dort gearbeitet haben, weil die
ja nach einer Zeit entfristet werden müssten. Ich habe
Beschäftigte kennengelernt, die täglich 150 Kilometer
hin und wieder zurückfahren müssen.
Ist Zalando besser?
Nein, die nehmen sich nichts. Beide Unternehmen sind
nicht tarifgebunden. Und beide steuern den Personalbedarf wöchentlich nach den eingehenden Bestellungen.
Das führt dazu, dass Zalando etwa in Erfurt am Dienstag
150 Menschen entlässt und am Donnerstag 120 neu einstellt. Es gibt Kollegen, die das dritte oder vierte Mal
wieder dort anfangen. Im brandenburgischen Marquardt
ist ein Warenlager, das Zalando Ende 2014 schließen will.
Dort arbeiten etwa 90 Beschäftigte, denen man großzügigerweise anbietet, für einen befristeten Vertrag mit
Sack und Pack ins rund 300 Kilometer entfernte Erfurt
zu ziehen. Dabei betreibt Zalando 16 Kilometer weiter
in Brieselang ein riesiges Versandzentrum.
Brauchen wir ein Fair-Trade-Siegel für den
Onlinehandel?
Das beste Siegel für faire Arbeitsbedingungen ist ein
Tarifvertrag!
Info
Den Versandhandel
verbessern
© Amazon
THEMA
W
Gewerkschaftssekretär Stefan Najda
über die Tricks ausbeuterischer Onlinehändler
und die Möglichkeiten der Konsumenten,
bessere Bedingungen einzufordern
enn notleidende Einzelhändler das Internet für rückläufige Umsätze verantwortlich machen, dann stimmt
das nur zum Teil. Das Sterben der kleinen Läden aus Omas
Zeiten hatte schon Jahrzehnte vorher mit der räumlichen
Entflechtung von Arbeiten, Wohnen und Einkaufen begonnen. Mit dem maßlosen Straßenbau und der großzügigen
Ausweisung von Gewerbegebieten hat die Politik kräftig geholfen, autogerechte Einkaufszentren auf der grünen Wiese
entstehen zu lassen, allzu oft mit dürftiger oder gar keiner
Anbindung an den öffentlichen Verkehr und mit einer Straßenführung, die für radfahrende Kunden eine Zumutung ist.
Dieser europaweite Trend war in der Mauerstadt Berlin aufgrund historischer Besonderheiten weniger ausgeprägt (hier
entstanden die Shopping Malls mitten in der Stadt), doch
in den Brandenburger Städten und Dörfern wuchsen nach
der Wende die Gewerbegebiete abseits der Zentren wie Pilze
aus dem Boden, während der Leerstand im Ort unübersehbar
war. Der Onlinehandel verschärft das Problem insofern, als
er einigen Geschäften, die über Jahre durchgehalten hatten,
den Rest gab. Und er fördert die Zersiedlung, indem er das
Wohnen fernab jeder Einkaufsgelegenheit möglich macht.
Wie sehe ich als Kunde, dass ein Unternehmen tarifgebunden ist?
Immer mehr kommunizieren das auf ihrer Webseite.
Und man kann uns fragen. Es gibt eine Reihe von an
ständigen Arbeitgebern im Online- und Versandhandel.
Otto, der Branchenzweite, zahlt bei all seinen Unternehmen nach Tarif.
Rufen Sie zum Boykott von Amazon und
Zalando auf?
Nein. Die Leute können da ruhig bestellen, die Beschäftig
ten wollen ja ihre Arbeitsplätze behalten. Aber die Kunden
sollen Einfluss nehmen. Man kann zum Beispiel in der
Produktbewertung schreiben, dass man mit dem Gekauften zufrieden ist, aber will, dass die Angestellten nach
Tarif bezahlt werden. Grundsätzlich sollte man sich schon
überlegen, wann und wo man welche Waren kauft. Weihnachten und Ostern sind jedes Jahr vorhersehbar. Muss
man wirklich per Express bestellen? Mit den Expressbestellungen setzt man nicht nur die Versandmitarbeiter unter
Druck, sondern auch die Spediteure. Bei Amazon übernehmen Unternehmen wie DHL oder Hermes die Auslieferung.
Für die gelten extrem enge Zeitfenster. Wenn der DHL-Lkw
auch nur eine Minute zu spät kommt, wird er nicht beoder entladen, sondern wieder weggeschickt. Diesen Druck
gibt DHL an die Fahrer weiter.
Und was macht die Gewerkschaft?
Derzeit verweigert Amazon alle Gespräche mit uns.
Sie akzeptieren keine Gewerkschaften. Aber wir lassen
nicht locker und fordern, dass Amazon und Zalando die
Tarifverträge des Handels anwenden und dass sie mit der
extremen Befristungspraxis und der Arbeitshetze aufhören.
Bei Amazon haben die bei ver.di organisierten Beschäftigten 2014 wiederholt gestreikt. Amazon behauptet zwar,
wir würden sie mit den Streiks nicht treffen. Wir haben
aber einen anderen Eindruck. Ein Beispiel: Ende September, zeitgleich mit neuen Streiks bei Amazon, ist ein neues
Fifa-Spiel auf den Markt gekommen. Die Kunden, die das
vorbestellt hatten, bekamen es nicht rechtzeitig. Einige
Kunden haben sich im Internet mit den Beschäftigten
solidarisiert und Amazon aufgefordert, endlich nach Tarif
zu bezahlen, damit sie nächstes Mal ihre vorbestellte Ware
bekommen. Einige sagten auch, wenn es so lange dauert,
kann ich auch im normalen Laden kaufen. Die Luft für
Amazon wird dünner.
Das Gespräch führte Sebastian Petrich
Zur Person
Bundesweit etwa 286 Mil
lionen Onlinebestellungen
gehen der Universität Bamberg zufolge jährlich an
den Absender zurück.
Bei einer Kantenlänge von
40 Zentimeter ergeben
diese Retouren hintereinander aufgereiht eine Länge
von 114.400 Kilometer. Das
entspricht dem 2,8-fachen
des Erdumfangs.
www.retourenforschung.de
Ob online oder offline: Die Waren- und Kundenströme müssen effizienter organisiert werden
© Björn Obmann/BUNDjugend Berlin
Die Retouren-Kutschen
„Die Luft
für Amazon
wird dünner“
THEMA
Info
Zurück in
die Stadt
Stefan Najda, geboren 1984,
lernte bei Karstadt Sport in
Lübeck von September 2002
bis Juni 2005 Kaufmann im
Einzelhandel. Bei der Dienst
leistungsgewerkschaft ver.
di ist er seit 2008 beschäftigt
und seit April 2013 zuständig für Online- und
Versandhandel. Mehr zu den Aktivitäten von
ver.di in diesem Bereich unter www.verdi.de
und www.amazon-verdi.de
So lässt sich die Ökobilanz
des Onlinehandels verbessern: Wer als Lieferadresse
nicht die Wohnung oder
den Arbeitsplatz, sondern
eine Packstation angibt,
kann dadurch sicherstellen, dass Sendungen nicht
wegen gescheiterter Zustellung unnötig hin- und
hergefahren werden. Je
mehr Pakete zur Packstation geliefert und dort zu
Fuß oder per Rad abgeholt werden, desto weniger
Autotransporte finden auf
der „letzten Meile“ statt.
Wenn online öko ist
Einige Waren sind aus
ökologischer Sicht besser
im Onlinehandel zu er
werben. E-Books sparen
Papier, Filme oder Musik
als Download machen
Datenträger und jede
Menge Plastikverpackung
überflüssig. Auch anfassbare Waren können online
gehandelt einen Ökovorteil bringen, nämlich dann,
wenn sie deutlich weniger
umweltschädlich sind als
Alternativen aus dem
stationären Handel. Eine
Reihe solcher Dinge, die
sich besten Gewissens
online kaufen lassen,
findet sich unter
www.bundladen.de
BUND boosten
Keine Frage, manchmal
gibt es keine vernünftige
Alternative zum Online
kauf. Das Portal Boost
macht es möglich, dabei
Gutes zu tun, ohne einen
Cent zusätzlich auszugeben. Mehrere hundert
Firmen, darunter klassi
sche Versandhändler wie
Otto, die Plattform für
selbstgemachte Produkte
DaWanda, Telekommunikationsfirmen und die
Bahn zahlen eine Provision
für jeden Käufer, der über
Boost auf ihre Seiten gekommen ist. Von der Provision gehen 90 Prozent an
gemeinnützige Organisationen. Wenn Sie beispielsweise den BUND unter
stützen wollen, starten
Sie Ihren nächsten
Onlineeinkauf über
www.bund-berlin.de/boost
Seite 3
Öffentliches Diskussions
forum der Landeszentrale
für politische Bildungs
arbeit
27.11.2014, 18 Uhr,
An der Urania 4–10,
Berlin-Schöneberg.
Anmeldung und weitere
Informationen unter
030 78790056 oder
bei julia.andreas@bundberlin.de
Wie weiter auf dem
Tempelhofer Feld?
Die öffentliche Veranstaltung widmet sich den
Themen Vernetzung und
Vorstellung von Pionierprojekten und Akteuren,
Weiterentwicklung des
Verfahrens- und Beteiligungsmodells und erste
inhaltliche Diskussion über
den Entwicklungs- und
Pflegeplan.
28.11.2014, 17–21.30 Uhr,
Flughafengebäude
(Haupthalle)
www.berlin.de/tempelhofer-feld
Seite 4
islang wurde die Verockerung der Lausitzer Flüsse und
Bäche meist als Folge der alten, schon lange ausgekohlten
Tagebaue dargestellt. Neue Untersuchungen des BUND haben
den Nachweis erbracht, dass auch das sogenannte Sümpfungswasser der aktiven Tagebaue zur Verockerung beiträgt.
Der Rostschlamm entzieht Wassertieren und -pflanzen die
Lebensgrundlage, so dass die Gewässer nach kurzer Zeit tot
sind. Die Verockerung ist dort, wo Sümpfungswasser aus
dem Tagebau eingeleitet wird, mit bloßem Auge erkennbar.
Der Eisenschlamm aus dem Tagebau Welzow-Süd I färbt
das Steinitzfließ und das Petershainer Fließ dunkelrot. In
den Bachbetten findet sich eine bis zu 30 Zentimeter dicke
Schlammschicht aus Eisenocker.
ollen Kinder das Radfahren auf der Straße oder auf dem
Verkehrsübungsplatz lernen? Je früher sie sich im echten
Verkehr zu bewegen lernen, desto sicherer fahren und laufen
sie später. Weil in vielen Familien das Rad als Fortbewegungsmittel keine Rolle spielt, lernen deren Kinder es erst in der
vierten Klasse, kurz bevor in der Schule die obligatorische
Radfahrprüfung ansteht. Wer sich erstmals mit zehn Jahren
auf einem Zweirad bewegen soll, tut sich aber schwer. Außer
dem mangelt es mehr und mehr Kindern grundsätzlich an
motorischen Fähigkeiten. Deshalb ist es gut, dass Kinder im
Schutz von Verkehrsübungsplätzen lernen können.
Als eine parlamentarische Anfrage im April 2014 wissen
wollte, ob eine Nichteinhaltung der wasserrechtlichen Genehmigung eine teilweise oder gänzliche Einstellung des Tagebaubetriebes zur Folge haben kann, hatte Wirtschaftsminister
Ralf Christoffers (Die Linke) geantwortet: „Rechtlich wäre
dies möglich. Eine solche Entscheidung stand jedoch bisher
noch nie zur Debatte.“ Spätestens jetzt dürfte diese Debatte
eröffnet sein.
www.bund-brandenburg.de/kohle
In Berlin findet die praktische schulische Radfahrausbildung
in den Jugendverkehrsschulen statt, organisiert von den
Grundschullehrern und unterstützt von der Polizei. Die bezirklich finanzierten Jugendverkehrsschulen stellen nicht nur den
Übungsplatz zu Verfügung, sondern halten auch Fahrräder
vor, schließlich besitzen längst nicht alle Kinder ein eigenes.
Der Großbezirk Mitte hatte früher drei Jugendverkehrsschulen,
für jeden Altbezirk eine, alle sind sanierungsbedürftig. Der
Standort in der Berolinastraße wurde schon geschlossen. Jetzt
möchte Bezirksschulstadträtin Sabine Smentek (SPD) auch die
Jugendverkehrsschule in der Bremer Straße in Moabit abwickeln, so dass nur noch die in der Weddinger Gottschedstraße
übrig bliebe. Das Bezirksamt versuchte, die Einrichtung an
der Bezirksverordnetenversammlung vorbei zum November
2014 zu schließen. Daraus wird erst einmal nichts, weil die
Abgeordneten mitreden wollten (ihr Beschluss stand zum
Redaktionsschluss noch aus).
Probenentnahme an der Steinitz
Zusammen mit Greenpeace hat der BUND im vergangenen
Sommer an 15 Stellen Wasserproben entnommen. In einem
akkreditierten Institut wurde der Eisengehalt untersucht. Bei
elf der 15 Proben lag er über den vorgeschriebenen Grenzwerten. Die gemessenen Werte sind teilweise so hoch, dass der
Grenzwert auch dann nicht erreicht werden kann, wenn man
einen Durchschnittswert annimmt. In der wasserrechtlichen
Genehmigung des Tagebaus Welzow-Süd I wurden nicht nur
Grenzwerte für das Eisen im Wasser, sondern auch regelmäßige Kontrollmessungen festgelegt. Allerdings darf Vattenfall
diese Messungen selbst durchführen lassen. Ergebnis: Nur
in einem einzigen Fall wies diese Selbstüberwachung auf
eine Grenzwertüberschreitung hin. Wie kann der schwedische
Energieriese zu derart abweichenden, für ihn vorteilhaften
Ergebnissen kommen? Recherchen des BUND haben ergeben,
dass Vattenfall an anderen Stellen Proben entnommen hat, als
in der wasserrechtlichen Erlaubnis festgelegt wurde. Außerdem stimmten die in der Erlaubnis festgelegten Einleitstellen
für Sümpfungswasser nicht immer mit den Koordinaten der
Punkte überein, an denen tatsächlich Wasser in die Fließe
eingeleitet wird.
Die Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte ist
zunächst eine Ordnungswidrigkeit. Wenn die Gewässerschädigung aber fahrlässig oder vorsätzlich geschieht – und dafür
scheint einiges zu sprechen –, dann handelt es sich um eine
Straftat.
Wenn es
dank KLIK
Klick macht
Radfahrübung im geschützten
Raum: die von der Schließung bedrohte Jugendverkehrsschule Moabit
Der Bezirk Mitte habe kein Geld für die nötige Sanierung und
die Einrichtung in der Bremer Straße sei schlecht ausgelastet,
begründet die Stadträtin ihr Vorhaben. Ein Blick auf den
vollen Kalender der Jugendverkehrsschule zeigt, dass das
Gegenteil richtig ist. Lehrkräfte beklagen, es sei schwierig
geworden, genügend Termine für die Radfahrausbildung zu
bekommen. Diese Engpässe dürften zunehmen, wenn sich
künftig die 38 Grundschulen in Mitte eine verbliebene Jugendverkehrsschule teilen. Falls der Verkehrsübungsplatz weichen
muss, fällt das fast 5.200 Quadratmeter große Gelände an den
Liegenschaftsfonds, der es an Wohnungsbauunternehmen
verkaufen will. Dies wiederum bringt Anwohner auf, die im
Nach der erfolgreichen Volksinitiative gegen
Massentierhaltung hat der Brandenburger
Landtag die Chance, eine gute Entscheidung
zu treffen
W
Gutes Lichtmanagement senkt die
Stromkosten: als Energie sparendes
Krankenhaus ausgezeichnete Klinik
in Bingen
darum, belastbare Daten zum Energieverbrauch und zur
Praktikabilität von Effizienzmaßnahmen im Gesundheitswesen zu sammeln. Erkenntnisse werden in einem Leitfaden und
Best-Practice-Beispiele in einer Datenbank publiziert.
Seit 13 Jahren zeichnet der BUND bundesweit Kliniken mit
dem Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ aus, zuletzt
das Vivantes-Klinik Neukölln zum zweiten und das St.-JosefKrankenhaus in Weißensee zum dritten Mal. Die mehr als
40 bisher ausgezeichneten Einrichtungen sparen zusammen
jährlich mehr als 60.000 Tonnen CO2 ein. Das entspricht nach
dem aktuellen Energiemix der Wärmeversorgung von 5.280
Haushalten.
www.KLIK-Krankenhaus.de
www.Energiesparendes-Krankenhaus.de
und 39.000 Brandenburgerinnen und Brandenburger haben bis zum Ablauf der Sammelfrist am 31. Oktober die
Volksinitiative für den Ausstieg aus der Massentierhaltung
mit ihrer Unterschrift unterstützt. Damit ist klar, dass die
Schwelle von 20.000 gültigen Unterschriften deutlich überschritten wurde. Für den neuen Landtag bedeutet dies, dass
er sich in den nächsten Monaten mit dem Gesetzesentwurf
der Volksinitiative beschäftigen muss. Dabei hat er drei Möglichkeiten. Die aus Sicht des BUND beste Variante ist, dass
die Abgeordneten den Entwurf annehmen. Leider ist sie auch
die unwahrscheinlichste, schließlich hat die Agrarlobby einen
nicht unerheblichen Einfluss im Potsdamer Landtag. Die zweite Möglichkeit ist, dass das Parlament den Gesetzesentwurf
ohne große Diskussion ablehnt, was politisch sehr unklug
wäre. Die dritte und wahrscheinlichste Möglichkeit ist, dass
das Anliegen erst einmal in den Ausschüssen beraten wird.
Die Abgeordneten werden sich dann mit den vier Kernforderungen der Volksinitiative auseinandersetzen müssen: Das
Abschneiden („Kupieren“) von Schwänzen und Schnäbeln soll
verboten werden; Tierschutzverbände sollen die Möglichkeit
der Verbandsklage erhalten; das Land soll einen Tierschutzbeauftragten installieren; Landwirtschaftsbetriebe sollen nur
noch dann Förderungen erhalten können, wenn diese dem
ökologischen Landbau und dem Tierschutz dienen. Zudem soll
sich Brandenburg im Bundesrat für schärfere Regeln bei der
Antibiotikavergabe und mehr Möglichkeiten für Kommunen
einsetzen, neue Riesenställe im Genehmigungsverfahren zu
stoppen. Der BUND wird dafür sorgen, dass diese Beratungen
die Öffentlichkeit bekommen, die das brisante Thema verdient.
Die erfolgreiche Kampagne hat gezeigt, dass der Ausstieg
Mehr als 60 Schulen mit
13.000 Schülerinnen und
Schülern aus ganz Berlin
haben sich mit vielfältigen
Aktivitäten im Herbst 2014
an der Aktion „Zu Fuß zur
Schule“ beteiligt. An zahlreichen Schulen hingen
„Zu Fuß zur Schule“-Transparente, Eltern wurden angesprochen und unter anderem mit Informationen zum
Thema „Elterntaxi“ versorgt. Die Schülerinnen und
Schüler ermittelten, wer
mit welchem Verkehrsmittel zur Schule kommt, und
thematisierten den Schulweg auf unterschiedliche
Weise. Daneben nahmen sie
das Schulumfeld kritisch
unter die Lupe und schulten
die Sinne. Auch zahlreiche
Eltern versuchten, a ndere
Mütter und Väter von
den Vorteilen des zu Fuß
zurückgelegten Schulwegs
zu überzeugen. Schulen,
die sich für das Thema
interessieren oder die bei
der „Zu Fuß zur Schule“Aktion 2015 teilnehmen
möchten, können sich an
den BUND wenden.
Wir beraten Sie gern und
schicken Ihnen das kostenlose „Zu Fuß zur Schule“Materialpaket zu.
Informationen bei Gabi
Jung, Tel 030 78790031,
jung@bund-berlin.de
und unter www.mobilitaetserziehung-berlin.de
Repair Café
R
ahrscheinlich werden noch ein paar Jahre vergehen,
bis in den Stellenanzeigen nach „Klimamanager für
Kliniken (m/w)“ gesucht wird, schließlich gibt es dieses Berufsbild noch nicht. Damit sich dies ändert, organisiert der
BUND zusammen mit der Stiftung viamedica Workshops
und Schulungen für Klinikbeschäftigte. Das Projekt „Klimamanager für Kliniken“, kurz KLIK, wendet sich prinzipiell an
Angestellte aus allen Bereichen, idealerweise aus Technik,
Verwaltung oder Controlling. Gute Vernetzung und ein gewisses Mitspracherecht bei Entscheidungen im Haus sind von
Vorteil. Die wichtigsten Voraussetzungen, um Klimaschutzund Energiesparmaßnahmen zu planen und erfolgreich umzusetzen, sind aber Affinität zum Thema und die Fähigkeiten,
die Kolleginnen und Kollegen dafür zu begeistern.
Mitmachen
Zu Fuß zur Schule
Jetzt
aussteigen!
Mit einer Fortbildungsoffensive will der BUND
mehr Klimaschutz im Gesundheitswesen
verankern
Um den Energieverbrauch ihrer Häuser zu senken, können
Klimamanager an verschiedenen Punkten ansetzen. Die Effizienzpotenziale reichen von der Betriebstechnik (zum Beispiel
Brennwertoptimierung) über die Anlagetechnik (bedarfsorientierte Beleuchtung oder Belüftung) bis zur Mitarbeiterschulung (zum Beispiel richtiges Heizen und Lüften). Die
Kliniken können mit Klimaschutzmaßnahmen sehr viel Geld
sparen, denn die mehr als 3.200 Akut-Krankenhäuser und
Rehakliniken in Deutschland geben im Durchschnitt jährlich
3.348 Euro für Energie aus – pro Bett. Das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt KLIK wird bundesweit
bis Ende 2016 50 Kliniken dabei unterstützen, nicht- oder
geringinvestive Maßnahmen umzusetzen. Dadurch sollen die
Kliniken mindestens 30.000 Tonnen CO2 weniger ausstoßen.
Neben der Fortbildung des Klinikpersonals geht es auch
dicht bebauten Moabiter Kiez um eine der wenigen Frei- und
Grünflächen fürchten. Der BUND setzt sich dafür ein, die
Jugendverkehrsschule Moabit zu erhalten und ihre Öffnungszeiten nicht einzuschränken, sondern zu erweitern. Im Berliner
Verkehrssicherheitsbericht 2013 ist nachzulesen, warum es
mehr statt weniger schulisch organisierten Radfahrunterricht
geben muss: Gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung sind es die 11- bis 14-Jährigen, die beim Radfahren
besonders häufig verunglücken, besonders viele übrigens in
Mitte. Die Radfahrausbildung sollte in den Schulen früher als
bisher beginnen und mehr Raum einnehmen.
© BN-M
AKTUELL
B
S
© BUND Brandenburg
Bürgerschaftliches
Engagement in
Stadtentwicklungsprozessen
Der Bezirk Mitte will eine weitere Jugendverkehrsschule schließen
© BUND Brandenburg
Anfang Oktober wurde an
der Luftgüte-Mess-Station
Silbersteinstraße zum
37. Mal im Jahr 2014 der
Tagesgrenzwert von 50
Mikrogramm Feinstaub pro
Kubikmeter überschritten
– nur 35 Tage sind erlaubt.
Die Neuköllner Straße
wurde damit einmal wieder ihrem Ruf gerecht, die
„giftigste Straße Deutschlands“ (Berliner Kurier) zu
sein. Die Straße verläuft
parallel zur A 100, deren
Verlängerung der Berliner
Senat auch mit dem Schutz
der Bürger vor den Feinstaubbelastungen des
Straßengüterverkehrs begründet – offensichtlich
kein besonders gutes Argument. Der BUND fordert
von der Polizei, das seit
zehn Jahren bestehende
Durchfahrtsverbot für Lkw
endlich durchzusetzen.
Wenn das nicht möglich
ist, muss eine bauliche
Absperrung verhindern,
dass Lastwagenfahrer die
Silbersteinstraße nutzen,
um Autobahnmaut zu
sparen.
Weil Vattenfall aus dem Tagebau Welzow-Süd I mehr Dreck in Fließgewässer pumpt als erlaubt,
hat der BUND Strafanzeige gegen den Konzern gestellt
© eilig-Geist-Hospital Bingen
Feinstaub
Sparen bei der Sicherheit
AKTUELL
Info
Von wegen Altlasten
Der neue Brandenburger Landtag
wird sich mit der Massentierhaltung
beschäftigen müssen
aus der Massentierhaltung kein Nischenthema ist, obwohl es
viele Menschen zwingt, Gewohnheiten wie den häufigen und
billigen Fleischkonsum zu überdenken. Der BUND und das Aktionsbündnis Agrarwende, das die Volksinitiative organisiert
hat, bedanken sich bei den vielen Aktiven, die Unterschriften
gesammelt und Überzeugungsarbeit auf der Straße und im
Bekanntenkreis geleistet haben. Das war sehr gute Arbeit! Das
in den vergangenen Monaten entstandene Netzwerk ist aber
nicht überflüssig geworden: Wir müssen den Druck auf die
Landtagsparteien aufrechterhalten, so dass sie nicht klammheimlich die Volksinitiative ablehnen können. Und an einigen
Orten gilt es neue Megaställe zu verhindern. Der Ausstieg aus
der Massentierhaltung bleibt auf der Agenda.
Jeden dritten Montag im
Monat treffen sich Tüftler
und Bastler in der Berliner
BUND-Landesgeschäftsstelle, um unentgeltlich
und ohne Garantieanspruch
Dinge zu reparieren, die
andere Menschen ihnen
bringen. Eine Anmeldung
ist nicht zwingend, allerdings hilft sie bei der
Organisation. Kontakt:
repaircafe@bund-berlin.de,
030 78790060 (Daniel
Affelt)
17.11.2014, 15.12.2014,
19.1.2015, jeweils 18–21
Uhr, BUND, Crellestraße 35,
Berlin-Schöneberg.
Das vom BUND organisierte Repair Café ist nicht die
einzige Veranstaltung dieser Art in Berlin, eine
Übersicht findet sich unter
www.repaircafe.org/germany
www.agrarwen.de
Seite 5
Nicht minder Beispielhaftes leisten die Schülerinnen und
Schüler der Rudolf-Steiner-Schule in Dahlem. Die Gewinner der Kategorie „Kinder und Jugend“ betreiben ohne jede
Hilfe von Erwachsenen eine Fahrradwerkstatt. Zwar befindet
sich diese im Schulgebäude, doch Lehrer betreten sie nur als
Kunden, denn die Jugendlichen übernehmen sämtliche Aufgaben von der Organisation bis zur eigentlichen Reparatur;
schließlich kam auch schon die Idee zur Gründung 2010 aus
ihren Reihen. Die Schülerinnen und Schüler reparieren nicht
nur, sie basteln auch aus gebrauchten Einzelteilen fahrtüchtige
Räder zusammen: eine beeindruckende Mischung aus Selbst
organisation, Wissenstransfer, Engagement für nachhaltige
Mobilität und Schrottupcycling.
Der Filmemacher Jan
Heilig (filmbit Filmproduktion) zeigt, wie sich
mit einfachen Mitteln
wirkungsvolle Aktions
videos produzieren lassen.
Im Workshop wird gemeinsam mit Handy und
Videokamera gefilmt,
am Ton gearbeitet und
am Computer geschnitten.
6.12.2014, 10–18 Uhr,
BUNDjugend,
Erich-Weinert-Straße 82,
Berlin-Prenzlauer Berg;
Teilnahmebeitrag inkl.
Mittagessen: 2 €;
Anmeldung unter
www.berlin.bundjugend.de
Wir haben es satt!
Während die Agrarindus
trie ihre Leistungsschau
auf der Grünen Woche
zelebriert, demonstrieren
alle, die keine Lust mehr
auf Massentierhaltung
und Monokulturen haben,
für mehr Ökolandbau,
besseren Tierschutz und
eine bäuerliche Landwirt
schaft, kurz: für eine
richtige Agrarwende.
17.1.2015, Potsdamer Platz,
Berlin
www.wir -haben-es-satt.de
Seite 6
Partner des Berliner Umweltpreises 2014 sind die Berliner
Stadtreinigung (BSR), das städtische Immobilienunternehmen
Stadt und Land, die Investitionsbank Berlin (IBB) und die
Berliner Wasserbetriebe, radioeins ist Medienpartner.
www.thf100.de
www.maerkische-scholle.de
www.fahrradwerkstatt.dahlem.waldorf.net
Wir starten im Weiler Platzfelde (per Bahn von Berlin-Lichtenberg nach Werneuchen, von dort mit dem Bus 887 Richtung
Bad Freienwalde bis Platzfelde), um am südöstlichen Ortsrand
einem Waldweg ostwärts zu folgen. Hier beginnt die steilste
Stelle der rund zwölf Kilometer langen Tour, auf der es für
Brandenburger Verhältnisse ziemlich viel hoch und runter
geht. Der Barnimer Höhenzug entstand gegen Ende der Letzten
Kaltzeit vor etwa 11.700 Jahren. Als damals das Rinnentoteis
taute, suchte es sich einen Abfluss, davon zeugen hier viele
Schluchten. Eines der eindrucksvollsten Täler ist das bis zu
40 Meter tiefe Brunnental, das wir auf unserer Route queren.
Der dichte Wald, durch den sich der Weg schlängelt, wechselt
immer wieder zwischen Laubwald, zumeist Buchen, und Nadelwald. Und plötzlich liegt er linkerhand im Tal: der Baasee.
Was Hänschen nicht lernt:
Radwerkstatt in der Dahlemer
Rudolf-Steiner-Schule
Wächst nach oben: Gartenstadt
Lichterfelde Süd
Hinterlässt Spuren auf dem
Tempelhofer Feld: THF100
Mit allen
Sinnen die
Natur erleben
ässt sich nachhaltiger Lebensstil erlernen? Weil der
BUND überzeugt davon ist, dass sich diese Frage mit Ja
beantworten lässt, hat er in Brandenburg die Gründung des
„Netzwerks Nachhaltiger Lebensstil“ initiiert. Von der Ernährungswissenschaftlerin über den Wildnispädagogen bis zur
Kommunikationsgestalterin finden sich darin Menschen mit
den verschiedensten Berufen, Ausbildungen und Interessen.
Dementsprechend abwechslungsreich ist das Themenspektrum, das sie zusammen abdecken: Konsum, Welthandel und
globale Gerechtigkeit, gesunde Ernährung, alternative Lebensformen, Energiewende. Ein Teil der Veranstaltungen findet
als Exkursion zu Orten statt, an denen sich bemerkenswerte
Projekte etabliert haben. Wer dies alles zu theoretisch findet,
kann sich im Wildnistraining ganz praktische Grundlagen
für die Bildung eines nachhaltigen Lebensstils aneignen –
angefangen bei der Herausforderung, sich einen Unterschlupf
im Wald zu bauen, über Kräuter- und Pflanzenkunde bis
hin zum direkten Naturerleben, um die Wunder des Waldes
wahrzunehmen.
Die hier geschilderte Tour können Sie unter fachkundiger
Führung von Eckart Klaffke erwandern:
28.2.2015, 9:27 Uhr, Bahnhof Lichtenberg, Gleis 10,
Rückkehr 18:27 Uhr ebendort. Teilnahmepreis: 35 Euro,
32 Euro für BUND-Mitglieder, 29 Euro mit VBB-Seniorenticket. Im Preis enthalten: Bahn- und Bustickets, Tourenleitung. Bitte anmelden bei maerkische-touren@email.de,
unter 030 39731951 oder www.maerkische-touren.de
Familienerlebnissonntag im Oderbruch
Die Expertinnen und Experten des Netzwerks können auf
unterschiedliche Zielgruppen eingehen, sie wenden sich an
MultiplikatorInnen und Erwachsene ohne spezielle Vorkenntnisse sowie an Kinder und Jugendliche. So fanden im August
und September 2014 Erlebnissonntage zu den Themen Wiese
und Wasser statt, wo ganze Familien mit Kescher, Becherlupe
und Bestimmbuch ausgerüstet in der Natur unterwegs waren.
Das Projekt „Netzwerk Nachhaltiger Lebensstil“ konnte im
Jahr 2014 dank der finanziellen Unterstützung des brandenburgischen Umweltministeriums stattfinden. Wenn Sie daran
interessiert sind, eine Veranstaltung ganz nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen zu planen, dann sprechen Sie uns an!
www.bund-brandenburg.de/netzwerk
Kontakt: Tamara Ritter, bund.brandenburg@bund.net,
Tel.: 0331 23700142
Manchmal müssen Einkäufe schnell erledigt werden.
Warum auf den Paketzusteller warten, wenn man
mit dem Fahrrad schnell zum Offlinehändler kommt?
In der Stadt ist das Rad das Vehikel für Expresseinkäufe, auf Strecken von weniger als drei Kilometern
ist es stets das schnellste Verkehrsmittel. Und es ist
preiswert: keine Versandkosten, kein Benzin, keine
Fahrscheine, nur selten Strafzettel. Darüber hinaus
helfen die begrenzten Transportkapazitäten gelegentlich sparen, denn eigentlich überflüssige Dinge bleiben
einfach im Laden liegen. Die gesundheitlichen Vorzüge
müssen wohl kaum erwähnt werden, etwas Bewegung
hat schließlich noch niemandem geschadet, ganz im
Gegenteil. Wer ohnehin einkaufen muss, kann sich
das Fitnessstudio sparen. Kein Fortbewegungsmittel
abgesehen von den Füßen ist so umweltfreundlich wie
das Rad. Es ist leise, sauber und verlangt nur wenig
versiegelte Fläche.
Mitmachen
BUND auf dem
Heldenmarkt
Wie lässt sich mit einfach
sten Mitteln Geld und Energie sparen? Was bringt
es finanziell, wenn man
weniger Abfall produziert?
Praktische Tipps gibt es am
BUND-Infostand auf dem
Heldenmarkt.
15.–16.11.2014, jeweils
10–20 Uhr, Heldenmarkt
im Postbahnhof, Straße der
Pariser Kommune 8, BerlinFriedrichshain
www.berliner-abfallcheck.de
Weihnachtlicher Energie- und Abfallcheck
am Richardplatz
Die Expertinnen und
E xperten des vom BUND
initiierten Berliner Energieund Abfallchecks beraten
auf dem Alt-Rixdorfer
Weihnachtsmarkt.
5.12.2014, 17–21 Uhr,
6./7.12.2014, jeweils
14–20 Uhr, Richardplatz,
Berlin-Neukölln
www.berliner-energiecheck.de
Wer den verwunschenen von Mischwald umgebenen Gletschersee sieht, kann nachvollziehen, dass sich seit Jahrhunderten Mythen um ihn ranken. So soll der sogenannte Wassernix im See sein Unwesen treiben, der Geist eines grausamen
Ritters, der einst von einem Bauern erschlagen wurde. Weil
der Wassernix der Legende nach Badende an den Füßen packt
und in die Tiefe reißt, wird das Gewässer bis heute als Badestelle gemieden. Nur wenige Menschen jedoch bekommen
den Wassernix je zu sehen, da er sich der Sage zufolge nur
einmal im Jahr zeigt, nämlich in der Martinsnacht zum 12.
November – und auch nur denjenigen, die an diesem Tag
niemanden betrogen haben. Diesen erscheint er als ein helles
Leuchten, das nach dreimaliger Umrundung des Sees mit
lautem Zischen in den Fluten untergeht. Doch auch bei Tag
hat der Baasee einiges zu bieten. Vor allem am westlichen
Ufer, wo unser Weg südwärts verläuft, pflanzten die hiesigen
Förster Ende des19. Jahrhunderts fremdländische Bäume, von
denen sie sich eine Bereicherung der preußischen Forstwirtschaft versprachen: Douglasien, Magnolien, Coloradotannen,
Purpurtannen, Scheinzypressen, Japanische Lärchen, Riesenlebensbäume, um nur einige zu nennen. Wer die Reste dieses
Versuchs sehen möchte, folgt Kurt Kretschmanns Lehrpfad,
den wir hier kreuzen.
Der neue Saft ist da
Das märkische Loch Ness:
Im Baasee soll ein bisher noch nicht
fotografiertes Ungeheuer hausen
Einkaufen mit dem Rad
Ein neues Netzwerk für Umweltbildung regt in
Brandenburg zu neuen Ideen und Utopien für
eine nachhaltigere Welt an
L
Inzwischen ist es Zeit für eine kleine Stärkung. Gut, dass wir
am südlichen Ende des Sees auf die Waldschänke stoßen.
Eine Imbissbude stand hier schon 1864, kurz nachdem Theo
dor Fontane auf dem Weg von Freienwalde nach Falkenweg
am Baasee entlangstiefelte und die Gegend in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ als Ausflugsziel populär
machte. Nach einem Schlenker über das östliche Seeufer
erreichen wir bei Sonnenburg eine offene, nur locker bewaldete Landschaft, die nach Osten leicht abfällt. Es handelt sich
um die Hutelandschaft Altranft-Sonnenburg. Wie der Name
andeutet, wurden hier ursprünglich Tiere gehütet. Bis 1994
diente das Gelände als Schießplatz, heute ist es ein Naturschutzgebiet, das wieder durch weidendes Vieh offengehalten
wird. Bei gutem Wetter sieht man an einigen Stellen über das
ganze Oderbruch bis nach Polen. Ganz so weit laufen wir
allerdings nicht. Die Tour endet in Rathsdorf, von dort fahren
Busse zum Bahnhof Freienwalde.
© Dreizung
Vanillekipfel, Mandel
trüffel, Weihnachtsplätzchen: alternative Rezepte
zum Ausprobieren und
Mitnehmen.
25.11.2014, 19–21 Uhr,
clubMitte im freiLand,
Friedrich-Engels-Str. 22,
Potsdam; Kosten: keine;
Anmeldung unter
mail@bundjugendbrandenburg.de oder
0331 9511971
W
er kennt sie nicht, die schwarze Eule, die auf den
fünfeckigen gelben Schildern auf Naturschutzgebiete
oder Naturdenkmale hinweist. Ihren Schöpfer aber kennen
nur die wenigsten. 1951 wählte der DDR-Naturschutz-Pionier
Kurt Kretschmann, der als zum Tode verurteilter Pazifist die
Nazizeit gerade mit viel Glück überlebt hatte, den verrufenen
„Totenvogel“ als Symbol für Schützenswertes. Er legte in den
frühen Fünfzigerjahren die ersten Naturlehrpfade der DDR an,
so auch den rund um den Baasee. Der See liegt auf halber
Strecke einer abwechslungsreichen Tour von den Barnimer
Höhen zum Oderbruch.
ÖKOTIPP
Vegane
Weihnachtsbäckerei
Nachdem der Berliner Senat mit seiner Randbebauung des
Tempelhofer Felds gescheitert ist, fragen sich viele, wo denn
nun Wohnungen entstehen sollen. Die Wohnungsgenossenschaft Märkische Scholle hat bei der Sanierung der Gartenstadt
Lichterfelde Süd gezeigt, wie es ohne neue Flächenversiegelung geht, indem sie ein weiteres Geschoss auf die aus den
Dreißigerjahren stammenden Gebäude setzte. Und sie führte,
was aus Umweltsicht mindestens genauso wichtig ist, eine
gründliche energetische Sanierung des mit 47.000 Quadratmeter Wohnfläche nicht gerade kleinen Bestands durch. Unter
anderem dank der neu installierten Solaranlagen und der
Wärmerückgewinnung aus Abluft ist die Siedlung nahezu
energieautark. Die Warmmiete bleibt für die Bewohner fast
unverändert. Daran sollten sich andere Vermieter ein Beispiel
nehmen, findet der BUND und prämiert die Märkische Scholle
in der Kategorie „Wirtschaft und Innovation“.
Achtung… Klappe!
Eine Wanderung vom Barnimer Höhenzug in das Oderbruch bei Freienwalde
en schönsten Lohn ihrer Arbeit haben die Aktiven der
Demokratischen Initiative 100% Tempelhofer Feld (kurz
THF100) bereits im Mai 2014 bekommen, als sich die wahlberechtigten Berlinerinnen und Berliner mit sehr großer Mehrheit für den Erhalt des ehemaligen Flughafens als Freifläche
aussprachen. Die Initiative hat es damit nicht nur geschafft,
eine unvergleichliche Kulturlandschaft zu erhalten, sie setzte
auch neue Maßstäbe in der Stadtentwicklung: Künftig werden
es Regierungen in Berlin schwer haben, Großprojekte ohne
echte Bürgerbeteiligung durchzusetzen. Um das zu würdigen,
vergibt der BUND den Berliner Umweltpreis in der Kategorie
„Umweltengagement“ an THF100.
© Märkische Scholle
AKTUELL
D
© Sebastian Petrich
Wie lassen sich junge
Leute mit witzigen Aktio
nen motivieren, Energie
zu sparen? Damit beschäftigt sich ein Seminar der
BUNDjugend. Smergy steht
übrigens für smart energy.
14.–15.11.2014,
BUNDjugend,
Erich-Weinert-Straße 82,
Berlin-Prenzlauer Berg;
Anmeldung bei stefanie.
schult@bundjugend.de
oder unter 030 27586588
(Achtung, die Plätze sind
begrenzt!)
Die diesjährigen Träger des Berliner Umweltpreises reparieren Fahrräder,
sanieren Wohnhäuser und gewinnen Volksentscheide
© Monika Kexel
Smergy what?
Smergy action!
Hutelandschaft
und Baasee-Zauber
NATUR ERLEBEN
Mitmachen
Leistung, die sich lohnt
Wer größere Einkäufe, etwa Getränkekisten, Fernseher
oder kleinere Möbelstücke sicher nach Hause bringen
möchte, fährt mit einem Anhänger am besten. Die
günstigsten Modelle kosten weniger als 100 Euro,
wobei schönes Design und ausgeklügelte Funktionen
ihren Preis haben. Ein bayerischer Hersteller beispielsweise hat einen Anhänger entwickelt, der sich in
weniger als einer Minute so auseinandernehmen und
zusammenlegen lässt, dass er samt Rädern und Deichsel bequem mit einer Hand getragen werden kann und
in der Wohnung nicht viel mehr Platz nimmt als ein
Dutzend Schallplatten.
www.einkaufen-mit-dem-rad.de
Für alle, die regelmäßig mit dem Rad einkaufen fahren,
lohnt sich der Kauf mindestens einer zeitgemäßen
Fahrradtasche, die mit Haken seitlich am Gepäckträger
befestigt wird. Die Modelle der bekannten Markenhersteller fassen bis zu 42 Liter und kosten rund 70
Euro. Die Gut-Wetter-Alternative zu den wasserdicht
verschließbaren Taschen sind Drahtkörbe, die ebenfalls mit einem Handgriff befestigt und wieder gelöst
werden.
© Barbara Yelin
Fleißige Ehrenamtliche
haben die Bäume der
BUND-Streuobstwiese in
Stahnsdorf geerntet und
den Ertrag in die Saftpresse
gegeben. Ergebnis: ein
aromatischer naturtrüber
Apfelsaft mit Birnenbei
mischung, der ab sofort in
der Berliner BUND-Landes
geschäftsstelle verkauft
wird (kein Onlinehandel,
kein Versand!). Ein DreiLiter-Karton kostet 6 €,
zwei Stück erhalten Sie
für 10 €.
www.bund-berlin.de/
apfelsaft
Buchtipp:
Wildes Brandenburg
Schon die mehr als hundert großartigen Fotografien machen das Blättern zu
einem besonderen Vergnügen und wecken die Lust,
sich mit dem Buch und dem
Land, das es zum Thema
hat, genauer zu befassen.
Eine detaillierte, aber niemals langweilige Darstellung der elf Naturparke,
drei Biosphärenreservate
und des Nationalparks
Unteres Odertal. Landes
umweltamt Brandenburg
(Hrsg.): Wildes Brandenburg, L & H Verlag 2014,
260 Seiten, 19,90 €,
ISBN: 978-3-939629-20-7
Seite 7
Herausgeber
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Berlin e.V.
Crellestr. 35
10827 Berlin
www.BUND-Berlin.de
und
Landesverband Brandenburg e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 114a
14467 Potsdam
www.BUND-Brandenburg.de
KURZ & BUND
Impressum
Onlinehandel in Zahlen
Der im Internet generierte
Umsatz der größten Versandhändler im Jahr 2012 …
… Amazon.de, in Euro:
… im Durchschnitt aller Branchen,
in Prozent: 13
Was schenkt man bloß Menschen, die schon vieles
haben? Ist doch klar: Liebe. Zum Beispiel Liebe zur
Natur. Die lässt sich besonders schön mit den Baum
patenschaften des BUND zum Ausdruck bringen.
Die Baumpatenschaft bringt – im Gegensatz zur
Taufpatenschaft für einen Menschen für den Paten
oder die Patin keinerlei Verpflichtungen. Der BUND
hat zwei unterschiedliche Patenschaften im Angebot.
… im Segment Bekleidung/Schuhe,
in Prozent: 26
Die Alleenbaumpatenschaft
Gemessen an der Gesamtzahl
der verschickten Warensendungen beträgt der Anteil
zurückgeschickten Waren …
Kontakt
4.800.000.000
Tel. 030 787900-0
E-Mail: redaktion@BUNDzeit.de
www.BUNDzeit.de
… Otto-Versand (ohne Tochter-
gesellschaften), in Euro:
1.700.000.000
Redaktion
… noteboooks-billiger.de,
in Euro: 485.000.000
… bei Zalando.de, in Prozent: 50
… Zalando.de,
in Euro: 411.600.000
Anteil der Onlinehändler, die
Möglichkeiten der neuen EUVersandhandelsverordnung
nutzen wollen, die Kunden die
Kosten der Warenrücksendung
zahlen zu lassen …
Sebastian Petrich (sp)
Carmen Schultze (cs) V.i.S.d.P.
Marketing
Thorsten Edler
Vertriebsunterstützung:
primeline.berlin gmbh
Marienburger Straße 16
10405 Berlin
Anzeigen
Tel. 030 787900-42
E-Mail: anzeigen@BUNDzeit.de
Druck
NEEF + STUMME premium
printing GmbH & Co. KG
Schillerstraße 2
29378 Wittingen
Gestaltung
sujet.design
www.sujet.de/sign
Erscheinungsweise: vierteljährlich, der Bezugspreis ist
im Mitgliedsbeitrag enthalten
Auflage
30.000
Gedruckt auf Ultra Lux
semiglos, 100% Recycling
Die nächste BUNDzeit
erscheint Ende Januar 2015.
Anzeigenschluss ist der
19. Dezember 2014.
Spendenkonto
BUND Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE51 1002 0500 0003 2888 00
BIC: BFSWDE33BER
BUND Brandenburg
GLS Bank
IBAN:
DE24 4306 0967 1153 2782 00
BIC: GENODEM1GLS
Erbschaften an den BUND
sind nach §13 ErbStG von
der Erbschaftssteuer befreit.
Fordern Sie unsere Informationsmaterialien an:
erbschaftsratgeber@BUNDBerlin.de
Seite 8
… Weltbild.de,
in Euro: 388.900.000
… Conrad, in Euro: 372.900.000
… Tchibo, in Euro: 360.000.000
… Bonprix (Otto-Gruppe),
in Euro: 357.000.000
… Cyberport, in Euro: 343.100.000
… im Durchschnitt aller Branchen
außer Bekleidung/Schuhe,
in Prozent: 76
… im Segment Bekleidung/Schuhe,
in Prozent: 64
… Esprit, in Euro: 327.600.000
Weltweiter Umsatz von
Amazon 2012:
… in Euro: 48.000.000.000
Zahl der bei einer Erhebung
im Juni 2010 erfassten
Einzelhandelsgeschäfte in
Brandenburg …
… 15.395
Beschäftigte bei Amazon.de
im Herbst 2014 …
… 15.000
… davon leerstehend: 3.202
… davon befristet beschäftigt: 6.000
Anteil am Umsatz im
Buchhandel …
… davon im Krankenstand,
in Prozent: 20
… Stationärer Sortimentbuchhandel
(2009), in Prozent: 52,3
Die Handelspanne des Onlinehandels beträgt …
… im Durchschnitt aller Branchen,
in Prozent: 36
… im Segment Bekleidung/Schuhe,
in Prozent: 47
Schenken Sie … Liebe!
… Stationärer Sortimentbuchhandel
(2013), in Prozent: 48,6
… Versandhandel (inkl. Internet)
(2009), in Prozent: 15,5
… Versandhandel (inkl. Internet)
(2013), in Prozent: 18,6
… Verlage direkt (2009),
in Prozent: 18,3
… Verlage direkt (2013),
in Prozent: 19,7
Quellen: Wirtschaftswoche, ver.di, Universität Regensburg, Gemeinsame Landesplanung BerlinBrandenburg, Börsenverein des Deutschen Buchhandels
Mit einer Spende von 60 Euro (oder mehr) unterstützen
die Paten oder diejenigen, die eine Patenschaft verschenken, den BUND bei der Lobbyarbeit zugunsten
der Bäume entlang der noch
gut 17.000 Alleenkilometer in
Ostdeutschland. Wir beobachten
die Arbeit der Straßenmeistereien
und nehmen Einfluss auf die
Behörden, damit die Alleebäume
Pflege und Schutz bekommen.
Zum Beispiel setzt sich der BUND
gegen unnötige Baumfällungen
ein. Hier geht es zum Bestellformular für die Alleenbaumpatenschaft: www.bund.net/?id=5505
Die Streuobstwiesenpatenschaft
Mit einer Spende von 75 Euro (oder mehr) helfen die
Paten dem BUND, die Bäume der Streuobstwiese in
Stahnsdorf zu pflegen und diese naturnahe Kulturlandschaft dauerhaft zu sichern. Alle Paten bekommen als
kleines Dankeschön einen Karton von dem naturtrüben
Apfelsaft, der aus den hier wachsenden Äpfeln hergestellt wird.
Da der BUND aber kein Onlinehändler ist, muss der Saft in der
Berliner Landesgeschäftsstelle
abgeholt werden (Adresse und
Öffnungszeiten: www.bundberlin.de/apfelsaft). Hier geht
es zum Bestellformular für die
Streuobstwiesenpatenschaft:
www.bund-berlin.de/baum
patenschaft
Wenn Sie eine Patenschaft verschenken möchten,
schickt der BUND der beschenkten Person eine
Patenschaftsurkunde. Die Patenschaften sind als
Spenden steuerlich absetzbar.