BUND
Dzeit
Umweltzeitung für Berlin und Brandenburg
aktuell
02.12
Inhalt
THEMA
Energiewende
Mehr dämmen,
weniger heizen
Seite 2
„Es lohnt sich immer":
Interview mit André Butz
Seite 3
Das energieautarke
Dorf Feldheim
Seite 3
© Gerd Altmann / PIXELIO
AKTUELL
Neue Energien braucht das Land
Wenn wir das Atomzeitalter hinter uns lassen und den Klimawandel bremsen wollen, ist es Zeit für Taten.
Raus aus der Braunkohle und rein in die Erneuerbaren. Aber richtig!
G
eht die Energiewende zu schnell voran?
Nach Ansicht der Bundesregierung ist
das offensichtlich der Fall, sonst würde sie
nicht die Förderung der Solarenergie dras
tisch zusammenkürzen. Bei der Diskussion
um Blackouts und fehlende Stromtrassen
könnte man den Eindruck gewinnen, dass
die Erneuerbaren bereits die Energieproduk
tion dominieren. Das ist aber nicht der Fall.
Leider. Doch zumindest die Richtung stimmt.
2011 stammten 20 Prozent der in Deutschland
verbrauchten Strommenge aus Wind- und
Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse,
mehr als jemals zuvor. Die Regionen sind
aber sehr unterschiedlich an der Produktion
von Ökostrom beteiligt. Während in den
dünnbesiedelten, windreichen norddeutschen
Flächenstaaten fast die Hälfte des erzeugten
Stroms aus regenerativen Quellen stammt,
spielen die Erneuerbaren in den Stadtstaaten
und in den traditionellen westdeutschen
Kohleförderländern keine wesentliche Rolle.
kraftwerk Jänsch
w alde problemlos ver
zichten. Doch weil sie auf Stromexport im
großen Stil setzt, plant die Brandenburger
Landesregierung mit ihrer „Energiestrategie
2030“ in eine ganz andere Richtung. Sie
möchte die gesamte Energieproduktion deut
lich steigern und erlaubt dem schwedischen
Atomkonzern Vattenfall, weitere Landstriche
für den Tagebau zu verwüsten und ab 2025
ein neues Braunkohlekraftwerk in Jänsch
walde zu bauen. Mit der Fixierung auf die
Lausitzer Braunkohle bremst Potsdam den
Ausbau der erneuerbaren Energien aus, denn
die hohe Grundlast des schmutzigen Stroms
blockiert das ostdeutsche Netz. Zudem eig
nen sich Braunkohlekraftwerke nicht dazu,
die schwankende Produktion von Energie
aus Wind und Sonne auszugleichen, da sie
schwerfälliger und mit einem geringeren Wir
kungsgrad als Gaskraftwerke arbeiten.
Auch in Brandenburg wird (noch) Kohle
gefördert und verbrannt, aber anders als in
Nordrhein-Westfalen konnten sich hier die
erneuerbaren Energien gut etablieren. Be
trachtet man nur den im Land verbrauchten
Strom, so liegt der Öko-Anteil schon bei 60
Prozent. Eigentlich beste Voraussetzungen,
um das Ziel der Energiewende, 100 Prozent
aus regenerativen Energien ohne Atomkraft,
zu erreichen. Was wäre nun naheliegender,
als proportional zum Wachstum der erneu
erbaren Energien die konventionellen Kraft
werke vom Netz zu nehmen? Schon heute
könnte man auf das veraltete Braunkohle
Die künftige Energieversorgung wird klein
teiliger und dezentraler gestaltet sein – den
noch kann nicht jeder alles selbst machen.
Berlin beispielsweise kann beim besten Wil
len seinen Strombedarf nicht allein decken.
Daran werden auch die ehrgeizigsten Pläne
zur Energieeffizienz nichts ändern. Fast ein
Drittel seiner heute benötigten Strommenge
muss der Stadtstaat importieren, der Anteil
der eigenen regenerativen Energien liegt
bei gerade zwei Prozent. In der Stadt fehlt
schlicht die Fläche für Windräder, die Last
esel der Energiewende. Die Photovoltaik wird
diese Lücke nicht schließen können.
Wo soll der Strom herkommen?
Hier kann Brandenburg helfen. Die Arbeits
teilung in der Energieversorgung zwischen
Berlin und Brandenburg muss aber nicht so
einseitig bleiben. Die Hauptstadt verfügt über
eines der größten Fernwärmenetze Westeu
ropas. Wenn Berlin sein größtes Effizienzpo
tenzial, die energetische Gebäudesanierung
(siehe Seite 2), nutzt, bleibt genügend Wärme,
um den Speckgürtel mit zu versorgen. Mit
Wärme, die nicht wie heute in Kohle-, sondern
zunächst in erdgasbetriebenen Kraft-WärmeKopplungs-Kraftwerken entsteht. Später,
wenn die Verfahren zur Methanisierung und
Wasserelektrolyse ausgereift sind, sollen
Überschüsse von Wind- und Solarstrom in
synthetisches Erdgas und Wasserstoff um
gewandelt werden und die Rolle des fossilen
Erdgases übernehmen.
Also alles ganz einfach? Auch der Ausbau
der regenerativen Energien trifft häufig auf
Bedenken. Zum einem gibt es Zielkonflikte
mit dem Naturschutz, beispielsweise führt
die wachsende Nachfrage nach Biomasse
zu Maismonokulturen und Wasserkraft
werke hindern Fische am Durchwandern der
Flüsse. Zum anderen sorgen sich Anwohner
um ihre Ruhe und um das Landschaftsbild,
wenn Windparks in ihrer Umgebung entste
hen. Ebenso wie Hochspannungsleitungen,
H andymasten, Kühltürme, Straßen oder
Klärbecken sind die Windräder Zeugnisse
menschlicher Wirtschaftsaktivität, die sinn
voll geplant und verteilt werden müssen. Ein
simples „Windkraft ja gerne, aber bitte nicht
hier“ hilft niemandem – es sei denn, man
wollte zurück zu Kohle und Atom. sp
Neues Logo: BUND jetzt
noch internationaler
Seite 4
Tempo runter, Umsatz rauf
Seite 4
Nur bedingt lernfähig:
Senat plant Gartenschau
in Tempelhof
Seite 5
Tempo 70 auf
Brandenburger Alleen?
Seite 5
You'll Never Walk Alone:
Fußballturniere brauchen
Nachhaltigkeitskonzepte
Seite 6
Brandenburg muss Natur
schutzgesetz nachbessern
Seite 6
NATUR ERLEBEN
Auf den Rieselfeldern
Seite 7
KURZ & BUND
Mobbing mal positiv
Seite 8
Energiewende in Zahlen
Seite 8
www.BUNDzeit.de
BUNDzeit: Herr Butz, Sie haben ein Energie
sparkonzept für den Kiez am Klausenerplatz in
Charlottenburg vorgelegt. Zwischen Spandauer
Damm, Sophie-Charlotte-Straße, Knobelsdorff
straße und Schloßstraße wohnen etwa 9.000
Menschen in rund 4.500 Wohnungen. Ist die
Einheit nicht zu klein, um Schlüsse abzuleiten?
www.gebaeudebrueter
schutz.de
Was gilt es beim Bau von
Windrädern zu beach
ten, damit Vögel nicht zu
Schaden kommen? Der
BUND hat eine Reihe von
Kriterien formuliert, die
bestimmte Gebiete als
u ngeeignet für Windparks
definieren.
Download BUNDposition
Windkraft unter
www.bund.net/fileadmin/
bundnet/publikationen/
energie/20110600_energie_
position_windenergie.pdf
BUND und NABU haben
in Brandenburg gemein
sam naturschutzfachliche
Kriterien für geeignete
Gebiete und für das Ge
nehmigungsverfahren von
Windrädern erarbeitet.
Download unter
www.bund-brandenburg.
de/themen_projekte/ener
gieversorgung/erneuerba
re_energien/windenergie/
© Institut für Thermografie
Mehr dämmen,
weniger heizen
Das größte Berliner Potenzial zum Klimaschutz schlummert
in den noch nicht energetisch sanierten Wohnhäusern
Ö
kologisches Bauen galt lange als Do
mäne der kleinen Häuslebauer. Doch
inzwischen hat die Energieeffizienz auch
in größeren Gebäuden Einzug gehalten.
Nicht nur im Neubau, sondern auch im Be
stand. Nach einer umfangreichen Sanierung
darf sich ein Plattenbau im Berliner Bezirk
Lichtenberg als bundesweit erstes Haus die
ser Größenordnung (296 Wohnungen, 18.000
Quadratmeter Wohnfläche) mit dem Prädikat
Niedrigenergiehaus schmücken.
Der BUND zeichnete 2008 seinen Besitzer,
die städtische Wohnungsbaugesellschaft
Howoge, dafür mit dem Berliner Umweltpreis
aus. Hintergrund der Ehrung: Nirgendwo
kann die Hauptstadt mehr Energie sparen als
bei der energetischen Sanierung seiner mehr
als 300.000 Wohngebäude, deren Bewohner
unvorstellbare 21.600 Gigawattstunden pro
Jahr verheizen (Stand 2005). Zum Vergleich:
Um diese Energiemenge zu erzeugen, müsste
ein größeres Atomkraftwerk zwei Jahre lang
laufen. Nun heizt Berlin glücklicherweise
nicht mit Atomkraft, dennoch ist der Ener
giemix bei der Wärmeerzeugung wenig nach
haltig. Etwa 37 Prozent entfallen auf Erdgas,
30 Prozent auf Fernwärme (die wiederum vor
allem aus Kohlekraftwerken stammt) und 26
Prozent auf Heizöl, und immer noch gibt es
Kohleöfen (vier Prozent). Der Anteil der Er
neuerbaren an der Berliner Wärmeproduktion
liegt bei unter einem Prozent (Stand 2009).
Der Energieverbrauch muss also sinken. Der
Bundesdurchschnitt für verheizte Energie
liegt derzeit bei etwa 170 Kilowattstunden
pro Quadratmeter und Jahr, für Berlin sind
80 Kilowattstunden ein sinnvolles und realis
tisches Ziel. Diesen Wert sollten die Berliner
Wohnhäuser stufenweise bis 2030 erreichen,
so schlägt es der BUND zusammen mit dem
Berliner Mieterverein und der Industrie- und
Handelskammer vor. Dies festzuschreiben
wäre die wichtigste Aufgabe eines Berliner
Klimaschutzgesetzes – eines Gesetzes, vor
dessen Verabschiedung sich das Abgeordne
tenhaus seit Jahren herumdrückt.
Viele Wege, ein Ziel
Wie die Hausbesitzer diese Marke erreichen,
bleibt ihnen überlassen, schließlich kommen
je nach Gebäude die unterschiedlichsten
Maßnahmen in Betracht. Oft haben Optimie
rungen der jetzigen Heiztechnik schon große
Wirkung. Angefangen bei Ventilen an allen
Heizkörpern, die dafür sorgen, dass in allen
Wohnungen dieselbe Menge an Wärme an
kommt. Ein solcher hydraulischer Abgleich
kostet etwa 25.000 Euro für ein größeres Ber
liner Mietshaus, angesichts der Einsparungen
keine große Summe. Damit Heizungsrohre
unterwegs weniger Wärme verlieren, müssen
sie gut isoliert werden. Das gilt auch für die
Kellerdecke und die oberste Decke unter dem
Dach. Schwieriger wird es bei der Isolierung
der Wände, vor allem wenn die Straßenfas
saden der Altbauten in Einklang mit dem
Denkmalschutz gebracht werden sollen. Die
Dämmung der Brandschutzmauern ist dafür
umso problemloser. Sortiert man die Maßnah
men zur energetischen Sanierung aufsteigend
nach den Kosten, so steht am Ende der Liste
der Austausch der Fenster. Mittlerweile ist es
möglich, die alten Doppelkastenfenster durch
neue Doppelkastenfenster auszutauschen, die
mit ihren Holzrahmen optisch in den Altbau
passen, aber fast Isolationswerte wie Neubau
fenster erreichen.
Über die energetische Sanierung hinausge
hend lässt sich die Energiebilanz von Gebäu
den je nach Finanzkraft des Besitzers weiter
verbessern: durch ein eigenes Blockheizkraft
werk im Keller oder Solarthermie, entweder
nur für Warmwasser oder auch zur Heizungs
unterstützung. 2008 standen in Berlin nur auf
0,22 Prozent der für Solarthermie geeigneten
Dächer tatsächlich Kollektoren. Kein Bundes
land hat eine schlechtere Ausbeute. Welche
Dächer prinzipiell geeignet wären und wo
schon Kollektoren stehen, zeigt der Berliner
Solaratlas, ein auf Google Earth gestütztes
Onlinetool. sp
Mehr zum Berliner Solaratlas unter
www.businesslocationcenter.de/solaratlas
In Brandenburg und Berlin zeigt sich ganz
deutlich, wie viele Konflikte gelöst und
Kompromisse gefunden werden müssen.
Auch zwischen Mitgliedern und Freunden
des BUND. Denn natürlich konkurrieren
Umweltschutz und unsere Sorge um die
Natur, beispielsweise bei der Windkraft.
Und es gibt in städtischen Ballungsräumen
eine andere Sicht als in den ländlichen
Gebieten: Die nämlich sehen sich auf dem
Weg zur reinen Erzeugerregion.
Seite 2
EDITORIAL
www.berliner-energietage.de
von Burkhard Voß und Christian Arns
Gut verpackt ist halb
geheizt, Deutschlandfunk,
März 2012
www.dradio.de/dlf/
sendungen/markt
platz/1648099/
46 Fachveranstaltungen
behandeln unter a nderem
die Themen Gebäude
sanierung, erneuerbare
Energien in Großstädten,
Finanzierungsmöglich
keiten und dezentrale
Netze.
Ort: Ludwig-Erhard-Haus,
Fasanenstraße 85,
10623 Berlin
BUNDzeit: Was können die Berliner Bezirke
trotz leerer Kassen tun, um einen Beitrag zur
energetischen Sanierung zu leisten?
BUNDzeit: Wobei „harte“ Maßnahmen den
Vorteil haben, dass man sich auf den Er
folg verlassen kann.
André Butz: Wie alle anderen Kommunen können sie
Sanierungsmaßnahmen von einem der Bundesprogramme
fördern lassen. Im Klausenerplatzkiez gibt es die Über
legung, mit der Nehring- beziehungsweise Jordan-Schule
das einzige kommunale Gebäude im Gebiet an die Fern-
wärme anzuschließen. Bislang ist der Kiez nicht ange
schlossen, obwohl dort zwei Fernwärmetrassen liegen.
Auch die Gewobag prüft, ein paar ihrer Gebäude, deren
Heizzentralen ohnehin saniert werden sollen, an das N
etz anzuschließen.
BUNDzeit: Lohnt es sich, einzelne Gebäude an
die Fernwärme anzuschließen?
André Butz: Im Rahmen eines kommunalen Klimaschutz
konzepts können wir nicht für jedes Haus sagen, ob es
sich lohnt. Man muss prüfen, welche Leitungen liegen wo,
welche Leistung ist vorhanden, wie ist der Wärmebedarf,
bei welchen Gebäuden eignet sich Solarthermie nicht nur
für Warmwasser, sondern auch für Heizzwecke. Dazu muss
man zuerst alle Hauseigentümer an einen Tisch bringen.
Das ist immer das Schwierigste.
Stell dir vor, es ist Energiewende und
keiner kehrt um. – Viele fühlen sich so,
seit Schwarz-Gelb den Ausstieg aus dem
Wiedereinstieg in die Atomkraft verkündet
und direkt wieder vergessen hat. Dabei
muss noch so viel geklärt und getan
werden, ehe aus dem Wenden ein tat
sächliches Ankommen wird.
Es kann ja nun wirklich niemand behaup
ten, dass es einfach wäre, mal eben auf
umweltverträgliche Energien umzusteigen –
irgendwelche Eingriffe gibt es immer.
Klar ist eigentlich nur dreierlei: Erstens
muss die Effizienz weiter rauf. Wenn schon
Strom erzeugt wird, dann bitte mit so wenig
Verlust wie möglich. Zweitens müssen wir
der Verschwendung im Kleinen wie im
Großen entgegenwirken. Und drittens lohnt
es sich immer, die BUNDzeit zu diesem
Schwerpunktthema zu lesen.
Ihnen und Euch dabei viel Freude!
André Butz,
geboren 1963, ist
geschäftsführender
Gesellschafter der B.&S.U.
Beratungs- und ServiceGesellschaft Umwelt
mbH (Berlin und Bonn).
Er studierte Technischen
Umweltschutz (Dipl.-Ing.)
an der Technischen Uni
versität Berlin. Schwer
punkte seiner Arbeit sind
kommunale und gewerb
liche Klimaschutz- und
Energiekonzepte und die
Begutachtung energie
effizienter Sanierungs
maßnahmen kommunaler
Gebäude wie Schulen und
Kindertagesstätten.
Der BUND setzt sich in
einem breiten gesellschaftl ichen Bündnis,
dem Berliner Energietisch,
dafür ein, das Stromnetz
ab 2015 von einer kommu
nalen Gesellschaft f ühren
zu lassen. Dafür gibt es
gute Gründe. Erstens
w ürden die G
ewinne aus
diesem lu krativen Ge
schäft dann bei der öffent
lichen Hand und nicht bei
dem schwedischen Atom
konzern bleiben. Zwei
tens muss das Netz für die
dezentrale Produktion der
erneuerbaren Energien
fit gemacht werden, an
der Vattenfall verständ
licherweise wenig Inte
resse hat. Zudem schlägt
der Energiet isch vor, ein
ökologisch und sozial
orient iertes Stadtwerk zu
gründen, das hundert
prozentigen Ökostrom in
der Region herstellen soll.
André Butz: Es lohnt sich immer! Die fossilen Brennstoffe
werden weniger, der peak ist überschritten. Und wenn man
seinen Energiebedarf nicht reduzieren will, muss man ihn
eben mit erneuerbaren Energien decken. Unabhängig von
der Höhe der Förderung.
André Butz: Man wartet nicht, bis jemand zur Beratung
kommt, sondern geht auf die Hauseigentümer zu. Am
besten ist es natürlich, wenn auch die Mieter dabei sind.
Schließlich kommt immer der Einwand, dass das alles
unglaublich teuer wird und die Mieten steigen. Wer gegen
Effizienzsteigerung bei der Heizung ist, muss sich schon
fragen lassen, ob er lieber mehr Betriebskosten zahlen
möchte.
André Butz: Dass immer mehr Mieter und Wohnungskäu
fer auf Nachhaltigkeit, zum Beispiel erneuerbare Energien,
Wert legen. Immobilien, die nicht entsprechend ausgerüstet
sind, werden sich nicht mehr so gut vermarkten lassen.
André Butz: Das Wohnklima verbessert sich, eine Däm
mung kombiniert mit richtigem Lüften löst Schimmel
probleme. Aber neben der Sanierung gibt es viele „weiche“
Kann Berlin von Feld
heim lernen? Ja, denn
was die Bewohner des
Vier-Straßen-Dorfs er
folgreich geleistet haben
(siehe A
rtikel), können
nun auch die Hauptstädter
versuchen: die Energieversorgung wieder unter
ihre Kontrolle zu bringen.
Ende 2014 läuft die
Konzession für das Strom
netz aus, das gegenwärtig
noch von Vattenfall
betrieben wird.
BUNDzeit: Lohnt sich auch nach der Kürzung
der Solarförderung Photovoltaik auf jedem
Berliner Dach?
BUNDzeit: Was sagen Sie dem Investor, der auf
Gewinn aus ist?
BUNDzeit: Brauchen wir auch Anpassungs
maßnahmen an den Klimawandel?
Der erste Schritt ist, bis
zum 25.06.2012 mindes
tens 20.000 gültige Unter
schriften zu sammeln.
Danach hat das Abgeord
netenhaus die Gelegenheit,
den Gesetzesentwurf zur
Rekommunalisierung zu
übernehmen. Tut es das
nicht, wird der Berliner
Energietisch mindestens
172.000 gültige Unter
schriften sammeln, um
die letzte Stufe, den Volks
entscheid, zu erzwingen.
www.berliner-energietisch.de
André Butz: Ja, es wird beispielsweise mehr Starkregen
geben. Um zu verhindern, dass die Kanalisation über und
die ungeklärten Abwässer in die Flüsse laufen, brauchen
wir mehr unversiegelte Flächen. Weil es wärmer wird,
brauchen wir mehr Begrünung, auch Fassadenbegrünung.
Im Klausenerplatzkiez wurde überlegt, Straßen versuchs
weise hell zu streichen, um Sonnenstrahlung besser zu
reflektieren. Wichtig ist auch die Durchlüftung sowohl
einzelner Höfe als auch ganzer Straßenzüge.
Energieautarkes Dorf
Politisch gehört das Dörfchen Feldheim zur
Stadt Treuenbrietzen im Kreis PotsdamMittelmark, doch in der Energieversorgung
gehen die knapp 130 Einwohner ihre eige
nen Wege. Fast alle Haushalte sind über ein
Nahwärmenetz an eine Biogasanlage ange
schlossen, die Gülle und Mais der örtlichen
Bauern verarbeitet. Bei extremer Kälte springt
eine Holzschnitzelheizung mit ein. Auch für
die Stromversorgung musste ein neues Netz
gelegt werden, da das Netz des bisherigen
Versorgers nicht für den Transport des Stroms
aus dem benachbarten Windpark zur Verfü
gung stand.
Als genossenschaftlich organisierte Besitzer
ihres Stromnetzes beziehen die 37 Haushalte
und drei Unternehmen des Dorfs einen Teil
des Stroms, den die 43 Windräder produzie
ren. Bei Flaute springt die Biogasanlage ein.
Der Großteil der Energie geht nach wie vor in
das öffentliche Netz. Der Strompreis beträgt
für die Feldheimer nur 16,6 Cent pro Kilo
wattstunde und wird sich – vorausgesetzt, die
Abgaben steigen nicht – über einen Zeitraum
von zehn Jahren nicht ändern.
Mehr dazu unter
www.neue-energien-forum-feldheim.de
Feldheim bei Treuenbrietzen
Info
Ja zur
Rekommunalisierung
André Butz: Stimmt, die Hälfte der En
ergie in Deutschland wird verheizt, hier
muss man etwas machen. In jeder Kom
mune sind andere Maßnahmen sinnvoll.
Manchmal gibt es ein Fernwärmenetz,
das verdichtet wird. Und in Neubauge
bieten kann man über die Bauleitplanung sehr viel vor
geben, zum Beispiel Wärmeproduktion durch Geothermie
oder erneuerbare Energien – das muss im Neubau nicht
teurer sein als die konventionelle Lösung. Und langfristig
lohnt es sich.
BUNDzeit: Welche Strategien gibt es zur Ein
bindung der privaten Hauseigentümer?
BUNDzeit: Welche Vorteile haben Mieter ab
gesehen von dem abstrakten Klimanutzen und
den Einsparungen bei den Heizkosten noch,
wenn ihre Wohnung energetisch saniert wird?
Hörtipp zur
Gebäudesanierung
Berliner Energietage
23.05.–25.05.2012
André Butz: Nein. Bisher gab es noch nie ein Konzept für
eine so kleine Einheit. Die Ergebnisse werden aber auf
andere Altbauquartiere übertragbar sein. Dieser Kiez wurde
ausgewählt, weil dort sehr viel bürgerschaftliches Engage
ment vorhanden ist. Einige private Hauseigentümer haben
angefangen, Solaranlagen auf die Dächer zu stellen. Außer
dem gehört die Hälfte der Wohnungen der landeseigenen
Gewobag, das macht vieles leichter.
aßnahmen, die auf Verhaltensänderung
M
setzen und viel CO2 einsparen. Warum
nicht einmal im Monat einen vegeta
rischen Tag machen? Dass die Fleisch
produktion mehr CO2 freisetzt als der
Gemüseanbau, wissen viele Menschen,
übersetzen es aber nicht in ihr Alltags
verhalten. Manche Kommunen denken
sich pfiffige Wettbewerbe aus. In Tübin
gen konnten die Leute alte Glühbirnen
gegen Energiesparlampen eintauschen.
In Berlin belohnen einige Schulen die
Schüler für das Stromsparen: Wenn sie
darauf achten, dass Licht sparsam einge
setzt wird, gibt es etwas mehr Geld für
den nächsten Ausflug. Gewissermaßen
Contracting auf niedrigem Niveau.
Neuer Energiesparratgeber online
© Neue Energien Forum Feldheim
THEMA
André Butz von der B.&S.U. Beratungs- und Service-Gesellschaft Umwelt mbH
über energiesparende Kommunen
Naturschutz versus
Klimaschutz?
Fassadendämmung ist eine
hervorragende Sache für
Klima und Hausbewohner.
Was aber tun mit Mehl
schwalbe, Mauersegler und
Fledermaus, die in den
Nischen an der Fassade
und unter dem Dach leben?
Ein Projekt des BUND
Nordrhein-Westfalen zeigt,
wie man die Interessen
beider Seiten miteinander
vereinbaren kann.
THEMA
Info
„Es lohnt sich immer“
Tröstlich für den Normalbürger:
Auch die Hütte des Regierenden
Bürgermeisters könnte noch besser
gedämmt werden
Von Heizung über Haus
haltsgeräte und Einkäufe
bis Mobilität: Mit dem
neuen Ratgeber des BUND
Berlin checken Mieter,
Hausbesitzer und Konsu
menten ihren Energiever
brauch und erhalten Tipps
zu Sparmöglichkeiten.
www.berliner-energie
check.de/espratgeb.html
Seite 3
Mitgliederversammlung BUND Berlin
Einmal im Jahr bestimmen
die BUND-Mitglieder in
einer öffentlichen Veran
staltung über den weiteren
Kurs des Berliner Landes
verbands. Eine Einladung
mit der voraussichtlichen
Tagesordnung erhalten die
Mitglieder per Post.
Donnerstag, 05.06.2012,
18:00 Uhr
Bank für Sozialwirtschaft,
Oranienburger Straße
13/14, 10178 Berlin
Fußgängerfeindliche
Ampeln melden
Viele Ampeln in B
erlin
sind so geschaltet, dass
Fußgänger minutenlang
auf Grün warten müssen,
um dann möglicherweise
auf einer Mittelinsel zu
stranden. Der BUND setzt
sich dafür ein, dass das
aufhört. Dazu brauchen
wir Ihre Hilfe: Bitte melden
Sie uns die fußgängerfeindlichen Ampeln oder die
Stellen, wo Sie Ampeln oder
Zebrastreifen vermissen.
www.bund-berlin.de/
bund_berlinde/home/
mobilitaet_und_verkehr/
gehen/meldeform.html
H
aben Sie es schon gemerkt? Der BUND hat sein Logo
geändert. Die dicken Buchstaben des BUND-Schriftzugs
sind geblieben, ebenso das Symbol mit den stilisierten Hän
den, die sich schützend um eine Erdkugel legen. Neu ist aber
der Schriftzug „Friends of the Earth Germany“ im „Klein
gedruckten“ am unteren Rand des Logos. Bisher standen hier
die Worte „Freunde der Erde“. Mit dieser Änderung möchte
der BUND nicht möglichst unauffällig einen Anglizismus in
seinen Namen bringen, sondern noch deutlicher machen, dass
er Teil eines globalen Netzwerks von Umweltbewegungen
ist, eben der deutsche Teil von Friends of the Earth. Und das
schon seit 1989. Heute gehören Umweltverbände aus 76 Staa
ten – Friends of the Earth nimmt nur eine Gruppe pro Staat
auf – zu dem Netzwerk. Aus unseren Nachbarstaaten sind
unter anderem der Polski Klub Ekologiczny, Milieudefensie
aus den Niederlanden, Les Amis de la Terre aus Frankreich,
Global 2000 aus Österreich und Pro Natura aus der Schweiz
dabei. In fast allen Staaten Europas und Amerikas sowie in
15 afrikanischen und 13 asiatisch-ozeanischen Staaten hat
der BUND somit Schwesterorganisationen.
Die Dachorganisation Friends of the Earth International
widmet sich den großen globalen Fragen unserer Zeit: Sie
fordert Klimagerechtigkeit und wirbt für erneuerbare Ener
gien, kämpft gegen illegale Landnahme großer Konzerne zum
Zweck der Agrospritproduktion in den weniger entwickelten
Ländern und unterstützt die lokale Lebensmittel anbauende
kleinbäuerliche Landwirtschaft. Weitere Themen sind die Be
wahrung der Biodiversität und der Zugang aller Menschen
zu sauberem Wasser.
Auch wenn das Netzwerk vor mehr als vierzig Jahren von Ak
tivisten aus Nordamerika und Westeuropa gegründet wurde,
ist seine Weltsicht nicht durch die westliche Wohlstandsbrille
gefiltert. Jede Gruppe, egal wie viele Mitglieder sie hat und wie
ls Ende 2009 die Entscheidung fiel, in welcher deutschen
Stadt die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 2017
stattfinden soll, zog mit Aachen Berlins einziger Konkurrent
seine Bewerbung vorzeitig zurück. Zu teuer, mit zu vielen
Risiken behaftet. Um zu dieser Einschätzung zu gelangen,
mussten die Aachener allerdings keinen H
ellseher e ngagieren,
sondern lediglich die Ergebnisse vorheriger Schauen studie
ren. Die Bundesgartenschau (Buga) 2001 bescherte Potsdam
unter anderem eine Biosphärenhalle, deren Betrieb die Stadt
jährlich mehr als eine Million Euro kostet. Schließen kann sie
sie aber nicht, sonst müsste sie ein Vielfaches an Fördermitteln
zurückzahlen. Wenigstens erfreut sich die Gartenfläche trotz
Eintritt einer gewissen Beliebtheit, das ist in Rostock, wo
2003 eine IGA stattfand, anders: Das Gelände liegt außerhalb
des Stadtgebiets und ist zu Fuß schlecht zu erreichen. Auch
für Rostock endete die Schau in dauerhaften Zahlungsver
pflichtungen.
Auch ohne den Schriftzusatz lässt
es sich erahnen: Friends of the
Earth und BUND gehören derselben
Familie an
Es geht aber nicht nur um das Geld. Auch die landschaftlichen
Ressourcen der ausrichtenden Städte werden geplündert. 2009
fielen der Buga in Schwerin historisch gewachsene Moore,
naturnahe Ufergebiete und mehr als 1.000 Bäume zum Opfer.
Nur mit einer Klage konnte der BUND noch gravierendere
Schäden verhindern. Auch die Buga in Koblenz 2011 erfor
derte zahlreiche Fällungen, dabei setzten die Holzfäller ihre
Sägen gelegentlich auch an Bäumen an, die laut Planung
eigentlich stehen bleiben sollten. Und beim Rückbau der Schau
wurde nicht einmal geprüft, ob die inzwischen von Kreuz- und
Wechselkröten bewohnten Teiche erhalten bleiben könnten.
viel Geld sie für die gemeinsamen Kampagnen bereitstellen
kann, hat das gleiche Mitspracherecht bei der Formulierung
der gemeinsamen Politik. Das Büro von Friends of the Earth
International in Amsterdam gleicht eher einer Koordinie
rungsstelle als einer Zentrale, die Weisungen an die nationalen
Mitgliedsverbände erteilt. Weil immer mehr wichtige umwelt
politische Entscheidungen auf EU-Ebene fallen, ist Friends
of the Earth Europe als europäischer Arm des Netzwerks in
Brüssel als Lobbyist der Umwelt aktiv. sp
Und wozu dieser Aufwand? Ob IGA oder Buga, das Ange
bot ist immer gleich und wenig innovativ: Ausstellungshal
len, Tulpenmeere im Frühjahr, Dahlienfelder im Herbst, das
Neueste aus der Grabbepflanzung und ein paar Grünflächen.
Mehr unter www.foei.org und www.foeeurope.org
ibt es zu viele Verkehrsschilder? Es kommt darauf an,
welche Schilder es sind. Wenn es nach dem BUND geht,
könnte ein Vorschriftszeichen, wie die Straßenverkehrsord
nung die Gebote und Verbote verkündenden Schilder nennt,
in Berlin häufiger zu sehen sein: das Zeichen „verkehrsberu
higter Geschäftsbereich“. Das Schild ähnelt dem Zeichen für
Tempo-30-Zonen, schreibt als Höchstgeschwindigkeit aber
entweder 10 oder 20 Stundenkilometer vor. Es kommt dann
zum Einsatz, wenn eine Geschwindigkeit zwischen der in
Spielstraßen geforderten Schrittgeschwindigkeit und Tempo
30 angebracht ist.
Bisher sind Tempo-10-Zonen vor allem in besonders engen
Straßen üblich, etwa in der Tempelhofer Fliegersiedlung,
im historischen Rixdorf oder in der Spandauer Vorstadt in
Mitte. Doch die Begrenzung auf bis zu 20 Stundenkilome
ter birgt größere Potenziale. Sie ist ein ideales Instrument,
um Einkaufsstraßen neues Leben einzuhauchen. Allzu häu
fig leidet das Shoppingvergnügen unter der Unmöglichkeit,
schnell und ungefährdet die Straßenseite zu wechseln. Mit
einer Entschleunigung des Autoverkehrs würde auf vielen
Geschäftsstraßen das Einkaufen zu Fuß wieder richtig Spaß
machen – ohne dass der nötige Lieferverkehr behindert wird.
Nach Feierabend schnell aufs Flug
feld, Schuhe aus, Bier auf: Wenn die
IGA kommt, ist damit Schluss
Unter den Linden. Anspruchsvoll wird die Einrichtung einer
Tempo-20-Zone, wenn Linienbusse auf der Straße verkehren,
wie etwa in der Lichtenrader Bahnhofsstraße. Gerade hier ist
eine Entschleunigung aber besonders sinnvoll, da sich die
mittelständischen Geschäfte dieser klassischen Einkaufsstraße
gegen ein neu eröffnetes Einkaufszentrum behaupten müssen.
Weniger Lärm und mehr Bewegungsfreiheit für die Kunden
würden ihnen dabei helfen.
Gartenschauen finden so gut wie immer auf schon bewach
senen Flächen statt, von einem Begrünungseffekt kann also
nicht die Rede sein. Die Flächenumgestaltung lässt nicht nur
die vorhandene Vegetation verschwinden, sondern hat auch
im wörtlichen Sinne schwerwiegende Konsequenzen für den
Boden: Der Einsatz schwerer Baufahrzeuge führt zu einer
Bodenverdichtung, die Flora und Fauna auch noch Jahre nach
der halbjährigen Gartenschau Probleme bereitet.
Beim Tempelhofer Feld handelt es sich um alles andere als eine
Brache, die dringend aufgehübscht werden muss. Hier konn
ten sich seltene Trockenrasenflächen entwickeln, hier leben
Wildbienen, kleine wirbellose Tiere und Vögel wie Neun
töter, Feldlerchen, Haubenlerchen und die vom Aussterben
bedrohten Braunkehlchen. Wenn es bei der hier geplanten
mindestens 62 Millionen Euro teuren Leistungsschau der
Gartenbaubranche bleibt, kommen nicht nur auf sie ungute
Zeiten zu. Auch die Berliner und ihre Besucher, die den alten
Flughafen als Freizeitort und Freiluftmuseum entdeckt haben,
werden das Nachsehen haben, wenn ab 2015 mindestens ein
Drittel der Fläche für Bau und Betrieb der IGA abgesperrt
wird. Der rohe Charme der ungestalteten Freifläche wird dann
unwiderruflich verlorengehen. sp
Mehr über das alte Flughafengelände auf der Seite der Bürger
initiative für den Erhalt des Status Quo unter www.thf100.de
uf Brandenburgs Straßen finden neue Schilder neben
der Fahrbahn selten Freunde – fühlen sich die Auto
fahrer hier doch meist überreglementiert. An der Ahornallee
zwischen Linumhorst und Kremmen im Landkreis Oberhavel
jedoch wurde im vergangenen Herbst eine Schildaufstellung
fröhlich gefeiert: Die knapp hundertjährige Allee wurde im
Oktober vom BUND zur „Allee des Jahres 2011“ gekürt. Dem
Bürgerverein Linumhorst, der das Siegerfoto des Wettbewerbs
einreichte, ist dieses Schild aber noch nicht genug: Die AlleenPaten wünschen sich Tempo 70 für ihre beschauliche Straße.
Meistens herrscht auf der
Lichtenrader Bahnhofsstraße mehr
Autoverkehr als auf unserem Bild.
Schnell einmal die Straßenseite zu
wechseln, ist nur selten möglich
Ihre Aussichten darauf sind gut. Im Juli 2011 hat die Landesre
gierung den „Runderlass zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
auf Straßen mit angrenzendem dichten Baumbestand ohne
vorgelagerte Fahrzeug-Rückhaltesysteme außerhalb geschlos
sener Ortschaften im Land Brandenburg“ herausgegeben, der
Tempo 70 in allen engen Alleen Brandenburgs vorsieht. Diese
vergleichsweise radikale Anweisung schlug im Lande dann
auch die erwartbar hohen Wellen – ein Schelm, wer hier eine
beabsichtigte Stimmungsmache gegen die Alleen vermutet.
Liegt doch die Frage nahe, ob man sich nicht gleich von den
Straßenbäumen verabschiedet, anstatt den Bürgern einen
„Gänsemarsch“ in den Alleen zuzumuten.
Bei den verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen handelt es
sich nicht um Shared-Space-Flächen, auf denen alle Verkehrs
teilnehmer gleichberechtigt unterwegs sind. Dementsprechend
bleibt es auch bei der klassischen Trennung von Bürgersteig
und Fahrbahn. Allerdings ließe sich die Gelegenheit nutzen,
die Fußgängerwege zu entrümpeln und allerlei platzbean
spruchende Dinge wie Streugutkästen, Glas- und Altkleider
container oder Fahrradständer auf der Straße unterzubringen.
Auf diese Weise schafft man auf den häufig zu schmalen
Bürgersteigen dringend benötigten Platz für Verkaufsflächen
und Außengastronomie.
Aber ist Tempo 70 wirklich so schlimm? Nach Angaben des
Brandenburger Innenministeriums ist der Zusammenhang
zwischen Geschwindigkeit und Unfallzahlen klar belegt. Eine
Untersuchung der Unfälle in den Jahren 2008 bis 2010 zeigte,
dass bei einem Tempolimit von 70 Stundenkilometern in
den drei Jahren 14 Tote in Alleen zu verzeichnen waren, bei
Tempo 80 waren es 52, bei Tempo 100 gar 82 Tote. Erwie
senermaßen sinken die Unfallzahlen in Alleen also bei einer
Geschwindigkeitsbegrenzung – ein starkes Argument für ein
Tempolimit gerade angesichts der Schwere vieler solcher Un
fälle. Die Unfälle in Alleen geschehen ja nicht deshalb, weil
dort Bäume stehen, sondern weil zu schnell und zu waghalsig
gefahren und überholt wird.
BUND-Erfolg:
Gericht stoppt Vor
bereitungen für A 100
Seenprivatisierung:
Kompromiss in Sicht
Der Einsatz hat sich ge
lohnt: Die bundeseigene
Bodenverwertungs- und
verwaltungsgesellschaft
(BVVG) verhandelt mit
Brandenburg über den
Kaufpreis der Seen im
Land. Mehr als 110.000
Bürgerinnen und Bürger
hatten die Forderung des
BUND, die Seenprivatisie
rung zu stoppen, unter
stützt. Insgesamt befinden
sich noch 83 Seen und
Teile weiterer Gewässer im
Eigentum der BVVG.
Dazu gehören der Fahr
länder See, der Caputher
See, der Motzener See und
der Mellensee.
Brandenburgs Alleen und die Diskussion um Tempo 70
A
Info
Obwohl das Bundesverwal
tungsgericht noch nicht
entschieden hat, ob der
geplante Bau der A 100
von Neukölln zum Trepto
wer Park überhaupt rech
tens ist, hatte die Berliner
Straßenbauverwaltung
schon angefangen, Klein
gärten auf der Trasse zu
räumen und die dortige
Vegetation zu zerstören.
Dieses dreist rechtswidrige
Vorgehen hat das Gericht
im Februar auf Antrag des
BUND gestoppt. Der Bezirk
Friedrichshain-Kreuzberg,
der BUND, die Bürgeriniti
ative Stadtring-Süd (BISS)
sowie viele betroffene An
wohner und Grundstück
besitzer klagen gegen den
Planfeststellungsbeschluss
der unsinnigen Autobahn
verlängerung.
www.stop-a100.de
Entschleunigung
in grünen Tunneln?
Verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche machen das Einkaufen zu Fuß attraktiv
Gut geeignet für die verkehrsberuhigten Geschäftsbereiche
wären mittelgroße Straßen, die nicht Teil des Hauptstraßen
netzes sind, zum Beispiel die Kreuzberger Bergmannstraße
oder die Friedrichstraße zwischen Checkpoint Charlie und
Seite 4
A
Tempo runter, Umsatz rauf
G
© Sebastian Petrich
AKTUELL
Der Senat bereitet eine Gartenbauausstellung
auf dem Tempelhofer Feld vor. Und droht die
Fehler früherer Gartenschauen zu wiederholen
Schnell und waghalsig soll nach den Bestrebungen des Bür
gervereins Linumhorst keiner mehr durch ihre preisgekrönte
Allee rasen, sie freuen sich auf das Tempolimit. Und damit
gar nicht erst Pläne zur Fällung der alten Bäume aufkommen,
haben sich nun Bürgerverein, Lokale Agenda, Bauamt und
BUND an einen Tisch gesetzt, um für die Allee ein nachhal
tiges Alleenmanagementkonzept zu erarbeiten. So wird aus
einem viel diskutierten Schild dann wirklich eine runde Sache.
Silke Bartolomäus
Wer Tempolimit und Überholverbot
beachtet, tut sich, dem Gegenver
kehr und den Alleebäumen einen
großen Gefallen
Allee des Jahres 2012
gesucht
Mit einem Fotowettbewerb
fahndet der BUND nach
Alleen mit besonderer
Geschichte, von heraus
ragender Schönheit oder
in aktueller Bedrohung.
Dem Sieger winkt eine
Übernachtung auf Burg
Lenzen im Biosphären
reservat Flusslandschaft
Elbe und die Aufstellung
eines Schilds, das die
„ Allee des Jahres 2012“
kennzeichnet.
Einsendeschluss ist der
15.09.2012.
© BUND Brandenburg
Seit April 2012 trägt das
St. Joseph-Krankenhaus
Dessau in Sachsen-Anhalt
das BUND-Siegel „Energie
sparendes Krankenhaus“.
Der Neubau von 2008 hält
zwar schon die aktuellen
Standards für Wärmedäm
mung und Stromverbrauch
ein, doch der optimierte
Betrieb senkte die CO2Belastung um fast sie
ben Prozent. Das sind 20
Tonnen CO2 jährlich. Die
Aller-Weser-Klinik Achim
in Niedersachsen stammt
aus den 1970er Jahren. Die
Partnerschaft mit Siemens
Building Technologies er
möglichte es, mehr als 50
Prozent CO2 einzusparen.
Die Energiekosten san
ken um 268.000 Euro im
letzten Jahr. Die Luisen
klinik Bad Dürrheim in
Baden-Württemberg er
füllte zum zweiten Mal die
BUND-Kriterien. Das Siegel
wird verlängert, weil das
Haus seine CO2-Werte um
weitere 32 Prozent senkte.
www.energiesparendeskrankenhaus.de
Mit seinem neuen Logo betont der BUND sein Engagement
im internationalen Netzwerk Friends of the Earth
© BUND Berlin
Kliniken behandeln
Klimaschutz
Nur bedingt
lernfähig
AKTUELL
Info
BUND jetzt noch
internationaler
Mehr unter
www.allee-des-jahres.de
Seite 5
Paddeln, Geo-Caching,
gemeinsam kochen und
am Ufer relaxen – all das
steht auf dem einwöchigen
Ferienprogramm der
BUNDjugend.
Das Angebot wendet sich
an Jugendliche zwischen
14 und 17 Jahren.
Wann: 14.07.–21.07.2012
Kosten: 150 Euro, 130 Euro
für BUNDjugend-Mit
glieder Anmeldeschluss:
20.05.2012
www.berlin.bundjugend.
de/ferienfreizeit-2012
Natur-Kreativ-Camp
für Kinder
Afrika steht im Mittel
punkt der einwöchigen
Freizeit für Kinder zwi
schen acht und zwölf Jah
ren im Naturpark Schlau
betal: Die Teilnehmer
stellen traditionelle Kleider
und Musikinstrumente
her, bauen eine Lehmhütte
und kochen afrikanisches
Essen. Übernachtet wird
im Tipi.
Wann: 22.07.–28.07.2012
Kosten: 150 Euro, 130 Euro
für BUNDjugend-Mitglie
der oder ALG-II-Bezieher
www.bundjugend-branden
burg.de
Wildniscamp für
Kinder
Fledermäuse, Biber und
Vögel beobachten, Werk
zeug schnitzen und Nah
rung suchen – das und
mehr erwartet Kinder
wzwischen 10 und 14 Jah
ren während der einwö
chigen Freizeit in Kienitz
an der Oder.
Wann: 24.06.–30.06.2012
Kosten: 150 Euro, 130 Euro
für BUNDjugend-Mitglie
der oder ALG-II-Bezieher
www.bundjugend-branden
burg.de
Seite 6
Der Wille, etwas zu bewegen, scheint also vorhanden zu
sein und gerade der Fußball bietet enormes Potenzial, den
Umweltgedanken einem breiten Publikum präsenter zu ma
chen. Doch der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Frei nach
dem Klassiker unter den Fußball-Liedern „You'll Never Walk
Alone“ kann das Motto für die Zukunft nur heißen, möglichst
viele Vereine und damit auch die Fans mit ins Boot zu holen.
Ein wichtiger Schritt wäre ein Nachhaltigkeitskonzept für die
EM im Sommer. Es bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter ein
solches demnächst noch präsentieren. Leon Ginzel
© Forstamt Pankow
Dass das geradezu selbstverständlich sein sollte, wird deutlich,
wenn man einen Blick auf die enormen Zahlen der vergange
nen Turniere wirft. Allein bei der WM 2006 wurden 92.000
Tonnen CO2 ausgestoßen (zum Vergleich: Ein Vier-PersonenHaushalt verbraucht im Durchschnitt 44 Tonnen im Jahr).
Zustande kommen die Werte hauptsächlich durch die An- und
Abreise der Fans, den Strom- und Wasserverbrauch in den
Stadien und schließlich das Müllaufkommen. Das extra für die
WM 2006 in Zusammenarbeit mit dem Ökoinstitut entwickelte
Konzept „Green Goal“ konnte die Belastungen allerdings
einschränken. So wurde erstmals ein Mehrweg-Pfand-System
in den Stadien eingeführt und der ÖPNV gestärkt – um nur
zwei Maßnahmen von vielen zu nennen.
AKTUELL
schmücken. Der Vorreiter des Nachhaltigkeitsgedanken im
deutschen Profifußball ist aber der SC Freiburg, der schon
seit 2001 in Zusammenarbeit mit dem lokalen Energiever
sorger Badenova an der Erzeugung von erneuerbarer Energie
arbeitet und das erste komplette Solarstadion Deutschlands
sein Eigen nennt. Langfristig soll laut Ankündigung auf der
Vereinshomepage das gesamte Stadion klimaneutral werden.
Umweltkonzept der WM 2006 unter www.bmu.de/files/pdfs/
allgemein/application/pdf/greengoal_legacy_report.pdf
Auf den Rieselfeldern
Nur auf den ersten Blick
ziemlich grün
Nun könnte man kritisch anmerken, dass sich die Rücksicht auf
die Umwelt nur auf die großen Veranstaltungen beschränkt,
um diese in einem sauberen Licht erscheinen zu lassen. Und
tatsächlich muss man hier ganz genau hinschauen, denn der
Verdacht des „Greenwashings“ ist angesichts der Sponsorenli
ste mit weniger nachhaltigen Vertretern wie McDonald‘s oder
Coca Cola zumindest nicht abwegig. Doch der Nachhaltig
keitsgedanke ist darüber hinaus auch längst in der FußballBundesliga angekommen, wenn auch mit Luft nach oben.
So darf sich der Club Mainz 05 seit Oktober 2010 mit der
Bezeichnung „Erster klimaneutraler Verein der Bundesliga“
W
BUND fordert Nachbesserungen beim
Brandenburgischen Naturschutzgesetz
W
eil vor zwei Jahren ein neues Naturschutzgesetz auf
Bundesebene in Kraft getreten ist, muss nun auch das
Brandenburger Naturschutzgesetz novelliert werden. Doch
das, was die Regierung dem Landtag vorgelegt hat, ist ziem
lich dünn.
Nachbesserungsbedarf besteht auch bei der Definition der
guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft. Der BUND
fordert hier Regelungen, die Maismonokulturen und den über
mäßigen Einsatz von Agrochemikalien verhindern. Auch der
Grünlandumbruch ist in der jetzt vorliegenden Fassung der
Naturschutzgesetznovelle auf Mineralböden, etwa im Oder
bruch, noch möglich, dabei setzt die Umwandlung von Wiesen
und Weiden in Ackerland CO2 frei, reduziert die Artenvielfalt
und schafft in Überschwemmungsgebieten neue Probleme.
Und was soll eigentlich geschehen, wenn sich Landwirte
nicht an die Regeln der guten fachlichen Praxis halten? Hier
besteht nur die Möglichkeit, die Fördermittel zu kürzen, die
viele Betriebe erhalten.
Eines von rund 300 Kranichpaaren
im Biosphärenreservat SchorfheideChorin
Ärgerlich für Brandenburger wie für Touristen: Der Entwurf
enthält keine konkrete Regelung, um die Seeufer für die All
gemeinheit zugänglich zu halten. Wenn es bei der jetzigen
Formulierung bleibt, werden die Naturschutzverbände auch
künftig nicht im Stiftungsrat des Naturschutzfonds vertreten
sein. Der BUND drängt hier auf eine Änderung. Bei aller Kritik
gibt es aber auch Positives festzuhalten, etwa dass das Landes
amt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz weiterhin
den Nationalpark Unteres Odertal, die Biosphärenreservate
Schorfheide-Chorin, Spreewald und Flusslandschaft Elbe so
wie die elf Naturparke verwalten soll. Die Entscheidung über
die Gesetzesnovelle liegt jetzt bei den Landtagsabgeordneten.
er früher auf die Rieselfelder am nordöstlichen Stadt
rand Berlins wollte, musste nicht lange nach dem Weg
suchen: einfach in Buch aus der S-Bahn steigen und dann
immer der Nase nach. Dem Geruch zu folgen, war zwar recht
einfach, aber warum hätte man die Rieselfelder besuchen
sollen? Wo heute eine interessante Kulturlandschaft das Tor
zum Naturpark Barnim bildet, sorgten die Abwässer der Milli
onenstadt den längsten Teil des 20. Jahrhunderts für Gestank
und hohes Fliegenaufkommen.
Abwasser an den Stadtrand zu pumpen, um es dort auf den
Feldern zu verteilen, mag den heutigen Umweltstandards
nicht entsprechen, Ende des 19. Jahrhunderts war es ein
enormer Fortschritt. Die ersten kurfürstlichen Anordnungen,
die Berliner Höfe und Straßen zu reinigen, sind zwar schon
aus dem Jahr 1583 überliefert, aber erst 1878 ging ein von
James Hobrecht in Zusammenarbeit mit dem Arzt Rudolf
Virchow entworfenes Kanalisationssystem in Betrieb. So trägt
denn auch ein Dörfchen inmitten der Bucher Rieselfelder den
Namen des Berliner Stadtbaurats. Hobrechtsfelde war das Zen
trum der wirtschaftlichen Aktivitäten rund um das Abwasser.
Dieses wurde zunächst in ein Absetzbecken geleitet, wo sich
die Schwebstoffe am Beckenboden ablagerten. Anschließend
rieselte das Wasser auf Ackerflächen: Die sandigen Äcker,
die vormals kaum Ertrag brachten, versorgten nun dank der
Nährstoffe im Abwasser die Hauptstadt mit Gemüse und Obst.
Allerdings bedachte damals niemand, dass ein nicht unerheb
licher Teil des Abwassers aus der Industrie stammte, etwa aus
den Berliner Druckereien. So gelangten auch Schwermetalle
in die auf den Rieselfeldern angebauten Lebensmittel. Mit der
Zeit verdrängte die Viehfutterproduktion den Gemüseanbau,
allerdings nicht wegen der Schadstoffbelastung, sondern weil
die Grasflächen wesentlich mehr Berieselung vertrugen. Zu
letzt waren es rund 10.000 Millimeter im Jahr und damit etwa
zwanzigmal so viel wie der normale Niederschlag.
Als 1985 die Berieselung endete, war das rund 1.300 Hektar
große Gebiet zwischen Buch, Schönwalde und Schönow mit
Schadstoffen belastet. Heute versucht man mit verschiedenen
Methoden, der Probleme Herr zu werden. Zum einen soll
lehm- und kalkhaltige Erde in den Boden eingearbeitet wer
den, um Schwermetalle zu binden und die für die Aufforstung
wichtige Wasserspeicherfähigkeit zu erhöhen. Zum anderen
sollen Schottische Hochlandrinder und Konik-Ponys Weide
landschaften erhalten. Von den Pappeln und Eschahornen,
die hastig zur 750-Jahr-Feier 1987 gepflanzt wurden, sind
viele wieder eingegangen. Dies tut dem Reiz der ehemaligen
Rieselfelder aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Inzwischen
ist eine faszinierende Mischlandschaft entstanden, in der sich
offene, halboffene und bewaldete Flächen abwechseln. Die
Dämme und Teiche sind zwar bis auf wenige Ausnahmen
verschwunden, dennoch erinnert die rechtwinklige Struktur
der Landschaft an die vielen kleinen Parzellen, auf denen vor
mals Ackerbau betrieben wurde. Diese Dichte von Grenzlinien
kommt zahlreichen Vögeln zugute, darunter gefährdeten Ar
ten wie Baumpieper, Goldammer, Neuntöter, Sperbergrasmü
cke und Heidelerche. Auf dem Weg zu den Rieselfeldern lohnt
sich ein ausgedehnter Schlenker durch den Bucher Forst, den
Mitmachen
Bibersafari im Oberspreewald per Kanu
Auf der rund sieben
stündigen Rundtour lassen
sich mit etwas Glück und
Ruhe einige der tierischen
Bewohner des Spreewaldes
beobachten. Die Fließe
haben eine nur geringe
Strömung, dennoch ver
langt die Tour von etwa
17 Kilometern eine gewisse
Kondition. Eine einstün
dige Pause ist eingeplant.
Bitte Fahrrad mitbringen!
Wann: 26.5.2012,
Abfahrt am Ostbahnhof
08:44 Uhr
Kosten: 38 Euro pro Person
(inkl. Kanumiete), 28 Euro
für Kinder
Leitung: Anke Willharms
Anmeldung und weitere
Biberführungen unter
www.biberfuehrungen.de
Direkt hinter Berlin-Buch beginnt der Naturpark Barnim mit einem
langsam überwachsenen Relikt aus der Berliner Gründerzeit
Nicht
ausreichend
Ein besonderes Problem ist die unklare Stellung der Vogel
schutzgebiete. 27 Gebiete hat das Land gemäß EU-Recht
nach Brüssel gemeldet, aber nur sieben davon förmlich un
ter Schutz gestellt. Unter den 20 noch nicht geschützten
Gebieten finden sich mit dem Fiener Bruch, den Belziger
Landschaftswiesen und dem Havelländischen Luch auch die
einzigen Landstriche, in denen die vom Aussterben bedroh
ten Großtrappen leben. Die geplante Sammelmeldung für
die 20 fehlenden Gebiete geht nicht auf die Besonderheiten
ein, zudem müssten hier einige Praktiken verboten werden,
die Flora und Fauna b
eeinträchtigen: die Wasservogeljagd,
der Bau von Ställen und Biogasanlagen, die Aufforstung mit
nicht gebietsheimischen Gehölzen, Kurzumtriebsplantagen
sowie Kahlschläge auf Flächen zwischen einem halben und
zwei Hektar.
Nutztiere spielen nicht nur bei
Landschaftspflege, sondern auch
bei der Personenbeförderung eine
wichtige Rolle auf den ehemaligen
Rieselfeldern
einzigen Berliner Hochwald. Besonders reizvoll und nicht
zufällig unter Naturschutz stehend ist sein südlicher Teil, den
eine kleine Seenkette, die Bogenseekette, durchzieht.
Aber Vorsicht: Wer sich in Begleitung von Personen auf
den Weg macht, die mehr Interesse an Architektur- denn an
Naturattraktionen haben, stößt möglicherweise gar nicht bis
zu den Rieselfeldern vor. Zwischen dem S-Bahnhof und der
Revierförsterei Bucher Forst liegt zwischen Wiltbergstraße und
Pölnitzweg ein Eldorado für Liebhaber verlassener Funktions
bauten: das alte Krankenhaus Buch. In den Jahren 1898 bis
1930 entstanden, wartet das denkmalgeschützte, größtenteils
ungenutzte Areal auf eine neue Perspektive. Statt Klinikper
sonal und Besuchern wuseln nun Käfer über die kopfstein
gepflasterten Wege zwischen den alten Bauten. Auch dies
ist ein Fall von Renaturierung früherer Wirtschaftsfläche. sp
Geo-Tag der
Artenvielfalt
Untersuchen Sie mit dem
BUND die Tier- und
Pflanzenwelt des Natur
schutzgebiets Weißer Berg
bei Bahnsdorf, das von
neuen Tagebauplänen
bedroht ist!
Wann: 16.06.2012,
10:00 Uhr
Treffpunkt:
Dorfkrug Proschim,
03119 Welzow
Wanderkarte Hobrechtsfelde unter www.stadtentwicklung.
berlin.de/forsten/rieselfelder_hobrechtsfelde/download/rie
selfhobr-wanderkarte.pdf
Audioguide zum Rieselfelderrundweg: www.stadtentwick
lung.berlin.de/forsten/rieselfelder_hobrechtsfelde/de/audio/
index.shtml
BUND-Führung
durch das Berliner
Südgelände
Wildwuchs am Rande des Großen
Reinigungsteichs
Auf dem Schöneber
ger Südgelände, einst ein
t rister Rangierbahnhof,
hat sich im Laufe der
Jahrzehnte eine vielfältige Pflanzen- und
Tierwelt entwickelt: eine
einzigartige Symbiose
zwischen urwüchsigen
Wäldern, offenen Trocken
flächen und alten Bahn
relikten (Dauer 90 Minuten).
19.05.2012, 14:00 Uhr
10.06.2012, 11:00 Uhr
Treffpunkt: Südeingang,
S-Bahnhof Priesterweg,
Ausgang Prellerweg,
Kosten: 5 Euro, ermäßigt
3,50 Euro, Kinder unter 1
2 Jahren frei,
Parkeintritt: 1 Euro
Leitung: Anke Willharms
Anmeldung und
Informationen unter
030 54731226
© Forstamt Pankow
Ferienfreizeit an der
Mecklenburgischen
Seenplatte
nfang Juni ist es soweit: Mehr als eine Million Zuschau
er werden in die Stadien von Warschau, Charkiw oder
Kiew strömen, um ihre Teams anzufeuern – die 14. FußballEuropameisterschaft in Polen und der Ukraine ist neben den
Olympischen Sommerspielen in London das Sport-Highlight
2012. Für die Fans geht es dabei an erster Stelle um Spaß
und das erfolgreiche Abschneiden ihrer Mannschaft, für die
Organisatoren um einen perfekten Ablauf des Turnieres. Die
offizielle Homepage der EM versucht mit ihrem schicken,
bunten Aussehen ebendieses Image zu suggerieren. Doch eines
sucht man hier vergebens: ein Statement über Umwelt- und
Nachhaltigkeitsziele.
© Rainer Sturm / PIXELIO
Wie schon im letzten Jahr
treffen sich diesen Som
mer Aktive im branden
burgischen Jänschwalde,
um sich für den Kampf für
eine Zukunft ohne Kohle
und Atom zu beraten und
zu vernetzen.
Wann: 11.08.–19.08.2012
www.lausitzcamp.info
A
© Eberhard Henne
Lausitzer Klima- und
Energiecamp 2012
Fußballturniere sorgen für einen enormen Ressourcenverbrauch. Nachhaltigkeitskonzepte zeigen,
dass sich die Verantwortlichen darüber Gedanken machen und sich bemühen, die Belastungen
für Klima und Umwelt zu begrenzen
NATUR ERLEBEN
Mitmachen
You'll Never Walk Alone
Seite 7
Bund für Umwelt und Natur
schutz Deutschland (BUND)
Landesverband Berlin e.V.
Crellestr. 35
10827 Berlin
www.BUND-Berlin.de
und
Landesverband Brandenburg e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 114a
14467 Potsdam
www.BUND-Brandenburg.de
Energiewende in Zahlen
© BUNDjugend Berlin
Herausgeber
KURZ & BUND
Impressum
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Tel. 030 787900-0
E-Mail: redaktion@BUNDzeit.de
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Carmen Schultze (cs) V.i.S.d.P.
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printing GmbH & Co. KG
Schillerstraße 2
29378 Wittingen
Gestaltung
sujet.design
Uhlandstraße 85
10717 Berlin
www.sujet.de/sign
Erscheinungsweise: vierteljährlich, der Bezugspreis ist
im Mitgliedsbeitrag enthalten
Auflage
30.000
Gedruckt auf Ultra Lux
semiglos, 100% Recycling
Die nächste BUNDzeit
erscheint Ende Juli 2012.
Anzeigenschluss ist der
15. Juni 2012.
Spendenkonto
BUND Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 100 205 00
Kto. 32 888 00
BUND Brandenburg
Mittelbrandenburgische
Sparkasse
BLZ: 160 500 00
Kto. 350 202 62 45
Erbschaften an den BUND
sind nach §13 ErbStG von
der Erbschaftssteuer befreit.
Fordern Sie unsere Informationsmaterialien an:
erbschaftsratgeber@BUNDBerlin.de
Mobbing mal positiv
Wenn die Peitsche nicht hilft, muss eben das Zuckerbrot
her. Das ist der Gedanke hinter der speziellen Aktions
form des Carrotmobs: Eine größere Zahl von Konsu
menten verabredet sich, zu einem bestimmten Zeitpunkt
in einem bestimmten Geschäft einzukaufen. In den
Genuss dieses Kundenansturms kommt das Geschäft,
das sich dazu verpflichtet, am meisten in den Klima
schutz zu investieren. Das kann ein gewisser Anteil des
Umsatzes am Tag des Carrotmobs sein, möglicherweise
auch der gesamte Umsatz – schließlich kann der Laden
neue Kundenschichten erschließen und einen Image
winn verbuchen. Bevor der Mob das Geschäft stürmt,
kommt ein Energieberatungsteam und legt fest, wo die
Investitionen am sinnvollsten sind: neuer Kühlschrank,
Ökostrom, bessere Isolierung und so weiter.
Anteil am Ausstoß von
Treibhausgasen in Deutschland,
(Stand 2009) …
Weltweit für 2011 bis 2015 geplante Investitionen des Vattenfall-Konzerns (Stand 2010) in …
… Energiewirtschaft, in Prozent: 46
… Verkehr, in Prozent: 20
… Haushalte, in Prozent: 14
… Industrie, in Prozent: 14
… Gewerbe, Handel, Dienstleistungen,
in Prozent: 6
… Braunkohle, in Mio Euro: 2.160
… Atomkraft, in Mio Euro: 1.260
… Wasserkraft, in Mio Euro: 540
… Windkraft, in Mio Euro: 1.800
… Stromverteilung, in Mio Euro: 2.160
… Wärmeverteilung, in Mio Euro: 720
Der 2009 in Deutschland
erzeugte Strom stammte aus …
In Brandenburg aus Braunkohle
gewonnener Strom deckt …
… Braunkohle, in Prozent: 22,7
… Atomkraft, in Prozent: 22,5
… Steinkohle, in Prozent: 18,2
… erneuerbaren Energien,
in Prozent: 16,9
… Erdgas, in Prozent:14,1
… sonstigen Quellen, in Prozent: 5,6
… den Brandenburger Energiebedarf zu
Der 2009 in Deutschland
erzeugte Ökostrom stammte
aus …
… Windkraft, in Prozent: 37,4
… Biomasse, in Prozent: 32,7
… Wasserkraft (ohne Pumpspeicher-
kraftwerke) , in Prozent: 19,7
… Photovoltaik, in Prozent: 10,2
230 Prozent
Kosten der vier geplanten neuen
Braunkohletagebaue in Brandenburg in …
… (ganz oder teilweise)
abzureißenden Dörfern: 6
… umzusiedelnden Menschen: 1.710
Subventionen inklusive
indirekter öffentlicher Förderung
(Stand 2008) …
… von Steinkohle, in Euro: 7,1 Mrd.
… von Atomkraft, in Euro: 6,2 Mrd.
… von Braunkohle, in Euro: 3,0 Mrd.
In der Vergangenheit hat die Berliner BUNDjugend
unter anderem eine Eisdiele, einen Spätverkauf, einen
Club und einen Buchladen (siehe Bild) gecarrotmobbt.
Als nächstes ist ein Second-Hand-Geschäft an der
Reihe, und zwar zum bundesweiten Carrotmobtag am
2. Juni. Welcher Shop es sein wird, steht noch nicht
fest, schließlich müssen die Konditionen mit dem
Meistbietenden ausgehandelt werden.
Anteil der erneuerbaren
Energien ohne die großenteils
abgeschriebenen Wasserkraftwerke im Strommix bei …
Wo genau der Carrotmob startet, steht rechtzeitig auf
berlin.bundjugend.de/mitmachen/carrotmob
Quellen: Umweltbundesamt, Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung,
Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, Reiner-Lemoine-Institut
… E.ON, in Prozent: 1,0
… RWE, in Prozent: 0,5
… Vattenfall, in Prozent: 1,2
… EnBW, in Prozent: 0,5
Für Photovoltaik geeignete
Dachflächen in Berlin …
… sehr gut geeignet,
in Quadratmeter: 13.090.000
… gut geeignet,
in Quadratmeter: 4.180.000
… bedingt geeignet,
in Quadratmeter: 5.690.000
Ich bin natürlich interessiert ...
... am Abonnement der BUNDzeit, 4 Mal im Jahr, Gesamtpreis 5 Euro
(für BUNDmitglieder und BUNDförderer im Jahresbeitrag enthalten)
... bitte senden Sie mir Informationen über den BUND
Berlin
Brandenburg
... bitte senden Sie mir den E-Mail-Newsletter des BUND Berlin
... an einer Mitgliedschaft beim BUND, denn eine starke Natur- und Umweltlobby braucht eine finanziell
unabhängige Unterstützung (Jahresbeitrag: ab 50 Euro, ermäßigte Beiträge möglich)
Name, Vorname
Straße, Hausnummer
PLZ Ort
E-Mail
Bitte ausfüllen, ausschneiden und senden an:
BUND Berlin • Crellestraße 35 • 10827 Berlin bzw.
BUND Brandenburg • Friedrich-Ebert-Straße 114a • 14467 Potsdam
BUNDzeit 12_02
Seite 8