Path:
Volume

Full text: BUNDzeit (Rights reserved) Ausgabe 2009,4 (Rights reserved)

BUND Dzeit Umweltzeitung für Berlin und Brandenburg aktuell 04.09 Inhalt THEMA Grüne Mode Grüne Roben: Ökologisches Luxus-Design Seite 2 Skandale als Risiko für Konzerne: Interview mit Tobias Reichert von Germanwatch Seite 3 © sujet.design AKTUELL Luxus für alle! Der größte Teil unserer Kleidung wird unter sozial und ökologisch katastrophalen Bedingungen hergestellt. Es wird Zeit, dass wir das ändern ­ N ichts hält sich so gut wie ein gut abgehangenes Vorurteil. Und eine der haltbarsten Überzeugungen aus der Kategorie „So und nicht anders ist das“ lautet, dass ökologische Mode aus beigefarbener, nach Schaf riechender Wolle gestrickt ist, mit roten oder orangen Filzlappen ihre Träger in Harlekins verwandelt und jede Körperform mit einer Art Zelt umhüllt. Diese Ansicht ignoriert hartnäckig die Tatsache, dass sich nach den Lebensmitteln auch im Bereich Kleidung seit längerem ein Umschwung andeutet. Große Modefirmen wie H&M oder C&A bieten inzwischen T-Shirts, Jeans und Unterwäsche aus Öko-Baumwolle an, die sich nicht in ihrem Design, wohl aber in ihren Inhaltsstoffen und der Art und Weise, unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurden, von herkömmlich produzierter Mode unterscheidet. Inzwischen wenden sich auch Designer von Luxusmode Stoffen aus nachhaltiger Produktion zu, weil sie Schadstofffreiheit und ein gutes Gewissen gegenüber den Herstellern als Qualität erkannt haben (siehe Seite 2). Wie bei den Lebensmitteln ist es aber auch bei der Kleidung so, dass wir uns alle längst an Preise gewöhnt haben. Diese sind zum Teil so niedrig, dass sich schon bei kurzem Nachdenken schnell offenbart, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Geht es auch nicht: Vor allem der Anbau von Baumwolle, einer Faser, aus der ein großer Teil unserer Kleidung hergestellt wird, zieht verheerende ökologische Probleme nach sich. 20 000 Liter Wasser werden durchschnittlich benötigt, um ein Kilo Baumwolle herzustellen. Weil Baumwollpflanzen außerdem noch eine Mindesttemperatur von 15 Grad und bis zu 180 frostfreie Tage im Jahr benötigen, werden sie in Ländern angebaut, die sich einen derart verschwenderischen Umgang mit Wasser eigentlich gar nicht erlauben können. Der zwischen Kasachstan und Usbekistan gelegene Aralsee ist auf ein Viertel seiner früheren Größe geschrumpft, weil sein Wasser für die Bewässerung der Baumwollplantagen abgeleitet wird. Der ökologisch tote Restsee ist von einer hochgiftigen Salzwüste umgeben, die Bevölkerung in der Umgebung leidet unter erhöhten Krebsraten, Immunschwäche und Anämie. Baumwollanbau laugt den Boden aus Um die – meist genmanipulierte - Baumwolle rationell ernten zu können, werden Entlaubungsmittel eingesetzt, die ebenfalls gesundheitlich höchst bedenklich sind. Hinzu kommt, dass der Boden nach ein paar Jahren Baumwollanbau völlig ausgelaugt ist. Ehemals fruchtbarer Ackerboden bleibt als unbrauchbare, mit Düngemitteln und Pestiziden verseuchte Steppe zurück. Auch das Färben der Stoffen und das Nähen der coolen Shirts und Jeans geht unter Bedingungen vor sich – als Stichworte seien nur schwermetallhaltige Farbstoffe und Kinderarbeit genannt - unter denen wir in den Industriestaaten keinesfalls arbeiten möchten, die aber dafür sorgen, dass T-Shirts im Dreierpack für 3,50 Euro angeboten werden können. Da sich Unternehmen niemals freiwillig von dem Wettlauf um das billigste Angebot verabschieden, sind neue Konzepte auf europäischer und bundespolitischer Ebene gefragt. Wie wäre es beispielsweise mit einer Öko-Design-Richtlinie, die Mindeststandards an Textilien setzt? Oder die Einführung eines europäischen Gütezeichens, das auf umweltfreundliche und soziale Herstellung von Kleidung hinweist und die vielen hauseigenen Fantasielabel der Markenfirmen ablöst (siehe Seite 3). Auch auf Länderebene lässt sich einiges verändern. Das Berliner FAIRgabe Bündnis etwa, bestehend aus Gewerkschaften, entwicklungs- und umweltpolitischen Organisationen wie dem BUND Berlin, forderte Innensenator Ehrhardt Körting bereits im Juli 2009 dazu auf, beim Kauf der mit 17 Millionen Euro veranschlagten neuen Bekleidung für die Berliner Polizei und Feuerwehr soziale, faire und ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Gemeinsam mit rund 40 weiteren Organisationen setzt sich der BUND außerdem im CorA-Netzwerk für Unternehmensverantwortung dafür ein, dass Firmen verpflichtet werden, die Menschenrechte sowie international anerkannte soziale und ökologische Standards zu respektieren. Diese müssen bei der Wirtschaftsförderung, der Besteuerung und bei der Vergabe öffentlicher Aufträge eine Rolle spielen. Stufenweise das Klima entlasten: das BUNDModell für ein Berliner Klimaschutzgesetz Seite 4 Aufatmen möglich: Zweite Stufe der Umweltzone kommt Seite 4 Seen müssen Allgemeineigentum bleiben Seite 5 Nach der Bundestagswahl: Vorrang für Klimaschutz Seite 5 Stopp dem BäumeSchwund Seite 6 Nach der BrandenburgWahl: Umweltthemen vor Seite 6 NATUR ERLEBEN Kunst im Wald: Spaziergang durch den Bredower Forst Seite 7 KURZ & BUND Nix kaufen! Seite 8 Grüne Mode in Zahlen Seite 8 Und schließlich müssen auch wir als Verbraucher umdenken. Wir sollten den Unternehmen klar machen, dass wir alle Luxus wollen. Nämlich den Luxus einer sozial und ökologisch unbedenklichen Kleidung. Und sie hin und wieder auch kaufen. ro Weitere Informationen unter www.cora-netz.de www.BUNDzeit.de Wäsche wechseln Kleider machen Leute. Und Leute machen Kleider – oft unter trostlosen Bedingungen: Kinder­ arbeit, mangelnder Schutz vor Chemikalien und viel zu geringe Löhne gehören zum Alltag vieler Menschen, die Hosen, T-Shirts oder Schuhe her­ stellen. In einer BUNDBroschüre sind Hersteller aufgelistet, die Sortimente aus Biobaumwolle anbieten – schadstoffgeprüft und fair produziert. Informationen unter www.bund.net/bundnet/ aktiv_werden/besser_ leben/ Recycling-Fleece Fleece-Textilien erfreuen sich steigender Beliebtheit: Je nach Verarbeitung halten sie mehr oder weniger warm und weisen sogar Wind und Wasser ab. Die Herstellung des Fleece-Kunststoffes verbraucht allerdings eine Menge Energie und sorgt für den Ausstoß diverser Luftschadstoffe. Erheblich reduziert sind diese Nebenwirkungen, wenn Fleece aus Kunststoffabfällen, zum Beispiel ausgedienten Pet-Flaschen, hergestellt wird. Erkennbar ist dieses Recycling-Fleece an der Abkürzung „PCR“. Esther Perbandt und Magdalena Schaffrin: Edles Design mit hohem Anspruch Die Designerinnen Esther Perbandt und Magdalena Schaffrin entwerfen und produzieren Luxus-Mode nach ökologischen Kriterien s ist schon eine ziemlich exklusive Gegend rund um den U-Bahnhof Weinmeisterstraße in Berlin-Mitte. Ein nobler Modeladen reiht sich an den nächsten, die Telekom ist mit dem hippsten Telefonshop Deutschlands vertreten und im Café kostet der Cappuccino 2,60 Euro. Die Modedesignerin Esther Perbandt folgt mit der Gestaltung ihres Ladens in der angrenzenden Almstadtstraße ganz dem distinguierten Unterstatement einer auf dezente Eleganz setzenden vermögenden Mittelschicht: weiße Wände, hell lasierte Fußbodendielen und an den Wänden Kleiderständer mit Modellen ihrer aktuellen Kollektion. Sie und die in Neukölln arbeitende Magdalena Schaffrin werden ab Frühjahr 2010 eine Auswahl an Blusen, Kleider und Hosen aus nachhaltigen Stoffen anbieten. Sie gehören damit zu einer – noch – kleinen Gruppe von Designerinnen, die der Überzeugung sind, dass sich so genanntes High End-Design in der Mode durchaus gut verträgt mit hohen sozialen und ökologischen Ansprüchen. Es ist gar nicht so einfach, in der sich überaus schnell drehenden Modewelt, diese Idee umzusetzen, denn die Suche nach den richtigen Stoffen, Knöpfen und Reißverschlüssen hält enorm auf. Beide berichten von einem schier unübersichtlichen Dschungel von Labeln, die Nachhaltigkeit von Textilien vorgaukeln, bei näherem Hinsehen aber nicht halten können. „Ich bin gleich erst einmal in die ÖkoTex-100-Falle getappt“, sagte die 34jährige Esther Perbandt. Das in Deutschland wohl bekannteste Prüfsiegel garantiert, dass die Artikel, die mit ihm versehen sind, frei von Krebs erregenden und Allergie auslösenden Pestiziden, Schwermetallen und anderen chemischen Stoffen sind – und mehr nicht. „Das ist doch ein Witz“, erregt sich Magdalena Schaffrin. „Das sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein, oder?“ Beiden reicht dieser Standard bei weitem nicht aus. Sie kaufen jetzt bei den Spremberger Tuchen ein, ein Unternehmen, das mit Pflanzenfarbstoffe gefärbte Naturtextilien aus Hanf, Leinen und Wolle anbietet. Seite 2 von Burkhard Voß und Christian Arns EDITORIAL Entwürfe werden sogar zu einem Teil in einem Neuköllner Sozialprojekt genäht, das Nähkurse für arabische Frauen anbietet. Damit erfüllt sie sich neben ihren ökologischen auch selbst gesetzte soziale Maßstäbe. Ohnehin könnte man die 30jährige Magdalena Schaffrin sozusagen als „Frontfrau“ in Sachen ökologischer Luxusmode begreifen. Im Gegensatz zu Esther Pebandt hat sich Schaffrin davon verabschiedet, jedes Jahr zwei neue Kollektionen auf den Markt zu werfen. Stattdessen werden ältere Stücke mit neuen Teilen ergänzt, wodurch sich ihre Lebensdauer erheblich verlängert. „Global Season“, also „weltweite Jahreszeit“, nennt die Designerin dieses Konzept, mit dem sie einen Kontrapunkt setzt gegen Wegwerfgesellschaft und Trenddiktate. Arbeit für Neuköllner Sozialprojekt Nachhaltige Kleidung bedeutet für Perbandt und Schaffrin aber noch mehr. Die Designerinnen betrachteten kritisch die langen Handelswege, die viele Textilien zurücklegen, bis sie bei ihnen landen. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, der beim Transport entsteht, lässt Esther Perbandt jetzt einige ihrer Modelle in Polen nähen – eine Entfernung, die sie gerade noch für tolerabel hält. Magdalena Schaffrins No logo Schon fast zehn Jahre alt, aber immer noch ein Standardwerk: Das Buch „No logo“ der Kanadierin Naomi Klein zeigt, wie Unternehmen die Gier nach Markenartikeln wach halten, wie sie die Produktion ihrer Ware in Niedriglohnländer verlagern und sich selbst nur noch um die weltweite Vermarktung ihrer Lifestyle-Produkte kümmern. Naomi Klein: No logo. Der Kampf der Global Players um Marktmacht Ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern. GoldmannVerlag, München 2005, ISBN: 3442153123, 10 Euro. Tobias Reichert: Das hat mit dem öffentlichen Druck zu tun, der vor allem in den USA gut funktioniert. Wenn dort jemand das gute Image eines Markenprodukts mit den schlechten Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern kontrastiert, werden die Waren schnell uncool. Die Unternehmen sehen also zu, dass sie dieses Skandalrisiko minimieren. Grüne Roben E Derzeit sucht Magdalena Schaffrin nach einem Kopierladen, der mit umweltfreundlichen Farben Bilder ihrer Modelle druckt. „Meine Produkte sollen so grün wie nur möglich sein“, sagt sie. Denn, darin ist sie sich mit Esther Perbandt einig: „Es kann doch nicht ewig alles so bleiben wie bisher.“ ro Informationen unter: www.estherperbandt.de www.magdalenaschaffrin.de Bleiben wir aber erst einmal bei der Kleidung. Die brauchen wir Zweibeiner schließlich. Mit ihrer Umweltverträglichkeit ist es bisweilen nicht sonderlich weit her. Zwar ist Kleidung mit Bezeichnungen wie „Bio-Mode“ mittlerweile überall zu finden, sie hat auch nichts mehr mit dem Jutesack oder dem kratzigen Pullover aus müffelnder Schafswolle zu tun. Doch was sind Begriffe wie „Bio“ in diesem Zusammenhang wert? Gibt es aussagekräftige Labels? Diesen Fragen gehen wir in der aktuellen BUNDzeit nach. Liebe Leserinnen und Leser, seit Ende September stehen die neuen Trendfarben fest – schwarz und gelb prägen die Republik, das Outfit der Biene Maja. Dass dieses kluge Tier und ihr bisweilen tapsiger Freund Willi ökologisch hochwertiges Material tragen, das steht außer Zweifel. Die neue Politik werden wir beobachten – und uns zu Wort melden, wo immer dies erforderlich ist. BUNDzeit: Grüne Mode scheint zu boomen, selbst große Textilkonzerne bieten inzwischen einzelne Produktlinien zum Beispiel aus BioBaumwolle an. Was treibt Unternehmen an, wenn sie sich plötzlich dafür interessieren, unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen ihre Waren entstehen? Als politischer Verband interessiert uns außerdem: Achten Hersteller nur auf die Stoffe oder auch auf den Energieverbrauch bei der Herstellung? Fließen wirklich sämtliche Einflüsse auf Natur und Umwelt mit in die Kennzeichnungen ein? Zudem hinterfragen wir die Politik und ihren Beitrag zum Schutz der Lebensgrundlagen. Bei alledem wünschen wir Ihnen eine interessante Lektüre! BUNDzeit: Warum ist es eigentlich so schwer, international bestimmte soziale und ökologische Standards durchzusetzen? Reichert: Viele Unternehmen arbeiten in Produktionsketten. Es ist nicht damit getan, dass adidas ein Fax nach China schickt mit dem Auftrag, 500 000 T-Shirts zu nähen. Und dann noch gleich ein paar Bedingungen mit aufschreibt, dass zum Beispiel die Hallen, in denen die Näherinnen arbeiten, ab und zu mal gelüftet werden und die Notausgänge nicht mit Baumwollballen verstellt sind. Tatsächlich beauftragt der Auftragnehmer wiederum andere, für ihn zu arbeiten, zum Beispiel junge Frauen in einem abgelegenen Dorf. Damit das T-Shirt möglichst billig produziert werden kann und die Frauen trotzdem noch etwas verdienen, müssen sie halt ziemlich viel arbeiten und die kleinen Geschwister noch mit. Für die Konzerne ist es sehr aufwändig und teuer, für Kontrollen zu sorgen. China hat selbst durchaus Standards, aber das System ist zu schwach, um sie durchzusetzen. BUNDzeit: Das klingt ziemlich aussichtslos. Reichert: Es hat schon einmal in Ansätzen funktioniert. Von den 60er Jahren an bis zum Jahr 2005 gab es das internationale „Multifaserabkommen“. Es schrieb vor, wie viele T-Shirts ein Staat importieren durfte und wie viele im eigenen Land hergestellt werden mussten. Als dieses Abkommen schon im Auslaufen war, trafen die USA mit Kambodscha eine besondere Übereinkunft: Kambodscha verpflichtete sich, bestimmte Standards einzuhalten, im Gegenzug dazu durften sie dann immer mehr Ware in die Vereinigten Staaten exportieren als ihnen eigentlich zustand. Das Ganze war ein Erfolg. Auch für die Modekonzerne, die sich sagten, wie prima, da kriegen wir unsere Ware mit Garantie und sogar mit dem offiziellen Stempel der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). BUNDzeit: Ein Land wie China scheint nicht besonders interessiert am Wohlergehen seiner Arbeiter und der Umwelt zu sein. Warum sollte sich also der Westen in mühsame Diskussionen begeben? Reichert: Naja, man kann sich als Konsument ja schon überlegen, wie schlecht soll es denen eigentlich gehen, die das herstellen, was ich trage. Übrigens ist auch die chinesische Regierung dabei, die Standards zu erhöhen, damit der Anreiz für die Arbeiter, Gewerkschaften zu gründen, nicht zu groß wird. Die westlichen Gewerkschaften würden am liebsten ein Handelssystem durchsetzen, das abgestuft ist auf die verschiedenen Produktionssektoren, auf einzelne Länder und bestimmte Standards. Das ist aber nach internationalem Handelsrecht verboten. Die einzige Ausnahme ist Gefangenenarbeit. Wenn hingegen irgendwo Gewerkschafter erschossen werden und die Leute in den Fabriken verbrennen, weil sie keine Notausgänge finden, dann ist das laut Handelsrecht kein Grund, Importe aus solchen Ländern zu erschweren. Tobias Reichert BUNDzeit: Viele Schwellen- und Entwicklungsländer empfinden das westliche Gerede über Standards als Arroganz. Haben sie damit nicht Recht? Reichert: Ja. Die westlichen Staaten haben ihren Kapitalismus ja auch nicht damit gestartet, dass sie als erstes wunderbare Arbeitsgesetze installiert haben. Die Entwicklungsländer sagen nicht zu Unrecht: Erst gab es 40 Jahre lang das Multifaserabkommen, und kaum läuft es aus, da ruft ihr nach sozialen und ökologischen Standards, was für ein Zufall. © BUND Berlin © BUND Berlin THEMA Tobias Reichert, Referent für Welthandel und Ernährung bei der Nord-Süd-Initiative Germanwatch, über Produktionsstandards, internationale Handelsabkommen und die Durchsetzbarkeit ökologischer und sozialer Kriterien in der Textilindustrie THEMA Info „Konzerne versuchen, das Risiko von Skandalen zu minimieren“ Mitmachen Berlin Global Baumwolle aus Usbekistan wird in Indien gefärbt, in Polen zu T-Shirts vernäht, die für den deutschen Einzelhandel bestimmt sind: Viele der Produkte, die wir kaufen – ob nun Kleidung, Schuhe oder Fußbälle – haben viele Tausend Kilometer hinter sich, bevor sie bei uns in den Läden landen. Und sie entstehen oftmals unter menschlich und ­ökologisch höchst fragwürdigen Bedingungen. Die Gruppe „Berlin Global“ der BUNDjugend Berlin zeigt bei ihren globalisierungskritischen Stadtführungen, was unsere Warenwelt mit den weltweiten Handelsströmen zu tun hat und was Verbraucher verändern können. Führungen für Gruppen auf Nachfrage unter Tel. 030 / 392 82 80 Fax: 030 / 80 94 14 77 BUNDzeit: Produkte, die bestimmten Mindestkriterien unterliegen, sind oft teurer als die aus herkömmlicher Produktion. Das heißt, nur Besserverdienende können sich einen besonderen sozialen und ökologischen Anspruch leisten. Reichert: In gewisser Weise ja. T-Shirts im Dreier-Pack für 3,50 Euro lassen sich nun mal nicht unter akzeptablen Bedingungen produzieren. Und wer will einem Armen sagen: Kauf dir stattdessen für das Doppelte lieber nur ein T-Shirt? BUNDzeit: In Berlin wird seit Monaten das Vergabegesetz diskutiert und damit die Frage, in wie weit bei öffentlichen Aufträgen ebenfalls soziale und ökologische Kriterien eine Rolle spielen sollen. Zum Beispiel wäre es ja denkbar, dass die neuen Uniformen für Polizei und Feuerwehr aus fair gehandelten Stoffen hergestellt werden. Welche Chancen hat so ein Gesetz? Reichert: Theoretisch gibt es ja eine sozialdemokratischsozialistische Regierungskoalition, die so etwas eigentlich wollen müsste. Das Problem ist, dass dabei anders als im Energiesektor kein direkter ökonomischer Benefit herausspringt. Es gibt aber auch an dieser Stelle ein gutes Skandalisierungspotential. Oberbürgermeister Klaus Wowereit liest bestimmt nicht gerne in der Bild-Zeitung: Senat lässt Politessen in Zwangsarbeitsuniformen einkleiden. BUNDzeit: Was ist mit der Macht der Verbraucher: Können die etwas bewegen? Reichert: Ich würde behaupten, dass die Zahl derer, die bereit sind, tatsächlich mehr für die Produkte zu bezahlen, gering ist. Aber immer mehr gehen im Bioladen einkaufen und dann gibt es noch diejenigen, die bereit sind, kurz­ fristig auf Skandale zu reagieren. Insgesamt gesehen besteht da schon die Möglichkeit, dass sich bei den Standards etwas bewegt. Das Gespräch führte Saphir Robert Info Öko-Label Mit den Gütezeichen im Textilbereich ist das so eine Sache: Es gibt eine schier unübersichtliche Anzahl von ihnen, die meisten davon sind Fantasiegebilde einer Industrie, die erkannt hat, dass Öko auch bei der Mode immer mehr Anhänger findet. So garantiert das „Woolmark“-Zeichen der gleichnamigen WoolmarkCompany beispielsweise, dass das Produkt aus 100 Prozent Schafwolle hergestellt wurde, ökologische oder gesundheitliche Kriterien spielen aber bei der Wollgewinnung und -verarbeitung keine Rolle. Und das „Öko-Tex 100“Label sagt nur aus, dass in dem Endprodukt keine allergie- und krebserregenden Substanzen enthalten sind. Welche Kriterien die­ se und andere Öko-Label genau an ihre Produkte anlegen, lässt sich in der Datenbank „Label Online“ der Verbraucher ­I nitiative nachvollziehen. Darin findet sich eine ­Ü bersicht über rund 300 Label aus den verschiedensten Konsumbereichen mit ihren Vergabekriterien und –verfahren. Informationen unter www.label-online.de Seite 3 Von den Erfahrungen anderer profitieren: Das ist der Grundgedanke des Projektes „Stadtvertrag Klimaschutz“, einer gemeinsamen Initiative des BUND, der Berliner Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer (IHK) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Berlin. Sinn des Projekts ist, gute Ideen und Aktivitäten zum Thema Klimaschutz publik zu machen und damit möglichst viele Berliner, Unternehmen, öffentliche und private I­ nstitutionen zur Nachahmung anzu­ regen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Themen ­Mobilität, H ­ eizen und Warmwasser, Stromverbrauch und Gebäude­ sanierung. Auf einer ersten Veranstaltung Ende November unter dem Titel "Stadtgespräch Klimaschutz" berichten Berliner Bürger über ihre Erfahrungen mit klima­ verträglicher Mobilität. Weitere Informationen unter www.stadtvertragklimaschutz.de © Carsten Preuß THEMA K aum hatte Umweltsenatorin Katrin Lompscher im Juli 2009 ihren neuen Entwurf für ein Berliner Klimaschutzgesetz vorgelegt, da ging ein Aufschrei durch die Stadt: Als „klimapolitische Geisterfahrt“ geißelte der Verband BerlinBrandenburgischer Wohnungsunternehmer (BBU) die Vorlage, Mieterhöhungen bis zu 20 Prozent wurden prognostiziert. Tatsächlich birgt der Gesetzentwurf einige Formulierungen, die kaum dazu geeignet sind, Berliner für das Thema Energiesparen zu gewinnen. Der BUND Berlin und der Berliner Mieterverein (BMV) haben daher ein eigenes Modell entwickelt, mit dem besserer Klimaschutz sozial verträglich erreicht werden kann. Nach einer internationalen Verpflichtung soll Deutschland bis zum Jahr 2020 40 Prozent weniger klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) im Vergleich zu 1990 ausstoßen. Dieser Verpflichtung schließt sich Berlin mit dem Gesetzentwurf zwar prinzipiell an, leider gerät aber dieses Ziel in der weiteren Ausformulierung dann verloren. Statt die CO2-Werte der Häuser als Maßstab zu nehmen, spielt allein das Alter der Heizungsanlage eine Rolle. Ist diese älter als 20 Jahre, muss sie ausgetauscht werden. Eine 15 Jahre alte Anlage, die unter Umständen viel mehr Kohlendioxid produziert, weil sie weniger effizient verbrennt oder schlechter gewartet wurde, bleibt dagegen völlig unbehelligt – klimapolitisch gesehen ist das wenig sinnvoll. mehr, was getan werden soll, sondern in welchem Umfang klimaschädliche Abgase eingespart werden müssen. Alle fünf Jahre werden die Maximalwerte – immer bezogen auf die Quadratmeterzahl der einzelnen Immobilien – ein wenig verschärft. Der Effekt: Hauseigentümer können frei entscheiden, wie und in welchem Rhythmus sie die Werte einhalten. Steht auf der Verkaufsliste: der Kleine Zeschsee bei Zossen Die erste Resonanz auf das Stufenmodell ist ausgesprochen positiv: Die Industrie- und Handelskammer, Mitglieder aller Parteien, der Handwerkskammer, der Vorsitzende des Berliner Klimaschutzrates sowie Mitglieder des Senats haben ihre grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Der BUND Berlin fordert jetzt, das Gesetz zügig zu überarbeiten, um den Klimaschutz in Berlin endlich voran zu bringen. ro Seen müssen Allgemeineigentum bleiben Weitere Informationen unter www.BUND-Berlin.de Der BUND Brandenburg macht mobil gegen den Verkauf von Gewässern an private Investoren Der BUND Berlin und der Berliner Mieterverein schlagen daher ein Stufenmodell vor, mit dem der Kohlendioxidausstoß von Gebäuden durch vorgegebene Grenzwerte Schritt für Schritt bis zum Jahr 2050 reduziert wird – bis die Häuser gar kein CO2 mehr abgeben. Hausbesitzer können hierzu zwischen zwei Möglichkeiten wählen: Entweder sie dämmen ihr Gebäude besser und sparen so Heizenergie und/oder sie setzen effiziente Heiztechnik ein beziehungsweise entscheiden sich für einen umweltfreundlicheren Energieträger – beispielsweise Erdgas statt Kohle - oder für erneuerbare Energien. Dies alles sorgt dafür, dass CO2 eingespart wird. Das heißt, vorgeschrieben ist nicht Aufatmen möglich Energie sparen ist auch in großem Umfang möglich: Berliner Niedrigenergiehaus Seite 4 u teuer, zu bürokratisch, Arbeitsplatzvernichter und ökologisches Blendwerk ohne Nutzen: In Teilen der Wirtschafts- und Autolobby führte der erste Schritt der Umweltzone 2008 zu erheblichem Widerstand. Der ADAC sagte voraus, die Feinstaubbelastung der Luft werde um höchstens zwei bis drei Prozent gesenkt, mithin sei der ganze Aufwand für die Umweltzone nahezu sinnlos. Die FDP warnte vor einer Pleitewelle von Handwerksbetrieben, die mit ihren Ruß schleudernden Lieferwagen und Kleinlastern nicht mehr in die Innenstadt fahren dürften. Anderthalb Jahre später zeigt sich, dass genau das Gegenteil dieser Prognosen eingetroffen ist: Einem Bericht des Berliner Senats für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz zufolge ging der vom Verkehr verursachte Dieselrußausstoß um 24 Prozent zurück. Das hängt auch damit zusammen, dass einige Fahrzeughalter vor der Einführung der Umweltzone noch schnell auf Autos mit besseren Abgaswerten umgestiegen waren. Und wenn Handwerksbetriebe Pleite gingen, dann wegen der Wirtschaftskrise und nicht, weil ihnen die Umweltzone den Weg zum Betrieb und zu den Kunden versperrte. Der BUND begrüßt daher, dass der Senat auch weiter an der Umweltzone festhält und dass die zweite Stufe der Zone wie geplant am 1. Januar 2010 in Kraft tritt. 62 Tonnen weniger Dieselrußpartikel haben Autos und Lastwagen seit Einführung der Umweltzone ausgestoßen und wurden mithin auch nicht mehr von den Stadtbewohnern eingeatmet. Darüber hinaus enthält die sprichwörtliche Berliner Luft ganze 960 Tonnen weniger Stickoxide (NO2). Stickoxid belastet die Lungen und kann Pseudo-Krupp, Asthma und chronische Bronchitis auslösen. Es trägt außerdem zum Bäume schädigenden sauren Regen bei. Mit besserem Gewissen im Stau stehen: Ab Januar 2010 tritt die zweite Stufe der Umweltzone in Kraft Vor allem der NO2-Wert wird voraussichtlich mit der zweiten Stufe der Umweltzone noch einmal stark sinken. Das ist auch notwendig, da die von der Europäischen Union (EU) festgelegten Grenzwerte vorsehen, dass durchschnittlich nur noch 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft erreicht werden dürfen. Das heißt, gegenüber 2007 muss der NO2Ausstoß um 20 Prozent zurückgehen, bislang sind aber erst zehn Prozent erreicht. Übrigens: Um auf lange Sicht die Qualität der Berliner Luft zu erhöhen, braucht die Stadt deutlich weniger Autoverkehr. Das ist nicht möglich, wenn weiterhin neue Straßen und Autobahnen gebaut werden. Der BUND fordert deshalb, auf die Verlängerung der Stadtautobahn A 100 und auf andere neue Straßen zu verzichten. Nur so können die Luftgrenzwerte auf Dauer eingehalten werden. ro übergeben wurde, kamen noch einmal 46 500 Unterschriften zusammen, der Verein pro Mellensee sammelte weitere 8 500 Unterschriften. Immerhin: Erste Erfolge sind sichtbar. Die BVVG erklärte, zunächst keine weiteren Gewässer mehr zum Verkauf auszuschreiben. Zahlreiche Politiker sprachen sich für einen Stopp der Privatisierung aus, unter anderem der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck, Ex-Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und der frühere Umweltminister Sigmar Gabriel. Was irgendwie lustig ist. Denn die BVVG ist Tochter der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), die wiederum zum Geschäftsbereich des Bundesfinanzministeriums gehört. Überspitzt gesagt votierten hier die früheren Mitglieder der Bundesregierung gegen ihr eigenes Verwaltungsvorhaben. Matthias Platzeck hat auch schon wieder einen Rückzieher gemacht: Er lehnt eine Bundesratsinitiative gegen die Privatisierung ab und will sich stattdessen für eine BundLänder-Arbeitsgruppe einsetzen. Sowohl Platzeck als auch die Privatisierungsgegner halten allerdings den Effekt einer solchen Arbeitsgruppe für eher gering. Angesicht der neuen Regierungskoalition im Bund kann nach Ansicht von Carsten Preuß nicht davon ausgegangen werden, dass die Regierung selbst aktiv wird, um die weitere Gewässerprivatisierung zu stoppen. Die dafür notwendige Gesetzesänderung könne nur durch eine Bundesratsinitiative in Gang gebracht werden. Die Unterschriftenliste des BUND gegen die Gewässerprivatisierung kann unter www.BUND-Brandenburg.de herunter geladen oder telefonisch unter 0331 / 23 70 01 41 angefordert werden. Vorrang für echten Klimaschutz! Weitere Informationen unter www.bund-berlin.de/bund_berlinde/home/mobilitaet/gute_ luft/bessere_luft/ Die schwarz-gelbe Koalition muss sich stärker für erneuerbare Energien einsetzen © oli_ok/photocase Nicht nur Autos und Flugzeuge produzieren klimaschädliche Treib­ hausgase, unsere Ernährung verursacht noch einmal ähnliche Mengen an CO2 und anderen Gasen. Über die Klimawirkung von Produktion, Transport, Verarbeitung und Zubereitung von Nahrungsmitteln wird jedoch selten wirklich gesprochen. Das neue Klimakochbuch, das der BUND gemeinsam mit anderen Verbänden herausgibt, hilft mit über 40 Rezepten und vielen Hintergrundinformationen, sich für kulinarischen Klima­ schutz zu entscheiden. Weniger Fleisch und mehr Bioprodukte, saisonale und regionale Vielfalt sind das Motto. Und die Zutaten müssen nicht zwangsläufig Tofu und Grünkern heißen. Das Klimakochbuch ist im Franckh-Kosmos Verlag erschienen, kostet 12,95 Euro und kann im BUNDladen unter www.bundladen.de bestellt werden. Z Weitläufige Wälder, ein schöner, 200 Hektar großer See und eine gute Bahnanbindung: Wandlitz ist schon lange ein Ausflugs- und Erholungsort. Leider sind die idyllischen Zeiten ­vorbei. Die bundeseigene Bodenverwertungs- und –verwaltungs GmbH (BVVG), die land- und forstwirtschaftliche Flächen im Osten Deutschlands verwaltet, veräußerte 2003 den Wandlitzsee für 400 000 Euro an einen Düsseldorfer Rechtsanwalt. Dieser verlangt seither im Namen der Wandlitzsee Aktien­gesellschaft Pacht für die Bootsstege im See. Die Gemeinde Wandlitz musste 60 000 Euro bezahlen, um ihr Strandbad weiter betreiben zu können. Ähnlich die Situation am 250 Hektar großen Fahrländer See bei Potsdam: Die Stadt soll ­­800 000 Euro für ihn bezahlen, sonst fällt er ebenfalls an einen privaten Besitzer. Anwohner sollen für die Uferstreifen 110 bis 220 Euro pro Quadratmeter an die BVVG überweisen. Von Privatisierung ist auch der Mellensee im Landkreis Teltow-Fläming bedroht. Um die Verkäufe der Gewässer endlich zu stoppen, sammelt der BUND Brandenburg Unterschriften. Die Aktion soll erst beendet sein, wenn der Bundestag sich endlich gegen die Privatisierung der Seen ausspricht. Initiator der Aktion ist Carsten Preuß, Mitglied im Landesvorstand des BUND Brandenburg. Aus seiner Sicht kann die Bedeutung der Seen als Naherholungsgebiete nicht groß ­genug geschätzt werden. Außerdem stellt die Privatisierung eine Gefahr für das Ökosystem der Seen dar, da die Eigentümer die Gewässer wirtschaftlich nutzen wollen und dementsprechend möglicherweise bebauen und ausbeuten werden. Das sehen offenbar viele Brandenburger genauso. Bereits bei einer ersten Online-Petition an den Deutschen Bundestag sprachen sich fast 29 000 Unterstützer im Internet gegen die Gewässerpri­vatisierung aus. Bei der folgenden Unterschriftensammlung, die an den Petitionsausschuss des Bundestages Am 1. Januar 2010 tritt die zweite Stufe der Umweltzone in Kraft Klimakochbuch Info Kein Vorbild Der BUND geht davon aus, dass ein Großteil der Mehrkosten für Mieter dadurch aufgefangen wird, dass die Heizrechnungen mit besserer Dämmung und effizienteren Anlagen geringer ausfallen. Die Struktur des Stufenmodells erlaubt es außerdem, dass Hausbesitzer günstige Kredite beziehungsweise Fördergelder beantragen können, was ebenfalls die Kosten für die Mieter reduziert. © Howoge Stadtvertrag Klimaschutz BUND Berlin legt eigenes Modell für ein Berliner Klimaschutzgesetz vor THEMA Info Stufenweise das Klima entlasten Wollte man sie personalisieren, so könnte man sagen, dass die Umwelt am 27. September 2009 eine ziemliche Bürde aufgehalst bekam. Denn es steht zu vermuten, dass es mit der neuen schwarz-gelben Koalition zahlreiche politische Entscheidungen geben wird, die in den Augen von Umweltschützern mindestens mittel- bis langfristig problematische Auswirkungen auf die Umwelt und vor allem das Klima haben werden. In ihrem Wahlprogramm hatte die CDU/CSU geschrieben, dass sie die Laufzeiten der Atommeiler verlängern und für mehr Akzeptanz für konventionelle Kraftwerke, sprich Kohlekraftwerke, werben möchte. Beides Festlegungen, die aus Sicht des BUND nicht dazu geeignet sind, die Entwicklung erneuerbarer Energien zu beschleunigen und so das Klima nachhaltig zu entlasten. Die FDP formulierte etwas unschärfer, Fusionsforschung – also die Weiterentwicklung der Atom­ energie – dürfe „nicht stigmatisiert“ werden, ebenso wenig wie die grüne Gentechnik. Vor allem auf die Brandenburger Bürger kommen also keine einfachen Zeiten zu. Sie müssen wieder verstärkt damit rechnen, dass ihr Land auf der Suche nach Kohle umgegraben und zum Experimentierfeld für eine höchst zweifelhafte Technologie der Kohlendioxideinlagerung und genveränderter Pflanzen wird. Zumal sich ihr Ministerpräsident nicht mehr allzu viel mit dem Thema Umwelt auseinandersetzt (siehe Seite 6). Klar ist: Schon seit längerem zeigen Umfragen, dass es in der Bevölkerung eindeutige Mehrheiten gegen längere Laufzeiten für Atomkraftwerke und Gentechnik in der Landwirtschaft gibt. Diesem Votum wird sich auch eine schwarz-gelbe Regierung nicht entziehen können. Sie wäre gut beraten, sich jetzt verstärkt um den Ausbau erneuerbarer Energien zu kümmern und so Tausende Arbeitsplätze in einer zukunftsfähigen Branche zu sichern. Auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen im Dezember wird Angela Merkel zeigen müssen, ob ihr der ehemalige Ruf als „Klimakanzlerin“ noch etwas wert ist. ro Das Land Berlin und die Berliner Bezirke kommen ihrer Pflicht, Energieausweise für alle NichtWohngebäude auszustellen, nicht nach. Dies ergaben Stichproben des BUND Berlin in verschiedenen Häusern. Über die Hälfte wies keinen oder keinen leicht zugänglichen Energieausweis auf. Der BUND fordert, endlich alle öffentlichen Gebäude mit bedarfsabhängigen Energieausweisen auszustatten, diese gut sichtbar aufzuhängen und die Ergebnisse im Internet einzustellen. Darüber hinaus sollte Berlin ein Investitionsprogramm für die Sanierung der Gebäude auflegen. www.BUND-Berlin.de Energieworkshop für Schüler Der Energieverbrauch steigt weltweit und es stellt sich die Frage, welche Energiequellen wir langfristig nutzen können. Das ist der Inhalt des Workshops „Energie und Ressourcen“, den die BUNDjugend Brandenburg vom 20. November bis 2. Dezember 2009 für Brandenburger Schulen und andere Jugendeinrichtungen anbietet. Der Workshop ist ein Angebot für Projektstunden in Ergänzung zu gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern. Zielgruppe: Schüler der Sekundarstufe 1 Kosten: 55 Euro Kontakt: Carina Maaß, Tel: 0331/951 19 71 E-Mail: mail@BUNDjugend-brandenburg.de www.BUNDjugend-brandenburg.de Doppelt gut Die Klinik Bosse Wittenberg in Sachsen-Anhalt erhält am 29. Oktober 2009 zum zweiten Mal das BUND-Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“. Fünf Jahre nach der ersten Auszeichnung hat die Klinik ihren bisherigen niedrigen Energieverbrauch um weitere zwölf Prozent gesenkt. Dies entspricht einer Reduzierung um 125 Tonnen Kohlenstoffdioxid jährlich. www.energiesparendeskrankenhaus.de Seite 5 Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost (WSD) will Havel, Spree und den Sacrow-Paretzer-Kanal nicht mehr für den Begegnungsverkehr von Großmotorgüterschiffen verbreitern lassen. Das teilte die WSD im September 2009 mit. Der BUND Berlin wertet das als einen großen Erfolg der vom BUND, dem Havelbündnis, der Grünen Liga, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Deutschen Umwelthilfe getragenen Kampagne „Stopp Havelausbau“, die von über 22 000 Menschen unterstützt wird. Der BUND erwartet jetzt von der WSD, dass sie zügig eine natur- und umweltverträgliche Sanierungsplanung vorlegt. Wenn die Verwaltung auch noch bei der geplanten Vertiefung der Gewässer einlenke, könne endlich eine sinnvolle Lösung für Natur und Binnenschifffahrt gefunden werden und ein jahrzehntelanger Konflikt einvernehmlich beendet werden, sagte Winfried Lücking, Referent für Gewässerschutz und Binnenschifffahrt des BUND. Damit bleiben viele hundert Meter Uferbereiche so erhalten, wie sie jetzt sind und mit ihnen weit über 1600 Bäume. Auf Streusalz verzichten Laut Berliner Straßenreinigungsgesetz ist es verboten, auf Privatgrundstücken Streusalz oder andere Auftaumittel zu verwenden. Mit gutem Grund: Denn das Salz schädigt Bäume, Tiere, den Boden und das Grundwasser und greift auch Häuser und Fahrzeuge an. Wer gegen glatte Wege im Winter etwas tun möchte, sollte auf Tausalz verzichten und stattdessen Sand, Kies oder Sägespäne streuen. Als Orientierung kann das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“, mit dem Zusatz „weil salzfrei“ dienen. Streumittel mit diesem Aufdruck beinhalten keine umweltschädlichen Stoffe. Weitere Informationen unter www.BUND.net bei den Ökotipps. Seite 6 © BUND-Brandenburg AKTUELL Kunst im Wald Im Bredower Forst befinden sich Deutschlands ältester Naturlehrpfad und andere Überraschungen BUND startet Volksinitiative „Rettet Brandenburgs Alleen!“ R und 8 000 km Alleen gibt es Brandenburg, so viele wie in keinem anderen Bundesland. Aber immer mehr Bäume werden gefällt, immer mehr Lücken entstehen in den Baum­ reihen. Manche Alleen sind bereits ganz aus dem Landschaftsbild verschwunden. Um diesem Prozess Einhalt zu gebieten, haben am 17. August der BUND, der Naturschutzbund (Nabu), die Naturfreunde, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Robin Wood und die Grüne Liga die Volksinitiative „Rettet Brandenburgs Alleen!“ ge­ startet. Wenn 20 000 Brandenburger sich bis zum 16. August 2010 in die Unterschriftenliste eingetragen haben, muss sich der Landtag in Potsdam mit dem Thema Alleen befassen. Der Hintergrund für die Initiative: Eine von der Landesregierung Brandenburgs vorgestellte Alleenkonzeption sieht vor, dass nicht mehr für jeden gefällten Baum ein neuer gepflanzt werden soll. Stattdessen sollen jährlich nur 5 000 Bäume nachgepflanzt werden. Nach einem Gutachten des Infrastrukturministeriums werden in den nächsten Jahren allein an Bundes- und Landesstraßen jährlich bis zu ­9 000 Alleebäume gefällt. Im brandenburgischen Naturschutzgesetz ist vorgeschrieben, dass es nicht zu Bestandsminderungen von Alleen kommen darf und dass Alleebäume rechtzeitig und in ausreichenden Umfang nachgepflanzt werden müssen. Dies wird mit der neuen Alleenkonzeption jetzt in Frage gestellt. Die Umweltverbände fordern, dass gefällte Bäume selbstverständlich in voller Anzahl ersetzt werden müssen. Darüber hinaus soll die Landesregierung jährlich eine Statistik vorlegen, aus der hervorgeht, wie viele Bäume abgeholzt und wie viele neu gesetzt wurden. S Auch im Winter wunderschön: Brandenburgische Alleen Der BUND und die anderen Umweltverbände kämpfen seit Jahren für den bestmöglichen Schutz der Alleebäume. Die Naturschutzverbände haben alles versucht, um die verantwortlichen Ministerien von der Notwendigkeit ausreichender Nachpflanzungen zu überzeugen. Denn Alleen charakterisieren unsere Landschaft seit Jahrhunderten, geben Heimatgefühl, sind touristischer Anziehungspunkt, verbessern die Luftqualität, sind Lebensraum für seltene Tiere und tragen zum von der Europäischen Union geforderten Biotopverbund bei. Die Landesregierung scheint aber an all diesen Argumenten nur wenig Interesse zu haben. Aus diesem Grund hilft jetzt nur noch der politische Druck einer Volksinitiative, die den Landtag zwingen soll, das Thema Alleen auf seine Tagesordnung zu setzen. Unterschreiben darf dabei jede und jeder, die oder der volljährig und in Brandenburg gemeldet ist. Axel Heinzel-Berndt Unterschriftenlisten können herunter geladen werden unter: www.BUND-Brandenburg.de oder telefonisch beim BUND Tel. 0331 / 237 00-141 angefordert werden. Weitere Informationen unter www.rettet-brandenburgs-alleen.de Mit grünen Themen Wahlen gewinnen Die brandenburgische SPD sollte den Umweltschutz nicht aus den Augen verlieren D er Jubel war groß bei der brandenburgischen SPD am Wahlabend. Trotz schlechter Ergebnisse auf Bundesebene konnten die Sozialdemokraten im Land zulegen. Erreicht hatten sie dies mit einem Sympathiewahlkampf für Matthias Platzeck. Dieser verkaufte sich nicht als Sozialdemokrat, sondern als „der Brandenburger“. Dennoch kann dieses Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass das positive umweltpolitische Image von Ministerpräsident Platzeck längst aufgebraucht ist. Offenkundigster Be- Anzeige weis ist: Die Bündnisgrünen haben die Fünf-Prozent-Hürde genommen und sind erstmals seit 1994 wieder im Parlament vertreten. Und die beiden Direktkandidaten der Linken in der Lausitz, Gerd-Rüdiger Hoffman und Carolin Steinmetzer-Mann, haben sich ebenfalls klar durchgsetzt. Sie treten gegen neue Tagebaue und für einen mittelfristigen Ausstieg aus der Braunkohle ein. Es ist also möglich, mit dem Thema Umwelt Wahlen zu gewinnen. Diese Botschaft sollte auch bei den Wahlstrategen der SPD Brandenburg ankommen. Axel Kruschat till ist es im Herbstwald. Die Vögel haben ihr Getriller eingestellt und sind entweder gen Süden verreist oder mit der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf beschäftigt. Leise gleiten Regentropfen vom Vormittag durch das Laub auf die Erde zu. Weicher Waldboden gibt sanft unter dem Schritten der Wanderer nach und leitet sie immer weiter in das Grün und Braun aus Moos, Stämmen, Ästen und Blättern hinein. Reste von Hütten sind zu sehen, die Kinder im Sommer geschickt aus Ästen zu einem Dach stapelten. Giftgrünes Moos an vermeintlich toten Baumstämmen sendet leuchtende Signale an fingerlange Käfer und anderes Getier. Sein Schein steht im Wettstreit mit freundlichen, traurigen oder gruseligen Gesichtern, die unbekannte Künstler in Neonfarben an dicke Baumstämme gesprüht haben, als wollten sie verhindern, dass Spaziergänger endgültig in winterliche Melancholie abgleiten. Der Bredower Forst zwischen Finkenkrug und Brieselang wurde bereits 1978 unter Naturschutz gestellt und gehört damit zu den älteren Naturschutzgebieten in Brandenburg. Hainbuchen, Trauben- und Stieleichen wechseln sich ab mit Winterlinden und Ulmen, hier und dort behaupten sich Holunder und wilde Obstbäume. Vor besonders imposanten Gewächsen sind Pfosten aufgestellt, auf deren Vorderseite eine Frage notiert ist, zum Beispiel vor einer alten Eiche: „Wie hoch? Wie breit“. Auf der Rückseite die Antwort: 1,30 Meter breit, 31 Meter hoch – durchaus ein kleines Wunder, dass dieser Baum so lange vor sich hin wachsen durfte. Die Pfosten mit den Rätseln sind neueren Datums, ebenso verschiedene Schautafeln, auf denen Stare, Wasserfledermäuse, Bäume, Pilze und andere Waldlebewesen mit penibler Detailgenauigkeit aufgemalt sind. Der Bredower Forst beherbergt aber auch Deutschlands ältesten Naturlehrpfad, der 1930 eingeweiht wurde. Wer diesem folgen möchte, muss fast detektivische Fähigkeiten an den Tag legen. Völlig unauffällig und daher leicht zu übersehen finden sich hier und dort Zahlen an verschiedenen Bäumen. In einem Prospekt, den die Oberförsterei Finkenkrug als Kopie zur Verfügung stellt, ist dann aufgelistet, welche Baumart genau mit welcher Ziffer gemeint ist. Der Wille zur Gestaltung ist in dem Waldstück zwischen Brieselang und Finkenkrug geblieben. So wurden in einem stillen Tümpel Pfosten eingeschlagen, diese schlugen an ihren oberen Enden aus und tragen nun auf ihrem Haupt Perücken aus frischen Trieben. Ein großer Baumstamm versperrt den Trampelpfad und stellt den der Natur entwöhnten Städter vor die Frage: Über das glitschige Holz klettern? Einen Umweg in Kauf nehmen? Umkehren? An wieder anderer Stelle hat die Natur scheinbar eine Burg geformt, mit einem Wall als Brücke und einem Graben, der zwar ohne Wasser, dafür aber mit zahlreichen Ästen gefüllt ist. Und schließlich ein Labyrinth. Das Unterholz wurde niedrig gehalten und eröff- © BUND Berlin Havelausbau in Teilen gestoppt NATUR ERLEBEN Mitmachen Stopp dem BäumeSchwund Schöne Vergänglichkeit: Baummikado im Bredower Forst net so die Möglichkeit, querfeldein laufend die Wegführung zu ignorieren. Wer sich aber auf den Irrgang einlässt, wird möglicherweise an ungeahnter Stelle einen Ausgang finden und feststellen, dass es nicht so einfach ist, die Orientierung zu behalten, wenn man sich im Wald mehrfach von rechts nach links und um sich selbst gewendet hat. Übrigens: Wer sich nach diesem winterlichen Spaziergang noch nicht sofort ins Warme begeben, sondern Schritt für Schritt an die Zivilisation gewöhnen möchte, dem sei noch ein Besuch am Finkenkruger Lindenweiher empfohlen. Hier hat die BUND-Ortsgruppe Falkensee zehn Jahre daran gearbeitet, den Teich von Schlamm, Geröll und Unrat zu befreien. Entstanden ist ein kleines idyllisches Naherholungsgebiet, mit Seerosen und tief hängenden Weiden, umgeben von einer Wildrosenhecke. Kontakte: Oberförsterei Finkenkrug Tel.: 033 232 / 360 05 E-Mail: obf.Finkenkrug@affrup.brandenburg.de BUND Ortsgruppe Falkensee Tel.: 033 22 / 37 35 E-Mail: BUND.falkensee@BUND.net Anzeige Mitmachen Winterfest an der Elbe Tausende von Wildgänsen und Wildschwänen verbringen den Winter in der Elbtalaue. Beim traditionellen Winterfest auf der Burg Lenzen in der Prignitz gibt es die Gelegenheit, mit dem Kanu zu den Schlafplätzen der Vögel zu fahren und anschließend mit Bratwurst und wärmenden Getränken am Lagerfeuer „Mittwinter“ zu feiern. Termin: 27. Dezember 2009, ab 14 Uhr Ort: Burg Lenzen, Prignitz Kosten: 3 Euro für die Führung durch die Burg Lenzen, 15 Euro für die Kanutour Teilnahme an der Kanutour nur nach vorheriger Anmeldung unter Tel. 05846 / 980 366 Weitere Informationen unter Tel.: 038792 / 1221 www.burg-lenzen.de Ausflüge ins Schlaubetal Ein Naturerlebnisprogramm und Waldralleys für Kinder- und Jugendgruppen bietet nach Absprache das Naturschutzzentrum Schlaubemühle im Naturpark Schlaubetal an. Am 29. November 2009 um 13 Uhr gibt es außerdem ein Adventsbasteln mit Naturmaterialien bei Kaffee, Pfefferkuchen, Waffeln und Keksen. Ort: Schlaubemühle im Naturpark Schlaubetal Für das Basteln wird um eine Spende für die Unkosten der Materialien gebeten. Kontakt: Tel.: 033 673 / 59 52 E-Mail:schlaubemuehle@ t-online.de Informationen unter www.schlaubemuehle.de Seite 7 Herausgeber Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Berlin e.V. Crellestr.35 10827 Berlin www.BUND-Berlin.de und Landesverband Brandenburg e.V. Friedrich-Ebert-Str. 114a 14467 Potsdam www.BUND-Brandenburg.de Kontakt Tel. 030 / 78 79 00 - 0 E-Mail: redaktion@BUNDzeit.de www.BUNDzeit.de Redaktion Saphir Robert (ro) Carmen Schultze (cs) V.i.S.d.P. Vertrieb & Marketing Thorsten Edler und primeline.werbemedien gmbh Marienburger Straße 16 10405 Berlin Anzeigen bigben reklame bureau gmbh An der Surheide 29 28870 Fischerhude Tel. 042 93 / 72 72 Druck Neef + Stumme GmbH & Co. KG, Druck und Verlag Schillerstraße 2 29378 Wittingen Gestaltung sujet.design Uhlandstraße 85 10717 Berlin www.sujet.de/sign Erscheinungsweise: vierteljährlich, der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten Auflage 30 000 Gedruckt auf Ultra Lux semiglos, 100% Recycling Die nächste BUNDzeit erscheint Ende Januar 2010. Anzeigenschluss ist der 10. Dezember 2009. Spendenkonto BUND Berlin Bank für Sozialwirtschaft BLZ 100 205 00 Kto. 32 888 00 BUND Brandenburg Mittelbrandenburgische Sparkasse BLZ: 160 500 00 Kto. 350 202 62 45 Erbschaften an den BUND sind nach §13 ErbStG von der Erb­schaftssteuer befreit. Wir informieren Sie gerne: erbschaftsratgeber@BUNDBerlin.de KURZ & BUND Impressum Nix kaufen Grüne Mode in Zahlen Am 28. November 2009 findet der "Buy Nothing Day" statt Weltweiter Umsatz … Menge an Wasser … … mit Kleidung und Heimtextilien aus Bio-Baumwolle im Jahr 2007, in Milliarden US-Dollar: 1,9 … die durchschnittlich für die Produktion von einem Kilo Baumwolle verbraucht wird, in Litern: … mit Kleidung und Heimtextilien aus Bio-Baumwolle im Jahr 2008, in Milliarden US-Dollar: 3,2  20 000 J e weniger wir konsumieren, desto mehr schonen wir die Umwelt. – Dieser Gedanke steckt hinter dem jährlichen internationalen Aktionstag „Buy Nothing Day“, zu deutsch: Kauf-Nix-Tag. Traditionell fällt der Kauf-Nix-Tag auf den letzten Samstag im November. Dann sollten alle vom Konsumterror der Vorweihnachtszeit geplagten Bürger nicht durch Einkaufszentren und Supermärkte hechten, sondern sich lieber mit kreativen Ideen auseinandersetzen und sich Gedanken über das eigene Konsumverhalten machen. Erdacht wurde der „Buy Nothing Day“ 1992 von einer kanadischen Werbeagentur und über Jahre hinweg vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac mit Alternativprogramm zum Einkaufsstress gefüllt. Dem Erfindungsreichtum waren dabei keine Grenzen gesetzt: Von Ausstellungen über öffentliche Diskussionen bis hin zur Versteigerung des „Nix“ über Ebay. Vor allem die saturierten Bewohner der westlichen Welt können so ihre Marktmacht nutzen und gegen umweltschädliche und unmenschliche Herstellungsbedingungen vieler Produkte protestieren, die in der westlichen Welt konsumiert werden, erklärte Attac. Gegenstimmen zum Kauf-Nix-Tag bemängelten, Einkäufe würden nicht gestrichen, sondern lediglich um ein paar Tage verschoben. Wie gesagt, auch für dieses Jahr wurde der „Buy Nothing Day“ ausgerufen, Attac hat sich allerdings aus der Organisation konsumkritischer Veranstaltungen für diesen Tag zurückgezogen. Was nicht heißen soll, dass wir uns nicht alle ein Herz fassen können und am 28. November 2009 einmal das machen, was wir wirklich gerne tun: Ein heißes Bad nehmen, ein gutes Buch lesen oder für die Baumschutzaktivitäten des BUND Berlin spenden. Und mit hämischem Lachen an die denken, die jetzt auf schweißtreibender Schnäppchenjagd sind. Kontoverbindung für die Baumschutzspende an den BUND Berlin unter www.baeume-fuer-berlin.de Anstieg des weltweiten Umsatzes … … mit Kleidung und Heimtextilien aus Bio-Baumwolle gegenüber 2007, in Prozent: 63 Menge an Baumwolle … … die jährlich biologisch angebaut wird, in Millionen Tonnen: 0,06 … die jährlich auf konventionelle Weise angebaut wird, in Millionen Tonnen: 25 Größe des Aralsees … … vor dem Beginn der konventionellen Baumwollproduktion in den 1920er Jahren, in Quadratkilometern: 68 000 … 2004, in Quadratkilometern: 17 000 Geschätzte Menge an Pestiziden … … die weltweit pro Jahr beim konventionellen Baumwollanbau eingesetzt werden, in Tonnen: 200 000 … die durch moderne Tröpfchenbewässerung für die Produktion von einem Kilo Baumwolle verbraucht wird, in Litern: 7 000 … die durchschnittlich für ein T-Shirt verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird, in Litern: 4 000 … die durchschnittlich für ein Paar Lederschuhe verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird, in Litern: 8 000 Zahl der Menschen … … die jedes Jahr weltweit beim konventionellen Baumwollanbau an Pestizidvergiftung sterben: 20 000 Anteil der Deutschen … … die der Ansicht sind, dass die Industrie- und Handelsunternehmen für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilwirtschaft verantwortlich sind, in Prozent: 70 … die bereit sind, mehr für Kleidung zu zahlen, wenn sie sozial- und umweltverträglich produziert wird, in Prozent: 30 … die beim Kauf von Kleidung darauf achten, wie diese hergestellt wird, in Prozent: 5 Ich bin natürlich interessiert ... ... am Abonnement der BUNDzeit, 4 Mal im Jahr, Gesamtpreis 5 Euro (für BUNDmitglieder und BUNDförderer im Jahresbeitrag enthalten) ... bitte senden Sie mir Informationen über den BUND Berlin Brandenburg ... bitte senden Sie mir den E-Mail-Newsletter des BUND Berlin ... an einer Mitgliedschaft beim BUND, denn eine starke Natur- und Umweltlobby braucht eine finanziell unabhängige Unterstützung (Jahresbeitrag: 50 E, Familien: 65 E, erm. Beiträge möglich) Name, Vorname Straße, Hausnummer PLZ Ort E-Mail Bitte ausfüllen, ausschneiden und senden an: BUND Berlin • Crellestraße 35 • 10827 Berlin bzw. BUND Brandenburg • Friedrich-Ebert-Straße 114a • 14467 Potsdam BUNDzeit Seite 8
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.