BUND
Dzeit
Umweltzeitung für Berlin und Brandenburg
aktuell
04.09
Inhalt
THEMA
Grüne Mode
Grüne Roben:
Ökologisches Luxus-Design
Seite 2
Skandale als Risiko
für Konzerne: Interview
mit Tobias Reichert von
Germanwatch
Seite 3
© sujet.design
AKTUELL
Luxus für alle!
Der größte Teil unserer Kleidung wird unter sozial und ökologisch katastrophalen Bedingungen hergestellt.
Es wird Zeit, dass wir das ändern
N
ichts hält sich so gut wie ein gut abgehangenes Vorurteil. Und eine der
haltbarsten Überzeugungen aus der Kategorie „So und nicht anders ist das“ lautet, dass
ökologische Mode aus beigefarbener, nach
Schaf riechender Wolle gestrickt ist, mit roten
oder orangen Filzlappen ihre Träger in Harlekins verwandelt und jede Körperform mit
einer Art Zelt umhüllt. Diese Ansicht ignoriert
hartnäckig die Tatsache, dass sich nach den
Lebensmitteln auch im Bereich Kleidung seit
längerem ein Umschwung andeutet. Große
Modefirmen wie H&M oder C&A bieten inzwischen T-Shirts, Jeans und Unterwäsche
aus Öko-Baumwolle an, die sich nicht in ihrem Design, wohl aber in ihren Inhaltsstoffen
und der Art und Weise, unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurden, von herkömmlich produzierter Mode unterscheidet.
Inzwischen wenden sich auch Designer von
Luxusmode Stoffen aus nachhaltiger Produktion zu, weil sie Schadstofffreiheit und ein
gutes Gewissen gegenüber den Herstellern als
Qualität erkannt haben (siehe Seite 2).
Wie bei den Lebensmitteln ist es aber auch
bei der Kleidung so, dass wir uns alle längst
an Preise gewöhnt haben. Diese sind zum Teil
so niedrig, dass sich schon bei kurzem Nachdenken schnell offenbart, dass das nicht mit
rechten Dingen zugehen kann. Geht es auch
nicht: Vor allem der Anbau von Baumwolle,
einer Faser, aus der ein großer Teil unserer
Kleidung hergestellt wird, zieht verheerende
ökologische Probleme nach sich. 20 000 Liter Wasser werden durchschnittlich benötigt,
um ein Kilo Baumwolle herzustellen. Weil
Baumwollpflanzen außerdem noch eine Mindesttemperatur von 15 Grad und bis zu 180
frostfreie Tage im Jahr benötigen, werden
sie in Ländern angebaut, die sich einen derart verschwenderischen Umgang mit Wasser
eigentlich gar nicht erlauben können. Der
zwischen Kasachstan und Usbekistan gelegene Aralsee ist auf ein Viertel seiner früheren
Größe geschrumpft, weil sein Wasser für die
Bewässerung der Baumwollplantagen abgeleitet wird. Der ökologisch tote Restsee ist von
einer hochgiftigen Salzwüste umgeben, die
Bevölkerung in der Umgebung leidet unter
erhöhten Krebsraten, Immunschwäche und
Anämie.
Baumwollanbau laugt den Boden aus
Um die – meist genmanipulierte - Baumwolle rationell ernten zu können, werden
Entlaubungsmittel eingesetzt, die ebenfalls
gesundheitlich höchst bedenklich sind. Hinzu
kommt, dass der Boden nach ein paar Jahren
Baumwollanbau völlig ausgelaugt ist. Ehemals fruchtbarer Ackerboden bleibt als unbrauchbare, mit Düngemitteln und Pestiziden
verseuchte Steppe zurück.
Auch das Färben der Stoffen und das Nähen
der coolen Shirts und Jeans geht unter Bedingungen vor sich – als Stichworte seien
nur schwermetallhaltige Farbstoffe und Kinderarbeit genannt - unter denen wir in den
Industriestaaten keinesfalls arbeiten möchten, die aber dafür sorgen, dass T-Shirts im
Dreierpack für 3,50 Euro angeboten werden
können. Da sich Unternehmen niemals freiwillig von dem Wettlauf um das billigste Angebot verabschieden, sind neue Konzepte auf
europäischer und bundespolitischer Ebene
gefragt. Wie wäre es beispielsweise mit einer
Öko-Design-Richtlinie, die Mindeststandards
an Textilien setzt? Oder die Einführung eines
europäischen Gütezeichens, das auf umweltfreundliche und soziale Herstellung von Kleidung hinweist und die vielen hauseigenen
Fantasielabel der Markenfirmen ablöst (siehe
Seite 3).
Auch auf Länderebene lässt sich einiges
verändern. Das Berliner FAIRgabe Bündnis
etwa, bestehend aus Gewerkschaften, entwicklungs- und umweltpolitischen Organisationen wie dem BUND Berlin, forderte Innensenator Ehrhardt Körting bereits im Juli 2009
dazu auf, beim Kauf der mit 17 Millionen
Euro veranschlagten neuen Bekleidung für
die Berliner Polizei und Feuerwehr soziale,
faire und ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Gemeinsam mit rund 40 weiteren
Organisationen setzt sich der BUND außerdem
im CorA-Netzwerk für Unternehmensverantwortung dafür ein, dass Firmen verpflichtet
werden, die Menschenrechte sowie international anerkannte soziale und ökologische
Standards zu respektieren. Diese müssen bei
der Wirtschaftsförderung, der Besteuerung
und bei der Vergabe öffentlicher Aufträge
eine Rolle spielen.
Stufenweise das Klima
entlasten: das BUNDModell für ein Berliner
Klimaschutzgesetz
Seite 4
Aufatmen möglich:
Zweite Stufe der
Umweltzone kommt
Seite 4
Seen müssen Allgemeineigentum bleiben
Seite 5
Nach der Bundestagswahl:
Vorrang für Klimaschutz
Seite 5
Stopp dem BäumeSchwund
Seite 6
Nach der BrandenburgWahl: Umweltthemen vor
Seite 6
NATUR ERLEBEN
Kunst im Wald:
Spaziergang durch den
Bredower Forst
Seite 7
KURZ & BUND
Nix kaufen!
Seite 8
Grüne Mode in Zahlen
Seite 8
Und schließlich müssen auch wir als Verbraucher umdenken. Wir sollten den Unternehmen klar machen, dass wir alle Luxus
wollen. Nämlich den Luxus einer sozial und
ökologisch unbedenklichen Kleidung. Und sie
hin und wieder auch kaufen. ro
Weitere Informationen unter
www.cora-netz.de
www.BUNDzeit.de
Wäsche wechseln
Kleider machen Leute.
Und Leute machen Kleider
– oft unter trostlosen
Bedingungen: Kinder
arbeit, mangelnder Schutz
vor Chemikalien und
viel zu geringe Löhne
gehören zum Alltag vieler
Menschen, die Hosen,
T-Shirts oder Schuhe her
stellen. In einer BUNDBroschüre sind Hersteller
aufgelistet, die Sortimente
aus Biobaumwolle anbieten
– schadstoffgeprüft und
fair produziert.
Informationen unter
www.bund.net/bundnet/
aktiv_werden/besser_
leben/
Recycling-Fleece
Fleece-Textilien erfreuen
sich steigender Beliebtheit: Je nach Verarbeitung halten sie mehr
oder weniger warm und
weisen sogar Wind und
Wasser ab. Die Herstellung
des Fleece-Kunststoffes
verbraucht allerdings eine
Menge Energie und sorgt
für den Ausstoß diverser
Luftschadstoffe. Erheblich
reduziert sind diese Nebenwirkungen, wenn Fleece
aus Kunststoffabfällen,
zum Beispiel ausgedienten
Pet-Flaschen, hergestellt
wird. Erkennbar ist dieses
Recycling-Fleece an der
Abkürzung „PCR“.
Esther Perbandt und Magdalena
Schaffrin: Edles Design mit hohem
Anspruch
Die Designerinnen Esther Perbandt und Magdalena Schaffrin entwerfen
und produzieren Luxus-Mode nach ökologischen Kriterien
s ist schon eine ziemlich exklusive Gegend
rund um den U-Bahnhof Weinmeisterstraße in Berlin-Mitte. Ein nobler Modeladen reiht
sich an den nächsten, die Telekom ist mit dem
hippsten Telefonshop Deutschlands vertreten
und im Café kostet der Cappuccino 2,60 Euro.
Die Modedesignerin Esther Perbandt folgt mit
der Gestaltung ihres Ladens in der angrenzenden Almstadtstraße ganz dem distinguierten Unterstatement einer auf dezente Eleganz
setzenden vermögenden Mittelschicht: weiße
Wände, hell lasierte Fußbodendielen und an
den Wänden Kleiderständer mit Modellen ihrer aktuellen Kollektion. Sie und die in Neukölln arbeitende Magdalena Schaffrin werden
ab Frühjahr 2010 eine Auswahl an Blusen,
Kleider und Hosen aus nachhaltigen Stoffen
anbieten. Sie gehören damit zu einer – noch
– kleinen Gruppe von Designerinnen, die der
Überzeugung sind, dass sich so genanntes
High End-Design in der Mode durchaus gut
verträgt mit hohen sozialen und ökologischen
Ansprüchen.
Es ist gar nicht so einfach, in der sich überaus
schnell drehenden Modewelt, diese Idee umzusetzen, denn die Suche nach den richtigen
Stoffen, Knöpfen und Reißverschlüssen hält
enorm auf. Beide berichten von einem schier
unübersichtlichen Dschungel von Labeln, die
Nachhaltigkeit von Textilien vorgaukeln, bei
näherem Hinsehen aber nicht halten können. „Ich bin gleich erst einmal in die ÖkoTex-100-Falle getappt“, sagte die 34jährige
Esther Perbandt. Das in Deutschland wohl
bekannteste Prüfsiegel garantiert, dass die
Artikel, die mit ihm versehen sind, frei von
Krebs erregenden und Allergie auslösenden
Pestiziden, Schwermetallen und anderen
chemischen Stoffen sind – und mehr nicht.
„Das ist doch ein Witz“, erregt sich Magdalena
Schaffrin. „Das sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein, oder?“ Beiden reicht dieser
Standard bei weitem nicht aus. Sie kaufen
jetzt bei den Spremberger Tuchen ein, ein
Unternehmen, das mit Pflanzenfarbstoffe gefärbte Naturtextilien aus Hanf, Leinen und
Wolle anbietet.
Seite 2
von Burkhard Voß und Christian Arns
EDITORIAL
Entwürfe werden sogar zu einem Teil in einem
Neuköllner Sozialprojekt genäht, das Nähkurse für arabische Frauen anbietet. Damit
erfüllt sie sich neben ihren ökologischen auch
selbst gesetzte soziale Maßstäbe.
Ohnehin könnte man die 30jährige Magdalena Schaffrin sozusagen als „Frontfrau“ in Sachen ökologischer Luxusmode begreifen. Im
Gegensatz zu Esther Pebandt hat sich Schaffrin davon verabschiedet, jedes Jahr zwei
neue Kollektionen auf den Markt zu werfen.
Stattdessen werden ältere Stücke mit neuen
Teilen ergänzt, wodurch sich ihre Lebensdauer
erheblich verlängert. „Global Season“, also
„weltweite Jahreszeit“, nennt die Designerin
dieses Konzept, mit dem sie einen Kontrapunkt setzt gegen Wegwerfgesellschaft und
Trenddiktate.
Arbeit für Neuköllner Sozialprojekt
Nachhaltige Kleidung bedeutet für Perbandt
und Schaffrin aber noch mehr. Die Designerinnen betrachteten kritisch die langen Handelswege, die viele Textilien zurücklegen, bis
sie bei ihnen landen. Um den CO2-Ausstoß zu
reduzieren, der beim Transport entsteht, lässt
Esther Perbandt jetzt einige ihrer Modelle in
Polen nähen – eine Entfernung, die sie gerade
noch für tolerabel hält. Magdalena Schaffrins
No logo
Schon fast zehn Jahre
alt, aber immer noch ein
Standardwerk: Das Buch
„No logo“ der Kanadierin
Naomi Klein zeigt, wie
Unternehmen die Gier
nach Markenartikeln
wach halten, wie sie die
Produktion ihrer Ware in
Niedriglohnländer verlagern und sich selbst nur
noch um die weltweite
Vermarktung ihrer Lifestyle-Produkte kümmern.
Naomi Klein: No logo.
Der Kampf der Global
Players um Marktmacht Ein Spiel mit vielen
Verlierern und wenigen
Gewinnern. GoldmannVerlag, München 2005,
ISBN: 3442153123, 10 Euro.
Tobias Reichert: Das hat mit dem öffentlichen Druck zu
tun, der vor allem in den USA gut funktioniert. Wenn dort
jemand das gute Image eines Markenprodukts mit den
schlechten Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern kontrastiert, werden die Waren schnell uncool. Die
Unternehmen sehen also zu, dass sie dieses Skandalrisiko
minimieren.
Grüne Roben
E
Derzeit sucht Magdalena Schaffrin nach
einem Kopierladen, der mit umweltfreundlichen Farben Bilder ihrer Modelle druckt.
„Meine Produkte sollen so grün wie nur möglich sein“, sagt sie. Denn, darin ist sie sich mit
Esther Perbandt einig: „Es kann doch nicht
ewig alles so bleiben wie bisher.“ ro
Informationen unter:
www.estherperbandt.de
www.magdalenaschaffrin.de
Bleiben wir aber erst einmal bei der
Kleidung. Die brauchen wir Zweibeiner
schließlich. Mit ihrer Umweltverträglichkeit
ist es bisweilen nicht sonderlich weit her.
Zwar ist Kleidung mit Bezeichnungen wie
„Bio-Mode“ mittlerweile überall zu finden,
sie hat auch nichts mehr mit dem Jutesack
oder dem kratzigen Pullover aus müffelnder
Schafswolle zu tun. Doch was sind Begriffe
wie „Bio“ in diesem Zusammenhang wert?
Gibt es aussagekräftige Labels? Diesen
Fragen gehen wir in der aktuellen BUNDzeit
nach.
Liebe Leserinnen und Leser,
seit Ende September stehen die neuen
Trendfarben fest – schwarz und gelb prägen
die Republik, das Outfit der Biene Maja.
Dass dieses kluge Tier und ihr bisweilen
tapsiger Freund Willi ökologisch hochwertiges Material tragen, das steht außer
Zweifel. Die neue Politik werden wir beobachten – und uns zu Wort melden, wo
immer dies erforderlich ist.
BUNDzeit: Grüne Mode scheint zu boomen,
selbst große Textilkonzerne bieten inzwischen
einzelne Produktlinien zum Beispiel aus BioBaumwolle an. Was treibt Unternehmen an,
wenn sie sich plötzlich dafür interessieren,
unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen ihre Waren entstehen?
Als politischer Verband interessiert uns
außerdem: Achten Hersteller nur auf die
Stoffe oder auch auf den Energieverbrauch
bei der Herstellung? Fließen wirklich sämtliche Einflüsse auf Natur und Umwelt mit
in die Kennzeichnungen ein? Zudem hinterfragen wir die Politik und ihren Beitrag
zum Schutz der Lebensgrundlagen.
Bei alledem wünschen wir Ihnen eine
interessante Lektüre!
BUNDzeit: Warum ist es eigentlich so schwer,
international bestimmte soziale und ökologische Standards durchzusetzen?
Reichert: Viele Unternehmen arbeiten in Produktionsketten.
Es ist nicht damit getan, dass adidas ein Fax nach China
schickt mit dem Auftrag, 500 000 T-Shirts zu nähen. Und
dann noch gleich ein paar Bedingungen mit aufschreibt,
dass zum Beispiel die Hallen, in denen die Näherinnen
arbeiten, ab und zu mal gelüftet werden und die Notausgänge nicht mit Baumwollballen verstellt sind. Tatsächlich
beauftragt der Auftragnehmer wiederum andere, für ihn zu
arbeiten, zum Beispiel junge Frauen in einem abgelegenen
Dorf. Damit das T-Shirt möglichst billig produziert werden
kann und die Frauen trotzdem noch etwas verdienen, müssen sie halt ziemlich viel arbeiten und die kleinen Geschwister noch mit. Für die Konzerne ist es sehr aufwändig und
teuer, für Kontrollen zu sorgen. China hat selbst durchaus
Standards, aber das System ist zu schwach, um sie durchzusetzen.
BUNDzeit: Das klingt ziemlich aussichtslos.
Reichert: Es hat schon einmal in Ansätzen funktioniert.
Von den 60er Jahren an bis zum Jahr 2005 gab es das
internationale „Multifaserabkommen“. Es schrieb vor, wie
viele T-Shirts ein Staat importieren durfte und wie viele
im eigenen Land hergestellt werden mussten. Als dieses
Abkommen schon im Auslaufen war, trafen die USA mit
Kambodscha eine besondere Übereinkunft: Kambodscha
verpflichtete sich, bestimmte Standards einzuhalten, im
Gegenzug dazu durften sie dann immer mehr Ware in
die Vereinigten Staaten exportieren als ihnen eigentlich
zustand. Das Ganze war ein Erfolg. Auch für die Modekonzerne, die sich sagten, wie prima, da kriegen wir unsere
Ware mit Garantie und sogar mit dem offiziellen Stempel
der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).
BUNDzeit: Ein Land wie China scheint nicht
besonders interessiert am Wohlergehen seiner
Arbeiter und der Umwelt zu sein. Warum sollte
sich also der Westen in mühsame Diskussionen
begeben?
Reichert: Naja, man kann sich als Konsument ja schon
überlegen, wie schlecht soll es denen eigentlich gehen, die
das herstellen, was ich trage. Übrigens ist auch die chinesische Regierung dabei, die Standards zu erhöhen, damit
der Anreiz für die Arbeiter, Gewerkschaften zu gründen,
nicht zu groß wird. Die westlichen Gewerkschaften würden
am liebsten ein Handelssystem durchsetzen, das abgestuft
ist auf die verschiedenen Produktionssektoren, auf einzelne
Länder und bestimmte Standards. Das ist aber nach internationalem Handelsrecht verboten. Die einzige Ausnahme
ist Gefangenenarbeit. Wenn hingegen irgendwo Gewerkschafter erschossen werden und die Leute in den Fabriken
verbrennen, weil sie keine Notausgänge finden, dann ist
das laut Handelsrecht kein Grund, Importe aus solchen
Ländern zu erschweren.
Tobias Reichert
BUNDzeit: Viele Schwellen- und Entwicklungsländer empfinden das westliche Gerede über
Standards als Arroganz. Haben sie damit nicht
Recht?
Reichert: Ja. Die westlichen Staaten haben ihren Kapitalismus ja auch nicht damit gestartet, dass sie als erstes
wunderbare Arbeitsgesetze installiert haben. Die Entwicklungsländer sagen nicht zu Unrecht: Erst gab es 40 Jahre
lang das Multifaserabkommen, und kaum läuft es aus, da
ruft ihr nach sozialen und ökologischen Standards, was für
ein Zufall.
© BUND Berlin
© BUND Berlin
THEMA
Tobias Reichert, Referent für Welthandel und Ernährung bei der
Nord-Süd-Initiative Germanwatch, über Produktionsstandards,
internationale Handelsabkommen und die Durchsetzbarkeit
ökologischer und sozialer Kriterien in der Textilindustrie
THEMA
Info
„Konzerne versuchen,
das Risiko von Skandalen
zu minimieren“
Mitmachen
Berlin Global
Baumwolle aus Usbekistan
wird in Indien gefärbt, in
Polen zu T-Shirts vernäht,
die für den deutschen
Einzelhandel bestimmt
sind: Viele der Produkte,
die wir kaufen – ob nun
Kleidung, Schuhe oder
Fußbälle – haben viele
Tausend Kilometer hinter
sich, bevor sie bei uns in
den Läden landen. Und sie
entstehen oftmals unter
menschlich und ökologisch
höchst fragwürdigen Bedingungen.
Die Gruppe „Berlin Global“
der BUNDjugend Berlin
zeigt bei ihren globalisierungskritischen Stadtführungen, was unsere
Warenwelt mit den weltweiten Handelsströmen zu
tun hat und was Verbraucher verändern können.
Führungen für Gruppen
auf Nachfrage unter
Tel. 030 / 392 82 80
Fax: 030 / 80 94 14 77
BUNDzeit: Produkte, die bestimmten Mindestkriterien unterliegen, sind oft teurer als die aus
herkömmlicher Produktion. Das heißt, nur Besserverdienende können sich einen besonderen
sozialen und ökologischen Anspruch leisten.
Reichert: In gewisser Weise ja. T-Shirts im Dreier-Pack für
3,50 Euro lassen sich nun mal nicht unter akzeptablen Bedingungen produzieren. Und wer will einem Armen sagen:
Kauf dir stattdessen für das Doppelte lieber nur ein T-Shirt?
BUNDzeit: In Berlin wird seit Monaten das Vergabegesetz diskutiert und damit die Frage, in
wie weit bei öffentlichen Aufträgen ebenfalls
soziale und ökologische Kriterien eine Rolle
spielen sollen. Zum Beispiel wäre es ja denkbar,
dass die neuen Uniformen für Polizei und Feuerwehr aus fair gehandelten Stoffen hergestellt
werden. Welche Chancen hat so ein Gesetz?
Reichert: Theoretisch gibt es ja eine sozialdemokratischsozialistische Regierungskoalition, die so etwas eigentlich
wollen müsste. Das Problem ist, dass dabei anders als im
Energiesektor kein direkter ökonomischer Benefit herausspringt. Es gibt aber auch an dieser Stelle ein gutes Skandalisierungspotential. Oberbürgermeister Klaus Wowereit
liest bestimmt nicht gerne in der Bild-Zeitung: Senat lässt
Politessen in Zwangsarbeitsuniformen einkleiden.
BUNDzeit: Was ist mit der Macht der Verbraucher: Können die etwas bewegen?
Reichert: Ich würde behaupten, dass die Zahl derer, die
bereit sind, tatsächlich mehr für die Produkte zu bezahlen,
gering ist. Aber immer mehr gehen im Bioladen einkaufen
und dann gibt es noch diejenigen, die bereit sind, kurz
fristig auf Skandale zu reagieren. Insgesamt gesehen besteht da schon die Möglichkeit, dass sich bei den Standards
etwas bewegt.
Das Gespräch führte Saphir Robert
Info
Öko-Label
Mit den Gütezeichen im
Textilbereich ist das so
eine Sache: Es gibt eine
schier unübersichtliche
Anzahl von ihnen, die
meisten davon sind Fantasiegebilde einer Industrie, die erkannt hat, dass
Öko auch bei der Mode
immer mehr Anhänger
findet. So garantiert das
„Woolmark“-Zeichen der
gleichnamigen WoolmarkCompany beispielsweise,
dass das Produkt aus 100
Prozent Schafwolle hergestellt wurde, ökologische
oder gesundheitliche
Kriterien spielen aber bei
der Wollgewinnung und
-verarbeitung keine Rolle.
Und das „Öko-Tex 100“Label sagt nur aus, dass
in dem Endprodukt keine
allergie- und krebserregenden Substanzen enthalten
sind. Welche Kriterien die
se und andere Öko-Label
genau an ihre Produkte
anlegen, lässt sich in der
Datenbank „Label Online“
der Verbraucher I nitiative
nachvollziehen. Darin
findet sich eine Ü bersicht
über rund 300 Label aus
den verschiedensten
Konsumbereichen mit
ihren Vergabekriterien und
–verfahren.
Informationen unter
www.label-online.de
Seite 3
Von den Erfahrungen
anderer profitieren: Das
ist der Grundgedanke
des Projektes „Stadtvertrag Klimaschutz“, einer
gemeinsamen Initiative des
BUND, der Berliner Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer
(IHK) und des Deutschen
Gewerkschaftsbundes
(DGB) Berlin. Sinn des
Projekts ist, gute Ideen und
Aktivitäten zum Thema
Klimaschutz publik zu
machen und damit
möglichst viele Berliner,
Unternehmen, öffentliche
und private I nstitutionen
zur Nachahmung anzu
regen. Die Schwerpunkte
liegen dabei auf den
Themen Mobilität, H
eizen
und Warmwasser, Stromverbrauch und Gebäude
sanierung. Auf einer
ersten Veranstaltung
Ende November unter
dem Titel "Stadtgespräch
Klimaschutz" berichten
Berliner Bürger über ihre
Erfahrungen mit klima
verträglicher Mobilität.
Weitere Informationen
unter www.stadtvertragklimaschutz.de
© Carsten Preuß
THEMA
K
aum hatte Umweltsenatorin Katrin Lompscher im Juli
2009 ihren neuen Entwurf für ein Berliner Klimaschutzgesetz vorgelegt, da ging ein Aufschrei durch die Stadt: Als
„klimapolitische Geisterfahrt“ geißelte der Verband BerlinBrandenburgischer Wohnungsunternehmer (BBU) die Vorlage, Mieterhöhungen bis zu 20 Prozent wurden prognostiziert.
Tatsächlich birgt der Gesetzentwurf einige Formulierungen,
die kaum dazu geeignet sind, Berliner für das Thema Energiesparen zu gewinnen. Der BUND Berlin und der Berliner
Mieterverein (BMV) haben daher ein eigenes Modell entwickelt, mit dem besserer Klimaschutz sozial verträglich erreicht
werden kann.
Nach einer internationalen Verpflichtung soll Deutschland
bis zum Jahr 2020 40 Prozent weniger klimaschädliches
Kohlendioxid (CO2) im Vergleich zu 1990 ausstoßen. Dieser
Verpflichtung schließt sich Berlin mit dem Gesetzentwurf
zwar prinzipiell an, leider gerät aber dieses Ziel in der weiteren Ausformulierung dann verloren. Statt die CO2-Werte
der Häuser als Maßstab zu nehmen, spielt allein das Alter
der Heizungsanlage eine Rolle. Ist diese älter als 20 Jahre,
muss sie ausgetauscht werden. Eine 15 Jahre alte Anlage, die
unter Umständen viel mehr Kohlendioxid produziert, weil sie
weniger effizient verbrennt oder schlechter gewartet wurde,
bleibt dagegen völlig unbehelligt – klimapolitisch gesehen
ist das wenig sinnvoll.
mehr, was getan werden soll, sondern in welchem Umfang
klimaschädliche Abgase eingespart werden müssen. Alle fünf
Jahre werden die Maximalwerte – immer bezogen auf die
Quadratmeterzahl der einzelnen Immobilien – ein wenig verschärft. Der Effekt: Hauseigentümer können frei entscheiden,
wie und in welchem Rhythmus sie die Werte einhalten.
Steht auf der Verkaufsliste:
der Kleine Zeschsee bei Zossen
Die erste Resonanz auf das Stufenmodell ist ausgesprochen
positiv: Die Industrie- und Handelskammer, Mitglieder aller
Parteien, der Handwerkskammer, der Vorsitzende des Berliner Klimaschutzrates sowie Mitglieder des Senats haben ihre
grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Der BUND Berlin
fordert jetzt, das Gesetz zügig zu überarbeiten, um den Klimaschutz in Berlin endlich voran zu bringen. ro
Seen müssen
Allgemeineigentum bleiben
Weitere Informationen unter www.BUND-Berlin.de
Der BUND Brandenburg macht mobil gegen den Verkauf von Gewässern an private Investoren
Der BUND Berlin und der Berliner Mieterverein schlagen daher
ein Stufenmodell vor, mit dem der Kohlendioxidausstoß von
Gebäuden durch vorgegebene Grenzwerte Schritt für Schritt
bis zum Jahr 2050 reduziert wird – bis die Häuser gar kein
CO2 mehr abgeben.
Hausbesitzer können hierzu zwischen zwei Möglichkeiten
wählen: Entweder sie dämmen ihr Gebäude besser und sparen
so Heizenergie und/oder sie setzen effiziente Heiztechnik ein
beziehungsweise entscheiden sich für einen umweltfreundlicheren Energieträger – beispielsweise Erdgas statt Kohle - oder für erneuerbare Energien. Dies alles sorgt dafür,
dass CO2 eingespart wird. Das heißt, vorgeschrieben ist nicht
Aufatmen möglich
Energie sparen ist auch in großem
Umfang möglich: Berliner Niedrigenergiehaus
Seite 4
u teuer, zu bürokratisch, Arbeitsplatzvernichter und
ökologisches Blendwerk ohne Nutzen: In Teilen der
Wirtschafts- und Autolobby führte der erste Schritt der Umweltzone 2008 zu erheblichem Widerstand. Der ADAC sagte
voraus, die Feinstaubbelastung der Luft werde um höchstens
zwei bis drei Prozent gesenkt, mithin sei der ganze Aufwand
für die Umweltzone nahezu sinnlos. Die FDP warnte vor
einer Pleitewelle von Handwerksbetrieben, die mit ihren Ruß
schleudernden Lieferwagen und Kleinlastern nicht mehr in
die Innenstadt fahren dürften. Anderthalb Jahre später zeigt
sich, dass genau das Gegenteil dieser Prognosen eingetroffen
ist: Einem Bericht des Berliner Senats für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz zufolge ging der vom Verkehr
verursachte Dieselrußausstoß um 24 Prozent zurück. Das
hängt auch damit zusammen, dass einige Fahrzeughalter vor
der Einführung der Umweltzone noch schnell auf Autos mit
besseren Abgaswerten umgestiegen waren. Und wenn Handwerksbetriebe Pleite gingen, dann wegen der Wirtschaftskrise
und nicht, weil ihnen die Umweltzone den Weg zum Betrieb
und zu den Kunden versperrte. Der BUND begrüßt daher, dass
der Senat auch weiter an der Umweltzone festhält und dass
die zweite Stufe der Zone wie geplant am 1. Januar 2010 in
Kraft tritt.
62 Tonnen weniger Dieselrußpartikel haben Autos und Lastwagen seit Einführung der Umweltzone ausgestoßen und
wurden mithin auch nicht mehr von den Stadtbewohnern eingeatmet. Darüber hinaus enthält die sprichwörtliche Berliner
Luft ganze 960 Tonnen weniger Stickoxide (NO2). Stickoxid
belastet die Lungen und kann Pseudo-Krupp, Asthma und
chronische Bronchitis auslösen. Es trägt außerdem zum Bäume
schädigenden sauren Regen bei.
Mit besserem Gewissen im Stau
stehen: Ab Januar 2010 tritt die
zweite Stufe der Umweltzone in
Kraft
Vor allem der NO2-Wert wird voraussichtlich mit der zweiten Stufe der Umweltzone noch einmal stark sinken. Das ist
auch notwendig, da die von der Europäischen Union (EU)
festgelegten Grenzwerte vorsehen, dass durchschnittlich nur
noch 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft erreicht
werden dürfen. Das heißt, gegenüber 2007 muss der NO2Ausstoß um 20 Prozent zurückgehen, bislang sind aber erst
zehn Prozent erreicht.
Übrigens: Um auf lange Sicht die Qualität der Berliner Luft
zu erhöhen, braucht die Stadt deutlich weniger Autoverkehr.
Das ist nicht möglich, wenn weiterhin neue Straßen und Autobahnen gebaut werden. Der BUND fordert deshalb, auf die
Verlängerung der Stadtautobahn A 100 und auf andere neue
Straßen zu verzichten. Nur so können die Luftgrenzwerte auf
Dauer eingehalten werden. ro
übergeben wurde, kamen noch einmal 46 500 Unterschriften
zusammen, der Verein pro Mellensee sammelte weitere 8 500
Unterschriften.
Immerhin: Erste Erfolge sind sichtbar. Die BVVG erklärte,
zunächst keine weiteren Gewässer mehr zum Verkauf auszuschreiben. Zahlreiche Politiker sprachen sich für einen Stopp
der Privatisierung aus, unter anderem der brandenburgische
Ministerpräsident Matthias Platzeck, Ex-Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und der frühere Umweltminister
Sigmar Gabriel. Was irgendwie lustig ist. Denn die BVVG
ist Tochter der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), die wiederum zum Geschäftsbereich des
Bundesfinanzministeriums gehört. Überspitzt gesagt votierten
hier die früheren Mitglieder der Bundesregierung gegen ihr
eigenes Verwaltungsvorhaben.
Matthias Platzeck hat auch schon wieder einen Rückzieher gemacht: Er lehnt eine Bundesratsinitiative gegen die
Privatisierung ab und will sich stattdessen für eine BundLänder-Arbeitsgruppe einsetzen. Sowohl Platzeck als auch
die Privatisierungsgegner halten allerdings den Effekt einer
solchen Arbeitsgruppe für eher gering. Angesicht der neuen
Regierungskoalition im Bund kann nach Ansicht von Carsten
Preuß nicht davon ausgegangen werden, dass die Regierung
selbst aktiv wird, um die weitere Gewässerprivatisierung zu
stoppen. Die dafür notwendige Gesetzesänderung könne nur
durch eine Bundesratsinitiative in Gang gebracht werden.
Die Unterschriftenliste des BUND gegen die Gewässerprivatisierung kann unter www.BUND-Brandenburg.de herunter
geladen oder telefonisch unter 0331 / 23 70 01 41 angefordert
werden.
Vorrang für
echten Klimaschutz!
Weitere Informationen unter
www.bund-berlin.de/bund_berlinde/home/mobilitaet/gute_
luft/bessere_luft/
Die schwarz-gelbe Koalition muss sich stärker für erneuerbare Energien einsetzen
© oli_ok/photocase
Nicht nur Autos und
Flugzeuge produzieren
klimaschädliche Treib
hausgase, unsere Ernährung verursacht noch
einmal ähnliche Mengen
an CO2 und anderen Gasen.
Über die Klimawirkung
von Produktion, Transport,
Verarbeitung und Zubereitung von Nahrungsmitteln wird jedoch selten
wirklich gesprochen. Das
neue Klimakochbuch, das
der BUND gemeinsam mit
anderen Verbänden herausgibt, hilft mit über 40 Rezepten und vielen Hintergrundinformationen, sich
für kulinarischen Klima
schutz zu entscheiden.
Weniger Fleisch und mehr
Bioprodukte, saisonale und
regionale Vielfalt sind das
Motto. Und die Zutaten
müssen nicht zwangsläufig
Tofu und Grünkern heißen.
Das Klimakochbuch ist im
Franckh-Kosmos Verlag erschienen, kostet 12,95 Euro
und kann im BUNDladen
unter www.bundladen.de
bestellt werden.
Z
Weitläufige Wälder, ein schöner, 200 Hektar großer See und
eine gute Bahnanbindung: Wandlitz ist schon lange ein Ausflugs- und Erholungsort. Leider sind die idyllischen Zeiten
vorbei. Die bundeseigene Bodenverwertungs- und –verwaltungs GmbH (BVVG), die land- und forstwirtschaftliche
Flächen im Osten Deutschlands verwaltet, veräußerte 2003
den Wandlitzsee für 400 000 Euro an einen Düsseldorfer
Rechtsanwalt. Dieser verlangt seither im Namen der Wandlitzsee Aktiengesellschaft Pacht für die Bootsstege im See.
Die Gemeinde Wandlitz musste 60 000 Euro bezahlen, um ihr
Strandbad weiter betreiben zu können. Ähnlich die Situation
am 250 Hektar großen Fahrländer See bei Potsdam: Die Stadt
soll 800 000 Euro für ihn bezahlen, sonst fällt er ebenfalls an
einen privaten Besitzer. Anwohner sollen für die Uferstreifen
110 bis 220 Euro pro Quadratmeter an die BVVG überweisen.
Von Privatisierung ist auch der Mellensee im Landkreis Teltow-Fläming bedroht. Um die Verkäufe der Gewässer endlich
zu stoppen, sammelt der BUND Brandenburg Unterschriften.
Die Aktion soll erst beendet sein, wenn der Bundestag sich
endlich gegen die Privatisierung der Seen ausspricht.
Initiator der Aktion ist Carsten Preuß, Mitglied im Landesvorstand des BUND Brandenburg. Aus seiner Sicht kann die
Bedeutung der Seen als Naherholungsgebiete nicht groß
genug geschätzt werden. Außerdem stellt die Privatisierung
eine Gefahr für das Ökosystem der Seen dar, da die Eigentümer die Gewässer wirtschaftlich nutzen wollen und dementsprechend möglicherweise bebauen und ausbeuten werden.
Das sehen offenbar viele Brandenburger genauso. Bereits bei
einer ersten Online-Petition an den Deutschen Bundestag
sprachen sich fast 29 000 Unterstützer im Internet gegen die
Gewässerprivatisierung aus. Bei der folgenden Unterschriftensammlung, die an den Petitionsausschuss des Bundestages
Am 1. Januar 2010 tritt die zweite Stufe der Umweltzone in Kraft
Klimakochbuch
Info
Kein Vorbild
Der BUND geht davon aus, dass ein Großteil der Mehrkosten
für Mieter dadurch aufgefangen wird, dass die Heizrechnungen mit besserer Dämmung und effizienteren Anlagen
geringer ausfallen. Die Struktur des Stufenmodells erlaubt es
außerdem, dass Hausbesitzer günstige Kredite beziehungsweise Fördergelder beantragen können, was ebenfalls die Kosten
für die Mieter reduziert.
© Howoge
Stadtvertrag
Klimaschutz
BUND Berlin legt eigenes Modell für ein Berliner Klimaschutzgesetz vor
THEMA
Info
Stufenweise das Klima entlasten
Wollte man sie personalisieren, so könnte man sagen, dass
die Umwelt am 27. September 2009 eine ziemliche Bürde
aufgehalst bekam. Denn es steht zu vermuten, dass es mit
der neuen schwarz-gelben Koalition zahlreiche politische
Entscheidungen geben wird, die in den Augen von Umweltschützern mindestens mittel- bis langfristig problematische
Auswirkungen auf die Umwelt und vor allem das Klima haben
werden.
In ihrem Wahlprogramm hatte die CDU/CSU geschrieben,
dass sie die Laufzeiten der Atommeiler verlängern und für
mehr Akzeptanz für konventionelle Kraftwerke, sprich Kohlekraftwerke, werben möchte. Beides Festlegungen, die aus
Sicht des BUND nicht dazu geeignet sind, die Entwicklung
erneuerbarer Energien zu beschleunigen und so das Klima
nachhaltig zu entlasten. Die FDP formulierte etwas unschärfer,
Fusionsforschung – also die Weiterentwicklung der Atom
energie – dürfe „nicht stigmatisiert“ werden, ebenso wenig
wie die grüne Gentechnik. Vor allem auf die Brandenburger
Bürger kommen also keine einfachen Zeiten zu. Sie müssen wieder verstärkt damit rechnen, dass ihr Land auf der
Suche nach Kohle umgegraben und zum Experimentierfeld
für eine höchst zweifelhafte Technologie der Kohlendioxideinlagerung und genveränderter Pflanzen wird. Zumal sich
ihr Ministerpräsident nicht mehr allzu viel mit dem Thema
Umwelt auseinandersetzt (siehe Seite 6).
Klar ist: Schon seit längerem zeigen Umfragen, dass es in der
Bevölkerung eindeutige Mehrheiten gegen längere Laufzeiten
für Atomkraftwerke und Gentechnik in der Landwirtschaft
gibt. Diesem Votum wird sich auch eine schwarz-gelbe Regierung nicht entziehen können. Sie wäre gut beraten, sich
jetzt verstärkt um den Ausbau erneuerbarer Energien zu kümmern und so Tausende Arbeitsplätze in einer zukunftsfähigen
Branche zu sichern. Auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen
im Dezember wird Angela Merkel zeigen müssen, ob ihr der
ehemalige Ruf als „Klimakanzlerin“ noch etwas wert ist. ro
Das Land Berlin und die
Berliner Bezirke kommen
ihrer Pflicht, Energieausweise für alle NichtWohngebäude auszustellen, nicht nach. Dies
ergaben Stichproben des
BUND Berlin in verschiedenen Häusern. Über die
Hälfte wies keinen oder
keinen leicht zugänglichen
Energieausweis auf. Der
BUND fordert, endlich alle
öffentlichen Gebäude mit
bedarfsabhängigen Energieausweisen auszustatten,
diese gut sichtbar aufzuhängen und die Ergebnisse
im Internet einzustellen.
Darüber hinaus sollte
Berlin ein Investitionsprogramm für die Sanierung
der Gebäude auflegen.
www.BUND-Berlin.de
Energieworkshop
für Schüler
Der Energieverbrauch
steigt weltweit und es stellt
sich die Frage, welche
Energiequellen wir langfristig nutzen können.
Das ist der Inhalt des
Workshops „Energie und
Ressourcen“, den die
BUNDjugend Brandenburg
vom 20. November bis
2. Dezember 2009 für
Brandenburger Schulen
und andere Jugendeinrichtungen anbietet. Der Workshop ist ein Angebot für
Projektstunden in Ergänzung zu gesellschafts- und
naturwissenschaftlichen
Unterrichtsfächern.
Zielgruppe: Schüler der
Sekundarstufe 1
Kosten: 55 Euro
Kontakt: Carina Maaß,
Tel: 0331/951 19 71
E-Mail: mail@BUNDjugend-brandenburg.de
www.BUNDjugend-brandenburg.de
Doppelt gut
Die Klinik Bosse Wittenberg in Sachsen-Anhalt
erhält am 29. Oktober
2009 zum zweiten Mal das
BUND-Gütesiegel „Energie
sparendes Krankenhaus“.
Fünf Jahre nach der ersten
Auszeichnung hat die
Klinik ihren bisherigen
niedrigen Energieverbrauch um weitere zwölf
Prozent gesenkt. Dies entspricht einer Reduzierung
um 125 Tonnen Kohlenstoffdioxid jährlich.
www.energiesparendeskrankenhaus.de
Seite 5
Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost (WSD)
will Havel, Spree und den
Sacrow-Paretzer-Kanal
nicht mehr für den Begegnungsverkehr von Großmotorgüterschiffen verbreitern lassen. Das teilte
die WSD im September
2009 mit. Der BUND Berlin
wertet das als einen großen
Erfolg der vom BUND, dem
Havelbündnis, der Grünen
Liga, dem Naturschutzbund
Deutschland (NABU) und
der Deutschen Umwelthilfe getragenen Kampagne
„Stopp Havelausbau“, die
von über 22 000 Menschen
unterstützt wird. Der
BUND erwartet jetzt von
der WSD, dass sie zügig
eine natur- und umweltverträgliche Sanierungsplanung vorlegt. Wenn
die Verwaltung auch
noch bei der geplanten
Vertiefung der Gewässer
einlenke, könne endlich
eine sinnvolle Lösung für
Natur und Binnenschifffahrt gefunden werden
und ein jahrzehntelanger
Konflikt einvernehmlich
beendet werden, sagte
Winfried Lücking, Referent für Gewässerschutz
und Binnenschifffahrt des
BUND. Damit bleiben viele
hundert Meter Uferbereiche
so erhalten, wie sie jetzt
sind und mit ihnen weit
über 1600 Bäume.
Auf Streusalz
verzichten
Laut Berliner Straßenreinigungsgesetz ist es verboten, auf Privatgrundstücken Streusalz oder andere
Auftaumittel zu verwenden. Mit gutem Grund:
Denn das Salz schädigt
Bäume, Tiere, den Boden
und das Grundwasser und
greift auch Häuser und
Fahrzeuge an. Wer gegen
glatte Wege im Winter
etwas tun möchte, sollte
auf Tausalz verzichten
und stattdessen Sand, Kies
oder Sägespäne streuen.
Als Orientierung kann das
Umweltzeichen „Der Blaue
Engel“, mit dem Zusatz
„weil salzfrei“ dienen.
Streumittel mit diesem
Aufdruck beinhalten keine
umweltschädlichen Stoffe.
Weitere Informationen
unter www.BUND.net bei
den Ökotipps.
Seite 6
© BUND-Brandenburg
AKTUELL
Kunst im Wald
Im Bredower Forst befinden sich Deutschlands
ältester Naturlehrpfad und andere
Überraschungen
BUND startet Volksinitiative
„Rettet Brandenburgs Alleen!“
R
und 8 000 km Alleen gibt es Brandenburg, so viele wie
in keinem anderen Bundesland. Aber immer mehr Bäume
werden gefällt, immer mehr Lücken entstehen in den Baum
reihen. Manche Alleen sind bereits ganz aus dem Landschaftsbild verschwunden. Um diesem Prozess Einhalt zu gebieten,
haben am 17. August der BUND, der Naturschutzbund (Nabu),
die Naturfreunde, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der
Verkehrsclub Deutschland (VCD), Robin Wood und die Grüne
Liga die Volksinitiative „Rettet Brandenburgs Alleen!“ ge
startet. Wenn 20 000 Brandenburger sich bis zum 16. August
2010 in die Unterschriftenliste eingetragen haben, muss sich
der Landtag in Potsdam mit dem Thema Alleen befassen.
Der Hintergrund für die Initiative: Eine von der Landesregierung Brandenburgs vorgestellte Alleenkonzeption sieht
vor, dass nicht mehr für jeden gefällten Baum ein neuer
gepflanzt werden soll. Stattdessen sollen jährlich nur 5 000
Bäume nachgepflanzt werden. Nach einem Gutachten des
Infrastrukturministeriums werden in den nächsten Jahren
allein an Bundes- und Landesstraßen jährlich bis zu 9 000
Alleebäume gefällt.
Im brandenburgischen Naturschutzgesetz ist vorgeschrieben,
dass es nicht zu Bestandsminderungen von Alleen kommen
darf und dass Alleebäume rechtzeitig und in ausreichenden
Umfang nachgepflanzt werden müssen. Dies wird mit der
neuen Alleenkonzeption jetzt in Frage gestellt. Die Umweltverbände fordern, dass gefällte Bäume selbstverständlich in
voller Anzahl ersetzt werden müssen. Darüber hinaus soll
die Landesregierung jährlich eine Statistik vorlegen, aus der
hervorgeht, wie viele Bäume abgeholzt und wie viele neu
gesetzt wurden.
S
Auch im Winter wunderschön:
Brandenburgische Alleen
Der BUND und die anderen Umweltverbände kämpfen seit
Jahren für den bestmöglichen Schutz der Alleebäume. Die
Naturschutzverbände haben alles versucht, um die verantwortlichen Ministerien von der Notwendigkeit ausreichender
Nachpflanzungen zu überzeugen. Denn Alleen charakterisieren unsere Landschaft seit Jahrhunderten, geben Heimatgefühl, sind touristischer Anziehungspunkt, verbessern die
Luftqualität, sind Lebensraum für seltene Tiere und tragen zum
von der Europäischen Union geforderten Biotopverbund bei.
Die Landesregierung scheint aber an all diesen Argumenten
nur wenig Interesse zu haben.
Aus diesem Grund hilft jetzt nur noch der politische Druck
einer Volksinitiative, die den Landtag zwingen soll, das Thema
Alleen auf seine Tagesordnung zu setzen. Unterschreiben darf
dabei jede und jeder, die oder der volljährig und in Brandenburg gemeldet ist. Axel Heinzel-Berndt
Unterschriftenlisten können herunter geladen werden unter:
www.BUND-Brandenburg.de oder telefonisch beim
BUND Tel. 0331 / 237 00-141 angefordert werden.
Weitere Informationen unter
www.rettet-brandenburgs-alleen.de
Mit grünen Themen
Wahlen gewinnen
Die brandenburgische SPD sollte den Umweltschutz nicht aus den Augen verlieren
D
er Jubel war groß bei der brandenburgischen SPD am
Wahlabend. Trotz schlechter Ergebnisse auf Bundesebene konnten die Sozialdemokraten im Land zulegen. Erreicht
hatten sie dies mit einem Sympathiewahlkampf für Matthias
Platzeck. Dieser verkaufte sich nicht als Sozialdemokrat, sondern als „der Brandenburger“.
Dennoch kann dieses Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen,
dass das positive umweltpolitische Image von Ministerpräsident Platzeck längst aufgebraucht ist. Offenkundigster Be-
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weis ist: Die Bündnisgrünen haben die Fünf-Prozent-Hürde
genommen und sind erstmals seit 1994 wieder im Parlament
vertreten. Und die beiden Direktkandidaten der Linken in
der Lausitz, Gerd-Rüdiger Hoffman und Carolin Steinmetzer-Mann, haben sich ebenfalls klar durchgsetzt. Sie treten
gegen neue Tagebaue und für einen mittelfristigen Ausstieg
aus der Braunkohle ein. Es ist also möglich, mit dem Thema
Umwelt Wahlen zu gewinnen. Diese Botschaft sollte auch
bei den Wahlstrategen der SPD Brandenburg ankommen.
Axel Kruschat
till ist es im Herbstwald. Die Vögel haben ihr Getriller
eingestellt und sind entweder gen Süden verreist oder
mit der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf beschäftigt. Leise gleiten Regentropfen vom Vormittag durch das
Laub auf die Erde zu. Weicher Waldboden gibt sanft unter
dem Schritten der Wanderer nach und leitet sie immer weiter in das Grün und Braun aus Moos, Stämmen, Ästen und
Blättern hinein. Reste von Hütten sind zu sehen, die Kinder
im Sommer geschickt aus Ästen zu einem Dach stapelten.
Giftgrünes Moos an vermeintlich toten Baumstämmen sendet
leuchtende Signale an fingerlange Käfer und anderes Getier.
Sein Schein steht im Wettstreit mit freundlichen, traurigen
oder gruseligen Gesichtern, die unbekannte Künstler in Neonfarben an dicke Baumstämme gesprüht haben, als wollten
sie verhindern, dass Spaziergänger endgültig in winterliche
Melancholie abgleiten.
Der Bredower Forst zwischen Finkenkrug und Brieselang
wurde bereits 1978 unter Naturschutz gestellt und gehört
damit zu den älteren Naturschutzgebieten in Brandenburg.
Hainbuchen, Trauben- und Stieleichen wechseln sich ab mit
Winterlinden und Ulmen, hier und dort behaupten sich Holunder und wilde Obstbäume. Vor besonders imposanten Gewächsen sind Pfosten aufgestellt, auf deren Vorderseite eine
Frage notiert ist, zum Beispiel vor einer alten Eiche: „Wie
hoch? Wie breit“. Auf der Rückseite die Antwort: 1,30 Meter
breit, 31 Meter hoch – durchaus ein kleines Wunder, dass
dieser Baum so lange vor sich hin wachsen durfte.
Die Pfosten mit den Rätseln sind neueren Datums, ebenso
verschiedene Schautafeln, auf denen Stare, Wasserfledermäuse, Bäume, Pilze und andere Waldlebewesen mit penibler
Detailgenauigkeit aufgemalt sind. Der Bredower Forst beherbergt aber auch Deutschlands ältesten Naturlehrpfad, der
1930 eingeweiht wurde. Wer diesem folgen möchte, muss
fast detektivische Fähigkeiten an den Tag legen. Völlig unauffällig und daher leicht zu übersehen finden sich hier und
dort Zahlen an verschiedenen Bäumen. In einem Prospekt,
den die Oberförsterei Finkenkrug als Kopie zur Verfügung
stellt, ist dann aufgelistet, welche Baumart genau mit welcher
Ziffer gemeint ist.
Der Wille zur Gestaltung ist in dem Waldstück zwischen
Brieselang und Finkenkrug geblieben. So wurden in einem
stillen Tümpel Pfosten eingeschlagen, diese schlugen an ihren
oberen Enden aus und tragen nun auf ihrem Haupt Perücken
aus frischen Trieben. Ein großer Baumstamm versperrt den
Trampelpfad und stellt den der Natur entwöhnten Städter
vor die Frage: Über das glitschige Holz klettern? Einen Umweg in Kauf nehmen? Umkehren? An wieder anderer Stelle
hat die Natur scheinbar eine Burg geformt, mit einem Wall
als Brücke und einem Graben, der zwar ohne Wasser, dafür
aber mit zahlreichen Ästen gefüllt ist. Und schließlich ein
Labyrinth. Das Unterholz wurde niedrig gehalten und eröff-
© BUND Berlin
Havelausbau in Teilen
gestoppt
NATUR ERLEBEN
Mitmachen
Stopp dem
BäumeSchwund
Schöne Vergänglichkeit:
Baummikado im Bredower Forst
net so die Möglichkeit, querfeldein laufend die Wegführung
zu ignorieren. Wer sich aber auf den Irrgang einlässt, wird
möglicherweise an ungeahnter Stelle einen Ausgang finden
und feststellen, dass es nicht so einfach ist, die Orientierung
zu behalten, wenn man sich im Wald mehrfach von rechts
nach links und um sich selbst gewendet hat.
Übrigens: Wer sich nach diesem winterlichen Spaziergang
noch nicht sofort ins Warme begeben, sondern Schritt für
Schritt an die Zivilisation gewöhnen möchte, dem sei noch
ein Besuch am Finkenkruger Lindenweiher empfohlen. Hier
hat die BUND-Ortsgruppe Falkensee zehn Jahre daran gearbeitet, den Teich von Schlamm, Geröll und Unrat zu befreien.
Entstanden ist ein kleines idyllisches Naherholungsgebiet, mit
Seerosen und tief hängenden Weiden, umgeben von einer
Wildrosenhecke.
Kontakte:
Oberförsterei Finkenkrug
Tel.: 033 232 / 360 05
E-Mail: obf.Finkenkrug@affrup.brandenburg.de
BUND Ortsgruppe Falkensee
Tel.: 033 22 / 37 35
E-Mail: BUND.falkensee@BUND.net
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Mitmachen
Winterfest an der Elbe
Tausende von Wildgänsen und Wildschwänen
verbringen den Winter
in der Elbtalaue. Beim
traditionellen Winterfest
auf der Burg Lenzen in
der Prignitz gibt es die
Gelegenheit, mit dem Kanu
zu den Schlafplätzen der
Vögel zu fahren und anschließend mit Bratwurst
und wärmenden Getränken
am Lagerfeuer „Mittwinter“ zu feiern.
Termin: 27. Dezember
2009, ab 14 Uhr
Ort: Burg Lenzen, Prignitz
Kosten: 3 Euro für die
Führung durch die Burg
Lenzen, 15 Euro für die
Kanutour
Teilnahme an der Kanutour nur nach vorheriger
Anmeldung unter
Tel. 05846 / 980 366
Weitere Informationen
unter Tel.: 038792 / 1221
www.burg-lenzen.de
Ausflüge ins
Schlaubetal
Ein Naturerlebnisprogramm und Waldralleys
für Kinder- und Jugendgruppen bietet nach Absprache das Naturschutzzentrum Schlaubemühle im
Naturpark Schlaubetal an.
Am 29. November 2009 um
13 Uhr gibt es außerdem
ein Adventsbasteln mit Naturmaterialien bei Kaffee,
Pfefferkuchen, Waffeln
und Keksen.
Ort: Schlaubemühle im
Naturpark Schlaubetal
Für das Basteln wird
um eine Spende für die
Unkosten der Materialien
gebeten.
Kontakt:
Tel.: 033 673 / 59 52
E-Mail:schlaubemuehle@
t-online.de
Informationen unter
www.schlaubemuehle.de
Seite 7
Herausgeber
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Berlin e.V.
Crellestr.35
10827 Berlin
www.BUND-Berlin.de
und
Landesverband Brandenburg e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 114a
14467 Potsdam
www.BUND-Brandenburg.de
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Tel. 030 / 78 79 00 - 0
E-Mail: redaktion@BUNDzeit.de
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im Mitgliedsbeitrag enthalten
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Die nächste BUNDzeit
erscheint Ende Januar 2010.
Anzeigenschluss ist der
10. Dezember 2009.
Spendenkonto
BUND Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 100 205 00
Kto. 32 888 00
BUND Brandenburg
Mittelbrandenburgische
Sparkasse
BLZ: 160 500 00
Kto. 350 202 62 45
Erbschaften an den BUND
sind nach §13 ErbStG von
der Erbschaftssteuer befreit.
Wir informieren Sie gerne:
erbschaftsratgeber@BUNDBerlin.de
KURZ & BUND
Impressum
Nix kaufen
Grüne Mode in Zahlen
Am 28. November 2009 findet
der "Buy Nothing Day" statt
Weltweiter Umsatz …
Menge an Wasser …
… mit Kleidung und Heimtextilien
aus Bio-Baumwolle im Jahr 2007,
in Milliarden US-Dollar: 1,9
… die durchschnittlich für die
Produktion von einem Kilo Baumwolle verbraucht wird, in Litern:
… mit Kleidung und Heimtextilien
aus Bio-Baumwolle im Jahr 2008,
in Milliarden US-Dollar: 3,2
20 000
J
e weniger wir konsumieren, desto mehr schonen wir die
Umwelt. – Dieser Gedanke steckt hinter dem jährlichen
internationalen Aktionstag „Buy Nothing Day“, zu deutsch:
Kauf-Nix-Tag. Traditionell fällt der Kauf-Nix-Tag auf den
letzten Samstag im November. Dann sollten alle vom Konsumterror der Vorweihnachtszeit geplagten Bürger nicht durch
Einkaufszentren und Supermärkte hechten, sondern sich lieber
mit kreativen Ideen auseinandersetzen und sich Gedanken
über das eigene Konsumverhalten machen.
Erdacht wurde der „Buy Nothing Day“ 1992 von einer kanadischen Werbeagentur und über Jahre hinweg vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac mit Alternativprogramm zum
Einkaufsstress gefüllt. Dem Erfindungsreichtum waren dabei
keine Grenzen gesetzt: Von Ausstellungen über öffentliche
Diskussionen bis hin zur Versteigerung des „Nix“ über Ebay.
Vor allem die saturierten Bewohner der westlichen Welt können so ihre Marktmacht nutzen und gegen umweltschädliche
und unmenschliche Herstellungsbedingungen vieler Produkte
protestieren, die in der westlichen Welt konsumiert werden,
erklärte Attac. Gegenstimmen zum Kauf-Nix-Tag bemängelten, Einkäufe würden nicht gestrichen, sondern lediglich um
ein paar Tage verschoben.
Wie gesagt, auch für dieses Jahr wurde der „Buy Nothing Day“
ausgerufen, Attac hat sich allerdings aus der Organisation konsumkritischer Veranstaltungen für diesen Tag zurückgezogen.
Was nicht heißen soll, dass wir uns nicht alle ein Herz fassen
können und am 28. November 2009 einmal das machen, was
wir wirklich gerne tun: Ein heißes Bad nehmen, ein gutes Buch
lesen oder für die Baumschutzaktivitäten des BUND Berlin
spenden. Und mit hämischem Lachen an die denken, die jetzt
auf schweißtreibender Schnäppchenjagd sind.
Kontoverbindung für die Baumschutzspende an den BUND
Berlin unter www.baeume-fuer-berlin.de
Anstieg des weltweiten
Umsatzes …
… mit Kleidung und Heimtextilien
aus Bio-Baumwolle gegenüber 2007,
in Prozent: 63
Menge an Baumwolle …
… die jährlich biologisch angebaut
wird, in Millionen Tonnen: 0,06
… die jährlich auf konventionelle
Weise angebaut wird, in Millionen
Tonnen: 25
Größe des Aralsees …
… vor dem Beginn der konventionellen Baumwollproduktion in
den 1920er Jahren, in Quadratkilometern: 68 000
… 2004, in Quadratkilometern:
17 000
Geschätzte Menge an
Pestiziden …
… die weltweit pro Jahr beim
konventionellen Baumwollanbau
eingesetzt werden, in Tonnen:
200 000
… die durch moderne Tröpfchenbewässerung für die Produktion
von einem Kilo Baumwolle verbraucht wird, in Litern: 7 000
… die durchschnittlich für ein
T-Shirt verbraucht, verdunstet
oder verschmutzt wird, in Litern:
4 000
… die durchschnittlich für ein Paar
Lederschuhe verbraucht, verdunstet
oder verschmutzt wird, in Litern:
8 000
Zahl der Menschen …
… die jedes Jahr weltweit beim
konventionellen Baumwollanbau
an Pestizidvergiftung sterben:
20 000
Anteil der Deutschen …
… die der Ansicht sind, dass die
Industrie- und Handelsunternehmen
für bessere Arbeitsbedingungen in
der Textilwirtschaft verantwortlich
sind, in Prozent: 70
… die bereit sind, mehr für Kleidung
zu zahlen, wenn sie sozial- und
umweltverträglich produziert wird,
in Prozent: 30
… die beim Kauf von Kleidung
darauf achten, wie diese hergestellt
wird, in Prozent: 5
Ich bin natürlich interessiert ...
... am Abonnement der BUNDzeit, 4 Mal im Jahr, Gesamtpreis 5 Euro
(für BUNDmitglieder und BUNDförderer im Jahresbeitrag enthalten)
... bitte senden Sie mir Informationen über den BUND
Berlin
Brandenburg
... bitte senden Sie mir den E-Mail-Newsletter des BUND Berlin
... an einer Mitgliedschaft beim BUND, denn eine starke Natur- und Umweltlobby braucht eine finanziell
unabhängige Unterstützung (Jahresbeitrag: 50 E, Familien: 65 E, erm. Beiträge möglich)
Name, Vorname
Straße, Hausnummer
PLZ Ort
E-Mail
Bitte ausfüllen, ausschneiden und senden an:
BUND Berlin • Crellestraße 35 • 10827 Berlin bzw.
BUND Brandenburg • Friedrich-Ebert-Straße 114a • 14467 Potsdam
BUNDzeit
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