Deutsche Einheit | S. 3
Digitalisierung | S. 12
Demenz | S. 13
Lothar de Maizière blickt auf
30 Jahre Wiedervereinigung
DAN & Co erleichtern
den Alltag in der Pflege
Daniela Heemeier über Validation
bei desorientierten Menschen
ZEITUNG FÜR MITGLIEDER, MITARBEITER & FREUNDE DES UNIONHILFSWERK
WIR für Berlin
27. Jahrgang | Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
WIR GESTALTEN INDIVIDUELLE LEBENSQUALITÄT
Interview mit dem Schauspieler Christian Näthe
Gemütlich durch
die Krise?!
Was war das bloß für ein Jahr? Ein Jahr,
das durch Corona eine nicht vorstellbare
Entwicklung genommen hat. Ein Jahr, das
gezeigt hat, wie sich Menschen in Krisenzeiten verhalten. Da gibt es zum Beispiel
die, die trotz allem an andere denken, und
es gibt die, die sich selbst am nächsten
sind. Interessant ist aber auch ein anderes
Verhalten, nämlich was Menschen in Zeiten wie diesen konsumieren – und warum.
Es scheint, als hätten einige Länder
während des Lockdowns im Frühjahr den
Titelsong von Disneys Dschungelbuch
»Probier’s mal mit Gemütlichkeit« zu ihrem
Motto erklärt. Darauf könnte man jedenfalls schließen, wenn man sich anschaut,
was in dieser Zeit bei ihren Einwohnerinnen und Einwohnern verstärkt im Einkaufswagen landete.
Umfragen von Meinungsforschungsinstituten ergaben, dass, nachdem im März
das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen kam, beispielsweise in Italien und
Spanien die Nachfrage nach Rotwein
stark anstieg. In Frankreich fanden zudem
Kondome reißenden Absatz. In den Niederlanden standen viele vor den Coffeeshops an, um sich einen Vorrat an dem
dort legalen Marihuana anzulegen.
Und was machten die Deutschen? Beim
Einkaufen war von Gemütlichkeit jedenfalls
nichts zu spüren. Stattdessen machten wir
der uns vom Ausland zugeschriebenen
»German Angst« alle Ehre und horteten vor
allem eines: Klopapier. In den sozialen Medien kursierten unzählige Fotos, die entweder leere Regale zeigten oder glückliche
Menschen, die noch eine Packung ergattern
konnten. In der zweiten Corona-Welle
scheint sich das Hamstern zu wiederholen.
Seit einigen Wochen ist in meinem Stammsupermarkt jedenfalls das »weiße Gold«
spätestens am Abend ausverkauft ...
»Wegkommen vom
Schneller, Lauter, Größer!«
■ Ein persönlicher Rückblick: Wie war
Ihr Jahr 2020?
Es ist ja noch nicht vorbei. Gelangweilt
habe ich mich nicht. Unsere Kinder mussten betreut werden und das Essen auf
den Tisch. Wir haben mit der Band das
entstandene Vakuum für die Produktion
unseres neuen Albums genutzt, welches
Ende des Jahres erscheinen soll!
■ Corona hat ja alle gleichermaßen getroffen, ob erfolgreichen Künstler, Handwerker oder Angestellten: Wie haben
Sie die Krise zu spüren bekommen?
Ich würde nicht sagen, dass alle »gleichermaßen« getroffen worden sind. Wer
z. B. von zu Hause aus arbeiten kann,
also ohne »Publikumsverkehr« und dabei noch die Annehmlichkeiten einer
bequemen Heimstätte genießen kann,
ist meistens im Vorteil. Das ohnehin ambivalente Filmbusiness ist noch vorsichtiger geworden. Ich hatte nur wenige –
aber immerhin ein paar – Drehtage. Ich
konnte einen Pfarrer in der Wendezeit
spielen. Im Synchron ging ein bisschen
was – das war gut. Ansonsten wurden
viele Konzerte abgesagt oder verschoben – und werden jetzt von den Ersatzterminen wieder verlegt. Mal sehen, wie
lange das Spiel so weiter geht.
Foto: © Clemens Porikys
Ohne Gewähr
Gina Schmelter
Alles erdenklich Gute
Gerade nach einem Jahr wie diesem wünschen
wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
den Menschen, die wir auf unterschiedlichen
Wegen begleiten, deren Angehörigen sowie allen
anderen, die unsere Zeitung lesen, ein gesegnetes Weihnachtsfest. Für das Jahr 2021 wünschen
wir viel Glück und Zufriedenheit, vor
allem aber Gesundheit.
Wünscht sich mehr Menschlichkeit: Schauspieler und Musiker Christian Näthe
Christian Näthe ist ein prominentes Fernsehgesicht, Schauspieler, Musiker, Synchronstimme
und Ur-Potsdamer. 1976 in der Stadt geboren,
lebt und arbeitet er dort bis heute. Sein Vater
hatte einen der prominentesten Jobs der
Landeshauptstadt: Er war Inselgärtner auf der
Freundschaftsinsel. Neben der Schauspielerei
für Kino, Film und Bühne ist Christian Näthe
Gitarrist und Sänger einer Comedy-Folkband.
Fortsetzung auf Seite 2
Das Ende der Pandemie
Am Ende des Jahres ist es zur Tradition geworden, auf das vergangene Jahr zurückzublicken,
aber auch einen Blick auf das neue Jahr zu
wagen. Beim Blick auf das Jahr 2021 dürften die
Fragen, wann Corona überstanden sein wird und
wie das Leben danach aussehen könnte, weit
vorn rangieren.
Nachdem die Belastungen der CoronaPandemie im Sommer etwas nachließen,
sind sie durch verschärfte Maßnahmen nun
wieder deutlich zu spüren. Die Sehnsucht
nach einem schnellen Ende ist daher groß.
Der Corona-Impfstoff des Mainzer
Pharmaunternehmens Biontech und sei-
nes US-Partners Pfizer macht Hoffnung.
Denn er könnte in Deutschland Anfang
nächsten Jahres zugelassen werden.
Thomas Mertens, Vorsitzender der
Ständigen Impfkommission des RobertKoch-Instituts geht jedoch von einer flächendeckenden Impfung erst im Jahr
Fortsetzung auf Seite 2
■ Sind Sie froh, dass das Jahr endlich zu
Ende geht und es Zeit wird für etwas
Neues? (also so nach dem Motto »2021 –
bitte kommen!«)
Für eine erleichtert-optimistische Aussage
ist mir die Aussicht auf das Jahr 2021 zu
ungewiss, aber immer noch sehe ich die
Corona-Krise auch als notwendige Chance, mal über den gesamten Apparat nachzudenken. Selbst wenn die »CoronaPhase« irgendwann durchgestanden ist –
dann hält der globalisierte Kapitalismus
mit seinen schnellen Handels- und Reisewegen ja vielleicht schon die nächste
Überraschung in Form eines wie auch immer gearteten Streueffekts für uns bereit.
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
NEUES
Wir und Andere
Auf ein Wort
25 Jahre Werden und Wachsen
Wie Phönix entstieg die im Juni 1995 gegründete
Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH der
Asche des vorangegangenen Trägers Theta Wedding e.V. Seitdem ist das Unternehmen, das innovative Ideen, Marktorientierung und soziale Verantwortung miteinander verbindet, eine Erfolgsgeschichte, auf die ich mit Stolz zurückblicke.
In ihrer anerkannten Werkstatt für behinderte
Menschen beschäftigte die USE Mitte der 90er
Jahre rund 140 behinderte Menschen in acht Gewerken und Dienstleistungen. Heute bietet sie
rund 1.100 behinderten Menschen an 13 Standorten in Berlin und Brandenburg in 30 Gewerken
und Dienstleistungsbereichen Berufliche Bildung
und Arbeit. Auch die Zahl der festangestellten Mitarbeitenden wuchs inzwischen auf über 370 an.
Außerdem kamen weitere Angebote hinzu oder wurden stetig ausgebaut, wie der Integrationsfachdienst, die Unterstützte Beschäftigung, der Beschäftigungs- und Förderbereich oder zahlreiche
attraktive Außenarbeitsplätze, beispielsweise im
Berliner Abgeordnetenhaus und im Roten Rathaus.
■ Jeder hat ja so seine Art gehabt, mit
der Situation umzugehen. Wie haben Sie
versucht, den Kopf freizukriegen?
Ich bin viel Rad gefahren und habe die
Ruhe und Entschleunigung im Frühjahr
durchaus genießen können. Das wiederum
konnte ich nur, weil mir ein paar Rücklagen
zur Verfügung standen. Die Arbeit an den
Songs zu unserem neuen Album hat mich
ebenfalls gut in Anspruch genommen!
Auch die Dosis der konsumierten Nachrichten durfte durchaus mal runtergefahren werden.
Christian Näthe
■ Wie ist Ihr Eindruck: Sind wir solidarischer geworden miteinander?
Ich glaube nicht. Ein Blick nach Moria/
Lesbos genügt mir, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Leider.
■ Bei aller Schwierigkeiten, die ja jeder
in dieser Zeit hat im privaten oder beruflichen Umfeld: Wie können wir dennoch
nicht die Mitmenschlichkeit aus dem
Blick verlieren und die Tatsache, dass andere unsere Hilfe brauchen?
Indem wir uns wie Menschen (im Sinne
von Menschlichkeit!) benehmen. Vertrauen, Solidarität und Zuversicht können
nur gedeihen, wenn sie auch gelebt werden. Wer sich einmauert, verteilt bzw. bezieht auch keine Vitamine mehr! Ab und
zu aus der eigenen Blase raus kommen
und (zumindest als Gedankenspiel) mal
die Position wechseln. Sonst kocht jeder
sein Süppchen, in seiner Box, und verliert
womöglich den Glauben und die Fantasie, das die Welt da draußen neben diversen Unannehmlichkeiten auch noch Brüderlichkeit und (angenehme) Überraschungen für uns bereithält. Allerdings stellen uns die Kontaktbeschränkungen, so
sinnvoll sie sein mögen, hier nun wieder
vor eine zusätzliche Herausforderung.
Foto: © Clemens Porikys
Foto: USE-Mediengestaltung/Denny Rosenthal
Fortsetzung von Seite 1: »Wegkommen vom schneller, lauter, größer!«
■ Haben Sie auch Menschen unterstützt
oder sind sich mit anderen näher gekommen jetzt in der bzw. durch die Pandemie?
Wir haben uns in der Nachbarschaft bisher gut gegenseitig unterstützt. Ich hoffe,
das bleibt so.
■ Haben Sie Menschen in Ihrem Umfeld
durch die Pandemie besser oder anders
kennengelernt bzw. hat die Pandemie oder
der Umgang mit ihr auch Menschen entzweit?
Also bisher gibt es in meinem inneren
Zirkel keine Verwerfungen, aber Diskussionen durchaus! Andere Freunde wiederum haben in ihrem Freundeskreis mitunter durchaus eine spontane »Eiszeit«
eingelegt, weil bei dem Thema die Wellen hochschaukeln. Von den Schlammschlachten in den »sozialen Netzwerken«
halte ich mich fern. Bei Grenzerfahrungen setzen die Pandemie und die Folgeerscheinungen ja durchaus Ängste frei.
Da lernt man, glaube ich, im Allgemeinen
sich selbst und andere »besser« kennen.
■ Gibt es irgendetwas, was Sie für sich
gelernt haben in diesem Jahr, was Sie
mitnehmen?
Die Verbindung unter den Menschen und
zwischen Mensch und Natur, also die Qualität dieser Beziehungen, ist, glaube ich, das
Wichtigste, was wir haben und pflegen sollten! Alles andere ist nur Schminke. Da, wo
es geht, Ruhe ins Spiel bringen und wegkommen vom »Schneller, Lauter, Größer!«
■ Natürlich die Frage zum Schluss: Haben Sie einen guten Vorsatz für das neue
Jahr, der mindestens bis zum Frühling
halten wird?
Sport, gesundes Essen und die Welt retten! Seid lieb zueinander!
Das Interview führte Alexander Dieck
Fortsetzung von Seite 1: Das Ende der Pandemie
Mit der Gründung der Bildung Umschulung Soziales (BUS) gGmbH im September 2000 erweiterte
sich das Angebotsspektrum um die Förderung von
langzeitarbeitslosen Menschen. Das 100-prozentige Tochterunternehmen der USE hat z. B. den
Modellpark Berlin-Brandenburg mit über 80 Modellen historischer Berliner und Brandenburger
Gebäude im Maßstab 1:25 aufgebaut.
Ab Februar 2021 werden die Geschicke der USE
gGmbH in Andreas Sperlichs und Dr. Martin Kaufmanns Händen liegen. Ich werde als Geschäftsführer die BUS gGmbH weiterentwickeln. Darüber
hinaus bleibe ich Vorstandsvorsitzender der Unionhilfswerk-Förderstiftung mit den Schwerpunkten Altershospizarbeit und Mobilität. Eine Aufgabe, die mir ebenfalls sehr am Herzen liegt.
Foto: Freepik.com
Ich wünsche der USE auch zukünftig viele innovative und kreative Ideen bei der Integration von behinderten und benachteiligten Menschen in das
berufliche wie auch gesellschaftliche Leben.
Wolfgang Grasnick
Geschäftsführer Union Sozialer Einrichtungen
(USE) gGmbH und Bildung Umschulung Soziales
(BUS) gGmbH
Christian Näthe wurde 1976 in Potsdam geboren
und mit 13 Jahren für einen DEFA-Kinderfilm
entdeckt. Zeitgleich nahm er für die Verkehrserziehungssendung »Verkehrskompaß« seine erste
Synchronarbeit auf. Aufsehen erregte er mit seiner
Rolle im preisgekrönten Kinofilm »Der Baader
Meinhof Komplex.« Er drehte u. a. mit Götz
George, war im Kassenschlager »Fack ju Göhte«
dabei und ist in erfolgreichen Krimiformaten wie
Tatort, Polizeiruf, Letzte Spur Berlin oder Soko
Potsdam zu sehen. Ende des Jahres bringt er mit
seiner Band ein neues Album heraus und er wird
demnächst als Pfarrer in der ARD zu sehen sein.
Erst durch einen Impfstoff gegen Corona wird sich die Situation entspannen
2022 aus. Das sagte er Ende Oktober gegenüber der Funke Mediengruppe.
»Es wird längere Zeit dauern, bis wir
durch die Impfung eine spürbare Veränderung des Infektionsgeschehens sehen
werden.« Für eine Impfung von 15 Millionen Menschen brauche man 150 Tage,
wenn jeden Tag 100 000 Menschen geimpft werden könnten. Dieses Tempo sei
eine Herausforderung.
Bill Gates ist dagegen optimistischer.
Der Mitbegründer von Microsoft und der
Bill and Melinda Gates Foundation zeigte
sich überzeugt, dass die Corona-Pande-
mie Ende 2021 überstanden sein wird.
Das berichtete die Wochenzeitung »The
Economist« Ende August. Die Gates-Stiftung hat bereits 350 Millionen Dollar als
Reaktion auf die Pandemie gespendet.
Und wie könnte das Leben nach Corona aussehen? Das Wissensmagazin von
ProSieben »Galileo« ist schon Ende Mai
dieser Frage nachgegangen.
Eine Prognose ist beispielsweise, dass
E-Learning, Home-Schooling und Homeoffice auch zukünftig genutzt würden und
das Arbeiten dadurch flexibler wird. Eine
weitere Annahme ist, dass sich die Menschen nach der Krise verstärkt gegen das
Eingreifen des Staats in ihre Grundrechte
wehren könnten, da sie seine Macht zu
spüren bekommen hätten. Außerdem
könnte das Bedürfnis nach Unabhängigkeit bestehen bleiben. So könnte der heimische Balkon weiterhin dafür genutzt
werden, sich teilweise selber zu versorgen. In der Wirtschaft gäbe es ebenfalls
das Bedürfnis nach Unabhängigkeit. Das
Besinnen auf das Lokale, z. B. das Ansiedeln von Produktionsstätten in der Nähe,
könnte zu einem widerstandsfähigeren
Wirtschaftssystem führen.
Gina Schmelter
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
BERICHTEN
Bezirksverbände Berlin
Interview mit Lothar de Maizière
30 Jahre Deutsche Einheit
■ Haben Sie 1990 als neu gewählter Ministerpräsident mit dem so schnellen Ende der
DDR und damit ihrer Regierung gerechnet?
Nein, obwohl absehbar war, dass die Regierung nicht um die Aufgabe herumkommen würde, sich selbst abzuschaffen. Mit
diesem Anspruch wurde auch der Wahlkampf am 18. März 1990 bestritten. Beendigung der Zweistaatlichkeit und den Weg
zur deutschen Einheit ebnen. Allerdings
war nicht klar, wie lange das dauert. In
meiner Regierungserklärung am 19. April
1990 hieß es: »Die Einheit muss so schnell
wie möglich kommen, aber ihre Rahmenbedingungen müssen so gut, so vernünftig, so zukunftsfähig sein wie nötig.« Ich
selbst ging damals davon aus, dass es möglich sein sollte, 1992 mit einer gemeinsamen deutschen Mannschaft zur Olympiade
in Barcelona zu starten.
Foto: Henryk Plötz
Als Schwerpunkt für die November-Sitzung des
Hauptausschusses war ein Gespräch mit dem
letzten freigewählten DDR-Ministerpräsidenten
Dr. h. c. Lothar de Maizière vorgesehen. Da die
Veranstaltung coronabedingt abgesagt werden
musste, folgt anschließend eine Kurzfassung des
Interviews, das der Geschäftsführer der »Deutschen Gesellschaft«, Dr. Andreas H. Apelt, mit
Lothar de Maizière im 30. Jahr der Wiedervereinigung führte.
Wurde besonders durch seinen Beitrag zur
Wiedervereinigung bekannt: Lothar de Maizière
■ Es gibt nicht wenige Kritiker der Wiedervereinigung, die bis heute behaupten,
es handle sich um einen Anschluss der
DDR an die Bundesrepublik. Wie begegnen Sie diesem Vorwurf?
Mit dem Slogan »kein Anschluss unter dieser Nummer« wurde sogar Wahlkampf betrieben, das Ergebnis kennen wir. Der Slogan hat nicht verfangen, die DDR-Bürger
wollten weder für neue sozialistische Experimente noch für eine ungeordnete Wiedervereinigung zur Verfügung stehen. Dem
hat die Regierung im Einigungsvertrag
Rechnung getragen. Die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion war bereits ein erster Schritt. Im Vertrag selbst sind dann Lösungen für die drängenden Probleme
ausgehandelt worden. Und die umfassten
die Fragen der Eigentumssicherung genauso, wie die Anerkennung der Berufsabschlüsse Ost oder das Abtreibungsrecht,
um nur einige der strittigsten Punkte zu
nennen. Die Vereinigung wurde nach Artikel 23 des Grundgesetztes vollzogen, von
Anschluss konnte keine Rede sein.
Die Wiederherstellung der staatlichen Einheit, so betonen Sie oft, ist trotz mancher
Probleme im Einigungsprozess eine Erfolgsgeschichte. Gehen die Deutschen angemessen mit Ihrer Erfolgsgeschichte um?
Manchmal braucht es Jahre, um den Wert
eines einmaligen historischen Vorgangs zu
schätzen. So scheint es auch der Friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung zu widerfahren. Bis heute erinnert
Veranstaltungskalender
Aufgrund der aktuellen Maßnahmen im
Zusammenhang mit der Corona-Krise
finden derzeit keine Veranstaltungen bzw.
Tagesausflüge und Reisen in den Bezirksverbänden statt. Somit entfällt in dieser
Ausgabe der Veranstaltungskalender.
Wir bitten dafür um Ihr Verständnis!
kein zentrales Denkmal an diese Sternstunden deutscher Geschichte, auf die wir
Deutschen zu Recht stolz sein können.
Und das obwohl es seit 1998 dazu Initiativen gibt und der Bundestag 2007 entschieden hat, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin zu errichten. Zum Glück hat
die Deutsche Gesellschaft e.V., in der ich
neben Franz Müntefering Vorsitzender
bin, nicht lockergelassen. Jetzt sind wir
auf einem guten Weg, der Bau hat, wenn
auch spät, begonnen. Wir Deutschen tun
uns eben schwer, selbst mit einer Geschichte des Stolzes und der Freude.
Das Interview führte Dr. Andreas H. Apelt
Foto: Eckhard Laßmann
Singen im Freien
Der Singekreis in unserem Bezirksverband Marzahn-Hellersdorf des UNIONHILFSWERK konnte sich aufgrund der Corona-Pandemie seit März nicht mehr
treffen. Denn um die geforderten Mindestabstände für die etwa 22 Teilnehmer einhalten zu können, ist unser Versammlungsraum im »Kieke mal« viel zu klein.
Doch besondere Umstände erfordern besondere Aktivitäten. Und so wurde die Idee
geboren, dort zu singen, wo es möglich ist
– im Freien, selbstverständlich auch hier
mit dem nötigen Abstand. Und so kamen
14 Sangesfreudige im September im Gar-
Was für die Enkel-Generation heute Alltag ist, scheuen viele Ältere – das Internet.
Immerhin sollen es in Deutschland etwa
zwölf Millionen über 50-Jährige sein. Dabei ist es gar nicht so schwierig, wie man
vielleicht denkt. Starthilfe gibt dabei ein
leicht verständlicher Ratgeber für alle, die
erste Schritte im Internet wagen oder sich
bereits versucht haben.
Der kostenlose »Wegweiser durch die
digitale Welt – für ältere Bürgerinnen und
Bürger« der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen –
gibt einen Überblick über die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Zugleich
beantwortet er zahlreiche Fragen: Wie halte ich online Kontakt zu meiner Familie?
Wie kaufe ich im Internet eine Fahrkarte
oder buche eine Reise? Und wie bewege
ich mich sicher im Netz? In der nun vorliegenden überarbeiteten, aktualisierten und
vom Bundesministerium für Verbraucherschutz unterstützen Neuauflage, finden
sich erstmals Kapitel zu den Themen »Digitaler Nachlass« und »Unterhaltung im
Netz«. Der Ratgeber ist auch als Hörversion erhältlich.
(Zu beziehen ist die Broschüre per Post: Publikationsversand
der Bundesregierung, Postfach 48 10 09, 18132 Rostock)
Foto: iStockphoto / Maria-Symchych-Navrotska
Geheimnis Internet?
ten der Familie Laßmann zusammen. Alle
waren begeistert, denn endlich konnte
wieder etwas gemeinsam unternommen
werden. Auch Singekreis-Leiterin Gisela
Würzebesser hat es sichtlich Spaß gemacht, die Stimmen in die richtigen Tonlagen zu dirigieren. Auf diese Weise kamen
auch die Nachbarn in den Genuss eines
kostenlosen musikalischen Auftritts. Da
das Wetter es gut mit uns meinte, gab es
vierzehn Tage später sogar eine Wiederholung unseres »Freiluftgesangs«. Und eine
Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen.
Eckhard Laßmann
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
NEUES
Foto: Herr Labro | USE-Mediengestaltung
Wir und Andere
Um die Verbreitung des Coronavirus zu reduzieren, dürfen Restaurants Speisen nur liefern oder außer Haus verkaufen
Corona-Pandemie
Von Panik bis Gelassenheit:
Umgang mit der Krise
Die Infektionszahlen in Berlin stiegen in den vergangenen Wochen rasant. Daher hat der Berliner
Senat die Maßnahmen weiter verschärft, um der
Corona-Pandemie entgegenzuwirken.
Seit Anfang November sind Gastronomiebetriebe, Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen geschlossen. Im privaten Bereich
gelten strenge Kontaktbeschränkungen.
Zudem wurde die Pflicht zum Tragen einer
Mund-Nasen-Bedeckung erweitert.
Schüren diese Maßnahmen Ängste oder
sind sie ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein? Sind sie angemessen oder
überzogen? Hier gehen die Meinungen
auseinander. Die große Frage ist, wie der
richtige Umgang mit Corona aussieht.
Weniger Kontakte, weniger Infektionen?
Am 26. November verständigte sich der
Senat in einer Sondersitzung darauf, den
Teil-Lockdown bis zum 22. Dezember zu
verlängern. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte in der
anschließenden Pressekonferenz: »Wir
müssen einen langen Atem haben, um gemeinsam durch diese lange Pandemie zu
kommen«. Es sei eine hoffnungsvolle Entwicklung, dass (...) es eine leicht fallende
Tendenz gebe. »Aber wir können uns nicht
zurücklehnen«, so Michael Müller weiter.
Unterdessen warnte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland
(HDE), Stefan Genth, in der Morgenpost vom
27. November vor dramatischen Folgen der
Verschärfung und Verlängerung des TeilLockdowns. »Der große Verlierer sind viele
Innenstadt-Händler, denen unter den Corona-Bedingungen die Kunden und die Umsätze wegbrechen.«
58 Prozent der Deutschen befürworten
Lockdown-Maßnahmen
Aus dem Politbarometer von ZDF und
Tagesspiegel vom 13. November geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Befragten
die geltenden Bestimmungen für angemessen hält. Noch weitergehendende Maßnahmen fordern 26 Prozent. 14 Prozent finden
sie dagegen übertrieben.
Viele Gegner äußern ihren Unmut über
die Corona-Auflagen in den sozialen Medien. Sie beteiligen sich aber auch an bundesweiten Demonstrationen.
Was genau steckt hinter dem Unmut der
Kritiker? Die Anti-Corona-Demonstration
am 8. August in Stuttgart beispielsweise
gab darüber Aufschluss – aber auch darüber, wie man ihnen begegnen kann.
gefeiert wird, hätte Florian Schröder mit
den Aussagen der Corona-Gegner Pingpong gespielt, schrieb Christiane Peitz im
Tagesspiegel vom 10. August. Er hätte
scharfe Kritik geübt, sie aber auch ernst
genommen. Am Ende seines Auftritts hätten Irritation und Verwirrung geherrscht.
Was hat Florian Schröder in seiner zwölfminütigen Rede, die auf YouTube angesehen werden kann, gesagt? Der Kabarettist
hat beispielsweise gefragt, ob wir in einer
Diktatur lebten. Die anfängliche Zustimmung schlug in Ablehnung um, nachdem
er geantwortet hatte: »Wenn wir irgendeine Form von Diktatur hätten, dürftet ihr
euch hier nicht versammeln und ich dürfte
hier nicht sprechen.«
Außerdem fragte Florian Schröder das
Publikum, ob es die totale Meinungsfreiheit wolle. Er erntete zuerst wieder Zustimmung. Der Unmut folgte, als er sich für
Maskentragen und Abstandsregeln aussprach. Daraufhin erwiderte Florian Schröder: »Wenn ihr für Meinungsfreiheit seid,
müsst ihr meine Meinung aushalten.«
Mit Hegel Corona-Kritiken Paroli bieten
Was für ein Umdenken nötig ist
Kabarettist Florian Schröder hat zu den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern der
»Querdenken«-Kundgebung an jenem
Samstag gesprochen. Mittels der auf These, Antithese und Synthese basierenden
Dialektik von Georg Friedrich Wilhelm Hegel, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr
Florian Schröders Auftritt regt zum
Nachdenken an. Aber führt er auch zu einem Umdenken? Dazu äußerte sich Gesundheitspsychologin Jutta Mata am 23.
September in der Berliner Zeitung. Jeder
Einzelne sollte »nicht nur wissen, was er
tun kann, sondern auch, wie er es tun
kann«. Darüber hinaus seien Bedingungen
zu schaffen, die verantwortungsvolles Verhalten fördern, zum Beispiel Masken leicht
verfügbar machen. Es gehe auch darum, zu
verstehen, was es bringt, wenn eine bestimmte Verhaltensregel befolgt werden
soll, so Jutta Mata.
Und wie kann sich die Politik in dieser
Situation verhalten? Der Sozialpsychologe
Florian Kaiser, der an der Universität Magdeburg zum Verhalten von Menschen in
Krisen forscht, hat bereits am 10. April im
MDR eine Empfehlung gegeben. »Die Viruskontrolle ist viel dominanter als alle anderen Werte unserer Gesellschaft. Mittelfristig muss die Politik nun die anderen
Werte miteinberechnen und einen Kompromiss finden, der alle Bedürfnisse besser
abdeckt – und nicht nur eines.«
Rückmeldungen von Klienten und Angehörigen zeigen, dass dies den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des UNIONHILFSWERK seit Beginn der Pandemie im
März gelungen ist. Ob in der Kinderbetreuung oder Altenpflege, in der Eingliederungs-, Wohnungslosen- oder Flüchtlingshilfe: Sie haben mit viel Kreativität und
Einfühlungsvermögen das Leben in der
Krise für die ihnen anvertrauten Menschen
erträglich gemacht.
Gina Schmelter
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
ENGAGIEREN
Freizeit schenken
Unabhängig und engagiert
Die beeindruckende Geschichte eines jungen
Mannes, der sein Schicksal meistert
Er lacht viel und gerne. Pascal ist ein großer
kräftiger Kerl, der fünf Mal in der Woche zum
Kraftsport geht und stolz seine Muskeln zeigt. 32
Jahre ist er alt und sagt: »Ich nehme komplett am
Leben teil.« Keine Selbstverständlichkeit, denn
der ausgebildete Verkäufer und Industriemechaniker ist seit neun Jahren blind.
Ein besonderer Stammtisch
Foto: privat
Es war der 13. März 2011. Das Datum
wird er nie vergessen. »Ich konnte nicht reden, nicht allein essen und trinken, nicht
sprechen, ich lag drei Monate im künstlichen Koma«, erzählt er. Die Ärzte hatten
ihn fast aufgegeben, aber er schaffte es.
Seine Eltern haben ihn immer unterstützt,
gemeinsam mit ihm für seine Gesundheit
gekämpft. Heute wohnt er allein in seiner
Wohnung, die Eltern darüber im ersten
Stock. Pascal ist unabhängig. Das ist ihm
wichtig. Dass er nicht mehr sehen kann,
bedeutet aber, dass er sein Leben stark
verändern musste. Die Hauptstraße kann
er nicht allein überqueren, es gibt keine
barrierefreie Ampel. Deshalb muss ihn jemand zum Kraftsport begleiten. Der tägliche Sport macht ihm großen Spaß. »Man
muss nicht sehen können, um Sport zu machen«, sagt er.
schnell. »Ich Pascal, 32 Jahre alt, möchte etwas erleben.« So hatte er sich bei der Kontaktstelle PflegeEngagement Reinickendorf
des UNIONHILFSWERK gemeldet und
Kontakt zu Freiwilligen bekommen.
Pascal braucht Hilfe, bietet aber auch selbst
Hilfe an
Freiwilligenarbeit unterstützt
Einmal in der Woche kommt Daniel zu
Besuch und dann unternehmen sie etwas.
Daniel ist 36 Jahre alt und Freiwilliger. Vor
wenigen Wochen waren sie in der »Mall of
Berlin«. Pascal wollte unbedingt die superscharfe Currywurst essen, die nur dort angeboten wird. Daniel begleitete ihn und gemeinsam hatten sie viel Spaß. Auch im Kino
Die Kontaktstelle unterstützt pflegende
und betreuende Angehörige sowie pflegebedürftige Menschen jeden Alters, bietet
aber noch viel mehr. »Wir fördern auch
nachbarschaftliche Kontakte und Initiativen und vermitteln Freiwillige, also Menschen, die sich engagieren wollen«, erzählt
Christine Gregor, eine der Projektkoordinatorinnen. So kam es auch zum Kontakt
zwischen Pascal und Daniel. Das Engagement ist aber nicht einseitig. Denn Pascal
hat entschieden, dass er auch Freiwilligenarbeit leisten möchte. »Ziemlich gute Technik« heißt seine Austauschrunde zu technischen Alltagshilfen für Menschen mit
Behinderungen. »Als Blinder weiß ich, wie
wichtig es ist, von Technik oder Software
zu erfahren, die hilft«, sagt er. Da gibt es
zum Beispiel ein Programm, das bei Lebensmitteln jeden ISBN-Code liest und
sagt, was das für ein Produkt ist.«
Manuela Kasper-Claridge
waren sie schon. Pascal hörte sich während
der Vorstellung die Hörfilm-Fassung über
sein Handy an. Er begeistert sich für Technik, denn die ermöglicht ihm den Zugang
zu Büchern oder zu sozialen Netzwerken.
Dank der Technik »liest« er ohne Probleme
»WhatsApp«-Nachrichten auf seinem
Smartphone und antwortet sekunden-
Kontakt
Wer mitmachen möchte oder sich in der
Freiwilligenarbeit engagieren möchte, meldet
sich bei der Kontaktstelle PflegeEngagement
Reinickendorf, Tel. (030) 417457 52
Veranstaltungen
16.2.2021, 16.30-19.30 Uhr
Einführung zu Verschwörungsideologien und
Antisemitismus mit Melanie Herrmann | digital
23.2.2021, 16.30–19.30 Uhr
Desinformationen und Verschwörungsideologien online begegnen
mit Teresa Sündermann | digital
2.3.2021, 17.30-19.30 Uhr
Digitale Kompetenzen I:
Einführung sich online treffen und engagieren
mit Elisabeth Schwerdtner
UNIONHILFSWERK
Richard-Sorge-Str. 21 A, 10249 Berlin
14.4.2021, 18-20 Uhr und
Online-Modul: 15.4.2021, 18-19 Uhr
Digitale Kompetenzen II:
Online-Treffen veranstalten und sich digital
engagieren mit Elisabeth Schwerdtner
UNIONHILFSWERK
Richard-Sorge-Str. 21 A, 10249 Berlin
17.4.2021, 10-13 Uhr
Wald-Sein und Auftanken mit Anja Lindner
Schönholzer Heide, Berlin-Pankow
Treffpunkt: S-Bhf. Schönholz
27.4.2021, 17-19 Uhr
Digitale Kompetenzen III: Follow-Up:
Online-Konferenzen und digitales Engagement
mit Elisabeth Schwerdtner | digital
Anmeldungen: freiwillig@unionhilfswerk.de
Tel. (030) 41726-131
Gesucht
Begegnungsprojekt Empowerment+ zeigt Wirkungen
Foto: Patricia-Kalisch
Insgesamt gab es 38
sogenannte Tandems, in
denen Freiwillige des
UNIONHILFSWERK
Neu-Berlinern mit Rat
und Tat zur Seite standen. Aktuell sind noch
22 Tandems aktiv, die
die Zeit bis zum Jahresende für gemeinsame
Unternehmungen nutzen. Die Tandems trafen
sich mindestens einmal
pro Woche für gemeinsame Unternehmungen
etwa zur Vermittlung
Das Empowerment+-Team (v.l.n.r.): Yamen Aljeash, Simone Baumer,
von Sprachkenntnissen,
Daniel Büchel und Theresa Rupprecht
zur Unterstützung bei
Bewerbungen oder zu
Ein erfolgreiches Projekt der Flüchtlingshilfe
gemeinsamen Freizeitaktivitäten wie Museumsbesuchen, Sport- oder Kulturveranstaldes UNIONHILSWERK geht seinem Abschluss
tungen. Zusätzlich engagierten sich Neuentgegen: Empowerment+ startete Anfang 2019
Berliner selbst freiwillig für ältere
und läuft nun zum 31. Dezember aus. »Das
Menschen und als Engagementbotschafter.
Projekt wurde über den Europäischen SozialVorgesehen war, dass die Tandems minfonds für zwei Jahre gefördert«, erläutert Theresa
destens drei Monate zusammenbleiben.
Rupprecht. Eine Verlängerung werde es nicht
»Oft bestanden die Tandems ein halbes
geben, bedauert die Projektkoordinatorin, die
Jahr und länger«, sagt Theresa Rupprecht.
eine positive Bilanz zieht.
Dabei seien auch feste Freundschaften
entstanden, wie bei jenem Mann aus Syrien, der in seiner Heimat einen Garten mit
Olivenbäumen besaß. Über seinen Tandempartner kam er in Berlin zu einem
Kleingarten, wo beide inzwischen gemeinsam erfolgreich Tomaten anbauen.
Theresa Rupprecht freut sich über das
positive Feedback, das ihr die Teilnehmer
vermittelten. Wenn es überhaupt etwas
gibt, das kritisch zu erwähnen wäre, so ist
es der große bürokratische Aufwand, der
mit der Förderung durch den Europäischen Sozialfonds verbunden war. Jede
Menge Formulare waren auszufüllen und
viele Unterschriften zu leisten. Rückblickend war es das aber wert.
Herzlichen Dank an das Projektteam mit
Theresa Rupprecht, Simone Baumer, Yamen
Aljeash und Projektleiter Daniel Büchel für
die geleistete Empowerment-Arbeit.
Helmut Herold
Förderhinweis
ESF im Land Berlin
Ein Projekt der Stiftung Unionhilfswerk Berlin
Du kannst Zuhören und begeistern? Als Teil
des Beratungsteams unterstützt du interessierte Menschen, ein passgenaues Engagement zu finden / Reinickendorf, Friedrichshain
Digital Natives für die technische Unterstützung bei digitalen Veranstaltungen / Nutzungen über MS-Teams- und Zoom und bei der
Heranführung an die digitale Welt / berlinweit
Hausaufgabenbetreuung von Grundschulkindern aus Flüchtlingsfamilien nachmittags nach
der Schule in unserer Flüchtlingsunterkunft /
Köpenick (Rahnsdorf)
Spaziergänge mit älteren Menschen und
Menschen mit Behinderungen aus Wohnheimen / Wilmersdorf, Pankow, Kreuzberg,
Treptow
Hospizengagierte für Lebens- und Sterbebegleitung und Patientenverfügungsberatung /
berlinweit
1:1-Mentoring während Ausbildung und in der
Berufsorientierung / berlinweit
Kontakt: freiwillig@unionhilfswerk.de
Tel. (030) 41726-131
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
GESTALTEN
Lebensqualität stiften
STERNENFISCHER
Zwei Frauen mit Visionen:
ein Doppelportrait
Foto: Gabriel Mariño
Fachwissen. »Sie hat ein strategisches Gespür, sie kennt sich sehr gut aus mit Finanzen und Anträgen. Hier kann ich von ihr
lernen.« Außerdem sei Anne Eilert sehr gut
geschult in gewaltfreier Kommunikation,
was gerade in Konfliktgesprächen sehr
hilfreich sei. Gemeinsam seien sie ein gutes Team, da sind sich beide einig.
Von Kolleginnen zur Doppelspitze: Anne Eilert und Luisa Clauß von den STERNENFISCHERN.
Im Hintergrund: Stefanie Wind, Fachbereichsleiterin Stiftungsprojekte
Anne Eilert und Luisa Clauß haben am 1. August
die Leitung des STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick übernommen. Zwei
Kolleginnen, die sich mögen. Zeitgleich ist spürbar, wie unterschiedlich beide sind. Das Modell
der Co-Leitung wird bei den STERNENFISCHERN
zum ersten Mal realisiert.
Im August sind Anne Eilert und Luisa
Clauß als Doppelspitze des STERNENFISCHER-Teams gestartet. Als Leitungen in
der Gesamtverantwortung, in Teilzeit jeweils weiterhin in der Basisarbeit der
STERNENFISCHER verankert. Anne Eilert
ist wie zuvor im ESF-Projekt KIEZTANDEM tätig, Luisa Clauß als Freiwilligenkoordinatorin in der Beratung und Vermittlung interessierter Engagierter. Damit sind
sie Gesichter für ein modernes Verständnis
von Leitung. Der Weg an die Spitze geebnet vom Gesamtteam, das dieses Modell
gemeinsam in einer Supervision entwickelt
und vorgeschlagen hat.
»Von der Kollegin zur Vorgesetzten – der
Klassiker, der nie reibungslos läuft«, unterstelle ich. Die neue Beziehungsebene sei
natürlich auch eine Herausforderung, so
Anne Eilert. Es gäbe unterschiedliche Erwartungshaltungen im Team, wie weit die
Leitung steuern sollte. Grundsätzlich seien
sich aber alle Kolleginnen und Kollegen einig, dass sie als Team arbeiten wollen, das
aktiv in Entscheidungsprozesse eingebun-
den wird. Und diese Haltung ist Programm:
Teamcoaching, Teamsupervision, interne
Klausur. Zeit, die investiert wird, um sowohl inhaltliche Akzente als auch Arbeitsprozesse gemeinsam zu entwickeln.
Bei diesem Prozess der Teamentwicklung sei ein engmaschiges Zusammenspiel
unabdingbar, konstatiere ich. »Wie arbeitet ihr zusammen? Wie ergänzt ihr Euch?«
Anne Eilert, 33 Jahre, Berlinerin, studierte Kulturwissenschaftlerin mit Master
in Soziokulturellen Studien, beschreibt ihre
Luisa Clauß, ebenfalls 33, ist sichtbar gerührt, während Anne Eilert sie beschreibt.
»Ich bin überrascht über diese Einschätzung und freue mich darüber.« Sie selbst
kommt in Köpenick nach einem bewegten
Leben mit vielen Stationen zur Ruhe, hat
ihr Zuhause gefunden. Als Tochter eines
Biologen-Ehepaares war sie schon als kleines Kind viel in der Welt unterwegs. In
Göttingen geboren, aufgewachsen in der
Dominikanischen Republik und in Mexiko,
zog es sie zum Studium zurück nach
»Wenn die Leute Denken, die STERNENFISCHER haben
gute Ideen und trauen sich, neue Formate
zu erproben, dann haben wir einen guten Job gemacht.«
Kollegin Luisa Clauß als besonders empathisch. Sie habe stets ein offenes Ohr. »Dabei
ist sie weitaus geduldiger als ich es je sein
könnte«, gibt sie mit einem Schmunzeln zu.
Dies sei sehr ausgleichend in der Zusammenarbeit. »Luisa bleibt stets gelassen und scheut
sich auch nicht, Grenzen klar zu benennen.«
Besonders betont Anne Eilert das Talent ihrer
Kollegin, für alle Teammitglieder ein Setting
von Geborgenheit und guter Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Deutschland. Zunächst nach Leipzig, dann
Berlin. Die Ethnologin mit Master in Interkultureller Kommunikation lebt nun seit
März mit ihrem Mann im Herzen von Köpenick. »Ist der Berliner Südosten nicht
langweilig für eine Weltenbummlerin wie
dich?«, will ich wissen. Das Gegenteil sei
der Fall, sie habe nach einem Zuhause gesucht und habe es hier gefunden, antwortet Luisa.
An ihrer Leitungs-Kollegin Anne Eilert
schätze sie vor allem ihre Klarheit und ihr
Was beide verbindet, sind eigene Erfahrungen im Engagement: Während Anne
Eilert ab 2013 Sprachkurse für Geflüchtete
in Unterkünften gegeben hat, war Luisa
Clauß für Straßenkinder in Mexiko und
während des Studiums in einem Besuchsdienst und im Betreuten Wohnen für alte
Menschen aktiv. Ihr Engagement hat ihnen
die Bedeutung hauptamtlicher Strukturen
aufgezeigt. Und auch die Kraft bürgerschaftlichen Engagements, die insbesondere Anne Eilert als Engagierte in der Flüchtlingshilfe erlebt hat: »Die Lebensbeding
ungen in der Unterkunft waren sehr
schlecht. Wir Engagierten haben hier den
Finger in die Wunde gelegt und gemerkt,
dass wir mit unserem Einsatz etwas bewegen können.«
Diese Erfahrungen und Überzeugungen
sind für beide inzwischen auch Motor ihres
beruflichen Handelns. »Engagement ist
wichtiger denn je«, so Anne Eilert. Und deshalb seien Einrichtungen wie STERNENFISCHER gefragt, nach neuen Wegen zu suchen, um zahlreiche Personen für ein
Engagement zu begeistern. Hier seien auch
im Zuge der Pandemie in den vergangenen
Monaten neue Formate erfolgreich erprobt
worden, zum Beispiel Upcyclingworkshops,
die digital veranstaltet wurden, erläutert Luisa Clauß. »Wir müssen gucken, mit welchen Themen wir Menschen begeistern und
dann das Thema Engagement platzieren«,
davon sind beide überzeugt.
Für die Zukunft der STERNENFISCHER
haben sich beide viel vorgenommen: »Wir
wollen mehr Familien erreichen, noch bessere Zugänge zu jungen Menschen schaffen, über Aktionen die Vielfalt des Engagements sichtbarer machen. Wenn die Leute
denken »die STERNENFISCHER haben
gute Ideen und trauen sich, neue Formate
zu erproben, auch wenn nicht alles klappt,
dann haben wir einen guten Job gemacht.«
Stefanie Wind, Fachbereichsleiterin Stiftungsprojekte
STERNENFISCHER
Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick
Oberspreestr. 182
12557 Berlin
Telefon: 030 24358575
info@sternenfischer.org
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
AKTIV SEIN
Körper & Geist
Aufs Rad gekommen
Per Drahtesel
durch die kalte Jahreszeit
Thomas Thielking ist Koordinator im
Verbund Betreutes Wohnen Mitte und fährt
täglich mindestens acht Kilometer nach
Alt-Moabit: »Als Koordinator bin ich viel
unterwegs und besuche mehrere Standorte regelmäßig. Da komme ich oftmals auch
auf 20 Kilometer am Tag«. Bisher hatte er
für die kürzeren Strecken oft ein Falt-Rad
dabei, »aber für größere Entfernungen ist
das einfach nichts«.
Auch das UNIONHILFSWERK ist aufs
Rad gekommen, Während die USE bereits
seit Sommer 2018 über das Portal »Jobrad«
bezuschusste Fahrräder zum Leasing anbietet, setzen die Unionhilfswerk Sozialeinrichtungen seit diesem Sommer auf »Businessbike«.
Andere
Unionhilfswerk-Gesellschaften befinden
sich aktuell noch in der Planung bzw. in
Gesprächen mit Anbietern.
Das Prinzip ist auf beiden Portalen ähnlich: Nach der Registrierung wird der gewünschte Händler in der Nähe ausgewählt
und dort das passende Rad ausgesucht. Ist
das Rad bestellt, folgt die Bestätigung
durch das UNIONHILFSWERK. Dann heißt
Foto: privat
Die U- und S-Bahnen sind voll und die Luft steht:
Im Herbst und Winter ist das Pendeln mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln manchmal unangenehm. In diesem Jahr kommt neben der Maske
noch das mulmige Gefühl dazu, keinen Abstand
halten zu können. Daher ist das Rad aktuell die
beste Alternative.
Ist aufs Rad gekommen: Thomas Thielking, Koordinator im Verbund Betreutes Wohnen Mitte
es: Losradeln – zur Arbeit, im Alltag, im Urlaub oder zum Sport. Abgezahlt wird das
neue Rad in 36 Monatsraten.
Dienstrad genutzt, weil Sie zum Beispiel zu
häufig wechselnden Einsatzorten fahren
müssen, zahlt das UNIONHILFSWERK die
Raten bis zu einem bestimmten Betrag. Andere Kolleginnen und Kollegen können das
System der Gehaltsumwandlung nutzen,
bei dem die Raten selbst getragen werden.
Gespart wird aber in jedem Fall, denn
durch eine Gehaltsumwandlung gehen die
Leasingraten vom Bruttolohn ab, so werden also Steuern gespart.
Thomas Thielking freut sich: Sein
schnelles, geländegängiges Gravelbike ist
rechtzeitig vor seinem Urlaub angekommen. Außerdem konnte er am »Stadtradeln« im September teilnehmen. Im Team
des Betreuten Wohnens Mitte waren sieben Kolleginnen und Kollegen. So entwickelte sich das Radfahren zur Team-Building-Maßnahme. »Wir feuerten uns da
gegenseitig an«, erzählt er.
Insgesamt traten 89 UNIONHILFSWERKER beim »Stadtradeln« in die Pedale und
fuhren 6.985 Kilometer in 30 Tagen. Damit
lagen wir berlinweit auf dem 12. Platz.
Ganz besonders fleißig war USE-Kollege
Dirk Netzner: Er allein radelte 1.466 Kilometer! Die versprochene Fahrradtasche für
den Erstplatzierten hatte er sich damit
mehr als verdient.
Wie die genaue Bezuschussung durch
das UNIONHILFSWERK dann aussieht, ist
unterschiedlich: Wird das Fahrrad als
Irena Welslau
»Yoga ist Meditation in Bewegung«
Maria Reich leitet seit über vier Jahren einen
Yoga-Kurs in der USE. Auf welche Elemente Sie
setzt und welche positiven Effekte entstehen,
erzählt sie uns in einem kurzen Gespräch.
Foto: Caroline Pitzke
■ Welche Wirkung hat Yoga auf den Körper?
Yoga wirkt sich positiv auf den ganzen
Körper aus: Das Nervensystem erfährt Entspannung, Muskelpartien werden tief gedehnt, die inneren Organen werden massiert, die Wirbelsäule gestreckt und
gedreht.
Ich unterrichte den inzwischen weltweit
verbreiteten Vinyasa-Flow-Yoga-Stil. Mir
ist wichtig, dass besonders die Körpermitte
gestärkt wird, denn sie bildet für den Aufbau der meisten Asanas (Haltungen) die
Basis.
■ Auch auf den Geist?
Wenn man sich den Geist als offenes Meer
vorstellt, kann man sich vorstellen, dass
die Gedankenwellen durch die Yogapraxis
ruhiger werden können. Man kann KlarMaria Reich empfiehlt, gerade in
der kalten Jahreszeit ein gemütliches »Yoga-Eckchen« einzurichten
heit gewinnen. Das ist kein Versprechen,
doch ich als Lehrerin zum Beispiel gebe
immer wieder Hinweise wie: »Achte auf
deinen Atem. Bleib in Verbindung mit deinem Atem. Höre deinen Atmen. Spüre deinen Atem.« Dadurch wirkt die Yogapraxis
wie Meditation.
■ Welche Zielgruppe kann mit Yoga angesprochen werden?
Yoga ist universell und wird weltweit praktiziert. Es gibt Yogastile für Schwangere,
für Krebserkrankte, für ältere Senioren, für
Menschen mit psychosomatischen Störungen, für Burn-out-Patienten, für Kinder, für
Jugendliche, für Leute, die viel am Schreibtisch sitzen, für Spitzensportler. Man kann
pauschal sagen: »Wenn du einen Körper
hast, kannst du Yoga machen.«
■ In Zeiten von Corona ist ein gängiges
Gruppentraining nicht immer unbedingt
möglich. Welche Alternativen empfehlen
Sie?
Online-Yoga. Das Angebot ist riesig und
großartig. Besonders in Berlin. Ist doch
schön, sich zuhause mal so ein heiliges Yo-
gafleckchen einzurichten. Kerzen, Blumen, schöne Wanddeko, eine gute Matte –
da kann man sich doch mal was gönnen.
Besonders in dieser kommenden, dunklen
Jahreszeit.
■ Gibt es auch Übungen für Zuhause?
Selbstverständlich. Madi Morrison auf
YouTube macht es vor.
■ Sie haben seit einiger Zeit auch einen
Podcast. Was können wir dort hören?
Die, die meinen Podcast hören, sind Menschen, die gerne „nach innen schauen“
und über sich selbst mehr erfahren wollen.
Ich stelle oft auch einfach Fragen, die man
vielleicht mal hören muss, um weiterzukommen. Es geht um inneres Wachstum,
Zwischenmenschliches, Persönlichkeitsentwicklung, Energie. Die letzten Folgen
hießen z. B.: »8 Zeichen, dass du was verändern solltest« und »So triffst du gute
Entscheidungen«.
Die Fragen stellte Hendrik Lüttschwager
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
WACHSEN
Spielen, lernen, Spaß haben
Jubiläen: Tramper Weg und Lissabonallee
Herzlichen Glückwunsch!
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kindertagesstätten des UNIONHILFSWERK haben in
der Corona-Pandemie vieles möglich gemacht,
aber eines konnten sie nicht: feiern. Aufgrund
der Einschränkungen fielen auch die Jubiläumsfeste der Kita Kinderinsel / L’Île-aux-enfants im
Tramper Weg zum 15. und der Kita MontessoriKinderhaus Lissabonallee zum 20. Bestehen aus.
Wir nehmen die Jubiläen zum Anlass, um den
Kitas zu gratulieren und mehr über sie und ihre
Leiterinnen zu erfahren.
■ Das Besondere an unserer Kita ist …
… dass das Gebäude eine bestimmte Ausstrahlung hat. Diese spürt man sofort,
wenn man das Gebäude betritt. Was für
ein schönes, lichtdurchflutetes Haus und
welch ein Glück, dass ich hier arbeiten
darf und das Geschehen mitgestalten
kann.
wie ein stets gut belegtes Haus mit
fröhlichen Kindern, aktiven Eltern und engagierten Fachkräften.
■ Verzichtet hätte ich gerne auf …
… die Überflutung in der nahen Umgebung der Kita im Jahr 2016. Aufgrund dessen ist ein Wasserschaden im Kellerbereich unsere Kita entstanden.
■ Ein besonders schönes Ereignis war …
… die einwöchige Bildungsreise mit 16 pädagogischen Fachkräften nach Amsterdam mit dem geförderten EU-Programm
»Leonardo da Vinci – Lebenslanges Lernen – Mobilität«.
Foto: Ilka Posin
Karin Bedau, Kita-Leiterin Montessori
Kinderhaus Lissabonallee
■ Mein Lieblingsgeburtstagslied ist …
… »Am Fenster heute Morgen, da piepst
es ohne Sorgen«.
■ Für unsere Kita wünsche ich mir …
… dass wir immer wieder die Herausforderungen der Zeit annehmen und gemeinsam mit allen Beteiligten bewältigen, so-
Foto: Adeline Alvarez
■ Verzichtet hätte ich gerne auf …
… auf den Brand in einem Gruppen- und
Nebenraum mit Feuerwehreinsatz und
umfangreichen Schäden an Inventar und
Materialien.
■ Wenn in unserer Kita Geburtstage gefeiert werden, dann …
… bekommt das Geburtstagskind eine
schöne gebastelte Krone und ein persönliches Geburtstagsritual. Dazu wird der Jahreskreis gelegt und das Kind zeigt Fotos
aus den ersten Lebensjahren.
■ Ein besonders schönes Ereignis war …
… dass wir am 17. April 2015 die Kriterien
der Qualitätscharta für deutsch-französische Kindertagesstätten erfüllt haben. Dadurch wurde die Kinderinsel als »ElyséeKita 2020« anerkannt.
Mamy Boullet-Raoeliarisoa, Kita-Leiterin
Kinderinsel / L’Île-aux-enfants im Tramper Weg
■ Das Besondere an unserer Kita ist …
… das zweisprachige Konzept. Ich finde es
sehr spannend und es passt zu mir. Zugleich war mir aber von Anfang an bewusst, dass das Konzept große Herausforderungen mit sich bringt. Diesen stelle ich
mich nach wie vor sehr gerne.
■ Wenn in unserer Kita Geburtstage gefeiert werden, dann …
… sitzt das Geburtstagskind mit einer Krone im Stuhlkreis. Wir singen sein Lieblingsgeburtstagslied und spielen sein Lieblingsspiel.
Ihm
wird
dann
sein
Geburtstaggeschenk ausgehändigt und
zum Schluss gibt es die Geburtstagsbrauserakete.
■ Mein Lieblingsgeburtstagslied ist …
… »La chanson de L’Île-aux-enfants«, dass
für das 10. Jubiläum geschrieben wurde.
»Du und ich, wir lieben unsere Kinderinsel. Petits et grands, bienvenue sur notre
île-aux-enfants …«
■ Für unsere Kita wünsche ich mir …
… dass gerade in dem sozialen Brennpunkt, Märkisches Viertel, dieses besondere und wertvolle Konzept weiterhin anerkannt wird und für die Zukunft erhalten
bleibt.
Die Fragen stellte Gina Schmelter
Kindertagesstätten
Husten, Schnupfen – Corona?!
Eltern und pädagogische Fachkräfte erleben gerade täglich, was es bedeutet, unter Corona-Hygienemaßnahmen und -plänen zu arbeiten. Beide Seiten befinden sich
in einem ständigen Zwiespalt: Auf der einen Seite stehen die Eltern, die einen Betreuungsanspruch haben und ihren beruflichen Verpflichtungen nachkommen
müssen. Auf der anderen Seite stehen die
besorgten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Gesundheit der Kinder und der
Kolleginnen und Kollegen schützen wollen
und müssen, um eine konstante Betreuung
der Kinder zu sichern. Denn ist erst einer
krank, sind schnell alle krank.
Seit der Rückkehr in den Regelbetrieb
wird verstärkt auf einen guten Informationsaustausch zwischen Kita und den Eltern
zu den aktuellen Regelungen geachtet. In
Bring- und Abholsituationen werden verschiedene Gesundheitsindikatoren mit einbezogen, u. a. Verhalten des Kindes bei der
Übergabe, Nachfrage bei den Eltern über
besondere Vorkommnisse. Im Bedarfsfall
Foto: istockphoto / Imgorthand
Alle Jahre wieder schnellen im Herbst die Zahlen
der Erkältungserkrankungen nach oben. Auch
die Kinder in unseren Kitas sind hin und wieder
anfällig für Husten und Schnupfen. Jeder weiß:
Kranke Kinder gehören nicht in die Kita, trotzdem
sind sie keine Ausnahme. Das Dilemma zeigt sich
unter einem Corona-Brennglas dieses Jahr sogar
noch deutlicher.
steht den pädagogischen Fachkräften, der
messbare Indikator des Fiebermessens
über ein berührungsloses Infrarot-Fieberthermometer zur Verfügung. Doch der
wichtigste Indikator, um den Gesundheitszustand eines Kindes besser einschätzen zu
können, ist das Vertrauen der gemeinschaftlichen Erziehungspartnerschaft von
Eltern und pädagogischen Fachkräften.
Trotz allem: Eltern und Pädagogen brauchen gerade in diesen Zeiten Transparenz,
Verlässlichkeit und gegenseitiges Verständnis, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen – die Gesundheit aller zu schützen!
Um mit den Worten von Christiane von
Gierszewski, eine unserer engagierten Kitaleiterinnen, abzuschließen: »Lasst uns
gerade jetzt das Menschliche hochhalten.«
Corinna Welthe, pädagogische Fachberatung
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
MITMACHEN
Es ist normal, verschieden zu sein
Übergangswohnheim Neukölln
Foto: Gordon Delf
Arbeit und Alltag während
der Pandemie
Malaktionen bringen Farbe in den Alltag – besonders in Zeiten wie diesen
Siri Handloegten, Soziologie-Studentin der
Universität Potsdam, hat im Sommer im Übergangswohnheim Neukölln des UNIONHILFSWERK
Interviews mit Menschen, die dort leben und
arbeiten, zu ihren Erfahrungen und Eindrücken
in der Corona-Pandemie geführt und dazu einen
Blogartikel verfasst. Im Mittelpunkt des Beitrags für die »Wir für Berlin« stehen Auszüge mit
Schilderungen von Fachkräften in der Betreuung.
Einrichtungsleiterin Carolin Rosner rundet den
Beitrag mit Beispielen, die den großen Einsatz
ihres gesamten Teams zeigen, ab.
Aus der Sicht beinahe aller Befragten
wurde die Situation gut gehandhabt. »Ich
fand es erstaunlich, wie gut sich die Bewohner an den Abstand und die Masken-
pflicht gehalten haben. Und es gab auch
erstaunlich wenig Krisen. Ich glaube, sie
haben alle gemerkt, es ist jetzt eine Ausnahmesituation. Und das haben auch die
Bewohner ziemlich gut hingekriegt, finde
ich«, äußert sich eine Sozialarbeiterin.
Was eine große Veränderung darstellte,
war der reduzierte Kontakt zwischen Betreuenden und Bewohnenden.»Die Betreuung lebt ja vom persönlichen Kontakt«,
sagt eine andere Sozialarbeiterin.
Die Leitung der Einrichtung kritisierte,
dass Informationen und neue Maßnahmen
nicht in einer leicht zu lesenden Variante
veröffentlicht wurden. Sie nahm sich daher
Zeit, sie sprachlich umzuformulieren, um
die Regeln für die Bewohnenden verständlicher zu machen.
Die Wertschätzung und Aufwertung sozialer Berufe ist durch die Pandemie stark
in den Fokus gerückt – wir erinnern uns an
den Beifall an Arbeitende im Gesundheitswesen und eine Verhandlung der Erhöhung von Gehältern. Diese Art der Wertschätzung blieb in der Öffentlichkeit für
diese Berufsgruppe aus. Ein Betreuer berichtet, wie es war, in der Anfangsphase
der Pandemie für die Bewohnenden einkaufen zu gehen. Normalerweise gehört es
mit zur Alltagsstruktur, dass sie Einkäufe
für die eigene WG selbst erledigen. Doch
um Ansteckungen im Supermarkt zu verhindern, wurde dies von den Betreuenden
übernommen. Da somit für besonders vie-
le Menschen eingekauft werden musste,
wurde er für einen »Hamsterkäufer« gehalten und von anderen Menschen im Supermarkt beschimpft. »Man hat extra gearbeitet und man wurde von der Gesellschaft
aber nicht für diesen Einsatz wertgeschätzt.«
»Das Einrichtungsteam hat überlegt, wie
es die Einschränkung des sozialen Radius
für die in den Wohngemeinschaften lebenden Menschen erträglicher machen kann«,
erinnert sich Carolin Rosner. Daraufhin
wurden Beschäftigungsboxen für das Zimmer zusammengestellt, z. B. mit Sudoku,
Keksen und Blumensamen für die Fensterbank, Hunde wurden zum Streicheln mitgebracht. Es gab Versteckaktionen im Garten, Singrunden, Bastelaktionen und
handwerkliche Anleitungen. Außerdem fanden sogenannte Wohnzimmertheater statt,
bei dem vom Fenster aus einer Aktion im
Garten zugeschaut werden konnte. »All das
war für die Bewohnenden genauso wie für
das Betreuungsteam in dieser Zeit mit durchgängig schlechten Nachrichten eine willkommene Ablenkung«, so die Einrichtungsleiterin.
Siri Handloegten, Gina Schmelter
ZUM BLOGBEITRAG
www.uni-potsdam.de/de/
sozialstrukturanalyse/blog
Joachim-Fahl-Haus
Menschen, die in Wohnheimen leben, haben es
in Zeiten der Corona-Pandemie aufgrund der
Kontaktbeschränkungen besonders schwer. Das
ist bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des
Joachim-Fahl-Hauses des UNIONHILFSWERK in
Wedding nicht anders. Den kreativen Betreuungskräften ist es aber gelungen, mit immer neuen
Ideen für Abwechslung und Beschäftigung zu
sorgen, mit der Gründung einer Gartengruppe
zum Beispiel.
Einrichtungsleiterin Kirsten ThammKabteni und einige Kolleginnen und Kollegen hatten im Frühjahr die Idee, den großen Garten umzugestalten. Gesagt, getan.
Einige von ihnen, die selber einen Garten
haben, brachten daraufhin selbstgezogene
Pflanzen mit. Im Mai und Juni legten sie
gemeinsam mit bis zu sieben Bewohnerinnen und Bewohnern Flächen frei. Danach
folgte das Pflanzen der vorgezogenen und
gekauften Tomaten, Zucchini, Kürbisse,
Kohlrabi, Erdbeeren und Kräuter. Außerdem verschönerten sie den Garten
mit allerlei verschiedenen Blumen.
Große Unterstützung erhielt die
Gartengruppe von der Union Sozialer
Einrichtungen gGmbH, einer Tochtergesellschaft des UNIONHILFSWERK. Sie
brachte die bestellte Erde, pflanzte einen
Mirabellen- und einen Zwetschgenbaum,
diverse Beerensträucher, Kletterpflanzen und eine Sommerhecke.
»Im September gab es eine
große Ernteaktion und im An-
schluss ein gemeinsames Essen«, sagt Kirsten Thamm-Kabteni. Unsere Hauswirtschafterin und einige Kolleginnen bekochten alle, die aus den fünf Häusern dabei
sein wollten, mit reichlich Kürbissuppe,
leckerem Ofengemüse und anderen
Köstlichkeiten.
Die Gartengruppe habe auch im
nächsten Jahr viel vor, verrät die
Einrichtungsleiterin. »Geplant sind
beispielsweise eine Blumenwiese für
unsere zwei Bienenvölker und das Pflanzen einer Brombeerhecke.«
Mit dem Gärtnern und
Selbstversorgen liegen
die Bewohnerinnen
und Bewohner des Joachim-Fahl-Hauses
voll im Trend. Seit Beginn der Corona-Pandemie
nutzen immer mehr Menschen verstärkt
Balkon, Terrasse oder Garten, um die eigene Umgebung schön und sich unabhängiger zu machen.
Gina Schmelter
Foto: Joachim-Fahl-Haus
Mit Gärtnern und Selbstversorgen voll im Trend
Umgraben, pflanzen, ernten:
Die Gartengruppe hatte viel zu tun
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
DAZU GEHÖREN …
Mittendrin …
Berliner Designer setzen auf inklusive Produktion
Nachhaltig ist das
neue schick
dem Team um Caterina Salvati zu den derzeit sehr angesagten Haarbändern verarbeitet. »Wir haben diese Arbeit in viele
kleine Prozesse aufgeteilt, sodass sowohl
starke als auch schwache Beschäftigte an
dem Produkt arbeiten können.« Insgesamt
sieben Beschäftigte wirken auf diese Weise an dem Fashionteil mit.
Foto: Herr Labro | USE-Mediengestaltung
T-Shirts aus Bettwäsche
Fachgebietsleiterin Caterina Salvati sortiert Designer-Hoodies und - T-Shirts, die ihr Team produziert
Erst seit einem Jahr leitet Caterina Salvati die Auftragsschneiderei der USE. Allein in dieser Zeit sind drei neue Kunden,
die großen Wert auf Nachhaltigkeit legen,
dazu gekommen: MOOT, Les Lunes und
Yoru. Alle drei suchten nach einem sozialen Unternehmen in Berlin, das ihre Produkte zu fairen Bedingungen herstellt. Für
die Maßschneidermeisterin Salvati waren
das geradezu Wunschkunden. Sie beschäftigt sich schon lange mit dem Thema »Upcycling« (der Umwandlung von Abfallstoffen zu neuen Produkten) und hat in ihrer
früheren Laufbahn bereits für umweltbewusste Unternehmen wie »Bis es mir vom
Leibe fällt« gearbeitet.
»Wir waren gleich auf einer Wellenlänge, das macht die Zusammenarbeit sehr
angenehm«, berichtet Salvati. »An unseren
besonderen
Produktionsbedingungen
herrschte von Beginn an großes Interesse.
Durch unseren regelmäßigen Austausch
sind die Designer nah dran am Prozess –
eine Drucksituation entsteht so gar nicht
erst.« Denn in der Schneiderei der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der
USE arbeiten 27 Menschen mit einer meist
psychischen Behinderung. Hier müssen die
Arbeitsprozesse so gestaltet werden, dass
die Menschen mit ihren unterschiedlichen
Fähigkeiten sie gut ausführen können –
und manchmal müssen sie auch – an die
aktuelle Tagesform angepasst werden.
Hoodies zum Wohlfühlen
Während Les Lunes und MOOT sich bereits am Markt etabliert haben, steckt das
Label Yoru noch in den Kinderschuhen.
Zwei junge Modedesign-Studentinnen
möchten das Kleidungsstück, das wohl fast
jeder junge Mensch in seinem Kleiderschrank hat – einen schwarzen Hoodie – so
fair und nachhaltig wie möglich produzieren. Nach ersten Gesprächen im Sommer
hat die Schneiderei Ende September mit
dem Zuschneiden und Nähen der Kapuzenpullis begonnen. »Die Herausforderung
hier ist das Garn. Während alle anderen
Materialien zertifiziert sind, haben wir
noch keines gefunden, das auch unseren
Qualitätsansprüchen genügt«, beschreibt
Catrina Salvati den Prozess. Aber auch hier
sind die Designer und die Schneiderin zuversichtlich, einen guten Weg zu finden.
Ursula Laumann
Haarbänder aus B-Ware
Besonders die Aufträge von Les Lunes
eignen sich hierfür. Das Modelabel, das feine Jumpsuits, Leggings und Oberteile aus
gemütlichen Stoffen unter fairen Bedingungen in China produziert, lässt Haarbänder, sogenannte Scrunchies, bei der
USE fertigen. B- und C-Ware, also Produkte, die kleine Mängel aufweisen, werden
nicht einfach weggeworfen, sondern von
Foto: Moot
In der Mode geht es schon lang nicht mehr nur
um Geschmack und Preis. Immer mehr rücken
das Material und die Bedingungnen, unter denen
die Kleidungsstücke hergestellt werden, in den
Fokus. Ein Grund, warum die Schneiderei der
USE gGmbH bei jungen Berliner Modedesignern
immer beliebter wird.
Auch die Idee hinter »MOOT - Made
out of trash« ist ähnlich. Aus alter, gespendeter Bettwäsche, die niemand mehr haben möchte, stellt das junge Berliner Unternehmen coole T-Shirts her. Die
USE-Schneiderei erhält das von MOOT
bereits eingefärbte, saubere Bettzeug zum
Vernähen. Die Textilien werden zunächst
auseinandergeschnitten und von Reißverschlüssen und Knöpfen befreit. Aus diesen
vorbereiteten Stoffstücken schneiden die
USE-Beschäftigten T-Shirts in den Größen
XS bis L zu. Im Anschluss werden die Zuschnitte zusammengenäht. Da die unterschiedlichen Stoffe nicht immer leicht zu
bearbeiten sind, braucht es hier eine gute
Vorbereitung und Einarbeitung, bis der
Arbeitsprozess gut läuft und von den Menschen mit Behinderung nahezu selbstständig ausgeführt werden kann.
Auch wenn das Fashionteil mittlerweile
trotz seines stolzen Preises von 49 Euro sehr
nachgefragt ist, passen sich die jungen Designer den Produkitionsbedingungen der
Schneiderei an. Im ersten halben Jahr wurden gut 100 T-Shirts hergestellt.
Stylische T-Shirts aus alter Bettwäsche,
das ist das Konzept von MOOT
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
… DURCH ARBEIT
… und doch geschützt
Nachhaltige Arbeitsfördermaßnahmen
Foto: USE gGmbH
Neue Arbeit – mit guten
Konzepten zum Marktführer
In der »Essbaren Stadt« in Potsdam war die Ernte reichhaltig – dank einer Maßnahme der USE gGmbH
Zu den frühen Projekten der Neuen Arbeit zählen die gemeinnützige Fahrradwerkstatt und die darauffolgende Textilbörse »Schatzkammer« – beides Angebote
für bedürftige Menschen, die bis heute
nicht nur in Kleinmachnow, sondern auch
über die Region hinaus einen sehr guten
Ruf genießen. Die »Schatzkammer« wird in
Kooperation mit dem Unionhilfswerk Landesverband Brandenburg e.V. und der Gemeinde Kleinmachnow geführt. Die Gewerke dienen als Einsatzstellen für
sogenannte Arbeitsgelegenheiten mit einer
Mehraufwandsentschädigung (AGH-MAE)
und sollen die Teilnehmenden stabilisieren
und unterstützen. Da in dem betuchten
Vorort Berlins aber schon seit Jahren nahezu Vollbeschäftigung herrscht, war dies
von Beginn an kein leichtes Unterfangen.
Foto: Privat
Bereits seit 2008 betreibt die USE die »Neue
Arbeit« in Kleinmachnow, mit der sie u. a. Gruppen- und Individualmaßnahmen für arbeitslose
Menschen anbietet. Das Ziel: die Teilnehmenden
so zu stabilisieren und zu motivieren, dass der
Schritt in ein Arbeitsverhältnis in erreichbare
Nähe rückt. Von einem kleinen Anbieter in einer
Region mit wenig arbeitslosen Menschen hat sich
die Neue Arbeit bis heute zu einem Marktführer
im Bereich Arbeitsgelegenheiten in Potsdam
entwickelt. Das Erfolgsrezept: innovative, kreative
Konzepte für Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen bis hin zu Menschen mit einem
Migrationshintergrund.
Der Projektleiter Neels Wirringa
Ein Grund mehr, um das Angebot auf Potsdam auszuweiten.
Innovativ und erfolgreich
Auch hier ist das elf-köpfige Team um
den Diplom-Sozialwissenschaftler Neels
Wirringa mit viel Erfolg unterwegs. Mit anfänglichen Maßnahmen zum Biberschutz,
zur Biotop-Pflege oder zum Tierschutz
überzeugte die Neue Arbeit die Stadt Potsdam. Denn durch sie bekommen Men-
schen mit multiplen Vermittlungshemmnissen nicht nur eine reelle Chance der
sozialen Teilhabe, sondern tatsächlich auch
eine sinnvolle Aufgabe – wovon wiederum
die Parks und damit die Bürger profitieren.
Neels Wirringa schätzt die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter der Stadt Potsdam:
»Die Maßnahmen werden in einem Konzeptwettbewerb vergeben und Innovation
wird geschätzt.«
Und das auch unter erschwerten CoronaBedingungen. Kurz vor dem Telefoninterview für die »Wir für Berlin« hat die Neue
Arbeit den positiven Bescheid für sieben
eingereichte Maßnahmen für die kommenden Jahre erhalten. Mit attraktiven und
durchdachten Angeboten wie »Klimaschutz
und gesunde Ernährung im Quartier«, »Die
essbare Stadt«, »Willkommen in Deutschland« oder das »Repair Café« überzeugte
das Team das Jobcenter und wurde zum
Marktführer auf diesem Gebiet.
Die »Essbare Stadt« ist zum Beispiel ein
Projekt, das die Biodiversität und die soziale Gemeinschaft in Potsdam fördert. Mitten in der Stadt gegenüber dem Obelisken
in der Schopenhauer Straße bauen zehn
langzeitarbeitslose Menschen gemeinsam
mit Freiwilligen und unterstützt vom Grünflächenamt auf einer 300 qm großen Fläche
Gemüse an. Hier wachsen Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Möhren, Salate, Kräuter und
Blumen – sehr zur Freude der Menschen
und Bienen.
Ein Ziel: Integration von Geflüchteten
Seit 2015 entwickelt die Neue Arbeit
auch individuelle Coachings, die auch gerne von geflüchteten Menschen genutzt
werden. Während es bei langzeitarbeitslosen Menschen viel um Motivation und
Struktur geht, benötigen geflüchtete Menschen Unterstützung in anderer Form, so
Wirringa. Durch Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine kann das Team um
den jungen Sozialwissenschaftler Familien
oder Bedarfsgemeinschaften individuell
unterstützen – zum Beispiel beim Übersetzen und Anerkennen von Zeugnissen, dem
Schreiben von Bewerbungen und bei der
Jobsuche – ein wichtiger Schritt in Richtung Integration.
Aber auch deutsche Teilnehmende
können von dem individuellen Coaching
profitieren. So werden die Teilnehmenden in einer Gruppenmaßnahme stabilisiert, über einen Akivierungs- und Vermittlungsgutschein sensibilisiert und
über das Bewerbungscoaching in den Arbeitsmarkt integriert.
Auch wenn er bei jeder Ausschreibung
um den Zuschlag bangen muss, mag der
geborene Ostfriese seinen Job sehr: »Es ist
immer wieder toll zu sehen, dass die Idee,
die ich im Kopf hatte, sehr schnell real werden kann.«
Ursula Laumann
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
BETREUEN
Sich wohlfühlen – zu Hause sein
Pflegewohnheim »Dr. Günter Hesse«
Digitale Lösungen für eine bessere
Versorgung der Menschen
Sie befinden sich sowohl in den Dienstzimmern als auch in den Wohnbereichen
des Pflegewohnheims in der Pankower
Straße 14: die Computer mit der Pflegesoftware DAN. Am PC in den Dienstzimmern
steht die gesamte Dokumentation inklusive
eines umfassenden Controllings zur Verfügung. In den Wohnbereichen befinden sich
Touchmonitore. Mittels eines personalisierten Schlüssels können Pflegekräfte anhand
der Tagesstruktur der Bewohnerinnen und
Bewohner dokumentieren.
Um die Prozesse weiter zu verschlanken,
hat mittlerweile auch das Praxisteam um
Hausärztin Dr. Andrea Hering Zugriff auf
DAN. Mindestens einmal am Tag werden
Anfragen der Pflegefachkräfte zeitnah beantwortet. »Dadurch ist die Versorgung der
Bewohnerinnen und Bewohner, z. B. mit
notwendigen Therapien, deutlich schneller
als vorher«, sagt Jenny Gührke, Pflegedienstleiterin des Pflegewohnheims »Dr.
Günter Hesse«. Auch andere Ärzte, mit denen die Einrichtung eng zusammenarbei-
Foto: Paul Weise
Das Pflegewohnheim »Dr. Günter Hesse« des UNIONHILFSWERK setzt auf Digitalisierung. Schon
im letzten Jahr wurden DAN-Produkte eingeführt –
Hard- und Software für eine einfachere Pflegedokumentation. Seitdem wird kontinuierlich daran
gearbeitet, die vielen Möglichkeiten der Software
in den Arbeitsalltag zu integrieren. Neben DAN
könnten zudem bald weitere digitale Lösungen
Einzug halten, um Arbeit und Kommunikation zu
erleichtern.
Heiko Zickert, Wohnbereichsleiter im Pflegewohnheim Dr. Günter Hesse, an einem Touchmonitor
von DAN
tet, sollen demnächst auf DAN zugreifen
können.
»Seit wir DAN nutzen, ist das Arbeiten
leichter geworden. Die Informationen sind
übersichtlich dargestellt und lassen sich
schnell ändern. Zudem hat sich die Kommunikation verbessert. Alle haben den
gleichen Wissensstand«, so Jenny Gührke
weiter. Die Entwicklung sei auch deshalb
notwendig, um mit anderen Trägern mit-
halten zu können. Durch DAN werde das
UNIONHILSWERK als Arbeitgeber attraktiver.
Einrichtungsleiter Paul Weise schwebt
zudem vor, die Pflegedokumentation
ortsunabhängig zu machen. »Die Kolleginnen und Kollegen sollen die Dokumentation im ganzen Haus erledigen können,
nicht nur an den Touchmonitoren in den
Wohnbereichen.« Auch dafür biete DAN
Lösungen an, ob Tablet, Mobiltelefon oder
Laptop.
Außerdem hofft Paul Weise, dass das ERezept bald zum Einsatz kommt. Das elektronische Rezept ist eine neue digitale
Form der Datenübertragung zwischen Arzt
und Apotheke. »Auch das E-Rezept macht
vieles leichter, so übernimmt es beispielsweise den Bestand der Medikamente.«
Dem Einrichtungsleiter liegt noch etwas
Anderes am Herzen: »Ich möchte die Angehörigen stärker einbeziehen.« Mit der
App »Myo« würde Paul Weise sie gerne
am Alltag der in seinem Haus lebenden
Menschen teilhaben lassen. Außerdem
könnten die Angehörigen Beiträge von der
Einrichtung erhalten und kommentieren.
Auch Videotelefonie und die Optimierung
von Prozessen, z. B. Menüauswahl, ermögliche die Anwendung.
Die Wunschliste von Paul Weise ist lang,
aber manchmal werden Wünsche wahr –
nicht nur an Weihnachten.
Gina Schmelter
Pflegedienst Friedrichshain
Der nicht ganz einfache Weg
zur anerkannten Pflegefachkraft
Den B1-Sprachkurs hat Zhihai Song bereits bestanden sowie den Anerkennungskurs
für seine Ausbildung. Jetzt
fehlt nur noch die erfolgreiche
Teilnahme am B2-Sprachkurs.
Erst dann kann die Anerkennung als examinierte Pflegefachkraft in Deutschland beantragt werden.
Foto: Peggy Kontny
Zhihai Song ist in China geboren. Dort hat der 30-Jährige eine
Ausbildung zum examinierten
Krankenpfleger absolviert. Später
hat er im Kongo einige Jahre in
einem chinesischen Krankenhaus
gearbeitet. Seit Juli 2019 ist Zhihai
Song im Pflegedienst Friedrichshain des UNIONHILFSWERK tätig.
Sein Ziel ist es, auch in Deutschland als anerkannte Pflegefachkraft zu arbeiten.
Unterstützung erhält er vom stellvertretenden Pflegedienstleister, André Glinski.
Er kennt nicht nur den Pflegedienst Friedrichshain, bei dem er seit 1999 arbeitet, wie
seine Westentasche; er legt auch großen
Wert auf gute Sprachkenntnisse.
André Glinski hat sich daher überlegt,
mit welcher Literatur er dazu beitragen
könnte, die Sprachkenntnisse seines jungen Kollegen zu verbessern. »Etwas in einfacher Sprache könnte funktionieren«, war
er sich sicher und stieß auf das Werk »In 80
Tagen um die Welt« von Jules Verne, das
im November 2018 in einfacher Sprache
erschienen ist.
Auf Jules Verne kam André Glinski
nicht von ungefähr, denn der französische
Schriftsteller zählte in seiner Jugend zu
seinen Lieblingsautoren. André Glinski beAndré Glinski (links) ist für Zhihai Song nicht
nur Leitungskraft, sondern auch Mentor
stellte also die 40-seitige Ausgabe in einfacher Sprache und gab Zhihai Song Hausaufgaben auf. »Diese bestanden darin,
immer ein Kapitel zu lesen und es schriftlich zusammenzufassen«, so der stellvertretende Pflegedienstleiter. Mündlich habe er
gute Fortschritte gemacht, schriftlich müsse er noch besser werden. Daher habe er
den B2-Sprachkurs im ersten Anlauf leider
nicht bestanden.
»Eine neue Sprache neben dem Beruf zu
lernen ist nicht einfach – gerade wenn man
in einem sehr verantwortungsvollen und
auch körperlich anstrengenden Bereich
wie der Altenpflege arbeitet«, erklärt André Glinski. »Da weiß man, was man getan
hat.« Obwohl die Zeit knapp ist, hilft er
Zhihai Song weiterhin, indem er ihn immer
wieder korrigiert. Außerdem rät André
Glinski ihm, öfter deutsches Fernsehen zu
schauen. Für die nächste Prüfung heißt es
dann fest die Daumen drücken!
Gina Schmelter
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
LEBEN
Würdevoll und selbstbestimmt – bis zuletzt
Interview
Total Pain
In die Schuhe des
Anderen schlüpfen
Mehr als Medikamente
die Schuhe des Anderen zu schlüpfen.
Daniela Heemeier arbeitet seit 2006 im UNIONHILFSWERK, zuerst in der Pflegedienstleitung
und nun in der Zentralen Anlaufstelle Hospiz.
Von der Validation bei Menschen mit Demenz
nach Naomi Feil ist sie sehr angetan. Wieso das
so ist, erzählt Daniela Heemeier im Interview.
■ Wann sind Sie das erste Mal auf Validation gestoßen?
2008 habe ich an einem Workshop mit
Naomi Feil, die das Konzept der Validation entwickelt hat, teilgenommen. Ihre
Persönlichkeit, ihr Erfahrungsreichtum im
Umgang mit Menschen mit Demenz und
ihr schauspielerisches Talent haben mich
sehr beeindruckt. Bei der Validation geht
es darum, dem Gegenüber zu zeigen,
dass man seine Wirklichkeit als gültig anerkennt. Bildhaft gesprochen heißt das, in
■ Welche Erfahrungen machen Sie in der
Praxis?
Ich begleite eine über 90 Jahre alte Seniorin. Zu Beginn wendet sie sich oft ab. Aber
wenn ich mich zentriere, mich auf sie einstelle, offen und empathisch bin, kommen
wir meist doch ins Gespräch. Dann erzählt
sie von ihren Söhnen und der harten Arbeit nach dem Krieg. Über ihre »Jungens«
zu sprechen, zaubert ein Lächeln in ihr Gesicht. Ich merke, dass sie stolz auf ihre Söhne ist und wie wichtig es ihr ist, eine gute
Mutter zu sein.
■ Würden Sie anderen empfehlen, sich
mit diesem Thema auseinanderzusetzen?
Validation als Konzept zur wertschätzenden Kommunikation mit desorientierten
Menschen kann ich allen in der Pflege
und im Sozialwesen empfehlen. Da sie
zudem eine Zufriedenheit stiftende Haltung ist, kann ich Validation aber auch
grundsätzlich empfehlen, unabhängig
vom Gegenüber und der Berufsgruppe.
Das Interview führte Gina Schmelter
Richard-von-WeizsäckerJournalistenpreis
Verleihung im
nächsten Jahr
Foto: Dirk Müller
Foto: Patricia-Kalisch
■ Haben Sie seitdem mit diesem Thema
zu tun?
Ich habe mich immer wieder mit Validation beschäftigt. Seit September nehme ich
am Kurs »Validation®-Anwender/in (Level I)« vom Autorisierten Zentrum für Validation in Wachenheim teil und befinde
mich derzeit in der Praxisphase. Außerdem unterstütze ich im Fachbereich Ambulante Dienste, Validation in den Pflegegesellschaften des UNIONHILFSWERK
zu implementieren.
Der Fachdialog Palliative Geriatrie befasste sich mit dem vielschichtigen Schmerzkonzept »Total Pain«
Alt sein ist oft mit körperlichen Schmerzen verbunden. Deren Linderung hat oberste Priorität.
Im Fachdialog Palliative Geriatrie im Oktober,
der sich mit dem Konzept »Total Pain« von Cicely
Saunders beschäftigte, wurde aber auch deutlich, dass Schmerzen zudem andere Ursachen
haben können.
Wie umfassend Schmerzen sein können, zeigt folgendes Beispiel: Ein 79-jähriger Patient auf einer Palliativstation litt
an einer Krebserkrankung. Er klagte diffus über Angst und Schmerz, vor allem
dann, wenn eine Entlassung anstand. In
einem persönlichen Gespräch stellte sich
heraus, dass der 79-Jährige Angst vor der
Einsamkeit hatte, die ihn zu Hause erwartete, weshalb er seine verbleibende Zeit
lieber im Krankenhaus verbringen wollte.
Dieses Gefühl verstärkte wiederum den
Schmerz.
Gerade in der Corona-Pandemie sind
alte und kranke Menschen aufgrund der
Kontaktbeschränkungen einsam. Daher
appellierte Andreas Lüdecke, Geschäftsführer und Koordinator im Hospiz Lippe,
an die Gesellschaft und die Institutionen,
alte Menschen nicht auf eine Schutzbedürftigkeit zu reduzieren. »Es muss ein
Weg gefunden werden, der Schutz, pro-
fessionelle Versorgung und Behandlung
sowie Begegnung ermöglicht und dabei
die alten Menschen in ihrer Autonomie
achtet und eigenverantwortlich entscheiden lässt.«
Neben Einsamkeit können sich auch
Verluste oder tiefgreifende (Sinn-)Fragen
nachteilig auf das körperliche Empfinden
auswirken. Nach Cicely Saunders müssen
diese seelischen, sozialen und spirituellen
Schmerzen identifiziert und ernst genommen werden. Um »Totale Pain«, den völligen Schmerz, zu lindern, seien genaue
Beobachtung, multidisziplinäres Arbeiten
und offene Zuwendung notwendig.
Cicely Saunders war eine englische
Krankenschwester, Sozialarbeiterin und
Ärztin. Sie ist die Begründerin sowohl der
modernen Hospizbewegung als auch der
Palliative Care und gilt als Pionierin der
Palliativmedizin.
Gina Schmelter
HINWEIS
Alle Beiträge befinden sich auf
www.palliative-geriatrie.de/fachtagung.
Die kommende Fachtagung findet
am 1. Oktober 2021 statt.
Palliative Geriatrie
Info-Fächer im Taschenformat
IHRE SPENDE HILFT!
Aufgrund der hohen Zahl der Infektionen mit Sars-COV-2 wird die Verleihung
des Richard-von-Weizsäcker-Journalistenpreises der Unionhilfswerk-Förderstiftung
ins nächste Jahr verlegt.
Die Unionhilfswerk-Förderstiftung lobt
den Preis alle zwei Jahre aus. Ziel ist es,
ein größeres Bewusstsein für die Themen
Sterben, Tod und Trauer zu schaffen. Der
Journalistenpreis 2020 steht unter dem
Motto »Ich bin für Dich da! – Werde ich
morgen noch gut umsorgt?«
Gina Schmelter
Die Unionhilfswerk-Förderstiftung fördert
unter anderem die AltersHospizarbeit und
die Mobilität von Menschen mit Behinderung. Unterstützen Sie uns dabei mit einer
Spende, entweder online unter
www.unionhilfswerk.de/foerderstiftung
oder per Überweisung:
Unionhilfswerk-Förderstiftung
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN DE86100205000003229000
BIC BFSWDE33BER
Vielen Dank!
Der 34-seitige hochwertige Fächer enthält alles Wissenswerte, anschaulich illustriert, zur Palliativen Geriatrie. Der Fächer
kann gegen eine Spende von 5 Euro (inkl.
Versand innerhalb Deutschlands) unter bildung@palliative-geriatrie.de bestellt werden. Die Spende kommt der Alters
Hospizarbeit zugute.
Die Senatsverwaltung für Gesundheit,
Pflege und Gleichstellung Berlin, die Fachgesellschaft Palliative Geriatrie e.V. und
die Interessengemeinschaft Palliative Geriatrie im Unionhilfswerk Landesverband
Berlin e.V. haben den Druck gefördert. Vielen Dank!
Gina Schmelter
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
ENTDECKEN
Unterwegs in Brandenburg und Berlin
Winterromantik im Spreewald
Foto: Tourismusverband Spreewald
Auch in der kalten Jahreszeit lockt die verträumte Gegend mit ihren Reizen
Wenn die Fließe im Spreewald zugefroren sind, bieten sich Entdeckungstouren der besonderen Art
Die romantischen Winterfahrten gibt es
täglich bis Ende März, bevor dann langsam
wieder der Frühling erwacht im Spreewald. Zur Weihnachtszeit locken dazu
noch die Kahnfahrten mit den Spreewaldwichteln, den sagenumwobenen Lutki. Da
geht es mit dem Kahn von Lübbenau ins
Museumsdörfchen Lehde, quasi als Weihnachtsmarkt-Hopping von einem Markt
zum anderen begleitet von Kindern in
Wichteltracht, die auf den Kähnen während der Fahrt traditionelle Heimatsagen
erzählen von den guten Spreewaldgeistern. Die Schüler des Niedersorbischen
Gymnasiums möchten so die sorbisch-wendische Kultur weitertragen.
Die Lutki sind der Sage nach ein Volk
kleiner Menschen, die besonders am
Schlossberg in Burg zu finden sind. Sie
borgen sich Haushaltsgeräte von den Men-
schen, tun ihnen aber nichts Böses. Sie
wohnen unter der Erde und verlassen ihre
Höhlen nur, wenn die Bauern zu tief pflügen. Die vorgetragenen Geschichten der
Lutki auf den langsam durch den winterlichen Spreewald gleitenden Kähnen lassen
die Fahrgäste oft laut lachen auf den vergnüglichen Touren.
fohlen, das erstmals auch in der kalten Jahreszeit geöffnet hat und seine Gäste empfängt. Gelegen auf der schönsten
Erleninsel des Spreewaldes inmitten des
Hochwaldes, ist es nicht mit dem Auto zu
erreichen – nur mit dem Kahn. Das »Wotschofska« ist eines der ältesten Ausflusglokale im Spreewald mit rustikalem Ambi-
Foto: Tourismusverband Spreewald
Dass der Spreewald im Sommer immer eine Tourempfehlung wert ist, hat sich mittlerweile in ganz
Deutschland herumgesprochen. Viele wissen die
Einzigartigkeit des Naturparadieses zu schätzen
und entdecken die Idylle per Fahrrad, zu Fuß,
per Kahn oder Paddelboot. Aber warum bis zum
nächsten Frühling warten, wo doch der Winter
im Spreewald auch seinen ganz eigenen Reiz
hat? Nämlich dann, wenn man in eine kuschlige
Wolldecke dick eingemummelt auf einem Kahn
sitzt und sich durch die verschneite oder weiß
berauhreifte Natur staken lässt und es dabei so
still ist, dass man die Kälte knistern hören kann.
Der winterliche Spreewald zieht an einem vorbei,
wir wärmen uns die Hände am heißen Glühweinbecher. Bei Wintertouren in Burg im Spreewald
ist sogar ein flackernder Kamin mit an Bord. Da
staunen nicht nur die neugierigen Biber am Ufer.
waldkrimi-Tourismus entwickelt, für den
viele Fans extra anreisen.
Auf der Rückfahrt lauschen wir den Geschichten der Fährleute an ihren Rudeln,
wie die langen Stakhölzer genannt werden, mit denen die Kahnfährleute ihre
Kähne geschickt steuern. Oder man kann
auch gern selbst Hand anlegen und beim
Winterpaddeln im Kajak auf den glitzernden Fließen, den schier unendlichen malerischen Wasserarmen, ins Schwitzen kommen, vorbei an den traditionellen
Blockbohlenhäusern mit den wunderschönen Giebelschnitzereien.
Wer dann richtig durchgefroren ist, kann
sich aufwärmen in den Spreewelten, dem
Spaßbad in Lübbenau, wo man nur getrennt durch eine Glasscheibe mit echten
Humboldt-Pinguinen auf Tauchstation gehen kann. Oder in der Spreewaldtherme in
Burg relaxen. Oder … oder … oder. Die
Ruhe der Spreewaldnatur im Winterschlaf
wird Sie verzaubern.
Alexander Dieck
Auch in der Winterzeit lockt der Spreewald mit Kahnfahrten
Der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in
Lehde ist dann wie eine Zeitreise, denn die
Bauernhöfe im Freilichtmuseum empfangen uns mit einem authentischen Hauch
vergangener Zeiten mit dem Blick in erleuchtete Stuben. Beim Bummel über den
Handwerkermarkt treffen wir das Bescherkind, das Glück und Segen für das neue
Jahr verheißt, oder den Gabenbringer
Rumpodich.
Dieses Jahr ist auch eine winterliche
Fahrt zum Gasthaus »Wotschofska« emp-
ente und Urgastlichkeit mit Fisch in
Spreewaldsoße auf der Karte und verschiedenen Wildgerichten. Natürlich fehlen auch nicht Quark mit Leinöl und süße
Hefeplinse.
Das Gasthaus ist auch immer wieder
perfekte Kulisse für die packenden ZDFSpreewaldkrimis mit Nebelschwaden und
Wolfsgeheul. Mit dem Kahn geht es auf der
Hinfahrt immer entlang der Originalschauplätze voller Gänsehautmomente. Es hat
sich mittlerweile ein regelrechter Spree-
Service
Tägliche Winterfahrten mit dem Kahn
dauern 1.15 h , den ganzen Winter durch,
bis Ende März, bevor dann der Frühling
wieder losgeht.
Anfahrt
Autobahn A 13, Abfahrt Lübbenau oder A
15, Abfahrt Vetschau für Burg/Spreewald
Kontakt
www.spreewald.de
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Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
UNTERHALTEN
Dies & das
Marken & Münzen
Buchkritiken von Lutz Krieger
Weihnachten, Loreley,
Umweltschutz, Hegel-Ehrung
Deutsche Einheit – ja, aber…
Der am 2. November verausgabte Wert zu
80+40 Cent aus der Plusmarken-Serie »Weihnachten« zeigt auf einem Ausschnitt aus dem
großen Portalfenster der St. Katharina Kirche
in Bad Soden am Taunus, das von dem Künstler Johannes Beeck (1927-2010) geschaffen
wurde, die Geburt Christi. Zeitgleich erschienen
ein 80-Cent-Wert zum Thema »Frohes Fest« mit
kugelförmig angeordnetem Weihnachtsschmuck
sowie ein weiterer 80-Cent-Wert zum Jubiläum
»50 Jahre Tatort« mit einer Szene aus dem Vorspann der Krimi-Serie und dem TV-Testbild.
Bereits am 1. Oktober hatten insgesamt
vier Emissionen Ersttag. Die Serie »Sagenhaftes Deutschland« wird mit einem
Wert zu 80 Cent ergänzt, der die Loreley
vor einer sagenumwobenen Rheinkulisse
zeigt. Weiterhin ist dem Thema »Frauen
der Reformation« ein 370-Cent-Wert mit
einer Illustration von Frauentypen unterschiedlicher Hautfarbe und
Tracht gewidmet. An den
100. Geburtstag des Fußball-Idols Fritz Walter
(1920-2002) erinnert ein
95-Cent-Wert mit dem
Bildnis des Geehrten zusammen mit dem WM-Pokal von 1954. Ferner stellt
ein weiterer Wert der Serie »Design aus Deutschland« (155 Cent) ein 1960
von dem Produktdesigner Karl Dittert
(1915-2013) entworfenes Kaffeeservice vor.
Weiterhin sind mit Ersttag 3. September
weitere Ausgaben zu nennen, so ein
120-Cent-Wert zum Thema »Umweltschutz ist Gesundheitsschutz« mit der typographischen Gestaltung verschiedener
Aspekte der Lebensgrundlage von Menschen, Tieren und Pflanzen. Zwei weitere
Werte präsentieren junge Wildtiere, so einen jungen Fischotter im Gras (80 Cent)
und eine am Zweig hängende schlafende
Haselmaus (95 Cent). Für den »Tag der
Briefmarke« wurde eine zeitgenössische
Interpretation einer ursprünglichen AMPOST-Marke (Allied Military), der ersten
Briefmarken der Alliierten auf deutschem
Boden, gewählt (80 Cent). Ein Wert zu 155
Cent gilt dem 100. Geburtstag von Lore
Lorentz (1920-1994), die 1947 zusammen
mit ihrem Mann Kay Lorentz im Hinterzimmer einer Düsseldorfer Altstadtkneipe
die »Kleine Literaten-, Maler- und Schauspielerbühne Kom(m)ödchen« gründete
und sich im Markenbild mit offenen Armen auf dem Kom(m)ödchen sitzend präsentiert.
Abschließend sind mit Datum 6. August
nachzutragen »Historische Feuerwehrfahrzeuge« in der Zuschlagserie »Für die
Jugend« zur Unterstützung der Stiftung
Deutsche Jugendmarken e. V., so der zum
Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) umgerüstete VW Typ 2 T1 (80+40 Cent), das Löschgruppenfahrzeug (LF 16 MB) von Mercedes-Benz L 1113 (95+45 Cent) und das
Tanklöschfahrzeug (TLF) auf Basis
des LKW W 50 (155+55
Cent).
Und
der
250-Cent-Wert in Erinnerung an den 250.
Geburtstag von Georg Wilhelm Friedrich
Hegel (1770-1831) mit
der Porträtzeichnung
des Philosophen von Wilhelm Hensel. Die Dauerserie
»Blumen« wurde mit einem 220-CentWert ergänzt, den die Purpur-Knautie
(Knautia macedonica), auch Rote Witwenblume genannt, ziert.
Eine 5-EUR-Bimetall-Münze (Kupfer
und Nickel) »Subpolare Zone« mit farbigem, lichtdurchlässigen Polymerring in
Türkis der Serie »Klimazonen der Erde«
wurde am 10. September verausgabt und
zeigt ein Rentier in einer küstennahen
Tundra-Landschaft.
- lf -
Dreißig Jahre danach: Freiheit – Einheit
– Anlass für Bekenntnisse und Anlass für
kritische Analysen. Allein der Begriff Freiheit findet im Buch »Das treffende Zitat zu
Politik, Recht, Wirtschaft« von Lothar
Schmidt auf 10 Seiten seinen Niederschlag. Bevor ich jedoch mit der Rezension beginne, habe ich mich entschieden, folgende zwei Definitionen
von Freiheit voranzustellen.
»Die Freiheit ist unteilbar, und wenn
auch nur einer versklavt ist, dann sind
nicht alle frei.«, John F. Kennedy,
und »Unsere Freiheit ist heute lediglich der freie Entschluss, die Freiheit zu
erkämpfen.«, Jean-Paul Sartre.
30 Jahre Deutsche Einheit in Freiheit
ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte,
bei der nach Zustimmung, einem »Ja!«,
das »Ja, aber!« folgt.
Abgewogen ist das Buch zum Ereignis:
»Gespaltene Nation? Einspruch! 30 Jahre
Deutsche Einheit«. Bezeichnenderweise
erschien dieses Buch in einem Schweizer
Verlag. Hier war der Mut zu unbequemeren Wahrheiten wohl größer als im vereinten Deutschland, denn der Autor Prof. Dr.
Dr. Richard Schröder, emeritierter Hochschullehrer für Philosophie und Theologie
an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, verfolgt mit seinem Co-Autor Karl-Heinz Paqué die Jammerwege zeitgeschichtlicher Bücher, die
die Wiedervereinigung Deutschlands mit
einem »Ja, aber« als Generalnenner versehen und deren Leitsatz »So habe ich mir
die Deutsche Einheit nicht vorgestellt« ist.
Ein erfrischendes Zitat von Richard
Schröder lautet: »Das Bisherige gilt nicht
mehr! Was gilt jetzt?«
Natürlich gab es auch die positiven Erfahrungen, den Freiheitsgewinn: Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, Organisationsfreiheit, Wahlfreiheit bei der Ausbildung …
Aber den Einigungsschock und den Einigungsfrust im Osten gab es auch.
Gespaltene Nation? Einspruch!
30 Jahre Deutsche Einheit
Karl-Heinz Paqué, Richard Schröder
Verlagsgruppe AG / 32,00 Euro
ISBN 9783907291009
Noch ein kluges Buch gefällig?
OST BEWUSSTSEIN
Valerie Schönian
Piper Verlag, München / 16,00 Euro
ISBN 9783492061872
Ein Buch, das ohne das davor Beschriebene nicht möglich gewesen wäre, ist »Reclams Städteführer Berlin – Architektur
und Kunst«. Die gelben Reclam-Bücher
von heute sind würdige, weil sachlich und
fachlich genaue Bücher, den Traditionen
einer mehr als hundertjährigen Verlagsgeschichte folgend. Neben zahlreichen Abbildungen und Stadtteilplänen bieten Reclams gelbe Städteführer Texte, die sich an
der gestellten Aufgabe und nicht an modischem Kleinkram orientieren. Das Buch
enthält sechs Vorschläge für Spaziergänge
durch das Berlin von Vorgestern, Gestern
und Heute. Die Museumsinsel, die städtebauliche Entwicklung der geteilten Stadt,
Hinweise auf Ausflugsziele in der Umgebung – alles knapp und klug und für die
Jackentasche im richtigen Format. Gratulation Reclam Verlag! Wieder ein sehr
empfehlenswerter Begleiter.
Reclams Städteführer Berlin
Architektur und Kunst
Elisabeth Wünsche-Werdehausen
Verlag: Reclam, Ditzingen / 12,80 Euro
ISBN-13: 9783150196274
LUK
Der Hautschmeichler
Die Massagebürste aus weißem Ziegenhaar oder hellem Rosshaar
ist besonders gut für die empfindliche Haut von Kindern
und Babys geeignet, aber auch ein ausgesprochen
zarter Schmeichler für die Massage Erwachsener.
Während das Ziegenhaar eher streichelt, hinterlassen
die feinen Rosshaare ein frisches und belebendes
Gefühl auf der Haut.
Das feine Material wird von Hand in
der Kreuzberger Bürstenmanufaktur eingezogen. Der Grundkörper
ist aus geöltem Buchenholz und
einem Ledergriff für den optimalen
Halt. Durch den Handeinzug und
die Verwendung von Naturmaterialien sind die Bürsten sehr
langlebig.
www.dim-berlin.de
16
Ausgabe 109 | 1. Quartal 2021
SCHNAPPSCHÜSSE
Menschlich gesehen
Seniorenzentrum Friedrichshain
Foto: Gina Schmelter
Neuer Look & neues Konzept
Anne Fritzsche ist Projektleiterin und Koordinatorin des
Seniorenzentrums Friedrichshain. Sich für alte Menschen
zu engagieren ist für die studierte Sozialarbeiterin eine
Herzensangelegenheit. Da die Räume des beliebten Treffpunkts in der Singerstraße in die Jahre gekommen waren,
hat sie Anne Fritzsche umgestaltet. Dank der Mittel des
Paritätischen Wohlfahrtsverbands konnten Küche, Stühle,
Tische und Schränke neu angeschafft sowie Decken und
Wände neu gestrichen werden. Auch konzeptionell hat
sich das Seniorenzentrum Friedrichshain erneuert. Anne
Fritzsche und ihr 14-köpfiges Freiwilligenteam organisieren beispielsweise mehr Ausflüge. Außerdem stehen neben Sport und Gedächtnistraining nun auch künstlerisches
Gestalten auf dem Programm.
Wir gratulieren!
Unsere Glückwünsche gehen
an folgende Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des
Unternehmensverbunds:
Jubiläum
Mehr auf https://blog.unionhilfswerk.de
Projektleiterin und Koordinatorin Anne Fritzsche (Mitte) und ihre Gäste erfreuen
sich an den neu gestalteten Räumen
Gina Schmelter
Osloer Straße
10 Jahre
Mehr Raum für
wohnungslose Menschen
Sabine Burth, Margarethe Czech,
Mario Fässer, Charlotte Finkmann,
Cornelia Haspel, Silvana Jaensch,
Beate Jost, Steffi Kühle,
Nurten Saygi, Janusz Owsian,
Kornelia Schmidt, Yvonne Völz,
Katrin Wolff, Katrin Richter
Foto: Herr Labro | USE-Mediengestaltung
Coronabedingt durfte auf dem Areal des Hauses »Panorama Nord«, dem Wohnheim für wohnungslose Menschen des UNIONHILFSWERK in der Osloer Str. 80, zwar
gearbeitet, aber nicht gefeiert werden. Daher musste das
Richtfest für den Erweiterungsbau auf Mitte September
verschoben werden. Seitdem wurde fleißig weitergearbeitet.
Mittlerweile ist der Erweiterungsbau fast fertig. Er verfügt
über ca. 47 Plätze. Hier können ab Januar auch wohnungslose Menschen eine Bleibe finden, die mobilitätseingeschränkt sind und psychische Belastungen haben. Das Wohnheim »Panorama Nord« verfügt über 48 Wohneinheiten.
Gina Schmelter
Baustellen-Gespräch: (v.l.n.r.) Fernando Montojo (hmp Architekten), Geschäftsführerin Ulrike Hinrichs und Dr. Mathias Hellriegel (Hellriegel Rechtsanwälte)
Auszeichnung für KPG
Foto: Gina Schmelter
Mit Medaille
und Maske
Hintere Reihe, v.l.n.r.: Dirk Müller, Prof. Dr. Barbara John, Mitglied des Abstimmungsgremiums
der Stiftung Oskar-Helene-Heim und Thomas Michael Höhn, Geschäftsführer der Stiftung OskarHelene-Heim Vordere Reihe, v.l.n.r.: Sabine Sack, Koordinatorin im Hospizdienst Nord, und Birgit
Krug, Mitarbeiterin im KPG
Man muss schon genau hinschauen, um
die Freude in den Augen zu erkennen.
Aber sie ist da und sie ist groß. Das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie (KPG) im
UNION
HILFSWERK hat die diesjährige
Helene-Medaille der Stiftung Oskar-HeleneHeim erhalten für dessen engagierte Betreuung unheilbar erkrankter Menschen.
10.000 Euro Preisgeld sind mit der Ehrung
verbunden. »Das Preisgeld kommt Projekten der AltersHospizarbeit im UNIONHILFSWERK zugute, um diesen für Berlin
und Deutschland wichtigen Bereich weiter
zu stärken«, sagt Dirk Müller, Bereichsleiter
Palliative Geriatrie und Hospiz. Gerade angesichts der demografischen Entwicklung
und der Corona-Pandemie sei die Arbeit
von KPG von besonders großer Bedeutung.
15 Jahre
Britta Bracher-Klucke,
Beatrice Franz, Socorro Gonzáles de
Palomares, Dirk Hinze,
Sindhu Neumann, Jan Pyttel
20 Jahre
Ramona Blaschke, Petra Fock,
Irene Hagen, Beata Mionkowski,
Marita Seeger, Gundolf Hans,
Axel Preuß
25 Jahre
Hubertus Böer, Anke Graef,
Manuela Haase, Elke Kozik,
Gunnar Wittke
30 Jahre
Tilman Timm
50 Jahre
Zeytun Akbayir
Gina Schmelter
Herausgeber: Stiftung Unionhilfswerk Berlin (V.i.S.d.P.G:): Norbert Prochnow • Chefredaktion: Gina Schmelter, Alexander Dieck (stellv.) • Redaktion: Dr. Wolfgang Gudenschwager, Gesine Schubert, Ursula Laumann • Buchkritik: L. Krieger • Redaktionsbeirat:
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Redaktionsschluss für die 110-Ausgabe ist der 25.01.2021
Zugunsten der guten Lesbarkeit wird in der Regel die männliche Form verwendet. Es sollen aber ausdrücklich alle Geschlechter angesprochen werden.