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Full text: Wir für Berlin (Rights reserved) Ausgabe 94.2017 (Rights reserved)

Farbspiel  S. 4 Farbenfreude S. 11 FarbIGA S. 14 Regierungskoalition am Start – Interview Modellpark Berlin-Branden- Die Internationale Garten- mit Sozialsenatorin Elke Breitenbach burg – wie Modelle entstehen ausstellung in Berlin Wir für Berlin WIR GESTALTEN INDIVIDUELLE LEBENSQUALITÄT Zeitung für Mitglieder, Mitarbeiter & Freunde des Unionhilfswerk Interview mit Marianne Rosenberg Anriss »Mein Image hing wie eine schwere Eisenkugel an mir« »Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel« – dieses Zitat von Charles Darwin trifft auf wenige Orte so sehr zu wie auf Berlin. Wo eben noch eine Brache lag, steht nun ein Neubau, die Eckkneipe weicht dem Designershop und Start-up-Gründer zahlen astronomische Summen für Miniapartments in Kiezen, die bisher vor allem bei Drogendealern hoch im Kurs standen. All das verändert auch das Miteinander. Lesen Sie dazu von unserer Kita-Leiterin aus Neukölln, wie sich die neue Zusammensetzung der dortigen Bewohner auf ihre pädagogische Arbeit auswirkt, (Seite 8). 2017 bahnen sich mit zahlreichen Wahlen in Europa weitere Wandlungen an. Es bleibt zu hoffen, dass sich die besonnenen Stimmen durchsetzen.  Katrin Dietl Foto: Seregel Stadt des Wandels im Wandel Einen Bewusstseinswandel gibt es auch rund um das Sterben. Beratungsstellen wie die Zentrale Anlaufstelle Hospiz, haben dazu maßgeblich beigetragen. In den vergangenen Jahren entwickelte sich die vom UNIONHILFSWERK getragene zuwendungsfinanzierte Beratungsstelle für Palliativversorgung, Hospizarbeit und Trauerbegleitung zu einer wichtigen Anlaufstelle für die Berliner. Im Dezember wurde sie 20 Jahre, (Seite 13). ■■Ihr Auftritt beim 70. Jubiläum des UNIONHILFSWERK sorgte im Sommer quer durch alle Altersgruppen für große Begeisterung. Woran liegt es, dass sich Jung und Alt so gut auf Sie als Künstlerin einigen können? Auch in meinen Konzerten sehe ich immer viele Generationen, von 17 bis 70. Woran liegt das? Ja, vielleicht weil ich mich immer verändert habe, weil ich viele verschiedene Wege ausprobiert habe, weil ich mich dagegen gewehrt habe, mich in eine Schublade sperren zu lassen. Aber eigentlich müssen Sie das die Menschen fragen, die meine Musik mögen. Ich kann das nicht analysieren, aber ich kann sagen, dass es immer tolle Menschen gab, die mich auf meinen Wegen begleitet haben. ■■Sie sind eine der bekanntesten und beliebtesten Künstlerinnen Deutschlands. Und die Tochter eines Ausschwitz-Überlebenden. Welchen Blick hatte Ihr Vater auf die Schlager-Show-Welt? Er war der Musik- und Show-Welt gegenüber sehr aufgeschlossen und als mein erster Manager auch beliebt im Business. Und er war stolz auf meine Erfolge. Aber er war auch mein größter Kritiker. Da er selbst Musiker war, konnte ich ihm nichts vormachen. Wenn meine frühe Karriere aber ein wenig dazu beitragen konnte, seine leidvollen Erlebnisse besser zu bewältigen, würde mich das sehr glücklich machen. Stadt im Wandel – auch in der Neuköllner Kita BeerenStark Berlin selbst wandelt sich. Und hier werden die Gesetze auf den Weg gebracht, die das Land verändern, so das Bundesteilhabegesetz. Für Menschen mit Behinderungen sollte damit echte Inklusion möglich werden. Herausgekommen scheint jedoch ein fauler, sehr komplizierter Kompromiss. Dazu Andreas Sperlich, Geschäftsführer der USE gGmbH und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung Unionhilfswerk Berlin, (Seite 2). 24. Jahrgang Ausgabe 94 2. Quartal 2017 Marianne Rosenberg steht seit den 1970er Jahren auf der Bühne »Er gehört zu mir«, »Marleen« oder »Ich bin wie du« – Marianne Rosenbergs große Schlager kennen wir alle. Grund genug, um mit der Tochter eines Auschwitz-Überlebenden im Interview einmal über andere Dinge zu sprechen, zum Beispiel ihr politisches und soziales Engagement. ■■Liebe Frau Rosenberg, ganz spontan: Was kommt Ihnen beim Stichwort »Wandel« in den Kopf? Nun, da fällt mir zuerst mal der politische Wandel ein. Während unsere Gesellschaft seit Ende der 60er Jahre immer aufgeklärter, liberaler und freier geworden ist, beobachten wir seit einigen Jahren eine Verunsicherung, die rechtspopulistische Tendenzen hervorbringt. Nicht nur in unserem Land, sondern fast überall in Europa und in den USA. Auch der Ruf nach »dem starken Mann« wird wieder populärer, nicht nur in der Türkei. Das alles kann dazu führen, dass wir für Vieles, was wir erreicht haben und heute für selbstverständlich halten, bald wieder kämpfen müssen: die Demokratie, die Pressefreiheit, die Freiheit der Kunst. ■■Sie mussten sich im Laufe Ihrer Karriere selbst immer wieder wandeln und neu erfinden. Gab es mal einen Punkt an dem Sie dachten: »Es ist genug, ich höre auf«? Ich musste mich nicht wandeln, ich wollte. Wenn man wie ich, in ganz jungen Jahren vom Erfolg überrascht wird, dann ist das Segen und Fluch zugleich. Alle erwarten, dass du immer so weiter machst, immer so bist, wie du gestern warst. Die Gefahr dabei ist, dass das idealisierte Spiegelbild, das von den Menschen auf dich zurückprojiziert wird, stärker wird, als du selbst. Da braucht es schon viel Mut und wirkliche Freunde, die dir die Kraft geben zu sagen: Stopp! Ist das mein Weg? Bin ich das? Eine Auszeit – ja. Aber wirklich aufhören wollte ich nie, dafür ist meine Liebe zur Musik zu groß. ■■Erst als ihr Vater Anfang der Achtziger Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma in Berlin wurde, wurde Ihre Herkunft thematisiert. Hat sich das Verhalten der Menschen Ihnen gegenüber geändert? Nein, das hat es nicht. Es gab mittlerweile eine Generation, die ohne die alten Klischees aufgewachsen war – und es gab eine Generation, die nicht mehr an »damals« denken wollte. ■■Eine weitere, eher unbekannte Facette Ihrer Persönlichkeit ist Ihr politisches Engagement. In den 80er Jahren waren Sie auf vielen Demos, haben die Hausbesetzerszene unterstützt. Hat man Sie dort als »Schlagertante« ernst genommen? Natürlich hatte auch diese Szene ihre eigenen Normen und manch einer hat ungläubig geschaut, wenn er mich auf Highheels in einer Demonstration erkannte. Das war ja auch die Zeit, in der ich mich selbst politisch, sozial und musikalisch emanzipiert habe, in der ich neue Freunde getroffen und mit ihnen gearbeitet habe. Der wichtigste war hier sicherlich Rio Reiser, der mich immer wieder darin bestärkt hat, meine eigenen Songs zu schreiben und meinen eigenen Weg zu gehen. Fortsetzung auf Seite 2 Wir für Berlin Auf ein Wort Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 2 Neues Wir und Andere Selten wurde in der Sozialbranche über ein neues Gesetz so viel diskutiert, wie über das am 1. Januar 2017 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen, kurz Bundesteilhabegesetz (BTHG). Was war den Menschen mit Behinderungen und Benachteiligungen vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention in diesem Zusammenhang nicht alles versprochen worden? Bundesteilhabegeld, mehr Selbstbestimmung und Teilhabe, freies Wunsch- und Wahlrecht und natürlich mehr Inklusion ins gesellschaftliche Leben insgesamt. Bekommen haben sie ein Gesetz, von dem heute nicht einmal die Macher in den Ministerien sagen können, welche Wirkung es tatsächlich entfalten wird. Ein schwacher Kompromiss zwischen Bund, Ländern und Kommunen, der nur darauf bedacht ist, die finanziellen Belastungen möglichst auf den jeweils anderen zu verlagern. Das Konstrukt ist derart kompliziert, dass die unabhängige Beratung gleich mitgeliefert werden musste. Wenn man bereits von Behinderung, Krankheit oder Alter betroffen ist, bekommt man nicht etwa ganz einfach und pragmatisch die notwendigen Leistungen, sondern muss sich erst einmal durch einen Dschungel von Gesetzeswerken und Leistungsträgern kämpfen. Sieht so der barrierefreie Zugang zu Selbstbestimmung und Teilhabe unter dem Deckmantel der Inklusion aus? Ein Schelm, der hinter einem solchen System Absicht vermutet! Auch die Fachleute sind sich einig, dass das Bundesteilhabegesetz kaum eine inhaltliche Weiterentwicklung mit sich bringt. Sicherlich gibt es einzelne Verbesserungen wie höhere Freibeträge oder Vermögensschongrenzen. Doch werden sich die Leistungen tatsächlich verbessern, werden die Menschen einen bedarfsgerechten Zugang zu selbstbestimmter Teilhabe erhalten? Als UNIONHILFSWERK werden wir dies in den kommenden Jahren sehr genau überprüfen und die Betroffenen bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen. Wir sehen es als unsere Pflicht an, den Menschen, die Unterstützung benötigen, mit unserer fachlichen Kompetenz zur Seite zu stehen und ihnen klar zu kommunizieren, was sie von uns erwarten dürfen und wofür wir stehen. Dafür ist in allen Unternehmensbereichen das Profil zu schärfen und fachlich weiterzuentwickeln. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des UNIONHILFSWERK daran zu arbeiten. Ihnen und Ihren Familien wünsche ich für das Jahr 2017 alles Gute und Gesundheit sowie Kraft und Energie für die Dinge, die wir gemeinsam bewegen werden. Ihr Andreas Sperlich, Geschäftsführer der Union Sozialer Einrichtungen und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung Unionhilfswerk Berlin ■■Heute engagieren Sie sich u. a. für geflüchtete Menschen in Deutschland. Wie kam es dazu und warum ist Ihnen dieses Engagement so wichtig? Die Menschen, die aus Kriegsgebieten, wie Syrien oder Afghanistan zu uns flüchten, verdienen unsere Unterstützung und Hilfe. Es ist noch nicht so lange her, da haben viele Deutsche versucht, sich vor dem Wahnsinn des Nationalsozialismus in andere Länder zu flüchten und wurden dort aufgenommen, manchmal mit erheblichen Risiken für die, die den Schutz gewährt haben. Es stimmt aber nicht, dass ich mich hier wirklich deutlich mehr engagiere als der Großteil unserer Bevölkerung. Ich habe nicht die Möglichkeit, Flüchtlingen persönlich zu helfen, die Hürden der Integration zu überwinden. Als Prominente wird man mehrmals die Woche angeschrieben, sich Marianne Rosenberg war der Stargast beim 70. Jubiläum des UNIONHILFSWERK im Palais am Funkturm für Menschen in Not zu engagieren. Da meine Zeit und meine Kraft begrenzt sind, habe ich mich schon vor vielen Jahren entschlossen, mich bei meinem sozialen Engagement auf die Unterstützung von Initiativen zu konzentrieren, die sich gezielt und mit dem entsprechenden Know-how um andere Menschen kümmern. Ganz besonders habe ich mich hier auf die Hilfe für Menschen konzentriert, die mit dem AidsVirus infiziert wurden. ■■Zum Abschluss: Welchen Wandel wünschen Sie sich für Deutschland im kommenden Jahr? Vielleicht, dass uns allen bewusst wird, dass wir in einem der reichsten Länder dieser Erde leben und dass es uns nicht überfordert, Menschen, denen es nicht so gut geht, zu helfen.  Das Interview führte Katrin Dietl Marianne Rosenberg Marianne Rosenberg kam 1955 in Berlin-Lankwitz zur Welt. Im Alter von 15 Jahren wurde die Tochter eines Ausschwitz-Überlebenden bei einem Nachwuchswettbewerb entdeckt und landete gleich mit ihrer ersten Single »Mr. Paul McCartney« einen Hit. 1971 folgt das Album »Fremder Mann«. Zahlreiche Ohrwürmer wie »Er gehört zu mir«, »Ich bin wie Du« und »Marleen« sichern ihr bis heute nicht nur die Zuneigung einer großen Fangemeinde, sondern machen sie auch zu einer der erfolgreichsten deutschen Schlagersängerinnen. Im Herbst 2006 erschien Marianne Rosenbergs Biografie mit dem Titel »Kokolores«. »Wir sind Wegbegleiter« Die Stiftung Unionhilfswerk Berlin bildet das Dach der sechs gemeinnützigen UNIONHILFSWERK-Gesellschaften und der Landesverbände. Auf der Suche nach einem neuen Claim wurden die Verantwortlichen schnell bei den »alten« Werten des Unternehmens fündig. Leitsatz, Motto oder Claim – viele Firmen oder Organisationen ergänzen ihre Namen, um damit die Werte und die Grundhaltung der Institution gleich mit nach innen und nach außen zu tragen. Das gilt auch für die Stiftung Unionhilfswerk Berlin, die mit Beschluss des Stiftungsvorstandes seit Januar das Motto »Wir sind Wegbegleiter« mit sich führt. »Wir sind Wegbegleiter« steht kurz und klar für die Grundhaltung und den Anspruch der Menschen, die im UNIONHILFSWERK wirken. Seite an Seite, fördernd aber auch fordernd begleiten sie die ihnen anvertrauten Menschen ein Stück des individuellen (Lebens-)Weges. Sei es als hauptamtliche, ehrenamtliche oder freiwillige Mitarbeiter: Wegbegleiter sind bei ihrer Arbeit auf Augenhöhe mit den Menschen in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen. Sie transportieren dabei unsere (UNIONHILFSWERK)-Werte, die von Achtung, Würde und Selbstbestimmung geprägt sind. Seine Testphase und Bewährungsprobe hatte dieses Motto 2016, im Jubiläumsjahr des UNIONHILFSWERK, als die Jubiläumsausstellung mit Portraits von Menschen im UNIONHILFSWERK unter gleichnamigem Titel für durchweg große positive Resonanz sorgte. Zugleich gaben diese fotografierten »Wegbegleiter« stellvertretend für die über 3000 freiwilligen und hauptamtlichen Kollegen, die in ihren Bereichen Großes leisten, ein Gesicht. Nicht zuletzt hat dieses Motto beste Chancen, alle zu erreichen. Denn letztlich braucht jeder manchmal jemanden, der ihm unter die Arme greift, wenn es einmal nicht weitergeht. Wir sind Menschen dankbar, die gemeinsam mit uns Wege erkunden und uns helfen, unsere Ziele und Wünsche zu verwirklichen. Wir sind Foto: Patricia Kalisch Der Geist war willig, der Kompromiss ist schwach ■■Sie haben einmal gesagt: »Es gab Zeiten, in denen ich Marianne Rosenberg gern um die Ecke gebracht hätte«. Natürlich gab es eine Zeit, in der ich meine frühen Erfolge am liebsten ungeschehen gemacht hätte, weil mein Image aus dieser Zeit wie eine schwere Eisenkugel an mir hing. Ich musste mich erst mal davon befreien, um dann später den Respekt zu empfinden, den die Songs meiner frühen Jugend und vor allem die Menschen, die diese Songs bis heute lieben, verdient haben. Wenn ich jetzt auf der Bühne stehe, singe ich viele der alten Songs wieder sehr, sehr gerne, vor allem, wenn ich in den Gesichtern des Publikums sehe, wie viel Freude ich den Menschen damit machen kann. Foto: Patricia Kalisch Foto: USE-Mediengestaltung Fortsetzung auf Seite 2 Geteilte Freude ist doppelte Freude – auch dafür stehen Wegbegleiter! glücklich, wenn jemand in schweren Zeiten an unserer Seite ist und uns stützt. Hilfe erleichtert unseren Alltag. Aber auch wenn wir anderen helfen und für sie da sein können, gibt uns dies ein gutes Gefühl und bereichert unser Leben.  Gesine Schubert 3 Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 berichten Bezirksverbände Berlin Jazz-Benefizkonzert der IG Jugend Europa-Quiz als Gehirnjogging Foto: Bürger Europas e.V. Hätten Sie’s gewusst? Wie hier, so nun auch im Pflegewohnheim »Am Kreuzberg«: Das Europa-Quiz Foto: Patrick Couteret Beim Europa-Quiz im Pflegewohnheim »Am Kreuzberg« war nicht nur Wissen, sondern auch Schnelligkeit gefragt. Der Pianist Frank Muschalle wird in der Presse für seine fantastische Performance gefeiert Jazzfreunde aufgepasst: Die Interessengemeinschaft Jugend veranstaltet ein Benefizkonzert zugunsten junger Flüchtlinge. Konzerte für den guten Zweck haben im UNIONHILFSWERK eine lange Tradition. Ab dem 14. März reiht sich auch die Interessengemeinschaft Jugend in diese Tradition ein und lädt alle Jazzfreunde herzlich zum Konzert in die Kunstfabrik Schlot. Los geht’s um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Besucher sind natürlich herzlich eingeladen, zugunsten benachteiligter und geflüchteter Jugendlichen im UNIONHILFWERK zu spenden. Die IG Jugend fördert junge Menschen aus benachteiligten Familien und Jugendliche mit Behinderungen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Außerdem unterstützt die IG das Projekt Integrationspatenschaften für geflüchtete Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften des UNIONHILFSWERK in Pankow, Lichtenberg und Köpenick. Auf der Bühne geben sich Frank Muschalle (Piano) und Dirk Engelmeyer (Schlagzeug/Gesang) die Ehre. Sie gehö- ren zu den gefragtesten Formationen der europäischen Blues- und Boogie-WoogieSzene und sind seit vielen Jahren in Jazzclubs, Theatern, Kulturzentren und auf Festivals in ganz Europa gern gesehene Gäste. Gute Musik hören und Gutes tun – diese Chance sollten Sie sich nicht entgehen lassen! Wenn Sie es an dem Tag nicht zum Konzert schaffen, können Sie die Arbeit der Mentoring-Projekte im UNIONHILFSWERK natürlich trotzdem gern durch eine Spende unterstützen. kd Kunstfabrik Schlot Invalidenstraße 117 | 10115 Berlin Dienstag, 14.03.2017 | Beginn: 20 Uhr Spendenkonto des UNIONHILFSWERK Bank für Sozialwirtschaft GmbH IBAN DE40100205000003166002 BIC BFSWDE33BER Verwendungszweck: IG Jugend/Mentoringprojekte An einem Dienstag im vergangenen Jahr waren Mitglieder und Gäste des Kreuzberger Bezirksverbandes in besonderer Weise gefragt: Denn wo man sich sonst zweimal im Monat zum Spielenachmittag im Pflegewohnheim »Am Kreuzberg« trifft, war diesmal zum Europaquiz geladen. Und so waren alle gespannt, was sie in den nächsten anderthalb Stunden erwartete. Schließlich ging es doch darum, den »Europameister« unter den Anwesenden zu küren. Die Organisatoren dieser ebenso interessanten wie unterhaltsamen Veranstaltung, der Verein »Bürger Europas«, erläuterten zunächst kurz die Spielregeln. Und betonten dabei, dass es nicht in erster Linie darauf ankomme, Erster zu sein, sondern vielmehr sein Wissen rund um das Thema »Europa« zu erweitern. Schließlich sei es ja ein Spiel. Aus den acht Bereichen »Bundesländer und die EU«, »Kultur in Europa«, »Deutschland in Europa«, »Meilensteine der EU«, »Europa und die Welt«, »Die EU und ihre Bürger«, »Mitgliedstaaten der EU« und »Berühmte Europäer« galt es jeweils sechs Fragen zu beantworten. Damit sich auch alle daran beteiligen konnten, waren sie über ein TED-Ab- »Montessori heißt das Zauberwort!« Die dritte Interessengemeinschaft im Unionhilfswerk Landesverband Berlin e.V. präsentiert ihr erstes Projekt: eine eigene CD! »Montessori heißt das Zauberwort!« – aus vollem Herzen sangen die 120 Kinder des Montessori-Kinderhauses am 19. Januar im Foyer der benachbarten Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule in Zehlendorf. Seit zehn Jahren ist dieses Lied die heimliche Hymne des Kinderhauses in der Lissabonallee und hat es nun mit drei weiteren Stücken aus der Feder von Ilka Posin, langjährige Erzieherin im Kinderhaus, auf eine CD geschafft. Dank finanzieller Unterstützung der Interessengemeinschaft Montessori-Kinderhaus Lissabonallee wurde die CD im vergangenen Oktober im Foyer des Kinderhauses mit allen Kindern live aufgenommen. Der Berufsmusiker und Multi-Instrumentalist Karl Neukauf konnte dazu gewonnen werden, die drei Lieder zu arrangieren und sie aufzunehmen. Die Begeisterung der mitsingenden Kinder ist aus jedem der Lieder unschwer herauszuhören. stimmungssystem mit kleinen Fernbedienungen interaktiv einbezogen. Hier nun zwei Beispiele: »Was ist Deutschland in der EU?« 1. Schatzmeister, 2. Nettozahler, 3. Bruttoempfänger (Richtig ist 2). Oder »Was wird in BerlinReinickendorf produziert?« 1. das Programm von EuroParlTV, 2. rote Teppiche für EU-Institutionen, 3. 20 Prozent der deutschen Euromünzen (Richtig ist 3). Wer dies wusste und außerdem noch schnell die richtige Taste auf der Fernbedienung drückte, konnte Punkte auf dem Weg zum Quizchampion sammeln, um dann als Sieger ein kleines Präsent in Empfang zu nehmen. Einhellige Meinung der Kreuzberger, die es sich bei diesem Wissenscheck außerdem bei Kaffee und Kuchen gut gehen ließen: »Das war spitze!« Wer also Interesse an einer solchen vom Berliner Senat unterstützten Veranstaltung hat, die für Vereine und Organisationen kostenfrei ist, kann sich an »Bürger Europas e.V.« wenden. Am 24. März, kurz vor dem Jubiläum »60 Jahre EU«, finden im Wappensaal des Roten Rathauses zwei Quizrunden zu diesem Thema um 9–10:30 Uhr und 11–12:30 Uhr in Anwesenheit von Gerry Woop, Staatssekretär für Europa, statt. Anmeldung bis 15. März unter 030247249-03/-04   Wolfgang Gudenschwager Bei der öffentlichen »Record-ReleaseParty« animierten die Lieder nicht nur zum Tanzen und Feiern. Sie sorgten zugleich für den reißenden Absatz der CD, die mit individuell von den Kindern gestalteten Covern gegen eine kleine Spende mitgenommen werden konnte. Der großartige Zusammenhalt unter den Mitarbeitern, dazu eine Interessengemeinschaft, die sich aktiv für die Belange der Kinder einsetzt und eine Leiterin, die das gesamte Projekt unterstützte, waren die Voraussetzung dafür, dass ein so ambitioniertes Projekt an diesem Tag gefeiert werden konnte. Diese Zeichnung ziert das CD-Cover Alexander Franz Merkel und Ilka Posin Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 4 Neues Wir und Andere »Wer hier ist, braucht eine Perspektive.« Freiwilligenagentur »Oskar« in Lichtenberg eröffnet Zu allererst geht es darum, die Geflüchteten aus Massenunterkünften und Turnhallen herauszubekommen. Doch auch die Unterbringung in Tempo-Homes oder Gemeinschaftsunterkünften kann keine dauerhafte Lösung sein. Nichtsdestotrotz brauchen wir auch für diese Unterbringungsformen Mindeststandards. Das ist zentral. Dazu zählt ein transparentes Vergabesystem, Controlling und natürlich auch, dass die Betreiber Verträge erhalten – das ist ja bei weitem noch nicht überall der Fall. In einem nächsten Schritt müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen in eigene Wohnungen ziehen und damit beginnen können, sich ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Am Freitag, dem 10. Februar eröffnete der Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) offiziell die »oskar freiwilligenagentur lichtenberg« in der Weitlingstraße 89 in der Nähe des S- und U-Bahnhofes Lichtenberg. Zu dem Tag der offenen Tür kamen neben Vertretern aus Politik, Kirche und Verwaltung über 100 interessierte Gäste. Foto: USE-Mediengestaltung /Günter Rehfeld »Von einem generellen Misstrauen kann keine Rede sein.« Elke Breitenbach, Die LINKE Diese große Resonanz erfreute die Verantwortlichen sehr, zeugte sie doch vom großen Interesse an der Arbeit der neuen Freiwilligenagentur. Bereits seit Ende letzten Jahres ist die Agentur geöffnet. Mit einem Tag der offenen Tür wollte man Interessierte auf das neue Angebot im Bezirk aufmerksam machen. Denn hier kann man erfahren, wo man sich in Lichtenberg ehrenamtlich engagieren kann. Die Agentur-Mitarbeiter beraten Interessierte zu allen Fragen des Ehrenamtes – von der Aufwandsentschädigung bis hin zur Versicherung. Vor allem aber vermitteln sie Engagementangebote und -gesuche. Dafür sammeln sie bei gemeinnützigen Organisationen und sozialen Einrichtungen Angebote, die sie dann in Sprechstunden potenziellen Partnern vorstellen. Zudem bietet die Agentur Fortbildungen, Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und Dankeschön-Veranstaltungen an. Und kann schon erste Vermittlungserfolge vermelden. So konnte sie zum Beispiel zwei Geflüchtete an Pflegeeinrichtungen in Hohenschönhausen vermitteln.  Ul oskar freiwilligenagentur lichtenberg Weitlingstraße 89, 10317 Berlin Telefon: 030 74 68 58 74-0 E-Mail: info@oskar.berlin www.oskar.berlin Fotos: ullstein bild v.l.n.r.: Peter Wagenknecht, Sybille Büttner und Linda Oldenburg von der Freiwilligenagentur Oskar Elke Breitenbach (Die LINKE) ist Senatorin für Arbeit, Soziales und Integration Elke Breitenbach (Die LINKE) übernimmt als neue Sozialsenatorin Verantwortung für viele Themen, die das UNIONHILFSWERK berühren. Ein erstes Kennenlernen. ■■Frau Senatorin Breitenbach, unter der Führung des neuen Senats hat Ihr Ressort einen anderen Zuschnitt erhalten. Sie sind für die Themen Arbeit, Soziales und Integration zuständig, Senatorin Dilek Kolat für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Vieles überschneidet sich inhaltlich, wäre es da nicht sinnvoller gewesen, die Dinge unter einem Dach zu behalten? Die Aufteilung ist in meinen Augen sogar sehr sinnvoll. Natürlich gibt es inhaltliche Überschneidungen, umso wichtiger ist es daher, die entsprechenden Schnittstellen einzurichten. Hier befinden wir uns aber auf einem guten Weg. ■■Viele der Leistungen sind entgeltfinanziert. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu: »Das bisherige Finanzierungs-, Steuerungs- und Controllingsystem führt zu erheblichen Fehlanreizen, die die fachliche Qualität des Angebots schmälern (…)«. Um diese zu verändern setzt der neue Senat auf mehr Kontrolle. Schwingt hier noch das durch die Treberhilfe verursachte Misstrauen mit? Der Skandal um die Treberhilfe spielt an dieser Stelle keine Rolle. Der neue Berliner Rahmenvertrag Soziales ist fast fertig ausgehandelt; Transparenz, Controlling und Steuerung waren dabei von Anfang an wichtige Bestandteile. Natürlich wird es in einzelnen Bereichen, zum Beispiel bei den ambulanten Pflegediensten, verstärkte Kontrollen geben. Von generellem Misstrauen kann aber nicht die Rede sein. ■■Lassen Sie uns zum Thema »Integration« kommen. Dafür wird im Senat gerade ein neues Aufnahme- und Unterbringungskonzept erarbeitet. Welche Eckpunkte finden sich darin? ■■Stichwort »Teilhabe«: Diese wird entscheidend beeinflusst durch die Möglichkeit, sich über (sozialversicherungspflichtige) Erwerbsarbeit mittelfristig selbst versorgen zu können. Welche Schritte planen Sie in diese Richtung? Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die geflüchteten Menschen innerhalb der ersten drei Monate eine Beratung erhalten. Dabei werden berufliche Optionen aufgezeigt, aber auch geklärt, welche Kompetenzen und Erfahrungen jemand mitbringt. In diesem Zusammenhang werden wir auch mit der Berliner Wirtschaft ins Gespräch gehen, denn eines darf auf keinen Fall passieren: Dass die Menschen, die zu uns kommen, alle in irgendwelchen Hilfsarbeiterjobs landen. Im Rahmen des geplanten Investitionsprogramms wird es viele öffentliche Ausschreibungen geben. Wir wollen die Vergabe auch daran koppeln, inwieweit sich die Betriebe bereiterklären, unbefristete Arbeitsverhältnisse für langzeiterwerbslose und geflüchtete Menschen zu schaffen. Dafür erhalten sie einen zeitlich befristeten Lohnkostenzuschuss und weitere Unterstützung. ■■Wie steht es mit der Integration bzw. gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen, die eine schlechte Bleibeperspektive haben, aber trotzdem häufig über einen langen Zeitraum, manchmal sogar über Jahre in Deutschland leben? Wir haben uns damit in den Koalitionsverhandlungen intensiv auseinandergesetzt. Man könnte den Menschen beispielsweise die Möglichkeit geben, in Deutschland Kompetenzen zu erwerben, die es ihnen ermöglichen, sich in ihren Herkunftsländern eine Zukunft aufzubauen. Konkrete Ideen gibt es dazu noch nicht. Klar ist jedoch, wer hier ist, braucht eine Perspektive. Alles andere ist menschenunwürdig. Das Interview führte Katrin Dietl 5 Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 engagieren Freizeit schenken Foto: Patricia Kalisch Wegbereiter, Wegbegleiter Die Interviewpartner berichteten von ihrem Engagement für Flüchtlinge Freiwillig Engagierte leisten täglich Unglaubliches. Doch auch Helfer brauchen Hilfe. Wie diese aussehen kann, diskutierten die Mitglieder des UNIONHILFSWERK-Freiwilligenmanagements mit Interessierten im Roten Rathaus. Ende Januar im Rahmen eines Abendgesprächs diskutiert, zu dem das Freiwilligenmanagement der Stiftung Unionhilfswerk Berlin im Roten Rathaus eingeladen hatte. Unter den Gästen war auch Sawsan Chebli, die neue Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement des Landes Berlin. Sie betonte in ihrer Rede, welchen wichtigen Beitrag das UNIONHILFSWERK-Freiwilligenmanagement für Berlin leiste. Es zeige beispielhaft, wie die Zusammenarbeit von hauptamtlichen, ehrenamtlichen und freiwilligen Mitarbeiterinnen auf Augenhöhe organisiert werden könne. Mit seinem Engagement, so Chebli weiter, trage das Freiwilligenmanagement zur Entwicklung einer Integrationskultur bei, insbesondere für geflüchtete Menschen. Engagementförderung, wie im UNION- Ehrenamtliches Engagement ist für unsere Gesellschaft wichtig wie nie zuvor. Gerade Extremsituationen, wie es sie rund um die Flüchtlingskrise gab, wären ohne den Einsatz der zahllosen Engagierten nicht zu meistern gewesen. Rund 30.000 Menschen engagieren sich derzeit ehrenamtlich in den Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin. Das funktioniert jedoch nur dann nachhaltig, wenn Engagement und professionelle soziale Arbeit gut miteinander vernetzt sind. Wie dies gelingen kann, wurde HILFSWERK betrieben, setze sich darüber hinaus für eine lebendige Demokratie ein, die einbeziehe statt auszugrenzen, so die Staatssekretärin. Auch der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Unionhilfswerk Berlin, Norbert Prochnow, unterstrich die Wichtigkeit eines hauptamtlichen Freiwilligenmanagements. Dank der Einführung vor 14 Jahren habe sich etwa die Zahl der Zeitspender vervierfacht, so dass sich heute 1.130 Menschen freiwillig und ehrenamtlich im UNIONHILFSWERK engagieren. Seine positiven Impulse reichen von der Etablierung engagementfreundlicher Rahmbedingungen mit einer gelebten Anerkennungskultur über die Stärkung benachteiligter Sozialräume bis hin zur Gewinnung neuer Kooperationspartner. Dr. Ansgar Klein, Geschäftsführer vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, legte den Teilnehmern einen offenen Austausch und die Vernetzung ans Herz, zwischen spontanem Engagement, wie in den vielen Unterstützerkreisen und Willkommensinitiativen entstanden, und Organisationen mit entwickelten Strukturen. So könne die Entstehung von Parallelwelten vermieden werden und man könne darüber hinaus viel voneinander lernen. Auch er betonte die Wichtigkeit von Engagementpolitik, die gleichzeitig Demokratiepolitik und eine Antwort auf die Parolen von AfD und Co seien. Im Anschluss an die Reden wurden den Besuchern zwei frisch erschienene Publikationen vorgestellt: »Freiwilligenmanagement als Wegbereiter« (herausgegeben von der Stiftung Unionhilfswerk Berlin) sowie »Freiwilligenmanagement in der Praxis« der Beratergruppe Ehrenamt. Ermöglicht wurde die Veranstaltung des Freiwilligenmanagements der Stiftung Unionhilfswerk Berlin durch Mittel der Stiftung Parität und das Land Berlin, das die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Daniel Büchel Bürgerschaftliches Engagement stärken Der Koalitionsvertrag der neuen Berliner Regierung räumt dem bürgerschaftlichen Engagement eine tragende Funktion für die Gesellschaft ein. Die Koalition will sich für eine flächendeckende und systematische Förderung der Engagementinfrastruktur und die Finanzierung der Freiwilligenarbeit einsetzen und betont, dass bürgerschaftliches Engagement als eine ressortübergreifende Querschnittsaufgabe wahrgenommen werden soll. In diesem Sinne sollen verschiedene Sektoren des Engagements in Berlin vernetzt werden und dessen öffentliche Präsenz gestärkt werden. Bereits vorhandene Instrumente, wie die Ehrenamtskarte, Freiwilligendienste und der Berliner Freiwilligenpass, sowie Maßnahmen zur Fotos: Patricia Kalisch Die neue Koalition aus Rot-Rot-Grün räumt dem bürgerschaftlichen Engagement eine tragende gesellschaftliche Rolle ein. Hier die Vorhaben im Einzelnen. Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, Sawsan Chebli Wertschätzung des Engagements sollen ausgebaut werden. Die Koalition erwartet von den Bezirken, dass diese damit eine Basisstruktur bereit- stellen, die gemeinsamen Bemühungen mit der Landesregierung in Hinblick auf eine Absicherung von Freiwilligenzentren/ -agenturen, Weiterbildungsangebote, professionelle Begleitung und Aufwandsentschädigungen bis hin zur Organisation von Ehrungsveranstaltungen unterstützt werden können. Um die Bezirke in Hinblick auf diese Aufgaben auszustatten, will die Koalition die Rahmenbedingungen als Grundlagen für Kooperationen der Verwaltung durch Supervision und Coaching-Angebote mit den Bezirken, Wohlfahrtsverbänden, Betreibern, NGOs und der Zivilgesellschaft ausbauen und personelle Stärkung vorsehen, vor allem durch eine Unterstützung der Sozialraumorientierung und den Einsatz von Quartiers- und Integrationsmanagern. Die geplanten Optimierungen sollen in einer Berliner Ehrenamtsstrategie festgesetzt werden.   Daniel Büchel Termine 10. Berliner Freiwilligenbörse An 100 Ständen werden vielfältige Engagement-Möglichkeiten aus den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur und Sport vorgestellt. Natürlich ist auch das UNIONHILFSWERK mit einem Stand vertreten. Wir freuen uns über Ihren Besuch. Sa, 29. 4. 2017, 11 – 17 Uhr Berliner Rathaus, im Großen Saal Rathausstr. 15, 10178 Berlin 9. Run of Spirit Der Laufevent für Menschen mit und ohne Behinderung. Das UNIONHILFSWERK nimmt gemeinsam mit USE-SOWAS an dem Lauf teil. Interessierte können sich unter teamstaffel@unionhilfswerk.de anmelden. Mo, 5. 6. 2017 10.15 – 13 Uhr Ev. Johannesstift Spandau, Schönwalder Allee 26, 13587 Berlin Fortbildungen Zeit heilt nicht alle Wunden So, 30. 3. 2017, 17.30 – 20.30 Uhr UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 21A, 10249 Berlin Einführung in Visualisierungstechniken I & II Mo, 3. 4. 2017, 16.30 – 20.30 Uhr Do, 6. 4. 2017, 16.30 – 20.30 Uhr UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 21A, 10249 Berlin Kommunikation ohne Worte – KoW Do, 20. 4. 2017, 16.30 – 20.30 Uhr UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 21A, 10249 Berlin Dimensionen spiritueller Erfahrungen Sa, 22. 4. 2017, 10 – 16.30 Uhr Kirchsaal im Margarete-Draeger-Haus, Götzstraße 24 b, 12099 Berlin Angebote und Projekte für und mit Geflüchteten gestalten Di, 25. 4. 2017, 17.30 – 20.30 Uhr Gemeinschaftsunterkunft, Treskowstr. 15/16, 13089 Berlin Die Familie als Ressource für geflüchtete Minderjährige Mi, 3. 5. 2017, 17.30 – 20.30 Uhr UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 21A, 10249 Berlin Gemeinwesenarbeit als Weg zur Beteiligung von benachteiligten Menschen Do, 11. 5. 2017, 16.30 – 20.30 Uhr UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 21A, 10249 Berlin Interkulturelle Begegnung Di, 23. 5. 2017, 17.30 – 20.30 Uhr Gemeinschaftsunterkunft Konrad-Wolf-Str. 46, 13055 Berlin Mehr miteinander statt gegeneinander Sandra Rockenbach Donnerstag, 1. 6. 2017, 16.30 –20.30 Uhr UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Straße 21A 10249 Berlin Menschen mit Demenz als „Du“ wahrnehmen Ulrich Kratzsch, M.A., Pfarrerin Geertje Bolle, Samstag, 3. 6. 2017, 10.00 – 16.30 Uhr Elisabeth-Forum Paul Gerhardt-Saal Lützowstr. 10785 Berlin-Tiergarten Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 6 gestalten Lebensqualität stiften Foto: USE-Mediengestaltung / Björn Behrendt Benefizkonzert der Unionhilfswerk-Stiftung Begeisterung, die ansteckt: Chorleiter Kai-Uwe Jirka In diesem Jahr fand das Benefizkonzert der Unionhilfswerk-Stiftung in der UdK statt. Ein wunderbarer Rahmen und ein tolles Konzert, doch der bewegendste Moment spielte sich abseits der Bühne ab. Welch‘ ein imposanter Anblick, wenn man vor dem Gebäude der Universität der Künste Berlin (UdK) in der Bundesallee steht. Ein Haus für die Kunst, das für uns am 16. Dezember 2016 seine Türen für unser jährliches Benefizkonzert öffnete. Beim Erkunden der weitläufigen Flure der UdK lässt sich ein kleiner Vorgeschmack auf den Abend erlauschen, als die Stimmen des Knabenchors und der Klang einer Violine beim Einsingen und -spielen nachhallen. Meine Vorfreude auf das Konzert wächst! Die letzten Vorbereitungen sind getroffen und die Gäste finden sich ein. Die Sitzplätze sind gewählt, Ansprachen gehalten und der Chorleiter KaiUwe Jirka betritt die Bühne. Er stellt seinen Chor und die jungen Musiker kurz Auf dem Weg zur hospizlich-palliativ ausgerichteten Altenpflege Diese Planung wird derzeit in den zwei anderen Pflegewohnheimen des UNIONHILFSWERK, »Am Kreuzberg« und »Dr. Günter Hesse«, in einem weiteren Projekt erprobt. Individuelle Lebensqualität bis zum Ende Foto: iStock/Ocksaymark Das KPG-Pilotprojekt Palliativ-geriatrischer Konsiliardienst (PGKD) ging im April 2015 als Förderprojekt der Unionhilfswerk-Stiftung an den Start. Seit Oktober ist der PGKD nun mit einer Palliativpflegekraft, einem Hospizdienstkoordinator und einem Palliativmediziner komplett. Ihre Aufgabe besteht darin, zunächst in den UNIONHILFSWERK-Pflegewohnheimen »Am Plänterwald« und »Alt-Treptow« die Mitarbeiter aller Professionen darin zu unterstützen, schwerkranke und sterbende alte bzw. von Demenz betroffene Menschen ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend zu umsorgen. Hierbei gilt es, die körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse im Blick zu behalten. Der hospizlich-palliative Ansatz soll in die Altenpflege, ins Pflegeheim, getragen und praxisnah gelebt werden: Der PGKD begleitet beratend die Versorgung der Bewohner, ohne sie zu übernehmen. Im Zusammenspiel aus Fortbildung und Organisationsentwicklung sollen möglichst alle Mitarbeiter in allen Rollen und Hierarchi- vor, dann öffnen sich die Türen. Von dem eben noch aufgedrehten, leise tuschelnden und vor der Tür wartenden »Haufen« ist nichts mehr zu merken. Der Chor nimmt Haltung an und über hundert Jungen und junge Männer betreten der Reihe nach den Saal und die Bühne, begleitet von ausdauerndem Applaus. Und schon ertönen die Weihnachtslieder. Der stimmgewaltige Chor erzeugt bei mir eine Gänsehaut, ebenso die Nachwuchstalente an Violine und Harfe. Als gemeinsames Stimmtraining wird zum Abschluss und mit Hilfe ausgegebener Liedtexte »Tochter Zion«, gesungen. Unter großem Applaus ziehen die Chorknaben aus dem Saal. Als auch die Besucher den Saal fast vollständig verlassen haben, kommt für mich der schönste Moment dieses wunderbaren Benefizkonzerts. In der letzten Reihe des Saals sitzen fünf ältere Damen mit ihrer Begleitung aus dem Pflegewohnheim des UNIONHIFLSWERK »Am Plänterwald«. Sie finden es schade, dass das zweite Lied nicht mehr gemeinsam gesungen werden konnte. Flachsend sagen sie, sie würden so lange sitzen bleiben, bis sie das zweite Lied noch gesungen haben. Ihr Wunsch wird gehört – zu den drei Chorknaben, die mit Spendenkörben am Ausgang auf die Nachzügler warteten, kommen auf Bitte von Alexander Zörnig, eines Verantwortlichen aus dem Chor, noch drei weitere Sänger zurück und singen nun gemeinsam mit den beseelten Damen »Gloria in excelsis Deo« zur großen Freude und Rührung der wenigen, die noch im Saal verblieben waren. Und es zeigt sich, es braucht nicht viel im Leben, um glücklich zu sein, nur etwas Nächstenliebe! Frances Kant Umsorgt bis zuletzt en den palliativ-geriatrischen Ansatz eigenständig und gemeinsam leben und erfahren. Noch ist Palliative Geriatrie keine Selbstverständlichkeit in deutschen Pflegeheimen. Doch mit dem neuen Hospiz- und Palliativgesetz wurden die Weichen gestellt. So greift es auch die Idee des PGKD auf – gerade in Bezug auf interdisziplinäre Vernetzung sowie die gesundheitlicheVersorgungsplanung für die letzte Lebensphase. Der PGKD nimmt die individuelle Lebensqualität jedes einzelnen Menschen in den Blick. Der alte, demente oder sterbende Mensch steht im Vordergrund. An ihm haben sich die umsorgenden Personen, das ganze Pflegewohnheim, zu orientieren. Das funktioniert, wenn alle Beteiligten vertrauensvoll und von Fachlichkeit geprägt miteinander umgehen und den Patientenwillen berücksichtigen. Das schließt eine konsequente Schmerztherapie und Symptomkontrolle, die Einbeziehung von Angehörigen, eine gute Pflege, anregende soziale wie seelische Begleitung aber auch gute Ernährung mit ein. Damit in diesen teilweise sehr komplexen Situationen alle Aufgaben und Aspekte bedacht und erfüllt werden können, ist das inter-professionell disziplinär erfahrene Team essentiell, Pfleger genauso wie Ärzte, Ehrenamtliche aus dem Hospizdienst genauso wie Sozialarbeiter, die Seelsorger, diverse Therapeuten und natürlich auch die Küche und die Reinigung. Palliative Geriatrie steht dafür, gemeinsam nach der jeweils bestenVersorgung für einen alten Menschen zu suchen. Hierfür Letzte-HilfeKurse Die Unionhilfswerk-Stiftung fördert im Jahre 2017 die Umsetzung von fünf Letzte-HilfeKursen mit einer Summe von 4.200 Euro. Im »Letzte-HilfeKurs« lernen Bürger jeden Alters, Laien und Professionelle, das kleine 1x1 des Sterbens. Hier werden einfache Handgriffe erlernt und Tipps gegeben. Denn die Begleitung sterbender Menschen ist keine Wissenschaft, die nicht auch in der Nachbarschaft, Familie, Schule, Firma oder Bibliothek möglich ist. Der eintägige Kurs beinhaltet vier Themenschwerpunkte: Sterben als Teil des Lebens; Vorsorgen und Entscheiden; körperliche, psychische, soziale und existenzielle Nöte; Abschied nehmen vom Leben. Die Fördersumme fließt in PR und Marketing sowie Organisationskosten. kd bedarf es dieses Ansatzes in den Pflegewohnheimen – das muss allen hier Wirkenden klar sein. Sie brauchen diesen Ansatz mit dem Heimeinzug, damit sich das Hospiz auf den Weg ins Pflegewohnheim macht! Jeder hochbetagte Mensch profitiert davon. Aber auch ihren Nahestehenden und dem Personal geht es damit besser. Sie wollen, dass es den Bewohnern gut geht. Das ist oft nicht leicht unter schwierigen Rahmenbedingungen. Daher ist es ein Segen, dass über den PGKD ein Palliativmediziner behandelnden Ärzten zur Beratung zur Verfügung steht, die Pfleger bei der Palliativpflegekraft fragen können und der Hospizdienstkoordinator ergänzend Ehrenamtliche schickt. In den letzten vier Monaten war der PGKD in 24 Begleitungen von Bewohnern involviert. Viele Gespräche wurden geführt, Patientenverfügungen erstellt, diverse palliativmedizinische Empfehlungen gegeben, viele Besuche über den ehrenamtlichen Hospizdienst organisiert, auch Sitzwachen am Sterbebett übernommen. Neun der vom PGKD betreuten Menschen sind inzwischen verstorben, fast alle in der gewohnten Umgebung des Pflegeheims, ihrem letzten Zuhause. Ziel ist es, den hospizlich-palliativen Ansatz zum normalen Bestandteil in der Arbeit aller in den Pflegewohnheimen Tätigen werden zu lassen. Weitere Infos: www.palliative-geriatrie.de/pgkd  Dirk Müller und Daniela Reinhard-Kraft 7 Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 aktiv sein Körper & Geist Von Menschen und Möglichkeiten Mieter helfen Neu-Berlinern Rasheed freut sich über die Unterstützung seines Paten Klaus Nichelmann STERNENFISCHER-Freiwilligenzentrum und degewo starten das Projekt »Wohngebietspatenschaften« Foto: Stefan Zeh Das UNIONHILFSWERK betreibt berlinweit über 130 Einrichtungen und Projekte. So unterschiedlich die Arbeitsbereiche sind, so einig sind sich die Mitarbeiter in ihrem Wunsch, für die Betreuten ein größtmögliches Maß an Eigenständigkeit zu erreichen. Diesem Ansatz folgt auch das Assistenzmodell nach Willem Kleine Schaars (WKS). Dabei handelt es sich um ein Betreuungskonzept aus dem Bereich der Behindertenhilfe, das verselbständigende Betreuung zum Ziel hat. Im Rahmen einer Projektphase setzten sich die Mitarbeiter des Fachbereichs für Menschen mit Behinderungen im UNIONHILFSWERK in mehreren Teams aus den Bereichen Wohnheime, Wohngemeinschaften und dem Betreuten Einzelwohnen (BEW) mit dem Modell auseinander. Ein Beispiel aus dem BEW: Die Mitarbeiter richteten hier jahrelang mit viel Professionalität, Hingabe und Fantasie die Feste für die Klienten aus. Man grübelte, plante, organisierte, entwickelte Ideen und diskutierte im Team. Trotzdem wurde von einigen Klienten hinterher genörgelt und auch die Betreuer waren nicht immer glücklich über den Ablauf. Diese Situation der Unzufriedenheit lässt sich in unterschiedlichen Situationen immer wieder beobachten: Die Klienten sind erst begeistert von den »tollen« Ideen und Strategien, gehen aber anschließend kaum oder gar nicht mit. Im Zuge der WKS-Projektphase wandten sich die Mitarbeiter des BEW Elberfelder Straße mit einem Flyer »Wir können’s selbst« an die Klienten und luden sie ein, die Feste nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Das Festkomitee war geboren. So traf sich in den vergangenen zwei Jahren eine Gruppe, die Sommerfest, Halloween, Fasching, Oster- und Weihnachtsfeier selber planen und gestalten sollten und wollten. Das Besondere: Die Betreuer waren bei der Planung nicht zwangsläufig dabei. Foto: Elisabeth Schwiontek Im Fachbereich für Menschen mit Behinderung wurde in einer Projektphase das Assistenzmodell nach Willem Kleine Schaars erprobt. Und das mit großem Erfolg. Das Festkomitee nahm die Planung der Veranstaltungen selbst in die Hand Ein Prozess nicht ohne Reibung, mussten sich die Klienten doch mit Anderen und deren Sichtweisen auseinandersetzen. Sicher war auch bei diesen Veranstaltungen nicht das eine, perfekte Fest dabei. Aber das war auch nicht das Ziel des Prozesses. Vielmehr ging es darum, Klienten Verantwortung im Rahmen ihrer Möglichkeiten übernehmen zu lassen. Es geht ums Loslassen, ums Fördern. Dass Klienten an den Aufgaben wachsen, lernen, mit Kritik umzugehen, dass ihr Selbstbewusstsein gestärkt wird, dass sie verborgene Fähigkeiten an sich und anderen erkennen und einander als Partner schätzen und akzeptieren. Unsere Aufgabe als Betreuer in diesem Prozess ist es, den Rahmen der Möglichkeiten unserer Klienten zu erkennen. Die Balance zwischen Überforderung und Überbehütung zu fin- Hilfe im Bezirk Die Senatsverwaltung hat Mitte des Jahres die bezirklichen Kontakt- und Beratungsstellen (KBS) für die Flüchtlingsarbeit mit 24 Fachkräften mit sozialarbeiterischer/sozialpädagogischer Kompetenz verstärkt. Das Zuwendungsprojekt war ursprünglich nur bis Ende des vergangenen Jahres bewilligt worden, läuft jetzt aber auch 2017 weiter. Eine Entwicklung, die alle Beteiligten sehr begrüßen. Das UNIONHILFSWERK betreibt in Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg je eine Kontakt- und Beratungsstellen (KBS) für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung und deren Angehörige. Die Foto: Patricia Kalisch Um die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen und deren Helfern zu verbessern, wurden in den Kontakt- und Beratungsstellen zusätzliche Stellen geschaffen. In den Kontakt- und Beratungsstellen des UNIONHILFSWERK finden künftig auch Flüchtlinge Hilfe Mitarbeiter unterstützen die Besucher dabei, mit ihrer Beeinträchtigung umzugehen, ihren Alltag zu bewältigen und neue Kontakte zu knüpfen. Das Angebot ist kostenfrei und unverbindlich. Für die bei- den. Es verändert sich die Sichtweise, weg von einer defizitären hin zu einer ressourcenorientierten Betrachtung. Der tatsächliche Unterstützungsbedarf wird sichtbarer und kann vom Klienten besser akzeptiert werden. Innerhalb ihres Rahmens haben die Klienten die Verantwortung für ihre Entscheidungen und ihr Handeln. Durch diese Rückgabe an Verantwortung erleben sich unsere Klienten als selbstwirksam. Solche und ähnlich positive Erfahrungen wurden nicht nur in der Gruppen-, sondern auch in der Einzelbetreuung gemacht. Klienten stritten sich weniger, aggressives Verhalten konnte reduziert werden. Dies hat im Fachbereich zu der Entscheidung geführt, allen Mitarbeitern 2017 die Möglichkeit zu geben, an WKSFortbildungen teilzunehmen.  Jan Lauschus und Stefan Zeh den Einrichtungen wurden nun insgesamt zwei volle Stellen für die neue Aufgabe in der Flüchtlingshilfe bewilligt. Diese teilen sich wie folgt auf: 1,5 Stellen in der Neuköllner KBS »Terra«, 0,5 Stellen in Kreuzberg. Hier teilt sich das UNIONHILFSWERK die Aufgabe mit den Trägern ajb  gGmbH und KommRum e.V.,  die ebenfalls mit je einer halben Stelle ausgestattet wurden. Ziel des Projektes ist es, die seelische Gesundheit der Geflüchteten zu fördern, die Beschäftigten in der Flüchtlingsarbeit über Angebote zu informieren sowie eine Vernetzung untereinander zu fördern. Zielgruppe sind daher nicht nur die Geflüchteten selbst, sondern auch die Beschäftigten der Sozialdienste in Flüchtlingseinrichtungen, Betreiber, Beschäftigte in Einrichtungen der psycho-sozialen und psychiatrischen Versorgung. Sabine Jeschke »Wir leben Tür an Tür. Wenn wir offen aufeinander zugehen, ist das Leben für alle einfacher und schöner«, sagt Steffi*. Die 35-Jährige ist ehrenamtliche Patin in einem besonderen Nachbarschaftsprojekt. In Zusammenarbeit mit dem Wohnungsbauunternehmen degewo bringt das STERNENFISCHER-Freiwilligenzentrum TreptowKöpenick Alt-Berliner mit geflüchteten Menschen zusammen, die in ihrer Nachbarschaft leben. »Die Paten helfen Neu-Berlinern, die vor Krieg und Not geflüchtet sind, bei der Orientierung im Alltag«, so Projektkoordinatorin Marieluise Mühe. Seit dem Start im Sommer 2016 konnte sie bereits acht Patenschaften vermitteln – darunter die zwischen Steffi und Amira*, die vor eineinhalb Jahren aus Afghanistan nach Berlin kam. »Wenn ich einen Brief bekomme, den ich nicht verstehe, mache ich ein Foto und schicke es Steffi«, erzählt Amira. Durch Steffi lerne sie neue Menschen kennen – zum Beispiel den hilfsbereiten Besitzer einer Bohrmaschine, der endlich die gewünschten Löcher in ihre Wände bohrte. »Einmal habe ich Steffi und ihre Kinder besucht, da war plötzlich Schokolade in meinem Schuh. Seither kenne ich den Nikolausbrauch.« Auch für Steffi ist der Austausch mit Amira eine Bereicherung: »Wir zwei haben ein ähnliches Gemüt!« Amiras Ziel ist es, als Dolmetscherin zu arbeiten. »Leider kann ich noch nicht so gut Deutsch wie meine kleine Tochter«, sagt sie und lacht. Auch Rasheed (23), der vor dem Krieg in Syrien geflohen ist, hat klare Ziele: »Ich möchte eine Ausbildung machen und dann BWL studieren.« Als Klaus Nichelmann, pensionierter Volkswirt, von dem Projekt hörte und seinen jungen Nachbarn kennenlernte, war für ihn klar: »Da machste mit! Ich will Rasheed dabei helfen, hier eine Zukunft aufzubauen. Und ich erfahre von ihm sehr viel über das Leben in Damaskus.« Die beiden machen regelmäßig Stadtspaziergänge, verbunden zum Beispiel mit einem Bibliotheksbesuch. Rasheed: »Jetzt weiß ich, wie die Ausleihe funktioniert und wie ich die Bücher finde, die ich brauche.« Ein erster Schritt, der ohne seinen Paten zwar möglich, aber viel schwieriger gewesen wäre.  Elisabeth Schwiontek *Die Namen wurden von der Redaktion geändert. Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 8 wachsen Spielen, lernen, Spaß haben Aus Klein wird Groß Yalnız degilsin – Du bist nicht allein Die erste Generation Gastarbeiter ist in Deutschland alt geworden. Eine türkischsprachige Gesprächsgruppe der Kontaktstelle PflegeEngagement in Reinickendorf hilft den Angehörigen, mit der neuen Situation umzugehen. Foto: iStock/fotografixx Denken wir an türkischstämmige pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, ist das Bild schnell gezeichnet: Steht doch die Familie in der sogenannten türkischen Community immer an oberster Stelle und in der Pflegebedürftigkeit ist klar: Die Familie übernimmt die Versorgung. Doch die Entwicklungen in Berlin sprechen eine andere Sprache. Inzwischen gibt es hier unzählige türkische Pflegedienste und Pflegewohnheime, Pflege-WGs sowie Selbsthilfe- und Gesprächsgruppen. Die Einschulung gehört zu den wichtigsten Tagen im Leben eines Kindes Die Kontaktstelle PflegeEngagement bietet eine türkischsprachige Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige Allerdings finden sich nahezu keine Gesprächsangebote in türkischer Sprache. Vor diesem Hintergrund entstand in der Kontaktstelle PflegeEngagement Reinickendorf des UNIONHILFSWERK im letzten Jahr die Idee zu einer türkischsprachigen Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige. Gemeinsam mit zwei türkischsprachigen freiwilligen Mitarbeiterinnen startete die Gruppe im September. Ihr Name: Yalnız degilsin – Du bist nicht allein. Hier treffen sich monatlich pflegende Angehörige, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, sich Tipps zu holen und von ihren eigenen Erfahrungen zu berichten. Die freiwilligen Mitarbeiterinnen Gülveren und Mehtap bereiten die Treffen vor und moderieren das Gespräch. Sie informieren die Teilnehmer auch darüber, wo sie sich zu Pflegethemen beraten lassen können. Viele wissen nicht, an wen sie sich mit Fragen wenden können und haben keine Kenntnisse über Unterstützungsangebote. Während der Treffen wird Türkisch gesprochen, denn den Teilnehmern fällt es leichter, in ihrer Muttersprache von den Belastungen und Sorgen der Pflegesituation zu berichten. Tatjana Siek Interessierte sind herzlich eingeladen zu unseren Treffen jeden 2. Montag im Monat 16 – 17.30 Uhr in der GESOBAU-Nachbarschaftsetage, Wilhelmsruher Damm 124, 13439 Berlin-Reinickendorf. Anmeldung und Infos: Kontaktstelle PflegeEngagement 41 74 57 52. Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor Ihrer Einschulung, den ersten Schultag, an Ihre Empfindungen, Erwartungen, Gefühle und auch Ängste? Bei mir ist das in diesem Jahr 54 Jahre her und ich kann mich noch an fast alles erinnern, als wäre es gestern gewesen. Dieses Gefühlschaos aus Freude über den Schultütenbaum in unserem Garten, die Überraschungen in meiner Zuckertüte, die fast größer war als ich, die Neugier auf all die Kinder und die Lehrerin. Noch immer ist der Übergang von der Kita in die Grundschule ein einschneidendes Erlebnis und einer der wich- tigsten Tage für ein Kind. Es muss sich in einer neuen sozialen Gemeinschaft orientieren, seinen Platz finden und viele verschiedene Anforderungen des Schulalltags bewältigen. Uns Erwachsenen, das gilt für Erzieher, Lehrer und Eltern, fällt dabei die Aufgabe zu, diese Phase einfühlsam zu begleiten und zu gestalten. Seit mehreren Jahren ist es sowohl für den Kita-Bereich verbindlicher Bestandteil des Berliner Bildungsprogrammes, als auch für den Schulbereich im Rahmenlehrplan geregelt, dass Kooperationen zwischen den Kindertagesstätten und den Grundschulen der entsprechenden Einzugsgebiete zu schließen sind. Im Montessori-Kinderhaus Reinickendorf sind wir in der glücklichen Lage, über drei Kooperationen zu verfügen. Die Zusammenarbeit zwischen uns und der Ko- »Wandel und Veränderung« Lange galt Berlin-Neukölln als sozialer Brennpunkt. Innerhalb der letzten Jahre hat sich der Bezirk jedoch komplett gewandelt. Das schlägt sich auch auf die Arbeit vor Ort nieder. Ein Erfahrungsbericht aus der Kita BeerenStark. Wer sich in Berlin umsieht, wird in der Vergangenheit festgestellt haben, wie sich der Kiez um die Weserstraße in Neukölln verändert hat. Viele neue Geschäfte und Restaurants haben geöffnet, Designer und Start-Up-Unternehmen sowie Familien mit Fluchterfahrung siedeln sich an. Er ist nun »multikulti«, mit großer Vielfalt in den Kulturen, Sprachen, Erfahrungen, Familienstrukturen und sozialen Chancen. In unserer Kita hat sich diese Veränderung ebenfalls bemerkbar gemacht: Wir haben uns auf eine große Vielfalt in der Eltern- Foto: Patricia Kalisch Foto: iStock Der Wechsel vom Kindergarten in die Schule ist für die Abc-Schützen ein riesiger Schritt. Um diesen gut zu gestalten, kooperiert das Montessori-Kinderhaus Reinickendorf intensiv mit den Grundschulen. In der Kita BeerenStark im Herzen Neuköllns funktioniert das bunte Miteinander bestens schaft eingestellt. Eltern zeigen verstärkt Interesse an den Bildungsinhalten oder pä- lumbus-Grundschule ist dabei besonders intensiv. Dazu gehört zunächst zu Beginn des neuen Gruppenjahres eine umfassende Informationsveranstaltung bei der die Eltern erfahren, was für ihr Kind in der Vorbereitung auf den Übergang wichtig und notwendig ist. Unsere Kinder besuchen außerdem gemeinsam mit ihren Erziehern die Grundschule und haben so die Möglichkeit, das große Schulgebäude, Klassenräume, Lehrer, andere Schulkinder und auch den Unterrichtsablauf kennenzulernen. Dieses »Schulluftschnuppern« nimmt den Kindern einen großen Teil der Ängste. Gemeinsam nutzen wir Angebote wie die Sporthalle und besuchen das Sommerfest, den Tag der offenen Tür und das Schulspiel. Auf Wunsch begleiten die Lehrer auch auf einen Elternabend in der Kita, um den Eltern der zukünftigen Schüler offene Fragen zu beantworten. Im Schuljahr 2012/13 entstand das erste gemeinsame Projekt zum Thema »Körper, Flächen und Muster«. Dem folgten noch weitere Projekte wie »Wir malen Keith Haring«, bei dem viele wunderschöne Bilder entstanden, das Buchprojekt »Elmar« und das » Indianerprojekt«. Unser nächstes gemeinsames Projekt, »Der Regenbogenfisch« für das Schuljahr 2016/17 ist bereits geplant und wird im Mai mit den Kindern der Kita und der Schule durchgeführt. Viermal im Jahr sitzen Vertreter der Kitas und Schulen aus der Region Reinickendorf Ost zusammen. Diese Treffen dienen dem gegenseitigen Informationsfluss. Dort werden Ideen ausgetauscht, Neuerungen in Schule und Kita mitgeteilt und Probleme besprochen. Die Ergebnisse solch eines Treffens werden im »Kooperationskalender« dokumentiert, bei Bedarf verändert, oder ergänzt. Eine große Bereicherung ist die wechselseitige Hospitation der pädagogischen Fachkräfte. Gaby Rusher gilt im Namen unserer Kinder ein besonderes Dankeschön. Mit ihrem Engagement hat sie großen Anteil an einem gelungenen Übergang von unserem Kinderhaus in die Grundschule.  Gaby Rusher und Sabine Brode dagogischen Abläufen in der Kita. Elternabende werden interessiert besucht und bei der Umsetzung von gemeinsamen Aktivitäten sind sie engagiert dabei. In unserem pädagogischen Alltag ist es interessant geworden, welchen Berufen die Eltern nachgehen, welche Fragen von Kindern an uns herangetragen werden oder welche Freizeitaktivitäten die Kinder beschreiben können. Ein wichtiger Schritt in unserer Arbeit ist es, sich immer wieder neu mit den verschiedenen Wertevorstellungen auseinanderzusetzen, darüber ins Gespräch zu gehen und uns immer wieder neu mit Vorurteilen zu beschäftigen und wie diese unser Handeln bestimmen. Wichtig ist uns, immer wieder allen Kindern der Einrichtung die gleichen Chancen zu ermöglichen, um sie auf ein gelingendes Leben vorzubereiten. Wir können alle voneinander und miteinander lernen. Die Fähigkeit zur Sprache bleibt daher ein Schwerpunkt unserer pädagogischen Arbeit.  Heike Böttger 9 Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 mitmachen Es ist normal, verschieden zu sein »Etwas Neues zu schaffen braucht seine Zeit« Um die geflüchteten Menschen in Berlin besser versorgen zu können, ging im Sommer 2016 eine neue Behörde an den Start, das LAF. Wir sprachen mit der Chefin Claudia Langeheine über Startschwierigkeiten, Strukturen und die großen Herausforderungen der kommenden Jahre. ■■Viele Turnhallen und Erstaufnahmeeinrichtungen wurden in den letzten Monaten freigezogen. Sind wir gewappnet, wenn die Zahlen der Flüchtlinge wieder ansteigen sollten? Wir sind in jedem Fall besser aufgestellt, zum Beispiel was das Thema Registrierung angeht. Mit der aktuellen personellen Ausstattung sind wir in der Lage, pro Tag zwischen 800 und 1000 Menschen zu erfassen. Was das Thema Unterbringung angeht, haben wir noch Notunterkünfte, die wir jetzt freiziehen werden, die aber perspektivisch als Reserve zur Verfügung stehen. Darüber hinaus arbeiten wir an einer gesamtstädtischen Planung. Foto: Sascha Langenbach ■■Frau Langeheine, Sie sind seit August die Chefin des LAF, des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten. Warum war die Gründung eines neuen Amtes notwendig? Die Aufgaben rund um die Versorgung, Unterbringung und Integration von geflüchteten Menschen in Berlin wurden so umfangreich, dass sie nicht mehr als Teilaufgabe eines Amtes zu lösen waren. Mit der Gründung des LAF wurde das Thema »Flüchtlinge« aus dem LaGeSo ausgegliedert. Wir sind zuständig für die Registrierung, Unterbringung und Leistungsgewährung der nach Berlin geflüchteten Menschen. es zu schaffen braucht seine Zeit. ■■Wo liegen Ihrer Ansicht nach die großen Herausforderungen im Jahr 2017? Die große Aufgabe wird es Claudia Langeheine ist für die Versorgung, Unterbringung und ■■Anfang Dezember verfassten Integration von geflüchteten Menschen in Berlin zuständig sein, die Geflüchteten aus den Mitarbeiter Ihrer Behörde einen Notunterkünften in qualitativ hochwertige Unterkünfte zu Brandbrief, in dem sie über massive Überlastung klagten. Sind die Proble- die Vermittlung in Erstaufnahmeeinrich- bringen, am besten in Wohnungen. Derzeit me aus dem LaGeSo mit in die neue Behör- tungen und einen zweiten, der für alle leben noch rund 16.000 Menschen in NotFragen rund um das Leben in einer Ge- unterkünften, das soll sich möglichst de gewandert? Mein Eindruck ist eher, dass die neuen meinschaftsunterkunft zuständig war. Im schnell ändern. Dafür entstehen z.B. geraStrukturen noch nicht so sind, wie wir uns LAF werden beide Komplexe jetzt gemein- de 10.000 neue Plätze in Gemeinschaftsdas vorgestellt haben. Im LAF wurden z.B. sam behandelt. Da treffen unterschiedliche unterkünften. Im letzten Jahr ist es uns gezwei Leistungsbereiche zusammenge- Arbeitskulturen aufeinander, das sorgt für lungen, etwa 4.000 Menschen in eine bracht, die im LAGeSo getrennt waren. für Diskussionsbedarf. Wir müssen die Mit- Wohnung zu vermitteln. In diesem Jahr Dort gab es einen Leistungsbereich für die arbeiter an dieser Stelle noch stärker mit- sollen es mehr werden.  Aufnahme der geflüchteten Menschen und und ihre Ängste ernstnehmen. Etwas Neu-  Das Interview führte Katrin Dietl »Manchmal ist das ein Teufelskreis« Im Oktober 2016 hat die Unionhilfswerk Soziale Dienste gGmbH ein Heim für Wohnungslose in der Osloer Straße übernommen. Es bietet Menschen ein Zuhause, die ihr eigenes verloren haben – manchmal nur vorübergehend, manchmal auch auf nicht absehbare Zeit. Sollte sich an der Wohnungs- und Sozialpolitik nichts ändern, rechnet die Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe (BAG) im Jahr 2018 mit mehr als 500.000 Menschen ohne feste Bleibe. Das Bundessozialministerium argumentiert hingegen mit psycho-sozialen Faktoren, die zum Verlust der Wohnung führen. »Häufig kommt beides zusammen«, sagt Dariusz Sasin, Leiter des Wohnheims für Wohnungslose »Panorama-Nord« in der Osloer Straße. »Zu hohe Mieten oder Mieterhöhungen, dann auch noch Trennungen, Krisen oder Arbeitslosigkeit führen meistens dazu, dass die Miete weder vom Bewohner noch vom Jobcenter weiter getragen werden kann.« In seinem Wohnheim leben derzeit vor allem Familien bzw. Alleinerziehende mit Kindern, etwa ein Drittel sind alleinstehend. Das Haus hat insgesamt Platz für 98 Menschen, die dort in kleinen Wohneinheiten mit Küche und Bad leben. »Wir unterstützen die Bewohner bei der Suche nach einer neuen Wohnung, helfen bei Anträgen usw.«, erzählt Sasin, »doch manchmal ist es ein Teufelskreis«. Denn im geschützten Marktsegment, das Wohnungen für Wohnungslose oder Sozialleistungsempfänger bereithält, gibt es zu wenig Wohnraum für zu viele Bewerber. Manche haben Glück, andere müssen länger warten, einige geben aber auch ganz auf. Die Wohnungslosenunterkunft ist daher für viele mehr als ein vorübergehendes Zuhause, »ein Auszug ist aber jedes Mal ein schönes Erfolgserlebnis«, bleibt Sasin optimistisch. Ulrike Freybe Neukölln ANDERS »Ich, Jan Sander, Schriftsteller, probiert sich in Expressionismus und Surrealismus,« so beschreibt Jan Sander (geb. 1977) sich und seine Malerei. Seine 22 Werke werden in Berlins einziger Galerie für sogenannte Outsider Art, ART CRU, unter dem Titel »Neukölln ANDERS« gezeigt. Die Bilder sind in den letzten zwei Jahren auf Malerpappe mit Zeichenkohle und Acrylfarben entstanden und zeigen Sanders besondere intuitiv-visuelle Ausdruckskraft. Seine erste Serie als bildender Künstler ist eine intensive Auseinandersetzung mit Stilelementen des Expressionismus und des Surrealismus. Sie zeigt zugleich Alltägliches und Abgründiges. Mit schnellen, kraftvollen Pinselstrichen und Farben, die aus dunkleren Partien herausleuchten, lässt Jan Sander eine bewegte Bilderwelt entstehen. Die Arbei- ten verdeutlichen eine ganz persönliche Sichtweise auf die Neuköllner Umgebung des Künstlers. Jan Sander besucht die Beschäftigungstagesstätte (BTS) Treptow-Köpenick des UNIONHILFSWERK. »Er war schon als Künstler tätig bevor er in unsere Tagesstätte kam«, erzählt die Kunsttherapeutin Gabriele Bendow. »Er ist Schriftsteller, aber er hatte seine Alltagsstrukturen verloren, war nachts aktiv und schrieb. Tagsüber schlief er und entfernte sich mehr und mehr vom allgemeinen gesellschaftlichen Leben. Durch den Besuch der Ateliergruppe lernte er eine weitere künstlerische Technik kennen, die Malerei.« Zwischen ihm und Gabriele Bendow wurde eine Arbeitsbeziehung als Lehrer und Student vereinbart. Schon nach kurzer Zeit zeigte sich Jan Sanders’ besonderes Talent. Er entwickelte schnell seine »eigene Handschrift«. Nun hat er die Möglichkeit, seine Werke in der Galerie ART CRU der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gabriele Bendow freut sich sehr über die Ausstellung von Sander. »Es ist schön für mich zu sehen, dass die Malerei mehr sein kann, als eine schöne Beschäftigung. Jan Sander nimmt wieder aktiver am Leben teil. Er geht mit seiner Kamera auf Motivsuche für seine Bilder, er besucht Kunstausstellungen und er sieht für sich einen Weg, als Künstler teilzuhaben an unserer Gesellschaft.« Vera Jahn/Art Cru Die Ausstellung ist vom 3. bis 31. März, jeweils dienstags bis samstags, 12 bis 18 Uhr zu sehen. Art Cru Berlin, Oranienburger Str. 27, 10117 Berlin Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 10 dazu gehören … Mittendrin … Ort der Entscheidung – Salat oder Steak? »Kein Bock auf rechte Gewalt« Fortsetzung als Fortbildung Fotos: USE-Mediengestaltung /Günter Rehfeld Mit der Broschüre „Kein Bock auf rechte Gewalt“ erlebte die Union Sozialer Einrichtungen (USE) einen unerwarteten Erfolg. Breites Speisenangebot: Die USE gGmbH betreibt seit August 2016 die Kantine des Berliner Abgeordnetenhauses Die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses fällen ständig wichtige Entscheidungen. Seit August 2016 ist eine weitere pro Tag hinzugekommen. Denn seitdem betreibt die Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH die Kantine des Hauses und überrascht täglich neu mit einem großen Angebot frisch zubereiteter, gesunder und vor allem leckerer Speisen. Mit Küchen und Catering kennt sich die USE gGmbH aus. Neben den hauseigenen Kantinen, in denen für über 1.000 Menschen mit Behinderung gekocht wird, verfügt sie über einem professionellen Catering- und Veranstaltungsservice. Ein Aushängeschild ist zudem die Kantine im Roten Rathaus, in der nicht nur täglich bis zu 500 Essen »rausgehen«, sondern auch mal der Regierende Bürgermeister vorbeischaut. Diese große Erfahrung bestärkte den Entschluss, auch die Kantine im Abgeordnetenhaus zu übernehmen, nachdem der vorherige Betreiber gekündigt hatte. Nach kleineren Umgestaltungen startete im August 2016 das Team um den Koch Sven Lassan. Genauso wie in allen anderen Kantinen- und Cateringbereichen der USE arbeiten auch hier Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. In dem geschützten Rahmen der Werkstatt für behin- derte Menschen (WfbM) haben sie hier die Möglichkeit, (wieder) am Arbeitsleben teilzuhaben. Sven Lassan setzt dabei sehr auf Partizipation. Sowohl seine Kollegen als auch die Beschäftigten – so werden die Menschen mit Behinderung in der USE ge- Sven Lassan setzt auf Partizipation. Sowohl seine Kollegen als auch die Beschäftigten bittet er um Vorschläge für das Menü. nannt – bittet er um Vorschläge für das Menü. »So haben wir ein sehr abwechslungsreiches Programm und gleichzeitig kann ich das große Engagement des noch jungen Teams würdigen«, erklärt der Kü- chenchef. Denn natürlich freut sich jeder, wenn sein Vorschlag auf große Resonanz bei den Gästen trifft. Der Arbeitstag beginnt früh. Damit das Frühstück von 8 bis 11 Uhr parat steht, beginnt das Küchenteam vor sieben Uhr. Aus vier Mittagsgerichten kann man zwischen 11.30 und 15 Uhr auswählen. Über den ganzen Tag erhält man belegte Brötchen, Kuchen und Getränke. Bei Fraktionssitzungen bietet die Küche zudem einen besonderen Service. Da dann oft die Zeit für den Gang in die Kantine fehlt, fahren sie mit einem Wagen, der mit kleinen Snacks und Getränken bestückt ist, zu den Konferenzräumen. Die Kantine steht aber nicht nur den Abgeordneten offen sondern jedermann. Noch ist das attraktive Angebot in der Umgebung nicht sehr bekannt. Das will Sven Lassan aber ändern. Denn das Berliner Parlament befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Platz mit seinen vielen Büros. Aber auch durch den gegenüberliegenden Martin-Gropius-Bau, der mit seinen zahlreichen Sonderausstellungen auf sich aufmerksam macht, und dem Dokumentationszentrum der Stiftung Topographie des Terrors erhofft sich der junge Koch weiteren Zulauf. Ursula Laumann Das Thema rechte Gewalt und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung schien einen Nerv getroffen zu haben. Informationsmaterial in leichter Sprache gab es dazu zuvor nicht, ist aber bis heute sehr nachgefragt. Dieser Erfolg ermunterte das Projektteam weiterzumachen. Aus der Erfahrung der Diskriminierung heraus entstand schon die Broschüre, an der Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam gearbeitet hatten. Gerade in Einrichtungen der Behindertenhilfe sollten die Grundsätze der Demokratie und freiheitlichen Grundordnung gelebt werden. Viele Menschen mit Behinderung erleben extremistische und ausgrenzende Strömungen und Denkmuster aber nicht nur im öffentlichen Raum – sondern auch in den Einrichtungen selbst. Mit der Fortbildung „In Vielfalt vereint – gegen Grauzonen sozialer Ausgrenzung in Einrichtungen der Behindertenhilfe“, die durch die Landeszentrale für politische Bildung gefördert wird, will das Projekt die Teilnehmenden animieren und befähigen, die Tendenzen zu erkennen, damit selbstbewusst umzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Sie richtet sich an Menschen mit Behinderung sowie die Menschen, die sie betreuen. Gemeinsam sollen in zwei Tagen die Themen Ausgrenzung und rechte Strömungen und Denkweisen erarbeitet werden. Ziel ist es, dass die Teilnehmenden sicher argumentieren können. Neben Workshop-Arbeit ist auch der Besuch von Gedenkorten in Berlin geplant.  Ul Anmeldung: Ilona.Wolfersdorf@u-s-e.org 22.– 23.06.2017 | 9:00 – 17:00 Uhr Ort: Koloniestr. 133–136, 13359 Berlin Dozent: Jochen Reibeling; Ausbilder in politischer Bildung für Pflegekräfte Bitte Unterstützungsbedarf mitteilen. Wir gratulieren! Im 2. Quartal 2017 gehen unsere Glückwünsche an folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Jubiläum 10 Jahre Kira Lützow Elke Schlüter Cornelia Fiedler Angelika Nothe 11 Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 …durch Arbeit … und doch geschützt Der ModellPark Berlin–Brandenburg Jedes Modell von Hand geschaffen Der Modellpark Berlin-Brandenburg zeigt Berlinern und Berlinbesuchern ganz neue, überraschende Perspektiven. Die Bockwindmühle in Marzahn im Maßstab 1:25 Zum 1. Januar 2017 ist das Bundesteilhabegesetz (BTHG) in Kraft getreten, das auch die Eingliederungshilfe regelt. Mit »Wir für Berlin« sprachen Thomas Anders und Wilfried Weigt, die Vorsitzenden des Werkstattrats der USE gGmbH, über das neue Gesetz. Herr Weigt: Positiv finde ich die Neuerungen, die die Arbeit des Werkstattrats betreffen. Früher hatten wir nur ein Mitwirkungsrecht. Das neue Gesetz sichert uns in einigen Punkten nun ein Mitbestimmungsrecht zu. Außerdem dürfen große Werkstätten jetzt auch einen großen Werkstattrat haben. Für die USE heißt das, dass der Werkstattrat nach der nächsten Wahl aus neun statt aus sieben Personen bestehen wird. ■■Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales soll das Bundesteilhabegesetz die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung grundsätzlich verbessern. Was ändert sich speziell für Beschäftigte einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) und wie bewerten Sie diese Veränderungen? Herr Anders: Es gibt auch noch andere positive Veränderungen. Bestimmt hat ja jeder Beschäftigte gemerkt, dass es ab Januar 26 Euro mehr Gehalt gibt. Das kommt, weil das Arbeitsförderungsgeld angehoben wurde. Außerdem soll es jetzt möglich sein, deutlich mehr vom eigenen Einkommen zu behalten. Das Entgeltsystem in Werkstät- Das Ergebnis überzeugt aber: Bereits seit zehn Jahren ist der ModellPark BerlinBrandenburg ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und Einheimische. Zu seinen Hauptattraktionen zählen der Reichstag und das Pergamonmuseum. Sie sind auch die größten der ausgestellten Modelle mit jeweils ca. 30 qm Grundfläche. Aber auch architektonische Schönheiten aller anderen Berliner Bezirke, die teilweise abseits der normalen Touristenrouten liegen, gibt es zu entdecken, darunter das Schloss Friedrichsfelde oder das Schloss Köpenick.  Ul neuen Regelungen bringen einzelne Verbesserungen, grundsätzlich ändert sich aber nichts. Fotos: USE-Mediengestaltung /Günter Rehfeld Nur wenige Verbesserungen Der Bau der Modelle erfolgt zu großen Teilen in Handarbeit Foto: USE Mediengestaltung /Günter Rehfeld, Roland Mertens Neben der Trabrennbahn Karlshorst in der Berliner Wuhlheide hat sich der ModellPark zu einem Kleinod in der Parklandschaft entwickelt. Liebevoll gestaltete Flächen prägen auf rund eineinhalb Hektar eine 3D-Miniaturlandkarte der beiden Länder Berlin und Brandenburg. Mittendrin jeweils die Hauptattraktionen: Über 80 Modelle von bekannten und weniger bekannten Sehenswürdigkeiten der Regionen, jedes einzelne in aufwändiger Handarbeit im Maßstab 1:25 aus zahllosen Einzelteilen originalgetreu und bis ins letzte Detail nachgebaut. Dafür hat die Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH, die den ModellPark betreibt, vor Ort eine Modell-Bauwerkstatt eingerichtet. Weitere Werkstätten werden zudem von dem Tochterunternehmen BUS gGmbH an verschiedenen Standorten in Berlin betrieben. Direkt im ModellPark – idyllisch und ruhig mitten in der Wuhlheide gelegen – arbeiten sechs Beschäftigte der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) an den Modellen. Sie lernen hier das Berufsfeld des Modellbauers mit seinen vielfältigen, breitgefächerten Tätigkeiten kennen. Unter professioneller Anleitung eines gelernten Modellbauers konstruieren, bauen und lackieren sie die kleinen Nachbauten der überwiegend geschichtsträchtigen Gebäude. Zuvor werden dafür im Bautechnischen Bereich die Modelle geplant und anhand von Originalfotos, Architekturplänen und CAD-Daten technische Zeichnungen am PC erstellt. Sie bilden die Vorlage für den Bau, der zu großen Teilen von Hand gefertigt wird. Dafür wird gesägt, gedrechselt, gebohrt und geschliffen, bevor das Modell seinen Feinschliff an der Werkbank bekommt. Als Bausubstanz dienen hier Materialien wie Kunststoff, Metall, Gießharz aber auch Modellmasse für Kleinserien. Zum Abschluss werden die Oberflächen originalgetreu nachgebildet und anschlie- ßend lackiert und veredelt. Bis ein Modell wie zum Beispiel die Gedächtniskirche fertig wird, vergehen so mitunter Monate und Jahre. Wilfried Weigt und Thomas Anders vom Werkstattrat der USE gGmbH ten ist aber nach wie vor sehr schwer nachvollziehbar, weshalb ich seit Jahren für »Leistungen aus einer Hand« kämpfe. Die ■■Bei der Erarbeitung des Bundesteilhabegesetzes waren Menschen mit Behinderung und ihre Interessenvertretungen von Anfang an beteiligt. Wie haben Sie diesen Prozess wahrgenommen? Herr Anders: Anfangs waren wir ganz optimistisch. Für mich sah es so aus, als ob die Politiker diesmal wirklich die Betroffenen einbeziehen. Umso erschrockener war ich, als die ersten Entwürfe vorlagen. Das war im April 2016. Von da an waren wir, also die Mitglieder des Werkstattrats der USE, aber auch alle anderen Betroffenen deutschlandweit auf vielen Veranstaltungen und Kundgebungen, um unsere Rechte zu verteidigen.  Simone Prieß/Christian Hyza Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 12 betreuen Sich wohlfühlen – zu Hause sein Erfolgreiches Projektende Weniger Papier – Mehr Pflege Das im Jahre 2015 gestartete Projekt zum Bürokratieabbau in der Pflege in den Pflegewohnheimen des UNIONHILFSWERK auf Grundlage des bundesweiten Projekts des Bundesministeriums für Gesundheit wurde erfolgreich beendet und in die Alltagsarbeit überführt. Foto: Pixelio.de »Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit.« Der über die Jahre und Jahrzehnte ständig anwachsende Dokumentationsaufwand in der Pflege sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Unmut unter den Pflegekräften. Zu umständlich, zu zeitaufwändig, so die einhellige Meinung. Im UNIONHILFSWERK hat man reagiert und 2015 damit begonnen, die Dokumentation umzustellen. Dieser Prozess der Entbürokratisierung wurde im Dezember 2016 abgeschlossen. Sehr zur Freude der Mitarbeiter. Die handlungsleitende und deutlich verkürzte Dokumentation (vorher: 62 Formulare, nach Verschlankung: 21 Formulare) ist bei nahezu allen Bewohnern in der praktischen Anwendung und hat sich im Alltag bewährt. Aber auch die mit der Umstellung verbundene Auseinandersetzung mit pflegefachlichen Themen und die Kommunikation im Team des Wohnbereichs haben an Bedeutung gewonnen. Auch externen Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkasse, die Heimaufsicht und bei internen Audits hielt die Dokumentation in beinnahe allen Prüfkriterien stand. Einzelne Anpassungen und Verbesserungen in der Praxisphase wurden auf Vorschlag der Pflegekräfte und der externen Prüfer vorgenommen. Alle Mitarbeiter, die mit der Bewohnerakte arbeiten, sind angetan von der verkürzten Art der Dokumentation und der Übersichtlichkeit in Bezug auf die Bedürfnisse und die Wünsche der Bewohner in der täglichen pflegerischen und betreuenden Versorgung. Dadurch wurden Zeitressourcen frei, die z.B. in die Betreuung der Bewohner fließen. Auch die Dokumentation am PC erleichtert die Arbeit deutlich. In den Pflegewohnheimen fanden nach vollständiger Umstellung aller Akten »Dankeschön-Veranstaltungen« statt, denn ohne das große Engagement der Pflegeund Leitungskräfte, sowie der Qualitätsassistenten hätte die Bewohnerdokumentation nicht so schnell auf das neue System umgestellt werden können. Auch wir sagen Danke!  Britta Walther Projektleitung/Pflegequalitätsbeauftragte Die überbordende Pflegedokumentation gehört im UNIONHILFSWERK nun der Vergangenheit an »Theater ist Probeleben« Auch drei Teilnehmer äußern sich begeistert: »Die Werte der Theater-AG sind Zusammenhalt und sich den anderen zeigen, dass Gefühle mich ausmachen und das Leben stärker machen. Theater ist Probeleben!« »Der Wert der Theater-AG ist Zusammenhalt und sich den anderen zeigen« Foto: Nina Kuyumcu Teilnehmerin der Theater-AG Im Pflegewohnheim »Am Kreuzberg« probt die Theatertruppe für ihren ersten Auftritt Im Pflegewohnheim »Am Kreuzberg« gibt es seit Mitte Oktober 2016 eine Theater-AG. Alle Bewohner des Hauses sind herzlich eingeladen teilzunehmen. Das neue Theaterangebot findet jeweils am Donnerstagabend statt und richtet sich an Bewohner mit und ohne Demenzerkrankung. Ziel ist, einen kreativen Raum zu schaffen, Menschen aus den fünf verschiedenen Wohnbereichen auf andere Weise miteinander vertraut zu machen und jene ›abzuholen‹, die abends wach und aktiv sein möchten. Initiiert wurde die Theater-AG von Christine Vogt, Betreuungsassistentin und Regisseurin für inklusives Theater. Sie leitet die Gruppe und sagt dazu: »Im Theater ist (fast) alles möglich. Es kann das Leichte schwer, das Schwere federleicht erscheinen lassen. Es kann versteinerte Verhältnisse zum Tanzen und eine ganze Welt verborgener Dinge zum Vorschein bringen. Skript dafür ist das jeweils eigene Leben.« Eine andere Bewohnerin erklärt:»Ich möchte ein Stück machen, woraus andere eine Lehre ziehen können. Es ist das Glück, zu wissen, dass ich durch mein Spiel anderen Menschen helfen kann. Sie sollen Dinge erfahren, die sie bislang noch nicht gewusst haben.« Und ein Dritter lässt wissen: »Es macht Spaß mit den Anderen.« Was will man mehr? Ein erster Auftritt des Ensembles ist für Ende März geplant. Informationen hierzu finden Sie zeitnah unter www.grenzbereiche-theater.de Wir werden weiter über dieses experimentierfreudige Vorhaben berichten.   Christine Vogt Foto: Patricia Kalisch Ambulante Pflege mit neuer Leitung Seit Dezember leitet Anja Martha Sälzer den Fachbereich Ambulante Pflege im UNIONHILFSWERK. Hier ist sie verantwortlich für die sieben ambulanten Pflegedienste, zahlreiche Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz sowie weitere Projekte. Die examinierte Krankenschwester und diplomierte Pflegewirtin war vorher als Pflegedienstleitung und Geschäftsführerin im ambulanten Pflegesektor Berlins tätig. Dabei konzentrierte sich die zertifizierte Case Managerin und Pflegeberaterin in dieser Zeit auf die Organisation und Begleitung ambulanter Pflegedienste und ambulant betreuter Wohnverbünde für Menschen mit Fähigkeitseinschränkungen und dem damit verbundenen Pflege und Unterstützungsbedarf. Anja Sälzer: „Ich freue mich, dass ich mit dem UNIONHILFSWERK einen Träger gefunden habe, bei dem ich meine bisherigen Berufserfahrungen so zielführend einsetzen kann. Ich begegne dabei vielen engagierten und positiven Menschen – das ist jeden Tag eine große Bereicherung für mich ist!“ GS 13 Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 leben Würdevoll und selbstbestimmt – bis zuletzt 20 Jahre Zentrale Anlaufstelle Hospiz Seit 1997 ist die Zentrale Anlaufstelle Hospiz (ZAH) vom UNIONHILFSWERK für alle Berliner, die Rat und Hilfe rund um die Themen Patientenverfügung, Sterben, Tod und Trauer suchen, die feste und verlässliche Größe. Aus der als dreijähriges Bundesmodellprojekt gestarteten Fach- und Spezialberatungsstelle, die heute vom Land Berlin gefördert wird, erwuchs 2004 das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie (KPG). Ohne die Hilfe der langjährigen Unterstützer – als haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter oder Mitwirkende in Politik, Kultur und Verwaltung – gäbe es dieses besondere fachliche Berliner Angebot nicht. Als kleines Dankeschön fand am 16. Dezember im Kuppelsaal des charmanten Käthe-Kollwitz-Museums Berlin eine Feier statt. 100 geladene Gäste hatten die Möglichkeit, gemeinsam mit Amöna Landrichter und Dirk Müller zurück und nach vorn zu schauen. „Leben können. Sterben dürfen.“– das war und ist das Motto der hospizlich-palliativen Arbeit vom KPG. Nun ist dies auch das Motto der ZAH. Die Besucher erfreuten sich am Festvortrag „Gedanken über Alter und Sterben – mit dem Blick auf Käthe Kollwitz“ von Dr. Harald Retschitzegger, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft. Er erinnerte über Bilder, Plastiken und Texte von Käthe Kollwitz, mit welchen noch heute hochaktuellen Themen sich die Künstlerin zeitlebens auseinandersetzte. Jede und jeder konnte zudem das Käthe-Kollwitz- Foto: Matthias Broneske 20 Jahre Information und Beratung für Rat- und Hilfesuchende zu den Themen Sterben, Tod und Trauer Sie dankten den vielen Unterstützern: Dirk Müller, Amöna Landrichter, Eberhard Diepgen Museum kostenlos besuchen und das Wirken der Kollwitz auf sich wirken lassen. Ein Wirken, das noch immer inspiriert und bewegt. Der Beiratsvorsitzende der Unionhilfswerk-Stiftung und ehem. Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, dankte der ZAH und dem KPG für die wertvolle Arbeit im Kontext von Beratung und Information sowie AltersHospizarbeit und Palliativer Geriatrie. Dem schloss sich auch der Geschäftsführer und langjährige Veranstaltungs-TIPP 10:00 – 16:00 Uhr: „Letzte-Hilfe-Kurs“ (mit Anmeldung) Pflegewohnheim „Am Kreuzberg“ Fidicinstraße 2, 10965 Berlin Dritter Bürgertag zur AltersHospizarbeit am 28. April 2017 10:00 – 19:00 Uhr: Cartoons und Karikaturen „Auf Leben und Tod“ Dorotheenstädtische Buchhandlung Turmstraße 5, 10559 Berlin Auch beim dritten Bürgertag zur AltersHospizarbeit können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger auf unterschiedlichste Weise mit den Themen Alter, Hospizarbeit und Palliative Geriatrie beschäftigen. Organisiert vom Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie (KPG), erwarten Sie wieder Veranstaltungen und Angebote, welche die Themen Alter und Lebensende aus verschiedenen Blickwinkeln informativ, bildend und unterhaltsam betrachten. Der Bürgertag will das Anliegen einer guten Sorge um alte und hochbetagte Menschen am Lebensende nach außen, in das Gemeinwesen und zu den alten Menschen, tragen. Freuen Sie sich auf ein weiteres Highlight! Am Freitag, den 6. Oktober 2017 organisiert das KPG von 9 bis 17 Uhr die 12. Fachtagung Palliative Geriatrie in der Kon- Förderer der hospizlich-palliativen Arbeit im UNIONHILFSWERK, Bernd Neumann, an. Ebenso wie seit zwanzig Jahren gerade auch Ulrike Hinrichs und Birgit Meinhardt. Amöna Landrichter und Dirk Müller bedankten sich bei den langjährigen Weggefährten, vor allem den ehrenamtlichen und ehemaligen hauptamtlichen Mitarbeitern und erinnerten dabei an die sowohl innovative wie weitgreifende Arbeit der ZAH und des KPG. Musikalische und kulinarische Genüsse rundeten den ersten Teil des 11:00 – 16:00 Uhr: tour de palliativ – Palliativgeriatrische Stadtrundfahrt ab Berlin-Alexanderplatz /an Berlin-Kreuzberg (mit Anmeldung) 16:30 – 18:00 Uhr: Vortrag „Palliative Geriatrie und AltersHospizarbeit leben“ Pflegewohnheim „Am Kreuzberg“ Fidicinstraße 2, 10965 Berlin Der Ball der AltersHospizarbeit findet im Ballhaus Berlin statt rad-Adenauer-Stiftung. Das diesjährige Tagungsmotto lautet „Das ist doch kein Leben. Warum Palliative Geriatrie nicht nur im Sterben hilft.“ Um 20 Uhr startet erstmalig der Ball der AltersHospizarbeit im Ballhaus Berlin. 20:00 – 21:30 Uhr: Lesung „Geschichten vom Tod“ Dorotheenstädtische Buchhandlung Turmstraße 5, 10559 Berlin Infos & Anmeldung: www.palliative-geriatrie.de/buergertag Tel: 030 42265838 Dirk Müller Bürgertages zu AltersHospizarbeit und die Feier zum 20-jährigen Jubiläum der ZAH ab. Herzlichen Dank für alle Unterstützung und für die gute Zusammenarbeit in den letzten 20 Jahren und auf eine gute Fortsetzung!  Dirk Müller und Amöna Landrichter Weitere Infos: www.hospiz-aktuell.de | www.palliative-geriatrie.de/kompetenzzentrum Hospizgedanke(n) Biographie-Arbeit Biographie- oder Erinnerungsarbeit ist ein fester Bestandteil im Angebot der Sterbebegleitung. Worüber ist es wichtig zu reden? Was bewegte den Bewohner in seiner Lebensgeschichte, was hatte er für Vorlieben und Abneigungen, was bereitete dem Bewohner Freude und was macht ihn traurig oder ängstigt ihn? Dies sollte schon bei Einzug des Bewohners in die Pflegeeinrichtung erfragt werden. Ein wichtiger Bestandteil sind dabei die Pflegekräfte und die Betreuungsassistenten der jeweiligen Einrichtung, da diese den engsten Bezug zum Bewohner haben. Auf diese gut dokumentierte Informationssammlung kann dann später im Sterbeprozess leichter zurückgegriffen werden, um eine individuelle Sterbebegleitung mit allen Beteiligten zu gewährleisten.  Daniela Reinhardt–Kraft, Stephan Mente Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 entdecken Foto: Leitner Ropeways; Kolb Ripke Architekten Unterwegs in Brandenburg und Berlin Internationale Gartenausstellung 2017 Berlin wird FarbIGA lichster Dimension und Gestalt wird der Besucher mehr erfahren. Von Balkonien bis zum Wassergarten, vom Gemüsebeet bis zur urbanen Farm, vom Stadtwald zu einer neuen Gartenstadt – hier wird gezeigt, was, wie und wo überall Garten sein kann. Foto: geskes.hack Landschaftsarchitekten Welt. Die insgesamt 1,5 Kilometer lange Panoramafahrt endet nach rund fünf Minuten am Blumberger Damm, wo die Besucher direkt im Anschluss die Ausstellungshalle mit Marktplatz, kulinarischen Angeboten und großzügigen floralen Ausstellungen erkunden können. Foto: SINAI Unter dem Motto »Ein MEHR aus Farben« widmet sich die IGA der Zukunft von städtischem Grün. Dabei geht es um erneuerbare Energien, um städtische Naturräume und um visionäre wie nachhaltig gedeihende schöne Landschaften. Internationale Landschaftsarchitekten, Garten- und Landschaftsgestalter, Pflanzenproduzenten, Kunst- und Kulturschaffende aus aller Welt verwandeln Berlin in ein Gartenlabor der Zukunft. Von der zeitgemäßen Gartenkunst und Landschaftsgestaltung über besondere Naturerlebnisse aber auch grüne Stadträume und Lebenskultur in unterschied- Nach 50 Jahren erstmals wieder eine Seilbahn in Berlin Das weitläufige Areal lässt sich auch von oben erkunden – anlässlich der IGA gibt es in Berlin erstmals seit 50 Jahren wieder eine Seilbahn. Bis zu 3.000 Besucher werden das Gelände pro Stunde und Richtung aus der Vogelperspektive erleben können. Die Kabinen steigen vor dem IGA-Haupteingang am U-Bahnhof »Kienberg - Gärten der Welt« (ehemals Neue Grottkauer Straße) in die Höhe auf und führen auf den 102 Meter hohen Gipfel des Kienbergs, in die Nähe des Aussichtsbauwerkes, dem sogenannten Wolkenhain. Nach einem Zwischenstopp fährt die Seilbahn in den zentralen Bereich der Gartenausstellung weiter. Die Fahrt eröffnet den Blick auf das IGA-Gelände mit seinen Wasserund Themengärten sowie die Gärten der Foto: Nolting /DGB Ein Tulpenmeer In Deutschland findet alle zehn Jahre die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) statt. Sie ersetzt in dem Jahr zugleich die Bundesgartenschau (BUGA). Interessierte Städte müssen sich nach einem bestimmten Reglement um die Austragung der IGA bewerben. 2009 fiel die Entscheidung für Berlin 2017.  Gesine Schubert In 30 Metern Höhe – der Blick aus der eigens für die IGA erbauten Seilbahn Auf dem »Wolkenhain«, 130 Meter über dem Meeresspiegel kommt man dem Himmel näher weiterzuentwickeln, wurde in Zusammenarbeit mit den Berliner Naturschutzverbänden ein langfristiger Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet. Zudem soll der Bereich der Umweltbildung nachhaltig verankert werden. Weiterhin werden dauerhafte Fitness- und Sportangebote für alle Altersgruppen geschaffen. Bildungsangebote für alle Altersgruppen Neben dem umfangreichen, altersspezifischen Bildungsangebot IGA-Klassenzimmer für Kitas und Schulen bietet der IGA-Campus auch an den Wochenenden und in den Ferien ein vielfältiges Programm an: In den Ferienzeiten können Kinder und Jugendliche aus Kitas, Horten und Jugendgruppen, aber auch Familien Veranstaltungen im Bereich Ferienabenteuer besuchen. Die Veranstaltungen im Bereich Familienerlebnisse richten sich speziell am Wochenende an die ganze Familie. Foto: Dominik Butzmann Wer sich in diesem Jahr von internationaler Gartenkunst inspirieren oder gar begeistern lassen will, braucht nicht in die Ferne zu schweifen. Die Internationale Gartenausstellung, IGA, ist quasi direkt vor unserer Haustür: in MarzahnHellersdorf. Vom 13. April bis zum 15. Oktober öffnen sich die Türen eines über 100 Hektar großen Areals, bestehend aus den Gärten der Welt, dem Wuhletal und dem Kienbergpark mit Kienberg und der Kienbergpromenade. In dieser Zeit wird es auf dem Gelände mehr als 5.000 Veranstaltungen geben, erwartet werden insgesamt 2,4 Millionen Besucher. Die IGA-Blumenhalle Nachhaltige Entwicklung im wachsenden Berlin Die nachhaltige Stadtentwicklung ist bei der IGA zentral, so bleiben die meisten baulichen und landschaftsarchitektonischen Neuerungen, die zur Gartenausstellung entwickelt wurden, dauerhaft bestehen. Nach Ende der IGA wird der neue Kienbergpark kostenfrei zugänglich sein. Um diesen ökologisch Es gibt Dauerkarten, die 186 Tagen gültig sind, Tageskarten und Platzkarten für Sonderveranstaltungen. Die einfache Dauerkarte für einen Erwachsenen kostet 90 Euro, für einen Jugendlichen 20 Euro. Tageskarten 20 Euro, außerdem Ermäßigungen. Die Kassen befinden sich an den zwei IGA-Haupteingängen – »Gärten der Welt« am Blumberger Damm und »Kienbergpark« in der Hellersdorfer Straße – und sind täglich von 9 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter: www.iga-berlin-2017.de 14 15 Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 unterhalten Dies & das Marken & Münzen Luthers Bibel, die Elbphilharmonie und die Bremer Stadtmusikanten Das Emissionsjahr 2017 eröffneten am 2. Januar vier Ausgaben. In der Serie »Schätze aus deutschen Museen« werden auf zwei Werten zu je 70 Cent das Gemälde »Mädchen mit dem Weinglas« (1659/60) des holländischen Meisters Jan Vermeer van Delft (1632–1675) bzw. das Bild »Pfefferfresser, Jungfern- und Haubenkranich« (1745) des französischen Hofmalers JeanBaptist Oudry (1686–1755) vorgestellt. Am 3. Januar folgte die Ausgabe von zwei Automaten-Postwertzeichen an zunächst ausgewählten Standorten, wobei die Nominale im Automaten eingedruckt wird. Die Motive »Briefe schreiben« und »Briefe empfangen« sind abwechselnd nacheinander auf der Vordruckrolle angeordnet. (145+55 Cent). Die Serie »Burgen und Schlösser« komplettiert ein 70-Cent-Wert mit einer Ansicht des Schlosses Ludwigsburg, das zu den größten barocken Anlagen gehört und auch das »Schwäbische Versaille« genannt wird. Am 1. März wurden schließlich vier weitere Ausgaben emittiert. In der Serie »Tierkinder« zwei Werte zu je 85 Cent mit zwei Jungtieren des Europäischen Iltis (Mustela putorius) bzw. zwei Frischlingen des Wildschweins (Sus scrofa). An das Jubiläum »1000 Jahre Stadt Neunburg vorm Walde« erinnert ein 45-Cent-Wert mit einer Stadtansicht nach einem historischen Kupferstich. Ein 70-Cent-Wert gilt der »G20 Präsidentschaft Deutschland« vom 1. Dezember 2016 bis 30. November 2017 und zeigt das offizielle Logo des G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg. Des Komikers Otto Waalkes Markenzeichen, ein grauer Ottifant, der einen Regenbogen in den blauen Himmel malt, ziert eine Marke zu 70 Cent. Als Letztes erschienen am 8. Dezember zwei Sondermarken der Serie »Design aus Deutschland« mit einem von Luigi Colani (geb. 1928) entworfenen »Schlaufenstuhl« aus fiberglasverstärktem Polyester (70 Cent) sowie Glasgefäßen (145 Cent) aus dem Studio von Hans Theo Baumann (1924–2016). Des Weiteren gab es zeitgleich ein 70-Cent-Wert, der mit einer histo-rischen Ansicht an die Inbetriebnahme des ersten deutschen Dampfschiffes »Die Weser« vor 200 Jahren erinnert. -lf- Buchkritik Ferner erschienen ein 45-Cent-Wert »Topographie des Terrors« mit einer abstrakten Darstellung des Dokumentationszentrums in Berlin, ein 260-Cent-Wert zum Thema »Die Bibel in der Übersetzung Martin Luthers« mit einem Ausschnitt aus Luthers Handexemplar (Wittenberg 1540) sowie ein 145-Cent-Wert zur Eröffnung der Elbphilharmonie am 11. Januar in Hamburg. Zwei weitere Ausgaben hatten am 9. Februar Ersttag. In der Serie »Für die Wohlfahrtspflege« gab es drei Zuschlagsmarken mit Motiven aus dem 1819 erstmals veröffentlichten Grimmschen Märchen »Die Bremer Stadtmusikanten«, so dem Treffen von Hund, Esel, Katze und Hahn (70+30 Cent), dem Überfall auf die Räuberbande (85+40 Cent) und das neue Zuhause der vier tierischen Freunde Schwedenrätsel Lösung: Sternhimmel (Ausgabe 93) 1–2 Oboe • 1–3 Orgel • 1–4 Ortrud • 1–5 Ortrand • 6–7 Pose • 6–8 Pause • 6–9 Papier 6–10 Papagei • 11–12 Echo 11–13 Eiche • 11–14 Einrad 11–15 Einfuhr 16–17 Rang 16–18 Rolle 16–19 Rosine • 16–20 Rossini 21–22 Esel • 21–23 Eiche 21–24 Eisbär • 21–25 Eisberg 26–27 Text • 26–28 Trick 26–29 Triole • 26–30 Tribüne 31–32 Terz • 31–33 Truhe 31–34 Trikot • 31–35 Tristan 36–37 Efeu • 36–38 Eleve 36–39 Elegie • 36–40 Elefant Außensterne: 41 Rouseau • 42 Escorial 43 Qualität • 44 Umformer 45 Institut • 46 Schälung 47 Ironiker • 48 Tanzpaar 49 Ergebnis • 50 Umarmung 51 Schiller • 52 Ebenholz – Operette, Dirigent, Requisiteuse, Solotänzerin Lebensmodelle des Alters im Test Slam Poetry über Demenz Unter seinem Pseudonym Achim Achilles beschäftigt sich Hajo Schumacher seit 2004 in einer regelmäßigen Kolumne bei Spiegel Online extrem humorvoll mit den Eigenarten von Läufern, Walkern und sonstigen Hobbysportlern. Mit seinem Buch »Restlaufzeit: Wie ein gutes, lustiges und bezahlbares Leben im Alter gelingen kann«, wendet sich der Journalist einem komplett neuen Thema zu: dem Alter. Um herauszufinden, wie es sich als alter Mensch lebt, hat er als Pfleger gearbeitet, in einem Luxus-Stift übernachtet, Mehrgenerationenhäuser besucht und sich Seniorenheime in Polen und Thailand angesehen. Zu jeder Möglichkeit zieht er ein Fazit zu deren Kosten und der »Wohnbarkeit«. Alles in allem ist dieses Buch beängstigend und gerade deshalb unbedingt empfehlenswert. Schumacher erklärt, warum es allerhöchste Zeit ist, dass die Babyboomer sich wieder auf das besinnen, was sie doch eigentlich immer wollten: Die Welt verändern. Und das bedeutet seiner Ansicht nach nicht, herumzusitzen und auf den Tod zu warten. Er hat großartige Beispiele dafür gefunden, wie funktionieren kann, was der Untertitel des Buches verspricht. Eine amüsante Abhandlung zu einem Thema, das uns alle über kurz oder lang betrifft. Kd »Ein Buch über das wohl unsexyeste Thema der Welt«, das sagt der Herausgeber und mehrfache deutsche PoetrySlam-Meister Lars Ruppel selbst über sein neustes Werk. Poetry Slam? Stehen da nicht junge Leute auf einer Bühne und tragen lustige Gedichte vor? Und vor allem: Wie passt das mit dem Thema Demenz zusammen? Überraschend gut! Gemeinsam mit anderen Autoren hat Ruppel Geschichten und Gedichte zusammengetragen, die zeigen sollen, dass die Pflege eines demenzkranken Menschen nicht nur härter sein kann als die Arbeit eines Kohlekumpels, sondern auch oder gerade deswegen den größten Respekt verdient. In ihren oftmals sehr persönlichen Geschichten lassen die Autoren den Leser ganz nah heran an ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit ihren Großeltern, Eltern, Nachbarn oder Patienten. Ob gereimt oder nicht, schaffen sie es, Gefühle wie Ohnmacht, Trauer, Orientierungslosigkeit oder Wehmut in Worte zu fassen, die zu Tränen rühren, schonungslos ehrlich sind und an den richtigen Stellen zum Lachen bringen. Lars Ruppel ist nicht nur einer von Deutschlands besten Poetry Slammern, er engagiert sich seit 2009 in seinem Projekt »Weckworte« für Menschen mit Demenz und ihre Pflegenden. In Poesie-Workshops für Pfleger und Angehörige setzt er sich dafür ein, dass Pflegeeinrichtungen zu einem Ort lebendiger Kultur werden (Interview in »Wir für Berlin«, Ausgabe 90). uf  »Restlaufzeit: Wie ein gutes, lustiges und bezahlbares Leben im Alter gelingen kann« Von Hajo Schumacher Eichborn Verlage ISBN: 978-3847905721 14,99 Euro  »Geblitzdingst. Slam Poetry über Demenz« Von Lars Ruppel SATYR Verlag ISBN: 978-3944035758 11,90 Euro Wir für Berlin Ausgabe 94 · 2. Quartal 2017 16 Schnappschüsse Menschlich gesehen Gute Verbindung Im 2. Quartal 2017 gehen unsere Glückwünsche an folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Gemeinsam für die Integration geflüchteter Menschen: Deutschland wird Heimat gGmbH und Stiftung Unionhilfswerk Berlin schließen Kooperationsvertrag. Jubiläum 10 Jahre Ralf Graupner, Detlef Motl, Melanie Ben Khalifa, Nicole Krüger, Tino Dominik, Astrid Kasprowski, Nicole Rakow, Sylvia Kiwitz, Kerstin Grönert, Wenke Erdmann, Michael Gewinner, Silke Reiche, Martina Weimann, Jacqueline Melzer-Hayee 15 Jahre Foto: Vera Jahn Der Vorstand der Stiftung Unionhilfswerk Berlin, Norbert Prochnow und Andreas Sperlich, unterzeichneten gemeinsam mit der Geschäftsführung der Deutschland wird Heimat gGmbH, Hargen Bartels und Inka Gernhardt, einen Kooperationsvertrag mit dem gemeinsamen Ziel, die Integration geflüchteter Menschen in Berlin wirksam zu gestalten. Die Deutschland wird Heimat gGmbH wird dazu in den nächsten 12 Monaten den größten Teil der Personalkosten der hauptamtlichen Projektkoordinatorin Flavia Röhrs fördern und somit das Projekt der Integrationspatenschaften auch 2017 ermöglichen. Darüber hinaus wird das Projekt durch das Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogrammes »Menschen stärken Menschen« und dem Paritätischen Berlin gefördert. Mithilfe von 1:1-Begleitungen und Familienpatenschaften werden kontinuierliche und vertrauensvolle Beziehungen zwischen freiwillig engagierten Integrationspaten und geflüchteten Menschen gestiftet. Hilfen und Unterstützung im Alltag, Andreas Sperlich, Hargen Bartels, Flavia Röhrs, Norbert Prochnow, Julius Wallot und Daniel Büchel freuten sich über den neuen Kooperationsvertrag wie das Erproben von alltags- und berufsbezogener Sprachkonversation werden erfolgreich durchgeführt. Zwischenschritte der Integration werden in den Tandems gemeinsam entwickelt und formuliert und unter dem Leitgedanken des Empower- ments umgesetzt. Aktuell engagieren sich 51 Patinnen und Paten für geflüchtete Menschen und Familien in den drei Gemeinschaftsunterkünften des UNIONHILFSWERK in Pankow, Lichtenberg und Köpenick. Daniel Büchel »Berlin für Berliner« Einladung zur Filmmatinee Im UNIONHILFSWERK ist der mittlerweile dritte inklusive Spielfilm entstanden. Das wollen wir feiern. Mit einer Premiere und mit Ihnen! Filme über Menschen mit Behinderung gibt es viele. Filme aber, die von Menschen mit Behinderung gemacht werden, sind eine echte Seltenheit. Umso stolzer sind wir beim UNIONHILFWERK, dass im Fachbereich für Menschen mit Behinderungen nun schon der dritte inklusive Spielfilm entstanden ist. Initiator des Projektes war vor gut zwei Jahren Peter Jürgensmeier. Er arbeitet als Betreuer in einer Wohngemeinschaft des UNIONHILFSWERK und ist gleichzeitig ein erfolgreicher Drehbuchautor. Gemeinsam mit den WG-Bewohnern und unterstützt von Freunden aus dem Filmbusiness, wurde von der ersten Idee bis hin zum fertigen Film alles gemeinsam entwickelt und erarbeitet. Eine unglaubliche Leistung, die sich mehr als sehen lassen kann. Wir gratulieren! Darum zeigt das UNIONHILFSWERK nun auch alle drei inklusiven Spielfilme: »Der Weg ins Glück« (33 min), »Die Schule der Engel« (36 min) und das neueste Werk »Der Mut zur Hoffnung« (42 min), im Rahmen der ersten inklusiven Filmmatinee im Kino Babylon. Wir laden Sie herzlich ein, bei der Premiere am 20. Mai ab 12 Uhr dabei zu sein. Der Eintritt ist frei, natürlich freuen wir uns aber über eine kleine Spende, um auch künftig solch fantastische Projekte realisieren zu können. Um Voranmeldung unter 030-422 65 -822 oder filmmatinee@unionhilfswerk.de wird bis zum 5. 5. 2017 gebeten.  kd Kino BABYLON Rosa-Luxemburg-Str. 30 10178 Berlin U-Bahn Rosa-Luxemburg-Platz S-Bahn Alexanderplatz Erste Stadtrundfahrt in leichter Sprache für Klienten aus dem UNIONHILFSWERK Die 70 Plätze des Doppeldeckerbusses waren komplett besetzt zu dieser besonderen Sightseeingtour. Rita Hübenthal-Monteiro, Betreuerin in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung im UNIONHILFSWERK und außerdem zertifizierte Stadtführerin, hatte zu dieser Premiere eingeladen. Rund drei Stunden lang führte sie die Klienten – meist im Bus, mal zu Fuß – durch das Berlin der Touristen und wählte dafür eine Sprache, die alle verstanden. Die Tour führte über Tauentzien und Potsdamer Platz, zum T4-Gedenkort für die Euthanasie-Opfer weiter zur Eastside-Galerie, über die Karl-Marx-Allee, Unter den Linden, Brandenburger Tor, Tiergarten, Schloss Bellevue wieder zurück zum Bahn- Sabine Panzer, Gabriele Fierke, Kristen Döring, Jörg Winkler, Marc-Aurelio Fredo-Zeh, Ursula Lange, Rainer Artz, Sabine Wagner, Andrea Michalski, Andrea Röske 20 Jahre Sabine Steinkopf, Gabriele Benke, Beate Engel, Dieter-Heinz Bredt, 25 Jahre Waltraud Streng, Karl Lindauer, Elisabeth Franz, Veronika Wagenknecht, Ariane Frank hof Zoo. Wie beschreibt man den Holocaust, Euthanasie oder das Abgeordnetenhaus in leichter Sprache? Was kann vorausgesetzt, was muss erklärt werden? Rita Hübenthal-Monteiro hatte sich bestens vorbereitet auf diese Tour. Und holte sich Fachwissen hinzu, z.  B. von Pierre aus Kreuzberg, der in einer betreuten WG in der Görlitzer Straße wohnt und über seinen Kiez erzählte, »hier gibt es Kinos und Döner. Es nervt mich, dass es Drogendealer gibt. Wenn ich Bürgermeister von Kreuzberg wäre, würde ich die abschaffen.« Am Zoo gab es riesigen Applaus – die Fortsetzung folgt! Weitere Infos: http://berlin-inleichter-sprache.de G.S. Alles Gute! Fünf Jahre lang hat Katrin Dietl die redaktionellen Geschicke der Wir für Berlin professionell und mit Leidenschaft gelenkt. Jetzt stellt sie sich als Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen neuen Herausforderungen. An dieser Stelle herzlichen Dank für Ihr großes Engagement und für die Zukunft alles Gute!  Das Redaktionsteam von »Wir für Berlin« Herausgeber: Stiftung Unionhilfswerk Berlin (V.i.S.d.P.G:): Norbert Prochnow • Chefredakteurin: Katrin Dietl • Redaktion: Dr. Wolfgang Gudenschwager, Ursula Laumann, Ulrike Freybe • Redaktionsbeirat: Daniel Büchel, Gesine Schubert, Dirk Müller, Birgit Meinhardt, Bernd Neumann, Norbert Prochnow, Jürgen Weimann, Sabine Jeschke • Gestaltung: Union Sozialer Einrichtungen gGmbH, Koloniestraße 133–136, 13359 Berlin, Tel.: +49(30) 49 77 84-0, www.u-s-e.org • Druck: Union Sozialer Einrichtungen gGmbH, Printinghouse, Genter Straße 8, 13353 Berlin • Auflage & Erscheinungsweise: Garantierte Auflage 5.000 Exemplare, viermal jährlich • Anschrift: Stiftung Unionhilfswerk Berlin, Richard-Sorge-Straße 21 A, 10249 Berlin, Sammel-Telefon: +49(030) 4 22 65-6, E-Mail: wir-fuer-berlin@unionhilfswerk.de, www.unionhilfswerk.de • Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht die Meinung des Herausgebers wider. 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