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Full text: Wir für Berlin (Rights reserved) Ausgabe 92.2016 (Rights reserved)

ALLES GUTE! S. 4 UNIONHILFSWERK feiert 70-jähriges Jubiläum GUTE TATEN S. 10 GUTER START Sternenfischer rufen Freiwilligenbörse ins Leben S. 9 Neue Flüchtlingsunterkunft in Pankow eröffnet Wir für Berlin WIR GESTALTEN INDIVIDUELLE LEBENSQUALITÄT 22. Jahrgang Ausgabe 92 4. Quartal 2016 ZEITUNG FÜR MITGLIEDER, MITARBEITER & FREUNDE DES UNIONHILFSWERK Interview mit der Sängerin Joana Zimmer Besondere Menschen – besondere Leistungen »Schade, dass Sie nicht wissen, wie gut Sie aussehen« Fotos: Mario Stoll, Sven Man del, Jürgen Weimann Anriss Besondere Menschen (v.l.n.r.): Stefanie Wernecke, Arne Friedrich, Vanessa Joseph Joana Zimmer, unsere Titelinterviewpartnerin, ist als Künstlerin international erfolgreich, doch statt sich über ihre Echo-Nominierungen oder Charterfolge zu definieren, zählt sie ihre glücklichen und stabilen Freundschaften zu ihren größten Erfolgen. Arne Friedrich, Ex-Fußballnationalspieler, zieht persönliche Zufriedenheit statt aus sportlichen Höchstleistungen heute aus dem Gefühl, sozial benachteiligten Kindern zu helfen und Veranstaltungen wie den inklusiven »Run of Spirit« durch seinen Einsatz zu unterstützen (siehe Interview, Seite 7). Auch abseits der großen Bühne treffen wir im UNIONHILFSWERK jeden Tag auf besondere Menschen, die durch ihren Einsatz Besonderes leisten. So wie Stefanie Wernecke, die als freiwillig engagierte Mentorin ihrem Mentee Elvis zurück »in die Spur« geholfen hat, als dieser abzugleiten drohte (Seite 5). Ganz zu schweigen von den großartigen Leistungen der UNIONHILFSWERKSportler bei den Special Olympics National Games in Hannover. Wirklich inspirierend ist auch die Geschichte des jungen Arztes Paul Kalanithi. Ihn und sein Buch »Bevor ich jetzt gehe« stellen wir Ihnen in der Rezension auf der Seite 15 vor. Er berichtet in bewegenden Worten über seinen Kampf gegen den Krebs und seinen unbedingten Willen zu leben. Denn vielleicht geht es am Ende des Tages genau darum: Bei allem Streben nach Leistung, nach Erfolg: innezuhalten, den Kopf zu heben und zu sehen, was uns wirklich glücklich macht. Und auch, von welch besonderen Menschen wir umgeben sind. kd Foto: Christian Lietzmann Die Ausgabe der »Wir für Berlin« steht diesmal unter dem Motto »Besondere Menschen – besondere Leistungen«. Was jeder einzelne für sich als besonders festlegt, ist dabei so unterschiedlich, wie die Menschen selbst. Die blinde Sängerin Joana Zimmer steht seit ihrem 15. Lebensjahr auf der Bühne Sängerin Joana Zimmer über Blinden-Klischees, verschiedenfarbige Socken und ganz persönliche Erfolge. ■■Frau Zimmer, Sie sind eine erfolgreiche Sängerin, haben ein Buch geschrieben, sind den Marathon gelaufen – und trotzdem beginnt jeder Artikel über Sie mit den Worten »die blinde …«. Ärgert Sie das? Nein, solange man mich nicht darauf reduziert. Wenn ich zu meiner Blindheit befragt werde, sehe ich das vielmehr als Chance, Menschen zu informieren und Grenzen einzureißen. ■■Im September treten Sie bei der Parieté-Gala des VIA Unternehmensverbundes auf, einem sozialer Träger, der sich seit Jahren stark macht für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Ist Ihnen ein solcher Auftritt besonders wichtig? Unbedingt. Projekte wie die ParietéGala helfen dabei, den Horizont von Menschen zu erweitern, die über das Thema Behinderung oder Inklusion nicht nachdenken oder im Alltag keine Berührungs- punkte damit haben. Mir persönlich ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass jeder von uns zu jeder Zeit ein Handicap entwickeln kann. Zum Beispiel, wenn wir älter werden oder einen Unfall haben. Mit Empathie und Offenheit kann man unheimlich viel bewegen. Menschen mit Handicap sollten offen auf andere zugehen und ihnen die Berührungsängste nehmen. Es gibt Leute, die mich fragen, ob es für mich ok ist, wenn sie das Wort »Sehen« sagen. Klar ist das okay. Ich gehe ja auch nicht aus dem Laden und sage »Auf Wiederhören«. ■■Mitleid oder die berühmten Samthandschuhe – passiert Ihnen das öfter? Ich gehe mit dem Thema offensiv um, aber klar passiert es auch. Es gab zum Beispiel Menschen, die sagten: »Das ist ja schade, dass Sie gar nicht wissen, wie gut Sie aussehen.« Da dachte ich nur »Hä?«. Viele Dinge werden bei Blinden und Sehenden außerdem ganz unterschiedlich wahrgenommen. Wenn ein Sehender zwei verschiedene Socken trägt, ist er ein Schussel. Bei einer Blinden sind die Men- schen gleich ganz mitleidig und denken: »Ach, die Arme!«. Ich habe jahrelang nur schwarze Socken gekauft, heute trage ich bunte. Dafür gibt es extra Klammern, die auch in der Waschmaschine dafür sorgen, dass die richtigen Paare zusammenbleiben. ■■Gibt es ein typisches Blinden-Klischee, das Sie stört? Ich werde immer wieder gefragt, ob ich von Geburt an blind gewesen oder es erst später geworden bin. Ich verstehe nicht, was daran so wichtig ist. Denken die Menschen, später wäre besser? Oder umgekehrt? Prinzipiell finde ich es aber total gut, wenn man locker mit dem Thema umgeht. Was mich wirklich stört, sind andere Dinge. Zum Beispiel, wenn in der S-Bahn die Tür kaputt ist und zwar ein großes Schild drauf klebt, es einem aber niemand sagt. Hier wünsche ich mir einen anderen, offeneren Umgang miteinander. Fortsetzung auf Seite 2 Wir für Berlin Auf ein Wort Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 2 Neues Wir und Andere Vor wenigen Wochen feierte das UNIONHILFSWERK sein 70-jähriges Jubiläum. Die Geschichte des Trägers war dabei stets geprägt vom Wandel und auch heute stehen mit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes und des Bundesteilhabegesetzes wieder wichtige Neuerungen an. Das UNIONHILFSWERK gilt vielen als wertkonservativer Träger, der sich mit Innovationen nicht immer leicht tut. Doch das Gegenteil ist der Fall: Bereits 2004 reagierten wir z. B. durch die Gründung des Kompetenzzentrums Palliative Geriatrie auf den Wandel der Bewohnerstruktur in stationären Pflegeeinrichtungen. Mit dem Pilotprojekt des palliativ-geriatrischen Konsiliardienstes gehen wir noch einen Schritt weiter. Durch den Einsatz eines multiprofessionellen Teams wird Menschen eine palliativhospizliche Versorgung ermöglicht, die aufgrund ihres Alters keine Chance auf einen Platz in einem Hospiz hätten. Doch nicht nur wenn es um das Ende des Lebens geht, hat das UNIONHILFSWERK in den vergangenen Jahren sein innovatives Potenzial gezeigt. So konnten wir in unseren Mentoring-Projekten bei der Betreuung von Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen große Erfolge erzielen. Und auch das neue Vorhaben zur Integration von ausländischen Fachkräften im Rahmen von Integrationspatenschaften läuft erfolgreich an. Beim Thema Innovation profitiert das UNIONHILFSWERK von seinen guten Netzwerken, seiner Größe und seinen personellen Ressourcen. Dabei geht es nicht um die reine Arbeitsleistung, sondern vielmehr um die vielfältigen Erfahrungen und Fähigkeiten, die die Mitarbeiter einbringen. So konnten wir zahlreiche Ideen etablieren und sie teilweise zu entgeltfinanzierten Leistungen umwandeln. Der regelmäßigen Evaluation kommt in diesem Prozess eine besondere Rolle zu. Man muss aber auch den Mut haben, Projekte abzubrechen, wenn sie in die falsche Richtung laufen oder sich nicht tragen. Gerade im Zusammenhang mit freigemeinnützigen Trägern stellt sich natürlich immer wieder die Frage nach der Finanzierung der neuen Projekte. Hier kommt dem UNIONHILFSWERK die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmensverbundes zugute. Ohne die Überschüsse aus dem einen Bereich wären in einem anderen oft keine Investition und somit Innovation möglich. Ich bin für eine klare Positionierung gegenüber der Politik: Die Überschüsse aus den Leistungsfeldern sind nötig, um neue Projekte entwickeln zu können. Bernd Neumann, Geschäftsführer Unionhilfswerk Ambulante Dienste gGmbH, Unionhilfswerk Senioren-Einrichtungen gGmbH, Mitglied im Stiftungsvorstand der Stiftung Unionhilfswerk Berlin meisten anderen Künstler auch. Lustigerweise habe ich von Mitarbeitern der Plattenfirmen oder von Veranstaltern schon das Feedback bekommen: Du bist die selbständigste Künstlerin, mit der wir je zu tun hatten. ■■Das Thema dieser Ausgabe der »Wir für Berlin« lautet »Besondere Menschen – besondere Leistungen«. Auf welche Leistung in Ihrem Leben sind Sie besonders stolz? Ich bin niemand, der groß in der Vergangenheit lebt. Ich mache Dinge, freue mich über berufliche oder sportliche Erfolge und dann kommt auch schon das nächste. Wirklich stolz bin ich auf andere Dinge. Zum Beispiel darauf, dass meine Großmutter mein Buch »Blind Date« vor ihrem Tod noch gelesen hat und es sehr mochte. Sie war wichtig für mich und eine große Inspiration. Auch dass ich seit vielen Jahren einen tollen und stabilen Freundeskreis habe, macht mich glücklich. Genauso mei- ■■Was am Ende ja auch geklappt hat… Ja, aber auf eher ungewöhnlichem Weg. Plattenfirmen bekommen ja unheimlich viele Demobänder, die sie schon aufgrund der Masse gar nicht alle hören können. Ich habe meine Sachen deshalb immer direkt an die Chefs geschickt. Ich dachte: Ich gehe denen jetzt einfach so lange auf die Nerven, bis mich jemand zum Vorsingen einlädt. Irgendwann hat es geklappt. Ich bin bis heute davon überzeugt, dass, wenn man etwas erreichen will, Talent die Grundvoraussetzung ist, aber eben auch Hartnäckigkeit. ■■Gibt es für eine blinde Sängerin andere Herausforderungen als für eine sehende? Ich schaffe mir natürlich verschiedene Orientierungshilfen auf der Bühne, wie Markierungen aus Holzleisten. Auch mein Mikrofonständer hat einen runden Ständer und keine Beine, über die man stolpern könnte. Natürlich werde ich bei meinen Auftritten begleitet, aber das werden die Foto: Christian Lietzmann Innovative Potenziale nutzen ■■Lassen Sie uns über Ihren Beruf, die Musik, sprechen. Wie sind Sie Sängerin geworden? Ich habe schon mit acht Jahren im Konzertchor gesungen und mich total für klassische Musik interessiert. Mit zwölf Jahren habe ich dann den Film »Yentl« mit Barbra Streisand gesehen – am Abend konnte ich nicht einschlafen, weil mir die Lieder und Melodien nicht aus dem Kopf gegangen sind. Nach diversen Auftritten als Kind und Teenager, habe ich mir in den Kopf gesetzt, einen Plattenvertrag zu bekommen. Joana Zimmer ne Lebenseinstellung: Ich gehe auch mit Tiefs positiv um und das finde ich gut. Was mich richtig happy macht und auch ein bisschen stolz ist, wenn Leute nach meinen Konzerten oder einer Yoga-Session (Joana Zimmer arbeitet auch als Yogalehrerin, Anm. d. Red.) kommen und sagen: »Dein Lied hat mir durch eine ganz dolle Krise geholfen« oder »Diese Session hat mir richtig Kraft gegeben«. ■■Wenn Sie heute Ihr 10-jähriges Ich treffen könnten, welchen Ratschlag würden Sie ihm mit auf den Weg geben? Ich würde mir den Ratschlag geben, mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Ich war immer sehr ehrgeizig und sehr, sehr hart zu mir selbst, darum würde ich mir gerne sagen: Bleib cool. Es gibt dieses schöne Zitat von Oscar Wilde: »Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, dann ist es noch nicht das Ende.« Das Interview führte Katrin Dietl Joana Zimmer wurde am 27. Oktober 1982 in Freiburg geboren. Bereits im Alter von 15 Jahren trat sie in verschiedenen Jazzclubs in Berlin auf und produzierte mit gespartem Geld ein eigenes Demoband. Universal Music nahm sie unter Vertrag. 2005 erschien Joanas Debütsingle „I Believe“. Es folgten zahlreiche Chart-Platzierungen und Konzerte. Joana Zimmer lief außerdem den Berlin-Marathon, veröffentlichte eine Autobiografie und war Kandidatin bei der RTL-Sendung „Let´s Dance“. Flüchtlinge einbinden Die Hürdenspringer-Erfolgsgeschichte wird fortgesetzt: Künftig hilft das Projekt jungen Flüchtlingen beim Einstieg ins Berufsleben. Seit vielen Jahren unterstützt Hürdenspringer Jugendliche am sozialen Brennpunkt Nord-Neukölln beim Übertritt von der Schule ins Berufsleben. Vor wenigen Wochen wurde die Arbeit nun erweitert. Mit »Hürdenspringer Neukölln« gibt es nun ein Projekt, das sich speziell für geflüchtete junge Erwachsene einsetzt. Unter dem Motto »Arbeitsmarktchancen erkennen, Flüchtlinge einbinden« werden Geflüchtete im Alter von 18-35 Jahren bei einer ersten beruflichen Orientierung unterstützt. In einer 1:1-Begleitung mit erfahrenen Mentoren entwickeln die jungen Menschen mögliche berufliche Perspektiven vor Ort in Neukölln. Das Projekt wird innovative Materialien und Medien entwickeln und baut auf dem bewährten Mentoring-Ansatz auf. Gleichzeitig werden unterschiedliche Kooperationspartner mit verschiedenen Unterstützungsschwerpunkten für geflüchtete Menschen vernetzt. Alle Projektteilnehmer werden in einer umfassenden Qualifizierung auf die Zusammenarbeit vorbereitet und während der Projektlaufzeit durch ein hauptamtliches Projektteam betreut. Diese Foto: Thomas Koy Foto: Patricia Kalisch Fortsetzung auf Seite 2 Hürdenspringer Neukölln begleitet junge Flüchtlinge beim Einstieg ins Berufsleben Vernetzung gewährleistet in allen Phasen eine Heranführung an den Arbeitsmarkt. Aktuell finden Treffen mit potentiellen Kooperationspartnern sowie die inhaltlichen Planungen der Einstiegs-Qualifikation statt. Hürdenspringer Neukölln wird über den gesamten Zeitraum extern evaluiert. Das Projekt läuft bis Dezember 2019. sc Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an: Stefanie Corogil Tel. 030 / 22 32 76 24 stefanie.corogil@unionhilfswerk.de 3 Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 berichten Bezirksverbände Berlin Jahreshauptversammlung 2016 Foto: Karlheinz Burczyk Urgestein aus Kreuzberg Ruth Kopke, eine aktive Frau mit Tatendrang Die Geehrten (v. l. n. r.): Heidemarie Kühn, Georg und Maria-Regina Probiesch, Helga Mattig, Renate Michalski, Helga Wehner und Ursula Rengert mit Julius Wallot und Annelies Herrmann Der UNIONHILFSWERK-Unternehmensverbund entwickelt sich positiv, frei von Sorgen um den Nachwuchs ist der Landesverband dennoch nicht. Mit einem Rückblick auf die Gründung des UNIONHILFSWERK vor 70 Jahren in einer Zeit der Not und die Entwicklung bis heute zu einem starken Verbund von Mitgliederverein, gemeinnützigen Gesellschaften und Unionhilfswerk-Stiftung begann der Landesvorsitzende Julius Wallot seinen Rechenschaftsbericht. Anschließend gedachten die Anwesenden der Jahreshauptversammlung mit einer Schweigeminute der im letzten Jahr Verstorbenen. Nach der Wahl von Dr. Thomas Georgi zum Versammlungsleiter und Grußworten von Staatssekretär Dirk Gerstle und Dr. Martin Petzold (MdB), den Wahlen der Mandatsprüfungs- und Zählkommission wurden sieben Vereinsmitglieder für ihr ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des UNIONHILFSWERK geehrt. Im Bericht des Landesvorstandes wertete Julius Wallot die positive Entwicklung des UNIONHILFSWERK als Ergebnis von fachlicher Kompetenz und klugem Management und verwies darauf, dass gegenwärtig zusammen mit der Union Sozialer Einrichtungen in 130 Einrichtungen, Diensten und Projekten insgesamt rund 2.800 Beschäftigte soziale Arbeit leisten. Zugleich galt sein besonderer Dank allen engagierten Helfern in den Bezirksverbänden, den Ehrenamtlichen wie den Freiwilligen, ohne die sich vieles nicht bewältigen ließe. Dennoch verlange es, so Wallot, noch größerer Anstrengungen, um neue, vor allem jüngere Mitglieder zu gewinnen und diese auch langfristig auf die Übernahme von Leitungsaufgaben vorzubereiten. Erfreulich sei deshalb, dass mit dem »Montessori-Kinderhaus Lissabonallee« eine dritte Interessengemeinschaft hinzugekommen ist. Als öffentlichkeitswirksame Aktionen wertete der Landesvorsitzende die »GUTEN TATEN« der Bezirksverbände im Jubiläumsjahr aber auch die »Dankeschön«-Veranstaltung, die Präsenz während des 11. Deutschen Seniorentages in Frankfurt/Main, auf der 41. Berliner Seniorenwoche oder auf dem 28. CDUBundesparteitag im Dezember 2015 in Karlsruhe. Es folgten die Berichte der Landesschatzmeisterin Katrin Vogel (MdA) für das Geschäftsjahr 2015 sowie der der Kassenprüfer, die ihrerseits nichts zu beanstanden hatten. Danach erteilten die 55 Delegierten bei Stimmenthaltung der Betroffenen dem Landesvorstand Entlastung. Die Satzungsänderungen wurden nach entsprechendem Prozedere von den Delegierten bei zwei Enthaltungen angenommen. Nachdem Julius Wallot dem aus gesundheitlichen Gründen aus dem Landesvorstand ausscheidenden Eckhard Laßmann für seine Mitarbeit herzlich dankte, erfolgte die Nachwahl eines Beisitzers. Einziger Kandidat war York Albrecht, langjähriger Bezirksvorsitzender von Köpenick, der einstimmig in die Funktion gewählt wurde. In seinem Schlusswort dankte Landesvorsitzender Julius Wallot dem Versammlungsleiter und dem Organisationsteam für den guten Verlauf der Jahreshauptversammlung. Er wünschte den Anwesenden viel Erfolg und rief dazu auf, das restliche Jahr weiterhin für »GUTE TATEN« zu nutzen. Seit über 40 Jahren ist Ruth Koepke Mitglied im Bezirksverband Kreuzberg. In dieser Zeit war sie immer aktiv: von 1981 bis 1985 als Schatzmeisterin, von 1985 bis 1993 Beisitzerin, von 1993 bis 2001 stellvertretende Vorsitzende und bis 2010 wieder Beisitzerin im Vorstand. Sie erhielt 2001 vom UNIONHILFSWERK die silberne Verdienstmedaille und 2011 vom Paritätischen Wohlfahrtsverband die Ehrennadel in Gold für ihr jahrzehntelanges, verdienstvolles ehrenamtliches Wirken. Ruth Koepke ist eine immer aktive Frau mit Tatendrang und Einsatzbereitschaft und geht auch im hohen Alter immer noch vielen Aktivitäten nach. Wir wünschen ihr weiterhin Gesundheit und Wohlergehen. Herta Schicks Paritätische Ehrennadel Foto: Patricia Kalisch Foto: Patricia Kalisch Ruth Koepke feierte vor wenigen Wochen ihren 95. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich! Herta Schicks (li.) und Prof. Barbara John sind seit Kindertagen befreundet Wolfgang Gudenschwager Im Rahmen der Dankeschön-Veranstaltung wurde Herta Schicks für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet. Dankesschreiben Kurz nach Erscheinen der Jubiläumsausgabe erreichte die Redaktion der »Wir für Berlin« ein Schreiben von Dr. Bernhard Worms, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung a. D. Er war Vorsitzender des Union Sozialwerk (USW), dem seinerzeit auch der heutige Landesvorsitzende des UNIONHILSFWERK, Julius Wallot, angehörte. Nach der ersten Beratung im Juli 1998 zwischen dem Union Sozialwerk Deutschland (USW) und dem UNIONHILFSWERK über die Schaffung eines gemeinsamen Wohlfahrtsträgers führte im Laufe der Jahre eine Reihe weiterer Begegnungen zwischen Dr. Bernhard Worms und Dieter Krebs zu einem regen Gedankenaustausch und einer gemeinsamen Strategie in sozialen Fragen, sondern auch zu einer Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen. Dr. Worms Lob und sein Dank für die Arbeit des UNIONHILFSWERK möchten wir an dieser Stelle gern weitergeben. Sehr geehrte Frau Dietl, nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank für die vom Inhalt und der Aufmachung her hervorragende Jubiläumsausgabe von »Wir für Berlin«. Ich habe sie eingehend durchgelesen und bin tief und nachhaltig beeindruckt von der Leistungskraft des Unionhilfswerkes. Wer 70 Jahre seiner selbst gewählten Aufgabenstellung so vorbildlich treu bleibt, wie ich dies bei meinen Begegnungen mit meinem Freunde Dieter Krebs immer wieder feststellen konnte, der ist innerhalb unserer Gesellschaft im Wortsinne ein Juwel! Ich bedaure daher sehr, dass mein fortgeschrittenes Lebensalter es nicht mehr zulässt, den Einladungen nach Berlin zu folgen. Umso glücklicher bin ich, dass das von Ihnen vertretene Hilfswerk zu den schönsten Blumen zählt, die ich auf der deutschen Sozialflur kenne. Mit der Paritätischen Ehrennadel in Gold wurde Herta Schicks, die Ehrenvorsitzende des Berliner Landesverbandes und zugleich Kreuzberger Bezirksvorsitzende des UNIONHILFSWERK im Rahmen einer »Dankeschön«-Veranstaltung am 20. Mai im Roten Rathaus ausgezeichnet. Verliehen wurde ihr die Auszeichnung »für ihr herausragendes und anhaltendes ehrenamtliches Engagement für Menschen, die durch Behinderung, Alter oder Krankheit Hilfe benötigen«, wie es in der Urkunde heißt. In ihrer Laudation erinnerte die Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Berlin, Prof. Barbara John, an die gemeinsame Schulzeit und Freundschaft seit Kindertagen und ihr fast 40-jähriges soziales Engagement für Menschen im UNIONHILFSWERK. -er Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 4 Neues Wir und Andere UNIONHILFSWERK-Jubiläum Fotos: Patricia Kalisch »Wenn es das UNIONHILFSWERK nicht gäbe, müsste man es erfinden« Das UNIONHILFSWERK lud anlässlich seines 70. Geburtstags Vereinsmitglieder, Mitarbeiter, Partner und Wegbegleiter zur großen Jubiläumssause ins Palais am Funkturm. Bunt und lustig ging es zu, als Mitte Juni rund 1.300 Gäste gemeinsam das 70-jährige Jubiläum des UNIONHILFSWERK im Palais am Funkturm feierten. Nach Julius Wallot, dem Vorsitzenden des Unionhilfswerk Landesverband Berlin e. V., trat Lutz Strobbe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, ans Rednerpult. »Arbeit für die Gesellschaft in der Gesellschaft – so kann Ihr vielfältiges Engagement zusammengefasst werden. Der Gründungs- gedanke des UNIONHILFSWERK im Jahr 1946 aus christlicher und sozialer Verantwortung Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, ist dabei bis heute Leitmotiv geblieben. Oder anders ausgedrückt: Wenn es das UNIONHILFSWERK nicht gäbe, müsste man es erfinden.« Was Lutz Strobbe als erster offizieller Gratulant so wertschätzend zum Ausdruck brachte, durchzog wie ein roter Faden das ganze Fest. Kein Wunder, wenn es darum geht, die gute Arbeit eines sozialen Trägers über viele Jahrzehnte hinweg zu betrachten! Und das taten nicht nur die geladenen Gratulanten, wie Wirtschaftsstaatssekretär, Dr. Hans Reckers und der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, sondern auch die zahlreichen Wegbegleiter und Wegbereiter, die an diesem besonderen Abend ins Palais am Funkturm geströmt waren. Nach den offiziellen Ansprachen folgte die erste Überraschung des Abends: eine Diashow zu den Klängen von Andreas Bouranis Lied »Auf uns« mit den schönsten Bildern der »GUTEN TATEN«. Für diese hatten sich in den vergangenen Monaten Unionhilfswerker aus dem Verein und den Einrichtungen in »ihrem« Bezirk zusammengeschlossen, um in der Nachbarschaft Gutes zu tun. Als die letzten Noten verklungen waren, folgte Überraschung Nummer Zwei: eine sechsstöckige Geburtstag- storte. Sie entstand in der Patisserie der USE und sah nicht nur spektakulär aus, sondern schmeckte auch ganz hervorragend. Die Präsentation der Torte nutzten die Geschäftsführer, um ihren Dank und ihre guten Wünsche für die Zukunft des UNIONHILFSWERK zu formulieren. Die Gäste schickten ihre guten Wünsche nur wenig später gen Himmel – zusammen mit über 1.000 Luftballons. Anschließend folgte das Highlight des Abends: der Überraschungsauftritt von Schlagerstar Marianne Rosenberg. Innerhalb weniger Augenblicke war die große Tanzfläche mit Menschen gefüllt. Und sie blieb es bis zum Ende. Gesine Schubert & Katrin Dietl 5 Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 engagieren Freizeit schenken In jeder Hinsicht bereichernd Beim Mentoring-Projekt »Ausblicke« unterstützen erwachsene Mentoren Auszubildende durch ihre Berufs- und Lebenserfahrung. Dieser positive Einfluss reicht dabei meist weit über die Ausbildung hinaus. Gedächtnistraining – Geistige Fitness trainieren durch Kreativität Freitag, 9., 16., 23., 30.9.2016 und 7.10.2016, von 15:30 –17:30 Uhr Dagmar Fleischer, Trainerin GGT Selbsthilfe und Stadtteilzentrum Reinickendorf, Eichhorster Weg 32 13435 Berlin PC-Kurse – Der Computer als Gedächtnis- und Fitnesstrainer Mittwoch, 14.9.2016 von 16 –19 Uhr Albert Premer, IT-Fachmann für Datenschutz und Datensicherheit UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 20 10249 Berlin Reflexionsrunde zur Unterstützung von Flüchtlingsengagierten Dienstag, 6.9.16, 17:30 –19:30 Uhr, UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 20 10249 Berlin Kollegialer Austausch für freiwillig Engagierte im Besuchsdienst Mittwoch, 14.9., 26.10., 30.11.2016 von 16:30 –18 Uhr Pflegewohnheim »Alt Treptow«, MartinHoffmann-Straße 10 12435 Berlin Qualifizierung für eine achtsame Begleitung von Menschen mit Demenz Musik ersetzt Sprache Samstag, 24.9.2016, 10 –16:30 Uhr Ev. Luther-Kirchengemeinde, Bülowstr. 71/72 10783 Berlin Foto: Mario Stoll »Probiere es aus – was hast du schon zu verlieren?« Dieser Satz seiner AusblickeMentorin Stefanie Wernecke hat Elvis Kidiga im vergangenen Jahr immer wieder Mut gemacht, wenn es darum ging, Probleme zu überwinden. Und davon hatte er reichlich. In seiner Ausbildung als IT-Systemelektroniker gab es Schwierigkeiten, er hatte gesundheitliche Probleme und auch seine Wohnsituation und sein Aufenthaltsstatus machten ihm zu schaffen. Vor gut einem Jahr wies ihn sein Ausbilder auf das Mentoring-Projekt »Ausblicke« hin. Eine Chance, die Elvis sofort ergriff. Bei »Ausblicke« unterstützt ein erwachsener Mentor einen Auszubildenden (Mentee) durch seine Berufs- und Lebenserfahrung in dessen persönlicher und beruflicher Entwicklung. Als Tandem besprechen sie Probleme während der Ausbildung und suchen gemeinsam nach Lösungen. Zwischen Elvis und seiner Mentorin Stefanie Wernecke klappte diese lösungsorientierte Kommunikation von Anfang an reibungslos. Nach der Phase des Kennenlernens formulierte Elvis Kidiga eine Liste mit Wünschen, Aufgaben, Zielen, Konflikten und Lösungsideen – eben alles, was ihn beschäftigte. Gemeinsam wurde die Liste anschließend priorisiert und aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert. Bevor Stefanie Wernecke sich für ein Magisterstudium in Nordamerikawissenschaften, Lateinamerikanistik und Kunstgeschichte entschied, absolvierte sie eine Ausbildung als Mediengestalterin für Digital- und Printmedien. Zum Mentoring kam sie über eine Arbeitskollegin aus der Coachingausbildung. Durch das Mentorat und ihr Engagement für Geflüchtete wurde für sie klar, dass sie zukünftig als Coach oder Trainerin im interkulturellen Bereich beruflich tätig werden möchte, um unter anderem Menschen zu begleiten, die nach Deutschland kommen. Im Moment lernt sie dafür auch Arabisch. Reisen, andere Kultu- Fortbildungen Mentorin Stefanie Wernecke begleitet Mentee Elvis Kidiga durch die Ausbildung ren, Sitten und Traditionen kennenzulernen sind ihr elementar wichtig. Auch Dank Stefanies Einsatz hat Elvis die theoretische Prüfung seiner Berufsausbildung mittlerweile erfolgreich abgeschlossen, der praktischen Prüfung sieht er gelassen entgegen. Sein Gesundheitszustand und seine Wohnsituation haben sich verbessert und er ist inzwischen schon mehrfach als Stand-Up-Comedian aufgetreten, ein großes Talent von Elvis. Mento- rin und Mentee freuen sich über diese Entwicklung und was sie gemeinsam geschafft haben. Offiziell endet das Mentorat mit Elvis´ Ausbildungsende in diesem Jahr. Tatsächlich aber wird Stefanie Elvis weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen, so er das wünscht und braucht. Für beide war die gemeinsame Zeit eine ganz besondere Erfahrung, von der sie beide sagen: »Ich habe viel gelernt und es hat mein Leben in jeder Hinsicht sehr bereichert!« Gabriele Lang Qualifizierung Freiwilligenkoordination Mittwoch, 28.9.2016 bis Freitag, 30.9.16, je 9 –17 Uhr UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 21A 10249 Berlin Ältere Menschen begleiten Demenz, Depression und Wahn im Alter Dienstag, 8.11.2016, 10 –16:30 Uhr Pflegewohnheim »Am Plänterwald«, Neue Krugallee 142, 12437 Berlin Aktionen Engagement verbindet. Freiwillige vor! Infotag mit Filmvorführung Donnerstag, 15.9.2016 um 15 –17 Uhr, Wilhelmsruher Damm 116, 13439 Berlin, 5.OG Wir suchen Gesucht & Gefunden Ab sofort fördert Berlin in Flüchtlingsunterkünften Stellen für Freiwilligenkoordinatoren. Sie sollen dafür sorgen, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Das Land Berlin stellt künftig Gelder für die Koordination von freiwilligem Engagement in den Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung. Gefördert wird dabei je eine Vollzeitstelle pro 500 geflüchtete Menschen. Kleinere Einrichtungen erhalten eine anteilige Förderung. Damit künftig tatsächlich auch alle Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften des UNIONHILFSWERK unterstützt werden können, sucht das Freiwilligenmanagement weiter Integrationspatinnen und -paten für Flüchtlinge! Helfen auch Sie geflüchteten Menschen, Ziel ist es, die einzelnen Integrationsschritte anschaulich darzustellen. Das Projekt »Integrationspatenschaften« wird im Rahmen des Bundesprogrammes »Menschen stärken Menschen« bis Ende 2016 gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Paritätischen Berlin. DB eine Perspektive für ihr Leben in Deutschland zu entwickeln. Wir laden Sie herzlich ein, Menschen in einer 1:1-Begleitung bzw. eine Familie in einer der Gemeinschaftsunterkünfte des UNIONHILFSWERK in Lichtenberg, Pankow und Köpenick zu unterstützen. Außerdem wird Hilfe bei der projektbegleitenden Dokumentation und Evaluierung gesucht. Bei Fragen hilft Ihnen Daniel Büchel, Koordinator des UNIONHILFSWERK Freiwilligenmanagements, gerne weiter. daniel.buechel@unionhilfswerk.de Tel. (030) 42265-887 Weitere Informationen finden Sie unter: www.unionhilfswerk.de/integrationspatenschaften Mentoren für 1:1-Begleitung von Schülern, Auszubildenden und jungen geflüchteten Menschen in Neukölln und berlinweit Für die Zukunft der Pflege Ankommenspaten für Pflegefachkräfte aus Albanien in Kreuzberg, Lichtenberg und Treptow-Köpenick. Mobilitätshelfer für chronisch kranke und hilfsbedürftige Menschen in Lichtenberg und Reinickendorf Moderatoren zur Unterstützung bei der Koordination einer Gruppe von Flüchtlingsengagierten in Lichtenberg und Pankow. Kontakt: Tel. (030) 42265-889/-887 freiwillig@unionhilfswerk.de UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 20, 10249 Berlin Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 gestalten Lebensqualität stiften »Nun singet und seid froh« – Benefizkonzert in der Universität der Künste Berlin Foto: Patricia Kalisch Aktivitäten der Förderstiftung im 1. Halbjahr 2016: Dank der Förderung der Unionhilfswerk-Stiftung konnten vier neue Patientenverfügungsberater ausgebildet werden Weihnachtliche Klänge mit den Jungen des Staats- und Domchores und Instrumentalvirtuosen von morgen! Foto: M. Heyde Zum Förderschwerpunkt »AltersHospizarbeit« haben die Stiftungsgremien die Weiterführung des Pilotprojektes »palliativ-geriatrischer Konsiliardienst« bewilligt. Der Konsiliardienst verknüpft hauptamtliche pflegerisch-medizinische Betreuung mit ehrenamtlicher psychosozialer Lebens- und Sterbebegleitung. Eine Hospizdienstkoordinatorin, eine palliativ-geriatrisch versierte Schwester sowie ein palliativ-geriatrisch erfahrener Arzt begleiten und beraten vor Ort – speziell ausgerichtet auf die Symptome und Bedürfnisse des Alters und die Bedingungen in der vollstationären Altenpflege. Die Projektlaufzeit wurde bis zum 31.12.2017 verlängert und wird mit 55.000 Euro für diesen Zeitraum gefördert. Für die Neuauflage der Broschüre »Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen im hohen Lebensalter in Pflegeeinrichtungen« wurden 1.530 Euro bewilligt. Des Weiteren wurden die Schulungskosten für vier ehrenamtliche Patientenverfügungsberater übernommen sowie die Anschaffung von Fachliteratur. Auch die 11. Fachtagung »Palliative Geriatrie«, die am 30. September in Berlin stattfinden wird, bekommt als Bildungsveranstaltung eine Unterstützung in Höhe von knapp 3.700 Euro. Die Stiftung fördert als zweiten Schwerpunkt die »Mobilität von Menschen mit Behinderungen«, insbesondere durch Zuschüsse zu Gruppenreisen. Besonders hervorzuheben ist hier die Förderung der Sportgruppe Kickers 97 zur Teilnahme an den Special Olympics Games, die im Juni in Hannover stattgefunden haben. Den Bericht über die tollen Erfolge der UNIONHILFSWERKSportler lesen Sie auf Seite 7 dieser Ausgabe. Ursula Ehrhardt In diesem Jahr ist der Staats- und Domchor Berlin, Knabenchor an der Universität der Künste, musikalischer Partner des Benefizkonzerts der Unionhilfswerk-Stiftung zugunsten der AltersHospizarbeit. Unter dem Motto »Weihnachten aus aller Welt« erklingen neben internationalen Advents- und Weihnachtsliedern Werke der Berliner Renaissance, die der Chor auf seiner neuesten CD aufgenommen hat. Neben Werken des kurfürstlichen Hofkapellmeisters Johann Eccard und des Berliner Nikolaikantors Johann Crüger, erklingen Klassiker von Michael Praetorius (Wie schön leuchtet der Morgenstern / Es ist ein Ros‘ entsprungen). Das Konzertprogramm wird durch solistische Beiträge von Jungstudententen des Julius-Stern-Instituts ergänzt. Dieses – 1850 als Stern‘sches Konservatorium gegründet – ist Teil der Fakultät Musik der Universität der Künste Berlin und gilt bundesweit als eine der renommiertesten Einrichtungen der musikalischen Nachwuchsförderung. Derzeit erhalten etwa 70 musikbegeisterte und besonders begabte Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 19 Jahren eine umfassende musikalische Ausbildung. Der Staats- und Domchor Berlin gilt als die älteste musikalische Einrichtung Berlins. Erste Zeugnisse verweisen auf das Jahr 1465, als der Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg fünf »Singeknaben« für seine »Dhumkerke« einstellte. Heute singen etwa 250 Knaben und junge Männer im Alter von fünf bis fünfundzwanzig Jahren in den verschiedenen Chorgruppen. Für ihre zahlreichen Auftritte in den Kirchen und Konzerthäusern Berlins erarbeiten sie geistliche und weltliche Chorwerke von der Renaissance bis zur unmittelbaren Gegenwart. Die Vermittlung zwischen alter und neuer Musik und die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten ist dem Ensemble ein besonderes Anliegen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Freude am Singen. Seit 2002 leitet Kai-Uwe Jirka die Einrichtung. Kai-Uwe Jirka Termin: 16.12.2016, 19 Uhr Ort: Konzertsaal der Universität der Künste, Bundesallee 1–12, 10719 Berlin 6 7 Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 aktiv sein Fotos: Jürgen Weimann Körper & Geist Probesitzen auf der Spielerbank von Hannover 96 Special Olympics in Hannover Eine Teilnahme an den Special Olympics ist für viele Sportler mit Einschränkung DAS Highlight. Klar, dass sich auch die Athleten des UNIONHILFSWERK wieder voll ins Zeug legten. Menschen ohne Beeinträchtigungen antreten. Dies führte zwar zu zahlreichen Niederlagen, erfüllte die Mannschaft und die Trainer aber auch mit großem Stolz. Die folgenden beiden Tage waren geprägt von harten Wettkämpfen, in denen die Fußballer immer ihr Bestes gaben und zahlreiche Spieler über sich hinauswuchsen. So verteidigte Torwart Dennis Behnke seinen Kasten heldenhaft, konnte dann aber wegen einer Verletzung nicht weiter antreten. Zum Glück wurde er durch Ersatztorwart Michel Han hervorragend vertreten. Andreas Endler verhinderte durch seine überragende Leistung im Abwehrzentrum viele Torschüsse. Ebenso wie Carsten Gerum, dessen Präsenz auf dem Platz seine Gegenspieler beeindruckte. Stephan Fengler arbeitete hart auf dem Feld und schoss am Ende das so wichtige Ehrentor. Auch Robert Matz machte den Gegnern das Leben schwer, indem er sich nicht abschütteln ließ. Jens Discher über- Auch in diesem Jahr ging das UNIONHILFSWERK wieder mit einer hochmotivierten Sportlertruppe, bestehend aus zehn Fußballspielern, einer Schwimmerin sowie drei Trainern, bei den nationalen Spielen der Special Olympics Deutschland an den Start. Nach der Akkreditierung im Stadion und einmal Probesitzen auf der Bank des Bundesligisten Hannover 96, ging es in die nahegelegene Unterkunft. Am nächsten Tag stand die Qualifikation für die unterschiedlichen Leistungskategorien (vier gibt es insgesamt) an. Durch die Zusammensetzung der Mannschaft (Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen) musste die UNIONHILFSWERK-Mannschaft als einzige Mannschaft ohne die spielerische Unterstützung durch Vanessa Joseph erschwamm sich zwei Silbermedaillen zeugte nicht nur durch Kondition, sondern auch durch technische Raffinesse, ebenso wie Stefan Trautmann und Tim Tiedemann, der sogar noch ein Tor erzielen konnte. Auch die UNIONHILFSWERK-Schwim- »Sich für Chancengleichheit einzusetzen, finde ich toll« ■■Herr Friedrich, Ihr Gesicht ziert die Medaille des 8. Run of Spirit. Beim Lauf des Evangelischen Johannesstifts gehen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung an den Start. Wie kam es dazu? Mein Kuratoriumsmitglied Peter Loll hat den Kontakt hergestellt. Auch wenn der »Run of Spirit« mit der Arbeit der Arne-Friedrich-Stiftung eigentlich nicht direkt zu tun hat, habe ich spontan zugesagt. Ich finde die Arbeit toll und habe das Event sehr gerne unterstützt. ■■Was ist für Sie das Besondere am »Run of Spirit«? Alle sind gleich, egal ob gesund, körperlich oder geistig behindert. Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen zusammenzubringen und sich für die Chancengleichheit einzusetzen ist toll. ■■Hatten Sie vorher mit dem Thema Inklusion schon Berührungspunkte und wenn ja, in welchem Zusammenhang? Im Bereich körperlicher und geistiger Behinderung nicht. Wohl aber was die Integration von sozial schwachen deutschen und geflüchteten Kindern angeht. Foto: Frederic Schweizer Arne Friedrich, Ex-Fußballnationalspieler, engagiert sich seit Jahren mit einer eigenen Stiftung. In diesem Jahr unterstützte er außerdem als Medaillen-Gesicht den achten Run of Spirit, der im Mai stattfand. ■■Prominente Schirmherren helfen, Themen ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Wird hier schon genug getan oder wünschen Sie sich mehr Einsatz, z. B. von Ihren ehemaligen Fußballkollegen? Ganz viele meiner ehemaligen Kollegen setzen sich für das allgemeine Wohl merin, Vanessa Joseph, errang über 50 und 100 Meter Freistil hervorragende Ergebnisse. Sie schwamm in den Qualifikationsrunden persönliche Bestzeiten, die sie in den Finalläufen sogar noch einmal unterbot. Sie war jeweils in den stärksten Läufen vertreten und gewann in beiden Disziplinen die Silbermedaille, nur haarscharf an der Goldmedaille vorbei. Tatsächlich trat sie über die 100-Meter-Strecke im Finallauf sogar gehandicapt an, da sie sich am Vortag eine Fußverletzung zugezogen hat. Ihr erklärtes Ziel für die Wettkämpfe in zwei Jahren lautet daher: GOLD! Besonders freuten sich die Athleten übrigens über die Unterstützung des Geschäftsführers Norbert Prochnow, der eigens zum Anfeuern nach Hannover gereist war. An dieser Stelle noch ein Dankeschön an die Unionhilfswerk-Stiftung, die die Fahrt durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung überhaupt erst ermöglicht hat. Jörg Förster und Jürgen Weimann Immer in Bewegung ein. Sei es durch eigene Stiftungen, Schirmherrschaften oder auf anderem Weg. Und das finde ich toll! »MITTENDRIN Sozialympia« – Zum zweiten Mal fand in Kreuzberg das große Sportfest der sozialen Träger Berlins statt. ■■Mit Ihrer Stiftung setzen Sie sich ein für Gesundheit, Bildung und soziale Integration von Kindern. Welche Projekte unterstützen Sie konkret und warum? VIF (Verantwortung-IntegrationFreundschaft) ist ein Programm, bei dem wir an derzeit drei Berliner Grundschulen die Integration von sozial schwachen Kindern sowie Flüchtlingskindern fördern. Wir helfen, Berührungsängste untereinander abzubauen, Begegnungsräume zu schaffen und auf Grundlage von sechs verschiedenen Bausteinen Talente zu fördern. Ein weiteres Projekt läuft am DHZB (Deutsches Herzzentrum Berlin): Hier unterstützen wir in Absprache mit den Chefärzten finanzielle Anschaffungen. Aktuell sammeln wir für eine minimalinvasive Kamera, die schonende Herzoperationen bei Kindern ermöglicht. Mehr Informationen zu unserer Arbeit unter www.arne-friedrich-stiftung.de Das Interview führte Katrin Dietl Eigentlich finden die Olympischen Sommerspiele ja immer im Vier-Jahres-Rhythmus statt, weil aber keiner so lange warten wollte, ging die Sozialympia schon nach der Hälfte der Zeit in die zweite Runde. Veranstalter waren auch in diesem Jahr Träger der psychiatrischen Versorgung in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Mit dem Fest wollen die Verantwortlichen ein Zeichen setzen gegen Stigmatisierung und für Inklusion. Die Veranstaltung wurde von der Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, eröffnet. Die Psychiatriekoordinatorin, Begoña Dr. Petuya-Ituarte, führte durch das Programm. Zu den Disziplinen gehörten wieder Highlights wie Bogenschießen, Fußball und Torwandschießen. Jung und Alt amüsierten sich königlich und wurden dafür belohnt. Nicht nur mit dem Wetter. Sabine Jeschke Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 8 wachsen Spielen, lernen, Spaß haben Seit kurzem treffen sich die Kinder des Montessori-Kinderhauses in der Naunynstraße mit den Besuchern der Beschäftigungstagesstätte Kreuzberg zum Trommeln. Das macht Spaß und baut Berührungsängste ab. Foto: Robert Haas Die erste Begegnung zwischen den Kindern des Montessori-Kinderhauses Naunynstrasse und den Besuchern der Beschäftigungstagessstätte Kreuzberg, fand vor zwei Jahren statt. Die Kinder waren anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Beratungsstelle für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zum Gratulieren in die Waldemarstraße gekommen. Mit großer Begeisterung malten die Kleinen damals unter der Anleitung eines Besuchers drei Geburtstagsbilder, von denen sie eines mit in die Kita nehmen durften. Doch nicht nur das Bild wanderte an diesem Nachmittag zurück in die Naunynstraße. Bei der Show der Trommelgruppe sprang auch die Begeisterung der Vorführenden auf die kleinen Zuschauer über. So entstand die Idee, eine gemeinsame Aktion ins Leben zu rufen. Im Mai war es schließlich soweit: Kinder, Erzieherinnen, Klienten und Therapeuten trafen sich zum Trommeln. Beim ersten Treffen machten sich sechs Kinder auf den Weg in die Waldemarstraße. Alle waren gespannt, was sie bei dieser besonderen Musikstunde wohl erwarten Die Sehnsucht nach ihrer Familie ist bei vielen minderjährigen Flüchtlingen so groß, dass sie auf eigene Faust zurück in ihre kriegsgebeutelte Heimat reisen Krank vor Heimweh macht sich ein syrischer Flüchtlingsjunge aus Berlin auf, seine Familie im syrischen Kriegsgebiet wiederzufinden. Doch seine abenteuerliche Reise endete schnell. Seit Ausbruch des Kriegs in Syrien flimmern täglich erschütternde Bilder über die Fernsehbildschirme. Sie zeigen Städte, dem Erdboden gleich und das unfassbare Leid der Zivilbevölkerung. Besonders hart trifft es wie so oft die Schwächsten der Gesellschaft, die Kinder. Viele Familien verkaufen daher ihr gesamtes Hab und Gut, um zumindest dem Nachwuchs die Chance auf eine sichere Zukunft zu gewähren. Auch die Familie A. aus Damaskus entschied sich für diesen Weg. Um das Leben des 15-jährigen Nabils* zu retten, verkauften sie ihren Laden und schickten den jüngsten Sohn auf seine gefährliche Reise nach Deutschland. Hier landete er in Berlin und nach kurzer Zeit in einer der Flüchtlingsunterkünfte des UNIONHILFSWERK. Doch trotz guter Versorgung durch die Sozialbetreuer des Hauses und einen gesetzlich bestimmten Vormund, war Nabil regelrecht krank vor Heimweh. Nach Damaskus, nach seinen Geschwistern und besonders nach den Eltern. Anfang Mai war er dann plötzlich verschwunden. Nabil A. berichtet: »Ich habe heimlich Sachen von mir verkauft und bin in ein Reisebüro gegangen. Meine Familie wusste nichts von meinem Plan. Einmal hatte ich mit meiner Mutter darüber geredet. Sie wurde sofort ganz traurig und hat sich Sorgen gemacht, da habe ich gesagt, es sei nur ein Scherz. Mein Vater ist schon 65 Jahre alt. Legal dürfen sie nicht kommen. Und einfach zu fliehen, das schaffen sie nicht. Da wollte ich ihnen entgegenkommen. Mein Plan war, meine Familie in der Türkei zu treffen. Ich bin nach Griechenland geflogen. Hier hat mir ein Freund geholfen, ein Zugticket zu kaufen.« In Athen steigt der 15-Jährige jedoch in den falschen Zug. Seine Reise endet in einer Passkontrolle der griechischen Polizei. »Die Polizei hat mich in ein kleines Gefängnis gebracht. Dort war ich neun Tage mit zwölf Leuten in 1,5 Zimmern eingesperrt. Es waren Männer, Frauen und Kinder. Zwei kamen aus Bulgarien, die anderen aus Syrien oder dem Irak. Manche wollten nach Europa, andere zurück. Das Essen war so schlecht, dass viele es den Hunden gegeben haben.« Per WhatsApp informiert Nabil A. die Sozialarbeiterin in Berlin über seinen Aufenthaltsort. Schließlich gelingt es, den Jungen zurück nach Deutschland zu holen. Obwohl er seine Familie und sein Zuhause weiterhin schrecklich vermisst, will Nabil nun erst einmal die Schule beenden und nach dem Abschluss eine Lehre beginnen. In Syrien gehörte seiner Familie ein kleines Elektrogeschäft. Nabil hofft, dass er nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann irgendwann gemeinsam mit seinem Vater hinter dem Tresen stehen kann. *Name von der Redaktion geändert Andrea von Marschall Foto: USE-Mediengestaltung /Roland Mertens Schlag auf Schlag Kreatives Trommelprojekt in Kreuzberg würde. Spätestens nach der herzlichen Begrüßung war dann aber jede Aufregung wie weggeblasen. Im Kreis sitzend wurde ein »Kennenlernlied« gesungen, die vielen unterschiedlichen Trommeln vorgestellt und jedes Kind durfte sich eine Trommel aussuchen. Auf Wunsch der Kinder wurde ein besonderes Lied einstudiert, welches auf dem Abschiedsfest der »Großen« im Kinderhaus aufgeführt werden sollte. Beim zweiten Treffen sangen die Kinder schon auf dem Hinweg die gemeinsam einstudierten Lieder. Das dritte Treffen fand in den Räumen des Montessori-Kinderhauses in der Naunynstraße statt. Zur großen Freude aller, wird das Projekt nach der Sommerpause mit neuen Kindern fortgeführt. Anne-Dörte Schweitzer Reinickendorf feiert europäischen Tag der Nachbarn Erstmalig beteiligte sich das Selbsthilfe-und Stadtteilzentrum Reinickendorf im Märkischen Viertel am europäischen Tag der Nachbarschaft. Seit vielen Jahren wird der Tag der Nachbarschaft überall in Europa am jeweils letzten Freitag im Mai begangen. Im Berliner Norden wurde das Fest diesmal in Kooperation mit der Kontaktstelle PflegeEngagement, der Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU AG und dem Familientreff der Albatros gGmbH veranstaltet. Der 27. Mai war ein warmer, sonniger Tag und der Hof neben dem Stadtteilzentrum bot den perfekten Ort, um gemeinsam auf gute Nachbarschaft anzustoßen (natürlich alko- Gut gebrüllt, Löwe! holfrei), miteinander ins Gespräch zu kommen und in entspannter Atmosphäre zusammenzusitzen. Die Kinder der Tagespflegestelle »die Eichkids« tanzten zu Liedern der Vogelhochzeit, der Chor der Aussiedler-Selbsthilfegruppe sang russische und deutsche Lieder und es gab eine kleine Tango-Einlage. Das Projekt »Nachbar hilft Nachbar« und der Seniorentreff der GESOBAU AG stellten sich vor und Frauen aus dem Familientreff der Albatros gGmbH sorgten für ein buntes und extrem leckeres Büffet. Wir bedanken uns besonders für die tatkräftige Unterstützung unserer freiwillig engagierten Helfer und Helferinnen für das rundum gelungene Fest! Susanne Pistor Löwenkopf auf einer Holzplatte, mit Nägeln und Wollfäden, überzeugte die Jury sofort. kd Ein kleiner Künstler aus der Flüchtlingsunterkunft Rahnsdorf belegte mit seinem Löwen-Motiv den zweiten Platz beim Malwettbewerb des Kinderkarnevals der Kulturen. Große Freude in der Flüchtlingsunterkunft an der Fürstenwalder Allee: Einer ihrer kleinen Bewohner, der 6-jährige Kareen aus Syrien, hat es auf das Siegertreppchen des Malwettbewerbs des Kinderkarnevals der Kulturen geschafft. Unter dem Motto »20 Jahre mit Gebrüll« waren Kinder bis 12 Jahre von November 2015 bis März 2016 aufgefordert, ihre Fantasien zum Motto-Tier LÖWE zu Papier zu bringen. Über 1200 Kinder nahmen teil. Kareens Bild, ein Foto: Diana Ramírez Einmal Deutschland und zurück Künstler bei der Arbeit. Kareen stammt aus Syrien und kam Anfang des Jahres nach Rahnsdorf 9 Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 mitmachen Es ist normal, verschieden zu sein Foto: Andrea von Marschall ■■Gab es etwas Außergewöhnliches beim Dreh dieses Filmes? TD: Seit 16 Jahren arbeite ich in diesem Beruf, in dem man immer wieder Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden, sehr nahe kommt. Viele Schicksale berühren – auch im Nachgang. Während dieser Dreharbeiten fand ich mich jedoch erstmals in der Situation, dass mir selbst die Tränen kamen. Nicht nur mir, auch dem Kameramann. Mich hat die Stärke und Gefasstheit, mit der die Menschen ihr schweres Schicksal schilderten, sehr beeindruckt. Dieser starke Widerspruch zwischen der weit verbreiteten Außenwahrnehmung und den realen Schicksalen der Geflüchteten ist mir nah gegangen. Die Leute sind nicht freiwillig hier, sie haben so eine große Sehnsucht nach ihrer Heimat und dann stoßen sie auf Menschen, die das Gegenteil glauben. Diese Ungerechtigkeit – gepaart mit der Verzweiflung der Menschen – war für mich in den Interviewsituationen schwer zu ertragen. Für die Reportage begleitete das Kamerateam den Alltag in und um die Flüchtlingsunterkunft »Die neuen Nachbarn – Flüchtlinge in Berlin« Tina Dauster und Gwenda Walk haben eine Reportage über Flüchtlinge, Anwohner und Helfer der Gemeinschaftsunterkunft KonradWolf-Straße im Auftrag von Doclights gedreht. ZDFinfo hat diesen Film inzwischen dreimal ausgestrahlt, in der Mediathek und auf YouTube wird er häufig angeklickt. ■■Frau Walk, Frau Dauster, wie kam es zur Reportage? Gwenda Walk (GW): Wir haben uns die Frage gestellt: Was ist das System, das hier interagiert? Was bedeutet es, wenn Menschen aus Kriegsgebieten oder kriegsbelasteten Regionen in unser Land kommen und wir zusammen einen Weg finden müssen damit umzugehen? Was verändert sich hier über die Zeit? Wie erleben die Menschen das? Was bewegt sie? Tina Dauster (TD): Wir wollten einen Film machen, der die Menschen zum Denken anregt. Und ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen dann anfangen zu denken, wenn sie sich emotional berühren lassen. ■■Was hat Sie beeindruckt? GW: Das Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde. Das Thema Flüchtlinge ist gesellschaftlich angespannt. Und trotzdem haben uns alle, die wir gefilmt haben, die Nachbarn, die Lehrer, die Flüchtlinge, die Mitarbeiter und Helfer einen Vertrauensvorschuss gegeben und sich vor der Kamera geöffnet. ■■Worin bestand die besondere Herausforderung? GW: Ausgewogen zwischen den verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen, so dass die Zuschauer sich selber ein Bild machen können. Die drei ProtagonistenGruppen sollten gleich stark sein: als Persönlichkeiten und in ihren Beiträgen zu dem Film. Hinter diesem Anspruch der Ausgewogenheit steht auch die Idee, dass am Ende ja alle drei Gruppen bei uns zusammenfinden, hier zusammen leben müssen. Dafür reicht die Perspektive der Flüchtlinge nicht aus, die Sorgen der Anwohner und die Probleme der Helfer müssen genauso gesehen und bedacht werden. Das Interview führte Andrea von Marschall Die Langfassung dieses Interviews unter: https://www.unionhilfswerk.de/angebote/fluechtlingshilfe/fluechtlingsunterkunft-lichtenberg.html Nach Lichtenberg und Treptow-Köpenick eröffnet das UNIONHILFSWERK Anfang September in Pankow seine dritte Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber. Noch immer leben in Berlin viele tausend Flüchtlinge in provisorischen Notunterkünften. Anfang September hat dies für rund 515 Menschen, die bislang mehr schlecht als recht in Pankower Turnhallen untergebracht wurden, ein Ende. Sie finden ein neues, vorübergehendes Zuhause in der Treskowstraße. Auf fünf Etagen stehen Appartements für bis zu vier Personen mit je einem eigenen Bad zur Verfügung. Auf den insgesamt 8.000 m² entstanden zudem Gemeinschaftsküchen, Aufenthaltsräume und Kinderspielzimmer. Wenige Tage vor Eröffnung der Unterkunft durften sich die Verantwortlichen zudem über ganz besonderen Besuch freuen: 50 Mitarbeiter der Firma eBay-Kleinanzeigen waren gekommen, um im Rahmen ihres »Social Days« die letzten Möbel aufzubauen und die Zimmer für die neuen Bewohner herzurichten. Dafür an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön! GS Foto: Steffen Lienemann Gemeinschaftsunterkunft Treskowstraße Beschäftigungstagesstätten im Wandel Innerhalb der letzten Jahre haben sich sowohl das Klientel als auch die Rahmenbedingungen in der ambulanten psychiatrischen Versorgung verändert. Über die Konsequenzen wurde nun auf einem Fachtag diskutiert. Unter dem Motto: »Mitten im Leben – Beschäftigungstagesstätten (BTS) im gemeindepsychiatrischen Verbund« lud der PARITÄTISCHE Mitte Juli zum gemeinsamen Fachtag ein. Rund 130 Besucher, darunter Angehörige, Kolleginnen und Kollegen ver- Foto: Sabine Jeschke ■■Auch nach Drehschluss haben Sie Kontakt zu den Bewohnern gehalten. Dieses starke persönliche Engagement finde ich für Filmemacherinnen ungewöhnlich. TD: Ich wollte einen Film drehen, in dem die Menschen sich öffnen, die Zuschauer an ihren persönlichen Ängsten, Sorgen und Hoffnungen teilnehmen lassen. Dies machen sie nur, wenn ich mich auch öffne und mich berühren lasse. GW: Das war auch mein wichtigstes Anliegen – einen Film nicht aus der Distanz heraus zu drehen, sondern mich selber einzulassen, Nähe zu schaffen. Beim Fachtag kam es zum interessanten Austausch mit dem Publikum schiedener Einrichtungen und Dienste der Berliner psychiatrischen Versorgung sowie Mitarbeiter aus der Verwaltung, diskutierten dazu in der Katholischen Hochschule für Sozialwesen. Ziel der Veranstaltung war es, das Augenmerk auf die wichtige Funktion der Beschäftigungstagesstätten zu lenken. Durch ihre niedrigschwelligen Hilfsangeboten ermöglichen sie den Klienten eine echte Teilhabe. Auf der Tagung wurde dargestellt, wie sich die Hilfen in den letzten Jahren fachlich entwickelt haben, aber auch, mit welchen Problemen die Träger zu kämpfen haben. Während des gesamten Tages fand zudem ein »Markt der Möglichkeiten« statt. Die Stände waren bezirklich organsiert. Die Beschäftigungstagesstätten präsentierten gemeinsam ihre Programme, Dienstleistungen und Produkte ihrer Klienten und luden zu Fachgesprächen ein. Seit der Einführung der Tagesstätten hat sich vieles verändert – sowohl was das Angebot als auch das Klientel angeht – auf diese Entwicklung bezogen sich auch Uwe Brohl-Zubert, die reha e.V., und Thomas Gervink, VIA Perspektiven gGmbH, in ihrem Vortrag »Beschäftigungstagesstätten im Wandel«. Prof. Dr. Dietrun Lübeck von der Evangelischen Fachhochschule Berlin referierte über die »Beschäftigungstagesstätten in regionalen Hilfesystemen«. Danach schilderte Andreas Hänsch von der Pinel gGmbH seine ganz persönlichen Erfahrungen als ehemaliger Klient und Besucher einer BTS. Die anschließende Podiumsdiskussion wurde von Christian Reumschüssel-Wienert (Fachreferent des PARITÄTISCHEN) moderiert. Hier diskutierten Michael Rottig (Sozialpsychiatrischer Dienst Steglitz-Zehlendorf), Gudrun Weißenborn (ApK – Angehörige psychisch Kranke), Klaus Wittig (KBS e.V.), Carsten Koziolek (Psychiatriekoordinator Bezirk Spandau) sowie Andreas Hänsch (Pinel gGmbH) unter Einbeziehung des Publikums die Thematik. Abgerundet wurde der Tag durch verschiedene Workshops zu den Themen »Therapie«, »Selbstversorgung und Freizeit«, »junge Klienten«, »alte Menschen« sowie zur Thematik »Sucht und Abstinenz in der BTS«. Sabine Jeschke Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 10 dazu gehören … Mittendrin … Nachruf Fotos: Thomas Labro Matthias Ebert Foto: Dirk Mathesius Bei der ersten Freiwilligenbörse für den Bezirk präsentierten sich viele Einrichtungen und warben um ehrenamtliche Helfer Matthias Ebert war 18 Jahre ein wichtiger Teil der USE Im April dieses Jahres verstarb Matthias Ebert, langjähriger Mitarbeiter und Mitstreiter der USE. Als die Nachricht seines Todes die Mitarbeiter der USE erreichte, waren viele geschockt. Die meisten wussten, dass Matthias Ebert schwer krank gewesen war, über ein Jahr konnte er nicht arbeiten. Als er aber im Spätherbst 2015 wieder anfing zu arbeiten, glaubten alle, sicher auch er selbst, dass das Schlimmste überstanden war. Erst mit dem Hamburger Modell, dann arbeitszeitverkürzt nahm er seine Tätigkeit als Fachgebietsleiter wieder auf. Schnell war er wieder dabei, als interessierter, im Unternehmen gut vernetzter Kollege. So haben ihn viele in den 18 Jahren, die der gebürtige Kölner bei der USE tätig war, kennengelernt: Als ein Riese von Mann, über zwei Meter groß, mit breiten Schultern strahlte er Energie und Tatendrang aus. Nicht gewillt alles hinzunehmen, wollte er vielmehr mitgestalten – auch in der USE. So brachte er sich erst als Koch, später als Fachgebietsleiter der Kita, Schulund der internen Küchen in die Unternehmensprozesse mit ein. Er hatte viele kluge Ideen, war bereit, sich auseinanderzusetzen und für die Sache – auch mit den führenden Stellen – zu streiten. Er kannte aber auch die leisen Töne, konnte zuhören, interessierte sich für die Belange der Kollegen und Beschäftigten, versuchte zu verstehen und gute Lösungen zu finden. Für die Beschäftigten seiner Arbeitsgruppe wurde er über die vielen Jahre eine wichtige und verlässliche Vertrauensperson. Mit großer Wertschätzung ging er auf ihre Bedürfnisse ein. Auch wegen dieser zugewandten Art war er sowohl bei Beschäftigten als auch bei Kollegen sehr beliebt. Umso größer ist die Lücke, die sein viel zu früher Tod hinterlässt. Im Februar brach der Krebs wieder aus, diesmal noch heftiger. Es bleibt das Unvermögen zu verstehen, wie diese Krankheit einen so vor Leben und Energie strotzenden Mann aus unserer Mitte reißen konnte. Wir vermissen ihn. ul Freiwillig? – Will ick! Die vom STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum ins Leben gerufene Freiwilligenbörse »aktivoli treptow-köpenick« brachte Organisationen und Interessierte ins Gespräch und informierte über die vielen Möglichkeiten, im Bezirk Gutes zu tun. Premiere in Oberschöneweide: Ohne Paukenschlag, dafür mit einer stilvollen Handglocke eröffneten Peter Wagenknecht vom STERNENFISCHER-Team und Gernot Klemm, Stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Soziales, am 4. Juni die »aktivoli treptow-köpenick«. Rund 40 Aussteller waren dem Aufruf des STERNENFISCHER Freiwilligenzentrums Treptow-Köpenick gefolgt und nahmen an der ersten Freiwilligenbörse für den Bezirk teil. Bei strahlendem Sonnenschein präsentierten sie sich auf dem Gelände des KIEZKLUB KES den Besuchern. Zudem standen Oliver Igel, Bezirksbürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung, und Anne Jeglinski vom Paritätischen Berlin für Gespräche zur Verfügung. Aber auch die Mitarbeiter der vertretenen Einrichtungen, Vereine und Projekte nutzten diese willkommene Gelegenheit, sich zu vernetzen. »Man hat ja selten so viele Engagementangebote auf einem Fleck«, brachte Wagenknecht die Idee der Freiwilligenbörse auf den Punkt. Das sei nicht nur wichtig für die einzelnen Organisationen, sondern insbesondere für alle, die sich für ein Ehrenamt interessieren. Wer sich in seiner Freizeit engagieren möchte, erhielt auf der »aktivoli treptow-köpenick« einen Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten: Welche Stellen gibt es? Wo sind meine Talente besonders gefragt? Diese und weitere Fragen konnten an den zahlreichen Infoständen nun erstmals direkt von unterschiedlichen Ansprechpartnern beantwortet werden. »Hier können die Besucher sich wie auf einer Messe informieren und die jeweiligen Anbieter ver- gleichen«, sagte Wagenknecht und lächelte: »Vielleicht war es für den einen oder anderen sogar schwer sich zu entscheiden, denn gebraucht werden Freiwillige in allen Bereichen.« 100 Sterne für Treptow-Köpenick Das 2007 von der USE gGmbH gegründete STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick setzt sich für eine Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements im gesamten Bezirk ein. Die STERNENFISCHER, seit Juni dieses Jahres unter dem Dach der Stiftung Unionhilfswerk Berlin organisiert, beraten aber nicht nur rund ums Thema Ehrenamt. Auf dem Programm stehen auch Veranstaltungen wie die Treptow-Köpenicker Freiwilligentage und der alle zwei Jahre stattfindende Marktplatz Treptow-Köpenick, eine Art Freiwilligen-Speeddating für lokale gemeinnützige Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen. Die neu hinzugekommene, ebenfalls im Rhythmus von zwei Jahren geplante aktivoli treptow-köpenick bringt dagegen Organisationen und Interessierte zusammen und ergänzt damit sinnvoll die bisherigen Angebote der STERNENFISCHER. Darüber hinaus hält das Freiwilligenzentrum Kontakt zu ehrenamtlich Tätigen, aus deren Reihen regelmäßig der STERN des Monats gekürt wird. Als 100. STERN des Monats wurde im Juni Zoja Simon ausgezeichnet. Sie engagiert sich unter anderem im KIEZKLUB KES und berichtete bei der aktivoli von ihren durchweg positiven Erfahrungen: »Ich bin gern hier. Für ein Ehrenamt investiert man die eigene Zeit, dafür kann jeder so viel erleben, Gutes tun und auch viel zurückbekommen.« Christian Hyza 11 Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 …durch Arbeit … und doch geschützt Vom steinigen Weg auf den ersten Arbeitsmarkt Wie in der vorletzten Ausgabe berichtet, verließ Jeannette Märzke die USE gGmbH im Frühjahr 2016 in Richtung allgemeiner Arbeitsmarkt. Nach ihrem Praktikum in einem Leipziger Reisebüro möchte ihr neuer Chef sie fest anstellen. Doch das könnte schwierig werden, weil der zuständige Kostenträger nicht mitspielt. »Die letzten Monate waren echt hart, aber ich bereue es nicht«, fasst Jeannette Märzke ihre Entscheidung rückblickend zusammen. Nach acht Jahren in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der USE ist sie im März 2016 auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gewechselt. Zwar würden ihr der alte Job und ihre ehemaligen Kollegen in Berlin fehlen, aber die Arbeit in dem kleinen Reisebüro im Süden Leipzigs gefalle ihr sehr. Sie mache sich wirklich gut, bestätigt auch ihr Chef, Rainer Winkler. Einer Festanstellung nach dem Praktikum stünde im Grunde nichts im Wege. Doch wie schon zuvor könnte ihr die Bürokratie wieder einen Strich durch die Rechnung machen. »Die letzten Monate waren echt hart, aber ich bereue es nicht.« Jeannette Märzke Foto: Christian Hyza Hinzu kam die Angst, die neue Wohnung wieder zu verlieren. Die Mietkaution und die erste Miete habe sie noch durch einen Kredit der USE aufbringen können, aber danach sei es eng geworden. Zum Glück habe das Leipziger Amt aber schließlich doch gezahlt, erzählt sie: »Danach konnte ich langsam anfangen, in der Wohnung und im Job anzukommen.« Jeannette Märzke an ihrem neuen Arbeitsplatz mit ihrem Chef Manfred Winkler Doch das ganze Hin und Her habe sie sehr mitgenommen. An arbeiten sei teilweise gar nicht zu denken gewesen, so Märzke: »Ich wollte eigentlich richtig loslegen, und wusste irgendwann nicht mal mehr, wie man Kaffee kocht.« Und auch ihr neuer Chef ärgert sich über die verlorene Zeit für die Einarbeitung. Seiner Meinung nach hätten sich die Ämter einfach besser vorbereiten und absprechen müssen: »Es kann doch nicht sein, dass gerade jemand Viel Zeit verschenkt »Nachdem die Genehmigung für das Praktikum da war, stimmte die Kommunikation zwischen den Ämtern plötzlich nicht mehr«, erinnert sich Märzke an die schwierige Anfangszeit. Weil Unterlagen aus Berlin gefehlt hätten, habe sie die ersten acht Wochen weder Geld noch Möbel gehabt. wie sie so hängen gelassen wird.« Nur weil er Frau Märzke schon länger kenne und wisse, wozu sie fähig sei, habe er sie in dieser Phase weiter unterstützt. Er sei sich aber nicht sicher, ob andere Arbeitgeber das auch so mitgemacht hätten. Mittlerweile wurde das Praktikum zumindest bis September verlängert. Märzke zufolge sei die angestrebte Festanstellung damit allerdings immer noch nicht sicher. Die verantwortliche Behörde in Leipzig habe bereits angekündigt, das Praktikum keinesfalls noch länger zu bewilligen. Deshalb suche sie derzeit vor Ort eine Werkstatt, die die Kosten für weitere drei Monate übernimmt. »Die Zeit brauche ich einfach, denn ich muss noch unglaublich viel lernen«, ist sie sich bewusst. Bleibt nur zu wünschen, dass es dieses Mal einfacher wird. Christian Hyza Jubiläumswochen im Grünen »Ich hab einen Fisch gefangen!«, rief plötzlich einer der kleinen Petri-Jünger ganz aufgeregt. Sofort wurde er von anderen Kindern umringt, die fasziniert in den Eimer schauten, in dem die unerwartete Beute schwamm. »Das ist schon ein seltener Fang, denn in dem Teich gibt es vor allem Kaulquappen und Insektenlarven«, erklärte Umweltpädagogin Swantje Malskies den jungen Teilnehmern der Keschertour, die sie beim ersten der beiden diesjährigen Jubiläen des Haus Natur und Umwelt angeboten hatte. Die spannende Keschertour war aber nur eine von vielen Attraktionen, die an diesem besonderen Tag auf die Besucher warteten. Fotos: USE-Mediengestaltung/Günter Rehfeld Das Haus Natur und Umwelt zählt zu den beliebtesten Berliner Ausflugszielen. In diesem Jahr feierte die Jugendbildungswerkstatt in der Wuhlheide gleich zwei große Jubiläen. Bei dem Familienfest zum 61-jährigen Jubiläum standen die kleinen Gäste im Mittelpunkt Ein schützendes Dach seit 2005 61 Jahre im Zeichen der Natur Das Haus Natur und Umwelt wurde im November 1955 als technisch-wissenschaftlicher Standort im ehemaligen Pionierpark in der Wuhlheide eröffnet. Heute steht die Lern- und Erlebnisstätte den Besuchern das ganze Jahr über offen. Aber das Jubiläum einer grünen Oase mitten in der Stadt im Winter begehen? Um den Gästen ein unvergessliches Naturerlebnis zu bieten, ließ das Team um Franziska Tansinne, Pädagogische Leitung des Haus Natur und Umwelt, den »runden Geburtstag« im vergangenen Herbst kurzerhand ausfallen. Stattdessen feierten sie mit einem gro- ße Außengelände mit seinen über 500 Tieren. Neben Streichelzoo, Spielplatz und Café kam der angebotene Spieleparcours besonders gut an: Ob Mäuserennen, Schokokuss-Fangen oder Hufeisenweitwurf – überall blickte man in leuchtende Kinderund Erwachsenenaugen. »Für viele ist unser Haus einfach ein besonderer Ort, an dem sie sich in der Natur wohlfühlen können«, freute sich Franziska Tansinne über die vielen bekannten, aber auch unzähligen neuen Gesichter. Es habe sie schon auch ein wenig stolz gemacht, dass so viele Besucher gekommen waren, um gemeinsam die Erfolgsgeschichte des Hauses zu feiern und dem Engagement der Mitarbeiter ihre Anerkennung zu zollen. ßen Familienfest am 19. Juni 2016 das 61-jährige Bestehen der weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannten Einrichtung. Bei strahlendem Sonnenschein erkundeten mehr als 400 Kinder, Eltern und Großeltern das rund 17.000 Quadratmeter gro- Einige Wochen nach der rundum gelungenen 61-Jahr-Feier stand dann bereits das nächste große Fest auf dem Programm: 2005 hatte die Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH die Trägerschaft für das Haus Natur und Umwelt übernommen und am 7. Juli 2016 zum 11-jährigen Jubiläum unter dem Dach der USE geladen. In seiner Rede bedankte sich USE-Geschäftsführer Andreas Sperlich bei den zahlreich erschienenen Förderern und Unterstützern und umriss noch einmal die Arbeit vor Ort: »Wir führen dieses Haus als Jugendbildungswerkstatt und versuchen, Kindern und Jugendlichen aus der Stadt die Natur spielerisch näher zu bringen.« Besonders zufrieden mache ihn jedoch, dass die Werkstatt für behinderte Men- schen (WfbM) der USE im Haus Natur und Umwelt mittlerweile 60 Menschen mit Behinderungen und/oder psychischen Erkrankungen in der Tierpflege beschäftigt. Diese konnten auch gleich ihr Können unter Beweis stellen bei der Einweihung der fachmännisch eingerichteten Voliere für die neuen Pater-David-Hörnchen. Den begeisterten Reaktionen der Gäste nach zu urteilen, haben die putzigen Nager auf Anhieb das Potenzial, die neuen Stars des Hauses zu werden. Christian Hyza Wir gratulieren! Im 3. und 4. Quartal 2016 gehen unsere Glückwünsche an folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Jubiläum 10 Jahre Heide Fasold, Elke Lohr Norbert Weigt, Nicole Müller Thomas Niestroy, Anett Renk Holger Böhme, Bibiana Ittner Barbara Bauer-Kühne Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 12 betreuen Sich wohlfühlen – zu Hause sein Vertrauen in die Pflege stärken Pflegestärkungsgesetz II Höhere Leistungen im ambulanten Bereich, mehr Personal im stationären. Das Pflegestärkungsgesetz II verspricht viel Gutes. Welche Änderungen es konkret bringt, stellen wir Ihnen im Folgenden vor. Katrin Dietl Foto: Patricia Kalisch Mit Beginn des neuen Jahres tritt das Pflegestärkungsgesetz II vollumfänglich in Kraft. Das Gesetz bringt zahlreiche Veränderungen mit sich und soll die Situation in der Pflege – sowohl für die Patienten als auch für die Mitarbeiter – an vielen Stellen verbessern. Im Mittelpunkt des Gesetzes steht der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff. Wurden bislang vor allem körperliche Einschränkungen berücksichtigt, legt er einen klaren Fokus auf die kognitiven Fähigkeiten und die damit verbundene Einschränkung der Alltagskompetenz. Im Rahmen eines neuen Begutachtungssystems wird erfasst, wie selbständig ein Mensch seinen Alltag noch bewältigen kann. Begutachtet werden dabei die Bereiche Mobilität, kommunikative und kognitive Fähigkeiten, besondere Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, die Selbstversorgung im Alltag, der Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen sowie die Gestaltung des Alltags. Pro Bereich können 100 Punkte erreicht werden – wobei gilt: Je mehr Punkte, desto höher der Hilfebedarf und der damit verbundene Pflegegrad. Die Pflegegrade – fünf Grade gibt es insgesamt – ersetzen die bisherigen Pflegestufen. Patienten, die bereits eine Pflegestufe haben, werden ohne neue Begutachtung automatisch in den nächsthöheren Pflegegrad übergeleitet. Bei einge- schränkter Alltagskompetenz erfolgt sogar ein Doppelsprung. Dabei gilt: Je höher der Pflegegrad, umso höher die Leistungen. Diese werden besonders im ambulanten Bereich deutlich nach oben geschraubt. »Bei Pflegestufe 1 mit eingeschränkter Alltagskompetenz lag die Höhe der Pflegesachkostenleistungen im ambulanten bzw. teilstationären Bereich bei 689 Euro. Dieselbe Person erhält nun im Pflegegrad 3 1298 Euro, also 609 Euro mehr«, erklärt Lilith Langner, Geschäftsbereichsleiterin stationäre Pflege und Projekte beim UNIONHILFSWERK. Im stationären Bereich gibt es ab 1. Januar 2017 einen pflegegradunabhängigen einrichtungseinheitlichen Eigenanteil für die Bewohner, so dass bei einer Erhöhung des Pflegegrades die Kosten nicht wie bisher steigen, sondern mit Einzug eine Zuzahlung definiert wird. Diese verändert sich nur bei einer allgemeinen Anhebung der Pflegesätze. Die Politik will mit diesem neuen Modell den Grundsatz »ambulant vor stationär« zusätzlich stärken. Angst, dass die Pflegewohnheime des UNIONHILFSWERK in Zukunft leer stehen könnten, hat Lilith Langner trotzdem nicht. »Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass die Menschen künftig pflegebedürftiger sein werden, also eher in der prä- oder bereits finalen Phase bei uns einziehen werden. Die große Herausforderung fürs UNIONHILFSWERK wird darin bestehen, unsere ambulanten und stationären Angebote noch enger zu verknüpfen und die Menschen so optimal zu versorgen«, so Langner. Kreuzberg jazzt Betrügerische Pflegedienste bringen die Branche seit Jahren immer wieder in Verruf. Die ambulanten Dienste im Paritätischen Wohlfahrtsverband fordern daher eine konsequente Strafverfolgung. Das Thema Pflegebetrug steht bei den Gesundheitsministern ganz oben auf der Agenda. Sie fordern, dass es einen »verpflichtenden Datenaustausch« über Betrugsvorfälle zwischen Kranken- und Pflegekassen, Ermittlungsbehörden und Sozialhilfeträgern geben müsse, um systematische Betrügereien wirksamer zu bekämpfen. Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften sollen eingerichtet werden, um Ermittler auf organisierten Pflegebetrug anzusetzen. Das ist lange überfällig, bereits 2010 bezifferten Berliner Politiker den Schaden für die Sozialkassen alleine in der Hauptstadt auf 100 Millionen Euro. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat das Bundeskriminalamt zu einem Krisentreffen einberufen. Lange Zeit standen vor allem russische Pflegedienste im Fokus. Sie sollen systematisch bei aus dem gleichen Kulturkreis stammenden Pflegebedürftigen, deren Angehörigen und Pflegekräften Leistungen abgerechnet haben, die gar nicht oder nur teilweise erbracht wurden. Auch Ärzte, Apotheken und Sanitätshäuser sollen am Abrechnungsbetrug mitgewirkt haben. Viele Pflegebedürftige ahnen nichts vom Betrug ihres Pflegedienstes. Andere wirken mit, indem sie sich bei der Begutachtung zur Feststellung der Pflegestufe kränker stellen. Der betrügerische Pflegedienst zeigt, welches Verhalten und welche Antworten zum höheren Pflegebedarf als tatsächlich vorhanden führen. Potentielle Pflegebedürftige werden auch per Zeitungsinserat gesucht, z.B. in Moskau. Diese »Pseudofälle« tauchen nur kurz auf, um nach erfolgter Begutachtung mit einer Gewinnbeteiligung in ihre Heimat zurückzukehren. Ärzte würden gegen Honorar entsprechende Gefälligkeitsatteste ausstellen oder Pflegediensten Patienten zuführen. Die Pflegedienste im Paritätischen Wohlfahrtsverband bieten seit Jahren ihre konstruktive Mitarbeit bei der Aufdeckung von Betrugsfällen an. Zeitnahe Prüfungen unter Ausschöpfung aller bereits vorhandenen Prüfinstrumente, die in den Verträgen mit dem Sozialhilfeträger und den Pflegekassen vereinbart sind sowie zügige Justizverfahren müssen der Korruption entgegengesetzt werden. Denn eines ist klar: Auch jene Pflegedienste, die ihren Auftrag korrekt und mit großem Engagement und Hingabe erfüllen, geraten unter einen erhöhten Rechtfertigungsdruck. Dabei muss, nicht zuletzt angesichts des Pflegenotstandes, das Vertrauen in die Pflege gestärkt werden. Wer will schon den Pflegeberuf ergreifen, wenn er genau weiß, dass er relativ wenig verdienen wird, um dann noch in eine Reihe mit Betrügern gestellt zu werden? Letztendlich schadet der vermutete Betrug vor allem den Hilfsbedürftigen und der Solidargemeinschaft. Ulrike Hinrichs Foto: Lilith Langner Wohl dem, der sich auf seinen Pflegedienst immer verlassen kann Das UNIONHILFSWERK präsentierte sich auf dem Kreuzberger Bergmannstraßenfest Beim traditionellen Bergmannstraßenfest in Kreuzberg ging es auch in diesem Jahr heiß her – das UNIONHILFSWERK war mit dabei! Bei hochsommerlichen Temperaturen präsentierten das Pflegewohnheim »Am Kreuzberg«, die Beschäftigungstagesstätte Kreuzberg, die Zuverdienstwerkstatt Neukölln und die USE an drei Ständen ihre Waren und Dienstleistungen auf dem traditionellen Bergmannstraßenfest. Hier gab es tolle Bürsten der Bürstenmanufaktur, wunderschöne Blumen der Floristik, Planentaschen und Töpfersachen zum Niederknien. Vom perfekten Arrange- ment der Waren profitierte auch das Pflegewohnheim – angelockt von den vielen Angeboten war es leicht, mit den Interessenten ins Gespräch zu kommen und den ein oder anderen Flyer mitzugeben. Beim Glücksrad versuchten sich nicht nur die vielen Kinder – und da die Preise in den grünen Stofftaschen mitgegeben wurden, wimmelte das Bergmannstraßenfest schnell nur so von »Wegbegleitern«. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an alle Mitstreiter, die das UNIONHILFSWERK so gut präsentiert haben. Lilith Langner 13 Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 leben Würdevoll und selbstbestimmt – bis zuletzt Letzte-Hilfe-Kurs Kampf gegen Altersarmut Boxen für den guten Zweck. Vertreter der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Berlin (MIT) ließen für den guten Zweck in der Universal Hall die Fäuste sprechen. Dass man nach Unfällen Erste Hilfe leistet, ist selbstverständlich. Viele lassen sich sogar zu »Ersthelfern« ausbilden. Doch wie können wir Menschen helfen, deren letzte Lebenszeit angebrochen ist, die sterben? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns im Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie (KPG) seit vielen Jahren. Auch der Notfallund Palliativmediziner Dr. Georg Bollig hat sich mit der Frage beschäftigt, wie wir Menschen gut mit dem Lebensende konfrontieren und sie darin ermutigen und schulen, in Lebensendsituationen nicht wegzuschauen oder wegzulaufen, sondern da zu sein, da zu bleiben. Er entwickelte einen »Letzte-Hilfe-Kurs«, in Anlehnung an den »Erste-Hilfe-Kurs«. Im skandinavischen Raum erprobt, hält dieses Kursformat nun auch in Deutschland Einzug. Das KPG ist auch hier wegweisend mit dabei und Berlin verfügt derzeit sogar über den ersten »Letzthelfer«. Anfang Juni war es soweit: Zum vierten Mal stiegen zehn Boxerinnen und Boxer der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU im Rahmen der MITFightNight in den Ring. Mit dabei waren unter anderem der »KALIF von X-BERG« und der legendäre Profiboxer Graciano »Rocky« Rocchigiani. 750 Besucher verfolgten in der ausverkauften Universal Hall gebannt das Spektakel. Neben den sportlichen Leistungen stand aber vor allem der gute Zweck der Veranstaltung im Vordergrund. Und dessen Erfolg kann sich sehen lassen: Stattliche 11.720 EURO kamen in der legendären Nacht zugunsten der Palliativen Geriatrie im UNIONHILFSWERK zusammen! Der diesjährige Event stand unter dem Motto »Wir kämpfen gegen Altersarmut!«. Darum unterstützten die MIT und die Berliner FIBS e.V. die Aktivitäten des Kompetenzzentrums Palliative Geriatrie. Gefördert wird insbesondere die Aktion »Herzenswünsche«, die es möglich macht, dass sich auch arme alte Menschen am Lebensende noch einen Herzenswunsch erfüllen können. Gegen 1:30 Uhr wurde dem Projektleiter des Kompetenzzentrums Palliative Geriatrie, Dirk Müller, auf der After-Show-Party der Scheck übergeben. Das Geld wird nun über die Interessengemeinschaft Palliative Geriatrie an bedürftige Menschen weitergereicht. Kleines 1x1 des Sterbens Das Lebensende und Sterben macht uns als Mitmenschen oft hilflos. Altes Wissen zum Sterbegeleit ist mit der Industrialisierung, auch der Pflege und Betreuung, schleichend verloren gegangen. In »LetzeHilfe-Kursen« lernen interessierte Bürger, was sie für die ihnen Nahestehenden am Ende des Lebens tun können. Letzthelfer vermitteln Basiswissen und Orientierungen und einfache Handgriffe. Sterbebegleitung ist keine »Spezialdisziplin«, sondern ein normales, mitmenschliches Angebot von Bürgern für Bürger. »Jeder sollte die Letz- Foto: Patricia Kalisch Erste-Hilfe-Maßnahmen, wie die stabile Seitenlage, kennen wir alle. Doch wie hilft man eigentlich in den letzten Stunden? Ein neues Kursangebot soll diese Bildungslücke schließen. Dirk Müller ist Berlins erster „Letzthelfer“ te Hilfe so wie die Erste Hilfe beherrschen!«, sind sich die Letzthelfer sicher. Daher muss das Wissen nicht nur an Pflegeheim- oder Krankenhauspersonal weitergegeben werden, sondern auch an Senioren, Schüler oder Büroangestellte. Die Resonanzen sind immer positiv. KPG Bildung bietet ab 2017 in Berlin »Letzte-Hilfe-Kurse« an; z.B. am 7. Febru- ar im Franziskus-Krankenhaus, am 4. Juli im Pflegewohnheim »Am Kreuzberg« oder am 14. November in der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die sechsstündigen Kurse finden jeweils von 10 bis 16 Uhr statt. Weitere Infos & Anmeldung unter Tel: 4 22 65 838 oder unter www.palliative-geriatrie.de/bildung. Dirk Müller Die Liebe und der Tod Hospizgedanke(n) Gesundheitliche Versorgungsplanung Foto: UNIONHILFSWERK IG Palliative Geriatrie und Hospizdienst reisten gemeinsam nach Kassel. Ihr Ziel: das Museum für Sepulkralkultur. Sepulkralkultur – die Kultur des Sterbens, der Bestattung und der Trauer – ist sowohl für die Mitarbeiter des Hospizdienstes als auch für die Mitglieder der Interessengemeinschaft Palliative Geriatrie ein wichtiges Thema. Nur folgerichtig also, dass die beiden Gruppen sich für den Besuch des speziellen Museums in Kassel gemeinsam in den Zug setzten. Das Museum für Sepulkralkultur ist einzigartig in Deutschland und wurde 1992 eröffnet. Sein Ziel ist es, Kontinuität und Wandel im Umgang mit den letzten Dingen zu veranschaulichen und das gesellschaftlich oft verdrängte Erlebnis des Todes wieder ins Bewusstsein zu rücken. Denn am Ende gibt es im Leben doch eigentlich nur zwei entscheidende Impulse, die zur Fortentwicklung einer Kultur beitragen: die Liebe und den Tod. Nach der dreistündigen Führung blieb vielen der Berliner Besucher vor allem ein Satz von Gerold Eppler, dem kommissarischen Leiter des Museums, im Gedächt- dm 24 Unionhilfswerker fanden den Weg nach Kassel ins Museum für Sepulkralkultur nis: »Die Endlichkeit des Lebens mag auf den ersten Blick bedrückend sein, aber sie verleiht ihm auch seine unwiederbringliche Einmaligkeit.« Manchmal schärft eben doch erst der Blick auf das Ende die Wahrnehmung für den Moment. Sabine Sack Das neue Hospiz- und Palliativgesetz regelt u.a. die sogenannte »gesundheitliche Vorsorgeplanung für das Lebensende«. Sie dient der bedürfnisorientierten Versorgung am Lebensende sowie der Förderung des Austausches aller beteiligten Akteure und der Bearbeitung von Schnittstellenproblematiken. Es geht speziell um die individuellen Bedürfnisse der betroffenen Menschen, insbesondere um eine Vorausplanung von pflegerischen und/oder medizinischen Abläufen in der Lebensendphase. Ziel ist es, Notfallsituationen zu vermeiden bzw. zu regeln, was wie und von wem getan oder nicht getan werden soll. Angehörige und Nahestehende, die Ärzte, auch Notfallärzte und Krankenhäuser werden von den Heimen in diesen Prozess einbezogen. Das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie hat über das Netzwerk Palliative Geriatrie Berlin ein Pilotprojekt aufgesetzt. Stephan Mente/Dirk Müller Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 14 entdecken Unterwegs in Brandenburg und Berlin Foto: Willi Wallroth Frankfurt/Oder – Abseits des Klischees Kampf den Vorurteilen: Frankfurt/Oder ist eine Reise wert rend des Nationalsozialismus diente es der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) als Haftund Hinrichtungsstätte. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog 1950 dann die DDR-Staatssicherheit ein. Bis zum Ende der DDR brachte die Stasi dort Andersdenkende in Untersuchungshaft. Heute kann man dort original erhaltene Zellen besichtigen. Zu Ehren des berühmten Sohnes Wer in Frankfurt (Oder) ist, kommt an Heinrich von Kleist nicht vorbei. Der deut- Stadtgeschichte – europäische Geschichte tun und eine Tierpatenschaft übernehmen. Natur pur und Badevergnügen verspricht ein Ausflug an den Helenesee. Im Jahr 2013 zum schönsten See Brandenburgs gekürt, gehört das 220 Hektar große Gewässer außerdem zu den saubersten im Bundesland. Zusammen mit den kilometerweiten Stränden brachte dies dem Helenesee nicht zu Unrecht den Namen »Kleine Ostsee« ein. Nicht nur Spaziergänger und Badenixen lädt der See zum Verweilen ein, auch bei Unterwassersportlern ist er sehr beliebt. Mehrere Tauchvereine, eine Tauchschule und sogar ein U-Boot für Touristen sorgen für ein breites Angebot. Die Marienkirche beherbergt eine der ältesten Emporen der Mark Brandenburg nem anderen Motto beleuchtet. Fester Bestandteil der Feier zu seinen Ehren ist die Verleihung des Kleist-Förderpreises an junge Dramatiker. In diesem Jahr geht der Preis an Thomas Köck, der sein Stück »Paradies Fluten« am 6. Oktober in Frankfurt uraufführen darf. Wildschweine und Wassersport sche Dichter und Dramatiker ist der wohl berühmteste Sohn Frankfurts und zentrale Figur der städtischen Erinnerungskultur. Die Frankfurter haben sogar zusammen mit ihren Nachbarn aus Słubice eine Kleistroute zusammengestellt. Mit dem Fahrrad kann man so auf Kleists Spuren durch die beiden Städte radeln: Kleists Geburtshaus, Kleistpark, Kleistmuseum sind nur drei Stationen der 20 Kilometer langen Tour. Wer lieber raus ins Grüne fährt statt mit dem Rad durch die Stadt, auch für den lohnt sich ein Ausflug nach Frankfurt (Oder). Im Wildpark am Rande des Frankfurter Stadtwaldes können große und kleine Besucher Waschbären, Wildschweine oder Präriehunde beobachten. Um die Versorgung der über 300 Tiere kümmern sich Menschen mit und ohne Behinderung. Auch die Besucher können etwas Gutes Foto: Ralf Lotys Das Rathaus wurde im Jahr 1253 erbaut Foto: A. Savin Frankfurt (Oder) schaut auf eine bewegende Geschichte zurück. Als Ortsunkundiger kommt man mit der App »Geschichte ohne Grenzen« schnell zu historischen Plätzen. Die interaktive Karte bringt den Besucher zum Rathaus, dem Wahrzeichen der Stadt und zugleich Zeuge für die wirtschaftliche Blüte Frankfurts als europäischer Handelsknotenpunkt im Mittelalter. Sie führt auch zum jüdischen Friedhof Słubice auf der polnischen Oderseite, der zu den ältesten Europas gehört, oder zum Restaurant »Oda«, wo Helmut Kohl bei einer Tasse Kaffee mit dem polnischen Ministerpräsidenten über die deutsch-polnische Grenzfrage diskutierte. Besonders dunkle Facetten der Stadtgeschichte leuchtet die Gedenkstätte »Opfer politischer Gewaltherrschaft« aus. Sie befindet sich in einem der ältesten Gefängnisse Brandenburgs, das vom frühen 19. Jahrhundert bis 1990 in Betrieb war. Wäh- Besonderes Highlight für alle Literaturinteressierten sind die Kleist-Festtage vom 6. bis zum 16. Oktober 2016. Jedes Jahr im Herbst werden Aufführungen, Lesungen und Workshops zu Kleists Werken unter ei- Foto: ProhibitOnions Als Stadt hat man es nicht leicht, wenn der Namensvetter viel größer, viel bekannter und viel angesagter ist. Wenn alle von Frankfurt reden, aber immer die hessische Großstadt am Main meinen. Frankfurt (Oder)? »Das ist wie Naher Osten, Tadschikistan, sehr weit weg«, meint Kabarettist und Liedermacher Rainald Grebe; »Da ist doch nichts außer Plattenbau!«, antworten wohl die meisten der Berliner. Warum dann also einen Ausflug in die Grenzstadt an der Oder machen? Um den Klischees den Kampf anzusagen! Und weil man von Berlin aus mit dem Zug nur eine Stunde fährt – und nicht sechs Tage wie nach Tadschikistan. Das Kleistmuseum befindet sich an der Stelle des nicht mehr erhaltenen Geburtshauses des Dichters Heinrich von Kleist Frankfurt (Oder) kann also viel mehr sehr sein als Plattenbau, wenn man nur genauer hinschaut. Nähere Informationen zu den Angeboten und weitere sehenswerte Orte finden Sie auf frankfurt-oder.de/tourismus Ulrike Freybe 15 Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 unterhalten Dies & das Marken & Münzen Lilienthal, Schreibanlässe,Tierkinder, Kloster Corvey und Moselschleife Am 7. Juli kamen insgesamt drei Sondermarken heraus. Die ersten beiden zu 45 bzw. 70 Cent zeigen die Leuchttürme Staberhuk auf der Insel Fehmarn, 1903 erbaut, bzw. Kampen auf der Insel Sylt, errichtet 1855. Der dritte Wert zu 145 Cent erinnert an den ersten Gleitflug des Gründervaters der modernen Luftfahrt, Otto Lilienthal (1848–1896), vor 125 Jahren und gibt den Absprung wieder. Zuvor erschienen im 2. Quartal vier und im 3. Quartal 13 Sonderausgaben. So hatten am 1. März vier Ausgaben Ersttag. In der der Serie »Tierkinder« wurden auf zwei Werten zu je 70 Cent zwei junge Feldhasen (Lepus europaeus) bzw. zwei Graugänse-Küken (Anser anser) vorgestellt. Den 300. Geburtstag des BarockBaumeisters George Bähr (1666–1738) würdigt ein 260-Cent-Wert mit der Dresdner Frauenkirche und dem Schriftzug Bährs im Bild. Dem zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden ehemaligen Benediktinerkloster Corvey gilt ein weiterer 70-Cent-Wert mit der Ansicht der Westseite und der Klosterkirche. In der Serie »Burgen und Schlösser« ist das von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Rokokostil erbaute Schloss Sanssouci, ebenfalls UNESCO-Welterbe, auf einem 85-CentWert dargestellt. Am 7. April folgten vier weitere Ausgaben. Die Serie »Deutschlands schönste Panoramen« zeigt auf zwei Werten zu je 90 Cent im Zusammendruck eine Ansicht der Moselschleife bei Kröv, Wolf und Tra- ben-Trarbach. Die Serie »Schätze aus deutschen Museen« präsentiert auf Werten zu 70 und 145 Cent ein Porträt des Kaisers Karl V. von Tizian (um 1487/90– 1576) sowie eine filigrane »Fregatte aus Elfenbein« des Künstlers Jakob Zeller (1581–1620). Ein Wert zu 45 Cent erinnert an das Jubiläum »500 Jahre Reinheitsgebot für Bier«. An den 125. Geburtstag der Lyrikerin und Nobelpreisträgerin für Literatur Nelly Sachs (1891–1970) erinnert ein 70-Cent-Wert mit einem Foto der Geehrten und den Lebensdaten. Am 2. Mai schlossen sich fünf weitere Emissionen an. Die Dauerserie »Schreibanlässe« wird mit drei Werten zu je 70 Cent fortgesetzt, welche die Schriftzüge »Herzlichen Glückwunsch« und Blumen, »Zum Geburtstag viel Glück«, ein Tortenstück, das Wort »Ja!« und ein Paar Herren- und Damenschuhe als Motiv vereinen. Drei Zuschlagmarken zeigen in der Serie »Für den Sport« zur Unterstützung der Stiftung Deutsche Sporthilfe einen Fußball (70+30 Cent), einen Rugbyball (85+40 Cent) und einen Golfball 145+55 Cent). Für die Serie »Europa« wurde das Thema »Umweltbewusst leben« mit einem Motiv, dass den Wandel zur Nachhaltigkeit symbolisiert, gewählt (70 Cent). Ein weiterer 70-Cent-Wert gilt dem 100. Deutschen Katholikentag, der im Mai in Leipzig stattfand, mit einem weißen Kreuz in hundert Punkten. An »20 Jahre Shrines of Europe – Altötting« erinnert ein 85-Cent-Wert mit einem Bildnis der »Schwarzen Madonna« neben der Wallfahrtskapelle. Damit verdeutlicht sie, dass Altötting zu den sechs wichtigsten Marienwallfahrtsorten Europas gehört. Am 2. Juni gab es schließlich vier Ausgaben. Die Serie »Für den Umweltschutz« zur Unterstützung des Umweltschutzes wurde mit dem Thema »Die Alpen – Vielfalt in Europa« mit dem Zuschlagwert 70+30 Cent fortgesetzt, der eine stilisierte Alpenansicht wiedergibt. In der Serie »Mikrowelten« zeigen zwei Werte zu 70 und 250 Cent den Fühler des »Kleinen Nachtpfauenauges« in 40-facher Vergrößerung bzw. ein Strahlentierchen in 420-facher Vergrößerung. Für die Serie »Wildes Deutschland« wurde die Sächsische Schweiz mit einem Blick auf die Schrammsteine gewählt (45 Cent). Als Gemeinschaftsausgabe mit Polen wurde ein Wert zu 90 Cent zu »25 Jahre DeutschPolnisches Jugendwerk« mit zwei einander zugewandten Buchstaben aufgelegt. -lf- Buchkritik Schwedenrätsel Lösung: Rätselvioline (Ausgabe 90) Waagerecht: 5 zeitgen. Geiger, 9 Schieferfelsen, 11 physikal. Einheit, 12 Nehrung, 14 Gest. aus Verdis Oper „Die sizilianische Vesper“, 15 Alpengipfel, 16 Philosoph (1646-1716) 18 Geflügelspeise, 20 europ. Hauptstadt, 21 Brennstoff, 22 Gaststätte, 24 Teil des Tages, 27 Unterhaltungszeitschrift, 29 Zeitungsabonnent, 31 russ. Geiger, 33 vier Musiker, 35 Professor bei Heinrich Mann, 36 Stadt in Erzgebirge, 37 Maler und Graphiker (1880–1916), 39 Singvogel, 42 Sinnesorgan, 43 fast an jedem Kiosk falsch geschriebener Spießbraten, 45 bek. Violinsolistin, 48 Frauenname, 49 Musikschöpfer, 53 Geier, 55 ehem. russ. Herrscher, 56 dänische Insel, 57 elektron. Briefkasten, 59 österr. Bundesland, 60 Nähgegenstand, 62 Schlagader, 63 griech. Buchstabe, 64 Bildgeschichte mit Sprechblasentext, 65 elektron. Tanzmusik Senkrecht: 1 Katze in Webbers Musical „Cats“, 2 musikal. Veranstaltung, 3 Baumstraße, 4 Ausstellungseröffnung, 6 Zaubertrank, 7 Maler (1848-1911), 8 Held der Schweiz, 10 Sittenlehre, 11 frecher Junge, 13 Gestalt bei Fontane, 17 Verkehrsmittel, 19 Musikensemble, 23 Düngemittel, 25 Streicherkomposition von Bach, 26 Spitzentechnologie, 28 Klavierstück, 30 Opernkomponist („Elektra“), 32 span. Geiger, 33 Milchprodukt, 34 Vereinigung, 37 Gewässer, 38 Tauchvogel, 39 Vorherrschaft, 40 Stadt in der Schweiz, 41 Drama von Oscar Wilde, 44 Edelstein, 46 Bodenvorkommen, 47 Witzzeichnung, 48 Regen- und Sonnenschutz, 50 Blütenstand, 51 Gestalt bei Wilhelm Busch, 52 Gest. aus Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“, 54 Operette von Millöcker, 58 Gemüsepflanze, 61 Zierpflanze, 62 Zahl »Sophia, der Tod und ich« Eine rasante Reise quer durch Deutschland, den Tod im Gepäck Was machst du, wenn der Tod bei dir klingelt und sagt, dass du in drei Minuten tot bist? Der namenlose Protagonist aus Thees Uhlmanns Debütroman entscheidet sich fürs Diskutieren – über letzte Wünsche, das Jenseits, über den Arbeitsalltag des Todes. Doch es nützt alles nichts. Er wird sterben, da ist der Tod unerbittlich – der macht ja schließlich auch nur seinen Job. Doch dann steht Ex-Freundin Sophia an der Tür, um den Helden abzuholen. Dass jemand beim Sterben stört, ist auch für den Tod neu. Was nun? Gemeinsam begibt sich das ungewöhnliche Dreiergespann auf eine Reise durch ganz Deutschland, auf der Sophia alles und jeden verflucht, der Tod sich an den Annehmlichkeiten des Lebens erfreut und der Protagonist auf seine Vergangenheit trifft und erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben. Mit seinem ersten Roman schafft es Thees Uhlmann den Tod auf humorvolle und zugleich tiefsinnige Weise in den Mittelpunkt einer rasanten Erzählung zu stellen. Der Leser wird in den Bann des skurrilen Trios gezogen, das auf einem schmalen Grat zwischen Himmel und Hölle durch das Buch schlittert und dabei auf so manch ungewöhnliche Frage stößt, wie: Trinkt der Tod eigentlich Kaffee? Schmeckt Asphalt nach Lakritz? Und: Wie erklärst du deiner Mutter, dass du deine Ex-Freundin und den Tod mitgebracht hast? Thees Uhlmann ist Musiker und Autor. Bekannt wurde er als Frontmann der Hamburger Band »Tomte« und als Solosänger. uf »Sophia, der Tod und ich« von Thees Uhlmann Kiepenheuer&Witsch ISBN: 978-3462047936 18,99 Euro »Bevor ich jetzt gehe« Was am Ende wirklich zählt – Das Vermächtnis eines jungen Arztes Als Arzt ist man regelmäßig mit dem Tod und dem Sterben konfrontiert. Doch was, wenn es sich um den eigenen Tod, das eigene Sterben handelt? In seinem Buch »Bevor ich jetzt gehe« beschreibt der junge Neurochirurg Paul Kalanithi genau diese Situation. Von den ersten diffusen Schmerzen über die schmerzhafte Gewissheit der Krebs-Diagnose bis hin zum körperlichen Verfall. Sein medizinisches Wissen als Arzt hilft ihm dabei, seine Erkrankung rational zu verarbeiten, doch als Patient fühlt er sich genauso hilflos, wie all die Menschen, die er als Mediziner selbst begleitet hat. Trotz großer Schmerzen gibt Kalanithi nicht auf. Er verordnet sich ein straffes Fitnessprogramm, kehrt als Operateur in den OP zurück und beschließt gemeinsam mit seiner Frau, ein Kind zu bekommen. Parallel arbeitet Paul Kalanithi an seinem Buch. Der Krebs scheint unter Kontrolle, bis sieben Monate nach seinem Wiedereinstieg als Chirurg auf dem Röntgenbild ein neuer Tumor im rechten Lungenflügel sichtbar wird. Acht Monate nach der Geburt seiner Tochter stirbt Paul Kalanithi im Alter von 37 Jahren im Kreis seiner Familie. »Bevor ich jetzt gehe« ist kein Buch über das Sterben, sondern eines über das Leben. Oft todtraurig, hoch emotional und trotzdem nicht deprimierend. Das liegt zum einen am Stil des Buchs (vor seinem Studium der Medizin studierte Kalanithi u.a. Englische Literatur und Philosophie), zum anderen an der Klarheit, mit der er sein Schicksal nicht nur reflektiert und annimmt. Absolut empfehlenswert. kd »Bevor ich jetzt gehe« von Paul Kalanithi Knaus Verlag ISBN: 978-3813507256 19,99 Euro Wir für Berlin Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016 16 Schnappschüsse Menschlich gesehen »Ich hatte sofort ein gutes Gefühl« Für die Ausstellung »Wegbegleiter« portraitierte der Berliner Fotograf Pablo Ruiz Host 19 Unionhilfswerker. Im Interview erzählt er über das spannende Projekt. Foto: Pablo Ruiz Holst ■■Anfang des Jahres bekamen Sie die Anfrage vom UNIONHILFSWERK, ob Sie Interesse daran haben, an einer Fotoausstellung mitzuwirken. Sie haben sofort zugesagt. Warum? Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich das UNIONHILFSWERK noch nicht. Bei meiner Recherche ist mir dann ziemlich schnell klar geworden, dass ich dabei sein möchte. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl. In der Ausstellung geht es um eine gute Sache und ich fand es spannend, in so viele verschiedene Bereiche der sozialen Arbeit in Berlin einzutauchen. Behinderung auf einem Foto gerecht werden? Was darf man zeigen, was sollte man nicht? Pablo Ruiz Holst, Jahrgang 1983, studierte an der Berliner Neuen Schule für Fotografie und arbeitet als freier Fotograf ■■Wie sind Sie zur Fotografie gekommen? Als Heranwachsender hatte ich mir manchmal die Kamera meiner Eltern geschnappt, um Dinge, die ich interessant fand, festzuhalten – das war mal unser Hund, ein Vogel oder eine Hütte im Wald oder was mir sonst so im alltäglichen Leben begegnete. Ich bin einfach losgezogen und habe Fotos gemacht. Die Fotografie wurde zu einem Begleiter, ohne dass ich aber daran dachte, damit einmal mein Geld zu verdienen. Ich hatte einfach ein sehr großes Interesse an Menschen und wollte sie in ihrer Persönlichkeit festhalten. ■■Wie haben Sie sich auf das Ausstellungsprojekt vorbereitet? Gab es Ziele, die Sie sich gesetzt hatten? Ich habe mich eher emotional vorbereitet, weil dieses Projekt für mich absolutes Neuland war. Dass ich Menschen mit Behinderung fotografieren werde, hat mich im ersten Moment etwas verunsichert. In der Hinsicht habe ich mir viele Gedanken gemacht: Wie kann ich einer Person mit ■■Was hat Sie an den Teilnehmern der Ausstellung besonders beeindruckt? Sich von einem fremden Fotografen fotografieren zu lassen und dann irgendwo riesig groß als Porträt zu hängen, dazu gehört schon eine große Portion Mut. Das fand ich reizvoll. Mit diesem Eindruck bin ich dann auch zu den Treffen gegangen, dass ich eine mutige und spannende Person treffe, was dann auch jedes Mal der Fall war. Auch die Bereitschaft der Teilnehmer, mit der Ausstellung etwas Gutes zu tun, um damit auch das UNIONHILFSWERK bekannter zu machen, hat mich beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich – jeder auf seine Weise – mit dem UNIONHILFSWERK identifizieren und deshalb ihren Beitrag leisten wollten. Das Interview führte Ulrike Freybe Wir gratulieren! Im 3. und 4. Quartal 2016 gehen unsere Glückwünsche an folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Jubiläum 10 Jahre Stephan Trosiner, Sabrina Friedewald, Petra Espenhain, Eleonore Dzharov, Eveline Eppinger, Petra Liebs, Marlen Hannuschke, Stephan Pohl, Nina PrädelRistow, Beate Rulof, Britta Bracher-Klucke, Marko Acker, Anke Hauser, Marina Kamin, Nicole Neumann, Gesine Scharf, Silke Steinbach, Sandra Henschel, Christiane Scholz, Markus Zeuner, Ellen Stahl, Thomas Fredrich, Nisette Botinda Ekumba, Nurcan Ersoy, Eleonore Dzharov, Günay Camci, Andreas Schulze, 15 Jahre Die Ausstellung »WEGBEGLEITER« ist an folgenden Standorten in Berlin zu sehen Susanne Büchler, Nicole Müller, Renate Lamouni, Nancy Wieske, Svetlana Soukhinina, Marie-Christine 5. – 10. September / Hallen am Borsigturm 12. – 17. September / Potsdamer Platz Arkaden 19.– 24. September / Gesundbrunnen Center 26. Sept. – 1. Oktober / Eastgate Zintz, Cornelia Jost, Gabriele Wuthe, Carola Feist, Christina Thom, Joachim Girnus, Sabine Paulußen, Dagmar Volz, Annette Arena, Elena Gulden, Michael Stöcker, Detlef Weber, Anneliese Burger, Nancy Wieske, Manuela Klann, Regina Schneider, Dagmar Zwoch 20 Jahre Gundula Sauter, Kerstin Schmidt, Info-Stand zur 42. Seniorenwoche Das UNIONHILFSWERK war, wie bereits in den Jahren zuvor, auch diesmal bei der Berliner Seniorenwoche auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche präsent. Unter dem Motto der Veranstaltung »Willkommen bei uns« gaben Ehrenamtliche am Info-Stand des Landesverbandes Auskunft über die vielfältigen Angebote in den Bezirksverbänden und Interessengemeinschaften und beantworteten Fragen der Besucher zu eigenen sozialen Einrichtungen. Viele nutzten auch die Gelegenheit, unter Anleitung kleine Papierschmetterlinge zu basteln und diese mit einem guten Wunsch für die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in Rahnsdorf zu versehen, wo sie später als eine Art »Willkommensmobile« im Eingangsbereich ihren Platz finden werden. -er Fotos: USE Mediengestaltung Grafik: Freepik USE-Sommer in Berlin Der USE-Kundenempfang fand bei bestem Wetter in maritimen Ambiente statt Beim traditionellen Jahresempfang nutzten die zahlreichen Gäste die Gelegenheit, um miteinander und über die USE ins Gespräch zu kommen. Am 6. Juni hatte die USE gGmbH wieder zum Jahresempfang ins pier36eins nach Grünau geladen. Über 800 Vertreter aus Politik und Verwaltung, aus Wirtschaft und sozialer Trägerschaft nutzten die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Neues über die USE zu erfahren. So berichtete zum Beispiel Gerhard Bajzek, der in seinem Grußwort die erfolgreiche Zusammenarbeit des Bestattungsunternehmens Grieneisen mit vielen Bereichen der USE darstellte, aus eigener Erfahrung, wie eine Überleitung eines Menschen mit Behinderung aus der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gelingen kann. Auch der Staatssekretär für Soziales, Dirk Gerstle, betonte in seinem Grußwort das hohe Engagement für Menschen mit Behinderung der USE, aber auch die Innovationskraft des Sozialunternehmens. Über die vielfältigen beruflichen Rehabilitationsangebote für benachteiligte und behinderte Menschen konnten sich die Gäste zudem ausführlich an verschiedenen Informationsständen erkundigen. Der Catering- und Veranstaltungsservice der USE überzeugte einmal mehr durch sein vielseitiges Buffet, das durch kleine, feine Köstlichkeiten aus der Patisserie abgerundet wurde. Ursula Laumann Renate Bornemann, Irina Franke, Kirsten Iglauer, Silke Pollex, Holger Graf, Mandy Rohde, Ute Bürkel 25 Jahre Sabine Baranowski, Heidi Dresp, Eveline Köpke, Carmen Mehnert, Christiane Orrell, Liane Quandt, Heidi Reichwald, Ramona Strauchmann, Petra Schlösser, Hildegard Seidel, Kerstin Glück, Martina Wenzel, Christine Schlichter, Hagen Wegener, Joerg Dörfflinger 30 Jahre Mechthild Kroner-Schmitz Staatssekretär Dirk Gerstle (li.) und Gerhard Bajzek, Bestattungsunternehmen Grieneisen, lobten in ihren Grußworten das große Engagement der USE Herausgeber: Stiftung Unionhilfswerk Berlin (V.i.S.d.P.G:): Norbert Prochnow • Chefredakteurin: Katrin Dietl • Redaktion: Dr. Wolfgang Gudenschwager, Ursula Laumann, Ulrike Freybe • Redaktionsbeirat: Daniel Büchel, Gesine Schubert, Dirk Müller, Birgit Meinhardt, Bernd Neumann, Norbert Prochnow, Jürgen Weimann, Sabine Jeschke • Gestaltung: Union Sozialer Einrichtungen gGmbH, Koloniestraße 133-136, 13359 Berlin, Tel.: +49(30) 49 77 84-0, www.u-s-e.org • Druck: Union Sozialer Einrichtungen gGmbH, Printinghouse, Genter Straße 8, 13353 Berlin • Auflage & Erscheinungsweise: Garantierte Auflage 5.000 Exemplare, viermal jährlich • Anschrift: Stiftung Unionhilfswerk Berlin, Richard-Sorge-Straße 21 A, 10249 Berlin, Sammel-Telefon: +49(030) 4 22 65-6, E-Mail: wir-fuer-berlin@unionhilfswerk.de, www.unionhilfswerk.de • Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht die Meinung des Herausgebers wider. Die Redaktion behält sich das Recht Sinn wahrender Kürzungen vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen übernimmt die Redaktion keine Haftung. Alle Texte, Bilder und das Layout von »Wir für Berlin« sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung der Inhalte für gewerbliche oder private Zwecke, auch auszugsweise, bedarf deshalb der vorherigen Genehmigung des Herausgebers bzw. der Redaktion. • »Wir für Berlin« wird bei der Deutschen Nationalbibliothek geführt. • ISSN 1868-0259 • Redaktionsschluss für die Dezember-Ausgabe ist der 17. Oktober 2016 Wir für Berlin
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