ALLES GUTE!
S. 4
UNIONHILFSWERK feiert
70-jähriges Jubiläum
GUTE TATEN
S. 10
GUTER START
Sternenfischer rufen
Freiwilligenbörse ins Leben
S. 9
Neue Flüchtlingsunterkunft
in Pankow eröffnet
Wir für Berlin
WIR GESTALTEN INDIVIDUELLE LEBENSQUALITÄT
22. Jahrgang
Ausgabe 92
4. Quartal 2016
ZEITUNG FÜR MITGLIEDER, MITARBEITER & FREUNDE DES UNIONHILFSWERK
Interview mit der Sängerin Joana Zimmer
Besondere Menschen – besondere
Leistungen
»Schade, dass Sie nicht
wissen, wie gut Sie aussehen«
Fotos: Mario Stoll, Sven Man
del, Jürgen Weimann
Anriss
Besondere Menschen
(v.l.n.r.): Stefanie Wernecke, Arne
Friedrich, Vanessa Joseph
Joana Zimmer, unsere Titelinterviewpartnerin, ist als Künstlerin international erfolgreich, doch statt sich über
ihre Echo-Nominierungen oder Charterfolge zu definieren, zählt sie ihre
glücklichen und stabilen Freundschaften zu ihren größten Erfolgen.
Arne Friedrich, Ex-Fußballnationalspieler, zieht persönliche Zufriedenheit statt aus sportlichen Höchstleistungen heute aus dem Gefühl, sozial
benachteiligten Kindern zu helfen
und Veranstaltungen wie den inklusiven »Run of Spirit« durch seinen Einsatz zu unterstützen (siehe Interview,
Seite 7). Auch abseits der großen Bühne treffen wir im UNIONHILFSWERK
jeden Tag auf besondere Menschen,
die durch ihren Einsatz Besonderes
leisten. So wie Stefanie Wernecke, die
als freiwillig engagierte Mentorin ihrem Mentee Elvis zurück »in die
Spur« geholfen hat, als dieser abzugleiten drohte (Seite 5). Ganz zu
schweigen von den großartigen Leistungen der UNIONHILFSWERKSportler bei den Special Olympics
National Games in Hannover.
Wirklich inspirierend ist auch die Geschichte des jungen Arztes Paul Kalanithi. Ihn und sein Buch »Bevor ich
jetzt gehe« stellen wir Ihnen in der
Rezension auf der Seite 15 vor. Er berichtet in bewegenden Worten über
seinen Kampf gegen den Krebs und
seinen unbedingten Willen zu leben.
Denn vielleicht geht es am Ende des
Tages genau darum: Bei allem Streben nach Leistung, nach Erfolg: innezuhalten, den Kopf zu heben und zu
sehen, was uns wirklich glücklich
macht. Und auch, von welch besonderen Menschen wir umgeben sind. kd
Foto: Christian Lietzmann
Die Ausgabe der »Wir für Berlin« steht diesmal unter dem Motto »Besondere Menschen
– besondere Leistungen«. Was jeder einzelne
für sich als besonders festlegt, ist dabei so
unterschiedlich, wie die Menschen selbst.
Die blinde Sängerin Joana Zimmer steht seit ihrem 15. Lebensjahr auf der Bühne
Sängerin Joana Zimmer über Blinden-Klischees,
verschiedenfarbige Socken und ganz persönliche Erfolge.
■■Frau Zimmer, Sie sind eine erfolgreiche
Sängerin, haben ein Buch geschrieben,
sind den Marathon gelaufen – und trotzdem beginnt jeder Artikel über Sie mit
den Worten »die blinde …«. Ärgert Sie
das?
Nein, solange man mich nicht darauf
reduziert. Wenn ich zu meiner Blindheit
befragt werde, sehe ich das vielmehr als
Chance, Menschen zu informieren und
Grenzen einzureißen.
■■Im September treten Sie bei der Parieté-Gala des VIA Unternehmensverbundes
auf, einem sozialer Träger, der sich seit
Jahren stark macht für die Teilhabe von
Menschen mit Behinderung. Ist Ihnen ein
solcher Auftritt besonders wichtig?
Unbedingt. Projekte wie die ParietéGala helfen dabei, den Horizont von Menschen zu erweitern, die über das Thema
Behinderung oder Inklusion nicht nachdenken oder im Alltag keine Berührungs-
punkte damit haben. Mir persönlich ist es
wichtig, ein Bewusstsein dafür zu wecken,
dass jeder von uns zu jeder Zeit ein Handicap entwickeln kann. Zum Beispiel,
wenn wir älter werden oder einen Unfall
haben. Mit Empathie und Offenheit kann
man unheimlich viel bewegen. Menschen
mit Handicap sollten offen auf andere zugehen und ihnen die Berührungsängste
nehmen. Es gibt Leute, die mich fragen,
ob es für mich ok ist, wenn sie das Wort
»Sehen« sagen. Klar ist das okay. Ich gehe
ja auch nicht aus dem Laden und sage
»Auf Wiederhören«.
■■Mitleid oder die berühmten Samthandschuhe – passiert Ihnen das öfter?
Ich gehe mit dem Thema offensiv um,
aber klar passiert es auch. Es gab zum
Beispiel Menschen, die sagten: »Das ist ja
schade, dass Sie gar nicht wissen, wie gut
Sie aussehen.« Da dachte ich nur »Hä?«.
Viele Dinge werden bei Blinden und Sehenden außerdem ganz unterschiedlich
wahrgenommen. Wenn ein Sehender zwei
verschiedene Socken trägt, ist er ein
Schussel. Bei einer Blinden sind die Men-
schen gleich ganz mitleidig und denken:
»Ach, die Arme!«. Ich habe jahrelang nur
schwarze Socken gekauft, heute trage ich
bunte. Dafür gibt es extra Klammern, die
auch in der Waschmaschine dafür sorgen,
dass die richtigen Paare zusammenbleiben.
■■Gibt es ein typisches Blinden-Klischee,
das Sie stört?
Ich werde immer wieder gefragt, ob ich
von Geburt an blind gewesen oder es erst
später geworden bin. Ich verstehe nicht,
was daran so wichtig ist. Denken die
Menschen, später wäre besser? Oder umgekehrt? Prinzipiell finde ich es aber total
gut, wenn man locker mit dem Thema
umgeht. Was mich wirklich stört, sind
andere Dinge. Zum Beispiel, wenn in der
S-Bahn die Tür kaputt ist und zwar ein
großes Schild drauf klebt, es einem aber
niemand sagt. Hier wünsche ich mir einen anderen, offeneren Umgang miteinander.
Fortsetzung auf Seite 2
Wir für Berlin
Auf ein Wort
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
2
Neues
Wir und Andere
Vor wenigen Wochen feierte das UNIONHILFSWERK sein 70-jähriges Jubiläum. Die Geschichte des Trägers war dabei stets geprägt
vom Wandel und auch heute stehen mit der
Einführung des Pflegestärkungsgesetzes und
des Bundesteilhabegesetzes wieder wichtige
Neuerungen an.
Das UNIONHILFSWERK gilt vielen als wertkonservativer Träger, der sich mit Innovationen
nicht immer leicht tut. Doch das Gegenteil ist
der Fall: Bereits 2004 reagierten wir z. B. durch
die Gründung des Kompetenzzentrums Palliative Geriatrie auf den Wandel der Bewohnerstruktur in stationären Pflegeeinrichtungen.
Mit dem Pilotprojekt des palliativ-geriatrischen
Konsiliardienstes gehen wir noch einen Schritt
weiter. Durch den Einsatz eines multiprofessionellen Teams wird Menschen eine palliativhospizliche Versorgung ermöglicht, die aufgrund ihres Alters keine Chance auf einen Platz
in einem Hospiz hätten. Doch nicht nur wenn es
um das Ende des Lebens geht, hat das UNIONHILFSWERK in den vergangenen Jahren sein innovatives Potenzial gezeigt. So konnten wir in
unseren Mentoring-Projekten bei der Betreuung von Jugendlichen aus schwierigen sozialen
Verhältnissen große Erfolge erzielen. Und auch
das neue Vorhaben zur Integration von ausländischen Fachkräften im Rahmen von Integrationspatenschaften läuft erfolgreich an.
Beim Thema Innovation profitiert das
UNIONHILFSWERK von seinen guten Netzwerken, seiner Größe und seinen personellen Ressourcen. Dabei geht es nicht um die reine Arbeitsleistung, sondern vielmehr um die vielfältigen Erfahrungen und Fähigkeiten, die die Mitarbeiter einbringen. So konnten wir zahlreiche
Ideen etablieren und sie teilweise zu entgeltfinanzierten Leistungen umwandeln. Der regelmäßigen Evaluation kommt in diesem Prozess
eine besondere Rolle zu. Man muss aber auch
den Mut haben, Projekte abzubrechen, wenn
sie in die falsche Richtung laufen oder sich
nicht tragen.
Gerade im Zusammenhang mit freigemeinnützigen Trägern stellt sich natürlich immer wieder die Frage nach der Finanzierung der neuen
Projekte. Hier kommt dem UNIONHILFSWERK
die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmensverbundes zugute. Ohne die Überschüsse aus dem einen Bereich wären in einem anderen oft keine Investition und somit Innovation möglich. Ich bin für eine klare Positionierung gegenüber der Politik: Die Überschüsse
aus den Leistungsfeldern sind nötig, um neue
Projekte entwickeln zu können.
Bernd Neumann, Geschäftsführer Unionhilfswerk
Ambulante Dienste gGmbH, Unionhilfswerk
Senioren-Einrichtungen gGmbH, Mitglied im
Stiftungsvorstand der Stiftung Unionhilfswerk Berlin
meisten anderen Künstler auch. Lustigerweise habe ich von Mitarbeitern der Plattenfirmen oder von Veranstaltern schon
das Feedback bekommen: Du bist die selbständigste Künstlerin, mit der wir je zu tun
hatten.
■■Das Thema dieser Ausgabe der »Wir für
Berlin« lautet »Besondere Menschen – besondere Leistungen«. Auf welche Leistung
in Ihrem Leben sind Sie besonders stolz?
Ich bin niemand, der groß in der Vergangenheit lebt. Ich mache Dinge, freue mich
über berufliche oder sportliche Erfolge und
dann kommt auch schon das nächste.
Wirklich stolz bin ich auf andere Dinge.
Zum Beispiel darauf, dass meine Großmutter mein Buch »Blind Date« vor ihrem Tod
noch gelesen hat und es sehr mochte. Sie
war wichtig für mich und eine große Inspiration. Auch dass ich seit vielen Jahren einen tollen und stabilen Freundeskreis
habe, macht mich glücklich. Genauso mei-
■■Was am Ende ja auch geklappt hat…
Ja, aber auf eher ungewöhnlichem Weg.
Plattenfirmen bekommen ja unheimlich
viele Demobänder, die sie schon aufgrund
der Masse gar nicht alle hören können. Ich
habe meine Sachen deshalb immer direkt
an die Chefs geschickt. Ich dachte: Ich
gehe denen jetzt einfach so lange auf die
Nerven, bis mich jemand zum Vorsingen
einlädt. Irgendwann hat es geklappt. Ich
bin bis heute davon überzeugt, dass, wenn
man etwas erreichen will, Talent die
Grundvoraussetzung ist, aber eben auch
Hartnäckigkeit.
■■Gibt es für eine blinde Sängerin andere
Herausforderungen als für eine sehende?
Ich schaffe mir natürlich verschiedene
Orientierungshilfen auf der Bühne, wie
Markierungen aus Holzleisten. Auch mein
Mikrofonständer hat einen runden Ständer
und keine Beine, über die man stolpern
könnte. Natürlich werde ich bei meinen
Auftritten begleitet, aber das werden die
Foto: Christian Lietzmann
Innovative Potenziale nutzen
■■Lassen Sie uns über Ihren Beruf, die
Musik, sprechen. Wie sind Sie Sängerin
geworden?
Ich habe schon mit acht Jahren im Konzertchor gesungen und mich total für klassische Musik interessiert. Mit zwölf Jahren
habe ich dann den Film »Yentl« mit Barbra
Streisand gesehen – am Abend konnte ich
nicht einschlafen, weil mir die Lieder und
Melodien nicht aus dem Kopf gegangen
sind. Nach diversen Auftritten als Kind und
Teenager, habe ich mir in den Kopf gesetzt,
einen Plattenvertrag zu bekommen.
Joana Zimmer
ne Lebenseinstellung: Ich gehe auch mit
Tiefs positiv um und das finde ich gut. Was
mich richtig happy macht und auch ein
bisschen stolz ist, wenn Leute nach meinen
Konzerten oder einer Yoga-Session (Joana
Zimmer arbeitet auch als Yogalehrerin,
Anm. d. Red.) kommen und sagen: »Dein
Lied hat mir durch eine ganz dolle Krise
geholfen« oder »Diese Session hat mir richtig Kraft gegeben«.
■■Wenn Sie heute Ihr 10-jähriges Ich treffen könnten, welchen Ratschlag würden
Sie ihm mit auf den Weg geben?
Ich würde mir den Ratschlag geben,
mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen.
Ich war immer sehr ehrgeizig und sehr,
sehr hart zu mir selbst, darum würde ich
mir gerne sagen: Bleib cool. Es gibt dieses
schöne Zitat von Oscar Wilde: »Am Ende
wird alles gut. Wenn es nicht gut wird,
dann ist es noch nicht das Ende.«
Das Interview führte Katrin Dietl
Joana Zimmer wurde am 27. Oktober 1982
in Freiburg geboren. Bereits im Alter von 15
Jahren trat sie in verschiedenen Jazzclubs
in Berlin auf und produzierte mit gespartem
Geld ein eigenes Demoband. Universal Music
nahm sie unter Vertrag. 2005 erschien Joanas
Debütsingle „I Believe“. Es folgten zahlreiche
Chart-Platzierungen und Konzerte. Joana Zimmer lief außerdem den Berlin-Marathon, veröffentlichte eine Autobiografie und war Kandidatin bei der RTL-Sendung „Let´s Dance“.
Flüchtlinge einbinden
Die Hürdenspringer-Erfolgsgeschichte wird fortgesetzt: Künftig hilft das Projekt jungen Flüchtlingen beim Einstieg ins Berufsleben.
Seit vielen Jahren unterstützt Hürdenspringer Jugendliche am sozialen Brennpunkt Nord-Neukölln beim Übertritt von
der Schule ins Berufsleben. Vor wenigen
Wochen wurde die Arbeit nun erweitert.
Mit »Hürdenspringer Neukölln« gibt es
nun ein Projekt, das sich speziell für geflüchtete junge Erwachsene einsetzt. Unter
dem Motto »Arbeitsmarktchancen erkennen, Flüchtlinge einbinden« werden Geflüchtete im Alter von 18-35 Jahren bei einer ersten beruflichen Orientierung
unterstützt. In einer 1:1-Begleitung mit erfahrenen Mentoren entwickeln die jungen
Menschen mögliche berufliche Perspektiven vor Ort in Neukölln.
Das Projekt wird innovative Materialien
und Medien entwickeln und baut auf dem
bewährten Mentoring-Ansatz auf. Gleichzeitig werden unterschiedliche Kooperationspartner mit verschiedenen Unterstützungsschwerpunkten für geflüchtete
Menschen vernetzt. Alle Projektteilnehmer
werden in einer umfassenden Qualifizierung auf die Zusammenarbeit vorbereitet
und während der Projektlaufzeit durch ein
hauptamtliches Projektteam betreut. Diese
Foto: Thomas Koy
Foto: Patricia Kalisch
Fortsetzung auf Seite 2
Hürdenspringer Neukölln begleitet junge Flüchtlinge beim Einstieg ins Berufsleben
Vernetzung gewährleistet in allen Phasen
eine Heranführung an den Arbeitsmarkt.
Aktuell finden Treffen mit potentiellen Kooperationspartnern sowie die inhaltlichen
Planungen der Einstiegs-Qualifikation
statt. Hürdenspringer Neukölln wird über
den gesamten Zeitraum extern evaluiert.
Das Projekt läuft bis Dezember 2019.
sc
Bei Rückfragen wenden
Sie sich gerne an:
Stefanie Corogil
Tel. 030 / 22 32 76 24
stefanie.corogil@unionhilfswerk.de
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Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
berichten
Bezirksverbände Berlin
Jahreshauptversammlung 2016
Foto: Karlheinz Burczyk
Urgestein aus
Kreuzberg
Ruth Kopke, eine aktive Frau mit Tatendrang
Die Geehrten (v. l. n. r.): Heidemarie Kühn, Georg und Maria-Regina Probiesch, Helga Mattig, Renate Michalski, Helga Wehner und
Ursula Rengert mit Julius Wallot und Annelies Herrmann
Der UNIONHILFSWERK-Unternehmensverbund
entwickelt sich positiv, frei von Sorgen um den
Nachwuchs ist der Landesverband dennoch
nicht.
Mit einem Rückblick auf die Gründung
des UNIONHILFSWERK vor 70 Jahren in
einer Zeit der Not und die Entwicklung bis
heute zu einem starken Verbund von Mitgliederverein, gemeinnützigen Gesellschaften und Unionhilfswerk-Stiftung begann der Landesvorsitzende Julius Wallot
seinen Rechenschaftsbericht. Anschließend gedachten die Anwesenden der Jahreshauptversammlung mit einer Schweigeminute der im letzten Jahr Verstorbenen.
Nach der Wahl von Dr. Thomas Georgi
zum Versammlungsleiter und Grußworten
von Staatssekretär Dirk Gerstle und Dr.
Martin Petzold (MdB), den Wahlen der
Mandatsprüfungs- und Zählkommission
wurden sieben Vereinsmitglieder für ihr
ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des UNIONHILFSWERK
geehrt.
Im Bericht des Landesvorstandes wertete Julius Wallot die positive Entwicklung des UNIONHILFSWERK als Ergebnis von fachlicher Kompetenz und klugem
Management und verwies darauf, dass
gegenwärtig zusammen mit der Union Sozialer Einrichtungen in 130 Einrichtungen, Diensten und Projekten insgesamt
rund 2.800 Beschäftigte soziale Arbeit
leisten.
Zugleich galt sein besonderer Dank allen engagierten Helfern in den Bezirksverbänden, den Ehrenamtlichen wie den
Freiwilligen, ohne die sich vieles nicht
bewältigen ließe. Dennoch verlange es, so
Wallot, noch größerer Anstrengungen, um
neue, vor allem jüngere Mitglieder zu gewinnen und diese auch langfristig auf die
Übernahme von Leitungsaufgaben vorzubereiten. Erfreulich sei deshalb, dass mit
dem »Montessori-Kinderhaus Lissabonallee« eine dritte Interessengemeinschaft
hinzugekommen ist.
Als öffentlichkeitswirksame Aktionen
wertete der Landesvorsitzende die
»GUTEN TATEN« der Bezirksverbände
im Jubiläumsjahr aber auch die
»Dankeschön«-Veranstaltung, die Präsenz
während des 11. Deutschen Seniorentages in Frankfurt/Main, auf der 41. Berliner
Seniorenwoche oder auf dem 28. CDUBundesparteitag im Dezember 2015 in
Karlsruhe.
Es folgten die Berichte der Landesschatzmeisterin Katrin Vogel (MdA) für
das Geschäftsjahr 2015 sowie der der Kassenprüfer, die ihrerseits nichts zu beanstanden hatten. Danach erteilten die 55
Delegierten bei Stimmenthaltung der Betroffenen dem Landesvorstand Entlastung.
Die Satzungsänderungen wurden nach
entsprechendem Prozedere von den Delegierten bei zwei Enthaltungen angenommen.
Nachdem Julius Wallot dem aus gesundheitlichen Gründen aus dem Landesvorstand ausscheidenden Eckhard Laßmann für seine Mitarbeit herzlich dankte,
erfolgte die Nachwahl eines Beisitzers.
Einziger Kandidat war York Albrecht,
langjähriger Bezirksvorsitzender von Köpenick, der einstimmig in die Funktion
gewählt wurde. In seinem Schlusswort
dankte Landesvorsitzender Julius Wallot
dem Versammlungsleiter und dem Organisationsteam für den guten Verlauf der
Jahreshauptversammlung. Er wünschte
den Anwesenden viel Erfolg und rief dazu
auf, das restliche Jahr weiterhin für
»GUTE TATEN« zu nutzen.
Seit über 40 Jahren ist Ruth Koepke Mitglied im Bezirksverband Kreuzberg. In dieser Zeit war sie immer aktiv: von 1981 bis
1985 als Schatzmeisterin, von 1985 bis 1993
Beisitzerin, von 1993 bis 2001 stellvertretende Vorsitzende und bis 2010 wieder Beisitzerin im Vorstand. Sie erhielt 2001 vom
UNIONHILFSWERK die silberne Verdienstmedaille und 2011 vom Paritätischen
Wohlfahrtsverband die Ehrennadel in Gold
für ihr jahrzehntelanges, verdienstvolles
ehrenamtliches Wirken. Ruth Koepke ist
eine immer aktive Frau mit Tatendrang
und Einsatzbereitschaft und geht auch im
hohen Alter immer noch vielen Aktivitäten
nach. Wir wünschen ihr weiterhin Gesundheit und Wohlergehen.
Herta Schicks
Paritätische Ehrennadel
Foto: Patricia Kalisch
Foto: Patricia Kalisch
Ruth Koepke feierte vor wenigen Wochen ihren
95. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich!
Herta Schicks (li.) und Prof. Barbara John
sind seit Kindertagen befreundet
Wolfgang Gudenschwager
Im Rahmen der Dankeschön-Veranstaltung wurde
Herta Schicks für ihr langjähriges Engagement
ausgezeichnet.
Dankesschreiben
Kurz nach Erscheinen der Jubiläumsausgabe erreichte die Redaktion der »Wir für
Berlin« ein Schreiben von Dr. Bernhard
Worms, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung a. D.
Er war Vorsitzender des Union Sozialwerk (USW), dem seinerzeit auch der heutige Landesvorsitzende des UNIONHILSFWERK, Julius Wallot, angehörte.
Nach der ersten Beratung im Juli 1998
zwischen dem Union Sozialwerk Deutschland (USW) und dem UNIONHILFSWERK
über die Schaffung eines gemeinsamen
Wohlfahrtsträgers führte im Laufe der
Jahre eine Reihe weiterer Begegnungen
zwischen Dr. Bernhard Worms und Dieter
Krebs zu einem regen Gedankenaustausch und einer gemeinsamen Strategie
in sozialen Fragen, sondern auch zu einer
Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen. Dr. Worms Lob und sein Dank für
die Arbeit des UNIONHILFSWERK möchten wir an dieser Stelle gern weitergeben.
Sehr geehrte Frau Dietl,
nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank für die vom
Inhalt und der Aufmachung her hervorragende Jubiläumsausgabe von »Wir für Berlin«. Ich habe
sie eingehend durchgelesen und bin tief und nachhaltig beeindruckt von der Leistungskraft des
Unionhilfswerkes. Wer 70 Jahre seiner selbst
gewählten Aufgabenstellung so vorbildlich treu
bleibt, wie ich dies bei meinen Begegnungen mit
meinem Freunde Dieter Krebs immer wieder feststellen konnte, der ist innerhalb unserer Gesellschaft im Wortsinne ein Juwel! Ich bedaure daher sehr, dass mein fortgeschrittenes Lebensalter
es nicht mehr zulässt, den Einladungen nach Berlin zu folgen. Umso glücklicher bin ich, dass das
von Ihnen vertretene Hilfswerk zu den schönsten
Blumen zählt, die ich auf der deutschen Sozialflur kenne.
Mit der Paritätischen Ehrennadel in Gold
wurde Herta Schicks, die Ehrenvorsitzende
des Berliner Landesverbandes und zugleich
Kreuzberger Bezirksvorsitzende des UNIONHILFSWERK
im
Rahmen
einer
»Dankeschön«-Veranstaltung am 20. Mai
im Roten Rathaus ausgezeichnet. Verliehen
wurde ihr die Auszeichnung »für ihr herausragendes und anhaltendes ehrenamtliches Engagement für Menschen, die durch
Behinderung, Alter oder Krankheit Hilfe
benötigen«, wie es in der Urkunde heißt. In
ihrer Laudation erinnerte die Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Berlin, Prof. Barbara John, an die gemeinsame Schulzeit
und Freundschaft seit Kindertagen und ihr
fast 40-jähriges soziales Engagement für
Menschen im UNIONHILFSWERK.
-er
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
4
Neues
Wir und Andere
UNIONHILFSWERK-Jubiläum
Fotos: Patricia Kalisch
»Wenn es das UNIONHILFSWERK nicht
gäbe, müsste man es erfinden«
Das UNIONHILFSWERK lud anlässlich seines 70.
Geburtstags Vereinsmitglieder, Mitarbeiter, Partner und Wegbegleiter zur großen Jubiläumssause
ins Palais am Funkturm.
Bunt und lustig ging es zu, als Mitte Juni
rund 1.300 Gäste gemeinsam das 70-jährige Jubiläum des UNIONHILFSWERK im
Palais am Funkturm feierten. Nach Julius
Wallot, dem Vorsitzenden des Unionhilfswerk Landesverband Berlin e. V., trat Lutz
Strobbe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, ans Rednerpult. »Arbeit für die Gesellschaft in der Gesellschaft
– so kann Ihr vielfältiges Engagement zusammengefasst werden. Der Gründungs-
gedanke des UNIONHILFSWERK im Jahr
1946 aus christlicher und sozialer Verantwortung Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, ist
dabei bis heute Leitmotiv geblieben. Oder
anders ausgedrückt: Wenn es das UNIONHILFSWERK nicht gäbe, müsste man es erfinden.« Was Lutz Strobbe als erster offizieller Gratulant so wertschätzend zum
Ausdruck brachte, durchzog wie ein roter
Faden das ganze Fest. Kein Wunder, wenn
es darum geht, die gute Arbeit eines sozialen Trägers über viele Jahrzehnte hinweg
zu betrachten! Und das taten nicht nur die
geladenen Gratulanten, wie Wirtschaftsstaatssekretär, Dr. Hans Reckers und der
ehemalige Regierende Bürgermeister von
Berlin, Eberhard Diepgen, sondern auch
die zahlreichen Wegbegleiter und Wegbereiter, die an diesem besonderen Abend ins
Palais am Funkturm geströmt waren.
Nach den offiziellen Ansprachen folgte
die erste Überraschung des Abends: eine
Diashow zu den Klängen von Andreas
Bouranis Lied »Auf uns« mit den schönsten
Bildern der »GUTEN TATEN«. Für diese
hatten sich in den vergangenen Monaten
Unionhilfswerker aus dem Verein und den
Einrichtungen in »ihrem« Bezirk zusammengeschlossen, um in der Nachbarschaft
Gutes zu tun. Als die letzten Noten verklungen waren, folgte Überraschung Nummer Zwei: eine sechsstöckige Geburtstag-
storte. Sie entstand in der Patisserie der
USE und sah nicht nur spektakulär aus,
sondern schmeckte auch ganz hervorragend. Die Präsentation der Torte nutzten
die Geschäftsführer, um ihren Dank und
ihre guten Wünsche für die Zukunft des
UNIONHILFSWERK zu formulieren. Die
Gäste schickten ihre guten Wünsche nur
wenig später gen Himmel – zusammen mit
über 1.000 Luftballons. Anschließend folgte das Highlight des Abends: der Überraschungsauftritt von Schlagerstar Marianne
Rosenberg. Innerhalb weniger Augenblicke war die große Tanzfläche mit Menschen gefüllt. Und sie blieb es bis zum
Ende.
Gesine Schubert & Katrin Dietl
5
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
engagieren
Freizeit schenken
In jeder Hinsicht bereichernd
Beim Mentoring-Projekt »Ausblicke« unterstützen
erwachsene Mentoren Auszubildende durch ihre
Berufs- und Lebenserfahrung. Dieser positive Einfluss reicht dabei meist weit über die Ausbildung
hinaus.
Gedächtnistraining – Geistige Fitness
trainieren durch Kreativität
Freitag, 9., 16., 23., 30.9.2016 und
7.10.2016, von 15:30 –17:30 Uhr
Dagmar Fleischer, Trainerin GGT
Selbsthilfe und Stadtteilzentrum
Reinickendorf, Eichhorster Weg 32
13435 Berlin
PC-Kurse – Der Computer als
Gedächtnis- und Fitnesstrainer
Mittwoch, 14.9.2016
von 16 –19 Uhr
Albert Premer, IT-Fachmann für
Datenschutz und Datensicherheit
UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 20
10249 Berlin
Reflexionsrunde zur Unterstützung
von Flüchtlingsengagierten
Dienstag, 6.9.16, 17:30 –19:30 Uhr,
UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 20
10249 Berlin
Kollegialer Austausch für freiwillig
Engagierte im Besuchsdienst
Mittwoch, 14.9., 26.10., 30.11.2016
von 16:30 –18 Uhr
Pflegewohnheim »Alt Treptow«, MartinHoffmann-Straße 10 12435 Berlin
Qualifizierung für eine achtsame
Begleitung von Menschen mit Demenz
Musik ersetzt Sprache
Samstag, 24.9.2016, 10 –16:30 Uhr
Ev. Luther-Kirchengemeinde, Bülowstr.
71/72 10783 Berlin
Foto: Mario Stoll
»Probiere es aus – was hast du schon zu
verlieren?« Dieser Satz seiner AusblickeMentorin Stefanie Wernecke hat Elvis Kidiga im vergangenen Jahr immer wieder
Mut gemacht, wenn es darum ging, Probleme zu überwinden. Und davon hatte er
reichlich. In seiner Ausbildung als IT-Systemelektroniker gab es Schwierigkeiten, er
hatte gesundheitliche Probleme und auch
seine Wohnsituation und sein Aufenthaltsstatus machten ihm zu schaffen. Vor gut einem Jahr wies ihn sein Ausbilder auf das
Mentoring-Projekt »Ausblicke« hin. Eine
Chance, die Elvis sofort ergriff.
Bei »Ausblicke« unterstützt ein erwachsener Mentor einen Auszubildenden (Mentee) durch seine Berufs- und Lebenserfahrung in dessen persönlicher und beruflicher
Entwicklung. Als Tandem besprechen sie
Probleme während der Ausbildung und suchen gemeinsam nach Lösungen. Zwischen Elvis und seiner Mentorin Stefanie
Wernecke klappte diese lösungsorientierte
Kommunikation von Anfang an reibungslos. Nach der Phase des Kennenlernens
formulierte Elvis Kidiga eine Liste mit
Wünschen, Aufgaben, Zielen, Konflikten
und Lösungsideen – eben alles, was ihn beschäftigte. Gemeinsam wurde die Liste anschließend priorisiert und aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert.
Bevor Stefanie Wernecke sich für ein
Magisterstudium in Nordamerikawissenschaften, Lateinamerikanistik und Kunstgeschichte entschied, absolvierte sie eine
Ausbildung als Mediengestalterin für Digital- und Printmedien. Zum Mentoring kam
sie über eine Arbeitskollegin aus der Coachingausbildung. Durch das Mentorat und
ihr Engagement für Geflüchtete wurde für
sie klar, dass sie zukünftig als Coach oder
Trainerin im interkulturellen Bereich beruflich tätig werden möchte, um unter anderem Menschen zu begleiten, die nach
Deutschland kommen. Im Moment lernt sie
dafür auch Arabisch. Reisen, andere Kultu-
Fortbildungen
Mentorin Stefanie Wernecke begleitet Mentee Elvis Kidiga durch die Ausbildung
ren, Sitten und Traditionen kennenzulernen sind ihr elementar wichtig.
Auch Dank Stefanies Einsatz hat Elvis
die theoretische Prüfung seiner Berufsausbildung mittlerweile erfolgreich abgeschlossen, der praktischen Prüfung sieht er
gelassen entgegen. Sein Gesundheitszustand und seine Wohnsituation haben sich
verbessert und er ist inzwischen schon
mehrfach als Stand-Up-Comedian aufgetreten, ein großes Talent von Elvis. Mento-
rin und Mentee freuen sich über diese Entwicklung und was sie gemeinsam geschafft
haben. Offiziell endet das Mentorat mit Elvis´ Ausbildungsende in diesem Jahr. Tatsächlich aber wird Stefanie Elvis weiterhin
mit Rat und Tat zur Seite stehen, so er das
wünscht und braucht. Für beide war die
gemeinsame Zeit eine ganz besondere Erfahrung, von der sie beide sagen: »Ich
habe viel gelernt und es hat mein Leben in
jeder Hinsicht sehr bereichert!« Gabriele Lang
Qualifizierung Freiwilligenkoordination
Mittwoch, 28.9.2016 bis Freitag, 30.9.16,
je 9 –17 Uhr
UNIONHILFSWERK,
Richard-Sorge-Str. 21A 10249 Berlin
Ältere Menschen begleiten
Demenz, Depression und Wahn im Alter
Dienstag, 8.11.2016, 10 –16:30 Uhr
Pflegewohnheim »Am Plänterwald«, Neue
Krugallee 142, 12437 Berlin
Aktionen
Engagement verbindet. Freiwillige vor!
Infotag mit Filmvorführung
Donnerstag, 15.9.2016 um 15 –17 Uhr,
Wilhelmsruher Damm 116,
13439 Berlin, 5.OG
Wir suchen
Gesucht & Gefunden
Ab sofort fördert Berlin in Flüchtlingsunterkünften
Stellen für Freiwilligenkoordinatoren. Sie sollen
dafür sorgen, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie
gebraucht wird.
Das Land Berlin stellt künftig Gelder für die
Koordination von freiwilligem Engagement
in den Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung. Gefördert wird dabei je eine Vollzeitstelle pro 500 geflüchtete Menschen.
Kleinere Einrichtungen erhalten eine anteilige Förderung. Damit künftig tatsächlich
auch alle Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften des UNIONHILFSWERK
unterstützt werden können, sucht das
Freiwilligenmanagement weiter Integrationspatinnen und -paten für Flüchtlinge!
Helfen auch Sie geflüchteten Menschen,
Ziel ist es, die einzelnen Integrationsschritte anschaulich darzustellen. Das Projekt
»Integrationspatenschaften« wird im Rahmen des Bundesprogrammes »Menschen
stärken Menschen« bis Ende 2016 gefördert
durch das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend und den Paritätischen Berlin.
DB
eine Perspektive für ihr Leben in Deutschland zu entwickeln. Wir laden Sie herzlich
ein, Menschen in einer 1:1-Begleitung bzw.
eine Familie in einer der Gemeinschaftsunterkünfte des UNIONHILFSWERK in Lichtenberg, Pankow und Köpenick zu unterstützen. Außerdem wird Hilfe bei der
projektbegleitenden Dokumentation und
Evaluierung gesucht.
Bei Fragen hilft Ihnen Daniel Büchel,
Koordinator des UNIONHILFSWERK
Freiwilligenmanagements, gerne weiter.
daniel.buechel@unionhilfswerk.de
Tel. (030) 42265-887
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.unionhilfswerk.de/integrationspatenschaften
Mentoren für 1:1-Begleitung von Schülern, Auszubildenden und jungen geflüchteten Menschen in Neukölln und berlinweit
Für die Zukunft der Pflege
Ankommenspaten für Pflegefachkräfte aus
Albanien in Kreuzberg, Lichtenberg und
Treptow-Köpenick.
Mobilitätshelfer für chronisch kranke und
hilfsbedürftige Menschen in Lichtenberg
und Reinickendorf
Moderatoren zur Unterstützung bei der
Koordination einer Gruppe von Flüchtlingsengagierten in Lichtenberg und Pankow.
Kontakt:
Tel. (030) 42265-889/-887
freiwillig@unionhilfswerk.de
UNIONHILFSWERK, Richard-Sorge-Str. 20,
10249 Berlin
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
gestalten
Lebensqualität stiften
»Nun singet und seid froh« –
Benefizkonzert in der Universität
der Künste Berlin
Foto: Patricia Kalisch
Aktivitäten der
Förderstiftung im
1. Halbjahr 2016:
Dank der Förderung der Unionhilfswerk-Stiftung konnten vier neue
Patientenverfügungsberater
ausgebildet werden
Weihnachtliche Klänge mit den Jungen des
Staats- und Domchores und Instrumentalvirtuosen von morgen!
Foto: M. Heyde
Zum Förderschwerpunkt »AltersHospizarbeit« haben die Stiftungsgremien
die Weiterführung des Pilotprojektes
»palliativ-geriatrischer Konsiliardienst«
bewilligt. Der Konsiliardienst verknüpft
hauptamtliche pflegerisch-medizinische
Betreuung mit ehrenamtlicher psychosozialer Lebens- und Sterbebegleitung.
Eine Hospizdienstkoordinatorin, eine
palliativ-geriatrisch versierte Schwester
sowie ein palliativ-geriatrisch erfahrener Arzt begleiten und beraten vor Ort
– speziell ausgerichtet auf die Symptome und Bedürfnisse des Alters und die
Bedingungen in der vollstationären Altenpflege. Die Projektlaufzeit wurde bis
zum 31.12.2017 verlängert und wird mit
55.000 Euro für diesen Zeitraum gefördert.
Für die Neuauflage der Broschüre
»Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen im hohen Lebensalter in Pflegeeinrichtungen« wurden
1.530 Euro bewilligt.
Des Weiteren wurden die Schulungskosten für vier ehrenamtliche Patientenverfügungsberater übernommen sowie
die Anschaffung von Fachliteratur.
Auch die 11. Fachtagung »Palliative
Geriatrie«, die am 30. September in
Berlin stattfinden wird, bekommt als
Bildungsveranstaltung eine Unterstützung in Höhe von knapp 3.700 Euro.
Die Stiftung fördert als zweiten
Schwerpunkt die »Mobilität von Menschen mit Behinderungen«, insbesondere durch Zuschüsse zu Gruppenreisen.
Besonders hervorzuheben ist hier die
Förderung der Sportgruppe Kickers 97
zur Teilnahme an den Special Olympics
Games, die im Juni in Hannover stattgefunden haben. Den Bericht über die
tollen Erfolge der UNIONHILFSWERKSportler lesen Sie auf Seite 7 dieser
Ausgabe.
Ursula Ehrhardt
In diesem Jahr ist der Staats- und
Domchor Berlin, Knabenchor an der
Universität der Künste, musikalischer
Partner des Benefizkonzerts der Unionhilfswerk-Stiftung zugunsten der
AltersHospizarbeit.
Unter dem Motto »Weihnachten aus
aller Welt« erklingen neben internationalen Advents- und Weihnachtsliedern Werke der Berliner Renaissance,
die der Chor auf seiner neuesten CD
aufgenommen hat. Neben Werken des
kurfürstlichen Hofkapellmeisters Johann Eccard und des Berliner Nikolaikantors Johann Crüger, erklingen
Klassiker von Michael Praetorius (Wie
schön leuchtet der Morgenstern / Es
ist ein Ros‘ entsprungen).
Das Konzertprogramm wird durch
solistische Beiträge von Jungstudententen des Julius-Stern-Instituts ergänzt. Dieses – 1850 als Stern‘sches
Konservatorium gegründet – ist Teil
der Fakultät Musik der Universität der
Künste Berlin und gilt bundesweit als
eine der renommiertesten Einrichtungen der musikalischen Nachwuchsförderung. Derzeit erhalten etwa 70 musikbegeisterte und besonders begabte
Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 19 Jahren eine umfassende musikalische Ausbildung.
Der Staats- und Domchor Berlin gilt
als die älteste musikalische Einrichtung Berlins. Erste Zeugnisse verweisen auf das Jahr 1465, als der Kurfürst
Friedrich II. von Brandenburg fünf
»Singeknaben« für seine »Dhumkerke« einstellte. Heute singen etwa 250
Knaben und junge Männer im Alter
von fünf bis fünfundzwanzig Jahren in
den verschiedenen Chorgruppen. Für
ihre zahlreichen Auftritte in den Kirchen und Konzerthäusern Berlins erarbeiten sie geistliche und weltliche
Chorwerke von der Renaissance bis
zur unmittelbaren Gegenwart. Die
Vermittlung zwischen alter und neuer
Musik und die Zusammenarbeit mit
zeitgenössischen Komponistinnen und
Komponisten ist dem Ensemble ein
besonderes Anliegen. Im Mittelpunkt
steht dabei immer die Freude am Singen. Seit 2002 leitet Kai-Uwe Jirka die
Einrichtung.
Kai-Uwe Jirka
Termin: 16.12.2016, 19 Uhr
Ort:
Konzertsaal der Universität
der Künste, Bundesallee 1–12,
10719 Berlin
6
7
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
aktiv sein
Fotos: Jürgen Weimann
Körper & Geist
Probesitzen auf der Spielerbank von Hannover 96
Special Olympics in Hannover
Eine Teilnahme an den Special Olympics ist für viele Sportler mit Einschränkung DAS Highlight. Klar,
dass sich auch die Athleten des UNIONHILFSWERK
wieder voll ins Zeug legten.
Menschen ohne Beeinträchtigungen antreten. Dies führte zwar zu zahlreichen Niederlagen, erfüllte die Mannschaft und die
Trainer aber auch mit großem Stolz.
Die folgenden beiden Tage waren geprägt von harten Wettkämpfen, in denen
die Fußballer immer ihr Bestes gaben und
zahlreiche Spieler über sich hinauswuchsen. So verteidigte Torwart Dennis Behnke
seinen Kasten heldenhaft, konnte dann
aber wegen einer Verletzung nicht weiter
antreten. Zum Glück wurde er durch Ersatztorwart Michel Han hervorragend vertreten. Andreas Endler verhinderte durch
seine überragende Leistung im Abwehrzentrum viele Torschüsse. Ebenso wie
Carsten Gerum, dessen Präsenz auf dem
Platz seine Gegenspieler beeindruckte.
Stephan Fengler arbeitete hart auf dem
Feld und schoss am Ende das so wichtige
Ehrentor. Auch Robert Matz machte den
Gegnern das Leben schwer, indem er sich
nicht abschütteln ließ. Jens Discher über-
Auch in diesem Jahr ging das UNIONHILFSWERK wieder mit einer hochmotivierten Sportlertruppe, bestehend aus zehn
Fußballspielern, einer Schwimmerin sowie
drei Trainern, bei den nationalen Spielen
der Special Olympics Deutschland an den
Start. Nach der Akkreditierung im Stadion
und einmal Probesitzen auf der Bank des
Bundesligisten Hannover 96, ging es in die
nahegelegene Unterkunft. Am nächsten
Tag stand die Qualifikation für die unterschiedlichen Leistungskategorien (vier
gibt es insgesamt) an. Durch die Zusammensetzung der Mannschaft (Menschen
mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen) musste die UNIONHILFSWERK-Mannschaft als einzige Mannschaft
ohne die spielerische Unterstützung durch
Vanessa Joseph erschwamm sich zwei
Silbermedaillen
zeugte nicht nur durch Kondition, sondern
auch durch technische Raffinesse, ebenso
wie Stefan Trautmann und Tim Tiedemann,
der sogar noch ein Tor erzielen konnte.
Auch die UNIONHILFSWERK-Schwim-
»Sich für Chancengleichheit einzusetzen, finde ich toll«
■■Herr Friedrich, Ihr Gesicht ziert die
Medaille des 8. Run of Spirit. Beim Lauf
des Evangelischen Johannesstifts gehen
Menschen mit und ohne Beeinträchtigung
an den Start. Wie kam es dazu?
Mein Kuratoriumsmitglied Peter Loll
hat den Kontakt hergestellt. Auch wenn
der »Run of Spirit« mit der Arbeit der Arne-Friedrich-Stiftung eigentlich nicht direkt zu tun hat, habe ich spontan zugesagt. Ich finde die Arbeit toll und habe das
Event sehr gerne unterstützt.
■■Was ist für Sie das Besondere am »Run
of Spirit«?
Alle sind gleich, egal ob gesund, körperlich oder geistig behindert. Menschen
mit unterschiedlichen Voraussetzungen
zusammenzubringen und sich für die
Chancengleichheit einzusetzen ist toll.
■■Hatten Sie vorher mit dem Thema Inklusion schon Berührungspunkte und
wenn ja, in welchem Zusammenhang?
Im Bereich körperlicher und geistiger
Behinderung nicht. Wohl aber was die Integration von sozial schwachen deutschen
und geflüchteten Kindern angeht.
Foto: Frederic Schweizer
Arne Friedrich, Ex-Fußballnationalspieler, engagiert sich seit Jahren mit einer eigenen Stiftung.
In diesem Jahr unterstützte er außerdem als
Medaillen-Gesicht den achten Run of Spirit,
der im Mai stattfand.
■■Prominente Schirmherren helfen, Themen ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Wird hier schon genug getan oder
wünschen Sie sich mehr Einsatz, z. B. von
Ihren ehemaligen Fußballkollegen?
Ganz viele meiner ehemaligen Kollegen setzen sich für das allgemeine Wohl
merin, Vanessa Joseph, errang über 50 und
100 Meter Freistil hervorragende Ergebnisse. Sie schwamm in den Qualifikationsrunden persönliche Bestzeiten, die sie in den
Finalläufen sogar noch einmal unterbot.
Sie war jeweils in den stärksten Läufen
vertreten und gewann in beiden Disziplinen die Silbermedaille, nur haarscharf an
der Goldmedaille vorbei. Tatsächlich trat
sie über die 100-Meter-Strecke im Finallauf
sogar gehandicapt an, da sie sich am Vortag eine Fußverletzung zugezogen hat. Ihr
erklärtes Ziel für die Wettkämpfe in zwei
Jahren lautet daher: GOLD!
Besonders freuten sich die Athleten
übrigens über die Unterstützung des Geschäftsführers Norbert Prochnow, der eigens zum Anfeuern nach Hannover gereist
war. An dieser Stelle noch ein Dankeschön
an die Unionhilfswerk-Stiftung, die die
Fahrt durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung überhaupt erst ermöglicht hat.
Jörg Förster und Jürgen Weimann
Immer in
Bewegung
ein. Sei es durch eigene Stiftungen,
Schirmherrschaften oder auf anderem
Weg. Und das finde ich toll!
»MITTENDRIN Sozialympia« – Zum zweiten Mal
fand in Kreuzberg das große Sportfest der sozialen Träger Berlins statt.
■■Mit Ihrer Stiftung setzen Sie sich ein
für Gesundheit, Bildung und soziale Integration von Kindern. Welche Projekte unterstützen Sie konkret und warum?
VIF
(Verantwortung-IntegrationFreundschaft) ist ein Programm, bei dem
wir an derzeit drei Berliner Grundschulen
die Integration von sozial schwachen Kindern sowie Flüchtlingskindern fördern.
Wir helfen, Berührungsängste untereinander abzubauen, Begegnungsräume zu
schaffen und auf Grundlage von sechs
verschiedenen Bausteinen Talente zu fördern. Ein weiteres Projekt läuft am DHZB
(Deutsches Herzzentrum Berlin): Hier unterstützen wir in Absprache mit den Chefärzten finanzielle Anschaffungen. Aktuell
sammeln wir für eine minimalinvasive Kamera, die schonende Herzoperationen bei
Kindern ermöglicht. Mehr Informationen
zu unserer Arbeit unter www.arne-friedrich-stiftung.de Das Interview führte Katrin Dietl
Eigentlich finden die Olympischen Sommerspiele ja immer im Vier-Jahres-Rhythmus statt, weil aber keiner so lange warten
wollte, ging die Sozialympia schon nach
der Hälfte der Zeit in die zweite Runde.
Veranstalter waren auch in diesem Jahr
Träger der psychiatrischen Versorgung
in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt
Friedrichshain-Kreuzberg. Mit dem Fest
wollen die Verantwortlichen ein Zeichen
setzen gegen Stigmatisierung und für Inklusion. Die Veranstaltung wurde von der
Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, eröffnet. Die Psychiatriekoordinatorin, Begoña
Dr. Petuya-Ituarte, führte durch das Programm. Zu den Disziplinen gehörten wieder Highlights wie Bogenschießen, Fußball und Torwandschießen. Jung und Alt
amüsierten sich königlich und wurden dafür belohnt. Nicht nur mit dem Wetter.
Sabine Jeschke
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
8
wachsen
Spielen, lernen, Spaß haben
Seit kurzem treffen sich die Kinder des Montessori-Kinderhauses in der Naunynstraße mit
den Besuchern der Beschäftigungstagesstätte
Kreuzberg zum Trommeln. Das macht Spaß und
baut Berührungsängste ab.
Foto: Robert Haas
Die erste Begegnung zwischen den
Kindern des Montessori-Kinderhauses
Naunynstrasse und den Besuchern der Beschäftigungstagessstätte Kreuzberg, fand
vor zwei Jahren statt. Die Kinder waren anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Beratungsstelle für Menschen mit psychischer
Beeinträchtigung zum Gratulieren in die
Waldemarstraße gekommen. Mit großer
Begeisterung malten die Kleinen damals
unter der Anleitung eines Besuchers drei
Geburtstagsbilder, von denen sie eines mit
in die Kita nehmen durften. Doch nicht nur
das Bild wanderte an diesem Nachmittag
zurück in die Naunynstraße. Bei der Show
der Trommelgruppe sprang auch die Begeisterung der Vorführenden auf die kleinen Zuschauer über. So entstand die Idee,
eine gemeinsame Aktion ins Leben zu rufen. Im Mai war es schließlich soweit: Kinder, Erzieherinnen, Klienten und Therapeuten trafen sich zum Trommeln.
Beim ersten Treffen machten sich sechs
Kinder auf den Weg in die Waldemarstraße. Alle waren gespannt, was sie bei dieser
besonderen Musikstunde wohl erwarten
Die Sehnsucht nach ihrer Familie ist bei vielen minderjährigen Flüchtlingen so groß,
dass sie auf eigene Faust zurück in ihre kriegsgebeutelte Heimat reisen
Krank vor Heimweh macht sich ein syrischer
Flüchtlingsjunge aus Berlin auf, seine Familie im
syrischen Kriegsgebiet wiederzufinden. Doch seine abenteuerliche Reise endete schnell.
Seit Ausbruch des Kriegs in Syrien
flimmern täglich erschütternde Bilder
über die Fernsehbildschirme. Sie zeigen
Städte, dem Erdboden gleich und das unfassbare Leid der Zivilbevölkerung. Besonders hart trifft es wie so oft die
Schwächsten der Gesellschaft, die Kinder. Viele Familien verkaufen daher ihr
gesamtes Hab und Gut, um zumindest
dem Nachwuchs die Chance auf eine
sichere Zukunft zu gewähren. Auch die
Familie A. aus Damaskus entschied sich
für diesen Weg. Um das Leben des
15-jährigen Nabils* zu retten, verkauften
sie ihren Laden und schickten den jüngsten Sohn auf seine gefährliche Reise nach
Deutschland. Hier landete er in Berlin
und nach kurzer Zeit in einer der Flüchtlingsunterkünfte des UNIONHILFSWERK. Doch trotz guter Versorgung
durch die Sozialbetreuer des Hauses und
einen gesetzlich bestimmten Vormund,
war Nabil regelrecht krank vor Heimweh.
Nach Damaskus, nach seinen Geschwistern und besonders nach den Eltern. Anfang Mai war er dann plötzlich verschwunden.
Nabil A. berichtet: »Ich habe heimlich
Sachen von mir verkauft und bin in ein
Reisebüro gegangen. Meine Familie
wusste nichts von meinem Plan. Einmal
hatte ich mit meiner Mutter darüber geredet. Sie wurde sofort ganz traurig und
hat sich Sorgen gemacht, da habe ich gesagt, es sei nur ein Scherz. Mein Vater ist
schon 65 Jahre alt. Legal dürfen sie nicht
kommen. Und einfach zu fliehen, das
schaffen sie nicht. Da wollte ich ihnen
entgegenkommen. Mein Plan war, meine
Familie in der Türkei zu treffen. Ich bin
nach Griechenland geflogen. Hier hat mir
ein Freund geholfen, ein Zugticket zu
kaufen.« In Athen steigt der 15-Jährige
jedoch in den falschen Zug. Seine Reise
endet in einer Passkontrolle der griechischen Polizei.
»Die Polizei hat mich in ein kleines
Gefängnis gebracht. Dort war ich neun
Tage mit zwölf Leuten in 1,5 Zimmern
eingesperrt. Es waren Männer, Frauen
und Kinder. Zwei kamen aus Bulgarien,
die anderen aus Syrien oder dem Irak.
Manche wollten nach Europa, andere zurück. Das Essen war so schlecht, dass viele es den Hunden gegeben haben.« Per
WhatsApp informiert Nabil A. die Sozialarbeiterin in Berlin über seinen Aufenthaltsort. Schließlich gelingt es, den Jungen zurück nach Deutschland zu holen.
Obwohl er seine Familie und sein Zuhause weiterhin schrecklich vermisst, will
Nabil nun erst einmal die Schule beenden und nach dem Abschluss eine Lehre
beginnen. In Syrien gehörte seiner Familie ein kleines Elektrogeschäft. Nabil
hofft, dass er nach seiner Ausbildung zum
Einzelhandelskaufmann irgendwann gemeinsam mit seinem Vater hinter dem
Tresen stehen kann.
*Name von der Redaktion geändert
Andrea von Marschall
Foto: USE-Mediengestaltung /Roland Mertens
Schlag auf Schlag
Kreatives Trommelprojekt in Kreuzberg
würde. Spätestens nach der herzlichen Begrüßung war dann aber jede Aufregung
wie weggeblasen. Im Kreis sitzend wurde
ein »Kennenlernlied« gesungen, die vielen
unterschiedlichen Trommeln vorgestellt
und jedes Kind durfte sich eine Trommel
aussuchen. Auf Wunsch der Kinder wurde
ein besonderes Lied einstudiert, welches
auf dem Abschiedsfest der »Großen« im
Kinderhaus aufgeführt werden sollte. Beim
zweiten Treffen sangen die Kinder schon
auf dem Hinweg die gemeinsam einstudierten Lieder. Das dritte Treffen fand in
den Räumen des Montessori-Kinderhauses
in der Naunynstraße statt. Zur großen
Freude aller, wird das Projekt nach der
Sommerpause mit neuen Kindern fortgeführt.
Anne-Dörte Schweitzer
Reinickendorf feiert
europäischen Tag der Nachbarn
Erstmalig beteiligte sich das Selbsthilfe-und
Stadtteilzentrum Reinickendorf im Märkischen
Viertel am europäischen Tag der Nachbarschaft.
Seit vielen Jahren wird der Tag der
Nachbarschaft überall in Europa am jeweils
letzten Freitag im Mai begangen. Im Berliner Norden wurde das Fest diesmal in Kooperation mit der Kontaktstelle PflegeEngagement, der Wohnungsbaugesellschaft
GESOBAU AG und dem Familientreff der
Albatros gGmbH veranstaltet. Der 27. Mai
war ein warmer, sonniger Tag und der Hof
neben dem Stadtteilzentrum bot den
perfekten Ort, um gemeinsam auf gute
Nachbarschaft anzustoßen (natürlich alko-
Gut gebrüllt, Löwe!
holfrei), miteinander ins Gespräch zu kommen und in entspannter Atmosphäre
zusammenzusitzen. Die Kinder der Tagespflegestelle »die Eichkids« tanzten zu Liedern der Vogelhochzeit, der Chor der Aussiedler-Selbsthilfegruppe sang russische
und deutsche Lieder und es gab eine kleine Tango-Einlage. Das Projekt »Nachbar
hilft Nachbar« und der Seniorentreff der
GESOBAU AG stellten sich vor und Frauen
aus dem Familientreff der Albatros gGmbH
sorgten für ein buntes und extrem leckeres
Büffet. Wir bedanken uns besonders für die
tatkräftige Unterstützung unserer freiwillig
engagierten Helfer und Helferinnen für das
rundum gelungene Fest!
Susanne Pistor
Löwenkopf auf einer Holzplatte, mit Nägeln und Wollfäden, überzeugte die Jury
sofort.
kd
Ein kleiner Künstler aus der Flüchtlingsunterkunft
Rahnsdorf belegte mit seinem Löwen-Motiv den
zweiten Platz beim Malwettbewerb des Kinderkarnevals der Kulturen.
Große Freude in der Flüchtlingsunterkunft
an der Fürstenwalder Allee: Einer ihrer
kleinen Bewohner, der 6-jährige Kareen
aus Syrien, hat es auf das Siegertreppchen
des Malwettbewerbs des Kinderkarnevals
der Kulturen geschafft. Unter dem Motto
»20 Jahre mit Gebrüll« waren Kinder bis
12 Jahre von November 2015 bis März
2016 aufgefordert, ihre Fantasien zum Motto-Tier LÖWE zu Papier zu bringen. Über
1200 Kinder nahmen teil. Kareens Bild, ein
Foto: Diana Ramírez
Einmal Deutschland und zurück
Künstler bei der Arbeit. Kareen stammt
aus Syrien und kam Anfang des Jahres
nach Rahnsdorf
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Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
mitmachen
Es ist normal, verschieden zu sein
Foto: Andrea von Marschall
■■Gab es etwas Außergewöhnliches beim
Dreh dieses Filmes?
TD: Seit 16 Jahren arbeite ich in diesem
Beruf, in dem man immer wieder Menschen, die sich in schwierigen Situationen
befinden, sehr nahe kommt. Viele Schicksale berühren – auch im Nachgang. Während dieser Dreharbeiten fand ich mich
jedoch erstmals in der Situation, dass mir
selbst die Tränen kamen. Nicht nur mir,
auch dem Kameramann. Mich hat die
Stärke und Gefasstheit, mit der die Menschen ihr schweres Schicksal schilderten,
sehr beeindruckt. Dieser starke Widerspruch zwischen der weit verbreiteten
Außenwahrnehmung und den realen
Schicksalen der Geflüchteten ist mir nah
gegangen. Die Leute sind nicht freiwillig
hier, sie haben so eine große Sehnsucht
nach ihrer Heimat und dann stoßen sie
auf Menschen, die das Gegenteil glauben.
Diese Ungerechtigkeit – gepaart mit der
Verzweiflung der Menschen – war für
mich in den Interviewsituationen schwer
zu ertragen.
Für die Reportage begleitete das Kamerateam den Alltag in und um die Flüchtlingsunterkunft
»Die neuen Nachbarn –
Flüchtlinge in Berlin«
Tina Dauster und Gwenda Walk haben eine
Reportage über Flüchtlinge, Anwohner und
Helfer der Gemeinschaftsunterkunft KonradWolf-Straße im Auftrag von Doclights gedreht.
ZDFinfo hat diesen Film inzwischen dreimal
ausgestrahlt, in der Mediathek und auf YouTube
wird er häufig angeklickt.
■■Frau Walk, Frau Dauster, wie kam es
zur Reportage?
Gwenda Walk (GW): Wir haben uns die
Frage gestellt: Was ist das System, das
hier interagiert? Was bedeutet es, wenn
Menschen aus Kriegsgebieten oder
kriegsbelasteten Regionen in unser Land
kommen und wir zusammen einen Weg
finden müssen damit umzugehen? Was
verändert sich hier über die Zeit? Wie erleben die Menschen das? Was bewegt sie?
Tina Dauster (TD): Wir wollten einen
Film machen, der die Menschen zum
Denken anregt. Und ich bin fest davon
überzeugt, dass Menschen dann anfangen
zu denken, wenn sie sich emotional berühren lassen.
■■Was hat Sie beeindruckt?
GW: Das Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde. Das Thema Flüchtlinge
ist gesellschaftlich angespannt. Und trotzdem haben uns alle, die wir gefilmt haben, die Nachbarn, die Lehrer, die Flüchtlinge, die Mitarbeiter und Helfer einen
Vertrauensvorschuss gegeben und sich
vor der Kamera geöffnet.
■■Worin bestand die besondere Herausforderung?
GW: Ausgewogen zwischen den verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen, so
dass die Zuschauer sich selber ein Bild machen können. Die drei ProtagonistenGruppen sollten gleich stark sein: als Persönlichkeiten und in ihren Beiträgen zu
dem Film. Hinter diesem Anspruch der
Ausgewogenheit steht auch die Idee, dass
am Ende ja alle drei Gruppen bei uns zusammenfinden, hier zusammen leben müssen. Dafür reicht die Perspektive der
Flüchtlinge nicht aus, die Sorgen der Anwohner und die Probleme der Helfer müssen genauso gesehen und bedacht werden.
Das Interview führte Andrea von Marschall
Die Langfassung dieses Interviews unter:
https://www.unionhilfswerk.de/angebote/fluechtlingshilfe/fluechtlingsunterkunft-lichtenberg.html
Nach Lichtenberg und Treptow-Köpenick eröffnet
das UNIONHILFSWERK Anfang September in
Pankow seine dritte Gemeinschaftsunterkunft für
Flüchtlinge und Asylbewerber.
Noch immer leben in Berlin viele tausend
Flüchtlinge in provisorischen Notunterkünften. Anfang September hat dies für
rund 515 Menschen, die bislang mehr
schlecht als recht in Pankower Turnhallen
untergebracht wurden, ein Ende. Sie finden ein neues, vorübergehendes Zuhause
in der Treskowstraße. Auf fünf Etagen stehen Appartements für bis zu vier Personen
mit je einem eigenen Bad zur Verfügung.
Auf den insgesamt 8.000 m² entstanden
zudem Gemeinschaftsküchen, Aufenthaltsräume und Kinderspielzimmer. Wenige Tage vor Eröffnung der Unterkunft
durften sich die Verantwortlichen zudem
über ganz besonderen Besuch freuen: 50
Mitarbeiter der Firma eBay-Kleinanzeigen
waren gekommen, um im Rahmen ihres
»Social Days« die letzten Möbel aufzubauen und die Zimmer für die neuen Bewohner herzurichten. Dafür an dieser Stelle
nochmals ein herzliches Dankeschön!
GS
Foto: Steffen Lienemann
Gemeinschaftsunterkunft
Treskowstraße
Beschäftigungstagesstätten im Wandel
Innerhalb der letzten Jahre haben sich sowohl das
Klientel als auch die Rahmenbedingungen in der
ambulanten psychiatrischen Versorgung verändert. Über die Konsequenzen wurde nun
auf einem Fachtag diskutiert.
Unter dem Motto: »Mitten im Leben – Beschäftigungstagesstätten (BTS) im gemeindepsychiatrischen Verbund« lud der PARITÄTISCHE Mitte Juli zum gemeinsamen
Fachtag ein. Rund 130 Besucher, darunter
Angehörige, Kolleginnen und Kollegen ver-
Foto: Sabine Jeschke
■■Auch nach Drehschluss haben Sie Kontakt zu den Bewohnern gehalten. Dieses
starke persönliche Engagement finde ich
für Filmemacherinnen ungewöhnlich.
TD: Ich wollte einen Film drehen, in
dem die Menschen sich öffnen, die Zuschauer an ihren persönlichen Ängsten,
Sorgen und Hoffnungen teilnehmen lassen. Dies machen sie nur, wenn ich mich
auch öffne und mich berühren lasse.
GW: Das war auch mein wichtigstes
Anliegen – einen Film nicht aus der Distanz heraus zu drehen, sondern mich selber einzulassen, Nähe zu schaffen.
Beim Fachtag kam es zum interessanten
Austausch mit dem Publikum
schiedener Einrichtungen und Dienste der
Berliner psychiatrischen Versorgung sowie
Mitarbeiter aus der Verwaltung, diskutierten dazu in der Katholischen Hochschule
für Sozialwesen. Ziel der Veranstaltung war
es, das Augenmerk auf die wichtige Funktion der Beschäftigungstagesstätten zu lenken. Durch ihre niedrigschwelligen Hilfsangeboten ermöglichen sie den Klienten
eine echte Teilhabe. Auf der Tagung wurde
dargestellt, wie sich die Hilfen in den letzten Jahren fachlich entwickelt haben, aber
auch, mit welchen Problemen die Träger zu
kämpfen haben. Während des gesamten
Tages fand zudem ein »Markt der Möglichkeiten« statt. Die Stände waren bezirklich
organsiert. Die Beschäftigungstagesstätten
präsentierten gemeinsam ihre Programme,
Dienstleistungen und Produkte ihrer Klienten und luden zu Fachgesprächen ein.
Seit der Einführung der Tagesstätten hat
sich vieles verändert – sowohl was das Angebot als auch das Klientel angeht – auf
diese Entwicklung bezogen sich auch Uwe
Brohl-Zubert, die reha e.V., und Thomas
Gervink, VIA Perspektiven gGmbH, in ihrem Vortrag »Beschäftigungstagesstätten
im Wandel«. Prof. Dr. Dietrun Lübeck von
der Evangelischen Fachhochschule Berlin
referierte über die »Beschäftigungstagesstätten in regionalen Hilfesystemen«. Danach schilderte Andreas Hänsch von der
Pinel gGmbH seine ganz persönlichen Erfahrungen als ehemaliger Klient und Besucher einer BTS. Die anschließende Podiumsdiskussion wurde von Christian
Reumschüssel-Wienert (Fachreferent des
PARITÄTISCHEN) moderiert. Hier diskutierten Michael Rottig (Sozialpsychiatrischer Dienst Steglitz-Zehlendorf), Gudrun
Weißenborn (ApK – Angehörige psychisch
Kranke), Klaus Wittig (KBS e.V.), Carsten
Koziolek (Psychiatriekoordinator Bezirk
Spandau) sowie Andreas Hänsch (Pinel
gGmbH) unter Einbeziehung des Publikums die Thematik. Abgerundet wurde der
Tag durch verschiedene Workshops zu den
Themen »Therapie«, »Selbstversorgung
und Freizeit«, »junge Klienten«, »alte Menschen« sowie zur Thematik »Sucht und Abstinenz in der BTS«.
Sabine Jeschke
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
10
dazu gehören …
Mittendrin …
Nachruf
Fotos: Thomas Labro
Matthias Ebert
Foto: Dirk Mathesius
Bei der ersten Freiwilligenbörse für den Bezirk präsentierten sich viele Einrichtungen und warben um ehrenamtliche Helfer
Matthias Ebert war 18 Jahre ein wichtiger
Teil der USE
Im April dieses Jahres verstarb Matthias Ebert,
langjähriger Mitarbeiter und Mitstreiter der USE.
Als die Nachricht seines Todes die Mitarbeiter der USE erreichte, waren viele geschockt. Die meisten wussten, dass Matthias Ebert schwer krank gewesen war, über
ein Jahr konnte er nicht arbeiten. Als er
aber im Spätherbst 2015 wieder anfing zu
arbeiten, glaubten alle, sicher auch er
selbst, dass das Schlimmste überstanden
war. Erst mit dem Hamburger Modell,
dann arbeitszeitverkürzt nahm er seine Tätigkeit als Fachgebietsleiter wieder auf.
Schnell war er wieder dabei, als interessierter, im Unternehmen gut vernetzter
Kollege.
So haben ihn viele in den 18 Jahren, die
der gebürtige Kölner bei der USE tätig war,
kennengelernt: Als ein Riese von Mann,
über zwei Meter groß, mit breiten Schultern strahlte er Energie und Tatendrang
aus. Nicht gewillt alles hinzunehmen, wollte er vielmehr mitgestalten – auch in der
USE. So brachte er sich erst als Koch, später als Fachgebietsleiter der Kita, Schulund der internen Küchen in die Unternehmensprozesse mit ein. Er hatte viele kluge
Ideen, war bereit, sich auseinanderzusetzen und für die Sache – auch mit den führenden Stellen – zu streiten.
Er kannte aber auch die leisen Töne,
konnte zuhören, interessierte sich für die
Belange der Kollegen und Beschäftigten,
versuchte zu verstehen und gute Lösungen
zu finden. Für die Beschäftigten seiner Arbeitsgruppe wurde er über die vielen Jahre eine wichtige und verlässliche Vertrauensperson. Mit großer Wertschätzung ging
er auf ihre Bedürfnisse ein. Auch wegen
dieser zugewandten Art war er sowohl bei
Beschäftigten als auch bei Kollegen sehr
beliebt. Umso größer ist die Lücke, die sein
viel zu früher Tod hinterlässt. Im Februar
brach der Krebs wieder aus, diesmal noch
heftiger.
Es bleibt das Unvermögen zu verstehen,
wie diese Krankheit einen so vor Leben
und Energie strotzenden Mann aus unserer
Mitte reißen konnte. Wir vermissen ihn. ul
Freiwillig? – Will ick!
Die vom STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum
ins Leben gerufene Freiwilligenbörse »aktivoli
treptow-köpenick« brachte Organisationen und
Interessierte ins Gespräch und informierte über
die vielen Möglichkeiten, im Bezirk Gutes zu tun.
Premiere in Oberschöneweide: Ohne
Paukenschlag, dafür mit einer stilvollen
Handglocke eröffneten Peter Wagenknecht vom STERNENFISCHER-Team
und Gernot Klemm, Stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Soziales, am 4. Juni die »aktivoli treptow-köpenick«. Rund 40 Aussteller waren dem
Aufruf des STERNENFISCHER Freiwilligenzentrums Treptow-Köpenick gefolgt
und nahmen an der ersten Freiwilligenbörse für den Bezirk teil. Bei strahlendem
Sonnenschein präsentierten sie sich auf
dem Gelände des KIEZKLUB KES den Besuchern. Zudem standen Oliver Igel, Bezirksbürgermeister und Schirmherr der
Veranstaltung, und Anne Jeglinski vom
Paritätischen Berlin für Gespräche zur
Verfügung. Aber auch die Mitarbeiter der
vertretenen Einrichtungen, Vereine und
Projekte nutzten diese willkommene Gelegenheit, sich zu vernetzen.
»Man hat ja selten so viele Engagementangebote auf einem Fleck«, brachte
Wagenknecht die Idee der Freiwilligenbörse auf den Punkt. Das sei nicht nur
wichtig für die einzelnen Organisationen,
sondern insbesondere für alle, die sich für
ein Ehrenamt interessieren. Wer sich in
seiner Freizeit engagieren möchte, erhielt
auf der »aktivoli treptow-köpenick« einen
Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten: Welche Stellen gibt es? Wo sind
meine Talente besonders gefragt? Diese
und weitere Fragen konnten an den zahlreichen Infoständen nun erstmals direkt
von unterschiedlichen Ansprechpartnern
beantwortet werden. »Hier können die
Besucher sich wie auf einer Messe informieren und die jeweiligen Anbieter ver-
gleichen«, sagte Wagenknecht und lächelte: »Vielleicht war es für den einen
oder anderen sogar schwer sich zu entscheiden, denn gebraucht werden Freiwillige in allen Bereichen.«
100 Sterne für Treptow-Köpenick
Das 2007 von der USE gGmbH gegründete STERNENFISCHER Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick setzt sich für eine
Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements im gesamten Bezirk ein. Die STERNENFISCHER, seit Juni dieses Jahres unter dem Dach der Stiftung Unionhilfswerk
Berlin organisiert, beraten aber nicht nur
rund ums Thema Ehrenamt. Auf dem Programm stehen auch Veranstaltungen wie
die Treptow-Köpenicker Freiwilligentage
und der alle zwei Jahre stattfindende
Marktplatz Treptow-Köpenick, eine Art
Freiwilligen-Speeddating für lokale gemeinnützige Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen. Die neu hinzugekommene, ebenfalls im Rhythmus von
zwei Jahren geplante aktivoli treptow-köpenick bringt dagegen Organisationen
und Interessierte zusammen und ergänzt
damit sinnvoll die bisherigen Angebote
der STERNENFISCHER.
Darüber hinaus hält das Freiwilligenzentrum Kontakt zu ehrenamtlich Tätigen,
aus deren Reihen regelmäßig der STERN
des Monats gekürt wird. Als 100. STERN
des Monats wurde im Juni Zoja Simon
ausgezeichnet. Sie engagiert sich unter
anderem im KIEZKLUB KES und berichtete bei der aktivoli von ihren durchweg
positiven Erfahrungen: »Ich bin gern hier.
Für ein Ehrenamt investiert man die eigene Zeit, dafür kann jeder so viel erleben,
Gutes tun und auch viel zurückbekommen.«
Christian Hyza
11
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
…durch Arbeit
… und doch geschützt
Vom steinigen Weg auf den ersten Arbeitsmarkt
Wie in der vorletzten Ausgabe berichtet, verließ
Jeannette Märzke die USE gGmbH im Frühjahr
2016 in Richtung allgemeiner Arbeitsmarkt.
Nach ihrem Praktikum in einem Leipziger
Reisebüro möchte ihr neuer Chef sie fest
anstellen. Doch das könnte schwierig werden,
weil der zuständige Kostenträger nicht mitspielt.
»Die letzten Monate waren echt hart,
aber ich bereue es nicht«, fasst Jeannette
Märzke ihre Entscheidung rückblickend
zusammen. Nach acht Jahren in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der
USE ist sie im März 2016 auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gewechselt. Zwar würden ihr der alte Job und ihre ehemaligen
Kollegen in Berlin fehlen, aber die Arbeit
in dem kleinen Reisebüro im Süden Leipzigs gefalle ihr sehr. Sie mache sich wirklich gut, bestätigt auch ihr Chef, Rainer
Winkler. Einer Festanstellung nach dem
Praktikum stünde im Grunde nichts im
Wege. Doch wie schon zuvor könnte ihr die
Bürokratie wieder einen Strich durch die
Rechnung machen.
»Die letzten Monate waren
echt hart, aber ich bereue
es nicht.«
Jeannette Märzke
Foto: Christian Hyza
Hinzu kam die Angst, die neue Wohnung
wieder zu verlieren. Die Mietkaution und
die erste Miete habe sie noch durch einen
Kredit der USE aufbringen können, aber
danach sei es eng geworden. Zum Glück
habe das Leipziger Amt aber schließlich
doch gezahlt, erzählt sie: »Danach konnte
ich langsam anfangen, in der Wohnung
und im Job anzukommen.«
Jeannette Märzke an ihrem neuen Arbeitsplatz mit ihrem Chef Manfred Winkler
Doch das ganze Hin und Her habe sie
sehr mitgenommen. An arbeiten sei teilweise gar nicht zu denken gewesen, so
Märzke: »Ich wollte eigentlich richtig loslegen, und wusste irgendwann nicht mal
mehr, wie man Kaffee kocht.« Und auch ihr
neuer Chef ärgert sich über die verlorene
Zeit für die Einarbeitung. Seiner Meinung
nach hätten sich die Ämter einfach besser
vorbereiten und absprechen müssen: »Es
kann doch nicht sein, dass gerade jemand
Viel Zeit verschenkt
»Nachdem die Genehmigung für das
Praktikum da war, stimmte die Kommunikation zwischen den Ämtern plötzlich nicht
mehr«, erinnert sich Märzke an die schwierige Anfangszeit. Weil Unterlagen aus Berlin gefehlt hätten, habe sie die ersten acht
Wochen weder Geld noch Möbel gehabt.
wie sie so hängen gelassen wird.« Nur weil
er Frau Märzke schon länger kenne und
wisse, wozu sie fähig sei, habe er sie in dieser Phase weiter unterstützt. Er sei sich
aber nicht sicher, ob andere Arbeitgeber
das auch so mitgemacht hätten.
Mittlerweile wurde das Praktikum zumindest bis September verlängert. Märzke
zufolge sei die angestrebte Festanstellung
damit allerdings immer noch nicht sicher.
Die verantwortliche Behörde in Leipzig
habe bereits angekündigt, das Praktikum
keinesfalls noch länger zu bewilligen. Deshalb suche sie derzeit vor Ort eine Werkstatt, die die Kosten für weitere drei Monate übernimmt. »Die Zeit brauche ich
einfach, denn ich muss noch unglaublich
viel lernen«, ist sie sich bewusst. Bleibt nur
zu wünschen, dass es dieses Mal einfacher
wird.
Christian Hyza
Jubiläumswochen im Grünen
»Ich hab einen Fisch gefangen!«, rief
plötzlich einer der kleinen Petri-Jünger
ganz aufgeregt. Sofort wurde er von anderen Kindern umringt, die fasziniert in den
Eimer schauten, in dem die unerwartete
Beute schwamm. »Das ist schon ein seltener Fang, denn in dem Teich gibt es vor allem Kaulquappen und Insektenlarven«, erklärte Umweltpädagogin Swantje Malskies
den jungen Teilnehmern der Keschertour,
die sie beim ersten der beiden diesjährigen
Jubiläen des Haus Natur und Umwelt angeboten hatte. Die spannende Keschertour
war aber nur eine von vielen Attraktionen,
die an diesem besonderen Tag auf die Besucher warteten.
Fotos: USE-Mediengestaltung/Günter Rehfeld
Das Haus Natur und Umwelt zählt zu den beliebtesten Berliner Ausflugszielen. In diesem
Jahr feierte die Jugendbildungswerkstatt in der
Wuhlheide gleich zwei große Jubiläen.
Bei dem Familienfest zum 61-jährigen
Jubiläum standen die kleinen Gäste im
Mittelpunkt
Ein schützendes Dach seit 2005
61 Jahre im Zeichen der Natur
Das Haus Natur und Umwelt wurde im
November 1955 als technisch-wissenschaftlicher Standort im ehemaligen Pionierpark in der Wuhlheide eröffnet. Heute
steht die Lern- und Erlebnisstätte den Besuchern das ganze Jahr über offen. Aber
das Jubiläum einer grünen Oase mitten in
der Stadt im Winter begehen? Um den
Gästen ein unvergessliches Naturerlebnis
zu bieten, ließ das Team um Franziska Tansinne, Pädagogische Leitung des Haus Natur und Umwelt, den »runden Geburtstag«
im vergangenen Herbst kurzerhand ausfallen. Stattdessen feierten sie mit einem gro-
ße Außengelände mit seinen über 500
Tieren. Neben Streichelzoo, Spielplatz und
Café kam der angebotene Spieleparcours
besonders gut an: Ob Mäuserennen, Schokokuss-Fangen oder Hufeisenweitwurf –
überall blickte man in leuchtende Kinderund Erwachsenenaugen. »Für viele ist
unser Haus einfach ein besonderer Ort, an
dem sie sich in der Natur wohlfühlen können«, freute sich Franziska Tansinne über
die vielen bekannten, aber auch unzähligen neuen Gesichter. Es habe sie schon
auch ein wenig stolz gemacht, dass so viele Besucher gekommen waren, um gemeinsam die Erfolgsgeschichte des Hauses
zu feiern und dem Engagement der Mitarbeiter ihre Anerkennung zu zollen.
ßen Familienfest am 19. Juni 2016 das
61-jährige Bestehen der weit über die
Grenzen Berlins hinaus bekannten Einrichtung.
Bei strahlendem Sonnenschein erkundeten mehr als 400 Kinder, Eltern und Großeltern das rund 17.000 Quadratmeter gro-
Einige Wochen nach der rundum gelungenen 61-Jahr-Feier stand dann bereits das
nächste große Fest auf dem Programm:
2005 hatte die Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH die Trägerschaft für das
Haus Natur und Umwelt übernommen und
am 7. Juli 2016 zum 11-jährigen Jubiläum
unter dem Dach der USE geladen. In seiner
Rede bedankte sich USE-Geschäftsführer
Andreas Sperlich bei den zahlreich erschienenen Förderern und Unterstützern
und umriss noch einmal die Arbeit vor Ort:
»Wir führen dieses Haus als Jugendbildungswerkstatt und versuchen, Kindern
und Jugendlichen aus der Stadt die Natur
spielerisch näher zu bringen.«
Besonders zufrieden mache ihn jedoch,
dass die Werkstatt für behinderte Men-
schen (WfbM) der USE im Haus Natur und
Umwelt mittlerweile 60 Menschen mit Behinderungen und/oder psychischen Erkrankungen in der Tierpflege beschäftigt.
Diese konnten auch gleich ihr Können unter Beweis stellen bei der Einweihung der
fachmännisch eingerichteten Voliere für
die neuen Pater-David-Hörnchen. Den begeisterten Reaktionen der Gäste nach zu
urteilen, haben die putzigen Nager auf Anhieb das Potenzial, die neuen Stars des
Hauses zu werden.
Christian Hyza
Wir
gratulieren!
Im 3. und 4. Quartal 2016
gehen unsere Glückwünsche
an folgende Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter:
Jubiläum
10 Jahre
Heide Fasold, Elke Lohr
Norbert Weigt, Nicole Müller
Thomas Niestroy, Anett Renk
Holger Böhme, Bibiana Ittner
Barbara Bauer-Kühne
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
12
betreuen
Sich wohlfühlen – zu Hause sein
Vertrauen in die
Pflege stärken
Pflegestärkungsgesetz II
Höhere Leistungen im ambulanten Bereich,
mehr Personal im stationären. Das Pflegestärkungsgesetz II verspricht viel Gutes. Welche
Änderungen es konkret bringt, stellen wir Ihnen
im Folgenden vor.
Katrin Dietl
Foto: Patricia Kalisch
Mit Beginn des neuen Jahres tritt das
Pflegestärkungsgesetz II vollumfänglich
in Kraft. Das Gesetz bringt zahlreiche
Veränderungen mit sich und soll die Situation in der Pflege – sowohl für die Patienten als auch für die Mitarbeiter – an
vielen Stellen verbessern. Im Mittelpunkt
des Gesetzes steht der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff. Wurden bislang vor
allem körperliche Einschränkungen berücksichtigt, legt er einen klaren Fokus
auf die kognitiven Fähigkeiten und die
damit verbundene Einschränkung der
Alltagskompetenz. Im Rahmen eines neuen Begutachtungssystems wird erfasst,
wie selbständig ein Mensch seinen Alltag
noch bewältigen kann. Begutachtet werden dabei die Bereiche Mobilität, kommunikative und kognitive Fähigkeiten,
besondere Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, die Selbstversorgung
im Alltag, der Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen sowie die Gestaltung des Alltags. Pro Bereich können 100
Punkte erreicht werden – wobei gilt: Je
mehr Punkte, desto höher der Hilfebedarf
und der damit verbundene Pflegegrad.
Die Pflegegrade – fünf Grade gibt es
insgesamt – ersetzen die bisherigen Pflegestufen. Patienten, die bereits eine
Pflegestufe haben, werden ohne neue Begutachtung automatisch in den nächsthöheren Pflegegrad übergeleitet. Bei einge-
schränkter Alltagskompetenz erfolgt
sogar ein Doppelsprung. Dabei gilt: Je
höher der Pflegegrad, umso höher die
Leistungen. Diese werden besonders im
ambulanten Bereich deutlich nach oben
geschraubt. »Bei Pflegestufe 1 mit eingeschränkter Alltagskompetenz lag die
Höhe der Pflegesachkostenleistungen im
ambulanten bzw. teilstationären Bereich
bei 689 Euro. Dieselbe Person erhält nun
im Pflegegrad 3 1298 Euro, also 609 Euro
mehr«, erklärt Lilith Langner, Geschäftsbereichsleiterin stationäre Pflege und
Projekte beim UNIONHILFSWERK. Im
stationären Bereich gibt es ab 1. Januar
2017 einen pflegegradunabhängigen einrichtungseinheitlichen Eigenanteil für die
Bewohner, so dass bei einer Erhöhung
des Pflegegrades die Kosten nicht wie
bisher steigen, sondern mit Einzug eine
Zuzahlung definiert wird. Diese verändert sich nur bei einer allgemeinen Anhebung der Pflegesätze. Die Politik will mit
diesem neuen Modell den Grundsatz
»ambulant vor stationär« zusätzlich stärken. Angst, dass die Pflegewohnheime
des UNIONHILFSWERK in Zukunft leer
stehen könnten, hat Lilith Langner trotzdem nicht. »Wir müssen uns aber darauf
einstellen, dass die Menschen künftig
pflegebedürftiger sein werden, also eher
in der prä- oder bereits finalen Phase bei
uns einziehen werden. Die große Herausforderung fürs UNIONHILFSWERK wird
darin bestehen, unsere ambulanten und
stationären Angebote noch enger zu verknüpfen und die Menschen so optimal zu
versorgen«, so Langner.
Kreuzberg jazzt
Betrügerische Pflegedienste bringen die Branche
seit Jahren immer wieder in Verruf. Die ambulanten Dienste im Paritätischen Wohlfahrtsverband
fordern daher eine konsequente Strafverfolgung.
Das Thema Pflegebetrug steht bei den
Gesundheitsministern ganz oben auf der
Agenda. Sie fordern, dass es einen »verpflichtenden Datenaustausch« über Betrugsvorfälle zwischen Kranken- und Pflegekassen, Ermittlungsbehörden und
Sozialhilfeträgern geben müsse, um systematische Betrügereien wirksamer zu bekämpfen.
Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften sollen eingerichtet werden, um
Ermittler auf organisierten Pflegebetrug
anzusetzen. Das ist lange überfällig, bereits 2010 bezifferten Berliner Politiker den
Schaden für die Sozialkassen alleine in der
Hauptstadt auf 100 Millionen Euro.
Bundesgesundheitsminister Hermann
Gröhe hat das Bundeskriminalamt zu einem Krisentreffen einberufen. Lange Zeit
standen vor allem russische Pflegedienste
im Fokus. Sie sollen systematisch bei aus
dem gleichen Kulturkreis stammenden
Pflegebedürftigen, deren Angehörigen
und Pflegekräften Leistungen abgerechnet
haben, die gar nicht oder nur teilweise erbracht wurden. Auch Ärzte, Apotheken
und Sanitätshäuser sollen am Abrechnungsbetrug mitgewirkt haben.
Viele Pflegebedürftige ahnen nichts
vom Betrug ihres Pflegedienstes. Andere
wirken mit, indem sie sich bei der Begutachtung zur Feststellung der Pflegestufe
kränker stellen. Der betrügerische Pflegedienst zeigt, welches Verhalten und welche Antworten zum höheren Pflegebedarf
als tatsächlich vorhanden führen. Potentielle Pflegebedürftige werden auch per Zeitungsinserat gesucht, z.B. in Moskau. Diese »Pseudofälle« tauchen nur kurz auf, um
nach erfolgter Begutachtung mit einer Gewinnbeteiligung in ihre Heimat zurückzukehren. Ärzte würden gegen Honorar entsprechende Gefälligkeitsatteste ausstellen
oder Pflegediensten Patienten zuführen.
Die Pflegedienste im Paritätischen
Wohlfahrtsverband bieten seit Jahren ihre
konstruktive Mitarbeit bei der Aufdeckung
von Betrugsfällen an. Zeitnahe Prüfungen
unter Ausschöpfung aller bereits vorhandenen Prüfinstrumente, die in den Verträgen mit dem Sozialhilfeträger und den
Pflegekassen vereinbart sind sowie zügige
Justizverfahren müssen der Korruption
entgegengesetzt werden. Denn eines ist
klar: Auch jene Pflegedienste, die ihren
Auftrag korrekt und mit großem Engagement und Hingabe erfüllen, geraten unter
einen erhöhten Rechtfertigungsdruck. Dabei muss, nicht zuletzt angesichts des Pflegenotstandes, das Vertrauen in die Pflege
gestärkt werden. Wer will schon den Pflegeberuf ergreifen, wenn er genau weiß,
dass er relativ wenig verdienen wird, um
dann noch in eine Reihe mit Betrügern gestellt zu werden? Letztendlich schadet der
vermutete Betrug vor allem den Hilfsbedürftigen und der Solidargemeinschaft.
Ulrike Hinrichs
Foto: Lilith Langner
Wohl dem, der sich auf seinen Pflegedienst immer verlassen kann
Das UNIONHILFSWERK präsentierte sich auf dem Kreuzberger Bergmannstraßenfest
Beim traditionellen Bergmannstraßenfest in
Kreuzberg ging es auch in diesem Jahr heiß her –
das UNIONHILFSWERK war mit dabei!
Bei hochsommerlichen Temperaturen
präsentierten das Pflegewohnheim »Am
Kreuzberg«, die Beschäftigungstagesstätte Kreuzberg, die Zuverdienstwerkstatt
Neukölln und die USE an drei Ständen
ihre Waren und Dienstleistungen auf dem
traditionellen Bergmannstraßenfest. Hier
gab es tolle Bürsten der Bürstenmanufaktur, wunderschöne Blumen der Floristik,
Planentaschen und Töpfersachen zum
Niederknien. Vom perfekten Arrange-
ment der Waren profitierte auch das Pflegewohnheim – angelockt von den vielen
Angeboten war es leicht, mit den Interessenten ins Gespräch zu kommen und den
ein oder anderen Flyer mitzugeben. Beim
Glücksrad versuchten sich nicht nur die
vielen Kinder – und da die Preise in den
grünen Stofftaschen mitgegeben wurden, wimmelte das Bergmannstraßenfest
schnell nur so von »Wegbegleitern«. An
dieser Stelle nochmals ein herzliches
Dankeschön an alle Mitstreiter, die das
UNIONHILFSWERK so gut präsentiert
haben.
Lilith Langner
13
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
leben
Würdevoll und selbstbestimmt – bis zuletzt
Letzte-Hilfe-Kurs
Kampf gegen
Altersarmut
Boxen für den guten Zweck. Vertreter der
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der
CDU Berlin (MIT) ließen für den guten Zweck
in der Universal Hall die Fäuste sprechen.
Dass man nach Unfällen Erste Hilfe leistet, ist selbstverständlich. Viele lassen sich
sogar zu »Ersthelfern« ausbilden. Doch wie
können wir Menschen helfen, deren letzte
Lebenszeit angebrochen ist, die sterben?
Mit dieser Frage beschäftigen wir uns im
Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie
(KPG) seit vielen Jahren. Auch der Notfallund Palliativmediziner Dr. Georg Bollig hat
sich mit der Frage beschäftigt, wie wir
Menschen gut mit dem Lebensende konfrontieren und sie darin ermutigen und
schulen, in Lebensendsituationen nicht
wegzuschauen oder wegzulaufen, sondern
da zu sein, da zu bleiben. Er entwickelte
einen »Letzte-Hilfe-Kurs«, in Anlehnung
an den »Erste-Hilfe-Kurs«. Im skandinavischen Raum erprobt, hält dieses Kursformat nun auch in Deutschland Einzug. Das
KPG ist auch hier wegweisend mit dabei
und Berlin verfügt derzeit sogar über den
ersten »Letzthelfer«.
Anfang Juni war es soweit: Zum vierten
Mal stiegen zehn Boxerinnen und Boxer
der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU im Rahmen der MITFightNight in den Ring. Mit dabei waren unter anderem der »KALIF von
X-BERG« und der legendäre Profiboxer
Graciano »Rocky« Rocchigiani. 750 Besucher verfolgten in der ausverkauften
Universal Hall gebannt das Spektakel.
Neben den sportlichen Leistungen
stand aber vor allem der gute Zweck
der Veranstaltung im Vordergrund. Und
dessen Erfolg kann sich sehen lassen:
Stattliche 11.720 EURO kamen in der legendären Nacht zugunsten der Palliativen Geriatrie im UNIONHILFSWERK
zusammen! Der diesjährige Event stand
unter dem Motto »Wir kämpfen gegen
Altersarmut!«. Darum unterstützten die
MIT und die Berliner FIBS e.V. die Aktivitäten des Kompetenzzentrums Palliative Geriatrie. Gefördert wird insbesondere die Aktion »Herzenswünsche«,
die es möglich macht, dass sich auch
arme alte Menschen am Lebensende
noch einen Herzenswunsch erfüllen
können. Gegen 1:30 Uhr wurde dem
Projektleiter des Kompetenzzentrums
Palliative Geriatrie, Dirk Müller, auf der
After-Show-Party der Scheck übergeben. Das Geld wird nun über die Interessengemeinschaft Palliative Geriatrie
an bedürftige Menschen weitergereicht.
Kleines 1x1 des Sterbens
Das Lebensende und Sterben macht uns
als Mitmenschen oft hilflos. Altes Wissen
zum Sterbegeleit ist mit der Industrialisierung, auch der Pflege und Betreuung,
schleichend verloren gegangen. In »LetzeHilfe-Kursen« lernen interessierte Bürger,
was sie für die ihnen Nahestehenden am
Ende des Lebens tun können. Letzthelfer
vermitteln Basiswissen und Orientierungen
und einfache Handgriffe. Sterbebegleitung
ist keine »Spezialdisziplin«, sondern ein
normales, mitmenschliches Angebot von
Bürgern für Bürger. »Jeder sollte die Letz-
Foto: Patricia Kalisch
Erste-Hilfe-Maßnahmen, wie die stabile Seitenlage, kennen wir alle. Doch wie hilft man eigentlich
in den letzten Stunden? Ein neues Kursangebot
soll diese Bildungslücke schließen.
Dirk Müller ist Berlins erster „Letzthelfer“
te Hilfe so wie die Erste Hilfe beherrschen!«, sind sich die Letzthelfer sicher.
Daher muss das Wissen nicht nur an Pflegeheim- oder Krankenhauspersonal weitergegeben werden, sondern auch an Senioren, Schüler oder Büroangestellte. Die
Resonanzen sind immer positiv.
KPG Bildung bietet ab 2017 in Berlin
»Letzte-Hilfe-Kurse« an; z.B. am 7. Febru-
ar im Franziskus-Krankenhaus, am 4. Juli
im Pflegewohnheim »Am Kreuzberg« oder
am 14. November in der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die sechsstündigen Kurse finden jeweils von 10 bis 16 Uhr statt.
Weitere Infos & Anmeldung unter Tel:
4 22 65 838 oder unter www.palliative-geriatrie.de/bildung.
Dirk Müller
Die Liebe und der Tod
Hospizgedanke(n)
Gesundheitliche
Versorgungsplanung
Foto: UNIONHILFSWERK
IG Palliative Geriatrie und Hospizdienst reisten
gemeinsam nach Kassel. Ihr Ziel: das Museum
für Sepulkralkultur.
Sepulkralkultur – die Kultur des Sterbens, der Bestattung und der Trauer – ist
sowohl für die Mitarbeiter des Hospizdienstes als auch für die Mitglieder der Interessengemeinschaft Palliative Geriatrie ein
wichtiges Thema. Nur folgerichtig also,
dass die beiden Gruppen sich für den
Besuch des speziellen Museums in Kassel
gemeinsam in den Zug setzten. Das Museum für Sepulkralkultur ist einzigartig in
Deutschland und wurde 1992 eröffnet. Sein
Ziel ist es, Kontinuität und Wandel im Umgang mit den letzten Dingen zu veranschaulichen und das gesellschaftlich oft
verdrängte Erlebnis des Todes wieder ins
Bewusstsein zu rücken. Denn am Ende gibt
es im Leben doch eigentlich nur zwei entscheidende Impulse, die zur Fortentwicklung einer Kultur beitragen: die Liebe und
den Tod. Nach der dreistündigen Führung
blieb vielen der Berliner Besucher vor allem
ein Satz von Gerold Eppler, dem kommissarischen Leiter des Museums, im Gedächt-
dm
24 Unionhilfswerker fanden den Weg nach Kassel ins Museum für Sepulkralkultur
nis: »Die Endlichkeit des Lebens mag auf
den ersten Blick bedrückend sein, aber sie
verleiht ihm auch seine unwiederbringliche
Einmaligkeit.« Manchmal schärft eben
doch erst der Blick auf das Ende die Wahrnehmung für den Moment.
Sabine Sack
Das neue Hospiz- und Palliativgesetz
regelt u.a. die sogenannte »gesundheitliche Vorsorgeplanung für das Lebensende«. Sie dient der bedürfnisorientierten Versorgung am Lebensende sowie
der Förderung des Austausches aller
beteiligten Akteure und der Bearbeitung von Schnittstellenproblematiken.
Es geht speziell um die individuellen
Bedürfnisse der betroffenen Menschen,
insbesondere um eine Vorausplanung
von pflegerischen und/oder medizinischen Abläufen in der Lebensendphase.
Ziel ist es, Notfallsituationen zu vermeiden bzw. zu regeln, was wie und von
wem getan oder nicht getan werden
soll. Angehörige und Nahestehende, die
Ärzte, auch Notfallärzte und Krankenhäuser werden von den Heimen in diesen Prozess einbezogen. Das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie hat
über das Netzwerk Palliative Geriatrie
Berlin ein Pilotprojekt aufgesetzt.
Stephan Mente/Dirk Müller
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
14
entdecken
Unterwegs in Brandenburg und Berlin
Foto: Willi Wallroth
Frankfurt/Oder – Abseits des Klischees
Kampf den Vorurteilen: Frankfurt/Oder ist eine Reise wert
rend des Nationalsozialismus diente es der
Geheimen Staatspolizei (Gestapo) als Haftund Hinrichtungsstätte. Nach dem Zweiten
Weltkrieg zog 1950 dann die DDR-Staatssicherheit ein. Bis zum Ende der DDR
brachte die Stasi dort Andersdenkende in
Untersuchungshaft. Heute kann man dort
original erhaltene Zellen besichtigen.
Zu Ehren des berühmten Sohnes
Wer in Frankfurt (Oder) ist, kommt an
Heinrich von Kleist nicht vorbei. Der deut-
Stadtgeschichte – europäische Geschichte
tun und eine Tierpatenschaft übernehmen.
Natur pur und Badevergnügen verspricht ein Ausflug an den Helenesee. Im
Jahr 2013 zum schönsten See Brandenburgs gekürt, gehört das 220 Hektar große
Gewässer außerdem zu den saubersten im
Bundesland. Zusammen mit den kilometerweiten Stränden brachte dies dem Helenesee nicht zu Unrecht den Namen »Kleine
Ostsee« ein. Nicht nur Spaziergänger und
Badenixen lädt der See zum Verweilen ein,
auch bei Unterwassersportlern ist er sehr
beliebt. Mehrere Tauchvereine, eine
Tauchschule und sogar ein U-Boot für Touristen sorgen für ein breites Angebot.
Die Marienkirche beherbergt eine der
ältesten Emporen der Mark Brandenburg
nem anderen Motto beleuchtet. Fester Bestandteil der Feier zu seinen Ehren ist die
Verleihung des Kleist-Förderpreises an
junge Dramatiker. In diesem Jahr geht der
Preis an Thomas Köck, der sein Stück »Paradies Fluten« am 6. Oktober in Frankfurt
uraufführen darf.
Wildschweine und Wassersport
sche Dichter und Dramatiker ist der wohl
berühmteste Sohn Frankfurts und zentrale
Figur der städtischen Erinnerungskultur.
Die Frankfurter haben sogar zusammen
mit ihren Nachbarn aus Słubice eine Kleistroute zusammengestellt. Mit dem Fahrrad
kann man so auf Kleists Spuren durch die
beiden Städte radeln: Kleists Geburtshaus,
Kleistpark, Kleistmuseum sind nur drei Stationen der 20 Kilometer langen Tour.
Wer lieber raus ins Grüne fährt statt mit
dem Rad durch die Stadt, auch für den
lohnt sich ein Ausflug nach Frankfurt
(Oder). Im Wildpark am Rande des Frankfurter Stadtwaldes können große und kleine Besucher Waschbären, Wildschweine
oder Präriehunde beobachten. Um die Versorgung der über 300 Tiere kümmern sich
Menschen mit und ohne Behinderung.
Auch die Besucher können etwas Gutes
Foto: Ralf Lotys
Das Rathaus wurde im Jahr 1253 erbaut
Foto: A. Savin
Frankfurt (Oder) schaut auf eine bewegende Geschichte zurück. Als Ortsunkundiger kommt man mit der App »Geschichte ohne Grenzen« schnell zu historischen
Plätzen. Die interaktive Karte bringt den
Besucher zum Rathaus, dem Wahrzeichen
der Stadt und zugleich Zeuge für die wirtschaftliche Blüte Frankfurts als europäischer Handelsknotenpunkt im Mittelalter.
Sie führt auch zum jüdischen Friedhof
Słubice auf der polnischen Oderseite, der
zu den ältesten Europas gehört, oder zum
Restaurant »Oda«, wo Helmut Kohl bei einer Tasse Kaffee mit dem polnischen Ministerpräsidenten über die deutsch-polnische Grenzfrage diskutierte.
Besonders dunkle Facetten der Stadtgeschichte leuchtet die Gedenkstätte »Opfer
politischer Gewaltherrschaft« aus. Sie befindet sich in einem der ältesten Gefängnisse Brandenburgs, das vom frühen 19.
Jahrhundert bis 1990 in Betrieb war. Wäh-
Besonderes Highlight für alle Literaturinteressierten sind die Kleist-Festtage vom
6. bis zum 16. Oktober 2016. Jedes Jahr im
Herbst werden Aufführungen, Lesungen
und Workshops zu Kleists Werken unter ei-
Foto: ProhibitOnions
Als Stadt hat man es nicht leicht, wenn
der Namensvetter viel größer, viel bekannter und viel angesagter ist. Wenn alle von
Frankfurt reden, aber immer die hessische
Großstadt am Main meinen. Frankfurt
(Oder)? »Das ist wie Naher Osten, Tadschikistan, sehr weit weg«, meint Kabarettist
und Liedermacher Rainald Grebe; »Da ist
doch nichts außer Plattenbau!«, antworten
wohl die meisten der Berliner. Warum dann
also einen Ausflug in die Grenzstadt an der
Oder machen? Um den Klischees den
Kampf anzusagen! Und weil man von Berlin aus mit dem Zug nur eine Stunde fährt
– und nicht sechs Tage wie nach Tadschikistan.
Das Kleistmuseum befindet sich an der
Stelle des nicht mehr erhaltenen Geburtshauses des Dichters Heinrich von Kleist
Frankfurt (Oder) kann also viel mehr
sehr sein als Plattenbau, wenn man nur genauer hinschaut. Nähere Informationen zu
den Angeboten und weitere sehenswerte
Orte finden Sie auf frankfurt-oder.de/tourismus
Ulrike Freybe
15
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
unterhalten
Dies & das
Marken & Münzen
Lilienthal, Schreibanlässe,Tierkinder,
Kloster Corvey und Moselschleife
Am 7. Juli kamen insgesamt drei Sondermarken heraus. Die ersten beiden zu
45 bzw. 70 Cent zeigen die Leuchttürme
Staberhuk auf der Insel Fehmarn, 1903 erbaut, bzw. Kampen auf der Insel Sylt, errichtet 1855. Der dritte Wert zu 145 Cent
erinnert an den ersten Gleitflug des Gründervaters der modernen Luftfahrt, Otto Lilienthal (1848–1896), vor 125 Jahren und
gibt den Absprung wieder.
Zuvor erschienen im 2. Quartal vier und
im 3. Quartal 13 Sonderausgaben. So hatten am 1. März vier Ausgaben Ersttag. In
der der Serie »Tierkinder« wurden auf
zwei Werten zu je 70 Cent zwei junge
Feldhasen (Lepus europaeus) bzw. zwei
Graugänse-Küken (Anser anser) vorgestellt. Den 300. Geburtstag des BarockBaumeisters George Bähr (1666–1738)
würdigt ein 260-Cent-Wert mit der Dresdner Frauenkirche und dem Schriftzug
Bährs im Bild. Dem zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden ehemaligen Benediktinerkloster Corvey gilt ein weiterer
70-Cent-Wert mit der Ansicht der Westseite und der Klosterkirche. In der Serie
»Burgen und Schlösser« ist das von Georg
Wenzeslaus von Knobelsdorff im Rokokostil erbaute Schloss Sanssouci, ebenfalls
UNESCO-Welterbe, auf einem 85-CentWert dargestellt.
Am 7. April folgten vier weitere Ausgaben. Die Serie »Deutschlands schönste
Panoramen« zeigt auf zwei Werten zu je
90 Cent im Zusammendruck eine Ansicht
der Moselschleife bei Kröv, Wolf und Tra-
ben-Trarbach. Die Serie »Schätze aus
deutschen Museen« präsentiert auf Werten zu 70 und 145 Cent ein Porträt des
Kaisers Karl V. von Tizian (um 1487/90–
1576) sowie eine filigrane »Fregatte aus
Elfenbein« des Künstlers Jakob Zeller
(1581–1620). Ein Wert zu 45 Cent erinnert
an das Jubiläum »500 Jahre Reinheitsgebot für Bier«. An den 125. Geburtstag der
Lyrikerin und Nobelpreisträgerin für Literatur Nelly Sachs (1891–1970) erinnert ein
70-Cent-Wert mit einem Foto der Geehrten und den Lebensdaten.
Am 2. Mai schlossen sich fünf weitere
Emissionen an. Die Dauerserie »Schreibanlässe« wird mit drei Werten zu je 70
Cent fortgesetzt, welche die Schriftzüge
»Herzlichen Glückwunsch« und Blumen,
»Zum Geburtstag viel Glück«, ein Tortenstück, das Wort »Ja!« und ein Paar Herren- und Damenschuhe als Motiv vereinen. Drei Zuschlagmarken zeigen in der
Serie »Für den Sport« zur Unterstützung
der Stiftung Deutsche Sporthilfe einen
Fußball (70+30 Cent), einen Rugbyball
(85+40 Cent) und einen Golfball 145+55
Cent). Für die Serie »Europa« wurde das
Thema »Umweltbewusst leben« mit einem Motiv, dass den Wandel zur Nachhaltigkeit symbolisiert, gewählt (70 Cent).
Ein weiterer 70-Cent-Wert gilt dem 100.
Deutschen Katholikentag, der im Mai in
Leipzig stattfand, mit einem weißen Kreuz
in hundert Punkten. An »20 Jahre Shrines
of Europe – Altötting« erinnert ein
85-Cent-Wert mit einem Bildnis der
»Schwarzen Madonna« neben der Wallfahrtskapelle. Damit verdeutlicht sie, dass
Altötting zu den sechs wichtigsten Marienwallfahrtsorten Europas gehört.
Am 2. Juni gab es schließlich vier Ausgaben. Die Serie »Für den Umweltschutz«
zur Unterstützung des Umweltschutzes
wurde mit dem Thema »Die Alpen – Vielfalt in Europa« mit dem Zuschlagwert
70+30 Cent fortgesetzt, der eine stilisierte
Alpenansicht wiedergibt. In der Serie
»Mikrowelten« zeigen zwei Werte zu 70
und 250 Cent den Fühler des »Kleinen
Nachtpfauenauges« in 40-facher Vergrößerung bzw. ein Strahlentierchen in
420-facher Vergrößerung. Für die Serie
»Wildes Deutschland« wurde die Sächsische Schweiz mit einem Blick auf die
Schrammsteine gewählt (45 Cent). Als
Gemeinschaftsausgabe mit Polen wurde
ein Wert zu 90 Cent zu »25 Jahre DeutschPolnisches Jugendwerk« mit zwei einander zugewandten Buchstaben aufgelegt.
-lf-
Buchkritik
Schwedenrätsel
Lösung: Rätselvioline
(Ausgabe 90)
Waagerecht: 5 zeitgen. Geiger, 9 Schieferfelsen,
11 physikal. Einheit, 12 Nehrung, 14 Gest. aus
Verdis Oper „Die sizilianische Vesper“,
15 Alpengipfel, 16 Philosoph (1646-1716)
18 Geflügelspeise, 20 europ. Hauptstadt,
21 Brennstoff, 22 Gaststätte, 24 Teil des Tages,
27 Unterhaltungszeitschrift, 29 Zeitungsabonnent, 31 russ. Geiger, 33 vier Musiker,
35 Professor bei Heinrich Mann, 36 Stadt in
Erzgebirge, 37 Maler und Graphiker
(1880–1916), 39 Singvogel, 42 Sinnesorgan,
43 fast an jedem Kiosk falsch geschriebener
Spießbraten, 45 bek. Violinsolistin,
48 Frauenname, 49 Musikschöpfer, 53 Geier,
55 ehem. russ. Herrscher, 56 dänische Insel,
57 elektron. Briefkasten, 59 österr. Bundesland,
60 Nähgegenstand, 62 Schlagader, 63 griech.
Buchstabe, 64 Bildgeschichte mit
Sprechblasentext, 65 elektron. Tanzmusik
Senkrecht: 1 Katze in Webbers Musical „Cats“,
2 musikal. Veranstaltung, 3 Baumstraße,
4 Ausstellungseröffnung, 6 Zaubertrank, 7 Maler
(1848-1911), 8 Held der Schweiz,
10 Sittenlehre, 11 frecher Junge,
13 Gestalt bei Fontane, 17 Verkehrsmittel,
19 Musikensemble, 23 Düngemittel,
25 Streicherkomposition von Bach,
26 Spitzentechnologie, 28 Klavierstück,
30 Opernkomponist („Elektra“), 32 span.
Geiger, 33 Milchprodukt, 34 Vereinigung,
37 Gewässer, 38 Tauchvogel, 39 Vorherrschaft,
40 Stadt in der Schweiz, 41 Drama von Oscar
Wilde, 44 Edelstein, 46 Bodenvorkommen,
47 Witzzeichnung, 48 Regen- und Sonnenschutz, 50 Blütenstand, 51 Gestalt bei Wilhelm
Busch, 52 Gest. aus Shakespeares „Die lustigen
Weiber von Windsor“, 54 Operette von Millöcker,
58 Gemüsepflanze, 61 Zierpflanze, 62 Zahl
»Sophia, der Tod
und ich«
Eine rasante Reise quer durch Deutschland, den
Tod im Gepäck
Was machst du, wenn der Tod bei dir klingelt und sagt, dass du in drei Minuten tot
bist? Der namenlose Protagonist aus Thees
Uhlmanns Debütroman entscheidet sich
fürs Diskutieren – über letzte Wünsche, das
Jenseits, über den Arbeitsalltag des Todes.
Doch es nützt alles nichts. Er wird sterben,
da ist der Tod unerbittlich – der macht ja
schließlich auch nur seinen Job. Doch dann
steht Ex-Freundin Sophia an der Tür, um
den Helden abzuholen. Dass jemand beim
Sterben stört, ist auch für den Tod neu. Was
nun? Gemeinsam begibt sich das ungewöhnliche Dreiergespann auf eine Reise
durch ganz Deutschland, auf der Sophia alles und jeden verflucht, der Tod sich an
den Annehmlichkeiten des Lebens erfreut
und der Protagonist auf seine Vergangenheit trifft und erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben.
Mit seinem ersten Roman schafft es Thees
Uhlmann den Tod auf humorvolle und zugleich tiefsinnige Weise in den Mittelpunkt
einer rasanten Erzählung zu stellen. Der
Leser wird in den Bann des skurrilen Trios
gezogen, das auf einem schmalen Grat
zwischen Himmel und Hölle durch das
Buch schlittert und dabei auf so manch ungewöhnliche Frage stößt, wie: Trinkt der
Tod eigentlich Kaffee? Schmeckt Asphalt
nach Lakritz? Und: Wie erklärst du deiner
Mutter, dass du deine Ex-Freundin und
den Tod mitgebracht hast? Thees Uhlmann
ist Musiker und Autor. Bekannt wurde er
als Frontmann der Hamburger Band »Tomte« und als Solosänger.
uf
»Sophia, der Tod und ich«
von Thees Uhlmann
Kiepenheuer&Witsch
ISBN: 978-3462047936
18,99 Euro
»Bevor ich
jetzt gehe«
Was am Ende wirklich zählt – Das Vermächtnis
eines jungen Arztes
Als Arzt ist man regelmäßig mit dem Tod
und dem Sterben konfrontiert. Doch was,
wenn es sich um den eigenen Tod, das eigene Sterben handelt? In seinem Buch
»Bevor ich jetzt gehe« beschreibt der junge Neurochirurg Paul Kalanithi genau diese Situation. Von den ersten diffusen
Schmerzen über die schmerzhafte Gewissheit der Krebs-Diagnose bis hin zum körperlichen Verfall. Sein medizinisches Wissen als Arzt hilft ihm dabei, seine
Erkrankung rational zu verarbeiten, doch
als Patient fühlt er sich genauso hilflos, wie
all die Menschen, die er als Mediziner
selbst begleitet hat. Trotz großer Schmerzen gibt Kalanithi nicht auf. Er verordnet
sich ein straffes Fitnessprogramm, kehrt als
Operateur in den OP zurück und beschließt
gemeinsam mit seiner Frau, ein Kind zu
bekommen. Parallel arbeitet Paul Kalanithi
an seinem Buch. Der Krebs scheint unter
Kontrolle, bis sieben Monate nach seinem
Wiedereinstieg als Chirurg auf dem Röntgenbild ein neuer Tumor im rechten Lungenflügel sichtbar wird. Acht Monate nach
der Geburt seiner Tochter stirbt Paul Kalanithi im Alter von 37 Jahren im Kreis seiner
Familie.
»Bevor ich jetzt gehe« ist kein Buch über
das Sterben, sondern eines über das Leben. Oft todtraurig, hoch emotional und
trotzdem nicht deprimierend. Das liegt zum
einen am Stil des Buchs (vor seinem Studium der Medizin studierte Kalanithi u.a.
Englische Literatur und Philosophie), zum
anderen an der Klarheit, mit der er sein
Schicksal nicht nur reflektiert und annimmt. Absolut empfehlenswert.
kd
»Bevor ich jetzt gehe«
von Paul Kalanithi
Knaus Verlag
ISBN: 978-3813507256
19,99 Euro
Wir für Berlin
Ausgabe 92 · 4. Quartal 2016
16
Schnappschüsse
Menschlich gesehen
»Ich hatte sofort ein gutes Gefühl«
Für die Ausstellung »Wegbegleiter« portraitierte
der Berliner Fotograf Pablo Ruiz Host 19 Unionhilfswerker. Im Interview erzählt er über das
spannende Projekt.
Foto: Pablo Ruiz Holst
■■Anfang des Jahres bekamen Sie die
Anfrage vom UNIONHILFSWERK, ob Sie
Interesse daran haben, an einer Fotoausstellung mitzuwirken. Sie haben sofort zugesagt. Warum?
Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich das
UNIONHILFSWERK noch nicht. Bei meiner Recherche ist mir dann ziemlich schnell
klar geworden, dass ich dabei sein möchte.
Ich hatte sofort ein gutes Gefühl. In der
Ausstellung geht es um eine gute Sache
und ich fand es spannend, in so viele verschiedene Bereiche der sozialen Arbeit in
Berlin einzutauchen.
Behinderung auf einem Foto gerecht werden? Was darf man zeigen, was sollte man
nicht?
Pablo Ruiz Holst, Jahrgang 1983, studierte
an der Berliner Neuen Schule für Fotografie und arbeitet als freier Fotograf
■■Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Als Heranwachsender hatte ich mir
manchmal die Kamera meiner Eltern geschnappt, um Dinge, die ich interessant
fand, festzuhalten – das war mal unser
Hund, ein Vogel oder eine Hütte im Wald
oder was mir sonst so im alltäglichen Leben begegnete. Ich bin einfach losgezogen
und habe Fotos gemacht. Die Fotografie
wurde zu einem Begleiter, ohne dass ich
aber daran dachte, damit einmal mein
Geld zu verdienen. Ich hatte einfach ein
sehr großes Interesse an Menschen und
wollte sie in ihrer Persönlichkeit festhalten.
■■Wie haben Sie sich auf das Ausstellungsprojekt vorbereitet? Gab es Ziele, die Sie
sich gesetzt hatten?
Ich habe mich eher emotional vorbereitet, weil dieses Projekt für mich absolutes
Neuland war. Dass ich Menschen mit Behinderung fotografieren werde, hat mich
im ersten Moment etwas verunsichert. In
der Hinsicht habe ich mir viele Gedanken
gemacht: Wie kann ich einer Person mit
■■Was hat Sie an den Teilnehmern der
Ausstellung besonders beeindruckt?
Sich von einem fremden Fotografen fotografieren zu lassen und dann irgendwo
riesig groß als Porträt zu hängen, dazu gehört schon eine große Portion Mut. Das
fand ich reizvoll. Mit diesem Eindruck bin
ich dann auch zu den Treffen gegangen,
dass ich eine mutige und spannende Person treffe, was dann auch jedes Mal der
Fall war. Auch die Bereitschaft der Teilnehmer, mit der Ausstellung etwas Gutes
zu tun, um damit auch das UNIONHILFSWERK bekannter zu machen, hat mich beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, dass sie
sich – jeder auf seine Weise – mit dem
UNIONHILFSWERK identifizieren und
deshalb ihren Beitrag leisten wollten.
Das Interview führte Ulrike Freybe
Wir gratulieren!
Im 3. und 4. Quartal 2016 gehen
unsere Glückwünsche an
folgende Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter:
Jubiläum
10 Jahre
Stephan Trosiner, Sabrina Friedewald,
Petra Espenhain, Eleonore Dzharov,
Eveline Eppinger, Petra Liebs, Marlen
Hannuschke, Stephan Pohl, Nina PrädelRistow, Beate Rulof, Britta Bracher-Klucke, Marko Acker, Anke Hauser, Marina
Kamin, Nicole Neumann, Gesine Scharf,
Silke Steinbach, Sandra Henschel,
Christiane Scholz, Markus Zeuner, Ellen
Stahl, Thomas Fredrich, Nisette Botinda
Ekumba, Nurcan Ersoy, Eleonore Dzharov, Günay Camci, Andreas Schulze,
15 Jahre
Die Ausstellung »WEGBEGLEITER« ist an
folgenden Standorten in Berlin zu sehen
Susanne Büchler, Nicole Müller,
Renate Lamouni, Nancy Wieske,
Svetlana Soukhinina, Marie-Christine
5. – 10. September / Hallen am Borsigturm
12. – 17. September / Potsdamer Platz Arkaden
19.– 24. September / Gesundbrunnen Center
26. Sept. – 1. Oktober / Eastgate
Zintz, Cornelia Jost, Gabriele Wuthe,
Carola Feist, Christina Thom, Joachim
Girnus, Sabine Paulußen, Dagmar Volz,
Annette Arena, Elena Gulden, Michael
Stöcker, Detlef Weber, Anneliese Burger,
Nancy Wieske, Manuela Klann, Regina
Schneider, Dagmar Zwoch
20 Jahre
Gundula Sauter, Kerstin Schmidt,
Info-Stand zur 42.
Seniorenwoche
Das UNIONHILFSWERK war, wie
bereits in den Jahren zuvor, auch diesmal bei der Berliner Seniorenwoche auf
dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche präsent. Unter dem Motto der
Veranstaltung »Willkommen bei uns«
gaben Ehrenamtliche am Info-Stand des
Landesverbandes Auskunft über die
vielfältigen Angebote in den Bezirksverbänden und Interessengemeinschaften und beantworteten Fragen der
Besucher zu eigenen sozialen Einrichtungen. Viele nutzten auch die Gelegenheit, unter Anleitung kleine Papierschmetterlinge zu basteln und diese mit
einem guten Wunsch für die Bewohner
der Flüchtlingsunterkunft in Rahnsdorf
zu versehen, wo sie später als eine Art
»Willkommensmobile« im Eingangsbereich ihren Platz finden werden.
-er
Fotos: USE Mediengestaltung
Grafik: Freepik
USE-Sommer in Berlin
Der USE-Kundenempfang fand bei bestem
Wetter in maritimen Ambiente statt
Beim traditionellen Jahresempfang nutzten die
zahlreichen Gäste die Gelegenheit, um miteinander und über die USE ins Gespräch zu kommen.
Am 6. Juni hatte die USE gGmbH wieder zum Jahresempfang ins pier36eins
nach Grünau geladen. Über 800 Vertreter
aus Politik und Verwaltung, aus Wirtschaft
und sozialer Trägerschaft nutzten die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Neues über die USE zu erfahren.
So berichtete zum Beispiel Gerhard Bajzek,
der in seinem Grußwort die erfolgreiche
Zusammenarbeit des Bestattungsunternehmens Grieneisen mit vielen Bereichen der
USE darstellte, aus eigener Erfahrung, wie
eine Überleitung eines Menschen mit Behinderung aus der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gelingen kann. Auch
der Staatssekretär für Soziales, Dirk Gerstle, betonte in seinem Grußwort das hohe
Engagement für Menschen mit Behinderung der USE, aber auch die Innovationskraft des Sozialunternehmens.
Über die vielfältigen beruflichen Rehabilitationsangebote für benachteiligte und
behinderte Menschen konnten sich die
Gäste zudem ausführlich an verschiedenen
Informationsständen erkundigen. Der Catering- und Veranstaltungsservice der USE
überzeugte einmal mehr durch sein vielseitiges Buffet, das durch kleine, feine Köstlichkeiten aus der Patisserie abgerundet
wurde.
Ursula Laumann
Renate Bornemann, Irina Franke,
Kirsten Iglauer, Silke Pollex,
Holger Graf, Mandy Rohde, Ute Bürkel
25 Jahre
Sabine Baranowski, Heidi Dresp,
Eveline Köpke, Carmen Mehnert,
Christiane Orrell, Liane Quandt,
Heidi Reichwald, Ramona Strauchmann,
Petra Schlösser, Hildegard Seidel,
Kerstin Glück, Martina Wenzel,
Christine Schlichter, Hagen Wegener,
Joerg Dörfflinger
30 Jahre
Mechthild Kroner-Schmitz
Staatssekretär Dirk Gerstle (li.) und Gerhard Bajzek, Bestattungsunternehmen
Grieneisen, lobten in ihren Grußworten das große Engagement der USE
Herausgeber: Stiftung Unionhilfswerk Berlin (V.i.S.d.P.G:): Norbert Prochnow • Chefredakteurin: Katrin Dietl • Redaktion: Dr. Wolfgang Gudenschwager, Ursula Laumann, Ulrike Freybe • Redaktionsbeirat: Daniel Büchel, Gesine Schubert, Dirk Müller, Birgit Meinhardt, Bernd
Neumann, Norbert Prochnow, Jürgen Weimann, Sabine Jeschke • Gestaltung: Union Sozialer Einrichtungen gGmbH, Koloniestraße 133-136, 13359 Berlin, Tel.: +49(30) 49 77 84-0, www.u-s-e.org • Druck: Union Sozialer Einrichtungen gGmbH, Printinghouse, Genter Straße
8, 13353 Berlin • Auflage & Erscheinungsweise: Garantierte Auflage 5.000 Exemplare, viermal jährlich • Anschrift: Stiftung Unionhilfswerk Berlin, Richard-Sorge-Straße 21 A, 10249 Berlin, Sammel-Telefon: +49(030) 4 22 65-6, E-Mail: wir-fuer-berlin@unionhilfswerk.de,
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Deutschen Nationalbibliothek geführt. • ISSN 1868-0259 • Redaktionsschluss für die Dezember-Ausgabe ist der 17. Oktober 2016
Wir für Berlin