DER QUELLENBENUTZUNG BEI DIODOR. 283
wxtai'ov uns auffordert, die Grenzen des Inhalts nicht allzu weit zu
ziehen. Auch Pytheas von Massalia hat ein Werk unter dem gleichen
Titel geschrieben, in welchem er die Westküste Spaniens, Frankreichs,
Brittanien u. s. w., also die Gestade des Atlantischen Oceans von
den Säulen des Hercules nordwärts behandelte. Dabei hatte er allge
meine Erscheinungen des Meeres, der Erde, des Himmels berührt.
In ähnlicher Weise müssen wir uns das Werk des Poseidonius vor
stellen. Unter Okeanos versteht er zunächst das westwärts oder ge
nauer ausserhalb der Säulen des Hercules (von Gades ab also. Fr. 96
= Strabo III, p. 170) gelegene Meer (vgl. Fr. 27, wo eine scharfe
Scheidung, zwischen Teilen des Mittelländischen Meeres und des
löxturig zu erkennen ist). Aber er liess den Okeanos nicht nur die
Küsten jener von Pytheas beschriebenen Länder bespülen, sondern
sieht in ihm das die Erde umfliessende Weltmeer, dessen in sich
Zurückfliessen er Hipparch gegenüber zu wahren suchte (vgl. Strabo
1. p. 6), dabei ist das Meer innerhalb der Säulen des Hercules aus
geschlossen. Ein Hauptgewicht legte er auf astronomische und phy
sikalische Beobachtungen (vgl. Strabo pg, 118- 173 ff.), er hat sich in
Gades 3o Tage aufgehalten, um Ebbe und Hut des Okeanos genau
zu studieren (Fr. 97 = Strabo III, 138; vgl. Fr. gi- 95). Er scheint
demnach sich eng an sein Vorbild Pytheas angeschlossen zu haben,
nur dass er etwa noch die übrigen Gestade, welche der Okeanos
bespülte, einschloss. In diesem Sinne mögen wir eine Art Periplus
in dem Werke sehen, jedoch ist in ihm sicher keine Beschreibung
der ganzen damals bekannten Erde gegeben — für eine Beschreibung
der Gestade des Mittelmeers war in dem Werke nty) äxtuvov kein Platz.
Daher können auch manche Capitel aus Diodor Buch V nicht aus
diesem Werke entnommen sein, sondern müssen aus den Historien
stammen, welche Strabo gleichfalls kannte ohne sie namentlich anzu
führen. Dass der erstere die Historien gekannt hat, bewies Scheppig
a. a. O. S. 3y ff. Er hat sie für die Erzählung nach 146 n. Chr. zu
Grunde gelegt. Freilich lässt sich dieser Beweis nur bis zu einer
gewissen Wahrscheinlichkeitsgrenze führen, da uns bei den geringen
Ueberresten von Poseidonius grossem Geschichtswerk nur ein'einziges
Fragment zur Verfügung steht, welches wörtliche und sonstige Ueber-
einstimmung gewährt (Fr. i5 aus dem 8- Buche = Athen XII p. 542 B
= Diod. XXXIV, 2, 34). Aus Fr. 14 (=Joseph c. Apion. II, 7, 8)
geht jedoch hervor, das Poseidonius nicht durchgehend benutzt wurde.
Apion hatte nach diesem und nach Apollonius Molo überliefert, dass
Antiochus bei seiner Plünderung des Tempels zu Jerusalem ein
goldenes Eselshaupt im Allerheiligsten gefunden habe, welches von
den Juden mit der grössten Frömmigkeit verehrt worden sei. Wenn