DER QUELLENBENUTZUNG BEI DIODOR.
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entnommen, entweder hat er selbst vergessen gehabt, dass er nicht
darüber sprach, oder in den Handschriften ist sowohl hier, wie oben
etwas ausgefallen. Dass die uns erhaltenen Codices in der That sehr
viel zu wünschen übrig lassen, hat Bröcker a. a. O. S. 7 ff., 47 f.
überzeugend dargethan, wobei er auf ein Beispiel verweist, das grade
für unsere Besprechung von Interesse sein dürfte. „Während die
Mitteilungen über Corcyra XI1, 5p in allen Handschriften ohne inneren
Schluss abgerissen endeten, ergab sich vor mehreren Jahren aus dem
gleichsam neu entdeckten Codex Patmensis-'), dass die Abschreiber am
Ende des Cap. Zeilen weggelassen hatten.”
Auch aus den folgenden Büchern lassen sich eine ganze Reihe
von Beispielen anführen, doch denke ich genügt es, wenn wir für
5 Bücher dieselbe Erscheinung constatieren können. Erwähnen will
ich nur, wenn M. Mohr 9 10 ) meint, XI, 56 init. thü üt zaviu, xu&ümy
ii xigyovg (sc. Themistokles) iffvyt, sei n^nitijr/xa/ity mit
aus Ephoros entnommen, weil Diodor nichts von der Flucht des The
mistokles im Voraufgehenden berichtet habe, so ist dem gegenüber
zu bemerken, dass sich hier das noouoryxafitv nur auf die Gründe
bezieht, welche den Themistokles zur Flucht veranlasst haben —
und darüber hat Diodor im Cap. 55 gesprochen. Demnach glaube
ich zu der Behauptung berechtigt zu sein, dass jene von Schneider für die
Quelle Diodors angenommene Rücksichtnahme auf andere Teile
des ersten Buches einzig und allein Diodor selbst zuzuschreiben
sind. Ich wende mich zum zweiten Punkte der Besprechung gegen
Schneiders Ansicht und werde im folgenden an einzelnen Beispielen
nachzuweisen suchen, dass sich in der That verschiedene, sich wider
sprechende Berichte im ersten Buche finden, die allerdings nicht
erkennen lassen, dass, wenn die Quelle eine einheitliche gewesen ist,
der Verfasser des vorliegenden Berichtes ein vir perspicax (S. 26) war.
Cp. 21, 5. 85, 5. 88, 4 handeln von der Art und Weise, wie Isis
die zusammengesuchten Glieder des ermordeten Osiris eingehüllt
habe. 21, 5 heisst es: txuarw iw ,<itocüv (sc. ’OaiQidog) /Jyovmr
(sc. Isis) TUQiTihxaai rvjiov üt'O'jcinneiürj") ;iaoan\tjniov ’Oai'oiüi n)
9 ) Der Codex Patmensis wurde von Prof. Bergmann für Buch XI—XVI
collationiert. Dass diese Handschrift für Diodor eine sehr wichtige ist,
beweist das von Bröcker S. 47 f. Angeführte.
10 ) Die Quellen des Plutarchischen und Nepotischen Themistokles
u. s. w. Diss. Gotting. Berlin 1879. S. 46.
>>) Diese Nachricht scheint mir auf die spätere Ptolemäerzeit nach Aus
bildung des Sarapiscultes zu gehen. Vgl. Das Osiris Mysterium von Ten-
tyra. H. Brugsch Ztschr. f. äg. Spr. 1881- XIX, Hft. 4. S. 82 Z. 16 und 20
der Inschrift.