D E M O - O N L I N E . D E
DEMO
73. JG | A02125
EINZELPREIS 10,00 €
07/08 2021
VO R WÄ R T S - KO M M U N A L n DA S S OZ I A L D EM O K R AT I S C H E M AG A Z I N F Ü R KO M M U N A L P O L I T I K
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FOTO: XANDER HEINL /PHOTOTHEK.NET
VOR DEN WAHLEN
Mit Olaf Scholz
packen wir es
Wie Kommunen soziale Politik umsetzen können
Positionen kommunaler
Unternehmen: klimaneutral,
leistungsstark, lebenswert
Weil nichts passiert,
wenn es nicht vor Ort geschieht.
Unser Beitrag für
heute und morgen
btw2021.vku.de
TITEL 3
07-08/2021 DEMO
Titel
Vor den Wahlen
Liebe Leserin, lieber Leser,
4 Mit Schwung in die Zeit nach Corona starten | Interview mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz
6 Berlin im Blick | Bundestagswahlkampf: Gespräche mit fünf Kandidierenden aus dem kommunalen Umfeld
8 Warum wählen wir die SPD? | Ein Plädoyer zur Wahl aus kommunalpolitischer Sicht
9 Die magischen 10.000 | Gegen steigende Mieten hilft vor allem Wohnungen bauen – Beispiel Hamburg
10 Auf dem Weg zu null Abgasen | Wie Göttingen mit der saubersten Luft Deutschlands punktet
11 Neuem begegnen | Nach dem Lockdown lebt die Bremer Kultur wieder auf
12 Wahlkampf-Einsatz mit alten und neuen Ideen | Wegen Corona müssen Strategien laufend angepasst werden
13 Den Sprung ins Rathaus geschafft | Was Wahlkämpfende von cleveren Kommunalpolitikern lernen können
14 Auf der Zielgeraden | Wie Iris Bothe um den OB-Posten im Wolfsburger Rathaus kämpft
15 Vom Neuköllner in das Rote Rathaus? | Franziska Giffey will in Berlin regieren – dabei könnte ihr die bezirks
im September stehen wichtige Wahlen an. Nieder
sachsen startet am 12. mit der Kommunalwahl,
die Stichwahl folgt am 26. – am gleichen Tag wie
die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern,
die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und
zur Bezirksverordnetenversammlung sowie die
Bundestagswahl.
FOTOS: DIRK BLEICKER, FLORIAN GAERTNER /PHOTOTHEK.NET; SPD BERLIN/NILS HASENAU; DSW21/JÖRG SCHIMMEL; STOCK.ADOBE.COM/BLUE PLANET STUDIO
Es geht bei jeder dieser Wahlen um viel. Denn die
Landtags- und Bundestagswahlen haben Einfluss
auf die Arbeit der Städte, Gemeinden und Landkreise. Das Votum der Wählerinnen und Wähler ist
auf jeder Ebene entscheidend.
Olaf Scholz zeigt im Wahlkampf immer wieder,
dass er seine Wurzeln zur Kommunalpolitik nicht
verloren hat. Er will nicht nur eine vernünftige
Altschuldenregelung umsetzen, die die Union immer abgelehnt hat. Als Erster Hamburger Bürgermeister hat er auch dafür gesorgt, dass seit 2011
in der Hansestadt so viel gebaut wird wie in keiner
anderen deutschen Großstadt. Seitdem sind dort
mehr als 106.000 Wohnungen genehmigt worden,
davon 25.000 geförderte. Ab einem Projekt mit
30 Wohneinheiten gilt, dass davon mindestens
33 Prozent geförderte Wohnungen sein müssen.
politische Erfahrung helfen
4
15
Report
Kommunalwirtschaft
20 VKU-Stadtwerkekongress 2021 in Dortmund | Branchentreff (wieder) als Präsenzveranstaltung
22 DSW21 zündet den Mobiltätswende-Turbo | Mit dem Positionspapier Dortmund.Mobil 2030 geht das
lokale Verkehrsunternehmen in die Offensive
26 Energiewende mit Wasserstoff | Wasserstoff im Wärmesektor: enormes Potenzial zur Dekarbonisierung
27 Corona und die Kommunalfinanzen | Die Krise ist nur aufgeschoben. Hohe finanzielle Belastungen
28 KGSt®-FORUM 2021 in 3D | Kommunales Treffen findet digital, hybrid und in Präsenz statt
Der SPD-Kanzlerkandidat zeigt – wofür er steht.
Olaf Scholz hat einen Plan für Deutschland, genauso wie Franziska Giffey einen für Berlin und
Manuela Schwesig einen für MV hat.
Doch politische Kräfte wirken nicht nur von „oben
nach unten“, sondern auch von „unten nach
oben“. So stellen wir in diesem Heft Bundestagskandidierende vor, die ihre kommunalpolitischen
Erfahrungen nun auf Bundesebene einbringen
und engagierte Bundesparlamentarierinnen und
-parlamentarier werden wollen – die Kommune
haben sie dabei immer im Blick! Und das haben
natürlich auch alle die, die in Niedersachsen und in
Berlin für die kommunalen Ämter antreten wollen.
Ich wünsche allen noch einen energiegeladenen
und erfolgreichen Wahlkampf!
Karin Nink, Chefredakteurin
22
27
16 Blickpunkt Schule | Allein 200 Millionen für mobile Luftfilter
17 Serie Klimaschutz und Nachhaltigkeit | Bauen mit Holz
18 News | Drei Fragen an Frank Baranowski zur Hochwasser-Katastrophe
19 News | Klima-Anpassung soll ins Grundgesetz
29 Rezensionen | Wahlen | Termine
30 Das Letzte | Vorschau | Impressum
4 TITEL
DEMO 07-08/2021
Mit Schwung in die
Zeit nach Corona starten
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz will nach der Wahl den Wohnungsbau ankurbeln,
Schulgebäude und deren digitale Ausstattung modernisieren und die Förderpolitik
des Bundes entbürokatisieren. Den mit Altschulden belasteten Kommunen soll
geholfen und die Klimaneutralität auch kommunal vorangetrieben werden
Interview Karin Billanitsch
ZUR PERSON
Olaf Scholz, Jahrgang 1958,
ist gebürtiger Osnabrücker.
Im Jahr 1977 legte er sein
Abitur in Hamburg ab, um
1978 Rechtswissenschaften zu
studieren. In den Jahren 1984
bis 1985 absolvierte er den
Zivildienst, danach arbeitete
er als Rechtsanwalt. 1998 bis
2001 war er Bundestagsabgeordneter, dann folgte eine
kurze Station als Innensenator
der Freien und Hansestadt
Hamburg – danach war Scholz
bis 2011 Mitglied des Deutschen Bundestags, von 2007
bis 2009 Bundesminister für
Arbeit und Soziales.
Von 2009 bis 2011 fungierte er
als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, von 2009 bis 2018 war er
stellvertretender Parteivorsitzender. Im Jahr 2011 wurde er
zum Ersten Bürgermeister von
Hamburg gewählt. Es folgten
Stationen als kommissarischer, später stellvertretender
Parteivorsitzender der SPD.
Seit März 2018 ist Scholz
Bundesfinanzminister. (KB)
Vor Ihren Ämtern als Bundesfinanz
minister und Vizekanzler, waren Sie
Erster Bürgermeister der Freien und
Hansestadt Hamburg. Besonders in
Erinnerung bleibt der Wohnungs
bau. Hamburg ist hier Vorbild in
Deutschland. Wie ist dieser Erfolg
gelungen?
Bauen. Ich habe das Problem erkannt
und mich dem angenommen, anstatt
mich wegzuducken und darauf zu hoffen, dass sich das schon irgendwie von
allein regelt. Als ich Bürgermeister von
Hamburg war, ging es mir um Hamburg
als wachsende Stadt. Jetzt geht es um
ganz Deutschland: Wir müssen mehr
Wohnraum schaffen – das heißt auch
mehr bezahlbare Wohnungen. Das ist ein
Kraftakt – der zu schaffen ist. 1973 sind
in Deutschland rund 800.000 Wohnungen errichtet worden. Heute schaffen wir
gerade mal 300.000, wir bräuchten aber
mindestens 400.000 neue Wohnungen,
100.000 davon geförderte Mietwohnungen. Bis wir so weit sind, gilt die Mietpreisbremse. Außerdem schlagen wir
ein Mietpreismoratorium vor, damit die
laufenden Mieten nicht so stark steigen
können.
Während der vergangenen Monate
haben sich viele an den Einkauf im
Internet gewöhnt. Wie können wir
die Innenstädte wiederbeleben?
Lebendige Innenstädte sind mir ein großes Anliegen. Dabei ist es nicht allein
eine Frage des Geldes, sondern auch eine
Frage der Kreativität. Drei neue Blumenkübel und ein Fahrradständer sind noch
kein Innenstadtkonzept. Man muss sich
vielmehr fragen: Wie kann man Immobilien, die früher für Geschäfte genutzt
wurden, auch anders nutzen, um Kunden
anzuziehen. Wie erreiche ich, dass sich
neue Läden ansiedeln? Auch technische
Innovationen können dazu beitragen,
den Weg in die Innenstadt statt in den
nächsten Online-Shop zu wählen. Ich persönlich bin begeistert, wenn ich vor dem
Stadtbummel herausfinden kann, ob ein
bestimmtes Produkt in einem Geschäft
vorrätig ist und ich es vorab reservieren kann. Ich möchte es gar nicht nach
Hause geschickt bekommen, sondern im
Geschäft an- oder ausprobieren. Aber ich
will sichergehen, dass es auch vorrätig ist.
Wo ist soziale Politik auf kommuna
ler Ebene ganz besonders wichtig?
In der Bildungspolitik – und zwar von der
Kita bis zur Berufsschule. Denn eines ist
doch klar: Der Zugang zu guter Bildung
darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Wir wollen den Bildungserfolg
in Deutschland von der sozialen Herkunft entkoppeln. Wir brauchen außerdem einen Modernisierungsschub – der
sowohl die Schulgebäude als auch die
digitale Ausstattung umfasst. Bundesgelder und Förderprogramme sind vorhanden. Aber wir haben es mit einem
Investitionsstau zu tun. Als früherer Bürgermeister kenne ich die Frage auf kommunaler Ebene: „Will ich diese Förderung
überhaupt oder lass ich‘s lieber bleiben?“
Diese Förder-Töpfchenpolitik ist oft auch
Ausdruck davon, dass es keine klaren
Vorstellungen im Bund gegeben hat, was
man eigentlich erreichen will. Und dann
wunderte man sich, dass Geld nicht ordentlich abgerufen wurde. Damit muss
Schluss sein. Als Kanzler habe ich klare
Ideen für die Zukunft, daran wird sich die
Förderpolitik orientieren. Weniger bürokratische Förderungsanträge wären ein
Gewinn! Gleichzeitig braucht es den Einsatz auf allen Ebenen. Ich möchte, dass
es jede Rathauschefin als ihr P
roblem
empfindet, wenn die Schule nicht am
Breitbandnetz angeschlossen ist und sich
kümmert – sonst helfen all die Förder
programme nichts.
FOTO: THOMAS TRUTSCHEL /PHOTOTHEK.NET
Vor den Wahlen
Eine Schulklasse in Berlin-Neukölln lernt mit Laptops. „Der Zugang zu guter Bildung darf nicht
vom Geldbeutel der Eltern abhängen“, fordert Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD.
TITEL 5
07-08/2021 DEMO
Gleichwertige Lebensverhältnisse zu
schaffen, vom kleinen Dorf bis hin
zur großen Stadt, ist ein wichtiges
Ziel. Wie wollen Sie als Bundeskanzler dafür sorgen, dass das gelingt?
Millionen Bürgerinnen und Bürger leben
in einer strukturschwachen Region ohne
guten Nahverkehr und sind aufs Auto
angewiesen. Wer auf dem Land lebt und
50 Kilometer zur Arbeit fahren muss,
dem hilft die Belehrung wenig, dass das
Fahrrad das ökologischste Verkehrsmittel ist. Daher muss es unser gemeinsames Ziel sein, überall intelligente neue
öffentliche Verkehrsangebote zu entwickeln. Es geht um einen modernen, verlässlichen und bezahlbaren öffentlichen
Nahverkehr.
FOTO: FLORIAN GAERTNER /PHOTOTHEK.NET
Durch die Corona-Krise haben die
kommunalen Finanzen gelitten. Die
Kommunen sind von S
ozialausgaben
entlastet und Gewerbesteueraus
fälle für 2020 sind ersetzt worden.
Der ÖPNV wurde finanziell unterstützt. Sie haben als Kanzlerkandidat versprochen, das Problem der
Altschulden zu lösen. Wie wollen Sie
das als Bundeskanzler angehen?
Die mit Altschulden belasteten Kommunen brauchen eine Stunde Null. Vielen
Städten und Gemeinden bleibt kaum
mehr die Luft zum Atmen. Mein Ziel ist,
dass die Kommunen mit Schwung in die
Zeit nach Corona starten. Wir brauchen
massive Investitionen in die Infrastruktur: in die Schulen, in den öffentlichen
Nahverkehr mit Bussen und Bahnen und
in die Digitalisierung. Das will ich als
Bundeskanzler sofort anpacken. Mein
Vorschlag: Der Bund nimmt den betroffenen Gemeinden die Kassenkredite ab.
Das habe ich mehrfach vorgeschlagen,
bin aber bei CDU/CSU auf Granit gestoßen. Mit mir als Bundeskanzler wird es
eine Entlastung von den Altschulden geben. Aber klar ist auch: Eine Stunde Null
ist eine Stunde Null. Das kann man nur
einmal machen. Mit der AltschuldenRegelung wäre die Auflage verbunden,
solche Schulden-Situationen künftig zu
vermeiden.
Sie haben ein großes Ziel: bis 2030
das modernste und klimafreundlichste Mobilitätssystem E
uropas
aufzubauen, und bis 2045 soll
Deutschland klimaneutral sein. Wie
wollen Sie dabei die Kommunen
mitnehmen?
Ich möchte, dass jede Bürgermeisterin,
jeder Stadtkämmerer morgens aufwacht
mit der Frage: Habe ich in meiner Gemeinde genügend Ladestationen für
Olaf Scholz informiert sich auch im brandenburgischen Kleinmachnow über Pläne zum Sozialen Wohnungsbau auf einer Brachfläche. Sein
Ziel im Wohnungsbau: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr, 100.000 davon geförderte Mietwohnungen.
Elektrofahrzeuge, statt zu sagen: Da ist
ja keiner, der sie mir baut. Denn vor uns
liegt eine zweite industrielle Revolution.
250 Jahre lang stützte sich unsere Industrie auf die Nutzung von Kohle, Gas
und Erdöl. Nun wollen wir innerhalb
von nicht mal 25 Jahren komplett CO2neutral werden. Dafür müssen wir die
Erneuerbaren Energien in einer Dimen
sion ausbauen, die bislang noch nicht
mal geplant, geschweige denn auf den
Weg gebracht worden ist. Es kann keine
Lösung sein, Autos und Flugzeuge einfach zu verbieten oder unerschwinglich
teuer zu machen. Das Wichtigste ist,
dass wir unsere Industrie so organisieren, dass sie schon in ganz kurzer Zeit
CO2-neutral wirtschaftet. Denn es geht
um drei Dinge: den Wohlstand Deutschlands, um Millionen Arbeitsplätze und
um Klimaneutralität. Ich will die drei
Dinge zusammenbringen.
Worauf kommt es jetzt im Endspurt
des Bundestagswahlkampfs für die
SPD an?
Den Blick nach vorn richten. Das wird
eine Kanzlerwahl. Dass so viele Bürgerinnen und Bürger mir das Amt des
Bundeskanzlers wünschen, freut und
bewegt mich sehr.
Unsere Ausgangslage ist gut. Die
SPD ist geeint und fokussiert: Uns geht
es um Respekt vor Arbeits- und Lebensleistungen. Wir erleben eine Zunahme
unsicherer Arbeitsverträge und niedriger Löhne. Gerade deshalb brauchen
wir einen Mindestlohn von 12 Euro,
der zehn Millionen Angestellten eine
Meine
Klimapolitik
funktioniert
für alle,
unabhängig
vom
Einkommen.
Olaf Scholz,
Kanzlerkandidat der SPD und
Bundesminister der Finanzen
Lohnerhöhung bringt – außerdem mehr
Tarifbindung und starke Betriebsräte.
Immer mehr Parteien machen Politik für
irgendwelche Teilgruppen und Lobby
interessen. Ich halte das für einen Fehler. Die Frage, wie viel eine Pflegekraft
verdient, ist für uns alle ein Thema. Das
ist eine große Lehre der Corona-Krise.
Die zweite große Aufgabe ist die
Zukunft unseres Landes. CDU und CSU
verstehen das Ausmaß der anstehenden Energierevolution nicht. Es geht
schon lange nicht mehr um die Frage, ob es Klimaschutz geben soll oder
nicht. Jetzt geht es darum, wer den
Klimaschutz durchsetzt. Die Grünen finden Ökostrom zwar chic, aber wollen
sich dann in der konkreten Umsetzung
nicht die Finger schmutzig machen.
Man muss schon bereit sein, mit einem
Bagger eine Stromleitung zu verlegen
und G
enehmigungen gegen den Widerstand auch von Umweltverbänden
durchzukämpfen. Soll ich Ihnen sagen,
wie viele Windräder im einzigen grüngeführten Bundesland, in Baden-Württemberg, im vergangenen Jahr gebaut
worden sind? Zwölf.
Und so gehören die beiden Themen
Respekt und Zukunft sehr eng zusammen: 83 Millionen Bürgerinnen und
Bürger müssen sich Klimaschutz leisten
können. Meine Klimapolitik funktioniert für alle, unabhängig vom Einkommen. Das ist mein Plan für Deutschland.
Wer will, dass ich Kanzler werde, muss
bis zum 26. September das Kreuz bei
der SPD machen. Mehr braucht es dazu
nicht.
6 TITEL
DEMO 07-08/2021
Berlin im Blick
Sie bringen schon viel politische Erfahrung aus ihrem kommunalen Engagement mit
und stellen sich für den Bundestag zur Wahl: Gespräche mit fünf Kandidierenden
Interviews: Karin Billanitsch und Carl-Friedrich Höck
„Im Bundestag kann ich für eine
Kindergrundsicherung kämpfen“
Was treibt Sie an, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren?
Circa 80 Prozent aller Dinge, die mich als
Bürgerin und Mutter im Alltag direkt tangieren, werden vor Ort in den Kommunen
entschieden und umgesetzt: Ausbau von
Kindergärten, Schulhaussanierungen, Eh- Derya Türk-Nachbaur, Wahlkreis Schwarzwald-Baar,
renämter etc.pp. Kommunalpolitik macht Fraktionssprecherin im Gemeinderat, OrtsvereinsMitgestaltung, schnelle Ergebnisse und den vorsitzende und stellv. Kreisvorsitzende der SPD
Einsatz für ein gutes Miteinander möglich.
Ihren kommunalpolitischen ErfahWelche Themen prägen Ihr kom- rungen ab?
munalpolitisches Wirken beson- Ich bin Stadträtin im ländlichen Raum und
ders?
merke, dass viele Dinge, die in Brüssel, BerFrühkindliche Bildung, gute Ausstattung lin oder Stuttgart gut gemeint sind, manchvon Bildungseinrichtungen, Integrationsar- mal an der Lebenswirklichkeit im ländlichen
beit und bezahlbarer Wohnraum sind die Raum vorbeigehen. Viel zu häufig „ersticken“
Themen, die mich in meiner Gemeinde um- die Verwaltungen in den durch und durch bütreiben.
rokratisierten Antragsstellungen, Vorschriften
und Verordnungen. Entscheidungsprozesse
Welche politische Forderung für müssen entbürokratisiert und beschleunigt
die Bundesebene leiten Sie aus werden.
der digitalen Ausstattung der Schulen. Für
die Post-Corona-Zeit wird der Ausgleich
„Es braucht neue Instrumente
zwischen Wachstum und wirtschaftlicher
der Bodenpolitik“
Entwicklung in der Metropolregion München und bezahlbarem Leben und Wohnen
Was treibt Sie an, sich in der Kom- wieder eine große Herausforderung dar
stellen.
munalpolitik zu engagieren?
Ich mag meine Heimatstadt, und deswegen
will ich auch in der Kommunalpolitik daran Welche politische Forderung für
mitarbeiten, dass Freising für alle lebens- die Bundesebene leiten Sie aus
wert ist. Gerade die kommunalpolitischen Ihren kommunalpolitischen ErfahThemen bewegen die Menschen oft, und es rungen ab?
macht Spaß, in der persönlichen Diskussion Die Bundespolitik muss etwa beim Thema
Wohnen die Voraussetzungen schaffen,
die besten Lösungen zu finden.
dass die Kommunen tatsächlich hanWelche Themen prägen Ihr kommu- deln können: Dazu gehört eine bessere
finanzielle Ausstattung der Kommunen,
nalpolitisches Wirken besonders?
Als Referent bin ich im Freisinger Stadtrat damit sie mehr bezahlbaren Wohnraum
für Wirtschaft und Digitalisierung zustän- bauen können. Und es braucht neue Indig. Hier hat die Corona-Pandemie natürlich strumente der Bodenpolitik, damit die
voll durchgeschlagen, etwa in der Gastro- Kommunen ein Vorkaufsrecht zu fairen
nomie und beim Einzelhandel oder auch bei Preisen bekommen.
Warum kandidieren Sie für den
Bundestag?
Nicht nur durch meine Tätigkeit als Stadträtin
bin ich nah an den Bürgerinnen und Bürgern
und weiß daher genau, was sie umtreibt.
Zum Beispiel ist in meinem Wahlkreis der
Anteil der Alleinerziehenden der höchste
in Baden-Württemberg. Alleinerziehende
und deren Kinder sind häufiger von Armut
bedroht als andere. Im Bundestag kann ich
für eine Kindergrundsicherung kämpfen. Es
gibt Anliegen, die mich antreiben, die aber
in Berlin und nicht in der Gemeinde entschieden werden.
Welche Ideen haben Sie für den
Wahlkampf in Corona-Zeiten um
gesetzt?
Bei der Planung unseres Wahlkampfs im
Frühjahr haben wir ohnehin vorsichtig und
„zweigleisig“ (auch viel digital) geplant:
Wir sind davon ausgegangen, dass keine
Großveranstaltungen stattfinden können. Im
Wahlkampfteam waren wir uns einig, dass
wir mit keiner Aktion die Gesundheit unserer
Bürgerinnen und Bürger gefährden wollen.
Daher werden viele kleinere Aktionen an der
frischen Luft stattfinden: Stadtspaziergänge,
Quartiershocks, Ortsbesuche und vor allem
unser Format P³ = Pizza – Politik – Park, bei
dem wir interessierte Bürgerinnen und Bürger in ungezwungenem Ambiente zu politischen Gesprächen bei einer Pizza einladen.
Morgen Abend findet der Auftakt auf der
Möglingshöhe in Schwenningen statt.
Bereits in den vorigen Wochen habe ich
einen Großteil der Bürgermeister im WK besucht. Besuche in sozialen Einrichtungen,
Vereinen, Firmen und Institutionen stehen
ebenfalls an.
Nebenher bin ich in vielen Online-Talkformaten zu sehen und zu hören. Über
meinen Blog (bei www.tuerk-nachbaur.de)
erreiche ich sehr viele Leserinnen und Leser.
Es wird eine regelmäßige Fragestunde
über Facebook geben, es sind Online-Livegespräche mit einigen Promis geplant. Des
Weiteren habe ich das Glück mit meiner
Reichweite bei Twitter viele Journalistinnen
und Journalisten der bundesweiten Medien
zu erreichen, die auf meine eher schwierige
Ausgangslage im Schwarzwald-Baar-Kreis
aufmerksam geworden sind und mich gerne
im Wahlkampf begleiten wollen.
echten Fortschritt hin zum Besseren, nicht
aus Angst vor Veränderungen und aus Verzagtheit. Als Volkswirt will ich im Bundestag daran mitarbeiten, unsere Wirtschaft
und unsere Gesellschaft insgesamt digital,
klimaneutral und sozial neu aufzustellen.
Andreas Mehltretter
Andreas Mehltretter, Wahlkreis Freising, Stadtrat in
Freising, seit Mai 2020 Referent für Wirtschaft und
Digitalisierung im Stadtrat
Warum kandidieren Sie für den
Bundestag?
Mit der Digitalisierung, dem Klimawandel
und der sozialen Ungleichheit in unserer
Gesellschaft liegen große Herausforderungen vor uns. Ich will diese Herausforderungen konsequent anpacken mit Lust auf
Welche Ideen haben Sie für den
Wahlkampf in Corona-Zeiten umgesetzt?
Wir führen bereits seit einigen Monaten regelmäßig Veranstaltungen online durch. Bei
einem so großen Bundeswahlkreis, bei dem
man mit dem Auto vom einen zum anderen
Ende eine Stunde unterwegs ist, lassen sich
dadurch viele über den Wahlkreis verstreute
Interessierte erreichen und spannende Diskussionen führen. Trotzdem ist es gut, dass
der Fortschritt der Impfungen den persönlichen Kontakt jetzt wieder ermöglicht.
FOTOS: PRIVAT; ANDREAS KÖNIG
Derya Türk-Nachbaur
TITEL 7
07-08/2021 DEMO
Seit meiner Wahl als Ratsmitglied der Stadt Aachen bin ich mobilitätspolitische Sprecherin der
„Viel zu oft fehlt die Perspektive
SPD-Fraktion. Deshalb liegt mein Fokus ganz
einer langfristigen Finanzierung“
besonders auf allem, was auf den Aachener
Straßen geschieht: ÖPNV, Radverkehr, FußverWas treibt Sie an, sich in der Kommu- kehr, Autos, Parkplätze und Barrierefreiheit.
nalpolitik zu engagieren?
Unmittelbar damit verknüpft ist natürlich auch
Man könnte es schlicht “Heimatliebe” nen- der Bereich Klimaschutz und Mobilitätswende.
nen: Ich bin in Aachen geboren und aufgewachsen. Ich will, dass alle Menschen Welche politische Forderung für
– Kinder und E rwachsene – Aachen so die Bundesebene leiten Sie aus
kennenlernen wie ich: Als Stadt, die alle Ihren kommunalpolitischen ErfahMenschen willkommen heißt, die Heimat rungen ab?
für viele ist und allen die Chance bietet, das Gerade im Bereich der Mobilitätspolitik stelle
Beste aus ihrem Leben zu machen. Deshalb ich immer wieder fest, dass die Förderpolitik auf
habe ich angefangen, mich kommunalpoli- Landes- und Bundesebene nicht ausreicht, um
tisch zu engagieren – immer mit dem Ziel, nachhaltig gute Lösungen für die Menschen vor
die Stadt so zu gestalten, wie ich sie kenne Ort umzusetzen. Viel zu oft geht es nur um einund liebe.
zelne Straßenabschnitte und um Leuchtturmprojekte statt um Lösungen, von denen mögWelche Themen prägen Ihr kommu- lichst viele Menschen etwas haben. Und viel
nalpolitisches Wirken besonders?
zu oft fehlt die Perspektive einer langfristigen
viel zu häufig: “Das ist unfair.” Dieser eine Satz
gibt meine gesamte Motivation wieder, warum
ich Politik mache. Ich will dazu beitragen, dass
wir ihn aus unserem Wortschatz streichen können. Deshalb kandidiere ich für den Bundestag.
Ye-One Rhie
werden und ein wichtiges Kriterium für die
Ausgestaltung des kommunalen Bauens sein.
„Altschulden gefährden die
Mir ist dazu das Vorhandensein von ausreiZukunftsfähigeit der Kommunen“
chend gut gestalteten Ganztagsschulplätzen
und die richtige Ausstattung der Schulen und
Was treibt Sie an, sich in der Kommu- Kindertagesstätten in kommunaler Trägernalpolitik zu engagieren?
schaft ein wichtiges Anliegen.
Die Kommunalpolitik ist die direkteste Erfahrung von Staatlichkeit in Deutschland. Die Welche politische Forderung für
Themen und die Zukunft meiner Gemeinde die Bundesebene leiten Sie aus
und meines nächsten Lebensumfelds direkt Ihren kommunalpolitischen Erfahmitzugestalten, macht die Kommunalpolitik rungen ab?
Die finanzielle Leistungsfähigkeit von Kommufür mich so interessant.
nen kann nicht alleine von Land und KommuWelche Themen prägen Ihr kommu- nen sichergestellt werden. Sozialleistungen,
Wohngeld und ähnliche Leistungen müssen
nalpolitisches Wirken besonders?
Mich treiben insbesondere der effektive aus der kommunalen Finanzierung herausgeKlimaschutz vor Ort sowie die gute Ausstat- nommen werden. Altschulden sind in vielen
tung von Bildungseinrichtungen in kommuna- deutschen und insbesondere in rheinlandler Trägerschaft an. Bei jedem kommunalen pfälzischen Gemeinden ein Faktor, der die
Bauvorhaben muss Klimaschutz mitgedacht Zukunfts- und Leistungsfähigkeit der Kommu-
Daniel Baldy
Franziska Maschek
FOTOS: MA XIMILIAN KÖNIG; PRIVAT; SCREENSHOT/SPD-LEIPZIG-LAND.DE
„Es braucht einen Kommunalpakt“
Was treibt Sie an, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren?
Als Sozialarbeiterin in der Jugendarbeit im ländlichen Raum tätig, realisierte ich, dass soziale
Themen in unserer Kommunalpolitik kaum eine
Rolle spielen. Das lag insbesondere an der Besetzung des kommunalen Parlaments. Dort fehlt
es an ausreichend fachlicher Expertise in dieser Franziska Maschek, Wahlkreis Leipzig Land,
Hinsicht. Da soziale Arbeit den Auftrag hat, Stadträtin in Frohburg
auch politisch zu wirken, war es letztlich mein
professioneller Anspruch, mich einzubringen.
Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, also
auch von Kindern und Jugendlichen an kommuWelche Themen prägen Ihr kommu- naler Gestaltung, sozial und letztlich dadurch
nalpolitisches Wirken besonders?
wirtschaftlich nachhaltiges Entscheiden sowie
Ye-One Rhie, Wahlkreis Aachen I, seit sechs Jahren
im Rat der Stadt Aachen
Finanzierung. Immer wieder stellt sich die Frage
nach der Anschlussfinanzierung. Das bringt die
Kommunen nicht weiter. Das will ich ändern.
Warum kandidieren Sie für den
B
undestag?
Dafür, dass es Deutschland doch eigentlich ganz
gut geht, denken und sagen wir doch alle noch
Welche Ideen haben Sie für den Wahlkampf in Corona-Zeiten umgesetzt?
Wir setzen weiterhin auf digitale Veranstaltungsformate, um trotz der Pandemie mit
vielen Menschen über Politik diskutieren zu
können. Digital erreichen wir viele Menschen,
die zu Präsenzveranstaltungen nicht kommen
können – weil sie sich um ihre Kinder kümmern, weil sie platt sind vom Arbeitstag oder
weil der Weg zu weit ist. Deshalb werden wir
das digitale Format größtenteils beibehalten.
Außerdem habe ich ein Wahlkampf
handy, auf dem mich alle Aachenerinnen und
A achener über sämtliche Kanäle erreichen
können: natürlich telefonisch, aber auch per
WhatsApp, Signal und Telegram.
nen gefährdet. Der Bund darf die Kommunen
nicht alleinlassen und die finanzielle Lage auf
das Land ableiten, weswegen ich mich dafür
einsetzen werde, dass der Bund sich stärker
für die finanzielle Leistungsfähigkeit von Kommunen einsetzt und Altschulden übernimmt.
Warum kandidieren Sie für den
B
undestag?
An der breiten Basis, die Bewegungen wie
Fridays for Future oder auch Puls of Europe
haben, lässt sich erkennen, dass sich viele junge Menschen engagieren und die Zukunft in
die eigenen Hände nehmen wollen. Auch ich
möchte mich im Bundestag engagieren und
an den Leitlinien, die in der Kommunalpolitik
umgesetzt werden, wie etwa Geflüchteten
politik oder Bildung, mitwirken.
Daniel Baldy, Wahlkreis Mainz, seit 2014 im
emeinderat Münster-Sarmsheim & VerbandsgeG
meinderat Rhein-Nahe, Sprecher der SPD-Fraktionen
Mir ist es wichtig wieder mit den Menschen ins
Gespräch zu kommen. Dazu besuche ich zahlreiche Initiativen im gesamten Wahlkreis und
mache auch Hausbesuche. Im Rahmen einer
Welche Ideen haben Sie für den Wahl- Sommertour werde ich in jeder Gemeinde im
kampf in Corona-Zeiten umgesetzt?
Wahlkreis mindestens einmal präsent sein.
die Entwicklung des ländlichen Raumes in den Ich kandidiere, weil ich sozialen und demokratischen Werten in unserer Region ein
neuen Bundesländern sind meine Themen.
Gesicht geben möchte. Mit meiner sozialdeWelche politische Forderung für mokratischen Haltung und meinem Wirken in
die Bundesebene leiten Sie aus der Region möchte ich den Wählerinnen und
Ihren kommunalpolitischen Erfah- Wählern eine Alternative zur CDU anbieten.
rungen ab?
Kommunen brauchen wesentlich mehr finan- Welche Ideen haben Sie für den Wahlzielle Ressourcen, Entscheidungsspielräume kampf in Corona-Zeiten umgesetzt?
und Vertrauen in demokratische Strukturen In Corona-Zeiten wurde viel auf den digitavor Ort, um wieder handlungsfähig zu werden. len Wahlkampf gesetzt. Das ist allerdings
Aus meiner Sicht braucht es auf Bundesebene im ländlichen Raum nicht sehr zielführend,
einen Kommunal-Pakt und Unterstützung im angefangen vom Netzausbau bis hin zum
Ausbau der Infrastruktur für Kommunikation, Durchschnittsalter und der digitalen Affinität.
Ich setze eher auf die persönliche Präsenz in
Mobilität und Wirtschaft.
den Orten in der heißen Wahlkampfphase soWarum kandidieren Sie für den wie mein bisheriges Engagement in Vereinen
Bundestag?
und der Netzwerkarbeit vor Ort.
8 TITEL
DEMO 07-08/2021
Beispiel Wohnungspolitik
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz besucht einen Windpark in Luckau. Wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll, braucht die
Energiewende einen neuen Schub. Klimaziele und Energiewende müssen in den Kommunen realisiert werden.
Warum wählen wir die SPD?
Ein Plädoyer zur Wahl aus kommunalpolitischer Sicht
Die LINKE versteigt sich in ihrem Wahlprogramm dazu, den Schutz von Kleingartenanlagen in ihren Prioritäten vor
die Entwicklung von Standorten für
Wohnungsneubau einzuordnen. Bündnis 90/Die Grünen verschreiben sich am
liebsten allein der Innenentwicklung
und können sich keine klare Aussage
zur Inanspruchnahme auch von Freiflächen für Wohnungsneubau zutrauen.
Mit dem SPD-Bundeskanzler Olaf
Scholz können wir erwarten, dass seine Ziele gemeinsam mit einem breiten
Bündnis für mehr bezahlbare Wohnungen und davon mindestens 100.000
Sozialwohnungen auch Wirklichkeit
werden. Mit Olaf Scholz gewinnen die
Kommunen einen Partner für mehr sozialen Wohnungsbau und Mieterschutz
in den angespannten Wohnungsmärkten. Mit CDU/CSU oder der FDP wird
es schwierig werden, überhaupt eine
sozial orientierte Boden-, Wohnungsund Mietenpolitik zu realisieren!
N
eue Herausforderungen durch
Klimaschutz und Digitalisierung
an Infrastruktur und Wirtschaft
werden uns in den nächsten zehn Jahren
zwingen, in Stadt und Land unsere Kommunalpolitik massiv neu auszurichten.
Wenn Deutschland bis 2045 klima
neutral werden soll, braucht die Energiewende einen neuen Schub. Klimaziele und Energiewende müssen in den
Kommunen realisiert werden. Dazu zählt
ein weiterer und umfassenderer Ausbau
der Erzeugung von Strom und Wärme
aus Erneuerbaren Energien.
Die Entwicklung des vergangenen
Jahres hat uns noch einmal deutlich vor
Augen geführt, wie notwendig der weitere Ausbau der digitalen Infrastruktur
ist. Breitband und 5G bilden die Grundlage dafür, dass wir in Zukunft neue
Technologien einsetzen können und
dass keine Region abgehängt wird.
Starker und handlungsfähiger Staat
Die Bundes-SGK sieht die Notwendigkeit, politische Prioritäten zu setzen und
mit einem starken handlungsfähigen
Staat die notwendigen Investitionen in
die Zukunftsinfrastruktur auf den Weg
zu bringen. Wir müssen Pfade aufzeigen,
wie wir gemeinsam mit der Wirtschaft
und den Unternehmen die großen Veränderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen. Ein starker handlungsfähiger Staat
Wir müssen
Pfade aufzeigen,
wie wir
gemeinsam mit
der Wirtschaft
und den
Unternehmen
die großen
Veränderungen
des
21. Jahrhunderts
bewältigen.
Dr. Manfred Sternberg
ist dabei auf seine Kommunen und kommunalen Unternehmen angewiesen.
Zugleich brauchen wir einen soliden
und verlässlichen Sozialstaat und die Sicherung der Daseinsvorsorgeleistungen
in allen Regionen. Wir streben die
Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen an und wollen den strukturschwachen R
egionen mit einer gezielten Re
gional- und Strukturpolitik unter die
Arme greifen.
Wer will, dass die verschiedenen In
teressen und Notwendigkeiten sowohl
aus ökologischer als auch aus ökonomischer Vernunft abgewogen werden und
dabei niemand auf der Strecke bleibt,
der muss SPD wählen. Denn d
iese
A bwägung ist die Kernkompetenz der
Sozialdemokratie.
In den Städten sehen wir den vielfältigen Herausforderungen von morgen
entgegen. Die Städte sind die Laboratorien der Zukunft, sie sind Orte der
Innovation und der Transformation. Sie
sind die Avantgarde, die Zeugen der Modernität. Es ist nicht zufällig so, dass in
den 100 größten Städten Deutschlands,
allein 55 im Frühjahr 2021 von Oberbürgermeisterinnen und -bürgermeistern,
Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern
der SPD regiert werden. Die SPD ist die
Kommunalpartei. Wir wollen mit Olaf
Scholz zusammen unser Land auf einen
gangbaren Weg in die Zukunft bringen.
Bereits während der letzten schwarzgelben Koalition haben Wirtschafts
lobbyisten und FDP versucht die Gewerbesteuer abzuschaffen und sie durch
Anteile an anderen Steuern zu ersetzen. Ohne den massiven Widerstand
der kommunalen Spitzenverbände und
der A-Bundesländer hätten sie es womöglich geschafft. Nun rufen sie zum
erneuten Sturm auf. So heißt es explizit
im Wahlprogramm der FDP: „Wir Freie
Demokraten wollen die steuerliche
Belastung von Unternehmen auf den
OECD-Durchschnitt von rund 25 Prozent senken. Unser Ziel ist es, im Zuge der angestrebten Harmonisierung
der Unternehmensbesteuerung in
Europa den deutschen Sonderweg der
Gewerbesteuer zu beenden.“ (Seite 6).
Die Kommunen haben es Olaf
Scholz als Finanzminister zu verdanken,
dass 2020 eine Kompensation verloren
gegangener Gewerbesteuereinnahmen stattfand und wir eine dauerhafte
Entlastung von Kosten der Unterkunft
bei Bezieherinnen und Beziehern von
ALG II bis zu 75 Prozent erreicht haben.
Eine lange von der Bundes-SGK geforderte Maßnahme! Es ist Olaf Scholz,
der mit Augenmaß durch die CoronaPandemie geführt hat!
Und das heißt, wer Olaf Scholz zum
Bundeskanzler wählen will, der muss
SPD wählen!
demo-online.de/spd-zukunftsprogrammkommunen
FOTO: JANINE SCHMITZ /PHOTOTHEK.NET
Kommunen finanziell entlasten
Autor Dr. Manfred Sternberg, Geschäftsführer der Bundes-SGK
TITEL 9
07-08/2021 DEMO
Die magischen 10.000
Gegen steigende Mieten hilft vor allem eines: Wohnungen
bauen. Dieses Prinzip hat Hamburg unter Olaf Scholz schon
2011 beschlossen. Es gilt bis heute. Aber das ist nicht alles
Autorin Susanne Dohrn
B
ahnreisende, die bis HamburgAltona fahren, können aus dem
Zugfenster zusehen, wie die
Stadt wächst. Der Blick fällt auf ein völlig
neues Wohngebiet: die Mitte Altona. Wo
sich der Güterbahnhof Altonas befand,
sind in einem ersten Bauabschnitt 1.613
neue Wohnungen entstanden. Genehmigt wurde hier, wie auch sonst in der
Hansestadt, im bewährten „Drittelmix“.
Das heißt, bei Projekten ab 30 Wohneinheiten entstehen jeweils ein Drittel frei
finanzierte Mietwohnungen, ein Drittel
Eigentumswohnungen und ein Drittel
geförderte Wohnungen mit Mietpreisund Belegungsbindung. So wurden 555
der 1.613 Wohnungen mit Mitteln des
Sozialen Wohnungsbaus gefördert.
FOTO: SUSANNE DOHRN
Der „Hamburger Drittelmix”
So hat es der Senat 2011 unter Bürgermeister Olaf Scholz im Bündnis für das
Wohnen beschlossen. Die Vereinbarung
zwischen Senat, Verbänden der Wohnungswirtschaft, Bezirken und dem
kommunalen Wohnungsunternehmen
SAGA unter Beteiligung der Mieter
vereine wurde 2016 erstmals verlängert
und gilt bis heute. Sie besagt, dass in
Hamburg jedes Jahr eine Mindestzahl an
neuen Wohnungen genehmigt werden
soll. Seit dem Jahr 2016 liegt dieser Wert
bei 10.000. „Zusammen mit den Bezirken
und unseren Partnern im B
ündnis für das
Wohnen in Hamburg haben wir in den
vergangenen zehn Jahren regelmäßig
die selbst gesetzten Ziele erreicht. Das
Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen sind mehr als 106.000 genehmigte
Wohneinheiten seit 2011, darunter mehr
als 25.000 öffentlich geförderte Wohnungen“, sagt die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Dr. Dorothee
Stapelfeldt.
Selbst das Pandemie-Jahr 2020 bildete keine Ausnahme. Am 23. Juni 2021
haben Bündnispartner die Vereinbarung
für die laufende Legislaturperiode wiederum erneuert und gleichzeitig einen
draufgesetzt: Nun gelten 35 Prozent
Sozialbindung als der neue Regelfall.
Insgesamt soll schrittweise erreicht wer-
den, dass in Zukunft 4.000 der 10.000
jährlich genehmigten Wohnungen geförderte Wohnungen oder sogenannte
Hamburg-Wohnungen mit kostengünstigen Anfangsmieten ohne Belegungsbindung sind. Bereits im Januar 2021
wurden in Hamburg die Mietpreis- und
Belegungsbindungen für neu bewilligte
Sozialwohnungen von 20 auf 30 Jahre
verlängert.
Hamburg wächst weiter
Bis 2035 rechnet die Stadt mit zwei Millionen Bürgerinnen und Bürgern. Das
sind knapp 146.000 mehr als heute. Für
die müssen weitere rund 70.000 Wohnungen geschaffen werden. „Der stetige Wohnungsneubau ist weiterhin unerlässlich, um dem wachsenden Bedarf
gerecht zu werden“, sagt der Erste Bür-
BAUFORTSCHRITT
2011
wurde unter dem Ersten
Bürgermeister Olaf Scholz
im Bündnis für das Wohnen
der „Hamburger Drittelmix“
beschlossen: Projekte ab 30
Wohneinheiten haben jeweils
ein Drittel frei finanzierte
Mietwohnungen, ein Drittel
Eigentumswohnungen und ein
Drittel geförderte Wohnungen.
25.000
geförderte Wohnungen sind
seit 2011 genehmigt worden,
insgesamt mehr als 106.000
Wohneinheiten.
germeister Peter Tschentscher. Die Stadt
hat für diese Entwicklung Vorsorge getroffen und zieht alle Register des Bauund Planungsrechts. Sie hat rechtzeitig
Flächen für die Wohnbauentwicklung
gekauft. Sie vergibt Grundstücke nicht
an diejenigen, die am meisten bieten,
sondern an jene, die die besten Ideen
haben, wie ein Quartier nachhaltig weiterentwickelt werden kann, z. B. in Bezug auf soziale Mischung, innovative
Verkehrskonzepte, studentisches oder
altersgerechtes Wohnen. Es wachsen
komplett neue Stadtteile, etwa auf der
Elbinsel Grasbrook im Hafen. Circa 3.000
Wohnungen sollen hier entstehen, frei
finanzierte und geförderte, einschließlich Projekten von Genossenschaften
und Baugemeinschaften. Hinzu kommen
rund 16.000 Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Bildungseinrichtungen, Sportund Freizeitangebote und ein großer
zentraler Park. Geplant ist ein „10-Minuten-Stadtteil“ mit kurzen Distanzen,
in dem alles Wesentliche zu Fuß erreicht
werden kann. In Oberbillwerder, im Osten Hamburgs, entsteht ein neuer Stadtteil mit bis zu 7.000 Wohneinheiten,
Arbeitsplätzen, Grundschulen, einem
Bildungs- und Begegnungszentrum, mit
Park und Schwimmbad.
QUELLE: EIGENE RECHERCHE
Bauland mobilisieren
Bauland ist knapp, Grund und Boden ein
wertvolles Gut. Statt bebaut zu werden,
wandern Grundstücke zu immer höheren Preisen von Käufer zu Käufer. Um
der Bodenspekulation Einhalt zu gebieten, hat Hamburg als erstes Bundesland
eine Verordnung erlassen, um das im
Juni in Kraft getretene Baulandmobilisierungsgesetz umsetzen zu können.
Es erleichtert der Stadt unter anderem,
Flächen für den öffentlichen Wohnungsbau zu erwerben, die Umwandlung
von Mietwohnungen in Eigentum zu
verbieten und zum Beispiel Gebäude
aufstockungen zu genehmigen, um
neuen Wohnraum zu schaffen.
Senatorin Stapelfeldt bekräftigt: „Es
darf nicht sein, dass Baugrundstücke,
auf denen dringend benötigte neue
Wohnungen entstehen könnten, als
Spekulationsobjekte ungenutzt bleiben.
Auf solchen Flächen können Kommunen
künftig durch zielgerichtete Baugebote
effektiver den Wohnungsbau durchsetzen und die Grundstücke auch zugunsten kommunaler Wohnungsbaugesellschaften übernehmen.“
Wohnen in Mitte Altona mit Flair: Die historische Kleiderkammer der Reichsbahn ist
heute ein Restaurant, davor befindet sich ein fast drei Hektar großer Park.
Mehr dazu:
demo-online.de/blickpunkt/planen-bauenwohnen-kommunen
10 TITEL
DEMO 07-08/2021
Auf dem Weg zu null Abgasen
Wie die Stadt Göttingen mit der saubersten Luft Deutschlands punktet –
Auch in der Region Hannover kommt die Mobilitäts- und Verkehrswende voran
Autor Ulf Buschmann
R
olf-Georg Köhler dürfte es in
jüngster Zeit regelrecht warm
ums Herz geworden sein. Kein
Wunder, darf sich der Oberbürgermeister der Stadt Göttingen doch über die
sauberste Luft in ganz Deutschland
freuen – und mit ihm alle an diesem
Langfrist-Projekt Beteiligten. Dass es
sich in der altehrwürdigen Studentenstadt gut durchatmen lässt, hat die
Europäische Umweltagentur (EUA) der
Kommune in einer aktuellen Studie
attestiert. Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine maximale
Langzeitbelastung von 10 Mikrogramm
Feinstaub je Kubikmeter empfiehlt, sind
es laut EUA in Göttingen nur 7,3 Mikro
gramm. Die Werte gelten jeweils für die
beiden Bezugsjahre 2019 und 2020.
Verkehrswende von langer Hand
Doch diesen guten Wert hat die Kommune nicht von heute auf morgen erreicht. „Die Bemühungen reichen weiter
zurück. Die Stadt hat sich in den 90er
Jahren bereits mit dem Thema ‚Überwachung der Luftqualität‘ befasst. An
der Bürgerstraße und Nohlstraße wurden stationäre Messstationen eingerichtet“, sagt Verwaltungssprecher Dominik
Kimyon.
Hinzu kommen eine ganze Reihe von
Maßnahmen – diese haben nicht nur
etwas mit Klimaschutz zu tun, sondern
sind auch Bestandteil einer eingeleiteten Göttinger Verkehrswende. Hierzu
gehören der Masterplan „100% Klimaschutz“ beziehungsweise der „Klimaplan
Göttingen 2030“ als dessen Fortschreibung. Für beides gab es eine sehr breite Bürgerbeteiligung. Insbesondere den
Klimaplan bezeichnet Kimyon als „sehr
umsetzungsorientiert“.
Sozialdemokraten. Ziel der Mission ist eine „klimafreundliche Mobilität für alle“.
Auch wenn das Auto wichtig bleibt:
„Aber der Schadstoffausstoß wird auf
null reduziert sein“, heißt es. Durch viele
Maßnahmen nähern sich Städte wie
Göttingen diesen Zielen an.
Köhler nennt weitere Punkte, die
den Schadstoffausstoß in Südniedersachsen senken: Der Ausbau der Fernwärme, der Einsatz von E-Bussen im
öffentlichen Personennahverkehr und
das „BioWärmeZentrum“ würden zum
guten Wert beitragen. „Göttingen ist
mit seinen Parks, dem Wall und dem
Stadtwald zudem ausgesprochen grün“,
sagt Köhler. Zudem sei Göttingen eine
Fahrradstadt – 28 Prozent der Einwohner seien regelmäßig auf dem Rad unterwegs, für viele ist der Drahtesel inzwischen sogar das primäre Verkehrsmittel.
Weitere Faktoren sorgen dafür, dass die
Stickoxid-Belastung zurückgegangen ist:
So sind bei den Göttinger Verkehrsbetrieben (GöVB) seit 2018 Elektrohybridbusse
im Einsatz. Bis zum Jahr 2032 sollen
mehr als 60 Prozent der Busse elektrisch
fahren. Darüber hinaus soll der Ö
PNV
weitgehend Vorfahrt haben – inklusive
Göttingen
ist eine
Fahrradstadt.
28 Prozent
der Einwohner
sind regelmäßig
auf dem Rad
unterwegs.
Rolf-Georg Köhler,
Oberbürgermeister
in Göttigen
Zunehmend per Rad durch Hannover
Nicht nur in Göttingen hat die Zukunft
in Sachen Klimaschutz und Verkehrswende längst begonnen, sondern auch
in der Region Hannover. Niedersachsens
Landeshauptstadt und ihr Umland beteiligen sich seit dem Jahr 2002 an der
Untersuchung „Mobilität in Deutschland“ des Bundesverkehrsministeriums.
Darin zeigt sich: Die Menschen entlang
der Leine legen immer mehr Wege per
Fahrrad und mit dem ÖPNV zurück –
ein Trend, wie er in ganz Deutschland
zu verzeichnen ist. Allerdings zeigen die
Ergebnisse auch, dass es noch Luft nach
oben gibt: Vor diesem Hintergrund baut
die Region Hannover den ÖPNV massiv
aus. So schafft die ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe bis zum Jahr 2035
mehr als 100 zusätzliche Stadtbahnen
an – was einem Plus von mehr als 30
Prozent entspricht. In diesem Sinne verspricht die Bundes-SPD ein ehrgeiziges
Vorhaben: „Unser Ziel ist eine Mobilitätsgarantie: Jeder Bürger und jede Bürgerin – in der Stadt und auf dem Land
– soll einen wohnortnahen Anschluss an
den öffentlichen Verkehr haben.“
Schnellere Anbindung
Neue mehrgeschossige Park & Ride-
Anlagen, der Kauf von mit grünem Wasserstoff angetriebenen Bussen, mehr
S-Bahn-Fahrten, rund 10.000 zusätzliche
Fahrradstellplätze für Pendler – die Region Hannover hat sich viel vorgenommen. Von Hannover ins Umland plant
sie den Einsatz von schnellen Bussen.
Auch von Hannover nach Bremen soll
man flotter reisen können. „Im Zuge der
neuen Ausschreibung ab 2024 soll der
Halbstundentakt nach Bremen die Regel
sein“, heißt es dazu.
FOTO: STADT GÖTTINGEN
Vorfahrt für den ÖPNV
Der Masterplan ist ein Beispiel dafür, wie
wichtig die kommunale Ebene für die
Umsetzung der anvisierten Ziele der SPD
im Verkehrssektor sind: „Wir werden die
Verkehrswende voranbringen und bis
2030 das modernste und klimafreundlichste Mobilitätssystem Europas aufbauen“, heißt es im Wahlprogramm der
etwas dem elektronischen
Ticketkauf.
Hinzu kommen der Ausbau von FahrradSchnellverbindungen, die Ertüchtigung
von konventionellen Radwegen und die
Umrüstung der Verkehrstechnik, wie der
Einsatz von LEDs bei Ampeln.
Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler kann sich über gute Luftwerte in Göttingen
freuen – nicht zuletzt dank einer fortschrittlichen Klimapolitik in der Stadt.
demo-online.de/blickpunkt/mobilitaetkommunen
TITEL 11
07-08/2021 DEMO
Neuem begegnen
Nach dem Lockdown lebt die Bremer
Kultur wieder auf – dank diverser
Hilfen des Bremer Kulturressorts und
Geld vom Bund für „Neustart Kultur“
Autor Ulf Buschmann
A
uf der Bühne im Gustav-
Heinemann-Bürgerhaus geht
es recht gut ab. Zwar ist die
A nzahl der Zuschauer überschaubar.
Doch die Spiellaune der Band auf der
Bühne leidet darunter nicht – „von
Grambusch“, so heißt die Band, macht
Stimmung. Jendrik Grube, Patrick Pusch,
Miron Klöster, Yannick Bonnes spielen
laut Ankündigung „geerdeten norddeutschen Akustik-Pop-Punk“. Eigentlich sollten „von Grambusch“ an der frischen Luft
auftreten, doch der durch Tief „Bernd“
verursachte Regen hatte eine Verlegung
in den Saal notwendig gemacht.
Ob drinnen oder draußen – das ist
den Musikern am Ende egal. Die Kultur
schaffenden aller Richtungen möchten
nach dem langen Lockdown von Herbst
bis Frühjahr endlich wieder aktiv werden. Damit dies einigermaßen glattgeht,
hilft das Bremer Kulturressort unter Bürgermeister und Kultursenator Andreas
Bovenschulte und Staatsrätin Carmen
Emigholz (beide SPD) kräftig mit.
FOTOS: ULF BUSCHMANN; CHRISTINA KUHAUPT/FREIE HANSESTADT BREMEN
Künstlersoforthilfe
Gleich zu Beginn erhielten Kulturschaffende eine Künstlersoforthilfe, insgesamt
in Höhe von 500.000 Euro. Daneben
bekamen die Kultureinrichtungen rund
zwölf Millionen Euro, um Einnahme
ausfälle aufzufangen. Und im November 2020 rief das kleinste Bundesland
das erste Mal in seiner Geschichte ein
Stipendienprogramm für Künstlerinnen
und Künstler ins Leben. Dafür flossen
aus dem Bremen-Fonds des Landes
zur Abmilderung der Pandemiefolgen
2,8 Millionen Euro. Den gleichen Betrag
gab es gleich noch einmal im Dezember
2020. Zunächst kamen 800 künstlerische Projekte in den Genuss der Landesförderung.
Im Mai schoss das Land Bremen weiteres Geld für 150 Künstlerinnen und
Künstler nach – 950 Menschen beziehungsweise Projekte aus Bremen und
Bremerhaven sind es bis dato. Das alles
Die Band „von Grambusch“ kann infolge staatlicher Hilfen wieder vor Publikum spielen.
Kulturschaffende möchten nach den Lockdowns endlich wieder regelmäßig aktiv sein.
Unser Fokus
war es,
jedem Einzelnen
zu helfen.
Carmen Emigholz,
Kulturstaatsrätin
lässt sich Bremen 6,65 Millionen Euro
kosten. Somit bekommt jeder Bedachte
7.000 Euro. Darüber ist Emigholz froh:
„Das hilft den Menschen direkt, und immerhin zahlen wir damit 2.000 Euro mehr
als der Bund“, sagt sie. Damit zielt sie auf
ein neues Stipendienprogramm des Bundes im Rahmen des Kulturfonds „Neustart nach Corona“. 2,5 Milliarden Euro
hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz
insgesamt in die Hand genommen, um
die darbende Branche zu stützen.
Im Land Bremen sei die Kultur unter
dem Strich denn auch relativ gut durch
die Krise gekommen, freut sich die
Staatsrätin. Dies sei indes nicht nur den
Hilfen für Künstlerinnen und Künstler zu
verdanken. Auch die Erhöhung des regulären Kulturetats um rund 8,5 auf jetzt
knapp 100 Millionen Euro habe dazu
beigetragen. Dies habe der Verwaltung
zusätzlichen Spielraum gegeben – und
das Ressort habe seinem Anspruch gerecht werden können. Diesen beschreibt
die Staatsrätin so: „Unser Fokus war es,
jedem Einzelnen zu helfen“, betont die
Sozialdemokratin, die seit vielen Jahren
Mitglied im Bundesvorstand des Kulturforums der Sozialdemokratie und zuständig für Kultur beim Bundesvorstand
der Sozialdemokratischen Gemeinschaft
für Kommunalpolitik (Bundes-SGK) ist.
Jetzt, vor der Bundestagswahl, bringt
die SPD insbesondere in ihrem Zukunftsprogramm zum Ausdruck, wie wichtig
ihr die Förderung von Kultur ist: Sie will
zur Bestandsaufnahme von Kulturpolitik im 21. Jahrhundert ein bundesweites Kulturplenum einrichten, in dem
neben Kommunen, Ländern und Bund
auch Kulturproduzenten, ihre Verbände
und die Zivilgesellschaft vertreten sind.
Außerdem erhebt die Partei die bekannte Forderung, Kultur als Staatsziel im
Grundgesetz zu verankern. Befürworter
erhoffen sich dadurch eine Stärkung des
Stellenwerts der Kultur in der Gesellschaft – konkrete Ansprüche, etwa von
Kommunen – würden sich davon aber
nicht ableiten lassen.
Darüber hinaus sollen ganz praktisch zur besseren sozialen Sicherung
von Freischaffenden Mindestgagen und
Ausstellungshonorare fest etabliert werden. Darüber hinaus hat sich die SPD
vorgenommen, „die Kommunen auch finanziell dauerhaft in die Lage zu versetzen, Kunst und Kultur aus eigener Kraft
zu fördern.“ Weiter heißt es: „Wir werden die Bundeskulturfonds
ausbauen
und Programme auflegen, mit denen
kulturelle Freiräume gesichert und entwickelt werden können.“
Dass die Hilfen von Land und Bund
richtig und wichtig sind, bestätigt Frauke
Winter vom Kulturbüro Bremen-Nord.
„Wir fühlen uns sehr gut unter die Arme gegriffen“, sagt sie in einer Veranstaltung der SPD-Bürgerschaftsfraktion.
Förderprogramme wie die Einnahme
ausfallhilfe des Bremer Kulturressorts
oder „Neustart Kultur“ der Bundesregierung, Hilfsangebote und nicht zuletzt das Kurzarbeitergeld hätten dabei
geholfen, dass das Kulturbüro BremenNord recht gut durch die Krise gekommen ist. Winter ergänzt: „Wir haben
unsere Mitarbeiter alle halten können.“
An die 200 Veranstaltungen aller Art
zeigen: Die Pandemie hat die Kulturschaffenden an der Weser in die Lage
versetzt, vieles auszuprobieren. „Corona
war auch die Herausforderung, das Bisherige neu zu denken“, zieht Emigholz
Bilanz. Sie glaubt daran, dass sich die
neuen Formate für die Zukunft halten
werden. „Wir leben in einer digitalen
Welt, und wir sind herausgefordert,
dem Neuen zu begegnen“, sagt die
Kulturstaatsrätin.
spd.de
12 TITEL
DEMO 07-08/2021
Wahlkampf-Einsatz
mit neuen und alten Ideen
Wegen der Pandemie müssen Kandidierende ihre Strategien
im Kommunal- und Bundestagswahlkampf laufend anpassen
Autor Stefan Scholl
sonal, viel Zeit, wenig Geld = Haustür
besuche.
Obwohl sich Wahlkampf eigentlich
immer ändert, hat Corona sich besonders stark auf die Art der Durchführung
ausgewirkt – und die Situation ändert
sich auch laufend. Es müssen die jeweils
aktuell geltenden Regeln und das Empfinden der Menschen beachtet werden.
Hier ist Haustürwahlkampf mit Abstand
möglich, dort ist dies den Menschen unangenehm. Es gilt deshalb, immer einen
Plan B vorzubereiten. Wie kann ich die
Aktion unter schärferen Regeln durchführen oder wie kann ich sie statt in
Präsenz digital durchführen?
Aktionen digitalisieren
Von einem Wahlkampf lassen sich durchaus Parallelen zu einem Feuerwehreinsatz ziehen: Denn die Feuerwehr muss spontan, flexibel und
schnell auf unerwartete Situationen reagieren.
einem Feuerwehreinsatz ziehen. Denn
die Feuerwehr muss spontan, flexibel
und schnell auf unerwartete Situationen
reagieren. Während des Einsatzes wird
nicht diskutiert, sondern gehandelt. Es
wird mit klaren Anweisungen gearbeitet. Dafür benötigen die Feuerwehr
leute eine gute Ausbildung und ständige Übung. Übersetzt heißt das für den
Wahlkampf: delegieren, Informationen
weitergeben, das Team eigenständig
arbeiten lassen, möglichst viele Dinge
vorab organisieren, dem Plan vertrauen,
flexibel bleiben und Prioritäten setzen
– und wissen: Wahlkampf ist eigentlich
immer.
„Alte“ Wahlkampfmittel
Prioritäten setzen
Wie kann ich meine begrenzten Mittel
(Personal, Zeit, Geld) effektiv einsetzen,
um meine Zielgruppen und Hochburgen zu erreichen? Hilfreich ist hier ein
Raster mit Wahlkampfaktionen und der
Auflistung, wieviel Personal, Zeit und
Geld diese benötigen. Je nach Situation
kann die passende Wahlkampfaktion
gewählt werden. Beispiel: wenig Per-
Stefan Scholl, eTrainer und
Fachtrainer für bürgerschaftliches Engagement, war u. a.
15 Jahre Vorsitzender eines
SPD-Ortsvereins und leitete
ehrenamtlich zahlreiche Wahlkämpfe zu Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen.
Durch Corona bekommen „alte“ Wahlkampfmittel wie Plakate und Flugblätter wieder eine größere Bedeutung
und Aufmerksamkeit. Nicht jede Wahlkampf-Aktion muss gestrichen, sondern
nur neu gedacht werden. Statt mit fünf
Leuten hinter dem Infostand zu stehen,
können „lebendige Plakate“ (jede Person schnallt sich vorne und hinten ein
Wahlplakat um) mit ausreichend Abstand zueinander durch die Stadt laufen.
Statt in der Sprechstunde zu sitzen und
zu warten, können Vereine angerufen
werden oder Zielgruppengespräche per
Videokonferenz stattfinden.
Unabhängig vom Ausgang der Wahl
sollte das Feiern und „Danke“ sagen
nicht vergessen werden. Und natürlich
auch eine Auswertung erfolgen. Daraus
können wichtige Erkenntnisse für den
nächsten Wahlkampf-Einsatz gewonnen
werden.
Mehr demo-online.de/wahlen
FOTOS: SVEN GRUNDMANN/ADOBE.STOCK.COM; PRIVAT
W
ahlkampf bedeutet, dass
ein ausgearbeiteter Plan
auf unerwartete Situa
tionen trifft und man dafür – gefühlt
– zu wenig Zeit, Geld und Personal
hat. Durch und mit Corona ist das nicht
anders. Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer sind gezwungen, spontan und
kreativ auf die aktuell geltenden Regeln
(Abstand, Hygiene, Maske, Testen, Lüften) zu reagieren. Das ist aber auch eine
Chance, das eine oder andere alte Wahlkampfmittel neu zu entdecken und den
Wahlkampf digitaler zu machen.
Die Phase der Analyse und Planung für
einen Wahlkampf ist spätestens mit Beginn der Briefwahl vorbei. Der Zeit- und
Fristenplan steht, das Budget wurde aufgestellt. Die „heiße“ Wahlkampfphase
startet und der Plan wird umgesetzt:
Plakate werden aufgestellt, Material ist
spätestens zum Start der Briefwahl da,
der Haustürwahlkampf beginnt, Veranstaltungen werden durchgeführt.
Bei alldem sind eine gute Team
aufstellung und Organisation hilfreich.
Hier lassen sich durchaus Parallelen zu
86 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen ein Smartphone. Daher ist
es notwendig, dass – auch unabhängig von Corona – Wahlkampfaktionen
auch digital stattfinden. Wichtig ist,
sich folgende Fragen zu beantworten:
Für wen mache ich Wahlkampf und wo
treffe ich diese Zielgruppe an? Danach
richtet es sich, ob ich zum Beispiel eine
Sprechstunde in Präsenz, per Telefon, in
den digitalen Medien oder per Video
konferenz anbiete.
Fälschlicherweise liest man immer
wieder das Schlagwort „Social Distancing“ für den Umgang mit Corona.
Richtigerweise muss es heißen: körperliche Distanz und dennoch soziales Miteinander. Im Wahlkampf bedeutet das:
sichtbar und ansprechbar sein und zwar
in Präsenz und digital.
TITEL 13
07-08/2021 DEMO
Den Sprung ins Rathaus
erfolgreich geschafft
Was Wahlkämpfende in Corona-Zeiten
von cleveren Kommunalpolitikern lernen können
Autor Uwe Roth
FOTOS: VFBENNY89 VIA WIKIMEDIA COMMONS CC BY-SA 4.0; XOCOLATL VIA WIKIMEDIA COMMONS GEMEINFREI
I
n Baden-Württemberg haben drei
SPD-Bürgermeister den Sprung ins
Rathaus einer größeren Kommune
geschafft. Matthias Klopfer, langjähriger Oberbürgermeister in Schorndorf
(Rems-Murr-Kreis) beginnt im November
seine Arbeit in dem 30 Kilometer entfernten Esslingen. Der 53-Jährige wird
nach knappem Wahlausgang Nachfolger von Parteifreund Jürgen Zieger, der
in 23 Jahren nicht nur die Stadt prägte,
sondern als führender Funktionär in Verbänden die kommunale Daseinsvorsorge
mitgestaltete. Frederick Brütting wechselt als OB von der Gemeinde Heubach
(Ostalbkreis), wo er knapp zehn Jahre
Bürgermeister war, in die benachbarte Große Kreisstadt Aalen. Auch der
37-Jährige folgt im Oktober einem SPDMitglied nach. Thilo Rentschler hatte auf
eine weitere Kandidatur verzichtet.
Den weitesten Ortswechsel hatte Michael Salomo. Von Haßmersheim
(Neckar-Odenwald-Kreis) führte ihn der
nächste Karriereschritt in die 160 Kilometer entfernte Stadt Heidenheim. Der
32-Jährige trat nicht als SPD-Kandidat an.
Er machte aus seiner Parteimitgliedschaft
indes kein Geheimnis und holte sich das
OB-Amt mit 61 Prozent gleich im ersten
Wahlgang. Nachsehen hatte der CDUKandidat mit weniger als 30 Prozent.
Konkrete Lösungen anbieten
Corona-Wahlkampfmodus
Alle drei Bewerber hatten zu Beginn des
Jahres begonnen, ihren Wahlkampf klassisch zu planen. Dann kam im März die
dritte Welle, und „mit einem Schlag war
alles ganz anders“, erinnert sich Brütting.
Er und sein Team gingen in den CoronaWahlkampfmodus: Am schnellsten ging
der Wechsel zu Online. Da musste der
ehemalige Juso-Landesvorsitzende nicht
viel dazulernen. Seine Accounts sind im
Web etabliert. Instagram (Zielgruppe
um die 30-Jährigen), Facebook (40 Jahre und älter) und WhatsApp. Wenn es
passte, schaltete sein Team bei Google
Werbung. Auf Gremiensitzungen habe
er komplett verzichtet, sagt er. Über
am Ende nichts. Darauf zu verzichten, ist
befreiend gewesen.“ Insgesamt, sagt er,
sei die Qualität der Kontakte gestiegen.
Matthias Klopfer machte mit seinem
Wahlkampf in Esslingen ähnliche Erfahrungen. „Alles passierte zuerst komplett online.“ Rasch habe sich gezeigt,
dass die virtuelle Zusammenarbeit im
Wahlkampfteam sehr effektiv sei, stellte
er fest. Zoom, Teams und die anderen
Videochat-Programme haben sich mittlerweile als Medium der Kommunikation
etabliert. Die Wahlsieger warnen aber:
Sie seien eine Bereicherung, aber kein
Ersatz für persönliche Kontakte.
Themen für den Wahlkampf mussten
die Kandidaten nicht suchen. Sie hätten sich aufgedrängt: Wohnungsnot,
die hohen Mieten, die in allen Städten
des Landes die Einkommen auffressen,
fehlende Kitaplätze, leer stehende Einzelhandelsgeschäfte und insbesondere
der Klimawandel. Ihren Wahlerfolg haben die Kandidaten zum Teil auch dem
zu verdanken, dass sie als amtierende
Rathauschefs auf erfolgreiche Projekte
verweisen konnten – wie Brütting auf
ein Wärmenetz in Heubach.
WhatsApp habe er viele ältere Menschen erreicht.
Klassische Werbeträger hatten ein
Comeback: Klopfer ließ XXL-Plakate an
Bauzäunen anbringen. Brütting fand zum
Wählerbrief zurück. Freiwillige Helferinnen und Helfer verteilten 32.000 Stück.
„Ich finde, es ist ein Gebot des Respekts,
mich Ihnen vor Ihrer Wahlentscheidung
in einem Brief vorzustellen“, schrieb er
den Wählerinnen und Wählern. Den üblichen, im Lockdown aber verbotenen
Hinterzimmer-Veranstaltungen trauert er
nicht nach. „Da tauschen Kontrahenten
drei Stunden lang vor 30 Zuhörern vorgefertigte Meinungen aus. Das bringt doch
In Esslingen – das Foto oben
zeigt das neue Rathaus
in der Innenstadt – wird
Matthias Klopfer (SPD)
von November an als neuer
Oberbürgermeister die
Geschicke der Stadt steuern.
Große Politik aufs Kommunale herunterbrechen, war nicht die Lösung, um Wählerinnen und Wählern Themen näher
zubringen, so ihre Erkenntnis. Vielmehr
ist es so, dass man an lokalen Lösungen
zeigt, wie große Politik erfolgreich funktionieren kann. „Die großen Klimapolitik-Themen interessieren die Menschen
weniger“, hat Klopfer festgestellt, „man
muss sehr viel konkreter werden“. Die
Klimaziele von Paris seien zu abstrakt,
um sie zu vermitteln. Auch das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz der Bundesregierung stoße
nicht auf die erwartete Aufmerksamkeit.
„Die Bürger hören zu, wenn der
Kandidat über grüne Fassaden spricht,
über mehr Bäume, Brunnen an ganz bestimmten Orten in der Stadt oder über
den dringenden Bau von Zisternen“, sagt
Klopfer. „Wenn man die lokalen Kosten
nennt, um den Klimawandel zu bekämpfen, wird der Wandel konkret.“ In den
lokalen Themen stecken die Kontroversen. Fast jeder, der für mehr Klimaschutz
plädiert, sieht auch die Wohnungsnot
und fordert mehr bezahlbaren Wohnraum. Eine noch dichtere Bebauung
versiegelt den Boden und belastet zusätzlich das Stadtklima. Das sei der Stoff
für konstruktive Diskussionen, haben die
erfolgreichen Wahlkämpfer erfahren.
demo-online.de
14 TITEL
DEMO 07-08/2021
Auf der Zielgeraden
Iris Bothe kämpft um den OB-Posten im Wolfsburger Rathaus
Autorin Karin Billanitsch
Ich habe
gelernt, dass
es wichtig ist,
authentisch zu
sein, sich auch
zu behaupten
und Vorurteile
einfach nicht
zu beachten.
Iris Bothe,
Kandidatin für die OB-Wahl
in Wolfsburg
Für Wolfsburg mit Herz:
OB-Kandidatin Iris Bothe
recht knapp vor der SPD (31,2 Prozent).
„Die SPD hat die Chance Nummer eins zu
werden, weil wir sehr gute Kandidaten
haben, die es können und nah bei den
Menschen sind“, sagte SPD-Chef Stephan
Weil kürzlich
Um den Posten an der Rathausspitze
in Wolfsburg ringen mehr als ein halbes
Dutzend Kandidierende: Zwei Frauen und
sechs Männer haben ihr Interesse bekundet und Vorschläge zur Wahl eingereicht.
Als eine von ihnen hat Iris Bothe ihren Hut
für die SPD in den Ring geworfen, selbst
ist die Dezernentin parteilos. Doch mit
den Zielen der SPD identifiziert sie sich
in vielen Bereichen: „Ich habe in den vergangenen 30 Jahren meiner beruflichen
Karriere die Dinge, die mir wichtig waren,
etwa gleiche Bildungschancen für alle,
gute Betreuungsangebote für Kinder und
Jugendliche oder soziale Stadtgestaltung,
mit der SPD zusammen erreicht.“
Im Wolfsburger Rat ist die SPD-Fraktion
mit knapp 30 Prozent die stärkste Kraft.
Interview demo-online.de/wahlen
Leitfaden für digitale Veranstaltungen
Die SGK Niedersachen hat gemeinsam mit der Berliner Agentur
ASK einen Leitfaden entwickelt,
um die digitale Arbeitsweise in
Corona-Zeiten zu erleichtern. In
dem 12-seitigen Heft sind Videotutorials und Hörkurse integriert,
jeweils mit praktischen Tipps für
die technische Ausrüstung. Das
Material soll die Kommunalpolitikerinnen und -politiker befähi-
gen, im direkten Austausch mit
Bürgerinnen und Bürgern zu bleiben, auch wenn physische Treffen nicht möglich sind.
Aber die digitale Arbeitsweise
ist nicht nur während der Pandemie wichtig: Von professionell
organisierten digitalen Veranstaltungen über Online-Sprechstunden bis hin zu virtuellen
„Runden Tischen und digitalen
Zukunftswerkstätten zur Bürgerbeteiligung reicht das Spektrum
interessanter Events. Das Tutorial
ist praxisnah und hilfreich für die
Kommunalen vor Ort. Es kostet
zehn Euro und kann bei der SGK
Niedersachsen angefordert werden.
sgk-niedersachsen.de/onlinekursdigital-vor-ort/
FOTO: SCREENSHOT DEMO
I
ris Bothe könnte kommunalpolitische
Geschichte schreiben, wenn sie im
Wahlkampf um das Wolfsburger Rathaus erfolgreich ist: In Niedersachsen gibt
es bislang keine Oberbürgermeisterin,
wie sie bei ihrer Kandidatur festgestellt
hat: „Das wundert mich inzwischen nicht
mehr“, sagt Bothe. Sie habe in ihrer beruflichen Laufbahn nie erlebt, dass es als
Frau schwierig war – aber in der Kandidatur sei das deutlich anders. „Es gibt schon
ganz schöne Männernetzwerke, die ein
großes Interesse daran haben, dass sie
in ihrem Club unter sich bleiben.“ Sich
durchzusetzen, ist sie indes seit langem
gewohnt: Während eines Anerkennungsjahres bei Volkswagen in Wolfsburg nach
dem Studium war sie häufig die einzige
Frau in Männerrunden.
Für die 53-jährige studierte Sozial
pädagogin war diese Zeit kein Hindernis,
sondern ein „großes Lernfeld“, wie sie
sagt. Damals hätten bei diesem Beruf die
Chefs eher „das Bild von Latzhosen und
Birkenstöckern im Kopf gehabt“ – gegen diese Vorurteile hatte Bothe damals
zu kämpfen, bis sie sich „ein gewisses
Renommee“ verschafft hat. Vor allem seit
sie in Führungspositionen ist – sie leitet in
Wolfsburg das Dezernat für Jugend, Bildung und Integration mit mehr als 1.000
Mitarbeitenden und war auch Sozial- und
Finanzdezernentin – muss sie sich in e iner
von Männern dominierten Berufswelt
durchsetzen. „Ich habe gelernt, dass es
wichtig ist, authentisch zu sein, sich auch
zu behaupten und Vorurteile einfach nicht
zu beachten und seinen eigenen Stil zu finden. Wichtig ist, sich Netzwerke zu schaffen, nicht nur Frauennetzwerke, sondern
überhaupt Netzwerke, mit denen man
zusammenarbeiten kann, um Themen
voranzubringen“, ist ihre E rfahrung.
Am 12. September finden in Niedersachsen die Direktwahlen von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern statt,
zugleich werden bei den Kommunalwahlen Stadträte, Gemeinderäte und Samtgemeinderäte gewählt sowie die Versammlung der Region Hannover. Spannend
dürfte für Beobachter die Frage sein, ob
die SPD es schafft, stärkste kommunale
Kraft in Niedersachsen zu werden. Im Jahr
2016 lag noch die CDU in den Landkreisen
und kreisfreien Städten mit 34,4 Prozent
Der bisherige SPD-OB Klaus Mohrs tritt
nicht wieder an. Auf die Nachfolgerin
oder den Nachfolger warten viele Herausforderungen: Da sind die Folgen der
Corona-Krise für die örtliche Wirtschaft,
die aufgearbeitet werden müssen, die
Modernisierung der Kitas und Schulen,
die ansteht, und der Bau einer großen
Feuerwehrwache, der gestemmt werden
muss. Dabei weist der städtische Haushalt
ein Defizit von 90 Millionen Euro auf. „Wir
müssen in jedem Fall verhindern, dass wir
in die Haushaltssicherung gehen“, gibt Iris
Bothe schon jetzt als Ziel vor.
In ihrem Wahlkampfformat „Stadt
geflüster!!“ kommt Bothe mit Persönlichkeiten aus Wolfsburg ins Gespräch, die etwas verändern oder bewegen möchten.
Das können ein Jugendfeuerwehrwart,
eine Logopädin oder jemand aus dem
Behindertenbeirat der Stadt sein.
Nah bei den Menschen zu sein, ist ihr
wichtig. Auf der Zielgeraden des Wahlkampfs nimmt sie wahr, wie groß die
Sehnsucht der Bürgerinnen und Bürger
ist, in den direkten Dialog mit der Politik zu treten. Insofern ist sie mit ihren
Unter
s tützerinnen und Unterstützern
auch ganz klassisch auf den Marktplätzen
präsent und setzt auf Hausbesuche – je
nachdem, wie es die Inzidenzen erlauben.
TITEL 15
07-08/2021 DEMO
Die Kandidatin in Aktion: Franziska Giffey präsentiert neue Wahlkampfplakate in Berlin.
Vom Neuköllner
in das Rote Rathaus?
Franziska Giffey will Berlin regieren – dabei könnte ihr
die bezirkspolitische Erfahrung helfen
Autor Carl-Friedrich Höck
FOTOS: SPD BERLIN/NILS HASENAU; SPD-FRAKTION BERLIN-MITTE
E
s kommt nicht oft vor, dass Kommunalpolitiker direkt ins Bundeskabinett wechseln. Franziska
Giffey ging diesen Schritt im März 2018.
Die SPD nominierte die damalige Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln für
das Amt der Familienministerin. Jetzt
nimmt Giffey einen weiteren Posten in
den Blick: Sie will Regierende Bürgermeisterin von Berlin werden. Am 21. September, parallel zur Bundestagswahl, werden
in der Bundeshauptstadt auch das Abgeordnetenhaus und die Bezirksverordnetenversammlungen neu gewählt.
Ihre kommunalpolitischen Erfahrungen
prägen Giffey bis heute. 2007 trat sie in die
SPD ein, 2010 wurde sie B
ezirksstadträtin
für Schule, Bildung, Kultur und Sport.
Fünf Jahre später beerbte Giffey den bisherigen Bezirksbürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky. „Mich hat immer beschäftigt, wie viele Familien in sehr
schwierigen sozialen Verhältnissen leben
und was wir dagegen tun können“, sagt
die 43-Jährige. Sie habe dazu beitragen
wollen, dass alle Kinder erfolgreich sein
können – egal ob sie aus armen oder reichen Verhältnissen stammen, ob die Eltern deutsch sprechen oder nicht. „Dabei
habe ich auch erlebt, wie wichtig ein starker Staat ist, der auch die Mittel hat Dinge
anzugehen“, erzählt Giffey.
Giffeys Vorteil
Sascha Schug gibt nicht auf.
Wenn wir in den
Innenstädten
einen guten
Strukturmix
erhalten wollen,
muss auch das
Gewerbemietrecht angepasst
werden.
Sascha Schug,
Vorsitzender SGK Berlin
Mit ihren Erfahrungen als Bezirksbürgermeisterin hat die SPD-Politikerin den Spitzenkandidaten der anderen Parteien etwas voraus. Weder Bettina Jarasch (Grüne) noch Klaus Lederer (Linke) oder Kai
Wegner (CDU) haben bisher ein ähnliches
Amt ausgeübt. Das könnte noch wichtig
werden, denn in Berlin wird gerade über
die Aufgabenverteilung zwischen Senat
und Bezirken diskutiert. Bisher führen
doppelte Zuständigkeiten zuweilen dazu, dass sich Verwaltungen gegenseitig
die Verantwortung zuschieben. Medien
spotten über „Behörden-Pingpong“. Mit
einem „Zukunftspakt Verwaltung“ haben
sich Senat und Bezirksbürgermeister vor
zwei Jahren auf Reformen verständigt.
„Die SPD will darauf aufbauen und den
nächsten Schritt gehen, indem wir über
eine Verfassungsänderung eine zeitgemäße Steuerung und klare und effiziente
Strukturen verankern“, erklärt Franziska
Giffey. Das Verhältnis zwischen Senat
und Bezirken will sie in einem partei-
übergreifenden Verfassungskonvent neu
definieren. Dabei sollen die Aufgaben,
Kompetenzen und Verantwortung der
Bezirks- und Senatsverwaltungen eindeutig geregelt und zugeordnet werden.
Als ehemalige Bezirksbürgermeisterin
kennt Giffey die Herausforderungen und
Anforderungen in den Bezirksverwaltungen gut. Das Thema „funktionierende
Verwaltung“ hat sie zu einem Kernpunkt
ihrer Kampagne gemacht.
Ein weiteres, wohl entscheidendes
Thema im Berliner Wahlkampf, ist der
Mangel an bezahlbaren Wohnungen.
Giffey plant, den Wohnungsneubau zur
Chefinnensache zu erklären und Planungsverfahren zu beschleunigen. Gemeinsam mit genossenschaftlichem und
privatwirtschaftlichem Wohnungsneubau
will die SPD bis 2030 insgesamt 200.000
neue Wohnungen schaffen. Zudem sollen die landeseigenen Wohnungsunternehmen Bestandswohnungen ankaufen.
Aktuell besitzen sie rund 320.000 Wohnungen. Im Jahr 2026 sollen es 400.000
sein, für die 2030er Jahre strebt Giffey
500.000 landeseigene Wohnungen an.
Manchmal funktioniert Berlin als Seismograf für politische Entwicklungen –
dann wandert ein Thema von Berlin aus
auf die bundespolitische Bühne. „Zum
Beispiel wurde der Versuch eines Berliner
Mietendeckels ursprünglich von Genossen in Berlin-Mitte entwickelt“, sagt der
Berliner SGK-Vorsitzende Sascha Schug.
Das Bundesverfassungsgericht hat den
Deckel gekippt, es sieht die Zuständigkeit
beim Bund. Nun geht die SPD mit der Forderung nach einem Mieten-Moratorium
in die Bundestagswahl. Fragt man Schug,
was er sich von der nächsten Bundesregierung wünscht, antwortet er: „Eine
andere Bodenpolitik“. Außerdem will er
das Gewerbemietrecht anpassen. Es dürfe nicht so bleiben, dass man Gewerbe
mieterinnen und -mietern einfach von
heute auf morgen kündigen kann, meint
Schug. Deshalb brauche es so etwas wie
einen Mietendeckel, „damit unser kleinteiliges Gewerbe, soziale Einrichtungen,
Kitas und Ähnliches nicht den Verdrängungsmechanismen zum Opfer fallen.“
Auch Franziska Giffey sorgt sich wegen steigender Gewerbemieten. Sie will
die landeseigenen Wohnungsgesellschaften in die Lage versetzen, Kleingewerbe
stärker in ihrem Gebäudebestand zu fördern. Und auch im Bund trete die SPD
für ein neues Gewerbemietrecht ein, um
Kleingewerbe, soziale und kulturelle Einrichtungen besser vor Mieterhöhungen
oder Kündigungen zu schützen, sagt sie.
demo-online.de/giffey
16 BLICKPUNKT SCHULE
Allein 200 Millionen Euro für
mobile Luftfilter an Schulen
Der Bund stellt Gelder für die Beschaffung zur Verfügung.
Die Durchführung der Förderung obliegt den Ländern
Autoren Carl-Friedrich Höck, Karin Billanitsch
S
chulen und Kitas stehen vor einem
Problem: Nach wie vor gibt es für
Kinder unter 12 Jahren keinen
zugelassenen Impfstoff gegen Covid-19.
Unterricht oder Spielen bei offenen Fenstern wird spätestens dann schwierig,
wenn die Temperaturen im Herbst wieder fallen. Nun setzt der Bund verstärkt
auf mobile Luftreinigungsanlagen.
Die Ländern sollen Geld erhalten, um
diese finanziell bei der Beschaffung zu
unterstützen. Dazu stellt der Bund den
Ländern 200 Millionen Euro aus dem Titel der Bundesförderung Corona-gerechte
stationäre raumlufttechnische Anlagen
zur Verfügung, wie eine Sprecherin des
Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi)
mitteilt. Der Bund übernimmt bis zu 50
Prozent der Kosten. Die Beantragung der
Mittel und die Durchführung der Förderung erfolgt über die Länder.
Antragsberechtigt seien Einrichtungen,
in denen Kinder unter 12 Jahren betreut
werden, heißt es – also diejenigen, für
die es in absehbarer Zeit keinen Impfstoff
FÖRDERUNG
500
Millionen Euro beträgt die
Bundesförderung für stationäre
und mobile Luftfilteranlagen.
50
Prozent der Kosten übernimmt
der Bund im Höchstfall beim
Kauf mobiler Anlagen.
15-25
Prozent der Klassenräume
lassen sich – nach Erhebungen
in zwei Bundesländern – nur
eingeschränkt lüften.
QUELLEN: BMWI; UMWELTBUNDESAMT;
EIGENE RECHERCHEN
Präsenzunterricht soll auch möglich bleiben,
wenn die Temperaturen im Herbst fallen.
geben wird. Gefördert werden aber auch
Schulen, die zugleich von älteren Kindern
besucht werden. Das Fördergeld soll bis
31. Dezember 2021 gezahlt werden.
Zunächst hatte das Wirtschaftsministerium lediglich stationäre Anlagen
unterstützt. Der Nutzen mobiler Geräte
war umstritten. BMWi-Staatssekretärin
Claudia Dörr-Voß erklärte noch im Juni:
Während stationäre Anlagen von Anfang
an auf die räumlichen Bedingungen baulich angepasst seien, „besteht bei mobilen Geräten die Gefahr, dass diese Gegebenheiten nicht hinreichend berücksichtigt werden, so dass der Reinigungserfolg
nicht oder nur teilweise eintritt.“
Ein Grund für den Sinneswandel des
Wirtschaftsministeriums könnte sein, dass
das Umweltbundesamt (UBA) eine neue
Einschätzung zur Luftreinigung an Schulen veröffentlich hat. Es empfiehlt mobile
Luftreiniger für Räume der sogenannten
Kategorie 2 mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit. Das sind zum Beispiel
Räume, in denen die Fenster nur gekippt
und nicht komplett geöffnet werden können. Und in diesen Fällen können nun
die mobilen Geräte angeschafft werden.
Der Anteil solcher Klassenräume liegt laut
UBA – nach Erhebungen in zwei Bundesländern – bei rund 15 bis 25 Prozent.
Kontinuierlich betriebene mobile Luft
reiniger könnten hier helfen, die Virenlast
um bis zu 90 Prozent zu reduzieren. Nicht
zu belüftende Räume (Kategorie 3) seien
grundsätzlich nicht für den Schulunterricht empfohlen, betont das UBA.
Insgesamt hat der Bund im Förderprogramm 500 Millionen Euro für den Kauf
von stationären und mobilen Luftfiltern
bereitgestellt. Die Nachfrage nach dem
Programm ist hoch: Von den 500 Millionen Euro sind bereits 244 Millionen Euro
gebunden (Stand 12. August).
Mehr Informationen umweltbundesamt.de
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HANNOVER
Eine Veranstaltung des:
FOTO: THOMAS TRUTSCHEL /PHOTOTHEK.NET
DEMO 07-08/2021
KLIMASCHUTZ UND NACHHALTIGKEIT 17
07-08/2021 DEMO
DEMO-SERIE
Bauen mit Holz
Das Material bietet große Potenziale für den kommunalen
Klima- und Ressourcenschutz
Autor Maic Verbücheln, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)
D
ie Relevanz des Bauens wird
immer stärker im umweltpolitischen Diskurs wahrgenommen. Dies ist mehr als berechtigt, denn
Bauen verbraucht viele Ressourcen (Baumaterialien, Energie, Wasser, Flächen
und Boden). Der Bausektor ist für rund
40 Prozent der globalen TreibhausgasEmissionen verantwortlich, außerdem
entstehen hier die größten Abfallströme.
Der Klimaforscher und Gründer des
Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Hans Joachim Schellnhuber sagte kürzlich in einem FAZ-Interview mit
Blick auf das Bauen „Wie konnte ich nur
so blind sein und den größten Elefanten
im Klimaraum, das Bauwesen, übersehen?“ In diesem Zusammenhang kommt
das Bauen mit Holz ins Spiel. Mit dem
Einsatz von Holz können klimaschädliche Baumaterialien wie etwa Beton
eingespart werden, da Holz nicht nur
als Oberflächenmaterial, sondern auch
als Tragwerksmaterial eingesetzt wird.
Darüber hinaus ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, dient als CO2-Speicher
und ist national und regional verfügbar.
Aber Holz hat nicht nur Vorteile in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung,
sondern besitzt auch als Baumaterial
Vorteile: Holz dämmt gut und ist mit
seinem geringen Gewicht gut für Aufstockungen und Baulückenschließungen
geeignet. Vorfertigungen für serielles
Bauen sind möglich und Holzkonstruktionen können schnell verbaut werden.
Gleichzeitig ermöglicht die Verwendung
von Holz schmale Wände und erleichtert
den Rückbau sowie die Wiederverwertung oder das Recycling. Außerdem besitzt Holz auch räumliche Qualitäten.
FOTO: MAIC VERBÜCHELN
Holz ersetzt Beton und Stahl
Welche Einsparmöglichkeiten durch den
Einsatz von Holz als Hauptbaustoff möglich sind, zeigt sich an einer modellhaften Berechnung für ein Holzhochhaus
mit 19 Geschossen – Roots in Hamburg,
das einem konventionellen Hochhaus in
gleicher Größe gegenübergestellt wurde: Beim Bau konnte auf mehr als 10.000
Tonnen Beton und 1.000 Tonnen Stahl
verzichtet werden. Im Vergleich zum Bau
Mit Holzbauweise kann der Verbrauch von Beton und Stahl reduziert werden.
Gebäude werden so nachhaltiger und klimafreundlicher.
mit konventionellen Baustoffen werden
für das konkrete Beispiel rund 23.000
Tonnen CO2 eingespart.
Für den Einsatz von Holz im Hochbau
wurden wichtige rechtliche Rahmenbedingungen verbessert. So wurden in
vielen Bundesländern Voraussetzungen
der Bauordnungen für mehrgeschossigen Wohnungsbau angepasst. Wohngebäude aus Holz in den Gebäudeklassen
4 und 5 sind in der Regel umsetzbar.
Durch effektiven Brandschutz ist der
Einsatz von Holz sogar in Hochhäusern
gut möglich.
Kommunen können auf mehreren
Ebenen das Bauen in erheblichem Maße
mitgestalten und haben somit hervorragende Hebel, um eine nachhaltige Bauweise mit dem Baustoff Holz zu etablieren. Ein Hebel ist die Berücksichtigung
VORTEILE
23.000
Tonnen CO2 wurden bei einem
Hochhaus in Hamburg durch
Holz-Einsatz eingespart.
19
Prozent betrug 2019 der Anteil
von Gebäuden auf Basis von
Holzbauweise an genehmigten
Wohngebäuden.
QUELLEN: UBA-REIHE TEXTE 90/2021,
STATISTA.COM
Klimaschutz, Klimaanpassung und
mehr Nachhaltigkeit sind eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um den
Klimawandel rechtzeitig zu stoppen, spielen aber auch die Kommunen eine wichtige
Rolle – w
ährend zugleich eine zweite Krise,
die Corona-Pandemie, sie in Atem hält.
In unserer Jahresserie beleuchten wir
Strategien und Maßnahmen, die den
CO2-Ausstoß verringern und die spürbaren
Folgen des Klimawandels bekämpfen. KB
von Holz in der Entwicklung, beim Bau
und der Sanierung eigener Liegenschaften. Auch über Instrumente der Stadtplanung – unter anderem Grundstücksvergabe, Konzeptvergabe und Wettbewerbe – kann eine nachhaltige Bauweise
mit Holz vorangetrieben werden. Gleichzeitig ist es möglich, dass Informationen
rund um den Holzbau von den Kommunen verbreitet und die Verwendung
von Holz mit Anreizen und Förderungen
bedacht wird.
Wie die Kommunen die oben aufgeführten Instrumente nutzen, zeigen
folgende Beispiele. In München wurden
etwa die Gebäude des Prinz-Eugen-Viertels aus Holz errichtet. In Berlin soll ein
Modellquartier für den urbanen Holzbau mit 5.000 Wohnungen entwickelt
werden. Freiburg verwendet Holzbau
für zentrale Bauwerke wie das Rathaus.
In Frankfurt wurden von kommunalen
Wohnungsbaugesellschaften neue Wohnungen durch die Aufstockung von Gebäuden geschaffen. Die Aufstockung erfolgt aufgrund des geringen Gewichts in
Holzbauweise, zudem erfüllen die Holzmodule den KfW-40-Standard. In Wien
(HoHo), Hamburg (Roots), Heilbronn
(Skaio), Berlin (Woho) wurden Hochhäuser aus Holz umgesetzt beziehungsweise sind in Planung.
Im Jahr 2019 lag der Anteil der genehmigten Wohngebäude, die auf
Holzbauweise basieren, in Deutschland
bei 19 Prozent. Die Nutzung von Holz
zur Schaffung von Wohnraum oder für
kommunale Einrichtungen (zum Beispiel
Schulen) hat – auch mit Blick auf die notwendige Nachverdichtung – noch Luft
nach oben. Festzuhalten bleibt, dass
Kommunen wirksame Mittel zur Hand
haben, um den Holzbau weiter zu fördern und um somit einen großen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz
zu leisten.
Quellenangaben:
demo-online.de/holz
18 NEWS
DEMO 07-08/2021
30 Milliarden
für Wiederaufbau
Pakt für das Klima
Tourismus bricht ein
Der deutsche Inlandstourismus verzeichnet im ersten Halbjahr 2021
einen neuen Negativrekord. Laut
Statistischem Bundesamt konnten die
Beherbergungsbetriebe insgesamt
76,4 Millionen Übernachtungen verbuchen. Das entspricht rund 35 Prozent
weniger als im Vorjahreszeitraum.
Verglichen mit dem ersten Halbjahr
2019 – also vor Corona – sind die Übernachtungszahlen sogar um 66 Prozent
zurückgegangen. Die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
warnt angesichts der Zahlen sowie der
unklaren Zukunftsperspektive davor,
dass weitere Fachkräfte abwandern. Im
vergangenen Jahr habe jeder Sechste
die Branche verlassen. CFH
destatis.de
Fußball auch am Abend
Das Bundeskabinett hat am 4. August
die Sportanlagenlärmschutzverordnung
geändert und klargestellt: Wenn ein
Fußballclub in seinem Stadion Spiele
bis nach 22 Uhr ausrichten will, muss
er die Besonderheit dieses Ereignisses
künftig nicht mehr begründen. Hintergrund: Kommunen können Ausnahmen
von den regulären Lärm-Werten am
Tag oder von der Nachtruhe für Sportveranstaltungen zulassen, sofern diese
selten auftreten. Nach der geänderten
Verordnung ist das der Fall, wenn die
Veranstaltungen an maximal 18 Tagen
im Jahr stattfinden. Der Bundesrat muss
der Änderung noch zustimmen. CFH
bmu.de/presse
Kommunale Verbände
begrüßen Hilfsfonds
Drei Fragen an …
Frank Baranowski, Vorsitzender der Bundes-SGK
Die vergangenen Wochen waren geprägt durch die
Starkwetterereignisse in NRW und Rheinland-Pfalz. Wie ist
Deine Sicht auf die Situation?
Es ist nicht übertrieben, von der schlimmsten Naturkatastrophe
seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu sprechen. Mindestens
179 Menschen haben ihr Leben verloren, viele werden vermisst.
Unzählige Familien haben ihr Hab und Gut verloren. Die Ereignisse
führen uns die zerstörerische Kraft der Natur vor Augen und wie
wenig wir Menschen dagegen tun können. Sie bringen aber auch
die besten Seiten der Menschen zum Vorschein – eine ungebrochene Welle der Unterstützung, sei es finanziell oder durch den Einsatz
zahlreicher ehren- und hauptamtlicher Helferinnen und Helfer des
THWs, der Bundeswehr und der Rettungsorganisationen.
Welche Konsequenzen müssen wir nun ziehen?
Erst einmal gilt es kurzfristig, die Menschen vor Ort zu unterstützen. Die Bundesregierung und die Länder haben Soforthilfen zur
Verfügung gestellt. Diese müssen jetzt schnell und unkompliziert
an die Betroffenen ausgezahlt werden. Mittelfristig müssen die
Länder und vor allem die Kommunen finanziell in die Lage versetzt
werden, den Wiederaufbau zu stemmen. Ähnlich wie bei der Hochwasserkatastrophe von 2013, bei der acht Bundesländer betroffen
waren, wird man über einen „Fluthilfefonds“ diskutieren müssen.
Langfristig muss mehr für den Klimaschutz getan werden. Mit
dem Vorziehen des Zeitpunkts des Erreichens der Klimaneutralität in
Deutschland im Jahr 2045 durch das Klimaschutzgesetz des Bundes
müssen auch viele kommunale Klimaschutzpläne überarbeitet werden. Bund und Länder müssen die Städte, Gemeinden und Kreise
hierbei finanziell unterstützen. Zudem müssen in Zukunft in den
Kommunen mehr Klimaanpassungsmaßnahmen realisiert werden
als bisher. Bundesumweltministerin Svenja Schulze geht hier den
richtigen Weg. Sie plädiert dafür, die notwendigen Anpassungen
an den Klimawandel als Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern
und Kommunen zu definieren.
Kritisiert wurde auch, dass die Menschen vor Ort nicht
rechtzeitig gewarnt wurden. Was muss hier passieren?
Der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ist ureigene Aufgabe
der Kommunen. Allerdings gibt es hier auch Defizite. Am 10. September 2020 fand der erste bundesweite Warntag statt – das Bundesinnenministerium bezeichnete ihn später als Fehlschlag. Es wurde deutlich, dass es vielerorts gar keine Sirenen mehr gibt, zudem
kam die Meldung der Warn-Apps NINA und Katwarn erst mit einer
guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es
ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürgerinnen und Bürger nichts
mitbekommen. Bereits damals hätte man entsprechende Konsequenzen ziehen müssen. Wir müssen funktionsfähige analoge und
digitale Warnsysteme vorhalten, um im Ernstfall unsere Bevölkerung zu schützen. Die Opfer in NRW und Rheinland-Pfalz sollten
uns eine Mahnung sein, die vor uns liegenden Aufgaben nicht auf
die lange Bank zu schieben.
D
er Städte- und Gemeindebund
in Nordrhein-Westfalen hat
den von Bund und Ländern
beschlossenen Wiederaufbaufonds
begrüßt: „Dass Bund und Länder
so schnell einen Hilfsfonds auf den
Weg bringen, macht den betroffenen
Kommunen Mut“, sagte der Hauptge-
Zerstörte Landschaft entlang der Ahr
schäftsführer Christof Sommer in einem
Statement. Hilfen im Umfang von bis
zu 30 Milliarden Euro haben Kanzlerin
Angela Merkel und die Ministerpräsidenten Mitte August beschlossen. Die
Kommunen rechnen damit, dass der
Wiederaufbau der Ortsteile und der
Infrastruktur Jahre dauern wird.
Helmut Dedy, Geschäftsführer des
Städtetags NRW, ergänzte, es sei wichtig, dass „die Gelder schnell, flexibel
und unbürokratisch fließen“. Dafür
müssten auch das Bau- und Planungssowie Vergaberecht vereinfacht
werden. Er forderte auch, Klimafolgen
wie Starkregen, Dürre und Überschwemmungen vor Ort noch stärker
zu berücksichtigen sowie nachhaltiger
zu planen und zu bauen.
Als „wichtigen Schritt“ hat der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz
die Hilfen bezeichnet, die besonders
hart getroffene Regionen wie etwa das
Ahrtal bekommen sollen. Allerdings
befürchten die kommunalen Vertreter,
dass das Geld nicht ausreichen könne:
Es müsse sichergestellt werden, dass
die vorgesehenen Milliarden aufgestockt werden, wenn der Mittelabfluss
schneller und umfangreicher erfolgt,
als erwartet, forderte der kommunale
Verband. KB
demo-online.de
FOTOS: DIRK BLEICKER; UTE GRABOWSKY/PHOTOTHEK.NET
Als Reaktion auf den aktuellen Bericht
des Weltklimarats fordert der Fraktions
vize der SPD im Bundestag Matthias
Miersch, das Tempo beim Klimaschutz
zu erhöhen. „Ohne Erneuerbare Ener
gien können wir unser Klima nicht schützen und gleichzeitig wirtschaftlich wachsen“, betont er. Direkt nach der Wahl
müsse ein verbindlicher Pakt zwischen
Bund, Ländern und Kommunen geschlossen werden, um dem Ausbau der
Erneuerbaren Energien einen weiteren
Schub zu geben. „Der Bau von Windrädern, Solarparks und Stromtrassen muss
schneller und e infacher werden“, sagt
Miersch. Statt Verhinderung und Veto
brauche es Gestaltungswillen. CFH
NEWS 19
07-08/2021 DEMO
Klima-Anpassung
soll ins Grundgesetz
Umweltbundesamt fordert nach der
Flutkatastrophe neue Gemeinschaftsaufgabe
Autoren Carl-Friedrich Höck, Karin Billanitsch
lichen und finanziellen Rahmenbedingungen.
Wo Kommunen Hilfe erhalten
Allerdings gibt es bereits Förderinstrumente, die den Aspekt KlimawandelAnpassung beinhalten. Dazu gehört die
Städtebauförderung oder das Förderprogramm „Klimaanpassung in sozialen
Einrichtungen“. Anfang Juli 2021 hat
Bundesumweltministerin Svenja Schulze
ein „Zentrum Klimaanpassung“ eröffnet,
das Kommunen bundesweit beraten
soll. Es ist Teil eines Drei-Punkte-Plans,
den sie im Frühjahr gemeinsam mit den
kommunalen Spitzenverbänden gefasst
hat. Der Plan sieht auch vor, dass mit
einem Bundes-Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ ein nachhaltiges Management
vor Ort aufgebaut wird. In vielen Fällen
soll das über lokale Anpassungsmanager
geschehen. Und besonders innovative
Projekte sollen über den Wettbewerb
„Blauer Kompass“ ausgezeichnet wer-
Wirksame
Maßnahmen,
wie wir uns
an die
Erderhitzung
anpassen, sind
im Wesentlichen
bekannt.
Dirk Messner,
Präsident des
Umweltbundesamtes
den, um so noch mehr Aufmerksamkeit
auf das Thema zu lenken.
Praktische Handlungshilfen zur Anpassung an den Klimawandel stellt
das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung (BBSR) bereit. Diese richten sich u. a. an Verantwortliche in Kommunalverwaltungen. „In Deutschland
werden Starkregen, Überschwemmungen und Hitzewellen in den kommenden
Jahrzehnten immer wahrscheinlicher –
allesamt Wetterextreme mit großem Gefährdungs- und Schadenspotenzial“, teilt
das Institut auf seiner Internetseite mit.
Um die Schäden solcher Katastrophen zu verringern, brauche es sowohl schnelle Hilfe im Krisenfall als
auch langfristige Strategien. Zu den
Angeboten des BBSR zählen zum Beispiel Online-Toolboxen, die mögliche
Maßnahmen aufzeigen, oder auch
Leitfäden und Hintergrundpapiere zu
Themen wie Starkregen-Vorsorge.
bbsr.bund.de
Anzeige
© Montage: Getty Images/iStockphoto/Bim (Wohnsiedlung); Touchr – stock.adobe.com (Handy)
FOTO: UTE GRABOWSKY/PHOTOTHEK.DE
N
ach der Flutkatastrophe in
Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat das Umweltbundesamt (UBA) Vorschläge
für e ine wirksamere Vorsorge gegen
Extremwetterereignisse vorgelegt. Es
fordert, eine Gemeinschaftsaufgabe
„Klimaanpassung“ im Grundgesetz zu
verankern. „Mit diesem Instrument kann
der Bund finanzielle Unterstützung für
umfassende kommunale Klimavorsorge
leisten, etwa zur Starkregenvorsorge,
Hitze- und Hochwasserprävention sowie für Dürreschutzmaßnahmen“, begründet das UBA den Vorschlag in einer
Mitteilug. UBA-Präsident Dirk Messner
erklärt: „Wirksame Maßnahmen, wie
wir uns an die Erderhitzung anpassen,
sind im Wesentlichen bekannt. Dazu
gehört, dass wir Flächen entsiegeln,
den Gewässern mehr Platz lassen, die
Städte für Starkregen umbauen und
gegen Hitze wappnen, neue Siedlungsplanungen umsetzen.“ Bisher fehle es in
Deutschland aber an geeigneten recht-
Vizekanzler Olaf Scholz (2. v. r.) im von der Flut betroffenen Bad Neuenahr-Ahrweiler
Mit Daten lassen sich Entwicklungen in Kommunen besser verstehen
und die Lebensverhältnisse vor Ort faktenbasiert verbessern.
Was bietet der Wegweiser Kommune?
Für alle Kommunen Deutschlands mit mehr als 5.000 Einwohner:innen bieten wir
→ Indikatoren zur kommunalen Entwicklung für die Jahre 2006 bis 2019 in verschiedenen Themensets,
→ Vorausberechnungen, die zukünftige Bevölkerungsentwicklungen aufzeigen, und
→ eine Demografie-Typisierung mit Analysen zur Ausgangssituation in den Kommunen
und Handlungsempfehlungen zu Herausforderungen und Potenzialen.
Wie kann man das Portal nutzen?
Kommunale Daten für
eine innovative Zukunft
www.wegweiser-kommune.de
→ Daten können individuell und zu ausgewählten Themen zusammengestellt werden.
→ Daten können in Form von Tabellen, Grafiken, Karten oder automatisierten Berichten
visualisiert werden.
→ Daten können kostenfrei heruntergeladen und in eigene Auswertungen integriert
werden.
20 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 07-08/2021
VKU-Stadtwerkekongress
2021 in Dortmund
Branchentreff in Dortmund (wieder) als Präsenzveranstaltung
Autor Till Rasch
Für Gastgeber Guntram Pehlke, Vizepräsident des VKU und Vorstandsvorsitzender
der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21),
steht die digitale Vernetzung im Vordergrund: „Klimaneutralität als Ziel der EU bis
2050 setzt natürlich voraus, dass wir die
Energiewende und die Mobilitätswende
erfolgreich umsetzen. Als Herausforderung und Mittel zur Gestaltung ist die
Digitalisierung ein wesentliches Instrument für mich. Ich freue mich darauf, mit
Experten sowie Kolleginnen und Kollegen
aus der kommunalen Familie, die sicherlich alle vor ähnlichen Fragestellungen
stehen, auf unserem Stadtwerkekongress
in Dortmund diese Themen zu diskutieren
und Lösungsansätze zu erarbeiten.“
Dienstag netzwerken –
Mittwoch „konferenzen“
Das diesjährige Programm ist in zwei Blöcke geteilt: Am Dienstag, 7. September
2021, steht Netzwerken im Vordergrund.
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten
und für jeden „Netzwerk-Typ“ ist etwas
dabei und ausreichend Gelegenheit, nach
der Corona-Pause wieder in den persönlichen Austausch zu gehen: ob beim Kaffee, auf der Bühne oder im Workshop. So
stehen beispielsweise Start-up-Pitches auf
dem Programm, bei denen Start-ups mit
ihren Ideen, Geschäftsmodellen, Produkten oder Dienstleistungen zu den Themen
Nachhaltigkeit, Big Data und Leadership
miteinander in den Wettbewerb gehen.
Am Mittwoch, 8. September 2021,
geht es im kompakten Konferenz-Programm um Fragen, wie wir die Klimaziele
und damit die verbundene klimaneutrale
Kommune praktisch erreichen können,
wie Infrastrukturen digital vernetzt werden können oder wie das Stadtwerk im
Jahre 2025 aussehen kann? Diesen Fragen
gehen Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen in verschiedenen Bühnenund Workshop-Formaten nach.
Report
Kommunalwirtschaft
Zum Abschluss des Kongresses findet
die Verleihung des Stadtwerke-Awards
2021 statt – in diesem Jahr zum bereits
zwölften Mal. Er zeichnet jährlich Vorzeigeprojekte aus der Stadtwerke-Landschaft aus und setzt ein Ausrufezeichen
hinter das Engagement von Stadtwerken
auf ihrem Weg, die neue Energiewelt
zu gestalten. Dieses Jahr haben so viele
Unternehmen wie noch nie ihre Projekte eingereicht: 52 Stadtwerke und
kommunale Unternehmen aus Deutschland, Österreich und – erstmals auch
– den Niederlanden haben sich für den
Stadtwerke-Award 2021 beworben.
Wesentliche Beurteilungskriterien für
die Auszeichnung sind Ganzheitlichkeit,
Wirtschaftlichkeit, Übertragbarkeit,
Innovationskraft sowie Nachhaltigkeit.
Für die Endrunde sind die folgenden
sechs Unternehmen nominiert:
– NochMall GmbH (Tochter Berliner
Stadtreinigungsbetriebe),
– Stadtwerke Bamberg GmbH,
– Stadtwerke Bielefeld GmbH,
– Stadtwerke Konstanz GmbH,
– Stadtwerke Neumünster
Beteiligungen GmbH,
– Stadtwerke Schweinfurt GmbH.
Hochkarätige Gäste
Gastgeber sind dieses Jahr Heike Heim,
Vorsitzende der Geschäftsführung,
Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH, und Guntram Pehlke,
Vorstandsvorsitzender Dortmunder
Stadtwerke AG (DSW21) und VKU-Vizepräsident. Unter den Gästen aus der
(Kommunal-)Wirtschaft und der Wissenschaft sind dieses Jahr unter anderem:
Per Ledermann, CEO, edding AG, Prof.
Dr. Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme, HTW Berlin,
DI Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung, Wien Energie GmbH,
Mehr zu den jeweiligen Projekten
finden Sie hier: „Sechs Stadtwerke in
der Poleposition für den STADTWERKE
AWARD 2021” (trianel.com).
Der Stadtwerke-Award wird von
der VKU-Akademie, der ZfK und der
Trianel verliehen.
Dr. Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende enercity AG und Ingbert Liebing,
VKU-Hauptgeschäftsführer.
Mehr zum Programm, den Rednerinnen
und Rednern sowie eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier:
https://kommunaldigital.de/vku-stadtwerkekongress-2021-mit-ihnen-der-dortmunderwestfalenhalle
IMPRESSUM
ASK. Agentur für Sales und Kommunikation GmbH,
Bülowstraße 66, 10783 Berlin
Tel. (030) 740 73 16-00, Fax (030) 740 73 16-75
E-Mail: info@ask-berlin.de
Projektleitung/Anzeigen:
Henning Witzel, Tel. (030) 740 73 16-36
Redaktion: Carl-Friedrich Höck
Layout: Heidemarie Lehmann
Litho: DDV Technik GmbH
Druck: DDV Druck GmbH,
Meinholdstraße 2, 01129 Dresden
E-Mail: dvd@ddv-mediengruppe.de
In der Dortmunder Westfalenhalle trifft sich die kommunale Wirtschaft.
FOTOS: QUADROGUYS GMBH; VKU
E
ndlich ist es wieder soweit: Am
7. und 8. September 2021 kehrt
der VKU-Stadtwerkekongress
in gewohnter und doch neuer Form
als Vor-Ort-Veranstaltung zurück. Auf
alle Teilnehmenden in der Dortmunder
Westfalenhalle wartet neben einem
hochkarätig besetzten Konferenzprogramm ein separater Netzwerktag. Seit
seiner Premiere 1999 ist der VKU-Stadtwerkekongress das jährliche Branchenhighlight für Stadtwerke und kommunale Energieversorger.
Verleihung des
Stadtwerke-Awards
NÄCHSTER HALT:
Fußballhauptstadt*
*Herzlich Willkommen zum VKU Stadtwerke-Kongress
2021 in Dortmund, der europäischen Hauptstadt des
Fußballs. Im Markenjahr 21 sind wir stolzer Träger der
Rückennummer 21 unseres Partners BVB. Zusammen
sind wir Nachhaltigkeitspartner für die Stadt und
Region. Überraschend vielseitig sind unsere Aufgaben
und unsere Mitarbeitenden. Informieren Sie sich unter
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Marke für das Stadtwerk von Morgen.
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(Dortmunder Stadtwerke AG)
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22 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 07-08/2021
Seit mehr als 35 Jahren ist die H-Bahn auf dem Campus der Technischen Universität (TU) Dortmund unterwegs: autonom und höchst
zuverlässig. Bei den Überlegungen für die Mobilitätswende spielt die Dortmunder „Erfindung“ eine zentrale Rolle.
DSW21 zündet den
Mobilitätswende-Turbo
Autor Frank Fligge
A
gier, Interesse und viel Wohlwollen für
die Offensive von DSW21 geprägt.
Große Bandbreite
Dortmund.Mobil 2030 zeigt Verkehrsund Infrastrukturprojekte auf, die die
Fahrgast-Nachfrage bis zum Ende dieses Jahrzehnts spürbar erhöhen können.
Der Anteil von Bus und Bahn am lokalen
Modal Split soll so im gleichen Zeitraum
von 21,7 Prozent auf mindestens 25 Prozent erhöht werden. Unter optimalen
Rahmenbedingungen sogar auf 30 Prozent. Und so listet das Papier zahlreiche
Ideen und Projekte auf, die bereits umgesetzt werden bzw. zeitnah umgesetzt
werden könnten. Aber auch solche,
die heute diskutiert und beschlossen,
morgen geplant und finanziert werden
müssten, damit sie über- und überübermorgen eine Chance auf Realisierung
haben.
Die Bandbreite reicht von neuen interkommunalen Schnellbuslinien Richtung
Universität über eine digital gesteuerte
Ringbuslinie, die ein engmaschiges Netz
zu den Stadtbahnlinien knüpft und die
Innenstadtbereiche mit angrenzenden
Ortsteilen verbindet. Sie reicht von der
Umstellung der Busflotte auf Elektro-
Das Papier ist
unser Beitrag
für Gespräche
mit Politik und
Verwaltung, mit
Bürger*innen
und Interessengruppen.
Wir möchten
den Turbo
zünden.
Guntram Pehlke,
Vorstandsvorsitzender
Wie es sich für einen Katalog gehört, hat
DSW21 – überall dort, wo es jetzt schon
seriös möglich ist – Preisschilder an die
Projekte geklebt und „Lieferzeiten“ angegeben. Getreu dem Motto: Wer bestellt, bezahlt! Bestellerin wird in den
meisten Fällen die Stadt Dortmund sein.
Bezahlen kann sie die Verkehrswende in
Dortmund unmöglich alleine. Vorstandsvorsitzender Guntram Pehlke weiß, dass
das Verkehrsunternehmen auf eine Vielzahl an Partnern angewiesen ist: Neben
der kommunalen sowie der Bundes- und
Landespolitik für die Finanzierung nennt
er auch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr
(VRR) und die Hochschulen für Angebot
und Forschung. Wichtig ist Hubert Jung
die Feststellung, dass Dortmund.Mobil
2030 keine Wolkenkuckucksheime konstruiert. „Jedes einzelne Projekt ist sorgsam durchdacht und grundsätzlich realisierbar“, sagt der Verkehrsvorstand.
Die Frage ist letztlich: Wie viel Turbo
wollen wir?
„Beim Streben nach den ambitionierten Klimazielen nimmt DSW21 in
Dortmund eine Schlüsselrolle ein. Die
erfolgreiche Umsetzung der Mobilitätswende ist ohne den konsequenten
Ausbau des ÖPNV mit massiven Investitionen in Fahrzeuge und Infrastruktur
nicht denkbar“, sagt Hubert Jung. „Wir
brauchen immense Investitionen in den
Nahverkehr und einen massiven Ausbau
des Angebots.“
Der Katalog liegt auf dem Tisch.
https://21.de/1598.html
FOTOS: DSW21/JÖRG SCHIMMEL /CHRISTIAN BOHNENK AMP
Seriöser Katalog
Mit dem Positionspapier Dortmund.Mobil 2030
geht das lokale Verkehrsunternehmen in die Offensive
lle reden darüber! Über CO2Reduktion. Das Erreichen der
Klimaziele. Und was dazu nötig ist. Und ganz gleich, welchen Ansatz
man dabei auch verfolgt, ein Begriff
taucht immer auf: Verkehrswende –
wahlweise Mobilitätswende! Die Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) hat
das Thema jetzt in die Pole Position geschoben und damit eine klare Botschaft
ausgesandt: Nicht nur reden, sondern
machen! Nicht treiben lassen, sondern
selbst antreiben!
Mit dem Positionspapier Dortmund.
Mobil 2030 hat das Verkehrsunternehmen, das mit seinen mehr als 180 Bussen, mehr als 120 Stadtbahnen und der
seit über 35 Jahren autonom fahrenden
H-Bahn den ÖPNV für mehr als 600.000
Bürger*innen sicherstellt, einen Katalog
der Möglichkeiten ins Schaufenster gestellt. Damit formuliert DSW21 selbstbewusst den Anspruch, „Motor der
Verkehrswende und zentraler Akteur in
allen Diskussionen rund um dieses wichtige Zukunftsthema“ zu sein, sagt Vorstandsvorsitzender Guntram Pehlke.
Erstes Ziel erreicht: Die Diskussion hat
unmittelbar nach der Veröffentlichung
des Papiers begonnen. Sie ist von Neu-
antrieb (Projekt „StromFahrer“) bis zum
rund 200 Millionen Euro schweren BWagen-Projekt mit dem Erwerb von
26 neuen Stadtbahnwagen und der
baugleichen Modernisierung weiterer
64 Bestandsfahrzeuge. Sie reicht von
der Verlängerung bestehender Stadtbahnlinien bis zum Bau eines
neuen
U-Bahn-Tunnels unter der östlichen Innenstadt und
e iner Erweiterung der
vollautomatischen, bisher nur auf dem
Uni-Campus verkehrenden H-Bahn über
das Zukunftsareal „Smart Rhino“ bis in
den Hafen hinein. Der wird sich in den
nächsten Jahren unter Federführung der
DSW21- und Hafen-Tochter d-Port21 in
ein digitales Innovationsquartier mit hoher Freizeitqualität wandeln. Der Strukturwandel in der Ruhrgebiets-Metropole
brummt!
FLÄCHEN ENTWICKELN,
ZUKUNFT GESTALTEN.
Wir entwickeln industriell vorgenutzte Flächen und machen
sie baureif. Damit tragen wir zur Bewältigung der Knappheit
an Wohnbau- und Gewerbeflächen bei.
Seit mehr als vier Jahrzehnten im Verbund des RAG-Konzerns
Kompetenz in der Flächen- und Quartiersentwicklung
Schutz der Ressource Boden durch Revitalisierung vorgenutzter Flächen
Gebündelte Kompetenz
hat einen Namen:
Foto: Thomas Stachelhaus, © RAG Montan Immobilien
Das Kreativ.Quartier Lohberg in Dinslaken: Wohnen, Freizeit
und Gewerbe auf einem ehemaligen Zechenstandort.
RAG Montan Immobilien GmbH
Im Welterbe 1–8 · 45141 Essen
www.rag-montan-immobilien.de
DIE RAG MONTAN
IMMOBILIEN
Fotos (2): RAG Montan Immobilien, Fotograf: Thomas Stachelhaus
Foto: ArGe Freiheit Emscher
Flächen entwickeln – Zukunft gestalten
ADVERTORIAL
Als Flächenentwickler innerhalb des RAGKonzerns hat die RAG Montan Immobilien
seit 1977 rund 9.300 Hektar ehemalige
B ergwerksareale im Ruhrgebiet und im
Saarland in hochwertige Wohn-, Gewerbeund Logistikstandorte sowie in lebendige
Stadtquartiere verwandelt.
Der Zukunftsstandort Ewald in Herten – Kreativwirtschaft, Freizeitstandort, Gewerbe-, Technologie- und
Logistikareal mit inzwischen rund 1.600 Arbeitsplätzen. Insgesamt rund 30 Millionen Euro sind seit 2000 in die
„Die Entwicklungsprojekte der RAG Montan ImmobiRevitalisierung des Zechengeländes geflossen.
lien sind sichtbare Beispiele für das Engagement der
RAG auch nach Stilllegung des Steinkohlebergbaus
Ende 2018. Was unsere Immobilientochter auf unseren
ehemaligen Bergbaustandorten gestaltet, ist ein Stück
Zukunft und Beweis dafür, dass wir den Strukturwandel
in der Region unterstützen: Wir schaffen neues Leben
auf alten Zechen“, sagt Michael Kalthoff, Finanzvorstand der RAG Aktiengesellschaft und Vorsitzender der
Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien, und
fasst damit die strategische Aufgabe der RAG-Immobilientochter zusammen.
Auch in den kommenden Jahren wird die RAG Montan
Immobilien weiter ehemalige Bergbaustandorte revitalisieren und für eine zukunftsfähige und nachhaltige Nutzung auf den Markt bringen. Die Flächenbilanz für 2020
ist Beleg für diesen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Boden: So hat die RAG Montan Immobilien im vergangenen Jahr rund 190.000 Quadratmeter Grundstücksfläche an Gewerbebetriebe, Industrieunternehmen oder
Investoren verkauft und rund 50.000 Quadratmeter für
den Wohnungsbau an Privatleute und Bauträger.
Zukünftige Projekte in der Region
Die Flächenentwicklung auf ehemaligen Bergbaustandorten in der Region ist auch zukünftig das Standbein der RAG-Immobilientochter. Denn aufgrund des
großen Portfolios von eigenen Entwicklungsflächen
sowie vorgenutzten Flächen aus dem Konzernbestand
ist die RAG Montan Immobilien gefragter Partner zur
Bewältigung des Flächenengpasses bei gewerblichen,
industriellen sowie logistisch nutzbaren Arealen in
der Metropole Ruhr. Auch die starke Nachfrage nach
Grundstücken für Wohnbauprojekte wird in den kommenden Jahren bei der Entwicklung von ehemaligen
Zechenarealen eine größere Rolle spielen.
die Neue Zeche Westerholt auf der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Herten, der „Industriepark Große H
eide“
in Dorsten auf der Fläche der ehemaligen Schächte
Wulfen 1/2 sowie die „Wasserstadt Aden“ in Bergkamen
auf dem Areal des ehemaligen Bergwerkes Haus Aden
direkt am Datteln-Hamm-Kanal, eines der anspruchsvollsten städtebaulichen Projekte in der Region.
Zu zentralen Entwicklungsstandorten in der Metropole
Ruhr zählen auch die früheren Verbundbergwerke „Bergwerk Ost“ in Hamm mit rund 55 Hektar und „Bergwerk
West“ in Kamp-Lintfort mit ca. 35 Hektar Fläche. In Hamm
wird in den kommenden Jahren unter dem Titel „CreativRevier Heinrich Robert“ ein Mix von Wohnen, Gewerbe
Das interkommunale Projekt „Freiheit Emscher“ der und Kultur entstehen. In Kamp-Lintfort wird der ZechenStädte Essen und Bottrop sowie der RAG Montan Im- standort als neues „Stadtquartier Friedrich Heinrich“ mit
mobilien gilt derzeit als die größte Flächenreserve des Arbeits-, Freizeit- und Wohnangeboten realisiert.
Ruhrgebiets in zentraler Lage und bietet damit immense Chancen für die Zukunft der Region. Das Ziel: Weitere Wohnbauprojekte werden derzeit auf ehemaliein neues urbanes Zentrum inmitten der Metropole gen Bergbauarealen in Gelsenkirchen-Hassel, CastropRuhr und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Das Rauxel und Bergkamen-Weddinghofen realisiert. Und
Projekt umfasst insgesamt die Fläche von 1.700 Hektar all diese Projekte orientieren sich am langjährigen Sloim nördlichen Stadtraum von Essen und im südlichen gan der RAG Montan Immobilien „Flächen entwickeln
Stadtgebiet von Bottrop. Integriert sind darin allein – Zukunft gestalten“.
rund 150 Hektar ehemalige Bergbauflächen.
Ebenso ambitioniert ist das Projekt „gate.ruhr“ im Kreis
Recklinghausen. Auf dem rund 90 Hektar großen Areal
des ehemaligen Bergwerkes Auguste Victoria 3/7 in
Marl realisiert die gate.ruhr GmbH, eine Projektgesellschaft der Stadt Marl und der RAG Montan Immobilien,
einen gewerblichen Zukunftsstandort mit internationalem Anspruch und trimodaler Anbindung über Straße, Schiene und Kanal. Dort sollen 1.000 neue ArbeitsDas Kreativ.Quartier Lohberg: Der neuangelegte plätze für Marl und die Region entstehen.
ergpark als Verbindung zur grünen Haldenlandschaft
B
mit dem Lohberg Weiher trennt das Wohnquartier vom Weitere bedeutende Entwicklungsstandorte in der Re
gion mit weit über hundert Hektar Gesamtfläche sind
g
ewerblichen Bereich.
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Davon profitieren alle:
Zum Potenzial moderner Gewerbeparks
I
nnerstädtisches Bauland ist nicht erst seit
der Coronakrise ein gefragtes Gut. Der stetig
expandierende Online-Handel verstärkt den
Bedarf an attraktiven Gewerbestandorten und
macht die Entwicklung innerstädtischer Standorte umso notwendiger. Leider fehlt dafür häufig
der entsprechende Raum. Das Problem besteht
meist schon darin, nicht-versiegelte Flächen zu
finden und diese sinnvoll auszubauen. Da Platzmangel ein allgemeines Problem der Immobilienentwickler ungeachtet der Nutzungsart ist und
auch geeigneter Wohnraum in den deutschen
Metropolen fehlt, sind Städte und Kommunen
nicht immer offen für die Entwicklung inner
städtischer Logistik- und Gewerbeparks.
mit der notwendigen Expertise einer hundertjährigen Entwicklertradition verknüpft werden und ein
stimmiges Gesamtkonzept ergeben.
Dabei können gerade diese Objekte einen nicht zu
unterschätzenden Raum für außergewöhnliche
Entwicklungen darstellen und einen echten Mehr-
Die SEGRO CityParks in Düsseldorf, Frankfurt
am Main und Köln beweisen bereits, dass das
Konzept funktioniert. Dort werden die neu ent-
FLEXIBILITÄT ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG
Flexible Flächenkonzepte innerhalb der Objekte sorgen dafür, dass die Mieteinheiten je nach
Nutzungspräferenz vergrößert, verkleinert oder
umgerüstet werden können. Veränderte Rahmenbedingungen, zum Beispiel neue Produktionsverfahren, spielen dabei keine Rolle mehr. So sind die
Objekte für verschiedene Nutzertypen attraktiv:
Ob Großkonzern, mittelständisches Unternehmen
oder Handwerksbetrieb. Dadurch kann eine hohe
Mietauslastung erzielt werden.
Vielfältige Angebote dank unterschiedlichster Nutzer: Auf einem ehemaligen Industriegelände findet sich heute
mit dem SEGRO CityPark Düsseldorf ein moderner Gewerbestandort – und der Hauptsitz der SEGRO Germany.
wert für Anwohner, Stadt und Kommunen schaffen.
Flächen, die vorher brach lagen und nicht genutzt
wurden, werden zu innovativen Unternehmens
standorten transformiert und sorgen für ausreichend Arbeitsplätze vor Ort.
Die große Nachfrage nach innenstadtnahen,
a ttraktiven Logistik- und Gewerbeimmobilien
muss allerdings nicht zwangsweise die Versiegelung neuer Flächen bedeuten. SEGRO setzt
vielmehr seit geraumer Zeit erfolgreich auf die
Revitalisierung von Brachflächen, sogenannte
Brownfield-Redevelopments. Die gestiegenen Anforderungen an aktuelle Entwicklungen können so
treibende, Städte und Kommunen ist nicht zu unterschätzen. SEGRO entwickelt ausschließlich für
den eigenen Bestand, denn eine langfristige Zusammenarbeit ist essenziell für ein harmonisches
Verhältnis von Mieter und Vermieter – genau wie
zwischen Eigentümer und Kommune.
MUSTERBEISPIEL SEGRO CITYPARK
DÜSSELDORF
Die bundesweit erste Entwicklung ihrer Art und bis
heute Firmensitz der SEGRO Germany GmbH ist
der SEGRO CityPark Düsseldorf. Er kann exemplarisch dafür gesehen werden, wie gut das Konzept
funktioniert: Aus dem ehemaligen Produktionsstandort und Gelände der ehemaligen Papierfabrik
Feldmühle ist ein moderner Gewerbepark mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten entstanden.
NACHHALTIGKEIT ALS GRUNDPRINZIP
Beim Bau sämtlicher Objekte legt SEGRO nicht allein
Wert auf eine moderne Architektur und eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung gegenüber
den Mietern und Mitarbeitern. Besonders im Fokus
steht bei allen Objekten die positive Umweltbilanz.
So werden im Inneren der Hallen statt typischer
Stahl- und Betonträger Holzleimbinder verwendet
und verwendete Materialien fachgerecht recycelt.
Tageslichtbänder und LED-Beleuchtungen verbessern innerhalb des Betriebs die Energiebilanz. An
vielen Standorten gibt es Photovoltaik-Anlagen und
Ladesäulen für E-Fahrzeuge. Zudem sorgt SEGRO
durch Bienenstöcke, Insektenhotels und Nisthöhlen für ein hohes Maß an Biodiversität. Sämtliche
CityParks wurden deshalb mit der DGNB-GoldZertifizierung ausgezeichnet.
Moderne Gewerbeparks sind nicht nur eine wirtschaftliche Bereicherung für Städte und Kommunen, sondern tragen auch zu mehr Vielfalt und
Freizeitangeboten für die Anwohner bei. Dabei
steht SEGRO für nachhaltige Entwicklung und
Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
standenen Flächen von Mietern aus unterschiedlichsten Branchen als Produktionsflächen, BackOffice und Showrooms genutzt. Dank der wandelbaren Flächenkonzepte siedeln sich dort nicht
nur KEP-Dienstleister, sondern auch Start-ups,
E-Commerce-Unternehmen und Werbeagenturen
an. Auch Freizeitangebote wie eine Boulderhalle
oder ein erweitertes Mittagsangebot bereichern
die Umgebung – sehr zur Freude der Anwohner. So
entsteht auch eine größere Akzeptanz gegenüber
den neuen Gewerbeparks.
Sie verfügen über Brachflächen oder Grundstücke und würden diese gerne entwickeln lassen? Dann wenden Sie sich gerne an uns.
germany@segro.com
Die Bedeutung eines gut geplanten Gewerbestandorts als wichtiger Wirtschaftsfaktor für Gewerbe-
Laden Sie sich hier unsere
Broschüre für Kommunen runter.
26 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 07-08/2021
Energiewende mit Wasserstoff
Die politischen Strategien
müssen realistisch sein
Wasserstoff im Wärmesektor bietet enormes Potenzial
zur Dekarbonisierung
Autor Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorsitzender des Vorstands des Frankfurter Energieversorgers Mainova AG
Ein Netz für zwei Energieträger
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ERDGAS
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nen Gasspeicher nutzen. Wasserstoff
stünde so jederzeit zur Verfügung.
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WASSERSTOFF
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Die Wasserstoffstrategien der Bundesregierung und der EU unterstützen die
Beiträge der Energiewirtschaft zur Erreichung der Klimaziele nur unzureichend.
So ist es ratsam, die ausschließliche Förderung von „grünem“ Wasserstoff zu
überdenken. Diese begrenzt die Verfügbarkeit von Wasserstoff und schränkt den
Preiswettbewerb drastisch ein. Vielmehr
ist eine technologieoffene Erzeugung von
Wasserstoff notwendig: Aus Erdgas erzeugter „blauer“ bzw. „türkiser“ Wasserstoff, bei dem durch Abscheidung keine
CO2-Emissionen in die Atmosphäre gelangen, könnte in der Übergangszeit das Angebot von Wasserstoff deutlich erhöhen
und für niedrigere Preise sorgen.
Am Ende kommt es darauf an, über
einen Energieträger zu verfügen, der die
Treibhausgasemissionen signifikant verringert. Wasserstoff – ob grün, blau oder
türkis – ist dazu in der Lage.
Das bestehende Gasnetz kann zukünftig auch Wasserstoff transportieren.
Wie kann das funktionieren?
Heute leistet Erdgas mit über 40 Prozent den größten Beitrag zur Wärmeversorgung in Deutschland. Mehr als
21 Millionen Haushalte und Unternehmen sind an 560.000 Kilometer Gasnetz angeschlossen. Mit überschaubarem Modernisierungsaufwand können
diese auch zukünftig mit Gasen wie
klimaneutralem Wasserstoff und klima
neutralem Methan versorgt werden.
Dadurch haben wir die große Chance,
ganze Quartiere zu dekarbonisieren.
Der Einsatz von Wärmepumpen im Altbau hingegen geht oftmals mit teuren
energetischen Sanierungsmaßnahmen
einher. Wasserstoff im Gasnetz ist die
volkswirtschaftlich sinnvollste Lösung.
Die vorhandene Infrastruktur kann weiter genutzt und Haushalte und Unternehmen können auf ihren Weg in die
Klimaneutralität kosteneffizient unterstützt werden. Politisch ist für diese
Transformation der Gasinfrastruktur
e ine gemeinsame Regulierung von
Wasserstoff und Erdgas unerlässlich.
Wasserstoff als idealer
Energiespeicher
Die Versorgungssicherheit spielt für die
Akzeptanz der Energiewende eine entscheidende Rolle. Wasserstoff ist hier
das ideale Speichermedium und kann
aus erneuerbarem Strom erzeugt werden, wenn dieser im Überschuss anfällt
und für Zeiten, in denen erhöhter Energiebedarf besteht, gespeichert werden.
Hierzu ließen sich die bereits vorhande-
In Frankfurt und der Rhein-Main-Region
besteht Potenzial für einen regionalen
Wasserstoffmarkt. Es gibt mehrere Müllheizkraftwerke und Biomasseanlagen, an
denen per Elektrolyse „grüner“ Wasserstoff erzeugt werden könnte. Mit dem
Bau eines regionalen Wasserstoff-Netzes
würden zunächst verschiedene Elektrolyseure in der Region und der Industriepark
Höchst verbunden werden. Ein solches
Wasserstoff-Netz könnte den Startpunkt
einer regionalen Wasserstoffwirtschaft
bilden und wäre ein Pilotprojekt von
überregionaler Strahlkraft.
Verlässliche politische
Rahmenbedingungen schaffen
Wir brauchen
einen
Energieträger,
der auf die
Klimaschutzziele einzahlt
und erschwinglich bleibt.
Dr. Constantin H. Alsheimer
Die Anwendungsmöglichkeiten für Wasserstoff sind vielfältig. Perspektivisch ist
eine steigende Nachfrage zu erwarten,
die wir unter den jetzigen Rahmenbedingungen nicht aus eigener Kraft bedienen
werden können. Daher ist auch der Import von Wasserstoff absehbar.
Wenn es uns gelingt, Wasserstoff
in großen Mengen herzustellen, zu importieren und auch im Wärmemarkt
zu nutzen, können wir Klimaneutralität
bis 2045 erreichen. Dazu benötigen wir
Technologieoffenheit bei der Erzeugung,
eine sektorübergreifende Nutzung,
marktorientierte Anreize und verlässliche
politische Rahmenbedingungen.
FOTOS: MAINOVA AG
D
er politische Wille ist klar formuliert: Deutschland soll bis 2045
klimaneutral sein. Eine große
Rolle wird dabei die Dekarbonisierung
des Wärmesektors spielen. Laut Branchenverband BDEW ist der Wärmemarkt
in Deutschland für rund 57 Prozent des
Endenergieverbrauchs verantwortlich.
Rund 42 Prozent des Treib
h ausgasAusstoßes gehen auf ihn zurück.
Der aktuellen politischen Debatte
nach soll Strom nun auch den Wärmesektor mit Hilfe von Wärmepumpen
dekarbonisieren. Dieser Ansatz ist einseitig. Für ein klimaneutrales Energiesystem benötigen wir keine „All Electric
Society“, die in jedem Sektor hauptsächlich auf die Nutzung von Strom setzt.
Vielmehr brauchen wir einen Energieträger, der auf die Klimaschutzziele
einzahlt, also den Wärmemarkt dekarbonisiert und dabei für die Verbraucherinnen und Verbraucher erschwinglich
bleibt. Um dies zu erreichen, müssen
wir technologieoffen vorgehen. Dabei
ist Wasserstoff ein Schlüssel. Seine technologieoffene Erzeugung und Nutzung
in allen Sektoren muss möglich sein.
Auch und gerade im Wärmesektor.
Regionales Wasserstoff-Netz könnte
den Startpunkt für die hessische
Wasserstoffwirtschaft bilden
07-08/2021 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
REPORT 27
Corona und die
Kommunalfinanzen
Die Krise ist nur aufgeschoben. Hohe finanzielle Belastungen
Autoren Dr. Kirsten Witte, Bertelsmann-Stiftung und Prof. Dr. René Geißler, TH Wildau
Pessimistischer Ausblick
D
ie Corona-Pandemie erschütterte im vergangenen Jahr das
Land, die Politik und den Alltag
der Menschen. Auch die kommunalen
Haushalte konnten sich dieser Ausnahmesituation aus gesundheitlichen Risiken
und wirtschaftlichem Einbruch nicht entziehen. Der Kommunale Finanzreport der
Bertelsmann-Stiftung widmet sich daher
in seiner aktuellen Ausgabe den Effekten und den Folgen für die kommunalen
Finanzen.
Fast alle Aufgabenbereiche waren in
der einen oder anderen Weise betroffen.
Höhere Kosten entstanden zuvorderst in
den Gesundheitsämtern, dem Betrieb der
Schulen, der öffentlichen Ordnung oder
der spontanen Digitalisierung in den Rathäusern. Zusätzliche Bedarfe traten auch
in den vielen ausgelagerten Einrichtungen, den kommunalen Betrieben oder
bei den freien Trägern auf.
Der größte Schlag kam jedoch von Seiten der Gewerbesteuer, die – seit jeher
konjunktursensibel – mit neun Milliarden
Euro um fast ein Fünftel fiel. Grundsätzlich traf dies eher die wirtschaftsstarken
Städte, deren Haushalte in höherem Maße auf Steuern bauen. Düsseldorf verlor
über 270 Millionen Euro, Frankfurt über
400 Millionen. Auch bei der Einkommenssteuer und den Gebühren standen Verluste von zusammen vier Milliarden Euro.
Alles in allem lässt sich die finanzielle Belastung der Kommunen im vergangenen Jahr auf sicher 18 Milliarden Euro
schätzen. Vieles davon wirkt fort.
Kosten für SGB II. Diese belief sich im vergangenen Jahr auf drei Milliarden Euro
und fließt dauerhaft. Während die Steuererstattung naturgemäß vermehrt die starken Städte erreicht, entlastet die höhere
Bundesbeteiligung vor allem die Städte
mit hohen Sozialkosten und schafft dort
echten Spielraum. Für eine Stadt wie
Offenbach bedeutete das zum Beispiel
allein zehn Millionen Euro jährlich.
Die schnelle
Unterstützung
von Bund
und Ländern
zu Beginn der
Corona-Krise
war wichtig
und bleibt
auch für
die Folgejahre
notwendig.
Dr. Kirsten Witte,
Programmleiterin
Lebenswerte Kommune
der Bertelsmann-Stiftung
tropfen ist die weiterhin bestehende regionale Spaltung zugunsten der süddeutschen Kommunen. Gerade im Feld der
Investitionen ist dies gefährlich, da diese
auch die Zukunftsfähigkeit beeinflussen.
Bei den Kassenkrediten, viele Jahre mit
Argusaugen beobachtet, setzte sich der
Abbau ebenso fort. Nur noch 32 Milliarden Euro stehen zu Buche, davon allerdings zwei Drittel in NRW.
Historisches Hilfspaket
von Bund und Land
Der Widerspruch zwischen finanziellen
Belastungen und guten Zahlen erklärt
sich durch das Bund-Länder-Hilfsprogramm, welches im vergangenen Jahr
früh, großzügig und ursachengerecht
beschlossen wurde. Damit bestand für
die Kommunen Planungssicherheit. Nicht
auszudenken, wenn inmitten der Pandemie Haushaltssperren, Sanierungskonzepte oder Verhandlungen mit der
Kommunalaufsicht notwendig geworden
wären. In der Krise muss der Staat handlungsfähig sein. Das wurde beeindruckend erreicht.
Die wichtigste Maßnahme war die
Erstattung der Verluste der Gewerbesteuer über rund elf Milliarden Euro, die
allerdings bis dato nur für 2020 gewährt
wurde. Der zweite wichtige Teil war die
höhere Beteiligung des Bundes an den
Das Jahr 2020 haben die Kommunen somit trotz Corona finanziell gut überstanden. Die Belastungen traten auf, wurden
aber von Bund und Ländern getragen. Die
Haushalte blieben stabil, der Erholungstrend des vergangenen Jahrzehnts wurde
zumindest nicht umgekehrt. Für die kommenden Jahre lässt sich diese Einschätzung jedoch nicht fortschreiben. Die Erstattung der Gewerbesteuer war auf das
vergangene Jahr beschränkt. Der Bund
hat bis dato weitere Hilfen abgelehnt.
Und auch die Länder sind mit eigenen
Hilfen sehr zurückhaltend. Bleibt es dabei,
sind hohe Haushaltsdefizite in den kommenden Jahren unausweichlich. Die Erfolge des vergangenen Jahrzehnts, der Aufwuchs der Investitionen oder Abbau der
Kassenkredite, können dann sehr schnell
Makulatur sein. Haushaltskrisen werden
wieder zunehmen, und die Ungleichheiten der Kommunen, mit all ihren Konsequenzen für Lebensqualität und Chancen
werden wieder zunehmen. Noch ist Zeit,
dieses Szenario zu verhindern. „Unsere
Schlussfolgerung ist klar: Bund und Länder müssen noch einmal die Gewerbesteuerausfälle durch Corona für 2021 und
2022 ausgleichen“ betont Burkhard Jung,
Präsident des Deutschen Städtetages.
Den kompletten Report finden sie unter
www.kommunaler-Finanzreport.de
Überraschend gute Zahlen
Angesichts dessen sorgten die aktuellen Zahlen für eine Überraschung. Einnahmen und Ausgaben sind unbeirrt
gewachsen. Das Jahr 2020 wurde trotz
allem mit einem Überschuss von zwei
Milliarden Euro abgeschlossen. Die Investitionen erreichten ein neues Rekordhoch
von 40 Milliarden Euro. Dieses Plus von
50 Prozent binnen drei Jahren geht auch
auf Fördermittel des Bundes für Schulbau
oder Digitalisierung zurück und spiegelt
nicht zuletzt die hohen Überschüsse der
Vorjahre wider. Mehr als ein Wermuts-
Abbildung 1: Kommunaler Finanzierungssaldo, 2011 bis 2020 Kassenstatistik Destatis, 2020 ohne BundLänder-Hilfen, eigene Schätzung, 2021 bis 2024 eigene Vorausberechnung
28 REPORT
Die Kölschrock-Band Brings
Der ehemalige Plenarsaal des Bundestages
KGSt®-FORUM 2021 in 3D
Kommunales Familientreffen in drei Dimensionen –
digital, hybrid und als Präsenzveranstaltung –
so präsentiert sich erstmals das diesjährige KGSt®-FORUM
Autorin Martina Senekowitsch
D
er größte Verwaltungskongress
Deutschlands findet vom 6. bis
8. Oktober 2021 als Präsenzveranstaltung im World Conference Center
Bonn (WCCB) statt.
Parallel gibt es als flexible weitere
Option das KGSt® -FORUM.digital, das
unbegrenzt viele Teilnehmerinnen und
Teilnehmer miterleben können. Denn
im Gegensatz zur Präsenzveranstaltung
vor Ort in Bonn müssen sich die Gäste
der digitalen Variante nicht vorab für
eine bestimmte Veranstaltung entscheiden. Sie melden sich für den gesamten
digitalen Part an und wählen am Tag
selbst aus, welche Veranstaltungen sie
virtuell besuchen möchten. Ein Wechsel
ist auch während der Zeitslots problemlos möglich. Aus zwei Sälen werden die
Veranstaltungen live übertragen. Diese
„hybriden“ Events sind vor Ort und digital erlebbar.
Als dritte Dimension gibt es die rein
digitalen Veranstaltungen, die ebenfalls
aus Bonn gestreamt werden und exklusiv für die Besucherinnen und Besucher
des KGSt®-FORUM.digital stattfinden.
INNOVATIONEN.GEMEINSAM.
GESTALTEN.
So lautet das Motto der Veranstaltung.
Es geht um die Zukunft der Verwaltung,
die nur gemeinsam gestaltet und damit
positiv beeinflusst werden kann. Und
so stehen alle relevanten kommunalen
Zukunftsthemen auf der Veranstaltungsagenda. Die Inhalte und Formate der
über 90 Veranstaltungen sind so vielfältig wie die kommunale Welt.
Das Veranstaltungsprogramm und die
Fachausstellung sind in zehn Themenwelten gegliedert. Das erleichtert die
Martina Senekowitsch
verantwortet die Presseund Öffentlichkeitsarbeit
bei der KGSt.
Orientierung und relevante Inhalte und
Partner sind leicht zu finden.
Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist der
digitale Wandel in allen Facetten – Umsetzungsgeschwindigkeiten, mobiles
und agiles Arbeiten, Smart City, OZG,
digitale Tools im Gebäudemanagement, Führung und Controlling in digitalen Zeiten und viele weitere Themen
im Kontext der Digitalisierung. Außerdem spielt das kommunale Finanz
management inhaltlich eine große Rolle
– z. B. Fördermittel- und Beteiligungsmanagement, wirkungsorientierter und
nachhaltiger Haushalt oder Rechnungswesen 4.0. Aber auch Themen des
Personalmanagements werden intensiv
behandelt, z. B. Mitarbeitendenbindung, attraktive Arbeitgeber, Organisationskultur oder kommunales Personalmarketing. Und wichtige Sonderthemen spielen, wie schon in den vergangenen Jahren, ebenfalls eine zentrale
Rolle auf dem KGSt®-FORUM 2021, z. B.
die Themen Stellenbewertung (Stellenbewertung 3.0 und 4.0), Klimawandel,
Strategie und Prozessmanagement.
Treffpunkt Fachausstellung
Auf der großen integrierten Fachausstellung präsentieren namhafte Partner
innovative Produkte und Lösungsideen.
BONN.GEMEINSAM.ERLEBEN.
Als besonderes Highlight der Präsenzveranstaltung gelten die Abend-Events
auf dem KGSt® -FORUM.
Am Mittwoch, den 6. Oktober 2021,
wagt die Stadt Bonn den Spagat zwischen Rock und Klassik. Im historischen
Plenarsaal des Deutschen Bundestages
findet ein klassisches Konzert anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig
van Beethoven statt. Anschließend
verspricht die Kölschrock-Band Brings
einen großartigen Abend.
Am zweiten Abend, Donnerstag,
den 7. Oktober 2021, steht an verschiedenen Locations Bonn als Stadt der
Demokratie im Mittelpunkt.
2-G-Regel vor Ort
Auf der Präsenzveranstaltung im
WCCB und auf den Abendveranstaltungen sorgt ein umfangreiches Hygienekonzept für Sicherheit. Für die KGSt hat
der Gesundheitsschutz der Besucherinnen und Besucher absolute Priorität!
Deshalb sind nur vollständig geimpfte
und genesene Personen in Bonn zugelassen. Denn nur diese Personen
gruppen sind laut Medizinerinnen
und Medizinern vor schweren Krankheitsverläufen geschützt – wichtig im
Zusammenhang mit der Delta-Variante.
Teilnahmebeitrag
Für Mitglieder der KGSt lohnt sich die
Teilnahme ganz besonders. Es gilt: Eine
Kommune, ein Preis – unabhängig davon, wie viele Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter kommen und wie sich diese
auf das Präsenzformat oder die digitale
Ausgabe aufteilen.
Alle aktuellen Informationen und Anmelde
möglichkeiten zum KGSt®-FORUM 2021:
www.kgst.de/kgst-forum
FOTOS: WCCB; BRINGS - MONSTERPICS; WCCB
Das World Conference Center Bonn
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 07-08/2021
REZENSIONEN / WAHLEN / TERMINE 29
07-08/2021 DEMO
David gegen Goliath an der Ostsee
Wahlen
Jetzt im Kino: Ein Dokumentarfilm über Streit in Göhren
Amtsinhaber Olaf Schulze (SPD)
bleibt Bürgermeister der Stadt
Geesthacht in Schleswig-Holstein.
Die Wiederwahl am 8. August war
eine klare Angelegenheit: 90,2 Prozent der Wähler stimmten für eine
weitere Amtszeit. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Spannender ging es am 25. Juli in
Esslingen zu, wo über die Nachfolge des sozialdemokratischen
Oberbürgermeisters Jürgen Zieger
abgestimmt wurde. Gewählt wurde
SPD-Kandidat Matthias Klopfer,
der im zweiten Wahlgang auf 49,5
Prozent der abgegebenen Stimmen
kam. Sein stärkster Konkurrent
Daniel Töpfer, der von CDU, FDP
und Freien Wählern ins Rennen geschickt worden war, kam mit einem
Ergebnis von 48,1 Prozent ins Ziel.
Mit Hermann-Josef Pelgrim ist
auch in Schwäbisch Hall ein verdienter SPD-Oberbürgermeister
nicht wieder zur Wahl angetreten.
Zum zweiten Wahlgang am 18. Juli
traten zahlreiche Einzelbewerber
an. Von ihnen ging Daniel Michael
Bullinger (Mitglied der FPD) als
Sieger hervor. Für ihn votierten 72,5
Prozent der Wähler.
Als Einzelbewerber ist auch CDUMitglied Bernd Häusler angetreten: Bei der Wahl am 11. Juli bewarb
er sich um eine weitere Amtszeit
als Oberbürgermeister von Singen.
88,5 Prozent der Wählerinnen und
Wähler gaben ihm ihre Stimme.
Mehrere Entscheidungen fielen am
4. Juli: In der Stadt Aalen wurde
Göhren ist ein idyllischer Ort an der
Ostsee. Doch hinter den Kulissen
tobt ein Kampf. Nach der Wiedervereinigung beginnt sich ein Investor
aus Westdeutschland im Ort zu
engagieren. Er errichtet Hotels und
Ferienhäuser, eine Kurklinik und ein
Parkhaus. Unterstützt wird er dabei
von vier Männern im Gemeinderat,
die seine Vorhaben stets durchwinken. Als schließlich das Naturschutzgebiet bebaut werden soll, gehen
zwei Aktivisten auf die Barrikaden.
Um das Vorhaben zu verhindern,
kandidieren sie mit Gleichgesinnten
bei der Kommunalwahl.
Regisseur Christoph Eder hat diesen
Kampf von David gegen Goliath in
einem Film dokumentiert. In „Wem
gehört mein Dorf?“ zeigt er die Entwicklung Göhrens nach der Wiedervereinigung von einem Fischerdorf
bis zum beliebten Badeort. Er begleitet die Protagonisten beim Kampf
um ihre Heimat, ohne dabei parteiisch zu sein. Das Besondere: Göhren
ist Eders Heimatort. Seine Familie
lebt noch heute hier. So mischt er
auch aktuelle Aufnahmen mit Bildern
aus dem persönlichen Familienarchiv,
stellt Erinnerungen aus seiner Kindheit den heutigen Entwicklungen
gegenüber. Eder erzählt ganz ohne
Pathos und doch mit klarer Haltung.
„Der Film drückt aus, dass man sich
engagieren muss, wenn einem etwas
wichtig ist“, sagt er. Kai Doering
Landkreise kindgerecht erklärt
Eine Broschüre bereitet das Thema für die Jüngsten auf
Nicht jeder und jede weiß, was eine
„Kreisumlage“ ist – schon gar nicht
jedes Kind. Ein kleines Heft soll das
ändern. Herausgegeben wurde es
vom Kommunal- und Schulverlag
in Kooperation mit dem Deutschen
Landkreistag. Die Broschüre ist
liebevoll gestaltet und reichlich
bebildert. Der Text erzählt, wie die
fiktive Landrätin Frau Sommer mit
einer Schulklasse eine Fahrradtour
durch ihren Kreis unternimmt. Dabei
erklärt sie den Kindern, was der
Landkreis so alles macht: von der
Müllentsorgung über die Reparatur
der Straßen bis hin zum Schulbus.
Der Text ist kurz und zielgruppen
gerecht gehalten. CFH
KSV Kommunalpraxis/Deutscher
Landkreistag:
Was macht mein Landkreis?
Kommunal- und Schulverlag, 2021,
28 Seiten, 9,90 Euro (10er Pack),
ISBN 978-3-8293-1625-5
Termine
Frederick Brütting (Einzelbewerber und SPD-Mitglied) zum neuen
Oberbürgermeister gewählt – mit
einem Resultat von 71,2 Prozent.
Amtsinhaber Thilo Rentschler
(SPD) hatte nicht erneut kandidiert.
In Riesa gelang Oberbürgermeister
Marco Müller (CDU) mit 52,4 Prozent die Wiederwahl, sein Herausforderer Gunnar Hoffmann (Einzelbewerber) kam auf 47,6 Prozent.
In Plauen wählen die Bürgerinnen und Bürger Steffen Zenner
(CDU) zum neuen Rathauschef. Ihm
genügten im zweiten Wahlgang
41,1 Prozent der Stimmen.
Bereits am 27. Juni wurde in
Dessau-Roßlau gewählt: Einzelbewerber Dr. Robert Reck sicherte
sich mit einem Ergebnis von 73,9
Prozent den Posten des Oberbürgermeisters.
In Heidenheim gelang dem Sozialdemokraten Michael Salomo am
20. Juni die Wahl zum Oberbürgermeister. Er trat als Einzelbewerber
an, unterstützt von den Grünen und
Freien Wählern. 60,9 Prozent sprachen ihm das Vertrauen aus.
Am selben Tag setzte sich André
Schröder (CDU) im Kreis Mansfeld-Südharz in der Stichwahl für
das Landratsamt deutlich gegen
Cathèrine Kayser von der AfD
durch. 79,2 Prozent der Stimmen
gingen an Schröder.
Auch im Landkreis Wittenberg entschied eine Stichwahl. Hier entfielen
81,4 Prozent der Stimmen auf den
CDU-Kandidaten Christian Tylsch,
der den AfD-Politiker Frank Luczak
somit klar auf Abstand hielt.
Tag des offenen Denkmals
12.09.2021, bundesweit
tag-des-offenen-denkmals.de
23. Bundesweiter Umwelt- und
Verkehrskongress (BUVKO):
08.10.2021 – 10.10.2021, München
buvko.de
Urban Offline Forum 2021
23.09.2021 – 24.09.2021, Osnabrück/online
www.urban-offline-forum.de
Smart Country Convention 2021
26.10.2021 – 28.10.2021, Berlin
smartcountry.berlin
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„Überlassen Sie die Besetzung
“
von Führungspositionen nicht dem Zufall …
– Edmund Mastiaux, Inhaber
zfm • Seit 25 Jahren Personalberatung für Verwaltungen und kommunale Unternehmen
www.zfm-bonn.de
30 DAS LETZTE
DEMO 07-08/2021
Es geht um die Wurst
Impressum
Autor Carl-Friedrich Höck
I
n Thüringen gibt es ein altes
Sprichwort: „Wer andern e ine
Bratwurst brät, der hat ein
Bratwurstbratgerät.“ Und dieses
Bratgerät darf natürlich nicht irgendetwas sein – darauf legen
die Einheimischen wert. Elektrogrills oder gar Pfannen
sind im „grünen Herzen
Deutschlands“ verpönt.
Eine echte Thüringer
muss nach Rost und
Holzkohle schmecken!
Aus aktuellem Anlass
könnte das Sprichwort
nun abgewandelt werden: „Wer andern eine Bratwurst brät, der hat
ein Impfstoffimpfgerät!“ Bekanntlich
ist ja die Impfkampagne ins Stocken
geraten. In vielen Kommunen werden nun kreative Ansätze entwickelt, um Impfmuffeln den CoronaSchutz schmackhaft zu machen. Im
thüringischen Sonneberg etwa hieß
es kürzlich: Wer sich für den Piks in
den Arm entscheidet, bekommt eine
Bratwurst gratis dazu. Das funktionierte erstaunlich gut, wie die Kassenärztliche Vereinigung bilanzierte:
Während normalerweise etwa 140
Impfwillige am Tag erschienen, hatte
sich die Zahl während der BratwurstAusgabe schon am Nachmittag verdoppelt.
Das wirft natürlich Fragen auf. Ist
die Aussicht auf ein längeres Leben
nicht schon Anreiz genug, sich imp-
fen zu lassen? Hier gilt in Thüringen
wohl, frei nach Loriot: Ein Leben ohne Bratwurst ist möglich, aber sinnlos. Natürlich muss man bei solchen
Aktionen auch die lokalen Besonderheiten im Blick behalten. Für Hessen
hat ein Landeskundiger Kochkäse als
Bonus vorgeschlagen. Und in Berlin
ruft man mit solch kulinarischen Klassikern nur ein Gähnen hervor. Deshalb werden in der Partyhauptstadt
Impf-Raves angeboten. Erst piksen
lassen, dann abtanzen – auch dieses
Konzept funktioniert offenbar.
Der große Wurst-Streit
Nun ist es in Deutschland so: Wurst
wird schnell zum Politikum. Folgerichtig führte auch die Sonneberger
Aktion zu kontroversen Diskussionen. Manche kritisierten, die Bratwurst symbolisiere ein irreführendes
Klischee, das Politiker bezüglich der
Ernährungsgewohnheiten einkom-
DEMO 09-10/2021
erscheint am 19. Oktober 2021
mit folgenden Themen:
Unser Wald muss viele Funktionen erfüllen: Er filtert
Luft und Wasser, ist wichtiger Erholungsraum und
liefert Holz als Rohstoff. Zugleich ist er Lebensraum
für Wildtiere – von denen aber einige zunehmend
auch die Städte erkunden. Im Report geht es um
Digitale Kommune und smarte Stadt sowie
Beratung und Förderung kommunaler Projekte.
mensschwacher oder impfunwilliger Menschen pflegten. Andere verwiesen auf
die schädlichen Folgen des
Fleisch
konsums für Klima, Tierwohl und
Gesundheit.
Ähnlich turbulent ging es zu, als
VW neulich ankündigte, in einer
der Betriebskantinen künftig auf
Currywürste zu verzichten. Stattdessen sollen fleischfreie und vegane Alternativen angeboten werden.
Das kommt einer Revolution gleich,
schließlich werden die Würste von
einer konzerneigenen Fleischerei
eigens millionenfach hergestellt. Der
Skandal rief sogar Altkanzler Gerhard
Schröder auf den Plan: „Currywurst
mit Pommes ist einer der Kraftriegel
der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“, ließ er die
Öffentlichkeit wissen. Und forderte:
„Rettet die Currywurst!“
All die Aufregung verstellt schnell
den Blick auf das Wesentliche. Eines
gilt nämlich für Impfkampagne, Auto
produktion und Kommunalpolitik
gleichermaßen: Ob man mit oder ohne Fleisch ans Werk geht, ist letztlich
Wurst. Entscheidend ist, dass neue
Ideen und Konzepte erprobt werden.
Und die Führungskräfte sich nicht nur
mit Althergebrachtem durchwursteln.
Demokratische Gemeinde,
Fachorgan der Sozialdemokratischen
Gemeinschaft für Kommunalpolitik
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... und zwar nicht nur bei Wahlen. Notizen zum anhaltenden
Konflikt um ein kulinarisches Kulturgut
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