D E M O - O N L I N E . D E
DEMO
73. JG | A02125
EINZELPREIS 10,00 €
03/04 2021
VO R WÄ R T S - KO M M U N A L n DA S S OZ I A L D EM O K R AT I S C H E M AG A Z I N F Ü R KO M M U N A L P O L I T I K
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FOTO: STOCK.ADOBE.COM/JÖRG LANTELME
NAHVERSORGUNG
Alles
am Platz?
Wie Städte und Gemeinden Treffpunkte zum
Einkaufen und Begegnen schaffen können
mit t
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Infos und Anmeldung unter:
www.demo-kommunalkongress.de
KOMMUN A LKONGRE SS
Treffpunkt
sozialdemokratischer
Kommunalpolitik
Jetzt !
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anmelde
16. DEMO-Kommunalkongress
wieder digital – interaktive Zoom-Konferenz, im Internet und überall in Deutschland
11. Juni 2021
DIE KOMMUNALE FAMILIE TRIFFT SICH! 2021 findet im September die Bundestagswahl statt. Darum wird es unseren DEMO-Kommunalkongress
ILLUSTRATION: HURCA!/STOCK.ADOBE.COM; FOTOS: SUSIE KNOLL/SPD; GEMEINDE STOCKELSDORF; DIRK BLEICKER; THOMAS KOSCHEL; KGST
– wie in jedem Wahljahr – schon vor der Sommerpause geben. Und wie schon 2020 veranstalten wir ihn vor allem digital mit hybriden Elementen.
Wir bieten Euch Video-Vorträge, Livestreams, interaktiven Austausch auf Fachpodien und Webinare. Seid dabei! Wir freuen uns auf Euch!
THEMENSCHWERPUNKTE
LEBENSWERTE INNENSTÄDTE UND ORTSKERNE
· Neue Ideen für die vitalen Zentren von morgen
· Attraktive Stadtgestaltung
DIGITALISIERUNG IN RAT UND VERWALTUNG
· Onlinezugangsgesetz und digitale Ratsarbeit
· Digitale Bildung und Gesundheitspolitik
ES ERWARTEN EUCH HOCHRANGIGE UND FACHKUNDIGE REFERENT*INNEN, U.A.
ELVAN KORKMAZ
Mitglied der SPDBundestagsfraktion
und im Ausschuss
Digitale Agenda
IRIS BOTHE
Oberbürgermeisterkandidatin, Stadträtin
für Jugend, Bildung und
Integration der Stadt
Wolfsburg
JULIA SAMTLEBEN
Bürgermeisterin der
Gemeinde Stockelsdorf
MARC GROSS
Kommunale Gemeinschaftsstelle für
Verwaltungsmanagement
(KGSt)
OLAF SCHOLZ
Kanzlerkandidat der SPD
und Bundesfinanzminister
INHALT 3
03-04/2021 DEMO
Titel
Nahversorgung in den Kommunen
Liebe Leserin, lieber Leser,
unsere Innenstädte haben sich immer wieder verändert – mal schleichend, mal sehr offensichtlich.
Ältere erinnern sich gut daran, wie der kleine
familienbetriebene Lebensmittelladen von einem
Discounter verdrängt wurde und das eingesessene
Bekleidungsgeschäft von einer Modekette.
4 „Diese kritische Situation dürfen wir nicht dem Markt überlassen“| Interview mit Prof. Thomas Krüger
6 Der Dorfladen kehrt zurück | MarktTreffs sind Begegnungsstätten auf dem Land
7 Stolz aufs frische Gemüse | Der Lintler Laden in Bendingbostel als Kommunikationszentrum in der Region
8 Schätze, Ankerplätze und verrückte Ideen | Wie Nobitz in Thüringen seine Nahversorgung verbessern will
9 App als Herzstück eines lokalen Online-Marktplatzes | Die Anwendungssoftware Marktfee soll die
Nahversorgung im Rhein-Neckar-Kreis stärken
10 Roboter statt Bote | Mit autonomen Fahrzeugen und Drohnen werden neue Lieferverkehrskonzepte erprobt
11 Eine Trendumkehr auf dem Land schaffen | Gastbeitrag von Kevin Kühnert
12 Innenstadt-Impulse und Heimat-Shoppen | Viele Innenstädte leiden unter Corona-Einschränkungen
In Kaiserslautern und Wesel geht es im Vergleich mit anderen Mittelzentren wieder aufwärts
14 Vielfältiges Angebot in der Nachbarschaft | Nahversorgungszentren decken den täglichen Bedarf von
Bottropern und Dortmundern
15 Zwei Räder kaufen mehr als vier | Warum Radfahrer gute Kunden des Einzelhandels sind
16 Kleingewerbe häufig in Not | Kleine Läden und Betriebe sind dem freien Markt schutzlos ausgeliefert: Was
sich ändern muss, sagen SPD-Politiker
FOTOS: DIRK BLEICKER; HCU; EFEUCAMPUS; PHOTOTHEK.NET/UTE GRABOWSKY; STOCK.ADOBE.COM/DKHDVIDEO
Eine einschneidende Veränderung steht nun –
auch, aber nicht nur pandemie-bedingt – wieder
ins Haus. Die Verödung der Innenstädte, die durch
den wachsenden Onlinehandel längst begonnen
hat, schreitet infolge der Corona-Krise schneller
voran. Warum zu der Billigfiliale in der Fußgängerzone gehen, wenn man die Sachen gleich im Netz
bestellen kann?
Diese Haltung gibt es schon länger. Ohne Corona
wäre mehr Zeit gewesen, neue und kluge Konzepte für eine lebendige City zu entwickeln. Nun muss
es schnell gehen. Aber manchmal erzeugt Druck
auch mehr Kreativität. Ein Blick in viele südliche
Länder und ihre Städte zeigt, wie man die Ortskerne mit Leben füllen kann. Auf dem Marktplatz
französischer oder italienischer Städte gibt es eben
nicht nur Geschäfte oder Shopping Malls, sondern eine gewachsene Infrastruktur aus Kaufen,
Wohnen und Leben. Die Plätze und Straßen sind
nach Geschäftsschluss keine toten Flächen.
Warum also aus der Not nicht eine Tugend machen? Da, wo Gewerbeflächen auf Dauer nicht
mehr genutzt werden, lassen sich nach entsprechenden gesetzlichen Änderungen Wohnungen
schaffen. (Grüne) Freiflächen mit Cafés und Restaurants sorgen dafür, dass die Innenstadt wieder
lebendig wird – über die Geschäftszeiten hinaus.
Die Beispiele der ländlichen Dorfläden in dieser
DEMO zeigen, dass auch bei uns die Mischung
aus Kaufen, Treffen und Austausch funktioniert.
Warum also nicht auch in unseren Städten? Konzepte gibt es und auch Menschen, die es genießen, in einer lebendigen Innenstadt zu wohnen.
Wir sollten es angehen – mit einem positiven
Blick in die Zukunft!
Bleiben Sie gesund,
Karin Nink, Chefredakteurin
4
10
Report
Ver- und Entsorgung
21 Abfallwirtschaft nutzt Klimaschutzpotenziale | Sektorenkopplung rückt in den Fokus
22 Schäden kalkulierbar machen | Risikomanagement für Wasserversorgungs- und Abwasserbehandlungsanlagen
24 Daseinsvorsorge im blaugrünen Podcast | Anfang des Jahres startete „GLASKLAR – der Politik-Podcast der
GELSENWASSER AG“
21
22
19 News | Drei Fragen an Frank Baranowski zum Zukunftsprogramm der SPD
20 Serie Klimaschutz und Nachhaltigkeit | Drei-Punkte-Plan für Klimaanpassung in Kommunen
28 Wahlen | SPD erzielt starke Ergebnisse bei Direktwahlen in Hessen
29 Bücher | Termine | Wahlen
30 Das Letzte | Vorschau | Impressum
4 TITEL
DEMO 03-04/2021
„Diese kritische Situation dürfen
wir nicht dem Markt überlassen“
In den Zentren hinterlässt die Corona-Krise tiefe Spuren. Und seit Jahren schadet die
wachsende Online-Konkurrenz den Händlern. Alle Akteure der Innenstädte müssen
nun an einen Tisch, fordert Prof. Thomas Krüger im Gespräch mit der DEMO
Interview Karin Billanitsch
ZUR PERSON
Der gebürtige Hamburger
Thomas Krüger – Jahrgang
1959 – leitet im Rahmen einer
Professur seit dem Jahr 2000
das Arbeitsgebiet Projekt
entwicklung und Projekt
management im Fachbereich
Stadtplanung an der HafenCity
Universität Hamburg.
Schwerpunkte der Forschung
sind die Wechselwirkungen
von Immobilien- und Stadt
entwicklung, insbesondere
in den Bereichen Wohnen,
Gewerbe und Zentren, sowie
neue IT-gestützte Planungs
instrumente.
Der Wissenschaftler hat Raum
planung und Städtebau/Stadt
planung an der TU Dortmund
und TU Hamburg studiert und
ist Bauassessor Städtebau.
Krüger war Wissenschaftlicher
Mitarbeiter im Fachgebiet
Stadt- und Regionalökonomie
der TU Hamburg und bis 2000
Leiter der Konzeptentwicklung
der LEG Schleswig-Holstein
GmbH. KB
dem Onlinehandel eine gewaltige
Konkurrenz. Wie kann man mit solchen Veränderungen umgehen?
Wer mittelfristig gut verkaufen will,
kommt um Digitalisierung, also Multichannel oder hybride Angebote nicht
herum. Entscheidend sind aber die Originalität und Individualität, die Beratungskompetenz und der Service. Damit
ist das Präsenzgeschäft im Laden dem
Onlinehandel haushoch überlegen und
hat sicher eine gute Zukunft.
Nach einem Jahr Corona-Krise gibt
es Ängste, dass Leerstände in den
Innenstädten weiter zunehmen werden. Teilen Sie diese Befürchtungen?
Ja! Die Akteure der Innenstädte, die Gewerbetreibenden, die Eigentümer, auch
der Kulturbereich und die zivilgesellschaftlichen Akteure müssen schnell „an
einen Tisch“. Dabei muss die Kommune
zunächst die Führung übernehmen, denn
die privaten Akteure sind derzeit vor allem
mit sich selbst, zum Teil mit der blanken
Existenzsicherung, beschäftigt. Diese extrem kritische Umbruchsituation dürfen
Wie wichtig ist ein gutes „Zugpferd“
in der Stadt, vor dem Hintergrund,
dass viele Kaufhäuser schließen?
Es ist fraglich, ob es diese großen Magneten zukünftig überhaupt noch gibt. Selbst
Shooting-Stars wie die Media-Markt- und
Saturn-Gruppe, die ja in den 2000ern in
wenigen Jahren den Elektronik-Markt
geradezu aufgerollt haben, sind schon
wieder auf dem Rückzug. Es wird darauf
ankommen, dass die Innenstädte neben
dem Konsum vielfältige neue Angebote
entwickeln, die sie interessant machen.
Shoppen kann man jetzt überall und
jederzeit. Dafür braucht es – zugespitzt
formuliert – keine Innenstädte mehr.
Innenstadthändlern erwächst mit der
zunehmenden Digitalisierung und
Die Filialisierung im Einzelhandel ist weit
fortgeschritten.
wir nicht allein dem Markt überlassen.
Vielmehr gilt es, gemeinsam zu verhindern, dass es zu einem sich selbst beschleunigenden Prozess des Niedergangs
kommt. Das Zentrum der Stadt als Ort der
Begegnung der vielfältigen Gesellschaft,
als Ort der Öffentlichkeit und des sozialen und kulturellen Lebens hat nicht nur
symbolisch eine Integrationsfunktion und
-aufgabe. Die Innenstädte sind das Herz
der europäischen Stadt, ihrer reichen Kultur und einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Auf sie wird weltweit geschaut, sie wird sehr gern besucht
und erlebt.
Viele Eigentümer von Gewerbe
flächen sind Private: Wie kann die
Kommune sie ansprechen, um aktives
Leerstandsmanagement zu betreiben
und Zwischennutzungen anzuregen?
Wir müssen unterscheiden zwischen den
größeren, professionellen Eigentümern
und den kleinen Eigentümern, das Geschäftshaus von Oma, das ihre Rente ist,
Erbengemeinschaften usw. Beide werden
über kurz oder lang signifikante Miet- und
damit Wertminderungen hinnehmen,
d. h. Abschreibungen vornehmen müssen.
Das fällt insbesondere den kleinen
Amateurvermietern, die ja in kleinen
Städten und auch den Stadtteilzentren
vorherrschen, schwer. Zumal außerdem
oft Investitionen erforderlich sind, um im
veränderten Markt überhaupt gut neu
vermieten zu können. Bisher waren sie
de facto Rentiers und die Erträge stiegen,
einfach so. Jetzt sind die Werte deutlich
reduziert und es sind aktive Eigentümer
gefragt. Das überfordert wahrscheinlich
nicht wenige. Die Kommunen sind gut
beraten, diesen kleinen Eigentümer eine
kompetente und neutrale aufsuchende
Beratung anzubieten.
Demgegenüber wissen die großen und
professionellen Eigentümer, was die Stunde geschlagen hat. Wegen der fälligen
FOTO:FLORIAN GAERTNER /PHOTOTHEK.NET
Nahversorgung
in den
Kommunen
Vielerorts steigt die Zahl der Filialisten, inhabergeführte Geschäfte werden weniger. Sind das gute Nachrichten, oder muss man gegensteuern?
Die Filialisierung im Einzelhandel ist in den
vergangenen Jahrzehnten weit fortgeschritten. Dadurch wurden in vielen Bereichen die inhabergeführten Geschäfte verdrängt, und die Innenstädte wurden recht
uniform. Überall im Prinzip das gleiche
Angebot. Die Starken haben sich durchgesetzt. Nun sind es in der Corona-Krise
paradoxerweise gerade die großen Kaufhäuser und die Filialisten, die ihre Flächen
massiv reduzieren oder Standorte ganz
aufgeben. Das hat gerade erst begonnen
und wird tiefe Spuren in den Innenstädten
hinterlassen. Die großen Anbieter und
Marken sind längst im Online-Handel
unterwegs und wachsen dort schnell.
Sie brauchen die Innenstadt eigentlich
nur als Showroom, um präsent zu sein.
Das ist wie bei den Telefongesellschaften
oder den Apple-Stores. Das eigentliche
Geschäft läuft im Netz. Ohne Verkaufspersonal, Ladenmieten und aufwendige
Logistik, bzw. diese erledigen andere.
TITEL 5
03-04/2021 DEMO
Aufenthaltsqualität, Bistro-Gastronomie,
Kitas und CoWorking-Spaces als zeitweise Alternative zum Homeoffice punkten.
Vielleicht auch mit neuen Kombinationen
von Handel, Handwerk und Dienstleistungen, die Präsenz und Beratung mit dem
Angebot des weltweiten Netzes kombinieren. Auf diese Weise können die Zentren im Wohnumfeld zu „Third Placees“
zwischen der privaten Wohnung auf der
einen Seite und den Aktionsräumen der
Menschen, die ja oft weitläufig in der
Region verteilt sind, auf der anderen Seite
werden.
Thomas Krüger rät Kommunen, kleinen Eigentümern eine kompetente und neutrale aufsuchende Beratung anzubieten.
FOTO: HCU
Abschreibungen, die sofort erfolgswirksam werden, – solche Verluste möchte
niemand gern in seinem Geschäftsbericht
verantworten und erklären – droht hier
allerdings zunächst Abwarten und im
Zweifel Leerstand, leider gerade bei den
großen Flächen: Keiner will der Erste sein,
der große Verluste kommuniziert.
Die vor allem im Einzelhandel engagierten, börsennotierten Konzerne, Unibail-
Westfield und Deutsche Euroshop, die
für die beiden größten Shopping-Center
Betreiber in Europa stehen, haben offiziell
circa 15 Prozent Wertminderung zugestanden. Das ist vermutlich erst der Anfang. Der Umgang mit den professionellen
Anlegern ist eine Herausforderung für die
Kommunen. Da sie oft zentrale Immobi
lien im Eigentum halten, kann ihr Verhalten schnell dazu beitragen, die Situation
vor Ort deutlich zu verschlechtern. Auch
hier gilt es, Gespräche zu führen und neue
Perspektiven für den konkreten Standort
und die Immobilien zu entwickeln.
Kurzfristig ist auf diesem Gebiet leider
keine Unterstützung durch die geplanten Novellen von BauGB und BauNVO zu
erwarten. Überhaupt sind die Versuche,
die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen zu verbessern, im Ergebnis ja leider
nahezu vollkommen fruchtlos gewesen.
Das verstehe ich nicht. Ich bin aber auch
nicht Politiker. In jedem Fall ist auf diesem
Gebiet eine Stärkung der kommunalen
Instrumente dringend erforderlich bzw.
überfällig.
Fänden Sie es sinnvoll, den
Kommunen einen vorübergehenden
Erwerb von städtebaulich relevanten
Problemimmobilien zu ermöglichen?
Das kann im Einzelfall sinnvoll sein. Aber
nur, wenn der Preis stimmt. Auf keinen
Fall sollten hier fällige Abschreibungen,
d. h. Verluste kommunalisiert werden.
Ob die Kommune ein guter und kreativer Vermieter von Einzelhandelsimmobilien im Strukturwandel ist, da habe ich
Zweifel. Daran scheitern ja oft schon
Wohnungsbaugesellschaften, die sich
mit Immobilien an sich gut auskennen.
Konzeption und Betrieb von Zwischennutzungen oder gar Umstrukturierungen
von gewerblichen Nutzungen sollten
Leute machen, die auf diesem besonderen Gebiet Profis sind.
Blicken wir in ländliche Regionen:
Liegen die Probleme der Nahversor
gung in Kleinstädten anders als in
den größeren Kommunen?
Ja! Im Unterschied zu den Zentren großer Städte, die im Einzelhandel auf D
auer
Einbußen hinnehmen müssen, haben
die Kleinstädte im ländlichen Raum und
insbesondere die im suburbanen Raum
wie auch die Stadtteilzentren großer
Städte durchaus interessante Chancen.
Die D
igitalisierung befördert nicht allein
Homeoffice, sondern dezentrales Arbeiten generell. Und sie bietet Chancen
für neue Geschäftsmodelle. Davon kann
gerade der stationäre Einzelhandel profitieren.
Vielleicht braucht es dazu eine neue
Gründergeneration im Einzelhandel, die
nicht den „Abverkauf“, sondern die Betreuung von Menschen mit ihren Bedarfen und Bedürfnissen in den Mittelpunkt
rücken.
Schon vor Corona haben Einkaufs
zentren die Kunden weg von den
Händlern in der nächsten (Klein-)Stadt
gezogen. Welche Strategie schlagen
Sie nach Corona vor, um die Zentren
wieder lebendiger zu machen?
Die dezentralen Zentren können mit e inem
guten Angebot der Nahversorgung, mit
Gesundheitsversorgung, einer guten
Die
Digitalisierung
bietet Chancen
für neue
Geschäfts
modelle.
Davon kann
der stationäre
Einzelhandel
profitieren.
Prof. Thomas Krüger,
HafenCity Universität
Hamburg (HCU)
Können Sie einige wichtige Erfolgs
faktoren für kleine Nahversorger im
ländlichen Raum nennen?
Der entscheidende Faktor ist und bleibt
eine qualifizierte Nahversorgung. Und
zwar mitten im Zentrum als Anker auch
für andere, zum Beispiel die eben genannten Nutzungen. Ist die Nahversorgung am Rand der Siedlung oder gar in
Gewerbe- und Sondergebieten mit jeder
Menge Parkplätzen drumherum konzen
triert, muss man das leider vergessen. Das
ist die bittere Wahrheit. Dann bleibt nur
noch Nischenpolitik: gute Gastronomie,
Märkte und Events, Dienstleistungen und
Kunsthandwerk. Nett, aber bestenfalls
nur noch die Fassade der europäischen
Stadt, weil die Bevölkerung in ihrer Breite
gar nicht mehr erreicht wird. Höchstens
am Sonntag zum Eis essen. Das ist Disney.
Wenn Metzger, Bäcker, Post und
Friseur schließen, nehmen die Bür
gerinnen und Bürger manchmal die
Nahversorgung selbst in die Hand
und organisieren sich, in Genossen
schaften oder Initiativen. Kennen Sie
gute Best-Practice-Beispiele?
Bevor ich vor mehr als 20 Jahren Professor wurde, war ich an den Anfängen
des heutigen „MarktTreff“-Konzepts
in Schleswig-Holstein beteiligt. Damals
sprachen wir von „Ländlichen Dienstleistungszentren“ und wollten neben dem
Lebensmittelangebot, das Internet durch
betreute Terminals ins Dorf bringen. Das
hat sich bekanntlich anders entwickelt.
Es bleibt allerdings dabei, dass sich das
kleine Ladengeschäft allein kaum trägt.
Wenn der Laden aber als Treffpunkt, Gastronomie, Veranstaltungsort zum sozialen
Mittelpunkt wird, kann das gut funktionieren. Sehr erfolgreich sind dabei örtliche Genossenschaften als Träger solcher
Multifunktionseinrichtungen. Das ist dann
„unser Laden“. Da darf es auch mal teurer
sein als beim Discounter.
demo-online.de/nahversorgung
6 TITEL
DEMO 03-04/2021
„Drei Millionen Euro haben Bau und Kauf
des Grundstücks gekostet“, sagt Bürgermeister Ernst-Heinrich Jürgensen (SPD).
Viel Geld für ein Dorf, das nicht mehr als
2.700 Einwohnern zählt.
Der MarktTreff Heidgraben im Zentrum des Dorfes ist Nahversorger und Informationsbörse zugleich.
Der Dorfladen kehrt zurück
MarktTreffs sind Begegnungsstätten auf dem Land.
Schleswig-Holstein fördert sie seit den 1990er Jahren.
Ein Erfolgsmodell
Autorin Susanne Dohrn
M
oin, Manni“, so geht es in
Heidgraben alle paar Minuten.
„Manni“, eigentlich Manfred
Langer, leitet in dem schleswig-holsteinischen Dorf einen sogenannten MarktTreff.
Wenn Läden und Gasthöfe schließen,
der Arzt wegzieht, es keinen Ort der Begegnung mehr gibt, stirbt das Dorf. Das
MarktTreff-Konzept stellt sich dieser Entwicklung entgegen, entwickelt von der
Landesregierung Schleswig-Holstein und
engagierten Akteuren aus der Region.
„Die Idee entstand Ende der 1990er Jahre.
Inzwischen gibt es 43. Drei weitere sind in
der konkreten Umsetzung, 50 könnten es
werden“, sagt Ingwer Seelhoff, zuständig
für das landesweite Projektmanagement.
Das berät bei der Gründung, organisiert
jährliche Netzwerktreffen aller Beteiligten
und ist eine Informations-Drehscheibe,
die dafür sorgt, dass alle an Ideen und
Erfahrungen teilhaben.
Drei-Säulen-Modell
Das Projektmanagement bietet fachliche
Unterstützung bei der Planung oder nutzt
das weite Partnernetzwerk, um beispiels-
weise Kontakte mit der Kassenärztlichen
Vereinigung herzustellen, wenn ein Arzt
in dem Gebäude eine Zweitpraxis einrichten möchte. Seelhoff: „Die Gemeinden
sind frei, für ihr Dorf die passende Lösung
zu finden.“ Kein MarktTreff sei wie der andere, aber alle bauten aus drei Säulen: erstens einer wirtschaftlichen, z. B. einem Lebensmittelmarkt oder Gasthof, zweitens
aus Dienstleistungen z. B. einer Poststelle,
und drittens sozialen, bürgerschaftlichen
Angeboten wie einem Seniorentreff. Das
Land fördert Planung und Bau mit maximal 750.000 Euro. Besteht ein MarktTreff
zwölf Jahre, kann die Kommune den Zuschuss vollständig behalten. Den Betrieb
und Unterhalt muss sie selbst finanzieren.
Idealerweise liegen sie mitten im Dorf,
wie das Klinkergebäude in Heidgraben
mit seinen rot-weißen Sonnenschirmen,
Bänken und Blumenbeeten. Drinnen befinden sich ein gut sortierter Supermarkt,
eine Bäckerei mit Kaffee-Ausschank, eine
Büchertauschecke mit Tischen zum Klönen, ein Veranstaltungsraum für etwa 40
Personen mit bodentiefen Fenstern und
ein Friseur-Salon. Eröffnet wurde er 2014.
Marktleiter Manni Langer ist
die Seele des MarktTreffs in
Heidgraben und kennt das
Dorf wie kaum ein anderer.
Die Kosten der Einrichtung hat die Bürgergenossenschaft MarktTreff Heidgraben übernommen. Sie gab Anteilsscheine zum Stückpreis von 100 Euro aus und
nahm einen Kredit auf. „Die Gemeinde
zahlt eine monatliche Miete, mit der die
Genossenschaft den Kredit abbezahlt und
Anteilseigner, falls gewünscht, ausbezahlen kann“, erklärt Hans-Peter Ebeling vom
Vorstand der Bürgergenossenschaft. Die
Verwaltung profitiert, weil die Genossenschaft flexibler auf Anforderungen reagieren kann als die Kommune. So musste sie
etwa die Investitionen für den Innenausbau nicht ausschreiben, weil die Genossenschaft die Kosten übernahm. Für die
Heidgrabener ist der Markttreff dank der
Genossenschaft „ihr“ Laden, so der Bürgermeister.
„Ein MarktTreff funktioniert nur, wenn
die die Chemie zwischen Dorf und Marktleiter stimmt“, weiß Projektmanager Seelhoff. So wie bei Manni, obwohl ihm der
Job nicht in die Wiege gelegt war. Der
gelernte Koch und Kaufmann führte eine
Druckerei, als der damalige Bürgermeister Udo Tesch (SPD) ihm die Stelle anbot,
war aber als Mitglied des Sportvereins,
der Freiwilligen Feuerwehr, der AWO und
der Liedertafel gut vernetzt. Manni sagte
zu, übergab seinen Betrieb an den Sohn,
startete mit Mitte 50 nach dem Motto
„Ravioli-Dosen verkaufen kann jeder“ neu
und sammelt seitdem immer neue Erfahrungen: Der Lebensmittellieferant musste
gewechselt werden. Der Brötchenverkauf
am Sonntag lohnte sich nicht, eine Eisdiele
machte Verluste. Mit Corona kamen neue
Herausforderungen. Café, Klönecke und
Veranstaltungsraum sind geschlossen.
Die Umsätze mit Familienfeiern, Catering
und Frühstückstreffen fehlen. Marktleiter
Manni schuf Ersatz: Jetzt kocht er fünfmal
die Woche einen Mittagstisch zum Abholen: meist heimische Gerichte, einmal die
Woche Eintopf, einmal vegetarisch, freitags Fisch. Bis zu 50 Essen verkauft er pro
Tag, so dass der corona-bedingte Verlust
wieder ausgeglichen werden konnte.
„Der Entwicklung des Dorfes hat der
MarktTreff einen Schub gegeben“, sagt
der Bürgermeister. Neue Wohngebiete
sind entstanden und das Unternehmen
floriert. Sobald wieder Begegnungen
möglich sind, werden die Tische des Cafés wieder besetzt sein. Jürgensen: „Die
Leute haben Sehnsucht nach Kontakt.“
FOTOS: SUSANNE DOHRN
Unser Dorf, unser Laden
TITEL 7
03-04/2021 DEMO
Stolz aufs frische Gemüse
Der Lintler Laden im kleinen Bendingbostel ist so etwas
wie das Kommunikationszentrum der Region. Forscher des
Thünen-Instituts haben die Funktion der Läden analysiert
Autor Ulf Buschmann
E
rdbeeren, Äpfel, Gemüse der Saison – das Foyer wirkt heimelig.
Und wer die Tür zum eigentlichen
Geschäft öffnet, wird durch ein Glockenspiel begrüßt. Dieses „Bimbam“ kommt
einem ein bisschen wie aus der Zeit gefallen vor. Aber rückwärtsgewandt ist hier
gar nichts, im Gegenteil: Das alles ist ein
Stück Zukunft von Bendingbostel und der
Lintler Geest im Landkreis Verden. Dafür
steht der Lintler Laden. Es ist nach eigener
Darstellung auf der Internetseite „einer
der letzten bestehenden ,Tante-EmmaLäden’ in der Region und wird mit viel
Freude und Herzblut (…) betrieben“.
Es ist ein ganz gewöhnlicher Nachmittag in der Woche: Kinder kaufen sich zusammen mit Oma eine kleine Süßigkeit,
andere Kunden besorgen sich das, was
vielleicht gerade in der Küche fehlt. Vier
Vollzeit-Mitarbeiterinnen sorgen dafür,
dass die Menschen aus der Gegend alles
FOTOS: ULF BUSCHMANN
INFO-KASTEN
Nach Angaben des Thünen-Instituts
gibt es in Deutschland rund 2.000
Dorfläden, inklusive 300 bis 350
Bürgerläden. Die beiden wichtigsten
Merkmale eines Dorfladens sind eine
Verkaufsfläche von weniger als 400
Quadratmetern und ein Einzugsbereich
von weniger als 5.000 Einwohnern.
Dies kann laut Patrick Küpper auch
für Bürgerläden zutreffen. Sie grenzen
sich durch die Trägerschaft durch viele
Bürger aus dem Ort ab, die zum Beispiel in einem wirtschaftlichen Verein
oder einer Genossenschaft organisiert
sein können.
Den Lintler Laden gibt es bereits seit
dem Jahr 1997. Damals hatten sich 17
Gesellschafter zusammengetan, um
den Dorfladen als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zu führen. Diese
Konstruktion bestand bis zum Jahr
2014 – aus der GbR wurde ein wirtschaftlicher Verein mit jetzt rund 100
Gesellschaftern. UB
das bekommen, was sie benötigen. Zusätzlich gibt es eine Mitarbeiterin in Teilzeit – zum Beispiel für die notwendigen
Urlaubsvertretungen.
Der Lintler Laden könne und wolle
nicht mit den großen Discountern mithalten, erklärt Cord Wahlers. Er ist zweiter
Vorsitzender des wirtschaftlichen Vereins,
der das Geschäft betreibt. Der Lintler Laden mit seinen rund 3.000 Artikeln sei
ausdrücklich dafür da, den Grundbedarf
der Kunden abzudecken. Zum Vergleich:
Die großen Discounter führen 12.000 bis
15.000 Artikel.
Spezialisiert ist der Lintler Laden auf
frisches Gemüse, erzählt Wahlers. „Ansonsten sind uns regionale Produkte sehr
wichtig. Was wir beziehen können nehmen wir.“ Zu Wahlers’ Auflistungen gehören neben Biogemüse auch Eier, Kartoffeln und hausgemachte Suppen. „Wir
sind froh über die sehr gute Qualität unseres Gemüses und unseres Obstes.“ Eine
Schlachterei aus der Region liefert für die
Kunden überdies zwei Mal wöchentlich
vorbestellte Ware – „in Pfandboxen“, wie
Wahlers anmerkt.
Forschungen zur Nahversorgung
Der wirtschaftliche Verein hat nach Auskunft von Wahlers rund 100 Gesellschafterinnen und Gesellschafter. Damit gilt
das Geschäft nicht mehr nur als Dorfladen. Vielmehr ist es auch ein sogenannter
Bürgerladen, der auch von einer Genossenschaft getragen werden kann. Diese
Abgrenzung haben Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler des Thünen-Instituts
für ländliche Räume vorgenommen. Im
Rahmen des Forschungsprojekts „Dynamik der Nahversorgung in ländlichen
Räumen“ wurden die Funktionen von
mehr als 100 Geschäften abgefragt.
Zwar gebe es die komplette Auswertung erst Ende Juli, doch erste Erkenntnisse
liegen laut Patrick Küpper, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Thünen-Instituts,
bereits vor. Auf der Angebotsseite zeige
sich grundsätzlich bei den Dorf- beziehungsweise Bürgerläden ein Trend zur
Regionalität, es gebe Mittagstische und
Auch das gibt es: aus regio
nalen Zutaten hergestellte
Hausmannkost.
Frisches Gemüse aus regionalem Anbau ist eine Spezialität
des Lintler Ladens.
die Betreiberinnen und Betreiber würden
Kooperationen für besondere Waren eingehen. Was die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler indes verwundert habe:
Anders als vermutet, spiele das Thema
Regionalität bei der Kundenseite als Umsatzbringer keine wesentliche Rolle. Dafür achteten die Kundinnen und Kunden
darauf, alles Benötigte dort einkaufen zu
können. Die ursprünglich hohe Bedeutung der Preise nehme bei der Kaufentscheidung etwas ab, erläutert Küpper.
Entgegen der Thünen-Ergebnisse spielt
indes im Lintler Laden Regionalität eine
große Rolle – gerade auch für den Umsatz, betont Vereinsvize Wahlers. Er und
seine Mitstreiter passen hingegen in Sachen Funktion als Kommunikationstreffpunkt für das Dorf und die Umgebung
voll ins Raster der Wissenschaftler. „Das
kann man viel deutlicher feststellen“, sagt
Küpper. Wahlers setzt noch eins drauf:
„Der Schnack bei Kaffee und Kuchen ist
extrem wichtig.“ Deshalb gibt es gleich
links vom Eingang des Lintler Ladens eine
gemütliche Sitzecke.
Mit der Treffpunkt-Funktion der Dorfund Bürgerläden einher geht laut Küpper
der Umstand, dass sie wichtig sind für
das soziale Gefüge. „Man könnte es auch
soziales Verantwortungsbewusstsein
nennen“, sagt der Wissenschaftler. Seine
Aussage untermauert er mit einem Beispiel: Wenn ein Familienmitglied auf den
Einkauf im Dorf- oder Bürgerladen angewiesen ist, motivierte das auch die anderen, ebenfalls dort einzukaufen. Auch dies
geschieht in Bendingbostel.
Laut Wahlers ziehen die Kunden aller Alters- und Gesellschaftsschichten an
einem Strang. Am Wochenende seien es
mehr Familienväter, die zum Beispiel frische Brötchen kaufen. Unter der Woche
kommen eher die Berufstätigen sowie die
Schülerinnen und Schüler.
Cord Wahlers (l.), zweiter Vorsitzender des wirtschaftlichen Vereins, der den Lintler
Laden betreibt, und Fachverkäuferin Erika Diercks vor dem Gemüsestand
8 TITEL
DEMO 03-04/2021
Schätze, Ankerplätze
und verrückte Ideen
In vielen Dörfern fehlt es sowohl an guter Nahversorgung
als auch an soziokultureller Geselligkeit – Nobitz will das ändern
Autor Harald Lachmann
Suche nach tragfähigen Lösungen entstehen: von einer Bestell-Software über begehbare Automaten oder Packstationen
bis zu einem praktikablen Bezahlsystem.
Vergleichsweise gut schlägt sich im
Gesamtranking der Thüringer Kreis Altenburger Land: Er kommt auf Platz 118. Doch
auch dahinter verbirgt sich eine differenzierte Realität. Etwa in Nobitz, einer Gemeinde, deren 7.200 Bewohner sich nach
zwei Fusionswellen über 47 Ortsteile, also
Dörfer, verstreuen. Bürgermeister Hendrik
Läbe (SPD), der hier seit 2009 die Fäden
fest in den Händen hält, muss schon von
Amts wegen ein kreativer Netzwerker
sein. Kein Wunder, dass auch Nobitz zu
den Vorreitern von „LandVersorgt“ zählt.
Sogar 48.000 Euro umfasst der Topf –
5.000 Euro davon aus der Gemeindekasse,
mit denen der 52-Jährige an einem ähnlichen Geflecht arbeitet wie die Altmärker.
Immerhin erstreckt sich Nobitz über 100
Quadratkilometer. Man betreut fast 200
Kilometer Straßen, zudem sechs Kindergärten. „Dennoch bekommen wir nur
Zuweisungen für den ländlichen Raum“,
sinniert Läbe und wünscht sich, dass die
Politik künftig statt der Bemessung pro
Einwohner „auch noch eine angemessene
Flächenkomponente einarbeitet“.
Alt neben neu: Das Vereinshaus ist der neue Dorfmittelpunkt in Engertsdorf, einem Ortsteil von Nobitz. Parkbänke und ein Spielplatz sind geplant.
M
ehr als die Hälfte der Deutschen lebt in Dörfern, Gemeinden und Städten im
ländlichen Raum, legt man die Daten und
Karten der statistischen Ämter des Landes
und des Bundes zugrunde. 15 Prozent leben in Gemeinden mit weniger als 5.000
Einwohnern. Dass diese oft sehr kleinen
Dörfer viel weniger Lebensqualität – etwa bei Handel, medizinischer Versorgung,
Nahverkehr oder einfach nur geselliger
Begegnung – bieten als urbane Wohnquartiere, ist bekannt. Lebensmittelladen,
Post, Bank oder Bäcker sind weg – Versorgungsstrukturen dünnen aus, weil sie sich
nicht mehr rechnen.
Hierbei gibt es weder ein klares NordSüd-Gefälle, noch eine deutliche WestOst-Schieflage. Laut einer 2019 vom ZDF
veröffentlichten Prognos-Studie „Wo lebt
es sich am besten?“ verteilen sich die abgehängten Regionen über ganz Deutschland. Das spiegelt sich auch in den bisher
12 Förderbescheiden, die das Bundes
ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) jüngst in seinem neuen
Modellvorhaben „LandVersorgt – Neue
Wege der Nahversorgung in ländlichen
Räumen“ an Landgemeinden vergab.
Sechs befinden sich im Osten. Dabei fällt
auf, dass gleich zwei im altmärkischen
Landkreis Stendal angesiedelt sind: in
den Einheitsgemeinden Osterburg und
Seehausen. Die benachbarten Kleinstädte
gliedern sich in insgesamt 46 Dörfer, die
noch in Dutzende weitere Wohnplätze
zerfallen. Darum bündeln sie für diese
Bundesaktion ihre Ideen in einem übergreifenden Projekt mit dem poetischen
Namen „MONA LiSA – Neue Formen der
mobilen Nahversorgung in ländlichen
Regionen Sachsen-Anhalts“. Ziel ist es,
über Dorfläden viele mobile Dienstleister
– etwa Fleischer, Bäcker, Pflegedienste,
Postboten, sogar Müllabfuhr – in eine
Logistikkette für stationäre Nahversorgungslösungen zu integrieren.
Dass gerade in der Altmark Handeln
nottut, belegt die genannte Prognos-
Studie. Denn im Ranking aller 401 kreisfreien Städte und Landkreise rangiert der
Kreis Stendal bei der Erreichbarkeit von
Supermärkten auf Platz 364. Im Gesamt
ranking – in das viele Faktoren von ärztlicher Versorgung über Infrastruktur bis hin
zu Wirtschaft und Wohnen einfließen –
liegt er auf Platz 356.
Der Bund überwies nun zum Projektstart am 1. März 36.000 Euro nach Osterburg und Seehausen, was 80 Prozent der
Kosten abdeckt, die beiden Kommunen
für eine Bedarfsanalyse als auch bei der
Bürgermeister Hendrik Läbe
(SPD), Nobitz, Thüringen
MODELLVORHABEN
43.000
Euro an Fördergeldern des Bundes aus dem Programm „LandVersorgt“ erhält die Kommune,
5.000 Euro werden aus dem
Gemeindehaushalt beigesteuert.
7.200
Einwohner umfasst die Gemeinde Nobitz, die sich nach zwei
Fusionswellen über 47 Ortsteile
verstreuen. Das Gebiet erstreckt
sich über 100 Quadratkilometer.
QUELLE: EIGENE RECHERCHE
Bis das so weit ist, setzt auch Nobitz vor
allem auf eigene Innovationskraft. Basierend auf einer, wie Läbe es nennt, „spielerischen Dorfinventur“ in zunächst fünf
Ortsteilen erkundet man möglichst genau, was die Leute „wirklich brauchen“.
Hierzu gehören für den SPD-Mann neben einem mobilen Versorgungsnetz
auch soziokulturelle Angebote. Idealerweise sollte sich beides ergänzen, meint
L äbe und verweist etwa auf ein fahr
bares Spielecafé, das in einigen Dörfern
bereits Spielnachmittage anbietet.
Mithin fahnden derzeit zwei Projektsteuerer nach „Schätzen, die die Dörfer
hüten“, wie auch den realen Wünschen
und Bedarfen ihrer Bewohnerinnen und
Bewohner. Hierbei setzen sie ebenso auf
„Ankerplätze“, etwa intakte Vereinsdomizile und Dorfmittelpunkte, sowie gewachsene Hierarchien – starke Vereinschefs und
Gemeinderäte, wie auch auf „verrückte
Ideen“ Jüngerer, die sich bisher weniger
engagierten. Ein vitaleres Interesse an der
Analyse beobachtet Läbe übrigens dort,
„wo es in einem Dorf schon mal Bürgerbeteiligungen gab“. Nach einem Jahr wird
dann die erste Bilanz gezogen. Hendrik
Läbe hofft, danach auch eine Förderung
für die tragfähigsten Ideen zu bekommen.
Denn eine zweite Förderphase hat der
Bund bereits angekündigt.
FOTOS: HARALD LACHMANN
Fahrbares Spielecafé
TITEL 9
03-04/2021 DEMO
App als Herzstück eines
lokalen Online-Marktplatzes
Die Anwendungssoftware Marktfee soll die Nahversorgung
im ländlichen Raum stärken – Beispiel Rhein-Neckar-Kreis
Autor Uwe Roth
J
örg Gerspach ist längst im Renten
alter. Zwei Dinge halten den
74-Jährigen körperlich und geistig
fit: Er liefert zweimal pro Woche in zwei
kleinen Gemeinden im Rhein-NeckarKreis (Baden-Württemberg) gegen eine
kleine Aufwandsentschädigung Lebensmittel aus. Und der gelernte Kaufmann
ist der offizielle Kümmerer einer App mit
dem schönen Namen Marktfee.
Gerspach kennt sich mit den Funktionen der kleinen Anwendungssoftware
bestens aus. Die Marktfee-App ist das
digitale Herzstück eines lokalen OnlineMarktplatzes, die vor allem im ländlichen Raum die Nahversorgung stärken
soll. Jeder kann die Anwendung kostenlos auf sein Smartphone laden und
darüber Bestellungen an Händler vor
Ort abgeben. Online bezahlen, das geht
mit wenigen Klicks. Die bestellte Ware
kann man wahlweise abholen oder sich
nach Hause liefern lassen. Letzteres ist
besonders attraktiv für ältere Menschen,
die nicht gut zu Fuß sind oder außerhalb
des Orts wohnen und kein Auto haben.
Senioren und Apps werden indes nicht
immer gleich Freunde. Wer Probleme im
Umgang mit dem Programm hat, darf
gern den Kümmerer anrufen. Gerspach
erklärt den Bestell- und Zahlvorgang
und liefert auch Waren aus gegen eine
kleine Aufwandspauschale.
ONLINE-EINKAUF
2018
gewannen die beiden Modellkommunen Schönbrunn und
Spechbach den landesweiten
Ideenwettbewerb „ Lokaler
Online-Marktplatz“ des
M inisteriums für Ländlichen
Raum und Verbraucherschutz
Baden-Württemberg.
186.000
Euro Förderung wurden dafür
bereitgestellt. Das Projekt lief
Ende 2020 aus. Nun muss es
sich wirtschaftlich behaupten.
67
aktive Händler sind gelistet
und mehr als 5.000 Lieferungen
bundesweit sind im vergangenen Jahr über die App Marktfee
abgewickelt worden.
QUELLE: CICONIA SOFTWARE, EIGENE
RECHERCHE
Kümmerer Gerspach ist hochzufrieden
mit der App. „Sie funktioniert tadellos“,
urteilt er. Aber obwohl die Software
entwicklung bereits seit einem Jahr auf
dem Markt ist, könnte die Nachfrage aus
seiner Sicht besser sein. Er würde auch
öfter als zweimal die Woche seine Tour
machen, sagt er. Die Menschen, die er
beliefert, sind zwischen 50 und 70 Jahre
alt. „Die über 70-Jährigen haben doch
selten ein Smartphone“, stellt er fest.
Wenn sie eines haben, nutzen sie es
lediglich zum Telefonieren.
Der Rhein-Neckar-Kreis hat die
Einführung der App in Schönbrunn
und dem Nachbarort Spechbach
(1.800 Einwohner) bis Ende vergangenen Jahres gefördert. Auch das Land
Baden-Württemberg hatte Fördermittel
zur Verfügung gestellt. Für Kreiswirtschaftsförderin Julia Sliwinski ist das Projekt „sehr positiv verlaufen“, wie sie sagt.
Doch nun müssen der App-Entwickler,
die ciconia Software GmbH in Mannheim, und die Vor-Ort-Helfer, darunter
ein Taxi-Unternehmen, wirtschaftlich
auf eigenen Füßen stehen.
Der App-Entwickler heißt Marko
Jeftic und ist nun Geschäftsführer des
S tart-ups. Marktfee ist aus der Forschung
in der Universität Mannheim entstanden – lange vor der Corona-Pandemie.
Für die Wissenschaftler war nicht die
Herausforderung, eine einfache Lösung
für die Einrichtung eines Online-Shops zu
finden, mit der Bäcker oder Metzger umgehen können. Es ging ihnen vielmehr
darum, einen intelligenten Algorithmus
zu erstellen, „um zukünftige Wege von
angemeldeten Mitbringern vorherzu
sagen und ihnen passgenaue Vorschläge für mögliche Mitnahmefahrten zu
geben“, wie es in der Uni-Beschreibung
heißt. Optimierte Lieferrouten sparen
Geld und schonen die Umwelt.
Jeftic ist Systeminformatiker. Doch nun
ist er mehr als Vertriebler gefragt, wie er
sagt. Das sei eine völlig andere Herausforderung. Mit kleinem Marketingbudget
kommt man nicht weit, musste er feststellen. Corona und der Lockdown haben
die Marktfee-App nicht zum Selbstläufer
gemacht. Seine Expansionspläne hat er
abgespeckt. „Wir konzentrieren uns auf
die Region Rhein-Neckar.“ Außerdem hat
Jeftic sein Vertriebsmodell abgeändert:
Anstatt eine fertige App anzubieten, will
er die Technologie verkaufen. Die Benutzeroberfläche und das, was darüber vertrieben wird, können individuell gestaltet werden. „Das ist auch für Kommunen
interessant“, ist er überzeugt. Jüngster
Kunde ist der Frankfurter Marktverein.
Seit März können Verbraucherinnen und
Verbraucher Lebensmittel von Erzeugerinnen und Erzeugern des Wochenmarktes an der Konstablerwache über
die Marktfee-App online bestellen. Die
Auslieferung übernimmt „Sachen auf
Rädern“ am jeweiligen Markttag mit
Lastenrädern im Umkreis von drei bis vier
Kilometern.
FOTO: HARTMANN LINGE, CC BY-SA 3.0 VIA WIKIMEDIA COMMONS
Liste mit Händlern in der Nähe
Der ehrenamtliche Helfer lebt in Schönbrunn. Die 3.000-Einwohner-Gemeinde
liegt wenige Kilometer östlich von Heidelberg inmitten eines Naturparks. Die
nächsten Discounter sind weit entfernt.
Erster Schritt zum Online-Einkauf bei der
Marktfee ist die Eingabe der Postleitzahl.
Es erscheint eine Liste mit rund einem
Dutzend Einzelhändlern in der näheren
Umgebung der Gemeinde: überwiegend
sind es Metzger, Bäckereien, Obst- und
Gemüsehändler, Hofläden sowie diverse
Weingüter. Die Händler zahlen keine digitale Standgebühr. Stattdessen ist der Online-Markt-Betreiber am Umsatz beteiligt.
Moosbrunn, ein Ortsteil der Gemeinde Schönbrunn. Die nächsten Discounter sind weit entfernt.
10 TITEL
DEMO 03-04/2021
Roboter statt Bote?
Mit autonomen Fahrzeugen, Drohnen und unterirdischen
Röhren werden neue Lieferverkehrskonzepte erprobt
Autor Carl-Friedrich Höck
E
in grüner Kasten auf vier Rädern
– so soll also die Zukunft aus
sehen. Das Gefährt wurde im
März in Bruchsal als kleine Sensation
präsentiert, denn es ist ein autonom fahrender Fahrzeugroboter. Der wird nun
auf dem E feu-Campus getestet, einem
Innovationszentrum für Güterlogistik, das
die Stadt vor fünf Jahren gegründet hat.
Es gehe „um nichts anderes als die
Zukunft der urbanen Mobilität in der sogenannten letzten Meile“, sagt Bruchsals
parteilose Oberbürgermeisterin Cornelia
Petzold-Schick. Der Roboter soll Pakete zum Kunden bringen und die „letzte
Meile“ effizienter und klimaschonender
gestalten. „Es gibt zu viel Lieferverkehr
in den Ortskernen und Stadtzentren –
das belastet die Umwelt, die Anwohner
und den sonstigen Verkehr“, heißt es in
einem Schreiben der SPD-Gemeinderatsfraktion an die DEMO. In Bruchsal werde
nun erprobt, den Verkehr zu bündeln, zu
zentralisieren und die Ware per Roboter
zu liefern.
Die Pakete, so die Idee, sollen in Zukunft vom Kurierdienst nur noch bis zu
einem Mikrodepot am Stadtrand oder in
einem bestimmten Stadtgebiet geliefert
werden. Von dort aus werden sie mit
autonom fahrenden Fahrzeugen weiter-
transportiert. Die Empfänger können das
Paket entweder per App zu sich nach
Hause bestellen oder – wenn sie nicht
zu Hause sind – es an eine Ablagestation
bringen lassen. Um Leerfahrten zu vermeiden, sollen die Roboter auf dem Rückweg Retouren oder Abfälle mitnehmen.
Es gibt zu viel
Lieferverkehr in
den Ortskernen
und Stadtzentren – das
belastet die
Umwelt, die
Anwohner und
den sonstigen
Verkehr.
Aus einem Schreiben der
SPD-Gemeinderatsfraktion
Bruchsal an die DEMO
Im Schritt-Tempo unterwegs
Entwickelt wurden die Roboter vom
Antriebstechnik-Hersteller SEW Eurodrive.
Sie kommunizieren untereinander mittels 5G-Technologie, sind mit künstlicher
Intelligenz, Kameras und Laserscannern
ausgestattet. Das soll sicherstellen, dass
sie Personen und andere Objekte erkennen und eigenständig auf Ereignisse reagieren. Durch die Stadt bewegen sich
die Fahrzeuge mit Schrittgeschwindigkeit. Die ersten fünf Roboter sollen bald
schon im realen Einsatz getestet werden
und die 240 Bewohner des Efeu-Campus
beliefern. Dort wird demnächst übrigens
auch mit Lieferdrohnen experimentiert,
die von der ortsansässigen Volocopter
GmbH entwickelt wurden.
Die Idee, dass Pakete von Mikro-Depots aus umweltfreundlich innerhalb der
Stadt weitertransportiert werden, ist allerdings nicht ganz neu. Das funktioniert
auch ohne Roboter: Die Deutsche Post/
Post plant keine weiteren Tests
In Bad Hersfeld hat die Deutsche Post
bereits ab 2017 einen Roboter getestet,
der Zusteller auf ihrer Zustellungstour begleitete. Der „PostBOT“ folgte den Briefträgern automatisch und transportierte
Briefbehälter mit einer Last von bis zu 150
Kilogramm. Somit wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Gewicht
entlastet und hatten die Hände frei, um
Sendungen schneller zu verteilen. Der
Roboter wurde zeitweise auch einem
Mitarbeiter der Stadt zur Verfügung
gestellt, der innerhalb der Stadtverwaltung die Post verteilte. „Der Feldversuch
war ziemlich erfolgreich“, erzählt StadtPressesprecher Meik Ebert. Auch Steigungen und Höhenlagen habe der Roboter gut überwinden können. Dennoch sei
er nie in Serie gegangen. Die Deutsche
Post teilt auf Nachfrage mit: Das Pilotprojekt zum „PostBot“ sei abgeschlossen
und es gebe aktuell keine Pläne, weitere Tests zu starten. Beendet sind auch
die Forschungsprojekte zur DHL-Drohne
„Paketkopter“. Hierzu vermeldet die Post
ebenfalls, es gebe keine weiteren Pläne
für den Einsatz in Deutschland.
efeucampus-bruchsal.de
FOTO: EFEUCAMPUS
Dieser Liefer-Roboter soll sich eigenständig durch die Innenstadt bewegen und wird nun in Bruchsal getestet.
DHL setzt für die Paketzustellung 15.500
Elektrotransporter („StreetScooter“) ein,
die leise und CO2-arm vor allem die „letzte Meile“ befahren. Und Experimente,
wie die Logistik der Zukunft aussehen
könnte, finden bei Weitem nicht nur in
Bruchsal statt. Einige Beispiele:
Die Stadt Dortmund hat am östlichen
Stadtwall ein Mikrodepot eingerichtet,
das von verschiedenen Paketdienstleistern (Amazon, DPD, GLS und UPS) als
Umschlagplatz genutzt wird. Von dort
aus werden die Pakete beispielsweise mit
Lastenrädern weitertransportiert.
In Hamburg plant der Projektentwickler Four Parx ein unterirdisches Röhrensystem zum Transport von Waren. Es
könnte Zentrallager und innerstädtische
Verteilzentren verbinden. Weil die Röhren rund um die Uhr genutzt werden
können, könnten pro Jahr bis zu 540.000
Transportfahrten eingespart werden, hat
eine Studie errechnet.
In Siegen verbindet die Transportdrohne „Kodrona“ drei Kliniken. Das Pilotprojekt wird vom Bundesverkehrsministe
rium gefördert. Bisher war der Einsatz
von Drohnen im Umfeld von Krankenhäusern untersagt, was sich aber mit
einer neuen EU-Drohnenverordnung zum
Jahreswechsel 2020/21 geändert hat. Die
Drohnen sollen Rettungshubschraubern
selbstständig ausweichen.
TITEL 11
03-04/2021 DEMO
FOTO: THOMAS IMO/PHOTOTHEK.NET
S
eit der Verfassungsreform 1994
bekennt sich unser Grundgesetz
zum Ziel der „Gleichwertigkeit
der Lebensverhältnisse“. Was im Lichte
der als Generationenprojekt verstandenen Deutschen Wiedervereinigung formuliert wurde, ist längst Leitgedanke für
die dringend notwendige Stärkung unserer kommunalen Daseinsvorsorge und
Infrastruktur. Demografischer Wandel,
aber auch politische und schlussendlich
haushalterische Restriktionen leisteten
ihren Beitrag zu einem andauernden Abbau von Dienstleistungen. Das Ergebnis
war und ist insbesondere in entlegeneren
und bevölkerungsärmeren Teilen unseres
Landes eine gefährliche Angebotsödnis
mit daraus resultierender Verdrängung.
Wichtige Talente, Ideen und Potenziale
bleiben so ungenutzt.
Als Leiter der AG Daseinsvorsorge und
Infrastruktur des Alltags hatte ich mir
für das Bundestagswahlprogramm 2021
der SPD vorgenommen, dass die Sozial
demokratie Wege für eine Trendumkehr
aufzeigt. Gemeinsam mit Verantwortlichen aller politischen Ebenen sowie
der Expertise von Gewerkschaften und
Eine Trendumkehr
auf dem Land schaffen
Warum die SPD im Wahlprogramm 2021 auf die
Gründung kommunaler Dienstleistungszentren setzt
Gastbeitrag Kevin Kühnert
Verbänden wollten wir eine Zukunft beschreiben, in der das Gemeinwohl im
Mittelpunkt steht – nicht Verwertbarkeit
und Renditestreben. Daraus entstanden
ist unter anderem die Idee kommunaler
Dienstleistungszentren (DLZ). Um insbesondere in kleinen Städten und Gemeinden zentrale Versorgungsfunktionen zu
erhalten und neu zu schaffen, werden
wir sie im Rahmen eines Modellprojektes
des Bundes gründen, begleiten und mit
Personal- und Sachmitteln auskömmlich
ausstatten.
Sie bauen in ihrer Arbeit auf lokale
Infrastrukturanalysen auf: Was ist da?
Wer ist da? Und was fehlt noch in Haupt-
Kevin Kühnert, stellvertretender
Bundesvorsitzender der SPD
und Ehrenamt sowie an Infrastruktur?
Sie haben die Aufgabe, bei fehlenden
A ngeboten Abhilfe zu schaffen – unter anderem in Kooperation mit dem
sozialen Arbeitsmarkt. Und wir docken
sie an bestehende Angebot – beispielsweise die medizinischen Versorgungszentren – an, um Synergien zu schaffen.
Exemplarisch können wir durch eine
besondere Förderung haushaltsnaher
Dienstleistungen für Geringverdienerinnen und -verdiener die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf verbessern, Alltagsbarrieren für ältere Menschen abbauen,
Schwarzarbeit bekämpfen und Menschen in gute, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bringen. So machen
wir das DLZ im ländlichen Raum zu einem
Win-Win-Projekt an der Schnittstelle von
kommunaler Entwicklung, Teilhabe am
Alltag sowie Arbeitsmarktzugang. Weil
wir davon überzeugt sind, dass der Bund
gefordert ist, zu handeln, wenn hehre
grundgesetzliche Ziele wie die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse dauerhaft
nicht gewährleistet werden können.
zukunftfuerdich.de
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Die Demokratie-Dienstleister
Winkhardt + Spinder aus Stuttgart bieten IT-Lösungen
zur Erleichterung der kommunalpolitischen Arbeit an
Es gibt viele Menschen, die sich
für Kommunalpolitik interessieren. Und doch hat das Ganze
oftmals einen Haken: Bevor
überhaupt Entscheidungen fallen, diskutieren die Mitglieder in
den beteiligten Gremien oftmals
über viele Stunden. Und das
nicht selten in den Abendstunden. Berufstätige können sich
diesen Zeitaufwand nicht leisten.
Die Konsequenz: Es wird für Parteien und Wählergemeinschaften
immer schwerer, engagierte
Menschen zu finden.
Zum Glück gibt es ein Unternehmen, das dieses Problem
zu großen Teilen lösen kann:
Winkhardt + Spinder aus Stuttgart. Dank ihres schwäbischen
Erfindergeistes und der Partnerschaft mit Assembly Voting aus
dem dänischen Brøndby haben
Kommunen, Landkreise und
öffentlich-rechtliche Institutionen
die Möglichkeit, ihre Abstimmungs- und Wahlverfahren zu
vereinfachen – eine IT-Lösung,
die den Akteuren nicht nur
Rechtssicherheit und ein hohes
Maß an Datenschutzsicherheit
bietet.
Wer das Conference-VotingSystem nutzt, muss dafür keine
zusätzliche Software auf seinem
Computer oder Tablet installieren. Das System aus Stuttgart
und Brøndby ist Browser-basiert.
Jede Nutzerin beziehungsweise
jeder Nutzer gibt die Domain in
den Browser ein, loggt sich mit
seinen Daten ein und schon kann
die Abstimmung beginnen. Wichtig: Das Einloggen erfolgt immer
über eine Zweifach-Authentifizierung mit Kennwort plus SMS-,
Brief- oder E-Mail-Code.
Die zwei Prozesse Abstimmung
und Diskussion sind strikt vonei-
nander getrennt. Deshalb ist zum
Einsatz des Conference-VotingSystem zusätzlich ein Videokonferenzsystem notwendig. Dieses ermöglicht zum Beispiel der
jeweiligen Mandatsprüfungs- und
Zählkommission, völlig unabhängig von der Diskussion alle
Abstimmungsergebnisse digital
zu verarbeiten.
Das Stuttgarter Unternehmen
kann auf einen reichen Erfahrungsschatz bauen. Die Erfolgsgeschichte begann vor 30 Jahren
mit dem Kuvertierservice sowie
später dem Druck und Versenden von Wahlunterlagen für Einrichtungen wie Kassenärztliche
Vereinigungen, Industrie- und
Handels- sowie Pflegekammern.
In den folgenden Jahren wurde
dieser Bereich zum KuvertierService und Wahlmanagement
zum größten Anteil am Firmen-
umsatz. Winkhardt + Spinder ist
seit 2019 auch für Kommunen
tätig. Druck, Versenden und
Vorbereitung der Wahlunterlagen
für die Auszählung machen das
Unternehmen zum integrierten
Dienstleister. Hier wie in allen
Bereichen können die Stuttgarter
mit ihrer IT-Expertise und eben
ihrem jahrzehntelangen Erfahrungsschatz punkten.
Winkhardt + Spinder sehen
sich übrigens als DemokratieDienstleister: Das Unternehmen
arbeitet mit allen demokratischen
Parteien und Institutionen zusammen.
Ulf Buschmann
Weitere Informationen
gibt es im Internet unter
www.winkhardt-spinder.de
12 TITEL
DEMO 03-04/2021
dieser Entwicklung entgegenzuwirken“,
so Klaus Weichel. Sobald die Pandemie
es zulässt, startet Kaiserslautern seine
erste Phase, die schnelle Belebungs
strategie: „Veranstaltungen sollen Kunden für Einzelhandel und Gastronomie
in die Innenstadt locken, mit Straßenkünstlern, Balkon- oder Schaufensterkonzerten, Street-Food-Festivals, die
Einweihung des Schillerplatzes oder
‚Lautrer Sommerabenden‘“, so der SPDOberbürgermeister.
Blick aus dem 21. Stock des Rathauses auf die Innenstadt von Kaiserslautern
Innenstadt-Impulse
und Heimat-Shoppen
Viele Innenstädte leiden unter Corona-Einschränkungen.
In Kaiserslautern und Wesel geht es im Vergleich mit
anderen Mittelzentren wieder aufwärts. Wie die Politik
und die Stadtoberen den Einzelhandel unterstützen
Autor Maicke Mackerodt
U
ns war von Anfang an wichtig,
alle mit ins Boot zu nehmen. Die
Innenstadtakteurinnen und -akteure sollen mit uns gemeinsam die Innenstadt überarbeiten“, so Kaiserlauterns
Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD):
„Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel,
Tourismus, Kultur und Dienstleister waren
schon vor der Corona-Krise die Leidtragenden und können am besten erklären,
wie wir sie unterstützen können. Die Pandemie hat nur noch Öl ins Feuer gegossen und die Situation deutlich verstärkt.“
Die Industrie- und Universitätsstadt
gilt zwar als Tor zum Pfälzer Wald. Weil
Kaiserslautern aber auch als Verkehrsanker zwischen Mainz, Mannheim und
Saarbrücken liegt, reizte es die Kundinnen und Kunden, zum Einkaufen schnell
in eine etwas größere Stadt zu fahren.
Deshalb wurde bereits vor der Pandemie
ein Drei-Stufen-Plan entwickelt, um die
Innenstadt der kreisfreien Stadt wieder
attraktiver zu machen, aber bisher sei
Hotellerie,
Gastronomie,
Kultur und
Dienstleister
waren schon
vor der Corona-
Krise die
Leidtragenden.
Klaus Weichel (SPD),
Oberbürgermeister in
Kaiserslautern
die Finanzierung das Problem gewesen,
sagt OB Klaus Weichel.
Nun werden Kaiserslautern und vier
weitere Oberzentren in Rheinland-Pfalz
von der Landesregierung unterstützt:
Insgesamt 2,5 Millionen Euro bekommen die fünf Kommunen, um ihre Innenstädte nach dem Corona-Lockdown
wieder lebendig zu machen, kündigten
Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD)
zuletzt an. Auch Kaiserslautern erhält
für das Modellvorhaben „InnenstadtImpulse“ sowohl 2021 als auch 2022 je
250.000 Euro. Die Mittel sind sehr frei
einsetzbar, auch für Vorhaben, die bislang nur bedingt förderfähig waren. Die
Finanzierungsbeteiligung des Landes
beträgt 90 Prozent.
„Das Hilfsprogramm ist ein wichtiges
Signal. Unsere Innenstädte drohen zu
den großen Verliererinnen der CoronaPandemie zu werden. Es bedarf einer
gemeinsamen Kraftanstrengung, um
Bereits vor der Pandemie hatte die Stadtverwaltung regelmäßig die Leerstände
in der Innenstadt kontrolliert. Aber erst
die coronabedingten Maßnahmen zeigten, dass eine der Hauptursachen für das
Ladensterben und damit die Leerstände
auch die Bequemlichkeit der Kunden ist.
Für die verantwortliche Bürgermeisterin
Beate Kimmel (SPD) ist aber „die Innenstadt das Herz von Kaiserslautern. Sie ist
mit Pfalztheater, japanischem Garten,
Museen und Kirchen der Mittelpunkt des
gesellschaftlichen Lebens.“ Umso wesentlicher sei es „die Innenstadt zu unterstützen, die einen großen Mehrwert
im Gegensatz zum Online-Handel hat.
Dieser Mehrwert muss nun den Kunden
durch unseren Drei-Stufen-Plan verdeutlicht werden.“
In einer zweiten Phase geht es mittelfristig um Nachhaltigkeit – und dafür sind
ganzjährig Aktivitäten geplant. „Mit den
Fördermitteln können wir leer stehende
Immobilien anmieten und als Büroflächen für Start-ups anbieten“, so Bürgermeisterin Kimmel. „Pop-up-Stores und
sogar Kunstausstellungen kann ich mir
gut in den leer stehenden Ladenlokalen
vorstellen.“ Die Impuls-Aktionen sollten möglichst wetter- und jahreszeiten
unabhängig sein. Außerdem könnten
Stadtmöblierung und Lichtinstallationen
den Innenstadtaufenthalt verbessern.
Phase drei behandelt die langfristige
Innenstadtentwicklung, geht somit also
in die Bauleitplanung. Dies soll für den
SPD-Oberbürgermeister Klaus Weichel
„der Weg in die moderne Innenstadt
sein, nicht mehr nur als Zentrum zum
Einkaufen und Essen gehen, sondern
auch als Aufenthaltsort und Treffpunkt.
Die Qualität muss für diese Mischnutzung angepasst werden. Mehr Grünoder Wasseranlagen, baulicher Umbau
der Fußgängerzone oder Fahrradstraßen
sind dafür notwendig.“
Corona hat die Innenstadt stark getroffen. Damit es für den Re-Start eine Perspektive gibt, wurde eigens ein
Onlineportal initiiert, auf dem sich alle
FOTO: JOEL FOTSO /CC BY-SA 4.0 BY-SA /4.0 VIA WIKIMEDIA COMMONS
Mehrwert für Kunden bieten
TITEL 13
03-04/2021 DEMO
Innenstadtpartnerinnen und -partner
einbringen konnten. Die Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, aber folgende
Ideen könnten die Innenstadt von Kaiserslautern attraktiver machen: zusätzliche Sitzplätze und Grünflächen, weitere
Spielmöglichkeiten für Kinder, ein Mehrgenerationenplatz und viele Trinkwasserbrunnen. Wo jetzt Leerstände herrschen,
könnten eine Markthalle oder überdachte
Sitzgelegenheiten entstehen. Wiederaufleben würde die Innenstadt sicher auch
mit Kinderbetreuung an Marktsamstagen, Flohmarkt an der Stiftskirche, mit
kostenlosen Parkplätzen, kostenlosem
ÖPNV und einem Radwegeausbau.
FOTO: WESELMARKETING
Blick nach Wesel
Ortswechsel: Um ihre Innenstadt aufzuwerten, richtete die alte Hansestadt
Wesel ungewöhnlich früh Anfang der
2000er Jahre einen Gestaltungsbeirat mit
auswärtigen Fachleuten ein, der bis heute wesentliche städtebauliche Planungen
und Vorhaben beurteilt. Auf der Grundlage des Innstadtkonzepts und eines
„Masterplans Innenstadt“ wurde Wesel
2006 sogar in das Städtebauförderungsprogramm „Stadtumbau West“ aufgenommen. Die Förderung läuft noch bis
2022. „Es gab immer wieder Ansätze von
Firmen, die auf der grünen Wiese bauen
wollten, was aber schädlich für unsere
Innenstadt gewesen wäre“, macht Ulrike
Westkamp (SPD) deutlich. Die Bürgermeisterin von Wesel sieht ihre Innenstadt
gut aufgestellt, nicht zuletzt, weil „wir
sie in den vergangenen Jahren mit vielen
Maßnahmen aufgewertet haben“.
Weitsichtig und klug wurde zum Beispiel auf der Grundlage eines europaweiten städtebaulichen Wettbewerbs
die Fußgängerzone von 2011 bis 2013
neugestaltet, um den „Wohlfühlfaktor“ in der Innenstadt zu erhöhen, wie
Ulrike Westkamp es nennt: „Der Bahnhof wurde umfassend modernisiert
und barrierefrei umgebaut, es gibt ein
brandneues Bike-Hostel und seit Jahren
eine Fahrradstation. Außerdem wurde ein Fassadenprogramm umgesetzt
und die historische Rathausfassade
rekonstruiert.“
Die fahrradfreundliche Kreisstadt am
Rande des Ruhrgebiets ist ein attraktives Wirtschafts- und Einkaufszentrum
mit hohem Wohn- und Freizeitwert.
Sie punktet mit gebührenfreiem Parken
für Autos wochentags ab 16 Uhr sowie
am Wochenende. Das passt gut zu den
Aktionen der 2015 gegründeten WeselMarketing GmbH, die den Standort vermarktet. 51 Prozent der Anteile an der
GmbH hält die Stadt. Etabliert wurden
neben Stadtfesten Events auf den Plätzen der Innenstadt wie „KulturGenussKultur“, „Feierabendmärkte“ oder „Musik auf dem Kornmarkt“, deren Erfolg
sich für die SPD-Bürgermeisterin „auch
in den Frequenzzahlen widerspiegeln“.
Mit der Zukunft von Wesel als Einkaufsstadt hat sich seit Anfang 2019
außerdem erneut die Gesellschaft für
Markt- und Absatzforschung (GMA) aus
Köln beschäftigt. Nach 2006 und 2012
wurde das Einzelhandelskonzept fortgeschrieben. Gedacht als Steuerungskonzept und damit eine Grundlage für
städtische Entscheidungen, welches Gewerbe wo seinen Platz findet. „Bisher
hat sich die Innenstadt von Wesel sehr,
sehr gut gehalten“, lautet das Urteil der
GMA-Fachfrau Birgitt Wachs. „Die klaren Vorgaben helfen dabei, Betriebe in
Wesel zu erhalten und neu anzusiedeln“,
so Beate Westkamp.
Ein wichtiger Pluspunkt der Kreisstadt: Trotz Leerständen in der Innenstadt hat Wesel die höchste Kaufkraft im
Kreis. Laut GMA wird sogar mehr Umsatz vor Ort erzielt, als Kaufkraft in Wesel vorhanden sei. Das heißt, Wesel lockt
mit seiner attraktiven Innenstadt Kunden von außerhalb an, die vor allem Bücher, Spielwaren, Kleidung, Schuhe und
Sportartikel kaufen. Laut GMA-Umfrage
suchen 41 Prozent der 60.000 Einwohner und Einwohnerinnen mindestens
einmal die Woche die Innenstadt auf,
um Artikel des täglichen Bedarfs oder
Kleidung zu kaufen. Die Einheimischen
schätzen den Wochenmarkt, den per-
EINKAUFSSTADT
2006
wurde Wesel in das Städtebauprogramm „Stadtumbau West“
aufgenommen. Die Förderung
läuft noch bis 2022.
41
Prozent der 60.000 Einwohner
und Einwohnerinnen Wesels
suchen mindestens einmal die
Woche die Innenstadt auf.
QUELLEN: GESELLSCHAFT FÜR MARKTUND ABSATZFORSCHUNG (GMA), EIGENE
RECHERCHE
sönlichen Kontakt in inhabergeführten
Geschäften, und dass sie den Einkauf
mit anderen Erledigungen kombinieren
können: Auswärtige schätzen die gute
Erreichbarkeit mit dem Auto und die
attraktive Einkaufsatmosphäre.
Aufgrund von Corona und Online
handel verzeichnet der Einzelhandel
trotzdem „große Umsatzeinbußen“,
so die SPD-Bürgermeisterin Ulrike
Westkamp. „Wir haben zahlreiche Hilfen
auf den Weg gebracht wie ein Internetportal für Liefer- und Abholangebote
und einen Stadtgutschein, den wir mit
20 Prozent des gekauften Wertes unterstützten. Wir stellen bis zu eine Million
Euro als Zuschuss zur Verfügung, so dass
dem lokalen Handel etwa fünf Million
Euro zugutekommen.“
Mit Stadtgutscheinen shoppen
Mit dem Stadtgutschein wird auch das
Heimat-Shoppen unterstützt, eine Initiative, die in Wesel seit einigen Jahren
vorangetrieben wird. Vor allem zahl
reiche Geschäfte mit unterschiedlichen
Warenangeboten machen für Ulrike
Westkamp „unsere Innenstadt attraktiv“. Heimatshoppen ist für die SPDBürgermeisterin ein wichtiges Stichwort.
Das SCALA Kulturspielhaus präsentiert
in der spielfreien Zeit Pop-up-Stores, der
Einzelhandel setzt eigene kreative Ideen
um, wie RegalLokal, für Beate Westkamp
„eine pfiffige, lokale Verkaufsplattform:
Künstler, Gewerbetreibende und Privatleute können Regalfächer anmieten und
ihre Waren verkaufen lassen.“
Fußgängerzone in der Innenstadt von Wesel. Zahlreiche Geschäfte mit unterschiedlichen Warenangeboten machen die Innenstadt attraktiv.
14 TITEL
DEMO 03-04/2021
Kurze Wege und alles, was man braucht: Außerhalb der
Innenstadt decken Nahversorgungszentren den täglichen
Bedarf von Bottropern und Dortmundern
Autorin Hannah Rüdiger
Z
u Fuß einkaufen gehen, danach
vielleicht noch einen Abstecher
zum Blumenladen oder zur
Bank: Eine gute Nahversorgung zeichnet sich durch kurze Wege sowie ein
vielfältiges Angebot an Lebensmitteln
und Dienstleistungen aus. Anders als
in Innenstädten, wo überwiegend Gebrauchsgüter angeboten werden, steht
in Wohnvierteln der tägliche Bedarf
im Vordergrund. Die Ruhrgebietsstadt
Bottrop setzt in ihren Stadtteilen auf
sogenannte zentrale Versorgungsbereiche, in denen sich verschiedene Arten
von Handel bündeln. Für ihr jeweiliges
Viertel gelten diese Zentren als Anziehungspunkt und städtebauliches Aushängeschild zugleich.
Den Kern der Versorgungsbereiche
bilden Lebensmittelhändler, in deren
direkter Nachbarschaft sich dann zum
Beispiel Schreibwarengeschäfte, Drogeriemärkte oder Arztpraxen ansiedeln.
„Zentrale Versorgungszentren denken
Dienstleistungen mit“, erklärt Christina
Kleinheins, die Amtsleiterin des Stadtplanungsamts. Eine optimale Versorgung sei gegeben, „wenn man eine
gewisse Auswahl hat“. Was die Lebensmittelversorgung angeht, beinhalte das
sowohl einen preisgünstigen Discounter als auch einen hochqualitativen,
sogenannten Vollsortimenter. Ist nur
einer von beiden Lebensmittelhändlern
fußläufig erreichbar, spricht die Stadt
bereits von einer Unterversorgung beziehungsweise einem unvollständigen
Nahrungsmittelangebot.
deckend schon schwer zu erfüllen ist“,
erläutert Stefan Thabe, Amtsleiter des
Stadtplanungs- und Bauordnungsamts. Es gelinge zwar gut, ein „recht
engmaschiges Netz“ der Lebensmittelnahversorgung zu organisieren. Andererseits handle es sich dabei um eine
„Daueraufgabe“, da sich dieses Netz
ständig verändere. Versorgungsdefizite
ergäben sich derzeit in den Randlagen, e twa in den Bezirken Asseln
oder Wambel.
Das gilt auch für spärlich besiedelte
Ortsteile am Stadtrand Bottrops, etwa
Vonderort oder Ebel, in denen nahezu
überhaupt keine Nahversorgungsangebote vorhanden sind. „Grundsätzlich
haben wir bei unseren Planungen immer alle Stadtteilzentren im Blick“, er-
Wir können kein
Unternehmen
zur Ansiedlung
zwingen.
Wir können
nur Anreize
schaffen.
Bernd Tischler (SPD),
Bottrops Oberbürgermeister
Leitbild ist das städtebauliche
Prinzip „Stadt der kurzen Wege“
Die Stadt Dortmund benennt ebenfalls
zentrale Versorgungsbereiche. Leitbild
der Kommune ist das städtebauliche
Prinzip der „Stadt der kurzen Wege“.
„Traum und Realität liegen nicht immer
und überall weit auseinander, wenngleich der Anspruch in einer Großstadt
mit 280 Quadratkilometern flächen
Die Pläne für den Neubau stehen bereits: Nach langem Ringen um den geeigneten
Standort kommt ein Lebensmittel-Vollsortimenter nun zum Eigener Markt zurück.
Ringen um Standort:
Eigener Markt wird aufgewertet
Im Eigen hat sich die Nahversorgungssituation deutlich verschlechtert, nachdem vor ein paar Jahren ein EdekaSupermakt am Eigener Markt schloss.
Während preisgünstige Discounter immer noch gut erreichbar sind, mangelt
es vor allem an einem Vollsortimenter
mit vielfältigerer Auswahl. Nach langem
Ringen um den geeigneten Standort
kommt Edeka nun zum Eigener Markt
zurück. Möglich macht das ein gezielt
nach den Interessen der Bottroper geplanter Neubau auf einem ehemaligen
städtischen Gelände.
Das Gebäude soll nicht nur dem Supermarkt und einem Drogeriemarkt Platz
bieten, sondern zusätzlich Wohnraum
auf zwei Etagen schaffen. Aus städtebaulicher Sicht ein absoluter Glücksgriff
– zumal der Neubau optisch ansprechender sei als die üblichen „Schuhkarton-Gebäude“, wie Amtsleiterin
Kleinheins sagt. Ein zweiter Neubau für
einen Discounter entsteht unweit vom
Eigener Markt. In Kombination sollen
beide Angebote den zentralen Versorgungsbereich im Eigen aufrechterhalten
und verhindern, dass andere Geschäfte
abwandern.
Oberbürgermeister Tischler zeigt sich
mit der Doppellösung zufrieden. „Dass
es uns nun gelingt, für beide Standorte
gleichzeitig eine sehr gute städtebauliche Entwicklung für die Bürgerinnen
und Bürger der Stadt voranzubringen,
ist ein gutes Zeichen für die Bottroper
Stadtentwicklung“, betonte Tischler
im November bei der Vorstellung der
Bauprojekte. Die Aufwertung kleinerer
Ortsteile sei jedoch eine Herausforderung, die Bottrop als Kommune nicht
allein bewältigen könne, erklärt er der
DEMO. Schließlich sei die Ansiedlung
von Unternehmen in erster Linie eine
wirtschaftliche Entscheidung. „Wir können kein Unternehmen zu einer Ansiedlung zwingen“, sagt der Oberbürgermeister. „Wir können lediglich Anreize
schaffen.“ Im Eigen ist das offenbar
gelungen.
bottrop.de
dortmund.de
FOTO: STADT BOTTROP
Vielfältiges Angebot
in der Nachbarschaft
klärt Bottrops Oberbürgermeister Bernd
Tischler (SPD). „Für unser Einzelhandelskonzept haben wir daher in jedem einzelnen Stadtteilzentrum Potenziale für
eine Aufwertung gesucht – und auch
gefunden.“ So weit wie im Stadtteil
Eigen sei die Stadt „bisher aber sicher
nirgendwo anders“.
TITEL 15
03-04/2021 DEMO
Zwei Räder kaufen mehr als vier
Sie kommen oft und sie sind treu. Sie haben Packtaschen oder Körbe dabei
und schauen nicht auf den Cent: Radfahrer sind gute Kunden des Einzelhandels
Autorin Susanne Dohrn
D
ie Zahl der Radfahrer nimmt stetig zu. Allein zwischen 2019 und
2020 um 20 Prozent und mehr
– nachzulesen auf dem Fahrradportal
des Bundesverkehrsministeriums. Das
hat Vorteile für den lokalen Einzelhandel. Wie lukrativ Rad fahrende Kunden
für Geschäfte vor Ort sein können, hat
das Deutsche Institut (Difu) für Urbanistik in seiner Studie „Mit dem Rad zum
Einkaufen“ gezeigt: „Radfahrer tätigen
prozentual häufiger Einkäufe mit einem
Warenwert ab 100 Euro und kaufen vielfach hochwertigere Produkte als andere
Kundengruppen.“ Selbst wenn sie pro
Einkauf weniger ausgeben als Autofahrer, sind sie die lukrativeren Kunden,
weil sie häufiger kommen.
Bonn. Er fordert ein Umdenken auch bei
der Stadtplanung, analog zu den Niederlanden, wo es Fahrradparkhäuser nicht
nur an den Bahnhöfen, sondern auch in
Innenstädten gibt – oft kombiniert mit
einer Reparaturwerkstatt.
Wenn dazu der eine oder andere
Auto-Stellplatz dran glauben muss, sei
das nicht von Nachteil. „Auf einem Parkplatz lassen sich sechs bis acht Fahrräder
unterbringen, und die haben eine ganz
andere Portemonnaie-Dichte als ein
Auto“, sagt Thiemann-Linden. Für Innenstädte ergeben sich damit völlig neue
Möglichkeiten. Selbst wenn es gelingt,
nur einen kleinen Teil der PKW-Einkaufsfahrten auf das Fahrrad zu verlagern,
lassen sich nicht nur mehr Kunden für
die Innenstädte gewinnen, sondern es
könnte auch Platz für mehr Aufenthaltsqualität in den Innenstädten entstehen.
FOTO: SUSANNE DOHRN
Innenstädte noch nicht
auf neue Kundschaft eingestellt
Das bestätigt Thomas Möller, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen
Fahrrad-Clubs in Schleswig-Holstein
( ADFC): „Radfahrer machen wegen
eines Sonderangebots im Supermarkt
des Nachbarorts keinen Umweg von
zehn Kilometern.“
In den Packtaschen am Gepäckträger lasse sich Eingekauftes gut verstauen. Eine Studie von 6.000 Einkäufen in
Baumärkten hat ergeben, dass auch
hier 80 Prozent der Einkäufe mit dem
Rad und weitere 14 Prozent mit einem
Radanhänger oder Lastenrad bewältigt
werden können, informiert das Fahrradportal des Bundesverkehrsministeriums.
Die meisten Innenstädte haben sich
noch nicht auf diese neue Kundschaft
eingestellt. Zwar entstehen an immer
mehr Bahnhöfen Fahrradparkhäuser.
Beim Bau von Wohnanlagen werden
Fahrradstellplätze mit geplant. Es gibt
Radfahrstreifen, und Großstädte wie
Hamburg, München oder Hannover
gestalten ihre Innenstädte zunehmend
autoarm oder autofrei. Doch vor Geschäften stehen nach wie vor die als
„Felgenkiller“ bezeichneten einfachen
Vorderradhalter. Gut bepacken lässt sich
ein Rad in einem solchen Ständer nicht
und auch nicht sicher anschließen, kritisiert Möller. „Je wertvoller ein Rad ist,
Studie: Radverkehr
in Fußgängerzonen
Stahlbügel vor der Ladenzeile: Wo Radfahrer ihre Räder sicher abstellen können,
kaufen sie bevorzugt ein.
RAD IM TREND
20
Prozent Zuwachs bei der Zahl
der Fahrradfahrer gab es
zwischen 2019 und 2020.
100
Euro und mehr geben Rad
fahrer prozentual häufiger für
Einkäufe aus und kaufen viel
fach hochwertigere Produkte
als andere Kundengruppen.
QUELLE: ADFC, DIFU
umso notwendiger ist es, das Rad sicher
an einem Stahlbügel anschließen zu können.“ Parkplätze für Lastenräder sucht
man vergebens.
Aus Not wild abgestellt
Wer einen sicheren Platz zum Anschließen braucht, weicht auf Laternenpfähle,
Zäune und ähnliches aus. Dort stehen die
Räder nicht nur im Weg, sie stellen auch
ein Gefahrenpotenzial dar: „Für Kinderwagen, Kinderkarren und Rollstühle
wird der Gehweg zu schmal, Menschen
mit einer Sehbehinderung können die
wild abgestellten Räder nicht rechtzeitig erkennen“, kritisiert Jörg Thiemann-
Linden, einer der Autoren der Difu-Studie
und heute Stadt- und Verkehrsplaner in
Viele Einkäufe finden in Fußgängerzonen statt. Die sind auch für Radfahrer
attraktiv, aber die müssen ihr Rad meist
schieben, weil sie Fußgänger gefährden
könnten. Im Rahmen des nationalen
Radverkehrsplans hat die Fachhochschule Erfurt in verschiedenen Städten (u. a.
Regensburg, Aschaffenburg und Offenbach am Main) untersucht, ob und wie
sich Fuß- und Radverkehr vereinbaren
lassen. Ergebnis: Es gab keine Zunahme problematischer Verhaltensweisen
bei den Radfahrenden und keine Obergrenze der Fußgängerzahlen für ein
verträgliches Miteinander. Ältere, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen
und Familien mit Kindern kamen ebenso
häufig in die Fußgängerzone wie zuvor.
Die Geschäfte profitierten, weil die Rad
fahrenden Kunden einen höheren Jahresumsatz aufwiesen als Autofahrer.
„Damit kann auch der Einzelhandel von
einer Fußgängerzonenfreigabe für den
Radverkehr profitieren“, so die Studie.
Sinnvoll war es, die Freigabe mit einer
Informations- und Image-Kampagne für
mehr Rücksichtnahme zu verbinden.
difu.de
16 TITEL
DEMO 03-04/2021
Kleingewerbe häufig in Not
Kleine Läden und Betriebe sind dem freien Markt schutzlos
ausgeliefert: Was sich ändern muss, sagen SPD-Politiker
Autorin Karin Billanitsch
Plädoyer für ein soziales
Gewerbemietrecht
Mittlerweile setzen sich in den Kommunen zahlreiche gesellschaftliche Gruppen leidenschaftlich auch für den Erhalt
kleiner Läden und diversen Kleingewerbes in ihrem Viertel ein. „Bizim“ bedeutet auf Türkisch so viel wie „unser“.
„Bizim Kiez“ heißt also „Unser Kiez“ –
der gleichnamige Verein entstand 2015
aus Protest gegen die Kündigung des
familiengeführten Obst-und Gemüse
ladens Bizim Bakkal in Kreuzberg. Er ist
mit dabei auf der Berliner Kundgebung.
„Auch wenn in Zeiten der anschwellen-
Vorkaufsrechte als Chance
für Kommunen
Die Situation für
Kleingewerbe
treibende
würde sich
durch ein
soziales
Gewerbe
mietrecht mit
Kündigungs
schutz und
Mieterrechten
deutlich
verbessern.
Cansel Kiziltepe (SPD), MdB
Das Finanzamt vom Mehringdamm aus gesehen. Hinter dem Gebäude erstreckt sich
das Sanierungsgebiet des Kreuzberger Dragoner Areals.
den Pandemie Menschenansammlungen
nur mit Abstand und Masken zu verantworten sind, wollen wir doch auch als
Gruppe deutlich machen, dass wir weiter gegen die nach wie vor stattfindende Verdrängung kämpfen“, heißt es auf
seiner Facebook-Seite.
„In Berlin wie auch in fast allen deutschen Städten steigen die Mieten. Anders als Wohnungsmieterinnen und
-mieter sind Kleinst- und Kleingewerbe
dem freien Markt schutzlos ausgeliefert“,
sagt Cansel Kiziltepe, SPD-Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Friedrichshain – Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost.
Sie kennt die Probleme vor Ort: Es gebe
für sie kein Mietrecht und keine Instrumente wie die Mietpreisbremse, einen
Mietspiegel oder Kündigungsschutz.
„Vermieterinnen und Vermieter haben in
angespannten Wohnungsmärkten freie
Hand und das führt zu Verdrängung“,
kritisiert sie gegenüber der DEMO.
„Brauchen eigenen Mietspiegel
für Gewerbe“
Für viele kleine Gewerbetreibende bedeutet das die Vernichtung ihrer Existenz.
„Und es betrifft nicht nur Kleingewerbetreibende“, betont Kiziltepe, sondern auch
Vereine und soziale Einrichtungen, die
Gewerberäume anmieten. Die Corona-
Pandemie hat diese Entwicklung noch
verstärkt. Kiziltepe kritisiert das fehlende soziale Verantwortungsbewusstsein
vieler Eigentümerinnen und Eigentümer:
„Deshalb brauchen wir gesetzliche Vorgaben. Die Situation für viele bedrohte
Kleingewerbetreibende würde sich durch
ein soziales Gewerbemietrecht mit Kündigungsschutz und Mieterrechten deutlich
verbessern. Auch eine Ausweitung des
Milieuschutzes auf Kleingewerbe und ein
Gewerbemietenspiegel würden vielen
Kleingewerbetreibenden helfen.“
Ein Gewerbemietenspiegel gehört
zu den Forderungen, für die Cansel
Kiziltepe sich in Berlin gemeinsam mit
zahlreichen Initiativen von Mieterinnen
und Mietern schon lange einsetzt. „Wir
brauchen dringend einen eigenen Mietspiegel für Gewerbeflächen“, meint die
Sozialdemokratin. Damit würde nicht nur
Die Kommunen haben auch noch a ndere
Möglichkeiten, einzugreifen. Bernhard
Daldrup, kommunalpolitischer Sprecher
der SPD-Fraktion im Bundestag, bringt
auf Nachfrage Vorkaufsrechte ins Spiel: Er
möchte die Folgen für kleinere G
eschäfte
und Betriebe durch die Corona-Krise zwar
noch nicht abschließend bewerten, aber
er betont: „Viele kleinere G
eschäfte und
Betriebe, die in den Mischgebieten unsere Städte prägten, werden trotz staatlicher Hilfen aufgeben müssen. Hier muss
die öffentliche Hand aktiv eingreifen“,
fordert er. Grund und Boden sollten so
wenig wie möglich dauerhaft in private
Hände. Doch: „Ein Vorkaufsrecht für
Kommunen eröffnet die Chance ein
aktives, städtebauliches Entwicklungs
konzept zu betreiben.“ Kleine Gewerbebetriebe, Cafés und Restaurants, gemeinnützige Vereine, soziale Einrichtungen
sowie Sport- und Freizeitstätten könnten
so in Wohngebieten wieder angesiedelt
werden.
Ein riesiger Erfolg, für den die SPD in
Berlin lange gekämpft hat, ist das Kreuzberger Dragoner Areal. Das Grundstück
sollte von der bundeseigenen Immobiliengesellschaft BImA zum Höchstpreis
verkauft werden. „Im Jahr 2019 wurde
es aber auf Grund des Drucks der SPD
an das Land Berlin übertragen. Auf dem
Dragoner Areal entsteht nun in zentraler Lage dringend benötigter Raum für
soziales Wohnen und kleine Gewerbe“,
berichtet Kiziltepe. Es gebe einen intensiven Beteiligungsprozess, bei dem
„vorhandene Gewerbemieterinnen und
-mieter, Anwohnerinnen und Anwohner
sowie die Zivilgesellschaft“ in einem Maß
eingebunden werden, das “deutlich über
normale Beteiligungsformate hinausgeht“, betont die Politikerin. Sie sei davon
überzeugt, dass damit nicht nur wichtige
Flächen gesichert seien, sondern auch gezeigt würde, dass ein anderer Umgang mit
zentralen Flächen möglich sei: „Wir haben
damit bundesweit einen Präzedenzfall geschaffen. Das hat auch langfristig Auswirkungen auf die Liegenschaftspolitik des
Bundes.“ Mit Blick auf die nächste Legislatur kündigt sie an, weiter für ein soziales
Gewerbemietrecht und einen Gewerbemietenspiegel zu kämpfen.
FOTO: CARL-FRIEDRICH HÖCK
K
leine inhabergeführte Geschäfte, Handwerksbetriebe und
soziokulturelle Einrichtungen
kämpfen in vielen Städten mit Schwierigkeiten. Wie vielen privaten Mieterinnen und Mietern machen auch ihnen
überteuerte Mieten zu schaffen. Dass
das ein Thema ist, das viele Menschen
umtreibt, zeigte sich zuletzt wieder am
27. März, am Housing Action Day 2021,
als in 40 europäischen Städten Tausende
Menschen gegen Verdrängung und zu
hohe Mieten in den Städten protestierten. Auch von München bis Berlin gab
es Aktionen und Demonstrationen, zu
denen das Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn aufrief.
mehr Transparenz geschaffen, sondern
auch die Grundlage, „um bei rasanten
Mietpreisanstiegen mit einer Mietpreis
bremse einzugreifen“. Letztlich können
Kommunen damit eine gesunde Mischung in unseren Innenstädten und Kiezen leichter erhalten, ist sie überzeugt.
03-04/2021 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Belebte Zentren mit einem attraktiven Freizeitangebot von Kultur über Gastgewerbe bis zum baukulturellen Erbe sind nicht nur Visitenkarte einer Gemeinde, sondern wirken positiv auf den Tourismus.
Mehr Leben in der Innenstadt
Die Zentren in unseren Städten und Gemeinden stehen
vor großen Herausforderungen, nicht nur wegen der CoronaKrise. Es gilt, diese Situation als Chance zu begreifen
Innenstädte, Stadt- und Ortszentren bei.
Aktuelle Entwicklungen, der Strukturwandel im Einzelhandel, die Krise der
Kauf- und Warenhäuser und der Verlust
inhabergeführter Einzelhandelsgeschäfte gefährden die Attraktivität und den
Abwechslungsreichtum der Zentren.
Vielfalt statt Leerstand
Autor Bernhard Daldrup
FOTO: STOCK.ADOBE.COM/SINA ETTMER
U
nsere Innenstädte, Stadtteilund Ortszentren werden seit
geraumer Zeit durch Strukturwandel – insbesondere im Einzelhandel – und Funktionsverluste zentraler
Versorgungsbereiche geprägt. Handel
ist Wandel, aber durch die Corona-
Pandemie werden die Herausforderungen noch verschärft. Die Krise wirkt wie
ein Brennglas und offenbart schonungslos die Fehlentwicklungen der letzten
Jahre. Allerdings bietet der bevorstehende Transformationsprozess auch vielfältige Chancen. Eine Neuorientierung
von bislang stark einzelhandelsgeprägten Quartieren hin zu neuen multifunk
tionalen Nutzungen mit einer Vielzahl
von Akteuren eröffnet Räume für neue
Entwicklungen.
Die neue Aufmerksamkeit und die
politischen Diskussionen für unsere
Stadtzentren sind auch ein Ausdruck
ihrer Bedeutung für die Entwicklung
der Gesamtstadt. Innenstädte sind Wirt-
schaftsorte, Freizeit-, Kultur-, Erlebnisund Begegnungsräume. Belebte Zentren
mit einem attraktiven Freizeitangebot
von Kultur über Gastgewerbe bis zum
baukulturellen Erbe sind nicht nur die
Visitenkarte einer Gemeinde, sondern
wirken positiv auf den Tourismus. Die
Zentren stiften Identität.
Mit unseren Programmen der Städte
bauförderung (790 Millionen Euro pro
Jahr), die unser ehemaliger Kanzler Willy
Brandt vor 50 Jahren ins Leben gerufen
hat, haben wir seitdem mehr als 9.300
Maßnahmen in 3.900 Kommunen gefördert. Alleine in diesem Jahr stellen
wir 300 Millionen Euro für lebendige
Zentren bereit. Damit leisten wir seit
Jahrzehnten einen Beitrag, damit sich
die Menschen vor Ort in ihren Zentren
wohlfühlen und dort gerne ihre Freizeit
verbringen.
Traditionell sind Innenstädte Orte des
Handels. In der Regel trägt die Vielfalt
des Einzelhandels zur Lebendigkeit der
FÖRDERUNG
790
Millionen Euro pro Jahr zahlt
der Bund für Programme der
Städtebauförderung.
3.900
Kommunen haben seither von
9.300 geförderten Maßnahmen
profitiert.
300
Millionen Euro stellt der Bund
alleine in 2021 für lebendige
Zentren bereit.
QUELLE: EIGENE RECHERCHE
Eine gute Nutzungsmischung von Handel, Wohnen, Arbeiten und Freizeit in
den Innenstädten trägt zu einer attraktiven Innenstadt bei. Eine abwechslungsreiche Gastronomie, Kulturveranstaltungen sowie saubere und sichere Orte mit
viel Grün und einer intelligenten Mobilität wirken wie Magneten auf die Menschen aus dem Umland. Leerstände sind
dringend zu vermeiden! Sie führen in
der Folge zu einer Abwärtsspirale ganzer Straßenzüge und Quartiere. Deshalb
müssen Kommunen bei Schlüsselimmobilien einen verbesserten Zugriff erhalten. Baurecht und Gewerbemietrecht
müssen vor diesem Hintergrund neu
gefasst werden. Nutzungsvielfalt und
Bezahlbarkeit müssen politisch flankiert
werden. Das Marktgeschehen alleine
bringt keine zukunftsfähige, vielfältige
Stadtstruktur wieder.
Eine lebendige Innenstadt ohne eine
Stärkung des ÖPNV wird nicht gelingen.
Die digitale Vernetzung der Verkehrsangebote, eine stärkere Förderung des
Radverkehrs und eine anwendungs
orientierte Förderung der Elektro
03-04/2021 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Global denken, lokal handeln
Der Klimawandel stellt für unsere Städ
te und Gemeinden eine weitere, große
Herausforderung dar. Schließlich spielen
sie eine Schlüsselrolle, wenn es um die
Verringerung des Energieverbrauchs,
den Ausbau erneuerbarer Energien und
damit um die Reduzierung klimaschäd
licher Treibhausgasemissionen geht. Zu
gleich sind urbane Räume besonders von
den Folgen des Klimawandels wie Hitze,
Starkregen oder Hochwasser betroffen.
Maßnahmen der Stadterneuerung
und vor allem des Stadtumbaus können
helfen, die Anpassung unserer Städte
und Gemeinden an den Klimawandel
voranzubringen und einen wirksamen
Klimaschutz zu unterstützen. Daher
stellt das Bundesumweltministerium im
Zuge des Corona-Konjunkturpakets den
Kommunen zusätzlich 100 Millionen
Euro für Klimaschutz zur Verfügung.
Diese können zum Beispiel für die För
derung des Radverkehrs und kommunale
Klimaschutz-Modellprojekte beantragt
werden.
Global denken, lokal handeln bleibt
ein Grundprinzip der Umweltpolitik,
also auch der Klimapolitik. Sehr viel der
Umsetzung erfolgt auf der kommuna
len Ebene – in unterschiedlichster Art
und Weise. Gerade kleinere Kommunen
mit wenig Personalkapazitäten können
aber durch Ideen und Strategien anderer
Impulse bekommen.
Für die Kommunen bietet die Kli
maschutzrichtlinie des Bundesumwelt
ministeriums unter der Leitung von
Bundesministerin Svenja Schulze (SPD)
eine wichtige Hilfestellung. Kommuna
ler K
limaschutz ist eine Gemeinschafts
aufgabe, die im Verbund mit Partnern
vor Ort und in der Region besser und
schneller auf den Weg gebracht werden
kann. Mit der verbesserten finanziellen
Beteiligung an der Gewerbesteuer der
Windenergie hilft der Bund, Klimaschutz
wirtschaftlich vorteilhaft zu machen. Die
besseren Möglichkeiten zum Mieter
strom sind ein weiterer Erfolg für eine
dezentrale Klimapolitik.
Neben den CO2-Emissionen der
Wohn- und Wirtschaftshäuser können
Innenstädte mit hoher Dichte durch
die Revitalisierung von Brachflächen als
Grün- und Freiflächen an Aufenthalts
qualität gewinnen. Die so gewonnenen
Flächen sind ein Beitrag dafür, Stadtklima
und Lebensqualität in den Innenstädten
zu verbessern. Vor dem Hintergrund des
Klimawandels und dem beschleunigten
Umstieg auf eine regenerative Energie
versorgung kommt dem Grün in der
Stadt eine neue strategische Rolle zu.
Auch diese Ziele werden aus der Städte
bauförderung unterstützt.
Die „Entmischung“ der Innenstädte
durch Einzelhandels- und Dienstleis
tungsnutzungen hat das Wohnen aus
den Zentren in den vergangenen Jahr
zehnten zurückgedrängt. Die Leblosig
keit der Innenstädte ist durch die Pan
demie offenkundig geworden und die
Debatte über das innerstädtische Woh
nen in Anbetracht von zu erwartenden
Leerständen und Vermietungsschwierig
keiten ist wieder auf die Tagesordnung
gekommen. Ältere und Studierende
Die Länder
müssen
gemeinsam
mit dem Bund
Kulturräumen
wie Kinos,
Stadtteil
zentren oder
Musikclubs
helfen, denn
ohne Kultur
wird alles still.
Bernhard Daldrup,
MdB
Das Bundesumweltminsterium stellt den Kommunen zusätzlich 100 Millionen Euro für
Klimaschutz zur Verfügung – zum Beispiel für die Förderung des Radverkehrs.
kommen als Zielgruppe für das genera
tionsgerechte und zugleich bezahlbare
Wohnen in Stadt- oder Ortszentren in
Frage. Große, leerstehende Gebäude
könnten so umgewidmet werden, dass
sie gemischte Nutzungen beherbergen
und Raum geben für innovative Wohn
formen wie generationsübergreifendes,
inklusives oder interkulturelles Wohnen
und soziale oder kulturelle Einrichtungen.
Dabei muss der Wohnraum nicht nur
energetisch saniert, sondern auch be
zahlbar bleiben. Die Preisschraube für
Neuvermietungen in den letzten Jahren,
hat vor allem in Metropolregionen dafür
gesorgt, dass Wohnen mancherorts zum
Luxus geworden ist. Unsere Forderung
nach jährlich 100.000 neuen Wohnun
gen mit Preisbindung in Deutschland
wird ein wesentlicher Impuls sein. Mit
der Mietpreisbremse haben wir einen
wichtigen Beitrag geleistet. Das Problem
können wir nur lösen, wenn das Ange
bot an Wohnraum dem tatsächlichen
Bedarf entspricht.
Freiräume für Kultur
Attraktive Innenstädte sind Orte leben
diger Kultur. Gerade für sie müssen wir
Freiräume sichern. Wir brauchen Pro
gramme, die es ermöglichen, kreative
Räume zu entwickeln, um die Kunst im
öffentlichen Raum sichtbar und wahr
nehmbar zu erleben. Die Länder müssen
gemeinsam mit dem Bund Kulturräumen
wie Kinos, Stadtteilzentren oder Musik
clubs helfen, denn ohne Kultur wird alles
still. Konflikte rund um die großstädti
sche Clubszene sollten durch eine novel
lierte TA-Lärm gemindert werden. Eine
zukunftsweisende Innenstadtentwick
lung lebt von Kreativität und Experimen
tierfreude. Wir wollen in Reallaboren
innovative
Veränderungsprozesse er
forschen, damit unter Beteiligung a ller
Akteure erfolgversprechende Ideen
schneller verwirklicht werden und zur
Nachahmung anregen können. Hierfür
haben wir gerade erst 25 Millionen Euro
im Haushalt 2021 zur Verfügung gestellt.
Am Ende kann nur der Bund gemeinsam
mit den Ländern, Städten und Gemein
den sowie den Menschen vor Ort die
Herausforderungen für unsere Innen
städte bewerkstelligen.
Die Herausforderungen für unsere
Innenstädte sind vielfältig, so dass es
keine schnelle Lösung geben kann. Aber
gemeinsam müssen wir die Aufgaben
angehen.
V.i.S.d.P.:
Josephine Ortleb MdB, Parlamentarische Geschäftsführerin,
Platz der Republik 1, 11011 Berlin, Tel.: (030) 227-744 20,
josephine.ortleb@spdfraktion.de
FOTO: JANINE SCHMITZ /PHOTOTHEK.NET
mobilität bei Fahrzeugen mitsamt der
Schaffung einer einheitlichen Lade
infrastruktur leisten einen wichtigen
Beitrag, damit die Menschen in unsere
und aus unseren Städten kommen kön
nen. Daher haben wir im letzten Jahr
die
R egionalisierungsmittel einmalig
nochmals um 2,5 Milliarden Euro auf
nunmehr fast 11,5 Milliarden erhöht, um
durch die Corona-Pandemie und das
damit verbundene verringerte Fahrgast
aufkommen bedingte Einnahmeverluste
abzufedern.
Die Digitalisierung hat durch Corona
einen kräftigen Schub mit hohem Tem
po erhalten und verändert unseren All
tag. Der Wandel der Innenstädte muss
mit der Digitalisierung Hand in Hand
gehen. Online-Handel und stationärer
Handel müssen eine Symbiose bilden.
Viele Händler halten in der aktuellen
Pandemie ihr Geschäft mit klugen Kon
zepten mindestens teilweise aufrecht, in
dem sie z. B. Online-Beratungen durch
führen und mit Liefer- und Abholservices
verbinden. Die Kombination von statio
närem und digitalem Handel wird in Zu
kunft weiter zunehmen. Nicht nur der
Ausbau der digitalen Infrastruktur auch
die Förderung der Nutzung und Integra
tion in Stadtentwicklung und -marketing
müssen Teil der politischen Agenda sein.
NEWS 19
03-04/2021 DEMO
Sorge um Ortskerne
Der Deutsche Städtetag plädiert für ein
Förderprogramm für Innenstädte. Diese
würden unter den Folgen der CoronaPandemie leiden und der Online-Handel
boome stärker denn je, sagte Haupt
geschäftsführer Helmut Dedy. Der
Bund solle deshalb ein Programm mit
einem Volumen von 500 Millionen
Euro jährlich über eine Laufzeit von
fünf Jahren auflegen. Mit dem Geld
könnten zum Beispiel neue Konzepte
gefördert werden. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistags
Hans-Günter Henneke bestätigt
Probleme in den O
rtskernen, weshalb
Bund und Länder den Kommunen
helfen müssten. Er warnt aber vor
„neuer Förderbürokratie”. Eine andere
Möglichkeit wäre es, in der Städtebauförderung einen besonderen Schwerpunkt auf die Herausforderungen von
Ortskernen zu legen, so Henneke. CFH
demo-online.de/aktuelles
Bus mit Elektro-Antrieb in Berlin
FOTOS: FLORIAN GAERTNER /PHOTOTHEK.NET; DIRK BLEICKER
SGK-Papier zur Mobilität
Der Vorstand der Bundes-SGK hat ein
Positionspapier „Mobilität für das gute
Leben von Morgen“ verabschiedet. Nicht
nur der Klimaschutz erfordere eine drastischere Verkehrs- und Mobilitätswende,
sondern auch der Umstieg in der Auto
mobilindustrie auf klimafreundlichere
Antriebe, heißt es im Papier. „Hier müssen für beide Seiten in den kommenden
zehn Jahren die entscheidenden Weichen
gestellt werden, und zwar so, dass alle
Menschen schnell, zuverlässig, barriereund diskriminierungsfrei von A nach B
gelangen (können), in der Stadt und auf
dem Land.“ Diskutiert wurde das Thema
auch auf einer Online-Konferenz der
Bundes-SGK am 27. Februar. SGK/CFH
demo-online.de/schlagwort/verkehr
bundes-sgk.de/positionen/vorstand
Drei Fragen an …
Frank Baranowski, Vorsitzender der Bundes-SGK, zum Zukunftsprogramm der SPD
Das Zukunftsprogramm der SPD wurde vom SPD-Parteivorstand Mitte März beschlossen und
ist Gegenstand des außerordentlichen virtuellen Bundesparteitages am 9. Mai 2021. Was hältst
Du von den vier Zukunftsmissionen, die Kanzlerkandidat Olaf Scholz vorgestellt hat und die
Eingang in das SPD-Wahlprogramm gefunden haben?
Es ist gut, dass sich Olaf Scholz in den vier Zukunftsmissionen ganz klar für eine innovationsfreundliche
Politik mit sozialer Verantwortung starkmacht. Es handelt sich ja auch um vier für die Kommunen höchst
relevante Aufgabenfelder. Nehmen wir zum Beispiel unsere kommunale Verantwortung für die Schaffung
nachhaltiger Mobilitätsketten für alle, oder die gerade auch jetzt in der Pandemie rasant an Fahrt aufnehmende Digitalisierung unseres Lebens und der kommunalen Verwaltungen und nicht zuletzt der Schulen.
Oder nehmen wir die notwendige Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes und den anspruchsvollen
Pfad beim Umbau unserer Industriegesellschaft unter den Vorzeichen des Klimaschutzes und der Reduzierung von CO2-Emissionen. Und dabei vergisst die SPD nicht, die Menschen und Regionen mitzunehmen
und zu berücksichtigen, die am meisten von den Folgen des damit verbundenen Strukturwandels der
Wirtschaft betroffen sein werden.
Die Bundes-SGK hatte im Zusammenhang mit den Beschlüssen zu einem neuen Sozialstaats
konzept der SPD in 2018 eigene Vorstellungen formuliert. Inwieweit finden die sich in dem
jetzigen Zukunftsprogramm?
Die Vorschläge der Bundes-SGK verfolgen den Ansatz, die der Grundsicherung für Arbeitssuchende
vorgelagerten Sicherungssysteme besser auszugestalten und denen, die dann noch auf Grundsicherung
angewiesen sind, besser dabei zu helfen, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Da ist in dieser
Legislaturperiode einiges auf den Weg gebracht worden: die dynamische Anpassung des Wohngeldes,
die Verbesserung des Kinderzuschlages, die Einführung eines sozialen Arbeitsmarktes für die Langzeitarbeitslosen und die im Zuge der Coronakrise gelockerten Voraussetzungen für den Leistungsbezug – wie
die Akzeptanz eines höheren Schonvermögens und die Anerkennung der vorhandenen Wohnverhältnisse.
Hubertus Heil will dieses ja dauerhaft ins SGB II einführen.
Das ist ein gutes Signal an all diejenigen, die sich Sorgen machen, dass sie in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckend ins Bodenlose fallen könnten. Mit dem Zukunftsprogramm wird eine Kindergrundsicherung
versprochen und die Leistungen der Pflegeversicherung werden so verstärkt, dass die Betroffenen nicht
so schnell auf Hilfe zur Pflege als Sozialhilfeleistung angewiesen sein werden. Das sind gute und richtige
Signale, die wir voll unterstützen.
Was könnte aus der Sicht von Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern das Zukunftsprogramm noch besser machen?
Aus Sicht der Kommunen fehlen verbindliche Aussagen, wie die Handlungsfähigkeit vor Ort sichergestellt
wird, gerade auch um alle die erforderlichen Maßnahmen zu finanzieren. Es ist ja richtig, wenn die Rolle
der Kommunen als Investor gewürdigt wird. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil unserer Aufgaben. Wir
hätten uns schon auch einen Abschnitt gewünscht, in dem explizit die Sicherung der kommunalen Finanzausstattung und der Investitionsmöglichkeiten ausgeführt worden wäre. Es ist richtig, den durch zu hohe
Kassenkredite betroffenen Kommunen beim Abbau der Altschulden zu helfen. Aber auch ein klares Bekenntnis zur Gewerbesteuer hätte dem Programm gutgetan, genauso wie eine Ansage zur Kompensation
der allein in diesem Jahr wieder gigantischen Steuerausfälle. Wir brauchen aktuell ein Signal von Bund und
Ländern, dass wir nicht gegen die Krise ansparen müssen! Es hilft niemandem vor Ort, wenn sich diese
beiden staatlichen Ebenen in dieser konkreten Frage gegenseitig belauern.
20 KLIMASCHUTZ UND NACHHALTIGKEIT
Drei-Punkte-Plan für
Klimaanpassung in Kommunen
Neue Strategien gegen Hitze, Dürre und Hochwasser für Städte
Autorin Karin Billanitsch
E
ine Stadt erlebt immer häufiger
Hochwasser, die andere Gemeinde kämpft mit Wasserknappheit,
und in der dritten leiden ältere Menschen
unter der Hitze der Großstadt: Mit diesen
Beispielen verdeutlichte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) kürzlich
die Folgen des Klimawandels, die „den
Kommunen zu schaffen machen“, so die
Ministerin. „Jede dieser Kommunen soll
künftig die Klimaanpassung umsetzen,
die zu ihr passt.“
Bessere Beratung und Förderung
Daher will Schulze noch vor der Sommerpause für bessere Beratung und Förderung sorgen. Die wesentlichen Elemente
wurden in einem gemeinsamen Papier
mit den kommunalen Spitzenverbänden
vorgestellt: erstens ein bundesweites
Beratungszentrum für Städte, Landkreise
und Gemeinden, das bis zum Sommer
2021 seine Arbeit aufnehmen wird. Kommunen aus ganz Deutschland sollen dort
Informationen und Anregungen für Strategien und Projekte zur Klimaanpassung
erhalten. Zweitens wird der Bund den
Einsatz von lokalen Anpassungsmanage-
rinnen und -managern fördern. So werde
sichergestellt, „dass die Strategien auch in
der Praxis ankommen“, hieß es. Drittens
werden „besonders innovative Lösungen
von Kommunen über den Wettbewerb
„Blauer Kompass“ prämiert.
Jung: Forderungen der Städte
werden aufgegriffen
Burkhard Jung, Präsident des Deutschen
Städtetags und Oberbürgermeister von
Leipzig zeigte sich zufrieden mit dem DreiPunkte-Plan: Dieser „greift Forderungen
aus den Städten auf und unterstützt ihren
Einsatz für eine nachhaltige Klimafolgenanpassung. Das ist ein erster Schritt, dem
in der nächsten Legislaturperiode weitere folgen müssen.“ Mit nachdrücklichen
Worten beschrieb er die Bedeutung des
Themas: „Wir müssen heute konsequent
den Wandel des Klimas mitdenken und
für eine nachhaltige Entwicklung in den
Städten vorsorgen. Es geht um einen
langfristigen Umgang mit dem Klima
wandel vor unserer Haustür“, so Jung.
„Die Landkreise sind mit viel Engagement dabei, ihren Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung zu leisten. Da sich die
DEMO-SERIE
Klimaschutz, Klima
anpassung und mehr
Nachhaltigkeit sind eine
gesamtgesellschaftliche
Aufgabe. Um den Klima
wandel rechtzeitig zu
stoppen, spielen aber
auch die Kommunen eine
wichtige Rolle – während
zugleich eine zweite Kri
se, die Corona-Pandemie
– sie in Atem hält.
In unserer Jahresserie
beleuchten wir Strategien
und Maßnahmen, die
den CO2-Ausstoß verrin
gern und die spürbaren
Folgen des Klimawandels
bekämpfen. KB
DEMO 03-04/2021
Auswirkungen und Herausforderungen
des Klimawandels in den Landkreisen
bundesweit betrachtet sehr unterschiedlich darstellen, ist dies auch eine Frage
im Zusammenhang mit der Beförderung
gleichwertiger Lebensverhältnisse“, kommentierte Reinhard Sager, Präsident des
Deutschen Landkreistags und Landrat des
Kreises Ostholstein. Dabei könne der DreiPunkte-Plan einen Beitrag leisten.
Und Ralph Spiegler, Präsident des
Deutschen Städte- und Gemeindebunds
und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nieder-Olm machte deutlich, dass
Hitze und Dürre, aber auch Starkregen
ereignisse und Hochwasser eine klare
Strategie der Kommunen in Form einer
„klimagerechten Stadtentwicklung“,
erforderten. Um diese Herausforderungen zu meistern, bedürfe es einer finan
ziellen Unterstützung von Maßnahmen
sowie eines „engen Zusammenwirkens
von Bund, Ländern und Kommunen“.
Wetter-Extreme wie anhaltende Hitze
wellen, Dürren, Waldbrände, Starkregen
und Überflutungen haben Folgen: In dem
Papier werden „Gesundheitsbelastungen
bis hin zu vorzeitigen Todesfällen, signifikante Schäden an Gebäuden und
Infrastrukturen sowie in der Land- und
Forstwirtschaft, Engpässe in der Wasserversorgung der Bevölkerung“ genannt.
Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung schon 2008 die Deutsche
Anpassungsstrategie (DAS) beschlossen
und diese seitdem kontinuierlich weiterentwickelt – wobei hier die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen
eine zentrale Rolle spielt.
BADENWÜRTTEMBERG
1. Juli 2021
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03-04/2021 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
REPORT 21
Abfallwirtschaft nutzt
Klimaschutzpotenziale
Sektorenkopplung rückt in den Fokus
Autor Patrick Hasenkamp, VKU-Vizepräsident
K
FOTO: AWM
eine andere Branche in Deutschland hat prozentual eine so hohe Reduktion des Ausstoßes an
Klimagasen erreicht wie die Abfallwirtschaft. Während im Jahr 1990 durch Abfalldeponierung und die biologische Behandlung von Abfällen noch gut 38 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert
wurden, waren es 2018 nur noch knapp
zehn Millionen Tonnen – Tendenz weiter
sinkend.
Knapp 95 Prozent der Einsparungen
von Treibhausgasen des Sektors sind
dem Engagement der Kommunen und
ihrer Unternehmen zu verdanken, die
die Deponierung nicht vorbehandelter
Siedlungsabfälle – eine Hauptquelle von
Methanemissionen – beendet haben.
Doch der Klimaerfolg der kommunalen Abfallwirtschaft basiert auf
weiteren Säulen: unter anderem der
getrennten Sammlung von Abfällen,
um sie dem Recycling zuzuführen sowie der Bioabfall- und der thermischen
Verwertung. Dank des Stroms und der
Wärme, die aus der Abfallverbrennung
gewonnen wurden, konnten etwa weitere 6,6 Millionen Tonnen klimarelevanter CO2-Emissionen vermieden werden, deren Bedarf sonst durch fossile
Energieträger gedeckt worden wäre.
Seit einigen Jahren rückt bei den Betreibern von Müllverbrennungsanlagen
zunehmend die Sektorkopplung in den
Fokus, insbesondere die Wasserstoffproduktion. Aus guten Gründen, denn
sowohl die Vorteile als auch die technischen Verfahren sind vielfältig: Die thermischen Anlagen haben gegenüber der
Solar- und Windkraft entscheidende
Vorteile. Sie können immer betrieben
werden, denn zu entsorgende Abfälle
sind immer verfügbar. Wenn bei viel
Sonne und Wind Überschussstrom im
Netz zur Verfügung steht, werden die
Wasserstofftanks als Speicher gefüllt
– ein zentraler Punkt im neuen Energiesystem, in dem Speicherkapazitäten
dringend benötigt werden. Bei „Dunkelflaute“ wiederum können die Tanks
geleert werden. Zudem sind die Standorte der thermischen Abfallbehandlungsanlagen optimal für die Sektorkopplung im Verkehr durch Tankstellen
geeignet, da sie von vielen Fahrzeugen
angefahren werden. Aus Biogas wiederum kann sogar direkt Wasserstoff
erzeugt werden. In Deutschland, der
Schweiz und Belgien werden zudem
drei Pilotprojekte betrieben, die Abfälle
mit überwiegend organischen Inhaltsstoffen über Pyrolyseverfahren für die
Wasserstoffproduktion praxistauglich
machen wollen. Das zeigt, wie wichtig
Technologieoffenheit beim Ausbau der
Wasserstoffwirtschaft ist.
Report
Ver- und
Entsorgung
Doch nun will die Bundesregierung
durch das Treibhausgasminderungsgesetz den aus biogenen Quellen erzeugten Wasserstoff ebenso wie die
aus fossilen Abfällen hergestellten
Treibstoffe von der Anrechnung auf
die Treibhausgasminderungs-Quote bei
Treibstoffen ausschließen. Der Wasserstoff wäre dann in den Augen des
Gesetzgebers nicht mehr „grün“. Mit
dieser Deklaration wäre die Vermarktung des Wasserstoffes für Tankstellen
betreiber nicht mehr attraktiv, die
künftig einen gewissen Anteil an grünen Energieträgern anbieten müssen.
Die Folge: Ein wichtiger Vertriebsweg
des aus Abfällen gewonnenen Wasserstoffs fiele weg – und damit käme das
k. o. für die Finanzierung vieler Wasserstoffprojekte.
Der Bundesrat hat sich bereits dafür
ausgesprochen, diese Fehlentscheidung der Bundesregierung zu korrigieren. Nun liegt es am Bundestag,
gegenzusteuern und das Gesetz ohne
diese Diskriminierung des biogenen
Wasserstoffs zu beschließen.
Energie aus Abfällen
nicht benachteiligen
Patrick Hasenkamp, Betriebsleiter der Abfallwirtschafts
betriebe Münster
Dieses Beispiel ist leider kein Einzelfall: Die Benachteiligung der Energie
aus Abfällen gegenüber anderen erneuerbaren Energien zieht sich durch
viele Gesetze. Dass sie sachlich nicht
gerechtfertigt ist, haben Bundesregierung und Umweltbundesamt schon
selbst offiziell bestätigt, in den Gesetzen umgesetzt wird es bislang aber nur
beim Gebäudeenergiegesetz. Vielmehr
soll die Abfallverbrennung aufgrund
einer systemwidrigen Gleichsetzung
von Abfällen mit fossilen „Brennstoffen“ zum Beispiel auch in den nationalen Emissions
h andel einbezogen
werden. Dieses Vorgehen bliebe ohne
Lenkungsw irkung und hätte lediglich
steigende Gebühren zur Folge.
Mit all diesen Entscheidungen würden bedeutende Klimaschutzpotenziale der Abfallwirtschaft unnötig verschenkt. In Anbetracht der ehrgeizigen
Klimaschutzziele können wir uns das
einfach nicht leisten.
Der VKU tritt deshalb dafür ein,
den gesamten bei der Abwasser- und
Abfalle ntsorgung zurückgewonnenen
Energiegehalt grundsätzlich und konsistent über alle betroffenen Gesetze
den erneuerbaren Energien gleichzustellen, um das Engagement der Kommunen im Klimaschutz, und gerade
auch im Bereich der Sektorkopplung,
nicht auszubremsen.
22 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 03-04/2021
Schäden kalkulierbar machen
Risikomanagement für Wasserversorgungs- und
Abwasserbehandlungsanlagen
Autor Hans-Joachim Schmidt, Leiter Beratungsdienst, GVV-Kommunalversicherung VVaG
K
Deckungserweiterung
Im Wasser und Abwasserbereich lässt sich bei Schäden das Ausmaß schlecht
vorhersehen. Oft besteht das Risiko einer Unterversicherung.
telt! Aber dann ist es zu spät und es wird
von den Versicherern eine Unterversicherung angerechnet. Selbst bei Vereinbarung eines Unterversicherungsverzichts
wird maximal nur bis zur vereinbarten
Versicherungssumme entschädigt. Dies
entspricht in aller Regel aber nicht dem
tatsächlichen Versicherungswert beziehungsweise dem entstandenen Schaden.
Globalversicherung
Um diesem Problem zu begegnen hat
GVV aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung als Kommunalversicherer ein besonderes Produkt für die Aufgabenbereiche der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung entwickelt. Im Rahmen
einer sogenannten Globalversicherung
(GGW beziehungsweise GGA) wird hier
„ein Stück Wasserwerk beziehungsweise Kläranlage“ versichert! Basis für die
Ermittlung des maximalen Entschädigungsbetrages und des Beitrages ist bei
Wasserwerken die produzierte Wassermenge und bei Kläranlagen der in der
Genehmigungsurkunde der Abwasseranlage aufgeführte Einwohnergleichwert. Das heißt: Auf der Grundlage der
individuellen maximalen Auslastung
wird das Wasserwerk beziehungsweise die Kläranlage als Ganzes versichert.
Dabei werden die Grundgefahren der
Sachversicherung (Feuer, Leitungswas-
Hans-Joachim Schmidt, GVV
Erst im
Schadenfall
wird der
genaue Wert
ermittelt!
Aber dann
ist es zu spät.
Hans-Joachim Schmidt
Der Versicherungsschutz umfasst nicht
nur das Gebäude inklusive Gebäude
zubehör und Inventar, sondern auch ein
eventuell vorhandenes Blockkraftheizwerk, das zur Selbstversorgung dient,
und selbstverständlich auch, je nach
topografischer Lage, vorhandene Pumpwerke, Hebeanlagen etc. außerhalb des
Versicherungsgrundstückes der Kläranlage. Hier wird lediglich die Anzahl der
Pumpwerke/Hebeanlagen etc. zugrunde gelegt. Im Schadenfall werden aber
auch immer entsprechende Folgekosten
(Aufräumungs-, Abbruch-, Feuerlöschkosten, Bewegungs- und Schutzkosten,
Dekontaminationskosten, Sachverständigenkosten, Mehrkosten durch Preissteigerungen oder behördliche Wiederherstellungsbeschränkungen usw.) anfallen
beziehungsweise zu entschädigen sein.
Für die einzelnen Kostenbereiche stehen
zusätzlich zur Entschädigungssumme
im Rahmen einer Deckungserweiterung
Haftungssummen zur Verfügung. Bei Bedarf können hier auch Summenerhöhungen gegen Beitrag vereinbart werden.
IMPRESSUM
ASK. Agentur für Sales und Kommunikation GmbH,
Bülowstraße 66, 10783 Berlin
Tel. (030) 740 73 16-00, Fax (030) 740 73 16-75
E-Mail: info@ask-berlin.de
Projektleitung/Anzeigen:
Henning Witzel, Tel. (030) 740 73 16-36
Redaktion: Carl-Friedrich Höck
Layout: Heidemarie Lehmann
Litho: Satzstudio Neue Westfälische GmbH & Co. KG
Druck: J.D. Küster Nachf. + Pressedruck GmbH & Co. KG,
Industriestraße 20, 33689 Bielefeld
FOTOS: STOCK.ADOBE.COM/DKHDVIDEO; GVV
ommunen beziehungsweise
kommunale Unternehmen sind
für die Wasserversorgung und
Abwassere ntsorgung verantwortlich.
In diesen Aufgaben liegt ein hohes
Risikopotenzial. Das Ausmaß eintretender Schäden an den Anlagen ist kaum
vorhersehbar. Der notwendige Schadenausgleich kann im Einzelfall die finanzielle Stabilität des kommunalen Haushalts
beziehungsweise des Gebührenhaushaltes ernsthaft bedrohen. Es gilt, die Schadenfinanzierung kalkulierbar zu machen.
Aufbauend auf einer über 100-jährigen
Erfahrung, bietet die GVV-Kommunalversicherung VVaG (kurz: GVV) einen
hochspezialisierten Versicherungsschutz
für Wasserversorgungs- und Abwasserbehandlungsanlagen der Kommunen
und kommunalen Unternehmen leistungsstark und günstig an.
Wasserwerke und Kläranlagen sind
heute hochtechnisierte Einrichtungen
und es ist sehr aufwendig, im Rahmen
einer Versicherungslösung entsprechende Versicherungswerte zu ermitteln.
Kommunen und kommunale Unternehmen sind hier auf Hilfe angewiesen
und haben trotzdem das Risiko einer
möglichen Unterversicherung, da Versicherungsunternehmen im Rahmen von
bestehenden Verträgen dieses Risiko auf
den Versicherungsnehmer abwälzen.
Durch gesetzliche Vorgaben müssen
immer wieder veränderte Trinkwasserund gereinigte Abwasserwerte erfüllt
werden, und dies bedeutet, dass immer
neue Technologien zum Einsatz kommen. Auch aus vorhandenen Anlageverzeichnissen lassen sich Neuwerte bei
einem Vertragsabschluss nicht ablesen,
da es sich hierbei lediglich um Abschreibungswerte, also betriebswirtschaftliche beziehungsweise steuerliche Werte
handelt. Eine konkrete Ermittlung von
Neuwerten bedeutet, dass der Anschaffungswert und das Anschaffungsjahr bekannt sein müssen, um dies mit den vorhandenen Indizes umrechnen zu können.
In vielen Fällen werden aber immer nur
Schätzwerte beziehungsweise Plausibilitätswerte zugrunde gelegt, und erst im
Schadenfall wird der genaue Wert ermit-
ser, Sturm/Hagel und Einbruchdiebstahl
mit Vandalismus) gedeckt. Darüber hinaus – und dies ist bei diesen hoch technisierten Anlagen zu empfehlen – werden auch weitere Gefahren über eine
Technische Versicherung abgedeckt.
Diese beinhaltet das sogenannte Elektronik- und Maschinenrisiko. Der Versicherungsschutz wird dann auf erste
Gefahr dem Mitglied zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass bis zu dieser
Höchsthaftungssumme entsprechender
Versicherungsschutz im Rahmen der angesprochenen Grundgefahren, ergänzt
durch die Technische Versicherung, von
der GVV bereitgestellt wird. Darüber
hinaus können auch das sogenannte
Elementarschadenrisiko und eine Glasversicherung als zusätzliche Bausteine in
den Versicherungsschutz eingeschlossen
werden.
PODCAST
Wöchentlich hintergründige Interviews mit Gästen aus der Politik wie
dem NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart, der
BDEW-Chefin Kerstin Andreae, oder den Abgeordneten Bernd Westphal
MdB und Martin Häusling MdEP. Immer mittwochs um 16 Uhr
diskutiert Dr. Arnt Baer, Ansprechpartner für Politik bei Gelsenwasser,
mit seinen Gästen über Energie, Umwelt- und Klimapolitik.
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Den Podcast de
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GELSENWASS
finden Sie auf
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Spotify, Apple P
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und Dee
24 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 03-04/2021
Anfang des Jahres startete „GLASKLAR – der Politik-Podcast
der GELSENWASSER AG“
Autor Henning Pretis, Gelsenwasser AG, Verbände und Politik
H
ost Dr. Arnt Baer, Leiter Politik
und Verbände bei Gelsenwasser, diskutiert mit seinen Gästen spannende Themen der Energie-,
Umwelt und Klimaschutzpolitik. Jeden
Mittwoch um 16 Uhr geht es um politische und gesellschaftliche Fragen, die
uns täglich beschäftigen:
Wie können wir Klimaschutz und
erneuerbare Energien noch stärker in
den Fokus rücken? Entwickelt sich die
Wasserwirtschaft in die richtige Richtung? Welche Bedeutung wird der Energieträger Wasserstoff einnehmen? Was
Anzeige
bedeuten die Energiewende oder der
Klimawandel eigentlich für uns als Gesellschaft? Wie sehr wird die zunehmende Digitalisierung die Arbeitswelt von
morgen verändern?
Fragen und Antworten Raum geben
Henning Pretis
Für all diese Fragen und vor allem ihre
Antworten nehmen wir uns Zeit. In lockerer Atmosphäre dürfen die Antworten länger ausfallen, die Gäste sich in
Details verlieren und vom eigentlichen
Thema weggehen. Dabei geht es uns
darum, die Hintergründe von Entschei-
Breites Spektrum an Gästen
Zu Gast sind Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und der
Zivilgesellschaft, die alle ihre eigene
Perspektive mitbringen.
Im Gespräch mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Rimkus
geht es um die Energiewende aus gesellschaftlicher, politischer und ebenso technischer Sicht. Wie ist die Perspektive für erneuerbaren Strom und
erneuerbares Gas? Was braucht es für
FOTO: GELSENWASSER AG
Daseinsvorsorge im
blaugrünen Podcast
dungen zu verstehen. Wir gehen in die
Tiefe und tauchen in die persönliche
Biografie der Gäste ein: Welchen Einfluss kann diese auf die Ergebnisfindung
haben? Welche äußeren Umstände beeinflussen die Entscheidungen? Wie viel
„Druck“ üben aktuelle Themen und
Fragestellungen auf langfristig angelegte Projekte aus? Wie sehr bestimmen gesellschaftliche Veränderungen den Kurs
und lassen sich Krisen „nutzen“? Wir
wollen den Kontext aufzeigen und komplexe Sachverhalte verständlich machen,
im Idealfall mit einem Erkenntnisgewinn
auf allen Seiten.
REPORT 25
die Sektorkopplung und welche Rolle
nimmt Wasserstoff dabei ein?
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes
Nordrhein-Westfalen, sprach im Podcast über seine ambitionierten Ziele für
NRW: Klimaneutralität erreichen, Vorzeigeland der Digitalisierung werden
und den Kohleausstieg meistern. Weiteres zentrales Thema waren die dadurch entstehenden Prozesse und anstehenden Veränderungen für den Arbeitsmarkt und die Energieversorgung
im bevölkerungsreichsten Bundesland.
Laut Katherina Reiche, Geschäftsführerin der Westenergie AG und Vorsitzende des Nationalen Wasserstoff
rates der Bundesregierung, befindet
sich Deutschland in einer Dreifachkrise.
Während der Corona-Pandemie werde
deutlich, dass die V
ersorgungssicherheit
in Deutschland auch während Krisenzeiten gesichert ist. Doch auch die Wirtschaftskrise müsse überwunden und
eine drohende Klimakrise abgewendet
werden. Kerstin Andreae, Vorsitzende
der Hauptgeschäftsführung des BDEW
MdEP, Wolf Merkel (Vorstand Wasser
beim DVGW), Markus Staudt (Viessmann) und Mona Neubaur (GRÜNE
NRW).
FOTO: GELSENWASSER AG
03-04/2021 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Mittwochs ist GLASKLAR-Tag
Arndt Baer, Leiter Politik und Verbände bei der Gelsenwasser AG, ist Gastgeber beim
GLASKLAR-Podcast.
und langjähriges Mitglied für die Grünen im Deutschen Bundestag, ist der
Meinung, dass man Krisenbewältigung
und Klimapolitik zusammendenken
muss. Für den Wiederaufbau der Wirtschaft und die Energiewende hält sie
Nachhaltigkeitsaspekte und kluge Investitionen im Bereich der Daseinsvorsorge für essenziell.
Zu Gast waren bislang außerdem:
Bernd Westphal MdB, Martin Häusling
Alle Podcast-Folgen sind zu finden auf
allen gängigen Podcast-Plattformen
und im Newsroom Politik von Gelsenwasser: https://www.gelsenwasser.de/
unternehmen/newsroom/politik-undverbaende/.
Wir freuen uns über Lob, Kritik,
A nregungen und Themenvorschläge.
Rufen Sie uns an oder schreiben uns auf
redaktion@glasklar.ruhr.
„transparent“ – das Politikmagazin
Im Newsroom finden Sie auch unser
Politikmagazin „transparent”. Drei Mal
jährlich berichten wir über Neuigkeiten
aus unserem Unternehmen und unserem Netzwerk. Wir informieren über aktuelle Entwicklungen in der Wasser- und
Energiebranche und ordnen diese ein.
gelsenwasser.de/unternehmen/newsroom/
politik-und-verbaende
Anzeige
Unser Klima braucht uns –
jetzt und vor Ort.
Für uns steht fest: Klimaschutz ist keine Aufgabe, die wir
irgendwann angehen können. Westenergie übernimmt Verantwortung. Wir machen unser Unternehmen klimaneutral.
Wir treiben Innovationen voran. Und wir unterstützen
Kommunen, die Energiewende vor Ort zu gestalten.
Wir handeln. Jetzt – nicht erst morgen.
westenergie.de
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Moderne Gewerbeparks:
Mehrwert für Städte, Kommunen und Anwohner
B
ei der Entwicklung von
innerstädtischen Flächen
werden die Rufe nach
attraktiven Gewerbestandorten
nicht erst durch die aktuelle
Situation lauter – der wachsende
E-Commerce, aber auch kleine
und mittelständische Unternehmen, die diesen befeuern, und die
gistik- und Gewerbeimmobilien
befriedigt werden, ohne neue
Flächen erschließen zu müssen.
Und das mit großem Erfolg, denn
dort siedeln sich dank der flexiblen Flächenkonzepte nicht nur die
klassischen KEP-Dienstleister an,
auch Start-ups, Showrooms großer
Firmen und Freizeitangebote fin-
die erste Entwicklung seiner Art
und bis heute Firmensitz der
SEGRO Germany GmbH. Auf dem
Gelände des ehemaligen Stahlbauunternehmens „Hein, Lehmann & Co.“ entstand ein moderner Gewerbepark mit vielfältigen
Nutzungsmöglichkeiten – wofür
die flexiblen Flächenzuschnitte
Auf einem ehemaligen Industriegelände wurde der SEGRO CityPark Düsseldorf entwickelt. Dort haben sich inzwischen die
unterschiedlichsten Unternehmen angesiedelt – und sorgen für mehr Vielfalt und Angebote vor Ort.
damit verbundene Bewältigung
der letzten Meile sorgen für eine
verstärkte Nachfrage. Gleichzeitig
herrscht in deutschen Metropolen
ein eklatanter Mangel an Wohnraum, der vor Ort häufig für wenig
Verständnis bei der Entwicklung
eines neuen Logistik- und Gewerbeimmobilienstandorts sorgt.
Denn diese benötigen vor allem
eines: Platz.
In dieser Diskussion wird häufig
ein wesentlicher Punkt übersehen:
Ein gut geplanter Gewerbestandort kann einen echten Mehrwert
für die Anwohner schaffen – und
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
für die Stadt sowie die Kommune
sein. Um dies zu realisieren, setzt
SEGRO seit vielen Jahren erfolgreich auf die Revitalisierung von
Brachflächen, das sogenannte
Brownfield-Redevelopment. Damit kann die Nachfrage nach innenstadtnahen, attraktiven Lo-
den dort die passenden Flächen.
Die Standorte in Düsseldorf, Frankfurt am Main und Köln zeigen, dass
dieses Konzept funktioniert: Mieter
aus den unterschiedlichsten Branchen nutzen die neu entstandenen
modernen Flächen für die Produktion, Präsentation und das direkte
Angebot an ihre Kunden – sei es als
Demonstrations- und Verkaufsfläche, als Boulderhalle vor Ort oder
das erweiterte Mittagsangebot
dank Caterer. Davon profitieren
Städte, Kommunen und – wichtig
für eine gesteigerte Akzeptanz –
auch die Anwohner.
Der SEGRO CityPark
Düsseldorf: Pilot- und
Prestigeprojekt
Wie aus einem alten Industriestandort ein moderner Logistik- und Gewerbepark entstehen
kann, das zeigt der SEGRO CityPark Düsseldorf – bundesweit
sorgen. Wie individuell diese genutzt werden können, wird an
dessen unterschiedlichen Nutzern
sichtbar: Dort treffen KEP-Dienstleister auf Werbeagentur und auf
Boulderhalle. Und noch etwas
zeichnet die Entwicklungen von
SEGRO aus: Nachhaltigkeit. Diese
ist neben der modernen Architektur ein Grundpfeiler sämtlicher
Entwicklungen. Eine positive Umweltbilanz wird bereits beim Bau
der Objekte berücksichtigt, sei es
durch das Recycling von Materialien oder den Einsatz von Holzleimbindern statt der klassischen
Stahl- und Betonträger im Inneren
der Hallen. Im Betrieb sorgen dann
beispielsweise Tageslichtbänder
und LED-Beleuchtungen für eine
verbesserte Energiebilanz im Betrieb, zudem verfügen sämtliche
CityParks über Ladesäulen für
E-Fahrzeuge. An einigen Standorten befinden sich Photovoltaikanlagen. Unterstützt werden diese
Maßnahmen durch ein hohes Maß
an Biodiversität in Form von Bienenstöcken, Insektenhotels und
Nisthöhlen. Diese Maßnahmen
gehen über die Anforderungen
für eine DGNB-Gold-Zertifizierung
hinaus, die sämtliche CityParks
auszeichnet.
Unterschätzter
Wirtschaftsfaktor
Die innerstädtischen Gewerbeund Logistikstandorte sind jedoch
mehr als der „Raum für außergewöhnliche Entwicklungen“, mit
denen SEGRO wirbt. Vielmehr
sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Städte und Kommunen.
Ehemalige Brachflächen werden
zu Unternehmensstandorten und
sorgen für neue Arbeitsplätze vor
Ort, die flexiblen Flächenkonzepte
innerhalb der Objekte sorgen für
eine hohe Mietauslastung. Hinzu kommt die Möglichkeit für die
Mieter, je nach Wirtschaftslage die
Flächen anzupassen und unabhängig von veränderten Rahmenbedingungen, beispielsweise neuen
Produktionsverfahren, wirtschaftlich zu arbeiten. Dafür bedarf es
jedoch eines partnerschaftlichen
Verhältnisses zwischen Vermieter und Mieter. Ein solches kann
am besten durch eine langfristige
Zusammenarbeit entstehen – deshalb entwickelt SEGRO ausschließlich für den eigenen Bestand. Sie
verfügen über Brachflächen oder
Grundstücke und würden diese
gerne entwickeln lassen? Dann
wenden Sie sich gerne an uns.
germany@segro.com
Über diesen QR-Code gelangen Sie zu
unserer Broschüre für Kommunen.
03-04/2021 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Personenbeförderungsrecht
reformiert
Neue Mobilität bekommt klaren Rechtsrahmen
Autor Detlef Müller, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Chemnitz
M
it der Neuregelung des Personenbeförderungsrechts
wird ein klarer Rechtsrahmen für neue plattformgebundene
Mobilitätsangebote geschaffen. Im Fokus der neuen Regelungen steht die
Steuerungsfähigkeit der Kommunen.
Diese können nun Verkehre in ihrer Region nach ihren Bedürfnissen gestalten.
Nach zweieinhalb Jahren zäher
Verhandlungen novelliert der Deutsche Bundestag an diesem Freitag das
Personenbeförderungsgesetz (PBefG).
Ziel ist eine klare Reglementierung neuer
Mobilitätsformen vom Pooling-Verkehr
bis hin zu plattformgebundenen Mietwagenangeboten.
Die neuen Verkehrsarten sind längst da
und operieren unter der Experimentierklausel des Personenbeförderungsrechts.
Sie müssen reglementiert werden und
sinnvoll in das Marktgefüge aus ÖPNV,
Taxi und klassischem Mietwagenmarkt
integriert werden.
FOTO: THOMAS TRUTSCHEL / PHOTOTHEK.NET
Neue Anforderungen an den Verkehr
Die Novelle des PBefG ist aber nicht nur
für die Regulierung neuer Verkehrsarten
wichtig. Vielmehr brauchen wir ein modernes Personenbeförderungsrecht, um
unseren Anforderungen an den Verkehr
von morgen in der Stadt und auf dem
Land gerecht zu werden. Dies gilt mit
Blick auf die Verkehrswende, mit Blick auf
den Klimawandel und die Digitalisierung,
aber auch mit Blick auf die sich wandelnden Mobilitätsbedürfnisse der Menschen
in unserem Land.
Für die Umsetzung haben wir dabei stets
vier Grundsätze verfolgt:
1) Das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs
bildet der ÖPNV mit Bussen, Straßen- und
U-Bahnen.
2) Klare Spielregeln für alle Verkehrsarten.
Keine Kannibalisierung und keine Rosinenpickerei bei Rechten und Pflichten.
3) Klare Regeln für den fairen Umgang
mit Beschäftigten.
4) Weitgehende Steuerungsmöglichkeiten für die Kommunen für die Verkehrsangebote in ihren Gebieten.
die Städte und Gemeinden sicherstellen,
dass sich die neuen Angebote in das Verkehrsangebot der Kommunen einfügen.
Zu diesem Instrumentenkasten gehören
beispielsweise Mindest- und Höchstpreise mit hinreichendem Abstand zum
ÖPNV-Tarif, die Kontingentierung der
Fahrzeuge, eine zu erreichende PoolingQuote und eine optionale Rückkehrpflicht für auftragslose Fahrzeuge.
Für den Mietwagenmarkt halten wir
an der Rückkehrpflicht für auftragslose
Fahrzeuge fest. Kommunen erhalten zudem die Möglichkeit, über Vorgaben zu
Mindestpreisen Dumpingangebote und
ruinösen Wettbewerb zu verhindern. In
Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern können außerdem die Regelungen
des gebündelten Bedarfsverkehrs (beispielsweise Sozialstandards und Ausschluss von Bediengebieten) auch auf
Mietwagenverkehre übertragen werden,
sofern diese einen Marktanteil von 25
Prozent übersteigen.
Taxipreise: mehr Optionen
für Kommunen
Pooling: Städte und Gemeinden
entscheiden
Für das Taxigewerbe schaffen wir durch
die Novelle des PBefG zahlreiche regulatorische Entlastungen. So können Kommunen für festgelegte und häufig nachgefragte Strecken (beispielsweise Flughafen-Innenstadt) Festpreise erlassen.
Zudem besteht für Fahrten auf Bestellung
die Option, einen kommunalen Taxitarifkorridor zu ermöglichen, in dem sich der
Fahrpreis bewegen kann. In beiden Fällen
handelt es sich jedoch um kommunale
Öffnungsmöglichkeiten. Nutzt eine Kommune diese Möglichkeiten nicht, bleibt
alles beim normalen Taxitarif.
Einen besonderen Stellenwert nehmen für uns gute Arbeitsbedingungen
ein. Beschäftigte von Plattformbetreibern
sind häufig prekären Arbeitsbedingungen
ausgesetzt. Wir haben nun erreicht, dass
Kommunen zum Schutz der Beschäftigten Sozialstandards festlegen können.
Generell messen wir den Kommunen
eine wichtige Rolle bei. Sie erhalten weitreichende Gestaltungskompetenzen für
die Verkehrsangebote in ihrem Bereich.
Dazu gehören beispielsweise Genehmigungsvorbehalte, Vorgaben zur Barrierefreiheit oder auch ökologische Standards.
Gleichzeitig stärken wir die Kommunen
durch datengebundene Kontrollmöglichkeiten zum Nachweis von Verstößen
gegen die Rückkehrpflicht sowie zur
Durchsetzung von Sanktionen.
Für den gebündelten Bedarfsverkehr
(privates Pooling) geben wir den Kommunen einen weitreichenden Instrumentenkasten an die Hand. So können
V.i.S.d.P.:
Josephine Ortleb MdB, Parlamentarische Geschäftsführerin,
Platz der Republik 1, 11011 Berlin, Tel.: (030) 227-744 20,
josephine.ortleb@spdfraktion.de
Apps verschiedener Mobilitätsanbieter: Angebote sollen reglementiert werden.
Anhand dieser Grundsätze regeln wir
nun das Personenbeförderungsrecht
neu.
Gleiche Qualifikations-
voraussetzungen
für Gelegenheitsverkehr
Mit dem gebündelten Linienverkehr ermöglichen wir nachfragegesteuerte
Angebote innerhalb des ÖPNVs. Diese
können die klassischen ÖPNV-Angebote,
gerade in Randzeiten- und gebieten ergänzen, in denen Angebote mit Bussen
oder Straßenbahnen nicht tragfähig sind.
Das kann auch eine große Chance für den
ländlichen Raum sein.
Der sogenannte Gelegenheitsverkehr
umfasst mit der Novelle des PBefG drei
unterschiedliche Verkehrsarten: das klassische Taxi, den Mietwagenmarkt und
den gebündelten Bedarfsverkehr. Für das
Personal in den verschiedenen Bedienformen gelten jedoch ab sofort mit dem
Fachkundenachweis und dem Personenbeförderungsschein die gleichen Qualifikationsvoraussetzungen.
Wir haben nun
erreicht, dass
Kommunen
zum Schutz der
Beschäftigten
Sozialstandards
festlegen
können.
Detlef Müller, MdB
28 WAHLEN
SPD erzielt starke Ergebnisse
bei Direktwahlen in Hessen
Im Bundesland wurden die kommunalen Vertretungen und
viele Bürgermeister und Landräte neu gewählt
Autoren Carl-Friedrich Höck, Kai Doering
S
pannender als jeder Tatort“,
twitterte der Vorsitzende des
SPD-Bezirks Hessen-Nord Timon
Gremmels am 28. März – einem Sonntagabend. Kurz zuvor waren die Stimmen der Stichwahl um das Amt des
Oberbürgermeisters in Marburg ausgezählt worden. Nun war klar: Amtsinhaber Thomas Spies hatte hauchdünn mit
95 Stimmen Vorsprung (50,2 Prozent)
gegen seine Herausforderin von den
Grünen gewonnen. „Ein Photofinish“,
kommentierte die hessische SPD-Vorsitzende Nancy Faeser. Das Ergebnis sorgte
weit über die Stadtgrenzen hinaus für
freudige Reaktionen bei den Genossen.
Bei sechs
Mitbewerbern
hatte ich mich
auf eine
Stichwahl
eingestellt.
Claus Kaminsky zeigte sich
überrascht vom Wahlsieg in
Hanau im ersten Durchgang.
SPD landesweit zweitstärkste Kraft
Zuvor hatte die SPD bei den hessischen
Kommunalwahlen bereits besser abgeschnitten, als ihr manch einer prophezeit
hatte. Am 14. März waren die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre Stimme
für die Stadtverordnetenversammlungen
und Kreistage abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 50,5 Prozent. Die SPD
erzielte ein Ergebnis von 24,0 Prozent.
Damit verlor sie zwar 4,5 Prozent gegenüber den vorigen Kommunalwahlen
2016, schnitt aber deutlich besser ab als
bei der jüngsten Landtagswahl 2018 (19,8
Prozent). In Offenbach am Main konnte
die SPD sogar 3,6 Prozent zulegen.
Das höchste Ergebnis fuhr die CDU
ein, die in der Gesamtbetrachtung der
Kommunalwahlen einen Stimmenanteil
von 28,5 Prozent erreichte. Bündnis 90/
Die Grünen kamen auf 18,4 Prozent, Die
Rathaus der Stadt Offenbach: Hier hat die SPD
3,6 Prozent hinzugewonnen.
Claus Kaminsky
Antje Runge
Linke auf 4,0 und die FDP auf 6,7 Prozent. Auf die AfD entfielen 6,9 Prozent
und auf die Freien Wähler 5,8 Prozent
der abgegebenen Stimmen.
Die Grünen konnten mit einem Plus
von 7,1 Prozent gegenüber 2016 den
stärksten Stimmenzuwachs erzielen.
Größte Verliererin der Wahl war die AfD,
die fünf Prozent einbüßte.
Neben den kommunalen Vertretungskörperschaften wurden zahlreiche
Stadtoberhäupter und Landräte neu ge-
wählt. Hierbei schnitt die SPD sehr gut
ab. Bereits im ersten Wahlgang konnten
die sozialdemokratischen Kandidaten
vier Landkreise gewinnen. Es siegten:
Torsten Warnecke in Hersfeld-Roten
burg, Andreas Siebert im Kreis Kassel,
Frank Matiaske im Odenwaldkreis und
Winfried Becker im Schwalm-Eder-Kreis.
Nur der Kreis Bergstraße ging nicht
an die SPD, dort siegte Amtsinhaber
Christian Engelhardt (CDU).
Zudem verteidigte die SPD die Rathäuser in Hanau (Claus Kaminsky) und
Viernheim (Matthias Baaß) bereits in
Runde 1. Dasselbe gelang für die CDU
den Amtsinhabern in Bad Homburg
(Alexander Hetjes) und Fulda (Heiko
Wingenfeld).
Bei den Stichwahlen in Städten mit
mehr als 20.000 Einwohnern konnten die
Genossen sogar noch einen draufsetzen.
In fünf von sechs Duellen um Oberbürgermeister- bzw. Bürgermeisterposten
lag am Ende ein Sozialdemokrat oder
eine Sozialdemokratin vorn. In Dietzenbach siegte Dieter Lang mit 60,1 Prozent
deutlich gegen den parteilosen Bürgermeister Jürgen Rogg. Auch in Oberursel
im Taunus findet ein Wechsel an der
Stadtspitze statt. Hier setzte sich SPDKandidatin Antje Runge mit 51,5 Prozent
der Stimmen gegen ihren CDU-Gegenkandidaten durch. Der bisherige Bürgermeister G
eorg Brum (SPD) war nach
drei Amtszeiten nicht mehr angetreten.
Im Amt bestätigt wurde der Oberbürgermeister von Wetzlar. Sozialdemokrat
Manfred Wagner erhielt in der Stichwahl
59,4 Prozent der Stimmen und setzte
sich damit deutlich gegen seinen CDUHerausforderer durch. Und auch der
Bürgermeister von Limburg an der Lahn,
Marius Hahn, geht in eine zweite Amtszeit. 53,9 Prozent der Wähler stimmten
für ihn. Hahn war zwar als unabhängiger
Kandidat angetreten, ist aber seit vielen
Jahren SPD-Mitglied. Die Partei hatte ihn
auch aktiv im Wahlkampf unterstützt.
Die OB-Wahl in Friedrichsdorf gewann
Lars Keitel (Grüne).
demo-online.de/aktuelles
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“
von Führungspositionen nicht dem Zufall …
– Edmund Mastiaux, Inhaber
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DEMO 03-04/2021
BÜCHER / TERMINE / WAHLEN 29
03-04/2021 DEMO
Termine
Kritik am Trend zur Megastadt
Hängen Stadtplanung und Covid-19 zusammen?
Im Buch „Corona und die Städte“
verweist Ingrid Krau auf Zusammen
hänge zwischen Pandemie und
Stadtplanung. Das ist weniger abwegig, als es auf den ersten Blick
erscheinen mag. Schließlich ist das
Coronavirus bei weitem nicht die
erste Seuche: Es gab Pest-Epidemien,
Cholera und Typhus. Und stets beeinflussten die Lebensbedingungen
der Menschen, wie schnell sich
eine Krankheit ausbreiten kann.
In den 1920er Jahren sollte die
Wohnungsbau-Maxime „Licht, Luft
und Sonne“ zu besserer Gesundheit
beitragen. Daran erinnert Ingrid
Krau, die bis 2007 als Professorin
für Städtebau und Stadtentwicklung
an der TU München lehrte. Sie
kritisiert, dass die bauliche Dichte in
den europäischen Großstädten in
den vergangenen Jahren deutlich
Tag der Städtebauförderung
08.05.2021, bundesweit/digital
tag-der-staedtebaufoerderung.de
Online-Seminar „Umgang mit
Rechtsextremismus im Stadtrat”
11.05.2021 und 18.05.2021, online
fes.de/kommunalakademie/
Difu-Seminar Kommunale Sportpolitik
17.05.2021 – 18.05.2021, Berlin
staedtetag.de/veranstaltungen
zugenommen habe. Zudem beobachtet sie einen weltweiten Trend
zu gigantomanischen Megastädten.
„Die Macht des Virus beruht letzten
Endes auf der Naturvergessenheit
der heutigen Menschenwelt“,
behauptet Krau. Leider geht ihr im
Verlauf des gut 100-seitigen Essays
die Stringenz verloren. CFH
Ingrid Krau:
Corona und die Städte.
Suche nach einer neuen Normalität
Oekom-Verlag 2021, 120 Seiten,
16,00 Euro, ISBN 978-3-96238-291-9
Wie kommunale Sozialpolitik gelingt
Crashkurs Kommunalpolitik für Frauen
28.05.2021 – 29.05.2021, online
fes.de/kommunalakademie/
Tag der Nachbarn
28.05.2021, bundesweit
tagdernachbarn.de
2. Online-Seminar: Öffentliches Bauen
mit Holz
08.06.2021, online
baustoffe.fnr.de
Digital-Kongress „Lokale Demokratie:
gemeinsam Stadt gestalten”
08.06.2021, online
vhw.de/termine
Future Mobility Summit 2021
08.06.2021, Berlin/online
veranstaltungen.tagesspiegel.de
vhw-Workshop „Transformation:
Wie weiter? Lokale Demokratie und
edien im digitalen Wandel”
M
09.06.2021, online
vhw.de/termine
vhw-Workshop „Koproduktion: Wie sonst?
Stadt gemeinsam entwickeln”
10.06.2021, online
vhw.de/termine
16. DEMO-Kommunalkongress
11.06.2021, Berlin/digital
demo-kommunalkongress.de
Rhetorik I – souveräne freie Rede
11.06.2021 – 12.06.2021, Bonn
fes.de/kommunalakademie/
15. Bundeskonferenz der kommunalen
Entwicklungshilfepolitik
14.06.2021 – 16.06.2021
skew.engagement-global.de/bundeskonferenz.html
Digitaltag 2021
18.06.2021, online
digitaltag.eu
19. Kommunalpolitische Sommerakademie
18.06.2021 – 20.06.2021, Haltern am See
fes.de/kommunalakademie/
Erfolgreich verhandeln in der
Kommunalpolitik
25.06.2021 – 26.06.2021, Essen
fes.de/kommunalakademie/
vhw-Verbandstag 2021 „Digitalisierung:
Treiber in der Stadtentwicklung”
07.10.2021, Berlin
vhw.de/termine
Sammelband soll Kommunalpolitiker unterstützen
Der „Wohlfahrtsstaat” als sozialpolitisches Grundmodell ist bekannt. Daran lehnt sich der Begriff
„Wohlfahrtsstadt” an, dem Renate
Brauner und Bernhard Müller einen
Sammelband widmen. Die Autorinnen und Autoren plädieren für ein
starkes kommunales Wohlfahrts
wesen und eine soziale und inklusive
Stadtentwicklung. Menschen an der
vordersten Front der Kommunalpolitik würden oft mit Deregulierungsund Privatisierungsideologien konfrontiert und unter Druck gesetzt,
heißt es im Vorwort. Weil ihnen
die Zeit fehle, sich intensiv mit den
wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Debatten zu befassen,
soll das Buch ihnen einen kompakten Überblick geben rund um
Themen wie Daseinsvorsorge oder
Renate Brauner & Bernhard Müller (Hg.)
WEGE ZUR
WOHLFAHRTSSTADT
Wahlen
Wirtschafts- und sozialpolitische Überlegungen
für eine moderne Kommunalpolitik
U
die wirtschaftspolitische Rolle von
Kommunen – gerade in Krisenzeiten.
Praktische Erfahrungen, etwa aus
Wien, finden ebenso Eingang in den
Band wie Konzepte für die Zukunft.
Ein empfehlenswertes Buch. CFH
Renate Brauner, Bernhard Müller (Hg.):
Wege zur Wohlfahrtsstadt.
Wirtschafts- und sozialpolitische
Überlegungen für eine moderne
Kommunalpolitik
Urban Forum 2020, 262 Seiten,
25,00 Euro, ISBN 978-3-200-07300-5
Im Burgenlandkreis in SachsenAnhalt bleibt der CDU-Politiker
Götz Ullrich Landrat. Bei der Wahl
am 11. April erhielt er 55,4 Prozent
der Stimmen und sicherte sich somit
bereits im ersten Wahlgang eine
weitere Amtszeit. Die SPD hatte
keinen Kandidaten aufgestellt. Als
Herausforderer Ullrichs waren sieben
Kandidierende angetreten, davon
fünf als parteilose Bewerber.
Zum neuen Oberbürgermeister der
Stadt Backnang in Baden-Württemberg wurde Maximilian Friedrich
gewählt. Er gehört den Freien
Wählern an, ist jedoch als unabhängiger Kandidat angetreten. Bei der
Wahl am 28. März unterstützten
ihn 81,5 Prozent der Wählerinnen
und Wähler mit ihrer Stimme. Die
Neuwahl war notwendig geworden,
weil der bisherige Amtsinhaber
Frank Nopper (CDU) im November
2020 zum Oberbürgermeister von
Stuttgart gewählt worden war.
In der sächsischen Stadt BrandErbisdorf genügten dem parteilosen
Oberbürgermeister Martin
Antonow 45,9 Prozent der
Stimmen, um im Amt bestätigt zu
werden. Denn zum zweiten Wahlgang am 28. Februar waren drei
Kandidaten angetreten. Von ihnen
erreichte Mirko Espig (CDU) mit
36,3 Prozent das zweitbeste Ergebnis.
In Hessen fanden am 14. und
28. März zahlreiche Direktwahlen
(OBs, Bürgermeister, Landräte) statt.
Hierzu berichten wir ausführlich auf
Seite 28 dieser Ausgabe.
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Ausschreibung „DEMO-Kommunalfuchs 2021“
Es werden wieder die DEMO-Kommunalfüchse für herausragende kommunalpolitische
Leistungen vergeben.
Kandidatenvorschläge oder Eigenbewerbungen mit einer kurzen Projektbeschreibung –
bitte maximal 2 DINA4Seiten – bis zum 1. Mai 2021 per Mail an: Witzel@askberlin.de
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Gesucht werden Beispiele für heraus
ragendes kommunalpolitisches Wirken,
eine vorbildliche kommunalpolitische
Strategie oder besonderes Engagement
in der Kommunalpolitik.
30 DAS LETZTE
DEMO 03-04/2021
Unter der Linde
Autor Carl-Friedrich Höck
W
as Bäume mit amourösen Gefühle zu
tun haben? Ziemlich
viel. Davon zeugt schon das Lied
„Unter der Linde“ des mittelalterlichen Lyrikers Walther von
der Vogelweide. Es schildert das
geheime Treffen eines einfachen
Mädchens mit ihrem höfischen
Geliebten – ihre verbotene Liebe
könnte heutzutage Stoff für e ine
TV-Seifenoper sein. Hören wir
doch kurz rein: „Unter der Linde /
an der Heide, / wo unser beider Bett
war, / da könnt ihr schön / gebrochen
finden / Blumen und Gras. / Vor dem
Walde in einem Tal, / tandaradei, /
sang die Nachtigall lieblich.“
Im Lied ist die Dame froh, dass
nur der Vogel Zeuge des Liebesspiels
wurde. Anders halten es heute viele
Hochzeitspaare. Sie wollen vor der
ganzen Welt ihre Liebe bekunden.
Das können sie in manchen Kommunen mit einem Baum.
So verfügt zum Beispiel die Stadt
Münster über einen Hochzeitswald.
Wer heiratet oder ein Ehejubiläum
feiert, kann dort für 150 Euro ein
Bäumchen pflanzen. 2007 startete
das Projekt, heute stehen auf sechs
Hektar schon mehr als 900 Bäume.
Begonnen hat es mit einigen Eichen,
besonders beliebt sind Sommer
linden. Die Stadt kümmert sich darum, dass die Jungbäume die ersten
Jahre gut überstehen. So hält der
Schon im Mittelalter löste die Linde
amouröse Gedanken aus. Heute dient sie
als Symbol für dauerhafte Verbundenheit.
Baum wahrscheinlich länger als die
Ehe, selbst wenn das Paar erst durch
den Tod geschieden wird – Eichen
können schließlich bis zu 1.000 Jahre
alt werden.
Der erste deutsche Hochzeitswald
wurde 1995 in Hamm eingerichtet.
Die ursprüngliche Fläche ist mittlerweile voll, nun setzt die Stadt das
Projekt in einem anderen Stadtbezirk
fort. Die neue Anlage befindet sich in
unmittelbarer Nachbarschaft zu e iner
Hundeauslauffläche. Zu befürchten
ist, dass die Tiere den L iebessymbolen
nicht immer den angemessenen Respekt zollen. Doch wie heißt das alte Sprichwort? Was kümmert es die
Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt.
DEMO 05-06/2021
erscheint am 29. Juni 2021
mit folgenden Themen:
Das Titelthema heißt Personal und Karriere.
Die Arbeitswelt ist im Wandel, das gilt auch in den
öffentlichen Verwaltungen. Digitalisierung, flexible
Arbeitsformen und Fachkräftemangel erfordern
neue Ausrichtungen in der Personalpolitik.
Der Report dreht sich um die Schwerpunkte
Mobilität und Kommunalfinanzen.
Da wird sich ein Baum auch von
pinkelnden Vierbeinern nicht aus der
Ruhe bringen lassen.
Ein Vorteil der Hochzeitswälder liegt darin, dass sie einen Beitrag zu Natur- und Umweltschutz
leisten. Wer seine Ehe mit einem
raumübergreifenden Großgrün
dokumentieren will, muss dies
per Formular beantragen. Damit bleibt die Ordnung gewahrt
und die Wälder bringen den
Kommunen keinen Ärger ein.
Von einem anderen romantischen
Trend lässt sich das nicht behaupten:
den Liebesschlössern. Diese werden
von Paaren gerne als Symbol der
ewigen Verbundenheit an Brücken
angebracht, der Schlüssel sodann in
den Fluss geworfen. Blöd nur, dass
die Schlösser Rostschäden verursachen. Und es zeigt sich, dass Liebe
auch zur Last werden kann. In Paris
ist sogar schon ein Brückengeländer
unter dem tonnenschweren Gewicht
der vielen Treuebekundungen zusammengebrochen. In zahlreichen
Kommunen ist der Brauch mittlerweile verboten.
Wer sich zum Beispiel in Berlin
mit einem Schloss an einer Brücke zu
schaffen macht, sollte sich deshalb
höchstens von einer Nachtigall erwischen lassen und nicht von einem
Ordnungshüter. Denn der zwitschert
kein fröhliches „tandaradei“, sondern
brummt: „Das macht 35 Euro.“
Impressum
Demokratische Gemeinde,
Fachorgan der Sozialdemokratischen
Gemeinschaft für Kommunalpolitik
(Bundes-SGK)
Stresemannstraße 30, 10963 Berlin
Postfach 61 03 22, 10925 Berlin
Telefon: (030) 255 94- 200
Telefax: (030) 255 94- 290
E-Mail:
redaktion@demo-online.de
Internet: www.demo-online.de
Herausgeber:
Frank Baranowski, Vorsitzender der Bundes-SGK
Redaktion: Karin Nink (Chefredakteurin),
Karin Billanitsch (Leitende Redakteurin),
Carl-Friedrich Höck (Redakteur)
Telefon: (030) 255 94- 355
Produktionsleitung: Dagmar Günther
Layout/Sekretariat: Heidemarie Lehmann
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Telefax: (030) 255 94- 192
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Bülowstraße 66, 10783 Berlin
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Telefax: (030) 740 73 16- 20
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1. Januar 2021
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heute und morgen
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