D E M O - O N L I N E . D E
DEMO
71. JG | A02125
EINZELPREIS 6,00 €
09/10 2019
Hessen
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FOTO: UTE GRABOWSKY/PHOTOTHEK.NET
DEMOKRATIE STÄRKEN
IN DEN KOMMUNEN
Im Brennglas
der
Verhältnisse
Wie die Potenziale der Städte, Gemeinden
und Kreise ausgeschöpft werden können
He ftmit te
Infos und Anmeldung unter:
www.demo-kommunalkongress.de
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Treffpunkt
sozialdemokratischer
Kommunalpolitik
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»KOMMUNE – KONKRET – GESTALTEN«
14. DEMO-Kommunalkongress
Berlin | 21. – 22. November 2019
Gemeindezentrum Schöneberg | Hauptstraße 125A | 10827 Berlin-Schöneberg
Freuen Sie sich auf interessante Reden und Impulse u.a. von:
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Kooperationspartner:
JÖRG HEYNKES
Autor, Unternehmer
und Zukunftsaktivist
09-10/2019 DEMO
INHALT 3
Titel
Demokratie stärken in den Kommunen
4 „Ein Weckruf für die Demokratie“ | Interview mit Alina Fuchs und Anne Haller, Friedrich-Ebert-Stiftung
6 Auf Tuchfühlung | Woche der Begegnung in Dormagen
7 Bürgerjurys, Planungszellen Volksbegehren ... | Rolle der Kommunen bei der Erneuerung der
europäischen Demokratie
8
9
10
Liebe Leserin, lieber Leser,
Nicht ohne die Beherzten | In Anklam steuert die regionale Caritas den Einsatz von Freiwilligen
Doppelt hält besser | Wie die Stadt Göttingen die Jugend stärker beteiligt
„Akteure zusammenbringen“ | Das Präventionsnetzwerk in Nürnberg
Mobiler Einsatz gegen rechts | Das Mobile Beraterteam in Leipzig
unmittelbarer als Kommunalpolitikerinnen und
-politiker mit ihren Wählerinnen und Wählern
konfrontiert sind, geht es kaum. Sie stehen
quasi täglich Rede und Antwort für das, was sie
entscheiden und für das, was sie tun. Je kleiner
eine Kommune, umso direkter ist der Kontakt.
Da wird auch jenseits eines offiziellen Rahmens
diskutiert, um Positionen gerungen, werden
diese verteidigt und erklärt. Deswegen ist
Kommunalpolitik eine ganz entscheidende Stellschraube für das Gelingen unserer Demokratie.
Kommunalpolitiker sind Vorbild und müssen sich
dessen auch bewusst sein.
FOTOS: DIRK BLEICKER; STADT DORMAGEN; K ARIN BILLANITSCH; HEINZ WRANESCHITZ; AMEOS GRUPPE
Die Frauen und Männer, die sich der Politik vor Ort
verschrieben haben, wissen, wo die Wählerinnen
und Wähler der Schuh drückt. Sie haben eine
Schlüsselfunktion in unserer Partei. Sie sind nahe
dran. Sie wissen am besten, was die Leute denken
und fühlen. Darum müssen sie wieder stärker
gehört werden und Einfluss haben auf politische
Entscheidungen in den Ländern und im Bund.
In den Kommunen ist es wichtig, dass sie Position
beziehen und Haltung einnehmen. Auch gegen
über den neuen und alten Rechtsradikalen, die
sich in unseren Volksvertretungen tummeln
und die Demokratie schädigen wollen. Manche
Kommunalpolitikerinnen und -politiker werden
dafür beschimpft oder sogar mit dem Tod bedroht. Sie tragen verdammt viel Verantwortung.
6
8
70 Jahre DEMO
11 Gerade jetzt das Fundament der Demokratie stärken | Grußwort von Frank Baranowski
Kommunalpolitik ist ein Stück sozialdemokratische DNA| Grußwort von Chefredakteurin Karin Nink
12 Ohne die Kommunen ist kein Staat zu machen | Gastbeitrag von Herbert Schmalstieg
13 Die DEMO im Alltag nutzen | Kirsten Fründt, Landrätin in Marburg-Biedenkopf, und Katharina Hintz,
Stadträtin in Halle/Saale, berichten
14 Wie „Die demokratische Gemeinde“ zur DEMO wurde | Von 1949 bis 2019: die kommunalpolitische
Fachzeitschrift im Wandel der Zeit
16 „Ort der Information, der Vernetzung und des Austauschs“ | Kurt Beck gratuliert der DEMO
Report
Standortpolitik
20 Eine Stadt ist niemals fertig | Schwäbisch Hall: eigene Stärken und Schwächen immer wieder analysieren
21 Modellprojekt für Mobilität und digitale Arbeit | Die Stadtlandschaft Freiheit Emscher
22 Kommunale Standortpolitik 4.0 | Digital, nachhaltig und sozial
24 Stadt-Land-Beziehung bei Obst und Bier | Landmanagement in der Metropolregion Nürnberg
26 GrowSmarter – Blaupause für Stadtentwicklung | Projekt in der Kölner Stegerwaldsiedlung
28 Krankenhausversorgung | Veränderungen, aber an der richtigen Stelle
Die allermeisten von ihnen wissen darum und
stärken die Demokratie in ihren Gemeinden,
Landkreisen und Städten, indem sie ihre Kommune zum Wohl der Bewohner gestalten, für
eine funktionierende Infrastruktur und für gute
Bildung sorgen. Aber auch indem sie auf die
Bürgerinnen und Bürger zugehen, sie beteiligen
und mitnehmen. Dafür finden sie in diesem Heft,
in dem wir auch den 70. Geburtstag der DEMO
feiern, eine Reihe guter Beispiele.
Herzlich
Karin Nink, Chefredakteurin
24
28
18 News | Drei Fragen an Frank Baranowski zur aktuellen Klimadebatte
19 Serie Friedliche Revolution | Begleiterin der Einheit
29 Wahlen | Termine | Bücher
30 Das Letzte | Vorschau | Impressum
4 TITEL
DEMO 09-10/2019
„Ein Weckruf
für die Demokratie“
Gerade sozial schlechter gestellte Menschen sind unzufrieden mit dem Gelingen
unserer Demokratie. Das Vertrauen in die Politik kann vor allem auf kommunaler
Ebene gestärkt werden. Ein Gespräch mit Alina Fuchs und Anne Haller
Interview Karin Billanitsch
Alina Fuchs ist Referentin für
Demokratie&Partizipation im
Forum Politik und Gesellschaft
der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Anne Haller leitet die
KommunalAkademie der
Friedrich-Ebert-Stiftung.
Die neue Studie „Vertrauen in Demokratie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung
hat ein Ergebnis erbracht, das uns
aufrütteln sollte: Weniger als die
Hälfte der Menschen in Deutschland
ist zufrieden damit, wie die Demokratie in unserem Land funktioniert.
Was bedeutet dieser Befund?
Alina Fuchs: Das Ergebnis sollte ein Weckruf sein. Besonders beunruhigend ist,
dass gerade sozial schlechter gestellte
Menschen unzufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie sind. Das Vertrauen, dass unsere Demokratie alle hört
und allen gehört, hat gelitten. Allerdings
heißt das nicht, dass die Menschen die
Demokratie als Staatsform ablehnen, im
Gegenteil. In der Studie finden sich viele Anknüpfungspunkte, wie Vertrauen in
demokratische Politik gestärkt werden
kann, angefangen bei dem Wunsch nach
mehr Beteiligungsmöglichkeiten bis hin
zu der Erwartung, dass ein aktiver demokratischer Staat den sozialen Ausgleich
und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.
Anne Haller: Potenzial gibt es besonders
auf der kommunalen Ebene: Die Befragten haben hier große Zustimmung zu
einer präsenten, aufsuchenden Kommune
geäußert. Funktionierende politische In
stitutionen vor Ort können das Vertrauen
in Demokratie insgesamt stärken.
Rechtsextreme und rechtspopulistische Politiker führen einen politischen Diskurs, der offen ausgrenzt
und Feindbilder aufbaut. Vor einer
„Gefahr für die Demokratie“ hat
etwa die Amadeu Antonio Stiftung
gewarnt. Teilen Sie diese Ansicht?
Alina Fuchs: Rechtsextreme Weltbilder und
rechtspopulistische Diskurse sind eine Gefahr für die liberale Demokratie. Die aktuelle Mitte-Studie der FES zeigt, dass etwa
gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
– das heißt die pauschale Abwertung
von Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe – oft
mit antipluralistischen Überzeugungen
und illiberalen Demokratievorstellungen
einhergeht. Die liberalen Werte unserer
Demokratie werden damit untergraben.
Wie ernst man diese Gefahr nehmen sollte, zeigt sich auch daran, dass Worten
zunehmend Taten folgen, wenn etwa Politikerinnen und Politiker, die sich für eine
vielfältige Gesellschaft einsetzen, bedroht
oder sogar angegriffen werden.
Unter Druck gesetzt werden auch
Menschen, die sich in der Zivilgesellschaft engagieren, oft ehrenamtlich.
Auch Kommunalpolitikerinnen und
-politiker werden Opfer von Diffamierungen oder sogar Gewalt. Wie bietet man Angreifern von rechts Paroli?
Anne Haller: Tatsächlich scheint es da eine
negative Entwicklung zu geben: Obwohl
die Kommunalpolitik in der Regel mehr
Vertrauen genießt als die Landes- oder
Bundespolitik, sehen sich kommunal
politisch Engagierte und Mandatsträger
Anfeindungen ausgesetzt. Ein Grund
dafür ist wohl, dass sich die Grenze dessen, was im öffentlichen – besonders im
digitalen – Raum gesagt werden darf,
drastisch verschoben hat. Menschenfeindliche, rassistische oder sexistische
Äußerungen schwappen dann auch aus
dem Netz heraus in die analoge Welt.
Ich denke, dass all diejenigen, die an politischen Diskursen beteiligt sind, Flagge
zeigen müssen und – auch als scheinbar
unbeteiligte Zuschauer – nicht erlauben
dürfen, dass verbale Gewalt kommentarlos geäußert werden darf.
Eine Kommune kann durch Bürger
beteiligung Menschen zum Mitgestalten motivieren. Welche Formate
haben sich bewährt?
Anne Haller: Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene kann ganz unterschiedlich
ausgestaltet sein. Bei dem Begriff denken
viele Menschen schnell an „fortgeschrittene“ Instrumente wie den Bürgerentscheid. Der ist in der Tat aber eher selten.
Verfahren der Bürgerbeteiligung sind beispielsweise aber auch Informations- und
Diskussionsveranstaltungen in Vorbereitung einer Ortskern-Umgestaltung. Auf
kommunaler Ebene ist die Bürgerbeteiligung bei der Bauleitplanung schon viele
Jahre vorgeschrieben. Hier müssen die
Bürgerinnen und Bürger über die Ausgestaltung von Bebauungsplänen vor
Verabschiedung informiert werden, ihre
Einsprüche werden gehört. Bei allen Formen der Bürgerbeteiligung sollte aber
darauf geachtet werden, dass nicht nur
diejenigen, die sich sowieso schon sehr
gut Gehör verschaffen können, beteiligt
werden.
Wie erreicht man politikferne Bürgerinnen und Bürger, insbesondere um
zu verhindern, dass sich nicht immer
dieselben Leute beteiligen?
Alina Fuchs: Das ist eine zentrale Herausforderung, insbesondere weil sich sozial
Schwächere sowieso schon politisch
abgehängt fühlen. Es muss bei Beteiligungsverfahren sichergestellt werden,
dass nicht nur die ressourcenstärksten
Interessen dabei sind und sich durchsetzen, stattdessen sollte Beteiligung immer
auch ein gesellschaftlicher Begegnungsraum sein.
Eine Möglichkeit ist die Anwendung
von Losverfahren, um eine (annähernd)
repräsentative Zusammensetzung zu erreichen, gegebenenfalls ergänzt um Quoten. Aber auch bei gelosten Verfahren ist
die Teilnahmeschwelle für viele Menschen
noch hoch. Wichtig sind daher auch aufsuchende Formate, das heißt, man organisiert Beteiligung ohne große Hürden da,
FOTOS: FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG; LEIF NEUGEBOHRN
Demokratie
stärken in den
Kommunen
09-10/2019 DEMO
TITEL 5
wo die Menschen sind: im Stadtteilcafé,
im Sportverein, im Mädchentreff. Dafür
braucht man Brückenbauer, z.B. aus der
Sozialen Arbeit, aus Vereinen und Initiativen. Auch im Digitalen können Chancen liegen, mehr Menschen für politische
Beteiligung zu gewinnen.
Und natürlich muss es auch darum
gehen, die politische Mitwirkung in Parteien wieder attraktiver und zugänglicher
zu machen. Sie sind ja schließlich zentrale
Orte der politischen Willensbildung in
unserer Demokratie.
FOTO: FLORIAN PELJAK /PICTURE ALLIANCE.COM
Ehrenamtliches Engagement stärkt
den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Was kann die Kommune
konkret tun, um Menschen zum Mitgestalten zu motivieren?
Alina Fuchs: Zunächst muss man leider
sagen, dass nicht jedes Engagement den
Zusammenhalt stärkt. Wir beobachten
in den vergangenen Jahren auch Engagement, das sich gezielt gegen eine
tolerante, vielfältige Gesellschaft richtet.
Zur Förderung der inklusiven und demokratiestärkenden Seite von Engagement lohnt es sich z.B., sich die Idee der
„Bürgerkommune“ in Erinnerung zu rufen. Dabei geht es im Kern um ein neues
Verhältnis von Bürgerschaft, Politik und
Verwaltung. Praktisch spielen verschiedene Elemente wie Beteiligung, Transparenz,
offene Verwaltung und eben Bürger
engagement zusammen. Eine aktive lokale Engagementpolitik, die Eigeninitiative
unbürokratisch fördert, Erfahrungswissen
der Engagierten ernst nimmt und Engagement nicht als Ersatz für staatliche Leistungen heranzieht, kann viel bewirken.
Anne Haller: Wertschätzung und Anerkennung sind die zentralen Begriffe, die auch
für das kommunalpolitische Engagement
gelten. Eine Bevölkerung, die schätzt und
würdigt, dass sich ehrenamtliche Ratsmitglieder für ihre Anliegen stark machen,
eine Verwaltung, die Kommunalpolitik als
Diskussionspartner und nicht als Konkurrenz betrachtet und Arbeitgeber, die Ehrenamtliche für ihr Engagement freistellen sind dafür wichtige Faktoren. Parteien
sollten natürlich auch über die eigene
Organisationskultur reflektieren, damit
sich Menschen gerne dort einbringen.
Vor allem in ländlichen Regionen,
wo sich Menschen abgehängt fühlen, gibt es Herausforderungen für
die Demokratie. Viele Vereine haben
Nachwuchsprobleme. Wie kann man
neue Engagierte gewinnen, insbesondere Jugendliche?
Alina Fuchs: Im ländlichen Raum sind oft
so einfache Dinge wie Fahrtkosten oder
Engagieren und Mitbestimmen: Funktionierende politische Institutionen vor Ort können das Vertrauen in die Demokratie stärken,
hier eine öffentliche Sitzung im Münchner Rathaus.
Mobilität insgesamt ein Problem: Wie
komme ich ohne Führerschein zur abendlichen Vorstandssitzung des Sportvereins?
Eine Erstattung von Fahrtkosten, aber
auch die Nutzung digitaler Möglichkeiten, die Engagement ohne permanente persönliche Anwesenheit erlauben,
können Hürden senken. Dafür müssen
Vereine aber erst mal die Kompetenzen
und Ressourcen haben. Gleiches gilt für
die Ansprache über soziale Netzwerke,
die insbesondere für junge Menschen zur
wichtigsten Informationsquelle geworden sind.
Und schließlich haben sich die Erwartungen vieler Menschen geändert: punktuelles Engagement statt lebenslanger
Mitgliedschaft, zeitliche Flexibilität statt
eines regelmäßigen Sitzungsturnus und
der Wunsch nach unmittelbarer Wirkung
des eigenen Tuns. Engagement dieser Art
findet eben oft im informellen Bereich
jenseits klassischer Strukturen statt und
ist weniger sichtbar. Aber es gibt auch
gute Beispiele, wie Vereine innovative
Wege finden, die Möglichkeiten der Mitwirkung zu erweitern und neue Engagierte zu gewinnen.
Akteure vor Ort haben oft Probleme,
wenn sie Fördermittel beantragen:
Wo gibt es gute Beratung und einen
Überblick über Fördertöpfe?
Alina Fuchs: Eine gute Adresse sind die
Freiwilligenagenturen oder die lokalen Partnerschaften für Demokratie des
Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Viele Kommunen haben eigene lokale
Anlaufstellen. In einigen Bundesländern
gibt es Engagmentstiftungen. Auch
auf Bundesebne wird gerade über die
Gründung einer Deutschen Engagementstiftung diskutiert.
Wertschätzung
und
Anerkennung
sind die
zentralen
Begriffe, die
auch für das
kommunalpolitische
Engagement
gelten.
Anne Haller
LINKS ZUM
THEMA
Die Mitte-Studie
der Friedrich-EbertStiftung untersucht
seit dem Jahr 2006
antidemokratische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung:
fes.de/mitte-studie
Die Vertrauens-Studie
stellt die Frage: Wie
zufrieden sind die
Menschen in Deutschland mit Regierung,
Staat und Politik?
fes.de/studie-vertrauenin-demokratie
Immer mehr Wählergemeinschaften
konkurrieren bei Kommunalwahlen
gegen die etablierten Parteien. Doch
ihr Einfluss bleibt lokal begrenzt. Sehen Sie darin eine Gefahr oder eher
eine Bereicherung der Demokratie?
Anne Haller: Auf lokaler Ebene kann es ein
großer Gewinn sein, wenn sich Menschen
zusammentun, engagieren und abseits
der „großen“ Parteien Kommunalpolitik
gestalten möchten. Die Gefahr, die ich sehe, ist, dass sich solche Initiativen häufig
anlassbezogen gründen und vor allem zu
wenigen Einzelthemen Position beziehen.
Für die Wählerin und den Wähler ist aber
nicht erkennbar, welches Gesamt-Profil
die Wählergemeinschaft hat.
Kommunalpolitik wirkt zwar häufig
sehr pragmatisch und es gibt Stimmen,
die sagen, dass dort keine „Partei“politik
gemacht wird. Aber auch Kommunalpolitik wird auf der Grundlage von Überzeugungen und Prinzipien gemacht: Politikerinnen und Politiker, die einer Partei
angehören, fühlen sich einem gewissen
Wertefundament verpflichtet, sei es ein
ökologisches, konservatives, liberales
oder soziales. Ob eine Straße saniert wird
oder nicht, eine Schule einen Ganztag
bekommt oder nicht, eine Umgehung
gebaut wird oder nicht, ist immer auch
eine ideologische Frage: Wer soll profitieren? Werden benachteiligte Stadtteile
auch entwickelt? Werden Umweltfragen
mitgedacht?
Eine Gefährdung der Demokratie besteht dann, wenn solche Entscheidungen
beliebig getroffen werden, Wählerinnen
und Wähler nicht mehr wissen, welches
Gesamtpaket sie wählen oder die Wählergemeinschaften nur kleine Bevölkerungsgruppen mit Partikularinteressen repräsentieren.
6 TITEL
DEMO 09-10/2019
Auch die Beteiligung bereits von Kindern und Jugendlichen wird in Dormagen großgeschrieben. Hier ein Foto vom Kinderempfang 2019.
Auf Tuchfühlung
Autorin Maicke Mackerodt
I
sich handelt. Das führte dazu, dass auch
SPD-ferne Menschen neugierig wurden,
erinnert sich Erik Lierenfeld. Der gebürtige
Dormagener hatte 2014 „Haustürwahlkampf gemacht und den ganz direkten
Draht zu den Menschen“ als wichtig erlebt. „Aus dem Amt heraus kann ich aber
nicht mehr von Haus zu Haus gehen.“ Das
wollte Erik Lierenfeld (32), derzeit einer
der jüngsten Bürgermeister in NordrheinWestfalen (NRW) kompensieren, um „das
Miteinanderreden stärker in den Vordergrund zu stellen“. So entstand die „Woche
der Begegnung“.
Ihr Prinzip ist unkompliziert: „Laden
Sie ihre SPD-Ratsmitglieder zu sich ein“,
postet der Dormagener Bürgermeister auf
Facebook. Egal ob Fußballmannschaft,
Seniorenheim, Alleinlebende, Familien
oder Kegelclub. Es genügt ein Anruf im
Rathaus und man darf sich wünschen,
wer kommen soll. Bei jedem dieser Besuche geben die Bürgerinnen und Bürger das Thema für den Dialog vor – und
nicht umgekehrt. „Alles wird persönlich,
im geschützten Raum besprochen – ganz
ohne Presse, das ist uns wichtig.“ Es gab
Einladungen zu Gesprächen am Kaffeetisch, im Verein oder bei Bürgerinitiativen.
Dabei ging es um neue Baugebiete, sanierungsbedürftige Radwege, Busfahren für
Rollator-Nutzer, ein Kino, das geschlossen
werden sollte, oder Radler in der Fußgängerzone. Aber nicht nur.
Alles wird
persönlich,
im geschützten
Raum
besprochen –
ganz ohne
Presse.
Erik Lierenfeld (SPD),
Bürgermeister von Dormagen
Der Stadtverbandsvorsitzende Carsten
Müller (SPD) ist Mitinitiator der Begegnungswoche. Für ihn ist sie deshalb eine
spannende Idee, weil sie ein Versprechen
aus dem Wahlkampf weiterführt: „Wir
sind für die Dormagener immer ansprechbar, auch wenn kein Wahlkampf ist.“ Weil
sich die Bürgerinnen und Bürger in der
ersten „Woche der Begegnung“ einen
geselligen Infostand gewünscht hatten,
wird seitdem in der Mitte der Woche auf
dem Ratshausplatz gegrillt. Für die Initiatoren gehört das gemeinsame Bratwurst
essen – Sommer wie Winter – zum direkten Dialog. „Politik zum Anfassen“ nennt
es Carsten Müller.
Gemeinsam mit zwei SPD-Stadträten
war Carsten Müller auch bei der jüngsten
„Woche der Begegnung“ von der Zonser
Kirchengemeinde zur Bittprozession eingeladen worden. Zons mit seiner mittelalterlichen Zollfeste ist ein Stadtteil von Dormagen. „Ich habe den stillen Gang in den
frühen Morgenstunden genossen.“ Und
beim anschließenden Frühstück gab es
– wie erhofft – gute Gespräche. „In den
unmittelbaren Begegnungen macht Politik richtig Spaß.“ Für Erik Lierenfeld war
der Besuch bei der Frauenberatungsstelle oder bei der Tafel ein Erlebnis. „Hinter
die Kulissen schauen und das Spannungsfeld erleben. Wenn wir als Politiker wissen wollen, wie es den Menschen geht,
müssen wir die ungeschminkte Wahrheit
sehen.“ Für Dormagens Stadtchef steht
– nicht nur in der „Woche der Begegnung“ – über allem der Dialog, „der ist
in einer Demokratie ganz entscheidend“.
„Uns gegenseitig zuhören, nur so können wir die Demokratie verteidigen und
für die Zukunft gerüstet sein.“
woche-der-begegnung.de
FOTOS: STADT DORMAGEN
„Immer ansprechbar“
Einmal im Jahr können die Dormagener ihre SPD-Räte
und -Politiker zur „Woche der Begegnung“ einladen
n Dormagen gibt es – wie in vielen
anderen Kommunen auch – öffentliche Fraktionssitzungen, Stadtteilgespräche oder Aktionswochen. Die
konkreten Themen werden jeweils von
den Fraktionen und Ratsmitgliedern vorgegeben. Interessierte Bürgerinnen und
Bürger sind Zuhörer oder kommen mit
ihrem Anliegen in die offiziellen Bürgersprechstunden der Parteien. Alles demokratische Bausteine, die für Transparenz
und Teilhabe stehen. Vor drei Jahren
hatten die Dormagener Sozialdemokraten eine simple, aber außerordentlich
wirkungsvolle Idee. Sie drehten den
Spieß um und lassen sich seitdem einmal im Jahr selbst von den Dormagenern
einladen. Bei konzentrierten Gesprächen
und im direkten Kontakt erfahren sie dabei, welche konkreten Themen den Dormagenern auf der Seele brennen. Wir
wollen „auf Tuchfühlung gehen“, sagt
Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) und
nennt sein „niederschwelliges Angebot“
schlicht „Woche der Begegnung“.
Seit 2016 gibt es in der niederrheinischen Stadt, die gut angebunden auf halber Strecke zwischen Düsseldorf und Köln
liegt, nun die „Woche der Begegnung“
– und bereits die Premiere 2016 war ein
Erfolg. Mit einer eigenwilligen Plakat
aktion hatte die SPD Dormagen auf die
„Woche der...“ hingewiesen, ohne genau
zu verraten, um was für eine Woche es
Nachhaltig beeindruckt hat den Bürgermeister eine ältere Dame, die Probleme
mit dem Amt hatte wegen ihrer Sozialleistungen. „Sie hatte uns eingeladen,
weil sie Hilfe suchte und jemanden zum
Reden brauchte“, so Erik Lierenfeld. Der
Vereinsamung entgegenzuwirken, das
sei ein Impuls, den er aus dieser Begegnung mitnehme. „In der Woche der Begegnung unmittelbar erleben, wie es den
Menschen in unserer Stadt geht. Dieses
Spannungsfeld zu sehen und zu spüren,
das stärkt auch die Demokratie.“ Wer
kenne heute noch seine Nachbarn?, fragt
Erik Lierenfeld – auch das ist für ihn ein
Fazit aus der Begegnungswoche. „Den
Wert des Miteinanders wieder schätzen,
ist auch Demokratie. Wir können Gesellschaft nur miteinander gestalten“
09-10/2019 DEMO
D
ie Demokratie ist nach Winston Churchill die „schlechteste Regierungsform – außer
all den anderen Formen, die von Zeit
zu Zeit ausprobiert worden sind“, und
sie steckt in einer tiefen Krise – nicht
nur in Churchills Heimatland, sondern
überall. Wir sehen in Wahlen und Protestbewegungen, dass die klassische
Form der repräsentativen Demokratie offenbar für viele Menschen nicht
mehr das hält, was sie einst versprochen hat. Bei der Lösung drängender
globaler Probleme wie Klimaschutz
oder Migration, der Schaffung von
Gerechtigkeit innerhalb unserer zunehmend bunten Gesellschaften oder
bei der Frage, wie man in Vielfalt geeint zusammenleben kann, erscheinen unsere demokratischen Systeme
oft erstarrt, zu langsam oder unfähig, auf Veränderungen zu reagieren. Wählerinnen und Wähler haben
das Gefühl, ihre Argumente würden
nicht gehört und ihre Entscheidungen
hätten keinen Einfluss, die „Eliten“
und ihre klassischen Parteien dienten
mehr eigenen Interessen, als dem
TITEL 7
Bürgerjurys, Planungszellen
Volksbegehren ...
Die Rolle der Kommunen bei der Erneuerung
der europäischen Demokratie
Autor Christophe Rouillon, amtierender Vorsitzender der SPE Fraktion im
Europäischen Ausschuss der Regionen, Bürgermeister von Coulaines (Frankreich)
Wohl der Gemeinschaft. Eine mögliche R
eaktion auf solche Gefühle ist es,
denjenigen Glauben und sogar Wahlstimmen zu schenken, die vorgeben,
diese Probleme „ernst“ zu nehmen,
die aber nur allzu oft das demokratische System selbst damit schwächen
oder sogar abschaffen wollen.
Die Demokratie braucht deshalb
neuen Schwung. Das heißt nicht, dass
wir unser System mit gewählten Vertretenden und einer Aufgabenteilung
zwischen Voll- und Teilzeitpolitikern
einerseits und Wählenden andererseits, über Bord werfen müssen – aber
wir müssen neue Formen für Debat-
ten und Austausch auf allen Ebenen
finden, damit Entscheidungen von allen akzeptiert und getragen werden.
In Städten und Gemeinden in ganz
Europa gibt es bereits viele Ideen für
partizipative, direkte oder deliberative
Demokratieformen wie Bürgerjurys,
Planungszellen, Online-Konsultationen, Volksbegehren oder gemeinschaftlich erstellte Haushalte. Viel wird
ausprobiert, vieles bringt gute Resultate und manches wird verworfen. Gerade wir progressiven Kräfte müssen
uns jetzt darüber Gedanken machen,
wie wir diese Erfahrungen für die nationale und die europäische Ebene
nutzen können, nicht zuletzt in EUStaaten wie Deutschland oder Frankreich. Der Ausschuss der R
egionen
(AdR) hat in den vergangenen Jahren
bereits viele Beispiele aus den Städten
und R
egionen seiner Mitglieder gesammelt, viele haben wie ich Bürgerdialoge geführt, und wir werden diese Erfahrungen in die Debatten über
die Zukunft der EU-Demokratie einbringen – auch im Hinblick auf einen
künftigen Konvent. Die digitalen technologischen Möglichkeiten und die
Erfahrungen von gewählten Vertreterinnen und Vertretern der Ebenen, die
nahe bei den Menschen sind, bieten
die besten Voraussetzungen, um die
Demokratie zu erneuern und gerade
auch jüngere Menschen für sie zu begeistern. Als SPE-Fraktion im AdR wollen wir uns dafür einsetzen, denn der
demokratisch errungene Kompromiss
bleibt der beste Garant für friedliches
und nachhaltiges Zusammenleben –
in einem Dorf, in einer Stadt, einer
Region, einem Staat, in der EU, und
weltweit. Zur lebendigen Demokratie
gibt es keine echte Alternative!
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gruen„GRÜN IN DIE STADT“ IST EINE INITIATIVE DES BUNDESVERBANDES GARTEN-, LANDSCHAFTS- UND SPORTPLATZBAU E. V.
UNTERSTÜTZT VON
8 TITEL
DEMO 09-10/2019
Engagementförderung
Nicht ohne die Beherzten
Ehrenamtliche Arbeit kann vor Ort viel bewirken. In Anklam
steuert die regionale Caritas den Einsatz von Freiwilligen
Autorin Karin Billanitsch
B
koordiniert seit 2013 die freiwilligen Helfer
in Anklam: Wer sich engagieren möchte,
kommt zuerst zu ihr. Die Vereine, Einrichtungen und Initiativen der 12.000-Einwohner-Stadt suchen immer freiwillige und
ehrenamtliche Mitarbeiter – sie vermittelt
die Richtigen. „Ob Deutschkurs, Nähtreff,
das Café International, Lesungen oder gemeinsames Singen: Vorurteile bauen sich
durch das Kennenlernen ab“, sagt Anette Brozsat. 58 Ehrenamtler betreut sie im
FZA. Auch ein Umsonstladen für Kleidung
und Haushaltswaren für einkommensschwache Haushalte wird in ehrenamtlicher Regie im Caritas-Haus betrieben.
Intensive Öffentlichkeitsarbeit
Oben: Im Caritas-Regionalzentrum in Anklam laufen
die Fäden zusammen, wenn
es um die Koordination von
Ehrenamtlichen geht. Links:
Leiter Ulrich Höckner und
Anette Brozsat. Rechts: Die
pensionierte Lehrerin Gudrun
Schwarz unterrichtet Deutsch.
Ohne
professionelle
Koordination
geht es nicht.
Ulrich Höckner
Leiter des Regionalzentrums
der Caritas in Anklam
Einwohnern liegt 30 Kilometer vor der
Ostseeküste im Landkreis VorpommernGreifswald. In zwei Projekträumen, die
der kommunalen Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gehören, können Flüchtlinge und Asylbewerber unter anderem
mit computergestützten Programmen
Deutsch lernen. Freiwillige Mentorinnen
und Mentoren betreuen die Lernenden. Es sind Frauen wie die pensionierten Pädagoginnen Gudrun Schwarz und
Brigitte Grau-Günther, die den neu Angekommenen Deutsch beibringen, sie aber
auch unterstützen, wenn es um Behördengänge, das Ausfüllen von Anträgen
oder die Wohnungssuche geht.
Doch „die Sprachkurse sind das Herzstück unserer Arbeit“, sagt Gudrun
Schwarz. Erst kürzlich freute sie sich über
die Ehrennadel der Stadt Anklam, mit der
die Stadt sie für ihre Integrationsarbeit
auszeichnete. Eingebettet ist das Sprachprojekt in die Aktivitäten des Freiwilligenzentrums Anklam (FZA) des CaritasRegionalzentrums Anklam. Anette B
rozsat
„Ohne diese professionelle Koordination
geht es nicht“, sagt Ulrich Höckner, Leiter des Caritas-Regionalzentrums Anklam,
das zum Caritasverband für das Erzbistum
Berlin gehört. Anette Broszat erweitert
und betreut das Netzwerk: „Man kann
das nicht ausschliesslich mit Ehrenamtlichen laufen lassen“, so Höckner. Auch
eine intensive Öffentlichkeitsarbeit sei
nötig. Nicht nur im Anklamer Amtsblatt,
sondern auch in Kirchenblättern und in
der Lokalzeitung wird für Engagement
getrommelt und über Veranstaltungen
berichtet. Übrigens unterstützt die Stadt
Anklam über die städtische Fördermittelrichtlinie „Aktiv in Anklam“ Vereine und
Verbände.
Das Leben in der Peene-Stadt wird indes überschattet durch eine starke rechte Szene. Die NPD hat hier zwei Sitze im
Gemeinderat, die AfD ist zweitstärkste
Kraft. Höckner, der vor Jahren aus Berlin
zugezogen ist, bekennt sich klar gegen
rechts: Das Caritas-Regionalzentrum ist
Mitglied im Präventionsrat der Stadt und
in weiteren Bündnissen gegen rechts.
Höckner gehört auch zu jenen, die den
„DemokratieLaden“ in der Anklamer Innenstadt geschaffen haben – ein Treffpunkt zum Austausch von Ideen für die
Entwicklung demokratischen Kultur in
Vorpommern.
FOTOS: K ARIN BILLANITSCH
ürgerfest auf Schloss Bellevue:
Bundespräsident Frank Walter
Steinmeier begrüßt bei strahlendem Augustwetter seine Gäste: Ehrenamtler aus ganz Deutschland. Bellevue
hat sich an diesem Tag das Motto „Lust
auf Zukunft“ auf die Fahnen geschrieben. Trotz Brexit, Klimakrise, gefährlichen
Spannungen und Konflikten weltweit
und auch viel Populismus und Frust hier
in Deutschland? „Ja, all das beschäftigt die Deutschen“, räumt Steinmeier in
seiner Rede ein. Doch dann kommt das
Aber: „Gerade wenn die Fliehkräfte an
unserer Gesellschaft zerren, dann müssen
wir zusammenkommen aus Ost und West
und Nord und Süd. Gerade wenn wir zu
verzagen drohen, dann kommt’s auf die
Beherzten an.“
Die Beherzten, damit meint der Bundespräsident jene, die sich um ihre Nachbarn kümmern, Jugendmannschaften
trainieren, Feuerwehren in den Dörfern
organisieren, Brauchtum pflegen, Feste und Kulturereignisse planen und sich
für freundschaftlichen Austausch mit
anderen Ländern einsetzen. Und – nicht
zuletzt – ehrenamtlich in die Kommunalpolitik gehen und Verantwortung als Bürgermeister oder Räte übernehmen. Laut
Statistik haben 16 Millionen Menschen
ein Ehrenamt in Deutschland.
Wie viel spontaner Einsatz vor Ort
bewirken kann, zeigte sich zum Beispiel
2015, als ehrenamtliche FlüchtlingshilfeOrganisationen aus dem Boden schossen.
„Für die stark beanspruchten Kommunen
war diese breite Unterstützung eine unverzichtbare Hilfe“, stellte das Institut für
Demoskopie Allensbach damals fest. Es
hatte kommunale Leitungskräfte befragt.
„Vielerorts wurden die Angebote zur Betreuung und zur Integration vor allem von
Ehrenamtlichen getragen“, lautete ein Ergebnis. Mehr als 90 Prozent der Befragten beschrieben das Engagement in ihrer
Kommune als „beträchtlich“ und schilderten zudem eine sehr gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen.
In der Anklamer Südstadt, einem Viertel mit viel renoviertem Plattenbau, leben
Menschen aus verschiedenen Nationen,
darunter sind auch viele Zuwanderer und
Flüchtlinge. Die Stadt mit rund 12.000
Eine Stadt kann einiges tun, um
freiwilliges Engagement zu fördern.
Beispiele sind:
Koordination der Arbeit von Ehrenamtlichen: Gründung von Freiwilligenzentren und Freiwilligenagenturen in kommunaler Regie
oder Übertragung an freie Träger.
Zuschüsse der Kommune für die
Arbeit der Träger und Vereine.
Würdigungen, durch eine Ehrennadel oder Ehrenamtskarte, mit
denen Vergünstigungen verbunden
sein können.
09-10/2019 DEMO
TITEL 9
Doppelt hält besser
Jugendbeteiligung wird in Göttingen großgeschrieben: Das
Bundesprogramm „Demokratie leben!“ fördert viele Projekte.
Auch ein Jugendparlament soll konstituiert werden
Autor Ulf Buschmann
Breites Angebot
Schon weiter in der Planung sind die
Macher an anderen Stellen: Es soll ein
generationsübergreifendes Projekt zum
Miteinander von Alt und Jung sowie Diskussionen über Umweltthemen in Schulen geben. Darüber hinaus lädt „Fridays
for Future“ für ein Wochenendseminar
ein. Andere laufende Projekte, die Jugendliche zu mehr Beteiligung animieren
sollen, sind etwa Radiosendungen im
Rahmen des Göttinger Stadtradios oder
ein Theaterworkshop, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fit machen soll
gegen jede Form von Diskriminierung.
Dass die Stadt Göttingen solch ein
breites Angebot machen kann, macht
Dieter Majdcinsky vom Fachdienst
J ugendarbeit und Jugendförderung
stolz. Das Geld für die diversen Aktivitäten kommt vom Bund, und zwar
aus dem Programm „Demokratie leben!“. Das gibt es seit dem Jahr 2015.
Die südniedersächsische Kommune beteiligt sich an „Demokratie leben!“ beziehungsweise am Bundesprogramm
„Partnerschaft für Demokratie“. Dafür
laufen in der Kommune alle Fäden bei
Majdcinsky zusammen. Mit im Boot ist
auch der Verein „Jugendhilfe Göttingen“
wo die Koordinierungs- und Fachstelle
für das Projekt „Partnerschaft für Demokratie“ angesiedelt ist.
Den Ausschlag dazu, sich wie zahlreiche andere Kommunen an „Demokratie
leben!“ zu beteiligen, haben laut Majdcinsky das Erstarken des Extremismus
sowie eine wahrgenommene „Demokratiemüdigkeit“ in der Bevölkerung gegeben. Den Auftakt machte eine Demokratiekonferenz, die Ende April stattfand.
Erste Überlegungen gab es jedoch schon
im Rahmen des Vorgängerprogramms vor
zehn Jahren, ergänzt Majdcinsky. Bereits
damals seien beim Verein „Jugendhilfe
Göttingen“ angesiedelte Modellprojekte
gefördert worden.
Aus der Demokratiekonferenz ist nun
ein Jugendforum hervorgegangen. Es ist
offen für alle Interessierten bis 25 Jahre
und steht monatlich im Kalender. Hier
sollen noch weitere Impulse und Ideen
für das „Demokratie leben!“-Programm
geboren werden. „Da läuft auch schon
einiges“, freut sich Majdcinsky. Das Jugendforum ist eines von zwei Gremien
von „Demokratie leben!“ vor Ort. Das
zweite ist der sogenannte Begleitausschuss mit Vertretern der Zivilgesellschaft,
Ich halte das
für eine
Möglichkeit,
die Partizipation
Jugendlicher
voranzubringen.
Dieter Majdcinsky,
Fachdienst Jugendarbeit und
Jugendförderung
Informationen zum Bundesprogramm
demokratie-leben.de
FOTO: DPA /PICTURE ALLIANCE.COM/ERNST WRBA
A
lbert Bandura hatte eine Erkenntnis. Der amerikanische
Psychologe kam zu der Einsicht, dass ein Mensch die Überzeugung
besitzen sollte, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener
Kraft erfolgreich bewältigen zu können.
Bandura prägte dafür den Begriff des
„self-efficacy beliefs“, auf Deutsch Selbstwirksamkeit. Dieser Begriff ist heute Bestandteil der kognitiven Psychologie.
Die Selbstwirksamkeit von Jugendlichen zu fördern, ist das Ziel eines Projekts, das im kommenden Jahr in der
Stadt Göttingen stattfinden soll. Ebenso
vorgesehen sind: Workshops über das
Thema strukturelle Diskriminierung und
Benachteiligung ganzer gesellschaftlicher Gruppen. Beide Angebote werden
zur Zeit noch in der Verwaltung ab
gestimmt.
Politik und Verwaltung. Er liefert das institutionelle Gerüst, um über die konkrete
Verteilung der Mittel zu entscheiden.
Göttingen setzt jedoch nicht nur darauf, Jugendliche im Rahmen des Bundesprogramms mitentscheiden zu lassen.
Wie in anderen anderen Kommunen haben sich junge Leute schon vor einigen
Jahren für die Schaffung eines Jugendparlaments stark gemacht. Erste Überlegungen dazu gehen drei Jahre zurück.
Wie ein Jugendparlament organisiert
sein könnte, haben sich die Göttinger in
den vergangenen drei Jahren intensiv angeschaut. Denn: Da das Jugendparlament
ein Teil der kommunalen Selbstverwaltung ist, müssen eine Satzung und eine
Geschäftsordnung her. Darin ist unter
anderem der Ablauf der Wahlen festgehalten, die laut Majdcinsky für Ende 2019
geplant sind.
Wenn sich das Gremium konstituiert
hat, wird es von der Stadtverwaltung
begleitet. Jugendparlament hier, „Demokratie leben!“-Projekte dort – das erweckt
den Eindruck von doppelten Strukturen.
Die sieht Majdcinsky jedoch nicht, im
Gegenteil: Über das Jugendforum beziehungsweise „Demokratie leben!“ könne die Kommune viel weitreichendere
Finanzierungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten für junge Leute realisieren. Ihre
konkreten Interessen würden im Jugendparlament vertreten. „Wir bemühen uns,
beides miteinander zu verweben“, sagt
Majdcinsky. Und: „Ich halte das für eine
Möglichkeit, die Partizipation Jugendlicher voranzubringen.“
Die Jugendbeteiligung ausbauen – darauf setzt Göttingen verstärkt. Den Auftakt machte eine Demokratiekonferenz im April 2019.
10 TITEL
DEMO 09-10/2019
„Akteure zusammenbringen”
Mit einem Präventionsnetzwerk geht Nürnberg gegen
Salafismus vor. Ein Gespräch mit Projektleiter Rainer Neußer
Interview Carl-Friedrich Höck
Das Nürnberger „Präventionsnetzwerk gegen religiös begründete
Radikalisierung“ wurde im Sommer
2016 gegründet. Was war der Anlass?
Es gab Erkenntnisse des Verfassungsschutzes über ein Erstarken der salafistischen Szene – auch in Nürnberg.
Das Netzwerk ist beim Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg angesiedelt, das direkt dem Bürgermeister untersteht. Was sind die
wichtigsten Aufgaben?
Wir wollen Institutionen und Akteure
vernetzen, die im Bereich der Prävention arbeiten, und die Zusammenarbeit
verstetigen. Zum Beispiel Schulen, Jugendsozialämter oder Träger der Flücht-
lingshilfe. Aber auch Polizei, Verfassungsschutz und religiöse Institutionen
sowie Vereine. Meine Aufgabe ist es, den
Kontakt zu halten, die Akteure zusammenzubringen, Treffen zu veranstalten
und neue Impulse für die Präventionsarbeit zu setzen. Wir schauen: Wo besteht
noch Bedarf an Projekten? Wie können
Kooperationspartner gestützt werden,
beispielsweise muslimische Vereine?
Zu unserem Aufgabenspektrum gehört auch ein Beratungsangebot zum
Thema gewaltbereiter Salafismus und
Radikalisierung, welches sich an Einzelpersonen und Institutionen richtet und
gerne auch telefonisch und anonym in
Anspruch genommen werden kann.
Bei Bedarf aktivieren wir dabei unsere
Das Beratungsangebot kann
gerne auch
telefonisch
und anonym
in Anspruch
genommen
werden.
Rainer Neußer,
Menschenrechtsbüro der
Stadt Nürnberg
lokalen Netzwerkpartner. Zudem bieten
wir Schulungen zu dem Themenfeld für
Multiplikatoren, Institutionen und Behörden an.
Wie kommen junge Menschen mit
dem Netzwerk in Berührung?
Unter anderem durch Workshops an
Schulen, die sich mit Themen wie Glaube/Islam, Identität, Geschlechterrollen,
Diskriminierung oder dem Umgang mit
radikalen Predigern befassen. Der Verein
Ufuq hat sie entwickelt, wir koordinieren dieses Workshop-Angebot im Raum
Nürnberg. Hier hinzu kommt auch die
vielfaltige Arbeit unserer Netzwerkpartner in der Jugendarbeit.
Was für Erfolge lassen sich nach drei
Jahren Netzwerkarbeit feststellen?
Positiv ist, dass es mittlerweile eine
Vielzahl von gut vernetzt arbeitenden
Projekten gibt sowie auch eine zunehmende Sensibilisierung. Mittlerweile ist
auch eine stärkere Zusammenarbeit mit
Vertretern der muslimischen Zivilgesellschaft beziehungsweise muslimischen
Vereinen zu verzeichnen.
Mobiler Einsatz gegen rechts
In sächsischen Kommunen informieren Berater
über den Umgang mit rechtsextremen Positionen
Autor Harald Lachmann
„an den Bedürfnissen der Menschen, die
hier leben“, so Franz Hammer. Ihre Beratungen fänden in geschützten Räumen
statt, so dass sich ihre Gesprächspartner
„auf unsere Verschwiegenheit, auch in
Bezug auf die Prozessabläufe verlassen“
könnten.
Nicht immer werden sie gerufen –
manchmal werden die beiden auch
selbst aktiv, weil sie ihrerseits auf neue
rechtsextreme Strukturen stoßen.
„Wenn wir dann also auftauchen, ohne dass uns jemand gerufen hat, wird
es schnell schwierig“, so Solvejg Höppner. Gerade in Kommunen erlebten sie
das immer wieder. „Bei uns ist es gar
nicht so schlimm!“, laute dann der Tenor
im Rathaus. Man leugne die Schwere
des Problems, versuche es stattdessen
„intern zu regeln“. Technisches Verwaltungshandeln statt politischen Agierens
sei in solchen Fällen die Regel.
In vielen Städten vermissen die mobilen Berater eine „klare politische Haltung gegen rechts sowie wofür die Stadt
Solvejg Höppner und Franz Hammer vom Mobilen Beraterteam (MBT) des Kulturbüros
Sachsen
BERATUNG
Im Bundesverband für
Mobile Beratung gegen
Rechtsextremismus
(BMB) sind 150 Experten
aus 36 Trägerstrukturen
vereint. Darunter sind
auch die drei Mobilen
Beraterteams (MBT) des
Kulturbüros Sachsen, das
2001 gegründet wurde.
Der BMB wurde bislang
vom Programm „Demokratie leben!“ gefördert.
Die Finanzierung läuft
aber aus, bemängelt
BMB-Sprecherin Grit
Hanneforth.
denn steht“. Für das Team resultiert dieses Handeln vieler Rathauschefs auch aus
Mutlosigkeit: „Man traut der eigenen Bevölkerung nicht mehr, hat gar Angst vor
ihr.“ Leichter hätten es deshalb Städte,
in denen das Rathaus und gerade auch
der Bürgermeister stets eine „gewisse
Fröhlichkeit und lustvolle Leutseligkeit“
ausstrahlen: etwa Karsten Schütze in
Markkleeberg. Oder auch Arno Jesse (beide SPD) in Brandis – einer Stadt,
die eben erst mit fünf Nachbarkommunen zum bundesweiten „Modellprojekt
Smart Cities“ gekürt wurde. „Und wenn
ich positive Akzente setze, kann ich auch
leichter über Probleme reden“, so Solvejg
Höppner. Probleme jedoch zu ignorieren,
beseitige diese nie: „Das ist sogar Gift,
denn die rechte Szene nutzt dies sofort
aus – laut und aggressiv.“
FOTO: HARALD LACHMANN
Ü
ber einen Mangel an Arbeit können sich Solvejg Höppner und
Franz Hammer nicht beklagen.
Gemeinsam koordinieren beide – die
studierte Historikerin und der Kulturpädagoge – das Mobile Beraterteam (MBT)
des Regionalbüros Nordwest in Leipzig.
Das MBT berät Initiativen, Vereine, Kirchen, kommunale Gremien und Verwaltungen im Umgang mit rechtsextremen,
demokratiefeindlichen Positionen, wie
Rassismus. Es ist eines von drei Mobilen
Beraterteams des Kulturbüros Sachsen.
Die nächsten freien Termine gebe es
erst wieder Anfang 2020, versichern sie.
Vor zehn Jahren sei das noch anders gewesen, erinnert sich Solvejg Höppner.
Doch heute wären sie so bekannt, dass
sie nicht mehr akquirieren müssten,
sondern direkt angefragt würden. Ihre
Beratung vor Ort, die sie vor allem auf
den ländlichen Raum zuschneiden, sehen sie dabei als „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Diese trage stets den regionalen Besonderheiten Rechnung, orientiere sich also
09-10/2019 DEMO
70 JAHRE DEMO 11
Kommunalpolitik ist ein Stück
sozialdemokratischer DNA
Grußwort der Chefredakteurin der DEMO und
des „vorwärts“ Karin Nink
D
Frank Baranowski
Gerade jetzt das Fundament
der Demokratie stärken
Grußwort des DEMO-Herausgebers Frank Baranowski,
Oberbürgermeister von Gelsenkirchen und Vorsitzender
der Bundes-SGK
FOTOS: HANNA WITTE/STADT GELSENKIRCHEN; DIRK BLEICKER
S
o manches Jubiläum wird
in diesem Jahr gefeiert: Das
Grundgesetz ist seit 70 Jahren in Kraft, zugleich blicken wir auf
30 Jahre der Friedlichen Revolution
in der DDR zurück. Und wenn für
unsere Demokratie wichtige Jahrestage anfallen, dann darf man auch
auf eine Partei schauen, die für diese
Demokratie länger gekämpft hatte
als jede andere. Darum dürfen wir
ergänzen: Seit 70 Jahren gibt es eine
Bundestagsfraktion der SPD. Und seit
der Einführung der grundgesetzlich
verankerten kommunalen Selbstverwaltung vor 70 Jahren gibt es auch
eine SPD-Monatszeitschrift für kommunale Politik.
In der Erstausgabe der Zeitschrift
„Die demokratische Gemeinde“ vom
Oktober 1949 heißt es noch recht
vorsichtig: „In den Gemeinden und
Kreisen selbst wirken fast 100.000
sozialdemokratische Vertreter, um die
Idee zur Tat werden zu lassen. Nach
16-jähriger Unterbrechung stellt sich
als Zentralorgan der SPD ‚Die demokratische Gemeinde‘ mit Beratung
und Information, mit theoretischen
und praktischen Beiträgen in die Reihe der demokratischen Kommunalpolitiker. Wir grüßen die Genossinnen
und Genossen und bitten um solidarische Aufnahme.“
Die solidarische Aufnahme fand
sich bald, die theoretischen wie
raxisbezogenen Beiträge halfen bei
p
der konkreten Arbeit wie auch bei
der Selbstverständigung. Beides war
in den Anfängen der Republik gefragt – und ist es auch heute noch.
Denn gerade jetzt nehmen wir ja
wahr, dass das Fundament unserer
Demokratie wieder gestärkt werden
muss. Wir stehen vor der Frage, wie
wir das vermeintlich Selbstverständliche erhalten und wieder ausbauen
können – die demokratische Haltung,
die Fähigkeit zur Aussprache und zum
Kompromiss sowie die Bereitschaft,
Verantwortung für das Gemeinwohl
zu übernehmen.
Als Vorsitzender der Bundes-SGK
und Herausgeber der DEMO wünsche
ich mir, dass diese Zeitschrift e inen
Beitrag dazu leistet. Ich wünsche
mir, dass sie als modernes Medium
in einer sich durch die Digitalisierung
beschleunigten und vervielfältigten
Kommunikation einen wertvollen
Beitrag leistet zur Information und
zum Erfahrungsaustausch zwischen
den vielen ehrenamtlichen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern, die in der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik organisiert sind. Das wird eine
große Aufgabe für die nächsten Jahre
– aber jetzt gratuliere ich erst einmal
herzlich zum 70. Geburtstag!
ie DEMO von heute basiert
auf der Zeitschrift „Die demokratische Gemeinde“, die
im Oktober 1949 erstmals erschien.
Und die DEMO steht bewusst – wenn
auch modern abgekürzt – in dieser
Tradition und für die Werte dieses Titels. Dieser war mit Bedacht gewählt:
Es geht nicht nur um Kommunalpolitik sondern gleichermaßen um die
Stärkung der Demokratie. Diese Ansage war den Gründern unserer Vorgängerzeitschrift wichtig. Sie wussten aus bitterer Erfahrung: Ohne eine
vernünftige Kommunalpolitik leidet
die Demokratie.
Für Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten war und ist die
Kommunalpolitik immer ein Teil ihrer Identität, die Wurzel ihrer Politik
und gleichermaßen die Verwurzelung
in der Bevölkerung. Schon dem Allgemeinen deutschen Arbeiterverein
ging es bei seiner Gründung 1863
um die konkrete Verbesserung der
Lebensbedingungen der Menschen
vor Ort. Dieses Ziel haben Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
nie aufgegeben. Kommunalpolitik ist
ein Stück sozialdemokratische DNA.
Die DEMO spiegelt diese wider.
Und prägende und prägnante Genossinnen und Genossen stehen dafür ein: Früher waren es Frauen und
Männer wie Louise Schroeder, Luise
Albertz, Willy Brandt oder Hans-
Jochen Vogel. Heute sind es Sozialde-
Karin Nink
mokratinnen und Sozialdemokraten
wie Malu Dreyer oder Stephan Weil.
Alle die ihre Lebensaufgabe in der
Arbeit vor Ort gefunden haben, leisten einen unermesslich großen Dienst
für unsere Gesellschaft und für unsere Demokratie. Denn die Politik vor
Ort und für den Ort ist die Grundlage
eines demokratischen Gemeinwesens. Besser als Franz Müntefering es
auf seine nüchterne und prägnante
Art formuliert, geht es wohl kaum.
„Kommunalpolitik ist nicht das Keller
geschoss unserer Demokratie sondern ihr Fundament.“
Die DEMO und die „Die demokratische Gemeinde“ haben sich immer als
Sprachrohr der Kommunalpolitik verstanden, aber auch als Plattform für
Austausch und Diskussion. Engagiert
begleiteten und begleiten sie sozialdemokratische Kommunalpolitikerinnen
und -politiker – auch bei so elementaren Aufgaben wie dem Wiederaufbau
des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg und 50 Jahre später bei der Entwicklung der Kommunalen Selbstverwaltung in den neuen Bundesländern.
Ein kleines feines Medium, das
heute Print und online publiziert,
wird 70. Doch es wird nicht müde
werden, mit der Zeit zu gehen, um
auch künftig die Stimme sozialdemokratischer Kommunalpolitik zu
sein. Denn es muss sie immer geben:
sozialdemokratische Kommunalpolitik als Fundament der Demokratie.
12 DEMO 70 JAHRE
E
Ohne die
Kommunen ist
kein Staat zu
machen
Mehr als 50 Jahre hat
die DEMO Herbert Schmalstieg bei
seiner politischen Arbeit begleitet
Mit neuer Kraft nach vorn –
die Kommunalen werden dabei sein
Die Menschen wollen klare Antworten,
viele haben Zukunftsängste, sorgen
sich um ihre Alterssicherung, die Zukunft ihrer Kinder und Enkel, die Folgen
des Klimawandels und den Frieden auf
der Welt.
Hier muss die SPD klare Antworten
finden. Visionen sind angesagt. Klare
Positionen für die Grundrente – sofort,
für den Klimawandel, für internationale Solidarität, für die Verteidigung der
Menschen- und Freiheitsrechte überall
auf der Welt, gegen Waffenlieferungen
in Krisengebiete – auch wenn es sich
um einen NATO-Partner handelt. Vieles
wäre noch hinzuzufügen, sicher einen
gesonderten Beitrag für die DEMO wert.
In den 70 Jahren DEMO haben wir
Höhen und Tiefen erlebt. Hoffen wir,
dass wir mit neuer Kraft nach vorn kommen. Die Kommunalen werden dabei
sein. Und die DEMO auch.
Neues Gesicht,
Aufgabe blieb
Unsere DEMO hat dabei geholfen. Und
mich hat sie in meiner politischen Arbeit
mehr als 50 Jahre begleitet. Bevor ich
1968 in den Rat meiner Stadt gewählt
wurde, war ich als Juso-Vorsitzender
auch Vorsitzender eines Kommunalpolitischen Ausschusses unseres SPD-Unterbezirks und natürlich lasen wir „Die demokratische Gemeinde“. Und sie begleitet mich bis heute. Nach meiner Wahl
zum Oberbürgermeister berief mich der
unvergessene Mainzer OB Jockel Fuchs
1972 in den Kommunalpolitischen Ausschuss der SPD, 1978 gründeten wir die
Bundes-SGK. Die „Demokratische Ge-
meinde“ bekam ein neues Gesicht, aber
ihre Aufgabe blieb: Berichte über aktuelles Geschehen, Erfahrungsaustausch,
Mahner und Sprachrohr zu sein, gegenüber den anderen staatlichen Ebenen,
aber auch gegenüber der eigenen Partei.
Die SPD hat ihre Stärke und Kraft im
Bund und in den Ländern durch Erfolge
in den Kommunen erreicht. Das muss
wieder so werden. Und kann es auch,
wenn die SPD sich wieder stärker den
Sorgen der Menschen in den Städten
und Gemeinden widmet. Es geht um
die Sicherung der Grundrechte, die Bewahrung unserer sozialdemokratischen
Grundwerte, es geht um Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
Und es geht auch um den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus.
Aus der Erfahrung der eigenen Geschichte sagt die DEMO zu Recht den
Rechtsradikalen den Kampf an. Es darf
nicht sein, dass die Rechten mit populistischen Sprüchen Erfolge haben. Wir
müssen uns fragen, warum fühlen sich
viele zurückgesetzt. Das gilt nicht nur
für die Menschen im Osten unseres Landes. War die Vereinigung der beiden
deutschen Staaten nicht doch eher eine
Übernahme durch den Westen als eine
Vereinigung? Wir müssen den Menschen
ihr Selbstwertgefühl zurückgeben, denen im Osten, aber auch denen, die sich
aufgrund ihrer sozialen Situation zurückgesetzt fühlen.
Herbert Schmalstieg, OB von Hannover a.D., ist davon überzeugt, dass die SPD ihre
Stärke und Kraft im Bund und in den Ländern durch Erfolge in den Kommunen erreicht.
Viel Glück dazu.
Herbert Schmalstieg
FOTO: THOMAS KOEHLER /PHOTOTHEK.NET
s war schon folgerichtig und von
großer Weitsicht, dass die SPD bereis im Oktober 1949 wieder eine
eigene kommunalpolitische Zeitschrift
herausgab. Unmittelbar nach Ende des
Zweiten Weltkrieges und der Befreiung
von der Nazidiktatur begann der Aufbau
unseres Landes in den Städten und Gemeinden, und natürlich waren die Sozialdemokraten wesentlich daran beteiligt.
Die ersten kommunalen Vertretungskörperschaften entstanden 1946 durch
freie Wahlen, bevor sich die Bundesländer bildeten und die Bundesrepublik
entstand. Und die sozialdemokratischen
Kommunalpolitikerinnen und -politiker
wollten auch wieder ein eigenes Sprachrohr haben, nachdem die Nazis 1933 den
Vorläufer der DEMO „Die Gemeinde“
verboten hatten.
Die SPD brauchte in der Phase des
Wiederaufbaus eine Publikation für den
Erfahrungsaustausch, für Anregungen,
wenn es um Fragen der Schaffung von
Wohnungen, des Baus von Schulen, Kultureinrichtungen, der Versorgung der
Menschen ging. Und man machte von
Anfang an klar, dass in den Städten die
Grundlage für den neuen demokratischen Staat lag.
Damals wie heute wollten die Kommunalen kein drittes Rad am Wagen
sein. Sie waren es nicht und sind es
auch nicht. Die Menschen leben nicht
irgendwo, sie leben in unseren Städten
und Gemeinden, hier geht es um guten öffentlichen Personennahverkehr,
ausreichenden bezahlbaren Wohnraum,
Kindertagesstätten, Kultur- und Sportstätten, gesundes Klima, Toleranz und
friedliches Zusammenleben der unterschiedlichsten Menschen und Kulturen.
Was damals nicht so formuliert wurde,
galt unbewusst: Ohne Städte war kein
Staat zu machen. Und so wurde zu
gepackt.
DEMO 09-10/2019
70 JAHRE DEMO 13
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Herzlichen Glückwunsch
zum 70-jährigen Jubiläum!
Meine
Kommune
Eine starke demokratische Gemeinschaft verbindet
und kann viel bewegen. 70 Jahre Erfahrung sind
Auszeichnung einer Kommunalpolitik mit Zukunft.
Der ACE Auto Club Europa ist mit der Kompetenz in
Mobilitätsfragen verantwortungsvoller Partner, um
die Verkehrswende in den Kommunen zu unterstützen – mit nachhaltig zuverlässigen Lösungen.
Gemeinsam bringen wir Perspektiven für eine
bessere Verkehrswelt und ein gesundes Klima auf
den Weg.
Und weiter geht‘s:
www.ace.de/mobilitaet
14 DEMO 70 JAHRE
DEMO 09-10/2019
Wie „Die demokratische Gemeinde“
zur DEMO wurde
Von 1949 bis 2019: die kommunalpolitische Fachzeitschrift
im Wandel der Zeit
Von Karin Billanitsch und Carl-Friedrich Höck
1949
„Am Anfang war
die Tat!“ Mit diesen
Worten beginnt
das erste Editorial
der Zeitschrift „Die
demokratische
Gemeinde“ vom
1. Oktober 1949.
Recht bescheiden
mutet die Monatsschrift
an, die der sozialdemokratische Verlag Neuer
Vorwärts herausbringt. Schriftleiter ist Heinz
Hoose, Kommunalreferent des Parteivorstandes
der SPD. Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt nun
der Wiederaufbau des Landes als große Aufgabe vor den Genossinnen und Genossen. Im
neuen Grundgesetz ist die kommunale Selbstverwaltung in Artikel 28,2 festgeschrieben. Die
Zeitschrift will die Gemeindevertreterinnen und
-vertreter unterstützen, Anregungen geben und
„den Blick für das Gemeinsame ihrer Probleme
öffnen und weiten“ (Ernst Reuter).
1952
Anfang des Jahres 1952 wächst mit der
Beliebheit der Zeitschrift auch ihr Format: Die
Nummer 1/52 präsentiert sich erstmals in
DIN-A-4. Das Konzept mit Beratung
und Information,
die Mischung
theoretischer
mit praktischen
Beiträgen bewährt sich. Als
Titelbild jeder
Ausgabe erscheint ab jetzt
das Motiv einer
Gemeinde, der
„Ostseehafen
Kiel“ beginnt
den Reigen.
Schriftleiter ist
nun Wilhelm
Käber, ehemaliger Innenminister
in Schleswig-Holstein.
Berlins Oberbürgermeister und
Präsident des Deutschen Städtetags
ERNST REUTER: „Der deutsche Städtetag darf in der Reihe derer nicht fehlen,
die die neue kommunalpolitische Zeitschrift ‚Die demokratische Gemeinde‘
bei ihrem neuen Erscheinen begrüßen
und ihr aufrichtig Glück und Erfolg wünschen. In deutschen Städten verkörpert
sich die beste demokratische Tradition
Deutschlands.“ (1/1949)
1955
In den 1950er
Jahren wächst
Deutschlands
Wirtschaft, es ist
das Jahrzehnt
des Wirtschaftswunders. Die
zerstörten
Städte und
Gemeinden
müssen wiederaufgebaut,
öffentliche Gebäude
wie Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungen, Straßen,
Strom- und Energieversorgung wieder zum Laufen
gebracht und zahllose Flüchtlinge versorgt und integriert werden. „Die demokratische Gemeinde“ berät
beim organisatorischen Wiederaufbau, zeigt Probleme
vor Ort auf und wird zum führenden Sprachrohr für
Kommunalpolitiker. 1955 wird Hermann Fischer verantwortlicher Redakteur, er wird das Blatt zwölf Jahre
lang gestalten. Auf Fischer folgt Anfang 1968 Karlheinz Böhm als Chefredakteur.
1968
Regierender Bürgermeister von Berlin
WILLY BRANDT: „Die Gemeinde ist die
Zelle und das Herz der Demokratie genannt worden, und zwar mit Recht. Gerade weil das so ist, müssen die Gedanken
entwickelt, die Meinungen ausgetauscht
und diskutiert werden. Diesem Zweck
(...) hat ‚Die demokratische Gemeinde‘
gedient und ihn gefördert.” (10/1959)
Ministerpräsident des Landes
Nordrhrein-Westfalen HEINZ KÜHN:
„Wenn ich nicht Ministerpräsident,
sondern Bürgermeister wäre, würde
ich ‚Die demokratische Gemeinde‘
regelmäßig und intensiv lesen. Sie bietet
einen s achlich und fachlich fundierten
redaktionellen Teil (...).“ (10/1969)
Die Themenprioritäten verschieben
sich: Die Stadterneuerung rückt
ins Blickfeld. Die
Städte leiden
massiv unter dem
Straßenverkehr –
das Leitbild der
autogerechten
Stadt bekommt
Risse. Der
Ausbau des
öffentlichen
Nahverkehrs erhält mehr
Gewicht. Finanzen bleiben Dauerthema. In
diese Zeit fallen die Wahl Willy Brandts zum
Kanzler und die 6
8er-Bewegung mit der Politisierung der Jugend. Die deutsche Gesellschaft
ist im Umbruch. Das spiegelt sich auch im
Lokalen, wenn es etwa um neue Wohnformen
und den Bau moderner Schulen geht. Auch
das Verhältnis des Menschen zum Staat wandelt sich: „Je jünger, umso energischer will der
Bürger kein Untertan mehr sein“, konstatiert
Karlheinz Böhm in der Ausgabe 8/1969.
FOTOS: DEMO ARCHIV; CAREL L. DE VOGEL (ANEFO)/CC0 VIA WIKIMEDIA COMMONS; MARION S. TRIKOSKO/PUBLIC DOMAIN/ VIA WIKIMEDIA COMMONS; PATZEK, RENATE BUNDESARCHIV/CC BY 3.0 VIA WIKIMEDIA COMMONS
„Sachlich und
fachlich fundiert“
09-10/2019 DEMO
70 JAHRE DEMO 15
1995
Präsident des deutschen Bundestags, WOLFGANG THIERSE:
„So alt wie die Bundesrepublik,
wie der deutsche Bundestag präsentiert sich die ‚Demokratische
Gemeinde‘ als kommunalpolitische Fachzeitschrift von aktueller
Grundsätzlichkeit und anerkannter Seriosität.“ (10/1999)
Anfang 1995 erhält die Zeitschrift ein neues Layout und einen
neuen Namen: DEMO. Der Titel komme nun frischer daher,
begründet Chefredakteur Ansgar Burghof die Änderung. Im
Sprachgebrauch sei die Kurzform ohnehin längst geläufig:
„Jeder, der mit oder über uns spricht, redet von der DEMO”.
Inhaltlich passe der Name auch, da „wir demonstrieren wol
len, wie Kommunalpolitik funktioniert”. Inhaltlich befasst
sich das Heft um die Jahrtausendwende mit den Finanz
nöten vieler Kommunen, setzt sich mit lauter werdenden
Rufen nach Privatisierung kommunaler Leistungen ausei
nander sowie mit neuen Formen der Bürgerbeteiligung.
Auf Burghof folgen die Chefredakteure Hendrik Zörner
(1997–1998), Stefan Grönebaum (1998–2010), Fréderic Verrycken (2010–
2011) Barbara Behrends (2011–2015) und Karin Nink (seit 2015).
FOTOS: DEMO; DEMO ARCHIV; PRESSESTELLE STADT MEMMINGEN/CC BY-SA 3.0 VIA WIKIMEDIA COMMONS; THOMAS KÖHLER /PHOTOTHEK.NET;
1978
Anfang der
der 80er
Jahre kommt
Farbe in den
Titel, das
Layout wird
aufgefrischt.
1971 bis 1983
ist Heinz
Höller Chef
redakteur.
Seit 1978 ist
die „Demo
kratische Ge
meinde“ das
Fachorgan
der „Sozial
demokratischen Gemeinschaft für Kommunal
politik in der Bundesrepublik Deutschland e.V.”
(Bundes SGK). Diese wurde im selben Jahr ge
gründet und übernahm die Aufgaben des Refe
rats Kommunalpolitik beim Parteivorstand.
2019
Die DEMO wird zum modernen
Kommunikations- und Informations
instrument weiterentwickelt. Die
Medienmarke DEMO umfasst
mittlerweile einen regelmäßig
erscheinenden Newsletter, eine
eigene Homepage und den
schon seit 2005 stattfindenden
DEMO-Kommunalkongress.
Facebook- und Twitterpräsenz
ergänzen das Bild. Unter Chef
redakteurin Karin Nink prä
sentiert sich das Magazin seit
Mai 2015 auch im größeren
Zeitungsformat. Sechs Mal
im Jahr erscheint die DEMO
mit Schwerpunktthemen,
die vertieft werden, hinzu kommen bis zu
drei Ausgaben „DEMO Impulse” mit Fachbeiträgen
sowie Sonderhefte.
1990
„Jetzt kommt die DEMO in die DDR” –
mit diesen Worten wirbt das Magazin
mit Chefredakteur Ansgar Burghof
im Jahr 1990 um neue Abonnenten.
Vier Monate lang werden sogar 4.000
Mandatsträger in der DDR kostenlos
beliefert. Mauerfall und Deutsche Einheit
stellen die Kommunalen vor neue Aufga
ben. Im Osten wird die kommunale Selbst
verwaltung mühsam aufgebaut – und das
bei zunächst leeren Kassen. Die „Demokra
tische Gemeinde“ berichtet über neue Städ
tepartnerschaften zwischen alten und neuen
Bundesländern, die Gründung ostdeutscher
SGK-Landesverbände und das schwierige
Erbe der zentral gesteuerten Stadtplanung
unter Ägide der SED. Auch im Wes
ten gibt es Umbrüche. So schildert
eine Reportage, wie der Abzug
der US-Truppen in Rheinland-Pfalz
eine ganze Region verändert. Au
ßerdem fragt die „Demokratische
Gemeinde“: „Droht der Müllkol
laps?” und fordert ein „radikales
Umsteuern”, etwa mittels Müll
trennung und -verwertung. Be
sorgt ist die Redaktion über das
Erstarken der „neuen Rechten”,
vor allem der Partei „Die Repu
blikaner”. Mit deren Auftreten
und Programm setzt sich die
Zeitschrift kritisch auseinander.
Ministerpräsidentin des Landes
Rheinland-Pfalz und kommissarische
SPD-Vorsitzende MALU DREYER:
„Als Kommune von anderen
Kommunen zu lernen, den Austausch
suchen mit anderen Gemeinden
in Deutschland: Das halte ich für
absolut geboten, nicht nur für Kommunalpolitikerinnen und -politiker.
Die DEMO ermöglicht diesen
Austausch seit nunmehr 70 Jahren.
Seriös, fundiert und aktuell.
Ich gratuliere der DEMO
daher ganz herzlich zum Jubiläum!“
16 DEMO 70 JAHRE
„Ort der Information, der
Vernetzung und des Austauschs“
Kurt Beck gratuliert der DEMO zum 70. Geburtstag
D
ie DEMO informiert, begleitet,
und unterstützt Genossinnen
und Genossen in kommunalpolitischer Verantwortung schon 70 Jahre! Seit ihrer Gründung 1949 behandelt
sie kommunale Problemlagen, deren
Wichtigkeit keinen Aufschub e rlauben,
und bietet Platz für die Weitergabe von
Erfahrungen.
DEMO als Brückenglied
So tauschten sich in den ersten Ausgaben Kommunalpolitiker über die Nothilfe
für die Bevölkerung, den Wiederaufbau
der zerstörten Städte und Gemeinden
und die Neuorganisierung der Demokratie „von unten“ und vor Ort in den
Betrieben, Kommunen und Landkreisen
aus. In den 1960er Jahren bildete die
DEMO ein Brückenglied zwischen der
Willy Brandtschen Politik des Dialogs mit
der 68er-Bewegung, den jungen Kräften
in den Gewerkschaften, neuen sozialen
und grünen Bewegungen, Hochschulen
und Kirchen.
Nach der deutschen Wiedervereinigung in den Jahren 1989/90 begleitete
die Zeitschrift auch den Einheitsprozess und bot ein sozialdemokratisches
Forum, in dem sich ost- und westdeutsche Kommunen angesichts ihrer unterschiedlichen Entwicklungen kennenund respektieren lernten.
Nach wie vor entfalten Globalisierung und internationale Problemlagen
unmittelbare Wirkungen auf die lokale
Arbeit. Die Kommunalpolitik kümmert
sich um die Aufnahme und Integration
von Geflüchteten aus Kriegs- und
Krisengebieten, erarbeitet strukturelle
Lösungen für die digitale, flexible und
mobile Arbeitswelt und verhandelt die
Ziele ökologischer und nachhaltiger
Erneuerung: mit den Bürgerinnen und
Bürgern, mit den Betrieben und mit der
Landwirtschaft.
Der Sozialdemokratie ist es ein besonderes Anliegen, dass diese Herausforderungen auch vor Ort demokratisch, sozial gerecht und solidarisch
verhandelt werden – mit besonderer
Rücksicht auf die Schwachen in der Gesellschaft. Dies ist vor dem Hintergrund
derzeitiger Erfolge rechtspopulistischer
Parteien in Deutschland und Europa
eine besonders herausfordernde und
wichtige Aufgabe. Die DEMO war und
ist ein Ort der Information, der Vernetzung und des Austauschs der Genossinnen und Genossen in kommunaler
Verantwortung.
Ich lese die DEMO seit 1972. Viele ihrer Denkanstöße haben mich angeregt,
viele ihrer Ideen finden sich in meiner
eigenen kommunal-, landes- und parteipolitischen Arbeit wieder.
FOTO: THOMAS GOTTSCHALK /PHOTOTHEK.NET
DEMO 09-10/2019
Ministerpräsident a.D.
Kurt Beck, Vorsitzender der
Friedrich-Ebert-Stiftung
Ich lese
die DEMO
seit 1972.
Viele ihrer
Denkanstöße
haben mich
angeregt.
Kurt Beck
Danke und herzlichen Glückwunsch!
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09-10/2019 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Eine tragende Säule
der Demokratie
Bürgerschaftliches Engagement ist unverzichtbar
Autorin Svenja Stadler MdB
wickelt neue Konzepte und Lösungsmodelle. Diese Ressource ist unverzichtbar
für die politische und soziale Gestaltung
unserer Zukunft.
Durch ihren Einsatz in sogenannten
Graswurzelorganisationen und Protestbewegungen sowie traditionellen oder
neuen Parteien speisen Bürgerinnen und
Bürger neue Inhalte in den politischen
Prozess ein. So macht Bürgerschaftliches
Engagement wichtige Anliegen, Pro
blemstellungen und Bedarfe von Bürgerinnen und Bürgern für die parlamentarische Politik hörbar. Gewährleistet
Bürgerschaftliches Engagement auf diese Weise die Antwortbereitschaft eines
politischen Systems, wird Demokratie
wehrhaft gegen Angriffe von Menschen,
die eine demokratische Grundordnung
nicht teilen.
Ergänzung zu staatlichem Handeln
Ob im Sportverein oder bei der Nachbarschaftshilfe: Bürgerschaftliches Engagement kräftigt das demokratische Miteinander.
FOTO: UTE GRABOWSKY/PHOTOTHEK.NET
W
enn eine antidemokratische
Partei erdrutschartige Erfolge feiert, ist die Demokratie gefährdet. Das haben die jüngsten
Landtagswahlen in Brandenburg und
Sachsen gezeigt. Was kann unsere Demokratie bewahren und stärken? Meine
Antwort lautet: das Bürgerschaftliche
Engagement. Es ist die tragende Säule
unserer Gesellschaft.
Ein demokratisches Verständnis von
Staat und Gesellschaft zu haben ist nicht
selbstverständlich, sondern muss von allen in der Gesellschaft vorgelebt und mit
jeder neuen Generation neu erlernt werden. Demokratische Essenzen wie Toleranz, Respekt, Diskussionsbereitschaft
und die Fähigkeit zum Kompromiss, die
die Spielregeln demokratischer Politik
von der Gemeindeversammlung bis hin
zur Verhandlung in einem Bundestagsausschuss bedeuten, vererben sich nicht,
sondern müssen praktisch eingeübt und
gelebt werden.
Ein Spielfeld, auf dem jene demokratischen Tugenden eingeübt werden, ist
das Bürgerschaftliche Engagement. Im
Idealfall kommen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammen
und versammeln sich hinter einem gemeinsamen, gemeinwohlorientierten
Ziel. Hier bilden Bürgerinnen und Bürger
– ob im Sport-, im Musikverein, bei der
Nachbarschaftshilfe, in Flüchtlingsinitiativen, in zivilgesellschaftlichen Hilfsorganisationen oder der Lokalpolitik
– ganz praktisch einen demokratischen
Geist aus.
Demokratie wird gelernt und gelebt
Bürgerschaftliches Engagement fördert
nicht nur demokratische Tugenden und
wirkt so demokratiestärkend, sondern
kräftigt diese Gesellschaftsform auf
einer weiteren Ebene, denn Engagement
ist der Kern einer lebendigen und einer
verantwortungsbewussten Zivilgesellschaft. Im Engagement wird Demokratie gelernt und gelebt. Bürgerschaftliches Engagement lenkt das Augenmerk
auf Defizite und Fehlentwicklungen. Es
weist aber auch darüber hinaus und ent-
Engagement
ist der Kern
einer lebendigen
und einer
verantwortungsbewussten
Zivilgesellschaft.
Svenja Stadler,
Bundestagsabgeordnete
Die Menschen in Deutschland wollen
sich engagieren und engagieren sich.
Die Ehrenamts-, Engagement- und Partizipationsbereitschaft in der Gesellschaft wächst. Mehr als 30 Millionen
Menschen in Deutschland übernehmen
bereits Verantwortung und engagieren
sich. Freiwilliges Engagement ist für die
soziale und politische Gestaltung unserer Zukunft unverzichtbar.
Bürgerschaftliches Engagement sieht
sich auch als Ergänzung zu staatlichem
Handeln, da es individuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen begegnet. Es fußt auf demokratischen Grundregeln und ist angewiesen auf öffentliche Anerkennung, auf rechtliche, strukturelle und finanzielle Förderung sowie
entsprechende Rahmenbedingungen.
Expertenkommission geplant
Die Aufgabe der (Bundes-)Politik sehe
ich darin, entsprechend dieser Bereitschaft förderliche Strukturen für das
Bürgerschaftliche Engagement zu entwickeln. Gerade deshalb ist es wichtig,
dass die 2018 im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD vereinbarte Expertenkommission – die Vorschläge, ob
und in welcher Form unsere bewährte
parlamentarisch-repräsentative Demokratie durch weitere Elemente der Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie
ergänzt werden kann und ebenso Vorschläge zur Stärkung demokratischer
Prozesse erarbeiten soll – endlich eingesetzt wird und mit ihrer wichtigen Arbeit
beginnen kann.
V.i.S.d.P.:
Carsten Schneider, 1. Parlamentarischer Geschäftsführer,
Platz der Republik 1, 11011 Berlin, Tel.: (030) 227-744 20,
carsten.schneider@spdfraktion.de
18 NEWS
DEMO 09-10/2019
Neue Referentin
bei der Bundes-SGK
Andrea Franz (52) verstärkt das Team
in der Geschäftsstelle der Bundes-SGK
in Berlin seit dem 1. Oktober 2019 als
Referentin für Wirtschaft, Energie,
Verkehr, Umwelt und Digitale Agenda.
Zuvor war sie als wissenschaftliche
Mitarbeiterin mit dem Themenschwerpunkt Verkehr und Umwelt bei dem
SPD-Bundestagsabgeordneten Arno
Klare beschäftigt. Andrea Franz folgt
auf Tanja Kohnen, die als Referentin
zum Dezernat Umwelt und Wirtschaft,
Brand- und Katstrophenschutz des
Deutschen Städtetages gewechselt ist.
Drei Fragen an …
Frank Baranowski, Vorsitzender der Bundes-SGK, zur aktuellen Klimadebatte
bundes-sgk.de
Die Mitglieder der SGK Thüringen
haben auf ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung am 7. September im
historischen Tivoli in Gotha über kommunalpolitische Themen diskutiert und
einen neuen Landesvorstand gewählt.
Die Sozialdemokratinnen und Sozial
demokraten haben Peter Leisner, Vorsitzender der SPD Ratsfraktion in Gotha,
zum neuen Vorsitzenden gewählt. KB
bundes-sgk.de
Mitgliederversammlung
in Schleswig-Holstein
Bei der jüngsten Mitgliederversammlung der SGK Schleswig-Holstein
wurde Andreas Koeppen, Bürgermeister von Itzehoe, im Amt des
Vorsitzenden b
estätigt. Stellvertretende Vorsitzende sind Simone Lange,
Oberbürgermeisterin von Flensburg und
Dörte Köhne-Seiffert, Stadtverordnete
in Elmshorn. Beate Raudies ist nicht
mehr zur Wahl angetreten.KB
Was können Städte denn vor Ort tun?
Da passiert auch heute schon eine Menge: Viele
Städte, Landkreise und Gemeinden haben bereits
Klimaschutzkonzepte erstellt und haben teilweise
bereits mit der Umsetzung begonnen. Neue öffentliche Mobilitätsangebote werden vorbereitet. Oder
der Bereich Bauen: Energetische Sanierungen von
öffentlichen Gebäuden befinden sich auf dem Vormarsch, sind aber häufig sehr kostenintensiv.
Wichtig bei all dem ist, dass die Dinge auch sichtbar und die Menschen mitgenommen werden. Nur
dann werden wir die nötige Akzeptanz erhalten.
Und der Gesetzgeber muss an bestimmten Stellen mithelfen: Beispielsweise Tempo 120 auf Au-
tobahnen, eine Luxussteuer für übermäßig stark
motorisierte Autos oder möglicherweise die Einschränkung von klimaschädlichen Heizpilzen sind
mit Sicherheit Maßnahmen, die einerseits nicht unumstritten sein dürften und andererseits nur fürs
ganze Land umsetzbar sind. Aber an diesen Stellen muss es dann auch mal klar werden, was man
eigentlich will.
Wie schätzt du das Klimapaket ein? Gibt es
den Kommunen Rückenwind?
Viele der zwischen CDU/CSU und SPD im Eckpunkte
papier vereinbarten Maßnahmen sind nicht hinreichend konkretisiert. Da können zum Teil die Parlamentarier für Klarheit sorgen und ich hoffe, dass
wir als Kommunen mehr Unterstützung erhalten als
bisher. Da geht es nicht nur ums Geld, sondern um
gute Regeln und konkrete Hilfen.
Gerade im Verkehrsbereich ist schnelles Handeln
erforderlich. Die im Eckpunktepapier in Aussicht
gestellten Mittel für den Ausbau des ÖPNV im
Jahr 2025 kommen zu spät und die vorgeschlagene Erprobung eines 365-Euro-Tickets geht am
Ziel des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs vorbei. Grundsätzlich müsste die Finanzierung des
Ö PNV zwischen Bund, Ländern und Gemeinden
neu ausgestaltet werden – denn schon heute können viele Kommunen den Betrieb und notwendige A
npassungen kaum finanzieren, ein Ausbau
der Kapazitäten im Nahverkehr wird so auch in
Zukunft kaum möglich.
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FOTO: DIRK BLEICKER
Neuer Landesvorstand
in Thüringen gewählt
Verfolgt man die Debatte zum Klimaschutz,
könnte man glauben, dass der Klimaschutz in
den Kommunen bisher zu kurz kam? Hast du
eine Erklärung dafür?
Ich schließe nicht aus, dass einige die Rolle der
Kommunen nicht richtig einschätzen. Das täuscht
insofern, als dass in den Kommunen schon viel passiert: Es gibt Masterpläne zum Klimaschutz, zu e iner
nachhaltigen Energie- und Verkehrspolitik. Wir sanieren, um die Energieeffizienz der kommunalen
Gebäude zu steigern. Sicher, es muss noch mehr
passieren. Dazu braucht es einen klaren Fahrplan,
auf den sich alle staatlichen Ebenen verständigen.
Und Bund und Länder werden an vielen Stellen die
Kommunen unterstützen müssen – man darf sie mit
dieser Mammutaufgabe nicht allein lassen.
09-10/2019 DEMO
FRIEDLICHE REVOLUTION 19
Begleiterin der Einheit
Nach dem Mauerfall 1989 hat die DEMO den
demokratischen Aufbauprozess in der DDR unterstützt
Autor Carl-Friedrich Höck
DEMO-SERIE
Die Friedliche Revolution
setzte 1989 der Herrschaft der SED im Osten
Deutschlands ein Ende.
Im Jahr darauf folgte
die Deutsche Einheit.
Beide Ereignisse prägen
die Bundesrepublik bis
heute. Auch auf kommunaler Ebene: In den
neuen Bundesländern
wurden Politik, Verwaltung und Wirtschaft
neu organisiert. Ganze
Landstriche erlebten
einen Strukturwandel.
Die DEMO-Redaktion
erinnert mit einer ArtikelSerie an die Friedliche
Revolution und beleuchtet ihre Folgen. CFH
Große Hilfsbereitschaft
Den deutsch-deutschen Städtepartnerschaften komme nun eine besondere
Aufgabe zu, schreibt das Magazin. „Der
Übersiedlerstrom in den Westen macht
sich in allen Bereichen von Wirtschaft
und öffentlichem Leben bemerkbar, weil
dem Staat die zumeist gut ausgebildeten
Arbeitskräfte fehlen.“ Auf kommunaler
Ebene sei in der Bundesrepublik eine
bislang unbekannte Hilfsbereitschaft zu
beobachten, die von den Bürgern mitgetragen werde, ist zu lesen. „Die Stadt
Hannover zum Beispiel schickte zwei
Lastwagen mit medizinischen Einrichtungen im Wert von 400.000 Mark auf
die Reise in die Partnerstadt Leipzig.“
Und weiter: „Von Gesetzestexten über
Wahlzettel, Satzungen, Südfrüchte, Papier, Heizkörper, Baugerüste bis hin zu
technischem Know-how reichen die
Hilfen bundesdeutscher Städte für ihre
Partner in der DDR.“ Anders als bisher
müssen Städtepartnerschaften Anfang
1990 nicht mehr von der Ostberliner
Regierung genehmigt werden. Das Interesse im Westen ist riesig. Die SGK
warnt sogar vor einer „Inflation an Partnerschaften“ als „emotionaler Schnellschuss“. Denn eine Partnerschaft bedeute langfristige Kärrnerarbeit, wenn sie
beiden Seiten Ergebnisse bringen solle.
Die DEMO fordert ihre Leser auf, Patenschaftsabos für Freunde in der DDR
abzuschließen. Die Ereignisse in der untergehenden DDR füllen immer mehr
Sonderseiten. Damit will das Magazin
auch Aufbauhilfe für die neu gegründete Ost-SPD leisten. Und es ist viel zu tun.
Das unterstreicht Ost-SPD-Vize Markus
Meckel in einem Interview (Ausgabe
4/1990): „Von den Kommunen ist eigent
lich alles neu zu schaffen. Das fängt an
beim Bauwesen und geht über die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe bis
hin zu den drängenden sozialen Aufgaben. Nicht zu vergessen sind Verwaltungsstruktur, Ökologie, Landschaftsgestaltung und Ortssanierung durch die
Förderung von Privatinitiative. Es gibt
keinen Bereich unserer Gesellschaft, in
dem Selbstbestimmung nicht erst gelernt werden muß.“
Vom Sommer 1990 an weicht die
Einigungseuphorie zunehmend dem
Blick auf praktische Alltagsprobleme.
Die DDR-Städte stünden vor der Pleite,
ist in der DEMO zu lesen. Und im Westen warnt der Deutsche Städtetag: „Die
Die April-Ausgabe 1990 stand ganz im Zeichen
des Mauerfalls und seiner Folgen.
Städte sind (…) besorgt, daß (sic!) ihnen
im Zuge der Währungs-, Wirtschaftsund Sozialunion mit der DDR eine finanzielle Belastung zugedacht wird, die ihre
Kräfte und Möglichkeiten überschreitet.“ Die Septemberausgabe wirft auf
dem Titel die Frage auf: „Passt zusammen, was zusammenpassen soll?“
Unterstützung beim Neuaufbau
Im Editorial schreibt Chefredakteur
Burghof: Die DEMO sei nun flächen
deckend in der DDR vertreten. „Damit
folgen wir dem riesigen Informationsbedürfnis, das uns immer wieder signalisiert
wird. Ohne fundierte und kompetente Information, so sagen uns die verantwortlichen Kommunalpolitiker in der DDR, ist
der Aufbau einer demokratischen kommunalen Selbstverwaltung schlechterdings unmöglich.“ Ab September 1990
beliefert das Magazin 4.000 kommunale
Mandatsträger in den Neuen Bundesländern vier Monate lang kostenlos.
Zu diesem Zeitpunkt steht fest, dass
die DDR zum 3. Oktober 1990 in die Bundesrepublik eingegliedert werden wird.
Burghof kommentiert es mit den Worten: „Die Einheit Deutschlands wird nicht
an einem fixierten Datum historisches
Faktum, sie ist vielmehr ein Prozeß. Und
dieser Prozeß beginnt erst.“ Die DEMO
wird ihn in den Folgejahren weiter begleiten – und tut es immer noch.
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von Führungspositionen nicht dem Zufall …
– Edmund Mastiaux, Inhaber
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FOTO: DEMO-COVER 4/1990
I
m Oktober 1989 steht die DDR am
Scheideweg. Die SED zelebriert den
40. Geburtstag der Republik, zugleich demonstrieren Tausende Menschen für Freiheit und Demokratie. Die
„Demokratische Gemeine“, kurz: DEMO,
feiert ebenfalls ihr 40. Jubiläum. Dass
wenige Wochen später die Mauer fallen
wird, weiß da noch niemand. Im Gegenteil: In den Worten von Chefredakteur
Ansgar Burghof klingt die Sorge mit, der
Kalte Krieg könnte eskalieren. „Zum Dialog mit der DDR gibt es, gerade jetzt,
keine Alternative“, mahnt er im Editorial.
Zwei Monate später zeigt das DEMOTitelbild ausgelassen feiernde Menschen
auf der Berliner Mauer. Und Chefredakteur
Burghof staunt: „Uns stockt der Atem. So
schnell kann Geschichte bisher Gedachtes über den Haufen werfen.“ Auch die
SED-Herrschaft im Osten bricht nun in
sich zusammen. Die DEMO-Redaktion ist
regelrecht euphorisiert, spricht von einem
sozialdemokratischen Aufbruch.
20 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 09-10/2019
sich auf dem Vorhandenen auszuruhen.
In unserem Stadtleitbild Schwäbisch Hall
2025 haben wir daher im Jahr 2013 in
einem breiten Beteiligungsprozess insgesamt 207 Maßnahmen in den Handlungsfeldern „Zukunft Stadt“, „Zukunft
Wohnen“, „Zukunft Arbeiten“, „Zukunft
Bildung, Kultur und Soziales“ und „Zukunft Mobilität und Energie“ identifiziert, die den Rahmen unserer Stadtentwicklung bis 2025 abstecken sollen. Es
geht darum, sich als Stadt neue Ziele zu
setzen, Stärken auszubauen und Schwächen zu beseitigen. So bleiben wir attraktiv für potenzielle Neubürgerinnen
und Neubürger und werden auch den
steigenden Ansprüchen einer wachsenden Bevölkerung an die städtische Infrastruktur gerecht, die sich längst nicht in
neuen Straßen und zusätzlichen Abwasserkanälen erschöpfen.
Eine Stadt ist niemals fertig
Im Standortwettbewerb müssen die eigenen Stärken
und Schwächen immer wieder kritisch analysiert werden
Autor Hermann-Josef Pelgrim, Oberbürgermeister Schwäbisch Hall
Standortpolitik
Hermann-Josef Pelgrim regiert
seit 1997 in Schwäbisch-Hall.
E
ine Stadt ist niemals fertig – das
gilt eigentlich für jede Kommune, weil auf sie ja immer neue
Herausforderungen warten. Neue
Mobilitätskonzepte müssen umgesetzt,
die Breitbandversorgung sichergestellt,
Kapazitäten in der Kinderbetreuung
ausgebaut werden. Und auch die Mega
trends demografischer Wandel und Digitalisierung gehen natürlich nicht spurlos
an den Städten und Gemeinden vorbei.
Dieses Nie-fertig-Sein gilt aber ganz
besonders für eine Stadt wie Schwäbisch
Hall, die seit Jahren ein dynamisches
Wachstum verzeichnet. Von 2008 bis
2018 ist die Bevölkerung von 36.801 auf
40.440 Einwohnerinnen und Einwohner
angewachsen, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat von
20.703 auf 25.809 zugenommen. Ein Zuwachs von knapp zehn beziehungsweise
25 Prozent!
Natürlich profitiert Schwäbisch Hall
dabei von guten Rahmenbedingungen,
von seiner Lage in einer wirtschaftlich
starken Region im nordöstlichen BadenWürttemberg mit einem potenten und
kreativen Mittelstand oder von allgemein wieder steigenden Geburtenzahlen. Aber auch die Stadt selbst trägt ihren
Anteil zu dieser positiven Entwicklung
bei: mit einer vorausschauenden Liegenschaftspolitik, die den Unternehmen vor
Ort Raum für eine weitere Entwicklung
eröffnet, mit interkommunaler Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Gewerbegebieten oder mit der Schaffung
von Wohnraum vor allem für junge Familien, die bei der Vergabe von Bauplätzen für das Eigenheim ganz besonders
bevorzugt werden. Gerechnet auf 1.000
Einwohner wurden so zum Beispiel in
Schwäbisch Hall in den fünf Jahren von
2014 bis 2018 Baugenehmigungen für
6,3 Wohneinheiten erteilt – im Schnitt
aller baden-württembergischen Kommunen liegt diese Zahl bei lediglich 3,5.
Für eine solche Entwicklung muss eine
Stadt natürlich auch ein attraktives Umfeld bieten und auch hier gilt: Eine Stadt
ist niemals fertig. Ein schönes Stadtbild
hat Schwäbisch Hall von den vorangegangenen Generationen geerbt, aber
im Standortwettbewerb reicht es nicht,
Die große Stärke Schwäbisch Halls ist
ohne Zweifel ihr vielfältiges kulturelles Angebot, aus dem die Kunsthalle
Würth und die berühmten Freilichtspiele
auf der Großen Treppe als Leuchttürme
h erausragen. Mit dem Neuen Globe
Theater als zweite, ganzjährig nutzbare Spielstätte für die Freilichtspiele haben wir einen weiteren großen Schritt
gemacht in unserem Bemühen, Schwäbisch Hall in der Region und darüber
hinaus als Kulturstadt zu positionieren.
Der Neubau ist ein klares und bewusstes
Statement in einer Zeit, in der in vielen
Kommunen ja eher über die Schließung
von Theatern debattiert wird. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache,
dass das eine richtige Entscheidung war:
24.000 Besucherinnen und Besucher haben in der abgelaufenen Spielzeit der
Freilichtspiele Aufführungen im Neuen
Globe besucht, fast alle Aufführungen
waren ausverkauft.
Eher eine Schwäche ist bislang der unzureichende Platz für Tagungen und Kongresse und für die Entfaltung der Kreativwirtschaft. Das ändern wir, indem wir
einer Industriebrache neues Leben einhauchen. Auf dem Karl-Kurz-Areal entsteht nicht nur ein modernes Veranstaltungszentrum mit insgesamt 2.400 m²
Veranstaltungsfläche und mit Räumlichkeiten für Messen, Firmenevents, Seminare und Tagungen. Auch die Eventagentur Marbet und die Verwaltung des
Jeans-Herstellers Mustang inklusive der
Entwicklungsabteilung werden in dem
Areal eine neue Heimat finden. Zudem
ist ein Tagungshotel geplant.
Eine Stadt ist niemals fertig – diese
Herausforderung nehmen wir an.
FOTOS: STEPHAN BARANIECKI; STADT SCHWÄBISCH-HALL
Bekenntnis zur Kultur
Brachfläche als Chance in Schwäbisch Hall: Auf einem ehemaligen Industriegelände im Stadtteil Hessental entstehen ein attraktiver
Bürostandort für Verwaltung und Unternehmen sowie ein modernes Tagungs- und Kongresszentrum.
REPORT 21
09-10/2019 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Modellprojekt für Mobilität
und digitale Arbeit
Die komponierte Stadtlandschaft Freiheit Emscher
nimmt konkrete Formen an
Autor Frank Schwarz
D
ie Bagger rollen auf Emil Emscher in Essen. Nur zwei Jahre
nach dem Start der Machbarkeitsstudie beginnt die Umsetzungsphase eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Nordrhein-Westfalens. „Der
Start der Sanierungsmaßnahmen auf der
ehemaligen Schachtanlage und Kokerei
Emil Emscher ist ein wichtiger Meilenstein für die Realisierung des geplanten
urbanen Zentrums Freiheit Emscher mitten im Herzen des Ruhrgebiets“, sagt
Markus Masuth, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien GmbH.
Die Sanierungsarbeiten sind vorbereitende Maßnahmen zur Entwicklung der
Fläche, auf der zukünftig großflächiges
Gewerbe und Logistik angesiedelt werden sollen. Die Arbeiten auf Emil Emscher werden voraussichtlich Ende 2021
vollständig abgeschlossen sein. „Mit dem
Sanierungsbeginn startet gleichzeitig die
Umsetzung des ersten von insgesamt
fünf zukunftsweisenden Gewerbequartieren im Rahmen von Freiheit Emscher
dank der intensiven Zusammenarbeit aller Projektpartner “, betont Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen.
Stadtplanung
über Grenzen
hinweg
funktioniert,
genauso wie die
enge Kooperation
der öffentlichen
Hand mit dem
privaten Flächen
entwickler.
Markus Masuth,
Bernd Tischler,
Thomas Kufen
lager Sturmshof. Auf Essener Seite befinden sich im Bereich der Freiheit Emscher
43 Hektar Kohlenlager Hafen Coelln
Neuessen sowie 40 Hektar des ehemaligen Bergwerks Emil Emscher.
Mit Investitionen in dreistelliger Mil
lionenhöhe in die öffentliche Infrastruktur
soll die Freiheit Emscher erschlossen und
zum Modellprojekt für neue Mobilität
und digitale Arbeit entwickelt werden.
Integriert in die Entwicklung des Areals
im Norden Essens und Süden Bottrops
sind städtebauliche, verkehrstechnische
und energetische Konzepte sowie die
Ideen für eine klimagerechte Freiraumgestaltung. Im Fokus des Nutzungskonzepts
stehen emissionsarme Produktionen und
wissensbasierte Dienstleistungen, Labore und Start-ups, innovatives Handwerk
sowie Digitalwirtschaft. Freiheit Emscher
Kooperieren eng bei der Realisierung: Bernd
Tischler, Oberbürgermeister von Bottrop, Thomas
Kufen, Oberbürgermeister von Essen, und Markus Masuth, Vorsitzender der Geschäftsführung
der RAG Montan Immobilien (v.l.)
soll ein neues urbanes Zentrum werden –
ein Ort, der modellhaft dafür sein wird,
wie Arbeiten, Wohnen, zukunftsweisender Städtebau und Freiraum im Sinne
einer komponierten Stadtlandschaft der
Zukunft zusammenwachsen.
Freiheit Emscher ist auch beispielhaft
dafür, wie das vermeintliche Kirchturmdenken im Ruhrgebiet überwunden und
neue Formen der Kooperation etabliert werden können: „Nach zwei Jahren intensiver Zusammenarbeit wissen
wir: Stadtplanung über Grenzen hinweg funktioniert, genauso wie die enge Kooperation der öffentlichen Hand
mit dem privaten Flächenentwickler,
den wir als dritten Partner an Bord haben“, sind sich alle drei Partner einig.
freiheit-emscher.de
FOTOS: RAG MONTAN IMMOBILIEN; VISUALISIERUNG STAHM ARCHITEKTEN
Neue strahlende Zukunftsvision
mitten im Ruhrgebiet
Für ein 1.700 Hektar großes Areal in der
Mitte des Ruhrgebiets haben die Städte
Essen und Bottrop gemeinsam mit dem
Flächenentwickler RAG Montan Immobilien ein neues Raumbild geschaffen:
„Wir sind überzeugt, dass wir eine Lösung gefunden haben, wie wir diesen
Dschungel lichten und für eine neue,
strahlende Zukunftsvision nutzen können“, sagt Bernd Tischler, Oberbürgermeister von Bottrop.
Kern von Freiheit Emscher sind fünf
ehemalige Bergbauflächen mit einer
Gesamtfläche von 153 Hektar. Dazu gehören in Bottrop 16 Hektar Kohlenlager
Prosper II, 33 Hektar bislang teilweise
landwirtschaftlich genutzte Fläche der
Welheimer Mark und 21 Hektar Kohlen-
Visualisierung der hochwertigsten Flächen mit dem größten Potenzial zwischen Rhein-Herne-Kanal, Stadthafen und der renaturierten
Emscher
22 REPORT
Kommunale Standortpolitik 4.0
Digital, nachhaltig und sozial
Autorin Prof. Dr. Ines Zenke, Vizepräsidentin des Wirtschaftsforums der SPD e.V.
Diskussionsrunde mit Dr. Markus Hoschek, Vorstandsmitglied der HEAG Holding AG, Darmstadt, Landtagsabgeordneter Alexander
Schweitzer, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz,
sowie Heiko Kretschmer, Schatzmeister des Wirtschaftsforums der SPD e.V., (v. l.)
I
n ihrer Rolle als zentraler öffentlicher
Dienstleister für Bürger und Wirtschaft gestalten die Kommunen die
harten und weichen Standortfaktoren
vor Ort maßgeblich mit. Lediglich ein
Gewerbegebiet auszuweisen und Grund
zu erschließen, reicht heute jedoch nicht
mehr aus, um erfolgreich Unternehmen
anzusiedeln und Regionen zu entwickeln.
Vielmehr muss – auch im Sinne gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und
Land – gezielt, langfristig und umfassend
in die Infrastruktur investiert werden. Dabei geht es um die Mobilitätsinfrastuktur,
um den Pendlerverkehr zwischen Metropolen und der Peripherie. Aber genauso
auch um den Ausbau von Breitband
anschlüssen und des 5G-Netzes, damit
es Bürgern und Unternehmern gleichermaßen ermöglicht wird, die Chancen der
Digitalisierung effektiv zu nutzen und
Behördengänge beispielsweise online zu
erledigen. Auch der kommunale Wohnungsmarkt steht vor vielfältigen Herausforderungen, angefangen bei steigenden
Mieten in Ballungsräumen und Leerstand
im ländlichen Raum bis hin zu neuen Anforderungen an den Gebäudesektor mit
Blick auf den Klimaschutz. Hier liegt es
in der Verantwortung der Kommunen,
durch ihre eigenen Wohnungsbaugesellschaften und die Förderung genossenschaftlicher Wohnformen einzugreifen
und den Markt aktiv zu gestalten.
Kommunen sind der Schlüssel
Entscheidend
ist eine
angemessene
finanzielle
Ausstattung
der Kommunen.
Auf dem Weg in eine moderne Daseinsvorsorge – digital, nachhaltig und s ozial
– sind Kommunen der Schlüssel zum
Erfolg. Entscheidend ist daher eine angemessene finanzielle Ausstattung der
Kommunen. Der auslaufende Solidaritätszuschlag sollte deshalb in eine Infrastrukturabgabe umgewandelt werden,
die allen Kommunen zugutekommt.
Auch die Fördermilliarden des Klima
pakets sollten vor Ort genutzt werden,
wobei gerade lokal wirkmächtigen In
strumenten wie der Kraft-Wärme-Kopplung mehr Aufmerksamkeit gebührt.
Mit diesen Forderungen suchen wir als
Prof. Dr. Ines Zenke,
Vizepräsidentin des
Wirtschaftsforums der
SPD e.V.
Harald Christ, Vizepräsident des Wirtschafts
forums der SPD e.V.
Wirtschaftsverband an der Seite der Sozialdemokratie den Dialog mit der Politik.
Unser Verband ist von einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis geleitet, der ökonomische, ökologische und
soziale Aspekte der Nachhaltigkeit zusammendenkt. Zu Arbeitssitzungen und
öffentlichen Veranstaltungen unseres
Fachforums Kommunales begrüßen wir
kommunale Spitzenvertreter, Bundesund Landespolitiker sowie hochrangige
Vertreter kommunaler Unternehmen.
Damit ermöglichen wir nicht nur Synergien aus der Vernetzung von Kommunen
und kommunal agierender Unternehmen,
sondern kommunizieren unser Nachhaltigkeitsverständnis auch in die Politik.
Zuletzt haben wir am 24. September in
Mainz beleuchtet, wie die konkrete Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie für
die Metropolregion Rhein-Main-Neckar
aussehen könnte. Auf dem Podium diskutierten der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz Alexander
Schweitzer, der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling, und Dr. Markus Hoschek, Vorstandsmitglied der HEAG Holding AG – Beteiligungsmanagement der
Wissenschaftsstadt Darmstadt.
Alle Redner waren sich einig, dass das
jüngst beschlossene Klimaschutzpaket der
Bundesregierung erhebliche Gestaltungsspielräume für Kommunen bietet. Dabei
werden gerade die geplanten Investitionen in die Schiene erheblich zum Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor
beitragen. Auch die CO2-Bepreisung wurde ausdrücklich gelobt. Allerdings komme
es jetzt auf eine effektive und konkrete
Umsetzung der Maßnahmen in der Fläche, also vor allem auf kommunaler Ebene, an. Eine entsprechende Finanzausstattung durch Bund- und Länderprogramme
sei dabei unerlässlich.
Im Rahmen weiterer regionaler Unternehmerdialoge am 9. Oktober in Düsseldorf, am 4. November in Mannheim
und am 15. Januar kommenden Jahres in
Hamburg werden wir die Themen weiter
vertiefen. Und wir freuen uns darauf, die
Reihe unserer Unternehmerdialoge 2020
– auch in den neuen Bundesländern –
weiterzuführen.
Sie möchten teilnehmen?
Weitere Informationen finden Sie unter:
spd-wirtschaftsforum.de
Ihr Ansprechpartner ist Christoph Mädge
Telefon: 030 2021 9836
E-Mail: cm@spd-wirtschaftsforum.de
Wir freuen uns darauf, möglichst viele
Vertreter von Kommunen und kommunalen
Unternehmen auf unseren Unternehmer
dialogen zu begrüßen.
FOTOS (2): WIRTSCHAFTSFORUM DER SPD E.V./CARSTEN COSTARD; WIRTSCHAFTSFORUM DER SPD E.V./NANNA HEITMANN
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 09-10/2019
Leben
Wohnen
Arbeiten
24 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 09-10/2019
werden, stellt Christa Standecker, die
Geschäftsführerin der EMN, als ein wesentliches Forschungsziel heraus.
Ökologischer Fußabdruck
Stadt-Land-Beziehung
bei Obst und Bier
Landmanagement in der Metropolregion Nürnberg
Autor Heinz Wraneschitz
D
as Bewusstsein für Regionalprodukte bei Erzeugern und
Nachfragern stärken, neue
Vermarktungs- und Vertriebswege dafür schaffen, den Wert der Kulturlandschaft deutlich machen: Beispielhaft
will man in Nordbayern nachweisen,
dass sich regionale Wirtschaftskreisläufe für landwirtschaftliche Erzeugnisse
stärken und Flächen dafür sichern lassen – wenn man nur will. Doch warum
müssen Forschungsprojekte bloß so unverständliche Namen haben? Das gerade
genannte heißt beispielsweise „ReProLa
– Regionalproduktspezifisches Land
management in der Metropol
region
Nürnberg EMN“.
Bei „Stadt-Land-Plus“ wiederum
denkt wohl jeder an jenes Spiel, das
Kinder, Eltern und Großeltern zusammenbringt: Stadt-Land-Fluss. Das hatten
wohl auch die Erfinder der gleichnamigen Fördermaßnahme aus dem Bundesforschungsministerium BMBF im Hinterkopf. Wobei Stadt-Land-Plus kein Ratespiel ist, sondern aktuell ein Dutzend
„interdisziplinäre Verbundvorhaben“,
die Hälfte davon in den sogenannten
fünf neuen Ländern. Darin sollen das
Flächenmanagement in wachsenden
Wohnungsmarktregionen entwickelt,
die regionale Kreislaufwirtschaft gestärkt und die Wertschöpfung erhöht,
die Interessen zwischen Stadt und Land
ausgeglichen werden. Allein das vom
BMBF genannte „Fördervolumen“ summiert sich auf 29 Millionen Euro. Darin
enthalten sind auch 1,5 Millionen Euro
für das „Querschnittsvorhaben – Vernetzung, Kommunikation und Transfer für
nachhaltige Stadt-Land-Beziehungen“,
das von den Partnern „Raum & Energie,
Institut für Planung, Kommunikation
und Prozessmanagement GmbH, Wedel/
Hamburg“ und „StadtLand GmbH, Leipzig“ verantwortet wird.
Knappe Ressource Land
Den Verbundpartnern von ReProLa stehen gut 2,7 Millionen Euro Fördermittel
zur Verfügung. In der ersten Hälfte des
fünfjährigen Projekts sollen „Lösungen
für den Umgang mit der knappen Ressource Land“ gefunden werden, aber
„ohne die Landwirtschaft zu ärgern“,
wie Professor Otmar Seibert von der Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf (ART) kürzlich klarstellte. Was bedeutet: Zunächst werden
Flächenrelevanz, Umweltwirkungen und
regionale Wertschöpfung einzelner Re
gionalprodukte systematisch erfasst.
Dann gilt es zu klären, wie hoch deren
individuelles Potenzial für Beschäftigung
und Wertschöpfung ist. Mit den Resultaten sollen die „Entscheidungsgrundlagen für die Steuerung der Flächennutzung auf kommunaler Ebene verbessert“
Malz ist vielfältig –
die Rohstoffe sind regional.
Nutzungskonflikte lösen
Zurzeit sei es für die Gemeinderäte
schwierig zu sehen, was bei ihren Flächen
laufe. Am Projektende aber wolle man
Flächennutzungskonflikte besser lösen
können, um weiterhin auf einer vielseitigen Kulturlandschaft regionale Produkte
herstellen und damit auch die regionale
Wertschöpfung sichern zu können, heißt
es. Dafür erhalten die ReProLa-Macher
auch Zuspruch Josef Göppel, dem Vorsitzenden des Deutschen Verbands für
Landschaftspflege. „Wie viel Wert hat
offenes, atmendes Land?“, fragte er anlässlich der „Kick-Off-Veranstaltung“ des
Projekts im Sommer 2019.
FOTOS: HEINZ WRANESCHITZ
Viele Malze, viele regionale Lieferanten, viele regionale Kunden (hier zu sehen in der Mälzerei Zirndorf)
Stoffströme von Baustoffen über Abfall
bis Nahrungsmittel sollen untersucht
werden. Ein gutes Beispiel in Nordbayern ist Bier. Welche Brau-Rohstoffe
werden in der Region direkt angebaut?
Welche Flächen werden dafür benötigt?
Wie viele Menschen sind hierfür in der
Landwirtschaft oder beim Transport zu
einer der mehreren Hundert Brauereien
tätig? Wie viel Umsatz wiederum generieren die insgesamt? Und in welchem
Umkreis, Stadt wie Land, wird der Gerstensaft mit welchem ökologischen Fußabdruck ausgeliefert und getrunken?
Nach der Ergebnisermittlung solle
„ein Dialog zur Verbesserung der Managementstrukturen für ein regionales
Flächenmanagement in Gang gesetzt“
werden, und zwar interkommunal, per
Stadt-Land-Partnerschaft – so wünschen es sich die ReProLa-Verantwortlichen. Und in der zweiten Hälfte der
fünfjährigen Förderperiode sollen „die
erzielten Ergebnisse anhand von Pilotprojekten in der Projektregion und im
Kreis der deutschen Metropolregionen
verbreitet“ werden. Konkret sind „optimierte Lösungen für Vermarktungs- und
Vertriebswege sowie Logistik von Regionalprodukten und Monitoring-Tools
geplant“. Damit wollen die Kommunen
den regionalen Stadt-Land-Austausch
besser in den Griff bekommen als bisher.
Neben der EMN-Organisation selbst
arbeiten bei ReProLa die Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die in Nürnberg angesiedelte Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply
Chain Services (SCS), das Umweltreferat der Stadt Nürnberg und eben jene
Triesdorfer Forschungsgruppe ART zusammen.
Foto: Shutterstock/Liderina, nd3000, Bannafarsai_Stock, Bjoern Wylezich, Denis Belitsky, Jaromir Chalabala; VDV; DB; KCM NRW
Das Klimakabinett
muss jetzt handeln!
Das Klimakabinett muss im Interesse der Menschen und des Wirtschaftsstandorts Deutschland jetzt handeln.
Die letzten Wahlen und aktuelle Umfragen zeigen deutlich, dass die Menschen von keiner existenziellen Frage mehr berührt sind als
derjenigen, bei der es um den Klimaschutz geht. Der Klimawandel findet statt und er bedroht unsere Lebensgrundlagen. Wohlfeil formulierte
Emissionsminderungsziele, vollmundige klimapolitische Aussagen oder auf Freiwilligkeit setzende Handlungsstränge in Gesellschaft und
Wirtschaft bringen uns nicht weiter. Nach langen Diskussionen muss entschieden handeln wer in Verantwortung steht!
Das Klimakabinett möge daher folgende Maßnahmen beschließen:
1
Kapazitäten im Güter- und Personenverkehr auf
Schiene und in Bussen massiv ausbauen
5
Bürger und Wirtschaft sind für einen klimaschonenden Verkehr im
ÖPNV und bei der Eisenbahn zu gewinnen. Angebote und Infrastrukturen in Städten und Metropolen müssen hierfür schnellstens grunderneuert und deutlich ausgeweitet werden.
2
3
Klimafreundliche Antriebe massiv voran bringen
Klimaschonende Mobilität setzt eine erhebliche Veränderung der
heutigen Systeme voraus. Förderungen müssen technologieoffen sein
und deutlich erhöht werden. Umweltkosten müssen marktwirtschaftlich eingepreist werden (z.B. durch eine CO2-Bepreisung), umweltfreundliche Verkehre massiv entlastet werden. Klimapolitische
Ziele erreicht die Bundesregierung sonst nicht.
ÖPNV-Klimafonds einführen
Um den ÖPNV im Ballungsraum konsequent auszubauen und in ländlichen Regionen moderne und klimaschonende Mobilität zu garantieren, braucht unser Land eine kontinuierliche und planbare Finanzierung. Ohne ein Investitionsprogramm über 15 Jahre als
Teil eines Klimafonds geht es nicht.
4
6
Planen und Bauen deutlich beschleunigen
Planungsbeschleunigung muss noch effizienter werden. Nur wer
schnell plant und Umweltstandards dabei einhält, kann Verkehrsinfrastruktur zügig aufbauen und Klimaziele erreichen. Zentrale Aspekte
moderner und leistungsfähiger Verkehrssysteme wie Elektrifizierung,
Lärmsanierung und Schaffung von Barrierefreiheit müssen dabei
planungsrechtlich privilegiert werden.
Mehr qualifizierte Arbeitskräfte nicht nur im Verkehrssektor
Eine moderne und erfolgreiche Volkswirtschaft braucht – egal in
welcher Branche - mehr qualifiziertes Personal. Die Bundesregierung
muss die Voraussetzungen durch ein gutes Einwanderungsgesetz
schaffen, geordnet und schneller mehr geeignete Arbeitskräfte aus
dem Ausland aufnehmen zu können.
7
Klimawandel als industriepolitische Chance nutzen
Ob Energiewende, Verkehrswende oder neue Antriebstechnologien –
der Industriestandort und die führende Exportnation Deutschland
muss diesen Wandel endlich als Chance begreifen und auf dieser Basis
neue Innovationen und Produkte „Made in Germany“ weltweit in die
Märkte bringen. Unsere Zukunft liegt nicht in Software-Updates, sondern in dem Qualitätsversprechen, für das unser Land steht!
Ländliche Räume nicht abhängen
Digitalisierung, neue Mobilitätsangebote und stärkere Vernetzung müssen
auch außerhalb von Großstädten und Ballungsräumen umgesetzt werden.
Mit Teilen der Einnahmen aus den Versteigerungen der 5G-Lizenzen
muss für gleichwertige Lebens- und Mobilitätsverhältnisse in unserem
Land gesorgt werden.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist der Branchenverband des Öffentlichen Personenverkehrs und des Schienengüterverkehrs in Deutschland. Seine über 600 Mitgliedsunternehmen befördern täglich mehr als 20 Millionen Fahrgäste in Bussen und
Bahnen und transportieren jährlich über 570 Millionen Tonnen Güter auf der Schiene. Weitere Informationen unter www.vdv.de
26 REPORT
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 09-10/2019
Um die ambitionierten Projekte umzusetzen hat sich die Rheinmetropole dem
Städtekonsortium aus Stockholm und
Barcelona sowie 37 weiteren Partnern
aus Industrie und Wissenschaft angeschlossen. Erreicht werden soll sowohl
die Senkung des CO2-Ausstoßes bis zu
60 Prozent als auch die Reduzierung von
externer Primärenergiezufuhr um bis zu
70 Prozent.
In der Siedlung aus den 1950er Jahren wurde eine umfangreiche energetische Sanierung durchgeführt.
GrowSmarter: Blaupause
für Stadtentwicklung
Köln testet neue Gestaltungsperspektiven für Mobilität,
Energie und IKT in der Stegerwaldsiedlung
Autor Till Rasch
D
Köln will nachhaltig wachsen.
ie Stadt Köln möchte mit dem
Projekt GrowSmarter eine
Blaupause für eine nachhaltige Stadtentwicklung etablieren. Dazu
ist die Stegerwaldsiedlung im Stadtteil
Mülheim als Projektgebiet ausgewählt
worden. Ziel des Projekts, das die EUKommission für fünf Jahre mit 25 Milli-
onen Euro fördert, ist es, besonders im
urbanen Raum aktiv dazu beizutragen,
die Klimaschutzziele der EU zu erreichen. So sollen die Luftqualität verbessert werden, die Feinstaubbelastung
und der Energieverbrauch gesenkt sowie
ein Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität geleistet werden.
Die Deutsche Wohnungsgesellschaft mbH
saniert in der Stegerwaldsiedlung rund
700 Wohnungen aus den 1950er Jahren. Dafür hat die RheinEnergie AG ein
vorbildliches Energiekonzept entwickelt.
Die Sanierungsmaßnahmen umfassen
unter anderem die Dämmung der Fassaden, Installation neuer Fenster und die
Umstellung der Wärmeversorgung für
Heizung und Warmwasser von Gasheizungen auf Wärmepumpen und Fernwärme. Neu installierte Photovoltaik
anlagen erzeugen Strom, der vor Ort
gespeichert und mittels eines Siedlungsmanagement-Systems für die Wärmepumpen, zum Laden von Elektromobilen
und als günstiger Mieterstrom zur Verfügung steht. Außerdem können sich die
Mieter mit Hilfe von intelligenten Stromzählern („Smart Metern“) fortlaufend
über ihren Energieverbrauch und den
aktuellen Strompreis informieren.
Die Siedlungsmanagement-Software
der RheinEnergie wurde Anfang des
Jahres mit dem VKU-Innovationspreis
ausgezeichnet. Mit Hilfe selbstlernen-
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demo.online
FOTOS: STOCK.ADOBE.COM/BJOERN W YLEZICH; DUDLA JZOV
Energetische Sanierung
REPORT 27
09-10/2019 Anzeigen-Sonderveröffentlichung
der Algorithmen und Big Data-Analysen
steuert das System Anlagen wie Batteriespeicher und Wärmepumpen so aus,
dass der lokal erzeugte Strom möglichst
vor Ort verbraucht wird. Die Basis dafür
sind Wetter-, Verbrauchs- und Anlagendaten.
Im Bereich der Mobilität sollen Mobilstationen aufgebaut werden, welche der
Bevölkerung verschiedene Formen von
Mobilität anbieten, um auf den eigenen
PKW zu verzichten. Öffentliche E-Ladesäulen, konventionelle und elektrische
Fahrräder und Leihwagen stehen an zentralen Stellen zur Verfügung. Außerdem
können benötigte Parkplätze mit Hilfe
einer Parking-App online reserviert und
gebucht werden.
Mehrwert durch Open Data
Ziel ist es, durch die Verknüpfung von
Informationen aus den Bereichen Mobilität, Energie und integrierte Infrastrukturen Mehrwerte zu erzeugen und die
Stadt und die Bürger bei ihren Entscheidungsfindungen zu unterstützen. Bei
den bereitgestellten Daten wird unterschieden zwischen „offenen Daten“, die
für alle frei zugänglich sind und „geschlossenen Daten“, die nur bestimmten Nutzern zugänglich sind. So werden
zum Beispiel nicht personenbezogene
Verkehrsdaten der Öffentlichkeit zur
Verfügung gestellt.
Bürgerinnen und Bürger werden
durch einen umfassenden Partizipations
prozess in die Entscheidungsprozesse
miteinbezogen. Neben regelmäßigen
Informationsveranstaltungen und digitalen Informationsangeboten gibt es
für die Bewohner seit Januar 2016 im
14-tägigen Rhythmus eine Sprechstunde
in den Räumlichkeiten des „Café Stegerwald”, bei der eine Ansprechperson der
Stadt Köln zur Beantwortung der Fragen
zum Projekt GrowSmarter anwesend ist.
Ziel ist es. ein besseres Konsumverhalten
zu erreichen, welches letztlich auch den
Einzelnen finanziell entlastet und gleichzeitig die Umwelt schont.
Neue Perspektiven
Das Gesamtkonzept kann somit verschiedene Aspekte einer nachhaltigen
Stadtentwicklung ansprechen. Die Partner sind davon überzeugt, dass diese
KLIMASIEDLUNG
16
Gebäude mit
594
Mietwohnungen mit
33.500
m² Wohnfläche
QUELLE: ENERIEAGENTUR.NRW
Konzeption neue Gestaltungs- und Geschäftsperspektiven für die Bereiche
Mobilität, Energie sowie Informationsund Kommunikationstechnologien (IKT)
in Köln ermöglicht. Diese sollen aufgegriffen werden und auf andere Stadtteile
Kölns übertragen werden. Somit können
neue Konzepte der nachhaltigen Stadtentwicklung für die ganze Stadt nutzbar
gemacht werden. Neue Geschäftsfelder
können die lokale Wirtschaft unterstützen und Arbeitsplätze schaffen.
Intelligente Lösungen, die im Rahmen
des Projektes entwickelt wurden, sollen
von fünf sogenannten Nachahmer-Städten (Graz, Suceava, Valetta, Porto, Cork)
in Teilen exemplarisch umgesetzt werden. Mittelfristiges Ziel ist es, die Lösungen dann auch anderen Städten Europas
zur Verfügung stellen zu können.
Das Land Nordrhein-Westfalen hat
die Stegerwaldsiedlung als inzwischen
87. Klimaschutzsiedlung ausgezeichnet.
Damit ist die Siedlung von allen ausgewählten Projekten das bislang größte.
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28 REPORT
Krankenhausversorgung
Veränderungen, aber an der richtigen Stelle
Autoren Christian Hofinger, Interne Revision, und Dr. Christoph Arnold, Leiter Beteiligungserwerb, Integration
und Revision AMEOS Gruppe
D
ie Zukunftsfähigkeit der deutschen Krankenhausversorgung
ist regelmäßig Gegenstand von
Studien, die je nach Perspektive zu Widerspruch oder Zustimmung führen. Die
Forderung der Schließung von Krankenhäusern weckt insbesondere bei der
Bevölkerung viele Emotionen. So richtig
die Restrukturierung der Versorgung in
den Ballungszentren ist, umso dringlicher ist die Diskussion über die Grundversorgung der Menschen in den ländlichen Regionen. Denn hier gibt es kaum
Überversorgung, sondern im stationären
wie auch im ambulanten Bereich immer
größer werdende Versorgungslücken.
Eine Schließung von mehreren Hundert
oftmals kleinen Krankenhäusern in ländlichen Regionen und damit das Vorenthalten von medizinischer Grundversorgung
für viele Menschen ist der falsche Weg.
Manche Studien beruhen dabei auf
unvollständigen Daten, was die Autoren
oftmals auch freimütig einräumen. Daher muss jede Empfehlung daraus kritisch hinterfragt werden. Dr. Lars Timm,
Regionalgeschäftsführer AMEOS Ost mit
Sitz in Aschersleben (Sachsen-Anhalt),
findet dazu klare Worte: „Die Zentralisierung und Spezialisierung von Leistungen in den deutschen Krankenhäusern
ist unbenommen die richtige Strategie.
Man sollte allerdings keine vollständige
Übertragbarkeit auf die ganze Bundesrepublik ableiten und dadurch pauschal
eine Vielzahl von Klinika in Frage stellen.
Die demographische Entwicklung wird
stationäre Krankenhausleistungen in
der Zukunft zwangsläufig abfordern. In
überversorgten Gebieten sollte es allerdings zu trägerübergreifenden Strukturgesprächen kommen, um beispielsweise
aus drei kleinen Häusern ein großes leistungsfähiges Krankenhaus zu etablieren
und die verbleibenden zwei Krankenhäuser dann zu sektorenübergreifenden
Gesundheitszentren ohne OP-Strukturen
zu überführen.“
Auch ländliche Regionen brauchen
eine gute medizinische Versorgung. Diese
kann nur mit wohnortnahen Einrichtungen, die auf die individuellen Bedürfnisse
der Bevölkerung abgestimmt sind, sichergestellt werden. Es passt nicht zu einer
AMEOS-Kliniken in Aschersleben (oben) und Haldensleben in Sachsen-Anhalt
qualitativ hochwertigen Krankenhausversorgung, dass mobilitätseingeschränkten
Menschen, die akut medizinische Hilfe
benötigen, eine Fahrtzeit von bis zu 60
Minuten auferlegt wird.
Für die AMEOS Gruppe ist es ein wichtiges Anliegen, dass allen Menschen eine
gute medizinische Versorgung offensteht. Für uns bedeutet dies: Vor allem
Gesundheit. Ein Abbau von Betten oder
gar ein Schließung von Krankenhäusern
im ländlichen Raum birgt nicht nur Gefahren für die medizinische Versorgung
der Bevölkerung, sondern würde auch
zur Vernichtung zahlreicher Arbeitsplätze
führen. Ein Krankenhaus ist ein wichtiger
Teil der wirtschaftlichen Infrastruktur und
oftmals einer der größten Arbeitgeber in
der Region.
Viele Landkreise suchen nach Lösungen um Menschen in der Region halten
oder sogar Bevölkerungszuwächse ver-
Die
Zentralisierung
und
Spezialisierung
von Leistungen
in den deutschen
Krankenhäusern
ist unbenommen
die richtige
Strategie.
Dr. Lars Timm,
Regionalgeschäftsführer
AMEOS Ost
zeichnen zu können. Der Stadt Haldensleben (Sachsen-Anhalt) in der Börde gelingt
dies. Die AMEOS Gruppe betreibt u.a. in
Haldensleben ein somatisches Akutkrankenhaus, ein psychiatrisches Akutkrankenhaus sowie ein Poliklinikum. Wer mit
den Menschen vor Ort spricht, versteht
welchen Stellenwert das Krankenhaus
hat. Ohne selbiges wäre der Bevölkerungszuwachs der letzten Jahre in Haldensleben kaum möglich gewesen, zumal eine solide medizinische Versorgung
der Bevölkerung Sicherheit vermittelt.
Der Fachkräftemangel im ländlichen
Raum ist eine große Herausforderung
für uns alle. Stefan Wollschläger, Leiter
Personal- und Organisationsentwicklung
der AMEOS Gruppe, hat dazu eine klare Sichtweise: „Wir brauchen das richtige Personal am richtigen Ort.“ Dagmar
O ldenburg, Leiterin Personalmanage
ment, ergänzt: „Wenn die Antwort auf
den Fachkräftemangel die Schließung
von Krankenhäusern sein soll, muss dies
kritisch hinterfragt werden. Bereits jetzt
sehen wir Tendenzen, dass junge, gut
ausgebildete Menschen wieder in ihre
Heimat zurückkehren, da die Mieten in
den Ballungszentren nicht mehr bezahlbar sind. Eine gute medizinische Versorgung vor Ort ist ein erheblicher Faktor
diese Entscheidung zu fördern.“
Es steht außer Frage, dass die Strukturen von Krankenhäusern in vielen
Regionen neu überdacht werden müssen. Dies kann jedoch nur im gemeinsamen Dialog mit den Kommunen und
den
L eistungserbringern geschehen.
Es braucht Mut, die medizinische Versorgung vor Ort neu zu denken. Wir
können nicht erwarten, dass alle medizinischen Leistungen in einem kleinen
Krankenhaus angeboten werden – hier
muss künftig noch weiter differenziert
werden. Wir können jedoch dafür sorgen, dass die Menschen vor allem in
ländlichen Regionen medizinisch gut
versorgt sind und keine unzumutbar
weiten Wege zum nächsten Krankenhaus hingenommen werden müssen.
IMPRESSUM
ASK. Agentur für Sales und Kommunikation GmbH,
Bülowstraße 66, 10783 Berlin
Tel. (030) 740 73 16-00, Fax (030) 740 73 16-75
E-Mail: info@ask-berlin.de
Projektleitung/Anzeigen:
Henning Witzel, Tel. (030) 740 73 16-36
Redaktion: Carl-Friedrich Höck
Layout: Heidemarie Lehmann
Litho: Satzstudio Neue Westfälische GmbH & Co. KG
Druck: J.D. Küster Nachf. + Pressedruck GmbH & Co. KG,
Industriestraße 20, 33689 Bielefeld
FOTOS: AMEOS GRUPPE
Anzeigen-Sonderveröffentlichung 09-10/2019
09-10/2019 DEMO
BÜCHER / WAHLEN / TERMINE 29
Gebt den Kommunen mehr Macht!
Ein Bürgermeister schreibt gegen Politikverdrossenheit an
Wie kommt es, dass viele Menschen
sich in der Demokratie nicht mehr
repräsentiert fühlen und empfänglich
für rechte Menschenfänger werden? Dieser Frage nähert sich Dirk
Neubauer, Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Augustusburg, aus
der Perspektive seines Amtsalltages
heraus. Anschaulich und mit klarer
Sprache erklärt er an zahlreichen
Beispielen, was aus seiner Sicht
schiefläuft. Etwa, dass Kommunen
dringend notwendiges Geld oft nur
noch über Förderprogramme erhalten, was nicht nur Bürokratie mit
sich bringe, sondern auch politische
Freiräume beschneide. Gebt den
Kommunen wieder mehr Macht, lautet Neubauers Forderung. So könnten die Städte und Gemeinden und
ihre Bürgerinnen und Bürger aus der
Bittstellerrolle herausgeholt werden.
In der Verantwortung sieht er
auch manche Politiker, die zu selten
den Dialog gesucht hätten, und
Medien, die den Social-Media-Filterblasen überhaupt erst das Feld über-
lassen hätten. Nicht zuletzt appelliert
Neubauer an die Bürger selbst, sich
einzubringen anstatt auf politische
„Kümmerer” zu warten. Er schreibt
treffend: „Demokratie ist keine Party, zu der man eingeladen wird. Sie
ist eine, die man selbst ausrichten
muss.” Ein lesenswertes Buch, auch
wenn der Autor nicht für jedes
beschriebene Problem ein Lösungsrezept hat und die ein oder andere
Analyse holzschnittartig bleibt. CFH
Dirk Neubauer:
Das Problem sind wir.
Ein Bürgermeister in Sachsen kämpft
für Demokratie
Deutsche Verlags-Anstalt, 2019, 240 Seiten,
18,00 Euro, ISBN 978-3-421-04851-6
Wie digitalisiert sich Verwaltung?
Ein empfehlenswertes Handbuch ist erschienen
Autor Oliver Lindner, Finanzministerium Sachsen-Anhalt, Bereich E-Government
Wer schon einmal nach Estland gereist ist und die digitalen Services des
Staates kennengelernt hat, ahnt, wie
weit wir in Deutschland davon noch
entfernt sind. Immerhin sind Bund
und Länder nun ehrgeizig genug,
um diesen Rückstand aufzuholen.
Das Onlinezugangsgesetz (OZG) gibt
vor, dass bis 2022 alle wesentlichen
öffentlichen Leistungen digital angeboten werden müssen. Das betrifft
nach derzeitiger Lesart mehr als
500 Leistungen. Das Buch „Digitale
Verwaltung“ von Lühr, Jabkowski
und Smentek gibt einen sehr guten
Überblick über den derzeitigen Entwicklungsstand. Die Autoren sind anerkannte Experten der Themen und
im Arbeitsalltag mit der Umsetzung
betraut. Mitautor und Herausgeber
Henning Lühr bietet mit dem Buch
als amtierender Vorsitzender des ITPlanungsrates eine sehr gelungene
Übersicht zu dem Thema. Der Mehrwert liegt in der Dichte der Themen.
Nach der Lektüre des empfehlens-
werten Handbuchs hat der Leser eine
Ahnung davon bekommen, welche
disruptiven Entwicklungen die Digitalisierung auch für die öffentliche
Verwaltung in Deutschland bedeutet.
Gleichzeitig ist es aber auch eine
Chance, diese Prozesse zum Wohle
der Bürgerinnen und Bürger und der
Beschäftigten in den Verwaltungen
zu verbessern. Diese Tragweite zu
verstehen und gleichzeitig positiv und
verständlich zu beschreiben, ist ein
Verdienst der Autoren.
Henning Lühr u.a. (Hrsg.):
Handbuch Digitale Verwaltung
Kommunal- und Schulverlag, 2019, 536
Seiten, 79 Euro, ISBN 978-3-8293-1377-3
Wahlen
Neuer Landrat im Saalekreis ist
Hartmut Handschak. Der parteilose Kandidat, der von CDU, SPD
und FDP unterstützt wurde, hat bei
der Landratswahl am 29. September
54,5 Prozent der Stimmen erhalten
und sich damit gegen vier Mitbewerber durchgesetzt. Der bisherige
Landrat Frank Bannert (CDU) war im
Juli 2019 verstorben.
Ein ähnlich beeindruckender Wahlerfolg glückte am 8. September der
Sozialdemokratin Kirsten Fründt.
Mit 57,0 Prozent der Wählerstimmen sicherte sich die Landrätin von
Marburg-Biedenkopf eine weitere
Amtszeit – und dies, obwohl auch
CDU, Grüne, Linke und FDP jeweils
eigene Kandidierende ins Rennen
geschickt hatten. Fründt ist seit
2014 im Amt. Seit Dezember 2016
ist sie zudem Vorsitzende der Sozial
demokratischen Gemeinschaft für
Kommunalpolitik (SGK) in Hessen.
Termine
Auch in der Stadt Emden wurde
gewählt. Amtsinhaber Bernd Bornemann (SPD) war nicht wieder
zur Wahl angetreten. Zum neuen
Oberbürgermeister bestimmten die
Emdener den Einzelbewerber
Tim Kruithoff, der von CDU, FDP,
Grünen und der Wählergemeinschaft „Gemeinsam für Emden”
unterstützt wurde und 75,4 Prozent
der Stimmen erhielt.
Die Oberbürgermeisterwahl in
Hockenheim hat Marcus Zeitler
gewonnen. Der Christdemokrat erreichte mit Unterstützung der FDP
ein Ergebnis von 56,3 Prozent und
verwies damit den von der SPD unterstützten Marco Germann auf den
zweiten Platz. Der bisherige Amtsinhaber Dieter Gummer (SPD) hatte
nicht erneut kandidiert.
Eine klare Angelegenheit war die
OB-Wahl in Ettlingen: Dem parteilosen Amtsinhaber Johannes Arnold
gelang mit einem Wahlergebnis von
98,6 Prozent die Wiederwahl.
KOMMUNALE 2019
16.10.2019 – 17.10.2019, Nürnberg
kommunale.de
Qualität der Ganztagsbetreuung für
Kinder im Grundschulalter
30.10.2019, Berlin
ag-familie.de
Bürgerschaftliches Engagement
und kommunale Daseinsvorsorge
17.10.2019, Berlin
landkreistag.de
Fachmesse für Freiraum, Sport und
Bewegungseinrichtungen (FSB)
05.11.2019 – 08.11.2019, Köln
fsb-cologne.de
Regionale Fachtagung „Im Alter IN FORM“
17.10.2019, Trier
im-alter-inform.de/weiterbildung/tagungen/
dikom – Zukunft Digitale Kommune
05.11.2019, Essen
dikomm.de
Kommunalwahl-Camp der Bundes-SGK
19.10.2019 – 20.10.2019, Schloß Schney (Bay.)
bundes-sgk.de/veranstaltungen
ConSozial – Kongressmesse für den
Sozialmarkt
06.11.2019 – 07.11.2019, Nürnberg
consozial.de
Smart Country Convention 2019
22.10.2019 – 24.10.2019, Berlin
smartcountry.berlin
Kommunale Entwicklungsstrategien
für die Zeit nach der Braunkohle
22.10.2019, Halle (Saale)
landkreistag.de
1. Nationaler Radtourismus-Kongress
23.10.2019 – 24.10.2019, Duisburg
adfc.de/artikel/radtourismus-kongress/
1. Nationale Radlogistik-Konferenz
24.10.2019 – 26.10.2019, Berlin
rlvd.bike/konferenz/
CLEAN AIR Experts Day
29.10.2019, Augsburg
clean-air-experts.de
Innovatives Mangement 2019
30.10.2019, Lübeck
mach.de/veranstaltungen
13. Fahrradkommunalkonferenz
11.11.2019 – 12.11.2019, Lutherstadt
Wittenberg
fahrradakademie.de
VKU-Netzforum 2019
13.11.2019 – 14.11.2019, Berlin
vku-akademie.de/veranstaltungen
Netzwerktreffen
„Kommune goes International”
13.11.2019, Bonn
ijab.de
14. DEMO-Kommunalkongress 2019
KOMMUNE – KONKRET – GESTALTEN
21.11.2019 – 22.11.2019, Berlin
demo-kommunalkongress.de
Bundeskongress „Mehr Quartier für alle
– 20 Jahre Soziale Stadt”
26.11.2019, Berlin
bundeskongress-soziale-stadt.de
30 DAS LETZTE
DEMO 09-10/2019
Das Ende der Verschwörung
Und es gibt sie doch: die Stadt Bielefeld. Am Beweis, dass sie
nicht existiert, scheiterten alle – trotz eines 1-Million-Euro-Bonus
Autorin Karin Billanitsch
Impressum
Demokratische Gemeinde,
Fachorgan der Sozialdemokratischen
Gemeinschaft für Kommunalpolitik
(Bundes-SGK)
Stresemannstraße 30, 10963 Berlin
Postfach 61 03 22, 10925 Berlin
Telefon: (030) 255 94- 200
Telefax: (030) 255 94- 290
E-Mail:
redaktion@demo-online.de
Internet: www.demo-online.de
Herausgeber:
Frank Baranowski, Vorsitzender der Bundes-SGK
S
chau dich hier um und dann
in dich hinein, denn jeder
brauch ‘nen Platz zum glücklich sein, wir laden dich und deine Leute ein, um heute da zu sein
wo man sich liebt, in der Stadt die
es nicht gibt …“ Der Songtext von
„Die Fantastischen Vier“ verrät nicht,
um welche Stadt es geht, es bleibt
eine Vision der berühmten Band.
Nahe liegt allerdings, dass es sich
dabei um Bielefeld gehandelt haben könnte. Denn wer im deutschsprachigen Internet nach „Stadt die
es nicht gibt“ sucht, dem zeigt die
Suchmaschine gleich als ersten Treffer die „Bielefeld-Verschwörung“ an.
Die Anhänger der Theorie behaupten seit geraumer Zeit, dass Bielefeld
nicht existiert. SIE – die Verschwörer
– spinnen den Mythos der Existenz
der Stadt immer weiter.
Der Kieler Achim Held war es,
der vor 25 Jahren die sogenannte
Bielefeld-Verschwörung im Internet
als Erster erwähnte und wohl auch
den Spruch „Bielefeld gibt’s doch gar
nicht“ in den deutschen Wortschatz
einbrachte. Dieses 25-jährige Jubiläum
brachte das Bielefelder Stadtmarke-
DEMO 11-12/2019
erscheint am 6. Dezember 2019
mit folgenden Themen:
as Titelthema heißt Saubere Kommune.
D
Was passiert mit unserem Müll? Wir nehmen die
Entsorgungswege und die kommunale Abfallwirtschaft in den Fokus und stellen gute Beispiele vor,
wie Kommunen die Verpackungsflut eindämmen
können. Kommunale Dienstleistungen sind das
Schwerpunktthema im Report.
Wir von der DEMO-Redaktion glauben: Es muss doch eine Stadt geben,
die es nicht gibt! Welche könnte es
sein? Deshalb loben wir an dieser
Stelle einen neuen Wettbewerb aus:
#stadtdieesnichtgibt. Eine Million gibt
es dafür aber nicht. Vorschläge bitte
an: redaktion@demo-online.de
Redaktion: Karin Nink (Chefredakteurin),
Karin Billanitsch (Leitende Redakteurin),
Carl-Friedrich Höck (Redakteur)
Telefon: (030) 255 94- 355
Produktionsleitung: Dagmar Günther
Layout/Sekretariat: Heidemarie Lehmann
Telefon: (030) 255 94- 200
Verlag: Berliner vorwärts Verlagsgesellschaft mbH,
Stresemannstraße 30, 10963 Berlin, Postfach
61 03 22, 10925 Berlin
Telefon: (030) 255 94- 100
Telefax: (030) 255 94- 192
Geschäftsführung: Karin Nink,
Kerstin Thomberg
Anzeigen/Vertrieb: ASK. Agentur für
Sales und Kommunikation GmbH,
Gewerbehof Bülowbogen,Hof D, Eingang D1,
Bülowstraße 66, 10783 Berlin
Telefon: (030) 740 73 16- 00
Telefax: (030) 740 73 16- 20
Anzeigen: Henning Witzel
(Verkauf/Projektleitung)
Telefon: (030) 740 73 16- 36
Gültige Anzeigen-Preisliste: Nr. 36 vom
1. Januar 2019
Vertrieb: Stefanie Martin
Telefon: (030) 740 73 16- 61
Die DEMO erscheint mit sechs regulären
Ausgaben im Jahr und zusätzlich mit vier DEMO
Sonderheften/Impulse
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Carl-Zeiss-Str. 5, 53340 Meckenheim
Telefon: (02225) 70 85 -366
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Einzelverkaufspreis: 6 €
Jahres-Abonnement: 60 € (inkl. Versand
und 7 % MwSt.); für Schüler und Studenten
(Nachweis erforderlich) 40 €
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Die Abonnements verlängern sich jeweils
um ein Jahr, sofern nicht spätestens drei Monate
vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.
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lieferung ohne Verschulden des Verlages
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Druck: J.D. Küster Nachf. + Pressedruck GmbH
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Telefax: (05205) 14 704
E-Mail:
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Zugleich Versandanschrift für
Beilagen und Beihefter mit Zusatz
„Warenannahme“.
FOTOS: BIELEFELD MARKETING GMBH; JANINA SCHNITZ /PHOTOTHEK.NET
Nur eine Illusion? Bielefeld spiegelt sich in Weingläsern.
ting auf eine Idee: Was, wenn es uns
wirklich nicht gibt, dachten sie sich
dort wohl, und lobten eine Million
Euro für den Beweis des Nichts aus.
Der Hashtag #Bielefeldmillion
kletterte zeitweise auf Platz 1 der
Deutschlandtrends. Rund 2.000
Menschen sandten Beweisversuche
ein. Briefe, Kinderbilder, Gedichte,
und handgezeichnete Comics waren
ebenso dabei wie wissenschaftliche Abhandlungen, die die Existenz
Bielefelds mit Argumenten aus der
Quantenphysik anzweifeln. In Aufsätzen wurde der Begriff „Existenz“
gedreht und gewendet. Komplizierte
mathematische Berechnungen – teils
über mehrere Seiten – ließen eine
ganze Großstadt auf dem Papier verschwinden.
Zweifel, dass ihre Existenz nur
Illusion ist, haben die Bielefelder
aber nicht: Allen Beweisversuchen
zum Trotz sagt Bürgermeister Pit
Clausen: „Das Ergebnis des Wettbewerbs ist: Bielefeld gibt es – und
wie!“. Die #Bielefeldmillion bleibt
also unausgezahlt.
JETZT
!
N
E
B
R
BEWE
Ausschreibung
DEMO-Kommunalfuchs
2019
Bereits zum 14. Mal werden die DEMOKommunalfüchse für außergewöhnliche
kommunalpolitische Leistungen verliehen.
Gesucht werden Beispiele für herausragendes
kommunalpolitisches Wirken, eine vorbildliche
kommunalpolitische Strategie oder besonderes
Engagement in der Kommunalpolitik.
Die Preisträger 2019 werden von unserer Jury Ende Oktober unter
allen Bewerbungen ausgewählt.
Die Auszeichnungen werden im Rahmen der Abendveranstaltung des
DEMO-Kommunalkongresses am 21. November 2019 in Berlin verliehen.
Kandidatenvorschläge oder Eigenbewerbungen mit einer kurzen
Projektbeschreibung (bitte max. zwei DIN A4-Seiten) sowie eventuell
weitere relevante Unterlagen bitte bis zum 10. Oktober 2019 an
DEMO – Demokratische Gemeinde
DEMO-Kommunalfuchs
ASK Berlin
Bülowstraße 66
10783 Berlin
Mail: witzel@demo-online.de
DEMO
Kommunalfuchs
AUSWAHL BISHERIGER
PREISTRÄGERINNEN UND
PREISTRÄGER
· Theresia Riedmaier, Bad Kreuznach
· Ostritzer Friedensfest/„Oberlausitzer
Erklärung“
· SPD Lübeck, Kommunalwahlkampagne
· Michael Häupl, Wien
· Hans-Jochen Vogel, München/Berlin
· Unterstützerkreis Rosengarten, Vellmar
· Inklusionsbeirat der Stadt Heilbronn
· SPÖ Jugend Murrtal/Österreich
· Dagmar Mühlenfeld, Mülheim an der Ruhr
· Jürgen Dupper, Oberbürgermeister Passau
· Familienkonzept der Landeshauptstadt
Hannover
· Klaus Wowereit, Berlin
· SPD Kommunalakademie
· Michael C. Busch, Landrat Coburg
· Bernd Scheelen
· Christian Ude, München
· Norbert Raulin, Bürgermeister Strasburg
(Uckermark)
· SPD-Gemeinderatsfraktion Heidenrod
· EAF Berlin e.V.
· Monika Kuban, Deutscher Städtetag
· Gemeinde Hüllhorst
· Buch-Projekt „Wirbel im Rathaus (WiR)“
· Georg Kronawitter, München
· SPD-Ratsfraktion Gladbeck
· Rainer Dambach, Bürgermeister Pasewalk
· Mentoringprojekt „Mehr Frauen in die
kommunalen Parlamente“ in RLP
· Rosemarie Wilcken, Wismar
· Gemeinde Nalbach
· SPD Gemeinderatsfraktion Mannheim
· „Häkelclub 590“ Hamm
· Gerhard Widder, Mannheim
· Landeshauptstadt Erfurt
· SPD Main-Kinzig-Kreis
· PlaNet Jugend, Gemeinde Aichwald
· Willi Polte, Magdeburg
· Gemeinde Alheim
· Junior SGK Baden Württemberg
· Kids Projekt Osnabrück
· Schwalm-Eder-Kreis gegen Gewalt
· Axel Endlein, Northeim
· Arno S. Hamburger
· Michael Adam, Bürgermeister Bodenmais
· Landkreis Mainz-Bingen
· Gemeinde Hiddenhausen
· Josef Krings, Duisburg
· Hartwig Reimann, Schwabach
· SPD-Ratsfraktion Nürnberg
· Manfred Schaub, Bürgermeister Baunatal
· Jusos Aachen
· AG 60plus SPD Linz am Rhein
· Herbert Schmalstieg, Hannover
· Jusos Dresden
· SPD Wiesloch
· Landeshauptstadt Potsdam
…und 2019 Du?
Und plötzlich wird aus
Bürokratie so schnell
waren wir noch nie.
Verändern wir die Zukunft.
Transformieren wir die öffentliche Verwaltung.
Mehr Transparenz. Services auf Knopfdruck. Immer anspruchsvollere gesellschaftliche Aufgaben. Der öffentliche Sektor
steht vor großen Herausforderungen. KPMG unterstützt Sie
mit branchenspezifischen Beratungs- und Prüfungsleistungen,
den Wandel zu meistern und Ihre Organisation zukunftsfähig
auszurichten. Die Zukunft ändert sich, weil wir sie ändern.
Erfahren Sie mehr auf www.kpmg.de/oeffentlicher-sektor
.11.2019
am 21. / 22
ie
S
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fü
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in
Wir s
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hausstellun
auf der Fac
s in Berlin.
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14. DEMO-K
Kontakt:
laschke
Dr. Ulrich B
3011045
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