D 115
115
IHRE BEHÖRDENNUMMER
Einheitliche Behördenrufnummer
Jahresbericht Projekt D115 2010
www.d115.de
I. Vorwort
Das Projekt D115 zeigt in beeindruckender Weise, wie in kürzester Zeit mit vielen Beteiligten von Bund, Ländern und Kommunen ein neuer Bürgerservice erfolgreich
umgesetzt werden konnte. Eine leicht einprägsame Telefonnummer, ein ebenenübergreifender Wissensverbund und ein qualifiziertes Serviceversprechen bilden
neben dem Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kern des Projekts. D115 ist bereits heute zu einem Vorbild für verwaltungsebenenübergreifende
Projekte geworden.
Der Erfolg fußt neben der Beteiligung von Bund und Ländern insbesondere auf der
Einbindung der Kommunen. Die Servicecenter unserer kommunalen Teilnehmer haben den D115-Verbund mit ihrer Servicekultur maßgeblich geprägt und sind Vorbild
für den Aufbau neuer und für die Modernisierung vorhandener Bürgerservices.
Cornelia Rogall-Grothe
Mit dem Start des Pilotbetriebs vor einem Jahr war die 115 für rund 10 Mio. Einwohner
erreichbar. Heute können bereits über 13 Mio. Bürgerinnen und Bürger den Service
nutzen. Deshalb rufen wir alle Verwaltungen von Bund, Ländern und Kommunen
auf, den Beitritt in den D115-Verbund zu prüfen und diesen von vielen Bürgerinnen
und Bürgern präferierten Zugangskanal in die öffentliche Verwaltung bereitzustellen.
Wir danken allen D115-Teilnehmern, die zum Gelingen dieses Pilotbetriebs beigetragen haben und mit deren verlässlicher Unterstützung wir den Ausbau des D115-Verbundes erfolgreich fortführen.
Cornelia Rogall-Grothe
Horst Westerfeld
Staatssekretärin im
Staatssekretär im Hessischen
Bundesministerium des Innern
Ministerium des Innern und für Sport
Beauftragte der Bundesregierung
Bevollmächtigter der
für Informationstechnik
Hessischen Landesregierung für E-Government
Horst Westerfeld
und Informationstechnologie
3
Inhaltsverzeichnis
I.
II.
III.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
4
Vorwort
Management Summary / Abstract
Jahresbericht
Einleitung
Auftrag und Ziel des Projekts
Organisation, Struktur und Beteiligte
D115-Servicearchitektur (Technische Konzeption)
4.1. Grundlegender Aufbau
4.2. D115-Netzbetrieb
4.3. Das D115-Wissensmanagement
4.3.1. Informationsbereitstellung
4.3.2. Besondere Anforderungen bei der Bereitstellung der Top 100-
Leistungen von Landkreisen und kreisangehörigen Kommunen
4.3.3. Wissenssuche
4.4. Elektronische Informationsweiterleitung
4.5. Wesentliche Stärken und Schwächen im Überblick
Das D115-Qualitätsmanagement
5.1. Gewährleistung von Qualität und Serviceversprechen
5.2. Anrufvolumen und Nutzungsstatistik
5.3. Datenschutz, Spam, Abgrenzungen 110/112
5.4. Wesentliche Stärken und Schwächen im Überblick
Öffentlichkeitsarbeit für den 115-Service
6.1. Organisatorische Rahmenbedingungen
6.2. Kommunikationsziele
6.3. Operationalisierung der D115-Kommunikation
6.3.1. Zentrale Kommunikationsarbeit
6.3.2. Dezentrale Kommunikationsarbeit
6.4. Kommunikationsmaßnahmen
6.5. Fazit und Ausblick
6.6. Wesentliche Stärken und Schwächen im Überblick
Wirtschaftlichkeitsaspekte von D115
7.1. Effizienzpotenziale durch den Betrieb eines Servicecenters
7.1.1. Verkürzte Bearbeitungszeiten und Bündelung gleichartiger Aufgaben
7.1.2. Entlastung von Unterbrechungen (bei eigener Zuständigkeit)
7.1.3. Reduktion der Besuche in der Verwaltung
7.1.4. Reduktion des Pflegeaufwands der Daten (bei eigener Zuständigkeit)
7.1.5. Optimierung des Personaleinsatzes
7.2. Zusätzliche Effizienzpotenziale durch die Integration in den
D115-Verbund
7.2.1. Reduktion des Pflegeaufwands der Daten (bei fremder Zuständigkeit)
7.2.2. Reduktion der Schulungskosten
7.2.3. Reduktion der Beratungskosten
7.2.4. Entlastung von Unterbrechungen (bei fremder Zuständigkeit)
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8.
9.
IV.
IV.1.
IV.2.
IV.3.
IV.4.
IV.5.
IV.6.
IV.7.
Flächendeckung
8.1. Gründe für Handlungsbedarf
8.1.1. Bürger wollen die 115
8.1.2. Breite Unterstützung für 115
8.1.3. Derzeitiger Teilnehmerstand
8.2. Ausbau der Flächendeckung
8.2.1. Angebot der Projektgruppe D115 in der Flächendeckung
8.2.2. Maßnahmen bestehender D115-Servicecenter
8.2.3. Besonderheit der Flächendeckung in Landkreisen und
kreisangehörigen Kommunen
8.2.4. Maßnahmen der Länder
8.2.5. Maßnahmen des Bundes
Ausblick
9.1. Weiterentwicklung des D115-Services
9.1.1. Gebärdentelefon
9.1.2. Nutzung der 115 in Krisen und Lagen
9.1.3. Weitere Standardisierung in der Leistungsbereitstellung
9.2. D115-Dachorganisation
9.3. Überblick über Herausforderungen im „Jahr 2“
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Projektcharta D115 Einheitliche Behördenrufnummer
Beschluss über die Flächendeckung des Saarlandes [Auszug]
Gemeinsame Erklärung der kommunalen Spitzenverbände
und des BMI
Investitionen, Kosten und Einsparpotenziale
Impressum
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6
II. Management Summary / Abstract
Der vorliegende Jahresbericht des Projekts „D115 Einheitliche Behördenrufnummer“
dient der Dokumentation wesentlicher Erkenntnisse und Erfahrungen des ersten
Jahres des auf zwei Jahre angelegten Pilotbetriebs. Das Ziel des Projekts D115 ist es,
deutschlandweit einen telefonischen Bürgerservice mit dreistelliger Rufnummer,
verwaltungsebenenübergreifendem Service und standardisiertem Serviceversprechen zu etablieren. Zu den wesentlichen Erkenntnissen des Pilotbetriebs der 115 im
ersten Jahr zählen im Einzelnen:
D115 erfüllt das gegenüber Bürgerinnen und Bürgern sowie der Politik gegebene
Serviceversprechen vollumfänglich: Servicezeiten, Service-Level, Annahme und
Fallabschlussquoten etc. werden erreicht bzw. deutlich überboten.
Die einheitliche Behördenrufnummer 115 verbessert den Service für alle Bürgerinnen und Bürger. Vier von fünf Bürgern wollen den einheitlichen Behördenruf
115 nutzen.
In den bereits angeschlossenen Regionen wird der 115-Service gut angenommen.
Über 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben die 115 bereits gewählt.
Der Aufbau von Servicecentern und die Integration von bestehenden Servicecentern in den D115-Verbund eröffnen neue Effizienzpotenziale für die öffentliche
Verwaltung. In den aktiven D115-Servicecentern werden diese Potenziale bereits
gehoben. Die Erfahrungen beweisen, dass die Anzahl der Anrufe bei einer Verwaltung allein durch deren Bündelung und Steigerung der Erreichbarkeit um bis
zu 30 % verringert werden. Die Einsparungspotenziale, die mithilfe eines Servicecenters realisiert werden können, übersteigen die dafür erforderlichen Aufwendungen und Kosten zum Teil erheblich.
Im Rahmen von D115 werden Informationen zu Leistungen der öffentlichen Verwaltung nach einem Inhaltsmuster bereitgestellt, im D115-Wissenspool aufbereitet und an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Servicecentern weitergeleitet. Das D115-Wissensmanagement läuft stabil und kann damit als ein
wesentliches innovatives Element der E-Government-Infrastruktur in Deutschland bezeichnet werden.
Mit D115 wird der leichte Zugang zu telefonischen Bürgerservices auf allen föderalen Ebenen realisiert. Der weitere Ausbau gestaltet sich vielversprechend.
Mit einem Wachstum des Versorgungsgebiets der 115 um 3 Millionen Bürgerinnen und Bürger in den ersten 12 Monaten des Pilotbetriebs hat das Projekt D115
sein großes Potenzial für die Umsetzung einer umfänglichen Flächendeckung in
Deutschland nachgewiesen. Im zweiten Jahr der Pilotphase wird die Gewinnung
von weiteren kreisfreien Städten, Landkreisen und deren kreisangehörigen Kommunen sowie Landes- und Bundesbehörden intensiviert.
Nur mit Unterstützung der Länder kann die Gewinnung neuer Partner und deren
Integration in den 115-Service nachhaltig gefördert und gesichert werden.
Weitere Anstrengungen sind erforderlich, um das Dienstleistungsportfolio der
115 auszubauen sowie den Übergang vom Pilot in den Regelbetrieb erfolgreich
umzusetzen. Insbesondere der Aufbau einer nachhaltig tragenden Dachorganisation des D115-Verbundes steht dabei im Fokus der D115-Verbundteilnehmer und
der Projektgruppe D115.
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III. Jahresbericht
1. Einleitung
Eine leistungsfähige und effiziente öffentliche Verwaltung ist ein bedeutender Faktor
für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das Projekt D115 leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Anrufer der 115 können unabhängig vom Standort und den jeweiligen
spezifischen Telefonnummern ihre Anfragen an die Verwaltung richten. Durch eine
für Bürger und Wirtschaft unkomplizierte telefonische Auskunft zu Verwaltungsfragen wird der Zugang zur öffentlichen Verwaltung für Bürger und Wirtschaft vereinfacht.
Am 24. März 2010 ist das erste Jahr einer auf zwei Jahre angelegten Pilotphase des Projekts „D115 Einheitliche Behördenrufnummer“ abgeschlossen. Derzeit haben bereits
rund 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland einen direkten Draht in
die Verwaltung. In den teilnehmenden Kommunen müssen einzelne Telefonnummern nicht mehr aufwendig recherchiert werden. Anruferinnen und Anrufer erhalten verständliche und verlässliche Auskünfte über eine leicht zu merkende Rufnummer: die 115.
Durch verbesserte, prozessorientierte Aufgabenerledigung werden Effizienzgewinne generiert. Geht die Einführung der Einheitlichen Behördenrufnummer mit einer konsequenten Neuorganisation und Straffung der Verwaltungsprozesse einher,
werden Kosteneinsparungen für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung erzielt.
Das erste Jahr der Pilotphase hat bereits wichtige Erfahrungen geliefert: Die Bürger
sind von der Bereitstellung des Telefondienstes überzeugt, die Zusammenarbeit von
Kommunen, Ländern und Bund erfolgt auf konstruktiv kooperativer Basis, und erste Effizienzgewinne wurden erzielt. Die teilnehmenden Verwaltungen haben damit
wichtige Impulse für weitere föderale Modernisierungsprozesse gesetzt.
Der Jahresbericht stellt die wesentlichen Erkenntnisse des Pilotbetriebs vor. Er stellt
weiterhin dar, welche Wege beschritten werden müssen, um den weiteren Ausbau
der 115 in Deutschland zu gewährleisten und gibt einen Ausblick auf die Aufgaben
des zweiten Jahres im Pilotbetrieb.
2. Auftrag und Ziel des Projekts
Das Projekt „D115 Einheitliche Behördenrufnummer“ wurde Anfang 2007 gestartet.
Durch Beschluss der E-Government-Staatssekretäre von Bund und Ländern wurden
das Bundesministerium des Innern und das Land Hessen beauftragt, die erforderlichen technischen, organisatorischen und rechtlichen Maßnahmen umzusetzen
sowie eine einheitliche Behördenrufnummer gemeinsam mit ersten Teilnehmern in
einem Pilotbetrieb zu erproben. Die Dauer der Pilotphase wurde auf zwei Jahre festgesetzt. Am 24. März 2010 jährt sich der Start des Pilotbetriebs erstmalig. Nach Beendigung des zweiten Jahres soll der Pilotbetrieb in einen Regelbetrieb übergehen.
Das Ziel: eine Behördenrufnummer –
ebenenübergreifend und mit hoher Qualität
8
Bürgerinnen und Bürger erwarten heute zu Recht einen persönlichen Service,
Schnelligkeit, Transparenz und Effizienz von der öffentlichen Verwaltung. Diesen
Ansprüchen muss und kann sich die öffentliche Verwaltung in Deutschland stellen.
Ziel des Projekts D115 ist es, die Orientierung des Verwaltungshandelns noch deutlicher an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen
auszurichten. Das Telefon ist weiterhin eines der wichtigsten und flexibelsten Zugangswege in die öffentliche Verwaltung. Trotz der steigenden Anzahl an Internetanschlüssen in der Bevölkerung nutzen selbst ca. 70 % der Internetnutzer präferiert
das Telefon für den Kontakt mit der Verwaltung.1 Die einheitliche und leicht zu merkende Behördenrufnummer 115 bedient dieses Kontaktverhalten und bietet schnelle
und verlässliche Auskünfte. Die Zuständigkeiten im föderalen System bleiben unverändert, spielen aber für die Anruferinnen und Anrufer bei Nutzung der 115 keine Rolle mehr. Viele allgemeine Auskünfte können bereits im telefonischen Erstkontakt beantwortet werden. Behördengänge, die den Bürgern den Umgang mit öffentlichen
Verwaltungen erheblich erschweren, werden dadurch reduziert. Die neue Rufnummer 115 ermöglicht damit eine neue Dimension des telefonischen Bürgerservices im
Kontakt mit der öffentlichen Verwaltung.
D115 steht für ein Mehr an Bürgernähe,
für Bürokratieabbau und Wirtschaftlichkeit.
Anspruch der 115 ist es, stets zuständig, lösungs- und serviceorientiert zu sein sowie
kompetent, effizient und als zuverlässiger Partner zu handeln. Die 115 erleichtert den
Zugang zur öffentlichen Verwaltung. Sie baut Hindernisse oder Hemmnisse ab. Im
Mittelpunkt steht dabei das standardisierte Serviceversprechen.
Das Serviceversprechen von D115
Die Servicezeiten sind Montag bis Freitag, 8–18 Uhr.
Mindestens 55 % der Anfragen sollen im Erstkontakt beantwortet werden.
Der Service-Level liegt bei mindestens 75/30, d. h., dass mindestens 75 % aller
Anrufe innerhalb von 30 Sekunden durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter angenommen werden.
Insgesamt werden mindestens 90 % aller Anrufe durch eine Mitarbeiterin oder
einen Mitarbeiter angenommen.
Das Projekt D115 versteht sich als lernende Organisation: Anhand der gesammelten
Erfahrungen wird das Serviceangebot und -versprechen fortlaufend evaluiert und
optimiert.
1
Institut für Demoskopie Allensbach, Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 5269, 01/2010
9
Das Ergebnis:
stärkere Bürgerorientierung, Synergien durch ebenenübergreifende
Zusammenarbeit, Qualitätssteigerung
Neben einer verbesserten Bürgerorientierung ermöglicht die Einheitliche Behördenrufnummer 115 auch die Erschließung von Effizienzpotenzialen. Die Nutzung der
verschiedenen Zugangswege zur Verwaltung (Telefon / FAX, Internet, E-Mail) hat zu
einem generellen Anstieg der Kontaktaufnahmen geführt. Die Beantwortung der
Anfragen, insbesondere aber auch die Unterbrechung des Arbeitsflusses, bindet und
kostet einen nicht unerheblichen Anteil an Arbeitszeit an vielen Stellen des Verwaltungsbetriebes. Allein die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner führt zu beachtlichen Lasten bei Bürgern und Verwaltung. Die Bündelung und Koordination
dieser Kontakte („One-Stop-Government“) birgt ein großes Potenzial an Effizienzsteigerungen und Optimierung der Arbeitsprozesse: Arbeitsabläufe werden vereinheitlicht, Mehrfachkontakte reduziert, Doppelarbeiten vermieden. Dies führt bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität zu einer Entlastung der Fachebene, insbesondere
bei der Beantwortung allgemeiner Auskünfte:
Die Bearbeitungszeiten für die Auskunftsprozesse der Verwaltung werden optimiert, da Zentralisierung und Spezialisierung eine arbeitsteilige Leistungserbringung ermöglichen.
Der im Rahmen von D115 gegebene Impuls, Information zu Leistungen der Verwaltung strukturiert und adressatengerecht aufzubereiten, kann auch für andere Aufgaben (z. B. für den Internetauftritt) genutzt werden. Ebenso kann auf das
nahezu identisch strukturierte und ebenfalls aufbereitete Wissen aus den LandesBehördenfindern zugegriffen werden. Mit einem nur einmaligen Pflegeaufwand
können dadurch im Sinne einer kostengünstigen Erstellung von Informationen
und eines einheitlichen Bürgerservices unabhängig vom Zugangskanal gleichartige Verwaltungsleistungen ohne Mehrfachaufwände bedient werden.
Die Etablierung von Servicestandards auf Basis messbarer Kriterien (wie bspw. Erreichbarkeit, Weiterleitungsquote, Antwortzeit und Antwortkompetenz) bedeuten einen Qualitätsschub in der Bearbeitung von telefonischen Anfragen an die
öffentliche Verwaltung. Die gebündelte Annahme von Anrufen in einem Servicecenter und die organisatorische und technische Anpassung an diese Organisationsform führen dazu, dass mehr Anrufe schneller und qualitativ hochwertiger als
bisher bearbeitet werden können.
Eine große Anzahl von Fragen wird bereits im Erstkontakt durch die Servicecenter
beantwortet. Diese Fragen erreichen die Fachebene nicht mehr.
Die Bündelung der Anrufe in einem Servicecenter entlastet die Fachebene von Unterbrechungen bei ihrer eigentlichen Aufgabenwahrnehmung. Hierdurch können sich die Beschäftigten in den Fachbereichen kontinuierlich auf ihre Aufgaben
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konzentrieren. Dies schafft Kapazitäten, die zum Abbau von Überlastungen, zu
Freiräumen für neue Aufgaben und / oder Stelleneinsparungen beitragen und damit die Verwaltungskosten reduzieren. Gleichzeitig wird die Arbeitsatmosphäre
der Beschäftigten verbessert.
Die zentrale Rufnummer des Servicecenters reduziert Mehrfachanrufe, die wegen
schlechter Erreichbarkeit an verschiedenen vermeintlich zuständigen Stellen regelmäßig entstehen. Die Erfahrungen bestehender Servicecenter beweisen, dass
die Anzahl der Anrufe bei einer Verwaltung allein durch deren Bündelung und
trotz Steigerung der Erreichbarkeit bis zu 30 % verringert werden kann.
Anfragen, die beim Erstkontakt nicht beantwortet werden können, werden an
die Fachebene übergeben (häufig Aufnahme des Anliegens im Servicecenter und
Weiterleitung per Ticket). Die Fachebene kann bei Ticket-Weiterleitung in der Beantwortung der Anfrage zielgerichtet und priorisierend vorgehen. Es wird nicht
in laufende Prozesse eingegriffen.
Im Falle bereits bestehender Telefonzentralen und Callcenter-Strukturen können
diese im Vorfeld einer Einbindung in den D115-Verbund weiterentwickelt und vernetzt werden. Durch diese Maßnahme wird die Bedeutung des telefonischen Bürgerservices in Verwaltungen insgesamt aufgewertet.
Die Einheitliche Behördenrufnummer 115 erfordert den Einsatz qualifizierter Mitarbeiter, die sich als verantwortungsvolle Partner und kompetente Berater verstehen. Ein hoher Qualifizierungsgrad und eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeiter
wirken sich positiv auf den angebotenen Service und die Gesamtwahrnehmung
einer Verwaltung aus.
Die Entscheidung, gleichzeitig ein D115-Servicecenter aufzubauen, stellt einen zusätzlichen Mehrwert dar. Der Bedarf für externe Beratungsleistungen wird bspw.
durch die Nutzung der eingestellten und kontinuierlich gepflegten Leistungsberichte anderer D115-Teilnehmer oder die Unterstützung und Beratung durch den
D115-Verbund und die Projektgruppe D115 erheblich gesenkt.
D115-Servicecenter können sich wechselseitig vertreten, indem bspw. das Anrufvolumen mehrerer Servicecenter auf eines konzentriert wird. Dies ermöglicht in
schwach ausgelasteten Zeiten einen wirtschaftlichen Personaleinsatz.
D115-Servicecenter bieten interessante und ansprechende Arbeitsplätze, die gut
für den Einsatz von Teilzeitkräften oder Mitarbeitern mit Behinderungen geeignet
sind. Durch übergreifende Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen werden
bundesweit einheitliche Standards für telefonische Bürgerservices entwickelt.
D115 liefert Politik und Verwaltung Erkenntnisse darüber, welche Leistungen von
Bürgerinnen, Bürgern und Wirtschaft in welchen Häufigkeiten nachgefragt werden. D115 bietet bspw. durch die kontinuierliche Auswertung der Anfrageschwerpunkte der Bürgerinnen und Bürger eine wichtige Steuerungs- und Handlungsgrundlage für Politik und Verwaltung.
Das Konzept einer einheitlichen Behördenrufnummer gewinnt auch international zunehmend an Aufmerksamkeit.2
Laut Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers LLP verringern sich insbesondere beim Bürger die Kosten
für den Verwaltungskontakt. So kostet der persönliche Besuch eines Bürgerservicebüros den Bürger durchschnittlich 10,53 Pfund, ein Telefonat dagegen 3,39 Pfund und eine Online-Transaktion 0,08 Pfund, vgl. UK The Economic
Case for Digital Inclusion, PWC, 2009, S. 47.
2
11
Die einheitliche Behördenrufnummer erfüllt die Ansprüche von Bürgern und Politik
an eine moderne, bürger- und dienstleistungsorientierte Verwaltung. Die Einführung der 115 unterstützt die Ausrichtung der Verwaltungsprozesse auf Bürger und
Wirtschaft. Bürgerorientierte Prozessoptimierung hilft, Kosten einzusparen und die
Qualität der Arbeit zu erhöhen. D115 ist auch dafür ein wichtiger Impulsgeber.
Politische und wirtschaftliche Bedeutung von D115
Garantierte Erreichbarkeit der Verwaltung bei einem standardisierten
Serviceversprechen
Stimmungsbarometer für Wünsche und Meinungen der Bevölkerung
(Sensorfunktion)
Servicecenter arbeiten wirtschaftlich
Kundenorientierung im Vordergrund
Speziell geschultes Personal für Kommunikation und Telefonie
3. Organisation, Struktur und Beteiligte
Ein bedeutendes inhaltliches Merkmal des D115-Verbundes ist die ebenenübergreifende Auskunft. Damit unterscheidet sich die 115 von anderen Bürgerservicenummern, die im Regelfall „nur“ Auskünfte zu Leistungen in eigener Zuständigkeit geben. Das im D115-Verbund entwickelte Wissensmanagement wurde speziell für den
Bedarf einer verbundweiten Nutzung geschaffen, während des Pilotbetriebs stetig
weiterentwickelt und hat sich als Grundlage für ebenenübergreifende Auskünfte
bewährt.
Dreh- und Angelpunkt und damit Basis des D115-Verbundes sind vor allem die kommunalen Servicecenter. Jeder Anruf läuft im Regelfall in einem räumlich zuständigen kommunalen Servicecenter auf. Kann die Anfrage nicht im Erstkontakt beantwortet werden, erfolgt eine Weiterleitung an die zuständige Fachverwaltung,
Kommune, Landes- oder Bundesbehörde.
Eine weitere Schlüsselfunktion im Projekt D115 nehmen die Länder wahr. Sie haben
zwei zentrale Aufgabenbereiche:
Sie unterstützen in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe D115 die an D115 teilnehmenden Kommunen ihres Landes und beteiligen sich an der Gewinnung weiterer Kommunen für den D115-Verbund.
Sie sind außerdem eigenständige Teilnehmer am D115-Verbund, stellen ihre Leistungsinformationen für das Wissensmanagement zur Verfügung und geben als
2nd Level Auskünfte zu allen Fragestellungen, die in ihren Zuständigkeiten liegen
und durch das kommunale Servicecenter im 1st Level nicht beantwortet werden
konnten.
12
arbeiten bei der Unterstützung
der Kommunen zusammen
Projektgruppe D115
Unterstützung, Beteiligung
an der Partnergewinnung
Länder
Kommunen
Eigenständige Verbundteilnehmer,
liefern Wissensmanagement zu
Abbildung 1: Aufgaben der Länder
Auch die Bundesverwaltung beteiligt sich bereits mit mehreren Behörden am
Pilotbetrieb. Durch die Informationsbereitstellung der Bundesbehörden können
einfache und häufig gestellte Fragen zu Leistungen der Bundesverwaltung sofort im
Erstkontakt beantwortet werden. Zusätzlich können Anfragen, die nicht im 1st Level
fallabschließend beantwortet werden, an die Bundesverwaltung telefonisch oder
elektronisch weitergeleitet werden.
Die Kennzahlen zum Betrieb der D115-Partner aus Kommunen, Bund und Ländern
werden im Rahmen eines einheitlichen Qualitätsmanagements erfasst. Auf Basis der
Analyse der Kennzahlen werden Maßnahmen zur kontinuierlichen Qualitätssteigerung abgeleitet und sowohl dezentral als auch zentral im D115-Verbund umgesetzt.
Die Teilnahme am Pilotbetrieb wird durch die D115-Projektcharta fixiert (siehe
Anhang IV.3.). Diese legt die grundlegenden Aspekte der Zusammenarbeit im D115Verbund fest. Sie enthält beispielsweise die Verständigung auf das einheitliche D115Serviceversprechen, mit dem verbundübergreifend ein einheitliches Qualitätsniveau erreicht werden soll. Die Aufgaben und Pflichten der Projektgruppe D115 zur
Weiterentwicklung des Projekts und die Aufgaben und Pflichten der Teilnehmer zur
Gestaltung einer erfolgreichen Pilotphase sind darin festgehalten. Geregelt ist in der
D115-Projektcharta auch, dass die Kommunikationsmaßnahmen der Projektgruppe
D115 mit denen der Modellregionen verzahnt werden, um der Öffentlichkeit trotz der
vielen heterogenen Partner ein einheitliches Bild der Marke „D115“ zu vermitteln.
Die Koordination des Gesamtprojekts erfolgt durch das Bundesministerium des
Innern gemeinsam mit dem Land Hessen. Als Koordinator des Prozesses agiert dabei eine vom Bundesministerium des Innern und dem Land Hessen gemeinsam
finanzierte und personell besetzte Projektgruppe. Sie ist im Bundesministerium des
Innern angesiedelt und stellt zentrale Komponenten für den D115-Verbund bereit.
Die Projektgruppe stellt darüber hinaus Personal und Know-how für die Umsetzung
des Projekts zur Verfügung. Alle Teilnehmer an D115 können sich an die Projektgruppe mit ihren Fragen wenden. Die Projektgruppe geht auch initiativ auf Kommunen
und Behörden zu, um sie für den Verbund zu gewinnen. Sie unterstützt in Kooperation mit den Ansprechpartnern der Länder bei technischen, organisatorischen und
rechtlichen Fragestellungen, die mit dem Betrieb, der Flächendeckung und der Weiterentwicklung des 115-Service verbunden sind.
13
D115-Lenkungsausschuss
Projektleitung D115
Teilprojekt 1
Betrieb
Teilprojekt 2
Querschnitt
Teilprojekt 3
Kommunikation
• Operativer Betrieb und Betreuung der Zentralkomponenten
• Verbundsteuerung und Qualitätsmanagement
• Technische Optimierung
• Integration neuer
Teilnehmer
• Evaluation u.
Geschäftsmodell
• Klärung Rechtsfragen
• Betreuung polit.
Gremien
• EU-Antragsverfahren (116,115)
• Internationale
Kontakte
• D115-Bürgeranfragen
• Umsetzung
von zentralen
Kommunikationsmaßnahmen
• Veranstaltungen
und Messen
• Internetredak
tion
• Dezentrale Kommunikation
• Weiterentwicklung Kampagne
Projektsteuerung und
Projektbüro
Teilprojekt 4
Teilprojekt 5
Integration
Bundesebene
Teilprojekt 6
Weiterent
wicklung
• Grundlagen D115Flächendeckung
(D115-Servicecenter Handbücher /
Leitfäden, Checklisten)
• Planungs- und
Vorbereitungsmaßnahmen für
D115-Interessenten
• Förderung von
multizentr.
Ausbau
• Planungs- und
Vorbereitungsmaßnahmen zur
Gewinnung von
Bundesbehörden
• Betreuung von
Bundesbehörden
• Barrierefreiheit /
Gebärdentelefon
• Einbindung der
115 bei Krisen und
Großschadens
lagen
• Konzept D115Online
Partnergewinnung /
Flächendeckung
Abbildung 2: Projektorganisation
Der Pilotbetrieb lebt von der engen Zusammenarbeit der Teilnehmer. In Arbeitsgruppen wurden die Erfahrungen der Teilnehmer diskutiert und Lösungen für die
Herausforderungen gemeinsam entwickelt, verabschiedet sowie deren Umsetzung
überwacht. Die Arbeitsgruppensitzungen fanden in allen Modellregionen statt.
Ein Vertretungssystem der Verbundpartner und der virtuelle Teamraum D115 (s. u.)
stellten die Beteiligung an den Sitzungen und den Informationstransfer aus diesen
sicher. Der inhaltliche Schwerpunkt lag dabei zunächst auf der Stabilisierung, später
dann auf der Optimierung des Pilotbetriebs.
Zusätzlich wurde eine Teilnehmerkonferenz, die sich aus den Leitungen aller teilnehmenden Verwaltungen zusammensetzte, durchgeführt.
Entscheidungsorgan für die Projektgruppe D115 ist der Lenkungsausschuss, der sich
gegenwärtig aus Mitgliedern des Bundesministeriums des Innern und des Landes
Hessen zusammensetzt.
Ein wesentliches Wissens- und Kommunikationsinstrument für die Teilnehmer des
D115-Verbundes ist der sogenannte Teamraum D115. Dort werden alle Arbeits- und
Ergebnisdokumente sowie wesentlichen Informationen zum Projekt bereitgestellt.
Der Zugang kann über die Webseite des Projekts www.d115.de beantragt werden.
14
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Die Projektorganisation war
weitestgehend belastbar und
konnte alle Anforderungen
flexibel aufnehmen und erfolgreich bearbeiten.
Die Dynamik des Projekts und
die Änderung der Aufgabenschwerpunkte bilden sich in
Organisationsänderungen ab.
Anpassung der Projektorganisation
• Einrichtung des Teilprojekts
„Bund“
• Stärkung der Teilprojekte
„Flächendeckung“ und
„Betrieb“
Die verfügbaren Mitarbeiterkapazitäten waren für die zu
erledigenden Aufgaben zu
gering.
Frühzeitige Einbindung des
Lenkungsausschusses, um
Bedarfsentscheidungen herbeizuführen.
Der Zeitraum, innerhalb dessen
neue Mitarbeiter für die Projektgruppe gewonnen werden
konnten, war im Regelfall lang.
Effektive Personalbeschaffung
erforderlich.
Weitere Unterstützung für
• das Teilprojekt Flächendeckung (Integrationsmanager),
• das Teilprojekt Kommunikation (Kommunalbetreuer)
sowie
• das Teilprojekt Betrieb (Informationsmanager) bereits in
laufenden Verfahren.
Die Aufgabenwahrnehmung
durch die Arbeitsgruppen war
weitestgehend erfolgreich.
Aktivierung der Teilnehmer
teilweise erforderlich. Zu hohe
Anzahl von Arbeitsgruppensitzungen führt teilweise zu Belastungen bei den Teilnehmern.
Verstärkter Einsatz von Telefonund Videokonferenzen für
Arbeitsgruppensitzungen;
Schärfung der Beschreibung
der Arbeitsgruppen; Teilnehmer
sollen sich gezielt für Arbeitsgruppen entscheiden.
Abstimmungsprozesse im
föderalen Verbund können zu
Verzögerungen führen.
Abstimmungen können nicht zu
jedem Sachverhalt abgehalten
werden.
Einführung der Teilnehmerkonferenz und der „Verbreiterung“
des Lenkungsausschusses
• Dabei ist sicherzustellen, dass
sich die Kommunen entsprechend einbringen können.
Tabelle 1: Organisation, Struktur und Beteiligte
15
4. D115-Servicearchitektur (Technische Konzeption)
4.1. Grundlegender Aufbau
Bereits Ende August 2009 konnten insgesamt mehr als eine Million Anrufe unter der
115 registriert werden. Die Nachfrage beläuft sich monatlich insgesamt auf mehr als
150.000 Anrufe. Die dieser Nachfrage unterliegende D115-Servicearchitektur ist darauf ausgerichtet, möglichst viele Anfragen zu Verwaltungsleistungen ohne größere
Wartezeiten im Erstkontakt abschließend zu beantworten – unabhängig davon, welche Behörde für die Leistung verantwortlich ist. Im laufenden Betrieb zielen bisher
rund 90 % der Anfragen auf kommunale Leistungen. Entsprechend wird ein 115-Anruf
in das jeweils räumlich zuständige kommunale D115-Servicecenter, das sogenannte
1st Level, geleitet.
Die D115-Servicecenter sind das Bindeglied zwischen den Kunden und ihren Fachverwaltungen. Sie fungieren gleichzeitig aber auch als Filter, indem sie Anfragen
allgemeiner Natur direkt beantworten und die Fachverwaltung entlasten. Sie ersetzen somit nicht die Sachbearbeitung durch die fachlich zuständige Behörde, sondern
spezialisieren sich auf die Auskunft allgemeiner Informationen, wie z. B. Zuständigkeiten und Ansprechpartner, Öffnungszeiten, erforderliche Anträge, benötigte Dokumente oder zu entrichtende Gebühren.
3rd
Level
2nd
Level
1st
Level
Kommunen
Länder
Bund
Fachreferate
Fachreferate
Fachreferate
A
B
C
D
A
B
C
A
B
C
D
Servicecenter
Region N
SC / Anlaufstelle
Land N
SC / Anlaufstelle
Bund
FrontOffice
FrontOffice
FrontOffice
BackOffice
BackOffice
Servicecenter
Region N
FrontOffice
BackOffice
Anruf D115
Abbildung 3: Servicearchitektur im D115-Verbund (I)
16
D
BackOffice
Während im 1st Level ausschließlich kommunale Servicecenter 115-Anrufe entgegennehmen, sind auf der Ebene des 2nd Level zusätzlich die Servicecenter und Anlaufstellen von Bund und Ländern eingebunden.
SERVICECENTER
BMI
SERVICECENTER
SERVICECENTER
NRW DIREKT
SERVICECENTER
SERVICECENTER
Abbildung 4: Servicearchitektur im D115-Verbund (II)
Das Funktionieren dieser Servicearchitektur beruht auf dem Zusammenspiel organisatorischer und technischer Strukturen in einer heterogenen Verwaltungslandschaft. Insbesondere die Integration unterschiedlicher technischer Systeme in
einen gemeinsamen Verbund stellt eine wesentliche Herausforderung des Projekts
D115 dar, die in Vorbereitung und während des Pilotbetriebs erfolgreich bewältigt
werden konnte.
Als Bindeglieder zwischen den dezentralen Servicecentern werden vier Systeme betrieben:
1. D115-Netzbetrieb
2. D115-Wissensmanagement
3. D115-Informationsweiterleitung
4. D115-Qualitätsmanagement
Seit Beginn des Pilotstarts arbeiten alle technischen Komponenten stabil. Vereinzelte Störungen im Wissensmanagement konnten kurzfristig behoben werden. Als
Anlaufstelle für Störungsmeldungen wurde die D115-Taskforce eingerichtet, die den
Teilnehmern als einheitlicher Ansprechpunkt zur Verfügung steht.
Im Laufe des Pilotbetriebs wurden die technischen Komponenten sukzessive optimiert und an die Bedürfnisse der D115-Teilnehmer angepasst. Die Erfahrungen, die
bisher bei der Integration dezentraler und zentraler Technikkomponenten gewon-
17
nen werden konnten, sind Grundlage einer Evaluation der technischen Servicearchitektur. Die sich daraus ergebenden Erkenntnisse fließen in die für den Regelbetrieb
erforderliche Neuausschreibung der zentralen Technikkomponenten ein.
4.2. D115-Netzbetrieb
Am 5. Dezember 2007 hat die Bundesnetzagentur dem Bundesministerium des Innern die Rufnummer 115 zugeteilt. Damit die 115 in Deutschland auch telefonisch
erreicht werden kann, musste diese Rufnummer von den Teilnehmernetzbetreibern
in ihren Netzen eingerichtet werden. Die Erreichbarkeit aus den Netzen wurde während des Pilotbetriebs erhöht und liegt zurzeit bei ca. 98 %. Einige, meist lokale Anbieter haben sich vorbehalten, die 115 erst dann freizuschalten, wenn im Rahmen der
Flächendeckung die für sie relevanten Gebiete erschlossen werden.
Für die Bündelung der 115-Anrufe aus den Netzen, die Filterung nach Anrufen aus
versorgten und unversorgten Gebieten, die anschließende Aufteilung der Anrufe
entsprechend ihres Ursprungs zum jeweils örtlich zuständigen D115-Servicecenter
sowie das Spielen von einheitlich gestalteten Ansagen und Warteschleifen (sog.
Soundbrandings) wurde der D115-Netzbetrieb in zwei Losen ausgeschrieben und realisiert.
Der D115-Netzbetrieb ermöglicht eine neue Form der Zusammenarbeit. D115-Servicecenter können sich wechselseitig vertreten, etwa um in schwach ausgelasteten
Zeiten Personal effizient einzusetzen, indem das Anrufvolumen mehrerer Servicecenter auf eines konzentriert wird. Unterstützt werden diese Vertretungen durch
den gemeinsamen D115-Wissenspool, der auch Auskünfte zu Anfragen aus einem
anderen Zuständigkeitsgebiet durch das „diensthabende“ Servicecenter ermöglicht.
Genutzt wurden diese Vertretungen beispielsweise in den anrufschwachen Zeiten
zwischen Weihnachten und Silvester 2009.
Ein anderer wichtiger Aspekt im Bereich Netzeinrichtung und -betrieb ist die Höhe
der Tarife. Anrufe bei der 115 sind nicht kostenlos. Die Finanzierung der Kosten für
die D115-Netzinfrastruktur erfolgt über einen geringen Aufschlag von 3 Cent auf
die Minutenpreise des jeweiligen Telekommunikationsanbieters. Mit dem Start des
Pilotbetriebs berechnen die meisten Festnetzanbieter insgesamt 7 Cent / Minute. Der
Preis für 115-Anrufe aus dem Mobilfunk beträgt in der Regel zwischen 17 und 20 Cent /
Minute. Eine Absenkung der Tarife und eine Aufnahme der 115 in die Flatrates der Anbieter werden gegenwärtig durch die Projektgruppe D115 geprüft.
Minutenpreis ≥ 8 Cent
Kundenanteil ca. 10 %
Festnetzanbieter, von deren Anschluss die 115 momentan noch
Minutenpreis 17–20 Cent
nicht erreicht werden kann.
Kundenanteil ca. 75 %
Kundenanteil ca. 2 %
Minutenpreis 7 Cent
Kundenanteil ca. 88 %
Festnetzanbieter
18
Mobilfunkanbieter
Abbildung 5: Tarifgefüge für Anrufe bei D115 (Stand: 20. März 2009)
4.3. Das D115-Wissensmanagement
Die Komponente Wissensmanagement gliedert sich in zwei Teilbereiche auf: Die Informationsbereitstellung und die Wissenssuche. Das Kapitel D115-Wissensmanagement geht dabei auf die besonderen Anforderungen bei der Informationsbereitstellung von Kreisen und kreisangehörigen Kommunen ein.
4.3.1. Informationsbereitstellung
Zunächst ist es erforderlich, die für eine Auskunft notwendigen Informationen in
strukturierter Form für den gemeinsamen D115-Wissenspool bereitzustellen.
Der D115-Verbund ist mit einem Leistungsportfolio gestartet, welches sich an den
am häufigsten nachgefragten Leistungen der Kommunen, der Landesverwaltungen
und des Bundes orientiert. Für die kommunalen Auskünfte, die den Schwerpunkt der
Nachfragen darstellen, wurde eine Liste der Top 100-Leistungen festgelegt, die als
Mindestvoraussetzung durch jede teilnehmende Kommune bereitzustellen und zu
pflegen ist. Die Anzahl der angebotenen Leistungen wird bereits während des Pilotbetriebs schrittweise erhöht.
Sämtliche Informationen für den D115-Wissenspool werden durch die teilnehmenden
Servicecenter in standardisierten Formaten zur Verfügung gestellt. Die Verantwortung für die sachliche Richtigkeit, Bereitstellung und Pflege der Informationen trägt
jede an D115 teilnehmende Verwaltung selbst.
Die Bereitstellung von Informationen erfolgt unter dem Gesichtspunkt eines effizienten Ressourceneinsatzes nach Möglichkeit aus bereits vorhandenen Datenquellen
wie Internetauftritten, lokalen Wissensmanagementsystemen oder Landes-Zuständigkeitsfindern. Diese Systeme werden aktuell gehalten und bilden somit eine optimale Möglichkeit, ohne zusätzlichen Aufwand stetig qualitätsgesicherte aktuelle
Informationen für den D115-Verbund bereitzustellen. Alle Informationen werden
entweder als XML-Bericht3 oder durch die semantische Auszeichnung von Internetseiten (Mikroformatauszeichnung) angeboten. Das Format für die beiden Bereitstellungswege ist im XÖV-Standard XD115 spezifiziert. Die Bereitstellung der Leistungsberichte bzw. semantisch ausgezeichneten Internetseiten erfolgt dezentral. Das
D115-Wissensmanagementsystem fragt die Leistungsbeschreibungen der Teilnehmer alle 24 Stunden oder zusätzlich bei Bedarf ab, bereitet sie auf und übernimmt die
Informationen in den D115-Wissenspool.
Neben den Anforderungen an das Bereitstellungsformat spielt auch die inhaltliche
Qualität der Leistungsbeschreibungen eine wichtige Rolle. Die qualitativen Anforderungen sind verbundeinheitlich in einem Kriterienkatalog definiert und werden
u. a. bei der sukzessiven Erstellung von standardisierten Stammtexten zu einzelnen
Leistungsmerkmalen verwendet. Auch in diesem Tätigkeitsschwerpunkt wurde ein
Vorteil des D115-Verbundes deutlich: Die Pflege und somit die Nutzung von Informationen über Internet und Intranet wird durch einfache Standardisierungsregeln
nachhaltig erleichtert.
XML = Extensible Markup Language ist eine Auszeichnungssprache zur Darstellung hierarchisch strukturierter
Datensätze in Form von Textdaten. XML wird insbesondere für einen plattform- und implementationsunabhängigen Austausch von Datensätzen genutzt.
3
19
4.3.2. Besondere Anforderungen bei der Bereitstellung der Top 100-Leistungen von
Landkreisen und kreisangehörigen Kommunen
Bei Landkreisen und kreisangehörigen Kommunen kommt es im Regelfall zu einem
Auseinanderfallen der Leistungsbereitstellungen, da einige Aufgaben durch den
Kreis und andere durch die kreisangehörigen Kommunen wahrgenommen werden.
Dies erfolgt im Regelfall innerhalb des Kreises durch die Bildung von Parallelstrukturen, indem jede kreisangehörige Kommune die Leistungen vorhält.
Folgendes Schaubild soll dieses Szenario verdeutlichen:
Landkreis
Verwaltung
kreisfreie Stadt
Kreisverwaltung
Leistungen
1
Leistungen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
…
…
99
100
Kommune A
Leistungen
46
47
2
3
Kommune A
Leistungen
46
…
99
…
47
45
Kommune A
Leistungen
46
…
100
99
47
…
100
99
100
Abbildung 6: Verteilung der Top 100-Leistungen bei kreisfreien Städten und Landkreisen mit kreisangehörigen Gemeinden
Zudem können sich die Leistungen der kreisangehörigen Kommunen innerhalb
eines Landkreises noch unterscheiden: So gibt es kreisangehörige Kommunen, die
Aufgaben z. B. als „untere Bauaufsichtsbehörde“ in eigener Zuständigkeit wahrnehmen, und andere kreisangehörige Kommunen, für die diese Aufgaben durch die
Kreisverwaltung erledigt werden.
Während in einer kreisfreien Stadt alle Leistungen zentral erbracht werden, erfolgt
dies in den kreisangehörigen Verwaltungen entweder in Parallelstrukturen (mehrere kreisangehörige Kommunen halten die Leistung parallel vor) oder abweichend
davon in verteilten Zuständigkeiten (mindestens eine Kommune übernimmt eine
Leistung eigenständig, während für eine oder mehrere andere Kommunen dieselbe Leistung durch die Kreisverwaltung erbracht wird). Damit hat die Verwaltungsstruktur Auswirkungen auf die Bereitstellung der für D115 erforderlichen Leistungsberichte. Bei der Wissensbereitstellung muss somit darauf geachtet werden, dass
20
zwischen Kreis und kreisangehörigen Kommunen wechselseitige Abstimmungen
vorgenommen werden.
Dort, wo Informationen (landesweit) einheitlich über Zuständigkeitsfinder (z. B. Hessen-Finder [www.hessenfinder.de], Behördenlotse des Rheinisch-Bergischen Kreises) bereitgestellt werden, können diese über eine technische Schnittstelle in die
D115-Wissenssuche integriert werden. Stehen keine einheitlichen Leistungsberichte
durch Zuständigkeitsfinder oder ähnliche Instrumente zur Verfügung, so bedarf es
jeweils der Bereitstellung durch die einzelnen Kommunen für D115.
4.3.3. Wissenssuche
Die D115-Wissenssuche greift auf den Wissenspool zu und erlaubt eine ebenenübergreifende Suche. Auf diese Suchanwendung können die Teilnehmer über zwei Wege
zugreifen. Einerseits ist die Suche browsergestützt über eine gesicherte Internetseite
aufrufbar. Andererseits bietet eine XML-basierte Web-Service-Schnittstelle den Servicecentern die Möglichkeit, die D115-Suche in lokale Wissensmanagementsysteme
einzubinden. In beiden Fällen werden die Leistungsbeschreibungen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einheitlich strukturiert angezeigt, um eine schnelle Erfassung der Informationen sicherzustellen.
Abbildung 7: Maske der Suchanwendung und erste Trefferliste
21
Abbildung 8: Informationstext aus dem Wissensmanagement (Beispiel)
Die eigentliche Suchfunktion basiert auf der Abfrage der gewünschten Leistung in
Kombination mit dem nachgefragten Ort. Die besondere Effizienz der D115-Wissenssuche beruht dabei auf der Zuhilfenahme zusätzlicher Datenkataloge, die der besseren Auswertung der beiden Suchkriterien dienen. Mithilfe des Teilnehmerkatalogs,
der der Ordnung des Regionalschlüssels4 folgt, können Verwaltungen schnell und
eindeutig identifiziert werden. Verwaltungsleistungen, deren Bezeichnungen regional sehr verschieden sind, werden mithilfe des bundesweit abgestimmten Leistungskatalogs (LeiKa) eindeutig bestimmt. Dieser wird in Zusammenarbeit mit der
zuständigen Redaktionsstelle entsprechend des Bedarfs von D115 weiterentwickelt
und ordnet einer Leistung verschiedene Synonyme und eine eindeutige Nummer
zu.
4.4. Elektronische Informationsweiterleitung
Die Informationsweiterleitung auf elektronischem Wege erfolgt technisch so einfach wie möglich, jedoch unter Gewährleistung der Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit. Hierzu wird das sichere Verwaltungsnetz DOI
(Deutschland-Online Infrastruktur) genutzt, in welchem ein E-Mail-Relay für D115
betrieben wird. Damit die Weiterbearbeitung von Kundendaten im D115-Verbund
effizient erfolgen kann, werden sie in einer strukturierten Form aufgenommen und
als standardisiertes XML-Dokument per E-Mail über gesicherte Verwaltungsnetze an
das verantwortliche Servicecenter weitergeleitet. Jedes D115-Servicecenter stellt eigenverantwortlich sicher, dass das XML-Dokument bearbeitet wird.
22
4
Der Regionalschlüssel ist eine Ziffernfolge zur Identifizierung politisch selbstständiger Gemeinden oder gemeindefreier Gebiete und wird vom Statistischen Bundesamt einheitlich vergeben.
4.5. Wesentliche Stärken und Schwächen im Überblick
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Stabiler Betrieb aller von der
Projektgruppe D115 eingesetzten technischen Komponenten.
Technische Servicearchitektur hat sich im Pilotbetrieb
bewährt.
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Etablierte Verfahren des
Betriebsmanagements werden
mithilfe von ITIL (Information
Technology Infrastructure
Library) weiter optimiert.
Es zeigen sich Optimierungspotenziale bei der Integration
zentraler und dezentraler
Technikkomponenten.
Evaluation der technischen Servicearchitektur und Vorbereitung einer Neuausschreibung
für den Regelbetrieb.
115 ist noch nicht überall aus allen Betreibernetzen erreichbar.
Im Zuge der Flächendeckung
Verhandlungen mit verbliebenen lokalen Netzbetreibern
führen.
115 noch nicht zu denselben
Konditionen erreichbar wie
lokale Servicerufnummern.
Voraussetzungen zur Absenkung der Tarife werden durch
die Projektgruppe D115 geprüft.
Netzbetrieb lässt wechselseitige Vertretungen und Überläufe der Teilnehmer zu
Technische Möglichkeiten zur
Hebung von Synergieeffekten
im Verbund stärker nutzen
und konkrete Vertretungs- und
Überlaufregelungen einrichten.
Über das D115-Wissensmanagement können bereits deutlich
mehr als die vereinbarten TopLeistungen abgerufen werden.
Einheitliche Qualität der
Wissensinhalte ist noch nicht
gegeben.
Die Anbindung bestehender
Datenquellen ist für die Pflege
und Aktualität des Wissens
entscheidend. Neben vergleichbaren Datensätzen, die auch
in anderen Kommunen in
gleicher / ähnlicher Form
bereitgestellt werden, kommen zunehmend „spezielle
Angebote“ (z. B. Datensätze zu
hoch frequentierten Museen,
Sehenswürdigkeiten etc.) in das
Wissensmanagement.
Kooperation mit anderen
Wissensbereitstellern (z. B. im
Rahmen EU-DLR) und technische Integration gängiger
Datenquellen (z. B. Zuständigkeitsfinder der Länder);
Verdeutlichen, dass das D115Wissensmanagement die
kommunale Vielfältigkeit und
Eigenständigkeit noch unterstreicht.
Im D115-Verbund werden
Qualitätskriterien für die
Leistungsberichte definiert und
umgesetzt. Gleichzeitig werden einheitliche Stammtexte
in Abstimmung mit anderen
föderalen Projekten erarbeitet
und zur Nutzung angeboten.
23
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Die D115-Wissenssuche wird
noch nicht ausreichend oft
genutzt.
Die D115-Wissenssuche
muss stärker in bestehende
Anwendungen integriert und
insgesamt nutzerfreundlicher
gestaltet werden.
Weiterentwicklung der Funktionalität der D115-Wissenssuche,
Unterstützung der Teilnehmer
bei der Integration der D115Wissenssuche in ihre lokalen
Systeme.
Die Bereitstellung von Wissensdatensätzen kreisangehöriger
Kommunen ist aufwendig.
Neben den „politischen“
Schwierigkeiten, D115-konforme Wissensdatensätze
durch kreisangehörige Kommunen bereitzustellen, kann dieser
Vorgang durchaus aufwendig
sein, wenn die Datensätze einzeln erstellt werden müssen.
Ausbau von landesweiten Zuständigkeitsfindern wird durch
die Projektgruppe D115 bei den
Ländern stetig evaluiert.
Bereitstellung von qualitativ
hochwertigen Stammtexten
(siehe Hamburg oder Hessen),
die von den Kommunen genutzt werden können.
Tabelle 2: D115-Servicearchitektur (Technische Konzeption)
5. Das D115-Qualitätsmanagement
Das D115-Qualitätsmanagement umfasst alle Maßnahmen zur Erhaltung und Optimierung des Leistungsangebots von D115. Dies zu sichern, ist ein kontinuierlicher
Prozess. Die Einrichtung und Umsetzung eines Qualitätsmanagements, das wirksam
über die Einhaltung der gesetzten Standards während des Pilotbetriebs von D115
wacht, verantwortet die AG Qualität.
5.1. Gewährleistung von Qualität und Serviceversprechen
Zur Gewährleistung der Qualität und des Serviceversprechens verpflichten sich die
Teilnehmer des D115-Verbundes von Kommunen, Bund und Ländern durch die Projektcharta, die die grundlegenden Aspekte der Zusammenarbeit im D115-Verbund
festlegt. Diese enthält u. a. die Verständigung auf das einheitliche Serviceversprechen als wichtiges Qualitätsmerkmal für den gesamten D115-Verbund. Über D115 soll
dem Bürger eine schnelle und qualitativ hochwertige Auskunft gegeben werden.
Kunden- und Bürgerorientierung wird durch das D115-Serviceversprechen sichergestellt.
In den ersten sechs Monaten der Pilotphase hat der D115-Verbund die wesentlichen
Arbeits- und Auskunftsprozesse in den Servicecentern einheitlich definiert. Diese
Definition bildet die Basis für eine gleichmäßige, gute Antwortqualität in allen teilnehmenden Servicecentern.
Die kontinuierliche Qualitätsermittlung erfolgt durch im D115-Verbund einheitlich
definierte Kennzahlen, die auf monatlicher Basis erhoben werden. Hierzu zählen
als wesentliche Parameter der Service-Level, die Fallabschlussquote und die durch-
24
schnittliche Wartezeit. Diese und weitere Kennzahlen wurden gemeinsam im Verbund entwickelt und abgestimmt. Die Kennzahlen werden von den Teilnehmern dem
Projekt D115 monatlich zum fest definierten Termin in standardisierten Berichten
zur Verfügung gestellt. Sie münden neben zentral erhobenen Kennzahlen im D115Berichtswesen des Verbundes. Die monatlichen Berichte werden allen Teilnehmern,
den kommunalen Servicecentern sowie Land und Bund zur Verfügung gestellt. In
Kapitel 5.2. wird zu einigen Kennzahlen, die während des Pilotbetriebs erhoben wurden, Stellung genommen.
Ein weiteres Qualitätssicherungsinstrument des D115-Verbundes ist die regelmäßige
Datenanalyse des operativen Geschäftes. Dieses Controlling und Benchmarking dient
dem Steuern und Lenken von D115 und damit der Identifikation weiterer Schritte zur
Optimierung der Pilotphase von D115.
Nachfolgend ist exemplarisch ein Auszug aus dem D115-Bericht für Dezember 2009
dargestellt:
D115 Report
Nr. Kennzahl
Lenkungsausschuss-Bericht
5/6 Anrufe pro Bundesland - Gesamt, Festnetz und Mobilfunk im Berichtsmonat (24
Stunden/7 Tage)
Berichtsmonat:
12.2009
Überblick
Der Servicelevel liegt oberhalb des Serviceversprechens. In den versorgten Gebieten wurde rd.
2.400-mal pro Servicetag die 115 angerufen. Das Volumen an Suchanfragen in der 115Wissenssuche ist erneut um mehr als ¼ gegenüber dem Vormonat gestiegen, die Maßnahmen
greifen. Die beiden meist gesuchten Themen sind wie im Vormonat KFZ/Zulassung und
Steuern. Neu unter den Top 15 ist das Thema Umweltzone als Beispiel eines Sensors, was den
Bürger interessiert.
Das Gesamtanrufvolumen hat sich mit 151 Tsd. Anrufern auf ein Vergleichsniveau stabilisiert.
Es existiert ein großes Nutzerpotential, da für rund 70 % der Bevölkerung in den Pilotregionen
die Nutzung der 115 in Frage kommt. Allerdings haben erst 49 % der Bevölkerung in den
versorgten Gebieten von der 115 gehört.
Allgemeine Kennzahlen
Berichtsmonat
4
102.641
68 %
101.246
66 %
48.003
32 %
52.250
34 %
-
150.644
100 %
153.496
100 %
-
Festnetzanrufe
87.808
58 %
92.601
60 %
-
Mobilfunkanrufe
62.836
42 %
60.895
40 %
Anrufe im unversorgten Gebiet
Anrufe im versorgten Gebiet
Gesamtanrufe
davon
1
2
Gesamt-Servicelevel
87,79 %
Vormonat
Differenz
Nr. Kennzahl
1,36 %
8,85 %
1,89 %
5,46 %
3,09 %
84,12 %
3,67 %
82,03 %
81,06 %
0,97 %
89,97 %
89,79 %
0,18 %
Nr. Kennzahl
4
Anzahl der Anrufe - Gesamt, versorgt und unversorgt je Monat
% der Anrufe, die innerhalb von 30 Sek. im 1st Level angenommen wurden
Gesamt-Fallabschlussquote
% der Anrufe, die fallabschließend beantwortet wurden
Gesamt-Annahmequote
% der angebotenen Anrufe, die angenommen wurden
Nr. Kennzahl
5/6 Anrufe pro Bundesland - Anrufe im Berichtsmonat pro 1.000 EW
Servicecenter Kennzahlen
Nr.
Kennzahl
Berichtsmonat
Vormonat
15
Durchschnittliche Wartezeit (über alle
Teilnehmer) 1
21,48 Sek.
28,96 Sek.
18
Durchschnittliche Gesprächsdauer im
1st Level (über alle Teilnehmer)
96,35 Sek.
98,11 Sek.
26
Anrufweiterleitungen in den
D115-Verbund (in Summe)
29
Ticketweiterleitungen (in Summe)
27
31
4
9
1 Darstellung aus Sicht des Bürgers (inkl. 9 Sek. Bandansage und 1 Sek. Prozesszeit)
Erstellt:
13.01.2010
13:13:52
Lenkungsausschuss-Bericht
12.2009
Seite
1
Erstellt:
13.01.2010
13:13:52
Lenkungsausschuss-Bericht
12.2009
Seite
2
Abbildung 9: beispielhafter D115-Monatsbericht für den D115-Verbund
Ein weiterer Aspekt der Qualitätsarbeit, der sich auf die versprochene Gesprächsqualität und auf Standards bezieht, kann durch Schulung und Coaching der Teilnehmer
des D115-Verbundes erreicht werden. Im November 2009 wurde die zweite zentrale
Schulungsveranstaltung der Teilnehmer des D115-Verbundes durchgeführt.
25
Zum Ende des Jahres 2009 hat zusätzlich ein zentraler Verantwortlicher für Coachingmaßnahmen im D115-Verbund seine Arbeit aufgenommen. Damit wird ein
kontinuierliches Coaching etabliert, um einheitliche Prozesse und Standards innerhalb des D115-Verbundes sicherzustellen. Neben der Schulung bestehender Teilnehmer gewinnt die Schulung neuer D115-Teilnehmer zunehmend an Bedeutung.
Innerhalb des D115-Verbundes wurde eine Taskforce implementiert, um den optimalen Betriebsablauf sicherzustellen, Bürgeranfragen zu beantworten und Störungen
schnell beheben zu können. Hierbei liefert das aktive Beschwerdemanagement
wichtige Hinweise über Stärken und Schwächen von D115 aus Bürgersicht und von
den Verbundteilnehmern.
Im Herbst 2009 fand eine Bürger- und Nutzerbefragung zu D115 statt, in der ca. 2.000
Bürgerinnen und Bürger (1.005 D115-Nutzer und 1.005 Bürger aus der „allgemeinen
Bevölkerung“) befragt wurden. Die Kundebefragung ist eine wichtige Informationsgrundlage, insbesondere weil Qualität, Service und Wirkungen von D115 nur
damit ermittelt werden können. Wesentliche Ergebnisse sind: Die Öffentlichkeitsarbeit ist zu stärken, die Kundenzufriedenheit ist sehr hoch, das Thema Tarifierung
ist weiterzuentwickeln und der Angebotsumfang von 115 ist dem Bürger deutlicher
darzustellen. Im Rahmen der Allensbach-Studie wurden Personen, die die Behördenrufnummer 115 schon selbst genutzt haben, gefragt: „Wie zufrieden waren Sie
alles in allem mit der Auskunft, die Sie unter der Rufnummer 115 erhalten haben?
Würden Sie sagen …“
6%
Gar nicht zufrieden
7%
Weniger zufrieden
1%
Unentschieden,
keine Angabe
25 %
Zufrieden
Abbildung 10: Kundenzufriedenheit (Allensbach-Studie)
26
61 %
Sehr
zufrieden
Mit der Dienstleistung 115 waren demnach 86 % aller 115 Nutzer zufrieden oder sehr
zufrieden. Nur ein geringer Anteil der Anrufer (13 %) war nicht oder weniger zufrieden – was in vielen Fällen auf die gegenwärtige Tarifierung von D115 zurückzuführen
ist. Im Rahmen der Allensbach-Studie wurden Personen, die von der Behördenrufnummer 115 schon gehört haben, gefragt: „Wie ist das bei Ihnen: Fühlen Sie sich über
die Leistungen, die bei der Behördenrufnummer 115 angeboten werden, ausreichend
informiert oder würden Sie sich mehr Informationen darüber wünschen?“
Fühle mich aus
reichend informiert
20 %
32
17
(11)
13
22
28
Würde mir mehr Informationen wünschen
61
48
64
(59)
79
57
50
Unentschieden,
keine Angabe
19
20
19
(30)
8
21
22
( ) = wegen geringer Fallzahl (n = 28) zurückhaltend zu interpretieren, Angaben in Prozent
Abbildung 11: Informationen zu D115 (Allensbach-Studie)
Neben der großen Zustimmung der Anrufer zu D115 wurde aber auch deutlich, dass
weitere Informationen über den 115-Service in der Öffentlichkeit platziert werden
müssen, um den Bekanntheitsgrad bei Bürgerinnen, Bürgern und Wirtschaft weiter
zu erhöhen (siehe Kapitel 6).
Innerhalb des Projekts D115 nimmt die Telekommunikations- und Informationstechnik einen wichtigen Stellenwert ein. Die Betriebsprozesse im D115-Verbund, die zentral gesteuert werden, wurden entsprechend ITIL-modelliert und mit allen Verbundpartnern bis zum Ende des Jahres 2009 abgestimmt.
27
Der D115-Verbund ist eine lernende Organisation. Innerhalb von D115 gibt es gemeinsame Zielsetzungsprozesse sowie die Orientierung am Nutzen der Bürger. Der D115Verbund versteht die Pilotphase als Phase der ständigen Weiterentwicklung und als
Vorbereitung für den Regelbetrieb.
5.2. Anrufvolumen und Nutzungsstatistik
Das Serviceversprechen wurde im ersten Jahr des Pilotbetriebs vollumfänglich erfüllt.
Nachfolgende Übersicht zeigt die wesentlichen Kennzahlen des Serviceversprechens
– Gesamtservice-Level, Fallabschlussquote, Annahmequote. Der Service-Level im
gesamten D115-Verbund lag über der vereinbarten Quote von 75 / 305. Im Jahr 2009
wurden die für den Anfang vereinbarte Beantwortungs- bzw. Fallabschlussquote von
55 % ebenso wie die zum Ende des Jahres 2009 angestrebten 65 % jeweils übertroffen.
Serviceversprechen 2009
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Gesamtservice-Level
80,15 %
84,34 %
78,01 %
84,71 %
87,07 %
84,12%
87,79%
Fallabschlussquote
87,15 %
89,93 %
82,66 %
79,09 %
80,61 %
81,06%
82,03%
Annahmequote
94,84 %
94,59 %
88,32 %
91,01 %
92,89 %
89,79%
89,97%
Abbildung 12: Serviceversprechen 2009
28
75 % aller Anrufe werden innerhalb von 30 Sekunden durch einen Mitarbeiter in einem D115-Servicecenter angenommen. Langfristig strebt der D115-Verbund einen Standard-Service-Level von 80/20 an.
5
Die Annahmequote lag im Berichtszeitraum bei rund 90 % und zeigt den Anteil der
angenommenen Anrufe im Verhältnis zu den angebotenen Anrufen im Servicecenter. Die durchschnittliche Wartezeit, bis ein Anruf durch einen Mitarbeiter angenommen wird, beträgt rund 25 Sekunden. Die Zufriedenheit mit der 115 ist bei den
Nutzern außerordentlich hoch. 86 % der Anrufer sind mit der Auskunft, die sie bekommen haben, zufrieden / sehr zufrieden. 97 % der Anrufer sind mit der Freundlichkeit der D115-Mitarbeiter zufrieden. 93 % der D115-Nutzer werden auch zukünftig die
115 wählen. 90 % der D115-Nutzer würden die Nummer weiterempfehlen.6
Über 80 % aller Anrufe wurden innerhalb von 30 Sekunden durch D115-Mitarbeiter
angenommen. Mehr als 80 % aller Anrufe werden im ersten Telefonat fallabschließend durch D115-Mitarbeiter beantwortet. Die Schwerpunkte der Nachfragen liegen
mit rund 90 % im kommunalen Bereich.
Im Bereich der telefonischen Weiterleitungen und der Tickets in den D115-Verbund
besteht ein großes Potenzial. Die Servicecenter des 2nd Level haben seit Start des
Pilotbetriebs kein nennenswertes Anruf- und Ticketvolumen erhalten, da in hohem
Maße fallabschließende Antworten durch die Servicecenter des 1st Levels gegeben
wurden.
Bundesweit werden seit Pilotstart mehr als 150.000 Anrufe pro Monat getätigt. Nach
Start des Piloten am 24. März 2009 wurde die 115 im April 2009 sogar mehr als 220.000
Mal gewählt. Das Verhältnis der Anrufzahlen von Festnetz zu Mobilfunk beträgt annähernd gleichbleibend 60 % zu 40 %.
Entwicklung der Anrufzahlen 2009
225.000
200.000
175.000
150.000
125.000
100.000
75.000
50.000
25.000
ab
Gesamt
Festnetz
9
00
.2
12
09
20
1 1.
9
00
.2
10
9
00
09
.2
09
20
08
.
9
00
07
.2
9
00
.2
06
9
00
05
.2
09
20
04
.
24
.0
3.
20
09
0
Mobilfunk
Abbildung 13: Entwicklung der Anrufzahlen: Gesamt, Festnetz, Mobilfunk 2009
6
Institut für Demoskopie Allensbach, Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 5269, 01/2010
29
Das Anrufvolumen von D115 nimmt im Verhältnis zu den Gesamtanrufzahlen in den
lokalen Servicecentern noch eine geringe Größe ein. Neben der Tarifierung – die Nutzung der 115 ist mit durchschnittlich 7 Cent7 pro Gesprächsminute (aus dem Festnetz)
im Regelfall teurer als die lokale Rufnummer eines Servicecenters – liegt dies insbesondere auch daran, dass die lokalen Rufnummern über viele Jahre etabliert wurden
und den Bürgerinnen und Bürgern bekannt sind. Der 115-Service wird zudem auch
unter den lokalen Einwahlnummern geleistet. Ebenso wird der 115-Service durch das
zumeist breitere und tiefere Leistungsangebot der teilnehmenden lokalen Servicecenter ergänzt. Das führt im Ergebnis dazu, dass der Anrufer zwischen den lokalen
Leistungen des Servicecenters und den D115-Leistung nicht unterscheiden kann.
Da künftig zunehmend Verwaltungen in den D115-Verbund integriert werden, die
noch über keinerlei bzw. einen sehr eingeschränkten telefonischen Bürgerservice
verfügen, wird der Anteil der 115-Anrufe am Gesamtanrufaufkommen der Verwaltungen sukzessive steigen.
Rund 40 % der Anrufer wählen seit Start des Piloten die 115 aus versorgten Gebieten
und demnach rund 60 % der Anrufer aus bisher noch unversorgten Gebieten. Ausnahme hierbei bildet ebenfalls der Monat April, der durch großes mediales Interesse
insbesondere in den Pilotregionen geprägt war.
Entwicklung der Anrufzahlen 2009
225.000
200.000
175.000
150.000
125.000
100.000
75.000
50.000
25.000
ab
09
12
.2
0
09
11.
20
09
10
.2
0
09
20
09
.
09
20
08
.
9
00
07
.2
09
20
06
.
09
20
05
.
09
20
04
.
24
.0
3.
20
09
0
Gesamt
Versorgtes Gebiet
Unversorgtes Gebiet
Abbildung 14: Entwicklung der Anrufzahlen: Gesamt, Versorgt, Unversorgt 2009
Der Anteil des versorgten Gebiets hat sich seit Start des Piloten erhöht. Zum 1. Mai
2009 sind Leverkusen und Hürth, zum 4. Juni 2009 Bergisch Gladbach, zum 1. September 2009 Remscheid und zum 1. Dezember 2009 der Bodenseekreis dem Pilotbetrieb beigetreten.
30
Die Projektgruppe D115 prüft gegenwärtig, ob die 115 künftig durch die Netzbetreiber Flatrate-kompatibel gemacht werden kann. Das bedeutet, dass ein Haushalt, der über eine Telefon-Flatrate verfügt, den 115-Anruf künftig
nicht mehr zusätzlich zahlt.
7
In absoluten Zahlen nimmt Nordrhein-Westfalen den Spitzenplatz ein. Zum einen
ist Nordrhein-Westfalen mit rd. 18 Mio. Einwohnern das bevölkerungsstärkste Bundesland, und zum anderen sind zahlreiche Kommunen bereits seit Start des Piloten
D115-Teilnehmer.
Anrufe je Bundesland 2009
24 Std./7 Tage
450.000
400.000
350.000
300.000
250.000
200.000
150.000
100.000
50.000
0
seit 24.03.
BW
BY
April
BE
Mai
BB
Juni
HB
HH
Juli
HE
August
MV
NI
NRW
September
RP
SL
Oktober
SN
ST
November
SH
TH
Dezember
Abbildung 15: Entwicklung der Anrufzahlen je Bundesland 2009
Bei der relativen Betrachtung der Anrufzahlen je Bundesland je 1.000 EW zeigt sich
die Stärke der Stadtstaaten Hamburg und Berlin, die seit Pilotstart die vordersten
Plätze einnehmen.
70,00
60,00
50,00
40,00
30,00
20,00
10,00
0
seit 24.03.
BW
BY
April
BE
Mai
BB
Juni
HB
Juli
HH
HE
August
MV
NI
NRW
September
RP
SL
Oktober
SN
ST
November
SH
TH
Dezember
Abbildung 16: Entwicklung der Anrufzahlen je Bundesland je 1.000 Einwohner
31
Die Auswertungen der D115-Wissenssuche können als Seismograf der Bevölkerung
gesehen werden. Seit Start des Piloten sind die nachfolgenden Themen die Topthemen in der D115-Wissenssuche in alphabetischer Reihenfolge. Die am häufigsten abgefragten Themen aus dem Wissensmanagement sind:
Elterngeld
Personalausweis / Reisepass
Führerschein
Polizei / Ordnungsamt / Bußgeld
Gewerbe
Schwerbehinderung / Schwerbehindertenausweis
KFZ-Zulassung
Steuern / Finanzamt
Meldeanfrage / -auskunft / -register
Wohngeld
Dabei machen die zehn häufigsten Fragen über 35 % und die 100 häufigsten Fragen
über 90 % aller Bürgeranfragen im D115-Verbund aus. Darüber hinaus zeigen sich saisonale Schwerpunkte im Jahr 2009 bei den Top 15-Themen wie die Umweltprämie im
Mai, BAföG im Juli bis Oktober, Bußgeld im Juli bis September, Hundesteuer im Mai,
Juni und August, Kindergeld und Rente im Mai und Juni, Neue Influenza („Schweinegrippe“) im Mai, Juni und November, sowie Visum / Aufenthalt im Juli und August
und Wahlen im September. Aus der systematischen Auswertung der Bürgerbedürfnisse können relevante Steuerungsentscheidungen für Politik und Verwaltung abgeleitet werden.
5.3. Datenschutz, Spam, Abgrenzungen 110/112
Das Projekt D115 berührt eine Vielzahl technischer, rechtlicher und organisatorischer
Querschnittsthemen wie Barrierefreiheit, Mitbestimmungs- und Arbeitsschutzaspekte oder Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. Von besonderer Bedeutung ist das
Thema Datenschutz. Wendet sich eine Bürgerin oder ein Bürger an eine Behörde,
so gelten als personenbezogene Daten im Sinne des Datenschutzrechts bereits der
Name, die Anschrift, Kommunikationsdaten (Telefon, E-Mail, Fax) und das Anliegen,
das oft sehr konkrete Rückschlüsse auf die Lebensumstände zulässt. Diese Daten werden im D115-Verbund gegen Zugriff und Verwendung durch Unbefugte geschützt.
Die datenschutzrechtlichen Fragestellungen insbesondere zur Informationsweiterleitung im D115-Verbund wurden mit dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz
und die Informationsfreiheit (BfDI) abgestimmt. Die Projektgruppe steht dazu im regelmäßigen Kontakt mit dem BfDI.
Die D115-Servicecenter erhalten wie bei anderen Servicenummern auch Anrufe, die
nicht in das Leistungsspektrum fallen und somit keine originären Behördenanliegen
sind. Eine Ursache für diese Fehlanrufe wurde identifiziert: Ein privater Mobilfunkbetreiber hat bis zur Einrichtung der 115 einen Service unter einer ähnlichen Telefon-
32
nummer angeboten. Seit Sommer 2009 wird mit allen Beteiligten an einer Lösung
und damit einer Reduzierung dieser Anrufe gearbeitet.
Durch die numerische Nähe der einheitlichen Behördenrufnummer 115 zu den etablierten und jedem Bürger bekannten Notrufnummern 110 und 112 ist es zwingend
erforderlich, die Inhalte von D115 klar von denen der Notrufnummern abzugrenzen.
Dies erfordert besondere Anstrengungen in der Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit.
Um auf Notrufe, die bei der 115 eingehen, unverzüglich reagieren zu können, steht
ein Verfahren zur zielgenauen Übergabe des 115-Anrufs an die zuständige Notrufleitstelle zur Verfügung. Bei Anruf der 115 nimmt das Servicecenter das Telefonat an und
qualifiziert das Anliegen des Bürgers oder Unternehmens. Sollte festgestellt werden,
dass es sich um einen Notfall handelt, wird der Notruf an die zuständige Leitstelle
der polizeilichen oder nicht polizeilichen Gefahrenabwehr übergeben. Umgekehrt
werden Anrufe, die bei den Notrufnummern eingehen und keinen Notruf darstellen,
nicht an die D115-Servicecenter weitergeleitet.
5.4. Wesentliche Stärken und Schwächen im Überblick
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Das Serviceversprechen im
D115-Verbund wurde eingehalten.
Die Zufriedenheit bei den
Anrufern der 115 ist sehr hoch.
Es gab keine nennenswerten
Beschwerden zum D115-Service.
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Weitere Gespräche mit den Teilnehmern zur Gewährleistung
einer gleichbleibend hohen
Leistungsqualität.
Sowohl die inhaltliche als auch
die Gesprächsqualität sind
hoch.
Rückkopplung durch AnruferBefragungen auch 2010, Absenkung der Tarife ist anzustreben.
Die Kennzahlen wurden mit
dem D115-Verbund weiterentwickelt und abgestimmt.
Einheitliche Prozesse, Konventionen etc. wurden im D115Verbund definiert.
Die weiterentwickelten Kennzahlen sind in die ControllingDatenbank zu implementieren.
Die definierten Prozesse
(Betriebshandbuch) sind in der
Praxis zu prüfen und bei Bedarf
anzupassen.
Das Berichtswesen wurde
erfolgreich etabliert.
Das Berichtswesen ist kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bei den teilnehmenden Servicecentern sind
heterogen.
Über die Qualität der Auskunft
durch die Mitarbeiter definiert
sich im Wesentlichen die Gesamtqualität von D115.
Schulungs- und Qualifizierungskonzept erstellen; zentraler
Coachingverantwortlicher
schult / qualifiziert in bestehenden Servicecentern sowie bei
neuen Teilnehmern des D115Verbundes.
33
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Das D115-Anrufvolumen ist im
Vergleich zum Gesamtanrufvolumen in den Servicecentern
gering.
Bei den Teilnehmern wird die
übergreifende D115-Dienstleistung im Regelfall auch mit
dem D115-Wissensmanagement
erbracht, wenn der Bürger
unter der alten Servicenummer anruft. Wenn zunehmend
weitere D115-Partner integriert
werden, die bisher über keinen /
einen geringen telefonischen
Bürgerservice verfügen, so
steigt das D115-Anrufvolumen
sukzessive an.
Überprüfung der D115-Tarifierung. Dezentrale Kommunikationsmaßnahmen einleiten,
um Bürgerinnen, Bürger und
Wirtschaft auf 115 hinzuweisen,
sowie die Flächendeckung
vorantreiben.
Kein nennenswertes Volumen
an telefonischen und elektronischen Weiterleitungen in das
2nd Level Bund und Länder.
Rund 90 % der Anfragen
beziehen sich auf kommunale
Fragestellungen. Des Weiteren
erlauben die Informationsbereitstellungen von Bund und
Ländern den kommunalen 1st
Level-Servicecentern eine hohe
Fallabschlussquote zu Fragestellungen des 2nd Level.
Einbindung weiterer Leistungsangebote aus Verwaltungen
von Ländern und Bund.
Intensive Kommunikation gegenüber Bürger und Wirtschaft,
dass Landes- und Bundesleistungen über 115 abgerufen
werden können.
Einzelne Fehlanrufe, die den
Notrufen 110 und 112 zuzuordnen sind, wurden über die 115
angenommen. Diese Anrufe
wurden über etablierte Prozesse an die entsprechenden
Leitstellen übergeben.
Fehlanrufe lassen sich trotz
großer Kommunikationsanstrengungen nicht gänzlich
vermeiden.
Enge Abstimmung mit dem
BfDI.
Tabelle 3: D115-Qualitätsmanagement
34
Einbeziehung des BfDI bei der
Weiterentwicklung des D115Services und der technischen
Komponenten.
6. Öffentlichkeitsarbeit für den 115-Service
6.1. Organisatorische Rahmenbedingungen
Die Öffentlichkeits- und Kommunikationsarbeit zu D115 folgt den Organisationsstrukturen des D115-Projekts, indem sie – entsprechend der unterzeichneten Projektcharta – auf eine Vernetzung der Akteure des D115-Verbundes setzt. Die Projektgruppe koordiniert die Kommunikationsarbeit im Rahmen der föderalen Ordnung und
unter Wahrung der kommunalen Selbstverwaltung.
Die zentrale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wird von der Projektgruppe geplant
und umgesetzt. Sie entwickelt Instrumente, Konzepte und Maßnahmen und stellt
diese den Verbundteilnehmern zur Verfügung.
Um eine gezielte dezentrale Öffentlichkeitsarbeit in den Modellregionen zu betreiben, werden sowohl die jeweiligen Pressereferenten / Pressestäbe als auch die
Internetredaktionen sowie sonstige verantwortliche Stellen in die zentrale Öffentlichkeitsarbeit eingebunden. Dies geschah und geschieht auch bereits dann, wenn
sich eine Region zur Teilnahme an D115 entschieden hatte. Das heißt, die jeweiligen
Mitarbeiter werden von der Projektgruppe mit allen notwendigen Informationen,
Instrumenten und Konzepten der D115-Öffentlichkeitsarbeit ausgestattet, um eine
möglichst große mediale Wirkung beim Start in den Pilotbetrieb zu entfalten. Die
Umsetzung erfolgt dezentral eigenverantwortlich und mit eigenen finanziellen Mitteln in den teilnehmenden Modellregionen.
6.2. Kommunikationsziele
Intelligentes Marketing sowie aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sind von zentraler Bedeutung für den Erfolg des Projekts D115. Nur durch die Bekanntheit der Behördenrufnummer und ein positives Image des 115-Services kann das Anrufvolumen
nachhaltig gesteigert werden. Demzufolge zielt die Kommunikation darauf,
nachhaltig bundesweit den Bekanntheitsgrad der 115 zu steigern,
das Image des 115-Services in der Öffentlichkeit positiv zu besetzen
und
in den teilnehmenden Regionen das Anrufverhalten signifikant zugunsten der 115
zu beeinflussen.
Die Allensbach-Studie zeigt, dass 49 % der Bevölkerung in den Pilotregionen bereits
von der einheitlichen Behördenrufnummer 115 gehört haben, allerdings weiß nur jeder Fünfte von ihnen, dass die Nummer am eigenen Wohnort genutzt werden kann.
Von diesen haben bereits 12 % tatsächlich die Nummer genutzt – bemerkenswert vor
dem Hintergrund, dass die meisten Bürger nur ein- oder zweimal jährlich Kontakt zu
Behörden aufnehmen und die Nummer erst seit kurzer Zeit erreichbar ist.8
Um den Nutzerkreis der 115 auszuweiten, ist an erster Stelle und vor allen anderen
Maßnahmen die weitere Bekanntmachung der 115 notwendig, speziell die Verbreitung von Informationen über die Verfügbarkeit der Behördenrufnummer am eigenen Wohnort.
8
Institut für Demoskopie Allensbach, Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 5269, 01/2010
35
Die Botschaften, die insbesondere an die Hauptzielgruppe Bürgerinnen und Bürger
kommuniziert werden, fokussieren auf folgende Aussagen:
Leicht merkbare einheitliche Rufnummer
Kundenfreundlicher und effizienter telefonischer Bürgerservice
Verlässliche Auskünfte, unabhängig der kommunalen, Landes- oder Bundeszuständigkeit
Föderales Referenzprojekt
115 wirkt als Sensor für Bürgerbedürfnisse und setzt als Dienstleistung neue Qualitätsstandards
Stärkt die ebenenübergreifende Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch
untereinander
6.3. Operationalisierung der D115-Kommunikation
Die D115-Kommunikation differenziert sich in zentrale und dezentrale Kommunikationsaufgaben.
6.3.1. Zentrale Kommunikationsarbeit
Im Rahmen der zentralen Kommunikationsarbeit führt die Projektgruppe D115 eigenständige Kommunikationsmaßnahmen durch, die durch diese geplant und umgesetzt werden. Weitere Aufgabe des Teilprojekts Kommunikation ist die Koordination der dezentralen D115-Kommunikation:
Steigerung der Wahrnehmung der Marke D115: Dazu wurden von Seiten der Projektgruppe gemeinsam mit den Verbundteilnehmern Grundsätze zur Corporate
Identity und daraus abgeleitet Vorgaben für das Corporate Design und Corporate
Wording erarbeitet und verabschiedet.
Bereitstellung von Materialien für die dezentrale Kommunikationsarbeit: Beispielsweise werden den Verbundteilnehmern über einen Link auf der Internet
seite www.d115.de zum sogenannten Teamraum D115 Hilfsmittel zur weiteren
Verwendung als Download angeboten, wie Druckvorlagen für das D115-Logo,
Flyer, Broschüren, Plakatmotive und verschiedene Give-aways. Die Erfahrungen
der einzelnen Verbundteilnehmer mit diesen Hilfsmitteln werden gesammelt,
evaluiert und fließen in die Weiterentwicklung der dezentralen und zentralen
Maßnahmen ein. Die so erzielten Synergie- und Lerneffekte zielen auf eine effiziente und nachhaltige Kommunikationsarbeit für D115 ab und vermeiden seitens
der D115-Teilnehmer den unnötigen Einsatz von Zeit, personellen und finanziellen
Ressourcen. Durch die Nutzung zentral bereitgestellter Kommunikationsmittel
können Kosten eingespart und personelle Kapazitäten für eine effiziente Presseund Öffentlichkeitsarbeit vor Ort freigesetzt werden.
Informationen für politische Entscheider / Verwaltungsspitzen: Politik und Verwaltung werden Informationen bereitgestellt, um die jeweilige Entscheidung für
eine mögliche Beteiligung am D115-Verbund zu unterstützen.
Informationen für die Wirtschaft: Die Projektgruppe stellt Informationen insbe-
36
sondere für Vertreter aus den Branchen Informations- und Telekommunikationstechnologie sowie Unternehmensberatungen über den aktuellen Sachstand des
Projekts und über Möglichkeiten / Wünsche der Weiterentwicklung von marktfähigen Lösungen zur Verfügung.
6.3.2. Dezentrale Kommunikationsarbeit
Die dezentrale Kommunikationsarbeit umfasst sämtliche Aktivitäten der Verbundteilnehmer innerhalb des jeweils eigenen Verantwortungsbereichs und ist primär
auf die Zielgruppe Bevölkerung konzentriert. Darüber hinaus wird durch die dezentrale Kommunikationsarbeit sichergestellt, dass Informationen und Erfahrungen
aus den Modellregionen an die Projektgruppe rückgekoppelt werden. Die Planung,
Umsetzung sowie die Bereitstellung personeller und finanzieller Ressourcen obliegt
allein der Verantwortung der Verbundteilnehmer.
6.4. Kommunikationsmaßnahmen
Aufgrund der vielfältigen Ziele und Zielgruppen setzt die D115-Kommunikation auf
einen breiten Kommunikationsmix und daraus abzuleitende Maßnahmen, die sowohl für die zentrale als auch dezentrale Kommunikation genutzt werden können.
Maßnahmen
Zielgruppe
Öffentlichkeit
Infoveranstaltungen,
Fachmessen
x
Newsletter
x
Presse- und
Medienarbeit
x
Give-aways
x
x
x
Werbung
Internetseite
Zielgruppe
politische
Entscheider
Workshops
x
Zielgruppe
Wirtschafts
vertreter
x
x
x
x
x
x
x
x
Weiterbildung
Hintergrund
gespräche
Zielgruppe
Mitarbeiter
x
Tabelle 4: Kommunikationsmaßnahmen
37
6.5. Fazit und Ausblick
Die Kommunikation zu D115 zielte zu Beginn des Jahres 2009 auf eine hohe Bekanntheit des Projekts in der Öffentlichkeit. Eine breite Berichterstattung zum Pilotstart
konnte die Bekanntheit der neuen Servicerufnummer deutlich steigern. Begleitet
wurde diese Berichterstattung von zahlreichen Testanrufen durch die Medienvertreter in den D115-Servicecentern. Aufgrund der positiven Erfahrungen innerhalb der
ersten Wochen konnte neben der Wahrnehmungssteigerung auch die grundlegende
Einstellung der Öffentlichkeit zu D115 positiv beeinflusst werden. Die Allensbach-Studie lässt darauf schließen, dass die Berichterstattung zum Pilotstart sehr erfolgreich
war: Die Bevölkerung in den Pilotregionen kennt die 115 vor allem aus den Medien
(91 %). Die erwähnte Tatsache, dass nur wenige von der Erreichbarkeit der Nummer
im eigenen Wohnort wissen, lässt vermuten, dass vorrangig überregionale Medien
zur Wahrnehmung von D115 beigetragen haben.
Seit dem Pilotstart richtet sich die Kommunikationsarbeit der Projektgruppe verstärkt an die Zielgruppe der politischen Entscheider / Verwaltungsleitungen, um
die Teilnehmerzahlen bei Bund, Ländern und Kommunen zu erhöhen. So wurden in
mehreren Workshops und sogenannten Regionalkonferenzen Vertreter aus Politik
und Verwaltungsspitzen über den Sachstand und die Perspektiven des Projekts informiert.
Die Beteiligung an Fachmessen und Veranstaltungen (CeBIT, Messe Moderner Staat
und 4. Nationaler IT-Gipfel) richtete sich an Experten, Fachjournalisten und politische Entscheider. Daneben wurden auf Veranstaltungen mit hoher Bevölkerungspräsenz (Tag der Deutschen Einheit und Tag der offenen Tür der Bundesregierung)
Bürgerinnen und Bürger über die 115 informiert.
Die Kommunikationsarbeit für das Jahr 2010 im D115-Verbund umfasst zwei wesentliche Zielsetzungen: Zum einen sollen weitere Kommunen und Landes- sowie Bundesbehörden für den D115-Verbund gewonnen werden. Zum anderen soll in den
teilnehmenden Modellregionen die D115-Kommunikation, insbesondere die Darstellung ihres Mehrwerts und ihrer Alleinstellungsmerkmale, intensiviert werden, um
zur Bekanntheit der D115 sowie zum Wissen um ihre Erreichbarkeit beizutragen und
damit ein stabiles Anrufvolumen zu gewährleisten.
38
6.6. Wesentliche Stärken und Schwächen im Überblick
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Das mediale Interesse war
insbesondere zum Pilotstart
außergewöhnlich groß.
In Kommunen, die bereits seit
längerer Zeit erfolgreich Servicecenter betrieben, erfolgt
die Bewerbung der 115 nur
bedingt, weil:
• die bereits existierende
lokale Servicenummer bei
Bürgerinnen und Bürgern
bekannt ist,
• die lokalen Servicenummern
im Regelfall um wenige Cent
günstiger tarifiert sind.
Nutzung eines breiten Kommunikationsmix (Pressearbeit, Veranstaltungen, Marketing) zur
spezifischen und orientierten
Ansprache der heterogenen
Zielgruppen, um ein vergleichbares Medienecho zum
Jahrestag der 115 am 24.03.2010
und zu den festgelegten
Aufschaltterminen in den jeweiligen neuen Modellregionen
zu erreichen. Nutzung eines
breiten Kommunikationsmix
(Pressearbeit, Veranstaltungen,
Marketing) zur spezifischen
und orientierten Ansprache
der heterogenen Zielgruppen.
Die Projektgruppe D115 strebt
die Flatrate-Kompatibilität der
115 an.
Zentrale Planung und Koordination der Kommunikation
erleichtert eine abgestimmte
Kommunikation mit den D115Partnern.
Die Abstimmung mit den
D115-Partnern ist teilweise
aufwendig.
Planung und Koordination
wird 2010 in Arbeitsgruppen
intensiviert.
Straffung und Zuweisung von
Aufgaben an D115-Verbundteilnehmer.
Gemeinsame und parallele
Kommunikationsmaßnahmen
in zentralen und dezentralen
Bereichen zur nachhaltigen
Informationsbereitstellung und
Positionierung der Marke D115.
Finanzielle Ressourcen für
die Kommunikationsarbeit
stehen zentral nur bedingt und
dezentral nur in sehr geringem
Umfang zur Verfügung.
Viele Maßnahmen sind von
der Bereitstellung finanzieller
Mittel abhängig. Stehen diese
Mittel nicht bereit, so können
entsprechende Maßnahmen
nicht durchgeführt werden.
Klarstellung der Bedeutung
von Kommunikationsmaßnahmen für den Erfolg von D115
in den beteiligten Behörden.
Konzeption und Umsetzung
von Maßnahmen (Plakatmotive, Imagefilm, Radiospots
etc.) durch die Projektgruppe
und Bereitstellung für den
D115-Verbund zur Zeit- und Kostenreduzierung („think global,
act local“).
39
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Heterogenität des D115Verbunds (regionale und
verwaltungsspezifische Besonderheiten) erschwert eine
einheitliche Kommunikation.
Die Umsetzung dezentraler
Kommunikationsmaßnahmen
ist freiwillig und im Regelfall
durch fehlende / zu geringe
verfügbare finanzielle Mittel
determiniert.
Einheitliche Kommunikationsmaßnahmen können nur
äußerst selten zu gleichen Zeitpunkten durchgeführt werden.
Gezielte und verbindliche Absprachen innerhalb der Arbeitsgruppe Kommunikation;
Einstellung eines Mitarbeiters
zur Betreuung der Kommunikation in den Kommunen;
intensive Begleitung der
Kommunikationsvorhaben im
D115-Verbund unter Berücksichtigung der Heterogenität des
Verbands durch die Projektgruppe D115.
Breite und vielfältige Absenderund Multiplikatorengruppe
(SC-Leiter, Pressevertreter der
Regionen, Online-Verantwortliche, Kommunikationsteam
der Projektgruppe D115 sowie
politische Entscheider)
Die Vielfalt der Absendergruppen bedingt einen höheren
Koordinationsaufwand in der
Kommunikationsarbeit.
Benennen eines festen Kommunikationsansprechpartners pro
Modellregion.
Tabelle 5: Kommunikation des D115-Verbundes
7. Wirtschaftlichkeitsaspekte von D115
Servicecenter verbessern die Wirtschaftlichkeit der Verwaltung. Häufig vorkommende Routineanfragen werden gebündelt bearbeitet. Der Entlastungseffekt der
Verwaltungsbereiche, die vorher für diese Aufgaben zuständig waren, schafft Freiräume für Einsparungen oder für die Konzentration auf fallbezogene Spezialaufgaben. Diese Erkenntnisse lassen sich aus den Erfahrungen der D115-Teilnehmer ableiten, die seit fünf bis acht Jahren Servicecenter nutzen.
Im Folgenden werden die jährlichen Effizienzpotenziale, die durch den Betrieb eines
Servicecenters realisiert werden können, dargestellt. Somit wird die Wirtschaftlichkeit im engeren Sinne betrachtet. Bürgernutzen und sonstige positive verwaltungsexterne Effekte werden nicht berechnet.
7.1. Effizienzpotenziale durch den Betrieb eines Servicecenters
7.1.1. Verkürzte Bearbeitungszeiten und Bündelung gleichartiger Aufgaben
Erfahrungen des Pilotbetriebs zeigen, dass Bürger in großer Zahl gleichartige Anliegen vorbringen. Die zehn häufigsten Fragen machen über 35 % des Anfragevolumens
aus, die 100 häufigsten Fragen über 90 % aller Anfragen. Dieses Wissen ermöglicht,
die Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation auf dieses gleichartige, hochvolumige
Routinegeschäft besser auszurichten.
In einem Servicecenter werden Anfragen nicht wie vorher zeitaufwendig und oft erfolglos über eine Telefonzentrale an Fachbereiche weitergeleitet. Unterstützt durch
40
ein modernes Wissenssystem können mindestens 55 % der Anfragen sofort fallabschließend beantwortet werden.
Die Bearbeitungszeiten für die Auskunftsprozesse der Verwaltung werden optimiert,
weil sich zum einen die Recherchezeiten durch die Nutzung der Wissensdatenbank
verkürzen und zum anderen die hohe Anzahl an Kontakten in der zentralen Anlaufstelle schnell Lerneffekte der Servicecenter-Mitarbeiter generiert.
Recherchearbeiten ggf. nicht zuständiger Bearbeiter, die telefonisch kontaktiert
wurden, entfallen. Stattdessen haben die Mitarbeiter im Servicecenter auf Basis der
Wissensdatenbank schnell Zugriff auf die gewünschten Informationen.
Die durchschnittliche Gesprächszeit der 115-Anrufe in Servicecentern beträgt 95 Sekunden.
Stellt man sich einen Anruf in einer Telefonzentrale vor, die nach klassischem Vermittlungsprozess arbeitet, so ergeben sich deutlich längere Gesamtprozesszeiten. Die zuständige Stelle
muss identifiziert werden, das Gespräch muss dorthin vermittelt werden, das Anliegen des Bürgers muss wiederholt werden, bevor die Beantwortung erfolgen kann. Kann der Anruf wegen
Überlastung oder einer Nichtverfügbarkeit des fachlich zuständigen Mitarbeiters (Außentermin, gerade im Gespräch, in Pause etc.) nicht vermittelt werden, dauert die Prozesszeit bis zur
Beantwortung der Anfrage bedeutend länger (in Anruftests bis zu 8 Minuten). Häufig schildert
der Anrufer sein Anliegen mehrfach.
Die Einrichtung von Servicecentern ermöglicht es, gleichartige Aufgaben zu bündeln. Dies betrifft zum Beispiel Hotlines und telefonische Anlaufstellen. In der Regel
werden Hotlines aufgrund von saisonalen oder politischen Erfordernissen eingerichtet (z. B. Umweltprämie, Neue Influenza, Bewerber-Hotline Lehrereinstellungen
etc.). Nach Änderung der Lage bestehen die Hotlines häufig unverändert weiter. Die
Schaltung in ein Servicecenter erlaubt, diese Hotlines zusammenzufassen, die Infrastruktur zu bündeln und Kosten zu sparen.
In Nordrhein-Westfalen werden über das Landes-Servicecenter „NRW direkt“ Hotlines gebündelt, die vorher aufwendiger in Fachressorts bedient wurden. Ein Team von acht Mitarbeitern
bearbeitet über 200.000 Anfragen pro Jahr mit gesicherter Erreichbarkeit. Würden diese
Aufgaben heute zurückverlagert, müsste die Mitarbeiteranzahl deutlich erhöht werden.
In Hessen wird ein ähnliches Beispiel mit der Verlagerung des 2nd Level auf die drei Regierungspräsidien in Kassel, Gießen und Darmstadt verfolgt.
In größeren Verwaltungsstrukturen lassen sich mehrfach vorhandene Telefonzentralen (z. B. in Bezirksämtern) organisatorisch zusammenfassen.
Auch in Telefonzentralen beschäftigte Mitarbeiter mit Behinderung können, wie Beispiele aus dem D115-Verbund zeigen, im Servicecenter einen neuen, mit einem Wissensmanagement ausgestatteten Arbeitsplatz finden.
41
Die Stadt Hamburg hat alle Telefonzentralen der sieben Bezirksämter sowie fast aller Fachbereiche 2006 aufgelöst und im Telefonischen HamburgService zusammengefasst, der 2009
1,5 Mio. Anrufe bearbeitete. Ein deutlicher Synergieeffekt aus der Änderung der Aufbauorganisation ist die Reduzierung der Bearbeitungszeit (Gesprächsdauer plus Nachbearbeitungszeit):
Lag diese beim Start des Telefonischen HamburgService bei durchschnittlich 3,14 Minuten, so
liegt sie 2009 bei 2,09 Minuten (33 % Reduzierung). Bei gleichbleibend hoher Fallabschlussquote (über 85 %) ist die Anzahl der durch den Service abgedeckten Dienstleistungen auf über
3.000 Leistungen gestiegen.
Nur durch die Bündelung war Hamburg Ende 2009 in der Lage, innerhalb von zwei Werktagen
die Hotline zur „Neuen Influenza“ von der Gesundheitsbehörde zu übernehmen und eine
große Anzahl von zusätzlichen Anrufen zu bewältigen (bis zu 1.200 Anrufe täglich).
Verkürzte Bearbeitungszeiten und die Bündelung gleichartiger Aufgaben führen bei
einem jährlichen Volumen von 300.000 Anrufen zu einem Entlastungspotenzial von
447.730 Euro9 pro Jahr.
7.1.2. Entlastung von Unterbrechungen (bei eigener Zuständigkeit)
Eine hohe Anzahl von Fragen wird bereits im Erstkontakt durch das Servicecenter beantwortet. Als Ziel wird regelmäßig eine Fallabschlussquote von 55 % angesetzt. Diese
Anfragen erreichen die Fachebene nicht und entlasten diese von Unterbrechungen
ihrer fachlich-konzeptionellen Arbeit.
Anfragen, die vom Servicecenter nicht im Erstkontakt beantwortet werden können,
werden ggf. nicht sofort weitergeleitet, sondern zunächst gesammelt und dann
gebündelt per E-Mail an die Fachebene übergeben (sog. Ticketing-Verfahren). Die
Fachebene kann bei der Beantwortung zielgerichtet und priorisierend vorgehen. Es
wird nicht in laufende Prozesse eingegriffen.
Hierdurch können sich die Beschäftigten in den Fachämtern besser auf ihre Aufgaben konzentrieren. Dies schafft Kapazitäten, die zum Abbau von Überlastungen, zu
Freiräumen für neue Aufgaben und / oder Einsparungen an Arbeitszeit beitragen
und damit die Haushalte der Verwaltungen entlasten können. Dies geht einher mit
einer Verbesserung der Arbeitszufriedenheit auf den Fachebenen.
42
9
Kalkulation s. Anlage IV.6
Die Stadt Wuppertal hat in ihrer Verkehrsmessung aus dem Jahr 2005 vor Entscheidung zur
Einrichtung eines Servicecenters festgestellt, dass lediglich 56 % aller Anrufe erfolgreich
waren, somit jeder zweite Anruf vor Einrichtung des Servicecenters nicht beantwortet wurde.
Besonders überraschend war die Erkenntnis, dass 95 % aller Anrufe direkt in die Fachbereiche
gingen und nur 5 % an die Telefonzentrale. Mit der Erkenntnis, dass die Stadt Duisburg über
80 % der Anrufe sofort im Erstkontakt bearbeiten kann, reifte die Überzeugung, dass die Einrichtung eines „Front-Office“ mit Bündelung häufiger Anfragen die Fachbereiche so nachhaltig
entlastet, dass sich organisatorisch mit entsprechender Überzeugungsarbeit Einsparungen in
den Fachbereichen umsetzen lassen.
Für 40 benötigte vollzeitäquivalente Stellen setzte man sich 2007 das Ziel, 48 Stellen durch
Reorganisation an anderer Stelle einschließlich bisheriger Telefonzentrale einzusparen. Im
Doppelhaushalt 2008/09 wurde die Hälfte der Einsparungen erzielt, im Doppelhaushalt
2010/11 ist die weitere hälftige Einsparung geplant. Künftig wird der Haushalt der Stadt jährlich
mit 350.000 Euro entlastet.
Die Bezirksregierung Düsseldorf als Aufsichtsbehörde hat in schwieriger Haushaltssituation
das Vorgehen der Stadt Wuppertal geprüft und genehmigt. Remscheid in vergleichbarer
Haushaltslage konnte sich aufgrund der positiven Erfahrungen das identische Vorgehen
genehmigen lassen und lässt seit Herbst 2009 seine Anrufe im Wuppertaler Servicecenter als
„Front-Office“ bearbeiten.
Die Entlastung der Fachebene von Unterbrechungen durch Anrufe mit allgemeinen
Anliegen führt bei einem jährlichen Volumen von 300.000 Anrufen zu einem Ent
lastungspotenzial von 559.663 Euro10 pro Jahr.
7.1.3. Reduktion der Besuche in der Verwaltung
Viele Fragen der Bürger können bereits im telefonischen Erstkontakt geklärt werden.
Entsprechende Besuche können entfallen. Trotzdem erforderliche Besuche werden
durch einen Anruf im Servicecenter gut vorbereitet unternommen, da der Bürger
erfahren hat, welche Unterlagen er beibringen muss. Zudem kann er zielgenau auf
bestimmte lastenarme Zeitpunkte „gesteuert“ werden.
Die Reduzierung der Besuche in der Verwaltung führt bei einem jährlichen Volumen
von 300.000 Besuchen zu einem Entlastungspotenzial von 153.907 Euro11 pro Jahr.
7.1.4. Reduktion des Pflegeaufwands der Daten (bei eigener Zuständigkeit)
Die Wissensbereitstellung erfolgt bei professioneller Organisation für mehrere Informationsanforderungen aus einer Quelle: den Bürgerservice-Bereich des Internetauftritts, das eigene Intranet, Auskünfte für den einheitlichen Ansprechpartner etc.
Bezieht man in die Erstellung dieser Inhalte die Erfahrungen aus dem Servicecenterbetrieb ein, so ergeben sich weitere Einspareffekte, da die Formulierungen schneller
verständlich und bürgerfreundlicher verfasst und strukturiert werden. Diese Anfor-
10
11
Kalkulation s. Anlage IV.6
Kalkulation s. Anlage IV.6
43
derungen ergeben sich aus dem hohen Antwortvolumen und der erforderlichen
Schnelligkeit in der Erfassung der Inhalte für eine Auskunft. Das heißt, die Nutzung
des Wissens ist nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Servicecenter,
sondern für alle Mitarbeiter der Verwaltung schneller abrufbar und nutzbar.
Als „Nebeneffekt“ werden die bereitgestellten Texte auch für anderweitige Nutzungen in moderner Form angeboten. Auch der Internetnutzer spart beispielsweise
Lesezeit, da er schneller die wichtigen Informationen erhält.
Die Reduktion des Pflegeaufwandes führt zu einem Entlastungspotenzial von ca.
22.387 Euro12 pro Jahr.
7.1.5. Optimierung des Personaleinsatzes
Die regelmäßige Messung der ankommenden Telefonate ermöglicht es, den Personaleinsatz anhand der durchschnittlichen Anzahl der eingehenden Anfragen auszurichten. Gleichzeitig konnte durch Messungen im D115-Verbund nachgewiesen
werden, dass sich das Anrufvolumen aufgrund entfallender Wiederanrufe durch
vorher häufige Besetztzustände und Bündelung mehrerer Fragen bei einem Anruf
(z. B. Umzug: Alle Fragen zu Ummeldung, KFZ-Ummeldung, Schule, Hund etc. können bei einem Kontakt beantwortet werden) um 30 % verringert. Auch diese Effekte
verbessern die Wirtschaftlichkeit. Erfahrungen zeigen, dass sich Bürger bei schlechter Erreichbarkeit entscheiden, auf andere, kostenintensivere Kontaktwege auszuweichen, sei es eine beliebige, nicht zuständige andere Nummer derselben Verwaltung, ein persönlicher Besuch vor Ort oder eine E-Mail.
Abbildung 17: Anrufbelegungen im Wochen- und im Tagesverlauf (Anrufverlauf im
gesamten D115-Verbund ähnlich, so wie aus privaten Callcentern bekannt)
Die an D115 teilnehmenden Kreise bündeln die Telefonate in einer an die bestehenden Bürgeranlaufstellen angebundenen Einheit. Diese ermöglicht einen rollierenden Einsatz zwischen persönlicher Bürgerbedienung und telefonischer Anfragebearbeitung.
Bei teilnehmenden kreisangehörigen Kommunen kann der Vorteil entstehen, dass
durch die Front-Office-Funktion die telefonische Erreichbarkeit der Verwaltung gewährleistet wird. Nicht zuletzt dadurch bleibt in aller Regel die lokale Identität gewahrt. Die Servicezeiten für Fachbereiche der kreisangehörigen Kommunen können
44
12
Kalkulation s. Anlage IV.6
sogar eher zeitlich reduziert werden, da die telefonische Erreichbarkeit D115-konform immer von 8 bis 18 Uhr sichergestellt ist. Dies ermöglicht kreisangehörigen
Kommunen, Kosten einzusparen bzw. die frei werdenden Personalressourcen anders
einzusetzen.
Während des Pilotbetriebs von D115, an dem die Kreise Lippe, Main-Taunus-Kreis, Rhein-ErftKreis und Rheinisch-Bergischer-Kreis teilnehmen, ist festzustellen, dass sich die Anzahl der
dort eingebundenen kreisangehörigen Kommunen nach anfänglicher Skepsis kontinuierlich
erhöht. So nehmen mittlerweile im Main-Taunus-Kreis alle kreisangehörigen Kommunen an
D115 teil, und der Kreis Lippe meldete kürzlich, dass in 2010 über 90 % der Kommunen Anschluss
finden.
7.2. Zusätzliche Effizienzpotenziale durch die Integration in den D115-Verbund
7.2.1. Reduktion des Pflegeaufwands der Daten (bei fremder Zuständigkeit)
Rund 10 % der Anrufe in der Verwaltung betreffen Zuständigkeiten der Landes- oder
Bundesverwaltung (z. B. Elterngeld, Rentenversicherung). Viele Verwaltungen pflegen hierfür auf ihren Internetseiten oder in ihren Wissensdatenbanken entsprechende Leistungsberichte. Im D115-Verbund kann auf die Daten der zuständigen Behörde zugegriffen werden. Der eigene Pflegeaufwand entfällt. Dies führt zu einem
Einsparungspotenzial von 10.392 Euro13 pro Jahr.
7.2.2. Reduktion der Schulungskosten
Die D115-Projektgruppe stellt einen Coach zur Verfügung, der sowohl vor Ort die Servicecenter-Agenten trainiert als auch jährlich zentrale Schulungsveranstaltungen
organisiert.
Dies führt bei den teilnehmenden Servicecentern zu einem Einsparungspotenzial
von ca. 3.750 Euro14 pro Jahr.
7.2.3. Reduktion der Beratungskosten
Über die Teilnahme an D115 erhält die Verwaltung umfangreiche Informationen in
Form eines intensiven Know-how-Transfers zur Projektdurchführung sowie zu technischen und organisatorischen Aspekten und erhält Zugang zum D115-Teamraum.
Zudem kann sie auf ein Angebot themenspezifisch durchgeführter Arbeitsgruppen
zugreifen. Gleichzeitig erhalten Projektleiter durch die Teilnahme eine Art „Servicecenter-Grundausbildung“ zur späteren Führung einer solchen Organisationseinheit.
Dieser Know-how-Transfer führt zu einem einmaligen Einsparungspotenzial an Beratungskosten von ca. 40.000 Euro.
13
14
Kalkulation s. Anlage IV.6
Kalkulation s. Anlage IV.6
45
7.2.4. Entlastung von Unterbrechungen (bei fremder Zuständigkeit)
Im Rahmen des Pilotbetriebs stellte sich heraus, dass für diverse Themen mehrere
Verwaltungsebenen zuständig sind. Damit besteht die Chance, die Beantwortung
dort vornehmen zu lassen, wo der Bürger hauptsächlich und beim ersten Mal anruft.
Nach ersten Erfahrungen zeigt sich, dass dies mit wenigen Ausnahmen (z. B. Arbeitsagentur, Rentenangelegenheiten) die kommunale Ebene ist. Dies ermöglicht es, die
Stellen zu entlasten, die heute dafür teils mit sehr schwankender Auslastung vorgehalten werden, damit diese sich künftig auf ihre Fachzuständigkeit konzentrieren
können.
Das Servicecenter der Stadt Bielefeld und die Deutsche Rentenversicherung Bund führten eine
Bestandsaufnahme der Anfrage und Anrufprozesse zum Themenkomplex Rentenversicherung
durch. Sie einigten sich auf folgendes Verfahren: Ist für die Auskunft der spezifische Versicherungsverlauf erforderlich, wird immer an den Leistungsträger direkt weitergeleitet. Wird ein
persönlicher Beratungstermin gewünscht, so wird über das e-Terminvergabeverfahren der
Deutschen Rentenversicherung Bund ein Termin vereinbart. Dies entlastet das Versicherungsamt der Stadt Bielefeld von vielen Telefonaten. Nach Abschluss der Tests, der gemeinsamen
Auswertung und der Billigung durch die Beteiligten soll dieses Verfahren im gesamten D115Verbund umgesetzt werden.
8. Flächendeckung
8.1. Gründe für Handlungsbedarf
8.1.1. Bürger wollen die 115
„Vier von fünf Bürgern wollen den einheitlichen Behördenruf 115 nutzen“, so eine Studie des Branchenverbands BITKOM. Auch laut der Allensbach-Studie überzeugt der
Gedanke der 115 die große Mehrheit auf Anhieb: 81 % der Bevölkerung finden es gut,
dass es eine einheitliche Behördenrufnummer gibt. 55 % der Bevölkerung möchten
ihre Behördenangelegenheiten telefonisch regeln. Für 45 % der Bevölkerung ist die
Möglichkeit eines qualifizierten telefonischen Kontaktes mit Behörden sehr wichtig,
für 38 % wichtig. Damit ist der telefonische Zugang zu den Behörden ungleich favorisierter als der Zugang per E-Mail (9 %) oder Internet (6 %).
Gleichzeitig existieren rund 20.000 Behörden auf den drei Verwaltungsebenen von
Bund, Ländern und Kommunen – fast jede mit einer eigenen Einwahlnummer.
Die 115 können derzeit nur 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger erreichen. Insbesondere aus Sicht des Bürgers besteht daher Handlungsbedarf.
Erst eine bundesweite Flächendeckung unter Beteiligung aller Kommunal-, Landesund Bundesbehörden führt zur vollen Entfaltung des Nutzens von D115.
46
8.1.2. Breite Unterstützung für 115
Vor dem Hintergrund, dass D115 zunehmend als Instrument zur
Optimierung des Bürgerservices,
Effizienzsteigerung des Verwaltungshandelns und zur
Verbesserung der Steuerungsinformationen für die Politik
anerkannt wird, gibt es für die Flächendeckung aus der Politik im Wesentlichen drei
Impulse. Zum einen stärken die Innenminister und Senatoren von Bund und Ländern
mit einem erneuten Beschluss15 den weiteren Ausbau:
„Die IMK begrüßt die Aufnahme des Probebetriebs […]. Bund, Länder und Kommunen
sind aufgerufen, sich mit weiteren Verwaltungsbereichen dem 115-Verbund alsbald
anzuschließen und den Bürgerservice 115 bundesweit auszubauen.“
Darüber hinaus haben sich auch der Chef des Bundeskanzleramtes und die Chefin
und Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder in ihrer Sitzung am 19. November 2009 mit D115 befasst und folgenden Beschluss getroffen:
„Der Arbeitskreis der Staatssekretäre für E-Government wird gebeten, zur Besprechung der Bundeskanzlerin mit der Regierungschefin und den Regierungschefs der
Länder am 10. Juni 2010 über die Ergebnisse des Pilotprojekts zu berichten und Möglichkeiten zur weiteren Flächendeckung des 115-Services aufzuzeigen.“
Weiterhin legt der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP für die 17. Legislaturperiode zwei wesentliche Ziele für das Projekt D115 fest:
„Die einheitliche Behördenrufnummer 115 verbessert den Service für alle Bürgerinnen und Bürger. Bis 2011 werden alle Bundesbehörden hieran angeschlossen sein,
bis Ende 2013 soll 115 für ganz Deutschland zur Verfügung stehen.“
Die Teilnahme am D115-Projekt beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und unter
Wahrung des Konnexitätsprinzips. Daher bedarf es einer umfassenden Informationspolitik, um die Reichweite der 115 zeitnah erhöhen und weitere Partner gewinnen
zu können. Maßnahmen hierzu können durch
Kommunen, die sich für einen Anschluss an D115 interessieren,
die Projektgruppe D115,
Teilnehmer im D115-Verbund,
die Länder und
den Bund
angestoßen werden. Hilfreich sind in diesem Kontext vor allem gemeinsame Stellungnahmen und Unterstützung durch Multiplikatoren wie insbesondere die kommunalen Spitzenverbände, aber auch die Vitako (Bundes-Arbeitsgemeinschaft der
kommunalen IT-Dienstleister e. V.) und die KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle
für Verwaltungsmanagement). So wurde mit den kommunalen Spitzenverbänden
am 24.11.2009 eine Gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die darauf abzielt, eng
15
Beschluss auf der 188. Sitzung der Ständigen Konferenz am 4. und 5. Juni 2009 in Bremerhaven
47
und kooperativ zusammenarbeiten und einen Rahmen für den weiteren Verlauf des
Pilotbetriebs sowie den Übergang zum Regelbetrieb zu schaffen (siehe Anlage 5).
8.1.3. Derzeitiger Teilnehmerstand
Mit dem Startschuss des Pilotbetriebs der 115 am 24. März 2009 verfügten ca. 10 Millionen Einwohner in den Modellregionen über einen direkten telefonischen Draht
in die öffentliche Verwaltung. 45 Kommunen, Landes- und Bundesbehörden ermöglichten diesen Erfolg durch ihre frühzeitige Teilnahme am Projekt D115.
Seitdem steigt die Anzahl der am Verbund teilnehmenden Kommunen und Behörden stetig. Fünf neue Teilnehmer konnten bis Ende 2009 zusätzlich in den D115-Verbund integriert werden. Damit kamen innerhalb eines Dreivierteljahres zu den oben
genannten 10 Mio. noch einmal ca. 1 Mio. Einwohner hinzu.
Teilnehmende Kommunen
Berlin
Hamburg
In Hessen
Frankfurt
Main-Taunus-Kreis
inkl. aller kreisangehörigen Kommunen
Offenbach
In Niedersachsen
Oldenburg
In Baden-Württemberg
Bodenseekreis
In Nordrhein-Westfalen
Aachen
Arnsberg
Bad Salzuflen
Bielefeld
Bonn
Dinslaken
Dortmund
Düsseldorf
Duisburg
Hürth
Köln
Kreis Lippe
Landschaftsverband Rheinland
Leverkusen
Mülheim/Ruhr
Münster (ab 04/2010)
Neuss
Remscheid
Rhein-Erft-Kreis (Hürth, Frechen)
Rheinisch-Bergischer Kreis
(Bergisch Gladbach)
Wuppertal
48
Teilnehmende Länder
Berlin
Hamburg
Nordrhein-Westfalen
Hessen
Regierungspräsidium Darmstadt
Regierungspräsidium Gießen
Regierungspräsidium Kassel
Teilnehmende Bundesbehörden
Bundeskanzleramt
Bundespresseamt
Auswärtiges Amt
Bundesministerium des Innern
Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung
Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Bundesministerium der Verteidigung
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit
Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Deutsche Rentenversicherung Bund
Informations- und Wissensmanagement
der Zollverwaltung
Statistisches Bundesamt
Steuerliches Info-Center
Weitere zahlreiche Kommunen und Behörden auf Landes- und Bundesebene befinden sich derzeit in der Entscheidungsphase und klären ihre technischen wie organisatorischen Möglichkeiten für eine Umsetzung. Die Projektgruppe D115 begleitet die
Modellkommunen in diesem Prozess.
Für das Jahr 2010 befinden sich Kommunen in nachfolgenden Ländern mit folgenden
Einwohnerzahlen in Prüfung, in Entscheidung und in Umsetzung:
Land
Schleswig-Holstein
in Prüfung15
in Entscheidung16
988.788
301.320
in Umsetzung17
Hamburg
Niedersachsen
1.770.629
2.150.497
245.810
Bremen
Nordrhein-Westfalen
D115-Erreich
barkeit
120.009
159.563
547.769
2.507.529
162.575
980.179
5.536.836
Hessen
1.853.162
264.380
1.241.045
225.426
Rheinland-Pfalz
1.305.640
Baden-Württemberg
1.217.539
Bayern
134.462
Saarland
549.102
219.430
288.917
860.146
176.452
Berlin
Brandenburg
206.759
3.416.255
150.833
MecklenburgVorpommern
Sachsen
1.901.224
Sachsen-Anhalt
359.467
Thüringen
202.929
Gesamt:
12.772.070
230.140
2.053.661
4.063.560
11.315.468
Tabelle 6: Einwohnerzahlen nach Status
Das Saarland strebt an, die 115 ab 2011 flächendeckend einzuführen. Grundlage hierfür ist ein einstimmiger Beschluss der Mitgliederversammlung des Zweckverbandes
eGo-Saar (Zweckverband Elektronische Verwaltung für saarländische Kommunen)
vom 8. Dezember 2009 (siehe Anlage 4). Im Zweckverband eGo-Saar sind alle saarländischen Kommunalverwaltungen vertreten (52 Kommunen, sechs Landkreise) sowie
fünf kommunale Spitzenverbände.
Damit bietet der Zweckverband in zweierlei Hinsicht die optimalen Voraussetzungen
für die Einführung der 115 im Saarland. Zum einen wird die der Verwaltungsmoder-
In Prüfung: Kontakt zur PG D115 aufgebaut, erste konzeptionelle Überlegungen zur Machbarkeit werden
getroffen;
16
In Entscheidung: Leitungsentscheidung wird vorbereitet und steht bevor;
17
In Umsetzung: Entscheidung zum Beitritt an D115 ist gefallen, Servicestrukturen werden aufgebaut.
15
49
nisierung dienende interkommunale Kooperation um den telefonischen Service
erweitert und zum anderen wird die bereits seit 2004 mit dem E-Government-Pakt
bestehende Zusammenarbeit mit dem Land weiter ausgebaut. Auf der Basis des
Zweckverbandsbeschlusses werden eGo-Saar und das Land ein gemeinsames Realisierungskonzept erstellen. Dieses soll den Kommunen die Möglichkeit eröffnen, je
nach Größe und ortsspezifischen Gegebenheiten, an dem von eGo-Saar organisierten virtuellen D115-Verbund teilzunehmen. Ziel ist es, die Flächendeckung bis 2011
sukzessive zu erreichen.
Nach dem ersten Jahr der Pilotphase verbleiben damit bundesweit etwa 86 % der Bevölkerung, die es für eine gesamtdeutsche Flächendeckung zu erreichen gilt.
8.2. Ausbau der Flächendeckung
8.2.1. Angebot der Projektgruppe D115 in der Flächendeckung
Die Projektgruppe von BMI und dem Land Hessen bietet interessierten Verwaltungen
aus Kommunen, Ländern und Bund frühzeitig Unterstützung an und offeriert allen
Interessenten ein breites Leistungsangebot. Das Leistungsspektrum der D115-Berater
umfasst dabei nachfolgende Maßnahmen:
Angebot diverser Vorlagen und Hilfestellungen (z. B. Handbücher, Integrationsfahrplan)
Gespräche / Präsentationen mit den Verwaltungsleitungen und verantwortlichen
Arbeitsebenen von Kreisen, kreisfreien Städten und kreisangehörigen Kommunen
Mailing / Informationsmaßnahmen / Veranstaltungen zur Information der kreisangehörigen Bürgermeister und / bzw. leitenden Verwaltungsbeamten
Beratung und Betreuung beim Aufbau der Servicecenter sowie bei der Integration
in den D115-Verbund
Unterstützung beim Aufbau von Multicentern
Durchführung diverser Arbeitsgruppensitzungen zum interkommunalen und interministeriellen Erfahrungsaustausch
Insbesondere die Entwicklung der Hilfsmittel wie Handbücher, Checklisten, Vorlagen, Vorgehensmodelle, Wirtschaftlichkeitsberechnungen etc. stellt eine wesentliche Unterstützung für interessierte Kommunen und Behörden dar. Sie vereinfachen einerseits durch Vermittlung der Standards den Aufbau und die Anbindung
neuer Servicecenter und schränken zum anderen heterogene Umsetzungsvarianten
ein.
50
MPK-Beschluss
Politische Koordinierung
Abstimmung Beschlussvorschlag
Koordination der Länder
Entwurf
MPK-Beschluss
Einbindung politischer Mandatsträger (Exekutive und Legislative) bei Bund, Ländern und Kommunen
Einbindung Mandatsträger bei Verbänden und sonstigen Multiplikatoren
Operative Planung, Steuerung und Umsetzung
Einbindung der Länder
Aufbau Servicecenter-Knoten
Koordination Landesansprechpartner
Techn. Beratung /
Schnittstellen ZuFi etc.
Beschaffung, Installation, Schulung
Projektdatenbank
Zentrale und regionale
Arbeitsgruppensitzungen
Prüfung von Anreizen,
Fördermöglichkeiten
Bereitstellung Fördermittel
z. B. EU-Mittel, Rahmenverträge
Finalisierung Handbücher / Toolkit
2009
01/10
02/10
Einbindung kommunale
Spitzenverbände
Aufschalttermin
Laufende Akquisitionsmaßnahmen
Messen, Kongresse, Veranstaltung
Aufschalttermin
Kommunale Erst- und Folgegespräche
Aufschalttermin
Aufbau und Integration neuer Servicecenter und Informations-Bereitsteller
Aktualisierung Handbücher,
Toolkit, Arbeitspapiere etc.
03/10
04/10
05/10
06/10
07/10
08/10
2010
Abbildung 18: Planung zur Umsetzung des Koalitionsvertrages zur Flächendeckung
bis Ende 2013
Die Herausforderung im zweiten Jahr der Pilotphase besteht vor allem darin, dass
nur noch wenige Kommunen über Servicecenter-Strukturen verfügen, die zügig in
den Verbund integriert werden können. Dies bedeutet, dass D115-Servicestrukturen
in vielen Regionen vollumfänglich neu zu etablieren sind. Kommunen sind mit effizienter, D115-kompatibler Technik auszustatten, und das Personal ist zu schulen. Dies
geht einher mit einem entsprechenden Zeitbedarf. Die Kommunen, die sich für den
Aufbau solcher Strukturen entscheiden, werden durch das Teilprojekt Partnergewinnung / Flächendeckung unterstützt. Regional zugeordnete D115-Berater widmen
sich der Gewinnung und Unterstützung neuer Teilnehmer von der Entscheidungsfindung bis zur Aufschaltung der 115.
Nicht für jede Kommune lohnt sich die Investition in ein eigenes Servicecenter. Insbesondere für kleine Kommunen und im ländlichen Raum kann es wirtschaftlich sein,
den 115-Service über bereits bestehende Servicecenter anderer Kommunen anzubieten bzw. gemeinsam mit anderen Kommunen eine gemeinsame Servicestruktur aufzubauen. Beispiele aus dem D115-Verbund (Köln, Bielefeld, Wuppertal etc.) zeigen,
dass hierdurch Synergiepotenziale und höhere Auslastungen des Personals erreicht
werden. Die Unterstützung durch die bestehenden Servicecenter und die Länder
wird daher zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor der Flächendeckung.
51
8.2.2. Maßnahmen bestehender D115-Servicecenter
Bestehende D115-Servicecenter können den Ausbau der Flächendeckung erheblich
beeinflussen. So ist es für den Verbund gewinnbringend, wenn D115-Verbundpartner
Informationen aus dem laufenden Betrieb bereitstellen, die sich als Vorlage für andere Teilnehmer eignen.
Ein besonderes Augenmerk gilt jedoch dem sogenannten „multizentrischen“ Ausbau der D115-Servicecenter. Dabei bietet das bestehende Servicecenter seinen Service
im Rahmen einer Verwaltungskooperation im Regelfall benachbarten Kommunen /
Kreisen an. Neben der Beschleunigung des Ausbaus der Einheitlichen Behördenrufnummer in der Fläche verhilft dieser Ansatz beteiligten Kommunen zu Kosteneinsparungen. Häufig sind etablierte Servicecenter dazu in der Lage, einer anderen
Kommune günstigere Preise anzubieten, als diese selbst bei einer Eigenproduktion
realisieren könnte.
Die Multizentrik bzw. die Kooperation mehrerer Landkreise oder Kommunen in
einem zentralen oder virtuellen Servicecenter erleichtert die Abbildung der eigenen
Verwaltungsgrenzen auf die Vorwahl- und Mobilfunkbereiche.
Servicecenter Stadt A
Mitarbeiter
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
…
Leitung
Leitung
Landkreis A
D115-Back-Office
Kommune A
D115-Back-Office
Kommune B
D115-Back-Office
Kommune …
D115-Back-Office
Landkreis B
D115-Back-Office
Kreisfreie
Stadt
X
D115Back-Office
Kommune A
D115-Back-Office
Kommune B
D115-Back-Office
Kommune …
D115-Back-Office
Abbildung 19: Landkreise und Kommunen im multizentrischen Modell (Shared
Servicecenter)
Beim Aufbau multizentrischer Servicecenter gilt es, gemeinsam mit anderen Kommunen / Kreisverwaltungen bzw. in interkommunaler Zusammenarbeit ggf. mit
mehreren kreisfreien Städten, Landkreisen sowie deren kreisangehörigen Kommunen-Servicecentern zusammenzuarbeiten oder sich an bereits existierende Servicecenter anzuschließen.
52
8.2.3. Besonderheit der Flächendeckung in Landkreisen und kreisangehörigen Kommunen
Die Implementierung der 115 in Landkreisen und kreisangehörigen Kommunen zählt
zu den besonderen Herausforderungen des Projekts D115: Kleinere kreisangehörige
Kommunen können ebenso wie kleinere Landkreise Effizienzpotenziale aufgrund
ihrer Größe langsamer generieren. Für die Einhaltung des D115-Serviceversprechens
wird ein Mindestpersonalbedarf benötigt (das Serviceversprechen muss während der
gesamten Servicezeit gewährleistet sein). In kleineren Kommunen oder kleineren
Landkreisen muss trotzdem sichergestellt werden, dass dieses Personal ausgelastet
wird. Es bedarf daher bei Unterschreitung einer kritischen Größe bzw. Einwohnerzahl einer interkommunalen Zusammenarbeit, für die der D115-Verbund aktiv wirbt.
Die nachfolgende Tabelle vergleicht verschiedene Umsetzungsmodelle nach ausgewählten Kriterien der Effizienz- und Bürgerorientierung:
Modell Kreisangehörige
Kommune
Kreis und kreisangehörige Kommunen
Multizentrischer
Ansatz / Verwaltungskooperation (mehrere Landkreise und
kreisfreie Städte)
Kriterium
Genauigkeit in der
Zuordnung der Anrufe
Gering
(Begrenzung auf Stadtgebiet nicht möglich;
daher können Anrufe
aus umliegenden Gebieten eingehen)
Mittel
(Abgrenzung relativ
gut; Überlappungen in
umliegende Gebiete
möglich)
Hoch
(Abgrenzung gut;
kleinere Überlappungen in umliegende
Gebiete möglich)
Synergiepotenziale
Eher gering
Mittel
Hoch („Einer für alle“)
Organisatorischer
Aufwand
Eher gering (Abstimmung mit Kreis
hinsichtlich Auskunft
zu Kreisleistungen)
Mittel / Hoch (Abstimmung zwischen Kreis
und allen Kreiskommunen)
Mittel (hoher Erstaufwand; Folgeaufwände
eher gering)
Professionalisierung /
Spezialisierung
Eher gering
Mittel
Sehr hoch
Bürgernähe
Sehr hoch
Hoch
Hoch
Tabelle 7: D115-Umsetzungsmodelle für Kreise und kreisangehörige Kommunen
Bei der Einbindung von kreisangehörigen Kommunen über ihre Kreise sollte die Finanzierung hierzu durch die Kreisverwaltung gewährleistet werden. Entsprechende
Erfahrungen sind im D115-Pilotbetrieb gemacht worden. In den gegenwärtigen
Praxisbeispielen aus dem D115-Pilotbetrieb werden „nur“ die 115-Anrufe durch die
Servicecenter der jeweiligen Kreise angenommen und dort für deren kreisangehörige Kommunen bearbeitet. Die dafür entstehenden Kosten sind jedoch gering. Sofern eine Kreisverwaltung in ihrem Servicecenter die 115-Anrufe und das gesamte
53
Aufkommen der eigenen Telefonzentrale bündelt, fallen die 115-Anrufe, die für die
kreisangehörigen Kommunen beantwortet werden, aufgrund ihrer derzeit relativ
geringen Anzahl wirtschaftlich nicht / kaum ins Gewicht. Wenn jedoch kreisangehörige Kommunen ihre eigene Telefonzentrale teilweise (Tagesrandzeiten zur Ausweitung der telefonischen Erreichbarkeit oder Überläufe bei Überlastung der eigenen
Telefonzentrale) oder in Gänze durch das Servicecenter des Kreises übernehmen lassen, dann führt dieser Vorgang – in Abhängigkeit der Gemeindegröße – zu nennenswerten zusätzlichen Belastungen, die ggf. gesondert durch den Kreis in Rechnung
gestellt werden müssen.
Im D115-Verbund ist zusätzlich bereits eine kreisangehörige Stadt vertreten, die mit
der Beantwortung der Top 100-Leistungen gleichsam Auskunft zu Kreisleistungen
gibt. Das Servicecenter dieser Stadt stellt in Schwachlast-Zeiten (in diesem Beispiel
freitagnachmittags) den Betrieb ein und leitet die anfallenden Anrufe an ein anderes Servicecenter zur Bearbeitung weiter: Somit muss das Personal in auslastungsschwachen Zeiten nicht eigenständig vorgehalten werden, und die Bündelung der
Anrufe in einem anderen Servicecenter erhöht dort die Auslastung.
Ein multizentrischer Ansatz kann physisch durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen an eine oder wenige zentrale Dienststellen erfolgen oder aber auch virtuell geschehen, indem Arbeitsplätze an mehreren Orten über entsprechende technische
und organisatorische Infrastrukturen eingebunden werden.
Ein virtuelles Servicecenter ist eine Sonderform der Multizentrik. Sie gewährleistet,
dass mehrere Verwaltungen eine gemeinsame Servicestruktur aufbauen, wobei das
Servicecenter nicht an einem gemeinsamen, sondern an verschiedenen Standorten
agiert. Der Vorteil dieser Sonderform ist es, dass Mitarbeiter eines virtuellen Servicecenters an ihrem Standort und in ihrer Behörde verbleiben können. Eine klare fachliche Steuerung und Weisung ist dabei sicherzustellen.
Landkreis
Landkreis
Kreisverwaltung
Leistungen
Kreisverwaltung
Mitarbeiter
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
…
1
46
Kommune A
Kommune B
Kommune C
Zentrales Servicecenter
14 Mitarbeiter + Leitung
3
4
5
Leitung
Kommune A
Leistungen
Leitung
2
47
…
Kommune A
Leistungen
46
Kommune A
Leistungen
47
…
46
47
…
Virtuelles Servicecenter
14 Mitarbeiter + Leitung
Abbildung 20: Zentrales versus virtuelles Servicecenter (Shared Servicecenter)
54
Das Modell des virtuellen Servicecenters bietet sich vor allem bei großflächigen Landkreisen mit geringeren Einwohnerzahlen an.
8.2.4. Maßnahmen der Länder
Die Präsenz von D115 wurde in den Flächenländern insbesondere durch Einsetzung
von Regionalkoordinatoren und die Durchführung von Regionalkonferenzen, Veranstaltungsreihen sowie Workshops gestärkt. Nachfolgende Tabelle gibt ausschnittsweise einen Überblick über durchgeführte Maßnahmen im „Jahr 1“ der Pilotphase:
Land
Maßnahmen im „Jahr 1“ der Pilotphase
Hamburg
Erweiterung der bestehenden Infrastruktur des Telefonischen HamburgService
um D115-Komponenten
Integration der D115-Wissenssuche in die Software des Servicecenters, um den
Mitarbeitern eine einheitliche Bedieneroberfläche zu bieten
Einsatz barrierefreier Software für sehbehinderte Mitarbeiter im Servicecenter
„Runderneuerung“ der technischen und softwaretechnischen Komponenten im
Telefonischen HamburgService, um im Sinne eines multizentrischen Ansatzes
auch für Partner eine leistungsfähige Grundlage zu schaffen und genaue QMDaten erheben zu können
Umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, z. B. Presseerklärungen, Plakatierungen in
Gebäuden mit hohem Bürgerkontakt, Plakatwerbung in öffentlichen Verkehrsmitteln (U- und S-Bahn), Werbung in den Stadtinformationsanlagen, z. T. gemeinsam
mit dem Behördenfinder, Auslage von Infomaterial und Give-aways auf Messeständen etc.
Es wird angestrebt, neue Kunden in Hamburg außerhalb der Kernverwaltung zu
gewinnen
Hessen
Federführende Beteiligung Hessens bei der Einführung der D115 erfolgte, um den
Bürgerservice in Hessen zu verbessern und bundesweit die Erreichbarkeit von
Verwaltungsdienststellen deutlich zu erleichtern
Vorstellung D115 im Rahmen der Bürgermeister-Dienstversammlungen
Leitfaden „Aufbau und Einrichtung von D115-Servicecentern“ in Hessen
Einbindung des kommunalen IT-Dienstleisters ekom21
Erstellung eines Realisierungskonzepts zur Flächendeckung in Hessen in Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt Flächendeckung (im BMI) bis 2013
Erstellung einer Konzeption zum Anschluss der Landesbehörden, sofern diese
Bürgerservice-relevante Leistungen erbringen, und Abstimmung mit den politisch Verantwortlichen
55
56
Land
Maßnahmen im „Jahr 1“ der Pilotphase
NordrheinWestfalen
Entwicklung einer Erfassungssoftware für die Pflege der Beiträge des Landes
in der zentralen Wissensdatenbank; diese ermöglicht dem Servicecenter „NRW
direkt“ und den Ressorts die strukturierte Beschreibung ihrer Leistungen im
XD115-Format auf einfache Weise
Medienwirksamer Besuch eines multizentrischen Servicecenters durch den
Staatssekretär des Innenministeriums
Regelmäßige D115-Öffentlichkeitsarbeit durch das Land NRW (beispielsweise
Präsenz auf E-Government-Veranstaltung, dem ÖV-Symposium, der CeBIT etc.)
Austausch des Landeskoordinators mit interessierten Kommunen über Schritte
zur Teilnahme am D115-Verbund
Unterstützung der nordrhein-westfälischen Pilotteilnehmer mit Werbematerial
am Starttag des Pilotbetriebs
Thematisierung der Einheitlichen Behördenrufnummer auf den Tagungen des
Innenministers mit den Westfälischen und den Rheinischen Hauptverwaltungsbeamten im Februar 2010
Ausarbeitung eines Konzeptpapiers in Zusammenarbeit mit dem BMI mit möglichen Maßnahmen zur Erreichung der Flächendeckung
RheinlandPfalz
Leitung des Projekts über die Zentralstelle für IT und Multimedia unter Wahrung
der kommunalen Selbstverwaltung
Lizensierung einer landeseinheitlichen Servicecenter-Software, welche den Modellkommunen kostenlos zur Verfügung gestellt wird
Bereitstellung und Betrieb von Software über das gesicherte rlp-Netz
Durchführung von Informationsveranstaltungen unter Beteiligung von Landkreisen und Städten
Planung der Gewinnung zunächst der größeren Städte und Kreise für D115
Multizentrische Ansätze im Rahmen der Metropolregion Rhein-Neckar
Vorstellung des Projekts auf Veranstaltungen wie CeBIT, Moderner Staat und
während des Multimediakongresses des Landes
Medienwirksame Begleitung des Projekts durch das Referat „Öffentlichkeitsarbeit“ der Zentralstelle für IT und Multimedia
Bereitstellung von Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II
Saarland
Auslotung der Realisierungsmöglichkeiten für D115
Arbeitskreis „Saar“ (Modellkommunen und Landesverwaltung) initiiert
Einbindung Zweckverband Elektronische Verwaltung für saarländische Kommunen eGo-Saar
Information und Austausch der Modellkommunen über die Projektgruppe
Austausch mit „Saarland Servicedienst“
Vorstellung der Planungen der Landeshauptstadt Saarbrücken zum Aufbau deren
Servicecenters
Zahlreiche Informationsveranstaltungen des eGo-Saar
Ende 2009: Beschluss des Zweckverbandes eGo-Saar, das Projekt für die saarländischen Kommunen durchzuführen und Vereinbarung mit dem Land, gemeinsam
ein Realisierungskonzept zu erstellen
Förderung der Beschaffung einer Servicecenter-Software durch Kommunen auch
im Rahmen einer Shared Servicecenter-Lösung aus Konjunkturpakt Saar („Saarländischer Konjunkturfonds e-Government“, Amtsbl. S. 1161).
Erstellung eines Realisierungskonzepts zur Flächendeckung im Saarland gemeinsam durch das Land Saarland und den Zweckverband eGo-Saar
Land
SachsenAnhalt
Maßnahmen im „Jahr 1“ der Pilotphase
Ausschreibung einer Machbarkeitsstudie, die landesspezifische Optionen aufzeigt, technisch und organisatorisch einen Dienst zur Umsetzung telefonischer
Servicecenter in Sachsen-Anhalt aufzubauen
Beschluss der Landesregierung Sachsen-Anhalt am 29.09.2009, ein D115konformes Servicecenter in Kooperation mit der Landeshauptstadt Magdeburg
pilothaft aufzubauen
Nutzung der sich im Aufbau befindlichen Infrastruktur der Landeshauptstadt
Magdeburg
Herbeiführung einer Zusammenkunft von Vertretern der Landkreise und kreisfreien Städte am 25.02.2010 zum Aufbau und zur Weiterentwicklung der D115 in
Sachsen-Anhalt
Auslotung eines Arbeitskreises „flächendeckende Einführung von D115 in SachsenAnhalt“ als Grundlage interkommunaler Zusammenarbeit
Das Land Sachsen-Anhalt stellt für die Jahre 2009/2010 Mittel aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung
Tabelle 8: Übersicht über die Maßnahmen der Länder im „Jahr 1“ der Pilotphase
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Häufig stehen nur wenig finanzielle wie personelle Ressourcen und ProjektmanagementKnow-how für die Umsetzung
von D115 in den Verwaltungen
zur Verfügung.
Auf die finanzielle Situation des
Teilnehmers ist von Beginn an
Rücksicht zu nehmen.
Technische und organisatorische Anforderungen sind
gedeckelt und werden nur
gemeinsam mit den Verbundpartnern angehoben; interkommunale Zusammenarbeit ist
zu stärken; für Multizentrik zu
motivieren.
Im Rahmen der Pilotphase sind
die Handbücher „Aufbau eines
Servicecenters“ und „Integration eines Teilnehmers“ erarbeitet worden. Hier spiegeln sich
die Erfahrungen der bestehenden Servicecenter wider.
Das Zusammentragen und die
Erstellung solch komplexer Unterlagen sind langwierig. Sofern
neue Unterlagen verfügbar
sind, sollten diese unmittelbar
an die Projektgruppe D115 übermittelt und in die Handbücher
integriert werden.
Die Handbücher werden regelmäßig aktualisiert.
Die Projektgruppe D115 unterstützt gemeinsam mit den
Verbundpartnern neue interessierte Modellregionen.
Die Unterstützungsmaßnahmen von Projektgruppe
und Verbundpartnern ist für die
Geschwindigkeit des Aufbaus
und der Integration neuer Partner in den D115-Verbund von
besonderer Bedeutung.
Stetige Aktualisierung der
Vorgehensmodelle sowie Überprüfung der Hilfestellungen auf
ihre Effizienz und Effektivität.
57
58
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Zuständigkeitsfinder der Länder
(mit Redaktions- und Datenpool) erleichtern den Anschluss
neuer Servicecenter in den
D115-Verbund.
Zuständigkeitsfinder verringern
den Aufwand für die Bereitstellung von Informationen durch
Kommunen für das D115-Wissensmanagement.
Weiterer Ausbau der Kooperation zwischen D115 und den
Zuständigkeitsfindern der
Länder, insbesondere über die
Projekte LeiKa, Stammtexte
und FIM.
Unterstützung bei der Umsetzung des Einheitlichen
Ansprechpartners (EU-DLR).
Die Umsetzung der EG-Dl-Rl hat
2009 ein Großteil der kommunalen Projektkapazität gebunden. Es wird erwartet, dass die
Intensität dieses Projekts bis
Mitte 2010 erheblich abgenommen hat, sodass damit neue
Kapazitäten für die Umsetzung
von D115 geschaffen werden
können. Zusätzlich kann auf die
Erfahrungen der EA-Umsetzung
aufgebaut werden.
Entwicklung eines modellhaften Musterkataloges über
die Dienstleistungen, die D115
für den einheitlichen Ansprechpartner übernehmen kann.
Der Nachweis der Wirtschaftlichkeit ist einzelwirtschaftlich
schwer zu erbringen, da
Ursache und Wirkung realwirtschaftlich nur schwer in einen
direkten Zusammenhang zu
bringen sind.
Die häufig alles entscheidende
Frage zur Wirtschaftlichkeit
wird in nahezu allen Verwaltungen gestellt. Das heißt, der
Zusatznutzen (z. B. Bürgerorientierung) ist vielfach „nur“
eine Nebenzielsetzung.
Es werden fallbezogene Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen
auf Basis von Erfahrungswerten
aus den teilnehmenden Servicecentern aufbereitet.
Kreise wollen Anschluss, deren
kreisangehörige Kommunen
verhalten sich hingegen abweisend.
Die Zentrierung einer Aufgabe
von einer kreisangehörigen
Kommune bei deren Kreis wird
häufig als Herausforderung
angesehen.
Die anteiligen Kosten, die bei
der Einführung von D115 für die
kreisangehörigen Kommunen
anfallen, werden im Regelfall
durch die Kreisverwaltung
getragen.
Offene Kommunikation und
Werben bei kreisangehörigen
Kommunen sowie Einbindung
der kommunalen Spitzenverbände.
Die Akquisition neuer Kommunen gelingt nur langsam.
Im Akquisitionsprozess bedarf
es großer Ausdauer. Die
Entscheidungsprozesse sind
komplex, und auch die Zustimmung bei Bürgermeistern
und Landräten kann nur über
längere Zeiträume erreicht
werden.
Entscheidungsfindung soll vor
Ort stärker begleitet werden.
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Unterstützung der kommunalen Spitzenverbände auf
Landesebene ist nicht in allen
Ländern sichergestellt.
Empfehlungen der Spitzenverbände, zunächst das Ende
des Pilotbetriebs abzuwarten,
wirken bremsend.
Mit Zustimmung der Bundesverbände werden Einzelgespräche und Vereinbarungen
auf Ebene der Landesverbände
angestrebt.
Kleinere Kommunen sehen
prinzipiell größere Schwierigkeiten, sich dem D115-Verbund
anzuschließen, als dieses bei
größeren Kommunen der Fall
ist.
Die sogenannte kritische Masse
an telefonischen Anfragen
führt in kleineren Kommunen
häufig dazu, dass nur geringe
Stellenanteile der Fachverwaltung gegen die Kosten von D115
gerechnet werden können.
Es sind stärker interkommunale
Kooperationen zu fördern.
Wenige 115-Anrufe bei parallel
geschalteten anderen Servicenummern (Beispiel „300“ der
Doline in Dortmund).
Andere zentrale Servicerufnummern „konkurrieren“ mit der
115 – durch D115 wurde der Service der bestehenden Servicecenter erweitert. Somit werden
faktisch D115-Leistungen
erbracht, die unter lokalen
Einwahlnummern durch den
Bürger abgerufen werden.
Mit dem Aufschalten neuer Servicecenter wird dieser Aspekt
zunehmend in den Hintergrund
treten.
Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit für D115;
Herstellung der FlatrateKompatibilität von D115, sodass
115-Anrufe in die Flatrates der
Netzbetreiber aufgenommen
und insofern nicht gesondert in
Rechnung gestellt werden.
Tabelle 9: Erkenntnisse aus der Umsetzung der Flächendeckung (Länder und Kommunen)
8.2.5. Maßnahmen des Bundes
Auf Bundesebene wird angestrebt, alle Behörden, die bereits heute intensiv mit telefonischen Auskünften für Bürgerinnen, Bürger und Wirtschaft befasst sind, sukzessive bis Ende 2011 in den D115-Verbund einzubringen. Vergleichbar mit der kommunalen Flächendeckung werden die Stärken des D115-Verbundes erst dann vollständig
wirksam, wenn die Bundesebene mit allen bürgerrelevanten Behörden in den 115Service integriert ist. Die derzeitige Anzahl an Leistungsberichten von Bundesbehörden muss deutlich erhöht werden, um die D115-Wissenssuche noch stärker in den
Auskunftsprozessen der kommunalen Servicecenter zu etablieren.
Zur Erreichung dieses Ziels wurde das Aufgabenfeld „Integration Bundesebene“ in
ein eigenes Teilprojekt ausgegliedert. Neben der Entwicklung und Umsetzung einer
Strategie wird das Teilprojekt einen Kabinettbeschluss vorbereiten, im Ressortkreis
abstimmen und noch im ersten Halbjahr 2010 dem Bundeskabinett vorlegen. Der
Beschluss soll den Umfang der Beteiligung am D115-Verbund und die daraus resultierenden Aufgaben der Bundesbehörden konkretisieren. Die Integration der Bundes-
59
behörden in den Verbund erfolgt in einzelnen Gruppen, jeweils zu den vierteljährlichen Zuschaltterminen. Die Zusammensetzung der einzelnen Umsetzungsgruppen
erfolgt nach den Kriterien „Bürgerrelevanz“, „Ausgangslage“ und „Interesse“.
Stärken / Schwächen
Lerneffekte
Zu wenige Informationen zu
Bundesleistungen im D115Wissensmanagement wegen
anfänglicher Beschränkung der
Anzahl auf 25. Daraus resultierend geringere Attraktivität der
D115-Wissenssuche.
Neue Teilnehmer mit Bundesleistungen können sich an bisherigen Partnern orientieren.
Inhaltliche Qualität der Leistungsbeschreibung kann verbessert werden.
Inhaltliche Beschreibung soll
sich an den Anforderungen im
telefonischen Auskunftsservice
orientieren.
Ableitung von Maßnahmen
für 2010
Die Qualitätskriterien für eine
Leistungsbeschreibung im
D115-Verbund werden für alle
Bereitstellungen von Bundesseite verbindlich. Ein direkter
Austausch zwischen Bund und
Kommune soll die Qualität
weiter verbessern.
Tabelle 10: Flächendeckung Bund
9. Ausblick
Der außergewöhnlich gute Start der Pilotphase ist ein großer Ansporn für die Fortsetzung der Umsetzung auch im zweiten Jahr. Es gilt, den bisherigen reichen Erfahrungsschatz zu nutzen und weitere Erfahrungen zu sammeln. Insbesondere gilt es,
aus auffälligen Besonderheiten des Pilotbetriebs zu lernen und den Service weiter
zu verbessern. Dies alles geschieht in Zeiten, in denen die beteiligten Kommunen
einem strikten Sparzwang unterworfen sind. Deshalb muss im zweiten Jahr des Pilotbetriebes ein besonderes Augenmerk auf das Heben von Effizienzpotenzialen gelegt
werden.
9.1. Weiterentwicklung des D115-Services
Die Stabilisierung und Optimierung des laufenden Betriebs sowie die Gewinnung
weiterer Teilnehmer sind die Hauptziele des zweijährigen Pilotbetriebs der 115. Die
Marke D115 soll jedoch bereits auch während des Pilotbetriebs durch weitere Services
schrittweise ergänzt und ausgebaut werden. Dadurch soll der 115-Service bei Bürgerinnen und Bürgern sowie der Wirtschaft und Verwaltung weiter etabliert und die
115 als einheitlicher und einfacher Zugang zu Leistungen der öffentlichen Verwaltung gestärkt werden.
60
9.1.1. Gebärdentelefon
Ziel des D115-Verbundes ist es, den Zugang zu Informationen und Leistungen der
öffentlichen Verwaltung allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen.
Eine wichtige gesellschaftliche Gruppe, die den 115-Service bislang nicht oder nur unter größeren Umständen nutzen konnten, sind gehörlose und hörbehinderte Menschen. Mit dem neuen Angebot des 115-Gebärdentelefons, das über Video-Telefonie
erreichbar ist, soll auch dieser Zielgruppe ein leichter Zugang zur öffentlichen Verwaltung ermöglicht werden.
Das Gebärdentelefon wird in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium
für Arbeit und Soziales aufgebaut. Der Start des neuen 115-Services für hörbehinderte
und gehörlose Bürgerinnen und Bürger ist für den April 2010 geplant. Die Erweiterung des 115-Services um ein Gebärdentelefon fördert zwei wichtige Ziele des D115Verbundes:
a) Stärkung der Teilhabe hörgeschädigter und gehörloser Menschen
Mit der Einrichtung eines Gebärdentelefons wird der größer werdenden gesellschaftlichen Gruppe der Hörgeschädigten und Gehörlosen ein uneingeschränkter Zugang
zum Leistungsspektrum von D115 ermöglicht. Unter Berücksichtigung des allgemeinen Ziels der Bundesregierung, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen weiter zu verbessern, stellt diese Maßnahme einen wichtigen Beitrag der öffentlichen
Verwaltung zur Erreichung dieses Ziels dar.
b) Stärkung des Verbundgedankens
Die Serviceerweiterung Gebärdentelefon wird die eigentlichen Stärken des D115Verbundes noch klarer herausstellen. Vor dem Hintergrund der Bündelung aller
Kontakte an einer Stelle wird die Nutzung der D115-Wissenssuche und mithin die Bereitstelllung von Leistungen für das D115-Wissensmanagement durch alle Verbundteilnehmer weiter forciert. Die D115-Wissenssuche ist für das Gebärdentelefon die
maßgebliche Auskunftsquelle.
9.1.2. Nutzung der 115 in Krisen und Lagen
Schadenslagen (Hochwasser) oder besondere Ereignisse (Umweltprämie) sind dadurch gekennzeichnet, dass innerhalb kürzester Zeit ein hohes Informationsbedürfnis in der Öffentlichkeit entsteht.
Der D115-Verbund besteht aus leistungsfähigen Servicecentern der Kommunen und
Kreise. Sie sind hinsichtlich der technischen Ausstattung und der Fähigkeiten der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den telefonischen Auskunftsservice der öffentlichen Verwaltung bei hohem Anrufvolumen ausgerichtet und hoch spezialisiert.
Auf dieser Basis und in Verbindung mit dem etablierten 115-Netzbetrieb sowie dem
D115-Wissensmanagement könnte der Verbund der D115-Servicecenter ein fester
und die Träger der Gefahrenabwehr entlastender Bestandteil in der Krisenkommunikation werden. Hierzu sollen im zweiten Jahr des Pilotbetriebs entsprechende Kon-
61
zepte gemeinsam durch den D115-Verbund und die zuständigen Behörden für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz erarbeitet werden. Der Schwerpunkt der Arbeiten
soll dabei auf die folgenden vier Säulen gelegt werden:
Musterlösung „Lokale Einbindung eines D115-Servicecenters in die Krisen- und Lagenkommunikation“
Musterlösung „Bundesweite Nutzung der 115 bei nationalen Lagen“
Outbound-Dienste des D115-Servicecenters zur Bevölkerungsinformation
Einbindung der 115 in die länderübergreifende Krisenmanagement-Übung
(„LÜKEX“)
9.1.3. Weitere Standardisierung in der Leistungsbereitstellung
Der D115-Verbund setzt auf die verfassungsrechtlich garantierte unabhängige
kommunale Selbstverwaltung. Informationen zu gleichartigen Leistungen der öffentlichen Verwaltung werden häufig heterogen bereitgestellt, sowohl in der inhaltlichen Beschreibung als auch im technischen Format. Voraussetzung für einen
effizienten Austausch von Informationen zu Leistungen der öffentlichen Verwaltung
innerhalb des Verbundes ist eine Standardisierung. Der D115-Verbund setzt daher
Standards in Inhalt und Struktur einer Leistungsbeschreibung sowie bezüglich des
technischen Datenaustauschformats („XD115“).
Informationen zu Leistungen der öffentlichen Verwaltungen werden auch über andere Vertriebskanäle und öffentliche Informationsanbieter gegeben, zum Beispiel
im Kontext der einheitlichen Ansprechpartner oder der Zuständigkeitsfinder in den
Ländern. Unter allen Anbietern von Informationen zu Leistungen der öffentlichen
Verwaltung zeigt sich eine große Schnittmenge in der Beschreibung einer Leistung.
Die Bereitstellung von Informationen durch eine Kommune / eine Behörde für mehrere Informationsanbieter darf nicht zu Doppelaufwänden führen, um die Beteiligung an allen Vorhaben zu fördern.
Die Projektgruppe D115 unterstützt daher in Kooperation mit der Geschäfts- und Koordinierungsstelle des LeiKa und des Behördenfinders Deutschland das Konzept des
Föderativen Informationsmanagements (FIM). Im Rahmen des FIM sollen inhaltlich
und methodisch abgestimmte Instrumente zur dezentralen Nutzung für Bereitsteller öffentlicher Leistungsinformationen angeboten werden. Perspektivisch regt das
Projekt D115 die Erarbeitung eines sog. Integrationsdatensatzes an, der die Anforderungen der verschiedenen Informationsanbieter an der inhaltlichen Darstellung
berücksichtigt, die Konzepte des LeiKa sowie der Stamm- und Ergänzungstexte integriert und in einem XÖV-Format spezifiziert werden soll (Abbildung).
62
Standardisierung / Interoperabilität
Informationsbereitsteller
Bundesbehörden
Landesbehörden
Wissenspool
zu öffentlichen Leistungen
XÖV
virtuell oder physisch
(dezentral oder über Länderdatenpools)
Städte, Kreise,
Kommunen
XÖV
FIM*
Anstalten
Kammern
XÖV
etc.
Leistungskatalog LeiKa (enthält alle bürger- und
unternehmensrelevanten Leistungen der öffentlichen
Verwaltung – standardisiert und strukturiert
in Form eines Integrationsdatensatzes**),
Prozessbibliotheken, -register,
Formulare etc.
* FIM:
Inhaltlich und methodisch abgestimmte
„Werkzeuge / Instrumente“ zur Nutzung
durch die Informationsbereitsteller
Informationsbereitsteller
Internetauftritte
Landes- / Bundesbehörden
XÖV
Internet-Auftritte
Kreise und Kommunen
Zentrale Portale
Deutschland-Portal
Länderportale
Wissensmanagementsysteme
D115-Wissenspool
EG-DL-RL-Wissenspool
etc.
** Integrationsdatensatz:
Vereint alle Anforderungen der verschiedenen Informationsanbieter hinsichtlich der Leistungsmerkmale
und integriert Stammtexte zu einzelnen Merkmalen
sowie Leistungsnummer und Synonyme
Abbildung 21: ebenenübergreifendes integriertes Wissensmanagement (perspektivische Darstellung)
9.2. D115-Dachorganisation
Das Projekt D115 soll durch den Aufbau einer Dachorganisation nach Ende des Pilotbetriebs verstetigt werden. Die künftige Dachorganisation soll aus der bisherigen
Struktur des Projekts erwachsen:
Die D115-Dachorganisation muss
den Grundprinzipien – einfach, partnerschaftlich, ebenenübergreifend und
freiwillig – des Verbundes Rechnung tragen,
die Einhaltung des Serviceversprechens durch alle D115-Teilnehmer gewährleisten,
in der Lage sein, als Auftraggeber für die zentralen Komponenten zu fungieren (als Vergabestelle kann das Beschaffungsamt aktiv werden oder die
Dachorganisation selbst),
auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden,
flexibel sein und mit dem Ausbau der Flächendeckung Schritt halten.
63
Die Kommunen sind das Fundament, auf dem der gesamte Verbund aufgebaut ist.
Der D115-Verbund besteht zum jetzigen Zeitpunkt mehrheitlich aus kommunalen
Teilnehmern. Zudem sind einige Länder und Bundesbehörden aktiv am Projekt beteiligt. Mittelfristig sollen alle Länder im Projekt vertreten sein – nur dann lässt sich
das langfristige Ziel einer Flächendeckung erreichen. Schließlich sollen bis Ende 2011
alle Bundesbehörden an D115 angeschlossen werden. Das Projekt wirbt dafür, weitere
Teilnehmer zu gewinnen.
Bund und Länder prüfen gegenwärtig Struktur, Aufgaben und zukünftige Finanzierung der Dachorganisation.
9.3. Überblick über Herausforderungen „Jahr 2“
Die wesentlichen Schwerpunkte im zweiten Jahr der Pilotphase vom 24. März 2010
bis 24. März 2011 liegen in folgenden Bereichen:
Zufriedenheit der Bürger
Zufriedenheit entsteht durch eine hohe gleichbleibende Qualität der Auskunft und
der Bereitstellung von weiterführenden Informationen. Dabei ist es von besonderer
Relevanz, dass das Servicecenter stets nach einer Antwort sucht und dem Bürger ein
Gefühl der besonderen Aufmerksamkeit vermittelt. Eine nachhaltige Verbesserung
der Qualität kann mit einem weiteren Ausbau der Dienstleistungsbreite und -tiefe
bei D115 erreicht werden.
Bekanntheitsgrad der Rufnummer 115 erhöhen
Erst knapp jeder dritte Bürger hat von der 115 schon gehört. In den Pilotregionen ist
der Anteil höher, hier kennt jeder zweite Bürger die 115, in den unversorgten Gebieten hingegen nur jeder Vierte. Knapp jeder achte Bürger in den versorgten Gebieten,
der weiß, dass die 115 geschaltet ist, hat sie bereits genutzt.
Die Marke D115 befindet sich in einer frühen Produkt- und Diffusionsphase.
Kernvoraussetzung für eine breitere Nutzung ist ein umfangreiches konkretes Wissen über das Leistungsangebot von D115. Diesbezüglich wünschen sich 61 % der Bürger, die von der 115 bereits gehört haben, mehr Informationen. Selbst von den Nutzern
der 115 fühlt sich knapp die Hälfte nicht ausreichend über das Angebot informiert.
Es existiert ein großes psychologisches Nutzerpotenzial, da für rund 70 % der Bevölkerung in den Pilotregionen die Nutzung der 115 infrage kommt.
Im zweiten Jahr der Pilotphase sollen somit Kommunikationsmaßnahmen durch den
D115-Verbund intensiviert werden, um die Bürger und die Nutzer der 115 besser über
das Konzept und die Dienstleistungsbreite zu informieren. Die 115 sollte bei den Bürgern als „der telefonische Zugangskanal in die Verwaltung“ und damit ebenenübergreifend zu Land, Bund und Kommunen gesehen werden.
Ausbau des Wissensmanagements
Die Qualität des verbundübergreifenden 115-Services gründet vor allem auf der Güte
und bedarfsgerechten Aufbereitung der bereitgestellten Informationen. Der D115Wissenspool muss deshalb in seiner Breite und Tiefe, vor allem aber auch in seiner
Qualität ausgebaut werden. Gleichzeitig muss der Zugriff auf den D115-Wissenspool
64
noch nutzerfreundlicher werden. Entsprechende technische Weiterentwicklungen
befinden sich in der Endabstimmung und werden zügig umgesetzt.
Gewinnung weiterer Partner
Das Hauptaugenmerk wird im „Jahr 2“ neben der weiteren Gewinnung interessierter Kommunen auf die Unterstützung und Werbung für den Ausbau von multizentrischen Anschlüssen neuer Teilnehmer gelegt. Daneben sollen auf Bundesebene die
Grundlagen für das Erreichen des Ziels aus dem aktuellen Koalitionsvertrag gelegt
werden, alle Bundesbehörden bis 2011 in den D115-Verbund zu integrieren. Hierzu
soll im 1. Halbjahr 2010 die bisherige Beteiligung des Bundes an D115 evaluiert werden. Auf Basis dieser Ergebnisse wird ein Umsetzungsplan erarbeitet, der Maßstab
der Arbeiten zur Integration auf der Bundesebene in den D115-Verbund bis Ende 2011
sein soll.
D115 ist als neuer telefonischer Bürgerservice eine Marke, die für hohe Qualität und
Serviceorientierung steht. Die Teilnahme am D115-Verbund ist ein „Qualitätssiegel“
für die eigene Verwaltung. Die Aufrechterhaltung dieser Qualität und die kontinuierliche Weiterentwicklung des Services sind Anspruch und Herausforderung zugleich.
65
66
IV. Anhang
IV.1.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufgaben der Länder
Abbildung 2: Projektorganisation
Abbildung 3: Servicearchitektur im D115-Verbund (I)
Abbildung 4: Servicearchitektur im D115-Verbund (II)
Abbildung 5: Tarifgefüge für Anrufe bei D115 (Stand: 20. März 2009)
Abbildung 6: Verteilung der Top 100-Leistungen bei kreisfreien Städten
und Landkreisen mit kreisangehörigen Gemeinden
Abbildung 7: Maske der Suchanwendung und erste Trefferliste
Abbildung 8: Informationstext aus dem Wissensmanagement (Beispiel)
Abbildung 9: Beispielhafter D115-Monatsbericht für den D115-Verbund
Abbildung 10: Kundenzufriedenheit (Allensbach-Studie)
Abbildung 11: Informationen zu D115 (Allensbach-Studie)
Abbildung 12: Serviceversprechen 2009
Abbildung 13: Entwicklung der Anrufzahlen: Gesamt, Festnetz, Mobilfunk 2009
Abbildung 14: Entwicklung der Anrufzahlen: Gesamt, Versorgt, Unversorgt 2009
Abbildung 15: Entwicklung der Anrufzahlen je Bundesland 2009
Abbildung 16: Entwicklung der Anrufzahlen je Bundesland je 1.000 Einwohner
Abbildung 17: Anrufbelegungen im Wochen- und im Tagesverlauf
(Anrufverlauf im gesamten D115-Verbund ähnlich,
so wie aus privaten Callcentern bekannt)
Abbildung 18: Planung zur Umsetzung des Koalitionsvertrages zur
Flächendeckung bis Ende 2013
Abbildung 19: Landkreise und Kommunen im multizentrischen Modell
(Shared Servicecenter)
Abbildung 20: Zentrales versus virtuelles Servicecenter (Shared Servicecenter)
Abbildung 21: Ebenenübergreifendes integriertes Wissensmanagement
(perspektivische Darstellung)
IV.2.
Tabelle 1:
Tabelle 2:
Tabelle 3:
Tabelle 4:
Tabelle 5:
Tabelle 6:
Tabelle 7:
Tabelle 8:
Tabelle 9:
Tabelle 10:
Tabellenverzeichnis
Organisation, Struktur und Beteiligte
D115-Servicearchitektur (Technische Konzeption)
D115-Qualitätsmanagement
Kommunikationsmaßnahmen
Kommunikation des D115-Verbundes
Einwohnerzahlen nach Status
D115-Umsetzungsmodelle für Kreise und kreisangehörige
Kommunen
Übersicht über die Maßnahmen der Länder im „Jahr 1“
der Pilotphase
Erkenntnisse aus der Umsetzung der Flächendeckung
(Länder und Kommunen)
Flächendeckung Bund
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14
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17
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31
44
51
52
54
63
67
15
23
33
37
39
49
53
55
57
60
67
IV.3. Projektcharta D115 Einheitliche Behördenrufnummer
Projekt D115
Einheitliche Behördenrufnummer
Projektcharta D115
68
Projektcharta D115
Projektcharta D115
Einheitliche Behördenrufnummer
§ 1 Präambel
1. Mit dem Projekt D115 wird der Beschluss der E-Government-Staatssekretäre von
Bund und Ländern vom 19. März 2007 umgesetzt.
2. Mit der einheitlichen Behördenrufnummer 115 wird unabhängig von Zuständigkeiten ein einfacher direkter telefonischer Zugang zu Auskünften über Leistungen
der öffentlichen Verwaltung während des Pilotbetriebs eingeführt. Das Projekt
D115 steht für eine verwaltungsebenenübergreifende Zusammenarbeit in Deutschland, um eine stärkere Ausrichtung öffentlicher Verwaltung auf die Erwartungen
der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft zu erzielen. Dezentrale Serviceeinheiten von Bund, Ländern und Kommunen sind miteinander vernetzt, so dass
Bürgerinnen, Bürger und Wirtschaft Informationen schnell und in qualifizierter
Weise abrufen können.
3. Durch den Aufbau von D115 werden neben der Stärkung der Kundenorientierung
die Fachverwaltungen entlastet. Die Informationen und Auskünfte für Bürgerinnen,
Bürger und Wirtschaft können zielgenau für die betroffenen Verwaltungseinrichtungen erteilt, gesteuert und Verfahrensabläufe verbessert werden. Zusätzlich
wird der weitergehende Einsatz moderner technischer und organisatorischer Verfahren unterstützt. Bereits während der Pilotphase wird D115 in der Fläche durch
Hinzutreten neuer D115-Partner und inhaltlich durch die Ausweitung des Leistungsportfolios horizontal und vertikal ausgebaut. Der D115-Verbund bildet den organisatorischen Rahmen für die Durchführung des Pilotbetriebs.
4. Die Teilnehmer im D115-Verbund erbringen alle Aktivitäten nach bestem Wissen
und Gewissen und mit der gebotenen Sorgfalt.
2
69
Projektcharta D115
Projektcharta D115
Einheitliche Behördenrufnummer
§ 2 Serviceversprechen
1. Die Partner im D115-Verbund geben ein Basis-Serviceversprechen entsprechend
den Anforderungen der aktuellen Fassung des Feinkonzeptes ab. Dieses umfasst
die Servicezeiten, den Service Level, die Dienstleistungstiefe, die Gesprächsqualität
und den -standard. Änderungen des Serviceversprechens werden gemeinsam im
D115-Verbund beschlossen.
2. Die teilnehmenden Servicecenter gewährleisten die Erreichbarkeit der Behörden
rufnummer 115 in einer Kernservicezeit von Montag bis Freitag von 8.00 bis 18.00 Uhr.
3. Die teilnehmenden Servicecenter verzichten auf die Schließung während der Kernservicezeit. Ausgenommen hiervon sind die Servicecenter, die eine Partnerschaft
mit einem anderen Servicecenter eingegangen sind, welches deren Aufgaben über
nimmt. Derartige Vereinbarungen zwischen den teilnehmenden Servicecentern
sind der Projektgruppe D115 vorab mitzuteilen.
4. Die teilnehmenden Servicecenter stellen sicher, dass während der Pilotphase 75
Prozent aller Anrufe innerhalb von 30 Sekunden (gemessen im Monatsmittel)
durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angenommen werden (Servicelevel).
5. Sie beantworten die Anfragen von Bürgerinnen, Bürgern und Wirtschaft im telefonischen Kontakt möglichst umfassend und abschließend. Als Ziel wird vereinbart,
dass die Beantwortungsquote anfänglich zumindest bei 55 Prozent liegen soll.
Kann eine Anfrage nicht abschließend beantwortet werden, so wird diese mit Zu-stimmung des Anrufers aufgenommen und an die zuständige Stelle weitergeleitet.
6. Die teilnehmenden Servicecenter gewährleisten die Entgegennahme von telefonischen und elektronischen Weiterleitungen. Im Falle einer elektronischen Weiter
leitung gewährleisten sie eine Reaktion gegenüber den Bürgerinnen, Bürgern und
der Wirtschaft innerhalb von 24 Stunden eines Werktages nach Eingang des elektronisch aufgenommenen Anliegens.
7. Die in den Absätzen 1 bis 6 genannten Serviceanforderungen werden von den Teilnehmern des Bundes nach Maßgabe der vereinbarten Beteiligung am D115-Verbund
gewährleistet. Darüber hinausgehende Qualitätsstandards bleiben von der Charta
unberührt.
3
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Projektcharta D115
Projektcharta D115
Einheitliche Behördenrufnummer
§ 3 Organisation und Kooperation
1. Die Projektgruppe D115 nimmt in enger Zusammenarbeit mit den Modellregionen
die Koordination des Projektes wahr. Das Vorhaben wird im Rahmen der föderalen
Ordnung und unter Wahrung der kommunalen Selbstverwaltung realisiert.
2. Die teilnehmenden Servicecenter in den Modellregionen integrieren sich freiwillig
mit Unterzeichnung der Projektcharta in den D115-Verbund.
3. Der Lenkungsausschuss ist das höchste Entscheidungsgremium in der Gsamtprojektorganisation. Er ist für die Besetzung der Projektleitung und weiterer Projektinstanzen der Projektgruppe D115 verantwortlich. Die Projektziele werden auf
Initiative des Lenkungsausschuss in Abstimmung mit den Verbundteilnehmern
und der Projektgruppe D115 weiterentwickelt.
4. In einer zentralen Arbeitsgruppe (ZAG) werden die Teil- und Gesamtergebnisse aus
den Facharbeitsgruppen des Projektes D115 mit den Projektleitungen der teilnehmenden Modellregionen beraten und anhand von Beschlussvorschlägen zur Entscheidung gebracht.
5. Die Teilnehmer am D115-Verbund entsenden Vertreter in Facharbeitsgruppen und
tragen zu deren Ergebnissen bei.
§ 4 Aufgaben und Pflichten der Teilnehmer
1. Die an D115 teilnehmenden Kommunen, Länder und Bundesressorts bringen ein
funktionsfähiges Servicecenter in das Projekt ein, bauen ein eigenes Servicecenter
auf oder schließen sich einem solchen an.
2. Die teilnehmenden Servicecenter stellen die gemeinsam definierten Informationen
für den D115-Verbund in der abgestimmten Form in eigener Verantwortung zur
Verfügung. Sie gewährleisten die fachliche und inhaltliche Richtigkeit sowie die Aktualität der Informationen.
3. Die teilnehmenden Servicecenter unterstützen aktiv den Pilotbetrieb und werben
für den D115-Verbund.
4. Die teilnehmenden Servicecenter sorgen für die Qualifikation der Servicekräfte, die
zwischen den Teilnehmern aufgrund der Erfahrungen des Pilotbetriebes präzisiert werden soll.
4
71
Projektcharta D115
Projektcharta D115
Einheitliche Behördenrufnummer
§ 5 Aufgaben und Pflichten der Projektgruppe D115
1. Die Projektgruppe D115 sorgt für die Bereitstellung einer gemeinsamen verbundübergreifenden D115-Wissensbasis für den D115-Verbund und stellt den Netzbetrieb sicher.
2. Die Projektgruppe D115 koordiniert und steuert die erforderlichen Absprachen
zwischen den Teilnehmern im Pilotbetrieb. Für den flächendeckenden Regelbetrieb
sollen die Aufgaben der Projektgruppe in eine Dachorganisation überführt werden.
Gleichzeitig stellt die Projektgruppe D115 die Vernetzung mit Deutschland OnlineProjekten sicher.
3. Die Projektgruppe D115 wirbt ebenfalls um neue Teilnehmer und gliedert diese in
den D115-Verbund ein.
§ 6 Qualitätsmanagement
1. Die Einhaltung der definierten Standards wird durch ein gemeinsames Qualitätsmanagement im D115-Verbund gewährleistet, das zwischen den Teilnehmern aufgrund der Erfahrungen des Pilotbetriebes präzisiert wird. Dieses umfasst unter
anderem regelmäßige Berichtspflichten.
2. Abweichungen von den festgelegten Qualitätsstandards, sowie systematische Fehler und Beschwerden werden durch das D115-Qualitätsmanagement analysiert und
gelöst.
§ 7 Übergabe der Markenrechte an der Rufnummer 115
Die Markenrechte an der Rufnummer 115 werden für die Zeit der Teilnahme am
D115-Verbund an die teilnehmenden Kommunen, Länder, Bundesressorts übertragen. Eine Weitergabe ist nicht erlaubt. Sollte ein Teilnehmer aus dem D115-Verbund
ausscheiden, ist eine Weiternutzung der Markenrechte an der Rufnummer D115
ausgeschlossen.
5
72
Projektcharta D115
Projektcharta D115
Einheitliche Behördenrufnummer
§ 8 Kosten
1. Der Pilotbetrieb funktioniert auf Gegenseitigkeit. Jeder Teilnehmer im D115-Verbund trägt seine Kosten selbst.
2. Die Koordinationsaufgaben der Projektgruppe D115 sowie die Entwicklung von verbundübergreifenden infrastrukturellen Maßnahmen werden während des Pilotbetriebs durch das Bundesministerium des Innern und das Land Hessen getragen.
3. Sollte es zu dauerhaften und nennenswerten Ungleichgewichten bei der Lastenverteilung kommen, so sind dafür Ausgleichsverfahren abzustimmen.
4. Für die Dauer der Pilotphase stellt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
allen D115-Teilnehmern das Gebärdensprache-Telefon kostenlos zur Verfügung.
§ 9 Öffentlichkeitsarbeit
1. Die Projektgruppe D115 betreibt eigenständig Kommunikationsmaßnahmen. Diese
werden mit den in den Modellregionen geplanten Maßnahmen verzahnt. Zudem
entwickelt die Projektgruppe D115 gemeinsam mit den Teilnehmern Kommunikationsinstrumente, die durch die Teilnehmer genutzt werden können.
2. Die Modellregionen bewerben die Nummer 115 jeweils selbst und sorgen durch
geeignete Maßnahmen für einen hinreichenden Bekanntheitsgrad der Marke.
§ 10 Dauer, Anpassung und Beendigung der Vereinbarung
1. Diese Vereinbarung wird für die Dauer der Pilotphase getroffen. Sollte ein Teilnehmer vorzeitig den D115-Verbund verlassen, so hat er dieses den anderen Teilnehmern drei Monate im Voraus anzuzeigen.
2. Sollten Zielanpassungen oder Änderungen notwendig werden, so verhandelt die
Projektgruppe D115 diese mit den Teilnehmern des D115-Verbundes.
3. Vor Abschluss der Pilotphase wird das Projekt durch die Projektgruppe D115 evaluiert und allen Teilnehmern ein Abschlussbericht vorgelegt.
6
73
Projektcharta D115
Projektcharta D115
Einheitliche Behördenrufnummer
Für die Projektgruppe D115
Dr. Dominik Böllhoff
Gesamtprojektleitung
Ort / Datum
Für die teilnehmenden Modellregionen
und Teilnehmer auf Bundes- und Landesebene
Ort / Datum
7
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IV.4. Beschluss über die Flächendeckung des Saarlandes [Auszug]
Gemäß Verbandsversammlung des Zweckverbandes Elektronische Verwaltung für
saarländische Kommunen – eGo-Saar (Tagesordnungsauszug und Erläuterungen):
SAAR
ZWECKVERBAND
ELEKTRONISCHE VERWALTUNG
FÜR SAARLÄNDISCHE
GESCHÄFTSFÜHRER
KOMMUNEN
Sitzungsort: Sitzungssaal des Entsorgungsverbandes Saar, Untertürkheimer Straße,
Saarbrücken
am 08. November 2009, 11.00 Uhr
Tagesordnung:
B Öffentlicher Teil:
6.
Flächendeckende Einführung der Einheitlichen Behördenrufnummer 115 im
Saarland
Erläuterungen: Öffentlicher Teil:
Zu TOP 6:
Flächendeckende Einführung der Einheitlichen Behördenrufnummer 115 im
Saarland
D115 bzw. die einheitliche Behördenrufnummer ist – nach der Initialzündung durch
die Kanzlerin - ein priorisiertes Projekt in Deutschland-Online, das neben EGovernmentlösungen die deutschen Verwaltungen revolutionieren und sie letztendlich effizienter und effektiver gestalten soll. Das vorgegebene Ziel des Projektes
D115 ist es, Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie Unternehmen den Zugang zu
Verwaltungsdienstleistungen zu erleichtern und gleichzeitig die Sachbearbeitungen
von „Telefonstörungen“ zu entlasten. Ob Termine beim Standesamt, Fragen zu Formularen, der Müllabfuhr oder zum Rentenbescheid - unter der Rufnummer 115 soll
75
(ohne eine neue Verbindungsralley) freundlich, schnell und kompetent Auskunft erteilt werden, unabhängig davon, welche der drei Verwaltungsebenen –Bund, Land
oder Kommune - betroffen ist.
Das Projekt steht beispielhaft für eine partnerschaftliche ebenenübergreifende Zusammenarbeit. Dezentrale Serviceeinheiten von Kommunen, Ländern und Bund
sollen intelligent vernetzt werden, so dass Informationen schnell und kompetent abrufbar sind.
Seit dem 24. März 2009 wird das Projekt D115 Einheitliche Behördenrufnummer
im Pilotbetrieb in verschiedenen Teilen der Republik erprobt. Rund 10 Millionen
Bürgerinnen und Bürger haben mittlerweile mit der 115 einen direkten Draht in
die Verwaltung.
Im Saarland hat man mit der Gründung des Zweckverbandes eGo-Saar im Jahr 2004
die besten Voraussetzungen für die flächendeckende Angliederung an D115 geschaffen. Der Zweckverband eGo-Saar wurde mit dem Ziel gegründet, EGovernment-Technologien und -Lösungen für die Saarländischen Städte, Gemeinden und Gemeindeverbände zu erschließen und nutzbar zumachen, um so den Bürgerinnen / Bürgern und der Wirtschaft den Zugang und den Kontakt zu den Verwaltungsleistungen, unabhängig ob sie von Land oder Kommune erbracht werden, zu
erleichtern. Ebenso sollen die verwaltungsinternen Abläufe und Entscheidungsprozesse gestrafft und die Qualität der Leistungen der Kommunalverwaltungen für die
Bürgerinnen/ Bürger und die Wirtschaft verbessert werden um so das Verwaltungshandeln der kommunalen Behörden transparenter zu gestalten. Dies wird derzeit auf
Basis von sogenannten E-Government-Komponenten realisiert, also über den virtuellen, digitalen Weg. Über das gemeinsam mit der Landesregierung geschaffene
Portal „Bürgerdienste Saar“, in welchem Informationen zu Behörden und Verwaltungsleistungen gebündelt werden und Formulare sowie elektronische Services bereitgestellt werden, wird es Bürgerinnen/ Bürger sowie Vertretern der Wirtschaft ermöglicht, sich mit ihren Anliegen an die öffentliche Verwaltung zu wenden, ohne wissen zu müssen, ob das Land, der Landkreis oder eine Kommune dafür zuständig ist.
Ebenso schafft das kommunale Netz – eGo-NET, welches auch an das Landesdatennetz angeschlossen ist, eine weitere Komponente um die interkommunale ebenenübergreifende Zusammenarbeit im Saarland zu fördern und weiter auszubauen.
Mit der flächendeckenden Einführung der einheitlichen Behördenrufnummer D115 im
Saarland besteht die Möglichkeit, die schon begonnene Verwaltungsmodernisierung
durch E-Government-Komponenten auch über das Kommunikationsmedium Telefon
anzubieten. Mit diesem erweiterten Bürgerservice entsteht ein weiterer Standortvorteil für das Saarland.
76
Durch die Verbesserung der Verwaltungsdienstleistungen schon beim ersten Kontakt
von Bürger und Wirtschaft mit der Verwaltung, der meist über das Telefon stattfindet,
wird ein positives Bild unserer Region projiziert und so der Standort Saarland gestärkt.
Die flächendeckende Einführung von D115 ist für das kleine, extrem finanzschwache
Flächenland Saarland zum einen die wirtschaftlichste und finanziell günstigste Lösung und zum anderen das verwaltungsökonomisch beste Vorgehensweise, unter
Einbindung der vorhandenen Kapazitäten eine umfassenden kommunalen Telefonservices sicherzustellen. So hat beispielsweise die Stadt Wuppertal gegenüber ihrem
Rat nachgewiesen, dass der Telefonservice 115 insgesamt neben einer Verbesserung der Dienstleistungen zu Gesamteinsparungen von rd. 350.000 Euro geführt hat.
Im Übrigen zwingt auch die im Saarland vorhandene Telefontechnik der Telekom, bei
der die Vorwahlbereiche leider nicht mit den Gemeindegrenzen übereinstimmen, zu
einer gemeinsamen flächendeckenden Umsetzung. Bei einer sukzessiven Umsetzung von D 115 würde der Wissenspool, aus dem die telefonischen Antworten generiert werden, nur nach und nach befüllt, sodass Bürger/innen in einem Vorwahlbereich für mehrere Gemeinden (z.B. Bous/ Schwalbach/ Wadgassen) unterschiedlich
behandelt werden müssten bzw. keine Informationen über ihre Kommune erhalten
könnten, obwohl ihr Vorwahlbereich bei der 115 freigeschaltet ist. Dies ist Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen nur sehr schwer zu vermitteln.
Für die flächendeckende Integration eines Landes in den D115-Verbund wurde im
Projektbüro D115 Berlin das Teilprojekt "Partnergewinnung/Flächendeckung" gebildet. Dieses neue D115-Kompetenzteam informiert interessierte Länder über D115
und begleitet sie bei ihrer Integration in den Verbund. Wenn die Verbandsversammlung die Entscheidung trifft, dass der eGo-Saar die flächendeckende Anbindung an D
115 für das Saarland umsetzt, kann das Saarland als Pilotregion fungieren und so
das personelle und fachliche Know-How aus dem Bundesprojektbüro in Anspruch
nehmen.
Zusätzlich zu dem fachlichen Wissen, auf das der eGo-Saar zurückgreifen kann, stehen im Saarland Fördermittel für die Beschaffung einer gemeinsamen technischen
Plattform in Höhe von 250.000 Euro aus Mitteln des Konjunkturpaketes II zur Verfügung. Darüber hinaus kann nach Einschätzung der Geschäftsführung möglicherweise auch eine Anlauffinanzierung des Betriebs der D115 im Saarland aus EFREMitteln über mehrere Jahre erfolgreich beantragt werden.
Der Vorstand hat in seiner Sitzung am 02.11.2009 der vorgeschlagenen flächendeckenden Umsetzung des Projektes D 115 unter Nutzung einer gemeinsamen techni-
77
schen Plattform einstimmig zugestimmt. Die Geschäftsführung wurde beauftragt, die
vorgestellte Grobplanung des Projektes zu verfeinern.
Das Grobkonzept wird nachgereicht.
Beschlussvorschlag:
Die Verbandsversammlung wird gebeten, die Zustimmung zur weiteren Projektdurchführung zu erteilen.
*****
Auszug aus der Niederschrift vom 8. Dezember 2009:
Zu TOP 6:
Flächendeckende Einführung der Einheitlichen Behördenrufnummer 115 im
Saarland
„Die Verbandsversammlung stimmt der weiteren Projektdurchführung gemäß
dem Grobkonzept einstimmig zu.“
78
IV.5. Gemeinsame Erklärung der kommunalen Spitzenverbände und des BMI
Gemeinsame Erklärung
des Bundesministeriums des Innern,
vertreten durch den Staatssekretär
Dr. Hans Bernhard Beus,
des
Deutschen Städtetages
vertreten durch das Geschäftsführende Präsidialmitglied
Dr. Stephan Articus,
des
Deutschen Landkreistages
vertreten durch das Geschäftsführende Präsidialmitglied
Prof. Dr. Hans-Günter Henneke,
und des
Deutschen Städte- und Gemeindebundes,
vertreten durch das Geschäftsführende Präsidialmitglied
Dr. Gerd Landsberg
- im Folgenden "Partner" –
über
die Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts
Einheitliche Behördenrufnummer
D115
Berlin, den 24. November 2009
79
I. Einleitung
Die einheitliche Behördenrufnummer soll den Bürgerinnen und Bürgern den telefonischen Zugang zu Verwaltungsdienstleistungen, unabhängig von der betroffenen
Verwaltungsebene erleichtern.
Ziel des Projektes D115 ist es, unter einer einzigen Telefonnummer einfache und
häufig wiederkehrende Bürgeranfragen ebenenübergreifend für Bund, Länder und
Kommunen möglichst mit einem Anruf durch Servicecenter zu beantworten. Darüber
hinausgehende Anfragen werden an die zuständige Verwaltungseinheit, an andere
Kommunen, aber auch an die Landes- und Bundesebene telefonisch oder elektronisch weitergeleitet. Unabhängig von der Zuständigkeit für die nachgefragte Leistung
sollen Bürgerinnen und Bürger unter der Rufnummer 115 qualifizierte Auskünfte zu
ihren Fragen erhalten. Hierfür sollen dezentrale Serviceeinheiten von Kommunen,
Ländern und Bund aufgebaut und intelligent vernetzt werden, so dass Informationen
schnell und kompetent abrufbar sind.
Über 40 Kommunen, Landesdienststellen und Bundesbehörden stellen z.Z. den Zugang zu Verwaltungsinformationen über die Rufnummer 115 zur Verfügung.
Die kommunalen Spitzenverbände sind seit dem Start des Projekts durch einen Konsultationskreis eng in das Projekt D115 einbezogen und haben das Vorhaben konstruktiv und durch Einbringung ihres Sachverstands begleitet.
Während der zweijährigen Pilotphase sollen der 115-Service noch verbessert und
weitere Kommunal-, Landes- und Bundesbehörden in den D115-Verbund integriert
werden.
Nach dem Pilotbetrieb soll D115 in den Dauerbetrieb übergehen.
II. Ziele
Die Partner sehen das Projekt D115 als
eine wichtige Initiative für mehr Service für Bürgerinnen und Bürger durch
Vereinfachung und Verbesserung des Telefonzugangs zu öffentlichen
Dienstleistungen 3
eine wichtige Maßnahme zur verstärkten Modernisierung, Dienstleistungsorientierung und zum Bürokratieabbau in der öffentlichen Verwaltung durch
Aufbau und Vernetzung professioneller Servicestrukturen im Sinne eines
„one stop governments“
80
die Chance zur verstärkten Verwaltungskooperation und horizontalen wie
vertikalen Vernetzung von Verwaltungseinheiten durch Aufbau und Nutzung
gemeinsamer Serviceinfrastrukturen.
Um den Erfolg von D115 sicherzustellen, wollen sie weiterhin vertrauensvoll
und kooperativ zusammenarbeiten, um einen Rahmen für den weiteren Verlauf des Pilotbetriebs und den Übergang zum Regelbetrieb zu schaffen.
III. Teilnahme bei D115
Die Partner unterstützen Kommunen, Länder und Bundesinstitutionen, die bereits
während der Pilotphase bereit sind, sich dem D115-Verbund anzuschließen. Dazu
wollen sie durch kooperative Zusammenarbeit die Bekanntheit von D 115 steigern
mit dem Ziel, einer flächendeckenden Versorgung näher zu kommen.
Zur Steigerung des Bekanntheitsgrads und der Akzeptanz von D115 werden gemeinsame Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit geplant und durchgeführt. Dies umfasst insbesondere:
Durchführung von Regionalkonferenzen und Führungskräfteforen für kommunale Entscheidungsträger und Experten,
Thematisierung von D115 in den einschlägigen Gremien der kommunalen
Spitzenverbände und ihrer Mitgliedsverbände in geeigneter Art und Weise,
sowie
Initiierung von Informations- und Diskussionsveranstaltungen für die interessierte Fachöffentlichkeit und Präsentation der neuesten Entwicklungen von
D115.
Unterschriften BMI, DST, DLT, DStGB
81
IV.6. Investitionen, Kosten und Einsparpotenziale
Investitions- und Kostenschätzung für den Aufbau eines Servicecenters
Im Rahmen des Aufbaus eines Servicecenters werden im Regelfall folgende Investitionen vorgenommen:
Einrichtungskosten
Aufwand in Euro pro Arbeitsplatz (auszahlungswirksam)
1. Investitionskosten
gering
mittel
hoch
Arbeitsplatzausstattung
(Stuhl, Tisch, PC, Bildschirm, MS-Office, Telefon,
Schallschutz, Bepflanzung,
Headsets, Container)
Arbeitsplätze sind
bereits vorhanden, es
werden Trennwände
beschafft.
1.000,00 Aus dem Bestand
werden einige Gegenstände bereitgestellt.
Überwiegend wird
neu beschafft.
2.000,00 Die Arbeitsplatzausstattung wird komplett neu beschafft.
4.000,00
Raumgestaltung
(Teppich, Akustik etc.)
Es steht bereits ein SCkonformer Raum zur
Verfügung (insbesondere bei kleineren SC
häufig der Fall), der
nur optisch aufbereitet wird.
1.000,00 Es muss in die
Erweiterung der
Räumlichkeiten investiert werden (z. B.
Vergrößerung durch
Wanddurchbrüche,
neue Verkabelung,
neuer Teppich etc.).
2.000,00 Es wird ein neuer
Raum für das SC
umfangreich hergerichtet (komplette
Geräuschdämmung,
Verkabelung, räumliche Grundstruktur
etc.).
4.000,00
Klimaanlage /
Luftbefeuchtung
Keine Investition
erforderlich (gerade
in kleinen SC / kleinen
Räumen sind diesbezügliche Investitionen
häufig nicht erforderlich).
–
Einfaches Klimagerät
bzw. Luftbefeuchtung
erforderlich.
Sozial- / Schulungsräume
Keine Investition
erforderlich, da die
Räumlichkeiten
bereits eingerichtet
sind.
–
Ergänzung bereits bestehender Räume erforderlich (z. B. neue
Schulungssysteme,
eigener Sozialraum
mit Pantry etc.).
Beratungskosten für
Einrichtungsplanung
Keine Beratung erforderlich.
–
Hinweise durch Sachverständigen.
1.1 Einrichtungskosten
SUMMEN
2.000,00
500,00
Insbesondere für
große Räume mit
mehr als 20 Arbeitsplätzen sind automatisierte Klima- und
Luftbefeuchtungsanlagen erforderlich.
1.000,00 Komplette Neueinrichtung der Räumlichkeiten.
500,00
6.000,00
Umfangreiches Konzept durch Sachverständigen.
2.000,00
2.000,00
2.500,00
14.500,00
In Abhängigkeit von den bereits existierenden Ausstattungsgegenständen und der
Größe des Servicecenters ist mit Einrichtungskosten von 2.000,00–14.500,00 Euro
pro Arbeitsplatz zu rechnen.
82
Softwarekosten
Aufwand in Euro pro Arbeitsplatz (auszahlungswirksam)
gering
mittel
hoch
1.2 Softwarekosten
ACD-Komponenten
ACD bereits vorhanden.
–
ACD bereits vorhanden, aber Lizenzausweitung erforderlich.
750,00
CTI-Komponente
(optional)
Wird nicht beschafft.
–
Wird nicht beschafft.
–
Wissensmanagement,
Ticketing
Komponenten sind bereits
vorhanden bzw. vorhandene
Zuständigskeitsfinder/
D115-Wissensmanagement
werden genutzt
–
Komponenten sind
bereits vorhanden,
werden aber erweitert / angepasst.
Personaleinsatz-Planungstool (optional)
Einfache Excel-Lösung (insbesondere bei kleinen SC
keine kostspielige Lösung
erforderlich; ggf. Übernahme einer Eigenentwicklung
eines D115-Partners).
–
Einfache Excel-Lösung
(insbesondere bei
kleinen SC keine
kostspielige Lösung
erforderlich; ggf.
Übernahme einer Eigenentwicklung eines
D115-Partners).
–
Anpassungskosten ACD
(Implementierung und
Integration)
Geringe Anpassung erforderlich.
250,00
Mittlere Anpassungen
erforderlich.
500,00
Umfangreiche Anpassungen erforderlich.
700,00
Anpassungskosten WM
(Implementierung und
Integration)
Keine Anpassung erforderlich.
–
Geringe Anpassungen
erforderlich (z. B.
Schnittstelle zum
D115-Wissensmanagement).
250,00
Integration und
Implementierung
500,00
Informationsbereitstellung Top 100
Vollständige Bereitstellung
mit eigenen Mitarbeitern
(ca.
10 Personentage).
–
Bereitstellung erfolgt
teilweise durch externe Unterstützung.
100,00 Bereitstellung erfolgt
durch externen
Dienstleister.
GESAMT
250,00
Neue ACD erforderlich, ACD mit 30
Agenten, SupervisorApplikationen und
Hardware.
Lizenzen werden
beschafft.
1.000,00 Beide Komponenten werden neu
beschafft.
2.600,00
PersonaleinsatzPlanungstool wird
beschafft (lohnt sich
erst ab 40 Mitarbeitern).
2.500,00
250,00
4.000,00
2.000,00
250,00
7.950,00 /
10.200,00
(mit optionalen Kom
ponenten)
Die CTI-Komponente und das Personaleinsatz-Planungstool stellen Software dar, die
für den Betrieb eines Servicecenters nicht grundsätzlich erforderlich sind, sondern
einen zusätzlichen Komfort darstellen.
In Abhängigkeit von den bereits existierenden Komponenten und der Größe des Servicecenters ist mit Softwarekosten von 250,00–10.200,00 Euro pro Arbeitsplatz zu rechnen.
83
Insbesondere die Ausgaben für die Beschaffung von Software sind bei kleineren Servicecentern proportional höher, als dieses bei größeren Servicecentern mit einer
entsprechend höheren Anzahl von Arbeitsplätzen der Fall ist. Tendenziell kann festgehalten werden, dass die Ausgaben pro Arbeitsplatz mit zunehmender Anzahl der
Arbeitsplätze sinken (Skaleneffekte).
Personalkosten
1.3 Personalkosten
E5
E6
E7
E8
Schulungen – Mitarbeiter
2 Tage * MA * Eingruppierung
Schulungen – Administrator ACD
2 Tage * MA * Eingruppierung
Schulungen – Administrator WM
2 Tage * MA * Eingruppierung
Projektleitung und -durchführung
Anzahl Tage * MA * Eingruppierung
(in Abhängigkeit von der Größe des Projekts)
Die vorgenannten Personalkosten sind interne Aufwände, die im Regelfall nicht auszahlungswirksam sind.
Sonstige Kosten
1.4 Sonstige Kosten
(auszahlungswirksam)
Aufwand in Euro pro Mitarbeiter
Schulungen
500,00
GESAMT
500,00
Bemerkungen
externes Coaching der Mitarbeiter, Administratoren
Für die Schulungen der SC-Mitarbeiter und Administratoren ist durchschnittlich von
ca. 500,00 € pro Mitarbeiter und Jahr auszugehen.
Neben etwaig erforderlichen Beratungsleistungen zur Einrichtung der Räumlichkeiten kann ggf. für die Unterstützung des Projektleiters eine zusätzliche externe
Beratung fallweise oder durchgängig projektbegleitend erforderlich werden. Diese
Kosten fallen insbesondere beim Aufbau kleinerer Servicecenter nicht an und werden daher nicht prognostiziert.
Zusammenfassung der Investitionskosten
Aufwand in Euro pro Arbeitsplatz (auszahlungswirksam)
Investitionskosten
Einrichtungskosten
Softwarekosten
Schulungen
GESAMT
SUMMEN
bei 17 Arbeitsplätzen
84
gering
mittel
hoch
2.000,00
6.000,00
14.500,00
250,00
2.600,00
7.950,00/10.200,00
500,00
500,00
500,00
2.750,00
9.100,00
22.950,00/25.200,00
46.750,00
154.700,00
390.150,00/428.400,00
Basierend auf diesen Daten entstehen für ein Servicecenter beispielsweise mit
17 Mitarbeitern Investitionsausgaben in Höhe von bis zu 428.400,00 Euro. Darin
sind die Ausgaben für die Herstellung der Räumlichkeiten, der Arbeitsplatzbedarf,
die erforderliche (sowie teilweise optionale) Hard- und Software sowie Ausgaben für
externe Trainer enthalten. Im günstigsten Fall beläuft sich der Investitionsbedarf für
ein Servicecenter mit 17 Mitarbeitern auf ein Zehntel der vorgenannten Summe, ca.
46.750,00 Euro (und somit weniger als ein Zehntel der Maximalsumme).
Betriebskosten
Ausgehend von den Erfahrungen, dass pro Jahr eine Anfrage pro Einwohner mit allgemeinem Inhalt in die Verwaltung eingeht, ist in einer Kommune mit 300.000 Einwohnern mit 300.000 Anrufen zu kalkulieren. Bei einem zu bewältigenden Anrufvolumen von ca. 20.000 Anrufen pro Jahr und pro Servicecenter-Agent ergibt sich ein
Personalbedarf von ca. 15 Stellen für SC-Mitarbeiter. Daneben wird eine Stelle für die
Servicecenter-Leitung und eine Stelle für die Administration benötigt. Dementsprechend werden kalkulatorisch 17 Arbeitsplätze in Ansatz gebracht.
Die laufenden Betriebskosten hängen entscheidend von der Anzahl des Personals
und der Höhe der Raumkosten ab.
Im Beispielsfall werden 6,00 Stellen mit E5, 8,00 Stellen mit E6, 1,00 Stelle mit E8, 1,00
Stelle mit E9 und 1,00 Stelle mit E11 vergütet.
Für den Betrieb eines Servicecenters mit 17 Mitarbeitern ist mit ca. 718.255,00 Euro
laufenden Personalkosten zu rechnen. Die laufenden sächlichen Betriebskosten
machen von unter 10 % bis ca. 25 % der Gesamtkosten aus, sodass nachfolgend mit
einem Zuschlag von 20 % (143.651,00 Euro) gerechnet wird. Daraus ergeben sich dann
Betriebskosten in Höhe von 861.906,00 Euro pro Jahr.
Die vorgenannten Kosten beziehen sich auf eine Vollauslastung. Das heißt, dass jeder
Bürger (jeden Alters) ein Telefonat mit seiner Verwaltung führt und dieses im Servicecenter entgegengenommen wird. Dieser Zustand wird anfänglich nur erreicht, wenn
zusätzlich zur 115 auch die zentrale Einwahlnummer einer Verwaltung (im Regelfall
die Null) durch das Servicecenter entgegengenommen wird.
85
Betriebskosten
Laufende Betriebskosten
Kostenart
Raumkosten
Gesamtkosten in Euro
Bemerkungen
Miete, Strom, Wasser, Reinigung, Versicherungen
Personalkosten
718.255,00
38.262 € für E5*6 Mitarbeiter,
41.567 € für E6*8 Mitarbeiter,
44.773 € für E8*1, 49.820 € für
stellvertr. Leitung, 61.554 € für
Leitung;
Quelle: Personalkostensätze
des BMF
Sächliche Betriebskosten
143.651,00
ca. 20 % der Gesamtpersonalkosten (darin sind insbesondere auch die kalkulatorischen
Abschreibungen der Investitionen enthalten)
GESAMT
861.906,00 + Raumkosten
Die sächlichen Betriebskosten setzen sich aus pagatorischen Kosten (diese Kosten
führen im zu betrachtenden Haushaltsjahr zu Auszahlungen [z. B. Auszahlungen für
die Wartung der Telekommunikationsanlage an einen externen Dienstleister]) und
kalkulatorischen Kosten (diese Kosten führen im zu betrachtenden Haushaltsjahr
entweder nicht zu Auszahlungen oder zu Auszahlungen in von den Kosten abweichender Höhe. Bedeutendes Beispiel für kalkulatorische Kosten sind die Abschreibungen auf die erforderlichen (Erst-)Investitionen. Diese Investitionen werden auf
die Dauer ihrer Nutzung über verschiedene Verfahren (linear, degressiv, nach Verbrauch etc.) abgeschrieben und somit den zu betrachtenden Haushaltsjahren angelastet.
Einsparpotenziale
Einsparpotenziale, die nachfolgend aufgeführt sind, zielen ausschließlich auf die öffentliche Verwaltung selbst. Positive verwaltungsexterne Effekte werden nicht aufgeführt. Aus dem Betrieb eines Servicecenters, welches die Beantwortung allgemeiner Fragen an einer zentralen Stelle bündelt, ergeben sich folgende Potenziale:
86
Einsparpotenziale
Jährliches Einsparpotenzial
Potenzial in Euro
Kalkulation
Bemerkung
Kalkulationsbasis: 300.000 Anrufe, die Jahresarbeitsminuten eines Mitarbeiters betragen 96.000 Min., eine E6-Stelle kostet ca. 44.773 €
Betrieb eines Servicecenters
Verkürzte Bearbeitungszeiten (bei Fallabschluss)
Verkürzte Bearbeitungszeiten (ohne Fallabschluss)
384.767,97 Bei einer Fallabschlussquote von
55 % entfallen diese Gespräche mit
einer Dauer von 5 Minuten.
62.962,03 In 45 % aller Fälle wird eine Reduktion
von 1 Minute erzielt.
Ein Agentengespräch dauert im D115-Durchschnitt
ca. 90 bis 100 Sekunden. Unter Hinzurechnung von
Verteilzeiten kann von einer durchschnittlichen
Gesamtgesprächsdauer (inkl. Nachbearbeitung
und Verteilzeiten) in Höhe von 3 Minuten ausgegangen werden.
Ohne Nutzung eines Servicecenters verlängern
sich die Gesprächsdauern aufgrund der vielen
unnötig Beteiligten und der deutlich schlechteren
Wissensaufbereitung auf insgesamt 5 Minuten.
Können Anfragen nicht im Erstkontakt beantwortet werden, werden diese durch die abgestimmten Prozesse im Regelfall zielgenau in die
Fachverwaltung übermittelt. Hierdurch kann die
Länge des Gesamttelefonats von 5 auf 4 Minuten
reduziert werden.
Entlastung von Unterbrechungen (bei Fallabschluss)
384.767,97 In 55 % der Anrufe werden Konzentrationsunterbrechungen von 5
Minuten pro Gespräch vermieden
(8 Minuten gemäß Studie).
Bei einer Fallabschlussquote von 55 % werden mindestens 55 % der Anrufe entweder gar nicht oder
nur zielgenau einem Mitarbeiter in der Fachverwaltung zugeleitet.
Entlastung von Unterbrechnungen bei „Unbeteiligten“
174.894,53 Erfahrungsgemäß werden in
mindestens 25 % aller Fälle Verwaltungsmitarbeiter angesteuert, die
nicht zuständig sind und inhaltlich
nicht weiterhelfen können. Auch
in diesen Fällen wird durch den
Betrieb des SC eine Konzentrationsunterbrechnung von 5 Minuten pro
Gespräch vermieden.
Ohne Servicecenter kann im Regelfall die zielgenaue telefonische oder elektronische Zuordnung der Anfragen vorgenommen werden. Das
führt in sehr vielen Fällen dazu, dass „unbeteiligte“
Mitarbeiter der Verwaltung, die keine Zuständigkeit oder Kompetenz für die Beantwortung der
Bürgeranfrage haben, mit einem Anruf belastet
werden.
Reduktion der Besuche der
Bürger in der Verwaltung
125.924,06
Der Kundenkontakt eines Besuchers mit einem
Verwaltungsmitarbeiter liegt mit ca. 6 Min. erheblich über der Dauer eines D115-Telefongesprächs.
Beispiel: Ein D115-SC übernimmt die telefonische
Wohngeldberatung für die Stadt. Während eines
Zeitraums von einigen Monaten wurde bei 1.600 Antragsgesprächen in 1.100 Fällen festgestellt, dass der
Antragsteller nicht Wohngeldberechtigt war. Somit
wurden nur 500 Anträge tatäschlich vorbereitet und
der fachlich verantwortlichen Stelle zugeleitet. ->
Die Anzahl der Besuche hat sich erheblich reduziert
und die Qualität der Vorarbeit führt zu erheblich
schnelleren Durchlaufzeiten.
Durch die fallabschließende
Beauskunftung des Servicecenters
entfallen ca. 15 % der persönlichen
Bürgerbesuche.
87
Jährliches Einsparpotenzial
Reduktion der Besuche der
Bürger in der Verwaltung
Potenzial in Euro
Kalkulation
Bemerkung
Durch das Telefonat mit dem Servicecenter ist der Kunde vorbereitet. Dies führt zu einer Reduktion
der Kontaktzeiten um
2 Minuten pro Kontakt (gilt für ca.
10 % der telefonischen Anfragen).
Auch wenn trotz Beauskunftung durch das
Servicecenter dennoch ein persönlicher Verwaltungsbesuch erforderlich wird, so reduziert sich
die Kontaktdauer im persönlichen Gespräch durch
eine professionelle Vorbereitung, die aus dem
Gespräch mit dem Servicecenter herrührt.
22.386,50 Bei professioneller Organisation
entfällt künftig in vielen Fällen die
Pflege redundanter Datenquellen.
Erspart mindestens 0,50 Stelle.
Teilweise werden in einer Verwaltung mehrere
Wissensbestände mit vergleichbaren Inhalten gepflegt. Bei Bündelung in einem Wissenspool wird
die redundante Datenpflege eingestellt.
Einfach Nutzung fremder
Daten (bei fremder Zuständigkeit)
5.596,63 Durch die Nutzung der Leistungsberichte des D115-Verbunds werden ca. 1⁄8 bis 1⁄4 Stellen entlastet.
Ca. 10 % der Anrufe in der Verwaltung betreffen
Zuständigkeiten der Landes- oder Bundesverwaltung (z. B. Elterngeld, Rentenversicherung). Im
D115-Verbund kann auf die Daten der zuständigen
Kommune / Behörde zugegriffen werden. Aufwendige Recherchen entfallen.
Reduktion der Schulungskosten
3.750,00 Durch den von der D115-Projektgruppe finanzierten Coach reduzieren sich
die Schulungskosten um 250 Euro
pro
SC-Agent.
Durchschnittlicher jährlicher Verbundeffekt durch
vereinheitliche Qualifizierungsmaßnahmen. Die
D115-Projektgruppe stellt einen Coach zur Verfügung, der sowohl vor Ort Coachingmaßnahmen
als auch zentral Schulungsveranstaltungen
durchführt.
Reduktion des Pflegeaufwands der Daten (bei
eigener Zuständigkeit)
SUMME bei einem Volumen
von 300.00 Anrufen
88
27.983,13
1.193.032,81
IV.7. Impressum
Herausgeber
Bundesministerium des Innern
Projekt D115
Alt-Moabit 101 D
10559 Berlin
Telefon: +49 -(0)30 18 681-2535
www.d115.de
Stand: März 2010
Weitere Informationen
zum Projekt D115 Einheitliche Behördenrufnummer
finden Sie unter
www.d115.de
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