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Im Net
Streitfragen!
Die Energie- und Wasserwirtschaft im Dialog
Das Magazin 02|2013
Liebe Leserin, Lieber Leser,
hinter den zahlreichen Einzelmaßnahmen, Teilprojekten und politischen Initiativen
im Rahmen der Energiewende vollzieht sich ein Paradigmenwechsel, der unserer
Branche, letztlich aber auch allen Bürgern und Kunden Sorge bereiten muss: das
Prinzip der Liberalisierung. So viel Markt wie möglich und so viel Regulierung wie
nötig – dieses Prinzip wird stückweise aufgegeben. Vor 15 Jahren wurde der deutsche
Energiemarkt für alle geöffnet. Die wettbewerblichen Auswirkungen sind so positiv,
dass die EU-Kommission den deutschen Energiemarkt als Vorbild für ganz Europa
sieht. Doch der Schein trügt. Wachsender Dirigismus und zunehmende Regulierung
sorgen schon jetzt dafür, dass die Erfolge der Marktöffnung zum Teil wieder zunichte
gemacht werden.
Jeder kleinste Schritt, der die Erneuerbaren Energien dazu bringt, Marktrisiken und
Systemverantwortung zu übernehmen, muss gegen Widerstände hart erkämpft
werden. Umgekehrt versucht die Politik auf fatale Weise, Marktlösungen wie zum
Beispiel die vom BDEW vorgeschlagene Strategische Reserve zugunsten von
Zwangsmaßnahmen beiseitezuschieben – Stichwort „Winterverordnung“! Der wach
sende Zuspruch aus verschiedenen Bereichen für die Strategische Reserve zeigt
aber, dass immer mehr Akteure den Wert des Marktes neu erkennen.
Das vorliegende Magazin spitzt diesen Konflikt mit Bildern zu, die Ihnen hoffentlich
viel Spaß machen werden, die aber vor allem auch das Grundsätzliche und die Rich
tungsentscheidung klarmachen, um die es spätestens nach der Bundestagswahl geht.
Welche Partei wird sich zum „Marketman“, zum Verteidiger der marktwirtschaft
lichen Ordnung und zum Protagonisten eines neuen Marktdesigns bekennen? Wer
übernimmt die Rolle des „Dr. Regulus“, der sicher das Gute will, aber mit den falschen
Methoden nur Negatives erreicht?
Darüber streiten die Protagonisten in diesem Heft. Nicht nur die Bilder sind stark,
sondern vor allem auch die Argumente. Ich wünsche Ihnen viel Spaß – und einen
hoffentlich neuen und klaren Blick auf die anstehenden Herausforderungen!
Ihre
Hildegard Müller
Streitfragen 02|2013
01
S.30
Wie sparen wir genügend Energie?
Prof. Peter Hennicke vom Wuppertal Institut und dena-Chef Stephan Kohler streiten über die Konsequenzen aus der EU-Energieeffizienzrichtlinie.
02
S.10
S.24
S.40
Strategische Reserve: Licht
am Horizont
Baustelle Struktur-anpassung
Eine
Frage der Zeit und der
Kosten
Peter Altmaier, Bundesminister, Hildegard Müller,
In einigen ostdeutschen Regionen schrumpft und al-
Jörg Müller, Enertrag, plädiert für die Windkraft-
BDEW, und Dietmar Schütz, BEE, diskutieren
tert die Bevölkerung besonders schnell. Wie Versorger
nutzung an Land, Andreas Wagner von der Stiftung
den effizientesten Weg zum Erhalt einer sicheren
gegensteuern können, erklärt Jürgen Schleier, Was-
Offshore-Windenergie hält dagegen.
Stromversorgung.
serwerke Zwickau.
Streitfragen 02|2013
Energiemarkt der Zukunft
S.06
Fokus Energieeffizienz
Die Märkte brauchen keinen REgulierer
S.30
Dr. Rolf Martin Schmitz, RWE, und Ewald Woste, Thüga,
über die Anforderungen an den Strommarkt der Zukunft.
S.10
Strategische Reserve: Licht am Horizont
Peter Altmaier, Bundesminister, Hildegard Müller, BDEW,
und Dietmar Schütz, BEE, diskutieren den effizientesten
Weg zum Erhalt einer sicheren Stromversorgung.
S.16
Wie sparen wir genügend Energie?
Prof. Peter Hennicke vom Wuppertal Institut und
dena-Chef Stephan Kohler streiten über die Konsequenzen
aus der EU-Energieeffizienzrichtlinie.
S.36
»Die gegenwärtigen Zertifikatspreise
sind ein Problem, da sie Investitionen
entschleunigen.«
Dr. Fatih Birol von der Internationalen Energieagentur
sieht die niedrigen Preise für CO2-Zertifikate als Hindernis
für Investitionen in effizientere Technik.
»
2050 können wir uns kein
Kohlekraftwerk mehr leisten.«
Grünen-Politikerin Bärbel Höhn plädiert für einen breiten
Mix an Markt- und Regulierungsinstrumenten.
S.22
Fokus Erzeugung
Energieprojekte sind attraktiv
für Versicherer
S.40
Die Assekuranzbranche könnte mehr Mittel für
Energieprojekte bereitstellen. Dr. Alexander Erdland,
GDV, nennt die Bedingungen.
S.44
Wasserwirtschaft
S.24
»Grüner Strom muss kontinuierlich
preiswerter werden.«
Die Energiewende schafft für Hersteller von Erzeugungs
anlagen und Netztechnik Risiken, aber auch Chancen,
meint Alf Henryk Wulf von Alstom.
Baustelle Struktur-anpassung
In einigen ostdeutschen Regionen schrumpft und altert
die Bevölkerung besonders schnell. Wie Versorger reagieren
können, erklärt Jürgen Schleier, Wasserwerke Zwickau.
Eine Frage der Zeit und der Kosten
Jörg Müller, Enertrag, plädiert für die Windkraftnutzung
an Land, Andreas Wagner von der Stiftung OffshoreWindenergie hält dagegen.
S.46
Erneuerbare Energien
Der BDEW hat eine Stabsstelle Erneuerbare Energien
eingerichtet. Dr. Martin Grundmann, ARGE Netz,
kommentiert.
S.47
Energie macht Schule
RheinEnergie-Chef Dr. Dieter Steinkamp unterstützt
das Informationsprojekt des BDEW für Kinder und
Jugendliche.
Impressum
Herausgeber
BDEW Bundesverband der
Energie- und Wasserwirtschaft e. V.
Reinhardtstraße 32
10117 Berlin
streitfragen@bdew.de
www.bdew.de
Redaktion
Mathias Bucksteeg
Sven Kulka
Konzept und Realisierung
Kuhn, Kammann & Kuhn GmbH,
unter redaktioneller Mitarbeit von
Wolf Szameit; Ricarda Eberhardt
(BDEW). Kreation/Bildwelt Meltem
Walter (BDEW)
Druck und Verarbeitung
Bildnachweis
Agustin Graham Nakamura:
Comic-Zeichnungen,
Illustrationen und Foto-Paints;
Roland Horn: S. 06, 09, 17, 22, 26, 32, 42
Redaktionsschluss:
Mai 2013
Druck Center Drake + Huber,
Bad Oeynhausen
03
Dunkle Mächte bedrohen das freie Spiel der Kräfte und den Markt.
Doch Marketman kämpft mit aller Energie für die Freiheit und die
wirtschaftliche Vernunft. Sein Ideal ist der faire Ausgleich von
Angebot und Nachfrage. Denn er will die Menschen günstig, verlässlich und umweltfreundlich mit Strom und Wärme versorgen. Die rasch
wachsenden Kräfte von Wind und Sonne muss Marketman zur Verantwortung für das System zwingen und in den freien Markt führen —
um das Chaos zu bannen.
Streitfragen 02|2013
05
Ewald Woste
amtiert seit 2010 als Präsident des BDEW.
Seit 2007 ist er Vorstandsvorsitzender
der Thüga AG in München.
06
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
»Die Märkte
brauchen keinen
übergeordneten
Regulierer.«
›
Die langfristige Gestaltung des Energiesektors ist eine der
spannendsten Fragen im Rahmen der Energiewende.
Dr. Rolf Martin Schmitz, RWE, und Ewald Woste, Thüga, im
Gespräch über die Anforderungen an den Strommarkt
der Zukunft.
Die Energiewende in Deutschland braucht einen neuen Rahmen, damit der Rollentausch zwischen Erneuerbaren und
Konventionellen gelingen kann. Welche Kriterien muss für
Sie ein neues, zukunftsfähiges Marktdesign erfüllen?
Rolf Martin Schmitz Wir haben eine funktionierende
Marktordnung. Der europäische Großhandelsmarkt für Strom
gleicht Angebot und Nachfrage zuverlässig und effizient aus. Er
bietet gleiche Wettbewerbschancen für alle Marktteilnehmer.
Deshalb ist es wichtig, die Erneuerbaren Energien zügig in den
Markt zu integrieren. Wer einen Marktanteil von 25 Prozent hat,
kann nicht länger dem Motto „produce and forget“ folgen. Ein Ka
pazitätsmarkt könnte in Zukunft „gesicherter Leistung“, die vor
allem von Gas- und Kohlekraftwerken bereitgestellt wird, einen
eigenen Wert geben. Er würde den heutigen Großhandelsmarkt
aber nur ergänzen, sozusagen eine Erweiterung um kapazitive
Elemente, und sollte den gleichen Kriterien genügen: sicher, effi
zient, europäisch und ohne Diskriminierung.
Ewald Woste Wir haben in der Thüga-Gruppe bereits im
letzten Jahr einen Lösungsansatz für ein integriertes Marktdesign
entwickelt. Dieser beruht unter anderem auf folgenden Kriterien:
Die Ziele der Energiewende müssen in dem Modell darstellbar
sein, es sollte einen langfristigen Rahmen aufzeigen und wettbe
werblich organisiert sein, viele Lösungswege sowie -anbieter er
möglichen und mit dem Ziel eines EU-Binnenmarktes kompatibel
sein. Diese Kriterien sollten aber nicht nur auf der Angebots-, son
dern auch auf der Nachfrageseite gelten. Dann wird es effizienter.
Die Bundesregierung scheint derzeit – Stichwort Reservekraftwerksverordnung – eher auf Regulierung zu setzen.
Kommen Modelle für die Zukunft überhaupt ohne einen
übergeordneten Regulierer aus, der Quoten festsetzt und
Kapazitäten zentral bestellt?
Energiemarkt der Zukunft Streitfragen 02|2013
07
»Die viel diskutierten
Kapazitätsmärkte sind
keine reREgulierung.«
Schmitz Das hieße „zurück in die Zukunft“, ist aber weder
nötig noch sinnvoll. Es ist heute ohne Weiteres möglich, den Er
neuerbaren Energien eine Rolle mit gleichen Rechten und Pflich
ten im freien Energiemarkt zu geben. Auch die viel diskutierten
Kapazitätsmärkte sind keine Reregulierung, im Gegenteil. In
Frankreich ist ein wettbewerblicher, technologieneutraler und de
zentraler Kapazitätsmarkt beschlossen. Für Deutschland hat der
VKU einen ähnlichen Vorschlag gemacht. Beide Modelle können
funktionieren, sie sind marktwirtschaftlich und fair.
Anbieter von gesicherter Leistung zur Versorgungssicherheit von
Kunden in Deutschland beiträgt. Er müsste nur gewährleisten,
dass er in Zeiten der Knappheit seine vertraglich zugesicherte
Leistung dem Kunden in Deutschland zur Verfügung stellt.
Woste Ja, wir sind der Meinung, dass dies funktionieren
kann. Es sind die marktgetragenen Modelle, die schnell und effizi
ent auf Veränderungen reagieren können und dabei eine hohe Lö
sungsvielfalt schaffen. Dies gelingt besonders dann, wenn auch
die Nachfrageseite unmittelbar in das Marktdesign integriert ist.
Schmitz Es gibt keinen ganz kurzfristigen Bedarf für ein neu
es Marktdesign. Für die Politik steht jetzt ein Zeitfenster offen,
gründlich nachzudenken, wie die Erneuerbaren Energien in den
Markt integriert werden können und wie ein guter, diskriminie
rungsfreier Kapazitätsmarkt aussehen soll. Entscheidungen dür
fen aber nicht auf die lange Bank geschoben werden. Immer mehr
Gas- und Kohlekraftwerke werden unwirtschaftlich, wenn sub
ventionierter EEG-Strom weiter den Markt flutet. Frankreich wird
seinen Kapazitätsmarkt 2016 umsetzen – das ist für Deutschland
ein „game changer“. Und eine gemeinsame europäische Lösung –
zumindest in Kerneuropa – im Jahr 2016, das wäre ein wirkliches
Zeichen für einen funktionierenden und gewollten europäischen
Energiemarkt.
Auch in einigen europäischen Nachbarländern werden Änderungen im Marktdesign angeschoben. Brauchen wir überhaupt nationale Kapazitätsmechanismen in einem künftigen
europäischen Energiebinnenmarkt?
Schmitz Ein Wildwuchs nationaler Kapazitätsmechanismen
würde den europäischen Energiebinnenmarkt aus den Angeln he
ben – was fatal wäre. Deshalb brauchen wir einheitliche europäi
sche Gestaltungsregeln für Kapazitätsmärkte, die festlegen, was
geht und was nicht.
Woste Fast alle unserer Nachbarn haben dies positiv beant
wortet, denn wir sind nahezu das letzte Land ohne einen Kapazi
tätsmechanismus. Die Logik hinter einem Kapazitätsmechanis
mus ist doch, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Aus
meiner Sicht spricht auch nichts dagegen, wenn ein ausländischer
08
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
Es gibt immer mehr Vorschläge für ein neues Marktdesign,
neue Modelle kommen auf den Tisch. Bis wann muss ein
tragfähiges Konzept von der Politik beschlossen werden, damit Investitionen rechtzeitig realisiert werden können?
Woste Ich freue mich über die Diskussion und die Lösungs
ansätze. Das ist vor allem aus zwei Gründen wichtig: Wir sollten
uns für die beste Lösung entscheiden, daher ist die Vielzahl zu be
grüßen, und die Gründe der Entscheidung für oder gegen einen
Lösungsansatz sollten transparent sein, denn wir brauchen eine
tragfähige Konsenslösung, die von möglichst vielen Stakeholdern
aus unserer Gesellschaft mitgetragen wird. Die Entscheidung, wie
der Energiemarkt langfristig gestaltet wird, sollte aus unserer
Sicht innerhalb weniger Monate nach der Bundestagswahl getrof
fen werden.
Rolf Martin Schmitz
ist seit Juli 2012 Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der RWE AG. Von 2008 bis
2010 war er Präsident des BDEW.
Energiemarkt der Zukunft Streitfragen 02|2013
09
Strategische
Reserve: Licht
am Horizont
›
BMU, BEE und BDEW haben sich für eine Strategische
Reserve ausgesprochen. Im Gespräch erläutern Peter
Altmaier, Bundesumweltminister, Hildegard Müller vom
BDEW und Dietmar Schütz vom BEE ihre Sichtweise.
Mit dem aktuellen Entwurf zur Reservekraftwerksverordnung verfolgt die Bundesregierung – hinsichtlich der Absicherung ausreichender konventioneller Kraftwerkskapazitäten in den kommenden Wintern – einen regulatorischen
Ansatz. BMU, BEE und BDEW sprechen sich dagegen für eine
Strategische Reserve aus, die marktbasiert funktioniert. Welche Chancen auf Umsetzung hat dieser Vorschlag noch?
10
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
Hildegard Müller Wenn die sogenannte Reservekraft
werksverordnung kommt, ist dadurch nicht automatisch die Stra
tegische Reserve ad acta gelegt. In der Verordnung ist der Blick
vorrangig auf Netzengpässe in Süddeutschland gerichtet. Dies
mag als Ultima Ratio sinnvoll sein, ist perspektivisch aber zu kurz
gedacht. Die Strategische Reserve verzahnt hingegen die Lösung
der Probleme in Süddeutschland mit der Absicherung der Versor
gungssicherheit in ganz Deutschland. Sie ist europakompatibel
und lässt sich in Richtung eines neuen Marktdesigns weiterent
wickeln. Sie könnte die Reservekraftwerksverordnung ergänzen.
Energiemarkt der Zukunft Streitfragen 02|2013
11
Wir stehen hierzu weiter für Gespräche bereit. Die Frage ist, ob
sich die Politik dafür einsetzen wird, das Marktprinzip in der kon
ventionellen Erzeugung zu erhalten oder auch diesen Bereich in
die Regulierung zu führen. Unabhängig davon arbeiten wir im
BDEW auch an einem langfristigen Marktdesign, das konventio
nelle und Erneuerbare Energien miteinander verbindet.
12
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
Peter Altmaier Das Wintergesetz und die dazugehörige
Verordnung sind wichtig als Sofortmaßnahme. Damit können wir
kurzfristig sicherstellen, dass Kraftwerke, die für die Netzstabi
lität gebraucht werden, nicht stillgelegt werden. Aber ein solcher
regulatorischer Eingriff in den Strommarkt sollte nicht zum Dau
erzustand werden, deshalb sind die Maßnahmen ja auch bis 2017
befristet. Wir sollten aus meiner Sicht zügig zu einem wettbe
werblichen Verfahren für die Beschaffung von Reservekraftwerken
übergehen.
zitätsmärkten erscheinen hingegen noch nicht ausgereift und
lassen zudem Marktverzerrungen befürchten. Weitere Pluspunk
te der Strategischen Reserve: Sie begünstigt zwar die vorhande
nen Marktteilnehmer, aber sie ist einfach umzusetzen, kosten
günstig und stellt nur geringe Anforderungen an die Regulierung.
Auch ein regulatorisches Modell kann ja zunächst mehr
Sicherheit schaffen. Was genau wären denn die Vorteile einer
Marktlösung?
Altmaier Die Strategische Reserve, wie wir sie gemeinsam
mit Wissenschaftlern und Verbänden vorgeschlagen haben,
beruht auf der öffentlichen Ausschreibung von Reservekapazitä
ten. Das Verfahren ist transparent, gut mit dem europäischen
Strommarkt vereinbar und auch mit anderen Instrumenten kom
patibel. Es schafft Versorgungssicherheit und ist kostengünstig.
Dietmar Schütz Aus Sicht des BEE hat die Strategische Re
serve eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu konkurrierenden
Modellen, daher sehen wir gute Umsetzungschancen. Immerhin
handelt es sich um den marktkonformsten Vorschlag für einen
Kapazitätsmechanismus. Dem sollte auch das Bundeswirtschafts
ministerium offen gegenüberstehen. Im Gegensatz zu anderen
Modellen stellt die Strategische Reserve effektiv Versorgungssi
cherheit her und bewahrt dabei die Funktionsfähigkeit des beste
henden Strommarktes. Die konkurrierenden Vorschläge zu Kapa
Müller Die Strategische Reserve gewährleistet nicht nur eine
sichere Stromversorgung. Sie ist ein transparentes und wettbe
werbsnahes Instrument, das den Markt nicht verzerrt und den Be
treibern von konventionellen Kraftwerken einen wirtschaftlichen
Betrieb ermöglicht. Derzeit sehen wir schon, dass die Reserve
kraftwerksverordnung eher mit intransparenten, bilateralen Ver
handlungen einhergeht. Zudem könnten wir mit der Strategi
schen Reserve sofort starten. Es ist unverständlich, warum das
Bundeswirtschaftsministerium dagegen auf ein bürokratisches
und dirigistisches Verfahren setzt, das einer Zwangsregulierung
gleichkommt. Diese Art staatlich verursachte Wettbewerbsverzer
rung sollte sich in einem liberalisierten Strommarkt von selbst
verbieten.
Schütz In erster Linie bietet eine Marktlösung eine bessere
Kosteneffizienz. Darüber hinaus übt sie keinerlei Zwang aus, die
Betroffenen nehmen freiwillig an den Ausschreibungsverfahren
teil – ebenfalls ein klarer Vorteil.
Energiemarkt der Zukunft Streitfragen 02|2013
13
»Die Strategische
Reserve stellt effektiv Versorgungs
sicherheit her.«
»Die Verordnung
ist perspektivisch zu
kurz gedacht.«
»Ein regulatorischer
Eingriff in den
Strommarkt sollte
nicht zum Dauer
zustand werden.«
Die Strategische Reserve soll eine „Brückenlösung“ sein.
Wenn sie die Brücke bildet – wie sieht dann das andere Ufer
aus? Was sind die wichtigsten Eckpunkte für ein neues
Marktdesign?
Müller Gerade weil wir noch nicht genau wissen, wie ein zu
kunftsfähiges Marktdesign im Detail aussehen könnte, haben wir
als Übergangslösung die Strategische Reserve vorgeschlagen. Be
vor nicht wichtige energiepolitische Grundsatzfragen geklärt
sind, wie zum Beispiel künftig der weitere Ausbau der Erneuerba
ren ausgestaltet wird, kann kein langfristig tragfähiges Konzept
entwickelt werden. Im Grunde muss aber ein neues Marktdesign
sicherstellen, dass das Zusammenspiel zwischen den fluktuieren
den Erneuerbaren Energien und den notwendigen konventionel
len Back-up-Kapazitäten dauerhaft funktioniert – und zwar tech
nisch und wirtschaftlich. Dabei müssen auch die Anpassung der
Energienetze, die Verknüpfung mit dem Zertifikatehandel und
die Anforderungen des europäischen Energiebinnenmarktes be
rücksichtigt werden. Der BDEW arbeitet derzeit an einem umfas
senden Vorschlag.
14
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
Schütz Ich kann mir gut vorstellen, dass die Strategische Re
serve auf der Basis von Gasturbinen und Motoren auch längerfris
tig eine Rolle spielen wird. Aber: Für alle Akteure ist das „andere
Ufer“ ein bislang unbekanntes Gefilde. Ich wäre daher mit Schnell
schüssen vorsichtig. Klar ist aber, dass die fluktuierenden Erneu
erbaren Energien in Zukunft im Mittelpunkt des Strommarktes
stehen werden. Sie bilden das leitende System, an dem sich die
Energieversorgungsstruktur orientieren muss. Das Gebot der
Stunde lautet dabei: Flexibilität. Je flexibler das Back-up-System
sein wird, desto besser. Und das bedeutet auch, dass der künftige
Markt diese Flexibilitäten abbilden und anreizen muss. Das künf
tige Back-up-System wird ganz anders aussehen als die konventi
onelle Kraftwerksstruktur wie wir sie heute kennen.
Altmaier Ich würde lieber von einem „Sicherheitsnetz“ für
die Stromversorgung sprechen. Was das zukünftige Marktdesign
angeht, so warne ich vor überzogenen Erwartungen an ein einzel
nes Instrument. Das Marktdesign der Zukunft wird sich aus meh
Dietmar Schütz
ist seit 2008 Präsident des Bundesverbandes
Erneuerbare Energie (BEE). Insgesamt 25 Verbände mit insgesamt 30 000 Einzelmitgliedern
sind im BEE organisiert.
Hildegard Müller
vertritt als Hauptgeschäftsführerin
des BDEW die Interessen von
über 1 800 Unternehmen.
Peter Altmaier
ist seit vergangenem Jahr Bundesumwelt
minister. Vor seiner Ernennung war er Erster
Parlamentarischer Geschäftsführer der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
reren Bausteinen zusammensetzen: Dazu gehört, dass wir die Er
neuerbaren weiter an den Markt heranführen, Preissignale für
Erzeuger und Verbraucher stärken, Hemmnisse für Flexibilität
abbauen, Märkte für Reserveleistung und andere Systemdienst
leistungen weiterentwickeln, das CO2-Preissignal verlässlicher
machen und die 27 Strommärkte in Europa enger verbinden.
Parallel müssen die Erneuerbaren Energien auf einen Reformpfad geführt werden, der sie Richtung Markt führt. Es
wird einen Rollentausch zwischen Erneuerbaren und konventionellen Energien geben. Was sind auf diesem Weg die
nächsten Schritte?
Müller Das EEG ist an seine Grenzen gekommen. Das ist
mittlerweile allen Akteuren klar. Nach der Bundestagswahl im
Herbst muss daher eine grundlegende Reform des EEG erfolgen.
Die Förderung und der Ausbau der Erneuerbaren müssen markt
orientiert weiterentwickelt werden. Die Energiewende kann aus
unserer Sicht nur gelingen, wenn die Erneuerbaren Systemver
antwortung übernehmen und ihren Beitrag zur Versorgungssi
cherheit und Systemstabilität leisten. Erst dann können wir sie
ernsthaft als künftiges Leitsystem betrachten. Der BDEW wird
auch hierzu Vorschläge unterbreiten.
gungssystem und in die Strommärkte. Dazu besteht im Grund
satz breites Einvernehmen. Zwei Ziele stehen dabei im Vorder
grund. Das eine ist eine kosteneffizientere Förderung. Das andere
ist das Zusammenspiel zwischen Erneuerbaren, konventionellen
Kraftwerken, dem Netz, Speichern und der Nachfrage. Hier müs
sen wir zu einer Optimierung kommen, zu der auch die Erneuer
baren beitragen müssen.
Schütz Diejenigen, die für die Erneuerbaren gebetsmühlen
artig mehr Markt fordern, übersehen leider häufig, dass es bislang
keinen vollständig funktionierenden Markt gibt. Ein umfassender
Strommarkt würde Preise vollständig abbilden und externe Kos
ten internalisieren. Das aber ist bislang nicht der Fall. Der Emissi
onshandel liegt am Boden, Kosten für Umwelt- und Gesundheits
schäden werden erst gar nicht beziffert. Abgesehen davon muss
der Markt an die Spezifika der Erneuerbaren Energien angepasst
werden. Beispielsweise müssen die Handelsfristen verkürzt wer
den. Denn je kürzer die Fristen, desto zutreffender die Prognosen.
Insgesamt sollten die Erneuerbaren mehr Systemverantwortung
übernehmen. Zwar wurde hier schon einiges erreicht – viele not
wendige Schritte wie der erleichterte Zugang zum Regelenergie
markt stehen aber noch aus.
Altmaier Das EEG hat hervorragende Arbeit geleistet, um die
erneuerbaren Energien aus einer Nische bis zu dem heutigen
Niveau von rund 23 Prozent zu führen. In der nächsten Legislatur
periode brauchen wir aber eine grundlegende Reform, ein EEG 2.0,
zur Integration der Erneuerbaren Energien in das Stromversor
Energiemarkt der Zukunft Streitfragen 02|2013
15
»2050 können wir
uns kein Kohlekraftwerk mehr
leisten.«
›
Die energiepolitischen Vorstellungen von Bündnis 90/Die
Grünen bieten reichlich Diskussionsstoff: Kohlekraftwerke
lehnt die Partei ab, Kapazitätsmärkte will sie nur regional
zulassen. Bärbel Höhn plädiert für einen breiten Mix von
Markt- und Regulierungsinstrumenten – und für eine
stärkere Einbindung der Kommunen in die Energiewende.
Frau Höhn, zusammen mit zwei Fraktionskollegen und dem
baden-württembergischen Umweltminister haben Sie 2012
das Papier „Die Energiewende braucht Kapazitätsmärkte“
veröffentlicht. Welche Kriterien muss ein neues Marktdesign
aus Ihrer Sicht erfüllen?
Bärbel Höhn Wir sehen: Der Energy-only-Markt funktio
niert nicht mehr. Deshalb müssen wir über andere Instrumente
nachdenken. Kapazitätsmärkte gibt es schon in anderen Ländern.
16
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
Wir wollen dieses Instrument restriktiv handhaben, damit wir
nicht unnötig Überkapazitäten schaffen. Denn dann wird es sehr
teuer. Wir haben klare Vorgaben gemacht: Die Lösung soll flexibel
sein und klimafreundlich, das heißt, wir wollen auf Kohlekraft
werke verzichten. Wir wollen eine kostengünstige Regelung und
eine regionale Beschränkung, weil sich das Problem nicht in allen
Bundesländern stellt.
Bärbel Höhn
ist als stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen unter anderem für die
Bereiche Umwelt und Energie zuständig. Von 1995 bis
2005 war sie Umweltministerin des Landes NordrheinWestfalen.
Wo könnten Sie sich einen Kapazitätsmarkt am ehesten
vorstellen?
Höhn Betroffen ist insbesondere Baden-Württemberg. Dort
sind Atomkraftwerke abgeschaltet worden, aber der Ausbau der
Erneuerbaren Energien kommt erst jetzt in Schwung. In unserem
Parteiprogramm sprechen wir übrigens inzwischen von Kapazi
tätsmechanismen, weil der Begriff der Kapazitätsmärkte oft zu
eng im Sinn konventioneller Kraftwerkskapazitäten verstanden
wird. Daneben gibt es aber noch viele andere Instrumente, etwa
Lastmanagement und regelbare Erzeugung aus Erneuerbaren
Energien.
Sie nannten gerade Regionalität als Kriterium für eine vernünftige Lösung. Wie passt ein regionaler Kapazitätsmarkt
in unser grenzüberschreitend vernetztes Energiesystem?
Wäre es nicht sinnvoller und billiger, durch Leitungsausbau
räumlich begrenzte Insellösungen überflüssig zu machen?
Das eine schließt das andere doch gar nicht aus. Wir
müssen sehen, welches das günstigste Instrument in der jeweili
gen Situation ist. Das kann ein Leitungsausbau sein, aber auch ein
zusätzliches Gaskraftwerk. Regionale Lösungen wollen wir, damit
daraus kein bundesweit nutzbares Subventionsinstrument wird.
Uns ist bewusst, dass gerade unter europapolitischen Gesichts
punkten noch einiges zu klären ist. Aber ich finde es gut, dass wir
mittlerweile über viele Instrumente diskutieren – die Debatte
wurde ja lange Zeit sehr abstrakt geführt. Jetzt kommen immer
mehr konkrete Vorschläge auf den Tisch.
Höhn
Gibt es überhaupt die eine Lösung, den großen Wurf?
Höhn Wichtig ist, dass wir einen Instrumentenkasten be
kommen, aus dem wir jeweils den effizientesten Ansatz auswäh
len können. Und wir müssen beweglich bleiben. Wir haben in den
vergangenen Jahren viele Entwicklungen gehabt, die wir nicht
vorhersehen konnten. Ich denke beispielsweise an die niedrigen
Kohlepreise und den derzeit niedrigen Börsenpreis für Strom. Da
halte ich es nicht für verantwortbar, wenn wir uns für zehn oder
sogar 20 Jahre festlegen.
18
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
Der BDEW hat vorgeschlagen, die Versorgungssicherheit
kurzfristig durch eine Strategische Reserve zu erhalten.
Dabei würden Kraftwerke, die man unter wirtschaftlichen
Gesichtspunkten eigentlich abschalten müsste, als Reserve
zusätzlich zu den Kapazitäten des Strommarkts zur Verfügung stehen. Eingesetzt würden diese Anlagen erst, wenn an
der Strombörse keine Deckung der Nachfrage möglich wäre.
Wie bewerten Sie dieses Konzept?
Höhn Das ist ein interessanter Vorschlag. Wir sind für einen
Instrumentenmix, da könnte das eine wichtige Rolle spielen. Am
Ende ist der Unterschied zwischen einer Strategischen Reserve
und einem restriktiv gehandhabten Kapazitätsmarkt wahrschein
lich gar nicht so groß. Bei den Kostenschätzungen, mit
denen argumentiert wird, wäre ich aber noch vorsichtig. Bisher
haben sich Kalkulationen für Energiepreise nicht immer als trag
fähig erwiesen.
Sie wollen auf Kohlekraftwerke verzichten. Diese Anlagen
liefern aktuell 46 Prozent unseres Stroms. Sollen wir nach
der Atomenergie auch aus der Kohleverstromung aussteigen?
Höhn Der Punkt ist doch, dass wir auch die Klimaziele erfül
len müssen. Im Moment tun wir das nicht, das liegt unter ande
rem am niedrigen Kohlepreis und an den geringen Kosten für
Emissionsrechte. Aus klimapolitischen Gründen müssen wir
nach der Atomkraft als Nächstes die Kohlekraftwerke in den Blick
nehmen.
Wäre es aus Sicht des Klimaschutzes vernünftig, alte Kohlekraftwerke durch neue, effizientere zu ersetzen?
Höhn Man muss vor Augen haben, dass diese Kraftwerke über
Jahrzehnte laufen. Tun sie das nicht, weil sie sich plötzlich nicht
mehr rechnen, dann sind sie eine Fehlinvestition. Bleibt die neue
Anlage aber 40 Jahre in Betrieb, das ist eine normale Lebensdauer,
dann läuft sie noch im Jahr 2050. Zu dem Zeitpunkt müssen wir
unseren CO2-Ausstoß um 80 bis 95 Prozent reduziert haben. Da
können wir uns kein einziges Kohlekraftwerk mehr leisten.
Sie argumentieren, dass die Umstellung auf Erneuerbare
Energien die Schaffung einer „Sekundärstruktur“ erfordert,
um Schwankungen der Einspeisungen aus erneuerbaren
Quellen auszugleichen. Das bedeutet: Wir schaffen Über
kapazitäten. Wie lassen sich diese Investitionen finanzieren?
Die Energiewende ist eines der wichtigsten innenpolitischen
Projekte, für viele sogar das wichtigste. Bisher sind die Zuständigkeiten aber auf verschiedene Ressorts verteilt. Finden
Sie, dass wir die Zuständigkeiten in einem eigenen Energieministerium bündeln sollten?
Wir haben momentan schon Überkapazitäten – 2012
war das Rekordjahr für unseren Stromexport. Daher sehe ich mo
mentan keinen großen Bedarf für neue Anlagen – außer beispiels
weise in bestimmten Teilen von Süddeutschland. In einem Kapa
zitätsmarkt wird die Finanzierung der Kraftwerke über die
Netzentgelte erfolgen. Man muss den Verbrauchern ehrlich sagen:
Versorgungssicherheit hat ihren Preis. Aber Reserve-Kraftwerke
sind nur ein Mittel, um Versorgungssicherheit zu erhalten. Es ist
immer gut, eine Auswahl von Instrumenten zu haben.
Ein Energieministerium mit allen nötigen Kompeten
zen müsste einen großen Teil des Ministeriums für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung bekommen, außerdem einen großen Teil
des Umwelt- und des Wirtschaftsministeriums. Dazu kämen noch
Bereiche des Forschungs- und des Landwirtschaftsressorts. Das
wäre also sehr groß – und damit nicht unbedingt zielführend. Wir
wollen lieber einige Kompetenzen aus dem Wirtschafts- ins Um
weltministerium verlagern. Erneuerbare Energien, Marktdesign
und Netze gehören zusammen – es wäre sinnvoll, das zu bündeln.
Entscheidend ist aber, dass sich die Koalitionspartner über die
Ausgestaltung der Energiewende einig sind. Grundsätzlich wol
len wir auch viel stärker in den Kommunen ansetzen, denn dort
findet die Energiewende am Ende statt.
Höhn
Wie hoch darf der Preis der Versorgungssicherheit sein? Der
Strompreis sorgt ja jetzt schon für Diskussionen, eine Umlage für Kapazitätsmechanismen würde den Preis weiter nach
oben treiben. Wo sehen Sie die Grenze?
Höhn
Was kann denn eine Kommune, was der Bund nicht kann?
Ich glaube, dass man die Energiekosten eines Haushalts
insgesamt betrachten und im Griff behalten muss, nicht nur den
Strompreis. Momentan gibt der Durchschnittshaushalt mehr für
Heizung aus als für Strom, viele bezahlen auch fürs Autofahren
mehr als für Elektrizität. Wir haben Vorschläge gemacht, um Fa
milien mit kleinem Einkommen zu entlasten. Und wir wollen eine
fairere Verteilung der Kosten. Energieintensive Betriebe sollten
stärker an der EEG-Umlage beteiligt werden. Wegen der – auch im
internationalen Vergleich – niedrigen Börsenpreise für Strom
können die Unternehmen das verkraften, ohne an Wettbewerbs
fähigkeit zu verlieren.
Höhn
Höhn Großbritannien und Dänemark machen es uns vor:
Dort müssen die Kommunen Energie einsparen und dürfen dafür
auf einen zentralen Fonds zugreifen. Unsere Städte und Gemein
den könnten die Mittel nutzen, um durch Maßnahmen zur Wär
medämmung und zum Stromsparen gezielt Haushalte mit gerin
gem Einkommen zu unterstützen. Das würde die kommunalen
Haushalte entlasten, denn ihre Ausgaben für die Energierechnun
gen von Hilfeempfängern würden sinken. Wir wollen dafür einen
Fonds auflegen und mit drei Milliarden Euro ausstatten.
»Am Ende ist der Unterschied
zwischen einer Strategischen
Reserve und einem restriktiv
gehandhabten Kapazitätsmarkt gar nicht so groSS.«
Energiemarkt der Zukunft Streitfragen 02|2013
19
Was wäre der Superheld ohne Liberty Girl? Wo er nicht weiter weiß,
hat sie die rettende Idee. In dunklen Stunden erinnert sie ihn an seine
Prinzipien und Überzeugungen. Sie warnt vor Fallstricken und kontert die Attacken des Gegners mit intelligenten Manövern. Liberty
Girl steht für alle, denen bewusst wird, dass es nur gemeinsam geht.
Sie sammelt die Verteidiger des Gemeinwohls und kämpft gegen die
Eigennützigen und Separatisten. Liberty Girl denkt voraus — damit
eine neue Marktordnung entstehen kann.
Streitfragen 02|2013
21
Energieprojekte
sind Attraktiv für
Versicherer
›
Die Assekuranzbranche spielt in der Energiewirtschaft
eine Doppelrolle: Ihre Unternehmen versichern Anlagen
und treten als Investoren auf. Dr. Alexander Erdland,
Präsident des Branchenverbands GDV, nennt die Voraus
setzungen für ein noch stärkeres Engagement.
In welchem Umfang ist die Branche derzeit in der Energiewirtschaft engagiert,
welche Funktionen übernimmt sie?
Dr. Alexander Erdland Versiche
rer übernehmen für die Energiewirtschaft
zahlreiche Risiken. Sie versichern den Bau
und Betrieb regenerativer Techniken wie
Wind, Sonne und Biogas sowie konventio
nelle Kraftwerke. Vom ersten Spatenstich
bis zum Abriss braucht jede Phase ver
schiedene Versicherungen für Personen
und Sachwerte oder auch Betriebsunter
brechungen. Viele Entwicklungen, wie
22
etwa der Ausbau der Onshore-Windener
gie, wären ohne das fachliche und versi
cherungstechnische Engagement der Ver
sicherer nicht möglich gewesen. Nun
richtet sich der Blick auf die OffshoreEnergieerzeugung. Die Zahl der Wind
parks auf See steigt. Die Parks, deren Kon
verterplattformen
und
Kabeltrassen
benötigen ebenfalls Versicherungsschutz.
Streitfragen 02|2013 Energiemarkt der Zukunft
Das Risikopotenzial für großflächige Schä
den ist bei Offshore-Anlagen enorm und
übersteigt alle bekannten Szenarien an
Land. Über die Risikoabsicherung hinaus
sind die deutschen Versicherer auch als Ka
pitalanleger im Energiesektor aktiv. Lang
fristiges Versicherungsgeschäft und Kapi
talanlage in ökonomisch nachhaltige
Energie- und Infrastrukturprojekte passen
vom Grundsatz her gut zusammen. Versi
cherer haben aktuell bereits mehrere Milli
arden Euro in Energie- oder Infrastruktur
projekte investiert – Tendenz steigend.
Dr. Alexander Erdland
ist Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), der als
Dachverband rund 470 Unternehmen vertritt.
Zugleich ist Erdland Vorstandsvorsitzender der
Wüstenrot & Württembergische AG (W&W).
Wo wäre es für die Assekuranzbranche
interessant, stärker als Investor aufzutreten?
Erdland Versicherer gehen als Anbie
ter von Risikoschutz und privater Alters
vorsorge langfristige Verpflichtungen ge
genüber ihren Kunden ein. Deswegen
benötigen sie ein stabiles Investitionsum
feld: Langfristigkeit, Planbarkeit und Si
cherheit haben hohe Priorität bei der Wahl
ihrer Investments. Nicht alle Investitionen
in Energie und Infrastruktur sind deshalb
gleichermaßen geeignet.
Interessant sind vor allem einfach
und klar strukturierte Projekte, die sich
weniger durch komplexe Risiken als durch
bewährte Technologien auszeichnen und
damit die Risikobeurteilung erleichtern.
Das trifft beispielsweise auf Investitionen
in Windkraft an Land zu; für OffshoreWindkraft gibt es dagegen noch kaum Er
fahrungswerte. Vergleichsweise geringe
Risiken, dafür aber sichere Erträge bringen
auch Investitionen in regulierte Netzinfra
strukturen.
Auch die Struktur der Gläubiger ist
für uns relevant. Eine homogene Inves
torenbasis hilft, Interessenkonflikte zwi
schen Gläubigern zu vermeiden und eine
stabile Finanzierungsstruktur zu gewähr
leisten. Von Vorteil ist es, wenn die Inves
toren, die bei einem Projekt über lange Zeit
„in einem Boot“ sitzen, auch ähnliche Vor
stellungen von Art, Dauer und Bedingun
gen der Reise haben.
Welche regulatorischen und sonstigen Hemmnisse bremsen den Ausbau
des Engagements? Wer müsste welche
Maßnahmen ergreifen, um die Bremse
zu lösen?
Versicherer würden gerne
mehr Geld für Energie- und Infrastruktur
projekte in die Hand nehmen als bisher. Im
Moment müssen die Unternehmen vor ei
nem Investment aber noch zu viele Klip
pen in Form von nationalen und europäi
schen Vorschriften umschiffen. Einige
Klippen liegen im Versicherungsaufsichts
recht selbst. So sind vor allem die Grenzen,
wie viel Kapital wir auf welche Art in Ener
gie und Infrastruktur investieren dürfen,
zu eng gesetzt. Viele dieser Projekte sind
vom Risiko her gut überschaubar; zudem
haben wir unser Risikomanagement in den
letzten Jahren deutlich professionalisiert.
Deshalb könnte der Gesetzgeber unser
zulässiges Anlagespektrum verbreitern,
ohne dass dies zu Lasten der Sicherheit der
Kapitalanlage ginge. Die spezifischen Risi
ken sollten sich dann auch in geringeren
Eigenkapitalanforderungen niederschla
gen, die Versicherer künftig nach europäi
schem Recht erfüllen müssen.
Manche Hürden sind aber auch
„Kollateralschäden“ anderer Regulierun
gen. Ein Beispiel: Aufgrund der gelten
den Entflechtungsvorschriften darf heu
te prinzipiell ein Investor, der an einem
portugiesischen Stromnetz beteiligt ist,
in Deutschland keinen Windpark mehr
finanzieren. Dadurch reduzieren sich die
Investitionsmöglichkeiten deutlich. Die an
sich sinnvollen Vorschriften treiben hier
ungewollte Blüten, denn Finanzinvestoren
verfolgen keine strategischen Interessen
im Energiemarkt und standen bei Einfüh
rung der Gesetze auch nicht im Fokus. Der
Erdland
Gesetzgeber sollte die Vorschriften deshalb
pragmatischer auslegen, um private Inves
toren aus einem unnötigen „Entweder/
oder“-Konflikt zu befreien.
Gibt es aus der Sicht der Versicherungswirtschaft kreative Lösungen, neue
Partnerschaften o.Ä., die wir im Interesse einer gelingenden Energiewende
erproben sollten?
Erdland Die Energiewende steht und
fällt mit der Frage, inwieweit es gelingt,
die Risiken für neue Technologien so weit
wie möglich zu reduzieren. Risikomini
mierung muss zum Leitbild für Wind
parks und deren Infrastruktur werden, um
Milliardenschäden zu verhindern, Versi
cherungsprämien zu stabilisieren und Ver
sorgungssicherheit zu gewährleisten. Ver
sicherer haben hier großes Know-how:
Konkrete Vorschläge, welche Anforderun
gen schon bei der Planung neuer Anlagen
berücksichtigt werden müssen, haben wir
mehrfach in die politische Diskussion ein
gebracht und zuletzt nochmals auf der
Hannover Messe bekräftigt. Beispielsweise
sollten Netzanschlusskabel künftig in grö
ßerer Tiefe verlegt werden. Auch der Ab
stand der Konverterplattformen unterein
ander ist zu vergrößern. Politik und
Energiewirtschaft müssen sich mit unse
ren Forderungen noch intensiver ausein
andersetzen. Es geht hier nicht um techni
sche Feinheiten, sondern um die Stabilität
der Energieversorgung für die kommen
den Jahre und Jahrzehnte.
Energiemarkt der Zukunft Streitfragen 02|2013
23
Baustelle
Strukturanpassung
Jürgen Schleier
ist Geschäftsführer der Wasserwerke
Zwickau GmbH. Der kommunale Betrieb
ist für die Trinkwasserversorgung und
Abwasserbeseitigung von 210 000 Menschen
in der Region zuständig.
›
Die Deutschen werden älter und weniger – so weit, so be
kannt. Doch in den östlichen Bundesländern trifft es einige
Regionen besonders hart. Das stellt die Wasserversorger
vor neue Herausforderungen. Das Beispiel Zwickau zeigt:
Gegensteuern ist möglich.
Herr Schleier, ist der demografische Wandel in Mitteldeutschland besonders ausgeprägt? Welche Auswirkungen hat das?
Der demografische Wandel betrifft unser
gesamtes Land, wobei regional große Unterschiede zu verzeich
nen sind. Sicherlich sind die neuen Bundesländer auch aufgrund
der Abwanderungswellen nach der politischen Wende besonders
betroffen. Dabei sind auch zum Beispiel in Sachsen mit Dresden
und Leipzig Zentren mit wieder zunehmendem Bevölkerungsanteil zu verzeichnen und andere Regionen haben mit starkem
Rückgang zu kämpfen. Die Auswirkungen betreffen alle Lebens
bereiche – von der öffentlichen Infrastruktur bis zum Fachkräfte
mangel.
Jürgen Schleier
Wie sind die weiteren Prognosen? Nimmt die Bevölkerungszahl weiter ab?
Wie reagiert die Branche?
Schleier Die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur muss im
mer in der Lage sein, den Anforderungen der Menschen gerecht
zu werden. Da der Rückgang der Bevölkerung jedoch ein Prozess
ist, der sich über einen langen Zeitraum erstreckt, muss die Verund Entsorgungsbranche langfristig planen und entsprechende
Konzepte erstellen. Hierzu gehört auch die Anpassung der Tarif
modelle, wie sie der Praxisleitfaden des BDEW erörtert. Oberstes
Gebot bleibt bei der Trinkwasserversorgung die qualitativ ein
wandfreie Lieferung des Lebensmittels Nummer eins. Die Erar
beitung von Spülzyklen, Strategien zur Nachdesinfektion, aber
auch eine entsprechende Kommunikation in der Öffentlichkeit
sind daher genauso wichtig wie Dimensionsverringerung oder
Herstellung von Ringschlüssen bei Ersatzbaumaßnahmen.
Wie steuern Sie gegen?
Leider zeigen die Prognosen, dass sich der Rück
gang und die Überalterung der Bevölkerung fortsetzen werden.
Durch den Weggang vieler junger Menschen aus Ostdeutschland
in den 90er Jahren fehlen Familien und es werden weniger Kinder
geboren. Daher ist auch mit einer Trendumkehr kaum zu rechnen.
Schleier
26
Streitfragen 02|2013 wasserwirtschaft
Schleier Im Versorgungsgebiet der Wasserwerke Zwickau
GmbH stehen wir in engem Kontakt mit den Stadtplanern, um
den Stadtumbau wie zum Beispiel den Rückbau von unattraktiven
Wohnquartieren im Sinne einer sicheren Ver- und Entsorgung
mit zu begleiten. Bei notwendigen Ersatzbaumaßnahmen, egal ob
im Trinkwasserver- oder Abwasserentsorgungssystem, werden
konsequent die Nenndurchmesser angepasst. Durch den stufen
Sollte die Politik eingreifen?
Schleier Die Politik kann und muss entsprechende Rahmen
bedingungen schaffen. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung
als Grundlage gehören zweifellos auch die „weichen Standortfak
toren“ wie Familienfreundlichkeit, Bildungsmöglichkeiten, Kul
tur, Sport, Gesundheit und Freizeit dazu. Denen kommen die poli
tisch Verantwortlichen sicherlich in den meisten Gebieten unseres
Landes auch nach.
Ein wichtiger Auftrag der „großen Politik“ sollte es sein, die
Ausgewogenheit zwischen Ökologie und Ökonomie, zwischen
Verbraucherschutz und finanzieller Verbraucherbelastung zu
wahren.
»Ein wichtiger Auftrag
der ‚groSSen Politik‘
sollte es sein, die Aus gewogenheit zwi schen Ökologie und
Ökonomie, zwischen
Verbraucherschutz
und finanzieller Ver braucherbelastung
zu wahren.«
weisen Ausbau der Zentralen Kläranlage Zwickau konnten wir
auch auf die Entwicklung gut reagieren. Ein weiterer wichtiger
Aspekt war die Änderung unseres Preismodells im Jahr 2005. Da
bei sind wir auf das sogenannte Wohneinheitenmodell umgestie
gen und konnten eine Stärkung des Grundpreisanteiles erreichen.
Bei einer Kostenverteilung von 80 Prozent fixen und 20 Prozent
variablen Kosten sowie rückläufigen Absatzmengen ist aus unse
rer Sicht ein höherer Grundpreis und eine Verbreiterung der Be
zugsbasis ein geeignetes Instrument für die wirtschaftliche Stabi
lität unseres Unternehmens. Informationen über unsere Arbeit,
etwa Tage der offenen Tür oder die Zusammenarbeit mit Schulen,
die wir seit Jahren pflegen, gehören auch dazu.
wasserwirtschaft Streitfragen 02|2013
27
Vertrauen ist gut? Kommandowirtschaft ist besser! So lautet das
Credo von Dr. Regulus. Er will das Richtige. Dafür tut er aber zu
oft das Falsche. Der Mensch ist schwach und dumm und braucht
die feste Hand des Regulierers — so ist sein Auftrag. Dem Markt
misstraut Dr. Regulus zutiefst. Der Dirigismus-Champion hat ein
klares Ziel: die Herrschaft über die ganze Energiewelt. Darunter macht er es nicht. Aber erst, wenn Marketman ihm ins Netz
gegangen ist, kann er die Macht übernehmen.
Streitfragen 02|2013
29
»Die vorhandenen
Instrumente bringen
keine Trendwende.«
»Wir können unsere
Einsparziele erreichen.«
30
›
Energieeffizienz ist nicht nur
eine tragende Säule der Energie
wende in Deutschland. Auch
die EU hat in einer neuen Richt
linie verbindliche Ziele formu
liert. Wie kann Deutschland
diese Vorgaben erfüllen? Prof.
Peter Hennicke, ehemaliger
Präsident des Wuppertal Insti
tut, und Stephan Kohler von
der Deutschen Energie-Agentur
vertreten gegensätzliche Auf
fassungen.
Herr Prof. Hennicke, Herr Kohler, laut EU-Energieeffizienzrichtlinie müssen alle Mitgliedsstaaten zwischen 2014 und 2020 den Energieverbrauch
jährlich um 1,5 Prozent senken. Gemessen wird das
am Absatzvolumen der Energiewirtschaft. Kann
Deutschland dieses Ziel erreichen?
Prof. Dr. Peter Hennicke Ich finde das Ziel
gar nicht besonders ambitioniert. Wirklich ehrgeizige
Ziele setzt das Energiekonzept der Bundesregierung:
Bis 2050 soll der Primärenergieverbrauch um 50 Pro
zent sinken. Dazu müssten wir die Energieproduktivi
tät jährlich um durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr
steigern. Szenarienstudien sagen: Das ist machbar,
allerdings nur mit zusätzlichen Maßnahmen.
32
Streitfragen 02|2013 Fokus Energieeffizienz
Stephan Kohler Deutschland ist zwar im Welt
maßstab schon eine der effizientesten Volkswirtschaf
ten, aber wir halten das Einsparziel von 1,5 Prozent für
machbar. Wir müssen es sogar schaffen, denn nur mit
höherer Energieeffizienz kann die Energiewende
gelingen.
Herr Prof. Hennicke, Deutschland hat bisher vorrangig auf marktwirtschaftliche Instrumente gesetzt, um die Energieeffizienz zu erhöhen. Sie dagegen treten für eine stärkere Reglementierung
ein: Sie wollen die Energieversorger verpflichten, bei den Kunden für Einsparungen zu sorgen.
Warum?
Hennicke Die Debatte „Markt oder Regulierung?“
halte ich für eine Gespensterdebatte. Es geht um die
Frage, wie wir die ambitionierten Ziele der Energie
wende am schnellsten und kosteneffektivsten errei
chen. Markt und Regulierung sind lediglich Mittel, sie
sind nicht das Ziel. Wir haben schon viele sinnvolle
Regulierungen, etwa die Energieeinsparverordnung
und die Subventionsprogramme der KfW. Wir sollten
nicht den Gegensatz zwischen Markt und Regulierung
aufbauen, denn erst durch Regulierung im Sinne von
verbindlichen Rahmenbedingungen wird der Markt
für Energiedienstleistungen funktionsfähig.
Aber wieso sollen ausgerechnet die Energieversorger verpflichtet werden, ihre Kunden zum Sparen
zu ermuntern?
Hennicke Die Energieeffizienz-Richtlinie schreibt
vor, dass die EU-Staaten Verpflichtungssysteme für
jährliche Reduktionsziele einrichten müssen – Ver
pflichtete können auch die Energieanbieter sein. Die
Frage ist: Wie setzen wir es um? Ich möchte den natür
lichen Gegensatz auflösen zwischen den Unterneh
men, die Strom und Wärme verkaufen wollen, und
ihren Kunden, für die sich das Sparen lohnen würde.
Wenn wir nichts tun, arbeiten die Versorger still
»Um die Effizienz
ziele zu erreichen,
benötigen wir
einen nationalen
Kümmerer und
verbindliche Einsparziele.«
»Wir brauchen
keinen Systemwechsel – wir
müssen die vorhandenen Instrumente
besser nutzen.«
schweigend weiter auf Absatzmaximierung hin. Ein
klug gestaltetes Verpflichtungs- und Anreizsystem
bindet sie als Marktöffner für Energiedienstleistungen
ein, ohne dass sie gegen ihre wirtschaftlichen Interes
sen handeln müssen.
Eine Verpflichtung der Energieversorger
lehne ich strikt ab. Denn das würde den Markt verzer
ren. Teil des Vorschlags ist ja, dass die Versorger die
Kosten ihrer Effizienzprogramme über die Netzentgel
te refinanzieren. Wir wollen aber, dass alle, die Leis
tungen zur Steigerung von Energieeffizienz anbieten,
dieselben Chancen haben. Ich habe überhaupt nichts
dagegen, wenn ein Versorger solche Angebote freiwil
lig und auf eigene Kosten macht. Aber wenn er seine
Kosten per Umlage decken kann, sind alle anderen An
bieter im Nachteil, die das nicht können. Handwerker,
Ingenieurbüros und Contracting-Anbieter haben kei
ne Chance mehr. Die Effizienzmärkte müssen so ge
staltet werden, dass die vielfältig kreativen und inno
vativen Projekte sich optimal entfalten können.
Kohler
Spar-Verpflichtungen für Energieversorger gelten
schon in Großbritannien, Frankreich, Dänemark
und in mehr als 20 Bundesstaaten der USA. Können wir von diesen Beispielen gar nichts lernen?
Kohler Die Effektivität und die Umsetzungseffizi
enz sprechen ebenfalls dagegen. Wir haben das unter
sucht: Die Verpflichtungssysteme in anderen europäi
schen Ländern sind nicht effizienter als unser
markwirtschaftlicher Ansatz in Deutschland. Natür
lich wissen wir, dass unser Markt für Leistungen zur
Steigerung der Energieeffizienz nicht vollkommen ist.
Deshalb wollen wir mehr Eigenverantwortlichkeit,
viel Markttransparenz, ein gutes Beratungsangebot
und ein einheitliches Förderregime. Dann bekommen
wir einen Markt, der sich selbst organisiert.
Herr Prof. Hennicke, Sie fordern zusätzliche Anstrengungen zur Steigerung der Energieeffizienz.
Beispielsweise soll ein neuer Fonds gebildet werden, der durch einen Aufschlag auf den Energiepreis gespeist wird. Welche Funktion soll dieser
Fonds übernehmen?
Fokus Energieeffizienz Streitfragen 02|2013
33
Hennicke Ich bestreite, dass ein Umlagesystem
den Markt verzerrt oder sich in anderen europäischen
Ländern und in den USA nicht bewährt hat. Der Auf
schlag sollte 0,2 Cent pro Kilowattstunde Gas und
Strom betragen. Das wäre marginal, etwa im Vergleich
zur EEG-Umlage von mehr als 5 Cent. Der Fonds er
hielte dadurch rund 1,5 Milliarden Euro jährlich, um
Programme für effizientere Haushaltsgeräte, Wärme
pumpen und die energetische Sanierung von Gebäu
den auszuschreiben und mit Anreizen die Umsetzung
zu beschleunigen. Im Wesentlichen dienen Umlage
und Fonds also zur Vorfinanzierung und zum Abbau
von Hemmnissen für die Steigerung von Energie
effizienz.
34
Streitfragen 02|2013 Fokus Energieeffizienz
Kohler Ein Fonds zur Vorfinanzierung? So etwas
haben wir doch längst: das Gebäudesanierungspro
gramm der KfW, das hervorragend läuft. Es muss nur
noch besser finanziell ausgestattet werden.
Herr Prof. Hennicke, Sie haben auch vorgeschlagen, eine neue Instanz zu schaffen: eine Energieeffizienz-Agentur. Welche Aufgaben würden Sie
dieser Einrichtung übertragen?
Stephan Kohler (links)
Prof. Dr. Peter Hennicke
ist Vorsitzender der Geschäftsführung der
Deutschen Energie-Agentur (dena). Die dena
versteht sich als Kompetenzzentrum für
Energieeffizienz, erneuerbare Energien und
intelligente Energiesysteme.
Hennicke Wir brauchen einen gesamtwirtschaft
lich verantwortlichen Intermediär, der den Effizienz
markt organisiert. Auf diesem Markt sind Hemmnisse
heute nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wir ha
ben weder Transparenz noch jemanden, der die ge
samtwirtschaftliche Prozessverantwortung für die Er
reichung der Energiesparziele trägt, noch haben wir
Möglichkeiten, Energiesparprogramme für Tausende
Anbieter und Millionen Nachfrager zu organisieren.
Einer Energieeffizienz-Agentur könnten wir die Ge
samtverantwortung für die Konzipierung und Aus
schreibung solcher Programme übertragen.
Kohler Also, wer soll denn jetzt verantwortlich
sein fürs Erreichen der Einsparziele? Die neue Agen
tur oder die Energieversorger?
Hennicke Wir brauchen zunächst einen nationa
len Prozessverantwortlichen, das sollte die Agentur
sein. Was die Verpflichtung der Versorger angeht, da
lässt uns die EU-Energieeffizienzrichtlinie die Wahl,
ob sie mitverantwortlich für die Umsetzung sein
sollen. Ich meine: ja!
Es gibt eine Reihe von Organisationen, die sich den
sparsameren Umgang mit Energie auf die Fahne
geschrieben haben. Die Deutsche Energie-Agentur
gehört dazu, ebenso die Bundesstelle für Energieeffizienz. Wie sollte die Aufgabenteilung mit der
neuen Instanz aussehen?
Hennicke Ich vermute, dass bei Stephan Kohler
die Urangst vorherrscht, dass eine Effizienz-Agentur
irgendwie der dena ans Leder will …
Kohler Ich bin da ganz gelassen, vielleicht werde
ich ja Präsident der neuen Agentur … (lacht)
Hennicke Eine „dena++“ und die Bundesstelle für
Energieeffizienz könnten gebündelt den Nukleus einer
Effizienz-Agentur bilden, allerdings mit verändertem
Mandat und verantwortlich für die Umsetzung
der verbindlichen Ziele aus der EU-Energieeffizienz
richtlinie.
leitete bis 2008 das Wuppertal Institut für
Klima, Umwelt, Energie. Heute ist er der
Einrichtung als Berater und Principal Advisor
für eine weltweite Gebäudeeffizienzplattform
verbunden.
Kohler Die dena braucht keinen neuen Arbeits
auftrag, und der Effizienzmarkt braucht keine zentrale
Stelle, sondern viele innovative Energiedienstleister.
Wie gesagt haben wir schon das Gebäudesanierungs
programm der KfW – das ist ein Effizienzfonds. Jeder,
der Geld haben will von der KfW, braucht den bedarfs
orientierten Energieausweis, den die dena entwickelt
hat. Und er braucht einen qualifizierten Energieexper
ten. Diese Fachleute findet man in unserer Datenbank.
Also: Wir haben vieles schon. Dass wir Nachbesse
rungsbedarf haben, gebe ich zu. Aber wir brauchen
keinen Systemwechsel, wir brauchen eine Verbesse
rung der vorhandenen Instrumente.
Herr Prof. Hennicke, Herr Kohler, in einem sind
Sie sich offenbar einig: Die Bundesrepublik muss
mehr tun, um Energie immer effizienter zu nutzen.
Was erwarten Sie konkret von der Politik?
Hennicke Als Erstes müsste die Politik klären:
Welche Vor- und Nachteile haben Verpflichtungssys
teme? Zweitens sollten wir überlegen, wer der zu Ver
pflichtende sein soll und welche Rolle die Energiean
bieter dabei spielen sollen. Meine Position lautet: Man
benötigt einen Kümmerer. Der braucht ein Mandat
und Finanzen. Das vorhandene Instrumentarium
muss ausgebaut und gebündelt werden – aber es reicht
nicht, um die Trendwende beim Energiesparen her
beizuführen und um Energieanbieter dabei wettbe
werbsneutral und verbindlich einzubinden.
Kohler Die Politik muss endlich die Bedeutung
der Energieeffizienz erkennen. Die Politik setzt immer
noch sehr stark auf Erneuerbare Energien, da muss
eine Umorientierung her. Dann brauchen wir eine ein
heitliche, verlässliche Energieeffizienz-Politik. Das be
deutet etwa ein KfW-Programm für die nächsten zehn
Jahre, das jährlich 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung
stellt. In derselben Größenordnung brauchen wir die
steuerliche Abschreibung für Effizienzmaßnahmen.
Wenn wir die Mittel aufstocken und die vorhandenen
Instrumente besser nutzen, erreichen wir die Einspar
ziele der Bundesregierung.
Fokus Energieeffizienz Streitfragen 02|2013
35
»Die gegenwärtigen
Zertifikatspreise
sind ein Problem,
da sie Investitionen
entschleunigen.«
›
36
Ob Kohlekraftwerke, Emissionshandel oder Subventionen für
Erneuerbare Energien: Dr. Fatih Birol von der Internationalen
Energieagentur betrachtet die Effekte über Ländergrenzen
hinweg. Er warnt: Die niedrigen Preise für CO2-Zertifikate
bremsen die nötigen Investitionen. Die Klimaschutzziele
können nur erreicht werden, wenn im Jahr 2020 energieeffi
zientere Technologien oder Erneuerbare Energien umfäng
lich verfügbar sind.
Streitfragen 02|2013 Fokus Energieeffizienz
Dr. Fatih Birol
ist Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA). Hinter der IEA stehen
28 Mitgliedsstaaten. Unter ihnen sind viele
der führenden Industrienationen.
Während der Ausbau der Erneuerbaren in
Deutschland voranschreitet, steigt gleichzeitig die
Kohleverstromung an. Ist die Energiewende am
Ende schädlich für das Klima?
Dr. Fatih Birol Es ist durchaus möglich, dass
der Ausstieg aus der Kernenergie zu einer verstärkten
Nutzung der Kohle zur Stromerzeugung führt. Nach
vorläufigen Berechnungen ist das letztes Jahr in
Deutschland teilweise auch so gewesen, obwohl auch
die Nutzung der Erneuerbaren Energien anstieg. Aber
das muss so nicht bleiben: ein verstärkter Ausbau von
Erneuerbaren Energien oder mehr Energieeffizienz im
Gebäudesektor und in der Industrie sind sicherlich
langfristig der klimaverträglichere Weg, um den Aus
stieg aus der Kernenergie zu kompensieren. Aber das
geht nicht von heute auf morgen und braucht Zeit, die
wir vielleicht nicht haben, wenn wir unsere Klimaziele
erreichen wollen. Wir haben gerade einen neuen Re
port „Redrawing the energy-climate map” im Rahmen
unseres World Energy Outlooks veröffentlicht, in dem
wir Vorschläge machen, wie die Tür zum Zwei-GradZiel etwas länger offen gehalten werden kann. Ener
gieeffizienz gehört dazu, aber Kohlekraftwerke nicht,
zumindest dann nicht, wenn sie ineffizient sind.
Für den Klimaschutz gibt es ein System in Europa,
das den Kohlendioxidausstoß deckelt. Ist der momentan sehr niedrige Preis für die Emissionszertifikate ein Problem?
Birol Die Frage der CO2-Preise in Europa ist kom
pliziert, da die wirtschaftliche Lage hier eine gewichti
ge Rolle spielt. Wenn aufgrund der wirtschaftlichen
Situation in Europa weniger CO2 ausgestoßen wird,
dann drückt das natürlich den Bedarf an Zertifikaten
und den Preis. Für die Erreichung von Klimaschutz
zielen im Jahr 2020 ist das erst mal nicht unbedingt
ein Problem, da die wirtschaftliche Situation vermut
lich zu geringer als erwarteten Emissionen führt und
die Emissionsziele damit erreicht werden sollten.
Aber im Jahr 2020 müssen energieeffizientere Techno
logien oder Erneuerbare Energien in großem Umfang
verfügbar sein, wenn die Klimaschutzziele erreicht
werden sollen. Insofern sind die gegenwärtigen Zerti
fikatspreise ein Problem, da sie nötige Investitionen
für die im Jahr 2020 benötigten Technologien ent
schleunigen. Gleichzeitig stellen sich aber auch wei
tergehende Fragen im Umgang mit Zertifikatspreisen,
zum Beispiel die Frage der Wettbewerbsfähigkeit der
europäischen Industrie im globalen Kontext. Bei ho
hen Energiepreisen und einer möglichen Erhöhung
der Zertifikatspreise stellt sich schnell die Frage nach
einer reinen Verlagerung von Emissionen, Stichwort
„Carbon Leakage“. Hier muss man Antworten finden.
Grundsätzlich wird die Frage der Wettbewerbsfähig
keit vor dem Hintergrund der derzeitigen Entwick
lung von Energiepreisen, unabhängig von den CO2Preisen, ohnehin immer wichtiger. Wir befassen uns
derzeit mit solchen Fragestellungen für den World
Energy Outlook 2013, der im November erscheint.
Sehen Sie eine Lösung, um die enormen Subventionen für die Erneuerbaren Energien in den Griff
bekommen?
Birol Subventionen in neue Technologien müs
sen zeitlich begrenzt sein und die Entwicklung am
Markt muss genau beobachtet werden, um zu starke
Subventionierung zu vermeiden. Das gilt natürlich
auch für Erneuerbare Energien. Aber man darf auch
nicht vergessen, dass Erneuerbare Energien eine ge
wisse Anschubhilfe benötigen, um ihren Weg in den
Technologie-Mainstream zu finden. Und man darf
auch nicht vergessen, dass die fossile Energienutzung
heute noch sechsmal so viele Subventionen weltweit
erhält wie Erneuerbare Energien: im Jahr 2011 waren
das 523 Milliarden Dollar, verglichen mit 88 Milliarden
für Erneuerbare Energien.
Fokus Energieeffizienz Streitfragen 02|2013
37
Im Windpark ist die Hölle los: Dr. Regulus
wirft sein engmaschiges Netz und will Marketman und Liberty Girl zum Rückzug zwingen. Er sieht das üppige Wachstum seiner
Schützlinge von den Zumutungen des Marktes bedroht. Dr. Regulus versteht nicht, dass
Marketman ebenso für die neuen Energien
kämpft — aber in einer neuen, freiheitlichen
Ordnung! Noch behält er die Kontrolle. Mit
der unerschöpflichen Energie des Windes im
Rücken kann er sich durchsetzen — jedenfalls bis zur nächsten Flaute.
Andreas Wagner (links)
führt die Geschäfte der Stiftung OffshoreWindenergie. Ihr Ziel lautet, den Aufbau der
Stromerzeugung auf See voranzutreiben.
Jörg Müller
ist Vorstandsvorsitzender der Enertrag AG.
Das Unternehmen produziert Strom
ausschließlich aus erneuerbaren Quellen.
Eine Frage der Zeit
und der Kosten
›
Beim Bau von Windparks auf dem Meer sind viele Hürden
zu überwinden: Die Maschinerie muss Salzwasser, Wellen
und Stürmen trotzen, eine Netzanbindung erst geschaffen
werden. Naturschützer melden Bedenken an, Investoren
halten sich zurück. Sollen wir trotzdem weiter auf Wind
strom aus der Nord- und Ostsee setzen? Ein Streitgespräch.
Herr Wagner, die Bundeskanzlerin hat kürzlich
den küstennahen Wind als die effizienteste Art der
Gewinnung von Windenergie bezeichnet. Sehen
Sie darin ein klares Signal der Bundesregierung
für den Ausbau der Offshore-Windenergie?
Ich hätte mir ein noch deutli
cheres Signal gewünscht, vor allem nach der Diskussi
on um die Strompreisbremse. Wir erwarten von der
Bundesregierung eine Klarstellung, wie sie mit den Ver
zögerungen umgehen will. Die sind zum einen beim
Netzanschluss entstanden, zum anderen durch die Ver
unsicherung der Investoren. Man muss als Investor
mehr als eine Milliarde Euro in die Hand nehmen, um
einen Offshore-Windpark mit 300–400 Megawatt Leis
tung zu bauen. Da braucht es Planbarkeit, verlässliche
politische Rahmenbedingungen und eine langfristige
Perspektive.
Andreas Wagner
Herr Müller, Ihr Unternehmen produziert Strom
in knapp 40 Windparks. Die liegen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien – und an
Land. Warum geht Enertrag nicht aufs Wasser?
Jörg Müller Mein Geschäft ist preiswerte und
langfristig sichere Energie. Als Anlagenbauer und
Physiker halte ich Onshore-Windenergie für die ver
nünftigere Lösung, übrigens völlig unabhängig von
politischen Rahmenbedingungen. Ich weiß natürlich,
dass man auf hoher See Windräder bauen kann. Aber
ich weiß auch, dass es an Land nur die Hälfte kostet,
und ich bin mir ziemlich sicher, dass das dauerhaft so
bleiben wird. Für mich bleibt da nur die Frage: Wann
wollen wir uns Offshore leisten und warum?
Fokus Erzeugung Streitfragen 02|2013
41
Herr Wagner, ist der Windstrom aus dem Meer
wirklich doppelt so teuer wie der an Land erzeugte?
Wagner Diese Rechnung stimmt allenfalls, wenn
man die besten Landstandorte betrachtet, also die
Windräder direkt hinter dem Deich. Aber in Bayern
oder Baden-Württemberg sind die Produktionskosten
für Windstrom in etwa dieselben wie auf dem Meer.
Zwar sind die Installationskosten pro Megawatt auf See
tatsächlich etwa doppelt so hoch wie an Land – aber ich
habe auf dem Meer auch mindestens doppelt so hohe
Stromerträge wie im Binnenland.
Müller Offshore-Windkraft wird immer teurer
bleiben als an Land erzeugter Windstrom. Darum fra
ge ich: Warum wollen wir jetzt schon mit der Strom
produktion auf See anfangen? Wir sind mit dem Aus
bau der Windkraft an Land noch nicht mal in der Mitte
angekommen. Warum warten wir mit dem Ausbau in
der Nord- und Ostsee nicht, bis wir das Potenzial an
Land ausgeschöpft haben?
Wagner Für mich sind auch die Technologieent
wicklung und die industriepolitische Bedeutung der
Offshore-Windkraft entscheidende Argumente. Wenn
wir jetzt aussteigen würden, gingen die Jobs, das
Know-how und die technologischen Entwicklungs
potenziale verloren. Der Aufbau und die Wartung der
Windparks in Nord- und Ostsee schafft Arbeit in
strukturschwachen Küstenregionen. Und die Ferti
gung der Komponenten hat große Bedeutung für den
deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Es gibt euro
paweit Pläne für 40 000 Megawatt Offshore-Wind
energie, da sollte die deutsche Industrie dabei sein!
Bisher gestaltet es sich schwierig, den Strom vom
Meer zu den Verbrauchern zu transportieren. Das
Verlegen der Seekabel ist aufwändig und geht
langsamer als geplant voran. An Land tun wir
uns schwer mit dem Bau neuer Leitungen, die den
Süden der Republik mit Windstrom von der Küste versorgen sollen. Sollten wir den Ausbau der
Windkraft auf See überdenken?
42
Streitfragen 02|2013 Fokus Erzeugung
Müller Wir verbauen unendlich viel Geld im Meer,
um die Windparks anzuschließen. Aber diese Leitun
gen braucht keiner außer den Erzeugern. An Land
sieht das ganz anders aus. Ich frage mich schon lange:
Warum denken wir so viel über Netzanbindungen in
der Nord- und Ostsee nach, wenn wir dieselbe Energie
menge ein bisschen weiter östlich an Land zum halben
Preis herstellen könnten? Ich sehe noch großes Poten
zial in Ländern wie Polen, Rumänien und Bulgarien.
Dort gibt es die nötigen Flächen. Dort leben Millionen
von Menschen – die wären uns für eine Verstärkung
und Verbesserung ihrer elektrischen Netze sehr dank
bar.
Wagner Aber diese Länder haben auch einen ei
genen Bedarf, weil sie ihre konventionellen und ato
maren Kapazitäten irgendwann ablösen wollen. Polen
verfolgt eigene Ziele für den Ausbau von Erneuerba
ren Energien. Den dort erzeugten Strom werden Sie
wird nicht ohne Weiteres für Deutschland nutzen kön
nen. Unsere Windparks in Nord- und Ostsee stehen
sozusagen vor der eigenen Haustür, nicht Tausende
Kilometer entfernt.
Müller Von München nach Polen ist es nicht wei
ter als zur Nordseeküste. Wir als Unternehmen arbei
ten jedenfalls daran, in Polen Windräder zu errichten.
Herr Müller, gegen neue Windkraftwerke an Land
regt sich häufig Widerstand. Wäre das nicht ein
guter Grund, die Anlagen aufs Meer und hinter den
Horizont zu verbannen?
Müller Aus meiner Sicht haben wir da gar nicht
das große Problem. 85 Prozent der Deutschen leben in
mehr oder weniger großen Städten und Gemeinden.
Die sehen die Windenergie-Anlagen so gut wie nie. In
den wirklich ländlichen Gebieten leben die allerwe
nigsten. Aber die profitieren ungeheuer von der Wind
kraft – sie finden dadurch Arbeit. Übrigens finde nicht
mal ich alle Windparks schön. Aber der Ausweg aus
dieser „Verspargelung“ ist die große Maschine. Eine
Maschine mit 240 Metern Gesamthöhe ersetzt Dutzen
de kleine Windräder. In Zukunft werden wir viel mehr
solche großen Einzelanlagen haben und insgesamt
viel weniger Maschinen als heute.
Wagner Ich glaube nicht, dass die Bürger so viele
große Onshore-Anlagen akzeptieren, dass man auf
Offshore-Windparks verzichten kann.
Müller Dann sollte man ihnen ehrlich sagen:
Wenn ihr an Land eine Anlage weniger wollt und dafür
eine mehr auf See, dann müsst ihr eben mehr bezahlen.
Herr Wagner, Deutschland hat die Markteinführung der Photovoltaik und der Onshore-Windkraft über das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das
EEG, mit Milliardenbeträgen gefördert. Warum
soll der Stromkunde jetzt auch noch der Windkraft
auf See beim Start helfen?
Wagner Wenn wir über Solarenergie und Wind
räder an Land so diskutiert hätten wie heute über Off
shore-Windkraft, hätten wir damit nie angefangen.
Die Förderung der Stromerzeugung auf See wird au
ßerdem wesentlich weniger kosten als die Unterstüt
zung der Photovoltaik. Für Solarstrom gab es anfangs
laut EEG 50 Cent Vergütung pro Kilowattstunde, Off
shore-Windstrom erzeugen wir heute schon für maxi
mal 13 Cent – und wir sehen hier noch ein Kostensen
kungspotenzial von mindestens 30 Prozent. Wir
verlangen lediglich, dass man auch der OffshoreWindkraft die Zeit gibt, sich ökonomisch und tech
nisch zu entwickeln.
Letzte Frage: Bis 2020 sollen nach dem Willen der
Bundesregierung in der Nord- und Ostsee Anlagen mit insgesamt 10 Gigawatt Leistung installiert
sein. Bisher sind es rund 280 Megawatt. Andererseits liefert der erste deutsche Ostseewindpark
mehr Strom als erwartet. Wie viel Offshore-Kapazität brauchen wir wirklich?
Müller Wie gesagt bin ich sicher, dass wir den
Strom an Land billiger produzieren können. Die Frage
ist lediglich, wie viele Anlagen wir an Land sehen wol
len und wie viel es uns wert ist, ein paar Anlagen aufs
Meer zu stellen. Offshore-Windkraft wird immer nur
einen Bruchteil der Energiemenge liefern können, die
wir an Land erzeugen. Maximal werden es in Deutsch
land zehn oder 20 Prozent sein. Der Schlüssel zum
Gelingen der Energiewende liegt bei der OnshoreWindkraft!
Wagner Derzeit sind Offshore-Anlagen mit etwa
drei Gigawatt Leistung in Bau, das ist mehr als das
Zehnfache der vorhandenen Kapazität. Aber von der
Vorstellung, man könne zehn Gigawatt bis 2020 instal
lieren, haben sich meines Wissens inzwischen fast alle
Beteiligten verabschiedet. Ich rechne nur noch mit
sechs bis acht Gigawatt – und wenn die Politik nicht
schnell für Klarheit sorgt, könnte es noch weniger wer
den. Am Ziel der Bundesregierung, 25 Gigawatt in den
nächsten 20 Jahren zu installieren, sollten wir dagegen
festhalten. Denn für mich ist Offshore-Windkraft die
Basis für den ausgewogenen und nachhaltigen Energie
mix, den der Industriestandort Deutschland benötigt.
»OffshoreWindkraft
bringt
technolo
gischen
Vorsprung.«
»Die erzeugung
an Land wird
immer billiger
sein als auf
See.«
Fokus Erzeugung Streitfragen 02|2013
43
»Grüner Strom
muss kontinuierlich preiswerter
werden.«
›
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Für einen Hersteller von Erzeugungsanlagen und Netz
technik bringt die Energiewende neue Chancen. So kann
sich Alf Henryk Wulf von Alstom für Deutschland ein
weltweit einzigartiges Netz neuer Stromautobahnen vor
stellen.
Unterscheiden Sie aufgrund der Energiewende in Deutschland zunehmend den deutschen vom internationalen Markt?
Gehen Sie hier anders vor als in anderen Ländern?
sie dringend erforderlich wären. Dafür werden derzeit mehr Anla
gen ertüchtigt, weswegen sich unser Servicegeschäft in Deutsch
land zufriedenstellend entwickelt.
Alf Henryk Wulf Alstom Deutschland als Teil des globalen
Alstom-Konzerns entwickelt und fertigt Anlagen, die überall auf
der Welt zum Einsatz kommen können, und oft sind Vorteile für
einen Markt auch in anderen Märkten nützlich. Nehmen wir die
Windkraft: Eine Anlage, die an einem deutschen Standort eine
gute Stromausbeute liefert, wird dies auch in anderen Regionen
mit vergleichbaren Winddaten tun. Aus Vertriebssicht ist der
deutsche Markt jedoch ein besonderer. Für viele langfristige In
vestments fehlt derzeit ein verlässlicher Rahmen, daher sind zum
Beispiel große Kraftwerksneubauten hierzulande selten, obwohl
Wie lassen sich konventionelle Kraftwerke heute rentabel
betreiben? Reicht ein hoher Wirkungsgrad aus?
Streitfragen 02|2013 Fokus Erzeugung
Wulf Ein hoher Wirkungsgrad ist erstrebenswert, sichert
aber nicht die Wirtschaftlichkeit. Thermische Großkraftwerke, die
vor Jahren als Grundlastanlagen mit hoher Auslastung rund um
die Uhr gearbeitet haben, müssen ihre Leistungsabgabe heute
mehrmals täglich ändern. Diese Flexibilität stresst die thermisch
belasteten Komponenten des Kraftwerks stärker, so dass sie ent
Alf Henryk Wulf
ist Vorsitzender des Vorstands der Alstom
Deutschland AG. Alstom ist weltweit in den
Bereichen thermische Kraftwerke, Erneuerbare
Energien, Stromtransport und Schienen
verkehrstechnik aktiv.
sprechend optimiert sein müssen. Gefragt ist auch eine größere
Regelungsbandbreite, damit die Kraftwerke bei einer niedrigen
Stromproduktion sicher und wirtschaftlich laufen. Die Rentabili
tät hängt auch stark von den Preisen der Strombörse ab, die wie
derum durch das wetterbedingte Angebot an Wind- und Photo
voltaikstrom geprägt werden. Bei den geringen Preisen der
jüngsten Vergangenheit und der hohen Volatilität des Marktes ist
der Einsatz eines Kraftwerks umso rentabler, je flexibler es in die
sem Markt eingesetzt werden kann.
Störungen Netzteile trennen. Vielleicht wird es dank dieser Inno
vation schon in wenigen Jahren ein deutsches Gleichstromnetz
geben, möglicherweise das erste weltweit.
Essenziell für die Energiewende ist außerdem das Smart
Grid. Durch den Austausch von Informationen zwischen Erzeu
ger-, Netzbetreiber- und Verbraucherseite können Erzeugung
und Verbrauch besser koordiniert und die Energieversorgung
kostenoptimiert werden. Zudem dient das Smart Grid der Versor
gungssicherheit.
Für viele Anlagen aus dem Bereich Erneuerbare Energien sind
die Preise stark gesunken. Wie steht es um die Rendite?
Blicken wir auf die Unternehmen der Energiewirtschaft: Welches Marktdesign für Anlagen im Bereich der Erneuerbaren
Energien könnte aus Ihrer Sicht zukünftig funktionieren?
Wulf
Wenn Sie auf die Rendite der Anlagenhersteller anspie
len – diesbezüglich sind wir bei Alstom zufrieden, auch wenn es
noch Entwicklungspotenzial gibt. Zum Beispiel konnten wir un
sere Windkraftanlagen technisch optimieren und dabei die Stan
dardisierung vorantreiben. Der damit verbundene Preisrückgang
stärkt die Nachfrage, was sich wiederum kostendämpfend auf die
Serienfertigung auswirkt. Die kontinuierliche Produktverbesse
rung ist ein fortlaufender Trend. Ich denke, dieser Trend gilt auch
für viele andere Anbieter. Grüner Strom und das Investment in die
erforderliche Technologien müssen und werden kontinuierlich
preiswerter werden.
Welche Innovationen brauchen wir in den Bereichen Erzeugung und Netze? Welche neuen Lösungen sind aussichtsreich, wo muss noch weiter geforscht werden?
Wulf
Im Bereich Stromerzeugung stehen uns heute bereits
viele Möglichkeiten offen. Sicherlich gibt es noch viel Neues zu
entdecken, aber die Entwicklungen werden oft evolutionär sein.
Größere Herausforderungen sehe ich in der Netztechnik: Zum
Beispiel entstehen Wind- und Sonnenstrom typischerweise nicht
nahe den Ballungsgebieten, so dass Strom über längere Strecken
zu den Endkunden transportiert werden muss. In Folge steigt die
Blindleistung im Hochspannungsnetz, wodurch eine höhere
Blindleistungskompensation erforderlich wird. Diese senkt den
Blindleistungsanteil, um mehr Transportkapazität für den Wirk
anteil des Stroms zu schaffen.
Außerdem gewinnt die verlustärmere HochspannungsGleichstrom-Übertragung, kurz HGÜ, mit steigender Transport
entfernung an Bedeutung. Hier werden in Zukunft Gleichstrom
leistungsschalter HGÜ-Leitungen vernetzen und bei eventuellen
Wulf
Die Marktmechanismen müssen einfacher und die Be
dingungen für Investoren verlässlicher sein. Und sie müssen eine
europäische Perspektive haben, denn mit fortschreitender Ener
giewende sind wir immer stärker auf den Stromaustausch mit den
Nachbarländern angewiesen. Zum einen wünsche ich mir, dass
der Aufbau von Erzeugungskapazitäten unabhängig von der
Technologie erfolgen kann. Dazu benötigen wir eine Neufassung
des EEG, die den Wettbewerbscharakter stärkt und dafür sorgt,
daß in die Kraftwerkskapazitäten investiert werden kann, die wir
zur Stabilität unserer Stromversorgung benötigen. In einem neu
gefassten EEG reicht es nicht mehr aus, nur den tatsächlich pro
duzierten Strom zu bepreisen, sondern auch einen Markt für die
Bereitstellung von Leistung zu erzeugen. Dazu ist es erforderlich,
dass Strom zu Zeiten, in denen keine regenerative Energie zur Ver
fügung steht, deutlich teurer werden darf !
Um die Dekarbonisierung der Stromerzeugung voranzu
treiben, haben wir mit dem europäischen Emissionshandel be
reits ein sinnvolles Instrument. Es hat jedoch durch Preise von
wenigen Euro pro Tonne CO2 an Wirkung eingebüßt. Daher müs
sen überschüssige Emissionserlaubnisse vom Markt verschwin
den. Und es ist an der Zeit, den von der Europäischen Kommis
sion vorgeschlagenen geänderten Zeitplan für die Versteigerung
von Zertifikaten umzusetzen. Das würde der Energiewende in
Deutschland und Europa neue Impulse geben.
Fokus Erzeugung Streitfragen 02|2013
45
Erneuerbare Energien
›
„Der BDEW und die Erneuerbaren. Diese Beziehung
ist nicht konfliktfrei. Deshalb ist es gut, dass der BDEW
eigens eine Stabsstelle für Erneuerbare Energien
eingerichtet hat.
Die Erneuerbaren Energien haben einen Anteil am deutschen
Strommix erreicht, der es notwendig macht, den Ausbau noch
zielgerichteter voranzutreiben, atomare und CO2-emittierende
Kraftwerke wirkungsvoll zurückzudrängen und den Umbau zu ei
ner erneuerbaren und dezentralen Energieversorgung wirkungs
voll umzusetzen.
Aufgrund der hohen Geschwindigkeit der Veränderungen
ist Besonnenheit aber mehr gefragt als ein vermeintlicher Befrei
ungsschlag. Der Königsweg liegt darin, schrittweise voranzuge
hen und alle Systembestandteile sukzessiv anzupassen, die vielen
guten Ideen aus den Unternehmen zu einem System zusammen
zufügen. Das gilt für rechtliche Bedingungen ebenso wie für tech
nologische und kaufmännische Fragen.
Die wichtige Aufgabe des BDEW mit seiner neuen Stabsstelle
ist es, diesen Umbau mit den Unternehmen aus dem Bereich der
Erneuerbaren Energien gemeinsam konzeptionell und politisch
zu befördern. Dabei kann auf starke und innovative mittelständi
sche Privatunternehmen aus der Erneuerbaren-Branche gezählt
werden. Das Wichtigste ist aber, dass diese Unternehmen sich im
BDEW gut aufgehoben fühlen. Um sie mitzunehmen, sollte der
Verband sich stärker den Interessen und Erfahrungen der Unter
nehmen öffnen. Die im Bereich der Erneuerbaren Energien tätigen
Unternehmen können zum einen von der Professionalität und
dem Know-how des BDEW profitieren, sie können sich aber zum
anderen noch beherzter im BDEW engagieren, um den Verband
aktiv mitzugestalten.
Die Energiewende ist nur gemeinsam zu schaffen – gehen
wir also mutig voran.“
dr. martin grundmann
ist Geschäftsführer der ARGE Netz GmbH & Co. KG, in
der sich die schleswig-holsteinischen Erzeuger von
Erneuerbaren Energien zusammengeschlossen haben.
BDEWSTABSSTELLE FÜR
ERNEUERBARE
ENERGIEN
Mit seinem Beschluss zur Gründung der neuen Stabsstelle hat der BDEW-Vorstand einen entscheidenden Schritt unternommen,
den Verband zu einer Plattform auch für Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien weiterzuentwickeln.
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Streitfragen 02|2013 Fokus Erzeugung
Dr. Dieter Steinkamp
ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender der
RheinEnergie AG. Das Unternehmen versorgt
rund 2,5 Millionen Menschen mit Energie
und Trinkwasser.
Energie macht Schule
›
Ziel der neuen Internetseite www.energie-macht-schule.de
ist, die Diskussionen zur Energiewende und zum Energie
mix der Zukunft anzuregen und das Urteilsvermögen der
Schülerinnen und Schüler in diesen Themenfeldern zu
stärken. Dr. Steinkamp unterstützt das Projekt des BDEW.
Die Schülerinnen und Schüler von
heute werden die Energiewende umsetzen und vollenden müssen. Wie können
wir sie heute darauf vorbereiten?
sogenannte „Klimabausteine“ für Bil
dungsprojekte oder betreiben im Kölner
Zoo einen spannenden Energie- und Was
serlehrpfad zum Mitmachen.
Phase der Berufsorientierung ist es wichtig
aufzuzeigen, welche vielfältigen interes
santen Aufgabenfelder, Berufe und Pers
pektiven die Energiewirtschaft bietet.
Dr. Dieter Steinkamp Energie ist
schwierig zu „be-greifen“, schon für Er
wachsene und damit erst recht für Kinder
und Jugendliche. Daher suchen wir bei der
RheinEnergie mit unserem Service Schule
& Bildung ständig neue Wege, um den jun
gen Menschen einen praktischen Zugang
zur Energie zu verschaffen. Dabei arbeiten
wir eng mit den Schulen zusammen. Wir
versuchen, für den effizienten Umgang mit
Energie zu sensibilisieren, für Erneuerbare
Energie zu begeistern und zu ermuntern,
unsere Ideen und Pläne von heute für mor
gen weiterzuentwickeln. So bieten wir in
Grund- und weiterführenden Schulen
Energieunterricht an, unterstützen über
den von uns initiierten Kölner Klimakreis
Findet die RheinEnergie aktuell ausreichend qualifizierten Nachwuchs für die
anstehenden Aufgaben?
Warum beteiligt sich die RheinEnergie
an www.energie-macht-schule.de?
Das Interesse, in unserem
RheinEnergie-Team mitzuarbeiten, ist
glücklicherweise nach wie vor hoch. Wir
haben viele gute, interessierte und wirk
lich clevere junge Leute in der Ausbildung
und auch in den Fachbereichen. Wir stat
ten sie mit dem Rüstzeug aus, das sie für
ihre anspruchsvolle Aufgabe benötigen.
Ich bin überzeugt davon, dass alle Unter
nehmen der Energieversorgungsbranche
im engen Schulterschluss mit Schulen und
Hochschulen zukünftig noch viel mehr er
reichen können und müssen, um Jugendli
chen konkretes Fachwissen rund um die
Energie und die Energiewende zu vermit
teln. Apropos konkret: Vor allem in der
Steinkamp
Steinkamp Das Internet bietet auch
bei Energiethemen hervorragende Mög
lichkeiten, den „Digital Natives“ komplexe
Zusammenhänge zu veranschaulichen.
Wichtig ist es dabei, die immense Flut an
Informationen zu filtern und eine Auswahl
an sinnvollen Materialien zu treffen. Die
Plattform www.energie-macht-schule.de
bietet eine solche Auswahl und bündelt
Nachschlagewerke, Experimente, Veran
staltungstipps, Filme und Wissensspiele
für den Einsatz in Unterricht und Freizeit.
Wir sind überzeugt von dieser gut struktu
rierten Plattform und hoffen, dass sie dazu
ermuntert, einen spannenden Energie
unterricht zu gestalten.
Fokus Erzeugung Streitfragen 02|2013
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Da hat Dr. Regulus seine Gegner wohl zu früh abgeschrieben. Marketman und Liberty Girl haben sich von allen
Rückschlägen erholt. Die Einsicht in die Notwendigkeit
einer neuen Marktordnung hat gesiegt! Alle übernehmen
jetzt Verantwortung für das System, die Preise bilden sich
transparent in Markt und Wettbewerb, und die Versorgung ist gesichert. Für heute hat das Gute die Oberhand
behalten — Fortsetzung folgt.
Herausgeber
BDEW
Bundesverband der
Energie- und
Wasserwirtschaft e.V.