meinschaft m it der Lehrerschaft hat die Schulverwaltung
versucht, die F rag e zu lösen. Ich will Ih n e n kurz das
Gutachten vorlesen, das der hiesige kehrerat über die
F ra g e eingereicht hat. Der NeukölUTr L ehrerrat be
g rüßt die F orderung der hiesigen S äu lv e rw a ltu n g im
S in n e der Arbeitsschule mit besonderer Freude und
entscheidet sich einstimmig fü r die Einrichtung von
(Bartenschulen und Schülerwerkstätten. (Lieft vor.)
W ir stimmen dem Urteile des Lehrerats gern zu.
W ir sind m it ihm der M einung, daß die alte Buch- und
Lernfchule sobald wie möglich in ihrer Einseitigkeit
verschwinden m uß. W ir wünschen, daß insbesondere
auch der Handfertigkeitsunterricht neben anderen Teilen
des A rbeitsunterrichts an unseren Schulen zur E in
führung kommen muß.
Ic h möchte an dieser S telle unserem H errn S ta d t
schulrat noch ein klein wenig W eihnachtsstimmung mit
au f den W eg geben; denn ich m uß sagen, in Bezug auf
den A rbeitsunterricht hat er fleißig m it unserer Schul-
Deputation und auch zu A nfang mit der sozialpäda
gogischen Kommission gearbeitet. Soviel ich weiß, w ird
er m orgen schon dem M agistrat eine V orlage in dieser
Hinsicht vorlegen. W ir wünschen natürlich, daß aus
diesem Wege w eiter geschritten wird. M a n soll das
eine tun und das andere nicht lassen. D as ist unsere
M einung. W ir wollen auch, daß neben dem Hand-
fertigkeitsunterricht die Gartensäm le, die geplant ist,
zur E inführung gelangt. E s sichren bekanntlich viele
W ege nach Rom , und m an will sich auch die anderen
W ege ansehen; denn jeder W eg hat seine eigenen
Reize und Ausblicke. Vom G artenunterricht verspreche
ich m ir außerordentlich viel. G erade dadurch, daß alle
S in n e angespannt werden, kann durch die direkte B e
rührung des Kindes m it dem Stoff das Wissen dem
Kinde viel inniger verm ittelt werden. G erade dadurch
erw irkt m an, daß das Kind das ganze Wissen innerlich
erlebt und nicht wie früher dieser gedächtnismäßig
überm ittelte S to ff w ieder verloren geht. Solch innerlich
erlebter S to ff löst natürlich wiederum selbständiges
Denken und selbständiges Handeln aus. Und w ir
brauchen Menschen m it selbständigem Denken und
selbständigem Handeln, die durch praktische Arbeiten
schon in der Schule zu praktischen Menschen im Leben
vorbereitet sind. M it solcher Arbeitsschule erreichen w ir
auch besonders soziale Zwecke. Denn gerade bei der
A rbeit lernen sich die Kinder viel mehr kennen, sie sind
m ehr aufeinander angewiesen sie sind einer des andern
B erater, Helfer usw. S o eiisieht eine kleine soziale
Gemeinde. Und w ir brauchen Menschen m it sozialem
Em pfinden. W ir können das noch viel m ehr a u s
führen.
A us diesen G ründen bitten m ir S ie , unserem An
trage zuzustimmen. W ir erw arten nicht, daß von heute
auf m orgen die ganze Sache zur Durchführung kommen
kann, denn es w ird dafür viel Geld in F ra g e kommen.
Auch die R aum frage spielt eine große Rolle. Aber m ir
wollen den A nfang machen; denn jedenfalls müssen
w ir versuchen, hier zu probieren, dam it w ir aus den
Versuchen imm er m ehr lernen fü r weitere Ausgaben
und Ziele.
Stadtschulrat D r. Buchenau: M eine D am en und
Herren! Die F rag e der Durchführung der Arbeitsschule
ist bei uns ja praktisch in üer einen Hälfte der Voll
endung nahe. E s wurde ichcn gesagt, daß die v o r
liegende V orlage im Rahm en des M agistrats beraten
worden ist. W egen der Durchführung der Handfertig-
kcitsschule sind eine Reihe technischer V orbereitungen
bereits geschehen. Die Sache ist geprüft und in der
D eputation fü r gut befunden w orden. W ir w erden da
m it einen Teil der Arbeitsschule, wie sie die moderne
Z eit verlangt, durchführen. Die Handfertigkeitsschule
bildet, wie H err S tadtverordneter Heyn schon sagte.
eine wertvolle E rgänzung dazu. Freilich, finanziell ist
die Sache von nicht unbedeutender Tragw eite. W enn
w ir n u r an fünf Schulen den Handfertigkeitsunterricht
in der Weife durchführen, w ie es gemacht werden muß,
so entstehen n u r an Personalkosten rund 50 000 M ., an
M aterialkosten rund 30 000 M ., zusammen 80 000 M .
V or A pril w ird nichts anderes möglich sein, als daß n u r
an einer Schule — es w ird im A n trag auch nicht mehr
verlangt — probiert w ird, w ie w ir die Sache machen,
ob es uns im neuen E ta tsjah re gelingen w ird, die M itiel
für fünf Schulen, also 80 000 M ., zu beschaffen. Ich
glaube, die Sache w ird in der D eputation noch weiter
beraten werden müssen.
(Erfreulich ist dabei, daß die Neuköllner Lehrer
schaft schon im vergangenen Ja h re sich theoretisch auf
diese Sache vorbereitet hat, bann auch praktisch. W ir
haben 23 oder 24 Lehrer, die fähig sind, Handferugkeits-
unterricht zu geben, die an dem von Rektor M orgaw s
in B erlin geleiteten K ursus teilgenommen haben, so
daß es nicht notwendig ist, wie w ir erst glaubten, daß
erst besondere Kurse für Lehrer im Handferligkeits-
unterricht eingerichtet werden. Die P ersonalfrage ist
also gelöst. Die R aum - und F inanzfrage w ird u n s
freilich noch Schwierigkeiten machen. •
Ich schlage vor, daß w ir zur E ta tsberatung von
diesem A ntrage K enntnis nehm en und u n s überlegen,
w ieweit die F inanzlage der S ta d t es gestattet, an drei
bis fünf Schulen diesen Handfertigkeitsunterricht durch
zuführen. D as kann ich Ih n e n heute schon im R arnen
des M agistrats sagen: W ir werden dieser A nregung
nachgehen. E s liegt uns daran , aus der Buchschule
eine Arbeitsschule m it A rbeitsunterricht jeder A rt zu
machen.
S tad tvero rdneter ZNarfchall ( U .S .P . ) : M eine
D am en und H erren! Auch w ir werden dem A ntrage
zustimmen. W ir hätten uns doch dam it etw as beson
ders beschäftigen müssen, leider aber ist die Zeit zu
w eit vorgeschritten. V or allen D ingen möchten w ir
bitten, daß w ir hier eine Kommission w ählen, die sich
m it der Angelegenheit eingehend befaßt. W enn die
K inder au s der Schule kommen, stehen die E ltern vor
der F rag e : w a s sollen die K inder le rnen? G erade bei
diesem A ntrage w äre es angetan , der Sache näher zu
kommen. Deshalb möchte ich bitten, diese Angelegenheit
nicht n u r den Lehrern zu überlassen, sondern auch
Handwerker zuzuziehen.
Infolgedessen bitte ich, die Sache der Kommission
zu überweisen, die sich dam it eingehend befaßt und zu
den B eratungen auch Praktiker hinzuzieht.
S tad tvero rdneter Exner (Dt.-dem. P .) : M eine
D am en und H erren! Die demokratische F raktion hält
ebenfalls an dem Grundsatz fest, daß der H andfertig
keitsunterricht so schnell wie möglich hier einzuführen
ist. A llerdings sind w ir nicht dafür au s G ründen der
republikanischen S taa ts fo rm , sondern aus G ründen der
wirtschaftlichen (Ertüchtigung unserer Jugend . (S eh r
richtig!) W ir sind auch nicht der M einung, daß die hier
vielfach wiederholten K lagen über die sogenannte alte
Buch- und Lernfchule in diesem Umfange zutreffend
gewesen sind; es w a r im m er Zweck der Erziehung:
Em porbildung der inneren K raft der menschlichen N a
tur. S o haben die einsichtigen Erzieher bis jetzt ge
arbeitet. sonst w ären sie keine Erzieher gewesen. W ir
haben stets dafür gesorgt, daß ein innerliches Erleben
stattfand. Ohne innerliches Erleben gibt es keine
E m pordildung der inneren K raft der M enschennatur.
D a bis jetzt aber die E inführung dieses Unterrichts
verzögert w orden ist, sind w ir dafür, daß dieser U nter
richt so schnell wie möglich durchgeführt w ird . I n
diesem S in n e hat sich auch der L ehrerrat entschieden.
Die demokratische F rak tion begrüßt die baldmögliche
E inführung dieses Unterrichts.
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