nach anderen M itteln und Richtlinien suchen sollte.
D as Projekt und die Gelegenheit, die Schulen zu
nehmen, m ag für die S tadtverw altung ganz be
quem sein, und auch für die W ohnungsfrage mag
dies ganz bequem sein. Aber die Stadtverw altung
darf nicht vergessen, daß die Schulen ein 4 jähriges
M artyrium hinter sich haben, ein M artyrium , das
w ir alle an unserem Leibe erlebt haben und noch
tragen. Ich will nicht auf den Unterricht in der Schule
eingehen, sondern darauf Hinweisen, daß die Schul-
räum e in einer T our von 8—4 Uhr ohne die Möglich
keit einer Durchlüftung benutzt werden müssen. 2—3
m al müssen die Kinder zur Schule kommen und dazu
die heute weiten Schulwege, wobei Entfernungen von
der Länge der Weserstrahe nicht zu den Ausnahmen
gehören. (Zuruf: Und sie sind auch schlecht ernährt.)
Und das mutet man unseren Kindern zu. Ich meine,
angesichts dieser Schäden sollten w ir der Stadtverw altung
entgegenrufen: Hände weg von unseren Schulen (Bravo).
S tadtv. Heitm ann (S . P . D.): Es ist nicht das
erste M al, daß w ir uns hier in der S tadtverordneten
versammlung mit der W ohnungsfrage beschäftigt haben.
E s ist bereits ein J a h r her, daß von meinen Freunden
aus die Anregung gekommen ist, für die drohende
W ohnungsnot Vorsorge zu treffen, daß Neukölln nicht
in derartige Zustände, wie sie jetzt leider zu verzeichnen
sind, geraten könnte. W ir haben schon dam als auf
die Notwendigkeit hingewiesen, daß die S ta d t alle
M ittel und Wege beschreiten müßte, um einer W oh
nungsnot energisch entgegenzutreten. Aber durch die
damalige Zusammensetzung der Stadtverordnetenver
sammlung ist es uns leider nicht möglich gewesen, auf
diesem Gebiete vorw ärts zu kommen. (Hört, hört!)
Ich wundere mich außerordentlich über die W orte des
H errn Stadtverordneten Volk, die er an die S tad tver
ordnetenversammlung gerichtet hat. E s scheint, als
wenn er sein und das Auftreten und die Ausführungen
seiner damaligen Fraktionsgenossen vollständig vergessen
hat, sonst ist es m ir nicht erklärlich, wie ein Mensch
heute eine derartige Stellung einnehmen kann. Durch
die Ausführungen des H errn Volk könnte es den
Anschein erwecken, als wenn in der Deputation, die
auf unsere Anregung hin eingesetzt worden ist, nicht
schon von vornherein mit aller Energie darauf hinge
wirkt worden wäre, Schulen zu diesem Zwecke nicht
zu benutzen. Ich habe in der Kommission ganz energisch
darauf hingewiesen, welche Gefahren für die Kinder
entstehen werden, wenn der Unterricht in den Schulen
noch mehr eingeschränkt werden würde. Aber von den
Herren der bürgerlichen Seite ist stets darauf hinge
wiesen worden: Der W ohnungsm angel fei noch nicht
so groß und eine Befürchtung, daß in nächster Zeit
sich ein größerer M angel an W ohnungen einstellen
werde, sei nicht zu erwarten. Deshalb sind auch alle
unsere Bemühungen unbeachtet geblieben. Ich will
besonders darauf hinweisen, daß ein Hausbesitzer, der
a ls Bürgerdeputierter der Wohnungskommission ange
hört, sich auf den Standpunkt stellte, unter allen Um
ständen als Aushilfsmittel die Schulen zu Wohnzwecken
zu benutzen und keine W ohnungen durch die S tad t
bauen zu lassen, weil dadurch für die spätere Zeit, wenn
die Nachfrage nach W ohnungen nicht m ehr so groß
sei, den Hausbesitzern ungeheuerlicher Schaden zugefügt
würde. (Hört, hört!) Die Hausbesitzer haben durch
diese Ausführungen zu erkennen gegeben, daß sie ein
Interesse daran haben, die W ohnungsknappheit solange
wie möglich aufrecht zu erhalten und alle Bestrebungen,
den B au von W ohnungen in städtischer Regie auszu
führen, zu hintertreiben.
Unser Standpunkt ist, daß die S ta d t so schnell wie
möglich das Versäumte nachholt, indem sie dazu über
geht, W ohnungen in eigener Regie herstellen zu lassen,
die den Anforderungen der hiesigen Bevölkerung ent
sprechen, und sich unter keinen Umständen von den
Interessen der Hausbesitzer leiten zu lassen. W ir fordern
m it aller Entschiedenheit, daß die Schulen im Interesse
der Jugend so schnell a ls möglich wieder freigegeben
werden. Ich möchte weiter darauf hinweisen, d a s »
meine Freunde mit der Tätigkeit des H o c h b a u a m te ;«
bei der Erledigung der verschiedenen F ragen nicht ein» b
verstanden sind. E s m uß einmal öffentlich ausgesprochenWs
werden, daß so dringende und wichtige F ragen wie d ic»
Förderung des W ohnungsbaues im Interesse der G e -W
samtbevölkerung vom Hochbauamt so nebensächlich undW
oberflächlich behandelt werden, (S eh r richtig!) wie es M i
schlimmer nicht gedacht werden kann. Die Erledigung^ I
der F ragen ist in einem derartig langsamen Tempo M r
erfolgt, das nicht im Interesse der Sache gelegen hat. M
Ich möchte wünschen, daß in Zukunft das Hochbauami M
diese wichtige F rage mit etw as m ehr Nachdruck u n d M
etwas schneller erledigt a ls es bisher der F all gewesen W
ist. Ich will nicht dem weiteres hinzusetzen, w as hierMe
von den verschiedenen R ednern in Bezug auf die B e - M
Nutzung der Schulen ausgeführt worden ist; w ir müssen Mn
uns leider mit diesen Tatsachen abfinden. Aber b ic jlp
Schulen müssen so schnell wie möglich geräum t werden. Dg
Heute W ohnhäuser in aller Schnelle zu bauen, ist u n -W
möglich, darüber sind w ir uns alle klar. E s bleibt Mo
uns nur übrig, R äum e ausfindig zu machen, die in Ä c
der nächsten Zeit vorübergehend in Benutzung ge- W
nommen werden können. Ich habe es bereits in der M
Kommission ausgeführt und ich wiederhole es heute, Wr
daß w ir es für das Verkehrteste halten, jetzt die Dach- F i
räum e und Kellerräume auszubauen und sie den Ws
Arbeiterfamilien anzubieten. D as ist ein Skandal, in M r
der heutigen Zeit den Arbeitern diese erbärmlichen B
Löcher als W ohnung anzubieten. W ir müssen aus U
dieser schlimmen Lage herauszukommen suchen. Ich W-
möchte daher bitten, daß der M agistrat mehr dahin
strebt, die leerstehenden Läden mit W ohnungen, soweit » >
wie irgend möglich, für Wohnzwecke auszubauen. ■ -
W enn w ir die S traß en Neuköllns durchwandern, dann ■ !
sehen wir, daß eine ganze Anzahl Läden leersteht. ■ •
Die Hausbesitzer haben sovielJnteresse für die Bevölkerung W '
übrig, daß sie es einfach ablehnen, diese R äum e in der L
schlechten Periode für Wohnzwecke herzugeben. Das f l j
ist jedenfalls darauf zurückzuführen, daß die einzelnen M '
Hausbesitzer, wenn sie Läden zu W ohnungen ausbauen W ,
und sich einen Zuschuß von der S ta d t geben lassen, I
daß sie befürchten, daß ihr Grundstück an W ert ver- I 1
liert. M an weiß, wieweit der Hausbesitzer zu rechnen F
versteht, und es ist n u r darauf zurückzuführen, daß der
Hausbesitzer diesem Verlangen einen solchen Widerstand
entgegensetzt. Nach meinem Dafürhalten müssen alle
M ittel angewandt werden, um diese leerstehenden
R äum e vorübergehend zu Wohnzwecken so gut wie
möglich einzurichten, und diese R äum e denjenigen zur
Verfügung zu stellen, die nicht in der Lage sind, eine
W ohnung auftreiben zu können. Ich glaube, es gibt
noch M ittel, die auf diejenigen Herren angewandt
werden können, die sich weigern, die R äum e herzugeben.
W ir müssen den W iderstand brechen, den w ir heute
aus dem M unde des Herrn S ta d tra t Lindner gehört
haben, daß trotz aller Aufforderung sich nur wenige
Hausbesitzer bereit finden, und diese nach kurzer Ueber-
legung ihr Angebot wieder zurückzogen. Dann müssest
eben andere M ittel angew andt werden, um die Herrest
zu zwingen, daß die R äum e in dieser schweren Zeit
hergegeben werden müssen. Ich möchte ersuchen, daß
der M agistrat schleunigst alles dasjenige tut, um dieser
W ohnungskalam ität abzuhelfen. W ir haben seinerzeit
darauf hingewiesen, wie schwer es bereits vor einem
halben J a h r w ar, eine W ohnung zu bekommen; die
Zeiten sind noch schlimmer geworden. Ich bin über
zeugt, wenn der W inter kommt, dann sind die V erhält
nisse noch schlechter geworden. Ich möchte daher
dringend ersuchen, daß in allernächster Zeit das M ög
lichste getan wird, um diesem Uebel abzuhelfen.
S tab tra f L indner: H err S tad tverordneter Schilling
hat noch eine besondere F rage an mich gerichtet wegen
der anderen Schulen, die vom M ilitär mit Beschlag
belegt waren. Ich habe mich an das M ilitärbureaü
gewandt und habe von dort die Nachricht bekommen
daß sämtliche Schulen mit A usnahm e in der Rütli