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Volume No. 3, 24. Januar 1928

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue1928 (Public Domain)

Sitzung am 24. Januar 1928. 
Wenn die Notwendigkeit sich ergibt, daß solche 
Plätze im Interesse des 'Städtebaues gebraucht wer 
den, dann müssen sie selbstverständlich zum Opfer 
fallen. Darüber muß sich jeder klar sein. Es geht 
nicht an, daß die Spielplätze einfach die Entwicklung 
der Bebauung von Groß-Berlin hemmen. Das 
wollen die sporttreibenden Vereine auch nicht. Sie 
sind gern bereit, ihre Stätte aufzugeben, wenn man 
ihnen gleichzeitig, aber auch gleichzeitig,, 
andere Plätze gibt, so daß der Sportbetrieb keine 
Unterbrechung erleidet. Es ist doch bei weitsichtiger 
Auffassung des Städtebaues durchaus möglich, daß 
man sich sagt: Hier an dieser Stelle soll eine Be 
bauung stattfinden — ob eine Randbebannng, ein 
Hochbau oder sonst etwas, soll nnuntersncht bleiben. 
Aber wenn z. B. iin Jahre 1.980 auf dem Messe 
gelände eine Ausstellung stattfinden soll, dann must 
heute schon begonnen werden, Ersatz für diese 
Spiclvlätze zu schaffen. Damit ist durchaus 
nicht gesagt, daß dieser Ersatz in so kostspieliger 
Weise erfolgen soll, wie man es gegen den Wider 
spruch unserer Parteifreunde damals be-i der Avus 
getan hat. Wir haben uns seinerzeit dagegen aus 
gesprochen, daß dort drei Laufbahnen angelegt wor 
den sind, die auch vom technischen Standpunkte aus 
vollkommen überflüssig sind. Die betreffenden Ver 
eine müssen sich so einteilen, daß sie einen Be 
nutzungsplan aufstellen und daß die Laufbahn auch 
von allen Vereinen benutzt wird. Dann wird sie auch 
wirklich ausgenutzt. Man kann häufig genug bet 
solchen Vereinen sehen, daß die Laufbahn bloß am 
Sonnabend nachmittag oder am Sonntag benutzt 
wird. 
(Zuruf: Auch in Treptow!) 
Das kann man ohne weiteres zugeben. Das gebe ich 
auch als Fachmann zu. Deshalb ist cs durchaus an 
gebracht, daß solche Anlagen von Laufbahnen den 
Verbänden und Vereinen zur gemeinsamen Benutzung 
gegeben werden. Ich spreche aus Erfahrung. Wir 
haben in unserm großen Bezirk Schöneberg nur 
einen einzigen Platz mit einer Laufbahn, und der 
reicht völlig aus für unsere großen Sport treibenden 
Vereine. Die Vereine wissen, wann sie den Platz 
bekommen. Dann hört die Bummelei innerhalb der 
Vereine auf. Sie finden sich rechtzeitig ein, denn sie 
wissen: jetzt um die und die Zeit haben wir unseren 
Sportbetrieb. Wenn sie nicht rechtzeitig kommen, 
dann können sie den Sport nicht ausüben. 
Insofern ist die Zentralisation solch kostspieliger 
Anlagen wie Aschenbahnen durchaus erstrebenswert. 
Denn die Aschenbahn kostet einen ganzen Haufen 
Geld, die Herstellung sowohl als namentlich auch die 
Unterhaltung. 
Es kann unser Stadtbauamt dann ohne weiteres 
in diesem Sinne Vorschläge machen, und ich glaube, 
die Deputation für Leibesübungen ist sachkundig 
genug, das Bauamt herin zu unterstützen. 
Wir legen also jetzt allen Nachdruck darauf, daß, 
wenn diese Plätze geräumt werden, in demselben 
Allgen blick, in dem der Platze verlassen wird, 
rechtzeitig anderes s p ielfertig ausge 
stattetes Gelände mit Gebäuden über- 
wiesen wird, das dann im Eigentum der Stadt 
bleibt, dauernd ihrer Pflege unterliegt und auch 
dauernd nicht nur den Vereinen sondern rntch den 
Schulen zur Verfügung steht. 
Der Magistrat würde ganz im Sinne des 
Herrn Oberbürgermeisters handeln, wenn er seine 
Bezirke aufforderte, auf diese Weise ihre Maßnahmen 
zu treffen, damit nicht eine derartige Beunruhigung 
in die Vereine hineingetragen wird oder Nachrichten 
in die Presse kommen, die auf das ehrliche Wollen 
der Verwaltung, wirklich den Leibesübungen treiben 
den Vereinen zu helfen, ein schiefes Licht werfen. 
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Ich bitte Sie, den Punkt 2 unseres Antrages in 
der nächsten Sitzung annehmen zu wollen. 
(Bei den Demokraten: Bravo!) 
Stadtschulrat Nydahl: Meine Damen und 
Herren! Bei der Ausweisung der Dauerkleingürten 
ist bei den Verhandlungen in der Deputation und 
im Magistrat int weitesten Maße Rücksicht genommen 
worden auf die Erhaltung der Spielplätze.. So not 
wendig die Erhaltung der Dauerkleingärten ist, eben 
so notwendig ist aber auch die Erhaltung unserer 
Sportplätze. Als seinerzeit die Deputation für 
Leibesübungen gemeinsam mit der Schulverwaltung 
den 'Anspruch erhob, unter allen Umständen hin 
reichend Sport- und Spielplätze zu sichern, ist von 
der Siedlungsdepntation in weitestem Maße daraus 
Rücksicht genommen worden. 
Nachdem nun die Festlegung der Randbebauung 
beschlossen war, mußte natürlich eine Kürzung, eine 
Verkleinerung dieser Sportflächen eintreten. Eins 
muß aber ohne weiteres zugegeben werden — dem 
wird auch Herr Kollege Zobel zustimmen —: wir 
können es uns nicht leisten, große städtische Flüchen 
für Vereine zur Verfügung zu stellen, wenn sie 
nur in den Nachmittagsstunden benutzt werden. Diese 
Plätze müssen viel rationeller ausgenutzt werden. 
Wir können es uns nicht leisten, auf jedem Spielplatz 
eine Laufbahn anzulegen, die an einer Stelle hin 
reichend sein würde für die gesamten sporttreibenden 
Vereine. Wir werden veranlassen, von seiten der 
Deputation für Leibesübungen zu einer Neuver 
teilung der Sport- und Spielplätze zu kommen 
Wir wollen aber auch von Grund aus eine weitere 
Fläche gewinnen. Insonderheit für den Sportverein 
Fichte haben wir uns bereits an die Siedlungsdepu 
tation gewandt mit der Bitte, einen geeigneten Platz 
zur Verfügung zu stellen. Der Berliner Turner 
schaft ist auch ein dementsprechender Beschluß zu 
gegangen. Eine endgültige Regelung kann natürlich 
erst vorgenommen werden nach der Stellungnahme 
der Siedlungsdeputation. Ich hoffe aber, sie wird 
in dem Sinne erfolgen, daß -den berechtigten Wün 
schen der Sport treibenden Vereine Rechnung ge 
tragen wird. 
Stadtv. Lempert (S): Meine Danten und 
Herren! Tie Sportplatzfrage int Bezirk Treptow hängt 
zusammen mit. dem Bebauungsplan, der aufgestellt wor 
den ist. 
Sie wissen ja, meine Damen und Herren, daß, wenn 
die 8000 Wohnungen hier! verabschiedet worden wären, 
dann bereits ein erheblicher Teil dieses Geländes dort zur 
Bebauung gelangt wäre, insesonders an der Cöpenicker 
Landstraße, an welcher ja die fraglichen Sportplätze 
gelegen sind. 
Das Bezirksamt Treptow hat aus vorsorglichen 
Gründen heraus eine Kündigung ausgesprochen, und 
zwar nicht nur an die Turnplatz- und Sportplatzinhaber 
soiidern auch an die Kleingärtner. Ich gebe zu, meine 
Tanten tttÜd Herren, daß das eine gewisse Erregung her 
vorgerufen hat. Voit dem Bezirksamt ist aber dann 
durch Nachfrage bei der Zentralinstanz festgestellt wor 
den, daß im Augenblick au eine Randbebannng noch nicht 
zu denken ist. Tie Kündigung ist daraufhin zurückge 
nommen worden. Das trifft einmal zu flir die Inhaber 
der Sport- und Spielplätze, andererseits auch für die 
LaubeNkolonisten. 
Ter Herr Stadtschulrat Nydahl hat schon vor 
züglich ausgeführt, was auch meine Fraktion unter 
stützt und was auch meine Parteifreunde im Bezirk 
Treptow mit aller Energie hier durch meinen Mund 
zum Ausdruck bringen wollen: Es ist, «teilte Tanten 
und Herren, abgesehen von dem Sportplatz des Turn 
vereins Fichte, nicht ein einziger der dort angelegten
	        
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