866 Sitzung am 15.
halb der Versicherung stehende Reichsarbeitslosen
fürsorge überführt werden."
(Stadtv. Frau Todenhagen: Und solange wir das
nicht haben?)
Ich zitiere ausdrücklich aus der Septemberausgabe der
„Sozialistischen Monatshefte".
(Stadtv. Frau Todenhagen: Aber solange wie das
nicht haben?)
Wenn wir das noch nicht haben, was sollen Sie dann
tun? Nun, dann haben wir bisher gemeinsam mit
Ihnen die Berliner Notaktion gefordert und hatten sie
auch bisher. Jetzt reichen Sie Herrn Bürgermeister
Scholtz die Hand, wenn es gilt die Berliner Notaktion zu
beseitigen. Sie werden ja Gelegenheit haben, uns zu
beweisen, welche Vorteile diese Arbeitsfürsvrge den
Berliner Arbeitslosen bietet. Meine Parteifreundin
Rosenthal hat Ihnen schon vorgerechnet und Ihnen ein
wandfrei bewiesen, das; sie in ihren Bezügen herabge
drückt werden, und das werden Sie auch nicht weg
diskutieren können, selbst wenn Sie sich als noch so
große Rechenkünstler aufspielen. Wir sind bereit, mit
Ihnen in der Richtung Ihrer Forderungen zu arbeiten,
aber nicht auf der Grundlage einer Abdrosselung der
Berliner Notaktion unter Kürzung bet Unterstützungs
bezüge der Berliner Arbeitslosen.
(Beifall bei den Kommunisten.)
Vorst.-Stellv. Degner: Weitere Wortmeldungen
liegen nicht vor. Wir kommen zur Abstimmung.
(Stadtv. Frau Rosenthal: Weder der Magistrat
noch die Sozialdemokraten haben den Mut, zu
antworten!)
Es liegt zunächst ein Antrag der Herren Gäbel,
Rosenthal und Gen. vor. Der Antrag hat folgenden
Wortlaut:
„Die Stadtverordnetenversammlung lehnt die
Kenntnisnahme der Vorlage über Arbeitslosenfür
sorge — Drucks. 813 — ab und erwartet vom Magistrat,
das; er diese Vorlage, die weitgehende finanzielle. Aus
wirkungen mit sich bringt, der Versammlung zur Be
schlußfassung vorlegt."
Wer diesem Antrage zustimmen will, den bitte ich
ums Handzeichen.
(Geschieht.)
Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Das Büro ist zweifelhaft.
Ich möchte, bevor wir zur Auszählung kommen,
noch die Vorlagen verabschieden, zu denen keine
Wortmeldungen vorliegen. Es sind die Vorlagen zu
Punkt 28, 29 und 30 der Tagesordnung.
Wir kommen zunächst zu Punkt 28:
Vorlage zur Kenntnisnahme, betr. Anrechnung von
Aufwertungseinkünften auf Fürsorgeleistungen
(Stadtv.-Beschl. v. 3. Mai 1928 — Prot. Nr. 5 —)
— Drucks. 862 —.
Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Vorlage ist
zur Kenntnis genommen.
Punkt 29:
Vorlage zur Kenntnisnahme, betr. Verwendung des
der' Stadt gehörigen früheren Eisschuppens am
Tegeler See als Schülerbootshaus (Stadtv.-Beschl.
v. 21. Juni 1928 — Prot. Nr. 17 —) — Druck
sache 889 —.
Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Vorlage ist
zur Kenntnis genommen.
Wir kommen zu Punkt 30:
Vorlage zur Kenntnisnahme, betr. die Ruhelohnsätze
der ehemaligen Straßenbahnbedienstcten (Stadtv.-
Beschl. v. 30. März 1928 — Prot. Nr. 11 — und
vom 19. April 1928 — Prot. Nr. 2 —) — Druck
sache 890 —.
Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Vorlage ist
zur Kenntnis genommen.
November 1928.
Ich wiederhole nun die Abstimmung über den Antrag
Gäbel und Gen., Ich werde ihn noch einmal verlesen:
„Die Stadtverordnetenversammlung lehnt die
Kenntnisnahme der Vorlage über Arbeitslosenfür
sorge — Drucks. 813 — ab und erwartet vom Magi-
1 strat, daß er die Vorlage, die weitgehende finanzielle
1 Auswirkungen mit sich bringt, der Versammlung zur
Beschlußfassung vorlegt."
Wer diesem Antrage zustimmen will, bitte ich ums
Handzeichen.
(Geschieht.)
Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Das letztere war die Mehrheit. Der Antrag ist
abgelehnt.
Wir kommen dann zur Abstimmung über die
Evcntualanträge der Stadtv. Gäbet und Gen. Es
liegen 5 Anträge vor. Ich werde abschnittweise ab
stimmen lassen. 1. Abschnitt:
„Pei der Beschaffung und Besetzung von Arbeits
plätzen für die Wohlfahrtserwerbslosen ist mit den
zuständigen Betriebsvertretungen vorher Rücksprache
zu nehmen und deren Zustimmung einzuholen.
Wer so beschließen will, den bitte ich ums
Handzeichen.
(Geschieht.)
Ich danke. Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Das letztere war die Mehrheit. Der Antrag ist
abgelehnt.
Der nächste Abschnitt lautet:
„Die durch die Arbeitsfürsorge in Beschäftigung
untergebrachten sogenannten Wohlfahrtserwerbslosen
. sind als Vollarbeiter zu beschäftigen."
Wer so beschließen will, den bitte ich ums
Handzeichen.
(Geschieht.)
Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Das letztere war die Mehrheit. Der Antrag ist
abgelehnt.
Der dritte Abschnitt lautet:
„Den von der Arbeitsfürsorge in Arbeit unter
gebrachten Wohlfahrtserwerbslosen sind für die drei
Tage, wo sie nicht arbeiten, die Notstandsunter
stützungssätze in bisheriger Höhe zu zahlen."
Wer so beschließen will, den bitte ich ums
Handzeichen.
(Geschieht.)
Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Das letztere war die Mehrheit. Der Antrag ist
abgelehnt.
Ein weiterer Abschnitt lautet:
„Die durch die Arbeitsfürsorge untergebrachten
Woylfahrtserwerbslosen dürfen nur in ihren zustän
digen Berufen oder Berufszweigen beschäftigt werden."
Wer so beschließen will, den bitte ich ums
Handzeichen.
(Geschieht.)
Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Abgelehnt.
Nun der letzte Abschnitt:
„Für die Wohlfahrtserwerbslvsen werden die
Beiträge für die Sozialversicherung auf städtische
Mittel übernommen."
Wer so beschließen will, den bitte ich ums
Handzeichen.
(Geschieht.)
Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Die Vorlage ist damit zur Kenntnis genommen.