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Volume No. 23, 14. Juni 1928

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue1928 (Public Domain)

568 Sitzung am 14. Juni 1928. 
über, und die wird er unseres Erachtens nach jeder 
Seite, solange Sie nicht konsequent in dieser Frage mit 
uns gehen, ausnutzen. Er wird ohne Zweifel genau 
denselben Schritt wieder machen, den er bisher gemacht 
hat. Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar dafür, 
daß Sie zum Ausdruck gebracht haben, daß Sie der 
Meinung sind, daß die Zeit nicht mehr allzu fern sei, 
wo auch die Berliner Arbeitersportler an den Einrich 
tungen der Stadt Berlin teilnehmen, d. H. an 
der Seite der Bürgerlichen eine gemeinsame Sportwoche 
durchführen werden. 
(Lachen bei den Sozialdemokraten.) 
Wenn das der Zweck sein soll, dann wäre ich 
Ihnen sehr dankbar. Aber ans etwas anderes soll es 
hinauslaufen, und ich sage Ihnen folgendes: Wir haben 
die Einrichtungen genau wie die Bürgerlichen, nur sie 
werden uns vom Magistrat streitig gemacht durch Tat 
sache», die ich vorhin geschildert habe. 
(Stadtv. Krenziger: Die aber nicht richtig waren, 
has stimmt nicht!) 
— Herr Kollege Krenziger, ich kann Ihnen die Ver 
fügung an die Vereine bringen. ■— 
(Zuruf des Stadtv. Kreuziger.) 
Ich kann Ihnen die Verfügung bringen. Am vor 
gestrigen Abend ist ein Verein in Lichtenberg mit seinem 
gesamten Material durch diese Verfügung auf die 
Straße gesetzt worden. Also das wird uns streitig ge 
macht, nicht aber den kleinen Vereinen, insbesondere den 
Werksportvereinen, ans die Herr Fechner natürlich nicht 
eingegangen ist. Von diesen Werksportvereinen, die von 
den gewerkschaftlichen Organisationen bekämpft werden 
aus ganz bestimmten Gründen, hat der Vertreter der 
Sozialdemokratie nicht ein Wort gesagt. Es ist ja natür 
lich auch sehr richtig, daß Sie dazu nichts sagen, weil ja 
Ihre betreffenden Parteigenossen zum Teil mit die 
Väter dieser bürgerlichen Werksportvereine sind. — 
Herr Brokat, sehen Sie doch den 6. Bezirk an, den 
Werksportverein des 6. Bezirks. Also Sie sind zum Teil 
die Träger dieser Bewegung. 
Nun noch eine Frage, auf die wir nachher beim 
nächsten Punkte vielleicht noch zu sprechen kommen, 
wenn Sie sagen: Jeder soll die Einrichtungen für sich in 
Anspruch nehmen. Wir, die Arbeitersportlerschaft, sind 
der Meinung, auch mit dem Willen Ihrer 35 Bartel 
männer, die Sie glauben, an die Seite der Leute hinzu 
bringen, um die Große Koalition bei den Strese- 
männern zu beenden, werden Sie kein Glück bei bei 
Berliner Arbeitersportlerschaft haben. Sie hat eine» 
viel zu gesunden Sinn, als daß sie sich vor den Karren 
der bürgerlichen Gesellschaft spannen läßt und mit den 
sogenannten sportlichen Erziehungsmethoden, wie ich 
sie dargelegt habe, mit den Bürgerlichen Seite an Seite 
geht. Die Arbeitersportlerschaft weiß sehr gut, warm» 
sie den Kampf gegen die Bürgerlichen führt und 
warum sie eine Arbeiterspvrtorganisativn ist. Sir 
denkt deshalb auch gar nicht daran, im Interesse 
der Bartelmänner an der Seite der Bürgerlichen zu 
marschieren, was vielleicht Ihr Wunsch wäre. Aber 
das werden Sie nicht erleben, da mögen Sie mit Ihre» 
Manövern und mit Ihren Bartelmännern operieren 
wie sie wollen, das Glück werben Sie in Berlin nicht 
erleben. 
Stadtv. Fechner (S) — persönliche Bemerkung —: 
Meine Damen und Herren! Herr Kollege Sellheim 
machte mir persönlich den Vorwurf, daß ich für die 
Werksportvereine eingetreten sei. 
(Stadtv. Sellheim: Das habe ich nicht gesagt!) 
Demgegenüber muß ich feststellen, daß die Depu 
tation für Leibesübungen einmütig sich gegen die Unter 
stützung der Werksportvereine ausgesprochen hat, daß 
die Sozialdemokratische Partei wie auch die Gewerk 
schaften Beschlüsse gegen die Werksportvereine gefaßt 
haben — das haben wir auch stets zum Ausdruck ge 
bracht —, und wenn Sie etwas anderes behaupten, 
Herr Kollege Sellheim, dann tun Sie dies wider 
besseres Wissen. 
Vorst. Haß: Meine Damen und Herren! Die Ab- 
ftimmung über den Antrag können wir nicht mehr vor 
nehmen. Das Haus ist nicht mehr beschlußfähig, und 
die Beschlußfähigkeit ist auch bereits bezweifelt worden. 
Wir vertagen uns also heute. Es finden noch zwei 
Sitzungen statt, am 21. und 28. — Die Sitzung ist ge 
schlossen. 
(Schluß der Sitzung 20 Uhr 56 Min.) 
Drnct non W. & S. Loewenthal, Berlin C. 19.
	        
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