8 Sitzung am 12.
gebaut ist, der das Ausströmen des Gases bei star
kem Druck verhindern soll. Namentlich im Winter,
wenn dieser Wassertopf einfriert, hat man keine
Gewahr, daß bei stärkerem Druck, namentlich bei
180 mm, also bei der stärksten Druckwelle, das Gas
trotzdem durchdruckt und die Gefahr größer wird.
Hier haben die Betriebsräte der städtischen Gesell
schaften schon damals verlangt, daß Ventile eingebaut
werden und das; der Wassertopf beseitigt wird, weil
die Ventile eine bessere Garantie bieten. Diese For
derung erheben wir heute erneut und verlangen, daß
der berechtigten Forderung der Betriebsräte hier zum
Durchbruch verholfen wird. Wir glauben, daß letzten
Endes die Ursachen der Katastrophe hierin zu suchen
sind.
Wir haben bei dieser Gelegenheit als letzten
Punkt in unserem Dringlichkeitsantrage festgelegt und
Verlangt, daß nachgeforscht und nachgesehen wird, wo
Explosivstoffe lagern und diese aus den Häusern ent
fernt werden. Das ist eine alte Forderung der
Kommunistischen Partei, die stets und ständig erhoben
wird, und wir stellen sie erneut, weil wir nicht ein
sehen können, daß die Bewohner immer wieder in
neue Beunruhigung und neue Gefahren versetzt
werden. Man muß auch hier teilweise zugeben, daß
es eine Vernachlässigung der städtischen Behörde und
ebenfalls eine Vernachlässigung der Baupolizei ist, die
es zuläßt, daß derartige Kühlanlagen, wie sie in
der Landsberger Allee vorhanden sind, durchgeführt
werden. Es ist unverantwortlich, daß man eine Ge- j
nehmigung dazu ausspricht, luv die Gefahr klar auf
der Hand liegt. Unsere Forderung verlangt, daß die
Beseitigung derartiger Anlagen in den Wohnhäusern
vorgenommen wird. Aber was sehen wir? Wir
sehen, daß der Magistrat vier die Baupolizei bis zum
heutigen Tage nicht vorgegangen sind und versucht
haben, dies unter allen Umständen abzustellen. Hier
erheben wir die Forderung, daß es unbedingt Sache
des Magistrats und der Stadtverordnetenversamm
lung ist, sich rechtzeitig dafür einzusetzen, daß der
artige Anlagen nicht in Wohnhäuser gebracht werden,
um derartige Unglücke zu verhüten. Diese Ammoniak-
Anlagen, die gebaut worden sind und die in der
Deutsch-Krouer Straße in viel größerem Maße er
richtet werden, bilden ebenfalls einen Explosionsherd.
Nach unserer Meinung dürfen derartige Anlagen in
Wohnräumen überhaupt nicht untergebracht werden,
und es muß ebenfalls Aufgabe des Magistrats sein,
schnellstens einzugreifen und diese Gefahren zu be
seitigen.
Ich will nun ganz kurz noch ein paar Worte
zu den Rettungsmaßnahmen sowohl als auch zu den
Linderungsmaßnahmen, die getroffen worden sind,
sagen. Nach unserer Meinung sind sie vollständig un
zureichend. Wir sehen doch selbst, daß die Aufräu
mungsarbeiten viel schneller hätten vonstatten gehen
können, wenn die städtischen Körperschaften ein Inter
esse daran gehabt hätten, wenn sie die erwerbslosen
Arbeiter am ersten Tage entsandt hätte und nicht
am dritten Tage. Das ist natürlich nicht geschehen,
es ist ebenfalls eine Verantwortungslosigkeit des
Magistrats, die wir unter allen Umständen feststellen
und brandmarken müssen. Wir verlangen, daß bei
ähnlichen Fällen in Zukunft schneller gehandelt wird,
daß man auf das Leben und die Gesundheit der
Verunglückten in höherem Maße bedacht ist und
ihnen Hilfe angedeihen läßt.
Die 25 000 M>, die der Magistrat zur Verfügung
gestellt hat, sind nach unserer Meinung unzulänglich,
wenn damit alles bestritten werden soll, was man
zum mindesten verlangen kaun. Dann ist eine größere
Summe notwendig. Bor allen Dingen aber muß
es als eine Provokation wirken, wenn der preußische
Januar 1928.
Ministerpräsident einfach 500 Jl stiftet, um damit
eine Linderung der Not vorzunehmen.
(Bei den Kommunisten: Hört, hört!)
Mau muß es brandmarken, daß es gerat»
ein sozialdemokratischer Ministerpräsident ist, der sich
dazu herabläßt, um die Not zii lindern, 500 M zu
stiften. Von jedem, ganz gleich, ob von den Ver
unglückten oder von der Berliner Bevölkerung, wirk
das als eine Provokation sondergleichen empfunden
Diese soll sich die Bevölkerung Berlins nicht länger
gefallen lassen, sondern dieselbe zurückweisen und
darauf die gebührende Antwort geben, die unbedingt
notwendig ist.
Nun zu dem andern Unglück, das dem in der
Landsberger Allee gleichlaufend ist, das zum min
desten, wenn es auch nicht so schwer wie das in de,
Landsberger Allee ist, allen Anlast gibt, zu verlangen
daß rechtzeitig Maßnahmen getroffen werden uni
daß eine bessere Kontrolle geschaffen wird. Diese-
Unglück zeigt wiederum, daß man in unverantwort
licher Weise einfach mit Explosivstoffen in Wohn-
räumen arbeitet, trotzdem dies verboten ist, und
daß die Behörden nicht den richtigen Mut haben
hier wirklich zuzufassen, wie es unbedingt notwendig
ist. Auch wir sagen, daß das ein Versagen der Be
Hörden ist. Es muß doch festgestellt werden, das
die Behörden, wenn auch nicht alle, aber zum Tel
Kenntnis davon hatten, daß mit Explosivstoffe,
in dieser Villa in Dahlem gearbeitet wurde
Es ist nicht eingeschritten worden, und man ha
nichts versucht, mit die Explosivstoffe zu beseitige»
Daher erklären wir, daß es notwendig ist, unsere,
Forderung, die wir als Dringlichkeitsantrag einge
bracht haben, zuzustimmen und für die schnellst
Durchführung der bestimmten Forderung zu sorge»
Ich will noch ein Wort zu den Verschleierungs
maßnahmen selbst sagen. Die Verschleierungsmaß
nahme.n werden natürlich in großzügiger Weise be
trieben. So versucht man natürlich wiederum, de,
Arbeitern die Schuld in die Schuhe zu schiebe»
die bei der Anlage der neuen Gasleitung nicht bi
genügende Sorgfalt bewahrt haben sollen, und das
sie allein nur diejenigen sind, die zur Verantwortn»,
gezogen werden müssen. Wir stehen jedoch auf einen
anderen Standpunkt und haben bei jeder Gelegenheit
ganz gleich, ob bei der städtischen Gasanstalt, o
bei der Reichsbahn oder sonst bei einer andere
Gesellschaft, hervorgehoben, daß diese Zwangsabban
maßnahmen, wie sie im Reichsmaßstabe und bei bei
städtischen Gesellschaften getroffen wurden, letzlei
Endes die Grundwurzel zu allen Unfällen und zi
allen Explosionen sind, daß durch die bedeute«
geminderten Arbeitskräfte, auf denen noch der Dr»,
eines bestimmten Arbeitspensums lastet, auf die Kon
trolle nicht die Sorgfalt verwendet werden fmtn
die unbedingt notwendig ist. Daß hier ebenfalls bi
Polizei nachlässig gehandelt hat, ist ganz klar ct
sichtlich. Wir haben nämlich in der Dienstanweisu»
der städtischen Gasanstalt im Anfang eine Polizei
Verordnung, die in Nr. 1 besagt:
„Vor jedem Gebäude, in welchem sich ein
Gasleitung von mehr als 25 Ausströmungen bi
findet, ist die Hauptgasleitung mit einem Bei
schlich zu versehen, durch welchen bei entstehende
Feuersgefahr das Gas leicht und sicher abgespeci
werden kann. Die Stelle, an welcher der Vet
schlich liegt, ist äußerlich zu bezeichnen."
Die Verordnung der Polizei legt also die V»
pflichtung fest, hinter der Stirnwand am Hause selb
einen Absperrschieber anzubringen, und trotzdem wir
von den städtischen Gaswerken es abgelehnt, obglei,
die Arbeiter das wiederholt verlangt haben und ob