Sitzung am 2.
. Doch, Herr Kollege Wendt. Vielleicht er
innern Sie sich, daß z. B. der Antrag für die
Kanzleikräfte von mir gestellt worden ist, wenn ich
darauf hinweise, daß ich hierzu beinahe % Stunden
sprechen mußte.
(Zuruf link«: Aber die anderen!)
Auch die Frage der anderweiten Einstufung der
Ermittlungsassistenten war von uns erneut auf
geworfen worden. Der Antrag liegt doch vor. Wir
mußten »ns allerdings nach einer Prüfung der
Arbeitsgebiete damit abfinden, daß diese Angelegen
heit bis 1928 zurückgestellt wurde. Wir waren aber
enttäuscht, als uns heute der Herr Magistratsver
treter im Ausschuß erklärte, mich diese Sache könne
erst für 1929 geregelt werden.
Das will ich hier besonders herausheben, um zu I
zeigen, daß wir berechtigten Grund haben, den
Ueberleitungsstellenplan nicht verabschieden zu lassen,
bevor der Magistrat zu den Ausschußbeschlüssen ^
Stellung genommen hat. Wir sind der Ansicht, daß
durch die heutige Verabschiedung des Ueberleitungs-
stellenplanes die untere Beamtenschaft in erster Linie
nicht gut abschneidet.
Wir beantragen außerdem zu allen unseren ge
stellten Anträgen namentliche Abstimmung.
(Lachen links.)
Stadtv. Raddatz (K): Meine Damen und Herren!
Ich möchte zuerst einmal feststellen, daß eigentlich
die Deutschnationale Fraktion gar kein Recht hat,
sich gegen die Beschränkung der Redezeit zu wenden.
Denn bei der Besoldungsordnung, einer viel wich
tigeren Materie, als sie dieser Ueberleitnngsplan ist,
waren es nur die Kommunisten, die gegen die Be
schränkung der Redezeit protestierten. Auch jetzt bei
der Beschränkung dieser Redezeit aus 10 Minuten
haben nur wir dagegen protestiert, ich habe von den
Deutschnationalen dagegen kein Wort vernommen.
(Zuruf rechts: Wir haben dafür gestimmt!)
Bei der Beratung der Besoldungsordnung haben
wir bereits daraus hingewiesen, welche Ungerechtig
keiten sich daraus ergeben, wenn man Gruppen der
Beamtenschaft, die bisher der ganzen Art nach zu
sammengehören, auseinanderreißt und eine Ver
mehrung der Gruppen vornimmt.
Bei der Beratung des Ueberleitungsstellenplanes
haben wir nun die Tatsache zu verzeichnen, daß die
Ungerechtigkeiten sich in so. krasser Form zeigen, daß
es manchmal nicht möglich war, die Widersprüche zu
lösen.
Gerade bei den Feuerwehrbeamten haben wir
feststellen müssen, daß, glaube ich, heute eine andere
Entscheidung bezüglich der Eingruppierung dieser Be
amten unbedingt erfolgt wäre.
Wir haben weiterhin bemerkt, daß der Grundsatz '
der Verzahnung tatsächlich dazu geführt hat, daß
heute einige Konzessiousschnlzeu in eine höhere
Gruppe kommen und daß die Verzahnung nicht in
der Weise durchgeführt wird, wie es erforderlich ist.
Dabei ist festzustellen, daß außerdem daneben natür
lich noch die Bevorzugung derjenigen Beamten be
steht, die das Glück haben, in der Zentrale zu
arbeiten, gegenüber den Beamten in den Bezirken,
und daß diese Bevorzugung eine ganz enorme ist.
Gerade bei den technischen Beamten tritt das in ent
scheidender Weise hervor. Der Magistrat hat für
die Beamten in der Zentrale Beförderungsmöglich
keiten geschaffen, die Pensen der Techniker in den
Bezirken dagegen sollen erst nachgeprüft werden.
Das schasst wieder eine neue Zersplitterung innerhalb
der Beamtenschaft. Das führt wieder dazu, daß sich
die Beamten in der Zentrale und die Beamten in
Februar 1928. 107
den Bezirken gegenseitig bekriegen, der Magistrat ist
der lachende Dritte bei dieser ganzen Geschichte.
Gegen eine derartig unterschiedliche Behandlung
: müssen wir uns ganz entschieden gerade bei dem
technischen Personal wenden.
(Rechts: Sehr richtig!)
Denn die Vorarbeiten für alle Projekte werden in
den Bezirken genzacht, die Ausführung der Projekte
ist ebenfalls den Bezirken vorbehalten. Die Zentrale
hat lediglich die Nachprüfung. Das geht in manchen
Fällen so weit, daß man schon mehr statt von einer
Nachprüfung von einer Verhinderung oder Behinde
rung sprechen muß.
(Bei den Kommunisten: Sehr richtig!)
Wir haben ja bezüglich der Durchführung der
Bauprojekte, wenn sie nach Berlin herkommen, schon
allerhand erlebt, und die Klagen, die hier von allen
Fraktionen bei jeder Gelegenheit erhoben worden
sind, möchte ich Ihnen ganz besonders ins Gedächtnis
zurückrufen. Ich will damit die Beamten der Zen
trale durchaus nicht herabsetzen. Aber es ist doch
so, daß die technischen Beamten in den Bezirken
mindestens dieselbe Arbeit, dieselbe „Qualitätsarbeit"
— wie der Herr Magistratsvertreter sich so gern aus-
| drückt — leisten wie die Beamten in der Zentrale.
Aber nicht nur bei den oberen Beamten hat es
> sich gezeigt, daß eine Benachteiligung durch den
I Ueberleitungsstellenplan eintritt, gerade auch bei den
unteren Beamten haben wir durch den Ueberleitungs
stellenplan sogut wie gar nichts erreichen können.
Ich erinnere nur an die Frage der Ermittlungs-
! assistenten, die bereits hier gestreift worden ist. Wir
waren schon bei der Beratung der Besoldungsord
nung der Auffassung, daß man diese Gruppe, die
bisher mit den Stadtassistenten gleichstand, nicht
zwei Gruppen tiefer eingruppieren konnte. Es hat
sich gezeigt, daß es eine Unmöglichkeit ist, diesen
Zustand aufrecht zu erhalten, und trotzdem ist im
Ueberleitungsstellenplan keine Aenderung erfolgt.
Auch bezüglich der Stellen der Amtsmeister,
die als Befördernngsmöglichkeit für die Amtsober
gehilfen, für die untersten Beamtengruppen also, ge
dacht waren, hat man so wenige Stellen geschaffen,
daß man von einer wirklichen Aufrückemöglichkeit
gar nicht sprechen kann, trotzdem feststeht, daß ein
großer Teil von Amtsobergehilfen vorhanden ist, die
Pensen haben, die weit über das hinausgehen, was
man von einem Amtsobergehilfen, bei dem nur
Lesen und Schreiben in der Hauptsache verlangt
wird, verlangen kann. Wir waren von vornherein
I dagegen, daß man diese Gruppe überhaupt ausein-
j anderreißt, weil das dazu führt, daß die einzelnen
Gruppen gegeneinander ausgespielt werden und da
durch dauernde Unruhe innerhalb der Beamtenschaft
ausgelöst wird. Wir werden keine Ruhe innerhalb
der Beamtenschaft bekommen, wenn wir nicht dazu
übergehen, die Besoldungsordnung grundlegend zu
ändern und die Eingruppierung der Beamten nach
den Gesichtspunkten vorzunehmen, die bei der Be-
I Wertung ihrer Tätigkeit vor dem Inkrafttreten dieser
neuen Besoldungsordnung maßgebend waren.
Wenn heilte die Deutschnationale Fraktion noch
mit einer Reihe von Anträgen kommt, so möchte ich
bemerken, oaß sie einen großen Teil davon dem
Ausschuß gar nicht vorgelegt hat und daß ein großer
Teil davon von uns bereits bei der Beratung der
Besoldungsordnung gestellt worden ist,
(Bei den Kommunisten: Hört, hört!)
leider aber abgelehnt wurden. Wir haben deshalb
auf das Schaitzpiel verzichtet, wieder neue Anträge
zu stellen Wir werden aber die gesamte Frage
der Besoldungsordnung erneut aufrollen, wenn der