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Volume Sitzung 37, 4. November 1926

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue1926 (Public Domain)

972 Sitzung am 4. 
werden infolgedessen bis zum letzten Augenblick warten, 
überhaupt einen Arzt zu holen. Sie werden sich solange 
scheuen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, als sie 
selber glauben, daß es ohne Arzt gehen wird. Die Folge 
davon ist, daß die menschliche Hilfe in solchen Fällen 
zu spät kommt. Es würde viel Unglück verhindert wer 
den können, weitn diese Erwerbslosen, die von der Not 
standsunterstützung versorgt werden, mich die ärztliche 
Hilfe durch diese Unterstützung erhalten könnten. Es 
liegt klar zu Tage, daß durch die Art und Weise, wie 
die ärztliche Versorgung gerade dieser Erwerbslosen er 
folgt, eine schwere gesundheitliche Gefahr für die Allge 
meinheit vorliegt. Denn wenn 30 bis 40-tausend Er 
werbslose ohne' ärztliche Versorgung, lediglich ans die 
Hilfe des Wohlfahrtsamtes angewiesen, warten, bis es zu 
spät ist, dann folgt daraus, daß durch diese Art der Ver 
nachlässigung von Krankheiten eine Epidemie und somit 
eine schwere Gefahr für die Allgemeinheit entstehen kann. 
Ich glaube, ich brauche meinen Ausführungen weitere 
Erläuterungen nicht hinzuzufügen. Es liegt klar auf der 
Hand, daß diejenigen Erwerbslosen, die nicht unter die 
Fürsorge fallen, ebenfalls gegen Krankheit versichert sein 
müssen, und das bezweckt der Antrag der Kommunisti 
schen Fraktion. Ich nehme an, daß von allen Seiten die 
November 1926. 
Notwendigkeit dieses Antrages und seine Berechtigung 
anerkannt werden wird und daß dieser Antrag allgemeine 
Zustimmung findet. 
Vorst.-Stcllv. Fabian: Wortmeldungen liegen nicht 
vor. Die Diskussion ist geschlossen. Wir kommen zur Ab 
stimmung. Der Antrag lautet: 
„Der Magistrat wird ersucht, Vorsorge zu, treffen, 
daß alle von der Berliner Notaktion unterstützten 
Erwerbslosen während der Dauer ihrer Erwerbslosig 
keit durch die zuständigen Bezirksämter bei den Orts 
krankenkassen versichert werden. Die Aufrechnungen 
erfolgen durch das Landeswohlfahrts- und Jugendamt, 
Abteilung „Allgemeine Wohlfahrt". 
Wer für diesen Antrag ist, bitte ich, die Hand zu 
erheben. 
(Geschieht.) ■ 
Das ist angenommen. 
Wir sind am Schluß unserer Sitzung angekommen. 
Ich schließe die Sitzung. 
(Schluß der Sitzung 8 Uhr 54 Min. abends.) 
Druck bon W. & S. Loewenthal,- Berlin C. 19.
	        
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