942 Sitzung am 28.
int Laufe der Zeit und bei fortschreitender Bebauung
immer unerträglicher gestaltet, müssen wir uns mit aller
Energie wenden. Wir ersuchen den Magistrat, die in der
Siedlungsdeputatiou vorliegende Borlage mit grösster Be
schleunigung zur Verabschiedung zu bringen, damit die
Beunruhigung in der Kleingärtnerschaft aufhört.
Stabtb. Krautzpaul (K.): Meine Damen und
Herren! Kollege Wcndt hat hier schon angeführt/das; in
der Deputation bereits ein Ausschuß besteht, der sich mit
den Dauerkvloiiieu beschäftigt, der schon das Gelände
herausgesucht hat, was als Dauergelände ausgewiesen
werden soll. Leider muß man auch gestehen, daß das, ivas
aus dem Ausschuß herauskommen wird, nur ein Tropfen
aus den heißen Stein. ist. Aber ich glaube wohl anneh
men zu können, daß, wenn Herr Kollege Wcndt, der ja
Mitglied dieses Ausschusses ist, diesen Antrag hier ge
stellt hat, dies vielleicht nur deshalb geschehen ist, um
mal wieder die Sozialdemokratische Partei bei den Klein
gärtnern in Erinnerung zu bringen.
(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Haben »vir gar
nicht nötig!)
Herr Kollege Weirdt hat doch den Antrag damals gestellt,
als es sich um die Erweiterung des Friedhofes in Trep-
tow handelte, daß die Kleingärtner dort alle herunter
sollten. Es hat sich dort doch auch bewahrheitet, daß
Treptow kein Ersatzgelände mehr hatte, um diese Klein
gärtner unterzubringen. Manches Schiedsgericht fällt
ein Urteil, das hart nitd nicht zu verstehen ist, so
wie es hier Herr Kollege Wendt angeführt hat. Aber
ich muß bemerken, daß das Schiedsgericht in Treptow sich
aus einen andern Standpunkt gestellt hat als Herr-
Kollege Wendt. Diese Schiedsgerichte für die Klein
gärtner — für die ja die K.G.O. geschaffen worden ist —
legen dieses Schutzgesetz verschieden aus. Man kann heute
eigentlich im großen und ganzen sagen, daß sich die
Schiedsgerichte nicht mehr auf den Standpunkt stellen,
daß die K.G.O. als Schutzgesetz für die Kleingärtner
da ist, sondern schon, daß diese K.G.O. mehr ein Schutz
gesetz für die Verpächter ist.
(Sehr richtig!)
Infolgedessen kamt man den Sturm der Kleingärtner
verstehe», der sich jetzt bemerkbar macht, weil überall, in
jedem Bezirk, die Kleingärtner heruntergetrieben werden,
entweder von den Privatpächter» oder sogar vom Ma
gistrat als Besitzer. In Neukölln zeigte es sich jetzt
ebenfalls wieder, wie unsinnig die Kleingärtner her-
untergetrieben werden. Vor zwei Jahren hat man ge
kündigt, und jetzt baut man erst die Schule auf diesem
Geläiide. So lange lag das Land brach. Jetzt, ivo man, die
Schule bauen »oill, »vill man dort eine Straße anlegen,
wofür tatsächlich kein Bedarf vorhanden ist. Auch dort
will man die Kleingärtner heruntertreiben.
So ist die Politik des Magistrats in bezug auf die
Kleingärtner.
Weint Herr Kollege Wendt sagte, man möchte es
beschleunigen, so weiß er ja aus dem Ausschuß, daß Herr
Stadtrat Wutzkh versprochen hat, daß es so schnell »nie
möglich geschehen soll Aber bei dieser Gelegenheit möchte
ich nicht versäumen zu fordern, daß man nicht nur
Magistratsgelände »mb fiskalisches Gelände ausweist, son
dern daß mau auch die Privatverpächter ebenfalls zwingt,
für die Laubenkolouisten Kleingärten zur Verfügung zu
stellen.
(Beifall bei den Kommunisten.)
Vorst.-Stellv. Meyer: Weitere Wortmeldungen
liegen nicht vor. Das Schlußwort hat der Herr Stadtv.
Wendt.
Stadtv. Wendt (S.): (Schlußwort): Nur einige
Bemerkungen aus die Ausführungen des Kollege»: Üürautz-
Paul. Herr Kollege Krautzpaul, als Sie noch geschlafen
. Oktober 1926.
haben, haben »vir uns bereits der Interesse»; der Klein
gärtner angenommen.
(Zurufe. — Glocke.)
Sie haben noch geschlafen, meine Herren, als »vir diese
Antrüge im Jahre 1925 hier eingebracht haben. Da hat
die Kommunistische Fraktion mit keinem Wort zu de»;
Dingen Stellung genommen. Das möchte ich hier fest
stellen. Erst als die Arbeit in den Gewerkschaften für die
Kommunistische Partei nicht mehr lohnbringend war, suchte
sie sich ein anderes Betätigungsfeld. Diese Betätigung
»vird so anslaufen »vie die in den Gewerkschaften. Die
Kleingartenbewegung »vird zertrümmert, und wenn sie
zertrümmert ist, daun »verdeit Sie diese soziale, gesund
heitliche, ethische und »vertvolle Bewegung in Trümmern
liege»; lassen. Das ist die Taktik, die Sie auch hier bei
der Kleingarteubewegnng verfolgen.
Wenn Herr Kollege Krautzpaul aus Treptoiv hin
weist, so möchte ich nur folgendes sagen: Wir sind
immer bereit, die Maßnahmen der Stadt zu bewilligen,
die »vir als notwendig erachten. Im Falle Treptoiv,
das »reiß jeder, das hat Herr Krautzpaul selber mit ange
sehen, war eilte andere Lösung kaum möglich, »veil cbeit
hier der Friedhof bereits »var, »veil das Krematorium ans
diesem Friedhof stand und »veil dieser Friedhof eine Er-
weiternng brauchte.
(Zuruf bei den Kommunisten.)
Es »var vom Standpunkt der Pietät kan»» zit verantwor
ten, daß die Trauernde»; dort unmittelbar an den Lauben
stehen und daß wiederum vie Laubenbesitzer selbst Zeuge
jeder einzelnen Begrübnishandlung sind. Ich glaube, die
erdrückende Mehrheit der Berliner Kleiugärtnerschaft —
und das haben ja auch die Treptolver bewiesen — ist
durchaus bereit, mit uns diesen Weg weiter zu beschreiten.
Wir haben gar keine Veranlassung, »»ns in Erinnerung zu
bringen, sondern die Berliner Kleingärtnerschaft Iveiß,
daß ihre Interessen von der Sozialdemokratie immer »virk-
sam vertreten worden sind.
(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Borst.-Stellv. Meyer: Wir kommen zur Abstim
mung. Ich bitte diejenige»; Mitglieder der Versammlung,
welche dem Antrage Czeminski it. Gen. zustimmen, die
Hand zu erheben.
(Geschieht.)
Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.
Wir kommen zu Punkt 26:
Antrag der Stadtv. Gabel u. Gen., betr. den Ver
gleich der Preußischen Staatsregicrung mit den
Hohenzollern. — Drucks. 784 —.
Das Wort zur Begründung hat Herr Stadtverordneter
Dorner.
Stadtv. Dörner (K.): Meine Damen und Herren!
Am 11. Oktober »vurde im Preußischen Landtag der
Schandvertrag, den der preußische Ministerpräsident mit
den Vertretern der Hohenzollern abgeschlossen hatte, sank
tioniert, und zwar sanktioniert mit den Stimmen der
Sozialdemokratischen Partei.
(Zurufe bei de»; Komm.)
Wir habe»; angenommen, daß gerade die Sozialdemokrati
sche Partei sich soviel wenigstens auf ihre Pflicht als
eine Arbeiterpartei besonne»; hätte, um de»; Kommunisten
z»; helfe»;, diesen Schandvertrag, der diese», modernen
Raubrittern viele Millionen und ungezählte Werte in de»;
Rachen wirft,
(Bei de»; Komm.: Sehr lvahr!)
unter den Tisch fallen zu lassen.
(Bei den Komm.: Sehr lvahr!)
Wir haben uns wieder einmal getäuscht, und »vir »rissen,
daß wir uns noch sehr oft täuschen werden.
(Große Unruhe. — Zuruf: Ruhe! — Glocke.)
(Zurufe auf der Rechten und Linke»; des Hauses.)