66 Sitzung am 21.
glaube ich, daß man ihm die Bedeutung beilegen kann,
luic er aufgefaßt wird. Ich glaube, wir können ohne
Bedenken diesem Abänderungsantrage unsere Zu
stimmung geben.
Stadtv. Frau Frohn (Z.): Ich fasse diesen Antrag
der Kommunisten eigentlich als einen neuen Antrag
aus und kann ihn nicht als einen Zusatzantrag ansehen.
Im Ausschuß haben wir uns nach den Erklärungen
des Magistrats auf den Standpunkt gestellt: nur dann,
wenn die Milch für nötig befunden wird, ist sie zu
gewähren.
(Zurufe bei den Kommunisten.)
Verzeihen Sie, hier heißt es jetzt: Die ärztliche
Untersuchung darf sich nur ans Gesundheitsschädigung
erstrecken. Das ist eine gänzliche Umwandlung des
Antrages, den wir vorgelegt haben. Denn etwas, was
schädigend ist oder nichtschädigend, das braucht noch
lange nicht unbedingt nötig zu sein, und wir haben uns
gerade nach den Erklärungen des Magistrats gesagt, daß
in sehr vielen Fällen die Milch nicht nötig ist.
Stadtv. Frau Roscnthal (K.): Ich hätte mich wirk
lich heute nicht zum Wort gemeldet, aber auf die An
rempelungen der deutschnationalen Rednerin — ich will
sie nicht als Unverschämtheiten bezeichnen — muß ich
doch etwas antworten.
Jedenfalls zeigt uns schon die Aeußerung der Vor
rednerin, daß wir doch in einigen Dingen auseinander
gehen, und zwar will ich das ganz klar hier aussprecheu.
Dieser Antrag ist deshalb umgeändert worden,
damit nicht die Zustände bei den Kindern der Erlverbs
losen einreißen, die sonst in dem Obdachlosenasyl usw.
vorherrschen, daß nur die Kinder Milch bekommen,
denen sie der Arzt verordnet, und daß die Kinder nur
daun die Milch bekommen, wenn ein ärztlicher Befund
es verlangt. Wie natürlich die ärztliche Untersuchung
aussieht bei einem von der Stadt angestellten Arzt, der
die Fiuanzkalamität der Stadt täglich zit hären be
kommt, das dürfte auch Ihnen bekannt sein. Wir sind
ja nun der Auffassung, daß die Kinder der Erwerbs
losen dasselbe Recht auf Milch haben wie die Kinder
der besitzenden Klasse, und deswegen haben wir den
Antrag gestellt, daß alle Kinder die Milch bekommen,
nur die Kinder, die keine Milch bekommen dürfen, sollen
andere Zusatzmittel erhalten.
Stadtv. Hugo Sommer (D.): Meine Damen und
Herren! Meine Freunde sind der Meinung, daß das
an sich keine Fraktionsangelegenheit ist, sondern wir
sind der Meinung, daß das alle Kreise dieses Hauses
angeht, und wir Demokraten sind gewillt, uns nicht
einzustellen auf irgendwelchen Standpunkt irgendeiner
Richtung, sondern wir nehmen auch das Gute und
Verbesserungswürdige von jeder Seite entgegen.
(Stadtv. Koch: Sie sind ja auch in der Regierung
drin!)
Das entzieht sich Ihrer Beurteilung! Daß wir
Demokraten ein großes Opfer bei Bildung der Re
gierung gebracht haben, das gehört nicht hierher.
(Lachen rechts.)
Es mag Ihnen allerdings auf Ihrer Seite sehr
unbequem sein, daß wir so opferfreudig waren. Aber
wir sind ja nicht gewöhnt, Ihnen nachzufolgen,
(Zuruf bei den Kommunisten: Aber uns!)
sondern wir sind gewöhnt, unsern Weg zu gehen.
Rach dieser Abschweifung, die ja gar nicht zur
Sache gehört, darf ich sagen, daß meine Fraktion dem
Antrage der Kommunisten zustimmen wird.
(Bei den Kommunisten: Bravo!)
Januar 1926.
Vorst.-Stellv. Degncr: Die Rednerliste ist erschöpft.
Wir kommen zur Abstimmung. Ich werde zunächst
über den Zusatzantrag der Herren Otto Gäbet und
Parteifreunde abstimmen lassen und daun über die
AilsschußaNträge.
Der Zusatzantrag lautet:
Die ärztliche Untersuchung darf sich nur auf eventl.
Gesuudheitsschädigung durch Milchverabfolgung er
strecken.
(Zurufe.)
— Ich muß den Antrag so verlesen, wie er vorliegt. —
In solchen Fällen sind anderweitige Zusatz
nahrungsmittel zu gewähren. Richtlinien für diese
Aktion sind unverzüglich der Gesnndheitsdepntatiou
vorzulegen. Bis zur Beschaffung von Mitteln wer
den die Kosten von dieser Notaktivn übernommen.
Wer für diesen Zusatzantrag ist, bitte ich, eine
Hand, zu erheben.
(Geschieht.)
Ich bitte um die Gegenprobe.
(Geschieht.)
Das erstere war die Mehrheit. Der Zusatzantrag
ist angenommen.
Wer nunmehr die vom Ausschuß empfohlenen An
träge mit diesem Zusatzanträge annehmen will, den
bitte ich, eine Hand zu erheben.
(Geschieht.)
Ich danke schön. Ich konstatiere, daß das die große
Mehrheit war. Die Ausschußanträge sind mit dem Zu
satzantrage angenommen.
Wir kommen nunmehr zu Punkt 15 der Tages
ordnung:
I. und II. Beratung der Vorlage, betr. Festsetzung
einer Altersgrenze für Anstellung von Volks- und
Mittelschullehrkräften. — Drucks. 40 —.
Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich eröffne die
zweite Beratung. Keine Wortmeldung. Kein Wider
spruch. Die Vorlage ist angenommen.
Punkt 16:
I. und II. Beratung der Vorlage, betr. Errichtung
von etwa 200 öffentlichen posteigenen Fernsprech
häuschen und Abschluß eines Rahmenvertrages
mit der Oberpostdirektion — Drucks. 41 —
geht nach den Vereinbarungen im Aeltestenausschuß an
einen besonderen Ausschuß.
Punkt 17:
I. und II. Beratung der Vorlage, betr. Umbau des
Städtischen Opernhauses. — Drucks. 46 —.
Meine Damen und Herren! Wenn kein Wider
spruch erfolgt, werden wir den Punkt 17 zusammen
verhandeln mit Punkt 18:
I. und II. Beratung der Vorlage, betr. bauliche Unter-
haltungs- und Betriebskosten des Städtischen
Opernhauses. — Drucks. 47 —.
Herr Kollege Koch hat das Wort.
Stadtv. Koch (DN.): Meine Damen und Herren!
Zunächst habe ich den Auftrag, namens meiner Freunde
dem Magistrat das Bedauern auszusprechen, daß uns
auch diese Vorlage, wie so viele Vorlagen schon in der
alten Versammlung und jetzt auch wieder in der neuen,
post fest um gemacht wird, daß wir vor die vollendete
Tatsache gestellt werden und ja und amen zu dem sagen
sollen, was der Magistrat uns vorlegt.
(Zuruf links: Das sind Sie doch gewöhnt!)
Meine Damen und Herren! Auch der Aufsichtsrat
der Städtischen Oper hat verhältnismäßig spät erst von
dem Ergebnis der Rechnung Kenntnis erhalten. Es
wäre besser, wenn schon bei der Ausstellung des Kosten-