Sitzung am 8
hältnisse unmöglich! siitb, hat jeder immer einzusehen
erklärt, aber Abhilfe ist nicht geschafft worden.
(Rechts: Sehr richtig!)
Das ist einer von den vielen Fällen, die ich Ihnen
mitteilen könnte. Es ist hier von dem Herrn Kollegen
Reuter vor einiger Zeit mit vollem Recht darauf hinge
wiesen worden, daß es einfach unmöglich sei, daß, wenn
z. 93. in Charlottenburg ein nener Schornstein gebaut,
wenn in Schöneberg eine neue Klosettanlage errichtet
werden soll, jedesmal dazu auch noch die Zentrale ihr
Plazet geben muß. So geht es eben nicht; das ist eine
derartige Verschwendung von Arbeitskraft und Mitteln
unserer Gemeinde, daß es gar nicht mehr zu ertragen ist.
Ich richte daher mit allem Nachdruck au den Ma
gistrat und auch an den Herrn Oberbürgermeister die
Bitte, dafür zu sorgen, daß dieser Zustand endlich ein
mal aufhört. Es ist ja auch nicht allein das.
Wir sind uns doch auch in sehr weiten Kreisen
darüber einig, daß die Zahl der Mitglieder der
Bezirksämter, daß die Zahl der Mitglieder der Bezirks-
Versammlungen und daß auch — ich will es einmal ganz
ehrlich sagen — die Zahl der Mitglieder unserer Ver
sammlung ganz unzweifelhaft noch recht erheblich ver
mindert werde» konnte,
(Rechts: Sehr richtig!)
ohne daß dadurch der Sachlichkeit und dem Werte unserer
Arbeit irgendwie Abbruch getan würde. Im Gegenteil, ich
für meine Person bin der Ueberzeugung, und ich glaube,
diese Ueberzeugung wird auch von sehr vielen von Ihnen
geteilt werden, wenn wir hier in kleinerer Zahl faßen,
würde schneller, sachlicher und deshalb besser gearbeitet
werden können.
(Rechts: Sehr richtig!)
Alles dies sind Erwägungen, die nach meiner Ueber
zeugung mit so gebieterischen Forderungen an uns heran
treten, daß wir uns ihnen nicht länger entziehen können.
Für diesen Etat Vorschläge zu machen, ist unmöglich.
Davon haben infolgedessen auch meine Freunde und ich
abgesehen. Aber es wird unser aller Aufgabe sein, die
Aufgabe der Stadtverordnetenversammlung, in allererster
Linie aber auch die Aufgabe des Magistrats, der in der
Beziehung die Verhältnisse doch besser übersieht und eher
in der Lage ist, Vorschläge zu machen, die sich durch
führen lassen, als der einzelne von uns, das Problem,
das ich heute wieder angeschnitten habe, allen Ernstes
zu prüfen, damit wir im nächsten Etat mit anderen
Zahlen rechnen können als in diesem Etat es möglich ist.
So geht es aber — ich wiederhole das noch einmal ----
unter keinen Umständen länger weiter. Wir müssen zur
Einsicht kommen. Wir werden dann, wenn wir in rechter
Weise neu organisieren, in Zukunft auch dasjenige Maß
von Sparsamkeit beweisen können, das zu Beweisen nach
meiner Ueberzeugung nicht nur in diesem Fahre unsere
Pflicht ist.
(Bravo!)
Oberbürgermeister Bötz: Meine Damen und
Herren! Der Magistrat begrüßt es durchaus, daß bei
Gelegenheit der Beratung des Stadthaushalts für 1926
die Fragen, die soeben der Herr Kollege Dethleffsen be
rührt hat, zur Sprache gebracht worden sind. Der Ma
gistrat wird sofort nach den Stadtverordnetenferien die
Organisationsdepntation mit einem Entwurf zur Ab
änderung des Gesetzes vom 27. 4. 1920 befassen
(Links: Hört, hört!)
und wird der Deputation Vorschläge machen, die grund
sätzlich alle die Fragen berühren, die der Herr Kollege
Dethleffsen zweifellos mit Recht eben zur Sprache ge
bracht hat.
Es ist. uns auch durchaus verständlich, daß die
Dinge gerade beim Stadthaushalt zur Sprache gebracht
i. Juni 1926. 645
worden sind. Denn der Stadthaushalt leidet unter dem
jetzigen Zustande ganz erheblich
(Rechts: Sehr richtig!)
und auch wir sind der Meinung, daß die Ausgaben der
Stadt bei einer Aenderung des Gesetzes, die den städti
schen Körperschaften möglichst weite Bewegungsfreiheit
in bezug auf die Organisation der Stadtverwaltung
gibt, wesentlich herabgesetzt werden können.
Ich darf aber bei der Gelegenheit auch die Bitte
gerade an den Herrn Kollegen Dethleffsen und seine
Freunde richten, daß sie auf ihre politischen Freunde im
Landtage einwirken, daß tatsächlich eine Aenderung des
Gesetzes möglich wird.
Stadtv. Linxweiler (D.N.): Meine Damen und
Herren! In der ersten Sitzung des Beamtenausschusses
der Stadtverordnetenversammlung waren alle Parteien
darüber einig, daß es unbedingt notwendig sei, mit
Rücksicht auf die finanzielle Lage der Stadt sehr spar
sam zu Wirtschaften und grundsätzlich eine Umwandlung
von Stellen von Besoldungsgruppe 9 ab aufwärts für
1926 abzulehnen. Dieser Grundsatz wurde anfangs auch
durchgeführt.
Wir waren aber sehr erstaunt, als in der 3. oder
4. Sitzung seitens der Vertreter der Sozialdemokrati
schen Partei trotz dieser grundsätzlichen Stellungnahme
beantragt wurde, für das Bezirksamt Wedding die Stelle
eines Stadtoberinspektors in die eines Stadtamtmannes
umzuwandeln, obwohl das Zahlenverhältnis über
schritten ist. Um so mehr waren wir erstaunt, als wir
feststellen konnten, daß es sich in diesem Falle um einen
zur sozialistischen Partei gehörigen Beamten handelte.
(Stadtv. Reuter: Hört, hört! Wieder so eine
Schweinerei!)
— Ich komme noch weiter, Herr Kollege Reuter. —
Unsere Vermutung, die wir bei der Behandlung des
vorerwähnten Antrags hatten, wurde dadurch bestätigt,
daß ausgerechnet für die Feuerwehr von der S. P. D.
der Antrag gestellt wurde, die alte Besoldungsordnung
in vollem Umfange wiederherzustellen. Das Bedeutet, daß
die Feuerwehr aus dem Rahmen sämtlicher anderen
Gruppen herausgenommen und eine Höhergruppiernng
von 4 bezw. 5 nach Gruppe 6 bezw. 7 erfahren foll. Das
war uns nach dem ersten Vorgang verständlich, da wir
wußten, daß die Feuerwehrleute mit 90% — es wurde
sogar von einem Feuerwehrmann Behauptet mit 99%
— Ihrer Partei angehören.
Wir haben ferner unsere Vermutung bestätigt ge
funden, als bei einem Antrage von uns, für die Schul
hausmeister bereits für 1926 eine Aufrückungsmöglich-
keit nach Gruppe 5 zu schaffen, von Ihrem Vertreter —
dem Herrn Kollegen Haß — im Ausschuß erklärt wurde,
daß die Höhergruppierung der Schulhausmeister nur
im Zusammenhang mit der Regelung der Vergütung
für die städtischen Handwerker vorgenommen werden
könnte, da die Schulhausmeister auch gelernte Hand
werker wären. Eine Begründung, die wir unter keinen
Umständen anerkennen, die uns aber verständlich ist,
weil wir Ihre Einstellung nach dieser Richtung hin
kennen und wissen, daß die Schulhausmeister nicht rest
los oder zu einem sehr großen Prozentsatz zu Ihrer
Partei gehören.
(Zuruf links: Aber Sie haben den Antrag gestellt,
weil sie zu Ihnen gehören!)
— Nein, Herr Kollege, sie gehören auch nicht zu unserer
Partei. Wir haben dies beantragt, weil wir die For
derung für durchaus berechtigt hielten, nachdem seitens
der S. P. D. ohne Rücksicht auf die schlechte Finanzlage
der Stadt in solcher Weise vorgegangen war, und man
ganz gegen die Gepflogenheiten der ersten Sitzung ver
stoßen hatte. Wir verlangen eine gerechte, gleichmäßige
Behandlung aller Beamten ohne Rücksicht auf politische
Einstellung.
Wir haben daher unter Berücksichtigung der für die
Höhergruppiernng der Feuerwehr vom Antragsteller ge-