Path:
Volume Sitzung 2, 14. Januar 1926

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue1926 (Public Domain)

Sitzung am 14. 
Wenn Sie das in», dann glauben wir Ihren Worten. 
Sic luetben es aber nicht tun, und deswegen werden 
wir die Erwerbslosen aufrufen, ihre Sache selbst in die 
Hand zu nehmen, und sordern von den Gewerkschaften, 
nicht nur in die Ministerien zu gehen, sondern auch da 
für zu sorgen, daß die wahren Vertreter des Volkes 
in diese Ministerien ihren Einzug halten. Das müssen 
wir den Erwerbslosen auf den Weg geben. Nur so 
können wir tatsächlich die Hilfe bringest, die not- 
wendig ist. 
Vorst. Haß: Die Beratung ist geschlossen. Wir 
tommen zur- Abstimmung. Es ist abzustimmen zunächst 
über den Zusatzantrag des Herrn Kunze, betr. Ein 
wirkung auf die Negierung bezüglich eines Gesetzent 
wurfes, nach dem jeder, auch die Verantwortlichen 
behördlichen oder Privatinstitute- mit schwerer Zucht 
hausstrafe belegt werden, die mehr als 5 Proz. Zinsen 
nehmen, 
dann über den Zusatzantrag Czeminski und Gen, 
der auch eine Fürsorge für die weiblichen Erwerbs 
losen verlangt, 
dann über den Antrag Gäbel und Gen. und zu 
letzt über die Dringlichkeitsvorlage. 
Wir kommen zur Abstimung. Wer für den Antrag 
Kunze ist, bitte ich, eine Hand zu erheben. 
(Geschieht.) 
Ich bitte um die Gegenprobe. 
(Geschieht.) 
Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. 
Wir kommen nun zu dem Antrage Czeminski und 
Gen., auch für .die weiblichen Erwerbslosen Aroeits- 
möglichkeiten zu schaffen. Wer dafür ist, bitte ich, 
eine Hand zu erheben. 
(Geschieht.) 
Das ist mit großer Mehrheit beschlossen. 
Dann der Antrag Gäbel und Gen., der den Magi 
strat auffordert, die als Notstandsarbeiten in Betracht 
kommenden Projekte unverzüglich in Angriff zu nehmen 
und der Stadtverordnetenversammlung einen Bericht 
vorzulegen. — Wer für diesen Antrag ist, bitte ich, 
eine Hand zu erheben. 
(Geschieht.) 
Das ist mit großer Mehrheit beschlossen. 
Wer nun die Dringlichkeitsvorlage des Magistrats 
annehmen will, den bitte ich ebenfalls, eine Hand zu 
erheben. 
(Geschieht.) 
Das ist einstimmig beschlossen. 
Wir kommen nun zu Punkt 2 der Tagesordnung: 
Wahl von 2 Stadtverordneten als Beisitzer bezw. 
Beisitzerstellvertreter für den Berwaltnngsans- 
schnß des Landesarbeitsamts — Drucks. 33 —. 
Ich bitte einen Augenblick um Ruhe. Es handelt 
sich um 2 Frauen, die zugewählt werden sollen. Der 
Aeltestenausschnß war sich darüber einig, daß die erste 
ordentliche Vertreterin die Sozialdemokratische Partei 
stellen soll. Vorgeschlagen ist Frau Hoppe. Ich frage, 
ob gegen die Wahl von Frau Hoppe Widerspruch er 
hoben wird. Das ist nicht der Fall. 
Für die Stellvertretern! ist keine Einigung erzielt 
worden. Es muß deshalb die Wahl erfolgen. Darf ich 
um Vorschläge bitten? 
Von der Demokratischen Partei ist Frau Frieden 
thal vorgeschlagen. 
(Stadtv. Lüdicke: Ich schlage Frau Schwank vor!) 
(Stadtv. Schwarz: Fräulein Dr. Mayer!) 
Ich bitte zunächst Herrn Schalldach und Herrn 
Fischer, so freundlich zu sein und an die Urne zu 
treten. 
(Zwischenruf: Durch Zuruf!) 
Nein, es gibt eine Stimmzettelwahl. Es muß 
Aufruf erfolgen. 
Januar 1926. 39 
Ich bitte einen Augenblick um Aufmerksamkeit. 
Vorgeschlagen sind von der Demokratischen Partei 
Frau Friedenthal, von der Deutschnationalen Partei 
Frau Schwank, von der Volkspartei Fräulein Dr. 
Mayer und von den Kommunisten Frau Stresow. 
Zur Abstimmung hat das Wort Herr Tr. Saltz- 
geber. 
Stadtv. Dr. Saltzgeber: Das Büro hat Zettelwahl 
vorgeschlagen. Wir haben dagegen ein Bedenken. Es 
ist ein Vorschlag von uns eingereicht worden, der nicht 
verlesen worden ist. 
Vorst. Haß: Es kommt also noch ein Vorschlag 
hinzu, und zwar für das Zentrum Frau Frohn. Ich 
bitte also, den Namen mit zu beachten. 
Der Namensaufruf erfolgt. 
(Namensaufruf.) 
Vorst.-Stellv. Fabian: Es erfolgt noch einmal der 
Aufruf der einzelnen Buchstaben. 
(Geschieht.) 
Die Wahl ist geschlossen. Ich bitte die Herren, das 
Wahlergebnis festzustellen. Es könnte nun möglich 
sein, meine Damen und Herren, daß das Ergebnis 
eine Stichwahl ist. Ich glaube, daß wir in der 
Zwischenzeit ruhig andere Punkte erledigen können, 
um keine unnütze Zeit zu vergeuden. 
Ich höbe Ihnen zunächst zwei Anfragen bekannt 
zu geben: 
Durch Eingabe der gemeinnützigen Bau- und 
Siedlnngsgenossenschast „Die kinderreiche Familie" 
vom 10. Juli 1925 wurde der Magistrat um lieber- 
lassung eines in Hohenschönhausen an der Lands 
berger Chaussee gelegenen Geländes in Erbbaurecht 
ersucht. Mit Schreiben vom 21. August 1925 ist der 
Antrag vom Magistrat abgelehnt worden. In 
diesem Schreiben "wurde aber der Genossenschaft 
empfohlen, mit dem Bezirksamt Weißensee, welches 
gleichzeitig angewiesen wurde, die Verkaufsverhand 
lungen zu mäßigen Preisen und zu günstigen Zah 
lungsbedingungen zu führen. 
Der nun dem Magistrat vom Bezirksamt 
Weißensee übersandte Kaufvertrag vom 21. No 
vember v. Js., welcher vom Magistrat entworfen 
und von der Genossenschaft unterzeichnet war, ist 
durch Beschluß. des Magistrats vom 23. Dezember 
v. Js. abgelehnt worden. 
Welche Gründe veranlaßten den Magistrat zu 
einer solchen widerspruchsvollen und unsozialen 
Haltung? 
Otto Gäbel und Gen. 
Dann eine weitere Anfrage von den Herren Pein, 
Honnette, Danicke und Gen.: 
In einer zahlreich besuchten Versammlung des 
großen Charlottenburger Aerztevereins kam das 
höchste Befremden darüber zum Ausdruck, daß in 
einer Zeit intensiver Propaganda für Hygiene und 
Volkswvhlsahrt, für Schaffung von Spielplätzen und 
Grünflächen, daran gedacht werden könne, einen 
Teil des Savignyplatzes für Bebanungszwecke herzu 
geben. Schon das bescheidenste Projekt für die zu 
erbauende Ausstellungshalle (mit Vortrags- und Re 
staurationsräumen) sieht eine Länge von etwa 40, 
eine Tiefe von 20 und eine Höhe von 12 Metern vor. 
Wir fragen an: 
Ist dem Magistrat von diesem Plane des Be 
zirksamts Charlottenburg etwas bekannt und was 
gedenkt der Magistrat zu tun, um den Bau zu ver 
hindern und der Bevölkerung den Savignyplatz als 
Ruhe- und Erholungsplatz in seiner jetzigen Gestalt 
zu erhalten?
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.