Sitzung mit
schwer zu erwidern. Ich samt hier mir sagen, daß die
Sachkundigen der Banpolizei und unserer eigenen Ver
waltung festgestellt haben, und zwar nicht erst nach dein
Unfall, sondern vor dein Unfall, bei Beobachtung und
Prüfung aller Maßnahmen, die durch die bauausführende
Firma, die „Bannig", an dieser Stelle getroffen worden
sind, daß die Vorkehrungen sachkundig und einwandfrei
getroffen worden sind.
(Zuruf bei den Koininnnisten: Das stimmt nicht!)
Da kann man doch nicht nachher sagen, man hatte an
dieser oder jener Stelle dieses oder jenes anders machen
sollen. Es ist menschlich durchaus zu begreifen, daß
solche Ansichten gehegt werden, weint ein so schwerer Un-
glücksfall vorgekommen ist. Aber es ist dock sehr schwer,
nachträglich festzustellen, daß, wenn man den Weg be-
schritten hätte oder jenen Weg, dann der Unfall vermieden
worden wäre. Es ist bei einzelnen dieser Vorschläge von
Sachkundigen erklärt worden, daß, wenn man ihnen ge
folgt wäre, die Gefahr noch viel größer geworden wäre,
als bei dem Verfahren, das tatsächlich angewendet wor
ben ist.
Borst.-Stellv. Degner: Das Wort hat nunmehr Herr
Stadtv. Klein.
(Zuruf bei den Koininnnisten: Ach, das Aushänge
schild, der wird es schon regeln!)
Stadtv. Klein (D.N.): Meine Damen und Herren!
Die Ausführungen meiner beiden Vorredner waren sehr
interessant.
(Zuruf bei den Kommunisten: Du bist auch
: interessant!)
Herr Kollege Krause begann seine Ausführungen da
mit, daß er sagte: Zu dem Bauunglück wollen wir nichts
mehr sagen, d. H. auf gut Deutsch übersetzt: Die Fest
stellungen, die durch den Unterausschuß gemacht Worben
sind, haben keine Schuld nach irgendeiner Seite beweisen
können.
(Zuruf links: Doch, doch! Das hat er damit nicht
sagen wollen!)
(Stadtv. Roth: Es ist ja schrecklich mit dem Kerl!)
Noch interessanter sind die Ausführungen des Herrn
Kollegen Repschläger gewesen. Herr Kollege Repschläger
behauptet nämlich, daß ein Arbeiter in 5 Tagen 143
Stunden gearbeitet hat, d. h. also Herr Repschläger, daß
er 283/5 Stunden am Tage gearbeitet hat.
(Hört, hört!)
(Zuruf links: 14 Tage! 5 Tage und 14 Tage ist ein
Unterschieb!)
Wie das möglich ist, das verstehe ich letzten Endes
nicht.
Nun aber zu dem Sächlichen: Es wurde behauptet,
daß die Seile zur Aufbringung dieses Krans zu schwach
gewesen sind. Wir haben bei der Feststellung, die ant
Freitag vorgenommen wurde von den Betreffenden,
die voit der Fraktion dazu bestimmt waren, gehört, daß
dieser Kran, der ein Gewicht von 70 Tonnen hatte,
an 0 Aufwindeseilen von je S A Zoll im Durchmesser
gehangen habe.
(Lärm und Zurufe bei den Kommunisten.)
Wenn wir jetzt die schwächste Berechnung des Stahldrahtes
nehmen von % Zoll, dann kann man sagen, daß die
Bruchfestigkeit dieser 0 Seile eine Belastung von 340
Tonnen, vertragen konnte.
(Zuruf bei den Kommunisten: Heringstonneu!)
Nmt ist bei dem Aufwinden der Laufschiene die Lauf-
schiene abgestürzt durch ein falsches Kommando, von dein
nicht mehr festzustellen war, Woher es gekommen ist.
(Zurufe von der Tribüne.)
(Borst.-Stellv. Degner: Ich möchte die Tribnnenbe--
sucher darauf aufmerksam machen, daß sie hier unsere
r. Mai 1920. 541
Gäste sind und sich an der Debatte nicht beteiligen
dürfen. Ich möchte aber auch die verehrten Damen
und Herren der Versamlung bitten, mehr Ruhe
zu bewahren!)
(Rechts: Sehr richtig!)
Wir haben die beteiligten Arbeiter danach gefragt,
und es ist uns zur Antwort gegeben worden, daß das
Kommando „Winden los!" gekommen ist, daß sie aber
nicht sagen können, woher es gekommen ist.
(Zuruf bei den Kommunisten: Vom heilige» Geist!)
Es ist möglich, daß das Kommando „Winden los" von der
nebenan liegenden Baustelle gekommen sein kann. Also
eine bestimmte Feststellung »ach dieser Richtung hin
läßt sich nicht machen. Meine lieben Herren von der
Kommunistischen Fraktion,
(Stadtv. Roth: Lieben?) (Lachen bei den Komm.)
wir haben vielleicht ein größeres Interesse daran, den
Schuldigen festzustellen, als Sie.
(Zuruf bei den Komuuisten: Ach nee!)
(Stadtv. Roth: Rede weiter, daß Du fertig wirst!)
Wir möchten aber in Zukunft darauf dringen, daß,
wenn wieder solche gefahrvolle Arbeiten im Kraftwerk
Rummelsburg vorgenommen werden, die Arbeiten in
den nebenan liegenden Bauabteilungeu ruhen, und er
suchen daher den Oberbürgermeister, in dieser Richtung
zu wirken. Ich glaube, daß das zu einem großen Teile
dazu beitragen wird, derartige Unglücksfälle in Zukunft
zu vermeiden.
(Zuruf bei den Kommunisten: Sie sind auch eine
Katastrophe und was für eine!)
(Stadtv. Fabian: — zum Zurufer: Sie sind noch
nicht einmal eine, Sie sind überhaupt eine Null!)
(Vorst.-Stellv. Degner: Meine Damen und Herren!
Ich habe die Auffassung, daß, ivenu die Zwiesprache
von links nach rechts und umgekehrt unterbleibt, wir
schneller zum Ziele kommen werden. Ich bitte Sie
nunmehr, dem Herrn Redner zuzuhören!)
Ich komme nun zu den Anträgen der Kommuni
stischen Fraktion. Da heißt es unter Nr. 1, daß sofort
Anweisung gegeben werden soll, daß nicht länger als
8 Stunden gearbeitet wird.
(Zuruf bei den Kommunisten: Nicht mehr als 30
Stunden an einem Tage!)
Wir stellen uns zu diesem Antrage folgendermaßen:
Der Metallarbeiterverband hat mit dem Verbände
Berliner Metall-Industriellen einen Tarifvertrag ab
geschlossen, nach dem die Arbeitszeit im Rahnientarip
vertrage geregelt ist. Der Herr Oberbürgermeister' hat
uns ferner die Zusicherung gegeben, daß er die beteiligten
Baufirmen anweisen wird, daß der Achtstundenarbeits-
tag im Grundprinzip durchzuhalten ist.
(Zuruf bei den Kommunisten: Dafür seid Ihr doch
nicht!)
(Stadtv. Roth: lJhr Vaterländischen schuftet ja
15 Stunden!)
— Herr Koll. Roth, Sie können doch keinen Menschen
beleidigen, Sie können doch sagen, was sie wollen. In
Zukunft gebe ich Ihnen gar keine Antwort mehr auf
irgendeinen Zwischenruf. —
Wir begrüßen es inj Namen unserer Fraktion, daß
diese Anweisung gegeben ist. Wir stellen uns aber auch
aus den Standpunkt, genau so wie ihn Kollege Urich int
Ausschuß zum besten gegeben hat, daß, wenn einmal
wirtschaftliche Notwendigkeiten vorliegen oder aber tech
nische Erfordernisse es nicht zulassen, daß die Arbeit
im Moment liegen bleibt, wenn die 8 Stunden
vorüber sind, eine Ueberschreitung dieser Arbeitszeit zu
lässig ist. Ich glaube, daß wir uns damit auch im
Interesse der Arbeiter selbst bewegen.
(Rechts: Sehr richtig!)