Sitzung mit 29. April 1926. 511
Vorst. Hatz: Dir Beratung ist geschlossen. Wir
kommen zur Abstimmung. Es liegt ein Antrag vor, —
(Zuruf von der Tribune: Da müssen auch die Be
triebsräte zugezogen werden!)
(Heiterkeit. — Glocke.)
Die Herren von der Tribüne können keine Antrüge
und Vorschläge hier in der Stadtverordnetenversammlung
einbringen.
Meine Damen und Herren, wir haben also über
ztoei Anträge abzustimmen; über den Antrag der Kom
munisten und über den Antrag Czemmski u. Gen.
Es liegt nun von den Herren Lüdicke, Fabian und
Parteifreunden der Antrag vor, den Antrag der Kom
munisten au den Haushaltsallsschuß zu geben, um in
eine nähere Beratung des Antrages einzutreten.
Das Wort hat Herr Kollege Gäbel.
Stabtb. Gäbel (K.) (zur Geschäftsordnung): Meine
Damen und Herren! Gegen den Antrag Lüdicke muß
ich mit aller Entschiedenheit protestieren. Er bedeutet
nichts weiter als beit Anträgen tatsächlich ein Begräbnis
bereiten.
Es ist nicht möglich, nachdem die Diskussion ge
schlossn ist, daß ein derartiger Antrag eingebracht wird.
(Vorst. Haß: Er lvar schon eingebracht!)
Jedenfalls müssen mir dagegen protestieren. Ich
hätte nichts dagegen, wenn ein Sonderausschuß zur Durch
beratung eingesetzt wird. Aber den Haushaltsausschuß
jetzt während der Etatsberatungen damit zu befassen, muß
ans alle Fälle abgelehnt werden.
Stabtb. Fabian (DN.) (zur Geschäftsordnung):
Meine Damen und Herren! Wir sind durchaus damit
einverstanden, daß ein Sonderausschuß eingesetzt wird.
Wir haben' auch nur die Ueberweisung des Antrages
Gäbel u. Gen. beantragt. Dagegen werden wir über
den Antrag Czemmski und Gen. sofort abstimmen.
Vorst. Hatz: Meine Damen und Herren! Dann
darf ich zunächst darüber abstimmen lassen, den An
trag Gäbel u. Gen. an einen Sonderausschuß zu geben.
Wer dafür ist, bitte ich, eine Hand zu erheben.
(Geschieht.)
Das ist einstimmig beschlossen.
Nun haben wir über den Antrag Czeminski und Gen.
abzustimmen. Ich werde ihn noch einmal verlesen:
„Der Magistrat wird dringend ersucht, unverzüglich
alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um die
fortgesetzten schweren Bauunfälle beim Neubau des
Großkraftwerks Rummelsburg zu verhüten, insbeson
dere Vorsorge zu treffen, daß der Raubbau an der Ar
beitskraft der dort beschäftigten Arbeitnehmer durch
strikte Einhaltung der achtstündigen Arbeitszeit so
fort aufhört, sowie, daß die Schutzvorschristen und die
sanitären Maßnahmen im Zusammenwirken aller zur
Kontrolle (bestellten 'Faktoren schärfer als bisher
durchgeführt' werden."
Wer für diesen Antrag ist, bitte ich, eine Hand zu
erheben.
(Geschieht.)
Das ist auch einstimmig.
Stabtb. Gäbel (K.) (zur Geschäftsordnung): Meine
Damen und Herren! Ich möchte nunmehr beantragen,
daß dieser soeben beschlossene Sonderausschuß heute noch
gewählt wird und morgen bereits zu den ersten Beratun
gen zusammentritt. Das kann doch im Anschluß daran
sofort geschehen.
Stabtb. Fabian (DN.) (zur Geschäftsordnung):
Meine Damen und Herren! Wenn meine Freunde für
den Antrag Czeminski und Gen. gestimmt haben, so
wollen sie der Fassung des Antrages bezüglich Raubbaues
und sonstiger Stellen damit ihre Zustimmung nicht ge
geben haben, sondern nur der Tendenz, so schnell, wie
möglich einzugreifen.
(Zurufe rechts und links.)
Vorst. Hatz: Meine Damen und Herren! Ich bitte
einen Augenblick um Ruhe. Wenn der Vorsteher Ihnen
etlvas mitteilt, dann dient es doch zur Erledigung der
Sache.
Der Ausschuß kann heute gewählt werden, dagegen ist
nichts einzuwenden Geschäftsordnungsgemäß kann er
aber morgen nicht tagen, denn es muh die Frist zur
Einberufung gewahrt werden.
Wenn der Herr Oberbürgermeister die Parteieil
nach dem Großkraftwerk Rnminelsbiirg einzuladen be
absichtigt, so ist das eine Art Vorbereitung für den Aus
schuß.
Ich glaube, damit kann der Herr Kollege Gäbet sich
begnügen.
Wir treten nunmehr in die Tagesordnung ein. Ich
rufe zu Punkt 1 auf:
Zur Auslegung kommen gemäß § 24 bet Geschäfts-
orbnung bie Vorschläge des Ausschusses zur Begut
achtung der Vorlagen wegen Anstellung ober Pen
sionierung der besolbeten Gemeinbebeamten unb
Lehrer.
Wenn bis zum Schluß der Sitzung kein Widerspruch
erhoben wird, gelten die Vorlagen als genehmigt.
Wir kommen zu Punkt 2 der Tagesordnung:
Abstimmung über den Antrag der Stabtb. Czeminski
u. Gen. unb Gäbe! u. Gen., betr. Urlaubserteilung
an Arbeiter, Angestellte und Beamte bet Stabt
Berlin zur Maifeier — Drucks. 372 —.
Es ist der Antrag auf namentliche Abstimmung ge
stellt worden. In der letzten Sitzung ist bereits verkündet
worden, daß wegen Beschlußunfähigkeit die Erledigung
nicht erfolgen konnte. Wir können also nunmehr die
namentliche Abstimmung vornehmen.
Wer für den Antrag Czeminski, Gäbel und Gen. ist,
bitte ich, mit „Ja" zu stimmen, und wer dagegen ist, mit
„Nein".
Ich bitte die Herren Schriftführer, die Stimmzettel
einzusammeln.
Ich bitte einen Augenblick um Ruhe. Es ist nicht
überall verstanden worden, über was abgestimmt wird.
Es wird abgestimmt über den Punkt 2 der Tages
ordnung : Antrag der Stadtv. Czeminski und Gen. und
Gäbel und Gen., betr. Urlaubserteilung an Arbeiter,
Angestellte und Beamte der Stadt Berlin zur Maifeier.
Wer für den Antrag ist, bitte ich mit „Ja" zu stimmen,
wer dagegen ist, mit „Nein".
Mitglieder, die ihre Stimmzettel noch nicht abgegeben
haben, können das jetzt noch tun. — Tie Abstimmung ist
geschlossen.
Während das Resultat von den Herren Schriftführern
festgestellt wird, werde ich noch Punkt 18 der Tagesord
nung herannehmen.
Aber ich bitte doch um Ruhe, damit die Damen und
Herren wissen, um was es sich handelt — Herr Kollege
Reuter, ich bitte um Ruhe.
Meine Damen und Herren! Der Herr Kollege Dove
beabsichtigt, zu Punkt 2 der Tagesordnung noch eine Er
klärung abzugeben Ich erteile ihm das Wort.
Stabtb. Dr. Dobc (D.): Meine Freunde haben
mich beauftragt, eine Erklärung abzugeben. Wir sind
dazu dadurch veranlaßt, daß Sie uns bei der vorigen
Versammlung erst das Wort abgeschnitten und dann
unsern Antrag abgelehnt haben, und zwar ist dieser
Antrag schon beweisend genug, daß wir, die lvir jetzt
mit „Nein" stimmten, dies nicht getan haben, weil wir
prinzipiell Gegner der Maifeier sind, sondern wir hatten