1§0 - Sitzung (tut 2.
Ich möchte hier noch bemerken, daß der Magistrat
Berlin selbst bereits einsehen mußte, daß so diktatorische
Verfügungen: das Personal hat 10 Stunden oder
9 Stunden zn arbeiten, nicht durchgeführt werden
können, denn man hat bereits für die Schwestern, die
in den Krankenhäusern tätig sind, den achtstündigen
Arbeitstag »nieder einführen müssen, und zwar durch
einen Beschluß vom November vergangenen Jahres.
Nun muß man aus Billigkeitsgründen natürlich dem
andern Personal auch diesen Fortschritt zugestehen.
Ich möchte zum Schluß noch bemerken, daß zn
unserm ersten Antrag, betr. Kost- und Logiszwang, be
reits ein Beschluß der Stadtverordnetenversammlung
von 1924 vorliegt, ein Beschluß der Stadtverordneten
versammlung, die in ihrer Mehrheit reaktionärer zu
sammengestellt war als die heutige Versammlung, und
die trotzdem der Auffassung war, daß der Magistrat
diesen Kost- und Logiszwang nicht aufrecht erhalten
könne. Der Magistrat hat sich nicht darum gekümmert,
sondern diese Verfügung besteht heute noch und wird
heute noch angewendet. Deshalb haben wir die Pflicht,
dem Magistrat mit aller Deutlichkeit zu sagen: Wir
Februar 1926.
verlangen, daß, wenn die Stadtverordnetenversammlung
derartige Anträge annimmt, diese Anträge auch durch
geführt werden.
(Stadtv. ©äßet: Sehr wahr!)
Und in diesein Sinne verlangen wir auch Erledigung
unserer Anträge: Einführung der 48-Stundenwoche, des
ungeteilten Achtstundentages Lieferung der Schutz- und
Arbeitskleidung in demselben Umfange, wie vor dem
Kriege im Jahre 1914 und Aufhebung der Verfügung
vom 15. Juli 1924, den Kost- und Logiszwang be
treffend.
(Lebhafte Zustimmung bei den Kommunisten.)
Vorst.-Stellv. Fabian: Meine Damen und Herren,
es ist für alle drei Punkte Ausschußberatung beantragt
worden, und zwar von der Sozialdemokratischen Partei.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Der
Ausschußantrag wird ant nächsten Donnerstag zur Ab
stimmung kommen.
Ich schließe die Sitzung.
(Schluß der Sitzung 9 Uhr 12 Min. abends.)
Druck von W. & S. Loewentbal, Berlin C. 19.