Sitzung ant 12. Marz 1925.
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diese Gruppe von Invaliden und Rentneiit sieht, daß
auch diese Abmachungen rechtsverbindlich sind.
Wir bitten, in dieser Form die Anträge zu be
werten und in dieser Form die Stellungnahme der
Stadtverordnetenversammlung in diesem Falle zu
präzisieren und hier festzustellen, daß die Winterbei
hilfe seitens des Magistrats nicht in Anrechnung ge
bracht wird d. H. also, daß auch die Gelder nicht zu
rückgezahlt zu werden brauchen.
Vorst. haß: Die Beratung ist geschlossen. Wir
kommen zur Abstimmung. Ich will den Antrag
Heimann und Gen. noch einmal verlesen:
Die Versammlung erwartet vom Magistrat, daß
bei der Rückzahlung der vorschußweise gezahlten
Winterbeihilfe an die Kriegsbeschädigten und Hin
terbliebenen auf die wirtschaftliche und soziale Lage
der Erstattungspflichtigen Rücksicht genommen und
bei Vorhandensein einer Notlage die Wiederestizie-
hung der Vorschüsse nicht veranlaßt wird.
Wer für diesen Antrag ist, bitte ich, eine Hand
zu erheben.
(Geschieht.)
Das i ft mit großer Mehrheit beschlossen.
Wer nun mit diesem Antrage die Vorlage zur
Kenntnis nehmen will, den bitte ich, eine Hand zu
eryeoen.
(Geschieht.)
Das ist auch mit großer Mehrheit beschlossen.
Wir kommen nun zu Punkt 28,
Vorlage zur Kenntnisnahme, betr. das staatliche
Gymnasium in Neukölln — Drucks. 202 —
Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Vorlage ist
zur Kenntnis genommen.
Wir kommen nun zu Punkt 2 der Tagesordnung,
Wahl von 5 Sladkverordneken zu Aussichksratsnnk-
gliedern der Gemeinnützigen Berliner Hiesse- und
Aussiellungs-G. m. b. H. — Drucks. 200. —
Nach der Verhältniswahl würde sich bei 5 Mit
gliedern folgende Verteilung ergeben: Die Sozialde
mokraten bekommen 2 Mandate, die Deutschnationa
len 1, die Volkspartei 1 und die Arbeitsgemeinschaft 1.
Es ist nun außerdem von den Kommunisten noch Herr
Degner vorgeschlagen. Ich glaube wohl, daß wir die \
Sache ohne Namensaufruf erledigen können, da diese
Wahlen ja immer nach der Verhältniswahl vorge
nommen werden. Es würde nach der Verhältniswahl
in diesem Falle den Kommunisten kein Mandat zu
stehen. Ich glaube, daß wir so verfahren können.
Es sind vorgeschlagen von den Sozialdemokraten
Haß und Draemert, von den Deutschnationalen Kim-
bel, von der Volkspartei Schwarz und von der Ar
beitsgemeinschaft Bamberg.
Stabfo. Dörr (zur Abstimmung): Ich bitte, nach
den Vorschriften der Geschäftsordnung zu verfahren.
Vorst. Haß: Nach den Vorschriften der Geschäfts
ordnung ist. verfahren, denn es heißt, es wird nach
der Verhältniswahl gewählt und wir haben solche
Wahlen immer dann nicht vollzogen, wenn allgemein
Einigkeit darüber bestand.
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Sfabfo. Dörr (zur Geschäftsordnung): Diese all
gemeine Einigkeit ist natürlich nicht da, da ja 5 Mit
glieder zu wählen sind, aber ein 6. Vorschlag vorhan
den ist. Es dürfte sich also doch wohl in dem Falle
empfehlen, den Namensaufruf vorzunehmen. Ich hoffe,
Sie haben das verstanden.
Vorst. haß: Herr Dörr, es ist nur schade, das
keiner der Herren Kommunisten im Aeltestenausschuß
war,
(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Hört, hört!)
wie die Sache beraten wurde. Es hätten sich dann
diese Auseinandersetzungen hier im Plenum erübrigt.
Es herrschte allgemeine Einigkeit darüber, daß nach
der Verhältniswahl die Kommunisten kein Mandat
erhalten und auch durch den Namensausruf werben
Sie kein Mandat erhalten. Die Verhandlungen wer
den also nur aufgehalten.
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Sfablo. Dörr (zur Geschäftsordnung): Meine
Damen und Herren! Die Sache hat insofern eine be
sondere Bedeutung für uns, als eine Arbeitsgemein-
chaft besteht aus den verschiedensten Fraktionen, die
amtliche kleiner sind als die Kommunistische Frak
tion. Aus diesem Grunde haben wir natürlich ein
erhebliches Interesse daran, sticht das Recht einer
irgendwie lose gebildeten Arbeitsgemeinschaft anzu
erkennen, sondern daß zum mindesten die vier stärksten
Fraktionen — dazu würde die kommunistische ohne
weiteres gehören — berücksichtigt werden.
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Dorff. Haß: Dann darf ich das als Widerspruch
auffassen. Wir müssen also den Namensaufruf vor
nehmen.
Die Listen würden also lauten:
Tie Liste der Sozialdemokraten: Haß, Draemert,
Bublitz, Bethge, die Liste der Deutschnationalen, der
Volkspartei und der Arbeitsgemeinschaft: Kimbel,
Schwarz, Bamberg, Reins und die Liste der Kommu
nisten: Degner.
Die Listen sind zu bezeichnen: Die erste der So
zialdemokraten mit „Haß", die Liste der Deutschna
tionalen und der vereinigten Parteien mit „Kimbel"
und die Liste der Kommunisten mit „Degner".
Es muß einer dieser Namen aus den weißen
Stimmzettel geschrieben werden.
Herrn Fischer und Herrn Schalldach darf ich wohl
bitten, an die Urne zu treten.
Der Namensaufruf beginnt. Ich bitte um Ruhe
und laut mit „Hier" zu antworten.
(Namensaufruf.)
Es erfolgt noch einmal der Aufruf nach Buch
staben.
(Geschieht.)
Die Abstimmung ist geschlossen. Ich bitte nun die
Herren Flatau und Rutsatz mit den Herren Schalldach
und Fischer das Resultat festzustellen.
Wir kommen nun inzwischen zum Punkt 3 der
Tagesordnung,
Abstimmung über den Antrag der Sladtv. Müller-
Franken und Kollegen betr. Hockersteuer in der
Sylvesternacht — Drucks. 86 und 143 —
Ich bitte, Platz zu nehmen. — Es sind 5 Ab
stimmungen, die vorgenommen werden müssen, dar
unter eine namentliche.
Ich bitte um Aufmerksamkeit! — Der Aeltesten
ausschuß hat sich in folgender Weise geeinigt. Es
soll wie folgt abgestimmt werden:
Zunächst der Antrag Dörr, Rintorf und Gen.,
dann der Antrag Dr. Kirchner, Dethleffsen, Linke und
der übrigen Mitglieder der Deutschnationalen Fraktion,
dann der Antrag Herper und Parteifreunde — hierzu
ist namentliche Abstimmung beantragt —, dann der
Zusatzantrag Herper, Dr. Kunz, Schroten und Partei
freunde und dann der Ausschußbeschluß.
Ich stelle zunächst für den Antrag 3 die Unter
stützungsfrage für die namentliche Abstimmung. Herr
Herper hat namentliche Abstimmung beantragt, ohne
die Unterstützungsfrage zu regeln. —
Die Unterstützung reicht nicht aus.
- (Links: Bravo!)
Wir kommen nun zu den einzelnen Abstimmungen.
Ich werde die Anträge noch einmal verlesen, zunächst
den Antrag Dörr, Rintorf und Gen. Ich bitte aber
um Ruhe, sonst entsteht nachher wieder ein Irrtum.
Der Magistrat wird ersucht, nur diejenigen Pro
zesse niederschlagen zu lassen, bei denen es sich um
Gastwirte handelt, wo die werktätige Bevölkerung
verkehrt, gegen die Inhaber von Schlemmerlokalen
aber mit allem Nachdruck vorzugehen.
Wer für diesen Antrag ist, bitte ich, eine Hand zu
erheben.
(Geschieht.)
Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.