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Volume Sitzung 8., 26. Februar 1925

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue1925 (Public Domain)

Sitzung am 26. 
Keine Wortmeldung. Schließe. Kein Widerspruch. 
Die Vorlage ist angenommen. 
Wir kommen zu Punkt 19 der Tagesordnung: 
I. und II. Beratung der Vorlage, betr. Nolstands- 
arbeiken der Hochbauverwaltung (Drucks. 134). 
Die Deutschnationale Partei beantragt, diese Vorlage 
dem Haushaltsausschuß zu überweisen. Zur Be 
gründung des Antrages hat Herr Fedler das Wort. 
Ich bitte um Ruhe. 
Stadtv. Fedler: Meine Damen und Herren! Wir 
verkennen nicht, daß ein großer Teil der Arbeiten, 
die als Notstandsarbeilen ausgeführt werden sollen, 
notwendig sind. 
(Vorst. Haß: Ich bitte um Ruhe!) 
Wir sind durchaus gewillt, diejenigen Arbeiten vor 
nehmen zu lassen, die nach reiflicher Beratung auch 
vorgenommen werden müssen. Wir sind aber nicht 
gewillt, diese als Notstandsarbeiten ausführen zu 
lassen, weil wir aus anderen Gebieten wissen, daß 
Notstandsarbeiten für uns vielfach eine Verteuerung 
bedeuten. Die 100 000 Jl, die wir als Zuschuß seitens 
des Staates bezw. des Reiches bekommen, werden 
nicht ausgewogen durch die Ueberteuerung, die wir 
erleben, wenn wir die Arbeiten als Notstandsarbeiten 
vergeben. 
Wir sind auch über den Umfang und die Not 
wendigkeit der hier angeführten Arbeiten nicht ganz 
unterrichtet, und deshalb bitten wir, die Sache dem 
Haushaltsausschuh zu überweisen, damit dort die 
Hochbauverwaltung Gelegenheit hat, eingehend 
Rechenschaft zu geben. 
Vorst. haß: Herr Fedler hat den Antrag be 
gründet, die Vorlage Punkt 19 dem Haushaltsaus 
schuß zu überweisen. Wer für die Haushaltsüber 
weisung ist, den bitte ich, eine Hand zu erheben. 
(Geschieht.) 
Das ist die Mehrheit. Die Vorlage ist dem Haushalts 
ausschuß überwiesen. 
Ich möchte nun zunächst 3 Anfragen verlesen: 
Anfrage Lüdicke, Fr. Kausler und Parteifr.: 
In der Sitzung der Stadtverordnetenversamm 
lung vom 20. 11. 24 ist ein neues Statut für die. 
gemeinnützige Berliner Messe- und Ausstellungs 
Gesellschaft m. b. H. beschlossen, in dem in § 8 we 
sentlich veränderte Bestimmungen über die Zusam 
mensetzung des Aufsichtsrats enthalten sind. 
Ist der Aufsichtsrat bereits diesen Bestimmungen 
entsprechend zusammengesetzt und hat er sich kon 
stituiert oder ist der alte Aüfsichtsrat noch in Tätig 
keit? 
Die Anfrage wird geschäftsordnungsmäßig be 
handelt werden. 
Eine zweite Anfrage, auch von den Herren Lü 
dicke und Parteifr.: 
In der Tages- und Fachpresse wird neuerdings 
vielfach Klage geführt über die Minderwertigkeit 
der in Berlin in den Handel gebrachten Milch. 
Hat der Magistrat davon Kenntnis genommen? 
Sind die Klagen begründet, bejahendenfalls, was 
gedenkt der Magistrat zur Abstellung der gerügten 
Mißstände zu veranlassen? 
Diese Anfrage wird ebenfalls geschäftsordnungsmüßig 
behandelt werden. 
Eine dritte Anfrage Lüdicke, Koch und Parteifr.: 
Ist es richtig, daß die Einrichtung eines Rummel 
platzes auf dem Gelände der ehemaligen Kaiser- 
Wilhelm-Akademie am Bahnhof Friedrichstraße ge 
plant ist, bejahendenfalls, ist der Magistrat bereit, 
einem solchen Plan, dessen Ausführung das Stadt 
bild in bedenklicher Weife verunstalten und eine Be 
lästigung der Anwohner, namentlich auch der in 
den benachbarten Hotels wohnenden Fremden sicher 
zur Folge haben würde, nachdrücklichst entgegenzu 
treten? 
Auch diese Anfrage wird geschäftsordnungsmäßig be- 
handelt^werden. 
Wir kommen nun zu Punkt 20 der Tagesord 
nung: 
!. und II. Beratung der Vorlage, bekr. Beitritt der 
Ttadl zur Arbeitsgemeinschaft für Schulzahnpflege 
Februar 1925. 175 
und Errichtung von 2 Schulzahnkliniken für die Ver 
waltungsbezirke Tiergarten und Prenzlauer Verg. 
(Drucks. 138). 
Ich eröffne die erste Beratung. Das Wort hat der 
Herr Stadtv. Dr. Kirchner. 
Stadtv. Dr. Kirchner: Meine Damen und Herren! 
Diese Vorlage interessiert uns vom ärztlichen Stand 
punkt aus außerordentlich. Es wird Ihnen vielleicht 
nicht bekannt sein, daß vor 17 Jahren sich eine Anzahl 
von hervorragenden Männern und Frauen, Zahn 
ärzten, Aerzten, auch Leuten aus dem Publikum zu 
sammengetan hat, um für die Schulzahnpflege, für 
die Pflege der Zähne unserer die Schule besuchenden 
Jugend etwas Durchgreifendes zu tun. 
Wir haben damals durch Zusammenbringung 
nicht unerheblicher Mittel eine Anzahl von Schul- 
Zahnkliniken errichten können, nicht nur in den ver 
schiedensten Teilen von Alt-Berlin, sondern auch in 
den Vororten. Wir hatten uns damals den Plan so 
entwickelt, daß wir für je 20 000 Schulkinder eine 
Schulzahnklinik errichten wollten. Bei der damaligen 
Zahl von Schülern waren wir der Ansicht, daß für 
Alt-Berlin mindestens 12 Schulzahnkliniken erforder 
lich wären. Wir haben es leider in Alt-Berlin nur 
zu 4 Schulzahnkliniken gebracht. Das lag daran, daß 
der Krieg ausbrach und daß es nicht mehr möglich 
war, weitere ausreichende Mittel, die erforderlich 
waren, heranzuschaffen. 
So mußte die von allen Seiten als segensreich 
anerkannte Einrichtung ins Stocken geraten. 
Wir haben damals weitgehende Unterstützung 
seitens des Magistrats und der städtischen Behörden 
von Berlin erfahren, wir haben es auf diese Weise 
fertig bringen können, daß, wie jetzt die statistischen 
Erhebungen ergeben haben, die Zahl der schlechten 
Zähne unter unseren Schulkindern in einer ganz er 
heblichen Weise zurückgegangen ist. Deswegen be 
steht unser dringendes Bestreben darin, daß man jetzt, 
wo die wirtschaftlichen Verhältnisse besser sind, den 
von uns eingeleiteten Schritt weiter macht, daß man 
dahin kommt, eine größere Anzahl von Schulzahn 
kliniken einzurichten und dafür sorgt, daß die Zähne 
unserer Jugend wirklich dauernd gut bleiben. 
Meine Damen und Herren! Die Schulzahnpflege 
hat nicht nur den Zweck, die Schüler selber bei einem 
gesunden Gebiß und einem gesunden Leben zu er 
halten, sondern durch die Pflege der Zähne der Schul 
jugend die Bevölkerung auf die Wichtigkeit der Zahn 
pflege für das ganze Leben aufmerksam zu machen. 
Wir sind der Ansicht, daß es notwendig ist, unsere 
Jugend auch vor dem Eintritt in die Schule bei ge 
sunden Zähnen zu erhalten und sie womöglich mit 
gesunden Zähnen zu erhalten, auch nachdem sie die 
Schule verlassen haben. Da kommt besonders die 
Pflege der Zähne bei den jungen Leuten in Frage, 
die in das nachschulpfli^tige Alter kommen, und weil 
da ein besonderes Interesse vorliegt, so haben wir es 
für richtig gehalten, Hilfskräfte zu suchen, nicht nur 
beim Magistrat, sondern auch bei den Versicherungs 
trägern, die ja ein Interesse daran haben, daß auch 
die jungen Leute in den Fortbildungs- und Fach 
schulen, wie in den Berufsschulen betreut werden. 
Aus diesem Grunde und weil die ganze Schul 
zahnpflege erhebliche Mittel erfordert, sind wir, das 
Lokalkomitee Groß-Berlin für Zahnpflege in den 
Schulen, dessen Vorsitzender ich bin, und der Ma 
gistrat dazu übergegangen, die .Hilfe der Versicherungs 
träger, der Krankenkassen und der Landesversiche 
rungsanstalten mit heranzuziehen. Diese Kreise sind 
von der Notwendigkeit, mitzuarbeiten, durchdrungen. 
Ich bin überzeugt, wenn es uns gelingt, mit diesen 
zusammenzuarbeiten und dafür zu sorgen, daß die 
ganze große Bevölkerung sich von der Notwendigkeit 
dieser Sache überzeugt, daß alle Beteiligten zusammen 
wirken, pekuniär und freundschaftlich, daß dann das 
erreicht wird, was wir erreichen müssen, nämlich die 
Gesundung unserer Bevölkerung auf diesem so wich 
tigen Gebiete. 
Ich möchte Ihnen eines mitteilen, meine Damen 
und Herren, was Sie vielleicht interessieren wird: 
Wir haben neulich hier eine Tagung der deutschen 
Zahnärzte gehabt. Bei dieser Gelegenheit ist uns mit-
	        
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