Sitzung am 26.
Keine Wortmeldung. Schließe. Kein Widerspruch.
Die Vorlage ist angenommen.
Wir kommen zu Punkt 19 der Tagesordnung:
I. und II. Beratung der Vorlage, betr. Nolstands-
arbeiken der Hochbauverwaltung (Drucks. 134).
Die Deutschnationale Partei beantragt, diese Vorlage
dem Haushaltsausschuß zu überweisen. Zur Be
gründung des Antrages hat Herr Fedler das Wort.
Ich bitte um Ruhe.
Stadtv. Fedler: Meine Damen und Herren! Wir
verkennen nicht, daß ein großer Teil der Arbeiten,
die als Notstandsarbeilen ausgeführt werden sollen,
notwendig sind.
(Vorst. Haß: Ich bitte um Ruhe!)
Wir sind durchaus gewillt, diejenigen Arbeiten vor
nehmen zu lassen, die nach reiflicher Beratung auch
vorgenommen werden müssen. Wir sind aber nicht
gewillt, diese als Notstandsarbeiten ausführen zu
lassen, weil wir aus anderen Gebieten wissen, daß
Notstandsarbeiten für uns vielfach eine Verteuerung
bedeuten. Die 100 000 Jl, die wir als Zuschuß seitens
des Staates bezw. des Reiches bekommen, werden
nicht ausgewogen durch die Ueberteuerung, die wir
erleben, wenn wir die Arbeiten als Notstandsarbeiten
vergeben.
Wir sind auch über den Umfang und die Not
wendigkeit der hier angeführten Arbeiten nicht ganz
unterrichtet, und deshalb bitten wir, die Sache dem
Haushaltsausschuh zu überweisen, damit dort die
Hochbauverwaltung Gelegenheit hat, eingehend
Rechenschaft zu geben.
Vorst. haß: Herr Fedler hat den Antrag be
gründet, die Vorlage Punkt 19 dem Haushaltsaus
schuß zu überweisen. Wer für die Haushaltsüber
weisung ist, den bitte ich, eine Hand zu erheben.
(Geschieht.)
Das ist die Mehrheit. Die Vorlage ist dem Haushalts
ausschuß überwiesen.
Ich möchte nun zunächst 3 Anfragen verlesen:
Anfrage Lüdicke, Fr. Kausler und Parteifr.:
In der Sitzung der Stadtverordnetenversamm
lung vom 20. 11. 24 ist ein neues Statut für die.
gemeinnützige Berliner Messe- und Ausstellungs
Gesellschaft m. b. H. beschlossen, in dem in § 8 we
sentlich veränderte Bestimmungen über die Zusam
mensetzung des Aufsichtsrats enthalten sind.
Ist der Aufsichtsrat bereits diesen Bestimmungen
entsprechend zusammengesetzt und hat er sich kon
stituiert oder ist der alte Aüfsichtsrat noch in Tätig
keit?
Die Anfrage wird geschäftsordnungsmäßig be
handelt werden.
Eine zweite Anfrage, auch von den Herren Lü
dicke und Parteifr.:
In der Tages- und Fachpresse wird neuerdings
vielfach Klage geführt über die Minderwertigkeit
der in Berlin in den Handel gebrachten Milch.
Hat der Magistrat davon Kenntnis genommen?
Sind die Klagen begründet, bejahendenfalls, was
gedenkt der Magistrat zur Abstellung der gerügten
Mißstände zu veranlassen?
Diese Anfrage wird ebenfalls geschäftsordnungsmüßig
behandelt werden.
Eine dritte Anfrage Lüdicke, Koch und Parteifr.:
Ist es richtig, daß die Einrichtung eines Rummel
platzes auf dem Gelände der ehemaligen Kaiser-
Wilhelm-Akademie am Bahnhof Friedrichstraße ge
plant ist, bejahendenfalls, ist der Magistrat bereit,
einem solchen Plan, dessen Ausführung das Stadt
bild in bedenklicher Weife verunstalten und eine Be
lästigung der Anwohner, namentlich auch der in
den benachbarten Hotels wohnenden Fremden sicher
zur Folge haben würde, nachdrücklichst entgegenzu
treten?
Auch diese Anfrage wird geschäftsordnungsmäßig be-
handelt^werden.
Wir kommen nun zu Punkt 20 der Tagesord
nung:
!. und II. Beratung der Vorlage, bekr. Beitritt der
Ttadl zur Arbeitsgemeinschaft für Schulzahnpflege
Februar 1925. 175
und Errichtung von 2 Schulzahnkliniken für die Ver
waltungsbezirke Tiergarten und Prenzlauer Verg.
(Drucks. 138).
Ich eröffne die erste Beratung. Das Wort hat der
Herr Stadtv. Dr. Kirchner.
Stadtv. Dr. Kirchner: Meine Damen und Herren!
Diese Vorlage interessiert uns vom ärztlichen Stand
punkt aus außerordentlich. Es wird Ihnen vielleicht
nicht bekannt sein, daß vor 17 Jahren sich eine Anzahl
von hervorragenden Männern und Frauen, Zahn
ärzten, Aerzten, auch Leuten aus dem Publikum zu
sammengetan hat, um für die Schulzahnpflege, für
die Pflege der Zähne unserer die Schule besuchenden
Jugend etwas Durchgreifendes zu tun.
Wir haben damals durch Zusammenbringung
nicht unerheblicher Mittel eine Anzahl von Schul-
Zahnkliniken errichten können, nicht nur in den ver
schiedensten Teilen von Alt-Berlin, sondern auch in
den Vororten. Wir hatten uns damals den Plan so
entwickelt, daß wir für je 20 000 Schulkinder eine
Schulzahnklinik errichten wollten. Bei der damaligen
Zahl von Schülern waren wir der Ansicht, daß für
Alt-Berlin mindestens 12 Schulzahnkliniken erforder
lich wären. Wir haben es leider in Alt-Berlin nur
zu 4 Schulzahnkliniken gebracht. Das lag daran, daß
der Krieg ausbrach und daß es nicht mehr möglich
war, weitere ausreichende Mittel, die erforderlich
waren, heranzuschaffen.
So mußte die von allen Seiten als segensreich
anerkannte Einrichtung ins Stocken geraten.
Wir haben damals weitgehende Unterstützung
seitens des Magistrats und der städtischen Behörden
von Berlin erfahren, wir haben es auf diese Weise
fertig bringen können, daß, wie jetzt die statistischen
Erhebungen ergeben haben, die Zahl der schlechten
Zähne unter unseren Schulkindern in einer ganz er
heblichen Weise zurückgegangen ist. Deswegen be
steht unser dringendes Bestreben darin, daß man jetzt,
wo die wirtschaftlichen Verhältnisse besser sind, den
von uns eingeleiteten Schritt weiter macht, daß man
dahin kommt, eine größere Anzahl von Schulzahn
kliniken einzurichten und dafür sorgt, daß die Zähne
unserer Jugend wirklich dauernd gut bleiben.
Meine Damen und Herren! Die Schulzahnpflege
hat nicht nur den Zweck, die Schüler selber bei einem
gesunden Gebiß und einem gesunden Leben zu er
halten, sondern durch die Pflege der Zähne der Schul
jugend die Bevölkerung auf die Wichtigkeit der Zahn
pflege für das ganze Leben aufmerksam zu machen.
Wir sind der Ansicht, daß es notwendig ist, unsere
Jugend auch vor dem Eintritt in die Schule bei ge
sunden Zähnen zu erhalten und sie womöglich mit
gesunden Zähnen zu erhalten, auch nachdem sie die
Schule verlassen haben. Da kommt besonders die
Pflege der Zähne bei den jungen Leuten in Frage,
die in das nachschulpfli^tige Alter kommen, und weil
da ein besonderes Interesse vorliegt, so haben wir es
für richtig gehalten, Hilfskräfte zu suchen, nicht nur
beim Magistrat, sondern auch bei den Versicherungs
trägern, die ja ein Interesse daran haben, daß auch
die jungen Leute in den Fortbildungs- und Fach
schulen, wie in den Berufsschulen betreut werden.
Aus diesem Grunde und weil die ganze Schul
zahnpflege erhebliche Mittel erfordert, sind wir, das
Lokalkomitee Groß-Berlin für Zahnpflege in den
Schulen, dessen Vorsitzender ich bin, und der Ma
gistrat dazu übergegangen, die .Hilfe der Versicherungs
träger, der Krankenkassen und der Landesversiche
rungsanstalten mit heranzuziehen. Diese Kreise sind
von der Notwendigkeit, mitzuarbeiten, durchdrungen.
Ich bin überzeugt, wenn es uns gelingt, mit diesen
zusammenzuarbeiten und dafür zu sorgen, daß die
ganze große Bevölkerung sich von der Notwendigkeit
dieser Sache überzeugt, daß alle Beteiligten zusammen
wirken, pekuniär und freundschaftlich, daß dann das
erreicht wird, was wir erreichen müssen, nämlich die
Gesundung unserer Bevölkerung auf diesem so wich
tigen Gebiete.
Ich möchte Ihnen eines mitteilen, meine Damen
und Herren, was Sie vielleicht interessieren wird:
Wir haben neulich hier eine Tagung der deutschen
Zahnärzte gehabt. Bei dieser Gelegenheit ist uns mit-