Sitzung am 18. September 1924. 89
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlußi-
fassung des Ausschusses. Wer für die Beschlußfassung
des Ausschusses ist, bitte ich, eine Hand zu erheben.
(Geschieht.)
Das ist die große Mehrheit. Der Ausschußbeschluß
ist angenommen.
Wir kommen nach dein- Beschluß des Aeltestenaus-
schusscs zü der D r i n g l ichke i t s v o rl age des Ma
gistrats, Drucks. 373, betreffend die Gestaltung
des Untergrundbahnhofes Hermannplatz.
Im Aeltestenausschuß ist beschlossen worden, der
Dringlichkeit nicht zu ividersprechen. Wird das Wort
gewünscht? Die erste Beratung ist eröffnet. Das Wort
hat der Herr Stadtv. Koch. Herr Koch ist nicht hier.
Daun hat das Wort der Herr Stadtv. Gutschmidt.
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Stadtv. Gutschmidt: Meine Damen und Herren!
An dieser Vorlage ist zweifellos die gesamte Einwohner
schaft der Stadt Berlin interessiert. Sie werden aber
zugeben, daß dieses Interesse, noch stärker als das all
gemeine ' Interesse, vorhanden ist bei demjenigen Teile
der Bevölkerung, der diesen Bahnhof, der dort gebaut
werben soll, in der Hauptsache benutzen wird. Dieser
Teil der Bevölkerung oder seine Vertretung ist nicht
gehört worden. Er hatte keine Gelegenheit, sich zu dieser
Vorlage zu äußern. Feststeht, daß dieser Teil der
Bevölkerung fast restlos nicht den Kreuzungsbahnhof,
sondern den Gemeinschaftsbahnhof vertritt. Es scheint
so, als ob diese Vorlage in den letzten Instanzen
nicht die nötige Aufmerksamkeit gefunden hat und auf
diese Tatsache ist es wohl zurückzuführen, daß uns
der Magistrat den Kreuzungsbahnhof empfiehlt.
Aus den von mir dargelegten Gründen halte ich
es für notwendig, diese Vorlage nochmals einer ernsten
Kommissionsberatung zu unterziehen und ich schlage
Ihnen infolgedessen im Aufträge meiner Fraktion vor,
diese Vorlage einem Ausschuß zu überweisen.
Stadtv. Koch: Meine Damen und Herren! Auch
mir sind nicht in der Lage, heute schon endgültig zu
dieser Vorlage Stellung zu nehmen. Infolgedessen haben
wir uns entschlossen, bei Ihnen auch Ausschuhberatung
zu beantragen Und dies um so mehr, als es zu unserer
Kenntnis gekommen ist, daß diese ganze Angelegenheit
die zunächst Beteiligten, das Bezirksamt und die Be-
zirksversammlung Neukölln noch gar nicht beschäftigt
hat. Es ist wohl durchaus notwendig, daß erst die
nächst interessierten Kreise dazu Stellung nehmen. Des
wegen beantragen wir Ausschiußberatung.
Stadtv. Dr. Klinckhard: Meine Damen und
Herren! Ich Möchte mich gegen den Antrag auf Aus
schußberatung aussprechen
(Zuruf links: Das war zu erwarten!)
und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es nicht
zutrifft, daß die einzelnen Persönlichkeiten der Gemeinde
verwaltung in Neukölln sich mit der Angelegenheit noch
nicht beschäftigt hätten. Sie missen ja dojch selbst, daß
vorausgehend hier von der Stadtverordnetenversammlung
ein Ausschuß eingesetzt war und zwar ein gemischter
Ausschuß des Magistrats und der Stadtverordnetenver
sammlung, der sich mit der Angelegenheit beschäftigt
hat. In diesem Ausschuß waren die Vertreter der in
Frage kommenden Bezirksämter zugegen. Ich erinnere
mich genau, daß der Herr Bürgermeister von "Neukölln
damals das Wort ergriffen, seinen Standpunkt hier
vertreten und seine Ausführungen dazu gemacht hat.
Die Frage ist viel zu sehr eine technische Frage, als
das; man sie starker von dem Geschmacks- und dem
Gefühlsstandpunkte aus beurteilen kann. Wenn Sie,
Wie die Vorlage auch ausführt, gesehen haben, daß
eigentlich diejenigen Persönlichkeiten, die mit Fachkenut-
uissen und Sachlichkeit die Sache objektivst geprüft haben
— ich nenne Ihnen die Hoch- und Untergrundbahn,
bezw. die Nordsüdbechn-Aksieugesellschaft, ich,nenne Ihnen
den altbewährten Berater in Hoch« und Untergrund«
bahnfragen, Gehet in rat Kemman, ich nenne Ihnen den
Polizeipräsidenten von hier, der sich über die Eisenbahn
direktion darin beraten läßt — sich für den Kreuzungs-
bahnhof ausgesprochen haben, dann müssen Sie doch
darüber klar sein, daß diese Frage „Kreuzungsbahn
hof oder Gemeinschaftsbahnhof" so intensiv durchberateu
und soviel darüber gesprochen ist, daß es unrichtig wäre,
wenn man in diesem Augenblick dem Bau . in die
Arme fallen und durch eine Ausschußperweisung die
Unterbrechung des Baues herbeiführen wollte. Das wird
aber der Fall sein, weitn die Sache erst wieder in
alle möglichen Gremien, alle möglichen Kommissionen
hineinkommt, und mir werden nicht weiter kommen
mit unserem Projekt zum Schaden des Streckenbaues
und zum Schaden der Allgemeinheit.
Ich will mich darauf beschränken und nicht auf
die technischen Details eingehen, was ich mir Vorbehalten
würde, sofern wir in der Diskussion fortfahren. Ich
bitte, da die Angelegenheit in so vielen Fragen über
all durchgesprochen ist und Neukölln sich ja nicht seit
kurzem erst, sondern seit Jahren auch in seiner Ge
meindeverwaltung damit beschäftigt, daß Sie die Frage
als spruchreif ansehen, genau wie es der Magistrat
getan hat, und sich für den Standpunkt des Magistrats,
für den Kreuznugsbahnhof, aussprechen.
Borst. Haß: Es ist der Antrag gestellt worden, die
Vorlage einem Ausschuß zu überweisen. Wer. für Aus
schußberatung ist, bitte ich, eine Hand zu erheben.
(Geschieht.)
Das ist die Mehrheit, es ist Astsschußberatung beschlossen.
Vielleicht wäre es' angebracht, noch heute diesen Aus
schuß zu ernennen, damit in diesen 14 Tagen gearbeitet
werden kann. Ich bitte also die Fraktionen, noch heute,
die Ausschußmitglieder zu ernennen.
Wir kommen dann zu P u n k t 6 der Tagesordnung,
Drucks. 351:
I. und II. Beratung der Vorlage betr. Neubau
eines Lpzeums in Friebrichshagen.
Ich eröffne die erste Beratung, keine Wortmeldung,
schließe sie. Ich eröffne die zweite Beratung, keine
'Wortmeldung, schließe sie. Kein Widerspruch. Vor
lage ist "angenommen.
Punkt 7 der Tagesordnung:
I. und II. Beratung der Vorlagen
Drucks. 355 und 370 &) betr. Ankauf eines an der
Greifswalder-r Grelle gelter-, und Naugarder
Straße in Berlin belesenen Grundstücks,
Drucks. 357 und 370 b) betr. Verkauf eines 11 qm
großen Baumaske an der Berliner Straße 10
in Niederfchöneweive,
Drucks. 358 und 370 c) betr. Erwerb eines an der
Dahlemer Straße zu Lichterfelde belesenen
Grundstückes im Wege des Austausches,
Drucks. 359 und 370 d) betr. Bergebung eines
Teiles des Siedlungsgeländes im Falkenha»
gener Felde in Spandau-
Drucks. 360 und 370 e) betr. Ankaufs eines 3,4128
ha großen Geländes in Lichtenrade.
Das Wort als Berichterstatter hat der Herr Stadtv.
Gronewaldt.
Stadtv. Gronewald (als Berichterstatter): Meine
Damen und Herren! Sie finden unter Drucks. 370 die
Beschlüsse des Ausschusses abgedruckt, sjo daß ich einen
Bericht eigentlich'nicht nötig habe. Denn die Fraktionen
sind ja in dem Verkaufsausschuß vertreten gewesen und
die Vertreter haben sich schlüssig gemacht, ihre Fraktionen
dahin zu verständigen, daß sie sich mit dieser Vorlage,
wie sie in Drucks. 370 steht, einverstanden erklären wollen.
Ich möchte nur noch sagen, daß wir der Versammlung
folgende Beschlußfassung empfehlen:
Die Versammlung ist mit der Vergebung von Ge
lände im Falkenhagener Felde in Spandau int Wege
des Erbbaurechts unter den in der Magistratsvorlage
vom 11. September 1924 gestellten Bedingungen ledig
lich au diejenigen 32 Siedler einverstanden, die bereits
die Bauerlaubnis erhalten und Bauvorbereitnngen ge
troffen haben. Bei Abschluß des Erbbauvertrages ist
durch Eintragung in Abteilung II des Grundbuches die
Verpflichtung der Erbbauberechtigten zur Tragung der
Kosten für die eventuelle erste Anlegung der Straßen
sicherzustellen.
Das Bezirksamt wird ersucht, die Erbbauberechtigten
zu einer Genossenschaft zusammenzuschließen.
Soviel ich inzwischen erfahren habe, hat Spandau da-