Sitzung am 18.
Was ist denn beabsichtigt? Sie entsinnen sich der
Zapfstellen für Benzol in Berlin, die errichtet werden
sollten. Die Stadtverordnetenversammlung hat diese
Borlage nicht zur Verabschiedung gebracht. Gerade die
Bolkspartei war die Hemmung.
(Stadtv. Dr. Caspare: Sehr richtig!
Wir rühmen uns dessen heute noch!)
Na bitte, Sie gehen nämlich mit mir konform. Ich habe
mich (damals sehr stark gegen die Errichtung
der Benzin-- und Benzolzapfstellen durch
eine (Gesellschaft -gewendet, weil diese Ueber*
traguug an eine Erwerbsgesellschaft, die nicht unter
öffentlicher Kontrolle steht, die Errichtung der
Monopolisierung der Benzinversorgung
für alle kleinen Fahrzeuge Berlins bedeuten würde.
(Sehr richtig!)
Wer die Geschichte der Standart Oil Comp, kennt, wer
weiß, wie der Anfang bei den Krämern mit einfachen
primitiven Anlagen war, um sich auf diese Weise das
Monopol in Europa zu sichern, der muß dafür sorgen,
daß die Versorgung mit einein so wichtigen Stoss tote
Benzol an unsere Berliner Antos, an unsere Berliner
Kraftwagen nicht in die Hand irgend einer Privat
gesellschaft gelegt werden kann.
(Stadtv. Dr. Caspari: Nicht einer, sondern vieler!)
Es ist Aufgabe der Stadt Berliit, hier die öffentlichen
Interessen zu schützen und wahrzunehmen. Hier diese
Oleum A.-G. ist in ihrer Wirkung weiter nichts, als
ein Versuch, die B e n zo l v e r so r g u n g Berlins
zu monopolisieren. Wir wenden uns dagegen,
weil keinerlei Garantie gegeben ist, daß diese Oleum
A.-G. irgendwie die öffentlichen Interessen schützt, weil
keine Garantie gegeben ist, daß die städtischen Körper
schaften hier ihren entscheidenden Einfluß ausüben
können.
Aus diesem Grunde fragen wir: Will der ‘Ma
gistrat diese Maßnahmen billigen, kirnt und will er das
wirtschaftlich und rechtlich verhindern? Darüber wünschen
wir zunächst Auskunft. Im kommunal-politischen In
teresse wünschen wir, daß diese Neuerrichtung dieser
Gesellschaft unterbleibt, weil sie nicht die kommunal-
politischen Interessen der Stadt Berlin berücksichtigt.
(Zustimmung und Bravorufe bei den Kommunisten.)
| X
Borst. Haß: Zur Beantwortung der Anfrage Herr
Stadtrat Busch.
Stadtrat Busch: Meine Damen und Herren! Ter
Anfrage des Herrn Kollegen Stolt liegt ein grundsätzlicher
Irrtum zugrunde. Es handelt sich nicht um eine Ge
sellschaft, der der Handel mit Ocl oder Benzol über
tragen wird, sondern die zu weiter nichts errichtet wird,
als zur Lagerung und zur Beförderung von Ocl. Es
handelt sich also um die Errichtung eines ganz einfachen
Lagereigeschäfts.
Meine Herrschaften, an dieser Gesellschaft, die mit
100 000 M Kapital begründet werden soll, wird die
Stadt Berlin qua Gaswerke A.-G. mit 40 pCt. be
teiligt sein, und zwar, ohne, daß sie für die Aktien etwas
zahlt. Sie bekommt sie für ihre drei Grundstücke, die
der Gesellschaft nicht, wie Herr Stolt sagt, überlassen,
sondern ihr lediglich verpachtet werden. Das ist das
gute Recht der Gaswerke A.-G. Dafür bekommt sie einen
! gewissen Prozentsatz. Ebenso hat die „Behala" 2 Grund
tücke, die sie berechtigt ist, zu verpachten. Die werden
auch der Gesellschaft weiter verpachtet. Dadurch werden
5 geeignete Orte in Berlin, die für diese Lagerung ge
eignet sind, unter einen Hut gebracht. Es ist also nur
eine Zweckmäßigkeitsgesellschaft. ■
Sie wissen ja, meine Damen und Herren, daß loir an
der „Behala" mit 25 pCt. beteiligt sind, und wenn wir
hier 40 pCt. bekommen, so haben wir an dieser neuen
Gesellschaft über 50 pCt.
Nun möchte ich auf die einzelnen Fragen ein
gehen: '
1. Warum wird der Stadtverordnetenversammlung
keine Vorlage unterbreitet und ihre Zustimmung einge
holt? — Ja, meine Herrschaften, weil die Gaswerke
A.-G. einfach berechtigt ist, zu verpachten. Sie braucht
Dezember 1924. 295
die Stadtverordnetenversammlung dieserhalb nicht zu
fragen.
(Widerspruch rechts. — Zuruf links: Woraus
geht das hervor?)
Jawohl, zu diesem Geschäft ist die Gaswerkdirektion be
rechtigt. Sie hat ihren Aufsichtsrat nur zu fragen.
Dieser Wufsichtsrat hat sich damit einverstanden er
klärt, und damit ist die Sache erledigt.
Dann 3 Kairn die Berliner-Hafenlagerhaus-A.-G.
eigenmächtig und im Gegensatz zu dem mit der Stadt
Berlin getätigten Vertrage städtisches Gelände Dritten
überlassen? — Meine Damen und Herren, nach Be
fragung der Juristen und nach dem ganzen Statut kann
die „Behala" das tun.
(Hört, hört!)
Also, diese Fragen sind mit „Ja" zu beantworten.
Das ist alles, meine Herrschaften, was ich auf diese
Fragen zu beantworten habe.
Vorst. Hatz: Herr Dr. Caspar: beantragt die Be
sprechung dieser Anfrage. Ich stelle die Unterstützungs
frage. — Die Unterstützung reicht aus. Das Wort hat
Herr Stadtv. Linke.
(Zuruf: Ist nicht dä!)
Herr Linke ist nicht dä. Das Wort hat Herr Stadtv.
Dr. Caspari.
Stadtv. <Dr. Caspari: Meine Damen iuttb
Herren! Mit der, Beantwortung der Anfrage durch
Herrn Stadtrat Busch können wir uns in keiner Weise
einverstanden erklären. Sie widerspricht auch dem, was
unsern Vertretern in der Tiefbau-Deputation gesagt
worden ist, in der diese Frage nach der Mitteilung
unserer Vertreter in der Tiefbau-Deputation zur Er
örterung gekommen ist.
Aus'die Frage, wie in Berlin Benzin gelagert werden
soll, wie Benzm verteilt werden soll, ist uns ausdrück
lich gesagt worden, wtr b kämen darüber eine Vorlage.
Wir haben deshalb eine Anfrage, die wir an den Ma
gistrat stellen wollten, zurückgestellt.
Jetzt erklärt Herr Stadtrat Busch, eine Vorlage
wird überhaupt nicht gemacht, sie ist gar nicht nötig,
die „Behala" kann selbständig vorgehen, die Gasge
sellschaft kann selbständig vorgehen.
Meine Damen und Herren, die Gasgescllschaft kann
in dieser Sache nicht selbständig vorgehen; es ist er
forderlich, daß die städtischen Körperschaften ihre Ge
nehmigung Heben. Die Gasgesellschaft ist dazu . ge
gründet, die städtische Bevölkerung m't Gas zu versorgen
und die Gasnebenprodukte zu vertreiben. Jetzt will
man eine neue Ges.lischaft gründen und vollkommen neue
Aufgaben übernehmen.
(Zuruf: Kommunalisierung!)
Es geht unmöglich an, daß über den Weg der städtischen
Gesellschaften was gemacht wird, was Sie als Magistrat
nicht ohne unsere Zustimmung machen düif.n. Das ist
nicht der Zweck, dazu sind die städtischen Gesellschaften
nicht gegründet worden. Wenn der ‘Magistrat auf b'escm
Wege fortschreitet, werden wir die städ ischen Ges lisch f en
auflösen und die Werke wieder in städtische Verwaltung
übernehmen.
Wir haben gegen das Projekt der „Behala" die
schwersten Bedenken. Wir müssen es erst genauer kennen,
genauer, als es heute nach den kurzen Ausführungen
des Herrn Busch zu beurteilen ist, um im einzelnen dar
über sprechen zu können. Ich unterlasse es deshalb
heute. Aber das eine muß ich sagen, daß wir die
schwersten Bedenken dagegm haben, daß der Geschäftskreis
der „Behala" in Berlin noch weiter ausgedehnt wird,
als es schon der Fall ist, daß wir mit dieser Gesellschaft
in immer neue Verträge treten. Schließlich gehört ganz
Berlin den Firmen Schenker und Busch, und das wollen
wir nicht.
Also, Meine DaMen und Herren, wir erwarten vom
Magistrat, daß er uns über die Dinge, die hier von
Herrn Stolt angeregt worden sind, eine Vorlage macht
und nicht zur Gründung einer Gesellschaft schreitet)'ohne
daß wir vorher unsere Zustimmung gegeben habest.
(Stadtv. von Eynern: Sehr richtig!/!)