04 . tadtoerordneten-versmuntung der tadtainde Berlin
.... Sitzung 8. M-- 192l .
ja, es soll sogar vorgekommen sein, daß eineo dieeser
neuen' Stadtrüte während bes Vortrages bes er-
stadtsekeetärs gesagt hat : Herr, ich will nicht wtsien ,
.
was ich unterschreiben soll, sondem wo ich unter-
schreiben soll.
.
(Große Heiterleit rechts -- Zurufe ls.)
Meine Damen und 'Herren, die Bureautratisterung der
Verwaltung nimmt zu . Selbstverständlich müssen diese
Herren Stadträthe ihre Adjutanten haben , und .es
wrb eine große Anzahl von Juristen . neu eingestellt
werden , schlecht bezahlte akabemisch gebildete Leute,
die als Adjutanten unserer Stadträthe die Arden
leisten , die eigentlich die Magistratsmitglieder zu
leisten hätten , die ste aber vermöge - ihrer mangelhaf-
ten Vorbildung mcht leisten können .
.
(Zuruf links : 'Sie sind nicht ernst zu nehwenl)
.
-- Meine- Damen und Herren, nein, Sie sind nicht
nehmen .ernft zu
--
+
(Erneute Zurufe links . )
.
-- Ich gebe Ihnen recht ; Sie alle . kennen "'1a unseren
verehrten Kollegev , den Stadtv . Leo Ostrowski, der
.ol--
uns hier wiederholt angenehm unterhalten hat. Die-
ser Herr Kolle Ostrowsli ist jetzt Stadtrath in Beltn
.geworden .
.
(Große Heiterleit. ) '
.
--
Meine Damen - und Herren, ich kann Ihnen noch an-
dere Namen nennen, aber ich dorf dieses Kapitel
.
wohl schließen, um mich einem wichtigeren Gegen-
r
stande zuzuwenden , der für die Herren vielleicht von
r
größerem Interessie ist, weil - er ste nicht so überaus
peinlich berührt wie alle . diese " Dinge .
--
( Lachen link)-
(s ist eine Binsenwahrheit, die - der Herr Ober-
büermeister ausgesprochen hat , wenn er sagte , daß
laufende ordentliche und in der Regel auch aur-
.
.-ordentliche Ausgaben durch laufende Einnahmen zu
decken sind , daß Anleihen nur zur Fortführung be-
stehender Unternehmungen zu - dienen haben. Es t '
ebenso seibfwerstänblich , daß tetae Agcen oe
gleichzeitige T eckungsvorlage bewilligt werden dürfen .--
Der Herr Oberbürgermeister hat ' erklärt : "Es muß
allerdings auch unzweideutig ousgesponchen werden,
daß die vielfach planlose und ' unverantwortliche Wm-
schaft im Jahre 1920 zahlreiche Ausgaben 'auschrist,
die, an der Not ber Zeit gemessest , -überhaupt nicht
notwendig waren, und haß 'große - Kapitalien ' ange-
legt sind für . Einrichtungen/ aus denen die ' BevöUe-
rung keinen entsprechenden Vorteil gezogen, dies " be-
sonders aäf dem Gebiete des Ernährungs- und Be-
kleidungswesens , auf dem . letzteren allein in den- Vor-
orten zur Zeit etwa 80 Mimonen .* Det Heer Ober-
bürge elfter gibt es also zu , daß eine vielfach plan,.
lose Wirtschaft im verflossenen Etatsjahre geherrscht
hat . . Wir haben fortwährend Hunderte von Millionen
Mark bewilligt, ohne daß wir wußten, woher diese
)
Mimonen genommen werden sollten . A ven
rechtssozialistischer ' Seite ist in den Ausschüssen und
in den Deputationen ausgesprochen worden, . daß wir
dem - Rnin entgegensehen, - wenn wir so - weiter 'wirk-
.
schaften . Aber wir haben aus den Erfahrumn die-
ses zu Ende gehenden Jahres nichts gelernt .
.
gebe zu, daß manche Schäden, die wir jetzt beklagen, .
noch aus ber Zeit der alten Verwang hier ' im
--
. 1
Rosen ' Hause flammen , und ich habe keine - Ver-
anlassung, die alte - Verwcung in Schutz zu ' ne en ; '
..
w
1'
stadtv . Koch (D.-not.)1
schnell wie möglich hier im Herzen von Preußen und
im Herzen von Deutschland . eine absolut' zuverlässige
rote Nepublik gründen.
(Sehr gut ! rechts -- Hu , hul lin . )
Darum hatten Sie es so eilig , mitten im Haushalts-
jahr das Ge 'etz in Kraft treten zu lassen , und nun
sehen Sie die Folgen . Sie haben an die Spitze ' der
Verwaltung die ser Republik Männer berufen, deren
Blick -- ich will mich parlamentarisch ausdrücken --
durch Suchtenntnis in keiner Weise getrübt ist ,
.
( sehr ..gutl rechts)
und Sie sind dem nächgefolgt, indem Sie in den
Bezirken , in denen Sie die Mehrheit haben, dem blu-
tigen D ilettantismus gu gut besoldeten Stadtrats-
stellen verholfcn haben.
(Sehr gutl rechts -- Zurufe ltals . )
Das ist nun einmal die Folge dieser unsertigen Ge-
setzgebung . Diese Verwaltung war natürlich nicht
luftanbe , innerhalb eines halber . Jahres einen Haus-
haltsplan auszustellen . Sie zeigt 1a auch jetzt schon,
wie Herr Kollege Hirsch an einzelnen Beispielen
nachgewiesen hat -- ich brauche dem nicht zu
folgen -- wie mangelhaft ber Verwaltungsapparat
arbeitel Sie wissen das alles selbst aus allen Depu-
.
tutionen, in denen Ste sitzen , und darum würde ich
ja auch nur ein Augurenlächeln bei nen her-
vorrufen , wenn ich von alledem " reden würde , welche
Hilflosigkeit in unsere Stadverwaltung eingezogen ist .
(Sehr gut! . rechts . )
Meine Damen und Herren, die ' Verwaltungskosten
sollten unter dem Gesetze Großberlin sich verringern ,
das Einheitsberlin viel billiger arbeiten, sagte der
Staatssekretär P reuß . Wenn man nur vergleicht,
welche Kosten die 30 Mitglieder - des alten Magistrats
don Berlin verursachlen, welche Kosten ' aber die sechs
Bezirksämter des neuen Berlin verursachen werden ,
so sieht man., daß die -Verwaltungskosten .nicht ver-
mindert , sondern bedeutenb gefliegen sind . und immer
weiter steigen werden.
(Sehr richtig rechts . )
Wir sehen der geschichtelichen Entwicklung -von Groß-
berlin mn großer philosophischer Ruhe entgegen.
(Oh , ohl links .)
Entwickelt es sich geschichtelich . so weiter , wie Sie es
entwickelt haben '.eit dem 1 . Oktober 1920 bis ' heute ,
so endet diese geschiehtliche Entwicklung mit einer
ähnlichen Erscheinung wie in ' einer etwas keineren
Stadt ; aber eines Tages werden - wir von der- Stadt
Löbejühn bei Halle leuen ond 'werden unsero Zah-
r
lungen cinstcllen .
(Sehr richtig!)
Eln Letztes , was wir an diesem Großberlin aus-
zusetzen haben, ist die Bureautratisierun der Verwal-
tung .
,
(Sehr richtig echts . )
Selbstverständlich müssen , da Sie fast nur Männer in
den Magistrat hineingewählt " . haben , die von ' Sach-
.
kenntnis onch leine Ahnung haben ,
(derspruch l)
diese Magistratsmitglieder ihre Unterstätzung durch die
Dureausetretäre , Stabtselretöre , erstadrsekretäre usiv .
haben , die 'e müssen ihnen d :e Schriftsätze fertigen ,
.
11. Sitzg . Stadtv. -V .