[Stadtv. Dr . Heriz, Fragesteller (u. Soz.-'Dem .)l
die gegenüber der ebenszeit bereits mehr als das
Zwanzigsache beträgt, so ist das nich-s acderes als die
Tale, daß es ökonomisch unmöglich ist, für ei n -
Erugnis im freien Handel den . Preis niedrig zu halten ,
während sich die Preise für andere Waren uugehemut dem
.
Weltmarktpreis nähern können .
Deshalb muß aus der gegenwärtigen Notlage die
Erkenninis enthorwachsen, daß der freie Handel in dieser
,
Ware die Ernährung der Bevölkermg gefährdet , und
daß man ihn , ohne die schwersten ilmerpolitischen Kon-
flikte heranfzubeschlvöven, ni cht se sthalten kann.
Sehr wahr ! bei der Ilnabhängigen Sozialdenio-
1
kratischen Fraktion . )
( ist bezeichnend, daß ' nicht nur meine Parteifreunde
diese Meinung vertreten, sondern auch solche H en /
die bis in die - letzten Maie hinein zu den eisrigsten
Verfechtern des freien Handels . gehört haben, Organi-
sationen, mit de ren Hilfe der freie Kartoffelh andel erst
eingeführt worden ist. In der gesteigen Sitzung des
l
P reußischen Landtages hat ber Zentrumsabgeordnete
Gronowski erklärt, wenn er und seine Freunde diese
En ' ckeluug im vergangenen Jahre . vorausgeechtt
hätten , würden sie niemals ihre Zustim .
nrung zur Einführung des freien Kar .
toffelhandels gegeben haben ,
9
(hört, hört ! links)
und in einer Versammlung der Zittaner Stadtverordneten
hat ber de kratischen Reichttagsabgeordnete '' lz, der
9 --
Oberbürgermeister dieser Stadt , der im Vorjahre
,
ebenfalls für den freien Handel eingetreten ist, eine äha-
Erklärung abgegeben . ch der Gefamiverband
christlichen Gewerkschaften , der seine Spige in dem -Deut-
schen Gewerkschaftsbund . hat, hat vor etwa 14 Tagen
seinen Pa rteifreunde , dem Minister H ermes eine t-
l
fießung er Organisation zugehen lassen , in der die
Beschl agn ahm e aller bis zum 1 . November nicht
in ' s reien Handel, in die Verbraucherb ezirke über-
.
gegangenen Ka rtoffeln gefordert wird. Also auch die
Zentrumsarbeiter den den sich ab von dem früher ver-
sochtenen Jdeal der freien Wirtschafts und so rdern ein
behö rdiiches Eingreifen zum chntze der minderdemit-
.
iellen Bevölkerung.
In dem Zusatzant rage, den die Herren von
,
Deutschnationalen Fraktion uns unterbreitet haben, nird
miter onder darauf hingewiesen, es müßten schlrun
alle Vorkehrungen getroffen werden, um das Ver
von Kartoffeln ins Ausland zu unterbinden. Jeder Ver-
such nach dieeser Rng solle mit scheren rafen
belegt we rden. Gegen diesen Grundsatz ist nichts einzu-
wenden. Wir hckben ähnliche Forderungen lange vor den
r1
Herren erhoben . Es würde sehr dankenswert sein, wenn
die Herren von der utschnetionalen Partei diesen
.
Grundsatz nä eimnal an den Stellen durchsetzten,
w
auf die sie selber Einfluß haben .
(sehr ' stig ! bei der Unabhängigen Sozialde -
kratis n Fraktion . )
-Unerspr ist diee Mitteilung durch die Presse -
. gangen, daß inr Rheinland bei rein deutsche Ft en ,
.
naclnr ihnen die Ausfichrerlanbnis von den deut
schen Behörden versagt worden r, 300 . t Kartoffeln
un rin anderes Mal 250 t mu Hilfe der Entent e -
. .
b eh ö rd en ins Auslaab abges den habem
-- 1
(Hört, höre link) '
er ich habe auch begründeten Anlaß, zu lweifeln,
daß die Behörd en in Deutsand ihre Pflicht nach
dieser Nichtung hln tun .
(Zuruf rechts : Die n en en Behörden ! )
ein, Herr Kollege, nicht die neuen Behörden , sondern
der Ernährungsmiu i ster Hermes, der Ihnen doch viel
näher steht .
(Zuruf rechts Ach nee ! 'Da lachen ja die Hühnev !
Das glauben Sie ja selber nicht ! )
Ja, wir haben ja bereits in der letzten ersammlung
beobachtet, daß lSie beie rlei Spruche zu spre chen im-
stande sind , eine in dieser Versamnllnng und eine da
draußen .
(ehr 'gut ! ' links . )
In einer itzung des Rer-clvirtschaftsrates ist
gestern mitgeteilt worden, daß der Reienährungs-
minister Hermes in den letzten Tagen die Ausfuhr von
100 000 Doppelzentuern Kartoffeln an das Ausland ge-
stattet hat .
(Hört, hört ! bei der Unabhängigen lSozialdemo-
kratischen Fraktion . ) -
.
Das läß sich ntit parlamentarischen Worten nicht kenn-
zeichmm.
(Zuruf rs Wenden Sie sich an die Regierungs-
parteien ! )
Ich darf wohl noch weiter hnzufügen, daß auch der
gegenwärtige Notstand in . der Zuckerversorgung
dense n . preistreibertschen Gründen sein Entstehen ver-
dankt wie bei den Kartoffeln . Derselbe Herr , der die
eben erwähnte Mitteilung im Rrtschaftsrat ge-
macht hat , hat auch mitgeteilt , daß diee Reschestände von
Zucker aus der Ernte 1920 mit nehmigung desR
ernährungsministe ' ms an das Aus(and verkauft wer-
durften .
(Hört, hört ! lin . Zuruf rechts Wenden Sie
.
sich an Hermes !)
Je nwch dem sstandpunkt/ den die Herren einnehmen,
.
wird dann ferner erklärt, daß entwe die Agrarier oder,
wenn die Herren hg rarischen Kreisen angehören a
nahestehen, die Händler an der Feuerung schuw s - ,
Wie verhält es sich damit ? lDer preußische Ministe:
präsidenteg hat in einer der letzten Sitzu1gen des
preußischen Staatsaltsanss sses mitgewill, daß
agr ' scht Kreise aus dem istegerlande bei ihm gerbesen
seien und gesor t hätten, daß die Kartoffel
preisesichnachdeutanbe des Dollars zu
richten hätten. Wenn dann also infolge von Speku-
tationen an der Börse oder Mirist in den Reich
finanzen der Wert der Mark fortgesetzt sinkt und derlWert
des Dolla rs steigt, wie jetzt auf 180, dann kostet der
Zentner Kurtoffeln 190 M bei einem L engerpreise im
Jahre 1914 von 2½ bis 3 M .
.
Das ist abe r kein vereinzelles Beispiel . Vor mir
habe . ich ein Interat, in welchem , der Grimmer Land--
i rts ftliche n- und Verkau fsoerein eisekartoffeln
zu laufen sst zum Preise von 61 bis 70. immer
liegt in Vorpommern und ist einer größten Ueberschußn
bezirke für Kartoffeln. Dort werden also schon 61 bis
70 M geboten. Das entsp richt einem Verkaufsp reise
in ädten von annäherab 95 bis 100 M .
le Herren von ' der Deuts ationalen Partei
haben ja aber ein Aushilfsmittel aus dieser chwierigkeit
gefunden. e haben uns angeboten, sie wollten an
die -nderbemittelte Bevölkerung Kartoffeln zu nrigem
Preise lief , genau wie im Vorfahre. e dabei
mrb en., es den - Herren niomals eingefallen