Sikung am 13. Juni 1918.
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Stadtv. Manasse: M. H., bei aller Verehrung und
GChrfurc<t vor Herrn Kollegen Liebenow muß ich doch
sagen : sehr große Gesicht3punkte hat er gerade in die De-
batte über diese Frage nicht hineingeworfen. Aber wir
haben ja seit Jahrzehnten die Erfahrung: wenn große
Gegenstände von Millionen erörtert werden, sind wir
immer großzügig gewesen; aber bei einer so kleinen
Sache. wird immer möglichst viel Kleinliches angehängt
werden. I< möchte hier einmal sagen, meine verehrten
Herren: mir scheint doch aus den lezten Erfahrungen
und Beratungen des Kuratoriums hervorzugehen, daß
das auch nur eine jener Methoden ist, dem neuen Herrn
Direktor, den wir gewählt haben, den Weg nicht über-
mäßig leicht zu machen. Gewiß, ex mag hier und da
temperamentvoll irren; aber im ganzen sind die Erjolge
und Errungenschaften der lezten Jahre nicht nur auf
vie Eigenart dieses Krieges zurückzuführen, sondern auch
zu verbuchen auf die geschickte Organisationstätigkeit dieses
Mannes.
lassen als 5 Personen, damit nicht 15 sich damit behelligen
müssen.
Stadtv, Liebenow: Nach den Ausführungen des
Herrn Kämmeres8, daß nur Berliner Kinder darunter
verstanden sind, daß also Kinder ausschoiden, deren
Mütter bier nicht wohnhaft jind, ziehe ich meinen An-
trag auf Ausschußberatung zurück.
(Bravo!)
Stadtv. Spendig: M. H,., in dem Kuratorium
der städtischen Sparkasse ist mit Ausnahme von zwei
Stimmen dieser Antrag sv beschlosien worden, jedem Ber-
liner Kinte ein Sparkassenbuch von 1+ 4% und, wenn
schon vier Kinder vorhanden sind, den späteren Kind'rn
ein Sparkassenbuch von 10 -/4 zu gewähren. Es würde
bestimmt in der Bevölkerung Berlins Freude erwecken,
wenn wir den neugeborenen Kindern ein Sparkassen-
buch übergeven, und es würde nicht verstanden werden,
ivenn wir beute davon zurückstehen und es den Kindern
nicht gewähren. JI würde bitten, daß wir beschliezen,
es bei dem Antrage des Magistrats zu belassen.
(Sehr richtig!)
Tas sollte ganz besonders erwähnt werden, um die Ar-
beitsfreudigkeit eines Mitarbeiters, der von früh bis
spät seine Schuldigkeit tut, nicht unnüßerweise kleiner
zu gestalten.
M. H., wir streiten hier herum, ob die Kinder mit
einem vder mit sechs Jahren das fürstliche Geschenk
von 1 6 erhalten jollen. Daß die Kinder mit jechs
Jahren noch nicht zum Sparsinn erzogen sind, liegt
hauptsächlich an den Eltern. Nicht den Kindern gilt der
Gedanke, sondern die Eltern sollen daran gewöhnt werden,
ihnen statt Bonbons und Krimsfram zu geben, einen Be-
trag ins Sparbuch zu legen, und das wird auch die
Verwandten, die nicht wissen, was sie Unnüßes schenken
ollen, veranlassen, etivas hinzuzutun. I< bin fest über-
zeugt, daß das einfache Rechenexempel dahin lautet: die
erhöhten Einnahmen der Stadt werden sehr viel höher
werden als die Ausgaben der Stadt. Es kommt hinzu,
daß ein Teil der Bücher gar nicht erhoben wird.
Außerdem ist die Arbeitslast gar nicht groß; denn die
Bücher werden ja gemeinsam geführt, sobald keine neuen
Sinzahlungen stattfinden. I< meine, wenn wir zu diesem
hundertjährigen Tage eine derartig kleine Summe aus-
geben, so ist das nur ein ganz minimaler Baustein zu
ven Summen; die für die Zukunft ausgegeben werden,
um vem Bevölferungszuwachs, der immer geringer wird,
aufzuhelsen. Und wenn Sie, die die großen Summen
zur Auffüllung unseres Menschenmaterials zur Ver-
fügung gestellt haben, diese kleine auch bewilligen, sind
es ja Ihre eigenen Gründe.
Wenn mun gesagt wird, es werden einige Kinder
in Berlin von jenen Unehelichen geboren, die nicht hier-
her gehören, -- ja, wenn die Mütter keine Berlinerinnen
sind, - - ein großer Teil dieser Kinder ist Berliner
Fabrikat, und ich meine, was ist denn schließlt< dabei,
wenn diesen drangsalierten Müttern zu den großen Un-
losten auch noch ein Berliner Pflaster von einer Mark
in die Heimat mitgegeben wird? Das ist dann wenigstens
eine angenehme Erinnerung an ihre seelischen und
körperlichen Schmerzen.
I< möchte Sie bitten, sich den Ausführungen des
Herrn Kämmeres anzuschließen und von der Ausschuß-
beratung äbzusehen. Da wir aber gewöhnt sind, wenn
große Fraktionen - - ich weiß nicht, os feine Fraktion
hinter Herrn Liebenow steht - hier don Antrag 'auf
Ausschußberatung stellen, diesen Antrag anzunehmen,
möchte ich bitten, diesen Ausschuß micht größer sein zu
Stadtv, Rosenow: M. H., ich freue mich sehr,
paß Herr Kollege Liebenosiv seinen Antrag zurück-
gezogen hat. Es läge nun nahe, daß man auf das Wort
verzichtete; aber, meine Herren, allein dex Godanke, daß
wir es mit dem hundertjährigen Jubiläum einer städ-
tischen Einrichtung zu tun haben, muß schon Veranlassung
geben, hier ein paar Worte darüber zu sagen. Wenn
Privatfirmen oder sonstige Geschäftshäuser ein hundert-
jähriges Jubiläum feiern, sv sehen sie sich zur Freude
der Oeffentlichkeit veranlaßk, Stiftungen irgendwelcher
Art zu machen, sei es für die Angestellten oder für an-
dere Zwecke. Hier kommt die Sparkasse, die auch in
hundertjähriger geschäftlicher Tätigkeit viel Geld verdient
bat, dazu, der kommenden jugendlichen Bevölkerung ein
Geschenk entgegenzubringen. I< kann mir nichts Shö-
neres denfen, als daß der jungen Mutter, die eben
ein Kind geboren hat, eine Freude dadurch bereitet
wird, daß ilr ein Sparkassenbuch für das eben gebvrene
Kind ausgehändigt wird, und wenn Sie die Vorlage
gelesen haben, so soll dazu die Mitwirkung der Standes-
beamten herangezogen werden: schon bei der Anmeldung
der Geburt soll der Standesbeamte den Eltern ein Ge-
schenk für das neugeborene Kind überreichen.
Der Herr Kämmerer bat schon ausgeführt, daß
ver praktische Sinn der Sparkassenverwaltung dahin geht,
zu sagen: wenn wir sv viel Bücher ausgeben, sv wird
bas anregend wirkeiwr. Die Eltern, die Paten, die Tanten
werden später Geld in die Sparkassenbücker geben, statt
andere Geschenke zu kaufen.
I< kann mitteilen, daß, als in ver Bevölkferungs-
fommission des Abgeordnetenhauses die Sache zur Sprache
fam und ich dieje Absicht des Magistrats mitteilte, die
Mitteilung freudig aufgenommen wurde, und es wurde
aus bevölkerungspolitischen Rücksfichten beschlossen, die
Staatsregierung zu ersuchen, die Anregung zu geben, daß
bei allen öffentlichen Sparkassen ähnlich verfahren wird.
Wir können da nicht (zurückstehen, und ich bin erfreut,
daß Herr Kollege Liebenow seinen Antrag zurückgezozen
bat, und hoffe, daß der Antrag des Magistrats nunmehr
einstimmig angenommen werden wird.
(Die Versammlung beschl:eßt nach dem Antrage des
Magistrats, wie folgt:
Die Versammlung ist vamit einver tanden, daß
dem 8 15 der Sakung für die Sparkasse der Stadt