Path:
Volume No. 22, 1. November 1917

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue44.1917 (Public Domain)

384 fang am 1 . Novrmbrr lol7. räter -vor Gericht stellen, die die Kriegsnot ausnutzen, die Hungernden unenten und, wie ich schon einmal sagte, versuchen, aus der Not des Volles Gold zu münzen . . lber 'man will diesen' Leuten nicht zu Leibe ; .der heilige . Proftt darf nicht gefährdet werden, weder in der Land- . wirtschafts noch im Handel . Und, meine Herren, es kommt ioch eins hinu ; der Weg soll nicht versperrt werden, auf den die be- sitzende Klasse ihr Vorrecht des Besitzer selbst in der Kriegsernährung geltend macht ; ich meine den Schleich- handel . Es hat mir ein Lächeln abgelockt, als Herr Kollege Kuhlmann mit bedauernder Miene davon sprach , daß der Schleichhandel jetzt außerordentlich eingeengt werde, daß man ihm stark zu Leibe gehe, und daß infolge- desse die Stadtvenvaltmg genötigt sei , Ersatz für die durch den Schleichhandel erlangte Ware zu. schaffen . Meine Herren, das ist das . Eingeständnis, dast bisher durch den Schleichhandel ziemlich bedeutende Mengen . bou Warei - hereingekommen und in gewisse Kreise der . Bevölkerung gekommen sind . Ich brauche das ja nicht erst zu beweisen . Hmderte, Tausende von Beispielen sprechen dafür, daß "" durch den Schmeichhandel eine ganze Menge von Lebensmitteln 'hereinkommt ; aber, meüe Herren, Lebensmittel, die nicht für die ärmeren Klassei bestimmt sind, sondern die, wie das in der Natur des -- Schleichhanbels liegt, so anßero rdeutliche Preise haben, . daß sie eben nr von gewissen Bevorzugten, von der besitzenden Klasse erworben werden können . Meine Herren, dieser Schleichhandel igt eines vor allen Dingen mit absoluter Deutlichkeit ; es sind Lebens- l mittel vorhanden, (sehr richtig 1 ) , es sind mehr Lebensmittel vorhanden , als durch die Nationierung der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden . Wären diese größeren Lebensmittelvorräte nicht -- da, könnte kein Schleichhandel bestehen . Wäre in den Rationeu, diesen paar Pfund Brot, diesem haiben Pfund - Fleisch, den geringen Mengen Zuckee, den sonstigen ge- ringfügigen Lebensmitteln, die wir bekannnen wäre mit diesen Rationen alles erschöpft, vorüber man in Deutschland verfügen kann, dann gäbe es keinen Schleich- , handel . Hier besteht olso die Möglichkeit, eine gan Menge Ware mehr u . erfassen, um die ganze Ratio- nierung für die große Masse des Volles, das heißt für alle, berechter, gleichmäger zu gestalten mld die ationen dor allen Dingen größer 'u gestalten . Das ist es , was ich unter ber ge re chte u Verteilung meine, von der ichd -- ein gangs meiner Ausführungen sprach . Meine Herren, es kann nicht bestritten werden, daß die besitzende klasse auch im Kriege nicht nut gut lebt, daß sie keine Not leider, daß sie genau in derselben Lage sich befindet wie die Selbstversorger sie haben Vorräte Es mag nicht allen so geh ; es sücd auch einige darunter, die die Kanäle noch nicht gefunden haben, oder an die sich niemand herangetraut hat ; man weiß alle die Leute . nicht, die gern etwas ahleu würden . Es wird zwar erall angeboten, nur zu Preisen, wie gesagt, die der- 1 ienige, der nicht gerade za den Reichen zählt , nicht be. streiten kann. Was der Besitzende abe r mehr hat, das wird dem Armen entzen, Wenn diejenigen, die zah. lungsfähig sind, aus dem leichh andel sich Vorräte erwerben, ihre Nation vergrößern, so geht das ber nicht- zahiungsfähigen Masse selbstverständlich ab, wird ihr . abgezogen und verkurzt ' e Nation Meine Herren, ich bestreite nun durchaus nicht . und darums wollte, glaabe ich, vorhin Herr llege' . Mommsen hinaus , daß auch die Minderberniite vom Hunger getrieben, sich im Wege des Schteichha . gewisse kleine Zubußen zu verschaffen suchen . gewiß ; ich bestreite ' das gar nicht . Nur handel sich dabei um so kleine Zubußen, wie sie eben i Mitteln entsprechen . Mit der vorgeschriebenen kommi eben niemand aus, ist es unmöglich, dun kommen , Es ist eine stehende Redensart, daß man irgendwoher bekommt jeder twas, und Leute, lie herumkonnneu , Aerzte, die in ihrem Beruf häufig g die Unsererwährung konstaiteren können, haben mi . sagt : irgend etwas, und sei es eine Kleinigkeit, t schlieszlich jeder auf illegalem Wege durch . den Sch handel auf . Meine Herren, aber darin liegt ja gt --die Ungerechtigkeit ! Warun wird dieser Schl handel nicht so radikal dadurch unterbunden und dai verrichtet, daß man die Ware dort, wo sie erzeugt t beschlagnahmt und se der Allgemeinheit zuführt ? . ist es überflü sst g, 'mit Hilfe eines lExtrawnchers, Extraleerung, sich Ware auf solche Weise zu erwe Ich kann mich -der Ueberugung nicht entschlc daß der Schleichhandel von gewissen Kreisen, die Regelung' unserer Ernährungsverhältnisse sehr r stehen, geradezu begünstigt .wird, um die Möglü zu schaffen, daß die besitzende Klasse sich besser verso kann, auch um die Möglichkeit -haben, hiee da , wo vielleicht Unruhen anrechen könnten , ei mit Hilfe des Schleichhandels rasch etwas hinscl . zu können . Es ist gar kein Geheimnis, daß eine von Munttionswer sich auf diese Weise helfen, ihren Arbeitern etwas ukommen zu lassen ; zu Pr daßdie außerordentlichsoallerdings, essind, wendig ist, höhere Löhne zu zahlen, um diese Preise bringen zu können . Wenn das Pfund Duiter ui und 14M md noch höher berechnet wird, das -- Speck mit 12 und 14 M, wenn Hülsenfrüchte, die . uns nicht zu haben sind , das Pfund mit 2 und bezahlt werden, so sind das unerhörte Preise, die geza hlt werden müssen, weil die Arbeiter diese Zub gebrauchen. Und nan gibt i1en die Möglichkeit, sie zu versch affeu, um sie bei guter Stimnumg zu erhc und nicht vollständig der Entktäftnng anheim s zu lassen .' Es kann den Behanden und auch dem Magi nicht verschwiegen geblieben sein, welchen Umfang Schleichhandel im allgemeinen angenommen hat. gönn e dem Arbeiter natürlich das Wenige, was er durch bekommt ; ich' gönne nur nicht der besitzenden . r daß sie ntit Hilfe ihres Besitzer und ihres Reicht ! höhere Nationen ftir sich in Anspruch nimmt als schwerarbeitende Arbeiter, der kein Geld und keine M lichkeit hat , sich nebenher mehr zu beschaffen, als von der Stadt aus zugaviesen bekommt . Und n ber Magistrat und die Regierung dem Schleichha gegenüber ein Auge zadrücken, wem sie bis zu ei gewissen Grade diesen leichhandel begünstigen, nt . He n, dann machen sie sich eben mitschildig an mgerichten Verteilung , mitschuldig an der Preistreib 1 mitschuldig an den enouen Schwierigkeiten, die Städte mit der Versorgmg mit Lebensmitteln haben . Denn, meine Herren , wozu führt der leichhani , Er führt selbst wieder . dazu, daß Waren verschoben den , daß sich ein Kettenh andel heraushildet, daß Produzenten die Woren solange als möglich zurückhtl um die Gelegenheit abzupassen, b is ein leichhän . kommt, der ihnen höhere Preise zahlt .
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.