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räter -vor Gericht stellen, die die Kriegsnot ausnutzen,
die Hungernden unenten und, wie ich schon einmal
sagte, versuchen, aus der Not des Volles Gold zu münzen .
.
lber 'man will diesen' Leuten nicht zu Leibe ; .der heilige
.
Proftt darf nicht gefährdet werden, weder in der Land-
.
wirtschafts noch im Handel .
Und, meine Herren, es kommt ioch eins hinu ;
der Weg soll nicht versperrt werden, auf den die be-
sitzende Klasse ihr Vorrecht des Besitzer selbst in der
Kriegsernährung geltend macht ; ich meine den Schleich-
handel . Es hat mir ein Lächeln abgelockt, als Herr
Kollege Kuhlmann mit bedauernder Miene davon sprach ,
daß der Schleichhandel jetzt außerordentlich eingeengt
werde, daß man ihm stark zu Leibe gehe, und daß infolge-
desse die Stadtvenvaltmg genötigt sei , Ersatz für die
durch den Schleichhandel erlangte Ware zu. schaffen .
Meine Herren, das ist das . Eingeständnis, dast bisher
durch den Schleichhandel ziemlich bedeutende Mengen
.
bou Warei - hereingekommen und in gewisse Kreise der
.
Bevölkerung gekommen sind . Ich brauche das ja nicht
erst zu beweisen . Hmderte, Tausende von Beispielen
sprechen dafür, daß "" durch den Schmeichhandel eine ganze
Menge von Lebensmitteln 'hereinkommt ; aber, meüe
Herren, Lebensmittel, die nicht für die ärmeren Klassei
bestimmt sind, sondern die, wie das in der Natur des
--
Schleichhanbels liegt, so anßero rdeutliche Preise haben,
.
daß sie eben nr von gewissen Bevorzugten, von der
besitzenden Klasse erworben werden können .
Meine Herren, dieser Schleichhandel igt eines vor
allen Dingen mit absoluter Deutlichkeit ; es sind Lebens-
l
mittel vorhanden,
(sehr richtig 1 )
,
es sind mehr Lebensmittel vorhanden , als durch die
Nationierung der Bevölkerung zur Verfügung gestellt
werden . Wären diese größeren Lebensmittelvorräte nicht
--
da, könnte kein Schleichhandel bestehen . Wäre in den
Rationeu, diesen paar Pfund Brot, diesem haiben Pfund
- Fleisch, den geringen Mengen Zuckee, den sonstigen ge-
ringfügigen Lebensmitteln, die wir bekannnen wäre
mit diesen Rationen alles erschöpft, vorüber man in
Deutschland verfügen kann, dann gäbe es keinen Schleich-
,
handel . Hier besteht olso die Möglichkeit, eine gan
Menge Ware mehr u . erfassen, um die ganze Ratio-
nierung für die große Masse des Volles, das heißt für
alle, berechter, gleichmäger zu gestalten mld die ationen
dor allen Dingen größer 'u gestalten . Das ist es , was
ich unter ber ge re chte u Verteilung meine, von der ichd
--
ein gangs meiner Ausführungen sprach .
Meine Herren, es kann nicht bestritten werden, daß
die besitzende klasse auch im Kriege nicht nut gut lebt,
daß sie keine Not leider, daß sie genau in derselben Lage
sich befindet wie die Selbstversorger sie haben Vorräte
Es mag nicht allen so geh ; es sücd auch einige darunter,
die die Kanäle noch nicht gefunden haben, oder an die
sich niemand herangetraut hat ; man weiß alle die Leute
.
nicht, die gern etwas ahleu würden . Es wird zwar
erall angeboten, nur zu Preisen, wie gesagt, die der-
1
ienige, der nicht gerade za den Reichen zählt , nicht be.
streiten kann. Was der Besitzende abe r mehr hat, das
wird dem Armen entzen, Wenn diejenigen, die zah.
lungsfähig sind, aus dem leichh andel sich Vorräte
erwerben, ihre Nation vergrößern, so geht das ber nicht-
zahiungsfähigen Masse selbstverständlich ab, wird ihr
.
abgezogen und verkurzt ' e Nation
Meine Herren, ich bestreite nun durchaus nicht
.
und darums wollte, glaabe ich, vorhin Herr llege'
.
Mommsen hinaus , daß auch die Minderberniite
vom Hunger getrieben, sich im Wege des Schteichha
.
gewisse kleine Zubußen zu verschaffen suchen .
gewiß ; ich bestreite ' das gar nicht . Nur handel
sich dabei um so kleine Zubußen, wie sie eben i
Mitteln entsprechen . Mit der vorgeschriebenen
kommi eben niemand aus, ist es unmöglich, dun
kommen , Es ist eine stehende Redensart, daß man
irgendwoher bekommt jeder twas, und Leute, lie
herumkonnneu , Aerzte, die in ihrem Beruf häufig g
die Unsererwährung konstaiteren können, haben mi
.
sagt : irgend etwas, und sei es eine Kleinigkeit, t
schlieszlich jeder auf illegalem Wege durch . den Sch
handel auf . Meine Herren, aber darin liegt ja gt
--die Ungerechtigkeit ! Warun wird dieser Schl
handel nicht so radikal dadurch unterbunden und dai
verrichtet, daß man die Ware dort, wo sie erzeugt t
beschlagnahmt und se der Allgemeinheit zuführt ?
.
ist es überflü sst g, 'mit Hilfe eines lExtrawnchers,
Extraleerung, sich Ware auf solche Weise zu erwe
Ich kann mich -der Ueberugung nicht entschlc
daß der Schleichhandel von gewissen Kreisen, die
Regelung' unserer Ernährungsverhältnisse sehr
r
stehen, geradezu begünstigt .wird, um die Möglü
zu schaffen, daß die besitzende Klasse sich besser verso
kann, auch um die Möglichkeit -haben, hiee
da , wo vielleicht Unruhen anrechen könnten , ei
mit Hilfe des Schleichhandels rasch etwas hinscl
.
zu können . Es ist gar kein Geheimnis, daß eine
von Munttionswer sich auf diese Weise helfen,
ihren Arbeitern etwas ukommen zu lassen ; zu Pr
daßdie außerordentlichsoallerdings, essind,
wendig ist, höhere Löhne zu zahlen, um diese Preise
bringen zu können . Wenn das Pfund Duiter ui
und 14M md noch höher berechnet wird, das
--
Speck mit 12 und 14 M, wenn Hülsenfrüchte, die
.
uns nicht zu haben sind , das Pfund mit 2 und
bezahlt werden, so sind das unerhörte Preise, die
geza hlt werden müssen, weil die Arbeiter diese Zub
gebrauchen. Und nan gibt i1en die Möglichkeit, sie
zu versch affeu, um sie bei guter Stimnumg zu erhc
und nicht vollständig der Entktäftnng anheim s
zu lassen .'
Es kann den Behanden und auch dem Magi
nicht verschwiegen geblieben sein, welchen Umfang
Schleichhandel im allgemeinen angenommen hat.
gönn e dem Arbeiter natürlich das Wenige, was er
durch bekommt ; ich' gönne nur nicht der besitzenden
. r
daß sie ntit Hilfe ihres Besitzer und ihres Reicht !
höhere Nationen ftir sich in Anspruch nimmt als
schwerarbeitende Arbeiter, der kein Geld und keine M
lichkeit hat , sich nebenher mehr zu beschaffen, als
von der Stadt aus zugaviesen bekommt . Und n
ber Magistrat und die Regierung dem Schleichha
gegenüber ein Auge zadrücken, wem sie bis zu ei
gewissen Grade diesen leichhandel begünstigen, nt
.
He n, dann machen sie sich eben mitschildig an
mgerichten Verteilung , mitschuldig an der Preistreib
1
mitschuldig an den enouen Schwierigkeiten, die
Städte mit der Versorgmg mit Lebensmitteln haben .
Denn, meine Herren , wozu führt der leichhani
,
Er führt selbst wieder . dazu, daß Waren verschoben
den , daß sich ein Kettenh andel heraushildet, daß
Produzenten die Woren solange als möglich zurückhtl
um die Gelegenheit abzupassen, b is ein leichhän
.
kommt, der ihnen höhere Preise zahlt .